NT (Phy)-7: (1.2.5) Der Strahlengang bei Sammel- und Zerstreuungslinsen ______________________________________________________________________________________________________________________ Kapitel: 1. Einführung in die Optik / 1.2 Licht an Grenzflächen Schon die Wikinger fertigten aus geschliffenen Bergkristallen erste "Brenngläser", mittels derer man Feuer entzündet hatte. Man nennt diese Brenngläser auch Linsen aufgrund der Ähnlichkeit ihrer Form zu den gleichnamigen Hülsenfrüchten. Optische Linsen sind durchsichtige Körper, meist aus Glas oder Kunststoff, die auf zwei Seiten durch Teile einer Kugeloberfläche begrenzt sind. Daher spricht man auch von sphärischen Linsen. Man unterscheidet dabei zwei wesentliche Gruppen von Linsen, die sich durch die äußerlich wahrnehmbare Form, den Strahlenverlauf und die optische Wirkung unterscheiden: ① Sammellinsen (Konvexlinsen) Konvexlinsen sind in der Mitte dicker als am Rand. Sie lassen ein paralleles Lichtbündel durch die Linse konvergent, also zusammenlaufend, werden, weshalb man sie Sammellinsen nennt. Das Lichtbündel wird dabei auf einen Punkt, den Brennpunkt, verengt, ehe es sich wieder weitet. Beim Durchlaufen einer Linse wird das Licht an der Vorder- und Rückseite gebrochen. Im Modell kann man die beiden Brechungen an dünnen Linsen zu einer einzigen Brechung an der Mittelebene der Linse zusammenfassen. Lichtstrahlen, die durch den Mittelpunkt einer Linse fallen, werden nicht abgelenkt, sondern behalten ihre Richtung bei. Senkrecht auf der Mittelebende der Linse steht die optische Achse, die als Symmetrieachse durch den Mittelpunkt der Linse geht. Fallen in einer Sammellinse Lichtstrahlen parallel zur optischen Achse ein, so werden sie alle zum selben Punkt auf der optischen Achse gelenkt. Diesen Punkt bezeichnet man als Brennpunkt F. Seinen Abstand von der Mittelebene der Linse nennt man Brennweite f. Auch Lichtstrahlen, die parallel verlaufen und schräg zur optischen Achse auf die Sammellinse treffen, laufen hinter der Sammellinse in einem Punkt zusammen. Je nach Einfallsrichtung erhält man verschiedene Punkte, die alle zusammen mit dem Brennpunkt in einer Ebene, der Brennebene, senkrecht zur optischen Achse liegen. Jeder Punkt auf der Brennebene hat dieselbe Brennweite f. Lichtwege beim Durchgang durch Sammellinsen sind umkehrbar, daher hat jede Linse zwei symmetrische Brennpunkte F und Brennebenen mit derselben Brennweite f auf beiden Seiten der Linse. Deshalb verlaufen alle Lichtstrahlen, die vor der Linse durch einen Brennpunkt F gehen, nach der Linse parallel zur optischen Achse. Auch bei Linsen mit zwei unterschiedlich gekrümmten Oberflächen ändern die beiden Brechungen den Lichtweg stets so, dass es gleichgültig ist, welche Seite der Linse vom Licht zuerst getroffen wird. Je stärker die Krümmung der Linsenoberfläche ist, desto stärker wird die Ablenkung und desto kürzer wird die Brennweite der Linse. ② Zerstreuungslinsen (Konkavlinsen) NT (Phy)-7 Seite 1 Konkavlinsen sind in der Mitte dünner als am Rand. Sie lassen ein paralleles Lichtbündel nach Durchlaufen der Linse auseinander laufen und werden daher auch Zerstreuungslinsen genannt. Auch bei Zerstreuungslinsen gibt es auf jeder Seite der Linse einen Brennpunkt F auf der optischen Achse. Alle Lichtstrahlen, die parallel zur optischen Achse auf eine Zerstreuungslinse treffen, werden von ihr so umgelenkt, als ob sie vom selben Brennpunkt F vor der Zerstreuungslinse kämen. Im Gegensatz zu Sammellinsen erhält die Brennweite f bei Zerstreuungslinsen immer einen negativen Wert. Gymnasium Bayern (G8) · Kurs: Natur und Technik (Physik) 7 · © Philipp Gillemot, Bonn 2014 NT (Phy)-7 Seite 2