attachment=6509 - Forum der Heilpraktikerschule Isolde Richter

Werbung
Hausarbeit
Im Rahmen der Ausbildung zur
Heilpraktikerin für Psychotherapie
Dozentin: Savina Tilmann
Zum Thema
Schizophrenie und schizotype Störung
Verfasserin:
Jacqueline Springer
Freistegstraße 29
89129 Langenau
Eingereicht bei:
Heilpraktikerschule Isolde Richter
Dozentin Savina Tilmann
Üsenbergerstraße 11
79341 Kenzingen
Erstellungsdatum:
Februar 2016
Prüfungsdatum:
Oktober 2016
Seite 1 von 11
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Epidemiologie
3. Klassifikation
4. Ätiologie
5. Kraeplin / Bleuler / Schneider / ICD-10
5.1. Emil Kraeplin
5.2. Eugen Bleuler
5.3. Kurt Schneider
5.4. ICD-10
6. Die drei Klassischen Formen der Schizophrenie
6.1. F20.0 - Paranoide Schizophrenie
6.2. F20.1 - Hebephrene Schizophrenie
6.3. F20.2 - Katatone Schizophrenie
7. Weitere Schizophrene Störungen
7.1. F20.3 - Undifferenzierte Schizophrenie
7.2. F20.4 - Postschizophrene Depression
7.3. F20.5 - Schizophrenes Residuum
7.4. F20.6 - Schizophrenia simplex
7.5. F20.8 - Sonstige Schizophrenie
7.6. F20.9 - Schizophrenie, nicht näher bezeichnet
8. F21 - Schizotype Störung
9. Therapie
10. Quellenangaben
11. Eidesstattliche Erklärung
Seite 2 von 11
1. Einleitung
Das Wort Schizophrenie stammt aus dem Griechischen und bedeutet in etwa soviel
wie „gespaltenes Gemüt“ oder „gespaltene Seele“. Aufgrund dieser Begrifflichkeiten,
wird die Schizophrenie häufig mit der Multiplen Persönlichkeitsstörung (eine schwere
Form der dissoziativen Störung) verwechselt.
Die schizophrene Störung im Allgemeinen, ist gekennzeichnet durch grundlegende
Störungen des Denkens, der Wahrnehmung, der Affekte und des Antriebs. Man kann
also sagen, dass ein an Schizophrenie erkrankter Mensch nicht mehr „Herr im
eigenen Haus“ ist und unter einer Veränderung des Realitätserlebens (abnorme
Erlebnisweisen) leidet.
Da in der Regel weder das Bewusstsein gestört ist, noch die intellektuellen
Fähigkeiten verloren gehen, sind Menschen die an Schizophrenie erkrankt sind,
durchaus in der Lage, geistige und kreative Höchstleistungen zu erzielen. Ein
Beispiel dafür ist der berühmte Mathematiker John Forbes Nash, der 1994 den
Nobelpreis erhielt. An dieser Stelle sei der Film „A Beautiful Mind – Genie und
Wahnsinn“ genannt, der die Lebensgeschichte des John Forbes Nash erzählt.
Häufig zeigt sich vor Ausbruch der Erkrankung die sogenannte Prodromalphase mit
unspezifischen Symptomen wie Empfindlichkeit, Reizbarkeit, sozialem Rückzug,
Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und mangelnde Hygiene.
2. Epidemiologie
Die Prävalenz liegt bei 1% und die jährliche Inzidenz bei 0,05 %.
Dabei sind Frauen und Männer gleichhäufig betroffen.
Bei männlichen Patienten tritt die Erkrankung jedoch typischerweise früher auf.
Etwa 10 % aller schizophrenen Patienten versterben durch Suizid.
3. Klassifikation
Die Schizophrenie zählt im Triadischen System zu den endogenen Psychosen und
wird in der ICD-10 in F2 klassifiziert.
4. Ätiologie
Auch wenn die Ursachen zur Entstehung einer Schizophrenie bis heute weitgehend
ungeklärt sind, so lässt sich doch ein Zusammenhang zwischen Ausbruch der
Erkrankung und den folgenden Merkmalen erkennen:
-
Dopaminüberschuss
Veränderte Hirnanatomie
Genetik
Psychosoziale Kriterien
Durch Drogen ausgelöste schizophrenie ähnliche Psychose, die sich
manifestiert
Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Umweltfaktoren
Seite 3 von 11
5. Kraeplin / Bleuler / Schneider / ICD-10
Emil Kraeplin
Eugen Bleuler
Prägte den
Begriff
„Dementia
praecox“
5.1.
Unterteilung der
Symptome nach
Grundstörungen
und
akzessorischen
Störungen
Kurt Schneider
Unterteilung
nach Erst- und
Zweitrangsym
ptomen
ICD-10
Unterteilung in
neun SymptomGruppen, die
besondere
Bedeutung für
die Diagnose
haben
Emil Kraeplin
1896 beschrieb Emil Kraeplin die Schizophrenie als eigenständiges Krankheitsbild
und gab ihr den Namen „Dementia praecox“
5.2.
Eugen Bleuler
Im Jahre 1911 führte der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler den Begriff
„Schizophrenie“ ein und unterteilte die entsprechenden Symptome in:
a) Grundsymptome (Assoziationslockerung, Affektstörung, Autismus, Ambivalenz
– die 4 A`s)
b) Akzessorische Symptome (Wahn, Halluzinationen, katatone Störungen)
Folgende Kriterien
müssen erfüllt sein
5.3.
Alle Grundsymptome (die 4 A`s)
Kurt Schneider
Der deutsche Psychiater Kurt Schneider hingegen änderte die Diagnosestellung
Bleulers insofern ab, dass er diese einteilte in
a)








Symptome 1. Ranges
Gedankenlautwerden
Dialogische, kommentierende, imperative Halluzinationen
Leibhalluzinationen
Gedankeneingebung
Gedankenentzug
Gedankenausbreitung
Willensbeeinflussung
Wahnwahrnehmung, Verfolgungs-,Beziehungs-,Liebes,Beeinträchtigungswahn
Seite 4 von 11
b) Symptome 2. Ranges
 Halluzinationen
 Zönästhesien
 Ratlosigkeit
 Störungen der Affektivität
c)




Uncharakteristische Symptome
Sensorische Symptome
Illusionäre Verkennung
Depersonalisation
Derealisation
Folgende Kriterien
müssen erfüllt sein
5.4.
Ein Erstrangsymptom und mehrere Zweitrangsymptome
ICD-10
Wir in Deutschland diagnostizieren nach den Diagnosekriterien der ICD-10 und
unterteilen die Symptome in
a) Positivsymptome (Typ-1-Schizophrenie)
 Halluzination
 Wahn
 Zerfahrenes Denken
 Bizarres Verhalten
 Erregtheit
b) Negativsymptome (Typ-2-Schizophrenie)
 Anhedonie
 Affektverflachung
 Alogie
 Apathie
 Aufmerksamkeitsstörung
Zu beachten ist, dass die Formen der Schizophrenie mit Positivsymptomatik eine
allgemein bessere Prognose aufweisen als die Formen der Schizophrenie mit
Negativsymptomatik. Was unter anderem daran liegt, dass Positivsymptome besser
auf Neuroleptika ansprechen.
Seite 5 von 11
Die allgemeinen diagnostischen Kriterien nach ICD-10 lauten wie folgt:
1. Ich-Störungen
 Gedankenlautwerden
 Gedankeneingebung
 Gedankenentzug
 Gedankenausbreitung
2. Inhaltliche Denkstörungen
 Kontrollwahn
 Beeinflussungswahn
 Wahnwahrnehmung
 Gefühl des Gemachten
3. Akustische Halluzinationen
 Kommentierende Stimmen
 Stimmen die aus bestimmten Körperteilen kommen
 Dialogische Stimmen
 Befehlende Stimmen
4. Anhaltender bizarrer Wahn
5. Anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität
6. Formale Denkstörungen
 Gedankenabreißen
 Neologismen
 Inkohärentes Denken
7. Katatone Symptome
 Erregung
 Haltungsstereotypen
 Negativismus
 Mutismus oder / und Stupor
 Flexibilitas cerea
8. Negativsymptome
 Apathie Sprachverarmung
 Affektverflachung
 sozialer Rückzug
9. Verhaltensänderungen
Zeitkriterium: 1 Monat
Für die Diagnosestellung muss mindestens ein eindeutiges Symptom aus der
Gruppe 1-4 oder mindestens zwei Symptome aus der Gruppe 5-9 bestehen.
Seite 6 von 11
6. Die drei Klassischen Formen der Schizophrenie
6.1.
F20.0 - Paranoide Schizophrenie
Die Paranoide Schizophrenie ist gekennzeichnet durch paranoide
Wahnvorstellungen und gilt als die am Häufigsten auftretende Schizophrenieform. Zu
den Trias der paranoiden Schizophrenie zählen Zwang, Halluzinationen, IchStörungen und als Leitsymptom eine Paranoide Wahnvorstellung. Der Verlauf der
Paraphrenie kann episodisch mit teilweiser oder vollständiger Remission, oder auch
chronisch sein. Grundsätzlich haben wir bei der Paraphrenie eine günstige Prognose
(
Positivsymptomatik)
Diagnostische Kriterien nach ICD-10


Die allgemeinen Kriterien einer Schizophrenie müssen erfüllt sein
Halluzinationen oder Wahn müssen im Vordergrund stehen
6.2.
F20.1 - Hebephrene Schizophrenie
Bei dieser Form der Schizophrenie stehen affektive Veränderungen als Leitsymptom
im Vordergrund und sie tritt in ca. 15% der Fälle bereits im Jugendalter auf. Um eine
Hebephrenie zu diagnostizieren, müssen die Patienten 2-3 Monate beobachtet
werden. Die Symptomtrias umfassen Affektive Störungen, Antriebsstörungen und
Denkstörungen. Aufgrund der schnellen Entwicklung der Negativsymptomatik, wie
Affektverflachung und Antriebsverlust, haben wir bei der Hebephrenie eine meist
schlechte Prognose.
(
Negativsymptomatik)
Diagnostische Kriterien nach ICD-10



Die allgemeinen Kriterien einer Schizophrenie müssen erfüllt sein
Kriterium 1. oder 2. muss erfüllt sein
1. Eindeutige und anhaltende Verflachung des Affekts
2. Eindeutige und anhaltende Inadäquatheit des Affekts
Kriterium 1. oder 2. muss erfüllt sein
1. Zielloses und unzusammenhängendes Verhalten statt Zielstrebigkeit
2. Eindeutige Denkstörungen, die sich als unzusammenhängende,
weitschweifige oder zerfahrene Sprache äußern
6.3.
F20.2 - Katatone Schizophrenie
Die Katatone Schizophrenie ist gekennzeichnet durch das Leitsymptom der
psychomotorischen Störungen mit Hyperkinese und Hypokinese.
Da die Patienten in der Regel gut auf Antipsychotika ansprechen, haben wir bei der
Katatonen Schizophrenie eine gute Prognose.
Seite 7 von 11
Diagnostische Kriterien nach ICD-10


Die allgemeinen Kriterien einer Schizophrenie müssen erfüllt sein
Mindestens zwei Wochen lang müssen eins oder mehrere der katatonen
Merkmale im Vordergrund stehen
1. Stupor
2. Haltungsstereotypien
3. Negativismus
4. Flexibilitas cerea
5. Befehlsautomatismus
BEACHTE
Zusätzlich zu den entsprechenden Leitsymptomen und den Symptomtrias, müssen
grundsätzlich bei allen drei Klassischen Formen der Schizophrenie die allgemeinen
diagnostischen Leitlinien erfüllt sein, um eine Schizophrenie diagnostizieren zu
können.
7. Weitere Schizophrene Störungen
7.1.
F20.3 - Undifferenzierte Schizophrenie
Bei der undifferenzierten Schizophrenie handelt es sich um ein psychotisches
Zustandsbild, das zwar den allgemeinen Kriterien einer Schizophrenie entsprechen
muss, aber keiner entsprechenden Unterform zugeordnet werden kann.
Diagnostische Kriterien nach ICD-10


Die allgemeinen Kriterien für eine Schizophrenie müssen erfüllt sein
Kriterium 1. oder 2. Müssen erfüllt sein
1. Es sind nicht ausreichend Symptome vorhanden, um eine der
Schizophrenieunterformen zu diagnostizieren
2. Es sind so viele Symptome vorhanden, das die Kriterien für mehr als eine
Unterform erfüllt werden
7.2.
F20.4 - Postschizophrene Depression
Hierbei handelt es sich um eine länger andauernder depressive Episode, die nach
einer Erkrankung an Schizophrenie auftritt. Dabei sind noch Restsymptome einer
Schizophrenie vorhanden, beherrschen aber nicht das klinische Bild.
Diagnostische Kriterien nach ICD-10



Die allgemeinen Kriterien für eine Schizophrenie müssen während der letzten
12 Monate erfüllt gewesen sein
Einige schizophrene Symptome sind noch vorhanden (davon mehr
Negativsymptome)
Quälende Depressive Symptome seit mindestens zwei Wochen
Seite 8 von 11
7.3.
F20.5 - Schizophrenes Residuum
Bei dem Schizophrenen Residuum liegt eine Chronifizierung der zuvor vorhanden
manifesten Schizophrenie vor. Die Negativsymptomatik bleibt über mindestens
einem Jahr bestehen, ist dabei aber nicht mehr ausreichend um eine manifeste
Schizophrenie zu diagnostizieren.
Diagnostische Kriterien nach ICD-10




Es gab in der Vergangenheit mindestens eine psychotische Episode mit
Kriterien einer Schizophrenie
Mindestens vier der folgenden Negativsymptome waren in den vergangenen
zwölf Monaten vorhanden
1. Verminderte Aktivität
2. Affektverflachung
3. Passivität
4. Reduzierung verbaler Äußerungen (Menge oder Inhalt)
5. Reduzierte nonverbale Kommunikation
6. Verminderte soziale Leistungsfähigkeit
7. Vernachlässigung der Körperpflege
Die negativen Symptome können nicht durch Demenz, Depression oder
Hospitalismus erklärt werden
In einem Zeitraum von einem Jahr war die Intensität und Häufigkeit von
floriden Symptomen gering
7.4.
F20.6 - Schizophrenia simplex
Die Schizophrenia simplex zeigt ein ungewöhnliches Krankheitsbild, mit
schleichender Progredienz von bizarrem Verhalten und der eingeschränkten
Fähigkeit soziale Anforderungen zu erfüllen.
Diagnostische Kriterien nach ICD-10

Schleichende Progredienz der folgenden Merkmale über einen Zeitraum von
mindestens einem Jahr:
1. Eindeutige und durchgängige Veränderung des Verhaltens (Ziellosigkeit,
Trägheit, sozialer Rückzug, in sich selbst verlorene Haltung)
2. Die Kriterien einer Schizophrenie wurden nie erfüllt
3. Keine Halluzination oder Wahn
Beachte
In der Regel wird diese Diagnose nicht gestellt
Seite 9 von 11
7.5.
F20.8 - Sonstige Schizophrenie
Hierunter fallen die nicht näher bezeichneten Schizophrenien, wie zum Beispiel die
zönästhetische Schizophrenie, die gekennzeichnet ist durch Leibgefühlsstörungen
und Leibmissempfindungen.
7.6.
F20.9 - Schizophrenie, nicht näher bezeichnet
8. F21 - Schizotype Störung
Es handelt sich hierbei um eine chronische Störung des Verhaltens, des Denkens
und der Stimmung, die schizophren wirkt. Allerdings konnte in der Vorgeschichte nie
eine Schizophrenie eindeutig nachgewiesen werden. Die Prävalenz dieser Störung
liegt bei 3 % und findet sich häufiger bei Personen deren Familienangehörige an
einer manifesten Schizophrenie erkrankt sind.
Die Trias der schizotypen Störung umfassen Exzentrisches Verhalten, Anomalien
des Denkens und der Stimmung.
Die Störung zeigt einen chronischen Verlauf mit unterschiedlicher Intensität und
muss mindestens 2 Jahre persistieren.
Zu den diagnostischen Kriterien der ICD-10 zählen:









Kalter, unnahbarer Affekt
Exzentrisches Verhalten
Tendenz zu sozialem Rückzug
Misstrauen und paranoide Vorstellungen
Bizarre Überzeugungen
Grübelzwang
Ungewöhnliche Wahrnehmungen
Vages Denken
Gelegentliche quasi-psychotische Episoden
9. Therapie
Die Therapie der Schizophrenie erfolgt multidimensional. Üblicherweise werden
darunter psychotherapeutische und pharmakologische sowie unterstützende
Verfahren zusammengefasst, die in der Behandlung kombiniert werden.
In der Akutphase werden Schizophrenien mit Neuroleptika behandelt.
Das bekannteste Medikament ist Haloperidol. Dabei werden die Wirkstoffklasse und
die Dosierungen den entsprechenden Unterformen angepasst. Nach einer Remission
und zur Prophylaxe von Rezidiven kann eine dauerhafte Behandlung mit
neuroleptischen Substanzen erfolgen.
Psychotherapeutisch gilt es in Erster Linie die Compliance zu stärken, da die
Patienten argwöhnisch gegenüber ihren Behandlern sind. Die Psychotherapie sollte
grundsätzlich klar strukturiert und wenig kreativ sein.
Seite 10 von 11
Herunterladen