3. Interferenz und Beugung Interferenz und Beugung sind zwei wichtige Phänomene, durch die sich Wellen und Teilchen voneinander unterscheiden. Interferenz entsteht aus der Überlagerung von Wellen und resultiert in Intensitätsmustern. Wie man diese Interferenzmuster bestimmt, werden wir in diesem Kapitel diskutieren. Dabei spielt auch Beugung eine ganz wesentliche Rolle, so dass beides kaum voneinander getrennt betrachtet werden kann. 3.1 Interferenz 3.1.1 Superposition von Wellen Wir betrachten zwei ebene Wellen, die sich in längs der z-Achse mit derselben Frequenz und demselben Wellenvektor ausbreiten: r r r r E1 ( z , t ) = E0,1 ⋅ ei ( kz −ωt +δ1 ) und E2 ( z, t ) = E0,2 ⋅ ei ( kz −ωt +δ 2 ) . δ1 und δ2 sind die Phasen der beiden Wellen. Dann ist die resultierende Wellenfunktion: r r r r r E ( z , t ) = E1 ( z , t ) + E2 ( z , t ) = E0,1 ⋅ ei ( kz −ωt +δ1 ) + E0,2 ⋅ ei ( kz −ωt +δ 2 ) . r r = E0,1 ⋅ eiδ1 + E0,2 ⋅ eiδ 2 ⋅ ei ( kz −ωt ) ( ) Die Intensität einer elektromagnetischen Welle skaliert bekanntlich mit dem Quadrat der Feldstärke: ( )( ) r r r r I = E0,1 ⋅ eiδ1 + E0,2 ⋅ eiδ 2 ⋅ E0,1 ⋅ e −iδ1 + E0,2 ⋅ e −iδ 2 r2 r2 r r r r = E0,1 + E0,2 + E0,1 E0,2 ⋅ ei (δ1 −δ 2 ) + E0,1 E0,2 ⋅ ei (δ 2 −δ1 ) r2 r2 r r = E0,1 + E0,2 + E0,1 E0,2 ⋅ ei (δ1 −δ 2 ) + e −i (δ1 −δ 2 ) 14442444 3 ( ) = 2cos(δ1 −δ 2 ) ⇒ I = I1 + I 2 + 2 I1 I 2 cos δ mit δ = δ1 − δ 2 . Den dritten Summanden nennet man Interferenzterm. Man sieht, dass er Null ist, wenn r r E1 ⊥ E2 . Da der Kosinus eine gerade Funktion ist, kann man ebenso gut δ2−δ1 schreiben können, und man bezeichnet δ schlichtweg als die Phasendifferenz zwischen den beiden Wellen. r r Sind jedoch E1 || E2 , dann liegt die Gesamtintensität I zwischen den Extremwerten I min = ( I1 − I 2 ) 2 und I max = ( ) 2 I1 + I 2 . r r Betrachten wir nun den Sonderfall E0,1 = E0,2 . Dann ist auch I1 = I 2 =: I 0 und man erhält: I = 2 I 0 + 2 I 0 cos δ = 2 I 0 (1 + cos δ ) . 27 Fall 1: Beide Wellen sind in Phase, d. h. δ = 0: Dann ist cos δ = 1 , und man erhält: I = 2 I 0 ⋅ (1 + 1) = 4 I 0 Dieses ist der Fall der maximalen Verstärkung und heißt konstruktive Interferenz. Fall 2: Beide Wellen sind in Gegenphase, d. h. δ = π = 180°: Dann ist cos δ = −1 , und man erhält: I = 2 I 0 ⋅ (1 − 1) = 0 Dieses ist der Fall der maximalen Auslöschung und heißt destruktive Interferenz. 3.1.2 Interferenz an dünnen Schichten Man kennt die schillernden Farben an einer Seifenblase oder an einem Ölfilm auf einer Pfütze. Ursache der Farben sind Interferenzeffekte bei der Reflexion: - - - Licht fällt auf die Grenzfläche Luft-Wasserfilm. Ein Teil des Lichtes wird am optisch dichteren Wasser mit Phasensprung von 180° reflektiert (s. Fresnel'sche Formeln). Der andere Teil dringt in das Wasser ein und wird an der zweiten Grenzfläche am optisch dünnen Medium ohne Phasensprung reflektiert. Das Licht tritt aus und interferiert mit dem an der oberen Grenzfläche reflektierten Strahl. Das Licht legt durch das Wasser die optische Weglänge von 2nd zurück, wobei d die Schichtdicke ist und n der Brechungsindex des Wassers. Da es an der oberen Grenzfläche zu einem Phasensprung von 180° kommt, erhält man - destruktive Interferenz, wenn die optische Weglänge einem ganzzahligen Vielfachen der Wellenlänge entspricht. ⇒ 2nd = j ⋅ λ , - j = 1, 2, 3,... konstruktive Interferenz, wenn die optische Weglänge einem ungeraden Vielfachen der halben Wellenlänge entspricht. ⇒ 2nd = (2 j + 1) ⋅ λ 2 , j = 0,1, 2, 3,.... Da es bei konstanter Schichtdicke von der Wellenlänge des Lichtes abhängig ist, ob es zu konstruktiver oder destruktiver (oder beliebiger) Interferenz kommt, sieht man verschiedene Farben. Hierbei spielt auch noch der Einfallswinkel eine entscheidende Rolle. 28 Dann ist die optische Weglänge durch das Glas: 2nd cos β Der Reflektierte Strahl hat zusätzlich noch den Gangunterschied s = x ⋅ sin α = 2d tan β sin α zurückzulegen. Die gesamte Wegdifferenz ∆ beträgt dann: ∆= n 2nd sin β 2d 2nd sin α = 1 − sin 2 β = 2nd cos β − 2d tan β sin α = 2d − n − n ⋅ sin 2 β = cos β cos β cos β cos β cos β ( cos 2 β = 1 − sin 2 β = 1 − ) ( ) sin 2 α sin 2 α ⇔ β = − = n 2 − sin 2 α n cos n 1 2 2 n n ⇒ ∆ = 2nd cos β = 2d n 2 − sin 2 α . Deshalb erhält man an zwei planparallelen Oberflächen: - destruktive Interferenz, wenn die Wegdifferenz einem ungeraden Vielfachen der halben Wellenlänge entspricht: ⇒∆+ ⇔ - λ 2 = 2d n 2 − sin 2 α + 2d n 2 − sin 2 α = j ⋅ λ , λ 2 = (2 j + 1) ⋅ λ 2 , j = 0,1, 2, 3,.... j = 1, 2, 3, ... konstruktive Interferenz, wenn die optische Weglänge einem ganzzahligen Vielfachen der Wellenlänge entspricht: λ λ ⇒ ∆ + = 2d n 2 − sin 2 α + = j ⋅ λ , j = 1, 2, 3, ... 2 ⇔ 2 2d n 2 − sin 2 α = (2 j + 1) ⋅ λ 2 , j = 0,1, 2, 3,... Hier ist jetzt die Interferenz sowohl von der Wellenlänge als auch vom Einfallswinkel α abhängig, was zu den bunten Erscheinungen bei der Reflexion an dünnen Schichten führt. Weil bei fester Wellenlänge diese Interferenzerscheinungen bei einem bestimmten Einfallsbzw. Neigungswinkel α zu sehen sind, nennt man sie Interferenzen gleicher Neigung. Ein ähnliches Phänomen sind die sog. Newton'schen Ringe. Hier werden Lichtstrahlen an den Grenzflächen reflektiert und es kommt durch den Gangunterschied wieder zu Interferenzen. Hier sind die Interferenzerscheinungen bei festem Betrachtungswinkel jedoch von der Dicke d abhängig, so dass man sie Interferenzen gleicher Dicke nennt. In der Mitte hat man ein dunkles Zentrum. Hier ist die Dicke d etwa Null, und die destruktive Interferenz kommt nur durch den 180°-Phasensprung durch die Reflexion am dichteren Medium zustande. 29 3.1.3 Kohärenz Gewöhnliche Lichtquellen (Glühlampe, Sonne, Leuchtstoffröhre etc.): Licht wird durch Atome ausgesendet, die durch unkoordinierte Stöße angeregt werden. Der Beginn dieser Abstrahlung ist daher beliebig (spontan), und der Zeitraum τ der Abstrahlung nur sehr kurz. Das Licht besteht also aus "abgehackten" Wellenzügen mit der Länge c ⋅ τ , die mit den anderen Wellenzügen völlig unzusammenhängend sind. Solches Licht nennt man daher inkohärent. LASER = Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation Licht aus LASERn wird zwar auch von Atomen durch Stoßprozesse ausgesandt, die aber zeitlich aufeinander abgestimmt sind. Die Atomen emittieren das Licht also in Phase, und man bekommt damit sehr lange, zusammenhängende Wellenzüge: Das Licht ist kohärent. Die Länge, über die ein Wellenzug derart phasenstabil ist, nennt man Kohärenzlänge. Die Zeitspanne, in der der Wellenzug einen Punkt im Raum passiert, heißt Kohärenzzeit. Stabile Laser haben Kohärenzlängen von mehreren Kilometern, Gasentladungslampen, die monochromatisches (=einfarbiges) Licht aussenden, nur von wenigen Millimetern. Die Kohärenzlänge von Glühlampen beträgt sogar nur etwa 1 µm. 3.1.4 Interferometer Interferometer sind Messapparate, die auf Interferenz beruhen. Wellenzug wird in der Regel aufgespalten, durchlaufen zwei unterschiedlich lange Wege und werden anschließend wieder zusammengeführt. Ist die Differenz der optischen Weglänge gerade ein ganzzahliges Vielfache der Wellenlänge, dann tritt konstruktive Interferenz auf, ist sie ein ungeradzahliges Vielfache der halben Wellenlänge, dann hat man destruktive Interferenz. Mit Interferometern lassen sich kleinste Dicken messen, aber auch unterschiedliche Dauern zur Zurücklegung desselben Weges, und wegen der n-Abhängigkeit der optischen Weglänge auch Brechungsindizes. Beispiel: Michelson-Interferometer. Hierbei muss man auf die Kohärenzlänge achten! 3.2 Beugung Unter Beugung versteht man die Abweichung der Wellenausbreitung von der geraden, geome-trischen Stahlrichtung. Sie fällt insbesondere dann ins Gewicht, wenn die räumlichen Dimen-sionen in die Größenordnung der Lichtwellenlänge kommen. Eine ebene Wellenfront fällt auf eine kleinen Spaltöffnung. Hinter der Öffnung hat man ein kreisförmiges Wellenbild, das man mit dem Huygens'schen Prinzip der Elementarwellen beschreiben kann. Ist die Spaltöffnung groß verglichen mit der Wellenlänge, dann spielen die Beugungseffekte eine immer geringere Rolle. 30 3.2.1 Beugung am Einzelspalt Ein Spalt der Breite b wird mit Licht beleuchtet. Hinter dem Spalt werden durch eine Linse alle Stahlen, die unter einem gleichen Winkel φ zur Normalen der Spaltebene laufen, gebündelt. Ein ähnlicher Effekt entsteht, wenn der Abstand zum Spalt sehr groß gegen die Spaltöffnung ist. Uns interessiert jetzt die Intensitätsverteilung hinter dem Spalt. Dabei bedienen wir uns erneut dem Huygens'schen Prinzip, nach dem jedes Spaltelement dy der Ausgangspunkt einer Elementarwelle ist. Da eine ebene Welle auf den Spalt fällt, sind alle Elementarwellen in Phase (=synchron). Wir setzen eine ebene Welle an: E ( z , t ) = E0 ⋅ ei ( kz −ωt ) . Von der Stelle y liefert ein Spaltenelement dy in der Ebene A einen Beitrag: b i ( k ⋅ sin φ −ωt ) dy dy i k y⋅sin φ + 2 ⋅sin φ −ωt dE A = E0 ⋅ ⋅ e = E0 ⋅ e 2 ⋅ ⋅ eiky⋅sin φ . b b b Den Beitrag des gesamten Spaltes erhält man durch Aufsummieren aller Spaltelemente: + b i ( k sin φ −ωt ) ⋅e 2 1 E A (t ) = E0 ⋅ 1442443 b B = B⋅ e b ik ⋅sin φ 2 b 2 ∫e iky ⋅sin φ dy b − 2 b − ik ⋅sin φ −e 2 ikb ⋅ sin φ , eix − e− ix = 2i ⋅ sin x b sin k sin φ 2 = B⋅ b k sin φ 2 Von der Ebene A bis zum Brennpunkt F brauchen alle Teilwellen dieselbe Zeit, was mit dem Phasenfaktor eiδ berücksichtigt wird. Deshalb beträgt im Brennpunkt die Feldstärke: b sin k ⋅ sin φ 2 . EF (t ) = B ⋅ eiδ ⋅ b k ⋅ sin φ 2 Die Intensität im Brennpunkt ist proportional zu EF 2 = EF ⋅ EF* : b sin 2 k ⋅ sin φ 2 2 ~ sin X mit X = k b ⋅ sin φ . I (φ ) ~ 2 2 X2 b k ⋅ sin φ 2 sin 2 X liegen bei X = n ⋅ π mit n = 1, 2, 3, ... X2 b 2π b ⋅ sin φ = n ⋅ π mit n = 1, 2, 3, ... Die n-te Nullstelle liegt demnach bei: X = k ⋅ sin φ = 2 λ 2 Die Nullstellen von 31 Damit erhält die Beugungsbedingung für die Intensitätsminima am Einzelspalt: b ⋅ sin φ = n ⋅ λ mit n = 1, 2, 3, ... Minima am Einzelspalt n = 0 selbst liefert keine Nullstelle, weil hier der Nenner auch Null wird. Man kann hier sin X sin X X2 sin X X2 in eine Potenzreihe entwickeln: =1− + ... , d. h. lim = lim 1 − + ... = 1 . X →0 X X →0 X X 3 3 Bei φ = 0 , also auf der optischen Achse des Spaltes, befindet sich das Hauptmaximum. 3 2 Das erste Nebenmaximum ist bei X ≈ π (nicht exakt). Der Nenner X 2 ist damit um den Faktor X 2 ≈ 22 größer und damit die Intensität um den Faktor 22 kleiner. Allgemein gilt für die Nebenmaxima annähernd die Beugungsbedingung: b ⋅ sin φ ≈ (2n + 1) ⋅ Wenn λ b = λ 2 mit n = 1, 2, 3, ... Nebenmaxima am Einzelspalt (nicht exakt) sin φ << 1 , dann ist n sehr groß und man sieht extrem viele ganz dicht benachbarte n Nebenmaxima, die nicht mehr auflösbar sind. Hier spielen Beugungseffekte keine Rolle mehr. Die geometrische Optik entspricht daher dem Fall ganz kleiner Wellenlängen oder großen Aperturen. λ sin φ Für = >> 1 , dann ist n sehr klein, und man beobachtet nur noch das Hauptmaximum. b n Nicht nur ein dünner Spalt führt zu Beugungsbildern, sondern auch jegliche Form einer Öffnung. Die Beugung an einer kreisförmigen Apertur ist von besonderem Interesse, weil sie das Auflösungsvermögen von optischen Geräten begrenzt. Man könnte jetzt wieder genau wie beim Einzelspalt vorgehen, indem man die Welle in der Öffnung in kleine Elementarwellen zerteilt, dann die Amplitude und Phase an einem beliebigen Punkt P errechnet und anschließend über die gesamte Apertur integriert. In der Praxis ergibt dies Ausdrücke, die sich nicht mehr so einfach lösen lassen, sondern man erhält die Minima und Maxima als Nullstellen der sog. "Bessel"-Funktion, was hier im einzelnen nicht durchgeführt werden soll. Die Beugungsbedingung für das n-te Minimum ergibt sich als: sin θ min,1 = 1, 22 λ D , sin θ min,2 = 2,23 λ D , sin θ min,3 = 3,24 λ D Entsprechend lauten die Beugungsbedingungen für die Nebenmaxima: sin θ max,1 = 1,63 λ D , sin θ max,2 = 2,68 λ D , sin θ max,3 = 3,70 λ D 32 3.2.2 Auflösungsvermögen optischer Instrumente Zwei Lichtpunkte strahlen unter einem Winkel α auf eine kreisförmige Öffnung mit dem Durchmesser D. Man sieht, dass sich die Beugungsmuster der beiden Lichtquellen auf dem Schirm überlagern. Wenn α immer kleiner wird, dann schieben sich auch die Beugungsmuster immer mehr zusammen, so dass es immer schwieriger wird, beide Objekte von einander zu trennen. Es gibt einen kritischen Winkel αK, unter dem es gerade noch möglich ist, zwei Objekte als getrennte Lichtquellen zu unterscheiden. In diesem Fall fällt das Hauptmaximum des einen Objektes in das erste Nebenminimum des anderen Objektes, also: sin α K ≈ α K = 1, 22 ⋅ λ D Rayleigh'sches Auflösungskriterium Beispiele: a) Das menschliche Auge: D ≈ 2 mm = 2 ⋅ 10−3 m λmittel = 0,5 µm = 5 ⋅ 10−7 m ⇒ α K = 3 ⋅ 10−4 rad ≈ 0,017° b) Spiegelteleskop auf dem Mt. Palomar D≈5m λmittel = 0,5 µm = 5 ⋅ 10−7 m ⇒ α K = 10−7 rad ≈ 5,7 ⋅ 10−6 ° Bemerkung: Eine Vergrößerung der Apertur verbessert nicht nur das Auflösungsvermögen, sondern führt auch noch zu einer Vergrößerung der Helligkeit. Verdopplung des Durchmessers → Vervierfachung der Lichtmenge Faktor 4 kleinere Fläche des Beugungsscheibchens, d. h. Faktor 16 in der Lichtmenge pro Fläche. → Lichtstromdichte geht mit der 4. Potenz des Spiegeldurchmessers Die Vergrößerung des Bildes durch Beugung führt dazu, dass ein Richtstrahl λ nicht mehr streng parallel ist, sondern unter dem Winkel α K = 1, 22 ⋅ auseinD anderläuft. Ein Lichtpunkt im Brennpunkt eines 5m-Teleskopspiegels hat auf dem Mond nur aufgrund der Beugung einen Durchmesser von ca. 40 m. 33 3.2.3 Das Theorem von Babinet Bei der Beugung an einem Hindernis ist die Intensitätsverteilung dieselbe wie bei der Beugung an der komplementären Öffnung. Anders: Das Beugungsbild eines Drahtes der Dicke d ist dasselbe wie das eines Spaltes der Breite d. Amplituden bei der Beugung sind entgegengesetzt gleich. Da die Intensitäten mit dem Quadrat der Feldstärken gehen, ist die Intensitätsverteilung für beide Fälle dieselbe. Achtung: Das gilt nur für die gebeugten Wellen außerhalb des Bereiches der geometrischen Optik. 3.2.4 Beugung am Gitter Ein optisches Gitter ist eine Anordnung von N äquidistanten parallelen Einzelspalten der Breite d und der Periode g (Abstand zweier benachbarter Spalte = Gitterkonstante). Zwischen der Ebene A und dem Brennpunkt F benötigen alle Teilwellen gleich viel Zeit. In der Gitterebene schwinge die Welle E ( z , t ) = E0 ⋅ ei ( kz −ωt ) . Der Beitrag des m-ten Spaltes in F ist dann gegeben durch: EF , m = S (φ ) ⋅ ei ( kmg ⋅sin φ −ωt ) , wobei S(φ) die Feldverteilung des Einzelspaltes ist, also d sin k sin φ 2 . S (φ ) ~ d k sin φ 2 Die Gesamtwelle in F ist die Superposition der Wellenamplituden jeder der N Spalte: N −1 EF ~ ∑ S (φ ) ⋅ e i ( kmg⋅sin φ −ωt ) = S (φ ) ⋅ e −iωt ⋅ m =0 N −1 ∑e ikmg ⋅sin φ m =0 N −1 Das ist eine geometrische Reihe, deren Summe bekanntlich lautet: ∑a m=0 N −1 Daher ist ∑e m=0 ikmg ⋅sin φ m = aN −1 . a −1 eikNg ⋅sin φ − 1 . = ikg ⋅sin φ e −1 Die Berechnung der Intensität geht wieder über EF ⋅ EF* . α Es gilt: ( eiα − 1)( e −iα − 1) = 2 ⋅ (1 − cos α ) = 4sin 2 , somit folgt: 2 d 1 sin 2 k sin φ sin 2 kNg ⋅ sin φ 2 ⋅ 2 . I~ 2 1 d sin 2 kg ⋅ sin φ k sin φ 2 42444 2 3 144 3 144244 2 S 2 (φ ) G (φ ) 34 Der erste Faktor ist proportional zu S 2 (φ ) , also der Intensität der Einzelspalte. Der zweite Faktor ist proportional zu G 2 (φ ) , das die Intensität durch die periodische Anordnung von N Spalten repräsentiert. Die Hauptmaxima sind durch die Nullstellen des Nenners gegeben. Für diese gilt: 1 π λ kg ⋅ sin φ = g ⋅ sin φ = n ⋅ π , d. h. die Hauptmaxima liegen bei sin φ = n ⋅ . 2 λ g Damit lautet die Beugungsbedingung n ⋅ λ = g ⋅ sin φ mit n = 0, 1, 2, 3, ... für die Hauptmaxima beim Gitter. Der Parameter n heißt Beugungsordnung. Die Nebenminima und –maxima ergeben sich durch den Zähler: sin φ = sin φ = j ⋅λ N ⋅g mit j = 1, 2, 3, ... (2 j + 1) ⋅ λ 2⋅ N ⋅ g Nebenminima mit j = 1, 2, 3, ... Nebenmaxima Die Breite der Hauptmaxima ist gegeben durch ∆ = 2λ , d. h. je mehr Spalte vorhanden sind, Ng desto schmaler sind die Hauptmaxima. Je kleiner die Gitterkonstante g wird, desto weiter sind die voneinander entfernt. 3.2.5 Beugung am Doppelspalt Das einfachste Gitter ist ein Doppelspalt und noch dazu von gewisser historischer Bedeutung, wie wir im weiteren Verlauf dieser Vorlesung noch sehen werden. Hier ist natürlich N = 2, so dass sich der Faktor G 2 umformen lässt zu: G 2 (φ ) ~ sin 2 (k ⋅ g ⋅ sin φ ) 1 = 4 cos 2 k ⋅ g ⋅ sin φ . 1 2 sin 2 k ⋅ g ⋅ sin φ 2 Dieser Ausdruck ergibt Null für 1 π π k ⋅ g ⋅ sin φ = g ⋅ sin φ = ( 2l + 1) mit n ∈ N . Damit: λ 2 2 g ⋅ sin φn = 2l + 1 λ 2 mit l ∈ N Die Intensitätsverteilung des Einzelspaltes S 2 ist Null für sin φn = n ⋅ Minima am Doppelspalt λ d (n = 1, 2, 3,...). Da natürlich d < g sein muss, ist der Abstand der durch G 2 generierten Minima kleiner als der Abstand der durch die Einzelspalt-Intensitätsverteilung S 2 hervorgerufenen Minima. 35 Die Zahl der zusätzlichen Minima im zentralen Maximum des Einzelspaltes der Breite gegeben durch 2λ d λ g = 2λ ist d 2g . Wenn die Spaltöffnungen deutlich kleiner sind als die Stegbreite, d dann bekommt man viele zusätzliche Streifen. Beispiel: Gitterspektrometer werden zur Untersuchung von Spektren oder zur Erzeugung monochromatischen Lichtes verwendet. Typische Werte von optischen Gittern im Sichtbaren: N = 2 ⋅ 104 Gitterstriche g = 1,5 ⋅ 10−6 m (Gitterkonstante) Bestrahlt man ein solches Gitter mit einem HeNe-Laser ( λ = 0,6328 ⋅ 10−6 m), so ergibt sich für die Breite des Hauptmaximums: 2λ 2 ⋅ 0,6328 ⋅ 10−6 m = = 4, 2 ⋅ 10−5 ⇒ ∆ = 2, 4 ⋅ 10−3 ° . sin ∆ = 4 −6 Ng 2 ⋅ 10 ⋅ 1,5 ⋅ 10 m Die weiteren Hauptmaxima der Funktion G 2 liegen in Abständen von λ g auf beiden Seiten 0. Beugungsordnung. λ 0,6328 ⋅ 106 m sin ∆ = g = 1,5 ⋅ 10−6 m = 0, 42 ⇒ ∆ = 24,8° . Damit ist die 0. Beugungsordnung um dem Faktor 10000 schmaler als der Abstand zwischen der 0. und der 1. Beugungsordnung. λ Die Nebenmaxima befinden sich in den sin φ-Abständen von von den Ng Hauptmaxima und sind praktisch nicht auflösbar. Bei verschiedenen Wellenlängen treten die Beugungsordnungen bei unterschiedlichen Winkeln auf, und zwar größere λ unter größerem Winkel. Auf diese Weise werden die Spektralfarben voneinander getrennt. 3.2.6 Abbildungstheorie von Abbé und Auflösungsvermögen beim Mikroskop Wie groß ist der minimal Abstand zweier Objekte, damit sie im Mikroskop noch voneinander als getrennte Objekte wahrgenommen werden können? Objekt: Gitter mit Spaltabstand g und N Perioden wird von unten mit parallelem Licht beleuchtet. In der Brennebene des Objektivs entsteht ein Beugungsbild, wie wir es ja gerade eben hergeleitet haben. Die Apertur des Objektivs begrenzt aber die Anzahl der Beugungsordnungen, die in das Objektiv eindringen können. Ernst Abbé (1840-1905) hat gezeigt, dass für eine Abbildung des Gittermusters mindestens die 0. und die 1. Beugungsordnung in das Objektiv gelangen müssen. 36 Tritt nur die 0. Beugungsordnung ein, so hat das zentrale Hauptmaximum die Breite 2λ 2λ , also die gleiche Breite wie bei einem Einfachspalt der Breite l. Man sieht sin ∆ = = Ng l also nichts von den Stegen. Damit die erste Ordnung eintreten kann, muss der Aperturwinkel α größer als φ1, der Winkel λ des ersten Maximums, sein. Damit folgt sin α > sin φ1 = , also g g≥ λ sin α . Um das Auflösungsvermögen groß zu machen, muss man also für eine große Apertur sorgen. Man auch zusätzlich das Objekt in eine Immersionsflüssigkeit mit Brechungsindex n legen. Dann ist nämlich: λ g≥ n ⋅ sin α Der Brechungsindex n > 1 sorgt für eine Verringerung der gerade noch auflösbaren Abstände. Eine andere Möglichkeit ist es, das Objekt mit kleinerer Wellenlänge zu betrachten. Das ist die Idee des Elektronenmikroskops. Elektronen können auch als Welle interpretiert werden, und die Wellenlänge ist extrem klein. Dass das tatsächlich der Fall ist, wird im Folgenden gezeigt werden. Dies ist bereits der Brückenschlag zur Atomphysik und dem Dualismus von Teilchen und Welle. 3.3 Holographie Eine der interessantesten Anwendungen des Lasers ist die Erzeugung dreidimensionaler Bilder, die man als Hologramme bezeichnet. Normales Foto: nur Intensität -> zweidimensionales Abbild Hologramm: durch Interferenz Erzeugung dreidimensionaler Abbilder Erzeugung eines Hologramms: - - - - Zerlegung eines aufgeweiteten Laserstrahls mit Hilfe eines halbdurchlässigen Spiegels in zwei Teile Ein Teil gelangt direkt zum Film, der andere Teil erst nach der Reflexion am Objekt. Durch Interferenz wird nicht nur die Amplitude, sondern auch die relative Phase zwischen beiden Strahlen festgehalten. Wichtig ist hier wieder eine hinreichende Kohärenzlänge, die man nur mit einem Laser erreicht. Entwickelter Film wird in einen divergenten Laserstrahl gehalten Es entsteht ein dreidimensionales virtuelles Bild 37 Zur Bildentstehung betrachten wir einen einzelnen Objektpunkt O: - - - - OA und OB sind zwei von dem Punkt O reflektierte Strahlen. CA und DB kommen direkt vom Laser und interferieren mit OA und OB an den Punkten A und B auf dem Film. Es entstehen bei konstruktiver Interferenz Streifen. Der Abstand der Streifen ändert sich mit dem Einfallswinkel Man erhält quasi ein Beugungsgitter mit sich ändernder Gitterkonstante. Bei der Beleuchtung des entwickelten Filmes erscheinen die gebeugten Strahlen erster Ordnung unter etwas verschiedenen Winkeln. Es entsteht durch die divergierenden Strahlen auf der Einfalls-Seite ein virtuelles Bild. Auf der Transmissionsseite konvergieren die nach unten gerichteten Strahlen und formen ein reelles Bild. Da das Objekt aus beliebig vielen Punkten besteht, ist das Hologramm ein sehr komplexes Interferenzmuster. 38