5. Wärmelehre 112 5.4.4 Bei der sehr exakten Messung des Dampfdruckes, s. Abb . 5.14, muß man den hydrostatischen Druck der Flüssigkeitssäule F auf der linken Seite berücksichtigen. Welcher Fehler entsteht in folgendem Beispiel, Höhe der Flüssigkeitssäule 4 mm, Dichte 0,8 g/cm 3 , wenn man das unterläßt? 5.4.5 Man zeichne die Dampfdruckkurve (Ps, T) von Wasser nach Tab . 5.5. Wie ist sie gekrümmt? Abb. 5.19. Zur Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit 5.4.6 Man trage lnps gegen lIT für Wasser nach Tab . 5.5 auf. Wie groß ist die Steigung der Geraden und welche physikalische Bedeutung hat sie? Man berechne daraus Werte für die molare und die spezifische Verdampfungswärme. 5.4.7 Bei 40 0 e Lufttemperatur liegt der Taupunkt bei 20 0 e (Wüstenklima). Wie groß ist die relative Feuchtigkeit? (s. Tab . 5.5). 5.4.8 Aus den kritischen Daten, s. Tab. 5.7, berechne man für Helium das Kovolumen nach van der Waals. Der wievielte Teil des Molvolumens unter Normalbedingungen ist das? Welches gas kinetische Eigenvolumen berechnet sich daraus für das Heliumatom? 5.4.9 Anschließend an Aufgabe 5.4.8 berechne man die van der Waalssche Konstante a für Helium. Wie groß ist der Kohäsionsdruck unter Normalbedingungen? 5.5 Wärmeübertragung Die Natur ist immer bestrebt, Temperaturunterschiede auszugleichen. Wir haben also stets einen Transport von Wärme oder einen Wärmestrom von Stellen höherer Temperatur zu solchen niedrigerer Temperatur, für dessen Größe wir uns jetzt interessieren. Diese Wärmeübertragung kann auf drei Arten vor sich gehen, durch Leitung, Konvektion und Strahlung. 5.5.1 Wärmeleitung. Halten wir einen Metallstab in siedendes Wasser, so fühlen wir, wie das andere Ende auch heiß wird. Es ist also Wärme durch den Stab nach dem kalten Ende übertragen worden. Diesen Übergang können wir uns bei Nichtmetallen etwa so vorstellen, daß die an dem heißen Ende mit größerer Energie schwingenden Moleküle ihre Nachbarn unmittelbar beeinflussen und ihnen weitere Schwingungsenergie übertragen. Man kann auch an regellos laufende, elastische Wellen denken, die den Leistungstransport besorgen. Diesen Vorgang, bei dem mit dem Wärmestrom nur Energie, also nicht Materie, transportiert wird, bezeichen wir als (innere) Wärmeleitung. Wiederholen wir obigen Versuch mit Stäben aus verschiedenem Material, so wird z. B. ein Silber- oder Kupferstab am anderen Ende außerordentlich schnell, ein Zinns tab nur allmählich und ein Holzstab überhaupt nicht heiß. Die Fähigkeit, Wärme zu leiten, das sog. Wärmeleitvermögen, ist also von Stoff zu Stoff verschieden. Metalle, wie Silber und Kupfer, sind sehr gute, Holz ist ein sehr schlechter Wärmeleiter. Um die Wärmeleitfähigkeit quantitativ zu untersuchen, bringen wir einen Stab des betreffenden Materials am unteren Ende in kaltes, am oberen Ende in siedendes Wasser. Im übrigen ist der Stab thermisch möglichst gut isoliert, s. Abb. 5.19. Mit der Zeit stellt sich ein stationärer Zustand ein, bei dem jede Stelle des Stabes eine bestimmte Temperatur angenommen hat. Durch jeden Querschnitt A des Stabes fließt dann von oben nach unten ein konstanter Wärmestrom, den wir durch die Leistung P = LlQ/ Llt, das Verhältnis von transportierter Wärmemenge zu der dafür benötigten Zeit, beschreiben. Es zeigt sich, daß er proportional dem Querschnitt A und dem Temperaturgejäl/e, d. h. der Temperaturdifferenz Tl - T2 dividiert durch die Länge I, ist, also p=LlQ=Ä.A T 1 -T2 Llt I • (5.32) ist eine Stoffkonstante, die Wärmeleitfähigkeit, auch Wärmeleitzahl genannt, s. Tab. 5.8. Die Wärmeleitfähigkeit der Metalle ist ihrer elektrischen Leitfähigkeit annähernd proportional (Wiedemann-Franzsches Gesetz). Dort erfolgt sie also vornehmlich durch Leitungselektronen (Absehn. 6.3.5). Ä Tabelle 5.8. Wärmeleitfähigkeit einiger Stoffe in W/ (cm K) Aluminium Eisen Kupfer Silber Porzellan 2,01 0,71 3,94 4,23 0,01 Holz Glas Wasser Luft Wasserstoff 0,001 - 0,004 0,006-0,01 0,0059 0,00023 0,00155 5.5 Wärmeübertragung Gase sind besonders schlechte Wärmeleiter. Unter ihnen leitet Wasserstoff wegen der großen thermischen Geschwindigkeit seiner Moleküle noch verhältnismäßig gut. Auf der geringen Wärmeleitung der Gase beruht das Leiden/rastsehe Phänomen. Ein Flüssigkeitstropfen, auf eine Unterlage von viel höherer Temperatur gebracht, verdampft nicht sofort, sondern schwirrt längere Zeit über ihr hin und her. Die sich momentan an seiner Oberfläche ausbildende Dampfwolke schützt nämlich den Tropfen vor der unmittelbaren Berührung mit der heißen Unterlage. Für Tropfen von flüssiger Luft auf der flachen Hand gilt entsprechendes. Die geringe Wärmeleitung des Wassers zeigt folgender Versuch. Bringen wir ein beschwertes Stückehen Eis unten in ein Reagenzglas und erwärmen oben das darüberstehende Wasser, so können wir das Wasser zum Sieden bringen, ohne daß das Eis schmilzt. Machen wir den Versuch umgekehrt, indem wir die Eisstückehen oben schwimmen lassen und das Wasser unten erwärmen, so wird das Wasser oben sofort warm und das Eis schmilzt. Jetzt wird nämlich der Temperaturausgleich durch das Aufsteigen des leichteren heißen Wassers sehr stark gefördert. Damit kommen wir zur zweiten Art des Wärmetransports, der Konvektion. 5.5.2 Konvektion. Beim Wärmetransport durch Konvektion bewegt sich die Materie selbst von Stellen höherer Temperatur, wo sie Wärme aufgenommen hat, zu solchen tieferer Temperatur. Im obigen Beispiel wird die Wärme mit dem aufsteigenden heißen Wasser von unten nach oben befördert. Die Konvektion, die also mit einem Massentransport verbunden ist, stellt einen sehr wirksamen Wärmetransport dar. Man unterscheidet einerseits/reie Konvektion, bei der es der Auftrieb ist, der heißes Gas oder heiße Flüssigkeit nach dem Archimedischen Prinzip (Absehn. 3.3.4) nach oben steigen läßt. Erzwungene Konvektion andererseits wird durch äußere Kräfte, z. B. von Ventilatoren verursacht. Im schwerelosen Zustand in einem Raumschiff kann keine freie Konvektion auftreten. - Die Passatwinde entstehen primär durch freie 113 Konvektion von Luftmassen, die in tropischen Regionen stark erhitzt worden sind. Die von einem heißen Körper durch Konvektion an seine Umgebung abgeführte Wärmemenge hängt vom Wärmeübergang an seiner Oberfläche, bzw. in der Grenzzone der Luft, ab. Ein heißes Rohr in strömender Luft gibt um so mehr Wärme ab, je größer die Oberfläche A, je größer der Unterschied der Temperaturen TI und T2 des Körpers und der ankommenden Luft ist und je rascher die Luft am Körper vorbeistreicht. Allgemein ist die Wärmemenge, die in der Zeit LI! durch Wärmeleitung und Konvektion übergeht: LlQ = aA (7j -72)LlI. (5.33) a bezeichnet man als Wärmeübergangszahl. Diese Beziehung gilt stets für den Wärmeübergang zwischen einem Festkörper einerseits und einer Flüssigkeit oder einem Gase andererseits. Die Wärmeübergangszahl a hängt dabei nicht nur von den geometrischen Abmessungen, den Stoffen und deren Oberflächenbeschaffenheit ab, sondern ist natürlich auch für freie und erzwungene Konvektion verschieden . Bei letzterer steigt sie mit der äußeren Strömungsgeschwindigkeit. Laminare und turbulente Strömung führen zu unterschiedlichen Werten, die experimentell zu bestimmen sind. Der Wärmeschutz unserer Kleidung oder von Wärme-Isolierstoffen beruht darauf, daß ein Gewebe oder ein Schaumstoff ein System von luftgefüllten Zellen darstellt, die so klein sind, daß die Konvektion praktisch unterdrückt wird . Die Isolation besorgen die Luftzellen, nicht das Material selbst, das viel besser als Luft die Wärme leitet. Daß auch die dem Körper unmittelbar anliegende Luftschicht eine wesentliche Rolle spielt, erkennen wir daraus, daß ein zu fest sitzender Handschuh nicht wärmt. Die Wärmeisolation unbewegter Luftschichten benutzt man bei Doppelfenstern, Kühlschränken und auch im Kalorimeter, vgl. Abschn. 5.2.1. 5.5.3 Wärmestrahlung. Die Erde empfängt dauernd von der Sonne Wärmeenergie. Da der Raum dazwischen praktisch leer von Materie ist, kann die Wärme weder durch Leitung noch durch Konvektion übertragen werden. Es ist die Energie der von der heißen Sonne ausgestrahlten elektromagnetischen Wellen, d. h. Strahlungsenergie (Abschn. 7.5.3), die beim Auftreffen auf die Erde absorbiert und in Wärme umgewandelt wird. 5. Wärmelehre 114 Aber nicht nur die Sonne ist eine Quelle von Wärmestrahlung, vielmehr strahlen sich alle Körper dauernd gegenseitig Energie zu. Die Strahlungsleistung, die ein Körper abgibt, wächst mit der 4. Potenz der absoluten Temperatur. Die Wärmemenge, die einem Körper der Temperatur Tl sekundlich durch Strahlung verlorengeht, ist proportional T1- T~, wenn die Umgebung die Temperatur T2 hat. Bei T2 > Tl wird er daher erwärmt, bei T2 < Tl kühlt er sich ab. So empfinden wir Kälte, wenn wir mit dem Rücken vor einer kalten Wand sitzen, weil uns diese zu wenig Wärme zustrahlt. Die Wärmeabgabe durch Strahlung wird leicht unterschätzt. So verliert ein Erwachsener bei normaler Umgebungstemperatur je nach der Farbe und Oberflächen beschaffenheit der Kleidung (Abschn. 7.5.3) 5000 bis 7500 kJ am Tage, das sind 25 bis 50070 der Energie aus den täglich zugeführten Lebensmitteln. Als wirksamsten Schutz gegen jede Art der Wärmeübertragung benutzt man doppelwandige Gefäße, deren Zwischenraum evakuiert ist, sog. Vakuummante/gejäße. Bei- spiele aus dem täglichen Leben sind Thermosflaschen, deren Mantel innen mit einem Silber- oder Kupferspiegel versehen ist. Durch den Vakuumrnantel sind Konvektion und Leitung ausgeschaltet, und die Strahlung wird durch die spiegelnden Flächen zurückgeworfen. In solchen Gefäßen läßt sich flüssige Luft tagelang aufbewahren. Aufgaben 5.5.1 Ein Körper kann ausschließlich über einen Kupferstab von 5 cm Länge und 1 cm2 Querschnitt mit einem Temperaturbad von 20 0 e Wärme austauschen, vgl. Abb. 5.19. Welche Temperatur nimmt er an, wenn ihm auf anderem Wege laufend eine Leistung von 40 W als Wärme zugeführt wird? (s. Tab. 5.8). 5.5.2 Ein Draht wird in einer Umgebung von 20 0 e auf einer Temperatur von 40 0 e gehalten (Versuch I) . Von der ihm zugeführten Leistung 20 W gibt er 95 070 durch Wärmeleitung und 5070 durch -strahlung wieder ab. Welche Leistung ist notwendig und wie teilt sich ihr Transport in Wärmeleitung und -strahlung auf, wenn er bei gleicher Umgebung die Temperatur von 400 oe annehmen soll (Versuch II)?