Mit Geld ist es nicht so gut, wie es ohne schlecht

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34 | KNOWLEDGE Betriebswirtschaft für Fachhändler, Teil 27: Buchhaltung und Controlling
«Mit Geld ist es nicht so gut, wie es
ohne schlecht ist.»
Zitat: Unbekannter Autor.
DER AUTOR
Ruedi Haeny,
Haeny Management
Consulting
PERSÖNLICH
Ruedi Haeny ist lic.oec.
HSG und begann seine berufliche Laufbahn in der
Marktforschung, wechselte
dann in Marketing und Verkauf, wo er verschiedene
leitende Positionen innehatte, zuletzt während 16 Jahren bei Philips Consumer
Electronics. Er war aktiv im
Vorstand des Swico und leitete die IG CE.
Im Februar 2013 gründete
er die Haeny Management
Consulting GmbH. Heute
unterstützt er Firmen bei
der Durchführung von Projekten und begleitet sie bei
der Entwicklung und Umsetzung von Strategien. Zu
seinen Kunden gehören
Fachhändler, Handelsgruppen und Importeure.
www.haeny-consulting.ch
07-08 / 2015
Über die letzte Frage seines Kunden Scheidweg Multimedia musste unser Berater doch etwas schmunzeln. Ausgerechnet der anfänglich so skeptische Franz Scheidweg
war vom Kennzahlen-Cockpit, dessen klarer Verständlichkeit und starker Aussagekraft so begeistert, dass er
sich nun nach weiteren ähnlich praktischen Tools erkundigte (CEtoday Nr. 6/2015).
Bei aller Freude über den geweckten Enthusiasmus
mahnte der Berater jetzt aber zu einem etwas behutsameren Vorgehen. Er empfahl seinem Kunden, zuerst
einmal mit dem Cockpit Erfahrungen zu sammeln. Dann
zeigte er ihm anhand von Beispielen, wie er aus dem Instrument zusätzlichen Nutzen ziehen kann. Es eignet sich
nämlich bestens, um den Mitarbeitenden einfach und
verständlich die Notwendigkeit des Er reichens von Zwischenzielen sowie Sinn und Zweck von einzuleitenden
Massnahmen zu erklären. Die in Ampelfarben angezeigten Tendenzen genügen vollkommen, auf die konkreten
Zahlen muss gar nicht eingegangen werden. Damit wird
das Kontroll- und Lenkungstool gleichzeitig auch noch
zum praktischen Führungsmittel.
Monatliche Liquiditätsplanung ...
Eine Empfehlung hat der Berater aber doch noch in
petto. Im Verlauf der Diskussionen kam nämlich heraus,
dass Scheidweg ab und zu Probleme hat, seine Rechnungen pünktlich zu begleichen. Einmal wurde er deswegen
bei seiner Einkaufsgruppe sogar auf die Sperrliste gesetzt, was zum Verlust von zwei grösseren Aufträgen
führte und damit äusserst unangenehme Konsequenzen
hatte. Daraus ergab sich der Ratschlag, rasch eine monatliche Liquiditätsplanung einzuführen, ein Dokument, das ebenfalls die Buchhaltung erstellen kann. Mit
dieser Planung wird erreicht, dass ein Unternehmen
seine Zahlungsfähigkeit erhalten kann, also jederzeit
liquide bleibt.
Einfach gesagt geht es darum, zu erwartende Einnahmen und geplante Ausgaben zu erfassen und den Monaten, in denen sie anfallen, zuzuordnen. Zusammen mit
dem Kassenbestand und dem Post- und Bankguthaben
lässt sich dann leicht der Liquiditätsüberschuss beziehungsweise der Liquiditätsbedarf errechnen.
Natürlich zeigt auch ein Budget Erträge und Kosten,
aber eben nur auf Jahresbasis. In unserer Branche, die
von starken saisonalen Schwankungen gekennzeichnet
ist, braucht es neben dieser groben Rechnung zusätzlich
eine kurzfristigere Betrachtungsweise, denn nur zu
schnell ist in einem Monat die Kasse einmal leer. Bei
Scheidweg zeichnet sich für Juli solch ein Engpass ab.
Was soll er jetzt tun? Auf der Einnahmenseite kann man
zuerst einmal schneller Rechnungen stellen und säumige Zahler mahnen. Erstaunlich viele Firmen haben in
diesem Bereich grosses Verbesserungspotenzial. Dann
besteht die Möglichkeit, bei grösseren Projekten Anzahlungen zu verlangen, und man kann die den Kunden
gewährten Zahlungsfristen verkürzen. Eventuell sind
noch nicht ausgeschöpfte Kreditlimiten vorhanden, auf
die zurückgegriffen werden kann. Eine sehr effiziente
Lösung ist das Factoring zur Bewirtschaftung der Debitoren. Die Vorteile dürften in vielen Fällen die Kosten
dafür rechtfertigen.
... für den Überblick über die finanzielle Situation
Bei den Ausgaben gibt es sicher nicht zwingende Einkäufe, Anschaffungen und Investitionen, die momentan
verzichtbar sind. Unter Umständen verträgt es der Lagerbestand, noch etwas gesenkt zu werden, und bei den
Lieferanten sollte man versuchen, vorübergehend längere Zahlungsfristen auszuhandeln. Wenn das alles
nicht genügt, bleiben noch das Erhöhen von langfristigen Schulden, die Beschaffung von Fremd- oder Eigenkapital, die Reduktion von Privatbezügen oder das private Einschiessen von Darlehen. Mit Budget, Kennzahlen-Cockpit und Liquiditätsplan fühlt sich Franz Scheidweg gut gewappnet, um nie mehr Massnahmen der
zuletzt genannten Kategorie ergreifen zu müssen. Er
kann sich nun wieder voll und ganz dem widmen, was
er am liebsten macht: sich auf seine Kunden konzentrieren. Dank der installierten Instrumente riskiert er nun
nicht mehr, dabei den Überblick über die finanzielle Situation seiner Firma zu verlieren. Wir wünschen ihm viel
Erfolg dabei!
Lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe, was es bringt,
Kunden zu überraschen und wie wenig es dafür braucht.
Artikel online: www.cetoday.ch Webcode 3157
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