www.SchulLV.de Basiswissen > Mechanische Schwingungen > Federpendel Federpendel Skript PLUS Einführung Wärst du mutig genug für einen Bungee-Sprung? Oder hast du gar schon einen gemacht? Wenn ja, hast du dir auch schon einmal Gedanken über die physikalischen Gegebenheiten einer solchen Freizeitgestaltung gemacht? Wieso wirst du nach einer Weile abgebremst und was sorgt dafür, dass alle Springer wieder heil am Boden ankommen? Springt man in den Abgrund, so fliegt man erst einmal eine Weile um schließlich vom Bungee-Seil abgefangen und gebremst zu werden. Dieses Bremsen resultiert aus der Dehnung des Seils und der damit zusammenhängenden rücktreibenden Kraft. Diese sorgt ebenfalls dafür, dass du im unteren Umkehrpunkt wieder nach oben geschleudert wirst. Abb. 1: Bungee-Jumping. Du fliegst danach also wieder nach oben, bis zum oberen Umkehrpunkt, wo dich die Erdanziehung dann wieder nach unten fliegen lässt. Bei einem Bungee-Sprung vollführt dein ganzer Körper also eine Schwingung. Diese lässt sich im Prinzip mit einem physikalischen Federpendel vergleichen. Im folgenden Abschnitt werden dir also die nötigen Formeln als Werkzeuge gegeben, damit du vor dem nächsten Bungee-Sprung berechnen könntest, wie der Sprung abläuft und ob alles gut gehen wird. Das Federpendel Das sogenannte Federpendel umfasst eine im Schwerefeld der Erde aufgehängte Feder, an deren www.SchulLV.de 1 von 7 unterem Ende ein Gewicht befestigt wird. Vor dem Befestigen des Gewichts hängt die Feder noch entspannt an ihrer Aufhängung und nach dem Befestigen verlängert sie sich auf Grund der Erdanziehungskraft, je nach Masse des Gewichts, um eine bestimmte Strecke. Abb. 2. Normalerweise, wenn keine Kraft außer der Gewichtskraft auf diese Feder wirkt, verweilt sie in der Gleichgewichtslage und führt keine Schwingung aus. Wenn du nun allerdings die an der Feder befestigte Masse aus der Gleichgewichtslage auslenkst, indem du entweder die Masse anhebst oder an ihr nach unten ziehst, und sie anschließend loslässt, so vollführt sie eine harmonische Schwingung um die Gleichgewichtslage. Abb. 3. Aus der Formel der harmonischen Schwingung des Einheitskreises folgt für den Ort s(t) und durch Ableiten mit der Produktregel, die Geschwindigkeit v(t) und die Beschleunigung a(t) des Gewichts: ṡ (t) s̈ (t) = v̇ (t) = = ⋅ ⋅ ⋅ − ⋅ ⋅ − ⋅ − ⋅ ⋅ s(t) = ŝ v(t) = ω a(t) a(t) ⋅ = sin(ωt + φ ) ŝ ω = ω 2 cos(ωt + φ ) ŝ 2 0 0 sin(ωt + φ ) 0 s(t) Mit dem 2. Newtonschen Axiom folgt also für die elastische Kraft: www.SchulLV.de F (t) = m a(t) = m 2 s(t) 2 von 7 ⋅ F (t) = m a(t) = − ⋅ ⋅ m ω 2 s(t) ⏟ konstant Diese Kraft entsteht dadurch, dass die Feder gerne wieder in ihre ursprüngliche Gestalt zurück kehren würde. Wie du erkennen kannst, ist der Betrag dieser elastischen, rücktreibenden Kraft proportional zur Auslenkung. Dies führt zu einer harmonischen Schwingung. Der konstante Teil der Gleichung wird als sogenannte Federkonstante D definiert: m ⋅ ω 2 = D Es ergibt sich daher das Hooksche Gesetz: FFeder = Δs − ⋅ D Δs beschreibt hierbei gerade die Verlängerung der Feder aus ihrer ursprünglichen Gestalt. Stellst du das Hooksche Gesetz nach D um, kannst du erkennen, was du dir konkret unter einer Federkonstanten vorstellen kannst: D = − F Δs Die Federkonstante bezeichnet also gerade die Kraft, die aufgewendet werden muss, um die Feder eine bestimmte Strecke aus ihrer ursprünglichen Gestalt zu verformen. Je größer also die Federkonstante ist, desto schwerer ist es, die Feder zu verformen. Sie ist also ein Maß für die Härte der Feder. Den Betrag der Federkonstante kann man hierbei rechnerisch bestimmen, indem man ein Massenstück an die Feder hängt. Zu Beginn, nach dem Anhängen des Gewichts, sorgt die Gewichtskraft dafür, dass sich die Feder verlängert. Dies geschieht bis zu dem Zeitpunkt, zu dem sich ein Gleichgewicht einstellt und die auf die Feder wirkende Gewichtskraft genauso groß ist wie die Spannkraft der Feder nach oben. Eine Feder der Länge l verlängert sich also gerade um die Strecke s : www.SchulLV.de 3 von 7 Abb. 4. Beachte hierbei, dass wir uns zur Vereinfachung die Masse des Gewichtes in seinem Schwerpunkt konzentriert vorstellen. Andernfalls würden die Rechnungen deutlich komplizierter ausfallen. In dieser Gleichgewichtslage sind die beiden auf die Feder wirkenden Kräfte der Gravitation FG und der Spannung der Feder FFeder gleich groß. Es gilt also: m ⋅ FG = g = − ⋅ FFeder D s Die Gravitationsbeschleunigung g kann hierbei als allgemeine Beschleunigung werden und wir erhalten eine Differentialgleichung zweiten Grades: m m ⋅ ⋅ a(t) = ¨ s(t) = ¨ s(t) = − ⋅ − ⋅ − ⋅ D s D s a(t) geschrieben D s m Die Lösung dieser Differentialgleichung ist: s(t) = ŝ ⋅ sin(ωt + φ ) 0 Hierbei beschreibt ŝ die Amplitude, also gerade die heruntergezogene oder gehobene Strecke aus der Gleichgewichtslage, der daraus erfolgenden harmonischen Schwingung. Mit der allgemeinen Definition der Kreisfrequenz umgeformt nach ω : 2π ω = und der Definition der Federkonstanten T = T www.SchulLV.de ⋅ ω 2 = D folgt ⎯⎯⎯⎯ D 2π ω = m √m 4 von 7 Hiermit ergibt sich für die Periodendauer T : ⎯⎯⎯⎯ D 2π = √m T ⎯⎯⎯⎯ D T = 1 √m 2π T − = ⋅ 2π ⎯⎯⎯⎯ m √D Darüber hinaus solltest du das schwingende Federpendel in einem geeigneten Koordinatensystem verorten, indem du zum Beispiel Abstünde vom Boden oder einer Tischplatte aus bestimmst. Dies kann hilfreich sein, wenn du erklüren sollst, wo sich die schwingende Masse befindet. Ebenfalls lohnt sich die Überlegung bei welcher Elongation sich die Masse bei Schwingungsbeginn befindet. Es lüsst sich also dadurch der Phasenwinkel φ berechnen, wenn der Startpunkt s(0) = s 0 bekannt ist. Es folgt dann gerade: s(0) ⋅ = sin(ω = sin(φ ) 0 + φ ) 0 0 Diese Betrachtung kann häufig hilfreich sein. Da π sin(x + ) = cos(x) 2 gilt, lässt sich ein Nullphasenwinkel φ 0 von π nämlich dahingehend umformen, dass sich die 2 Lösungsformel in der Differentialgleichung zu Folgendem vereinfacht: s(t) = = s(t) = ŝ ŝ ŝ ⋅ ⋅ ⋅ sin(ω sin(ω cos(ω ⋅ ⋅ ⋅ t + φ ) 0 π t + ) 2 t) Immer also, wenn die Schwingung aus einem der beiden Umkehrpunkte beginnt, kannst du zur Einfachheit den Kosinus verwenden. Energiebetrachtung Bei der harmonischen Schwingung einer Feder kommt Energie in verschiedenen Formen vor. Dadurch, dass es Momente gibt, wo die schwingende Masse an der Feder in Ruhe ist, gibt es Momente in denen die Energie nicht mehr in kinetischer Form vorliegen kann. Dies besagt die Formel der kinetischen Energie: 1 Ekin = ⋅ ⋅ m 2 v 2 Ist die Geschwindigkeit Null, so muss also zwingend auch die kinetische Energie Null sein. Allerdings www.SchulLV.de 5 von 7 besagt der Energieerhaltungssatz, dass Energie nicht einfach erzeugt oder vernichtet, sondern nur umgewandelt werden kann. Daher stellt sich die Frage, in was für einer Form die Energie noch vorliegen kann? Da sich die Feder im Umkehrpunkt am stärksten wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück bewegen will, ist hier die Spannung der Feder am größten. Diese Spannung ist eine Form der potentiellen Energie und wird auch als Spannenergie bezeichnet. Die Umwandlung der Energie erfolgt also folgendermaßen: Abb. 5. Wie du erkennen kannst, ist es möglich über den Energieerhaltungssatz die maximale Geschwindigkeit der Masse zu bestimmen. Doch für solch eine Betrachtung ist erst einmal eine Formel für die Spannenergie nötig. Diese erhältst du gerade durch das Kraft-Verlängerung-Schaubild (F-s-Schaubild): Abb. 6. www.SchulLV.de 6 von 7 Die Kraft F steigt hier laut Hookschem Gesetz proportional zur Verlängerung s der Feder, wobei D die Steigung definiert. Da die zugehörige Energie die Fläche unter der Kurve beschreibt, ist die Spannenergie auch dadurch deutbar, dass die Fläche gerade ESpann = 12 F s ist. Setzt du in diese Gleichung das Hooksche Gesetz FFeder = D 1 ESpann = ⋅ s ⋅ ⋅ ein, erhältst du für die Spannenergie: ⋅ ⋅ D 2 s 2 Bildnachweise [nach oben] [1] http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bungeejump_begin_Scheveningen_31_mei_2004.JPG – Ellywa, CC BY-SA. [2] © 2015 – SchulLV. [3] © 2015 – SchulLV. [4] © 2015 – SchulLV. [5] © 2015 – SchulLV. [6] © 2015 – SchulLV. www.SchulLV.de 7 von 7