P.O.S. Marketing Foto: © haveseen – Fotolia.com Einkaufen hat viele Facetten. Abhängig vom gekauften Gut und der aktuellen Befindlichkeit des Shoppers reicht die Bandbreite von lästiger Bedarfsdeckung bis hin zur hochemotionalen Belohnung. Das macht es dem Handel und der Industrie nicht gerade leichter, den Shopper abzuholen und ihm ein individuelles Einkaufserlebnis zu schaffen. Emanzipierte Shopper S elbst wenn der Händler seine falsch. Derzeit gibt es eine breite Dis- aus Shopper noch kennt (hier gibt kussion, wie das Shopperverständnis tracking, Shopper-Boxen, Kunden- es große Unterschiede, abhängig vom systematisch und strukturell in die laufstudien, Fokusgruppen, Haus- Handelsformat), so fällt es der Indus- Gestaltung von Produkten und Maß- haltspanel und Kundenkarten sind trie extrem schwer, mit ein nahmen im Handel umgesetzt werden nur einige Maßnahmen die helfen und können, das Verhalten des Shoppers Udo Voßhenrich, Geschäftsführer der POS-Tuning GmbH, Bad Salzuflen Produkt kann. So ist es sicherlich essentiell für in unterschiedlichsten Han- demselben das Category Management, dass man delslandschaften eine – vom Sortimentsoptimierung dem Hintergrund unterschiedlicher Großfläche – seine Shopper Shoppergruppen und deren Verhalten zu erreichen. Shopper Re- am Point of Sale macht. Shopper search ist das Zauberwort, Research ist also quasi notwendige oder anders: Wer ist mein Voraussetzung Shopper und warum? Wer Management. das Um die Wünsche und Bedürfnisse Management denkt, liegt des Shoppers zu ermitteln, eignet sich womöglich ein ganzes Portfolio von Maßnahmen ganz Eye- Category bei dieser Frage an Category nicht Marktforschung. vor Convenience Store bis zur für der Eyetracking ist eine der Maßnahmen, mit denen das Verhalten des Shoppers untersucht werden kann. Foto: © www.premiumpresse.de 2 | P.O.S. kompakt | 8.2011 POS_Tuning_1.indd 2 28.11.2011 07:38:18 P.O.S. Marketing am Point of Sale zu verstehen und die Recherche, sondern in vielen Fäl- daraus ein zukünftiges Verhalten len auch schon gleich der Verkauf. abzuleiten. Die Retourenprozesse von Amazon, Langer Rede kurzer Sinn: Was wir Esprit und anderen Webshop-Betrei- brauchen sind Daten und Erkennt- bern sind so shopperfreundlich, dass nisse über das Verhalten des Shoppers eine Rücksendung keine Kaufbarriere am Point of Sale. Das Dumme ist nur, mehr darstellt. Im Gegenteil: Wo dass das Verhalten des Shoppers können Sie heute im stationären Ein- schon vor Eintritt in den Markt mas- zelhandel einen Fernseher oder einen siv beeinflusst wird. Werbung, Mar- Mantel kaufen und diesen – ohne ken und Information steuern einen große Diskussionen – gegen Rück- Teil des Verhaltens; Bedürfnisse und erstattung des Kaufbetrages nach drei Impulse sind weitere Parameter, die Tagen wieder in den Laden bringen? Einfluß auf das Verhalten des Shop- Doch nicht nur bei hochwertigen pers nehmen. Und, last but not least, Investitionsgütern macht das Internet sind da noch die ganz persönlichen Dampf. Firmen wie „LeShop.ch“ aus Empfindungen wie Stress und Eile der Schweiz beweisen, dass auch oder Ruhe und Gelassenheit. Lebensmittel mittlerweile ohne Prob- Handel und Industrie müssen diese leme – und mit entsprechenden Mar- Erkenntnisse am Point of Sale umset- gen – über das Internet bezogen wer- zen und dafür sorgen, dass der Mix den können. Internetseiten wie „foodwatch.de“ (oben) und Apps wie „barcoo“ versetzen den Kunden in die Lage, die Angebote von Industrie und Handel am Point of Sale zu prüfen und über „Social Media“ Netzwerke Meinung anderer Shopper Fotos: oben © www.footwatch.de, und Verbraucher einzuholen. aus Information, Shopping Mission Nicht zuletzt der vielbeschworene und Emotion am Point of Sale zu demographische Wandel, die zuneh- einem Einkaufserlebnis für den Shop- mende Zahl an Single-Haushalten per wird. Dabei wird dieser immer und die Beanspruchung der Men- anspruchsvoller. Kurze Wartezeiten schen im Job und in der Familie füh- an den Kassen, ein verständliches und ren wohl dazu, dass der zeitsparende anregendes Ladenlayout, eine gute Online-Einkauf beliebter ren, an der ihm freundliche Mitar- Orientierung am Regal und die Ver- wird. Eine der größten Online-Käu- beiter den schweren Wocheneinkauf fügbarkeit und Sichtbarkeit der Ware ferschichten sind übrigens Mütter in das Auto packen. im Regal sind mittlerweile „Hygiene- mit kleinen Kindern. Wer diesen faktoren“ beim Einkauf, d.h. sie Shoppertyp schon einmal „live“ im mittlerweile werden vorausgesetzt. Laden erlebt hat, weiß warum… Mittlerweile hat jeder Händler eine immer unten: www.barcoo.com Auch wappnet sich der Handel in Sachen Internet. Hinzu kommt, dass der Shopper Doch der Handel reagiert mittler- eigene App zur Erstellung von Ein- noch nie so auf Augenhöhe mit Han- weile auf diese Trends. Real startet kaufslisten. Hierbei werden Ange- del und Industrie war, wie er es heute in Hannover einen ersten Test mit bote aus dem Handzettel ebenso ist. Jeder Shopper hat ein Mobil- einen „Drive-in Supermarkt“. Per berücksichtigt wie Daten von den telefon. Apps wie „barcoo“, Inter- Internet bestellt der Kunde seine Kundenkarten. Wir sind also ange- netseiten wie „foodwatch.de“ oder Ware und braucht dann nur noch kommen in der Multi-Channel Han- „Lebensmittelklarheit.de“ und Preis- ganz bequem an die „Rampe“ fah- delswelt. Der Kunde informiert sich suchmaschinen à la „idealo.de“ oder multimedial und kauft seine Pro- „billiger.de“ versetzen den Kunden in dukte nicht nur über den stationären die Lage, die Angebote von Industrie Handel, sondern bei Bedarf und je und Handel am Point of Sale zu prü- nach Produkt, Preis und Laune über fen und über „Social Media“ Netz- das Internet irgendwo auf der Welt. werke Meinung anderer Shopper und Doch eins bleibt: Am Ende des Verbraucher einzuholen. Tages werden Geschäfte zwischen Noch schwieriger wird es für den Menschen gemacht. Wenn der statio- stationären Einzelhandel im Bereich näre Handel es schafft, Atmosphäre, der Investitionsgüter – auf Neu- Service, Empathie und Begeisterung deutsch auch „Slow Moving Consu- zu schaffen, dann werden ihm die mer Goods“ genannt. Hier findet die Informationsrecherche schon vor dem Kauf im Internet statt; und nicht nur In Hannover hat -,real jetzt einen ersten Test mit einen „Drive-in Supermarkt gestartet. Kunden nie ausgehen. In diesem Sinne: Happy shopping! Udo Voßhenrich XNiP: FBPRG9 P.O.S. kompakt | 8.2011 | 3 POS_Tuning_1.indd 3 28.11.2011 07:38:19