Analgetika II apl. Prof. Dr. med. A. Lupp Institut für Pharmakologie und Toxikologie Universitätsklinikum Jena Drackendorfer Str. 1, 07747 Jena Tel.: (9)325678 oder -88 e-Mail: [email protected] Weitere Nicht-Opioid-Analgetika Flupirtin Wirkungen • mittelstarkes Analgetikum (Wirkstärke zwischen Codein und Morphin) • muskelrelaxierende Wirkung Wirkungsmechanismus • SNEPCO: selective neuronal potassium channel opener → Hemmung aufsteigender nozizeptiver Impulse im Rückenmark durch Aktivierung einwärts gerichteter K+-Kanäle → Stabilisierung Ruhemembranpotential indirekte Hemmung NMDA-Rezeptoren aus: Karow, Lang-Roth: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie Flupirtin Nebenwirkungen • Müdigkeit, Schwindel, verstärkte Wirkung von Alkohol und Sedativa • gastrointestinale Nebenwirkungen: Sodbrennen, Übelkeit, Durchfälle • selten Transaminasenanstieg, Grünfärbung des Harns Indikationen • schmerzhafte Muskelverspannungen • Spannungskopfschmerzen • Dysmenorrhoe • Tumorschmerzen • Schmerzen nach traumatologischen/orthopädischen Operationen Nefopam Wirkungen • mittelstarkes Analgetikum wie Flupirtin Wirkungsmechanismus • evtl. Beeinflussung der absteigenden antinozizeptiven noradrenergen und serotonergen Bahnen • Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin, Dopamin, Serotonin • anticholinerg • antihistaminerg aus: Karow, Lang-Roth: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie (Abstammung von H1-Antagonist Diphenhydramin) • Blockade spannungsabhängiger Na+-Kanäle Nefopam Nebenwirkungen • RR ↑, Herzfrequenz ↑ • gastrointestinale Nebenwirkungen • Schweißausbrüche • Akkomodationsstörungen, Mundtrockenheit, Miktionsstörungen • Schwindel, Konfusionen, Halluzinationen Indikationen • schwere (Tumor-) Schmerzen • Schluckauf Capsaicin Eigenschaften • Paprika-Inhaltsstoff • lokale Gabe (als Pflaster) Wirkungsmechanismus • Agonist am TRPV1-/Vanilloid-Rezeptor → Ausschüttung von Substanz P, Histamin, Prostaglandinen → kontinuierliche Stimulation bewirkt Desensibilisierung der Rezeptoren → Schmerzreduktion Indikation • nicht-diabetische periphere Neuropathie Ziconotid Eigenschaften • synthetisch hergestelltes zyklisches Peptid aus 25 Aminosäuren • dem Gift der im Pazifik lebenden Kegelschnecke Conus magnus (ω-Conotoxin) ähnlich • analgetische Wirkstärke: 1000-fach höher als Morphin Wirkungsmechanismus • Hemmung präsynaptischer N-Typ-Ca2+-Kanäle in primären nozizeptiven afferenten Neuronen → Hemmung Neurotransmitterfreisetzung → Unterbrechung Reizweiterleitung aus: Karow, Lang-Roth: Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie Ziconotid Nebenwirkungen • erhöhte Suizidgefahr • psychiatrische und neurologische Nebenwirkungen Indikationen • intrathekale Gabe bei starken, chronischen Schmerzen - neuropathische Schmerzen - Schmerzen nach Nervenverletzungen, Querschnittslähmung, Amputationen - nach Bandscheibenoperationen - bei Multipler Sklerose - Tumorschmerzen Koanalgetika zur Therapie neuropathischer Schmerzen Koanalgetika • analgetisch wirksam, aber primär nicht als Analgetika entwickelt aus: Karow, Lang-Roth: Pharmakologie und Toxikologie Wirkungsmechanismus • funktionell sehr heterogen Angriffspunkte: - Hemmung von Na+- oder Ca2+-Kanälen → Hemmung der Signalweiterleitung - Hemmung der Wiederaufnahme von NA aus synaptischem Spalt bzw. Hemmung präsynaptischer α2-Autorezeptoren → Verstärkung der noradrenergen Transmission → Verstärkung der absteigenden antinozizeptiven Bahnen - Stimulation präsynaptischer α2-Rezeptoren anderer Neurone → Hemmung der Freisetzung exzitatorischer Neurotransmitter Antidepressiva Koanalgetika Antidepressiva Wirkungsmechanismus • Erhöhung der noradrenergen Transmission durch - Hemmung der Wiederaufnahme von NA und 5-HT in die Nervenendigung → Erhöhung von NA und 5-HT im synaptischen Spalt - Hemmung präsynaptischer α2-Autorezeptoren → erhöhte NA-Freisetzung aus noradrenergem Nervenende • Verstärkung der Transmission in absteigenden antinozizeptiven Bahnen • für analgetische Effekte Beeinflussung der NA-Transmission wichtiger, reine 5-HT-Wiederaufnahme-Hemmer kaum analgetisch • als Koanalgetika Dosierung deutlich niedriger als als Antidepressiva → bessere Verträglichkeit • Einsetzen der Wirkung nach 3-5 Tagen Koanalgetika Antidepressiva Als Koanalgetika eingesetzte Substanzen Amitryptilin • Mittel der 1. Wahl • Hemmung der Wiederaufnahme von NA und 5-HT • zusätzlich: Blockade axonaler Na+-Kanäle → Hemmung der Reizweiterleitung (= lokalanästhetische Wirkung) Duloxetin • Hemmung der Wiederaufnahme von NA und 5-HT • belegte analgetische Wirksamkeit bei diabetischer Neuropathie Koanalgetika Antidepressiva Als Koanalgetika eingesetzte Substanzen Mirtazapin • α2-Antagonist → Erhöhung der NA-Freisetzung durch Hemmung präsynaptischer α2-Autorezeptoren α2-Agonisten Koanalgetika α2-Agonisten Als Koanalgetika eingesetzte Substanzen • Clonidin • zusätzliche α2-agonistische Wirkung auch: Flupirtin, Pethidin (Opioid) Wirkungsmechanismus • Stimulation präsynaptischer α2-Rezeptoren z.B. glutamaterger Neurone → Hemmung der Freisetzung exzitatorischer Neurotransmitter aus der Nervenendigung aus: Karow, Lang-Roth: Pharmakologie und Toxikologie Antikonvulsiva Koanalgetika Antikonvulsiva Wirkungsmechanismus • Blockade von Na+-Kanälen → Hemmung der Signalweiterleitung • Blockade von präsynaptischen Ca2+-Kanälen → Hemmung der Freisetzung exzitatorischer Neurotransmitter aus der Nervenendigung Als Koanalgetika eingesetzte Substanzen • Carbamazepin (Na+-/Ca2+-Kanal-Blockade) • Phenytoin (Na+-Kanal-Blockade) • Valproinsäure (Na+-Kanal-Blockade) • Lamotrigin (Na+-Kanal-Blockade) • Gabapentin, Pregabalin (Ca2+-Kanal-Blockade) aus: Karow, Lang-Roth: Pharmakologie und Toxikologie