Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück Dienstsitz Bad Kreuznach Gruppe Oenologie und Kellertechnik Telefon Zentrale 0671 / 820 -0 Bamberger -333, Hamm -334, Lipps, M. –335, Schick -336 Fax –301 www.dlr-rnh.rlp.de KELLERWIRTSCHAFTLICHER INFORMATIONS-SERVICE (KIS) NAHE UND MITTELRHEIN 2005 Nr. 3 14.09.05 REIFEMESSUNG, PHYSIOLOGISCHE REIFE, MOSTBEHANDLUNG UND BERICHTIGUNG I. Reifemessung Aufgrund der Witterung mussten wir, um eine korrekte Ermittlung der Reifeparameter zu gewährleisten, die Trauben trocknen, was eine Verzögerung der Ergebnisse um einen Tag nach sich zieht. Sie können bereits heute Abend die aktuellen Ergebnisse der Reifemessung für Nahe und Mittelrhein im Internet auf unserer Homepage www.dlr-rnh.rlp.de nachlesen. Morgen werden wir Ihnen dann eine Sonderausgabe des Kellerwirtschaftlichen Informationsservices mit den aktuellen Werten dieser Woche zukommen lassen. Wir bitten um Ihr Verständnis. II. Physiologische Reife Neben der Betrachtung von Mostgewicht/Säure als Reifeindikator sollte auch die physiologische Reife der Trauben beobachtet werden. Gemeint ist damit die optimale Ausreifung von Farbe, Tannin und Aroma, also nicht primär die Zuckerreife. In Jahren mit sehr heißen Sommern, kann es durchaus passieren, dass die Beeren am Stock zwar vor Zucker nur so bersten, sich die Aromen aber noch nicht entsprechend entwikkeln konnten. Dies wird erst durch den Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht begünstigt, was sich erst bei späteren Herbsttagen einstellt. Festgestellt werden kann die physiologische Reife übrigens nur durch Verkosten der Trauben. Bestimmung der (physiologischen) Traubenreife (Lesezeitpunkt) a) visuell (Beerenfarbe, Samenverfärbung, Fruchtfleischtrennung, Befallsgrad mit Botrytis, Essigbakterien, Schimmelpilzen) b) sensorisch (Geschmacksharmonie von Zucker, Säuren und Aromastoffen) c) Schnellbestimmung des Zuckergehaltes mit dem Refraktometer d) analytisch – 100 oder 200 Beeren alle 4-6 Tage (°Oechsle, Gesamtsäure, pH-Wert, etc.) Eine Kombination dieser 4 Verfahren liefert derzeit die besten Ergebnisse. III. Behandlungsmittel für die Mostvorklärung Zur Unterstützung der Mostvorklärung stehen verschiedene Schönungsmittel zur Verfügung. Die Schärfe der Vorklärung findet dort ihre Grenzen, wo die Gärfähigkeit in Frage gestellt ist. Soll sauberer, klarer Most in die Gärung geleitet werden, so ist dies in der Regel nur mit dem Einsatz von Enzymen (bei Sedimentation oder Flotation) möglich. Hierbei ist aber zu beachten, dass unter den aktuellen Gegebenheiten oft Resttrubgehalte unter 0,2 Gew. % erzielt werden, was einen verstärkten Hefe- (15-20 g/hl) und Hefenährstoffeinsatz erfordert. Auch darf die Vergärung nicht unter 18° C erfolgen, wenn eine Gärstockung vermieden werden soll. Bei Temperaturen um die 12°C ist eine längere Standzeit für die Sedimentation unproblematisch. Die Flotation des Mostes könnte bei diesen niedrigen Mosttemperaturen sogar auf den nächsten Tag verschoben werden, um die Einwirkzeit der Enzyme zu verlängern und damit die Wirkung zu verbessern. Nachfolgende Tabelle liefert Ihnen eine Übersicht über den Einsatz, und die Kosten der Behandlungsmittel. Sie sehen die verschiedenen Behandlungsmittel (Ca- Bentonit, Mostbentonit, Enzyme, Mostgelatine flüssig, Flotationsgelatine Pulver, Reinzuchthefe und Aktivkohle). Die angegebenen Preise sind als Durchschnittspreise zu verstehen. Es sind keine Rabatte für größeren Mengenbezug berücksichtigt. In der Tabelle sind zwei Dosagemengen angegeben und für verschiedene Keltermengen berechnet. Beispiel: Ein Betrieb mit 50.000 Liter Mostverarbeitung muß mit folgenden Kosten rechnen, bei Unterstellung der niedrigsten Einsatzmenge pro Behandlungsmittel. Mostbentonit: 70,00 € Enzym (pulverförmig) 110,00 € Flotations-Gelatine: 34,50 € Reinzuchthefe: 150,00 € Aktivkohle: 175,00 € Dies ergibt eine Gesamtsumme von 539,50 € für die Mostbehandlung von 50.000 Liter. Mostbehandlungsmittel Präparat Ca-Bentonit Mostbentonit Enzym Pulver Enzym flüssig 0,87 €/kg 1,40 €/kg 220,0 €/kg 35,30 €/ Liter Aufwand/hl 100 g 200 g 100 g 200 g 1g 2g 10 ml Cent / l 0,09 0,17 0,14 0,28 0,22 0,44 0,35 € / 1000 l 0,87 1,74 1,40 2,80 2,20 4,40 3,50 € / 50.000 l 43,50 87,00 70,00 140,00 110,00 220,00 175,00 € / 100.000 l 87,00 174,00 140,00 280,00 220,00 440,00 350,00 Präparat Mostgel. fl. 2,95 €/Liter Flot. Gel Pulver Reinzuchthefe 6,98 €/kg 30,00 €/kg Aktivkohle 6,90 €/kg Aufwand/hl 50 ml 100 ml 10 g 20 g 10 g 20 g 50 g 100 g Cent / l 0,14 0,29 0,07 0,14 0,30 0,60 0,35 0,70 € / 1000 l 1,47 2,95 0,70 1,38 3,00 6,00 3,50 7,00 € / 50.000 l 73,50 147,50 34,50 69,00 150,00 300,00 175,00 345,00 € / 100.000 l 147,00 295,00 69,00 138,00 300,00 600,00 345,00 690,00 IV. Berichtigung Bei der Angabe der Adressen von Lohnunternehmern zur Traubensaftherstellung ist uns leider ein kleiner Fehler unterlaufen. So haben wir die Telefonnummer des Weingutes Orben falsch wiedergegeben: Weingut Orben, 55452 Guldental Tel. 06707 – 96 00 88 Fax. 06707 – 96 00 87 E-Mail: [email protected] Mit freundlichen Grüßen, Ihr Team der Gruppe Oenologie und Kellertechnik