Objekt Prävention im Kerngeschäft – Nachhaltigkeit beim Bau Bau und Betrieb der Unfallkasse Hessen in Frankfurt Da Standortalternativen und neue Mietflächenangebote nicht überzeugten, entschlossen sich die Verantwortlichen der Unfallkasse Hessen (UKH) noch vor Ablauf – im Januar 2006 – des bestehenden Mietvertrages die Verantwortung eines Bauherrn zu übernehmen. Und bei der Entwicklung des eigenen Gebäudes in der Leonard-da-Vinci-Allee am Rebstockpark bewiesen sie Weitblick: Unter strengen Rahmenbedingun­ gen und hohem Zeit- und Kostendruck entstand mit Unterstützung der Bauherrenberater bene Consulting ein Gebäude, das Raum für rund 260 flexibel prozess- und teamorientierte Arbeitsplätze bietet. Und auch ökologisch und energetisch überzeugt. 20 6/2008 N ach zwei Jahren liegen jetzt erste re­ levante Ergebnisse zu den Betriebs­ kosten vor – und übertreffen die Erwar­ tungen. Dass in diesen beiden Jahren ein Drittel der Belegschaft von der Betriebs­ organisation erfolgreich innerhalb des Gebäudes umgezogen wurde, ist ein Be­ weis für die hohe Funktionalität im orga­ nisatorischen und technischen Betrieb und das flexible Nutzungskonzept. www.facility-management.de Objekt Ein Resultat, auf das die Unfallkasse Hessen stolz sein kann und das für alle Beteiligten mehr als eine weitere Refe­ renz ist. Ein Gebäude, das mit Weitblick geplant und gebaut – und präventiv der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte „vorge­ baut“ wurde. Die Ausgangslage Bereits in den Jahren 2001 und 2002 prüfte man bei der UKH dutzende Standortalternativen und Mietflächen­ angebote und erkannte, dass man für ein nachhaltiges Ergebnis selbst die Verant­ wortung des Bauherrn übernehmen muss – und konnte diese Option auf­ grund der frühzeitigen Auseinanderset­ zung mit der Standortfrage ergreifen. Die Rolle des Bauherrn ist gerade bei einem öffentlich rechtlichen Auftragge­ ber mit vielfältigen Aufgaben und Risiken verbunden: Denn rechtliche Rahmenbe­ dingungen, die besondere Verpflichtung einer Unfallkasse gegenüber dem Sozial­ ministerium und die Beachtung der not­ wendigen Entscheidungsstrukturen be­ nötigen Zeit (und Leidenschaft) für die Entscheidungsfindung und Akzeptanz­ sicherung. Die Geschäftsführung sorgte jedoch dafür, dass mit einer adäquaten Projektorganisation und -strategie sowie ausreichenden Personalressourcen mit Einbindung externer Erfahrung und ­Kapazität alle Chancen dieser weit ­reichenden Entscheidungen genutzt ­werden konnten. Zudem befand sich die UKH zu diesem Zeitpunkt bereits in einem Verände­ rungsprozess zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen mit Be­ tonung der Stärken aus der Selbstver­ waltung und der Erkenntnis, dass die Mitarbeiter als wichtigste Ressource auch das perfekte Umfeld für deren ­Leistungserbringung brauchen. Das Ziel war deshalb ehrgeizig: Ein neues Gebäu­ de als Ausdruck der Corporate Identity, mit Wirkung nach innen und außen, als Ressource zur Förderung des Kern­ geschäfts, das den möglichen Verände­ rungen im Rahmen der Selbstverwal­ tung und dabei allen Anforderungen an ökologische Nachhaltigkeit gerecht wird. Heute, nach mehr als zweijähriger Nut­ zungserfahrung beweist das Ergebnis, dass die Entscheidung, selbst ein Gebäu­ de zu entwickeln, richtig war und alle Ziele erreicht wurden. www.facility-management.de Geländeplan und Umfeld des neuen Gebäudekomplexes Daten und Fakten Bauherr/Eigentümer/Nutzer: Unfallkasse Hessen Bauherrenberatung: bene Consulting GmbH, Frankfurt Projektsteuerung: VR Bauregie GmbH, Eschborn Architekt: Braun Volleth Architekten Fachplanung Haustechnik: Schindler Ingenieurgesellschaft GmbH Technische Gebäudesimulation u. Strömungsanalyse: Ingenieurbüro P. Jung, Köln Generalunternehmer: Albert Bau GmbH, Neunkirchen Beginn der Bauarbeiten: August 2004 Fertigstellung: Februar 2006 BGF: 13 900 m² BRI: 53 400 m³ Der Standort Neben den üblichen Entscheidungs­ kriterien (Lage, Verkehrsanbindung, ­Bebaubarkeit, Kaufpreis) war für die UKH auch das Entwicklungspotential im Umfeld wichtig. Nach einer detail­ lierten Standortanalyse und der Prüfung erster Entwurfsstudien entschied man sich für ein Grundstück in der Leonar­ do-da-Vinci-Allee im von Sir Peter ­Eisenmann entwickelten Rebstockpark – als Unternehmen, das dort eine ­Büro­immobilie selbst entwickelt. Der im Bebauungsplan festgeschriebene Gestaltungskodex schrieb für die Ge­bäu­ deentwicklung strenge Rahmenbedin­ gungen vor. So waren z.B. der Baukörper als H-Typ und die unterschiedliche ­Geschosshöhen vorgegeben. Exakte ­Vorgaben für die Planung sollte jedoch nicht nur der Bebauungsplan liefern: Der Bauherr ergänzte die Vorgaben mit sei­ nen konkreten Anforderungen. Dafür wurde in der Phase der Standortauswahl die bene Consulting mit der Bedarfspla­ nung, dem Erstellen eines so genannten Nutzerbedarfsprogrammes sowie mit dem entwickeln einer adäquaten Projektabwicklungsstrate­gie ­beauftragt. Das Nutzerbedarfsprogramm Die Planung des zukünftigen Gebäude­ bedarfs während der Organisationsent­ wicklung ist auf die Mitwirkung jener Führungskräfte angewiesen, die diesen Prozess tragen und verantworten. Die vermeintliche Zusatzbelastung von die­ sen wurde bald als fruchtbare Ergän­ 6/2008 21 Objekt zung und ganzheitlicher Ansatz erkannt. Denn durch die Gleichzeitigkeit konn­ ten die Organisation und das Gebäude gemeinsam entwickelt werden. Der Zielkatalog ließ bereits erkennen, dass die neue UKH nicht nur bei der Prävention von Unfällen, sondern auch beim Bau neue Maßstäbe setzen sollte. Aus dem Unternehmensleitbild wurden konkrete Objektziele in den Themenbe­ reichen „Organisation“, „Mitarbeiter“, „Wirkung“ und „Technik“ abgeleitet und in das Nutzerbedarfsprogramm inte­ griert. Ergebnis des Nutzerbedarfspro­ gramms: Ein kommunikatives Gebäude mit Flexibilität, Team- und Prozessorien­ tierung für die Organisation, ein Gebäu­ de zum Wohlfühlen für die Mitarbeiter, ein Gebäude mit Vorbildwirkung bei ­Ergonomie, Arbeits- und Gesundheits­ schutz, ein Gebäude, das Offenheit und Bescheidenheit demonstriert, ein Ge­ bäude mit individuell beeinflussbarem Raumklima, ökologisch und energie­ wirtschaftlich mit zukunftssicheren Technikkonzepten soll es sein. Die detaillierte Anforderungsbeschrei­ bung von Nutzungskonzept, Raumpro­ gramm, Funktionsschemata, Gebäudeund Ausstattungsstandards waren ein klares Statement und vollständiges, ­he­rausforderndes Briefing für die Planer und wurde vom Vorstand des Unterneh­ mens Ende März 2003 beschlossen. Unfallkasse Hessen Die Unfallkasse Hessen hat den gesetzlichen Auftrag, in den öffentlichen Bereichen des Landes Hessen mit allen geeigneten Mitteln Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten sowie arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu verhüten, nach Eintritt von Arbeitsunfällen oder Berufskrankheiten die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Versicherten mit allen geeigneten Mitteln wiederherzustellen und sie oder ihre Hinterbliebenen durch Geldleistung zu entschädigen. 22 6/2008 Die Projektstrategie Mit der Standortentscheidung und dem Beschluss, nicht zu mieten, sondern selbst zu bauen, wurde vom höchsten Entscheidungsgremium, der Vertreter­ versammlung, auch ein Budgetrahmen verabschiedet. Die Realisierbarkeit der im Nutzerbedarfsprogramm dokumen­ tierten Anforderungen wurde bezüglich der Vorgaben hinsichtlich Budget, ­Termin und Bebaubarkeit geprüft. Das Ergebnis dieser Prüfung ergab, dass die Anforderungen innerhalb des Budget­ rahmens unter Erreichung des Termin­ ziels (Ende 2005) auf dem gewählten Grundstück realisierbar sind. Das Qua­ litätsziel war somit bestätigt. Die Vergabe- und Unternehmereinsatz­ form wurde insbesondere wegen der ­gesetzlichen Rahmenbedingungen, die für den Bauherrn als Körperschaft öf­ fentlichen Rechts relevant sind, und des Termin- und Kostenziels intensiv evalu­ iert. Die Entscheidung für eine General­ planer- und Generalunternehmerbeauf­ tragung fiel auf Basis einer funktionalen Leistungsbeschreibung mit Leitdetails. Das Terminziel, das am Beginn der Standortsuche noch in weiter Ferne lag, war nun sehr nah und nur „sportlich“ erreichbar. Aus zeitlichen Gründen konnte deshalb kein europaweiter Architekturwettbe­ werb durchgeführt werden – die Aus­ wahl musste über ein äußerst straff or­ ganisiertes europaweites VOF-Verfahren erfolgen. Entwurfs- und Konzeptideen sowie weitere Qualitätskriterien der ­Bewerber wurden bei diesem transpa­ renten, fairen und gesetzeskonformen Vorgehen berücksichtigt und dadurch nicht dem billigsten sondern dem wirt­ schaftlichsten Bieter der Zuschlag erteilt. Die professionelle Abwicklung des ­Verfahrens trug dazu bei, dass keine Einsprüche erhoben wurden und es ­somit keine zeitliche Verzögerung gab. Der Bauherr konnte die Planungsphase umgehend mit dem Generalplaner star­ ten. Die Leistungen des Planungsteams, das die Projektgruppe des Bauherrn und der Generalplaner bildeten, zeigten sich in den innovativen Konzepten, die trotz engster Rahmenbedingungen umgesetzt wurden (Büro- oder auch Haustechnik) und in der ­erreichten Qualität. Die GU-Ausschreibung und -vergabe verlief problemlos und brachte auch auf www.facility-management.de Objekt der Kostenseite das erwartete Ergebnis. Das Risikopotential war nun sehr redu­ ziert. Doch ein in Sicherheit wiegen gibt es für den Bauherrn nicht, diese Erfah­ rung musste auch die UKH machen: ­ Bei den Erdarbeiten kamen im normen­ konform nachgewiesenen lastenfreien Grundstück eine illegale Hausmülldepo­ nie und Fliegerbomben zum Vorschein. Das Ausmaß war schmerzlich, konnte aber terminlich durch Beschleunigungs­ maßnahmen des GU und kostenmäßig durch Reserven im Budget verkraftet werden. Der Fertigstellungstermin und das Budget wurden eingehalten und die avesierte Qualität sogar übertroffen. Grundriss des Erdgeschosses (Quelle: Braun & Voigt) Das Ergebnis Das Gebäude besteht aus zwei 9-ge­ schossigen Risaliten und einem trapez­ förmigen 7-geschossigen Mittelbau mit in Summe rund 9300 m² BGF sowie zwei Untergeschossen mit ca. 4600 m² BGF für Stellplätze, Technik- und Lager­ flächen. Im Erdgeschoss sind die Funk­ tionsbereiche Empfang, Konferenz, ­Cafeteria, Anlieferung und Poststelle ­angeordnet, in den Obergeschossen ­befinden sich flexible Büroflächen mit Kombi- und Gruppenbüronutzung. Das Gebäude bietet für etwa 250 Ar­ beitsplätze den geforderten Raum. Zu­ sätzlich besteht Platz für drei externe Mieter. Beim Haustechnikkonzept gelang es dem Bauherrn trotz begrenzt zur Ver­ fügung stehender Investitionsmittel in Zusammenarbeit mit den Planern inno­ vative Ideen zu realisieren. Auf Basis des Grundsatzes „So viel Technik wie nötig, so wenig wie möglich“ wurde ein nach­ haltiges Konzept der TGA entwickelt. Die eingesetzten Luftboxen waren zum Planungszeitpunkt in Deutschland noch nicht im Einsatz. Entscheidungssicher­ heit brachten Kontakte zu renommier­ ten Vertretern angewandter Forschung und Lehre (insbesondere Prof. Hausla­ den, TU München) und eine Studien­ reise in die Schweiz. Die Haustechnik im Detail Fassade Eine energetisch hochwertige Fassade mit kleinen Transmissionswärmeverlus­ ten, bedingt durch einen Öffnungsanteil von ca. 50 %, erweist sich als wichtiger Baustein des Konzepts. www.facility-management.de Grundriss des Regelgeschosses (Quelle: Braun & Voigt) Wärme- und Kälteversorgung Im Hinblick auf die Minimierung des Primärenergiebedarfs und der damit einhergehenden CO2- Emissionen für die Gebäudeheizung und Kühlung wird eine oberflächennahe Geothermie für die Wärme- und Kälteversorgung ge­ nutzt. Als System zur Gewinnung von Wärme und Kälte aus dem Untergrund wurde auf dem Grundstück ein Erdwärmeson­ denfeld erstellt. Heizung Die Wärme wird mit einer Wärmepum­ pe und zusätzlicher Wärmerückgewin­ nung erzeugt. Diese nutzt die Abwärme sowie die Erdwärme aus den Erdsonden. Den Wärmeaustausch übernehmen die Betondecken (ca. 4500 m²). Zusätzlich wird die Außenluft durch 28 °C warmes Wasser erwärmt. Dies erfolgt in dezent­ ralen Zuluftgeräten (Luftboxen) in jeder Büroachse. Zur individuellen, raumwei­ sen Temperatur-Regelung steht ein Randstreifenelement, eingelassen in die Rohdecke, zur Verfügung. Lüftung 297 Zuluftgeräte versorgen über einen leichten Unterdruck die Büroräume mit temperierter Außenluft. Die Luftwech­ selrate beträgt 40 m³/Person. Die Luft­ boxen enthalten keine Mechanik. Der Vorteil gegenüber einer zentralen Versorgung ist u. a. die Ersparnis von Schachtflächen und somit ein Gewinn an Nutzflächen. 6/2008 23 Objekt Blick in den Foyerbereich Kühlung Durch die Steuerung der Lüftung (Nachtauskühlung) und Nutzung der Geothermie kann das Gebäude durch die Wärmepumpe über die Bauteilakti­ vierung „entwärmt“ werden, sodass die Temperatur tagsüber im Sommerbetrieb 26 ºC nicht übersteigt. Die Temperie­ rung der Zuluft auf ca. 22 ºC erfolgt ana­ log dem Heizen in den Luftboxen. Der Verdampfer der Wärmepumpe wird in den Wintermonaten mit Temperaturen zwischen 12 und 0 ºC beaufschlagt, während im Sommer Sole zwischen 8 und 26 ºC für die direkte und mecha­ nische Kühlung zur Verfügung steht. Im Heizfall wird der Spitzenbedarf der Betonkerntemperierung (Nachtbetrieb) ganzjährig durch die Geothermieanlage erbracht. Tagsüber stehen bis zu 275 kW Die FM-Services im Überblick Technisches FM, Controlling Gebäudetechnik IT & TK; Elektro Gaspar-Theil-Ingenieure, 60486 Frankfurt Axima Gebäudetechnik GmbH, Niederlassung Frankfurt/ Main, 60314 Frankfurt weicom SYSTEMHAUS AG; Niederlassung: 60486 Frankfurt; El-Com, 60486 Frankfurt Catering El-Com, 60486 Frankfurt Empfang, Sicherheit, Reinigung, Winterdienst RGS SEIPP GmbH, 63128 Dietzenbach Post, Kurierdienst PRM Mail Service Rhein-Main e. Kfm., 60594 Frankfurt Der Betrieb 8,65 % 17,95 % Verwaltung, kaufmännischer Betrieb Technischer Gebäudebetrieb Verbräuche und Energie Infrastruktureller Gebäudebetrieb 46,81 % 26,58 % Anteilige Aufwändungen für den Gebäudebetrieb in Prozent 24 6/2008 geothermisch erzeugte Heizwärme für die Versorgung der Randstreifenele­ mente und der Luftboxen zur Verfü­ gung. Im Kühlfall besteht hinsichtlich des Spitzenleistungsbedarfs der nachts betriebenen Betonkerntemperierung am Anfang der Kühlperiode eine ­Unter­deckung von maximal 80 kW. Durch die Betriebsweise „Direkte Küh­ lung“ (ohne Betrieb des Kompressors der Wärmepumpe) ist es möglich, den Kältebedarf der Betonkerntemperierung (BKT) und der Randstreifenkühlung (RSE) bis Anfang Juli ohne Kältemaschi­ neneinsatz direkt aus dem Untergrund zu gewinnen. Die an wenigen Stunden fehlende Spitzenkühlleistung wird in diesem Zeitraum über die vorgesehenen konventionellen Anlagen erbracht, ­sodass der Untergrund auf dem für die direkte Kühlung benötigten Tempera­ turniveau gehalten wird. Der Wärmeund Kältebedarf der BKT und der RSE können mit der vorliegenden Auslegung des Erdwärmesondenfeldes komplett ­geothermisch erbracht werden. Die Unfallkasse Hessen erkannte zu­ nächst, dass sie die Verantwortung in den Bauherrenrollen Projektmanager, Projektentwickler und Nutzer zu tragen hat. Bereits bei der Bedarfsplanung wur­ de klar, dass Aspekte des Betriebs als An­ forderungen an die Planung zu definieren sind, Zielkonflikte zu Nutzeranforderun­ gen gelöst werden müssen und Aufgaben, die bisher der Vermieter erbrachte, in ­Zukunft selbst zu organisieren sind. www.facility-management.de Objekt Frühzeitig wurde deshalb ein eigenstän­ diges Projekt „Facility Management“ ­gestartet, das die strategischen und ­or­ganisatorischen Themen sowie die technischen, infrastrukturellen und kaufmännischen Services umfasste. Den Informationsaustausch und das Einbrin­ gen von FM-Know-how in die Projekt­ entwicklung des Neubaus sicherten die Personalunion in der Projektleiterrolle, die Erweiterung des „Bau-Projektteams“ durch einen „Betreibervertreter“ und die Einbindung externer Unterstützung in beide Projekte. Mit der FM-Beratung wurde bene Consulting beauftragt. Die FM-Organisation wurde unter ­Berücksichtigung vorhandener interner Ressourcen als Servicecenter aufgebaut. Andere Organisationsmodelle wie z.B. eine Profitcenter-Organisation mit in­ terner Leistungsverrechnung wurden diskutiert und verworfen. In- und Out­ sourcing von Dienstleistungen wurde für einzelne Aufgabenfelder spezifisch festgelegt und im Outsourcing-Fall ­entsprechend der jeweiligen Leistungs­ pakete an unterschiedliche FM-ServiceAnbieter vergeben. Die technischen Services werden weit­ gehend extern erbracht. Eine sorgfältige Schnittstellendefinition zum internen Hausmeisterdienst war auch Teil der neuen Beschreibung dieser internen Stelle. Für die professionelle Steuerung des Dienstleisters „technische Services“ wurde das interne Team gesondert ­verstärkt. Auch die Aufgabe „Mitarbeiterver­ pflegung und Gästebewirtung“ war am neuen Standort im eigenen Gebäude vollkommen neu auszurichten. In das Betriebskonzept „Catering“ ist ein exter­ ner Dienstleister integriert, der ­sowohl www.facility-management.de Erbrachte Raumklimawerte: Heizleistung < 10 W/m2; Kühlleistung < 40 W/m2 Temperatur Winter: 21°-24° Temperatur Sommer: 24°-27° Luftwechsel 40 m3/Person offenbare Lüftungsklappen Möglichkeit der freien Nachlüftung Zuluft Abluft Zuluft Abluft Sommerbetrieb/Kühlfall Niedrigsttemperaturheizung Hochtemperaturkühlung direkte Nutzung interner Wärmegewinne (Büro + EDV) durch Einspeisung in thermische Bauteilaktivierung Temperierung der Außenluft durch 21 °C Wasser in d­ ezentralen Zuluftgeräten (Luftboxen). Energiekonzept die zentrale Cafeteria betreibt als auch die zentralen Konferenzräume und ­dezentralen Besprechungsräume und Teeküchen bedient. Mit Ausnahme der Reinigung werden alle weiteren infrastrukturellen und kaufmännischen Services intern er­ bracht. Neben dem Eigennutzer UKH werden drei Mieter im Gebäude betreut. Die schlanke Betriebsorganisation hat aufgrund einer Neuorganisation im Kerngeschäft nach zwei Jahren Gebäu­ denutzung bereits ein Drittel der Beleg­ schaft innerhalb des Hauses erfolgreich umgezogen. Sowohl der organisatorische und technische Betrieb als auch das fle­ xible Nutzungskonzept haben diese „Nagel­probe“ hervorragend bestanden. Die Prüfung der Wirtschaftlichkeit durch die Entscheidungs- und Auf­ sichtsgremien während der Projekt­ entwicklung wird nun im Betrieb ­fort­gesetzt. Die gebäudeabhängigen Nutzungskosten liegen unter 4,90 €/m² NGF/Monat. Ein Kennwert, der bereits in der reinen monetären Betrachtung sehr gut ist. Bei einer Wirtschaftlich­ keitsbetrachtung, also unter Berücksich­ tigung der Qualität, setzt dieses Ergebnis einen Benchmark für Bürogebäude. Fazit Für den Bauherrn ist die neue UKH in der Leonardo-da-Vinci-Allee ein Ergeb­ nis, auf das er stolz ist. Für die Projekt­ beteiligten ist es mehr als eine weitere Referenz. Es wurden Projektziele nicht nur erreicht (Termin- und Kostenziel) sondern übertroffen. Die Qualität von Prozess und Objekt ist nachhaltig. Mit Weitblick geplant und gebaut – präven­ tiv der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte vorgebaut. Andreas Leuchtenmüller, bene Consulting GmbH, 60487 Frankfurt 6/2008 25