Seite 1 Diplomvorprüfung für Psychologie Physiologie in den für die Psychologie bedeutsamen Ausschnitten Donnerstag 13.10.2005 Name, Vorname: Matr.-Nr.: A. Aufsatz Aus den folgenden beiden Themen wählen Sie bitte eines aus und verfassen darüber einen kleinen Essay. Streichen Sie bitte das nicht bearbeitete Thema. Verwenden Sie für die Bearbeitung nur die anhängenden leeren Seiten. Beachten Sie bitte, dass für die Beurteilung nicht nur die aufgezählten Fakten wichtig sind, sondern auch der Aufbau und die Logik sowie die sprachliche Prägnanz Ihrer Darstellung. Thema 1: Stellen Sie sich vor, Sie werden beim Barfußgehen von einer Wespe in den Fuß gestochen. Schildern Sie bitte die Vorgänge, die in Ihrem Körper innerhalb der ersten Sekunden nach dem Stich ablaufen. Denken Sie dabei an die peripheren und zentralen sensorischen und motorischen Reaktionen, aber auch an das autonome Nervensystem und das endokrine System. Thema 2: Stellen Sie sich vor, Sie sind Mitglied einer Improvisations-Theatergruppe. Ihre Aufgabe ist es, ohne zu sprechen eine Person zu spielen, deren Stimme von einem Ihrer Mitspieler gesprochen wird, der sich wiederum nicht bewegt. Sie haben die gesprochene Szene noch nie gespielt. Außerdem sind Sie ziemlich aufgeregt, weil Sie neu im Ensemble sind. Beschreiben Sie bitte der Reihe nach, wie Ihr sensorisches, zentrales und motorisches Nervensystem diese Aufgabe bewältigt. Seite 2 B. Auswahlfragen (multiple choice) und Zuordnungsfragen 1. Welche Aussagen zum autonomen Nervensystem sind richtig, welche sind falsch? Bitte Antworten mit „R“ bzw. „F“ kennzeichnen. (1) Das autonome Nervensystem besteht aus dem sympathischen und dem parasympathischen System sowie dem Darmnervensystem. (2) Das sympathische Nervensystem entspringt aus den Bauchsegmenten, das parasympathische System aus den Halssegmenten des Rückenmarks. (3) Die sympathischen Nervenfasern werden in den Ganglien des Grenzstrangs umgeschaltet. (4) Der Neurotransmitter der präganglionären Fasern des Sympathikus und des Parasymapthikus ist das Acetylcholin. (5) Der Neurotransmitter der postganglionären Fasern des Sympathikus und des Parasympathikus ist das Adrenalin. (6) Aktivierung des Sympathikus erhöht die Schlagkraft und die Schlagfrequenz des Herzens. (7) Aktivierung des Parasympathikus verengt die venösen Blutgefäße und vermindert die Durchblutung des Herzens. (8) Aktivierung des Sympathikus setzt Adrenalin, Aktivierung des Parasympathikus Noradrenalin aus der Nebennierenrinde frei. (9) Aktivierung des Sympathikus erweitert die Pupille des Auges, Aktivierung des Parasympathikus verengt sie. (10) Das Darmnervensystem sorgt für die Synchronisation der Darmbewegung (Peristaltik). 2. Welche Aussagen zum Ohr bzw. Hörsinn sind richtig, welche sind falsch? Bitte Antworten mit „R“ bzw. „F“ kennzeichnen. (1) Das äußere Ohr beeinflusst die Empfindlichkeit des Hörsinns und das Richtungshören. (2) Das Mittelohr mit den Gehörknöchelchen passt die Schallleitungsimpedanzen von Luft und Innenohrflüssigkeit an. (3) Muskeln im Mittelohr schützen das Gehör vor zu lauten Schallereignissen. (4) Im Innenohr werden die tiefen Töne am Anfang, die hohen Töne am Ende der Schnecke (Helicotrema) tonotopisch abgebildet. (5) Der Schall kann auch über den Schädelknochen in das Innenohr geleitet werden. (6) Die Haarzellen im Innenohr (Corti-Organ) werden bei der Abscherung der Härchen (Stereozilien) in Richtung des Kinoziliums erregt. (7) Bei der Erregung (Depolarisation) der Haarzellen strömen K+-Ionen in die Zelle. (8) Die Haarzellen des Innenohrs bilden Aktionspotenziale, die über den Hörnerven zu den Hörnervenkernen im Hirnstamm geleitet werden. (9) Die Schädigung eines Hörnerven kann durch die objektive Audiometrie der akustisch evozierten Hirnstammpotenziale untersucht werden. (10) Die Hörinformation erreicht über die Hörbahn die primäre Hörrinde im oberen Temporallappen. Seite 3 3. Welche Aussage zur Oberflächensensibilität ist falsch? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. (A) Der Tastsinn wird durch verschiedene korpuskuläre Nervenendigungen vermittelt. (B) Die räumliche Auflösung des Tastsinnes (Zweipunktschwelle) ist an den Fingern wesentlich höher als am Rumpf. (C) Der Vibrationssinn wird durch Meißner-Körperchen und Vater-PaciniKörperchen vermittelt. (D) Der Wärme- und Kältesinn der Körperoberfläche wird durch freie Nervenendigungen (Thermosensoren) vermittelt. (E) Je aktiver die Thermosensoren sind, desto stärker ist die Wärmeempfindung, je weniger aktiv sie sind, desto stärker die Kälteempfindung. 4. Welche Aussage zum Gastrointestinalsystem ist falsch? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. (A) Im Mundspeichel werden Enzyme zur Vorverdauung von Kohlehydraten (Mehrfachzuckern, Polysacchariden) freigesetzt. (B) Im Magen werden Salzsäure und Enzyme zur Eiweißspaltung sezerniert. (C) Im Pankreas wird Insulin produziert und in den Zwölffingerdarm (Duodenum) zur Zuckerverdauung abgegeben. (D) Im Dünndarm werden die meisten Nahrungsbestandteile resorbiert. (E) Im Dickdarm wird Wasser resorbiert und der Nahrungsbrei eingedickt. 5. Welche Aussage zu den Gleichgewichtsorganen im Innenohr ist falsch? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. (A) Die Makulaorgane (Sacculus und Utrikulus) messen Linearbeschleunigung. (B) Die Bogengangsorgane messen Drehbeschleunigung (Winkelbeschleunigung). (C) Die Sinneszellen der Gleichgewichtsorgane produzieren auch ohne Reiz laufend Aktionspotenziale, man sagt sie sind spontan aktiv. (D) Die Sinneszellen der Gleichgewichtsorgane werden durch Abscherung der Härchen (Stereozilien) in Richtung Kinozilium erregt, in Gegenrichtung gehemmt. (E) Wenn die Sinneszellen der Gleichgewichtsorgane länger erregt werden, adaptieren sie. 6. Welche Aussage zum Gasaustausch und –transport ist falsch? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. (A) In der Lunge wird Sauerstoff (O2) gegen Kohlendioxid (CO2) ausgetauscht. (B) O2 wird hauptsächlich an Hämoglobin gebunden im Blut transportiert. (C) CO2 wird hauptsächlich als Kohlensäure und in physikalisch gelöster Form im Blut transportiert. (D) Je mehr CO2 das Blut enthält, desto mehr O2 kann es binden. (E) Kohlenmonoxid (CO) verdrängt O2 von seiner Bindung an Hämoglobin. Seite 4 7. Welche der Antworten ist richtig? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. Die Na+-K+-Pumpe (Na+-K+-ATPase) (A) (B) (C) (D) (E) pumpt 3 Na+ aus der Zelle und gleichzeitig 2 K+ in die Zelle pumpt 3 K+ aus der Zelle und gleichzeitig 2 Na+ in die Zelle pumt 2 Na+ aus der Zelle, dafür fließen 2 K+ passiv in die Zelle erzeugt ATP erzeugt das Natrium-Gleichgewichtspotenzial 8. Die Konzentration welcher Ionen muss in der Muskelzelle steigen, um den Gleitfilamentmechanismus der Muskelkontraktion zu aktivieren? Bitte nur eine Antwort ankreuzen. (A) (B) (C) (D) (E) Na + K+ Mg 2+ Ca 2+ Cl - 9. Ordnen Sie bitte den kortikalen Hirnarealen der linken Liste die am besten passenden Funktionen der rechten Liste zu. Bitte jedem Hirnareal nur eine Funktion zuordnen. (A) Frontaler Kortex (1) Auditorische Funktion (Hören) (B) Gyrus praecentralis (2) Visuelle Funktion (Sehen) (C) Gyrus postcentralis (3) Sensorische Funktion (Tastempfindung) (D) Posteriorer parietaler Kortex (4) Motorische Funktion (Bewegung) (E) Temporaler Kortex (5) Motivation (Antrieb, Handeln) (F) Okzipitaler Kortex (6) Sensorische Assoziationen 10. Ordnen Sie bitte den Hormonen der linken Liste die Hormondrüsen der rechten Liste zu, in denen diese Hormone gebildet werden. Bitte jedem Hormon nur ein Organ zuordnen. (A) Androgene (1) Hypophysenvorderlappen (Adenohypophyse) (B) Prolactin (2) Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse) (C) Östrogen (3) Nebennierenmark (D) Oxytocin (4) Nebennierenrinde (E) Cortisol (5) Hoden (F) Adrenalin (6) Eierstock Seite 5 C. Freie Fragen, Lückentexte und Skizzen Bitte möglichst in Stichworten beantworten 1. Beschreiben Sie bitte den Weg des Blutes durch Herz und Kreislauf. Nennen Sie dabei die Hauptabschnitte des Blutkreislaufsystems, beim Herzen auch die Kammern und Klappen. Sie können dabei eine kleine Zeichnung oder ein Pfeildiagramm anfertigen. 2. Wie reagieren folgende Organsysteme auf einen plötzlichen Blutdruckabfall? Autonomes Nervensystem: Hormonsystem: Herz: 3. Skizzieren Sie bitte das Schaltschema eines monosynaptischen Reflexes (z.B. Patellarsehnenreflex) und benennen Sie die wesentlichen Elemente. Sie können dabei eine kleine Zeichnung oder ein Block- oder Pfeildiagramm anfertigen. Seite 6 4. Beschreiben Sie die Leitungsbahnen und Umschaltstellen des sensorischen Nervensystems ausgehend von einem Sinnesrezeptor (z.B. in der Haut) bis zum zerebralen Kortex. Bitte nur Stichworte angeben, z.B. in einem Block- oder Pfeildiagramm 5. Nennen Sie die wichtigsten Unterschiede zwischen Geruch- und Geschmacksinn bezüglich der unten angegebenen Merkmale. Geruchsinn Lage der Sinneszellen Art der Sinneszellen Anzahl der Qualitäten Ort der ersten Synapse Kortikale Projektion Geschmacksinn Seite 7 6. Immunsystem Bitte füllen Sie die Lücken mit den passenden Stichworten. Die durch eine Immunreaktion aktivierten B-Lymphozyten (Gedächtniszellen) wandeln sich zu .................................................. um und beginnen, große Mengen an spezifischen ......................................................... zu produzieren, welche genau die ....................................................... erkennen, gegen die sie geprägt worden sind. 7. Muskulatur Bitte füllen Sie die Lücken mit den passenden Stichworten. Die Kraft einer Muskelkontraktion kann beim ................................................ Muskel zum einen durch die Frequenz der einlaufenden ...................................................... gesteuert werden, zum anderen durch die Anzahl der aktivierten ............................. ..................................... (Rekrutierung). 8. Genetik Bitte füllen Sie die Lücken mit den passenden Stichworten. Bei der Genexpression wird ein DNA-Abschnitt in eine ............................................. umgeschrieben (Transkription), diese aus dem Zellkern geschleust und als Matritze zur Herstellung eines ................................................. aus Aminosäuren verwendet. Dieser Translationsvorgang findet an winzigen Organellen, den ............................... statt. Seite 8 9. Bezeichnen Sie bitte in diesem Längsschnitt durch das Auge die angedeuteten Strukturen und nennen Sie deren wichtigste Funktionen. 10. Die folgende Abbildung zeigt das Aktionspotenzial einer Nervenfaser. Bezeichnen Sie bitte die unterscheidbaren Phasen und nennen Sie die Ionenströme, welche für die Veränderungen in der jeweiligen Phase entscheidend sind. Beschriften Sie außerdem die Achsen mit ungefähren Werten. Membranpotenzial Zeit