Gunter Ochs 26. August 2016 Mathematik 3 für Informatik Probeaufgaben zur Klausur, Teil 3 Lösungshinweise (onhe Garantie auf Fehlerfreiheit) 1. Wenn die Wettervorhersage am Vortag Regen prognostiziert, fällt mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 % tatsächlich Regen. Mit 10prozentiger Wahrscheinlichkeit regnet es auch dann, wenn kein Regen vorhergesagt wurde. Für 30 % aller Tage wird Regen vorhergesagt. (a) Beschreiben Sie die angegebenen Wahrscheinlichkeiten als bedingte Wahrscheinlichkeiten mit den R = Es fällt Regen und V = Regen wurde vorhergesagt. P (R|V ) = 0, 8 (Regen, falls vorgesagt), P (R|V ) = 0, 1 (Regen, falls nicht P (V ) = 0, 3 (Wahrscheinlichkeit dafür, dass Regen vorhergesagt wird). Ereignissen vorgesagt) und (b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit fällt an einem zufällig ausgewählten Tag Regen? P (V ) = 1 − P (V ) = 0, 7): P (R) = P (V ) · P (R|V ) + P (V ) · P (R|V ) = 0, 3 · 0, 8 + 0, 7 · 0, 1 = 0, 31 = 31 %. Totale Wahrscheinlichkeit (mit (c) Angenommen, es fällt Regen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird dies richtig vorhergesagt? Mit der Formel von Bayes und dem Ergebnis aus (b): P (V |R) = 2. (a) P (V )·P (R|V ) P (R) = 0,24 0,31 = 24 31 ≈ 77, 4 %. f (x) = x1 für 1 ≤ x ≤ e und f (x) = 0 (i) Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit P (X ≤ 2). 2 R R2 P (X ≤ 2) = −∞ f (x) dx = 1 2 x1 dx = ln x = ln 2 − ln 1 = ln 2 =≈ 0, 69 = 69 %. X sei eine stetige Zufallsvariable mit der Dichte sonst. 1 V (X). e EX = −∞ x · f (x) dx = 1 1 dx = x = e − 1 ≈ 1, 72 und 1 e Re R∞ 2 2 E(X ) = −∞ x · f (x) dx = 1 x dx = 12 x2 = 21 (e2 − 1) ≈ 3, 91 (ii) Berechnen Sie den Erwartungswert R∞ X und die Varianz Re 1 ⇒ V (X) = E(X 2 ) − (EX)2 = 12 (e2 − 1) − (e − 1)2 = 12 e2 − 21 − e2 + 2e − 1 = − 12 e2 + 2e − 32 ≈ 0, 24. (b) Y sei eine diskrete P (Y = −1) = 31 , Zufallsvariable mit P (Y = 5) = 61 . Berechnen Sie Erwartungswert und Varianz von Y . E(Y ) = −1·P (Y = −1)+1·P (Y = 1)+5·P (Y = 5) = −1· 13 +1·f rac12+5· 61 = − 26 + 36 + 56 = P (Y = 1) = 1 2 und 6 6 und E(Y 2 ) = (−1)2 · P (Y = −1) + 12 · P (Y = 1) + 52 · P (Y = 5) 30 = 1 · 31 + 1 · 12 + 25 · 16 = 62 + 63 + 25 6 = 6 =5 ⇒ V (Y ) = E(Y 2 ) − (EY )2 = 5 − 1 = 4. Alternativ kann gerechnet werden V (Y ) = E(Y − EY )2 = (−1 − 1)2 · P (Y = −1) + (1 − 1)2 · P (Y = 1) + (5 − 1)2 · P (Y = 5) 24 = 4 · 13 + 0 · 21 + 16 · 16 86 + 0 + 16 6 = 6 = 4. =1 3. Sei f (x) = sin ax (a) Wie kann a für π 2a und 0≤x≤ f (x) = 0 sonst mit einer Konstanten f (x) gewählt werden, so dass a ∈ R. Dichte einer Wahrscheinlichkeitsverteilung ist? Es muss gelten 1= R∞ −∞ f (x) dx = π/2a = sin ax dx = − a1 cos ax R π/2a 0 0 1 a − cos π2 + cos 0 = 1 a · (0 + 1) = 1 a (bei der Bestimmung der Stammfunktion wurde lineare Substitution benutzt). Somit muss gelten 1 a = 1 ⇔ a = 1. In diesem Fall sind auch die anderen Bedingungen für eine Dichte erfüllt: f (x) = sin x (b) X für x ∈ 0, π 2 und f (x) = 0 ist stückweise stetig und es gilt f (x), wobei a ∈ R gemäÿ (a) EX und die Varianz V (X). sei eine Zufallsvariable mit Dichte Bestimmen Sie den Erwartungswert f (x) ≥ 0 für alle x. gewählt ist. Mit partieller Integration erhält man EX = R∞ π/2 R π/2 + 0 cos x dx x · sin x dx = −x · cos x 0 0 π/2 = 0 + 0 + sin π2 − sin 0 = 1 + 0 · cos 0 + sin x −∞ x · f (x) dx = = − π2 · cos π2 R π/2 0 Auf ähnliche Weise berechnet man mit zweimaliger partieller Inegration π/2 R R π/2 2 · f (x) dx = π/2 x2 · sin x dx = −x2 · cos x x + 0 2x · cos x dx 0 −∞ 0 π/2 R π/2 π/2 π = 0+2x·sin x − 0 2 sin x dx = π ·sin 2 −0+2 cos x = π +2 cos π2 −2 cos 0 = π −2 ≈ 1, 14. E(X 2 ) = R∞ 0 Damit erhält man 0 V (X) = E(X 2 ) − (EX)2 = π − 2 − 1 = π − 3 ≈ 0, 14. 4. Beim Würfeln beträgt der Gewinn 3 Euro bei einer gewürfelten 3. Würfelt man 1, 2, oder 4, verliert man einen Euro, bei 5 oder 6 gibt es weder Gewinn noch Verlust. X ist P (X = 0) = = 32 . Der Gewinn eine dikrete Zufallsvariable mit P (X) = 3 = 2 6 1 6, 3 6 P (X = −1) = = 1 2 und (a) Berechnen Sie Erwartungswert und Varianz des Gewinns. E(X) = −1 · P (X = −1) + 0 · P (X = 0) + 3 · P (X = 3) = −1 · 12 + 0 + 3 · 16 = − 12 + V (X) = E(X 2 ) − (EX)2 = E(X 2 ) = (−1)2 · 12 + 0 + 32 · 16 = 12 + 96 = 12 + 32 = 6. 1 2 =0 und (b) Berechnen Sie Erwartungswert, Varianz und Standardabweichung des Gewinns bei 50maligem Würfeln. Xk der Gewinn beim k ten Wurf, so sind X1 , X2 , ..., X50 unabhängig V (Xk ) = 2 für alle k . Für den Gesamtgewinn Y = X1 + ... + x50 folgt p EY = 50 · 0 = 0 und V (Y ) = 50 · 2 = 100 ⇒ σY = V (Y ) = 10. Ist mit EXk = 0 und (c) Bestimmen Sie mit Hilfe des zentralen Grenzwertsatzes näherungsweise die Wahrscheinlichkeit, dass bei 50maligem Würfeln der Gewinn mindestens 5 Euro beträgt. n = 50, µ = EXk = 0 und σ 2 = V (Xk ) = 2 erhält man 5−nµ 5−0 √ P (Y ≥ 5) = 1 − Φ √ = 1 − Φ 100 n·σ 2 5 = 1 − Φ 10 = 1 − Φ(0, 5) = 1 − 0, 6915 = 0, 3085 = 30, 85 %. Der Wert Φ(0, 5) = 0, 6915 der Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung Mit wurde dabei einer Tabelle entnommen. Bemerkung: Ein besseres Ergebnis erhält man mit einer Stetigkeitskorrektur. Dabei wird die untere Grenze 5 durch 4,5 ersetzt und man erhält mit der gleichen Rechnung P (Y ≥ 5) = P (Y > 4, 5) ≈ 1 − Φ(0, 45) = 1 − 0, 6736 = 32, 64 %. (d) Wie groÿ ist die Varianz des Gewinns beim einmaligen Würfeln mit dem 50fachen Gewinn bzw. Verlust (d. h. 150 Euro Gewinn bei einer 3 und 50 Euro Verlust bei 1, 2 oder 4)? E(50X) = 50 · EX = 0 und V (50X) = 502 · V (X) = 2500 · 2 = 5000. 5. (a) Von 60 Losen bei einer Tombola sind 10 Gewinnlose. Geben Sie eine Formel für die Wahrscheinlichkeit an, dass sich unter 8 gezogenen Losen (i) genau zwei Gewinnlose (ii) höchstens zwei Gewinnlose (iii) mindestens zwei Gewinnlose benden. X der gezogenen Gewinnlose ist hypergeometrisch verteilt mit N = 60 (Gesamtzahl der K = 10 (Gesamtzahl der Gewinnlose) und n = 8 (Zahl der gezogenen Lose). Damit ist Die Zahl Lose), (i) P (X = 2) = H(2|8, 10, 60) = (ii) ≈ 27, 9 %, P (X ≤ 2) = P (X = 0) + P (X = 1) + P (X = 2) = (iii) 50 10 · 6 2 60 8 10 50 · 0 8 60 8 + 10 50 · 1 7 60 8 10 50 · 2 6 60 8 + ≈ 21, 0 % + 39, 0 % + 27, 9 % ≈ 88 %. P (X ≥ 2) = 1 − P (X < 2) = 1 − P (X = 0) − P (X = 1) =1− 50 10 · 8 0 60 8 − 50 10 · 7 1 60 8 ≈ 100 % − 21, 0 % − 39, 0 % = 33 %. (b) Von einer (unbekannten) groÿen Anzahl von Losen ist jedes 6. ein Gewinnlos. Welche Wahrscheinlichkeitsverteilung kann zur Berechnung der Wahrscheinlichkeit benutzt werden, dass unter 10 gezogenen Losen genau 2 Gewinnlose sind? Stellen Sie die entsprechende Formel für die gesuchte Wahrscheinlichkeit auf. Hier kann die Binomialverteilung mit n=8 (Zahl der Versuche) benutzt werden, da in jedem Versuch die Wahlscheilichkeit, ein Gewinnlos zu ziehen, gleich (= P (X = 2) = 8 2 · 1 2 6 · 1− 1 8−2 6 = 28 · 1 2 6 · 5 6 6 p= 1 6 ) ist. Damit ist ≈ 26 %. (c) In der Situation von Aufgabenteil (b) (groÿe Zahl von Losen mit 1/6 Gewinnlosen) werden 180 Lose gezogen. Berechnen Sie mit Hilfe des zentralen Grenzwertsatzes mit Stetigkeitskorrektur approximativ die Wahrscheinlichkeit, dass darunter mindestens 29 Gewinnlose sind. p np(1 − p) = 5 ist P (X ≥ 29) = P (X > 28, 5) = 1 − P (X < 28, 5) ≈ 1 − Φ 28,5−30 5 Mit n = 180 ⇒ np = 30 und np(1 − p) = 25 ⇒ = 1 − Φ (−0, 3) = 1 − (1 − Φ(0, 3)) = Φ(0, 3) = 0, 6179 ≈ 61, 8 %. 6. In einer Urne benden sich 3 rote und 6 grüne Kugeln. (a) Wie kann die Wahrscheinlichkeit berechnet werden, dass sich unter 4 ohne Zurücklegen gezogenen Kugeln mindestens 2 rote benden? (Angabe einer Formel genügt) Mit der hypergeometrischen Verteilung: Von N = 9 Kugeln, darunter K = 3 mit der Eigenschaft rot, werden Wahrscheinlichkeit für k gezogene rote Kugeln ist damit Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zahl H(k|4; 3; 9) = n = 4 3 k · 9 4 ausgewählt. Die 6 4−k . X der gezogenen roten Kugheln mindestens zwei beträgt, 3 6 · 2 2 9 4 ist somit P (X ≥ 2) = P (X = 2) + P (X = 3) = (da mehr als K=3 + 3 6 · 3 1 9 4 rote Kugeln nicht möglich sind). (b) Jetzt werden Kugeln mit Zurücklegen gezogen, d. h. in jedem Zug ist die Wahrscheinlichkeit für rot 1 2 3 und für grün 3 . Die Zufallsvariable (i) Welcher Verteilung genügt X X gebe die Zahl der roten Kugeln bei für eine rote Kugel gleich ist (und zwar p= n=8 Ziehungen die Wahrscheinlichkeit 1 3 ). (ii) Bestimmen Sie Erwartungswert, Varianz und Standardabweichung von EX = n · p = 8 · 8 3, 1 3 2 3 X. 16 9 4 3. V (X) = n · p · (1 − p) = 8 · · = p (Formeln für die Binomilaverteilung) und σX = V (X) = (iii) Geben Sie eine Formel an für die Wahrscheinlichkeit P (X < 3). k P 8 P (X < 3) = P (X = 0) + P (X = 1) + P (X = 2) = 2k=0 k · 13 · 6 2 8 8 8 1 8 1 7 2 1 = 0 · 3 + 1 · 3 · 3 + 2 · 13 · 32 . = Ziehungen an. ? Hier liegt eine Binomialverteilung vor, da bei jeder der 1 3 8 2 8−k 3 (iv) Bestimmen Sie Erwartungswert und Varianz der Zahl der roten Kugeln, wenn 24 Kugeln (mit Zurücklegen) gezogen werden. EX = 24 · 1 3 =8 und V (X) = 24 · 1 3 · 2 3 = 16 3 (vgl. (ii)). 7. In einer Telefonzentrale sei X die Zahl der Anrufe, die zwischen 14 und 15 Uhr eingehen, und Zahl der Anrufe zwischen 15 und 16 Uhr. Es wird angenommen, dass X und Y Y die jeweils Poissonverteilt und voneinander unabhängig sind. Der Erwartungswert (d. h. die durchschnittliche Zahl der Anrufe) von X sei EX = 80, der von Y sei EY = 100. (a) Geben Sie Varianz und Standardabweichung von X an. Da bei einer PoissonVerteilung Erwartungswert und Varianz gleich dem Parameter λ = EX = 80 = V (x) und σX = p √ V (X) = 80. (b) Wie berechnet man (exakt) die Wahrscheinlichkeit P (77 ≤ X ≤ 80), λ sind, gilt dass in der Zeit von 14 bis 15 Uhr zwischen 77 und 80 Anrufe eingehen (Angabe der Formel genügt). k P (X = k) = e−λ · λk! ist P (77 ≤ X ≤ 80) = P (X = 77) + P (X = 78) + P (X = 79) + P (X = 80) 77 8078 8079 8080 + + + ≈ 17, 6 %. = e−80 · 80 77! 78! 79! 80! Mit (c) Was lässt sich über die Verteilung der Zahl X +Y der Anrufe zwischen 14 und 16 Uhr sagen? Da die Summe zweier (unabhängiger) Poissonverteilter Zufallsvariablen wieder Poissonverteilt ist, ist X +Y Poissonverteilt mit Parameter λ = E(X + Y ) = EX + EY = 80 + 100 = 180. (d) Bestimmen Sie mit Hilfe des zentralen Grenzwertsatzes (mit Stetigkeitskorrektur) näherungsweise die Wahrscheinlichkeiten P (Y < 90), (ii) P (100 ≤ Y ≤ 110), (iii) P (Y > 95). Hier ist λ = EY = 100. Damit erhält man 89,5−100 −10,5 √ (i) P (Y < 90) = P (Y ≤ 89, 5) ≈ Φ = 1 − Φ(1, 05) = 1 − 0, 8531 = Φ 10 100 (i) = 0, 1469 ≈ 14, 7 %. (ii) (iii) P (100 ≤ Y ≤ 110) = P (99, 5 < Y < 110, 5) ≈ Φ 110,5−100 10 −Φ 99,5−100 10 = Φ(1, 05) − Φ(−0, 05) = Φ(1, 05) − (1 − Φ(0, 05)) = Φ(1, 05) + Φ(0, 05) − 1 = 0, 8531 + 0, 5199 − 1 = 0, 373 = 37, 3 %. P (Y > 95) = P (Y > 95, 5) = 1 − P (Y ≤ 95, 5) ≈ Φ 95,5−100 10 = Φ (−0, 45) = 1 − Φ(0, 45) = 1 − 0, 6736 = 0, 3264 = 32, 64 %.