Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B B.1 B-1 Quantenphysik Zeitabhängige und zeitunabhängige Schrödingergleichung Zustandsänderung eines abgeschlossenen Systems aus N Teilchen aus zeitabhängiger Schrödingergleichung: H y ( q, t ) = i (1a) ∂y ( q, t ) ∂t i = -1 H : Hamiltonoperator (s.u.), y ( q, t ) : "Wellenfunktion", stetig in x und t und (bei endlicher potentieller Energie) stetig nach x differenzierbar, q = ( x1, y1, z1, x 2 , y 2 , z2 , ... xN , y N , zN ) : Ortskonfiguration(svektor) der Teilchen 1, 2, … N. x i , y i , zi : kartesische Koordinaten von Teilchen i, = h /(2 p ) , h = Planck'sche Konstante = 6,63 ◊ 10 -34 J s = Wirkungsquantum (Wirkung = Größe der Dimension Energie x Zeit). y ( q, t ) liefert vollständige Beschreibung des Systems. Wenn y Lösung von (1a), dann alle Wellenfunktionen, die sich nur durch multiplikative (komplexe) Konstante π 0 von y unterscheiden, gleichwertige Lösungen (beschreiben denselben Zustand). Bei stationären Systemen (s.u.) gegebener Energie E aus (1a): zeitunabhängige Schrödingergleichung (1b) mit der zeitunabhängigen Wellenfunktion y ( q ) : (1b) H y (q ) = E y (q ) E = const Operatoren: Ausgangspunkt: klassische mechanische Größe G = G ( p, q ) : p = ( p x1 , p y1 , p z1 , p x 2 , p y 2 , p z2 , ... p x N , p y N , p zN ) : Impulskonfiguration(svektor) der Teilchen 1, 2, … N. p x i , p y i , p zi : Komponenten des Impulses von Teilchen i. Zu jedem G gibt es quantenphysikalischen Operator G . Allgemeine Vorschrift: Aus G = G ( p, q ) wird Operator G , indem Impuls(vektor) p durch den Impulsoperator (1c) p= ∂ i ∂q ersetzt wird. Also (2a) ∂ G = GÊ , qˆ Ë i ∂q ¯ p ( ∂ entspricht Nabla-Operator — ) ∂q Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-2 In diesem Sinn (ausgehend von klass. Energie E = E ( p, q ) ): H = E ! ∂ H =E =EÊ , qˆ Ë i ∂q ¯ (2b) Bei eindimensionaler Bewegung eines einzelnen Teilchens der Masse m (z. B. Elektron) entlang Koordinate x (so dass q = x ) mit p = p x = m x und E kin = m x 2 /2 = p x2 /(2m ) : 2 E ( p x , x ) = E kin ( p x ) + E pot ( x ) = p x /(2m ) + E pot ( x ) (3a) Also wegen (2b) ∂ ˆ2 + E pot ( x ) H= 1 Ê 2m Ë i ∂ x ¯ (3b) oder H=- (3c) 2 ∂2 2m ∂ x 2 + E pot ( x ) Damit aus (1b) (wegen Zeitunabhängigkeit vereinfacht sich ∂ 2 / ∂ x 2 zu d 2 / d x 2 ): - 2 d 2 y ( x ) + E ( x )y ( x ) = E y ( x ) pot 2m d x 2 2 Mit d 2 y ( x ) = y ¢¢ dx 2 (3c) 2m y ¢¢( x ) + ( E - E pot ( x ))y ( x ) = 0 Merke: Operator wird einfach vor y hingeschrieben, liefert Rechenvorschrift, die (auch) Differentiationen von y bewirken kann: daher G i. A. Differentialoperator. y ( x ) durch (3c) nur bis auf beliebigen komplexen Faktor bestimmt (s.o.). Daher kann y ( x ) i.A. "normiert" werden: (4a) 2 Ú y ( x ) d x = Ú y *( x ) y ( x ) d x = 1 konj. komplex Bei normiertem y ( x ) gilt für Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte w ( x ) des Teilchens (Born): (4b) y( x ) 2 = w(x) Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-3 Also: y( x ) (4c) 2 d x = w ( x )d x = Wahrscheinlichkeit, Teilchen bei x in d x anzutreffen Entsprechend ist bei normiertem zeitabhängigem y = y ( x, t ) die zeitabhängige Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte w ( x , t ) gegeben durch: w ( x, t ) = y ( x, t ) 2 (4d) Stationäres System (s.(1b)) gekennzeichnet durch w ( x, t ) = y ( x, t ) 2 = w ( x ) B.2 Einzelnes Teilchen in einfachem Potentialprofil - Teil I: Eindimensionaler Kasten (Siehe PPC2, Spektroskopie farbiger Verbindungen) E pot ( x ) • E pot = 0 • x=0 x x=a Aus (3c) für 0 £ x £ a 2 (5a) 2m y ¢¢( x ) + E y ( x ) = 0 Teilchen wegen E pot ( x ) = • nie außerhalb des Kastens. Dort also w ( x ) = 0 , wegen (4b) auch y ( x ) = 0 . Stetigkeit von y ( x ) liefert Randbedingung für (5a) (5b) y (0) = y ( a ) = 0 (5a) wie Gleichung des ungedämpften harmonischen Oszillators (s.A.4). Daher mit Konstanten B 1,2 als allgemeine Lösung: (5c) y ( x ) = B 1 cos( wx ) + B 2 sin( wx ) (5d) w= 2mE Wegen (5b): y (0) = B1 = 0 . Wegen y ( a ) = 0 weiter: (6a) y ( a ) = B 2 sin( wa ) = 0 Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-4 B 2 = 0 scheidet aus (dann wäre y ( x ) ∫ 0 , würde wegen (4b) Abwesenheit des Teilchens bedeuten). Daher (6b) sin( w a ) = 0 oder w a = n p , n = 1, 2, ... Daraus mit (5d) ( = h /(2 p ) ): (6c) E = En = h2 n2 2 8ma n = 1,2, ... Gemäß (6a,b) mit Normierung nach (4a) (6d) y = yn (x) = 2 sin Ê n p x ˆ Ë a ¯ a n = 1,2, ... Beachte: negative n bringen keine neuen Zustände (nur Faktor ( -1) gegenüber n > 0 ). n = 0 würde wieder y ( x ) ∫ 0 liefern (s. obige Begründung für B2 π 0 ). Index n der Lösungen (6a-c) heißt Quantenzahl. Allgemein pro Koordinate von q (Raumrichtung) eine Quantenzahl, zusätzlich pro Elementarteilchen eine "Spinquantenzahl" (relativistischen Ursprungs, vierdimensionales Raum-Zeit-Kontinuum). Daher beim H-Atom 4 Quantenzahlen (Hauptquantenzahl n, Drehimpulsquantenzahl l, magnetische Quantenzahl m, Spinquantenzahl mS). Gemäß (6c) für Energie E diskrete Werte E n . Genaue Messung von E kann nur diese Werte liefern! Allgemeiner: Genaue Messung einer Größe G (klassisch beschrieben durch G = G( p, q ) ), kann nur Werte Gn liefern, die analog zu (1b) die Eigenwertgleichung (7) G y ( q ) = Gn y ( q ) erfüllen. G gegeben durch (2a). Gn heißt Eigenwert von G, die zugehörigen y (q ) = y n (q ) Eigenfunktionen und die entsprechenden Zustände Eigenzustände von G. Zu gegebenem Gn können mehrere Eigenfunktionen y n = y n (q ) existieren. Man spricht dann von Entartung des Eigenwerts Gn . Wichtig: Messung eines Wertes Gn bringt System zwangsläufig in den zugehörigen Eigenzustand y n ! 1 Also: Messung und Systemzustand (anders als in klass. Physik) nicht unabhängig, sondern eng miteinander verknüpft. Quantentheorie beschreibt, was man messen kann, nicht was (unabhängig von der Messung) "ist" oder "sein könnte". 1 Bei Entartung wird System i. A. in einen Mischzustand aus den zugehörigen Eigenzuständen versetzt. Als Wellenfunktion stellt sich dabei (irgend-)eine Linearkombination der verschiedenen Eigenfunktionen ein. Vergl. B.4.2. Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-5 Nach (6c) niedrigstmögliche Energie (Grundzustands- oder Nullpunktsenergie 2 ) E1 = (8a) 2 h 2 8ma Anregungsenergie für Übergang von n nach n +1: E n +1 - E n = (8b) ( ) h 2 ( n + 1)2 - n 2 = h 2 (2n + 1) = E (2n + 1) 1 2 2 8ma 8ma Einfluss von m und a illustriert allgemeinen Sachverhalt: Quanteneffekte (z.B. Diskretisierung der Energie) um so ausgeprägter, je kleiner Masse (m) und Bewegungsfreiheit (a) eines Teilchens. (Vergl. Erläuterungen zur Anregung von Freiheitsgraden in PC1.) Nach (6d): n =1 yn 2 wn = yn + + x x a a n=2 + - + x x a - a n=3 + + + - + x x - 2 a a Bezeichnung "Nullpunktsenergie", weil sich System am absoluten Temperatur-Nullpunkt im Zustand niedrigster Energie befindet. Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-6 Dabei nach (6c): E4 E E3 E2 E1 0 Abnahme von E1 mit wachsendem a liefert qualitative Erklärung für: Bindungsenergie durch Überlappung (Elektronen steht größerer Aufenthaltsbereich zur Verfügung, da sie von Kern zu Kern überwechseln können), Bindungsstabilisierung durch Delokalisation von Bindungselektronen: Mesomerieeffekt, aromatische Systeme, metallische Bindung. (Genauere Behandlung der chem. Bindung in Abschnitt D!) Abschätzung der Bindungsenergie (grob!), z.B. H2 : o 2A + H + ( E1A ) o o 2A 2,5 A H H2 Elektron M A ( E1 ) ( E1 ) Mit Pauli-Prinzip nach (8a) EB = 2 E1M - 2 E1A = E1 = Ê 1 ˆ - 1˜ ÁË 2 ¯ 8 me ◊ (0,2 nm) 1,25 2 h2 2 -1 -31 m e ª 9 ◊ 10 kg . Daher molare Bindungsenergie N L EB ª - 660 kJ mol . Experiment: N L EB ª - 436 kJ mol -1 bei H2 -Bindungslänge von 0,74Å. Molekulare "Orbitalstruktur": durch Linearkombination der "Atomorbitale" (LCAO) - Zusammenschieben der Wellenfunktionen der Atome ("Überlappung), einmal mit gleichem (bindend), einmal mit entgegen gesetztem Vorzeichen (antibindend) Antibindendes Molekülorbital ( s * ) y y2 M E2 Atomorbitale A A E1 E1 Bindendes Molekülorbital ( s ) M E1 Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-7 Nach (6c), (8b) "volle thermische Anregung" (s. PC1) und damit klassische Beschreibbarkeit bei kT E1 , d.h. h2 2 8ma kT oder a h = a0 8 mkT Unter a ist bei mehreren Teilchen einer Teilchensorte deren anteilige Bewegungsfreiheit zu verstehen (in idealen Gasen oder Lösungen entspricht dies dem mittleren Abstand der betreffenden Teilchen). Bei 298 K: Elektron ( me ª 9 ◊ 10 -31 kg ): a0 ª 3,85 nm . Deutlich Größer als mittlerer Abstand im Metall: Bewegung der Metallelektronen nicht klassisch beschreibbar! Na + ( m ª 3,6 ◊ 10 -26 kg ): a0 ª 0,019 nm . Typischerweise kleiner als mittlerer Abstand in Lösung (Angström-Bereich!): Bewegung daher klassisch beschreibbar! Knotenpunkte: Je mehr "Knotenpunkte" (Nullstellen von y im Inneren des Aufenthaltsbereichs), desto größer E n (Knotenregel). Grundzustand hat keinen Knoten! Im Dreidimensionalen statt Knotenpunkten "Knotenflächen" (Nullflächen). Vergl. Atomschalen, bindende/antibindende Orbitale. B.3 Allgemeines zu Messwerten, Eigenwerten, Eigenfunktionen B.3.1 Gleichzeitig messbare Größen Gemäß (7) + Kommentar: Messwert Gn "erzeugt" Eigenzustand mit Wellenfunktion y n , i.A. vom ursprünglichen y verschieden. Daher: Genaue gleichzeitige Messbarkeit von F und G (mit Messwerten Fm und Gn ) nur, wenn gleichzeitig mit demselben y = y m,n F y = Fm y (9) G y = Gn y in anderen Worten: F und G müssen die gleichen Eigenfunktionen haben! B.3.2 Beispiele für Eigenfunktionen und -werte Andere Schreibweise von (7) G (10) a) G yn (x) G = Gn ◊ y n ( x ) yG n : n-te Eigenfunktion zum Eigenwert Gn G=E s. (3a-c) usw. Z.B.: y2(x) x usw. Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-8 b) G = x Aus (10) mit Gn = x 0 und y nx ( x ) = y 0 ( x ) (11a) x y 0 ( x ) = x0 y 0 ( x ) oder ( x - x0 ) y 0 ( x ) = 0 d.h. y 0 ( x ) = d ( x - x0 ) (11b) y0(x) Delta-Funktion d ( x - x 0 ) (unendlich schmaler und hoher Impuls) x x0 wegen (4a) für alle e > 0 x 0 +e 2 Ú d ( x - x0 ) d x = 1 (11c) x 0 -e Wegen (6d) und (11b): E und x nicht gleichzeitig (genau) messbar. Beachte: Genaue Messung von x entspricht Einschluss des Teilchens in Kasten mit a Æ 0 , führt zu E Æ • (Gl.(6c)), damit starke Verfälschung des ursprünglichen Wertes von E. Bei Ortsbestimmung mit Mikroskop analoge Verfälschung durch Beschuss mit Photonen unendlich hoher Energie (punktgenaue Messung nur mit l Æ 0 (Auflösung!), daher h n = h c / l Æ • ). c) G = px p Aus (10) mit Gn = p x und y n x ( x ) = y px (x) p (12a) ∂y x p = px y x i ∂x ( px = ∂ ) i ∂x Bei geg. t: (12b) y px = Ae p x i x = A (cos( p x x / ) + i sin( p x x / )) Wellenlänge (Periodenlänge) l aus p x l / (12c) l= h px = 2p : deBroglie-Wellenlänge Grundlage der Materiewellen (z.B. bei Elektronenmikroskop) Wellencharakter sichtbar bei Überlagerung verschiedener Eigenfunktionen (12b). Z.B. Überlagerung der Eigenfunktionen zu ± p x : p x Ê i px x -i x ˆ p x y = AÁe +e ˜ = 2 A cos x ÁË ˜¯ Stehende Welle! Klassische Beschreibbarkeit: l interessierendes Längenintervall. Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-9 -6 Staubkorn, Durchmesser d = 10 m , r = 1 gcm -3 : m = 5,23 ◊ 10 -16 kg . Bei v x = 10 -6 m s -1 gemäß (12c): l = 1,26 ◊ 10 -12 m . Wegen l d : Korn klassisch beschreibbar! (thermische Geschwindigkeit des Korns bei 25°C: 2 -3 -1 v x 1/ 2 = kT / m ª 3 ◊ 10 m s ! 2 p 2 Wegen (12b): y x = A , Teilchen also bei allen x im (halb-)unendlichen Bereich mit gleicher (verschwindender) Wahrscheinlichkeitsdichte. 3 Bei Vergleich von (12b) mit (11b): Orts- und Impulsmessung nicht gleichzeitig genau möglich (s.u. Unschärferelation!). y px 2 y x 2 x x x0 B.3.3 Orthogonalität von Eigenfunktionen Eigenwertgleichung (7) bzw. (10) liefere zu G Eigenwerte Gm , Gn mit Eigenfunktionen y m , y n . Dann allgemein Ú y *m (x) y n ( x ) d x = 0 (13a) ( Gm π Gn ) "Orthogonalität" ges. xIntervall Auch Eigenfunktionen zum gleichen Eigenwert kann man orthogonalisieren, im Folgenden vorausgesetzt (s. Fußnote am Schluss von B.4). Z.B. mit n = 1,2 aus (6d) a a 2 px 2px Ú y 1(x) y 2 ( x ) dx = a Ú sin a sin a dx = 0 0 0 (13b) nachprüfen (Additionstheorem für Cosinus!) Zusätzlich zu (13a) bei Normierung (s. (4a)): Ú y *n (x) y n ( x ) d x = 1 (13c) ges. xIntervall Bei Gültigkeit von (13a,c) heißen Eigenfunktionen "orthonormiert". 3 Beachte: y px wegen unendlichem x-Intervall nicht normierbar. Ergäbe: y px 2 = w(x) = 0 Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-10 B.3.4 Allgemeine Form von y ( x, t ) und Wahrscheinlichkeitsverteilung Beliebiges y ( x , t ) (normiert) mit normierten Eigenfunktionen y n ( x ) einer Größe G allgemein darstellbar durch: y ( x, t ) =  An ( t ) y n ( x ) (14a) n Wahrscheinlichkeit pn (t ) des Messwertes Gn zur Zeit t gegeben durch: pn (t ) = An (t ) (14b) 2 Berechnung von Am (t ) (m spezieller Wert von n) aus y ( x , t ) ) durch Multiplikation von (14a) mit y *m ( x ) und Integration über x. Dann mit (13a,c) (" Fourier-Entwicklung"): (14c) * (x) y ( x ) d x = A ( t ) Ú y *m (x) y ( x, t ) dx =  An (t )Ú y m n m n Entsprechend aus Ú y * (x, t ) y ( x, t ) d x = 1 mit (14a) und (13a,c): (14d) 2  An (t ) = 1 n in Übereinstimmung mit  pn = 1 B.3.5 Zeitabhängigkeit von y ( x , t ) a) Energieeigenzustand zum Eigenwert En: Gemäß (14a,b) mit normiertem y n ( x ) : (15a) y n ( x, t ) = An (t ) y n ( x ) Wegen (1b) (15b) H y n ( x ) = En y n ( x ) ( pn = 1 !) Wegen (1a) H y n ( x, t ) = i ∂y n ( x, t ) ∂t Daraus mit (15a) An (t ) H y n ( x ) = i d An ( t ) yn (x) dt Mit (15b) An (t ) E n y n ( x ) = i Kürzen durch y n ( x ) : d An iE = - n An dt d An ( t ) yn (x) dt Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 Also An = An (0) e PC3 Kapitel B – Quantenphysik - iEn t . Normierung: An (0) = 1 . Bei An (0) = 1 : An = e (15c) B-11 - iEn t Damit gemäß (15a) (15d) y n ( x, t ) = e - iEn t yn(x) Drehfaktor Beachte: 2 w n ( x, t ) = y n ( x, t ) = e - i En 2 t 2 2 y n ( x ) = y n ( x ) : unabhängig von t ! Daher Energieeigenzustand = stationärer Zustand! b) y ( x , t ) bei beliebiger Anfangsbedingung y ( x,0) = y 0 ( x ) : Aus (14a) mit Energieeigenfunktionen y n ( x ) (15e) y 0 ( x ) =  An (0) y n ( x ) n Daraus analog zu (15d) aus (1a) als allgemeine Zeitantwort (15f) y ( x, t ) =  An (0) e - iEn t yn (x) n An ( t ) , vergl. (14a) An (0) folgt aus Fourier-Entwicklung der Anfangsfunktion y ( x,0) , analog zum Vorgehen in Gl.(14c). B.3.6 Mittelwerte (Erwartungswerte) bezüglich des Ortes (bei gegebenem t) y ( x , t ) sei normiert. Dann Mittelwert von G allg. gegeben durch (16a) G ( t ) = Ú y *( x, t ) G y ( x, t ) d x ges. xIntervall Mit (14a) und Orthogonalität (s. (13a,c)) wegen G y n ( x ) = Gn y n ( x ) * (x) G( t ) = Ú Â Am* ( t ) y m  An (t ) G y n( x )d x m (16b) =  m, n n Am* An Gn Ú * (x) y (x) ym n dx =  An* An Gn =  An Gn =  pn Gn 2 n n Wahrscheinlichkeitsrechnung: Mittelwert allgemein: gleich: pn ( t ) = An ( t ) 2 . (16a) bestätigt (14b)! n G(t ) =  pn (t ) Gn . Ver- Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-12 Im Folgenden Verzicht auf Argument t, statt (16a): G = Ú y *( x ) G y ( x ) d x (16c) a) Ort ( G = x ) x = Ú y *( x ) x y ( x ) d x = Ú x y ( x ) 2 d x = Ú x w ( x ) d x (17a) also y ( x ) 2 = w ( x ) , s. (4b) b) Energie ( G = E , E pot , E kin ) E = Ú y *( x ) H y ( x ) d x (17b) vergl. (4b) Bei y = y En wegen H y = E n y : E = Ú En y( x ) 2 d x = En Ú y( x ) 2 d x = En 1 Weiter E kin = - 2 d 2 2m d x 2 : 2 y * ( x ) y ¢¢( x )d x 2m Ú E kin = - Sei y ( ±• ) = 0 (endliches System). Bei partieller Integration mit u = y * , v ¢ = y ¢¢ : +• 2 Ú y * y ¢¢d x = y * y ¢ - • - Ú y ¢ d x 0 also: (17c) E kin = 2 y ¢( x ) 2 d x ≥ 0 2m Ú ! Wegen E pot = E pot ( x ) : (17d) E pot = Ú E pot y ( x ) 2 d x Da H = E kin + E pot gemäß (16a): (17e) E = E kin + E pot ! Dagegen Beziehung E ( x ) = E kin ( x ) + E pot ( x ) i.A. sinnlos, da E und E pot (bzw. E kin und E pot ) nicht gleichzeitig genau messbar: Eigenfunktionen verschieden! (Eigenfunktion zum Messwert E pot ( x 0 ) wegen Bindung von E pot an x0 wie (11b)!) Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-13 Kasten im Energieeigenzustand: E pot = 0 . Daher gemäß (17e) mit (6d) E = E kin = (17f) 2 2 2 2 y ¢n ( x ) d x = h 2 n = E n Ú 2m (s. (6c)) 8m a c) Impuls ( G = p x ) px = ∂ . Daher nach (16a) i ∂x (18a) px = Ú y *( x ) y ¢( x ) d x i Bei reell darstellbarem y daher notwendigerweise px = 0 ! (18b) (sonst wäre p x imaginär!) d) Weg zur Newton'schen Gleichung (Übergang Qanten- / klass. Physik) 4 Vorweg: i G I) Für beliebiges G: = G i Richtigkeit dieser Beziehung kann in Einzelfällen nachgewiesen werden, z.B. für p x = m x i , darüber hinaus verallgemeinernde Definition. 5 II) Operatoren G sind selbstadjungiert, d.h. (im endlichen System): Ú y1* G y 2 d x = Ú y 2 G * y1* d x wobei y1,2 = y1,2 ( x, t ) . Beispiel Impulsoperator: i Ú y1* y 2¢ d x = i y1* y 2 +• -• - y ( y )¢ d x i Ú 2 1 * 0 (endliches System) III) Für z = z( x, t ) leicht zu zeigen: i i ( z * ) = ( z )* IV) Aus Polardarstellung komplexer Zahlen: ( z1 z2 )* = z1* z2 * Nach (18a) mit I) px i i = px = È( y * ) i y ¢ + y * ( y ¢ ) i ˘ d x ˚ i ÚÎ ( y i )* (s.III) 4 ( y i )¢ (Schwarz) Abschnitt beruht auf D.I. Blochinzew: Grundlagen der Quantenmechanik, Verlag Harry Deutsch, Frankfurt-Zürich, 6. Aufl., 1972 5 Blochinzew Gl.(31.8)). Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-14 Weiter mit y i aus (1a) und III), IV) (nachrechnen!) i px = (18c) 1 ( - ( H * y * )y ¢ + y * ( H y )¢ ) d x i i Ú y ¢ H * y * (Vertauschung von Skalaren) II) angewendet auf ersten Summanden (direkte Bestätigung durch partielle Integration): Ú y ¢ H * y * d x = Ú y *H y ¢d x Damit aus (18c) i (18d) px = Ú y * ( H y ¢ - ( H y )¢ ) d x Dies ist Sonderfall der allgemeinen Beziehung (bei ∂G / ∂ t = 0 ) 6 : i G (18e) = 1 Ú y * (G H - H G )y d x i "Poisson – Klammer" Aus (18d) mit H = - ∂2 2 2m ∂ x 2 + E pot (nachprüfen!): i ¢ y d x = - E pot ¢ p x = - Ú y * E pot (18f) Wenn Streuungen s x = s x (t ) und s p x = s p x ( t ) vernachlässigbar klein (bezeichnend für klassischen Fall): Verzicht auf . Dann aus (18f): i ¢ p x = -E pot (18g) Newton, klassisch! Analog zu (18c) aus (18f): i x = 1 px m (18h) i Klassisch: x = px . m Merke: Verknüpfungen zwischen Erwartungswerten genügen auch in der Quantenphysik den klassischen Regeln! (Vergl. (17e).) Entsprechend aus (18f,h) 7 : ¢ m x = - E pot 6 Es gilt generell: A B y = A ( B y ) . 7 Beachte im Übungsbeispiel "1./2. Harmonische": In der Grenze der unendlich steilen Wand ¢ ¢ (t ) π 0 . ergibt sich E pot = E pot Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 B.4 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-15 Einzelnes Teilchen in einfachem Potentialprofil - Teil II: B.4.1 Eindimensionaler Kasten und Unschärferelation Um Teilchen zu lokalisieren, kann man es in Kasten der Länge aM einfangen. Dann: Ungenauigkeit im Ort (nach einiger Rechnung): 2 aM 12 Ê 6 ˆ ÁË1 - 2 ˜¯ p 2 2 s 1 : Varianz im Grundzustand 1, untere Grenze von s n , n = 1, 2, ... , da Aufenthalt des Teilchens bei n = 1 am stärksten in Mitte konzentriert. Also: 2 s2(x) = x2 - x (19a) ≥ s12 ( x ) = s ( x ) ≥ 0,18 aM Ungenauigkeit im Impuls: 2 2 s ( px ) = px - px 2 2 = p x = 2m E kin = 0, s.(18b) Daher wegen E kin ≥ E1 : 2 2 2 s ( p x ) ≥ s1 ( p x ) = 2 m E1 = h 2 4 aM Also: (19b) s( p x ) ≥ h 2 aM Aus (19a,b) (vergl. Schluss B.3.2c) (19c) s( x )s( p x ) ≥ 0,09 h Entsprechend aus allgemeiner Theorie für beliebiges Profil E pot = E pot ( x ) : (19d) s( x ) s( p x ) ≥ 2 ª 0,08 h Unschärfe- oder Unbestimmtheitsrelation (Heisenberg) (19d) präzisiert Unmöglichkeit, Ort und Impuls (in gegebener Richtung, hier x) gleichzeitig genau zu messen (bzw. zu kennen). Verhindert genaue Vorhersage von x ( t ) aus Zustand bei x = 0 : Verlust des (strengen) Determinismus der klassischen Mechanik. Hintergrund von (19d): Je kleiner aM , desto größer E kin und folglich s( p x ) Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-16 Für Streuung (Unsicherheit) s ( E ) der Energiemessung bei Messzeit Dt analog zu (19d) (ohne Herleitung): s(E ) Dt ≥ (19e) 2 Genau definierte Werte von E also nur bei Dt Æ • , d.h. unter Verzicht auf zeitliche Auflösung (vergl. Verbreiterung der Spektrallinien kurzlebiger angeregter Zustände!). B.4.2 Dreidimensionaler Kasten Dreidimensionale Bewegung ( q = ( x, y , z ) ): Impulsvektor p ( e x , e y , ez :Einheitsvektoren in x, y, z - Richtung): p = ( p x , p y , pz ) = e x p x + e y p y + ez pz = p (20a) Kinetische Energie: ( E kin = 1 p 2 = 1 p x2 + p y2 + pz2 2m 2m mit p 2 = p ◊ p (Skalarprodukt). Also: ) 2 E = E ( p, q ) = 1 p + E pot (q ) 2m (20a) Gemäß (2b): H=- (20b) 2 Ê ∂ ˆ + E (q ) pot 2m Ë ∂ q ¯ 2 ∂ / ∂q (s. Gl.(1c) usw.) hier gleich "grad": ∂ ∂ ∂ ∂ = ex + ey + ez ∂z ∂q ∂x ∂y (20c) Daher: 2 2 2 2 Ê ∂ ˆ = Êe ∂ + e ∂ + e ∂ ˆ ◊ Êe ∂ + e ∂ + e ∂ ˆ = ∂ + ∂ + ∂ y z y z Ë ∂q ¯ Ë x ∂x ∂y ∂z ¯ Ë x ∂ x ∂y ∂z ¯ ∂ x 2 ∂y 2 ∂z 2 Summe der Operatoren der zweiten Ableitungen: Laplace-Operator D . Statt (3c) also: H=- (20d) 2 2m D + E pot ( x, y , z ) Dreidimensionaler Kasten hier als Würfel mit Kantenlänge a. Innerhalb des Kastens ( 0 £ x, y , z £ a ) E pot = 0, außerhalb unendlich. Wegen (20d) gemäß (1b) für Kasteninneres (Schrödingergleichung): 2 (21a) 2m Dy + E y = Ê ∂ 2y ∂ 2y ∂ 2y ˆ + + + E y = 0 vergl. (5a) 2m ÁË ∂ x 2 ∂ y 2 ∂ z 2 ˜¯ 2 mit y = y ( x, y , z ) . Mit derselben Begründung wie in B.2 gilt auf dem Rand des Würfels durchweg y = 0 . Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-17 Daraus Energieeigenfunktionen (normiert) 8 : (21b) () y n x ,n y nz = 2 a 3/2 sin n y py n x px n pz sin sin z a a a n x , n y , n z = 1,2 .... mit Energie-Eigenwerten: (21c) E n x ,n y ,nz = E n x + E n y + E nz = h 2 (n 2 + n 2 + n 2 ) x y z 2 8ma E n x usw. = Eigenwerte des eindimensionalen Kastens. (Vergl. Folie für zweidimensionalen Fall, Darstellung von y 1,1, y 1,2 , y 2,2 .) Jede Kombination der Quantenzahlen n x , n y , n z liefert (einen von allen anderen Kombinationen linear) unabhängigen Energieeigenzustand. Zur Erinnerung (vergl. B.2): Energieniveau mit verschiedenen (linear unabhängigen, s.u.) Eigenzuständen heißt entartet (degeneriert). Zahl dieser Eigenzustände = Entartungsgrad. Messung der Energie versetzt System i.A. in Mischzustand aus solchen Eigenzuständen. Z.B. besitzen die n x , n y , n z -Kombinationen (2,1,1), (1,2,1), (1,1,2) nach Gl.(21c) dieselbe Energie 3 h 2 /(4 m a 2 ) , Entartungsgrad 3. Messung dieser Energie liefert "Mischzustand" mit Wellenfunktion der Form (vergl. (14a)) y ( q, t ) = A1( t )y 2,1,1( q ) + A2 ( t )y 1,2,1( q ) + A1( t )y 1,1,2 ( q ) Auch nach Normierung (d.h. mit der Einschränkung A1 2 + A1 2 + A1 2 = 1 ) bleiben unendlich viele Mischzustände. Folglich: Schwere des mit der Messung verbundenen Eingriffs in den Systemzustand nimmt mit zunehmendem Entartungsgrad ab! 9 B.4.3 Harmonischer Oszillator x = Auslenkung aus Ruhelage. Harmonischer Oszillator: Hooke'sche Rückstellkraft F = - c x (c = Kraftkonstante), parabolisches Energieprofil (vergl. A.4): x x 2 E pot = - Ú F d x = Ú c x d x = 1 c x 2 0 0 E pot c x 8 9 Man überprüfe die Richtigkeit durch Einsetzen in (21a)! Bei klassischen Systemen (siehe späteren Abschnitt über statistische Bedeutung von S.): Entartungsgrad so groß, dass Messeingriff vernachlässigbar klein (gemacht werden kann)! Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-18 Schrödingergleichung (1b): 2 (22a) 2m ( ) y ¢¢ + E - 1 c x 2 y = 0 2 2 Wegen Abhängigkeit von x Ansatz: y=e (22b) - ( Ax )2 (C 2 0 3 + C1( Ax ) + C2 ( Ax ) + C3 ( Ax ) + ... ) Ax : normierte Länge (mit zu bestimmendem Parameter A). Einfachste Möglichkeit: C1 = C2 = C3 ... = 0 , also y = y 0 = C0 e (22b*) - ( Ax )2 Aus (22a). -2 A 2m ( 2 2 ) + 4A4x 2 + E - 1 c x 2 = 0 2 2 Koeffizientenvergleich für x : p mc h A= (22c) 0 Dann aus Koeffizientenvergleich für x : E = E0 = (22d) h n0 2 n 0 = ( c / m ) /(2 p ) : klassische Frequenz des Oszillators. C0 aus Normierung ( y 02 Normalverteilung!). Resultat (s. (22b*)): y 0 = C0 e (22e) - ( Ax ) 2 = 4 2 A 2 - ( Ax )2 e p (21d,e): Grundzustand (kein Knoten!). Vorgehen für höhere Quantenzustände n: Runde Klammer von (22b) als Polynom n-ten Grades ansetzen, (22b) mit A nach (22c) in (22a) einsetzen, dann Koeffizientenvergleich und Normierung. Daraus z.B. für n = 1 ,2: y 1 = 2 C0 e - ( Ax )2 ( 2 - ( Ax ) 2 y 2 = 1 C0 e -1 + 4 ( A x ) 2 ( Ax ) ) mit C0 nach (22e). y n also allg. durch Polynom Pn ( x ) modulierte Glockenfunktion, Pn ( x ) gerade bei geradem n, ungerade bei ungeradem n. (Weitere Details: zur Lösung von Gl.(22a) s. Anhang B.4.5) Zugehörige Energien: (22f) ( ) En = n + 1 h n0 2 n = 0, 1, 2, ... Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-19 Anregungsenergie DE folglich (unabhängig von n): 10 DE = E n +1 - E n = h n 0 (22g) e= E hn 0 e e pot 3 e2 y3(x) 2 y2(x) e1 1 y 1( x ) e0 0 -2 0 Ax 2 Beachte: E pot ( x ) kann größer als E n werden (schraffierte Bereiche): Tunneleffekt: Teilchen kann in Bereich "hineintunneln", der ihm klassisch versperrt ist! (Keine Verletzung des Energiesatzes, da E und E pot nicht gleichzeitig messbar! Siehe B.3.6, Bemerkung nach (17e).) Entsprechender Tunneleffekt bei Kasten mit (energetisch) endlich hohen Wänden, dem sogenannten "Potentialtopf": E pot ( x ), endlich y 1( x ) E1 10 Im elektromagnetischen Feld sind nur Übergange von n nach n +1 und umgekehrt möglich. Siehe Dipolübergangsmoment in Abschnitt B.5 sowie Praktikum PC2, Versuch "Farbige Verbindungen". Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-20 B.4.4 Aromatische Verbindungen:Modell des Potentialrings Ringsystem, insbesondere aus C-Atomen, Aufeinanderfolge von Einfach- und Doppelbindungen (konjugierte Doppelbindungen), Doppelbindungen umklappbar: delokalisierte p -Elektronen! Z.B. Benzol: ¤ ¤ Modell: Ringsystem mit Umfangskoordinate u, Umfangslänge L. E pot (u ) = 0 u = 0, L Zeitunabhängige Schrödingergleichung (in Näherung, vergl. eindimensionalen Kasten): 2 d y 2 (23a) 2 m du 2 + Ey = 0 E = const Periodizitätsbedingung (sichert Eindeutigkeit von y als Funktion von u, ersetzt Randbedingungen): (23b) y (u + L ) = y (u ) Ansatz (vergl. (5c)): (23c) y = B 1 cos( w u ) + B 2 sin( w u ) Einsetzen in (23a): -w 2 2 2m + E =0 oder (wie (5d)): (23d) w = 1 2mE Wegen (23b) ( 2p - Periodizität von sin und cos): (24a) wL = 2n p oder wn = 2n p L n = 0, 1, 2, ... Aus (23d) (24b) En = h2 ◊ n2 2 2mL n = 0, 1, 2, ... Für n = 0 (25a) E0 = 0 , w 0 = 0 , y0 = 1 L aus (23c), normiert Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-21 Für n = 1, 2, … Wegen (23c) für jedes n zwei linear unabhängige Eigenfunktionen y n a,b ( E n gemäß (24b)): (25b) yna = 2 cos( 2np u ) L L (25c) ynb = 2 sin( 2np u ) L L Energieniveaus bei n > 0 zweifach entartet. Jedem Energieniveaus entsprechen 2 (linear unabhängige) Eigenzustände! 11 Daher bei voller Besetzung (energetisch günstig!) aller Energieniveaus mit n £ n 0 Anzahl der p -Elektronen (nach Pauli kann jeder Zustand mit 2 Elektronen besetzt werden) gegeben durch (26) z = z ( n 0 ) = 4 n0 + 2 Hückel-Regel für aromatische Verbindungen Damit besonders stabil: zyklische Systeme mit 2, 6, 10, 14 usw. delokalisierten p -Elektronen. Beispiele: Ethen (Verbindungen mit nur einer Doppelbindung werden aber üblicherweise nicht zu den Aromaten gerechnet), Benzol, Naphthalin, Anthracen. Beachte: z = Anzahl der C-Atome im Ring. 11 Entartungsgrad = Anzahl linear unabhängiger Eigenfunktionen zum gleichen Eigenwert. Funktionen fi (q ), i = 1, ... N , heißen linear unabhängig, wenn N (*)  c i f i (q ) ∫ 0 i =1 ( c i konstant) nur dann, wenn alle c i = 0 . f1( x ) = sin x und f2 ( x ) = cos x sind linear unabhängig, da c1 sin x + c 2 cos x ∫ 0 nur bei c1,2 = 0 (angenommen c1 π 0 , dann wäre sin x = -(c 2 / c1)cos x , sin x also proportional zu cos x , was sicherlich nicht zutrifft). Jede Linearkombination f3 ( x ) = B 1 sin x + B 2 cos x ist dagegen von sin x und cos x linear abhängig: Bedingung (*) wird nämlich bei beliebigem c 3 π 0 mit c1 = - B 1 c 3 und c 2 = - B 2 c 3 erfüllt. Merke: Eigenfunktionen zu verschiedenen Eigenwerten einer gegebenen Größe G: sind immer zueinander orthogonal und linear unabhängig. Außerdem können linear unabhängige Eigenfunktionen zum gleichen Eigenwert durch Bildung von Linearkombinationen immer orthogonalisiert werden. Daher werden Eigenfunktionen einer gegebenen Größe G in diesem Skript generell als orthogonal angenommen. Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-22 B.4.5 Anhang: Lösungen der Schrödingergleichung (22a) (22a) verlangt 2 (I) 2m ( ) y ¢¢ + E - 1 c x 2 y = 0 2 Grundzustand: y = y 0 gerade, knotenfrei, geht für x Æ • gegen Null. Ansatz: (IIa) y 0 ( x ) = g (u ) u = x2 mit Ableitung nach x: Strich, nach u: Punkt: (IIb) y 0¢ = g 2 x y 0¢¢ = g (2 x ) + 2 g 2 Aus (I): 2 (IIc) 2m (4 g x 2 ) ( ) + 2 g + E0 - 1 c x 2 g = 0 2 Lösungsansatz: Exponentialfunktion (genügt obigen Bedingungen bezüglich Knotenfreiheit und Verhalten für x Æ • ): (IId) g (u ) = e -l u l>0 Damit aus (IIc) durch Koeffizientenvergleich: (IIe) Èx0 ˘ Î ˚ E= (IIe) Èx 2 ˘ Î ˚ l= 2 m l 1 cm = p cm 4 2 h Bei Normierung in Übereinstimmung mit (22c-e) (A gemäß (22b)): (IIf) (IIg) l = A2 = p c m h y 0 = C0 e E = E0 = h 4p - ( Ax ) 2 = 4 c = 1hn 0 m 2 2 A 2 - ( Ax ) 2 e p Jetzt für beliebigen Eigenzustand allgemeinerer Ansatz ( y = 2 Ax ): (IIIa) y ( x ) = y 0 ( x ) j( x ) = C0 e -y 2 / 2 j( x ) Mit a = E / E 0 - 1 aus (I) (nach kurzer Zwischenrechnung): (IIIb) j - 2y j + a j = 0 Dies ist Dgl. für die so genannten "hermiteschen Polynome". Lösungsansatz: • (IIIc) j =  An y n 0 Eingesetzt in (IIIb) und nach Potenzen von y geordnet: n  ( An + 2 ( n + 2)( n + 1) + An ( -2n + a )) y = 0 oder Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik An + 2 = An (IIId) B-23 2n - a ( n + 2)( n + 1) Für a = 2 n0 bricht Reihe beim n0 -ten Glied ab, sofern man sie bei geradem n0 als gerade, bei ungeradem n0 als ungerade ansetzt. Das liefert die einzigen brauchbaren Lösungen. (In allen anderen Fällen würde sich für hinreichend großes n ergeben: An +2 ª An 2 n Reihe (IIIc) verhielte sich dann für große y näherungsweise wie (formale Anwendung von (IIIe) beginnend mit n = 1 ): (IIIe) jªÂ n 2 A1 y n 2 n +1 P (2m - 1) ªÂ A1 2 n y2 y ª A1 e n! m =1 womit y wegen (IIIa) wie exp( y 2 / 2) gegen Unendlich ginge.) a = 2 n0 bedeutet (IIIf) E n0 - E 0 = n 0 h n 0 Z.B. n0 = 1, a = 2 : Ansatz (ungerade Funktion): (IVa) j = A1y so dass j = A1 j=0 Einsetzen in (IIIb) und Koeffizientenvergleich ergibt: A1 beliebig. Entsprechend bei n0 = 2, a = 4 : Ansatz (gerade Funktion) (Vb) j = A0 + A2 y 2 so dass j = 2A2 y j = 2A2 Koeffizientenvergleich ergibt: A2 = -2 A0 (in Übereinstimmung mit (IIId)), wobei A0 beliebig, usw. (IVa,b) stimmen mit entsprechenden Beziehungen von B.4.3 überein. Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 B.5 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-24 Energetisch offenes System: Absorption/Emission elektromagnetischer Strahlung am Beispiel von Elektronenübergängen 12 B.5.1 System und Schrödingergleichung Ebenes elektromagnetisches Feld: Ausbreitungsrichtung y, Elektrischer Feldstärkevektor E in Richtung x (Polarisationsrichtung) 13 . Also: (27a) E = E x ( y , t ) ◊ ex ex : Einheitsvektor in x-Richtung. (Feldstärke mit Schlange, um Verwechslung mit Energie E zu vermeiden.) Bei Feld gegebener Wellenlänge l (bzw. Frequenz n = c / l , c = Lichtgeschwindigkeit) und gegebener Amplitude E 0 : ( ) E x ( y , t ) = E 0 cos 2p ( ct - y ) l Hier: Übergang eines einzelnen Elektrons e ("Leuchtelektron"). Molekülabmessungen seien klein gegenüber l (bei sichtbarem Licht also gegenüber ca. 0,5 mm , meist gegeben). Daher y-Abhängigkeit von E x für Übergang unerheblich. Folglich wird (27b) hier vereinfacht zu: (27b) (27c) E x = E x ( t ) = E 0 cos (2 pn t ) Feld E x setze als "Störung" bei t = 0 ein 14 . Bewegung von e Richtung beschränkt. - sei auf x- Klass. Energie E des Elektrons (28a) E = E ( x, p x , t ) = E o ( x, p x ) - q 0 E x ( t ) ◊ x E o = Energie ohne Feld ("ungestört"). Zusatzterm (elektrostatische Energie) ohne Beschränkung der Allgemeinheit, bei x = 0 gleich Null gesetzt. Gemäß (28a): (28b) H = H o + DH Ho = - 2 ∂2 2m ∂ x 2 + E pot ( x ) : ungestörter Hamiltonoperator, DH = - q 0 E x ( t ) ◊ x : Störoperator. Zeitverhalten (auch hier) aus (1a): (28c) Hy = i ∂y ∂t Bei t < 0 ungestörte Wellenfunktion y o ( x, t ) . Bei t > 0 : (28d) y = y ( x, t ) = y o ( x , t ) + Dy ( x , t ) 12 Siehe wieder Blochinzew : Grundlagen der Quantenmechanik. 13 Elektrische Feldstärke und Ausbreitungsrichtung des Feldes stehen senkrecht aufeinander. 14 Feld kann genauso gut als kontinuierliches Spektrum aus verschiedenen Frequenzen angenommen werden. Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-25 B.5.2 Wahrscheinlichkeitsfluss pn = Wahrscheinlichkeit, dass Molekül in Energiezustand n. w nm = Nettowahrscheinlichkeitsfluss von n nach m (Folge von Absorption/Emission). Dann i p n = -  w nm (29a) m Frequenz n nm : n nm = (29b) Em - En h (oder h n nm = E m - E n ) Feld besitze kontinuierliches Frequenzspektrum (vergl. vorstehende Fußnote). Spektrale Energiedichte des Feldes = Energie/(Volumen mal Frequenz) = r ( n ) . Gelte E m > E n . Ansatz (29c) w nm = bnm r( n nm ) pn - ßmn r( n nm ) pm - amn pm Absorption stimulierte spontane Emission Gesucht: bnm ßmn amn Koeffizient der Absorption stimulierten Emission spontanen Emission Stimulierte Emission auch klassisch. Resonanz zwischen Oszillator und äußerer Kraft: Absorption, wenn Kraft und Geschwindigkeit des Oszillators in Phase, stimulierte Emission bei Gegenphase (Bewegung wird gebremst!). B.5.3 Bestimmung von bnm Molekül vor Einsetzen der Störung (Index o) im Energiezustand n, Eigenfunktion y n . Daher (s. (28d)): (30a) y o ( x , t ) = y n ( x , t ), pno = 1 ( t £ 0) Durch Störung Übergang in andere Zustände l. Daher y (als normiert vorausgesetzt) bei t > 0 analog zu (15f) mit Energieeigenfunktionen y l ( x ) (bzw. y l ( x , t ) ) des ungestörten Systems darstellbar durch (30b) y ( x , t ) =  c l ( t )y l ( x , t ) =  c l ( t ) e l - i El t l yl (x) Al ( t ) (Beim abgeschlossenen System cl (t ) = A(0) = const , vergl. (15f).) Nach (14b): (30c) pl ( t ) = Al ( t ) 2 = c l ( t ) 2 Kleines E x ( t ) : D H klein, für kleines t auch D y klein (s. (28b,d)). Daher für H y in 1. Näherung: Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 (31a) PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-26 H y = ( H o + D H )( y o + Dy ) ª H o y o + H o Dy + D H y o = H o y + D H y o Also mit (30a) und DH = - q 0 E x ( t ) ◊ x aus (28c): (31b) i - q0 E x x y n + H o y = i y y n = y n ( x, t ) Wegen (1a,b): i H o y l ( x, t ) = E l y l ( x , t ) = i y l ( x, t ) Damit aus (31b) bei Einsetzen von (30b): i - q0 E x x y n +  cl El y l = i  c l y l + i  c l 1 E l y l i l l l Also: i - q 0 E x x y n ( x, t ) = i  c l y l ( x, t ) l Bei Multiplikation mit y *m ( x ) und Integration über x wegen Orthogonalität und y l ( x, t ) = y l ( x )exp( - i E l t / ) : (31c) * ( x ) x y ( x )d x ◊ e - q0 E x (t ) Ú y m n - i En t i = i cm ◊ e - i Em t Abkürzung: (32a) m nm = ( - q 0 ) Ú y *m ( x ) ◊ x ◊ y n ( x ) d x Übergangs(dipol)moment des Elektrons (dim( m ) = Ladung x Länge) Mit (29b) also: i - i 2 p n nm t cm = 1 e m nm E x ( t ) i bzw. mit w nm = 2pn nm ( c m (0) = 0 ) (32b) c m (t ) = m nm t t -i w E ( t ) e nm d t i 0Ú x m π n; Also nach (30c) (32c) pm ( t ) = m nm 2 t Ú E x (t )e 2 - i w nm t 0 Man zeigt mit Fouriertransformation (hier glauben): t Ú E x (t )e 0 - i w nm t 2 dt = r ( n nm ) ◊t 2 e0 2 dt m π n; Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-27 Also mit (29a,c) für kleine t > 0 (wegen pn ª 1 ) 2 (32d) pm ( t ) = 2 p r( n nm ) t 2 h e0 m nm 2 Absorptionskoeffizient daher gegeben durch (33a) 2 bnm = 22p m nm h e0 ª w nm 15 Absorption ◊ t = bnm r( n nm ) ◊ t : 2 (Blochinzew Gl.(85.16)/( 4 p e 0 ◊ 2p )) Beachte: Voraussetzung E m > E n bei Ableitung ohne Bedeutung! Daher (33a) auch gültig für Übergang in Gegenrichtung: (33b) Absorptionskoeffizient = Koeffizient der stimulierten Emission!! bnm = b mn Weiter (ohne Ableitung) 16 : 3 (33c) amn = 2 w nm 3 3 c h e0 m nm 2 3 ∼ n nm ! (Blochinzew Gl.(88.9)/( 4 p e 0 )) Koeffizient der spontanen Emission! Also: Absorption/Emission zwischen Zuständen n und m generell nur bei m nm π 0 , liefert spezielle Auswahlregeln (s. spektroskopische Versuche PPC2). Zusammenfassend aus (29c) bei E m > E n (33d) w nm = m nm 2 2 2p È r ( n )( p - p ) - 8 p h n 3 p ˘ nm n m nm m ˙ Í ˚ h 2e 0 Î 3c 3 Bei großem r und pm > pn dominiert stimulierte Emission! Vergl. Laser = "light amplification by stimulated emission of radiation" (s. Atkins "Physikalische Chemie", genauere Angabe s. Literatur zu PC I). Beachte: Spontane Emission nimmt mit Frequenz stark zu. Anmerkung zu (32a): m nm invariant gegenüber Verschiebung des Nullpunkts der Feldenergie. Ersatz von E x ( t ) ◊ x durch E x ( t ) ◊ ( x - x 0 ) : * ( x )( x - x ) y ( x ) d x = y * ( x ) x y ( x ) d x - x * m nm ∼ Ú y m Ú m 0 0 Ú y m (x)y n (x)d x n n = 0, Orthogonalität! 15 Zahlenfaktoren von bnm in Literatur uneinheitlich (unterschiedlicher physikalischer Voraussetzungen: Polarisationszustand, Richtungsverteilung, Definition der spektralen Energiedichte, Einheitensystem). Gebraucht werden Boltzmann-Verteilung für pn,m sowie r ( n nm ) nach Rayleigh-Jeans (klassisches Strahlungsgesetz, gültig für h n /(k T ) 1 ). 16 Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-28 Nur Kommentar: Dreidimensionale Verallgemeinerung von (33a) 17 2 bnm = 22p m nm h e0 2 2 cos Q nm Q nm = Winkel zwischen m nm und Polarisationsrichtung des Feldes, x y z x m nm = m nm e x + m nm e y + m nm ez mit m nm = ( - q 0 ) Ú y *m ( q ) ◊ x ◊ y n ( q ) d q , q = ( x, y , z ) , d q = d x d y d z B.5.4 Anwendungen a) Mittlere Lebensdauer t eines angeregten Zustands im Sichtbaren Gelte: 3 ◊ 10 8 m s -1 14 -1 l = 0,5 mm bzw. n nm = c = und m nm = q 0 ◊ 10 -10 m . = 6 ◊ 10 s l 0,5 ◊ 10 -6 m Nach (33c) -8 t = 1 = ... = 3,5 ◊ 10 s anm b) Elektronische Anregung mit Schwingungsstruktur: Franck-Condon-Prinzip Bei Elektronenübergang innerhalb eines Moleküls auch Anregung von Molekülschwingungen: Spektrum mit Schwingungs-Feinstruktur. Beispiel: zweiatomiges Molekül mit Kernabstand R. Bewegung des Elektrons verlaufe eindimensional längs x in Richtung Bindungsachse. Molekül zunächst in Zustand a, nach Elektronenübergang in Zustand b, Wellenfunktionen y a ( x, R ) und y b ( x, R ) . Bewegung der Kerne (Molekülschwingung) i. A. sehr langsam ("quasi-stationär") gegen die der Elektronen. Daher Wellenfunktionen von a,b in Näherung Produkt der Wellenfunktion y v der Molekülschwingung (Freiheitsgrad R) und des rein elektronischen Anteils y e (Freiheitsgrad x bei gegebenem R) 18 . v e v e (34a) y a ( x, R ) = y a ( R ) y a ( x; R ) (34b) y b ( x, R ) = y b ( R ) y b ( x; R ) In y e ( x; R ) ist R ein konstanter (quasi-stationärer) Parameter! Zugehörige Energieeigenwerte E a , E b daher von R abhängig: E a = E a (R ), E b = E b (R ) . Diese beiden Funktionen stellen die potentielle Energie der Schwingung in Abhängigkeit von R dar, s. Skizze (zeigt auch Energieniveaus und Wellenfunktionen y va,b der Schwingungen). 17 Nach Atkins, Blochinzew-Herleitung auch auf Rotation anwendbar. Annahme quasistationärer Kernbewegungen und resultierende Faktorisierung der Wellenfunktion sind Inhalt der in der Quantentheorie sehr oft verwendeten Born-OppenheimerNäherung. 18 Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-29 E b (R ) y vb R bo Ea (R ) y va R,x R ao Da R bei elektronischem Übergang praktisch konstant, erfolgt Übergang im Energiediagramm in senkrechter Richtung. Gesamtübergangsmoment m ab gegeben durch (vergl. (32a)) b a m ab = ÚÚ y *( x , R ) ◊ ( - q o x ) ◊ y ( x, R ) d x dR Mit (34a,b) wobei v* v { e* e } m ab = Ú y b ( R ) y a ( R ) Ú y b ( x ;R ) ◊ ( - q o x ) ◊ y a ( x; R ) d x d R { } = Übergangsmoment m eab (R ) des Elektrons (bei festem R). Damit: v* v e m ab = Ú y b ( R ) y a ( R ) m ab ( R ) d R (34c) e e m ab ( R ) meist nur schwach von R abhängig 19 , kann daher durch m ab ( R ao ) ersetzt werden. Damit wird (34c) zu: e v* v m ab = m ab ( R ao ) Ú y b ( R ) y a ( R ) d R (35a) v Sab v v Sab : Überlappungsintegral der Wellenfunktionen der Schwingung 20 , Sab 2 = Frank-Condon-Faktor. Dieser ist groß, wenn beide Wellenfunktionen in einem gemeinsamen Bereich von R betragsmäßig groß sind. Daher geht Übergang aus Molekülgrundzustand a bevorzugt von Rao aus – dort ist y va betragsmäßig groß - und führt bevorzugt in Schwingungszustand der Gesamtenergie E b ( Rao ) - womit auch y vb betragsmäßig groß 21 , s. obige Skizze (sogenanntes Franck-Condon-Prinzip). 19 Lässt sich damit erklären, dass Schwingungsweite des Moleküls typischerweise sehr klein im Vergleich zur Ausdehnung der Elektronenhülle (Schwingungen "hart"). 20 Keine Orthogonalität von len von E pot gehören. 21 v a und v b , da diese Wellenfunktionen zu unterschiedlichen Profi- Man erinnere sich, dass bei höher angeregten Schwingungszuständen - ähnlich wie im klassischen Fall - w ( x ) = y 2 ( x ) besonders groß, wenn potentielle Energie der Schwingung praktisch gleich Gesamtenergie (also an den Rändern des Schwingungsbereichs). Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-30 Insgesamt: (35b) m ab 2 2 e v = m ab ( Rao ) Sab 2 mit v v* v Sab = Ú y b ( R ) y a ( R ) d R Übergang aus Schwingungsgrundzustand von a in Schwingungsgrundzustand b umso wahrscheinlicher, je dichter Rbo bei Rao liegt. Wenn z.B. s 2 ( R ) der Aufv enthaltswahrscheinlichkeitsdichten y 2 für a1 und b1 gleich (Molekülschwingungen als harmonisch angenommen): (35c) v Sa1,b1 2 =e - ( R b o - Ra o )2 / (4 s 2( R ) ) nachprüfen! Wird gleich 1, wenn R ao = R bo . Für Br2: Rbo - Rao = 38 ◊ 10 -12 m , s( R ) = 4,1◊ 10 -12 m , so dass Sav1,b1 2 = 5 ◊ 10 -10 ! Elektronischer Übergang daher praktisch immer mit Schwingungsanregung! Nächste Seite: Abbildungen aus Atkins "Physikalische Chemie" als Erläuterungen zur Erscheinung der Fluoreszenz 22 (Weitere Details: s. Literatur!). 22 Bei Fluoreszenz ist das Spektrum der Emission gegenüber dem der Absorption langwellig verschoben. Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 PC3 Kapitel B – Quantenphysik n (Abb-1) B-31 Prof. Dr. H.-H. Kohler, SS 2005 B.6 PC3 Kapitel B – Quantenphysik B-32 Zusammenfassung: Grundgleichungen ("Axiome") der Quantenphysik ∂ , q, t ) i ∂q 1) Aus G = G( p, q, t ) folgt G = G( 2) Abhängigkeit der Wellenfunktion von Ort und Zeit aus (mit H = E ): H y ( q, t ) = i 3) ∂y ∂y (q, t ) bei Stetigkeit von y, ∂q ∂t Messwerte Gn (reell !) und zugehörige Eigenfunktionen y = y n (q ) aus G y n ( q ) = Gn ◊ y n ( q ) 4) Erwartungswert G (bezüglich Ort) mit normiertem y = y ( q, t ) aus * G ( t ) = Ú y ( q, t ) G y ( q, t ) d q (daraus u. a. w ( q, t ) = y ( q, t ) 2 ) 5) Wellenfunktion von Vielteilchensystem ändert sich nicht (wechselt Vorzeichen), wenn zwei identische Teilchen mit ganzzahligem (halbzahligem) Spin miteinander vertauscht werden (hier nicht behandelt, liefert Pauli-Prinzip). Halbzahliger Spin: Elektron, Proton Neutron … (Fermionen). Ganzzahliger Spin: Photon, He-Atom, H2 -Molekül … (Bosonen).