Skript

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Mechanik
Skript für Techniker im 3. Semester
S. Bucher
Version 1.19, März 2017
Mechanik ist die Lehre von den Bewegungen
und den Kräften und zeigt, wie beide
miteinander zusammenhängen.
Die Mechanik ist ein Teilgebiet der Physik.
Die Physik beschreibt Naturvorgänge mit Hilfe der Mathematik.
Diese Ausführungen sind sehr knapp und fast ohne Illustrationen und Beispiele
gehalten. Sie sollen den Unterricht nicht ersetzen, sondern ihm ein Gerüst geben.
Der Unterricht konzentriert sich auf die Diskussion der Theorie und das gemeinsame
Lösen von Übungsaufgaben.
Das Kapitel zur Lösung von Bewegungsproblemen (4.5) kann erst im Rahmen des
Mathematikunterrichtes des 4. Semesters behandelt werden.
Empfohlene Literatur für weiterführendes Studium:
 Dubbels Taschenbuch für den
Maschinenbau
Springer Verlag
Nicht ganz billiges zweibändiges Werk, das
den Stoff praktisch aller Fächer für Maschinentechniker inklusive Mathematik enthält.
Eine Investition fürs Leben!
 Böge, Technische Mechanik
Vieweg-Verlag
Buchreihe, bestehend aus Lehrbuch, Aufgabensammlung mit Lösungsheft und Formel-/
Tabellensammlung. Zum Teil etwas komplizierter als nötig.
Für Maschinentechniker ist auch noch die Festigkeitslehre darin enthalten, ebenso die
Grundzüge der Strömungslehre.
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Mechanik
Inhalt
1. KRÄFTE: GRUNDLAGEN .....................................................................................4
1.1 Kraft und Moment: Begriffe ........................................................................................... 4
1.2 Das Überlagerungsprinzip ............................................................................................. 4
1.3 Kräftesysteme und Gleichgewicht ................................................................................ 5
1.4 Resultierende Kraft ........................................................................................................ 5
1.4.1 Bestimmung der resultierenden Kraft ....................................................................... 5
1.4.2 Bestimmung der resultierenden Kraft mit dem TI-30X Pro ....................................... 7
1.4.3 Bestimmung der Wirklinie der resultierenden Kraft .................................................. 9
1.4.4 Beispiel .................................................................................................................... 10
1.5 Stützkraftberechnung bei Gleichgewicht .................................................................. 11
1.5.1 Methodik .................................................................................................................. 11
1.5.2 Beispiele .................................................................................................................. 12
1.6 Fachwerke ..................................................................................................................... 14
2. SCHWERPUNKT ................................................................................................. 17
2.1 Begriff, Momentensatz ................................................................................................. 17
2.2 Flächenschwerpunkt .................................................................................................... 17
2.3 Linienschwerpunkt ....................................................................................................... 19
2.4 Rotationskörper ............................................................................................................ 21
2.5 Gleichgewichtslagen und Standsicherheit ................................................................ 23
3. REIBUNG ............................................................................................................ 25
3.1 Grundlagen ................................................................................................................... 25
3.2 Reibung auf der schiefen Ebene ................................................................................. 25
3.2.1 Grundsätzliches ...................................................................................................... 25
3.2.2 Reibung in Kombination mit einer äusseren Kraft (vgl. Böge) ................................ 27
3.3 Reibung an Maschinenteilen ....................................................................................... 27
3.4 Seilreibung .................................................................................................................... 28
4. BEWEGUNGEN ................................................................................................... 29
4.1 Gleichförmig beschleunigte Bewegung ..................................................................... 29
4.2 Der Luftwiderstand ....................................................................................................... 31
4.3 Überlagerungsprinzip: Zusammengesetzte Bewegungen ....................................... 32
4.3.1 Schiefer Wurf ohne Luftwiderstand ......................................................................... 32
4.3.2 Schiefer Wurf mit Luftwiderstand ............................................................................ 35
4.4 Die Newton’sche Mechanik ......................................................................................... 37
4.4.1 Die Kepler’schen Gesetze der Planetenbewegung ................................................. 37
4.4.2 Die Newton’schen Prinzipien................................................................................... 38
4.4.3 Das Gravitationsgesetz ........................................................................................... 39
4.5 Mathematische Behandlung der Bewegungsprobleme ........................................... 40
4.5.1 Prinzip ..................................................................................................................... 40
4.5.2 Federpendel: ortsabhängige Kraft........................................................................... 40
4.5.3 Pendeluhr ................................................................................................................ 43
4.5.4 Lösung von Schwingungsproblemen in komplexer Schreibweise .......................... 43
4.5.5 Freier Fall: geschwindigkeitsabhängige Kraft ......................................................... 48
4.5.6 Ballistische Kurve .................................................................................................... 49
4.5.7 Numerische Integration beliebiger Bewegungsgleichungen ................................... 51
5. ARBEIT UND ENERGIE ...................................................................................... 52
5.1 Arbeit ............................................................................................................................. 52
5.2 Leistung......................................................................................................................... 52
5.3 Energie .......................................................................................................................... 52
5.3.1 Übersicht ................................................................................................................. 52
5.3.2 Kinetische Energie (Energie der Bewegung) .......................................................... 53
5.3.3 Potentielle Energie (Energie der Lage) ................................................................... 53
5.3.4 Raumfahrt und Astronomie ..................................................................................... 54
5.3.5 Energie als Erhaltungsgrösse ................................................................................. 55
5.4 Stossgesetze................................................................................................................. 56
5.4.1 Der Impulssatz ........................................................................................................ 56
5.4.2 Vollkommen inelastischer gerader zentrischer Stoss ............................................. 57
5.4.3 Elastischer gerader zentrischer Stoss..................................................................... 58
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5.4.4 Reale gerade zentrische Stösse ............................................................................. 59
5.4.5 Anwendungsbeispiele ............................................................................................. 60
6. DREHBEWEGUNG .............................................................................................. 62
6.1 Grundlagen ................................................................................................................... 62
6.2 Rotationsenergie und Trägheitsmoment ................................................................... 64
6.3 Drehimpuls .................................................................................................................... 65
6.4 Gegenüberstellung Translations-/Rotationsbewegung ........................................... 65
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1. Kräfte: Grundlagen
1.1 Kraft und Moment: Begriffe
Kräfte sind nur durch ihre Wirkung feststellbar. Eine Kraft bewirkt eine Verschiebung
(wenn nichts bremst, eine gleichmässige Beschleunigung - siehe 4.4.2.2) oder Verformung eines Körpers.
Eine Kraft ist eine sogenannte vektorielle Grösse, d.h. ihre vollständige Angabe umfasst einen Betrag und eine Richtung, im Gegensatz zu skalaren Grössen wie z.B.
der Masse, wo eine Masszahl mit einer Einheit (z.B. 27 kg) genügt.
Die Einheit der Kraft ist das Newton1, abgekürzt N, definiert als
m  kg
1N  1
sec 2
Das ist so zu verstehen: 1 N ist die Kraft, die 1 kg in jeder Sekunde um 1 m/sec beschleunigt, also um (1 m/sec)/sec - daraus ergeben sich mathematisch die Quadratsekunden, unter denen sich natürlich niemand direkt etwas vorstellen kann/muss.
An der Erdoberfläche erfährt eine Masse m die Gewichtskraft FG = m·g, wo g = 9.81
2
m/sec² die Erdbeschleunigung ist .
Der Ansatzpunkt einer Kraft kann aus ihrer Wirkung nicht eindeutig bestimmt werden, er kann an einer beliebigen Stelle auf der sogenannten Wirklinie liegen.
Bezüglich eines nicht auf der Wirklinie liegenden Punktes hat eine Kraft neben der
Verschiebewirkung auch eine Drehwirkung. Man definiert als Drehmoment oder
Kraftmoment oder auch einfach Moment einer Kraft F bezüglich eines Punktes P das
Produkt aus Kraft und d, dem senkrechten Abstand von P zur Wirklinie von F,
M=F·d
Momente haben also die Einheit N·m oder einfach Nm.
Auch ein Kräftepaar mit nicht zusammenfallenden parallelen Wirklinien hat je nach
Wirkrichtungen ein Moment zur Folge. Wird eine Kraft parallel zu ihrer Wirklinie verschoben, entsteht ein zusätzliches Moment.
1.2 Das Überlagerungsprinzip
Zu zwei beliebigen Kräften, die auf den gleichen Körper wirken, gibt es immer eine
Einzelkraft, die die gleiche Wirkung (Verschiebewirkung und Drehwirkung bezüglich
aller Punkte) hat wie die beiden Kräfte zusammen:
2 Kräfte  1 Kraft
Man spricht von der Bildung der resultierenden Kraft oder einfach der Resultierenden
der beiden Einzelkräfte. Man konstruiert die Resultierende durch geometrische Addition der Einzelkräfte (Parallelogramm der Kräfte). Die Wirklinie der Resultierenden
geht dabei durch den Schnittpunkt der Wirklinien der Einzelkräfte.
In der Physik ist fast alles umkehrbar. Wir können auch eine Kraft durch zwei Kräfte
ersetzen, die zusammen die gleiche Wirkung haben. In der Ebene ist diese Operation sogar eindeutig, wenn wir von den beiden Kräften die Richtungen vorgeben (die
natürlich nicht parallel sein dürfen):
2 Kräfte  1 Kraft
1
Benannt nach Sir Isaac Newton, 1643-1727, einem der grössten Mathematiker und Physiker
aller Zeiten
2
g hängt vom Ort ab; Mathcad und der TI-30X Pro rechnen mit g = 9.80665 m/sec².
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Wir nützen diese Umkehrung des Überlagerungsprinzips aus, wenn wir in einem Koordinatensystem die Komponenten der Kräfte bilden. Die Einzelkraft ist dann wieder
die Resultierende ihrer Komponenten.
1.3 Kräftesysteme und Gleichgewicht
Wir unterscheiden zentrale Kräftesysteme, bei denen sich die Wirklinien aller angreifenden Kräfte in einem Punkt schneiden, dem sogenannten Zentralpunkt, und allgemeine Kräftesysteme, bei denen das nicht der Fall ist.
Die Wirklinie der Resultierenden liegt so, dass die Drehwirkung des resultierenden
Moments gleich der Summe der Momente der Einzelkräfte ist. In einem zentralen
Kräftesystem geht sie deshalb durch den Zentralpunkt.
Wir sagen, ein Körper befinde sich im Gleichgewicht, wenn er sich nicht bewegt. Das
ist gleichbedeutend damit, dass die Resultierende aller angreifenden Kräfte und das
resultierende Moment gleich Null sind3.
Daraus ergeben sich zwei Typen von Standardaufgaben, wobei wir uns einfachheitshalber auf ebene (zweidimensionale) Systeme beschränken:
 In einem (allgemeinen) Kräftesystem sind alle Einzelkräfte bekannt. Gesucht: die
resultierende Kraft und ihre Wirklinie so, dass ihr Moment der Summe aller Einzelmomente entspricht.
 In einem (allgemeinen) Kräftesystem sind einzelne äussere Kräfte bekannt, ausserdem weiss man, dass sich das System im Gleichgewicht befindet. Gesucht:
die unbekannten sog. Stützkräfte.
1.4 Resultierende Kraft
1.4.1 Bestimmung der resultierenden Kraft
Wie bereits erwähnt, ergibt sich die resultierende Kraft durch geometrische Addition
der Einzelkräfte. Ihre Reihenfolge spielt dabei keine Rolle!
Wenn wir in einem Koordinatensystem alle Kräfte in Komponenten zerlegen, können
wir diese Komponenten einfach durch Addition ihrer Masszahlen addieren. Das Koordinatensystem ist ein Hilfsmittel für die Berechnungen, das Resultat ist, bezogen
auf die Körper, nie von der Wahl des Koordinatensystems abhängig - wohl aber der
Rechenaufwand! Man wählt das Koordinatensystem normalerweise so, dass möglichst viele Kräfte nur eine Komponente haben und der Bezugspunkt dem Bezugspunkt der Aufgabe entspricht.
In den allermeisten Fällen verwenden wir ein kartesisches4 Koordinatensystem. Das
ist ein rechtwinkliges Koordinatensystem, in dem die x-Achse nach rechts, die yAchse nach oben zunimmt. Richtungswinkel  messen wir
im Gegenuhrzeigersinn ab der x-Achse. Die x- und yKomponenten einer Kraft sind ihre vorzeichenbehafteten
Projektionen auf die Koordinatenachsen. Diese ergeben sich
mit Hilfe elementarer Trigonometrie zu (Umrechnung [P>R]
mit dem TI-30)
Fx = F · cos()
Fy = F · sin()
3
Ein kräftefreier Körper kann sich auch mit konstanter Geschwindigkeit bewegen (s. 4.4.2.1).
Benannt nach René Descartes, 1596-1650 in Paris, einem französischen Mathematiker und
Philosophen, der bedeutende Beiträge zur Geometrie geliefert hat
4
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Nach rechts und nach oben sind so die Komponenten positiv, nach links und nach
unten negativ.
Bei parallelen Kräften können wir einfach ihre Beträge mit Vorzeichen addieren. Die
Komponenten der resultierenden Kraft lassen sich deshalb berechnen als
Frx 
F
ix


i
i
i
1
 cos( 1 )...Fn  cos( n )
i1
i
Fry 
n
 F  cos( )  F
Fiy 
n
 F  sin( )  F
i
i
1
 sin( 1 )...Fn  sin( n )
i 1
Damit ist das erste Problem, die Berechnung der Resultierenden, bereits gelöst.
Häufig wollen wir von der Resultierenden aber nicht die x- und y-Komponenten in
einem willkürlich gewählten Koordinatensystem angeben, sonden den Betrag und die
Richtung.
Den Betrag berechnen wir in einem rechtwinkligen Koordinatensystem mit Hilfe des
bekannten Satzes von Pythagoras5 zu
Fr  Frx2  Fry2
Wenn sich die Resultierende im 1. Quadranten des Koordinatensystems (im oberen
rechten Viertel) befindet, d.h. Frx > 0 und Fry > 0, gilt offensichtlich
tan( r ) 
 Fry 
  r  arctan 
Frx
 Frx 
Fry
Der Tangens nimmt den gleichen Wert an, wenn bei gleichen Beträgen beide Komponenten negativ sind, ebenso sieht man es einem negativen Tangenswert nicht an,
ob die x- oder die y-Komponente negativ war! Die Tangensfunktion hat eine Periode
von 180°, nimmt also alle 180° wieder dieselben Werte an und ist deshalb eben nur
auf 180° eindeutig. Eine kleine Untersuchung mit dem Rechner liefert
Quadrant
I
II
III
IV
x
1
-1
-1
1
y
1
1
-1
-1
Winkel
45°
135°
225°
315°
arctan(y/x)
45°
-45°
45°
-45°
Korrektur
keine
+180°
+180°
keine oder +360°
Wir können also eine Vorschrift zur Berechnung des Winkels bei gegebenen Komponenten wie folgt festlegen:
 Fry 
 r  arctan  
180

 Frx  wenn F 0
rx
Falls wir im 4. Quadranten (unten rechts) keine negativen Winkel wollen (diese bereiten allerdings keine Probleme), addieren wir noch 360°, falls r < 0, und wenn wir
es ganz genau nehmen, müssen wir noch den Fall Frx = 0 berücksichtigen.
Diese Umrechnungen können beim TI-30 mit der Funktion [R>P] vorgenommen
werden. Im 4. Quadranten resultiert dabei ein negatives Argument (Winkel).
Im Lehrbuch von Böge wird die Bestimmung der Kraftrichtung auf ziemlich umständliche Weise abgehandelt, indem jedesmal bestimmt wird, in welchem Quadranten sie
liegt und für jeden Quadranten eine eigene (andere) Formel angewendet wird.
5
Pythagoras, aus Samos, -582 - -496, lebte in Griechenland und Italien
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1.4.2 Bestimmung der resultierenden Kraft mit dem TI-30X Pro
Die komplexe Arithmetik des TI-30X Pro bietet eine einfache Möglichkeit zur geometrischen Addition von Kräften als Addition komplexer Zahlen.
Die x-Komponenten werden als Realteile, die y-Komponenten als Imaginärteile komplexer Zahlen x+yi angesehen. Die Eingabe in polarer Darstellung erfolgt im Format
(Betrag)(Winkel); das Zeichen  ruft man unter [complex] 1: auf.
Drücken von [enter] zeigt das Resultat in rechtwinkliger Darstellung an6. Zur Umrechnung in polare Koordinaten wählt man [complex] 4:r.
Auf die eingestellte Winkeleinheit achten (ggf. in [mode] einstellen)!
Aufgabe 37 von Böge
Ein zentrales Kräftesystem besteht aus den Kräften F1 = 22N, F2 = 15N, F3 = 30N und F4 =
25N. Die Richtungswinkel der vier Kräfte betragen 1 = 15°, 2 = 60°, 3 = 145°, 4 = 210°.
Gesucht:
a) der Betrag der Resultierenden Fr,
b) ihr Richtungswinkel r.
Lösung
2215 + 1560 + 30145 + 25210 [enter] -17.47482824+23.39169314i
-17.47482824 ist die x-Komponente und
23.39169314 ist die y-Komponente der resultierenden Kraft.
Umrechnung in Betrag und Richtungswinkel:
[complex] 4:r 29.19830355126.7616704
Das Resultat ist Fr = 29.19830355N, r = 126.7616704°.
Wenn wir daraus die x- und y-Komponente zur Weiterverwendung extrahieren möchten, speichern wir das Resultat ab, z.B. durch [sto] x, und erhalten die xKomponente durch [complex] 7:real (x) und die y-Komponente durch [complex]
8:imaginary (x).
Komplexe Zahlen (Kräfte) können auch abgespeichert werden, zum Beispiel:
2215 [sto] x
1560 [sto] y
30145 [sto] z
25110 [sto] t
x + y + z + t [enter] -17.47482824+23.39169314i etc.
6
wenn das komplexe Format in [mode] auf die Grundeinstellung a + bi gesetzt ist
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Aufgabe 51 von Böge
Ein zentrales Kräftesystem besteht aus den Kräften F1 = 320 N, F2 = 180 N, F3 = 250 N, die
unter den Winkeln 1 = 35°, 2 = 55°, 3 = 160° zur positiven x-Achse wirken. Es soll durch
zwei Kräfte FA und FB im Gleichgewicht gehalten werden, die mit der positiven x-Achse die
Winkel A = 225° und B = 270° einschließen.
a) Wie groß sind FA und FB?
b) Welchen Richtungssinn haben sie?
Lösung
„Gleichgewicht“ bedeutet, dass die Kräfte FA und FB die Kräfte F1, F2 und F3 kompensieren. Es muss also gelten
FA·cos(A) + FB·cos(B) =  F1x  F2x  F3x
FA·sin(A) + FB·sin(B) =  F1y  F2y  F3y
Das sind zwei lineare Gleichungen in den Unbekannten FA und FB.
Im Lösungsbuch von Böge ist die Aufgabe “von Hand” gelöst. Wir nutzen hier die
Möglichkeiten des TI-30X Pro aus. Es wird empfohlen, beide Lösungswege durchzuarbeiten.
Am besten bestimmen wir zuerst die Grössen F1x + F2x + F3x und F1y + F2y + F3y:
32035 + 18055 + 250160 [enter] 130.4492575+416.4968634i [sto] x
[complex] 7:real (x) [sto] a
[complex] 8:imaginary (x) [sto] b
Eingabe des Gleichungssystems ([2nd] [sys-solv]):
cos(225 )x  cos(270 )y  a
 sin(225 )x  sin(270 )y  b 


SOLVE
x=184.4831092
y=286.0476059
Die Lösungen sind beide positiv, wir haben also die Kraftrichtungen von FA und FB
richtig angenommen. Wenn eine Kraft ein negatives Resultat erhält, war ihre Richtung um 180° falsch angenommen worden.
Also:
FA = 184.4831092 N A = 225°
FB = 286.0476059 N B = 270°
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1.4.3 Bestimmung der Wirklinie der resultierenden Kraft
Beim allgemeinen Kräftesystem ist jetzt noch das resultierende Moment zu berechnen. Auch hier nimmt uns das rechtwinklige Koordinatensystem viel Denkarbeit ab.
Bei Momenten verwenden wir die folgende Vorzeichenkonvention:
+
im Gegenuhrzeigersinn am Bezugspunkt (nach links) drehend
–
im Uhrzeigersinn am Bezugspunkt (nach rechts) drehend
Wir stellen uns eine Kraft F vor, die an einem Punkt mit den Koordinaten xF und yF
angreift. Das von der x-Komponente der Kraft bezüglich des Koordinatennullpunktes
ausgeübte Moment ist (wie man sich leicht überzeugt, in allen Quadranten!)
M0x = -Fx · yF
und entsprechend für die y-Komponente
M0y = Fy · xF
Das Moment von F bezüglich (0|0) ist die Summe der beiden Teilmomente. Auf diese
Weise ersparen wir uns die Berechnung des schrägen Abstandes der Wirklinie zum
Bezugspunkt.
Seien xr und yr die Koordinaten des Angriffspunktes der resultierenden Kraft. Das
Moment der Resultierenden muss für alle Punkte, also auch für den Nullpunkt, gleich
der Summe der Momente der Einzelkräfte sein; wir können deshalb ansetzen
M0r  Frx  y r  Fry  xr 
 F
ix
 y i  Fiy  xi

i
Diese Gleichung verknüpft x- und y-Koordinaten der möglichen Angriffspunkte und
liefert mit anderen Worten die Geradengleichung der Wirklinie,
Fry  x  Frx  y 
 F
iy
 x i  Fix  y i

i

 1
 Fry 
y    x 

 Frx 
 Frx
 F
iy
i
 Fry
M
 x i  Fix  y i  
 x  0r
Frx
 Frx

Damit ist das Problem gelöst, im allgemeinen Kräftesystem die Resultierende so zu
bestimmen, dass sie die gleiche Dreh- und Verschiebewirkung hat wie alle Einzelkräfte zusammen.
Aus
M0r = Fr · dr
können wir noch den Abstand zwischen dem Nullpunkt und der Wirklinie der Resultierenden berechnen,
M
1
dr  0r  
Fiy  x i  Fix  y i
Fr
Fr i


Für ein linksdrehendes resultierendes Moment ist dr > 0, sonst ist dr < 0.
Für den dem Nullpunkt am nächsten liegenden Punkt auf der Wirklinie erhalten wir
mit einer einfachen geometrischen Betrachtung die Koordinaten
xr = dr · sin(r)
yr = -dr · cos(r)
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1.4.4 Beispiel
An einem rechteckigen Körper der Dimensionen 6m x 4m greifen vier Kräfte an.
Bestimme die resultierende Kraft und ihr
Drehmoment bezüglich des Zentrums des
Rechtecks.
Wir wählen den Koordinatenbezugspunkt
im Zentrum des Rechtecks.
Kraft

x
y
F1 15N 330°
3m
2m
F2 12N
70° -2m
2m
F3 25N 140° -3m
2m
F4 28N 280° -3m -2m
F3
F2
F1
F4
12.99
Komponenten
Fxi
Fi. cos i
Fx =
4.104
19.151
newton
4.862
7.5
Fyi
Fi. sin i
Fy =
11.276
16.07
newton
27.575
Resultierende
Komponenten
F rx
Fx
F rx = 2.806 newton
F ry
Fy
F ry = 7.729 newton
Betrag
Fr
F rx
Richtungswinkel
r
im Bereich 0-360 Grad  r
2
atan
r
2
F ry
F ry
F rx
F r = 8.222 newton
if F rx< 0. newton,  , 0
if  r < 0 , 2.  , 0
 r = 70.048 deg
 r = 289.952 deg
Resultierendes Moment
Mr
Fy. x
Fx. y
Geradengleichung der Wirklinie, y = ·ax+b
F ry
Steigung
a
F rx
y-Achsenabschnitt
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b
Mr
F rx
M r = 3.299 newton. m (Der Ausdruck ist eine
Summ e über alle Kräfte!)
a = 2.755
b = 1.176 m
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1.5 Stützkraftberechnung bei Gleichgewicht
1.5.1 Methodik
Stützkräfte setzen bei gegebenen äusseren und Gewichtskräften einen Körper ins
Gleichgewicht. Die Gleichgewichtsbedingungen verlangen, dass die resultierende
Kraft und das resultierende Moment bezüglich eines beliebigen Punktes A alle verschwinden müssen, also in der Ebene
F
F
M
x
0
y
0
A
0
Häufig ist ein Gegenstand (im zweidimensionalen Fall) an 2 Punkten an der Umgebung festgemacht, so dass von vornherein klar ist, dass die Stützkräfte an diesen
Punkten übertragen werden. Wir suchen dann ein Kräftepaar, von dem Ansatzpunkte und (aus den Gleichgewichtsbedingungen) die Summen der x- und y-Komponenten und Momente bekannt sind. Die 3 linearen Gleichungen bestimmen aber nur drei
Kraftkomponenten; es ist nicht möglich, daraus für 2 Stützkräfte je eine unabhängige
x- und y-Komponente zu erhalten! Eine Lösung nur auf Grund der Gleichgewichtsbedingungen ist nicht eindeutig; wenn wir zu zwei Kräften beliebige sich aufhebende
Komponenten in der Verbindungslinie ihrer Angriffspunkte addieren, ändern sich die
Summen ihrer x- und y-Komponenten und Momente nicht.
Aus diesem Grund hat man normalerweise eine zusätzliche “versteckte” Bedingung,
beispielsweise dass bei einer der Stützkräfte die Wirkrichtung gegeben ist.
Anstelle der obigen Gleichgewichtsbedingungen kann man auch 3 Momentengleichungen verwenden, sofern die drei Bezugspunkte nicht auf einer Linie liegen.
Vorgehen bei der Berechnung
Um ein Gefühl für die Sache zu entwickeln, ist es gut, einige Beispiele “intuitiv”
durchzurechnen, wie Böge das fast immer tut (siehe Lösungsbuch). Allerdings beinhaltet diese Vorgehensweise bei jeder Aufgabe geometrische Überlegungen, Berechnungen schräger Distanzen und Vorzeichenbetrachtungen, jedesmal mit Fehlermöglichkeiten.
Rein rechnerisch ist ein “schematisches” Vorgehen unter Ausnützung eines Koordinatensystems sicherer, wie wir es nachstehend präsentieren. Man muss dabei lediglich von jeder Kraft Ansatzpunkt und, wo gegeben, Richtungswinkel bestimmen, und kann dann die Gleichungen “blind” hinschreiben (und lösen).
 Wahl des Momentenbezugspunktes: Wird dieser Punkt auf der Wirklinie einer
unbekannten Kraft gewählt, kommt diese Kraft in der Momentengleichung nicht
vor, was die Rechnung vereinfachen kann.
 Wahl des Koordinatensystems: So, dass der Momentenbezugspunkt im Nullpunkt liegt und möglichst viele Kräfte nur eine Komponente haben. Damit kann
die Momentengleichung auf direktem Weg mit Kraftkomponenten und Angriffskoordinaten dargestellt werden:
M
0
0
 F
iy
i
  sin( )  x  cos( )  y   F .
 xi  Fix  yi 
i
i
i
i
i
i
Ist von einer Kraft die Wirkrichtung mindestens auf 180° genau bekannt, wird ihr Betrag F als Unbekannte eingesetzt, ist sie nicht bekannt, werden ihre beiden Komponenten Fx und Fy als eigenständige Unbekannte behandelt. Unbekannte Kraftkomponenten setzen wir immer positiv ein, also nach rechts und nach oben, dann erhalten sie bei der Berechnung gerade das richtige Vorzeichen.
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Wird ein Winkel um 180° falsch angenommen, wird der entsprechende Kraftbetrag negativ.
Da wir nicht mit Reibung rechnen, können Kontaktflächen nur zu ihnen senkrechte
Kräfte übertragen.
Zusammenfassung:
Gleichung Beitrag von Fi
bei bekannter Richtung
Fx = 0
+ Fi·cos(i)
Fy = 0
+ Fi·sin(i)
M0 = 0
+ Fi·[sin(i)·xi – cos(i)·yi]
Beiträge von Fix und Fiy
bei unbekannter Richtung
+ Fix
+ Fiy
+ Fiy·xi – Fix·yi
Damit kann man die Gleichungen ohne weiteres Überlegen sofort hinschreiben, sobald Winkel und Angriffspunkte bestimmt sind!
1.5.2 Beispiele
Aufgabe 127 von Böge:
Der Bettschlitten einer schweren Hochleistungs-Drehmaschine mit der Belastung F = 18 kN läuft in der skizzierten
Führung. Die Abmessungen betragen l1 = 600 mm, l2 = 140
mm, l3 = 780 mm und die Winkel  = 60° und  = 20°.
Mit welchen Kräften FA, FB und FC werden die drei Führungsflächen belastet?
Alle Führungsflächen können nur zu ihnen senkrechte
Kräfte übertragen, die Richtungen der unbekannten Kräfte FA, FB und FC sind also
auf 180° genau bekannt.
Wenn wir B oder C als Momentenbezugspunkt wählen, kommt eine der “schrägen”
Kräfte in der Momentengleichung nicht vor. Wir wählen B, dann müssen wir die Koordinaten von C nicht noch berechnen.
Kraft
Angriffspunkt
Winkel
FA
xA = l3 = 0.78 m
yA = 0
A = 90°
FB
xB = 0
yB = 0
B =  = 20°
FC
xC = -l2 = -0.14 m yC = 0
C = 180° –  = 120°
F = 18 kN xF = l3 – l1 = 0.18 m
F = 270°
yF ist auf der Wirklinie nicht definiert und wird nicht gebraucht (weil Fx = 0).
Gleichgewichtsbedingungen:
Fx = cos(A)·FA + cos(B)·FB + cos(C)·FC + cos(F)·F = 0
Fy = sin(A)·FA + sin(B)·FB + sin(C)·FC
+ sin(F)·F
=0
MB = xA·sin(A)·FA + 0
+ xC·sin(C)·FC + xF·sin(F)·F = 0
0
FA
0.78 m·FA
+ 0.940·FB
+ 0.342·FB
+0
– 0.5·FC
+ 0.866·FC
– 0.121 m·FC
=0
= 18 kN
= 3.24 kNm
Lösungen: FA = 5.942 kN, FB = 6.122 kN, FC = 11.505 kN
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Mechanik
Aufgabe 102 von Böge:
Eine Leiter liegt bei A auf einer Mauerkante und ist bei B in einer
Vertiefung abgestützt. Die Berührung bei A und B ist reibungsfrei.
Auf halber Höhe zwischen A und B steht ein Mann mit FG = 800 N
Gewichtskraft, die Gewichtskraft der Leiter bleibt unberücksichtigt.
Die Abstände betragen l1 = 4 m und l2 = 1.5 m.
Gesucht:
a) die Stützkraft FA und ihre Komponenten FAx und FAy (waagerecht
und senkrecht),
b) die Stützkraft FB und ihre Komponenten FBx und FBy.
“Die Berührung bei A ist reibungsfrei” heisst, dass bei A nur Kräfte senkrecht zur Leiter übertragen werden können. Bei dieser Aufgabe ist also von FA die Richtung gegeben, und wir bestimmen als Unbekannte FA, FBx und FBy.
Momentenbezugspunkt ist B, also xB = 0 und yB = 0, dann kommen 2 der 3 Unbekannten in der Momentengleichung nicht vor - und die Momentengleichung hat nur 1
Unbekannte.
Kraft
Angriffspunkt
Winkel
FA
xA = -l2
yA = l1
l 
 A  arctan 2   20.556
 l1 
FG
xF = -½l2
yF = ½l1
F = 270°
Gleichgewichtsbedingungen:
Fx = cos(A)·FA
+ FBx + 0 + cos(F)·FG
=0
Fy = sin(A)·FA
+ 0 + FBy + sin(F)·FG
=0
MB = (xA·sin(A) – yA·cos(A))·FA + 0 + 0 + xF·sin(F)·FG = 0
0.936·FA
+ FBx + 0
=0
0.351·FA
+0
+ FBy = 800 N
4.272 m·FA + 0
+0
= 600 Nm
Lösungen:
FA = 140.449 N, FAx = FA·cos(A) = 131.507 N, FAy = FA·sin(A) = 49.315 N
FBx = -131.507 N, FBy = 750.685 N
2
2
FB  FBx
 FBy
 762.117 N
 FBy 
 B  arctan
  180  99.936  9956'11"
 FBx 
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Aufgabe 129 von Böge:
Der Reitstock einer Gewindeschälmaschine wird auf einer Dachführung D1, D2 und einer Flachführung F geführt. Im Schwerpunkt
S greift seine Gewichtskraft von 3.2 kN an. Die Abmessungen betragen l1 = 275 mm, l2 = 200 mm, l3 = 120 mm, l4 = 500 mm, der
Winkel  = 35°.
Welche Stützkräfte wirken an den Führungsflächen D1, D2 und F?
Die Unbekannten sind F1, F2 und FF. Alle Führungsflächen
können nur senkrechte Kräfte übertragen, die Richtungen der unbekannten Kräfte
sind also bekannt.
Wir wählen als Momentenbezugspunkt D1, damit die Momentengleichung einfach
wird (es kommt nur eine der “schrägen” Kräfte vor).
Kraft
F1
F2
FF
FG = 3.2 kN
Angriffspunkt
x1 = 0
y1 = 0
x2 = l3
y2 = 0
xF = -l1 + l2 yF = l4
xS = -l1
Winkel
1 = 90° +  = 125°
2 =  = 35°
F = 0°
S = 270°
Gleichgewichtsbedingungen:
Fx = cos(1)·F1 + cos(2)·F2
+ cos(F)·FF
+ cos(S)·FG = 0
Fy = sin(1)·F1 + sin(2)·F2
+ sin(F)·FF
+ sin(S)·FG
=0
M1 = 0
+ x2·sin(2)·F2 + (xF·sin(F) – yF·cos(F))·FF + xS·sin(S)·FG = 0
-0.574·F1
0.819·F1
0
+ 0.819·F2
+ FF
+ 0.574·F2
+0
+ 0.0688 m·F2 – 0.5 m·FF
=0
= 3.2 kN
= -0.88 kNm
Lösungen: F1 = 1.320 kN, F2 = 3.694 kN, FF = -2.268 kN
(Diese Gleichungen werden bei Böge auf unglaublich komplizierte Weise gelöst.)
1.6 Fachwerke
Ein Fachwerk ist eine Tragkonstruktion aus Profilstäben; wer hat noch nie den Eiffelturm gesehen? Oder einen Baukran oder einen Hochspannungsmasten? Gegenüber
einer Vollkonstruktion spart ein Fachwerk Material und damit Gewicht und Geld.
Die Verbindungsstellen der Stäbe heissen Knoten. Wir nehmen an, dass die Knoten
keine Momente übertragen, dass also alle Stäbe nur Zug- oder Druckkräfte (keine
Biege-, Torsions- oder Scherkräfte) übertragen und die Knoten als Gelenke angesehen werden können. Jeder Knoten ist Zentralpunkt eines zentralen Kräftesystems.
Da nur Zug- und Druckkräfte übertragen werden können, verlaufen die Wirklinien
aller Stabkräfte in den Stabachsen. Von allen Stabkräften sind also die Richtungen
auf 180° genau bekannt.
Ein Fachwerk ist im Gleichgewicht, wenn jeder Knoten und jeder Stab für sich
im Gleichgewicht ist. Die an den beiden Enden eines Stabes angreifenden
Kräfte sind deshalb einander entgegengesetzt. Ein Druckstab drückt an beiden
Enden auf den Knoten, ein Zugstab zieht an beiden Enden am Knoten!
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Die Gleichgewichtsbedingungen liefern aus n Knoten 2n Gleichungen - das ergibt
schnell unhandlich grosse Gleichungssysteme. Da es 3 Stützkräfte (bzw. Komponenten) gibt, muss ein Fachwerk mit n Knoten, um geometrisch bestimmt zu sein,
aus 2n – 3 Stäben bestehen. Die einfachste starre Figur ist das Dreieck.
(Äussere) Stützkräfte können wir auch wie in 1.5 für sich berechnen. Mit zwei Kräften
in bekannten (nichtparallelen) Richtungen kann in der Ebene jede beliebige Kraft ins
Gleichgewicht gesetzt werden. Wenn wir also einen Knoten finden, an dem zwei unbekannte Stabkräfte mit nichtparallelen (d.h. hier: ungleichen) Wirklinien angreifen,
können wir diese beiden Kräfte aus den Gleichgewichtsbedingungen an diesem Knoten isoliert für sich berechnen und dann einen neuen Knoten mit einer oder zwei unbekannten Stabkräften suchen, und so weiter bis ans Ende.
Das Erkennen von konstruktiven und belastungsmässigen Symmetrien kann die
Rechnung vereinfachen.
Wenn wir unbekannte Stabkräfte als Zugkräfte in die Gleichungen einsetzen,
werden alle Druckkräfte negativ, was eine einfache Unterscheidung erlaubt.
Lösungsverfahren (wir bezeichnen Stabkräfte mit si)
1. Bestimme mit den Methoden aus Kapitel 1.5 die äusseren Stützkräfte.
2. Finde einen Knoten mit 2 unbekannten Stabkräften. Am Knoten greifen an:
 2 unbekannte Stabkräfte si und sj
 keine, eine oder mehrere bekannte Stabkräfte su
 keine, eine oder mehrere bekannte äussere Kräfte Fk
Die Richtungswinkel der beiden unbekannten Kräfte, i und j, werden bestimmt,
wie wenn die Kräfte Zugkräfte wären, und die Gleichungen
Fx = 0
Fy = 0
nach den Unbekannten si und sj aufgelöst. Wird eine Stabkraft in der Berechnung negativ, heisst das, dass es sich dabei um eine Druckkraft handelt.
3. Wiederhole Schritt 2, bis alle Stabkräfte bestimmt sind. Da wir die 3 Stützkräfte
bereits zuvor bestimmt haben, brauchen wir die letzten 3 Knotengleichungen
nicht. Die letzte Stabkraft kann man über die x- oder y-Komponenten berechnen
- das Resultat muss das gleiche sein.
Das Aufstellen der Gleichungen kann systematisiert und damit vereinfacht werden.
Die Umkehrung der Richtung der (bekannten) Stabkräfte beim neuen Knoten entspricht einem Vorzeichenwechsel. Wir können also für die Gleichungen ansetzen





 
F
 cos i   si  cos  j  s j 
x
F
y
 cos   s   cos   F
u
u
 
 sin i   si  sin  j  s j 
k
 sin   s  
u
 0


sin k   Fk  0 

k
u
u
u
k
k

 
cos i   si  cos  j  s j 


 sin i   si  sin  j  s j 

 
 cos   s   cos   F 
u
u
u
k
k
k
 sin   s   sin   F
u
u
u
k
k
k



Damit stehen die unbekannten Terme links vom Gleichheitszeichen, die bekannten
rechts. Alle bereits ermittelten Stabkräfte behalten dabei für die weitere Rechnung Winkel und Vorzeichen so, wie sie bei ihrer ersten Bestimmung als Zugkräfte berechnet wurden.
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Aufgabe 167 von Böge:
Das skizzierte Fachwerk trägt in den oberen
Knotenpunkten die Lasten F1 = 30 kN und F2 =
10 kN. Gesucht:
a) die Stützkräfte FA und FB,
b) die Stabkräfte s1...s9.
Es ist S = 90°, F = 270°.
Fy = FA + FB
– F1
– F2
=0
MA = 0 + 6 m·FB – 1 m·F1 – 4 m·F2 = 0
Stützkräfte: FA = 28.333 kN, FB = 11.667 kN
Knoten I (Punkt A):
 15
. m
8 = 0°,  9  arctan
  56.31
 1m 
cos(8)·s8 + cos(9)·s9 = -cos(S)·FA

s8 + 0.555·s9 = 0
sin(8)·s8 + sin(9)·s9 = -sin(S)·FA

0.832·s9 = -28.33 kN
Lösungen: s8 = 18.889 kN (Zugkraft), s9 = -34.052 kN (Druckkraft)
Knoten II:
 15
 15
. m
. m
 6  360 arctan
  343.301 ,  7  360 arctan
  303.69
 5m 
 1m 
cos(6)·s6 + cos(7)·s7 = cos(9)·s9 – cos(F)·F1 0.958·s6 + 0.555·s7 = -18.889 kN
sin(6)·s6 + sin(7)·s7 = sin(9)·s9 – sin(F)·F1  -0.287·s6 – 0.832·s7 = 1.667 kN
Lösungen: s6 = -23.201 kN (Druckkraft), s7 = 6.009 kN (Zugkraft)
Knoten III:
4 = 0°, 5 = 360° – 6 = 16.669°
cos(4)·s4 + cos(5)·s5 = cos(7)·s7 + cos(8)·s8 
s4 + 0.958·s5 = 22.222 kN
sin(4)·s4 + sin(5)·s5 = sin(7)·s7 + sin(8)·s8 
0.287·s5 = -5 kN
Lösungen: s4 = 38.889 kN (Zugkraft), s5 = -17.401 kN (Druckkraft)
Knoten IV:
2 = 6 = 343.301°, 3 = 270°
cos(2)·s2 + cos(3)·s3 = cos(5)·s5 + cos(6)·s6 – cos(F)·F2  0.958·s2
= -38.889 kN
sin(2)·s2 + sin(3)·s3 = sin(5)·s5 + sin(6)·s6 – sin(F)·F2  -0.287·s2 – s3 = 11.667 kN
Lösungen: s2 = -40.601 kN (Druckkraft), s3 = 0 kN (kräftefrei)
Knoten V (Punkt B):
1 = 180°
cos(1)·s1 = cos(2)·s2

s1 = 38.889 kN (Zugkraft)
Damit sind alle Stabkräfte bestimmt, den letzten Knoten braucht es nicht mehr!
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2. Schwerpunkt
2.1 Begriff, Momentensatz
Für statische Betrachtungen verhält sich jeder starre Körper so, wie wenn seine gesamte Masse in einem Punkt konzentriert wäre, dem Schwerpunkt.
Wir der Körper aufgehängt, liegt der Schwerpunkt senkrecht unter dem Aufhängepunkt.
Eine Linie, die durch den Schwerpunkt geht, heisst Schwerelinie. Die Wirklinien der
Gewichtskraft sind Schwerelinien.
Damit ist skizziert, wie der Schwerpunkt in der Praxis bestimmt werden kann: Man
bestimmt den Schnittpunkt von zwei Schwerelinien. Das gilt für beliebig komplizierte
Körper.
Wird ein Körper in zwei Teilkörper zerlegt, so ist die Summe der Momente der Gewichtskräfte der beiden Teilkörper für einen beliebigen Punkt P gleich dem Moment
der Gewichtskraft des Gesamtkörpers. Es gilt also für die Schwerpunkte der Teilkörper (komponentenweise) ein Momentensatz (Hebelgesetz)
FG  dSP  FG1  dSP1  FG2  dSP2
dSP 
FG1  dSP1  FG2  dSP2
FG1  FG2
wo dSP der (vorzeichenbehaftete) Wirkabstand der Gewichtskraft vom Punkt P ist.
Dadurch besteht bei komplizierten Körpern die Möglichkeit, sie zur rechnerischen
Bestimmung des Schwerpunktes in einfache Teilkörper zu zerlegen, deren Schwerpunkte bekannt sind. Diese Zerlegung kann additiv oder subtraktiv erfolgen!
Das Erkennen und Ausnützen von Symmetrien kann die Arbeit vereinfachen. Bei
achsensymmetrischen Körpern liegt beispielsweise der Schwerpunkt normalerweise
(bei gleichmässiger Gewichtsverteilung) auf der Symmetrieachse.
2.2 Flächenschwerpunkt
Bei flächigen Körpern mit gleichmässigem Flächengewicht spricht man vom Flächenschwerpunkt. Bei einem derartigen Gebilde liegt der Schwerpunkt beim geometrischen Schwerpunkt des Flächengebildes. Beim Momentensatz kann man deshalb
an Stelle der einzelnen Gewichtskräfte mit den Teilflächen rechnen.
Schwerpunktlagen einfacher Flächen:
Rechteck
Der Schwerpunkt liegt in der Mitte der Figur.
Dreieck
Der Schwerpunkt liegt im Schnittpunkt der Seitenhalbierenden (= Fläh
chenhalbierenden). Es gilt y 0  , wo h die Dreieckshöhe (Senkrech3
te auf der Seite durch die gegenüberliegende Ecke) ist.
Kreissektor Wenn  der halbe Öffnungswinkel und R der Radius ist, beträgt der
Abstand des Schwerpunktes vom Kreismittelpunkt durch die Mittellinie
des Sektors
y0 
2 R  sin 

.
3 rad
Zur Umrechnung des Winkels von ° in rad dividiert man ihn durch
180/ = 57.296.
Anwendungen: Angriffspunkt der Gewichtskraft, des Luftwiderstandes.
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Beispiele
Im Momentensatz müssen die Schwerpunktabstände der einzelnen Teilkörper immer
ab Bezugslinie (Bezugspunkt) gerechnet werden!
Aufgabe 203 von Böge
Der Körper besteht aus 4 Rechtecken. Zu bestimmen sind x0 und
y0. Die Aufteilung kann auch anders vorgenommen werden.
i Fläche Ai
xi
yi
1 28x1.5=42
28/2=14
1.5/2=0.75
2 (32–2·1.5)x1.5=43.5 1.5/2=0.75
32/2=16
3 18x1.5=27
32–1.5/2=31.25
18/2=9
4 (10–1.5)x1.5=12.75 18–1.5/2=17.25 32–1.5–8.5/2=26.25
42  14  43.5  0.75  27  9  12.75  17.25 1083.5625

 8.651
42  43.5  27  12.75
125.25
42  0.75  43.5  16  27  3125
.  12.75  26.25
y0 
 15.217
125.25
x0 
Aufgabe 228 von Böge (abgewandelt)
Der Körper besteht aus einem Rechteck und einem Halbkreis, der
links von der Bezugslinie angebracht ist. Der Schwerpunktabstand
des Halbkreises in x ist deshalb negativ.
Zu bestimmen ist x0.
2 R 1 4 R

Beim Halbkreis ist  = 90° = /2, also y 0  
.
3 
3
2
Figur
Fläche
Schwerpunktabstand
Rechteck 20 mm x 30 mm = 600 mm² 10 mm
4  10 mm
Halbkreis ½·(10 mm)²· = 157.1 mm²

 4.244 mm
3
x0 
600 mm2  10 mm  157.1mm2   4.244 mm
 7.045 mm
600 mm2  157.1mm2
Aufgabe 229 von Böge (abgewandelt)
Der Körper besteht aus einem Quadrat, dem ein Halbkreis ausgeschnittenen ist. Der Halbkreis wird deshalb subtrahiert, wir geben
seiner Fläche ein negatives Vorzeichen.
Zu bestimmen ist x0.
Figur
Quadrat
Fläche
20 mm x 20 mm = 400 mm²
Halbkreis
-½·(5 mm)²· = -39.27 mm²
x0 
Schwerpunktabstand
10 mm
4   5 mm
20 mm 
 17.878 mm
3
400 mm2  10 mm  39.27 mm2  17.878 mm
 9.142 mm
400 mm2  39.27 mm2
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2.3 Linienschwerpunkt
Bei linienförmigen Körpern mit gleichmässigem Längengewicht spricht man vom Linienschwerpunkt. Bei einem derartigen Gebilde liegt der Schwerpunkt beim geometrischen Schwerpunkt des Liniengebildes. Beim Momentensatz kann man deshalb an
Stelle der einzelnen Gewichtskräfte mit den Teillängen rechnen.
Kreisbogenstück: Wenn  der halbe Öffnungswinkel und R der Radius ist, beträgt
der Abstand des Schwerpunktes vom Kreismittelpunkt durch die Mittellinie des Sektors
y0 
R  sin 
.
rad
Zur Umrechnung des Winkels von ° in rad dividiert man ihn durch 180/ = 57.296.
Anwendungen: Angriffspunkt der Gewichtskraft bei einem Fachwerk. Bei einem
Stanzwerkzeug muss darauf geachtet werden, dass der Linienschwerpunkt der auszustanzenden Kontur genau in der Stösselachse liegt, um Verkantungen und exzentrische Beanspruchungen zu verhindern.
Beispiel
Berechne den Schwerpunkt des Fachwerks auf Seite 16 bezüglich Lager A!
Zur Vereinfachung fassen wir Stäbe 8, 4, 1 zu einem Stab zusammen, ebenso Stäbe 6 und 2.
Stab i
9
8,4,1
Länge li
2
. m =1.80 m
1m 2  15
6m
xi
yi
0.5 m
0.75 m
3m
0m
7
2
. m = 1.80 m
1m 2  15
1.5 m
0.75 m
6,2
2
. m
 5 m 2  15
3.5 m
0.75 m
5
 2 m 2   0.6 m 2 = 2.09 m
3m
0.3 m
4m
0.3 m
3
0.6 m
= 5.22 m
Gesamtlänge 17.51 m
18
.  0.5  6  3  18
.  15
.  5.22  3.5  2.09  3  0.6  4
 2.772 m
17.51
18
.  0.75  6  0  18
.  0.75  5.22  0.75  2.09  0.3  0.6  0.3
y0 
 0.424 m
17.51
x0 
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Lösung mit dem TI-30X Pro
Die vielseitig nutzbare Datentabelle des TI-30X Pro kann 42x3 Einträge aufnehmen.
Die Produktsumme zwischen den Daten in L1 und L2 können wir mit 2-Var Stats mit
XDATA=L1 und YDATA=L2 ermitteln. Die Summe der L1 ist dann x, die Summe
der L1·L2 ist xy.
Die Speicher a und b stehen nicht zur Verfügung, sie werden bei 2-VariablenStatistik mit den Resultaten der linearen Regression belegt.
1. Dateneingabe
[data]
L1
L2
L3
0.5
0.75
3
0
12  15
. 2
1.5
0.75
52  15
. 2
3.5
0.75
22  0.6 2
3
0.3
4
0.3
12  15
. 2
6
0.6
[quit]
2. Berechnung
x-Koordinate des Schwerpunktes:
[stat-reg/distr] 3:2-Var Stats
XDATA: L1
YDATA: L2
FRQ:
ONE
CALC [enter]
:xy [enter] [] [stat-reg/distr] 1:StatVars 8:x [enter] [=] 2.771549651
(In der Anzeige steht: xy/x)
y-Koordinate des Schwerpunktes:
[stat-reg/distr] 3:2-Var Stats
XDATA: L1
YDATA: L3
FRQ:
ONE
CALC [enter]
:xy [enter] [] [stat-reg/distr] 1:StatVars 8:x [enter] [=] 0.423992011
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Mechanik
2.4 Rotationskörper
Rotationskörper sind Körper mit einer Achse, bei denen alle Querschnitte senkrecht
zur Achse kreis(ring)förmig sind.
Volumen und Oberfläche derartiger Körper lassen sich mit Hilfe der Schwerpunktbestimmung besonders einfach berechnen.
Wir stellen uns vor, dass das Volumen des Körpers dadurch entsteht, dass eine Fläche - die erzeugende Fläche - um die Achse rotiert. Dabei erzeugt jedes kleine Flächenelement Ai im Abstand xi von der Achse einen “Schlauch” mit dem Volumen
Vi = Ai · 2xi.
Summiert über die ganze Fläche erhalten wir mit dem Momentensatz
V
 V   A
i
i
 2xi  2 
i
 A
i
i
 xi  2  A  x 0
i
wo A die Gesamtfläche und x0 ihren Schwerpunktabstand von der Achse bezeichnen.
Entsprechend für die Oberfläche: Diese entsteht dadurch, dass eine Linie - die erzeugende Kontur - um die Achse rotiert. Dabei erzeugt jedes kleine Linienelement li
im Abstand xi von der Achse einen “Gürtel” mit der Fläche
Ai = li · 2xi.
Summiert über die ganze Kontur erhalten wir mit dem Momentensatz
A
 A   l  2x
i
i
i
i
 2 
 l  x
i
i
i
 2  l  x 0
i
wo l die Gesamtlänge und x0 ihren Schwerpunktabstand von der Achse bezeichnen.
Das sind die sogenannten Guldin7’schen Regeln:
 Das Volumen eines Rotationskörpers ist gleich dem Flächeninhalt der erzeugenden Fläche, multipliziert mit dem Weg ihres Schwerpunktes bei einer
Umdrehung.
 Die Oberfläche eines Rotationskörpers ist gleich der Länge der erzeugenden Kontur, multipliziert mit dem Weg ihres Schwerpunktes bei einer Umdrehung.
Wenn man eine erzeugende Fläche mit dem Momentensatz aus Teilen aufbaut, ist
es zur Berechnung des Volumens nicht erforderlich, den Schwerpunktabstand und
die Gesamtfläche zu berechnen, denn


A x 
 i i i
V  2  A  x 0  2  A  

A





x0
 2 
A x
i
i
i
Entsprechend gilt für die Oberfläche
A  2 
l  x
i
i
i
7
Paul Guldin, Jesuitenpater, geboren 1577 in St. Gallen, gestorben 1643 in Graz.
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Beispiel (nach Aufgabe 243 von Böge)
Berechne Fläche (Blechbedarf) und Volumen des abgebildeten Körpers. Die Wanddicke wird vernachlässigt.
Ru = 20 mm, Ro = 10 mm
Oberfläche: Wir zerlegen die Kontur in zwei Geradenstücke und zwei Viertelkreise.
Für einen “liegenden” Viertelkreis ist die x-Komponente des unter 45° geneigten
R  sin 45
2 R
 cos 45 
Schwerpunktabstandes y0 gleich x 0 
.


4
 Geradenstück am Boden:
l1 = 110 mm – Ru = 90 mm, x1 = 45 mm
 Rundung unten:
2  Ru
1

 102.732 mm
l2   2    Ru   Ru  31416
.
mm , x 2  l1 

4
2
 Geradenstück seitlich:
l3 = H – Ro – Ru = 145 mm, x3 = r = 110 mm
 Rundung oben:
D 2  Ro
1

 113.634 mm
l4   2    Ro   Ro  15.708 mm , x 4  
2

4
2
Oberfläche A = 2··(l1·x1 + l2·x2 + l3·x3 + l4·x4) = 1571.575 cm²
Volumen: Wir zerlegen die erzeugende Fläche in ein Rechteck 110 mm x 175 mm,
von dem unten eine Rundung weggeschnitten und oben eine angefügt wird. Bei der
Rundung unten subtrahieren wir ein Quadrat 20 mm x 20 mm und addieren wieder
einen Viertelkreis mit Radius 20 mm, bei der Rundung oben addieren wir ein Quadrat 10 mm x 10 mm und subtrahieren davon den Viertelkreis mit Radius 10 mm. Für
einen “liegenden” Viertelkreis ist die x-Komponente des unter 45° geneigten
2 R  sin 45
4 R
 cos 45 
Schwerpunktabstandes y0 gleich x 0  
.

3
3
4
 Rechteck:
A1 = 110 mm · 175 mm = 19250 mm², x1 = 55 mm
 Quadrat unten (wird subtrahiert):
A2 = Ru² = 400 mm², x2 = 100 mm
 Viertelkreis unten (wird addiert):
4  Ru
1
 98.488 mm
A 3   Ru2    314.159 mm2 , x 3  l1 
3
4
 Quadrat oben (wird addiert):
A4 = Ro² = 100 mm², x4 = 115 mm
 Viertelkreis oben (wird subtrahiert):
4  Ro
1
 115.756 mm
A 5   Ro2    78.54 mm2 , x 5  120 mm 
3
4
Volumen V = 2··(A1·x1 – A2·x2 + A3·x3 + A4·x4 – A5·x5) = 6.611 Liter
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2.5 Gleichgewichtslagen und Standsicherheit
Wir unterscheiden drei Arten von Gleichgewichtslagen:
 stabiles Gleichgewicht, bei dem bei jeder Störung der Schwerpunkt des Körpers
angehoben werden muss und der bei Aufhebung der Störung in den Ausgangszustand zurückfällt.
 labiles Gleichgewicht, bei dem bei jeder Störung der Schwerpunkt des Körpers
abgesenkt wird und der in einen neuen Zustand übergeht (umfällt, herunterfällt).
 indifferentes Gleichgewicht, bei dem der Schwerpunkt weder angehoben noch
abgesenkt wird und wo der Körper nach Aufhebung der Störung im neuen Zustand bleibt.
Wir definieren als Standsicherheit das Verhältnis
M
S S ,
MK
wo MS das Standmoment und MK das Kippmoment bezeichnen.
Weil sowohl Standmoment wie auch Kippmoment von der jeweiligen betrachteten
Kippsituation (z.B. Lage der Kippkante) abhängen, gilt das auch für die Standsicherheit. Für das Kippen nach links oder rechts beispielsweise gibt es also unterschiedliche Standsicherheiten.
Beispiel: Kran (aus Böge, Abschnitt 2.5.2.2).
Bestimme das Gegengewicht G3 so, dass die Standfestigkeit mindestens 1.5 beträgt.
Es werden zwei Kippsituationen geprüft:
a) Kran ohne Nutzlast, Kippen nach hinten um
Achse A.
MS = FG1 · l1
MK = FG3 · l4
b) Kran mit Nutzlast, Kippen nach vorne um
Achse B.
MS = FG3 · (l2 + l4) + FG1 · (l2 – l1)
MK = FG2 · (l3 – l2)
Es ist klar, dass eine Erhöhung des Gegengewichtes G3 gleichzeitig die Standsicherheit für Fall a) vermindert und für Fall b) erhöht (und umgekehrt). Es wird also
einen minimalen und einen maximalen Wert für das Gegengewicht geben, für den
für beide Fälle gleichzeitig S  1.5 gilt.
Lösung:
a) unbelasteter Fall
F G3a
F G1. l 1
F G3a = 133.333 kN
S. l 4
F G3a
g
= 13596.216 kg
b) belasteter Fall
F G3b
S. F G2. l 3
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l2
l2
F G1. l 2
l4
l1
F G3b = 78.676 kN
F G3b
g
= 8022.767 kg
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In der untenstehenden Graphik sind die Standsicherheiten für beide Fälle gegen das
Gegengewicht G3 aufgetragen, und man erkennt die beiden Lösungen dort, wo je
eine der Kurven den Wert 1.5 annimmt.
Graphische Darstellung, Standsicherheit
gegen Gegengewichtskraf tf ür beide Fälle:
F G1. l 1
S a F G3
F G3. l 2
S b F G3
F G3. l 4
l4
F G1. l 2
F G2. l 3
l1
l2
3.5
3.25
3
2.75
S a F G3
2.5
2.25
S b F G3
2
1.75
1.5
1.25
1
60
80
100
120
140
160
F G3
kN
Schnittpunkt der beiden Kurv en:
F max
F G1. l 2
l 1 .l 4
2
F G1 . l 2
2
2
l 1 .l 4
2. l 4. l 2
F max = 105.21 kN
F max
g
S max
F G1. l 1
F max. l 4
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4. l 4. l 2
l4 . l3
l 2 . l 1. F G1. F G2
l4
Gegengewichtskraf t f ür
maximale Standsicherheit
= 10728.462 kg
S max = 1.901
Standsicherheit in diesem Fall
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3. Reibung
3.1 Grundlagen
Wir wissen: Um einen Körper auf einem andern Körper zu verschieben, ist eine Kraft
erforderlich. Diese muss die Reibungskraft überwinden.
Die Reibungskraft hängt ab von
 der Kraft, mit der die Körper aneinandergepresst werden, der Normalkraft,
 der Art der Oberfläche (Rauhigkeit) und der Anwesenheit von Fremdstoffen (z.B.
Öl);
sie hängt nicht (oder nur ganz schwach) ab von
 der Grösse der Kontaktfläche und
 der Geschwindigkeit der Bewegung.
Um eine Bewegung mit Reibung in Gang zu bringen (Haftreibung), ist normalerweise
eine grössere Kraft erforderlich, als um die bestehende Bewegung in Gang zu halten
(Gleitreibung).
Die Reibkraft wirkt immer der betrachteten Bewegung entgegen. Diese Reibkraft
existiert nicht ohne eine beabsichtigte oder tatsächliche Bewegung!
Reibungsvorgänge sind sehr komplex und lang nicht bis ins Letzte verstanden. In
der Praxis sind immer Versuche und Messungen nötig. Die Wissenschaft von der
Reibung heisst Tribologie.
Wir definieren als Reibzahl oder Reibwert oder Reibungskoeffizienten das Verhältnis
aus der Reibkraft und der Anpresskraft auf die Fläche, der Normalkraft FN,
F
 R
FN
und unterscheiden dabei zwischen der Haftreibzahl µ0 und der Gleitreibzahl µ, wo
µ0  µ.
3.2 Reibung auf der schiefen Ebene
3.2.1 Grundsätzliches
Auf einer unter dem Winkel  zur Horizontalen geneigten
schiefen Ebene zerlegen wir alle Kräfte in Komponenten
parallel und senkrecht zur schiefen Ebene und addieren
sie zusammen zu Hangabtriebskraft FH und Normalkraft
FN. Mit der Gewichtskraft FG allein erhalten wir beispielsweise (siehe Figur)
FH = FG·sin()
FN = FG·cos()
Beim Herunterrutschen auf der schiefen Ebene wirkt die Reibkraft nach oben, die
Hangabtriebskraft wird um die Reibkraft vermindert, und es herrscht eine resultierende Kraft talwärts von
Fres  FH  FRe ib
 FH    FN
 FG  sin      cos   
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Bei µ = tan() wird Fres = 0, d.h. Gleichgewicht. Ist  kleiner als dieser Wert, überwiegt die Reibkraft und es passiert nichts, ist  grösser als dieser Wert, gibt es eine
resultierende Kraft nach unten.
Zur Bestimmung der Reibzahl eignet sich eine verstellbare schiefe Ebene:
 Für µ0 wird die Ebene langsam hochgestellt, bis sich der Körper von selber in Bewegung setzt: nun ist µ0 = tan().
 Für µ wird der kleinste Winkel gesucht, bei dem der Körper nach Anschieben
nicht wieder anhält. Jetzt ist µ = tan().
Die Neigung der Ablaufbahn einer Schiffswerft muss zwischen arctan(µ0) und arctan(µ) liegen.
Beispiel zur Illustration:
Zwei Körper sind über eine masselose Schnur und
eine reibungsfreie Rolle miteinander verbunden.
Was geschieht, wenn die Arretierung gelöst wird?
m1 = 150 kg, m2 = 110 kg, 1 =30°, 2 = 60°
µ1,0 = 0.12, µ1 = 0.09, µ2,0 = 0.16, µ2 = 0.11
Hangkraft
Normalkraft
Haftreibkraft
Gleitreibkraft
links
FH1 = m1·g·sin(1) = 735.5 N
FN1 = m1·g·cos(1) = 1273.9 N
µ1,0·FN1 = 152.9 N
µ1·FN1 = 114.7 N
rechts
FH2 = m2·g·sin(2) = 934.2 N
FN2 = m2·g·cos(2) = 539.4 N
µ2,0·FN2 = 86.3 N
µ2·FN2 = 59.3 N
Wir untersuchen die vier grundsätzlich möglichen Fälle:
Bewegung aus dem Stand nach links: Hangkraft 1 zieht nach unten, Hangkraft 2 und
beide Haftreibkräfte wirken der Bewegung entgegen.
Beschleunigungskraft 735.5 N, Bremskraft 934.2 N + 152.9 N + 86.3 N = 1173.4 N
Die Bewegung ist nicht aus dem Stand heraus möglich. Sie kann durch eine nach
links wirkende Kraft von 1173.4 N – 735.5 N = 437.9 N angeschoben werden.
Laufende Bewegung nach links: Hangkraft 1 zieht nach unten, Hangkraft 2 und beide Gleitreibkräfte wirken der Bewegung entgegen.
Beschleunigungskraft 735.5 N, Bremskraft 934.2 N + 114.7 N + 59.3 N = 1108.2 N
Die Bremsung ist stärker als die Beschleunigung, die eingeleitete Bewegung kommt
von selber wieder zum Stillstand.
Bewegung aus dem Stand nach rechts: Hangkraft 2 zieht nach unten, Hangkraft 1
und beide Haftreibkräfte wirken der Bewegung entgegen.
Beschleunigungskraft 934.2 N, Bremskraft 735.5 N + 152.9 N + 86.3 N = 974.7 N
Die Bewegung ist nicht aus dem Stand heraus möglich. Sie kann durch eine nach
rechts wirkende Kraft von 974.7 N – 934.2 N = 40.5 N angeschoben werden.
Laufende Bewegung nach rechts: Hangkraft 2 zieht nach unten, Hangkraft 1 und
beide Gleitreibkräfte wirken der Bewegung entgegen.
Beschleunigungskraft 934.2 N, Bremskraft 735.5 N + 114.7 N + 59.3 N = 909.5 N
Die Beschleunigung ist stärker als die Bremsung, die eingeleitete Bewegung bleibt
im Gang und wird mit einer resultierenden Kraft von 934.2 N – 909.5 N = 24.7 N beschleunigt.
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3.2.2 Reibung in Kombination mit einer äusseren Kraft (vgl. Böge)
Reibung an einer schiefen Ebene hat zahlreiche wichtige technische Anwendungen:
 Gewinde an Schrauben, Spindeln, Schnecken
 Keile
 Rutschen
 etc.
Wir untersuchen die Bewegung auf der schiefen Ebene unter dem Einfluss der
Schwerkraft und einer äusseren Kraft.
3.2.2.1 Ziehen nach oben
An einem Körper der Gewichtskraft FG auf einer schiefen Ebene mit Neigung  und
Reibung µ ziehe eine Kraft F unter einem Winkel  (von der Horizontalen gemessen).
Wir richten das Koordinatensystem parallel zur schiefen Ebene aus und bezeichnen
den Ansatzwinkel von F in diesem System mit  =  – . Von der Kraft F wirkt ein
Teil F·sin() in Richtung der Normalkraft und vermindert oder erhöht dadurch die
Reibkraft (die hier nach unten wirkt), während F·cos() in Richtung von FH wirkt:
F
x
 F  cos( )  FG  sin(  )  FR
 F  cos( )  FG  sin(  )    FG  cos( )  F  sin(  )
 F  cos( )    sin(  )  FG  sin(  )    cos( )  0
 F  FG 
sin(  )    cos( )
cos( )    sin(  )
3.2.2.2 Halten
Ein Körper soll durch eine Haltekraft am Abrutschen gehindert werden. Da die Reibkraft immer der Bewegung entgegenwirkt, ergibt sich dieses Resultat aus dem von
3.2.2.1 durch Ersetzen von µ durch -µ0:
F  FG 
sin()   0  cos()
cos( )   0  sin(  )
3.2.2.3 Verschieben nach unten
Ein Körper soll durch eine Stosskraft auf der schiefen Ebene nach unten gestossen
werden. Gegenüber 3.2.2.2 ist die Kraft um 180° gedreht, man kann also einfach im
dortigen Resultat F durch -F ersetzen:
sin( )    cos( )
F  FG 
cos( )    sin(  )
sin( )    cos( )
 FG 
  sin(  )  cos( )
3.3 Reibung an Maschinenteilen
Spezielle Fälle gemäss Lehrbuch Böge:
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



Prismenführung und Keilnut
Zylinderführung, Selbsthemmung
Schrauben
Rollwiderstand
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3.4 Seilreibung
Ein Seil (oder ein Riemen oder Faden) umschlingt
eine Riemenscheibe mit einem Winkel . Wir zeigen an diesem Beispiel, wie eine Grenzbetrachtung zur Bestimmung der Reibkraft in Abhängigkeit des Umschlingungswinkels angestellt wird:
Wir betrachten ein angetriebenes Trum, das sich
im Uhrzeigersinn dreht. Links greift die Zugkraft
S2 an, rechts S1 > S2. Im Gleichgewicht muss der
Unterschied S1 – S2 gleich der Reibkraft sein.
Wir greifen ein kleines Winkelelement d heraus.
Auf seiner rechten Seite ist die Zugkraft um dS
grösser als links, also
dS = dR = µ0·dN
mit der Normalkraft dN. Die Anpresskraft in der Mitte dieses Elementes beträgt von
der linken Zugkraft her
 d 
dNl  S  sin 
 2
und rechts
 d 
dNr   S  dS  sin 
 2
also zusammen
 d 
 d 
 d 
dN   2S  dS  sin   2S  sin   dS  sin 
 2
 2
 2
Im Bogenmass ist im Grenzfall kleiner Winkel sin()  , und der Beitrag mit dS und
d geht im Grenzfall rasch gegen Null. Es bleibt
d
 d 
dN  2  S  sin   2  S 
 S  d
 2
2

dS   0  dN   0  S  d

dS
 0  S
d

S    C  e  0 
Im Punkt mit  = 0 ist S(0) = C·1 = S2, also C = S2, auf der anderen Seite ist S() =
S2·eµ0· = S1. Diese Beziehung ist unter der Bezeichnung Eytelwein-Seilreibungs8
formel bekannt.
Das heisst: Ob das Seil auf der Rolle rutscht oder nicht, hängt nur vom Verhältnis
der an den beiden Seilenden angreifenden Kräfte ab. Das Kriterium für NichtRutschen auf die eine oder andere Seite ist
S
e   0   1  e  0 
S2
8
Johann Albert Eytelwein, 1764 Frankfurt/Main - 1848 Berlin, deutscher Techniker
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4. Bewegungen
4.1 Gleichförmig beschleunigte Bewegung
Beschleunigung a = v/t, z.B. a = (1 m/sec)/sec = 1 m/sec²
Nach t Sekunden beträgt die Geschwindigkeit v(t) = v(0) + a·t mit a = const.
Ort zur Zeit t? Da die Geschwindigkeit linear mit der Zeit zunimmt, können wir mit der
mittleren Geschwindigkeit vm über die Zeit rechnen. Diese beträgt zum Zeitpunkt t
v0  v t v0   v0  a  t

 v0  21  a  t
2
2
Damit wird in t Sekunden ein Weg
s(t) = vm·t = (v(0) + ½·a·t)·t = v(0)·t + ½·a·t²
zurückgelegt.
vm 
Allgemein gilt für eine gleichförmig beschleunigte Bewegung
a(t) = a = const.
v(t) = v(0) + a·t
s(t) = s(0) + v(0)·t + ½·a·t²
Eine verzögerte Bewegung ist eine Bewegung mit negativer Beschleunigung.
Eine Bewegung rückwärts hat beim Weg ein anderes Vorzeichen als eine Bewegung
vorwärts. s gibt also nicht eine absolute Distanz an, sondern den Ort (die Position).
Wenn von den vier Grössen
t, s, v, a
zwei bekannt sind, können mit Hilfe von
v = v0 + a·t
und
s = s0 + v0·t + ½·a·t² = s0 + v0·t + ½·(v – v0)·t = s0 + ½·(v + v0)·t = s0 + ½·vm·t
die anderen zwei ausgedrückt werden als:
t
s
v
2
v  v0
v0
s  s0
 v0 
t
2
1
t




2

 
s  s0  v 0  t  2  a  t
a
 a
a
a
a
v  v0  a  t
v 2  v 02
2
s

s

0
v  v 0  2  a  s  s 0 
2a
s  s0 
v
a
v
s
a
v  v0
t
2
v  v0
t
2  s  s 0 
t
2  s  s0 
t2
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t
a
2  s  s 0 
v  v0
v 2  v 02
2  s  s0 
 v0

2  v0
t
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In vielen Fällen ist es für Verständnis und Lösung hilfreich, Bewegungsabläufe (speziell zusammengesetzte) graphisch in einem (v,t)-Diagramm darzustellen und geometrische Beziehungen auszunützen. Die Steigung der Kurve ist die Beschleunigung, die Fläche unter der Kurve der zurückgelegte Weg. Böge löst die folgenden
Aufgaben auf diese Weise; wir geben hier die Lösung mit den einfachen Formeln.
Auf jeden Körper wirkt an der Erdoberfläche eine Kraft FG = m·g in Richtung zum
Erdmittelpunkt mit g = 9.81 m/sec² (Erdbeschleunigung9, siehe auch 4.4.3).
Aufgabe 430 aus Böge
Ein Körper fällt aus einer Höhe von 45m frei herab. Gesucht:
a) die Fallzeit tFall,
b) die Endgeschwindigkeit vEnd,
c) die Höhe über Boden nach der halben Fallzeit,
d) die Höhe über Boden, in der die halbe Endgeschwindigkeit erreicht ist,
e) die Fallzeit t½ bis zur halben Höhe.
Das ist eine mit -g beschleunigte Bewegung, die bei h0 = 45 m mit Anfangsgeschwindigkeit 0 m/sec beginnt.
Zu jedem Zeitpunkt gilt v(t) = -g·t und h(t) = h0 – ½·g·t² mit h0 = 45 m.
a) Die Fallzeit ist die Zeit, zu der der Körper die Höhe 0 m erreicht hat.
h(tFall) = 45 m – ½·g·tFall² = 0 m  tFall 
2  45 m
 3.029 sec
g
b) Die Endgeschwindigkeit ist die zur Zeit tFall erreichte Geschwindigkeit.
vEnd = v(tFall) = -g·(3.029 sec) = -29.709 m/sec
c) tFall/2 = 1.515 sec; h(1.515 sec) = 45 m – ½·g·(1.515 sec)² = 33.75 m
d) Die Geschwindigkeit nimmt proportional zur Zeit zu, gleiche Aufgabe wie c)
e) h(t½) = 45 m – ½·g·t½² = 22.5 m  t 12 
22.5 m  45 m
 2.142 sec
 21  g
Aufgabe 442 aus Böge
Vom Dach eines Gebäudes wird ein Körper mit einer Anfangsgeschwindigkeit v0 nach oben geworfen. Bei der Abwärtsbewegung fällt er der Gebäudewand entlang und schlägt
auf der Strasse auf. Die gesamte Bewegung dauert 6 sec.
Berechne die Anfangsgeschwindigkeit v0, die Aufschlaggeschwindigkeit und die Gipfelhöhe.
Zu jedem Zeitpunkt gilt v(t) = v0 – g·t und h(t) = h0 + v0·t – ½·g·t².
Es ist h0 = 60 m, und (beim Aufschlag) h(6 sec) = 0 m.
Aus h(6 sec) = 60 m + v0·(6 sec) – ½·g·(6 sec)² = 0 m erhalten wir v0 = 19.42 m/sec.
Aufschlaggeschwindigkeit: v(6 sec) = 19.42 m/sec – g·(6 sec) = -39.42 m/sec.
Im Gipfelpunkt (Umkehrpunkt) ist v(tGipfel) = v0 – g·tGipfel = 0 m/sec. Daraus ergibt sich
tGipfel = v0/g = 1.98 sec und hGipfel = h(1.98 sec) = 79.229 m.
9
Mathcad rechnet mit g = 9.80665 m/sec², wodurch sich in den Resultaten gegenüber Böge
kleine Abweichungen ergeben. Der TI-30X Pro verwendet denselben Wert.
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4.2 Der Luftwiderstand
Wir wissen aus der Erfahrung, dass die Luft10 eine Bremskraft ausübt, den Luftwiderstand. Dieser ist bei kleinen Geschwindigkeiten (bei laminarer Strömung) proportional zur Geschwindigkeit, bei höheren Geschwindigkeiten (bei turbulenter Strömung, d.h. wenn es Wirbel gibt) nimmt er quadratisch zu gemäss
FW 
wo
cW
L
Ap
v
c W  L  A p
2
 v2 ,
Luftwiderstandskoeffizient, hängt von Form (siehe Figur 1 für den Unterschallbereich) und Oberflächenrauhigkeit ab
Luftdichte, normalerweise etwa 1200 g/m³
Querschnittfläche in Strömungsrichtung
Geschwindigkeit
Richtwerte für cW im Unterschallbereich sind in Figur
1 gegeben. Alle angeführten Körper haben in Strömungsrichtung einen runden Querschnitt von gleicher Fläche. Autoverkäufer werben bei aerodynamisch besonders günstig geformten Fahrzeugen mit
Werten knapp unterhalb von 0.3.
Neben der Form spielt auch die Oberflächenrauhigkeit eine Rolle für den Luftwiderstand.
Mit zunehmender Geschwindigkeit kommt einmal der Figur 1: LuftwiderstandskoefPunkt, wo der Luftwiderstand FW gleich gross wird fizienten für verschiedene Körperformen (aus: Dorn, Physik
wie die Gewichtskraft m·g. Das ist der Fall bei
vS 
2m g
c W  L  A p
Oberstufenausgabe, 18. Auflage 1974)
Man nennt diese Geschwindigkeit,
bei der die resultierende Kraft verschwindet, die stationäre Sinkgeschwindigkeit. Für einen frei fallenden
Menschen mit m = 80 kg, cW = 1 und
Ap = 0.5 m² erhalten wir mit L = 1200
g/m³ einen Wert vS = 184 km/h.
Wenn wir die gleiche Rechnung mit
einem 10kg schweren Fallschirm
durchführen, also m = 90 kg, cW =
1.35 und Ap = 40 m², beträgt vS noch
knapp 19 km/h, was einem freien
Sturz aus einer Höhe von 1.4 m entspricht.
Geschwindigkeit und Fallhöhe als
Funktion der Fallzeit werden in Kapi- Figur 2: Verlauf von cW in Abhängigkeit der
Machzahl, am Beispiel der Geschosse der Pantel 4.5.5 berechnet.
zerhaubitze M109, Kal. 155mm (aus: Das Schiessen der Artillerie. Reglement 55.21/IIId, 1987).
10
Ganz ähnliche Beziehungen gelten für Bewegungen in Flüssigkeiten und sogar beim Eindringen eines Festkörpers in einen anderen Festkörper, z.B. von einem Geschoss.
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4.3 Überlagerungsprinzip: Zusammengesetzte Bewegungen
Wie bei Kräften, gilt auch bei Bewegungen ein Überlagerungsprinzip. Dieses besagt,
dass voneinander unabhängige Bewegungen sich ungestört überlagern. In solchen
Fällen dürfen diese Bewegungen isoliert betrachtet werden, was oft eine grosse Vereinfachung bewirkt.
Das Umgekehrte gilt nicht immer, dass nämlich gleichzeitige Bewegungen in verschiedenen Richtungen voneinander unabhängig sind. Wir werden dazu in 4.5.7 ein
Beispiel sehen.
4.3.1 Schiefer Wurf ohne Luftwiderstand
Ein auf der Erde mit der Geschwindigkeit v0 unter einem Winkel  abgeschossener
Gegenstand führt eine Bewegung auf einer gekrümmten Bahn aus. Diese Bewegung
kann man (ohne Luftwiderstand) betrachten als eine horizontale Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit v0·cos() und eine vertikale Bewegung mit Anfangsgeschwindigkeit v0·sin() und Beschleunigung -g, die sich ohne gegenseitige Beeinflussung überlagern - oder als eine gleichförmige (geradlinige) Bewegung unter dem
Winkel  schräg nach oben, überlagert mit einem freien Fall.
Man erhält für die horizontale Bewegung
v x  t  v 0  cos 
x t  v 0  cos   t
und für die vertikale Bewegung
v y  t  v 0  sin   g  t
y t  v 0  sin   t  21  g  t 2
Die Zeit tS bis zum Erreichen des höchsten Punktes, des Scheitelpunktes, ergibt sich
aus der Bedingung vy(tS) = 0 zu
tS 
v 0  sin 
;
g
die Zeit t0 bis zum Aufschlag auf Abschusshöhe folgt aus y = 0,
0  v 0  sin    t 0  21  g  t 02   v 0  sin   21  g  t 0   t 0
 t0  0
oder
t0 
2  v 0  sin  
 2  tS
g
und damit (mit Hilfe eines trigonometrischen Additionstheorems) die horizontale
Schussweite auf Abschusshöhe
x t  v x  t 0  v 0  cos() 
2  v 0  sin() v 02
v2

 2  cos()  sin()  0  sin( 2)


g
g 
g
sin2
Die Schussweite ist also für  = 45° maximal, und für  und 90° –  resultiert die
gleiche Schussweite. In der Artillerie spricht man von der unteren und der oberen
Winkelgruppe. Beim Schiessen in der oberen Winkelgruppe (Figur 3) gibt es im Gebirge weniger schusstote Räume, aber Flugzeit und damit Streuung sind grösser.
Aufgabe 451 aus Böge
Ein Geschoss wird mit Anfangsgeschwindigkeit v0 = 100 m/sec unter dem Winkel  = 60°
abgefeuert. Nach 15 sec schlägt es auf dem Boden auf. Aufschlagspunkt?
x(t) = v0·cos()·t
 x(15 sec) = 750 m
y(t) = v0·sin()·t – ½·g·t²  y(15 sec) = 195.41 m
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Aufgabe 450 aus Böge
Ein Geschoss wird mit einer Geschwindigkeit von 600 m/sec unter einem Winkel  = 70° abgefeuert. Die Verlängerung der Rohrachse zeigt
auf das ruhende Ziel (Ballon) in 4000 m Höhe.
Berechne die horizontale Abweichung zwischen dem Ziel und dem Ort
des Geschosses, wenn es die Höhe h = 4000 m erreicht hat!
Die Zeit th bis zum Erreichen der Höhe h erhalten wir aus
y t h   h  v 0  sin   t h  21  g  t h2
th 
v 0  sin  
v
0

 sin 
2
 2 gh
g
 7.596 sec
(Die zweite Lösung der quadratischen Gleichung, th = 107 sec, entspricht der Zeit,
bei der beim Wiederherunterfallen die Höhe 4000 m von oben her erreicht wird.) In t h
wird eine horizontale Weite sx = v0·cos()·th = 1558.86 m erreicht. Geometrisch ist
h
h
 tan   l2 
 1455.88 m , daraus folgt l1 = sx – l2 = 102.98 m.
l2
tan 
Kurvenform
Zur Ermittlung der Kurvenform y(x) lösen wir x(t) nach t 
x
auf und setzen
v 0  cos 
diesen Ausdruck in y(t) ein:




x
x
  21  g  

y  v 0  sin   t   g  t  v 0  sin   
 v 0  cos  
 v 0  cos  
1
2
2
2

 2
g
 x
 tan   x  
2
2

 2  v 0  cos   
Das ist eine nach unten offene quadratische Parabel in x durch den Nullpunkt (Ort
des Abschusses), daher der oft gehörte Ausdruck Wurfparabel.
y( 80. deg , x) 400
y( 65. deg , x)
y( 45. deg , x)
y( 25. deg , x)
y( 10. deg , x)
200
S( x)
0
0
200
400
600
800
1000
x
Figur 3: Flugbahnen in der oberen und unteren Winkelgruppe mit Sicherheitsparabel
Der beschiessbare Bereich wird durch die sogenannte Sicherheitsparabel begrenzt.
v2
g
Ihre Gleichung ist S x  0 
 x2 .
2
2  g 2  v0
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Ballistisches Problem (Vakuumballistik)
Mit der Formel für die Kurvenform lässt sich auch das ballistische Problem lösen,
das ist die Bestimmung des Abgangswinkels (Elevation), um ein bestimmtes Ziel zu
treffen, wenn die Anfangsgeschwindigkeit gegeben ist.
xZ und yZ seien die horizontale Entfernung und Überhöhung des Ziels. In der Artillerie
wird dafür folgende Terminologie verwendet:
xZ = Dtop (topographische Distanz Ziel-Geschütz aus der Landkarte)
yZ = H (Höhendifferenz Ziel-Geschütz)
Falls das Ziel im absteigenden Ast der Flugbahn beschossen wird, spricht man von
indirektem Schiessen, im aufsteigenden Ast von direktem Schiessen. Die Artillerie
schiesst normalerweise indirekt, Minenwerfer immer; visuell gerichtete Waffen wie
Infanteriewaffen (Gewehre), Panzerkanonen und Flugabwehrkanonen schiessen
immer direkt.
Aus
y Z  tan   x Z 
g  x 2Z
1

2
2  v 0 cos 2  
wird mit der trigonometrischen Identität 1 = cos²() + sin²() 
1
 1  tan2 
cos2 
eine quadratische Gleichung in tan(),
tan    x Z 
g  x 2Z
 1  tan2     y Z
2
2  v0


 g  x 2Z 
 g  x 2Z

2

tan


x

tan


 yZ   0


  Z
  
2
2
 2  v0 
 2  v0

mit den Lösungen
tan  
v 20
v 40
v 20  y Z


1

2

g  xZ
g2  x 2Z
g  x 2Z
 k  k 2  1 2  k 
yZ
xZ
wo
k
v 20
g  xZ
Falls die quadratische Gleichung keine Lösungen hat, kann das Ziel nicht beschossen werden, andernfalls hat die Gleichung zwei Lösungen für  (eine Lösung, wenn
das Ziel auf der Sicherheitsparabel liegt).
Am folgenden Zahlenbeispiel kann man sehr schön die Erhaltung der Energie (5.3.5)
demonstrieren. Die Summe aus kinetischer und potentieller Energie ist immer gleich,
und auf gleicher Höhe (bei gleicher potentieller Energie) ist die absolute Geschwindigkeit bei beiden Flugbahnen gleich, speziell auch im Ziel.
Zahlenbeispiel:
v0 = 220 m/sec, xZ = 4000 m, yZ = 400 m
1. . 2
gt
2
v x(  ) v 0. cos (  )
v y(  , t ) v 0. sin(  ) g. t
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------2
v0
yZ
2
k
D k 1 2. k.
g. x Z
xZ
Wurfparabel::
x(  , t )
k = 1.234
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v 0. cos (  ) . t
y(  , t )
v 0. sin(  ) . t
D = 0.276
schusstot, wenn D<0
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Elev ation
1
D
 1 = 35.331 deg
2
Scheitelpunkt
v 0. sin  1
t S1
g
t S1 = 12.973 sec
t S2
y  1 , t S1
y S1 = 825.275 m
y S2
t F1 = 22.286 sec
t F2
y S1
atan k
atan k
 2 = 60.38 deg
D
v 0. sin  2
g
t S2 = 19.502 sec
y  2 , t S2
y S2 = 1864.89 m
Flugzeit
t F1
xZ
v 0. cos  1
xZ
t F2 = 36.787 sec
v 0. cos  2
Endgeschw indigkeit
m
v x1
vx  1
v x1 = 179.482
sec
v y1
v y  1 , t F1
v y1 = 91.329
sec
v1
v x1
2
2
v y1
v 1 = 201.382
m
m
sec
m
v x2
vx  2
v x2 = 108.735
v y2
v y  2 , t F2
v y2 = 169.503
v2
v x2
2
2
v y2
v 2 = 201.382
sec
m
sec
m
sec
2000
1500
y  1, x
y  2, x
1000
500
0
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
x
4.3.2 Schiefer Wurf mit Luftwiderstand
Aus dem Vergleich der mit den Ausdrücken aus 4.3.1 erhaltenen Ergebnisse mit der
Wirklichkeit geht hervor, dass der Luftwiderstand bei höheren Anfangsgeschwindigkeiten einen grossen Einfluss auf die Flugbahn hat. Unser Beispiel Figur 11 auf Seite
50 hat noch eine relativ geringe Anfangsgeschwindigkeit (Unterschallbereich).
Weil der Luftwiderstand proportional zu v² wächst, ist die Bremsung bei hohen Anfangsgeschwindigkeiten grösser als bei kleinen; die Schussweite beträgt zwischen
30% und 70% der Werte im Vakuum. Auch das Kaliber spielt eine Rolle; die Stirnfläche wächst im Quadrat mit dem Kaliber, das Geschossgewicht aber mit der dritten
Potenz, so dass grosse Kaliber etwas weniger empfindlich sind.
Für die Bewegungen x(t) und y(t) lassen sich keine geschlossenen Ausdrücke finden; eine numerische Rechnung wie in 4.5.6 ist aber immer möglich, unabhängig
davon, wie kompliziert die Kraftgesetze sind (mit Berücksichtigung von höhenabhängigen Winden, Luftdichte, evtl. Himmelsrichtung zur Berücksichtigung der Erddrehung): so arbeiten Computerprogramme zur Artilleriefeuerleitung.
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Für den einfacheren Fall, wo der Luftwiderstand (bei kleineren Geschwindigkeiten)
proportional zur Geschwindigkeit (nicht zu ihrem Quadrat) ist, ist es möglich, die Bewegungsgleichungen geschlossen zu lösen; die entsprechenden Ausdrücke sind
v x  t  v 0  cos( )  e  ft

v y  t   v 0  sin( ) 

g   ft g
 e 
f
f
1  e  ft
f
g  1  e  ft g

y t   v 0  sin( )   
 t

f
f
f
x t  v 0  cos( ) 
wo f die Bremskonstante ist, also FW = -f·v für x und y. Diese Annahme, FW = -f·v,
stimmt bei hohen Geschwindigkeiten nicht mehr besonders gut mit der Wirklichkeit
überein. Für das Beispiel auf Seite 50 (Unterschallbereich) funktioniert der Ansatz
aber noch prächtig:
Mündungsgeschwindigkeit v 0
m
220.
sec
Abgangswinkel

Luftbremsung
f
Kurvenform
y(  , x)
 = 40 deg
700. rp
1
0.0095. sec
v 0. sin(  )
zum Vergleich: im Vakuumy V(  , x)
tan(  ) . x
g .
x
f v 0. cos (  )
g
g.
2
f
f. x
v 0. cos (  )
. x2
2.
2
2500
3000
2. v 0 cos (  )
ln 1
1000
800
y V(  , x) 600
y(  , x)
400
200
0
0
500
1000
1500
2000
3500
4000
4500
5000
x
v x(  , t )
x(  , t )
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f. t
v 0. cos (  ) . e
v 0. cos (  ) .
1
e
f
v y(  , t )
v 0. sin(  )
f. t
y(  , t )
v 0. sin(  )
g . f. t
e
f
g .1 e
f
f
g
f
f. t
g.
t
f
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Scheitel
1.
tS
f
Mechanik
f
ln . v 0. sin(  )
g
1
t S = 13.514 sec
zS
y ,t S
z S = 935.108 m
xS
x ,t S
x S = 2137.416 m
v x  , t S = 148.224
m
sec
Schussweite im Mündungshorizont
z0
2. t S
i
0 .. 40
zi 1
1.
g
v 0. sin(  )
g .
1
f
e
f. z
i
t 0 = 27.63 sec
Flugzeit
x  , t 0 = 4095.509 m
Schussweite
v end
v x ,t 0
2
v y ,t 0
2
v end = 183.262
m
sec
t0
zlast ( z)
Endgeschwindigkeit
Gemäss Schiessbehelf (Flugbahnkarten 65.161 vom Juni 1976, Figur 11 auf Seite
50) beträgt die Scheitelhöhe etwa 930 m bei etwa 2150 m und 14 sec Flugzeit, die
Schussweite 4100 m bei etwa 30 sec, die Endgeschwindigkeit 184 m/sec.
4.4 Die Newton’sche Mechanik
4.4.1 Die Kepler’schen Gesetze der Planetenbewegung
Als die Menschen nach 1500 begannen, die Gestirne genauer zu beobachten, stellten sie bald fest, dass die äusseren Planeten von der Erde aus gesehen vor dem
Hintergrund der “Fixsterne” abwechselnd Bewegungen vor- und rückwärts ausführen. Damals hatte man an das geozentrische Weltbild mit der Erde im Mittelpunkt zu
glauben, wenn man nicht als Ketzer hingerichtet werden wollte. Die Beobachtungen
ergaben wilde Bahnen für die äusseren Planeten, teilweise mit abwechselnden Be11
wegungen vorwärts und rückwärts. 1543 erschien das Buch von Kopernikus , in
dem dieser ein heliozentrisches Weltbild postulierte. Um mehr Klarheit zu gewinnen,
kam Tycho Brahe12 auf die damals ungewöhnliche Idee, möglichst viele genaue Beobachtungen zu sammeln. (Solche Probleme wurden damals vorzugsweise in Diskussionen zwischen gelehrten Theologen mit Hilfe der Bibel und den Schriften anderer gelehrter Theologen “gelöst”, ohne aus dem Fenster zu schauen.) Als Tycho
Brahe starb, gelangte Johannes Kepler13 in den Besitz der einen Zeitraum von etwa
40 Jahren abdeckenden Aufzeichnungen, vor allem genauer Positionsbestimmungen
vom Mars, und durch hartnäckiges und intelligentes Probieren gelang es ihm in den
Jahren 1609-1619, daraus 3 Gesetze abzuleiten:
1. Die Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen um die Sonne. Die Sonne
steht in einem der beiden Brennpunkte der Ellipse.
2. Die Verbindungslinie zwischen Sonne und Planet überstreicht in gleichen Zeiten
gleiche Flächen.
3. Das Verhältnis zwischen dem Quadrat der Umlaufzeit und der dritten Potenz der
grossen Halbachse ist für alle Planeten gleich.
11
Nikolaus Kopernikus, 1473-1543, Domherr von Frauenburg
Tycho Brahe, 1546-1601, Däne, kaiserlicher Hofastronom in Prag
13
Johannes Kepler, 1571-1630, Gehilfe und Nachfolger von Tycho Brahe in Prag
12
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Aus dem zweiten Gesetz folgt, dass sich die Planeten in Sonnennähe auf der Bahn
schneller bewegen als weiter von der Sonne entfernt. Das dritte Gesetz besagt, dass
weiter von der Sonne entfernte Planeten eine längere Umlaufzeit haben.
Mit diesen Erkenntnissen konnten die verrückten Planetenbewegungen durch die
sich gleichzeitig verschiebenden Positionen von Erde und Planeten vernünftig erklärt
werden (sie kommen zustande, wenn die bezüglich Umlaufzeit schnellere Erde einen
der langsameren äusseren Planeten überholt).
Dank der Kepler’schen Gesetze wurde es möglich, aus einigen wenigen Positionsbestimmungen die Bahn eines Planeten so genau zu berechnen, dass man ihn zu
einem späteren Zeitpunkt wieder finden konnte.
Alle diese Gesetze und Betrachtungen gelten natürlich auch für künstliche Satelliten.
4.4.2 Die Newton’schen Prinzipien
Newton baute die Mechanik auf drei Prinzipien auf:
4.4.2.1 Trägheitsprinzip
Ein kräftefreier Körper verharrt in Ruhe oder bewegt sich geradlinig gleichförmig.
14
Dieses Prinzip war bereits durch Galilei formuliert worden.
4.4.2.2 Aktionsprinzip
Wir haben ganz am Anfang angemerkt, dass man von Kräften nur ihre Wirkungen
feststellen kann. Diese sind im Aktionsprinzip von Newton, bei Böge “Dynamisches
Grundgesetz” genannt, formuliert:
Wenn eine Kraft F auf einen Körper mit der Masse m wirkt, beschleunigt sie ihn mit
a = F/m
Das Trägheitsprinzip ist der Spezialfall F = 0 des Aktionsprinzips.
Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Massenträgheit und träger Masse,
die der Körper hat.
In diesem Zusammenhang kennt man auch das Prinzip von d’Alembert15: Bei einem
bewegten Körper herrscht ein Kräftegleichgewicht zwischen den angreifenden
äusseren Kräften und der der Bewegung entgegengesetzten Trägheitskraft T = m·a.
Dadurch wird ein Bewegungsproblem formal auf ein statisches Gleichgewichtsproblem zurückgeführt. Neue Erkenntnisse gewinnen wir durch diese Änderung des
Blickwinkels nicht; bestimmte Aufgaben sind vielleicht leichter lösbar.
Solche vom Koordinatensystem abhängigen “Kräfte” nennet man auch Pseudokräfte.
4.4.2.3 Reaktionsprinzip
Wenn die Kraft F, die auf einen Körper wirkt, ihren Ursprung in einem anderen Körper hat, so wirkt auf diesen die entgegengesetzt gleiche Kraft -F.
14
15
Galileo Galilei, 1564-1642, Physiker, Mathematiker und Astronom in Pisa und Padua
Jean le Rond d’Alembert, 1717-1783, Paris, Physiker, Mathematiker und Enzyklopädist
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4.4.3 Das Gravitationsgesetz
Newton1 hat 1666 (wer kennt nicht die Geschichte vom Apfel?) die Entdeckung veröffentlicht, dass sich alle Massen anziehen, und er hat gleich auch noch das richtige
Kraftgesetz mitgeliefert:
m m
F  G 1 2 2
r
Darin bezeichnen r den Schwerpunktabstand der beiden Massen m1 und m2 und G
die sogenannte Gravitationskonstante; ihr Wert beträgt nach heutigen Messungen
G  6.67  10 11
N  m2
kg2
Die Gravitationskraft ist sehr schwach im Vergleich beispielsweise zur elektrostatischen Kraft, die einem ähnlichen Kraftgesetz folgt (anstelle der Massen stehen die
Ladungen, und es gibt eine andere Kraftkonstante). Wichtige Unterschiede zur elektrostatischen Kraft sind ferner:
 die Gravitation wirkt immer anziehend, es gibt keine Abstossung,
 die Gravitationskraft kann nicht abgeschirmt werden.
Die Erdbeschleunigung g = 9.81 m/sec² ist nichts anderes als die Beschleunigung a
= F/m nach dem Aktionsprinzip 4.4.2.2 aufgrund der Gravitationskraft an der Erdoberfläche. Daraus können wir mit rErde = 6374 km die Masse der Erde berechnen,
2
g  rErde
 5.975  10 24 kg .
G
Man sieht, dass die Erdbeschleunigung keine Naturkonstante ist, sondern von der
Entfernung vom Erdmittelpunkt (genauer: Erdschwerpunkt) abhängt und deshalb in
der zweiten Etage kleiner ist als im Parterre. Ausserdem gibt es infolge der Erdrotation eine Fliehkraft, die von der geographischen Breite abhängt, beim Aequator maximal ist und an den Polen verschwindet16. Auch üben der Mond und die Sonne eine
Gravitationswirkung aus, daher kommen beispielsweise Ebbe und Flut.
Eine wirklich erstaunliche Beobachtung zur Gravitation ist, dass sie überall mit dem
gleichen Gesetz zu gelten scheint - bei winzigen Teilchen, auf der Erde, zwischen
Erde und Mond, zwischen der Sonne und der Planeten, in Galaxien, die Millionen
Lichtjahre entfernt sind.
Im Zusammenhang mit Gravitation spricht man von schwerer Masse im Gegensatz
zur trägen Masse aus 4.4.2.2. Trotzdem es sich bei Trägheit und Gravitation um
ganz unterschiedliche Eigenschaften handelt, konnte auch in immer wieder durchgeführten Versuchen nie ein Unterschied zwischen träger und schwerer Masse gefunden werden. Es scheint sich dabei um zwei Eigenschaften derselben Grösse zu
handeln.
Die Gravitation kann mit einer sogenannten Drehwaage (zuerst 1798 durch Caven17
dish ) gemessen werden. Einen solchen Versuchsaufbau kann jeder selber herstellen, man muss allerdings bei der Messung sehr vorsichtig vorgehen.
Die Kepler’schen Gesetze sind alle Folgerungen aus dem Gravitationsgesetz und
den Newton’schen Prinzipien 4.4.2. Wir werden dazu in 4.5.7 eine Rechnung ausführen; siehe auch 6.1.
mErde 
16
gemessene Werte in der Schweiz: Aarau (383 m): 9.80709 m/sec², Baden (380 m): 9.80715
m/sec², Basel (277 m): 9.80778 m/sec², Olten (417 m): 9.80701 m/sec², Maloja (1808 m):
9.80242 m/sec². Mathcad und der TI-30X Pro rechnen mit g = 9.80665 m/sec².
17
Henry Cavendish, 1731-1810, englischer Physiker und Chemiker
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4.5 Mathematische Behandlung der Bewegungsprobleme
4.5.1 Prinzip
Die Aufgabe besteht darin, bei gegebener Kraft (die z.B. von Zeit, Ort und Geschwindigkeit abhängt) mit Ort und Geschwindigkeit zu einer bestimmten Zeit Ort
und Geschwindigkeit für einen beliebigen Zeitpunkt zu berechnen.
Die momentane Geschwindigkeit einer Bewegung ist der Grenzwert des Ausdruckes
v = s/t, wo s die Position ist. Daraus sieht man, dass die Geschwindigkeit einer
Bewegung die erste Ableitung des Ortes nach der Zeit ist. Die Ableitung der Geschwindigkeit nach der Zeit, der Grenzwert von v/t, also die zweite Ableitung des
Ortes nach der Zeit, ist die Beschleunigung.
Gemäss dem Aktionsprinzip 4.4.2.2 hängt die Beschleunigung von der Kraft ab nach
d2 s
F
a
2
m
dt
Die Kraft liefert uns also die 2. Ableitung der gesuchten Ortsfunktion! Man nennt dies
eine Bewegungsgleichung. Eine Gleichung, in der Ableitungen einer gesuchten
Funktion vorkommen, heisst Differentialgleichung (hier: 2. Ordnung).
Beim Lösen einer Bewegungsgleichung suchen wir eine mathematische Funktion
s(t), die mit ihren Ableitungen die Bewegungsgleichung erfüllt. Für eine eindeutige
Lösung müssen Ort und Geschwindigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt, beispielsweise zur Zeit t = 0, gegeben sein (sogenannte Anfangsbedingungen). Leider ist es
mathematisch nur in speziellen (einfachen) Fällen möglich, sogenannte geschlossene Lösungen (“Formeln”) anzugeben.
4.5.2 Federpendel: ortsabhängige Kraft
Eine Masse m sei an einer idealen Feder aufgehängt. Bei einer idealen Feder ist die
(rückstellende, also Vorzeichen entgegen der Auslenkung) Kraft proportional zur
Auslenkung aus der Ruhelage, also mit der Federkonstanten k
F  k  x .
Die Kraft hängt hier also nur vom Ort ab. Für die Auslenkung x ergibt sich mit dem
Aktionsprinzip die Differentialgleichung mit der Beschleunigung
d2
F
k
x(t)     x(t) .
2
m
m
dt
Wir suchen eine Funktion, die, zweimal abgeleitet, ein Vielfaches des negativen der
ursprünglichen Funktion ist. Wir kennen zwei solche Funktionen, sin(ax) und cos(ax),
und machen deshalb den Ansatz
 k 
 k 
x(t)  A  cos
 t  B  sin
 t ,
 m 
 m 
wo A und B zwei vorerst beliebige konstante Grössen sind. Dieser Ansatz erfüllt die
Bewegungsgleichung. A und B ergeben sich aus den Anfangsbedingungen: Zur Zeit
t = 0 werde die Masse um die Distanz L aus der Gleichgewichtslage verschoben und
dann losgelassen. Es soll also gelten
d
x(0) = L
und
x(0)  0 .
dt
Wenn wir den Lösungsansatz in diese Anfangsbedingungen einsetzen, erhalten wir
sofort A = L und B = 0. Die Lösung des Problems lautet also
 k 
x(t)  L  cos
 t
 m 
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Das heisst, die Masse m führt eine harmonische Schwingung der Amplitude L um die
k
Ruhelage aus. Die Schwingungsdauer T ergibt sich aus
 T  2   zu
m
m
.
k
T  2
Interessant ist, dass die Schwingungsdauer nur von Masse m und Federkonstante k
abhängt (sogar nur von ihrem Verhältnis), speziell also nicht von der Auslenkung
(Amplitude).
Es ist eine grundlegende Eigenschaft schwingfähiger Systeme, dass sie von sich
aus nicht mit beliebigen Frequenzen schwingen können, sondern sogenannte Eigenfrequenzen besitzen, mit denen sie schwingen, wenn sie frei schwingen können. (Die
Frequenz ist gleich 1/T.) Eine Anregung von aussen mit einer Eigenfrequenz führt zu
Resonanz (siehe 4.5.4).
Bei beliebigen Anfangsbedingungen erhalten wir ein Resultat, in dem A und B beide
nicht Null sind. Wir formen die Lösung um:
 k 
 k 
x(t)  A  cos
 t  B  sin
 t
 m 
 m 

 k 
A
 A 2  B 2  
 cos
 t 
2
2
 m 
 A B
Die konstanten Zahlen
A
B
liegen beide zwischen +1 und -1
A B
A  B2
und die Summe ihrer Quadrate ist = 1. Es gibt also einen Winkel , für den gilt:
A
B
und sin() 
.
cos() 
A 2  B2
A 2  B2
2
2
und
 k 
 sin
 t 
 m  
A 2  B2
B
2
Aufgrund eines Additionstheorems für trigonometrische Funktionen ist ausserdem:
cos(  )  cos()  cos()  sin()  sin()
Damit lässt sich die Lösung des Bewegungsproblems umformen zu
 k

 k

x(t)  A 2  B2  cos
 t    L  cos
 t   ,
 m

 m

wobei jetzt L die maximale Auslenkung der Schwingung ist, nicht mehr die der Anfangsbedingung.
Eine Änderung der Anfangsbedingungen hat also eine Phasenverschiebung um einen Winkel  zur Folge, ändert aber nicht die Frequenz (Schwingungsdauer).
Auslenkung, Geschwindigkeit, Beschleunigung
Aufgrund der Eigenschaften der trigonometrischen Funktionen gilt:
 k 
x(t)  L  cos
 t
 m 
v(t) 
 k 
 k
dx
k
k

 L  sin
 t 
 L
 cos
t  
dt
m
2
 m  m
 m
a(t) 
 k 
 k

d2 x
k
k
 L   cos
 t  L   cos
 t  
2
m
m
dt
 m 
 m

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Man sagt:
 Die Auslenkung ist gegenüber der Geschwindigkeit um 90° verschoben. Das entspricht der Aussage, dass an den Orten mit maximaler Auslenkung die Geschwindigkeit =0 ist und in der Mittelstellung (Auslenkung =0) die Geschwindigkeit
maximal ist.
 Die Auslenkung ist gegenüber der Kraft (Beschleunigung) um 180° verschoben.
An den Orten mit maximaler Auslenkung ist die Kraft maximal (rückstellend), in
der Mittelstellung ist die Kraft =0.
Energie (siehe Kapitel 5.3)
Bei maximaler Auslenkung ist die potentielle Energie maximal und (weil die Geschwindigkeit =0 ist) die kinetische Energie =0, in der Mittelstellung ist die kinetische
Energie maximal, die potentielle Energie =0. Die Summer der beiden Energiebeträge
ist zu jedem Zeitpunkt konstant (Energieerhaltung, Kapitel 5.3.5):
 k 
x 2 ( t) k 
Epot (t)  F(y)  dy  k  y  dy  k 
   L  cos
 t 
2
2
m



0
0
x( t )
x( t )

2


 k 
k
  L2   cos
 t 
2
 m  

2

 k 
1
1
k
Ekin (t)   m  v 2 (t)   m   L 
 sin
 t 
2
2
m
 m  

  k 
k
  L2   sin
 t 
2
  m 
E tot (t)  Epot (t)  Ekin (t) 
2
2
k 2
 L  const.(t)
2
1
E pot ( t )
0.5
E kin( t )
0
0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
0.7
0.8
0.9
1
t
2. 
Figur 4: Kinetische und potentielle Energie über eine ganze Schwingungsperiode
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4.5.3 Pendeluhr
Beim Uhrenpendel der Länge l (Drehpunkt – Schwerpunkt) ist die rückstellende
(tangentiale) Kraft für kleine Auslenkungswinkel  (in rad)
F  m  g  sin()
 m  g  
x
g
 m  g   m   x
l
l
x bezeichnet hier die Bogenlänge der Auslenkung, Null ist in der Mitte (tiefste Lage).
Für die Bewegungsgleichung ergibt sich
d2
F
g
x(t)     x(t)
2
m
l
dt
Gleiche Gleichungen haben gleiche Lösungen, also (vgl. 4.5.2)
 g 
 g 
x(t)  A  cos
 t  B  sin
 t
 l 
 l 
Die Konstanten A und B ergeben sich wiederum aus den Anfangsbedingungen.
Die Feder bei der Uhr ersetzt die dem Pendel durch Reibung und Luftbremsung entzogene Energie. Je nach Spannung der Feder wird die Amplitude der Schwingung
leicht variieren. Bei einer “reibungsfreien” Uhr wäre die Amplitude durch die Anfangsbedingungen gegeben, wie in 4.5.2. Bei einer “realen” Uhr stellt sie sich mit der
Zeit entsprechend der Federspannung ein.
l
, unabhängig von Pendelgewicht und
g
Amplitude (wie stark die Feder aufgezogen ist). Sonst würde die Uhr bei aufgezogener Feder schneller laufen! Mit dieser Formel kann man beispielsweise berechnen,
um wieviel die Pendellänge (durch Verschieben der Masse) geändert werden muss,
um die Schwingungsdauer um einen bestimmten Wert zu verändern:
Die Schwingungsdauer beträgt T  2   
T  2
l
2

 l
g
g
dT 2  
1
T



dl
g 2 l 2l

dT 1 dl
 
T
2 l
Auch in dieser Form kann man die Ableitung brauchen! Der Ausdruck bedeutet:
wenn man das Pendel um 1% verlängert, verlängert sich die Schwingungsdauer um
½%.
4.5.4 Lösung von Schwingungsproblemen in komplexer Schreibweise
Zahlreiche Schwingungsprobleme lassen sich viel einfacher und eleganter lösen,
wenn man die Lösung als Realteil einer komplexen Funktion ansetzt. Der Grund ist
der, dass die Rechnerei mit Exponentialfunktionen einfacher ist als mit sin und cos.
Aus der Mathematik ist bekannt, dass eine komplexe Zahl in Polardarstellung als
A · (cos() + i·sin()) = A · ei·
geschrieben werden kann. Die Bewegungsgleichung des Federpendels aus 4.5.2
kann geschrieben werden als
d2
k
x(t)   x(t)  0
2
m
dt
Mit dem Ansatz
z(t)  A  eit
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wird daraus
 2  A  eit 
k
k

 A  eit  A     2   eit  0


m
m
Dieser Ausdruck kann nur dann = 0 sein, wenn die Klammer = 0 ist! Damit erhalten
wir sofort und ohne schwierige Rechnung
k
,
m

also das gleiche Resultat wie in 4.5.2.
Der wahre Gewinn der Methode zeigt sich aber darin, dass auch kompliziertere
Probleme, die sonst schwierig zu lösen wären, nur wenig Mehraufwand erfordern.
Wenn das Federpendel, wie es in Wirklichkeit häufig der Fall ist, durch eine geschwindigkeitsabhängige Reibkraft f · v gebremst wird, ist die Bewegungsgleichung
d2
f d
k
x(t)   x(t)   x(t)  0
2
m dt
m
dt
Mit dem gleichen Lösungsansatz wie vorher ergibt sich
 2  A  eit  i   
f
k
f
k

 A  eit   A  eit  A    i      2   eit  0
m

m
m
m
Die Klammer ist eine quadratische Gleichung in  mit den Lösungen
2
i f
k  f 



 .
2m
m  2  m
Damit wird die Lösung der Bewegungsgleichung zu
z(t)  A  e
it
 Ae

f
t
2m
2
e
 i
k  f 

 t
m  2m 
mit dem Realteil
x(t)  A  e

f
t
2m
2
 k

 f 
 cos

  t
 m  2  m



Das ist eine harmonische Schwingung mit einer exponentiell gedämpften Amplitude
und einer mit der Stärke der Bremskraft zunehmenden Periodenverlängerung von
2
2
im ungedämpften Fall auf
im gedämpften Fall.
2
k
k  f 


m
m  2  m
1
Frequenz
ungedämpf t

1
= 0.5 sec
.
2
0.5
x( t )
gedämpf t
d
1
= 0.498 sec
2. 
0
y( t )
0.5
1
0
2
4
6
8
10
t
Figur 5: Gedämpftes und ungedämpftes Federpendel
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Mit diesem mathematischen Apparat können wir sogar das Phänomen der Resonanz
einigermassen realistisch untersuchen, indem wir uns ein gedämpftes Federpendel
vorstellen, das von aussen durch eine periodische Kraft F(t) = F0 · cos(t) “angetrieben” wird. Aus der Erfahrung ist bekannt, dass diese Bewegung nach Ablauf einer
Einschwingzeit harmonisch ist und ebenfalls die Kreisfrequenz  hat, allerdings mit
einer Phasenverschiebung . Die Bewegungsgleichung wird damit zu
F  cos   t
d2
f d
k
x(t)   x(t)   x(t)  0
2
m dt
m
m
dt
Mit dem Ansatz
z(t)  A  eit
f
k
und  
m
m
wird daraus mit  0 


 2  A  eit  i      A  eit   02  A  eit  A   02  i       2  eit 
F0 it
e
m
und damit
F0
F
1
 2
 0 R
2
m 0    i    
m
m
   i  


R
R ist hier eine komplexe Zahl, die wir in der Polarform schreiben können als
i·
R = |R| · e
Damit wird der Realteil der Auslenkung zu
x(t) = |R| · F0/m · cos(· t + )
Die Amplitude der Schwingung ist zur antreibenden Kraft F0 proportional, was zu erwarten war. Der Faktor |R| beträgt
A

F0
 02

2
R  R R 



2
0


1
 02

2 2

   i       02   2  i    
2
1



  2  2

1

2
  02

2
  2  2
und damit
x(t) 
1

2
  02

2

  2  2
F0
 cos(  t  )
m
Der Phasenwinkel  ergibt sich aus
1
1 i

 e   02   2  i    
R R
 tan()  
Das Verhältnis
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 
 2
 02
f

heisst relative Dämpfung.

m  k 0
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2
1
x( t )
0
y( t )
1
2
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
t
Figur 6: Anregung eines gedämpften Federpendels mit einer äusseren Kraft, deren Frequenz kleiner ist als die Eigenfrequenz des Pendels. Das Pendel x(t) hinkt der Anregung y(t) hinterher, <0.
1.5
1
0.5
x( t )
0
y( t )
0.5
1
1.5
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
t
Figur 7: Anregung eines gedämpften Federpendels mit einer äusseren Kraft, deren Frequenz grösser ist als die Eigenfrequenz des Pendels. Das Pendel x(t) eilt der Anregung
y(t) voraus, >0.
Wir können die Resultate wie folgt zusammenfassen (vergleiche auch Figur 8 und
Figur 9 weiter unten):
 Grenzfall der niedrigen Anregungsfrequenz: Die Rückstellkraft mit k überwiegt,
Trägheits- und Reibungseffekte sind klein, weil Beschleunigungen und Geschwindigkeiten klein sind. Die Kraft ist gleich Null in der Mittelposition und maximal in
den Extremstellungen. In der zweiten und vierten Viertelperiode verlaufen äussere
Kraft und Geschwindigkeit parallel, das System nimmt Energie auf, und es gibt in
der ersten und dritten Viertelperiode wieder gleich viel Energie ab.
 Bei der Eigenfrequenz beträgt die Phasenverschiebung -90° (die Kraft ist maximal
in der Mittelstellung und gleich Null an den Punkten mit maximaler Auslenkung),
und die Geschwindigkeit ist in Phase mit der Anregung, das System nimmt ständig Energie auf. Diese wird durch die Reibung gerade wieder aufgebraucht.
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 Grenzfall der hohen Anregungsfrequenz: Das Trägheitsglied überwiegt, Reibung
und Rückstellkraft sind vernachlässigbar. Die Phasenverschiebung beträgt -180°.
In der zweiten und vierten Viertelperiode wird Energie abgegeben (gebremst), in
der ersten und dritten aufgenommen (beschleunigt).
 Je kleiner die relative Dämpfung, desto höher liegt das Maximum der Amplitude
und desto schärfer (schmaler) ist die Spitze der Kurve. Das Maximum der
Amplitudenverstärkung wird bei  max   02  21   2 erreicht. max verschiebt sich
mit zunehmender Dämpfung hin zu kleineren Frequenzen und wird bei
f  2  m  k (aperiodischer Grenzfall) = 0: es gibt kein Resonanzmaximum mehr;
die Amplitude nimmt ab dieser Dämpfung für zunehmende Anregungsfrequenz
monoton ab - das System kann der Anregung immer weniger folgen!
6
5
4
R(  , 0.2)
R(  , 0.5) 3
R(  , 1.0)
2
1
0
0
0.5
1
1.5
2

0
Figur 8: Verstärkung |R| der Amplitude einer erzwungenen Schwingung in Abhängigkeit
der Anregungsfrequenz bei relativer Dämpfung von 0.2, 0.5 und 1.0 (0 = 1, m = 1).
0
(  , 0.2)

(  , 0.5)

0.5
(  , 1.0)

1
0
0.5
1
1.5
2

0
Figur 9: Phasenverschiebung (in Vielfachen von 180°) einer erzwungenen Schwingung
gegen die erregende Kraft für relative Dämpfung von 0.2, 0.5 und 1.0 (0 = 1)
Elektrisches
Analog:
Stromkreis
mit
kapazitativem
(V 
q
),
C
Ohm’schem
dI
d2 q
dq
) und induktivem ( V  L   L  2 ) Widerstand in Serie, an den
dt
dt
dt
eine periodische Wechselspannung angelegt wird.
( V  R I  R 
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4.5.5 Freier Fall: geschwindigkeitsabhängige Kraft
Bei Vernachlässigung des Luftwiderstandes ist die Kraft (Erdanziehungskraft) konstant. Die Richtung nach oben zählen wir positiv, die Erdbeschleunigung negativ,
weil sie nach unten zeigt.
Kraftgesetz
F = -m · g
Anfangsbedingungen
s(0)  s 0
ds
(0)  v 0
dt
d2
F
s(t) 
 g
2
m
dt
Lösung durch zweimaliges Integrieren
d
s(t)  v(t)   g  t  C1
dt
t2
s(t)   g   C1  t  C 2
2
Hier können wir die einfachen Ausdrücke direkt integrieren. Mit Hilfe der frei wählbaren Integrationskonstanten C1 und C2 sind die Anfangsbedingungen erfüllt, wenn C1
= v0 und C2 = s0 (vergleiche 4.1).
Bei Berücksichtigung des Luftwiderstandes ist der mathematische Aufwand viel grösser. Wie wir in 4.2 gesehen haben, hängt die Bremskraft von der Geschwindigkeit
ab. Wir haben als totale (resultierende) Kraft
c W  L  A p
Ftot 
 v2  m  g
2
und daraus die Bewegungsgleichung
Bewegungsgleichung
d2
dt 2
s( t ) 
2
c W  L  A p  d

  s( t )   g
2m
 dt

Eine solche Bewegungsgleichung lässt sich am einfachsten numerisch integrieren,
obwohl eine geschlossene Lösung hier noch existiert. Nach 15 Sekunden und 590 m
Fall ist die Endgeschwindigkeit von etwas über 51 m/sec schon fast erreicht; die verbleibende resultierende Beschleunigung beträgt weniger als 0.1 m/sec².
Die numerische Rechnung funktioniert so: Wir gehen von einem bekannten Anfangszustand aus, in dem wir Ort, Geschwindigkeit und Kraft kennen. Aus der Kraft
berechnen wir nach dem Aktionsprinzip 4.4.2.2 die Beschleunigungen in x- und yRichtung. Damit können wir die Geschwindigkeiten und Positionen in x- und yRichtung für eine kleine Zeit t später berechnen. Daraus berechnen wir die neuen
Kräfte und Beschleunigungen, und so weiter - also ein schrittweises Verfahren.
Das Verfahren ist natürlich desto genauer, je kleiner der Zeitschritt t ist. Gute Ergebnisse erzielt man, wenn man die neuen Positionen nicht mit den Endgeschwindigkeiten rechnet, sondern mit den mittleren Geschwindigkeiten im vorangegangenen Zeitintervall t.
Im Excel-File NEWTON.XLS sind drei nach dieser Methode gerechnete Beispiele
enthalten:
 Freier Fall mit Luftwiderstand (mit der exakten Lösung zum Vergleich)
 Schiefer Wurf mit Luftwiderstand (4.5.6)
 Bahn eines Planeten im Gravitationsfeld eines Zentralkörpers (4.5.7)
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4.5.6 Ballistische Kurve
In der “äusseren Ballistik” geht es darum, ein Geschütz so zu richten, dass die Flugbahn des Geschosses durch einen bestimmten Punkt (Ziel) geht. (Die “innere Ballistik” umfasst die Vorgänge beim Abschuss im Innern des Rohrs.)
Dafür sind folgende Bewegungsgleichungen zu lösen:
2
c w  L  A p  d

a x  2 x( t )  
  x( t ) 
2
dt
 dt

d2
2
c w  L  A p  d

a y  2 y( t )  
  y( t )   g
2
dt
 dt

d2
mit den Anfangsbedingungen x(0) = 0, y(0) = 0, vx(0) = v0·cos(), vy(0) = v0·sin().
Die beiden Vorzeichen bei der y-Gleichung kommen daher, dass der Luftwiderstand
beim Aufstieg nach unten wirkt, beim Abstieg aber nach oben. Mit dieser einfachen
Näherung, die zahlreiche Einflüsse unberücksichtigt lässt, ergibt sich schon eine
recht gute Übereinstimmung mit der Realität; man vergleiche dazu Figur 10 und Arbeitsblatt KANONE in NEWTON.XLS: Die Rechnung liefert mit cw = 0.16 und Zeitschritt 1 sec bei Elevation 700 r‰ (entsprechend 40°; der Vollkreis hat 6300 r‰) für
die Scheitelhöhe 965 m nach 14 Sekunden Flugzeit und eine Schussweite von 4230
m nach 28 Sekunden Flugzeit. Auch für andere Elevationen und Abschussgeschwindigkeiten liegen die Ergebnisse der Rechnung mit dem gleichen cw auf einige
Prozent genau in der Nähe der “tatsächlichen” Werte.
1000
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
3500
4000
4500
Figur 10: Ballistische Kurve des Geschützes aus Figur 11 mit Elevation 700 r‰ bis zu
einer Flugzeit von 28 Sekunden. Die Punkte geben den Ort in Abständen von 1 Sekunde.
Zur Ermittlung der “Schiesselemente” muss, ausgehend von einer Näherung, der
Berechnungsvorgang mehrmals durchlaufen und die Elemente auf das Ziel hin korrigiert werden, bis es “getroffen” wird.
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Figur 11: Aus einem alten Schiessbehelf der Schweizer Armee (Flugbahnkarten 65.161
der 10.5 cm Haubitzen L22 vom Juni 1976). Grün: Flugzeit in 1/10”.
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4.5.7 Numerische Integration beliebiger Bewegungsgleichungen
Wir denken uns folgendes Beispiel (Momentaufnahme): Ein Planet befinde sich zur
Zeit t = 0 an einer bekannten Stelle und habe eine bestimmte (bekannte) Geschwindigkeit, die wir einfachheitshalber als senkrecht zur Verbindungslinie Sonne-Planet
annehmen.
Wir definieren ein rechtwinkliges Koordinatensystem so, dass sich die Sonne zur Zeit
t = 0 bei x = 0/y = 0 und der Planet bei x = x0/y = 0 befindet und der Planet eine Geschwindigkeit vx(0) = 0, vy(0) = vy0 hat.
Auf den Planeten wirkt von der Sonne eine Gravitationskraft, ausserdem gilt für ihn
das Aktionsprinzip F = m·a.
Uns interessiert die Bewegung, die sich aus diesen Bedingungen ergibt. Vom Aktionsprinzip wissen wir, dass a = F/m gilt, wo F die Gravitationskraft ist. Leider sind die
beiden Bewegungen (in x und y) miteinander gekoppelt, weil die Kraft vom Abstand
r² = x² + y² abhängt, konkret: die Kraft (Beschleunigung) in x-Richtung hängt auch
vom Ort in y-Richtung ab und umgekehrt. Im Gegensatz zum schiefen Wurf haben
wir hier keine Überlagerung unabhängiger Bewegungen.
Es ist deshalb klar, dass es keine isolierten “Formeln” für x(t) und y(t) geben kann,
weil x von y abhängt und umgekehrt. Für eine numerische Rechnung ist das aber
überhaupt kein Problem.
Siehe Arbeitsblatt PLANET in NEWTON.XLS: Allein aus dem Aktionsprinzip und
dem mit 1/r² abnehmenden Kraftgesetz folgt zwangsläufig, dass die Bahn eine Ellipse ist! Mehr braucht es tatsächlich nicht!
0.8
0.6
0.4
0.2
0
-1.5
-1
-0.5
-0.2
0
0.5
-0.4
-0.6
-0.8
Figur 12: Bahn eines tangential abgeschossenen Körpers im Schwerefeld eines Zentralkörpers im Koordinatennullpunkt. Die Punkte liegen in gleichen Zeitabständen. man
sieht schön, wie sich der Planet in Sonnennähe schneller bewegt als in grosser Entfernung (die Summe aus potentieller und kinetischer Energie ist konstant).
Es sind auch andere Bahnen möglich; je nach Anfangsbedingungen ist die Ellipse
mehr oder weniger exzentrisch bis hin zum Kreis, oder die Bahn kann bei grösseren
Geschwindigkeiten eine Parabel oder eine Hyperbel werden. Siehe dazu auch 5.3.4
und 6.1.
Das Phantastische an dieser Methode ist, das wir damit mit wirklich geringen Voraussetzungen und geringem mathematischem Aufwand fast beliebig komplexe
Probleme mit beliebiger Genauigkeit berechnen können. Indem wir der Excel-Tabelle
ein paar Spalten anhängen, können wir noch den Einfluss beliebiger Störungen mitberücksichtigen.
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5. Arbeit und Energie
5.1 Arbeit
Es wird Arbeit geleistet, wenn gegen eine Kraft etwas verschoben wird. Die Definition der Arbeit lautet deshalb
Arbeit = Kraft · Weg
W=F·s
18
und hat die Einheit N·m = J (Joule ).
Die Einheit ist formal die gleiche wie beim Drehmoment.
Die Kraft muss dabei nicht über den ganzen Weg gleich sein, sie kann vom Ort abhängen (mehr dazu in 5.3.3). Das einfachste Beispiel von Arbeit bei veränderlicher
Kraft ist das Spannen einer Feder. Bei einer (idealen) Feder ist die Kraft proportional
zur Auslenkung aus der Ruhelage, also (vgl. 4.5.2)
F = -k · x
Wird Arbeit gegen eine derart (proportional zum Weg) veränderliche Kraft geleistet,
rechnet man am einfachsten mit der mittleren Kraft zwischen Anfangs- und Endposition und erhält W = ½ · k · x².
5.2 Leistung
Wir sprechen auch im Alltag von einer Leistung, wenn eine bestimmte Arbeit in einer
gewissen Zeit geleistet wurde. Die Definition der Leistung ist deshalb
Leistung = Arbeit/Zeit = Kraft · Weg/Zeit = Kraft · Geschwindigkeit
P = W/t
P=F·v
19
mit der Einheit N·m/sec = J/sec = W (Watt ).
Eine veraltete, aber im Alltag immer noch gebräuchliche Einheit ist die Pferdestärke:
1 PS = (75 kg · g) · 1 m/sec = 735.5 W hebt 75 kg mit 1 m/sec gegen die Gewichtskraft in die Höhe.
5.3 Energie
5.3.1 Übersicht
Energie ist die Fähigkeit, Arbeit zu leisten, gewissermassen also gespeicherte Arbeit.
Wir kennen Energie in zahlreichen Erscheinungsformen (mechanische, elektrische,
chemische Energie, Wärmeenergie, Strahlungsenergie, usw.).
Die Einheit der Energie ist deshalb die gleiche wie die der Arbeit, nämlich N·m oder
J, häufig auch W·sec = Ws oder kW·h = kWh. Veraltet ist die Kalorie, 1 cal = 4.19 J,
definiert als Energie, um 1 g Wasser von 14.5°C auf 15.5°C zu erwärmen.
Ein Mensch leistet im “Dauerbetrieb”, also ohne spezielle Anstrengung, etwa 80 W
(und trägt etwa in diesem Rahmen zur Aufheizung seiner Umgebung bei). 80 W entsprechen in 24 Stunden 6912 kJ  1650 kcal. Die Energieerhaltung 5.3.5 gilt auch
bei der Ernährung!
18
19
benannt nach James Joule, 1818-1889, englischer Physiker
benannt nach James Watt, 1736-1819, englischer Konstrukteur
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Mechanik
In der Mechanik beschäftigen wir uns vornehmlich mit kinetischer Energie (Energie
der Bewegung) und potentieller Energie (Energie der Lage). Bei einer Schwingung
(z.B. bei einem Pendel oder einem hüpfenden Ball) findet eine fortlaufende Umwandlung zwischen potentieller und kinetischer Energie statt. (In der Physik gibt es zahlreiche Entsprechungen in verschiedenen Gebieten; bei einer elektromagnetischen
Schwingung findet beispielsweise eine Umwandlung zwischen elektrischer und magnetischer Energie statt.)
20
Seit der speziellen Relativitätstheorie von A. Einstein (1905) mit der berühmten
Formel E = m·c² wissen wir, dass auch Masse eine Erscheinungsform von Energie
darstellt. Diese Energie tritt im Kernkraftwerk und in der Atombombe in Erscheinung.
Wenn das KKW Gösgen die elektrische Energie für etwa 1 Million Menschen liefert,
wandelt es dabei pro Jahr rund 1 kg Masse in Energie um, wovon etwa 65% als Abwärme durch den Kühlturm entweichen. Diese Energie der Masse ist also ziemlich
gross und schwierig zu nutzen.
5.3.2 Kinetische Energie (Energie der Bewegung)
Bei der (gleichmässigen) Beschleunigung eines Körpers der Masse m von 0 auf die
Geschwindigkeit v wird folgende Arbeit geleistet:
F · s = (m · a) · (½ · a · t²) = ½ · m · (a · t)² = ½ · m · v²
Wir schreiben dafür
Ekin = ½ · m · v²
Prallt der Körper irgendwo auf, wird seine kinetische Energie (meistens unumkehrbar) in andere Energieformen (wie Wärme) umgewandelt oder zur Lösung von Verbindungskräften (sprich: Zerstörung fester Strukturen) aufgewendet.
Bremsen haben eine bestimmte maximale Leistung. Weil die kinetische Energie
quadratisch mit der Geschwindigkeit wächst, nimmt der Bremsweg beim Auto mit
zunehmender Geschwindigkeit stark zu.
20
A. Einstein hat in der speziellen Relativitätstheorie erkannt, dass die Masse nicht
konstant ist, sondern mit der Geschwindigkeit zunimmt nach
m0
m(v) 
,
2
v
 
1  
 c
wo m0 die sogenannte Ruhemasse und c die Lichtgeschwindigkeit sind. Kein Körper
mit Masse > 0 kann eine Geschwindigkeit v  c erreichen; die Trägheit und damit der
Energieaufwand für eine weitere Beschleunigung nehmen bei der Annäherung von v
an c immer stärker zu und gehen gegen Unendlich.
5.3.3 Potentielle Energie (Energie der Lage)
Um einen Körper der Masse m um eine Höhe h anzuheben, muss gegen die Gewichtskraft m·g die Arbeit m·g·h geleistet werden. Diese steckt dann als potentielle
Energie in diesem Körper.
Wir schreiben
Epot = m · g · h
Beim Herunterfallen wird diese Energie wieder frei, sie wird dabei kontinuierlich in
kinetische Energie umgewandelt.
Beispiel: Wasser wird zur Energiespeicherung in den Stausee eines Kraftwerks gepumpt und später wieder zum Antreiben einer Turbine genutzt.
Die Kraft muss natürlich nicht konstant sein. Um einen Körper der Masse m K vom
20
Albert Einstein, 1879-1955, Physiker, Zürich/Berlin/Princeton
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Mechanik
Abstand r1 zum Abstand r2 vom Erdmittelpunkt anzuheben, muss die Arbeit
r2

W  G
mK  mErde
r1
r
2
dr  G 
mK  mErde
m  mErde
 G K
 G  m K  m Erde
r2
r1
1 1
   
 r1 r2 
gegen die mit dem Abstand veränderliche Gravitationskraft geleistet werden. Man
fasst die zu einem Zentralkörper Z gehörenden Grössen zusammen und bezeichnet
die Funktion
m
UZ (r)  G  Z
r
als Potential des Gravitationsfeldes im Abstand r von diesem Körper mit der Masse
mZ. Ein Körper mit der Masse mK hat dann im Abstand r bezüglich mZ die potentielle
Energie
Epot = mK · UZ(r).
Die potentielle Energie hat bei dieser Definition im Unendlichen den Wert 0 und
nimmt sonst negative Werte an; da es bei der potentiellen Energie nur auf Differenzen ankommt, kann der Bezugspunkt beliebig gesetzt werden.
Die im Potential UZ auf mK wirkende Kraft ist, wie aus der Konstruktion des Potentials
hervorgeht, im eindimensionalen Fall (nur x-Richtung)
dU Z
d
Fx  m K 

E pot
dx
dx
,
mK  m Z
d  G  m Z 
 G  mZ 
 m K 

 m K   
  G 

dr 
x2 
x2

x2 
also gerade wieder die Gravitationskraft. Die Grösse
dU Z
dx
heisst Feldstärke; sie entspricht der Beschleunigung, die ein Körper im Gravitationsfeld des Körpers Z erfährt. Diese Begriffe sind analog zum elektrischen Potential und
dem elektrischen Feld einer Ladung.
Bemerkung zu den Vorzeichen: Die potentielle Energie und das Potential U sind wegen der Normierung U() = 0 negativ. Kraft- und Beschleunigungskomponente sind
für x > 0 negativ, weil sie zum Zentralkörper hin (“nach links”) gerichtet sind.
gx  
5.3.4 Raumfahrt und Astronomie
Um einen Körper der Masse mK von der Erdoberfläche (r1 = rErde) bis ins Unendliche
(r2 = ) zu transportieren, so dass er nicht mehr zurückkommt, ist eine Energie von
mindestens
E  mK  U()  U(rErde )  G 
mK  mErde
rErde
erforderlich, die dem Körper als kinetische Energie mitgegeben werden muss, also
G
m K  mErde

rErde
1
2
 mK  v 2 .
Daraus ergibt sich sofort die (von mK unabhängige) Entweichgeschwindigkeit
v  2G
mErde
km
 2  rErde  g  11.18
rErde
sec
oder gut 40000 km/h. Für diese Geschwindigkeit wird die (für kleinere Geschwindigkeiten elliptische) Bahn (wo die kinetische Energie in Richtung der grossen Bahnachse schon in endlichem Abstand aufgebraucht ist und der Körper wegen der GraSB/Version 1.20
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vitationskraft wieder zurückkommt) des abgeschossenen Körpers parabolisch. Bei
noch höherer Geschwindigkeit hat der Körper auch “im Unendlichen” noch eine kinetische Restenergie; die Bahn wird jetzt zu einer Hyperbel. Siehe dazu auch Figur 14
in 6.1.
Derartige “offene” Bahnen kommen tatsächlich vor, beispielsweise bei Kometen. Bei
den Kometen gibt es solche, die in einigermassen regelmässigen (weil ihre Bahnen
immer wieder durch andere Objekte leicht gestört werden) Zeitabständen wiederkehren, und solche, die uns nur einmal besuchen. Wiederkehrende Kometen verkehren
auf elliptischen Bahnen. Berühmt ist der Komet Halley21, der etwa alle 76 Jahre “vorbeikommt”, das nächste Mal im Jahre 2061, und der schon im Jahre 240 v.Chr. beschrieben wurde.
Aus der Entweichgeschwindigkeit lässt sich eine weitere interessante Folgerung ableiten. Wie man bei der Formel für die Entweichgeschwindigkeit sieht, wird sie grösser, wenn der Radius kleiner wird. Man kann die Formel nach r auflösen und ausrechnen, bei welchem Radius die Entweichgeschwindigkeit gleich der Lichtgeschwindigkeit c = 299793 km/sec wird. Das ist der Schwarzschild22-Radius
2Gm
rS 
.
c2
30
Bei grossen Sternen ab der Grössenordnung unserer Sonne (Sonnenmasse = 2·10
kg oder 332000 Erdmassen) kommt es im Endstadium, wenn sie “ausgebrannt” sind,
zu folgenden Vorgängen: der Kern des Sterns zieht sich zusammen und wird zu einem Neutronenstern, während die Hülle sich zu einer Supernova entwickelt, die während kurzer Zeit sehr hell leuchtet und dann verschwindet. Neutronensterne mit mindestens 3 Sonnenmassen ziehen sich weiter zusammen, bis ihr Radius kleiner wird
als der Schwarzschild-Radius - bei drei Sonnenmassen sind das 8.9 km bei einer
durchschnittlichen Dichte von 2·1015 g/cm³, also 2 Milliarden Tonnen pro cm³. In der
20
allgemeinen Relativitätstheorie hat Einstein 1915 nachgewiesen, dass auch Licht
einer Gravitationswirkung unterliegt. Das hat zur Folge, dass bei einem derartigen
Stern nicht einmal mehr Licht aus dem Gravitationsfeld entweichen kann, und wir
haben ein sogenanntes schwarzes Loch, das man nur an seiner Gravitationswirkung
auf andere (sichtbare) Sterne erkennen kann.
Beispiel: Im Sternbild Schwan gibt es ein Doppelsternsystem mit der Bezeichnung
X-1. Einer der Sterne, der B-Stern, führt Bewegungen aus, die auf Störungen durch
einen unsichtbaren Gefährten mit einer Masse von etwa 3.75 Sonnenmassen hindeuten.
Bei solchen Bedingungen existieren natürlich keine Atome mehr, es gibt nur noch
einen “Brei” aus Elementarteilchen.
5.3.5 Energie als Erhaltungsgrösse
Eine Grundeigenschaft der Energie ist, dass sie eine physikalische Erhaltungsgrösse
ist (Mayer23, 1842). Das besagt, dass Energie nur von einer Form in eine andere
umgewandelt, aber weder erzeugt noch vernichtet werden kann (der umgangssprachliche Ausdruck “Energieerzeugung” ist deshalb physikalisch unsorgfältig).
Die Energieerhaltung kann für ein isoliertes mechanisches System, in dem nur elastische Stösse vorkommen, formuliert werden als (unter Vorwegnahme von 6.2)
Etot = Ekin + Epot + Erot = const.
Das Prinzip der Energieerhaltung gilt immer, je nach Gegebenheiten muss der Aus21
benannt nach dem englischen Astronomen Edmund Halley (1656-1742), einem Freund
Newton’s, der als erster die Bahn berechnet hat
22
Karl Schwarzschild, 1873-1916, deutscher Mathematiker
23
Julius Robert Mayer, 1814-1878, Schiffsarzt und Arzt in Heilbronn
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druck um weitere Energiebeträge wie z.B. Wärmeenergie erweitert werden.
Die Kenntnis von der Erhaltung der Energie erlaubt oft eine verblüffend einfache Lösung sonst sehr komplexer Probleme. Die Energie, die in eine Maschine in irgend
einer Form hineingesteckt wird, kommt (minus Verluste) auch wieder heraus, unabhängig davon, was im Innern der Maschine genau vor sich geht.
Die totale Energie der Erde im Abstand r von der Sonne beträgt
m
2
Etot  Ekin  Epot  21  mErde  vErde
 mErde  G  Sonne
r
Aus der Energieerhaltung geht sofort hervor, dass die Geschwindigkeit der Erde in
Sonnennähe (mit kleinerer, d.h. stärker negativer potentieller Energie) grösser sein
muss als bei grösserer Entfernung, vergleiche dazu 4.4.1.
Bei jedem Vorgang/Prozess wird Energie umgewandelt!!!
5.4 Stossgesetze
5.4.1 Der Impulssatz
Stösst ein Körper mit einer Kraft F auf einen zweiten Körper, so wirkt nach dem Reaktionsprinzip 4.4.2.3 eine umgekehrte Kraft -F auf den ersten Körper zurück,
F1 = -F2
Mit dem Aktionsprinzip 4.4.2.2
F=m·a
lässt sich das schreiben als
v
v
m1  1  m2  2
t
t
Da beide Kräfte während derselben Zeit t wirken, folgt daraus
m1 · v1 = -m2 · v2
Die Grösse p = m·v heisst Impuls. Seien vi die Geschwindigkeiten vor dem Stoss, wi
nach dem Stoss. Dann gilt:
p1 = -p2
m1 · (w1 – v1) = -m2 · (w2 – v2)
m1 · w1 + m2 · w2 = m1 · v1 + m2 · v2
Diese Erkenntnis wird im Impulssatz festgehalten:
In einem abgeschlossenen System (ohne äussere Kräfte) bleibt die Summe aller Impulse vor und nach einem Stoss konstant,
 p   m  v  0
m  v  m  v
i
i
vorher
i
i
i
i
i
nachher
Die Grösse
F · t = m · v,
die bei einem Stoss übertragen wird, wird auch als Kraftstoss bezeichnet. v muss
dabei als vektorielle (im eindimensionalen Fall: vorzeichenbehaftete) Grösse behandelt werden, also bei einem vollkommen elastischen geraden Stoss gegen eine
Wand mit Umkehr der Geschwindigkeitsrichtung (wie beim Billard) ist v = 2·v.
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5.4.2 Vollkommen inelastischer gerader zentrischer Stoss
Wir sprechen von einem geraden zentrischen Stoss, wenn die Schwerpunkte der
Körper und der Berührungspunkt beim Stoss auf einer geraden Linie liegen und diese Linie bei beiden Körpern im Berührungspunkt senkrecht auf der Oberfläche steht.
Bei jedem Stoss gelten die Erhaltungssätze für Impuls und (totale) Energie. Bei einem vollkommen inelastischen Stoss verformen sich einer oder beide Körper und
bleiben “aneinander kleben”. Dabei wird Bewegungsenergie in Wärme und Verformungsarbeit umgewandelt. Für die (gemeinsame) Geschwindigkeit w nach dem
Stoss gilt wegen der Impulserhaltung
m1  m 2   w  m1  v1  m 2  v 2
w
m1  v 1  m 2  v 2
m1  m 2
Daraus können wir die beim vollkommen inelastischen Stoss verlorene kinetische
Energie berechnen (schon wieder ein Binom!):
Ekin 
1
2
 m1  v 12  21  m 2  v 22  21  m1  m 2   w 2

1
2
 m1 
v 12

1
2
m

 v 12  m 2  v 22  m1  m 2   m12  v 12  2  m1  m 2  v 1  v 2  m 22  v 22

1
2


1
2

1

1
2
 m 2  v 22
 m  v  m2  v 2 
  m1  m 2    1 1

m1  m 2


2
1
2



m1  m 2
m1  m 2  v 12

m1  m 2  v 22
 2  m1  m 2  v 1  v 2
m1  m 2
m1  m 2
2
 v 1  v 2 
m1  m 2
m1  m 2
hat die Dimension einer Masse, man nennt sie reduzierte Masm1  m 2
se. Der Energieverlust entspricht der kinetischen Energie der reduzierten Masse mit
der Differenz der Geschwindigkeiten.
Die Grösse
Anwendungen: Schmieden, Einrammen von Pfählen oder Nägeln.
Beim Schmieden geht es darum, einen möglichst grossen Teil der kinetischen Energie des Hammers m1 in Formänderungsarbeit umzuwandeln. Der Wirkungsgrad ist
deshalb (mit v2 = 0) definiert als
Ekin
m2
1



2
1
m
m

m
 m1  v 1
1
2
2
1 1
m2
Beim Einrammen geht es darum, einen möglichst grossen Teil der kinetischen Energie des Hammers m1 in kinetische Energie des Gesamtsystems Hammer + Pfahl
umzuwandeln. Der Wirkungsgrad ist deshalb hier (mit v2 = 0) definiert als

1
2
 m1  m 2   w 2
1
2
 m1  v 12
1
2

 m v 
 m1  m 2    1 1 
 m1  m 2 
1
2
 m1  v 12
2

m1

m1  m 2
1
m
1 2
m1
In beiden Fällen wird also der Wirkungsgrad näherungsweise (weil der Stoss nicht
vollkommen inelastisch ist) durch das Verhältnis der Massen bestimmt!
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5.4.3 Elastischer gerader zentrischer Stoss
Bei einem elastischen Stoss wird keine Bewegungsenergie in Wärme, Reibung und
Verformung umgewandelt, die Bewegungsenergie bleibt als solche erhalten.
Es seien wiederum vi die bekannten Geschwindigkeiten vor und wi die unbekannten
nach dem Stoss. Mit Impuls- und Energieerhaltung
m1  w 1  m2  w 2  m1  v1  m2  v 2


 1  m  w 2  1  m  w 2  1  m  v2  1  m  v2 
2
2
1
1
2
2
2
2
2 1 1 2
haben wir zwei Gleichungen zur Bestimmung der 2 Unbekannten w1 und w2; das
Problem ist damit mathematisch eindeutig bestimmt.
Zur Lösung formen wir die beiden Gleichungen um,
 m1   w1  v1  m2  v 2  w 2  
1
2
2
2
2 
1
 2  m1  w1  v1  2  m2  v 2  w 2 
Das Rechnen mit der quadratischen Energiegleichung ist etwas mühsam. Indem wir
die zweite Gleichung durch die erste dividieren, den Faktor ½ wegkürzen und uns an
die binomischen Formel a² – b² = (a + b)·(a – b) erinnern, erhalten wir eine einfachere zweite Gleichung,




m1  w 1  v1   m2  v 2  w 2 


w 1  v1  v 2  w 2


Wir formen die Gleichungen wieder so um, dass die unbekannten Terme links und
die bekannten rechts vom Gleichheitszeichen stehen.
m1  w 1  m 2  w 2  m1  v 1  m 2  v 2 


w 1  w 2  v 2  v1


Die zweite Gleichung besagt, dass die Geschwindigkeitsdifferenz beim elastischen
Stoss nur das Vorzeichen (die Richtung) wechselt.
Gleichungen in Matrixschreibweise:
 m1 m 2   w 1   m 1  v 1  m 2  v 2 


   
v 2  v1
 1  1  w 2  

Zur Auflösung der Gleichungen wenden wir am einfachsten die Cramer'sche Regel
(Verhältnis von Determinanten) an:
w1 

w2 

m1  v1  m2  v 2    1  m2  v 2  v1   m1  v1  m2  v 2  m2  v1  v 2 
m1   1  m2  1
m1  m2
m1  v1  m2  v 2 m2   v1  v 2 

m1  m2
m1  m2
m1   v 2  v1   m1  v1  m2  v 2   1
m1   1  m2  1
m1  v1  m2  v 2 m1   v 2  v1 

m1  m2
m1  m2

m1  v1  m2  v 2  m1   v 2  v1 
m1  m2
m1  v1  m2  v 2
, entspricht dem Resultat beim
m1  m2
inelastischen Stoss, er bezeichnet die Geschwindigkeit des gemeinsamen Schwerpunktes, die sich nicht ändert. Der zweite Teil bezeichnet die Relativgeschwindigkeiten zum Schwerpunkt. Wie es sein muss, sind die Ausdrücke für w1 und w2 symmetrisch in 1 und 2, d.h. Vertauschung von 1 und 2 ergibt das gleiche Resultat.
Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Stoß_(Physik) für einige Visualisierungen.
Der erste Teil der beiden Formeln,
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5.4.4 Reale gerade zentrische Stösse
Reale Stossvorgänge können vollkommen inelastisch, aber nie ganz elastisch sein:
ein Teil der Bewegungsenergie wird immer in Wärme oder Verformungsarbeit umgewandelt und nicht als Bewegungsenergie “zurückgefedert”. Reale Stösse liegen
zwischen inelastischen und elastischen Stössen.
Ein Vergleich der Formeln für w im inelastischen und elastischen Fall zeigt, dass sie
sich einzig in den Termen -m2·(v1 – v2) bzw. -m1·(v2 – v1) im Zähler unterscheiden. Es
liegt nahe, den realen Stoss zu modellieren, indem man von diesen Termen - die für
die Geschwindigkeiten relativ zum gemeinsamen Schwerpunkt stehen - einen Teil
berücksichtigt. Wir machen deshalb den Ansatz
w1 
w2 
m1  v 1  m 2  v 2  m 2   v 1  v 2   k
m1  m 2
m1  v 1  m 2  v 2  m1   v 2  v 1   k
m1  m 2
Der Verlust an kinetischer Energie beträgt damit (nach einiger Rechnung)
2
m m
Ekin  21  1 2   v 1  v 2   1  k 2
m1  m 2


Diese Formeln decken alle Fälle ab mit
 k=0
für den vollkommen inelastischen Grenzfall,
 0 < k < 1 für den realen Fall,
 k=1
für den elastischen Grenzfall.
Je nach Wert von k liegt der Stoss näher beim elastischen oder beim inelastischen
Grenzfall.
Bedeutung und Bestimmung von k
Wir bilden die Differenz
m1   v 2  v 1   k  m2   v 1  v 2   k
w 2  w1 
 v1  v 2   k
m1  m2

m1  m2   v1  m1  m2   v 2  k
m1  m2
w 2  w1
v1  v 2
k
Die Grösse k heisst Stosszahl; sie ist eine von beiden beteiligten Werkstoffen abhängige Materialgrösse und kann mit Hilfe der obigen Beziehung durch einen Fallversuch bestimmt werden: Man lässt eine Kugel aus dem einen Werkstoff frei aus
einer Höhe h0 senkrecht auf eine feststehende Platte aus dem anderen Werkstoff
fallen und misst die Rücksprunghöhe h1 (oder, was einfacher ist, die Zeit zwischen
dem ersten und zweiten Aufprall - überlege, wie man daraus die Rücksprunghöhe
berechnen kann!). Wegen v2 = 0 und w2 = 0 ist (beachte: die Vorzeichen der Geschwindigkeiten nach unten und oben sind unterschiedlich!)
1
2
 m  v2  m  g  h 
v1   2  g  h 0 
 w1


k 
v
w 1  2  g  h1 
1

h1
h0
Für Stahl auf Stahl ist k  0.7, bei gehärtetem Stahl bis 0.95.
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5.4.5 Anwendungsbeispiele
Aufgabe 578 aus Böge
Für ein Gewehrgeschoss soll die Mündungsgeschwindigkeit v1 ermittelt werden. Dazu wird
das Geschoss in einen Sandsack geschossen, der an einem Seil hängt und nach dem Einschlag
ausgelenkt wird. Dabei stellt sich das Tragseil unter dem Winkel  = 10° zur Senkrechten
ein. Die gegebenen Grössen sind: Geschossmasse m1 = 10 g, Sandsackmasse m2 = 10 kg.
Schwerpunktabstand des Sandsackes vom Aufhängepunkt lS = 2.5 m.
Berechne die Mündungsgeschwindigkeit v1 des Geschosses!
In dieser Aufgabe laufen folgende Vorgänge ab:
 Beim (vollkommen inelastischen) Aufprall erfolgt eine Impulsübertragung vom
Geschoss auf das Gesamtsystem.
 Die kinetische Energie des Geschosses wird zum Teil in Bewegungsenergie des
kombinierten Systems umgewandelt, zum Teil wird sie im Sand absorbiert (Wärme, Zerstörung und Umschichtung von Sandkörnern).
 Die Bewegungsenergie des Gesamtsystems wird beim Pendelausschlag bis zum
Umkehrpunkt durch Anheben des Schwerpunktes zu 100% in Lageenergie umgewandelt.
Bei der Lösung gehen wir in umgekehrter Reihenfolge vor:
 Wir bestimmen die potentielle Energie des Gesamtsystems bei maximaler Auslenkung.
 Daraus berechnen wir die Anfangsgeschwindigkeit, die das Gesamtsystem nach
dem Aufprall hatte.
 Daraus ergibt sich der Impuls und damit die Geschwindigkeit des Geschosses.
Höhe, um die der Schwerpunkt des Sy stems h
durch die Auslenkung angehoben wird:
l s. ( 1
Diese Höhe entspricht der potentiellen EnergieE pot
cos(  ) )
m 2 . g. h
m1
h = 3.798 cm
E pot = 3.728 joule
w ist die Anf angsgeschwindigkeit nach dem Auf prall, die dem kombinierten Sy stem eine kinetische
Energie gibt, die dieser potentiellen Energie entspricht:
1.
2
m1
2
m 2 .w
m1
m 2 . g. h
Stossübertragung (Impulssatz):
w
2. g. h
m 1. v 1
v1
w = 0.863
m 2 .w
m1
m1
m2
m1
.w
v 1 = 863.954
.
1. m 1 m 2 . 2
v
2 m1 m2 1
Energiev erlust m Sandsack:
E
kinetische Energie:
E Geschoss
E System
1.
2
1.
2
m
sec
m 1. v 1
m1
m
sec
E = 3728.351 joule
2
2
m 2 .w
E Geschoss= 3732.079 joule
E System= 3.728 joule
E Geschoss E System= 3728.351 joule
E
= 99.9 %
E Geschoss
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Mechanik
Aufgabe 579 aus Böge
Eine Kugel mit einer Masse m1 hängt an einem Faden von der Länge l = 1 m. Sie wird so
weit angehoben, dass der Faden einen Winkel  = 60° mit der Senkrechten einschliesst, und
dann losgelassen.
Die Kugel trifft im tiefsten Punkt ihrer Bahn auf einen ruhenden Körper mit der vierfachen
Masse. Er liegt auf einer waagerechten Ebene. Die Gleitreibzahl auf seiner Unterlage beträgt µ = 0.15. Es wird elastischer, gerader zentrischer Stoss angenommen.
Gesucht:
a) die Geschwindigkeit v1 der Kugel im tiefsten Punkt,
b) die Geschwindigkeiten beider Körper nach dem Stoss,
c) die Rückprallhöhe h1 der Kugel und den Winkel 1, den der Faden in dieser Stellung mit
der Senkrechten einschliesst,
d) der Weg s des Körpers auf der Ebene bis zum Stillstand.
a) Wie in Aufgabe 578 ergibt sich
h  1m  1  cos     0.5 m
v 1  2  g  h  3.132
m
sec
a) Wegen v2 = 0 ist
w1 

m1  v 1  m2  v 2  m2   v 1  v 2 
m1  m2
3  m1  v 1
5  m1
 0.6  v 1
m
sec
m1  v 1  m2  v 2  m1   v 2  v 1
 1879
.
w2 

m1  m2
2  m1  v 1
5  m1
 0.4  v 1
 1253
.
m
sec
a) Wie in a) ergibt sich die der Bewegungsenergie entsprechende potentielle Energie:
h1 
w12
 0.18 m
2g
a) Bewegungsenergie = Reibkraft · Weg
1
2
 m2  w 22  m2  g    s
s 
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 w 22
 0.533m
g
1
2
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Mechanik
6. Drehbewegung
6.1 Grundlagen
Ein Körper führe eine Bewegung auf einer kreisförmigen Bahn mit dem Radius r aus.
Die Geschwindigkeit können wir entweder als Umfangsgeschwindigkeit v in m/sec
angeben oder als Winkelgeschwindigkeit  in rad/sec, die miteinander zusammenhängen gemäss
v
r
Analog wie bei der Translationsbewegung definiert man eine Winkelbeschleunigung
 d
  lim

t0 t
dt
wo  die Winkelkoordinate bezeichnet. Wie bei der gleichmässig beschleunigten
Bewegung in 4.1 gilt
(t) =  · t
(t) = ½ ·  · t²
Gemäss dem Trägheitsprinzip 4.4.2.1 verharrt ein kräftefreier Körper im Zustand der
Ruhe oder der gleichförmigen geradlinigen Bewegung. Ein Körper auf einer Kreisbahn, auch bei gleichbleibender Umfangsgeschwindigkeit, ändert aber dauernd seine Richtung, er wird zum Drehzentrum hin beschleunigt. Diese Beschleunigung az
erfordert eine zum Drehzentrum hin gerichtete Kraft, die Zentripetalkraft. Sie kompensiert die radial nach aussen gerichtete Zentrifugalkraft.
Während der Zeit t wird bei geradliniger Bewegung die Distanz X = v·t zurückgelegt. Um
auf der Kreisbahn zu bleiben, muss sich der
Körper gleichzeitig um eine Distanz S =
½·az·(t)² nach unten verschieben.
Nun ist wegen der Ähnlichkeit der Dreiecke und
wenn S klein ist im Vergleich zu R
S
X
X


X 2 R  S 2 R
X2
S
2 R
v    r bzw.  
Figur 13: Kreisbewegung (Quelle:
R.P. Feynman, Lectures on Physics,
Vol. I)
v  t
1
2
  a z   t 
2
2 R
2
v
 az 
R
2
Die Grösse az heisst Zentripetalbeschleunigung:
v2
 2 r
r
Sie nimmt quadratisch mit der Anzahl Umdrehungen pro Zeiteinheit zu. Die Zentrifugalkraft beträgt damit
az 
Fz 
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m  v2
 m  2 r .
r
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Mechanik
Raumfahrt und Astronomie
Ein Körper, der auf der Erdoberfläche (ohne Luftwiderstand) horizontal abgeschossen wird, erfährt gleichzeitig eine Zentrifugalbeschleunigung az = v²/rErde und die Erdbeschleunigung g = 9.81 m/sec² (4.4.3). Wir können berechnen, bei welcher Geschwindigkeit sich diese beiden vertikalen Beschleunigungen aufheben:
az 
v2
rErde
m
 g  9.81
sec 2
m
sec
oder nicht ganz 28500 km/h. Man nennt diese Geschwindigkeit die Fluchtgeschwindigkeit. Wird ein Körper mit dieser Geschwindigkeit horizontal abgeschossen (und
nicht durch einen Luftwiderstand gebremst), so kreist er auf ewig im gleichen Abstand um die Erde. Raumschiffe und Satelliten werden natürlich nicht so abgeschossen, sie haben einen Antrieb an Bord!
Ist die Geschwindigkeit grösser als 7.908 km/sec, so
wird die kreisförmige Bahn zu einer Ellipse; je grösser
die Geschwindigkeit, desto gestreckter: siehe dazu
auch 5.3.4 und die Berechnung in 4.5.7. Beim Umlauf
“oszillieren” wie bei jeder Schwingung Energiebeträge
zwischen kinetischer und potentieller Energie hin und
her. Die Summe aus kinetischer und potentieller Energie ist natürlich zu jedem Zeitpunkt dieselbe.
Es ist eine einfache Übung, nachzuweisen, dass beispielsweise bei der Bewegung der Erde um die Sonne
oder des Mondes oder sonstigen Satelliten um die Erde die Zentrifugalkraft gleich gross ist wie die Gravita- Figur 14: Bahnen tangential
tionskraft (man darf dabei Kreisbahnen annehmen und abgeschossener Flugkörper
(aus: Dorn, Physik Oberstufe,
2
bei einer gleichförmigen Kreisbewegung ist  
):
18. Auflage 1974)
T
 v  rErde  g  7908
Eingaben:
m Erde
24
5.979. 10 . kg
r Bahn
.
149600000km
T
1. yr
 Erde
2. 
T
.
m Sonne 332000m
Erde
Zentrif ugalkraf t
FZ
2
m Erde.  Erde . r Bahn
Grav itationskraf t
FG
G.
Folgerung:
m Sonne. m Erde
2
r Bahn
2
mErde   Erde
 rBahn  mErde 

22
F Z = 3.55 10
22
F G = 3.54 10
newton
newton
m
m
4 2
 rBahn  G  Sonne2 Erde
2
TErde
rBahn
3
m
rBahn
 G  Sonne
2
TErde
4 2
Das ist das 3. Kepler’sche Gesetz aus Kapitel 4.4.1!
Übung: Berechne, in welcher Höhe über der Erdoberfläche ein geostationärer Satellit
umlaufen muss.
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Mechanik
6.2 Rotationsenergie und Trägheitsmoment
Wenn ein starrer Körper um eine Achse rotiert, haben die Teilchen mit grösserem
Abstand von der Achse eine höhere Bahngeschwindigkeit und damit eine grössere
kinetische Energie. Für ein Teilchen mit Masse mi und Abstand ri von der Achse gilt
Ekin = ½ · mi · vi² = ½ · mi · ri² · i²
Summiert über alle derartigen Teilchen erhalten wir
Erot  21   2 
m  r
i
2
i
 21   2  J
i
Die Grösse J heisst Trägheitsmoment des Körpers um die betreffende Drehachse.
Wirkt ein Moment M = F·d auf einen derartigen Rotationskörper in Ruhe, wird in der
Zeit t eine Arbeit
W = F · s = F · ½ ·  · t² · d = ½ · M ·  · t²
geleistet und der Körper hat am Schluss eine Rotationsenergie
Erot = ½ · J · ² = ½ · J · ( · t)² = ½  · J ·  · t²
Wegen der Energieerhaltung müssen diese beiden Grössen gleich sein, woraus folgt
M=J·
Ein Drehmoment M erteilt einem Körper mit einem Trägheitsmoment J eine
Winkelbeschleunigung .
Die Leistung ist gegeben durch
Kraft  Weg
P
 Kraft  Geschwindigkeit  F     r  M  
Zeit
n
 2   , hängen Leistung
60
2
1
und Drehmoment zusammen gemäss P 
Mn 
Mn.
60
9.549
Im Maschinenbau mit der Drehzahl n in U/min, also  
Figur 15: Kennlinien eines alten VW-Boxermotors unter Vollast, in alten Einheiten. n
bezeichnet Drehzahl, N Leistung, M Drehmoment, be spezifischen Kraftstoffverbrauch,
pe mittleren Arbeitsdruck. (Quelle: Dubbel, 2. Band, 12. Auflage 1966, Seite 183)
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Mechanik
6.3 Drehimpuls
Ein starrer Körper, der sich dreht, wird als Kreisel bezeichnet. Ist ein Kreisel in seinem Schwerpunkt unterstützt und wirkt kein Moment auf ihn, so spricht man von einem kräftefreien Kreisel, für den J· = 0 und damit
J ·  = const
gilt. Drehachse und Winkelgeschwindigkeit bleiben erhalten.
Die Grösse
B=J·
bezeichnet man als Drehimpuls oder Drall.
Wenn die Eiskunstläuferin bei der Pirouette die Arme an den Körper zieht, verkleinert sie J, weil der Drehachsenabstand der Arme und Hände kleiner wird. Weil B dabei gleich bleiben muss, vergrössert sich automatisch , die Umdrehungsgeschwindigkeit. Ausserdem erhöht sich die Rotationsenergie weiter, weil durch das Einziehen
der Arme Arbeit gegen die Zentrifugalkraft geleistet wird.
Wirkt von aussen ein Drehmoment auf den Kreisel, das die Achse kippen möchte, so
führt die Kreiselachse eine Bewegung rechtwinklig zur Störung aus. Der Betrag des
Drehimpulses bleibt dabei erhalten. Dies führt unter dem Einfluss der Schwerkraft
zur sogenannten Präzessionsbewegung eines unterhalb des Schwerpunktes unterstützten Kreisels.
Technische Anwendungen:
Kreiselstabilisatoren: Durch Schwungräder wird erreicht, dass ein Gegenstand, z.B.
ein Schiff im Wellengang, gegen Verdrehungen Widerstand leistet.
Kreiselkompass: Infolge der Erddrehung wirkt auf einen drehbar aufgehängten Kreisel auf der Erdoberfläche wegen der Drehung der Richtung der Erdanziehungskraft
ein (wenn auch kleines) Drehmoment, das verschwindet, wenn die Kreiselachse in
Richtung der Erdachse steht. Der Kreisel weicht solange senkrecht zu diesem Moment aus, bis dieser Zustand erreicht ist.
Trägheitsnavigation: Mit einem drehbar gelagerten Kreisel können Richtungsänderungen gemessen werden. In Kombination mit Messungen von Beschleunigung und
Zeit bzw. Distanz ist es damit möglich, den Standort eines bewegten Flug- bzw.
Fahrzeuges nachzuführen (ausgehend von einem bekannten Standort).
6.4 Gegenüberstellung Translations-/Rotationsbewegung
Zwischen Translations- und Rotationsbewegung gelten folgende Entsprechungen:
Translation
Weg s
Geschwindigkeit v
Beschleunigung a
Masse m = mi
Kraft F = m·a
Bewegungsenergie ½m·v²
Impuls m·v
Leistung P = F·v
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Zusammenhang
s = r·
v = r·
a = r·
M = F·r
Rotation
Drehwinkel 
Winkelgeschwindigkeit 
Winkelbeschleunigung 
Trägheitsmoment J = mi·ri²
Drehmoment M = J·
Rotationsenergie ½·J·²
Drehimpuls J·
Leistung P = M·
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Mechanik
Schlagwortverzeichnis
—A—
Abgangswinkel, 34
Ableitung, 40
Abschirmung, 39
Abstossung, 39
Abwärme, 53
Aktionsprinzip, 38
Alembert, 38
Amplitude, 41
Amplitudenverstärkung, 47
Anfangsbedingungen, 40
Anfangsgeschwindigkeit, 35
Angriffspunkt, 9
Anregungsfrequenz, 46
aperiodischer Grenzfall, 47
Arbeit, 52
Auslenkung, 52
—B—
Ballistik, 49
ballistisches Problem, 34
Bewegung, gleichmässig
beschleunigte, 29
Bewegungsgleichung, 40
Brahe, 37
Bremsung, 35
—C—
Cavendish, 39
—D—
Dämpfung, relative, 45
Descartes, 5
Differentialgleichung, 40
direktes Schiessen, 34
Drall, 65
Drehimpuls, 65
Drehmoment, 4
Drehwaage, 39
Drehwirkung, 4; 5
EytelweinSeilreibungsformel, 28
—F—
Fachwerk, 14
Fallschirm, 31
Feder, 52
Federkonstante, 40
Feldstärke, 54
Flächenschwerpunkt, 17
Fliehkraft, 39
Fluchtgeschwindigkeit, 63
Flugzeit, 32
freier Fall, 31
—G—
Galilei, 38
gedämpfte Schwingung, 44
geometrische Addition, 4
geozentrisch, 37
Gewichtskraft, 4
Gleichgewicht, 5
Gleichgewicht, indifferentes,
23
Gleichgewicht, labiles, 23
Gleichgewicht, stabiles, 23
Gleichgewichtsbedingungen, 11
Gleichgewichtslage, 23
Gleitreibung, 25
Gravitationsfeld, 54
Gravitationsgesetz, 39
Gravitationskonstante, 39
Gravitationswirkung, 39
—H—
Haftreibung, 25
Halley, 55
Hangabtriebskraft, 25
harmonische Schwingung,
41
Hebelgesetz, 17
—I—
—E—
Eigenfrequenz, 41
Einrammen, 57
Einstein, 53; 55
elastischer Stoss, 58
elektrostatische Kraft, 39
Elevation, 34
Energie, 52
Energie, kinetische, 53
Energie, potentielle, 53
Energieverlust, 59
Entweichgeschwindigkeit,
54
Erdbeschleunigung, 4; 30;
39
Erhaltungsgrösse, 55
erzeugende Fläche, 21
erzeugende Kontur, 21
SB/Version 1.20
Impulssatz, 56
indirektes Schiessen, 34
inelastischer Stoss, 57
Integrationskonstante, 48
—J—
Komponenten, 5
Kontaktfläche, 25
Koordinatensystem, 5
Kopernikus, 37
Kraft, 4
Kraft, mittlere, 52
Kräftepaar, 4
Kräftesystem, 5
Kraftgesetz, 39
Kraftmoment, 4
Kraftstoss, 56
Kreisel, 65
Kreiselkompass, 65
Kreiselstabilisator, 65
Kurvenform, 33
—L—
Leistung, 52; 64
Linienschwerpunkt, 19
Luftdichte, 31
Luftwiderstand, 31
Luftwiderstandskoeffizient,
31
—M—
Masse, schwere, 39
Masse, träge, 38
Moment, 4
Momentensatz, 17
—N—
Neutronenstern, 55
Newton, 4; 39
Normalkraft, 25
—P—
Parallelogramm der Kräfte,
4
Pendel, 43; 53
Pferdestärke, 52
Phasenverschiebung, 41;
47
Phasenwinkel, 45
Pirouette, 65
Planet, 37
Planetenbewegung, 37
Potential, 54
Präzession, 65
Pseudokraft, 38
Pythagoras, 6
—Q—
Joule, 52
—K—
Kaliber, 35
Kennlinie, 64
Kepler, 37; 63
Kernkraftwerk, 53
Knoten, 14
Komet, 55
Quadrant, 6
—R—
Reaktionsprinzip, 38
realer Stoss, 59
Reibungskoeffizient, 25
Reibungskraft, 25
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Reibwert, 25
Reibzahl, 25
Relativitätstheorie, 53; 55
Resonanz, 41; 45
resultierende Kraft, 4
resultierendes Moment, 5
Richtungswinkel, 5
Rotationskörper, 21
Rücksprunghöhe, 59
Ruhelage, 52
Ruhemasse, 53
—S—
Scheitelpunkt, 32
schiefe Ebene, 27
schiefer Wurf, 32
Schmieden, 57
Schussweite, 32; 35
schwarzes Loch, 55
Schwarzschild-Radius, 55
Schwerelinie, 17
Schwerpunkt, 17
Schwerpunktabstand, 39
Schwingung, 53
Schwingungsdauer, 41
Sicherheitsparabel, 33
Sinkgeschwindigkeit, statio-
SB/Version 1.20
Mechanik
näre, 31
skalare Grösse, 4
Sonnenmasse, 55
Stabkraft, 14
Standsicherheit, 23
Stoss, elastischer, 56
Stosszahl, 59
Streuung, 32
Stromkreis, 47
Stützkraft, 5
Supernova, 55
Symmetrie, 15
—T—
TI-30X Pro, 4; 7; 20; 30; 39
Trägheitskraft, 38
Trägheitsmoment, 64
Trägheitsnavigation, 65
Trägheitsprinzip, 38
Tribologie, 25
—Ü—
Überlagerungsprinzip, 4; 32
—U—
Umfangsgeschwindigkeit,
62
—V—
Vakuumballistik, 34
vektorielle Grösse, 4
Verschiebewirkung, 4
—W—
Winkelbeschleunigung, 62
Winkelgeschwindigkeit, 62
Winkelgruppe, 32
Wirklinie, 4; 9
Wurfparabel, 33
—Z—
Zentralpunkt, 5
Zentrifugalkraft, 62
Zentripetalbeschleunigung,
62
Zentripetalkraft, 62
zusammengesetzte Bewegungen, 32
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