Xylella fastidiosa Wells et al. 1987 Niederländischer Name: nicht zutreffend Englischer Name: Leaf scorch diseases on oleander, olive, almond, coffee, pecan, pear, grapevine, amenity tree species, etc.; citrus variegated chlorosis; grapevine Pierces’s disease; plum leaf scald; peach phony disease; dwarf lucerne. Status Xylella fastidiosa (weiterhin abgekürzt: “Xf”) hat in der EU Quarantänestatus; Kategorie IAI; das bedeutet: - Schädlicher Organismus, der in mehreren Pflanzensorten oder pflanzenartigen Produkten vorkommen kann. - Kommt in der EU nicht vor (sofern bekannt) und bringt Risiken für die gesamte Gemeinschaft, also Importkontrolle. Systematik Es betrifft hier eine gramnegative, keine sporenbildende, stäbchenförmige Bakterie. Wirtpflanzen Wirtschaftlich (und/oder gesellschaftlich) wichtige Wirtpflanzen sind: Citrus latifolia (Tahiti-Limette), Citrus reticulata (Mandarine), Citrus reticulata x paradisi (Tangelo), Citrus sinensis (Nabelapfelsine); Vitis rupestris (Sandrebe), Vitis vinifera (Weinrebe); Prunus angustifolia (Portugiesische Lorbeerkirsche), Prunus dulcis (Mandel), Prunus persica (Pfirsich), Prunus salicina (Japanische Pflaume); Pyrus sp. (Birne); Ulmus sp. (Ulme) Nerium oleander (Oleander); Coffea sp. (Kaffee); Medicago sativa (Luzerne), Morus alba (Maulbeere), Acer saccharum, Carya ilinoinensis, Liquidambar styraciflua, Platanus occidentalis. Weiterhin gehören noch verschiedene wilde und/oder wirtschaftlich weniger wichtige Pflanzen und Wirtpflanzen dazu, wie u.a.: Brachiaria sp. (Signalgras), Cynodon sp., Cyperus sp., Digitaria sp., Echinochloa frumentacea (Japanhirse), Fragaria vesca (wilde Erdbeere), Lolium sp. (Weidelgras), Paspalum dilatatum, Passiflora foetida, Quercus rubra, Rubus sp., Trifolium sp. (Klee), Vinca minor und andere. Es gibt auch “symptomlose” Wirtpflanzen, die manchmal sehr leicht austreibende Pflanzenteile aufweisen. Geografische Verbreitung Vorkommensmeldungen von Xf gibt es aus: Asien: [China (Taiwan), Türkei]; Afrika: [Marokko (nicht bestätigt)]; Nordamerika: [Kanada (Ontario), Mexico, USA (27 Staaten)]; Zentralamerika: [Costa Rica]; Südamerika: [Argentinien, Brasilien (9 Staaten), Paraguay, Venezuela]. Europa: 2013 an einem einzigen Ort in Italien gefunden; Maßnahmen getroffen. Biologie Innerhalb der Art (Xf) gibt es verschiedene Stämme, die an die Wirtpflanze gebunden sind oder eine Vorliebe für eine bestimmte Wirtpflanze haben. So hat sich zum Beispiel gezeigt, dass brasilianische Xf-Stämme aus Citrus und Kaffee auf Reben krankheitserregend waren. Es wurde aber in Brasilien noch keine natürliche Infektion bei Reben angetroffen. © 2014 Wageningen. Das Urheberrecht dieser Veröffentlichung liegt bei der Niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Produktsicherheit (NVWA) Nichts aus dieser Ausgabe darf ohne vorheriges Einverständnis der genannten Instanz in irgendeiner Weise vervielfältigt, veröffentlicht oder für kommerzielle Ziele verwendet werden. Version 3 Eingangsdatum: 12-2-2014 Seite 1 von 4 Xf-Stämme aus Reben sind, sofern bisher bekannt ist, nicht krankheitserregend für Pfirsich und XfStämme aus Pfirsich, soweit bekannt, auch nicht für Rebe. Studien nach Wirtpflanzengebundenheit von Stämmen wurden nur spärlich und nicht vollständig durchgeführt. Nach heutigen Einsichten lassen sich gegenwärtig 4 Gruppen unterscheiden, die taxonomisch möglicherweise auf Subspezies-Niveau aufgeführt werden können. Darüber besteht jedoch noch kein einmütiger Konsens. Die wichtigste Art der Verbreitung von Xf über lange Entfernung ist die mit befallenem Pflanzenmaterial und (vegetatives) Vermehrungsmaterial. Über kürzere Entfernung (am Standort) findet die Verbreitung von Xf von Natur aus hauptsächlich durch verschiedene Insekten-Vektoren statt. Die bekannten VektorInsekten kommen im Allgemeinen auf eigene Kraft fliegend nicht weit, aber vom Wind mitgetragen können sie schon über große Entfernungen Xf-Infektionen übertragen. Fast alle Arten der saugenden Insekten, die sich mit Saft aus dem Xylem ernähren (Ordnung der Hemiptera, Familien: Cicadellidae und Cercopidae), sind potenzielle Vektoren für Xf. Unter anderen ist der “Glassy-winged sharpshooter” (Homalodisca coagulata, ein Blattfloh) in der Lage, die Bakterie zu übertragen. Aufnahme durch die Insekten ist sehr effektiv. Die Aufnahme von Xf durch das Insekt geschieht schnell, innerhalb von zwei Stunden. Die Bakterie klebt an den Mundteilen und kann bei der nächsten Nahrungsaufnahme direkt wieder auf eine folgende Pflanze übertragen werden. Xf vermehrt sich zwar im Insekt, zirkuliert aber nicht in der Hämolymphe. Eine Latenzperiode ist für die Übertragung der Bakterie nicht erforderlich. Forschungen in den USA ergaben, dass 75 von 100 untersuchten Pflanzen als (Zwischen-)Gastgeber für Vektorinsekten von Xf dienen können. Die Ansiedlung der Bakterien in natürlichen Vegetationen (potentielles Reservoir für Xf) bildet daher ein großes Risiko. Xf kolonisiert nach Infektion einer Pflanze das Xylem - (holziges) Leitgewebe von Wurzeln, Stängeln und Blättern. In strengen, langen Wintern können Infektionen durch das Aussterben der Bakterie im schlafenden Pflanzengewebe verschwinden. In milden Gebieten mit regelmäßigen Frostperioden kann die Bakterie aber in Pflanzenmaterial, das früh in der Saison infiziert wurde, überleben. Es wurden keine Hinweise gefunden für Krankheitsübertragung durch Kontakt von Rebenzweigen in milden Gebieten mit regelmäßigem Frost. Wahrscheinlich, weil sich die Infektion zu spät entwickelt. Symptome / Schaden Citrus “Variegated chlorosis”. Jung befallene Bäume treiben Pflanzenteile aus und bleiben im Wachstum zurück. Größere und kleinere Zweige können absterben und die Krone wird dünner. Blattsymptome: Zwischen den Blattadern tritt Chlorose auf. Dies sieht aus wie Zinkmangel. An der Blattunterseite, direkt unter den chlorotischen Stellen, entstehen je mehr das Blatt altert kleine, leicht erhöhte, braune und nekrotische Flecke. Grapevine (Weinrebe) “Pierce’s disease”. Plötzliches, partielles, braunes Absterben von Blättern, gefolgt von Gelb- oder Rotverfärbung des angrenzenden Blattgewebes. Die Vertrocknung breitet sich danach weiter über die Blattspreite aus. Diese fällt ab, während der intakte lebende Blattstiel auf seinem Platz sitzen bleibt. Durch unregelmäßige Alterung des Stängels entstehen an ihm braune und grüne Flecken. Peach (Pfirsich) “Phony disease”. Kranke, junge Triebe zeigen verzögertes Wachstum und austreibende Pflanzenteile mit grünerer und dichterer Beblätterung. Seitenzweige wachsen horizontal oder nach unten, wodurch der Baum ein kompaktes und rundes Aussehen erhält. “Leaf scorch” diseases (“Blattbräune”). Braunverfärbung der Blattränder und Spitzen der Blätter. Im Frühstadium der Infizierung kann das Blatt eine leichte Vergilbung aufweisen. Symptombeurteilung ergibt keinen Aufschluss über die Gesundheitssituation der Pflanzen bei Durchfuhr oder Handel. Unauffällige oder neue Infektionen können unbemerkt bleiben. Zinkmangel kann bei Rebe und Citrus vergleichbare Chlorose-Anzeichen wie durch Xf verursachen, doch für einen erfahrenen Betrachter sind die Muster zu erkennen. © 2014 Wageningen. Das Urheberrecht dieser Veröffentlichung liegt bei der Niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Produktsicherheit (NVWA) Nichts aus dieser Ausgabe darf ohne vorheriges Einverständnis der genannten Instanz in irgendeiner Weise vervielfältigt, veröffentlicht oder für kommerzielle Ziele verwendet werden. Version 3 Eingangsdatum: 12-2-2014 Seite 2 von 4 In der Rebenzucht kann ein pflanzenpathogener Schimmel Symptome verursachen, die wie “Pierce’s disease bei Reben aussehen. Diese Krankheit “Esca” kommt in Frankreich in der früheren Saison (Juni/Juli) nach einigen Tagen mit heißem Wetter vor, während sich die Symptome von “Pierce’s disease” offenbaren, nachdem die Verfärbung der Reben eingesetzt hat. Hinweise für das Vorkommen von Vektor-Insekten ist ein weißliches Pulver auf den Oberflächen der Pflanze. Es ist der Rückstand einer wässrigen Ausscheidung. Durch große Mengen Xylemsaft, den die Insekten täglich konsumieren (mehrere hundert Mal ihr eigenes Körpervolumen), scheiden sie viele feuchte Exkremente aus. Diese trocknen zu einem weißlichen Pulver aus. Wahrnehmungs- / Probeentnahmeperiode Container- oder Topfpflanzen, die in warmen Bedingungen gestanden haben, können im Prinzip jederzeit im Laufe des Jahres Symptome zeigen, namentlich einige Wochen nach einer Periode mit schnellem Wachstum. Man m uss im Allgem einen dam it rechnen, dass im Hinblick auf die Entwick lung von Xf dem Zeitpunk t der Sym ptombeurteilung eine Periode m it Pflanzenwac h stum und eine warm e Periode vor aus gegangen s ein m üss en . Namentlich für Reben ist der beste Augenblick für die Wahrnehmung von Symptomen spät in der Saison, nachdem die Verfärbung der Trauben begonnen hat. Abbildungen Citrus mit Chlorose zwischen den Blattadern und an Blattunterseite leicht erhöhte, braune nekrotische Stellen Abgefallene Blattspreite (Traube) Teilweises Blattsterben (“leaf scorch”) Phony disease of peach © 2014 Wageningen. Das Urheberrecht dieser Veröffentlichung liegt bei der Niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Produktsicherheit (NVWA) Nichts aus dieser Ausgabe darf ohne vorheriges Einverständnis der genannten Instanz in irgendeiner Weise vervielfältigt, veröffentlicht oder für kommerzielle Ziele verwendet werden. Version 3 Eingangsdatum: 12-2-2014 Seite 3 von 4 Oben links: Coffea arabica mit Vergilbung und “leaf scorch”; Rechts: Olive mit “leaf scorch” Unten, alle drei: “leaf scorch” bei Oleander Olivenbäume mit “quick decline” (“Verfall”) und “leaf scorch” (“Blattbräune”) © 2014 Wageningen. Das Urheberrecht dieser Veröffentlichung liegt bei der Niederländischen Behörde für Lebensmittel- und Produktsicherheit (NVWA) Nichts aus dieser Ausgabe darf ohne vorheriges Einverständnis der genannten Instanz in irgendeiner Weise vervielfältigt, veröffentlicht oder für kommerzielle Ziele verwendet werden. Version 3 Eingangsdatum: 12-2-2014 Seite 4 von 4