Weiterführende Informationen zum Thema Angiologie 01/ 2010 Schlagadern (Arterien) bringen das sauerstoffreiche Blut vom Herzen zu den Organen und zur Muskulatur. Erkrankungen der Schlagadern, wie Arteriosklerose, äußern sich z.B. als Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen der Beine mit Schmerzen beim Laufen (Claudicatio, „Schaufensterkrankheit“), nicht heilenden Wunden oder gar dem Absterben von Gewebe. Venen bringen das sauerstoffarme Blut von den Organen und der Muskulatur zurück zu Herz und Lunge. Erkrankungen der Venen sind zum Beispiel Thrombosen (Gerinnsel in einer Vene) oder Krampfadern. Sie können zu offenen Beinen und Schwellneigung führen. Thrombosen können ihrerseits zur Lungenembolie führen, wenn ein Stück des Gerinnsels mit dem Blutstrom zurück zur Lunge wandert und dort die Gefäße verstopft. Lymphgefäße sind sehr feine Gefäße, die das Gewebewasser abtransportieren. Deren Verletzung oder Verlegung kann zu Schwellungen oder Entzündungsneigung führen. Schaufensterkrankheit (arterielle Verschlusskrankheit) Als Schaufensterkrankheit wird im Volksmund die Durchblutungsstörung der Beine bezeichnet. Beim Laufen brauchen die Beine mehr Blut zur Versorgung. Liegen bedeutsame Engstellen in den Schlagadern vor, die die Beine versorgen, kommt es zu Schmerzen durch Mangeldurchblutung beim Laufen. Nach einer gewissen Wegstrecke müssen die Patienten wegen Schmerzen anhalten. Die Beschwerden vergehen typischerweise nach einer kurzen Pause rasch, sodass wieder eine kleine Strecke zurückgelegt werden kann, bevor wieder angehalten werden muss. So kommen sie also von Schaufenster zu Schaufenster, schauen die Auslagen an, können dann wieder weitergehen... Wenn die Beschwerden zu stark belästigen oder nach sehr kurzer Wegstrecke auftreten, kann versucht werden, mit einem Ballonkatheter die Engstellen aufzudehnen. Vorgängig werden diese Patienten bei uns untersucht, um sicher zu sein, dass die Beschwerden tatsächlich von einer mangelnden Durchblutung verursacht sind. Mit Ultraschall wird festgestellt, wo genau die Engstellen sitzen und ob sie auch so stark sind, dass ein Aufdehnen zu spürbaren Veränderungen führen wird. Nach dieser Planung des Vorgehens werden die Patienten, wenn sie dies wünschen, auf unserer Belegstation zur Behandlung aufgenommen. Zusätzlich zur Katheter- bzw. operativen Therapie sollte aber unbedingt auch ein Gehtraining durchgeführt werden. Hierbei muss mindestens 3x in der Woche 1 Stunde gelaufen werden, bis jeweils mäßige Beschwerden auftreten, nach einer Pause wieder das gleiche usw. Hierdurch bildet der Körper Umgehungskreisläufe zur Überbrückung der Engstellen. Schlaganfall Als Schlaganfall bezeichnet man eine Schädigung des Gehirns durch eine Durchblutungsstörung oder einen Bluterguss. Folgen können Lähmungen, Sprechstörungen, Schwächen oder gar der Tod sein. Es ist auch möglich, dass sich nur vorübergehend Symptome zeigen. Dies nennt man dann im Volksmund "Streifung". Die wichtigste Ursache für einen Schlaganfall ist eine Durchblutungsstörung. Diese kann an den Schlagadern im Gehirn selbst ihren Grund haben. Häufig sind aber Engstellen an den Schlagadern am Hals, die das Gehirn mit Blut versorgen, Ursache des Problems. Die einfachste Möglichkeit, diese Adern zu untersuchen, ist die Darstellung durch Ultraschall. Hierdurch können sehr genaue Aussagen über Grad und Bedeutung von vorhandenen Engstellen gemacht werden. Bei Engstellen, die zu einem Schlaganfall geführt haben, kann i.d.R. eine Stentimplantation (oder Operation) weitere Schlaganfälle verhindern. Falls die Verengung einer hirnversorgenden Schlagader sehr ausgeprägt ist, sollte auch bei noch nicht stattgefundenemSchlaganfall eine Katheterbehandlung (Stentimplantation) oder Operation das Schlaganfallrisiko senken. Dies wird dann individuell besprochen. In der Regel wird zusätzlich eine medikamentöse Behandlung mit Aspirin oder einem anderen Medikament empfohlen, um eine milde Blutverdünnung zu erzielen. Nierenarterienstenose Erhöhter Blutdruck hervorgerufen durch eine Nierenarterienstenose ist selten (ca. 1% aller Fälle von Hypertonie) aber potentiell heilbar. Als Ursache findet sich meist eine Arteriosklerose der Aorta mit Einbeziehung der Nierenarterienabgänge. Insbesondere bei jüngeren Patienten kann aber auch eine sogenannte fibromuskuläre Dysplasie zu Nierenarterienstenosen führen, die dann meist distal von den Nierenarterienabgängen lokalisiert sind. Hinweise sind plötzlicher Beginn oder eine Verschlechterung einer Hypertonie, ein schwerer Verlauf oder eine schlecht einstellbare Hypertonie. Insbesondere bei jungen Frauen sollte nach Hinweisen für eine fibromuskuläre Dysplasie auch an den supraaortalen und iliacalen Gefäßen gesucht werden. Bei älteren Patienten mit vaskulären Risikofaktoren zeigen sich oft bereits Manifestationen der Arteriosklerose an anderen Orten wie koronar, cerebral oder peripher. Es gibt keine „typischen“ Befunde einer renovaskulären Hypertonie. Indikatoren sind jedoch hoher diastolischer Druck, der während der Nacht keine Abnahme zeigt, sowie ein Gefäßgeräusch, das jedoch nicht periumbilikal, sondern wenig unterhalb des Rippenbogens oder dorsal paravertebral lokalisiert ist. Ein typisches Geräusch ist in 29 % der Patienten auskultierbar, andererseits ist bei 20 % der Patienten mit Geräusch keine Stenose nachweisbar. Untersuchungsmethode der Wahl ist die Duplexsonographie (keine Strahlenbelastung, zusätzlich zur Beurteilung der Nierenarterie Aussage über Erfolgsaussichten einer Intervention möglich). Vorgehen nach Duplexsonographie: Keine Stenose nachweisbar: medikamentöse Behandlung Bedeutsame Stenose nachgewiesen: Zur Senkung der arteriellen Blutdruckwerte resp. Funktionsverbesserung Katheterintervention. Aortennahe Stenose: Primäre Stentimplantation. Von der Aorta abgesetzte Stenosen: Primär nur PTRA Signifikante Stenose nachgewiesen, RI > 0.8: Bei Nachweis einer signifikanten Stenose mit pathologischem peripherem Widerstand (intrarenale Arterien bereits im Sinne einer Nephroangiosklerose verändert) kann durch die Revaskularisation (PTA oder Chirurgie) eine meist spürbare Verbesserung der Blutdruckeinstellung erwartet werden. Die Intervention hält den Prozess bzw. gar den „stummen“ Verlust der Nierendurchblutung auf. Unklare Befunde: MRA Subclaviastenosen Eine relevante Subclaviastenose lässt sich anhand von Stenosegeräuschen, einer Blutdruckdifferenz rechts links zugunsten rechts oder einer Steal-Symptomatik (Versorgung des betroffenen Armes über eine retrograd perfundierte A. vertebralis und folgend cerebrale Symptome bei Armarbeit: z.B. Schwindel bei Tragen einer Einkaufstasche mit dem linken Arm) vermuten. Auch diese lässt sich zuverlässig duplexsonographisch nachweisen. Therapie der Wahl ist die Ballonaufweitung. Thrombose Als Thrombose bezeichnet man ein Blutgerinnsel (Blutpfropf) in einem Gefäß. Im Allgemeinen treten Thrombosen in Venen auf, seltener sind Arterien betroffen. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit Thrombosen der Venen, insbesondere der Beinvenen. Dort kann das tiefe Venensystem im Bein selber oder das oberflächliche Venensystem unter der Haut betroffen sein. Während am oberflächlichen Venensystem Schmerzen und Entzündung im Vordergrund stehen und Komplikationen selten sind, ist eine Thrombose der tiefen Bein- oder Beckenvenen eine ernstzunehmende Erkrankung. Eine tiefe Venenthrombose verstopft das Gefäß, das Blut kann nicht mehr oder nur schwer vorbeifließen. Dies führt oft zu Schmerzen und Schwellungen des Beines. Wenn sich ein Stück des Blutgerinnsels löst, wird es mit dem Blutstrom durch das Herz in die Lunge gespült. Dort verstopft es wiederum Gefäße. Dies nennt man Lungenembolie. Eine Lungenembolie kann sehr schwerwiegende Folgen bis zum Tod haben. Deshalb ist die Erkennung und Behandlung von tiefen Beinvenenthrombosen sehr wichtig. Die Untersuchung wird mit dem Ultraschall vorgenommen und sollte notfallmäßig am gleichen Tage durchgeführt werden. Wenn zur Sicherheit mit Heparinspritzen behandelt werden kann, ist es möglich, die Untersuchung beispielsweise vom Abend auf den nächsten Morgen zu verschieben. Wichtigster Risikofaktor für eine tiefe Beinvenenthrombose ist die Bewegungslosigkeit, sei es auf langen Reisen, durch Bettlägerigkeit, Operationen oder Gipsverbände. Daher sollte man sich auf Reisen alle 1-2 Stunden durch Laufen bewegen. Eine sachgerechte vorbeugende Behandlung beispielsweise bei Operationen mit Heparin (“Thrombosespritzen“) kann die Wahrscheinlichkeit für eine Thrombose zwar sehr weit senken, aber nicht vollständig ausschließen. Die Einnahme der Antibabypille begünstigt das Entstehen von Thrombosen, insbesondere wenn zusätzlich geraucht wird. Langfristige Folge einer Thrombose am Bein kann die Ausbildung von Krampfadern als Umgehungsweg der verstopften tiefen Venen sein. Auch können im Extremfall durch bleibende Schäden an den Venen und dem folgenden mangelnden Blutabfluss schlecht heilende offene Stellen an den Unterschenkeln entstehen. Die Behandlung einer Thrombose besteht einerseits in einer Kompressionsbehandlung mit Binden oder Kompressionsstrümpfen, andererseits in einer Blutverdünnung. Wenn beide Behandlungsmaßnahmen eingeleitet sind, darf und sollte man weiter mobil sein. Die Blutverdünnung wird zunächst mit Spritzen unter die Haut (Heparin) durchgeführt. Parallel wird eine Behandlung mit Tabletten (Marcoumar) begonnen. Hierfür muss, anfangs im Abstand von wenigen Tagen, später in größeren Intervallen, eine Kontrolle der Blutgerinnung vorgenommen werden. Bei uns im HGZ geschieht das im Rahmen einer Spezialsprechsunde („Quicksprechstunde“) mit einem Blutstropfen aus der Fingerspitze. Die Behandlung oberflächlicher Thrombosen, die im Allgemeinen in Krampfadern im Rahmen von Venenentzündungen auftreten, besteht meistens in kühlenden Gels und entzündungshemmenden Medikamenten. Ausnahmen sind oberflächliche Thrombosen, die sehr nahe an Mündungsstellen zum tiefen Venensystem auftreten. Diese werden wie tiefe Venenthrombosen behandelt. Krampfadern Krampfadern sind Erweiterungen von Venen. Sie kommen in unterschiedlicher Ausprägung vor: Besenreiser, netzartige („retikuläre“) Varikose und das eigentliche Krampfaderleiden, die Varikose. Diese verschiedenen Formen führen zu unterschiedlichen Beschwerden, die von kosmetischer Störung über müde, schwere Beine und Schwellungen bis zu offenen Beinen (Ulzera) reichen können. Die Behandlung wird nach Ausprägung der Krampfadern und der Beschwerden festgelegt. Ursache von Krampfadern sind einerseits Veranlagung, andererseits besondere Umstände wie Schwangerschaft oder Übergewicht. Frauen sind viel häufiger von Krampfadern betroffen. Krampfadern können aber auch als Folge von bedeutsamen Erkrankungen auftreten, die den Rückfluss des Blutes zum Herzen beeinträchtigen. Ein Beispiel ist die Venenthrombose. Die mildeste Art von Krampfadern, die sogenannten Besenreiser stellen lediglich ein kosmetisches Problem dar. Behandelt werden diese Venenerweiterungen meist durch die Injektion mit verödenden Medikamenten oder durch Lasertherapie. „Richtige“ Krampfadern bereiten im allgemeinen Probleme mit Beinschwellungen, schweren Beinen, in späteren Stadien auch Hautveränderungen bis zum offenen Geschwür. Frühanzeichen solcher Hautveränderungen sind braune Flecken, die typischerweise am Innenknöchel auftreten. Hier ist meist eine Behandlung unumgänglich. Sie kann mit Kompressionsstrümpfen durchgeführt werden, die den ganzen Tag zu tragen sind. Falls dies nicht ausreicht oder nicht vertragen wird, werden solche Krampfadern operativ entfernt. Dies wird im Gefäßzentrum Göttingen von den Kollegen der der Gefäßchirurgie am Waldweg (Drs. Loweg, Kühnelt, Sauer) durchgeführt. Vorgängig sollte eine Ultraschalluntersuchung der Beinvenen durchgeführt werden, um das genaue notwendige Operationsausmaß festzulegen und Gegenanzeigen für die Operation auszuschließen. Angiologische Untersuchungsverfahren Grundstein aller unserer Untersuchungen ist die körperliche Untersuchung und die Befragung des Patienten. Die Beschreibung der Beschwerden ist uns sehr hilfreich, ebenso Angaben zu Vorerkrankungen, bereits durchgeführten Operationen oder anderen Eingriffen sowie den eingenommenen Medikamente. Auch vorhandene Vorbefunde und eine Liste der Medikamente ist hilfreich. Die einfachen apparativen Untersuchungen umfassen zum Beispiel die Dopplerdruckmessung und das Oszillogramm. Weiterführende Untersuchungen sind insbesondere die Ultraschalluntersuchung (Duplexsonographie), die Laufbandbelastung, die Kapillarmikroskopie und die transcutane Sauerstoffdruckmessung. Die farbkodierte Ultraschalluntersuchung (Duplex-Doppler) ermöglicht eine Darstellung der Arterien der Extremitäten und der hirnversorgenden Gefäße, wodurch arteriosklerotische Veränderungen sehr genau erfasst werden, ohne die Notwendigkeit Kontrastmittel durch einen Katheter einzubringen. Die Ultraschallbildgebung erlaubt in vielen Fällen, auf eine Darstellung des Gefäßes mit Kontrastmitteln zu verzichten. Die farbkodierte Ultraschalluntersuchung der Venen zum Erkennen von Thrombosen oder Krampfadern hat bei uns 90 % der Kontrastmittelverfahren ersetzt, wodurch eine schmerzfreie und beliebig oft wiederholbare Beurteilung der Venen ohne Strahlenbelastung möglich ist. Die Duplexsonographie ist eine Ultraschalluntersuchung, mit der man nicht nur die Gefäße darstellen kann, sondern auch den Blutfluss in diesem Gefäß. Die Methode ist schmerzlos, ungefährlich und kann beliebig oft wiederholt werden. Beurteilt werden Gefäßwand und Umgebung, Gefäßgröße, Flusshindernisse, die Blutflussgeschwindigkeit und Flussturbulenzen (Verwirbelungen). Neben dem Gewebe, das in Grautönen dargestellt wird, erscheinen Flüssigkeiten wie das Blut schwarz. Mit der Farbdoppleruntersuchung wird dann der Blutfluss dargestellt. Im Allgemeinen kann die Durchblutungssituation ausreichend mit den oben genannten Methoden beurteilt werden. Zur Ergänzung ist selten aber auch die Angiographie zur Diagnosestellung notwendig. Die Angiographie ist die Darstellung der Blutgefässe mit Röntgenstrahlen und Kontrastmittel. Hierfür muss ein Katheter in die betreffende Schlagader eingelegt werden. Dies geschieht unter örtlicher Betäubung in einem speziellen Röntgenraum unter sterilen Bedingungen wie bei einer Operation. Eine solche Untersuchung kann in der Regel ambulant erfolgen oder aber bereits „in Bereitschaft“ für eine Ballonaufweitung mit Stentimplantation durchgeführt werden (dann mit kurzem Aufenthalt in unserer Belegstation). Beide Verfahren erfordern besondere Vorbereitungen (siehe Informationsbögen Katheteruntersuchung). Therapie arteriosklerotischer Gefäßkrankheiten Die Katheterbehandlung wird eingesetzt, wenn Engstellen in Gefäßen zu starken Beschwerden oder medizinischen Problemen führen. Dabei werden die Engstellen ("Stenosen") mit dem Ballonkatheter aufgedehnt. Hierfür ist es notwendig, einen Katheter in das betreffende Gefäß einzulegen. Dies geschieht unter sterilen Bedingungen in einem speziellen Raum in der Röntgenabteilung. Nachdem die Einstichstelle mit Betäubungsmittel unempfindlich gemacht worden ist, wird in das Gefäß mit einer Nadel eingestochen und über einen dünnen Draht eine sogenannte Schleuse als Arbeitshilfe eingelegt. Über diese Schleuse können dann das notwendige Material eingebracht werden, ohne dass dies zu spüren ist. Es ist notwendig, dass Kontrastmittel zur Gefäßdarstellung verwendet wird. Falls Sie wissen, dass Sie unter Allergien oder einer Nierenschwäche leiden, teilen Sie dies uns bitte so früh wie möglich mit, damit wir die entsprechenden Vorkehrungen treffen können. Was bedeutet Antikoagulation? Bei manchen Erkrankungen ist eine "Blutverdünnung" mit Marcoumar oder Sintrom notwendig (sogenannte "Orale Antikoagulation"). Solche Erkrankungen sind auf angiologischem Gebiet zum Beispiel Thrombosen, Lungenembolien oder arterielle Embolien. Auch bei bestimmten Rhythmusstörungen (z.B. Vorhofflimmern) oder schwer eingeschränkter Herzleistung kann die Antikoagulation angezeigt sein. Die Menge der pro Tag benötigten Tabletten ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich und wird nach dem Ergebnis der Blutgerinnungstestung für die nächsten Tage oder Wochen festgelegt. Bei Beginn der Behandlung sind die Kontrollen im Abstand weniger Tage notwendig, später kann auf längere Zeitabschnitte übergegangen werden. In der Regel wird anfänglich zusätzlich mit Heparinspritzen unter die Haut einmal täglich behandelt, weil es einige Tage dauert, bis der Schutz durch die orale Antikoagulation in vollem Umfang gegeben ist. Sie erhalten einen Ausweis von uns. Neben Ihren Personalien, dem Grund für die orale Antikoagulation, dem Zielwert für die Stärke der Blutgerinnungshemmung und der geplanten Zeitdauer werden hier für jeden Tag im Voraus die Anzahl Tabletten eingetragen, die Sie einnehmen müssen. Diesen Ausweis sollten Sie stets bei sich tragen. Er muss allen Personen vorgezeigt werden, die bei Ihnen Medikamente verordnen (um Unverträglichkeiten oder Wirkungsverstärkung oder –abschwächung zu bedenken) oder die Behandlungen vornehmen wollen, bei denen Blut fließen kann. Die Blutverdünnung wirkt natürlich im ganzen Körper. Deswegen werden Sie unter oraler Antikoagulation länger und stärker als gewohnt bluten. Wenn Sie vermuten, dass das Medikament zu stark oder zu schwach wirkt, verändern Sie bitte die Dosis nicht selbständig, sondern kommen Sie auch vor dem vereinbarten Kontrolltermin zu einer Blutentnahme zu uns. Besonders zu beachten wären beispielsweise unerklärliche, stärkere Kopfschmerzen, schwarzer Stuhlgang, stärkeres Bluten beim Zähneputzen, unerklärliche Müdigkeit oder Blässe und unerklärliche Blutergüsse an der Haut. "Quicksprechstunde" für Patienten unter Antikoagulation In unserem Labor erfolgt die Blutentnahme durch einen Stich am Finger, ähnlich wie die Bestimmung des Blutzuckers. Den Messwert bestimmen wir in wenigen Sekunden in unserm Labor. Im Anschluss erfolgt die ärztliche Beratung und die Medikamentendosierung bis zur nächsten Kontrolle wird festgelegt. Welche Werte werden in der Quicksprechstunde bestimmt? Heutzutage wird der Quickwert – Messwert der Blutgerinnung - umgerechnet in den sogenannten INR-Wert. Dieser hat den großen Vorteil, im Unterschied zum Quickwert in allen Laboratorien der Welt unabhängig von der verwendeten Testfirma vergleichbar zu sein und bei allen Firmen die gleichen Ergebnisse zu liefern. Ein INR-Wert von 1 ist normal bzw. der eines Nicht-Behandelten. Beispielsweise bei einer Thrombose oder bei Vorhofflimmern wird die Antikoagulation auf einen Wert von INR 2 bis 3 eingestellt. Bestimmte künstliche Herzklappen, aber auch andere Erkrankungen benötigen eine Einstellung auf Werte zwischen 2,5 und 3,5 oder auch 3 bis 4. Die Blutplättchenhemmung (Aspirin®, Plavix®, Iscover®, Pletal®) Bei sehr vielen Erkrankungen der Schlagadern, bei denen Verengungen vorliegen, wird eine milde "Blutverdünnung" mit Acethylsalicylsäure (Aspirin®) oder verwandten Medikamenten wie Clopidogrel (Plavix®, Iscover®, Pletal®) durchgeführt. Aspirin wird hier nicht als Schmerzmittel verwandt. In viel geringerer Dosis hemmt es bereits eine Zusammenklumpung der Thrombozyten (Blutplättchen). Dieser Vorgang ist bei Verletzungen zwar natürlich und stellt einen der ersten Wege zur Blutstillung dar, kann aber bei Gefäßwandveränderungen unerwünschter weise zur Gerinnselbildung an diesen Stellen führen. Dadurch kann sich die Durchblutungsstörung verstärken. Diese Medikamente führen nur zu einer mäßigen Verlängerung der Blutungszeit. Dennoch sollten Sie alle Personen, die Eingriffe bei Ihnen planen, über Ihre Einnahme von Aspirin, Plavix oder Iscover unterrichten. Oft ist ein Absetzen der Medikamente vor Eingriffen nicht notwendig. Nützliche Verhaltensmaßnahmen bei arterieller Verschlusskrankheit Viel Bewegung, insbesondere Laufen. außer In sehr schweren Fällen oder wenn Wunden vorliegen. Keine beengenden Kleidungsstücke. Venenkompressionsstrümpfe sollten nur getragen werden, wenn eine ärztliche Empfehlung dafür vorliegt. Übergewicht und Risikofaktoren meiden. Besondere Vorsicht ist vor Verletzungen gegeben. Penible Fußpflege ist notwendig: Nach dem Bade zwischen den Zehen abtrocknen. Keine heißen Bäder oder Wärmflaschen. Nicht barfuss gehen (Verletzungsgefahr). Vorsicht bei der Nagelpflege und beim Entfernen harter Haut und Hühneraugen. Harte Haut muss entfernt werden. Dies sollte wie die Nagelpflege von einer Fachperson durchgeführt werden. Erhalt der Zehen oder des Fußes geht vor modischem Schuhwerk! Druckstellen meiden. In schweren Fällen einer Durchblutungsstörung sollte das Fußende des Bettes tiefer gestellt werden. Bei bettlägerigen Patienten muss noch mehr Sorge als ohnehin getragen werden, dass es nicht zum Wundliegen kommt. Insbesondere die Fersen müssen gepolstert oder hohl gelagert werden. Wenn Wunden bestehen, darf dort nicht weiterer Druck entstehen (eventuell sogar Bettdecke so arrangieren, dass sie den Fuß nicht berührt). Wunden werden trocken behandelt. Salben verschlechtern die Situation meist. Falls plötzlich starke Schmerzen, weisswerden oder Gefühllosigkeit des betroffenen Armes oder Beines auftreten, kommen sie sofort zu uns. Kompressionsbehandlung (nach Thrombose; bei Krampfadern) Als Kompressionsbehandlung bezeichnet man das Bandagieren von Armen oder Beinen bzw. das Tragen von speziellen festen Strümpfen. Hierdurch wird eine Schwellneigung eines Armes oder Beines behandelt. Sie ist die Grundbehandlung vieler Venenleiden und des Lymphödems. Die Kompressionstherapie sollte konsequent jeden Tag angewendet werden, wenn es medizinisch angesagt ist. Kompressionsstrümpfe müssen an ein abgeschwollenes Bein angemessen werden, um wirklich von Nutzen zu sein. Dies sollte vorzugsweise am Morgen geschehen, wenn eine mögliche Beinschwellung weniger ausgeprägt ist. Nützliche Verhaltensmaßnahmen bei Venenproblemen Viel Bewegung, insbesondere Laufen oder Fahrrad fahren. Dadurch wird das Blut von den Beinen zum Herzen gepumpt. Langes Sitzen oder Stehen meiden. Beine so oft wie möglich hoch legen. Selbstbehandlungen mit Salben, Wärme (Sonnenbaden, Sauna, warme Bäder) sollte vermieden werden. Fußende des Bettes hoch stellen. Nützliche Verhaltensmaßnahmen bei Lymphproblemen Viel Bewegung, insbesondere Laufen oder Rad fahren. Dadurch wird das Blut von den Beinen zum Herzen gepumpt. Langes Sitzen oder Stehen meiden. Beine so oft wie möglich hoch lagern. Wärme (Sonnenbaden, Sauna, warme Bäder) meiden. Patienten mit Lymphödem sind stärker gefährdet, Entzündungen der Haut (Erysipel) zu erleiden. Diese müssen früh und konsequent behandelt werden. Sie heilen bei Lymphödem schlechter ab und zerstören die verbliebenen Lymphgefäße weiter, sodass sich die Situation verschlechtert. Oftmals ist der Einsatz von Antibiotika notwendig. Ursache sind meist kleine Verletzungen am Fuß oder an den Zehen. Bei schwerem Lymphödem empfehlen wir das tägliche Desinfizieren der Zehenzwischenräume.