gut zu wohnen Über Sanieren, Modernisieren, Bauen, und bezahlbares Wohnen in München Gut zu wohnen bedeutet verkürzt gesagt, wenn viele positive Faktoren für das Wohnen und Leben in einer Wohnanlage wirken, so dass bei den Bewohnern ein rundherum gutes „Wohngefühl“ besteht. Dazu gehört ganz entscheidend die wirtschaftliche Komponente. Gutes Wohnen muss den jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnissen entsprechend bezahlbar sein – und bleiben. Bei unserer Sanierungsmaßnahme im Quartier Sendling-Westpark spielt auch dieses Anliegen eine wichtige Rolle. Die überwiegende Mehrzahl der neu entstandenen Wohnungen ist öffentlich gefördert und damit preisgebunden. Also achten wir auf eine qualitativ hochwertige, aber preiswerte Bauweise. Zusätzlich untersuchen wir laufend, wie auch die Nebenkosten – in der Hauptsache die Heiz- und Warmwasserkosten – für die Mieter reduziert werden können. Im Hinblick auf steigende Energiepreise ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Gemeinsam mit den Architekten und Ingenieuren ist es bei dem im Folgenden dargestellten Projekt gelungen, auf der Basis eines sogenannten Effizienzhaus 70 (nach EnEV 2009) relativ preiswert ein sogenanntes Plus-Energie-Haus zu realisieren, das sogar mehr Energie „erzeugt“, als es verbraucht. Trotz höherer Herstellungskosten lohnt sich dieses Experiment, da wir auf diese Weise eine Alternative zu hoch komplizierten anderen technischen Lösungen zum Energiesparen gefunden haben. Dass dieses energetische „Highlight“ in einem Wohnkomplex gelingt, der ohnehin mit besonders hohen Wohn- und Lebensqualitäten aufwartet, allein schon wegen der Lage in einem parkartigen Gelände, freut uns im Sinne unserer Zielsetzung, bei allen Neubauten und Modernisierungen größtmögliche Qualität bei bezahlbaren Kosten zu erreichen. Sehr hilfreich dabei ist der von der Landeshauptstadt München im Rahmen des „FES-Förderprogrammes“ gewährte Zuschuss. Die Architekten haben aus unserer Sicht ein überzeugendes Beispiel geliefert, wie man bei disziplinierter Planung in einem engen Rahmen die Voraussetzungen für gutes Wohnen schaffen kann und damit den Kundennutzen, den wir uns vorgestellt haben. Wir hoffen, dass das Studium dieser Broschüre Ihnen die nötigen Informationen und Einblicke gibt und Sie dadurch von dem Ergebnis überzeugt. Hans-Otto Kraus Seit fast 500 Jahren herrscht in Bayern ein nativer Ehrencodex. Nämlich der, „der wo“ das Bier betrifft, welches aus lediglich vier Ingredenzien besteht oder bestehen sollte: aus Hopfen und Malz – Gott erhalt’s! – sowie aus Hefe und Wasser. Hoffentlich abgefüllt und gelagert in „oachanen Banzen und Hirschen“, getrunken aus steinernen Keferlohern wegen der Kühle des „bayerischen Mannas“ (Manna = biblisches Himmelsbrot) oder aus gläsernen Maßkrügen wegen der besseren Sicht auf den würzigen und hoffentlich gut eingeschenkten dunklen Nährstoff. „Die gute alte Zeit“ wird sie heute genannt. Die Zeit der einfachen Mahlzeiten und des einfachen Getränks – und auch „des einfachen Wohnens“! Dies darf nicht verschwiegen werden: Die meisten Menschen lebten auf knappem Raum, in nicht den besten Wohnverhältnissen, außer der Familienvorstand war ein Kommerzienrat, ein Advokat oder etwas noch Höheres. Dann wohnte er mit seiner Entourage in den herrschaftlichen Wohnbauten in teueren Vierteln unserer Stadt. Dort, wo noch heute das großartige, bourgeoise Ambiente von damals steht und in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend mit edlem Design zum urbanan Luxuswohnen ergänzt wurde. Was hat das Ganze eigentlich mit dem „Neuen Bauen“ in Sendling zu tun? Sehr viel, wie wir finden! Noch in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts litt München neben bitterer Armut unter enormem NachkriegsWohnungsmangel. Auch hier, am Rande vom Stadtteil Sendling, entstand eine sogenannte Großsiedlung für „einfache Bürger“. Den Auftrag zum Bau erhielt die GWG München (damals noch: Gemeinnützige Wohnstätten- und Siedlungsgemeinschaft). An fast allem, insbesondere am Baumaterial, musste gespart werden – nur am Grün, sprich, Grünflächen nicht! Platz war vorhanden und die Grundstückspreise in diesen Randbezirken der Stadt moderat. Es entstand ein neuer Stadtteil für einfache Bürger mit einfachen Siedlingshäusern. Beides, Wohnungen und Bäume, sind inzwischen beinahe 60 Jahre alt. Die aus der Not geborenen, schlichten, günstig erstellten Gebäude werden die nächsten Jahre nicht mehr überleben. Die Substanz ist nicht mehr zu sanieren. Anders die Bäume. Sie genießen ihr Alter und die Fürsorge der Eigentümerin! gut zu wohnen Das Reinheitsgebot des Brauens und Bauens oder „...es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen...“ (Karl Valentin) Der Startschuss für das aktuelle „Neue Bauen“ in Sendling-Westpark fiel 2002/2003 mit einem städtebaulichen Rahmenplan. Verfasser waren Zurmöhle Architekten sowie die Landschaftsarchitekten Teutsch Ritz Rebmann. Schwerpunkt war neben dem Bauen in erster Linie der Schutz und der Erhalt des in den Jahrzehnten zum Landschaftspark ausgewachsenen Grundstücks, das in seiner Gänze immerhin über 1.700 Wohnungen beherbergt. Nach Abschluss des Verfahrens ging man zügig an die Umsetzung. Ein Gutachten, im Jahr 2003 durch 7 Architektenteams erstellt, bildete die Grundlage für den ersten Bauabschnitt der beabsichtigten kompletten Neubebauung. Bereits 2008 wurden die ersten beiden Häuser von Franke Rössel Rieger Architekten an der Hinterbärenbad- und Fernpaßstraße bezogen. 2009 erfolgte die Übergabe des dritten Gebäudes von Blauwerk Architekten an der Ecke Fernpass-/Krüner Straße an die nach wie vor nach Wohnraum lechzende Münchner Bevölkerung und im Herbst 2012 füllte sich das aktuell letzte, ebenfalls von Franke Rössel Rieger Architekten geplante, Gebäudepaar an der Krüner Straße West mit Leben. Sollte man auf seiner Besichtigungstour durch München Lust verspüren einen einfachen, reinen und qualitätvollen geförderten Wohnungsbau zu sehen, lohnt sich ein Abstecher nach Sendling-Westpark gewiss! Man erinnert sich vielleicht an das gute alte Reinheitsgebot für das Brauen und auf den darin festgeschriebenen Verzicht auf Zusätze, wie Geschmacksverstärker und sonstige Pülverchen. Einfachheit, Kompaktheit und Reinheit hat die Bedürfnisse der Menschen immer schon mehr als befriedigt. Beim Bauen, wie beim Brauen. Wie auch der archaische Geschmack der Wies’n Herzen aus Lebkuchenteig Genuss genug wäre, auch ohne der ZuckergussSprüch’. – Zugegeben, schaden tut ihnen die süße Aufschrift „Spatzl“ oder „I hob Di liab“ aber gewiss nicht! Bei unseren Gebäuden haben wir jedenfalls auf den angesagten, designorientierten Zuckerguss und andere Zusätze verzichtet – aus Kostengründen, aber auch aus Überzeugung. Angesagtes vergeht, Klassisches bleibt. Auf Architektur und Baukultur wurde dennoch nicht verzichtet. Das gesparte Geld für den Zuckerguss haben wir lieber in Fußbodenheizung und durchgängige Keramikböden in den privaten und öffentlichen Flächen gesteckt – und in die Fußbodenheizung unter diesem pflegeleichten Bodenbelag in Holzoptik. Das lässt die Herzen der NutzerInnen höher schlagen – wohl auch die Kritik der Architekturweisen heftiger. Aber das soll uns hier nicht weiter beschäftigen. Sehr willkommen sind auch die stromsparenden Leuchtdioden, die LEDs in der gesamten Anlage. Das gewährt gute Sicht des Nächtens und gewiss auch in düst’ren Zeiten. Jedenfalls schont es das Portemonnaie der Mieter, wie auch unsere überbelastete Atmosphäre und hält den Unterhaltsaufwand für die Eigentümerin in Grenzen. Zum Thema Fenster outen wir uns als Naturapostel und präferieren den nachwachsenden Rohstoff Holz. Durchsetzen konnten wir uns damit im vorliegenden Fall allerdings nicht. Die Bauherrin entschied sich für die im Unterhalt wohl kostengünstigeren Kunststofffenster. Auf die Bestätigung dieser These in einigen Jahren oder Jahrzehnten warten wir gespannt. Schade, Holzfenster hätten uns vielleicht ein paar Pluspunkte bei den Architekturkritikern eingebracht! Energetisch spricht man bei dem Projekt vom „Plus-Energie-Haus“, was bedeutet, dass der Primärenergiebedarf nach Energie-Einspar-Verordnung bei 18kWh/m²a liegt – also im Plusbereich! Jede Wohnung erhielt natürlich den unverzichtbaren Freisitz in luftiger Höhe. In unserem Fall vom Baukörper weggerückt, scheinbar in die Baumwipfel gehoben. Kein betoniertes, thermisch abgefugtes Schwalbennest an der Fassade, stattdessen einen freistehenden Hochsitz mit Rundumblick – genannt „Baumhaus“. Die Position des „Outer Space“ ist ein Eldorado für Vogelbeobachter und solche, die es werden wollen. Fast könnte man von Luxuswohnen sprechen und das sogar im eng gedeckelten Kostenrahmen des geförderten Wohnungsbaus – ohne einen Zusatz-Euro! Bodenständigkeit bedeutet eben auf dem Boden zu stehen ohne Klimmzüge zu vollführen, simpel konstruiert und einladend gestaltet – unspektakulär! Meist scheitert der Versuch etwas wirklich Neues zu erfinden kläglich, wenn sich das Alte immer noch bewährt. Jede Veränderung, die keine Verbesserung darstellt ist nämlich eine Verschlechterung, so die Binsenweisheit. Diese haben wir uns hinter die Ohren geschrieben und sind lieber am Boden geblieben, bei unseren unmittelbaren Nachbarn. Sie heißen Acer planatoides, Acer campestre, Fraxinus excelsior, Robinia pseudoaccacia, Tilia cordata und sind schon weit über 50 Jahre alt, also in einem Alter in dem man heute schnell das Label „schwer vermittelbar“ auf die unzeitgeistige Stirn geklebt bekommt. Nicht so unsere Baum-Senioren. Sie unterliegen dem unumschränkten Schutz durch die Naturschutzbehöde. Will man also an einem derartigen Ort den nach wie vor existierenden Wohnungsmangel der Landeshauptstadt abbauen helfen, muss man sich mit ihnen arrangieren – was bedeutet, man kann nur dort bauen, wo bestehende Gebäude auch bisher deren Wuchs verhindert haben. Alle Bauvorhaben im Straßengeviert Mittlerer Ring, Hinterbärenbadstraße, Fernpaßstraße und Krüner Straße wurden barrierefrei und ohne größerer Fällmaßnahmen errichtet. Ob sich die Bauten und unsere Überzeugung dahinter in der Praxis bewähren wird sich erst nach längerem und intensivem Gebrauch zeigen. Gegenwärtig sind wir ganz unbescheiden und optimistisch was unser „Neues Altes Sendling“ angeht. Die Bewährungsprobe läuft. Wir hoffen auf ein lebendiges und positives Urteil der nächsten BewohnerInnen-Generationen. Wir sagen jedenfalls Dank der Landeshauptstadt München und ihrer Tochter der GWG München, dass wir dabei sein durften. Heinz Franke Thomas Rössel Heike Rieger Architekten München im Mai 2013 Freiflächenplan – Eingebettet in großzügigen Grünanlagen mit altem wertvollen Baumbestand. – Neu gestaltete Aufenthaltsbereiche mit zahlreichen Sitzgelegenheiten und Kinderspielplatz. – Erdgeschosswohnungen mit Mietergärten. Münchens erste Plusenergiehäuser im öffentlich geförderten Geschosswohnungsbau Bauvorhaben Krüner Straße 74 - 80 71 geförderte Mietwohnungen Fertigstellung 1. Oktober 2012 Planung Franke Rössel Rieger Architekten, München Freiflächenplanung Teutsch Ritz Rebmann Landschaftsarchitekten, München Bauleitung Taub Architekten, München Heizung, Lüftung, Sanitär EnergieAgentur, Moosburg Elektro IB Benesch Meier, München Im November 2012 wurden mit dem Bauvorhaben an der Krüner Straße 74 - 80 Münchens erste Plusenergiehäuser im öffentlich geförderten Geschosswohnungsbau fertig gestellt. Die Gebäude sind Teil der GWG-Siedlung im Bereich der Krüner Straße, Fernpaßstraße, Hinterbärenbadstraße und Garmischer Straße, welche in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstand. Nach inzwischen über 50 Jahren genügen die Gebäude von der Substanz und der Grundrissgestaltung nicht mehr den heutigen Wohnstandards und werden deshalb sukzessive durch zeitgemäße Neubauten ersetzt. Ende 2002 / Anfang 2003 wurde deshalb – initiiert durch die GWG in Abstimmung mit dem Planungsreferat der Stadt München – von Zurmöhle Architekten in Zusammenarbeit mit Teutsch Ritz Rebmann Landschaftsarchitekten ein städtebaulicher Rahmenplan erarbeitet. Seine Umsetzung erfolgt in insgesamt fünf Bauabschnitten. Dabei war es eine Vorgabe der GWG, trotz der Unterschiedlichkeit der einzelnen Bauabschnitte wieder Unterschiedliche Wohnungstypen eine gemeinsame Identität für das Quartier zu finden und somit den Siedlungscharakter zu bewahren. Eine zentrale Rolle spielt dabei der schöne erhaltenswerte Baumbestand, der den Rahmen für ein grünes und familienfreundliches Wohnumfeld bildet. Mit dem dritten Bauabschnitt wurden Ende 2012 auf der Grundlage des städtebaulichen Rahmenplans weitere 71 geförderte Mietwohnungen in zwei Gebäuden erstellt. Weitere drei weitgehend baugleiche Häuser werden im nächsten Bauabschnitt folgen. Durch eine geschickte Planung konnte die im Rahmenplan noch vorgesehene Feuerwehrzufahrt mitten durch den Grünzug entfallen. Der Innenbereich der Wohnanlage bleibt nun vollkommen autofrei. Um den Baumbestand weitgehend erhalten zu können, wurden die neuen Gebäude jeweils an der Stelle errichtet, wo die alten Bestandsgebäude abgerissen wurden. Analog der früheren Erschließung wechseln sich zwischen den Gebäuden jeweils ein Erschließungs- / Spielhof und ein unberührter Grünhof ab. Da die neuen Gebäude kürzer als die Bestandsgebäude sind, wird die Wirkung und Nutzbarkeit des mitten in der Siedlung befindlichen Grünangers noch verstärkt. Die baurechtlich erforderlichen Stellplätze sind in einer natürlich belüfteten Tiefgarage untergebracht, welche für die zukünftigen Bauabschnitte erweitert werden kann. " Die Baukörper selbst sind viergeschossig mit einem fünfgeschossigen Kopfbau zur Parkseite ausgebildet. Zur Straße hin betont ein Erker die städtische Lage und gibt den Blick auf den öffentlichen Raum frei. Die Architektur überzeugt durch klare, kompakte Baukörper. Einheitliche, sich wiederholende Fenster betonen die Stringenz des Erscheinungsbildes – verstärkt durch die Balkone, ebenfalls aus sich wiederholenden, gleichen Elementen. Die farblich abgestimmten Außenvorhänge umspielen die Grundstrenge, „öffnen“ oder „schließen“ das Gebäude zum Freiraum. "# ! ! " "# ! $ $ "# "# ! $ "# $ "# ! ! ! " "# !% " "# ! Der Wohnungsmix aus Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen bietet Raum für die unterschiedlichen Wohnkonzepte und Wohnbedürfnisse: für Singles, Alleinerziehende oder Familien mit Kindern. Die größeren Wohnungen belegen die Stirnseiten oder sind „durchgesteckt“ im Mittelbereich der Gebäude. Die kleineren Wohnungen sind zur West- oder Ostseite angeordnet und werden durch einen Mittelflur erschlossen. Durchgängige Küchenund Badbausteine tragen zu einer systematischen und damit wirtschaftlichen Bauweise bei, die einen hohen Ausstattungsstandard mit Fußbodenheizung und durchgängig keramischen Bodenbelägen ermöglicht. Die Wohnungen und Gebäude sind selbstverständlich alle barrierefrei erschlossen und ausgebildet. Den Erdgeschoss-Wohnungen sind Terrassen und Mietergärten zugeordnet, die in Abhängigkeit von der Wohnungsgröße unterschiedliche Tiefen aufweisen und so eine aufgelockerte, begrünte Verzahnung mit den öffentlich zugängigen Hofbereichen bilden. Im Erschließungshof zwischen den beiden Wohngebäuden ergeben sich durch die Wegeführungen zu den Hauszugängen platzartige Aufweitungen, die zusammen mit den dort angeordneten Sitzblöcken zum Verweilen und zur Kommunikation einladen. In diesen Hof integriert sind auch Spielflächen für Kinder. Auch hier bieten Sitzbänke für Jung und Alt Möglichkeiten zum Aufenthalt im Freien. Mit der Baumaßnahme an der Krüner Straße setzt die GWG München auch neue Maßstäbe in Bezug auf ökologisches und nachhaltiges Bauen. Die beiden Gebäude sind Münchens erste Plusenergiehäuser im geförderten Geschosswohnungsbau. Gemäß Definition von Prof. Hausladen (TU München) muss ein Plusenergiehaus über einen Bilanzzeitraum von einem Jahr mehr Primärenergie einsparen als es verbraucht. Die besondere Ambition bei der Erreichung dieses Ziels war dabei die Vorgabe der GWG München, den Gesamt-Kostenrahmen der zur Verfügung stehenden Förderprogramme einzuhalten, was letztlich auch gelang. In Anspruch genommen wurden dabei die soziale Wohnraumförderung sowie das Münchner Förderprogramm Energieeinsparung (FES). Erreicht wurde das Ziel durch die wirtschaftlich und energetisch optimierte Kombination der folgenden drei Bausteine: – Gebäudehülle mit ausgewogenem Verhältnis von finanziellem Aufwand zu energetisch erreichbarem Niveau – Maximal mögliche Reduzierung des Primärenergiebedarfs – Schaffung größtmöglicher Photovoltaikflächen zur Energiegewinnung Bei der Gebäudehülle wurde bewusst auf dicke Dämmpakete verzichtet, die Außenwände bestehen aus monolithischem Mauerwerk. Trotzdem wurde durch eine intensive Planung und einen Einzel-Wärmebrückennachweis der KfW-Effizienzhaus 70-Standard erreicht. Der niedrige Primärenergiebedarf – bezogen auf Heizung und Warmwasser – wurde durch den gezielten Einsatz folgender haustechnischer Komponenten erreicht: – Thermische Solaranlage mit Fernwärme kombiniert – Fußbodenheizung mit niedriger Vorlauftemperatur – Dezentrale Frischwarmwasserstationen in den Wohnungen Um eine größtmögliche Photovoltaikfläche realisieren zu können, wurde auf dem Kopfbau zur Parkseite hin ein auf einer eigens dafür konstruierten Stahlunterkonstruktion befindliches Dachsegel aus jeweils 98 Photovoltaikmodulen geschaffen. Mit dieser Anlage wird zusätzlich so üppig elektrische Energie produziert und ins öffentliche Netz eingespeist, dass der Primärenergiebedarf mehr als gedeckt wird und die Primärenergiebilanz somit im positiven Bereich liegt. Des Weiteren erwähnenswert ist, dass in diesem Bauvorhaben erstmals bei der GWG München alle Leuchten in den Gemeinschaftsbereichen (Treppenhäuser, Flure, Keller, Tiefgarage, Freianlagen) mit LED-Leuchtmitteln ausgestattet wurden. Durch diese sorgfältig optimierte Energieeinsparung im Bereich des geförderten Mietwohnungsbaus leistet die GWG München einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und übernimmt hier eine Vorreiterrolle in der Wohnungswirtschaft. Hellerleuchtete Gemeinschaftsbereiche: Treppenhaus, Fahrradkeller, Tiefgarage Als zukunftsweisendes Pilotprojekt für die GWG München wurde der Neubau an der Krüner Straße als Plusenergiehaus geplant und ausgeführt. Gemäß Definition von Prof. Hausladen muss ein Plusenergiehaus über einen Bilanzzeitraum von einem Jahr mehr Primärenergie einsparen als es verbraucht. Bei der Ermittlung der erforderlichen Primärenergie wird zusätzlich zum Heizenergiebedarf und dem Bedarf für die Warmwasserbereitung auch der Energiebedarf ab der Energiequelle (z. B. Ölquelle in Saudi Arabien, Bohrloch der Geothermieanlage, etc.) berücksichtigt. Um die unterschiedlichen Energiequellen vergleichbar zu gestalten, werden diese mit spezifischen Faktoren bewertet. Die grundlegende Idee beim vorliegenden Bauvorhaben war, ein Gebäude zu schaffen, welches bei der Ausgestaltung der Gebäudehülle den optimierten Kompromiss zwischen energetischer Qualität und wirtschaftlicher Darstellbarkeit findet. Mittels einer intelligenten Haustechnik wird der Primärenergiebedarf möglichst niedrig gehalten. Durch die solaren Gewinne wird eine positive Gesamtbilanz erreicht. Die hohe energetische Qualität sollte also nicht zu Lasten der Wirtschaftlichkeit erreicht werden. gut für’s Klima Münchens erste Plusenergiehäuser im Geschosswohnungsbau Berechnung und Analyse des Energiebedarfs eines der beiden Gebäude Bauliche Maßnahmen an der Gebäudehülle Maßnahmen zur Senkung des Primärenergiebedarfs Als optimaler technisch-wirtschaftlicher Kompromiss erfüllt das Gebäude die Anforderungen eines KfW-Effizienzhauses 70, die Werte für die Gebäudehülle liegen also 30% unter den für dieses Bauvorhaben maßgeblichen gesetzlichen Anforderungen der EnEV 2009. Dabei wurde bewusst auf den Einsatz eines Wärmedämmverbundsystems verzichtet. Die Außenwände bestehen aus einem 40 cm starken, monolithischen, hochdämmenden Mauerwerksstein ohne Zusatzdämmung. Mit folgenden haustechnischen Komponenten wird ein möglichst niedriger Primärenergiebedarf, in Bezug auf Heizung und Warmwasser, erreicht: Die Fenster konnten mit einer hochwertigen Zwei-Scheiben-Verglasung (Sonnenschutzverglasung) ausgeführt werden. Diese Bauweise entspricht dem derzeitigen GWG-Standard bei Neubauten. – Thermische Solaranlage zur Warmwassererzeugung, mit Fernwärme kombiniert – Fußbodenheizung mit niedriger Vorlauftemperatur – Dezentrale Frischwarmwasserstationen in den Wohnungen Der Großteil der benötigten Heizwärmeenergie (94%) wird durch die Fernwärmeversorgung der SWM abgedeckt, durch die dort praktizierte Kraft-Wärme-Kopplung ist eine primärenergiearme Energiebereitstellung gewährleistet. Die restlichen 6% der benötigten Heizwärmeenergie werden durch die thermische Nach Süden ausgerichtete thermische Solaranlage auf allen Dachflächen Solaranlage bereitgestellt, welche auf dem Flachdach, ideal nach Süden ausgerichtet, angeordnet ist. Um das Heizwasser für eine azyklische Verwendung zur Verfügung zu stellen, ist ein großer Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von 7.500 Litern eingebaut. Durch den Einsatz einer Fußbodenheizung werden nur niedrige Vorlauftemperaturen von 35° C benötigt, die Rücklauftemperatur beträgt 28° C. Beste Ergebnisse im Betrieb werden erreicht durch eine optimale Heizkurve, sowie einen hydraulischen Abgleich. Die Regelung der Heizung erfolgt leistungsangepasst. Durch eine elektronische Fernüberwachung kann der einwandfreie Betrieb der Anlage jederzeit kontrolliert werden. Die Warmwassererwärmung erfolgt ebenfalls mittels der beiden o. g. Wärmeerzeuger. Hier beträgt der Deckungsanteil der thermischen Solaranlage sogar 54%, die restlichen 46% werden von der Fernwärme abgedeckt. Abweichend vom GWG-Standard wird das Trinkwarmwasser dezentral über separate Wärmetauscher in den Wohnungen erwärmt. Dadurch kann auf die Zirkulationsleitungen und auf zentrale Warmwasserspeicherung verzichtet werden. Auch kann dieses System mit niedrigeren Temperaturen betrieben werden – mit 45° C statt 60° C. Aufgrund der kurzen Leitungslängen innerhalb der Wohnung ist ein unzulässiges Legionellenwachstum somit nicht möglich. Der Wärmebedarf für Warmwasser entspricht dadurch nur noch etwa einem Drittel des Wärmebedarfs für die Heizung. Unterstützt wird das haustechnische Konzept durch eine bedarfsgeregelte Abluftanlage gemäß DIN 1946-6. Die permanente Grundlüftung gewährleistet den erforderlichen Feuchteschutz, bei Bedarf (z. B. hohe Luftfeuchtigkeit) wird die Lüftung in einer höheren Leistungsstufe betrieben. Die benötigte Luftnachströmung wird durch Außenwanddurchlässe in den Fenstern und Außenwänden sichergestellt. Maßnahmen zur Energiegewinnung Als Ergebnis der o. g. Maßnahmen am Gebäude und der Haustechnik errechnet sich ein verbleibender Primärenergiebedarf in Höhe von 10,0 kWh/(m² a). Umgerechnet auf den erforderlichen Ertrag, welcher mindestens erreicht bzw. überschritten werden muss, um den Status eines Plusenergiehauses gemäß o. g. Definition zu erreichen, ergibt sich ein Wert von 11.609 kWh/a. Die Energiegewinnung wird mittels einer Photovoltaikanlage erreicht. Um eine möglichst große Kollektorenfläche realisieren zu können, wurden die Einzelmodule nicht, wie sonst auf einem Flachdach üblich, in Reihen mit Abstand untereinander aufgestellt, sondern es wurde je Gebäude eine durchgehende Kollektorfläche von ca. 160 m² geschaffen, welche auf einer eigens hierfür konstruierten Stahlunterkonstruktion montiert wurde. Mit der PV-Anlage wird nun ein mittlerer effektiver Ertrag von ca. 33.000 kWh/a erreicht, d. h., es entsteht ein jährlicher Überschuss in Höhe von ca. 21.400 kWh. Aus dem vorherigen Primärenergiebedarf von 10,0 kWh/(m² a) wurde nun ein Primärenergiegewinn von 7,08 kWh(m² a). Fazit Somit ist das energetische Ziel „Plusenergiehaus“ deutlich und sicher erreicht. Ebenso wurde das wirtschaftliche Ziel erfüllt. Die Gebäudekosten liegen unterhalb der zulässigen Förderhöchstgrenzen nach EOF, zuzüglich in Anspruch genommener Fördermittel aus dem städtischen FES-Programm „Niedriger Wärmeenergiebedarf“. Zuhause in unserer Stadt Auftrag der GWG München ist es für breite Schichten der Bevölkerung angemessenen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, die vorhandenen Wohnungen zu bewirtschaften sowie bei Bedarf zu erneuern (Neubau) um zeitgemäßes Wohnen zu ermöglichen. Die Versorgung von Haushalten mit geringen wirtschaftlichen Möglichkeiten und/oder sozialen Defiziten ist seit Gründung der GWG München ihr Auftrag. Diesem ist die GWG auch bei der Sanierung der Liegenschaften im Stadtteil SendlingWestpark durch die Erstellung von hochwertigen, auf die Bedürfnisse von allen Bewohnerinnen und Bewohnern ausgerichteten, Wohnungen nachgekommen. Die bis dato fertig gestellten Wohnungen wurden von den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr gut angenommen, was nicht nur auf die Marktsituation in München, sondern auch auf die sehr hochwertige, ansprechende und gut bewohnbare Architektur zurückzuführen ist. Eine für die GWG München wichtige und richtungsweisende Kennzahl ist die Anzahl der Bewohnerinnen und Bewohner, diee durch die Bautätigkeit ihre alten Wohnungen verlassen mussten und durch die GWG umgesetzt wurden. Im Stadtteil Sendling-Westpark verblieben ca. 95% dieser sogenannten Umsetzmieter. Hierunter fallen jene Haushalte die zurück in die Neubauten gezogen sind und damit ihre alten Adressen mit neuem Leben gefüllt haben. Ausblick, nicht nur für die Wohnanlagen in Sendling-Westpark: Die dauerhafte Anpassung der Bestände der GWG München an ökologische, soziodemographische, gestalterische und funktionelle Anforderungen im Rahmen der immer enger werdenden wirtschaftlichen Möglichkeiten stellt eine Herausforderung an alle Beteiligten dar. Der betrachtete Zeithorizont muss sich weiter in die Zukunft richten, um heute errichtete oder umgebaute Wohnungen für möglichst viele Wohnnutzungen der Zukunft flexibel zu halten. gut für Menschen Die Realisierung der Plusenergiehäuser beweist, dass integrierte Planung auch unter Berücksichtigung von Mieterbedürfnissen, dem Klima- und Naturschutz und trotz der zahlreichen Anforderungen und Vorgaben kostensparend sein kann. Zum Einen zeigt das realisierte Projekt, dass durch Sanierungsmaßnahmen an bestehenden Gebäuden und notwendige Neubauten inhaltlich wertvolle Weiterentwicklungen von städtischen Strukturen möglich sind, die der angestammten Bewohnerschaft zugute kommen – dadurch werden die bestehenden Nachbarschaften und Identitäten der Gebiete bewahrt. Zum Anderen zeigt es, dass durch behutsame bauliche Eingriffe in gewachsene Wohngebiete auch die bestehenden Freiraumqualitäten erhalten werden können. – Kluge Planung hat hier also gleichermaßen zu innovativen und rücksichtsvollen Lösungen geführt. Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk Stadtbaurätin Deshalb beglückwünsche ich die GWG München zu diesem wertvollen Beitrag zum Wohnungsbau in der Landeshauptstadt München, wünsche der hier vorgelegten Publikation weite Verbreitung und möchte Münchens Bauträger, seien es private oder institutionelle, ermuntern, diesem Beispiel zu folgen! gut für München Münchens erste im geförderten Geschosswohnungsbau fertig gestellten Plusenergiehäuser, die im Rahmen der Sanierungsmaßnahme im Quartier Sendling-Westpark von der GWG München errichtet wurden, sind Musterbeispiele, wie durch ein anspruchsvolles Konzept nicht nur Einsparungen bei den Energiekosten, sondern auch Mehrwerte durch konzeptionelle Gestaltung von unterschiedlichen, barrierefreien Grundrisstypen geschaffen werden können. Hier entstand Wohnraum für vielfältige Wohnbedürfnisse unter Erhalt und sensibler Ergänzung der öffentlichen und privaten Freiflächen. GWG München Heimeranstraße 31 80339 München Tel: 089 55 11 4-0 Fax: 089 55 11 4-209 [email protected] www.gwg-muenchen.de GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH Redaktion: Hans-Otto Kraus, Zanka Hallmann Fotos: Stefan Müller-Naumann, München Gestaltung: Büro Roman Lorenz Gestaltung visueller Kommunikation, design alliance, München Druck: Werkstatt Höflich, München © GWG 2013