Inhalt 1 2 2.1 2.2 2.3 2.4 3 3.1 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.3 3.4 3.5 3.6 4 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 4.9 4.9.1 4.9.2 4.9.3 4.9.4 4.10 4.11 5 5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.1.4 5.2 5.2.1 5.2.2 6 6.1 6.1.1 6.2 6.2.1 6.2.2 6.3 PhI_M2 Hoeppe, 2009 Vorbemerkungen Blitzkurs Mechanik Bewegungsgrößen Newtons Axiome Gravitation Energie und Arbeit Schwingungen Einleitung Freie ungedämpfte harmonische Schwingung Federpendel Fadenpendel Physisches Pendel, Drehpendel Freie gedämpfte Schwingung Erzwungene gedämpfte Schwingung Elektrischer Schwingkreis Gekoppelte / überlagerte Schwingungen Wellen Einleitung Harmonische ebene Welle Intensität einer Welle Wellenausbreitung und Intensität Überlagerung von Wellen - Dopplereffekt Reflexion von Wellen Stehende Wellen Interferenz Beugung Beugung am Spalt Beugung am Doppelspalt Beugung am Gitter Auflösungsvermögen optischer Geräte Brechung Dispersion Optik Strahlenoptik Fermat’sches Prinzip Optische Linsen Bildkonstruktion Optische Geräte Quantennatur des Lichts Photoeffekt Teilchen-Welle Dualismus; Materiewellen Aufbau der Materie Atomphysik Atommodelle Kernphysik Aufbau von Atomkernen Radioaktiver Zerfall Kernenergie und Massendefekt -1- 1 Vorbemerkungen Naturwissenschaften Naturgesetze = verallgemeinerte Erfahrungstatsachen, nicht zurückführbar auf grundlegendere Aussagen / „Gesetzmäßigkeiten“ Physik: „Lehre von den unbelebten Körpern“ Themen: • Struktur (von Raum und Materie) • Bewegung (zeitliche Abläufe im Raum) • Wechselwirkung (z.B. Strahlung - Materie) Begriffe: • Raum, Zeit • Kraft • Energie, Entropie Prinzipien: • Kausalität (Zeitpfeil) • Erhaltungssätze Methoden: • Beobachtung • Experimente • Mathematik PhI_M2 Hoeppe, 2009 -2- SI - Einheiten Basisgröße Länge Masse Zeit el. Stromstärke Temperatur Lichtstärke Abkürzungen für Dezimalfaktoren Name Meter Kilogramm Sekunde Ampere Kelvin Candela Zeichen m kg s A K cd Abgeleitete Größen / Einheiten (Beispiele): Kraft: -2 1 Newton = 1 N = 1 kg⋅ m⋅ s Arbeit / Energie: 1 Joule = 1 J = 1 N⋅ m = kg⋅ m2⋅ s-2 Leistung: 1 Watt = 1 J⋅ s-1 = kg⋅ m2⋅ s-3 Elektr. Spannung: 1 Volt = 1 W ⋅ A-1 = 1 J⋅ s-1⋅ A-1 1018 1015 1012 109 106 103 102 Exa [E] Peta [p] Tera [T] Giga [G] Mega [M] Kilo [k] Hekto [h] 10-1 10-2 10-3 10-6 10-9 10-12 10-15 10-18 Dezi [d] Centi [c] Milli [m] Mikro [µ] Nano [n] Pico [p] Femto[f] Atto [a] Mathematische Grundlagen/Schreibweisen: Größen: - Skalare Bsp.: - Vektoren Bsp.: - (Tensoren Bsp.: T r F t J Temperatur, Zahl Kraft, Zahlentripel Trägheitstensor, Matrix) Funktionen (einer Veränderlichen): - Quadratische Gleichungen x + p⋅x+ q = 0 → 2 x1, 2 p =− ± 2 2 ⎛ p⎞ ⎜ ⎟ −q ⎝2⎠ - Differentiation (Tangentensteigung) ∆f ( x) df ( x) d = = f ( x) ∆x →0 ∆x dx dx f ′( x) = lim ; dA(t ) d = A(t ) = A& dt dt - Integration (Fläche unter einer Kurve) F ( x) = lim ∑ y ( xi ) ⋅ ∆xi = ∫ y ( x) dx ∆x →0 PhI_M2 Hoeppe, 2009 i d f ( x) = f ′( x) → ∫ f ′( x) dx = f ( x) dx -3- Spezielle Funktionen - sin, cos, tan, (→ Einheitskreis, s.u.) - log, lg, ln, e, dB lg( x) = log10 ( x) f ( x) = 10 x ↔ x = lg( f ( x)) Bsp.: pH-Wert , dB, phon ln( x) = log e ( x) f ( x) = e x ↔ x = ln( f ( x)) 1 ∫ x dx = ln( x) + c Bsp.: Zerfallsgesetz, Eindringtiefe, ... e = 2,71828... Geometrie - Winkel (→ Einheitskreis, “DEG, RAD, GRAD“ ) - Raumwinkel (→ Einheitskugel) Raumwinkel: Ω = A Flächensegment = r2 Radius 2 Einheit: Steradiant sr Vollwinkel: Ω = 4π r 2 = 4π r2 Vektoroperationen - Skalarprodukt Bsp.: - Vektorprodukt Bsp.: PhI_M2 Hoeppe, 2009 r r r r r Drehmoment: D = r × F Arbeit W = F ⋅ x = F ⋅ x ⋅ cos(α ) r r r D = r ⋅ F ⋅ sin α -4- 2 Blitzkurs Mechanik 2.1 Bewegungsgrößen Ortsvektor: beschreibt den Ort eines Punktes (Teilchens) im Raum x = x (t ) bzw. 3-dim: r r r = r (t ) Geschwindigkeit: beschreibt die zeitliche Veränderung des Ortsvektors dx (t ) d v= = x(t ) = x& dt dt bzw. 3-dim: r r dr (t ) d r r = r (t ) = r& v= dt dt Beschleunigung: beschreibt die zeitliche Veränderung der Geschwindigkeit dv(t ) d a= = v(t ) = v& = &x& dt dt bzw. 3-dim: r r dv (t ) d r r a= = v (t ) = v& dt dt Bei bekannter Geschwindigkeit bzw. Beschleunigung ergibt sich umgekehrt jeweils Ort und Geschwindigkeit aus Integration, speziell gilt für: • Bewegungen mit const. Geschwindigkeit (d.h. a = 0): a=0 v = v0 x = v0⋅t + x0 • Bewegungen mit const. Beschleunigung (d.h. a = const): a = a0 Kreisbewegung : x = ½ a0⋅t2 + v0⋅t + x0 v = a0⋅t + v0 ist eine beschleunigte Bewegung, da sich (zumindest) die Richtung des Geschwindigkeitsvektors stetig ändert. Kreisbewegungen werden praktischerweise in Polarkoordinaten beschrieben: Winkelgeschwindigkeit: ω= dϕ = ϕ& dt Winkelbeschleunigung: α= dω = ϕ&& dt Zusammenhang Bahngeschwindigkeit - Winkelgeschwindigkeit: v= dx r ⋅ dϕ = = ϕ& ⋅ r = ω ⋅ r dt dt a = &x& = r r r v =ω×r d dϕ dv d r ⋅ dϕ = =r⋅ = ϕ&& ⋅ r = ω& ⋅ r = α ⋅ r dt dt dt dt dt PhI_M2 Hoeppe, 2009 -5- 2.2 Newtons Axiome 1. Trägheit Ein kräftefreier Körper verbleibt im Zustand der Ruhe oder in gleichmäßiger geradliniger Bewegung r a=0 2. → r v = const. Aktionsprinzip Die Beschleunigung eines Körpers ist proportional zur auf ihn (in Summe) einwirkenden Kraft und umgekehrt proportional zu seiner Masse. r r F a= m r r r F = m ⋅ a =: − Ft oder Ft wird als „Trägheitskraft“ eingeführt, das negative Vorzeichen drückt aus, dass die „Massenträgheit sich einer angreifenden Kraft widersetzt“. Für jeden Körper gilt also r r F ∑ i − m⋅a = 0 . i Schließt man in diese Formulierung die Trägheitskraft als weitere Kraft mit ein, so ergibt sich als allgemeinste (und sehr praktische) Formulierung das d’Alembertsche Prinzip: r F ∑ i =0 i 3. Reaktionsprinzip Übt ein Körper 1 eine Kraft F12 auf einen Körper 2 aus, so übt umgekehrt der Körper 2 die Kraft F21 = - F12 auf den Körper 1 aus: r r F12 + F21 = 0 „d.h. , wer etwas schiebt, muss sich irgendwo abstützen“ 2.3 Gravitation Beobachtung: Alle Körper ziehen sich gegenseitig an. Die anziehenden Kraft ist proportional zu den Massen der Körper und umgekehrt proportional zum Quadrat ihres Abstandes r. Für die Kraft zwischen zwei Massen m1 und m2 gilt: FG = G ⋅ PhI_M2 Hoeppe, 2009 m1 ⋅ m2 r2 Gravitationskonstante: G = 6,672⋅ 10-11 N⋅m2⋅ kg-2 -6- Erdbeschleunigung Aufgrund der Masse der Erde erfahren alle Körper an der Erdoberfläche die gleiche Beschleunigung g ≅ 9,81 m⋅s-2. Er erfährt die Gewichtskraft m⋅g. Dies folgt aus Gleichsetzen von m⋅a ≡ m1 ⋅ g = FG(m1, mE, rE) mit mE = 5,9742 ⋅1024 kg und rE = 6371 km. 2.4 Energie und Arbeit Bewegt eine Kraft F einen Körper in ihrer Richtung, so leistet sie die Arbeit = Kraft ⋅ Weg. Da die Kraft sich i.A. währenddessen ändert, muss man diesen Zusammenhang zudem differentiell beschreiben: r r dW = F ⋅ ds r r W = ∫ F ⋅ ds Energie ist (in der Mechanik) gespeicherte Arbeit • Hubarbeit → Potentielle Energie im Schwerefeld der Erde Bsp.: Heben einer Masse von 1 kg um einen Meter: W = E pot r r h m = ∫ F ⋅ ds = ∫ m ⋅ g ⋅ ds = m ⋅ g ⋅ h = 1kg ⋅ 9,81 2 ⋅1m = 9,81 Nm = 9,81 J s 0 • Beschleunigungsarbeit → Kinetische Energie Bsp.: Fallen einer Masse von 1 kg um einen Meter im Schwerefeld der Erde: 2 1 1 ⎛v⎞ 1 = ∫ − m ⋅ g ⋅ ds = m ⋅ g ⋅ h = m ⋅ a ⋅ at 2 = m ⋅ a ⋅ a⎜ ⎟ = mv 2 = 9,81 J 2 2 ⎝a⎠ 2 h 0 W = Ekin • Spannen einer Feder → Potentielle Federenergie Für eine Feder gelte das Hooksche Gesetz, d.h. die Federkraft sei proportional zu ihrer Auslenkung x. Mit der Federkonstanten k gilt dann F = k⋅x und für die Arbeit W = E pot , Feder x x0 r r 0 1 = ∫ FF ⋅ dx = ∫ k ⋅ x ⋅ dx = k ⋅ ∫ x ⋅ dx = k ⋅ x02 2 0 0 Energieerhaltung: In einem abgeschlossenen System bleibt die Energie erhalten. In der Mechanik gilt daher für ein System ohne äußere Kräfte ( d.h. auch ohne Reibungskräfte): E ges = E pot + E kin = const PhI_M2 Hoeppe, 2009 -7- 3 Schwingungen 3.1 Einleitung Bei einer periodisch variierenden Amplitude einer physikalischen Größe spricht man von einer Schwingung. Mechanik: Periodische „Hin- und Herbewegung“ aufgrund einer von der Auslenkung abhängigen rückstellenden Kraft. Charakteristische Größen: Frequenz f: Vorgänge pro Sekunde [s-1 = Hz] Kreisfrequenz: ω = 2π⋅f [ s-1 ] Periodendauer: T = 1/f [ s ] Beispiele: Federpendel Fadenpendel Torsionspendel Elektr. Schwingkreis Schwingquarz Flöte HF-Resonatoren PhI_M2 Hoeppe, 2009 Optische Resonatoren Bauwerk -8- 3.2 3.2.1 Freie ungedämpfte harmonische Schwingung Federpendel Eine Masse m hänge an einer Feder, welche dem Hookschen Gesetz genügt: r r Zu jeder Zeit gilt FR = − FT bzw. Allgemeine Schwingungsgleichung: FT + FR = m ⋅ &x& + k ⋅ x = 0 &x& + → k ⋅x =0 m (Lineare DGL 2. Ordnung) Lösen der DGL mit dem Ansatz x(t) = A ⋅ cos(ωt) führt zu der Lösung x(t) = x0 ⋅ cos(ωt). Gleiches gilt für den Sinus → Allgemeine Lösung: x(t) = A1 ⋅ sin(ωt) + A2 ⋅ cos(ωt) = A ⋅ cos(ωt + ϕ ) mit ω= k m A1 und A2 bzw. A und ϕ bestimmen sich aus den Anfangsbedingungen, z.B. aus x(t=0) = x0 und x(t=0) = 0 folgt A1 = 0 und A2 = x0 bzw. ϕ = 0 und A = x0 und damit x(t) = x0 ⋅ cos(ωt). Alternativ komplexer Ansatz: x(t) = eλt → charakteristische Gleichung λ2 + k/m = 0 → λ = ± iω, d.h. x(t) = A1 ⋅ eiωt + A2 ⋅ e-iωt mit ω = k m A1 und A2 bestimmen sich wieder aus den Anfangsbedingungen: Mit x(t=0) = x0 und x(t=0) = 0 folgt A1 + A2 = x0 und iω( A1 - A2) = 0, d.h. x(t) = ½ x0( eiωt + e-iωt ) = x0 ⋅ cos(ωt) mit Euler: PhI_M2 Hoeppe, 2009 e±iϕ = cos(ϕ) ± i ⋅sin(ϕ) -9- 3.2.2 Fadenpendel Eine Masse m schwinge an einer Schnur der Länge l im Schwerefeld der Erde: r r F = − F Zu jeder Zeit gilt R T wobei FT = m ⋅ a = m ⋅ &s& = m ⋅ l ⋅ &s& und Schwingungsgleichung: FR = m ⋅ g ⋅ sin ϕ → ϕ&& + ( Nicht lineare DGL 2. Ordnung) g ⋅ sin ϕ = 0 l Für kleine Winkel ϕ gilt sinϕ ≈ ϕ und die DGL lässt sich Linearisieren zur bekannten Schwingungsgleichung: ϕ&& + g ⋅ϕ = 0 l Für kleine Auslenkungen erhalten wir die allgemeine Lösung: ϕ(t) = A1 ⋅ sin(ωt) + A2 ⋅ cos(ωt) mit ω= g l und bei Loslassen im Winkel ϕ0 wie oben gezeichnet ϕ(t) = ϕ0 ⋅ cos(ωt) 3.2.3* a) Physisches Pendel, Drehpendel Physisches oder physikalisches Pendel Betrachtet man alternativ das obige Fadenpendel als Drehbewegung um den Aufhängepunkt, erhält man eine allgemeinere Darstellung, die auch für beliebige im Schwerefeld pendelnde Körper gilt. Anstelle von F = p& = m ⋅ a verwenden wir jetzt die Drehmomente entsprechend „Newton für Drehbewegungen“ , d.h. M = L& = J ⋅ ω& = J ⋅ ϕ&& : PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 10 - Die Schwerkraft wirkt entsprechend der Masse m auf den Schwerpunkt des Körpers und erzeugt daher bzgl. des Drehpunktes (im Aufhängepunkt) ein r r r Drehmoment M = r × F = M = l ⋅ F = l ⋅ m ⋅ g ⋅ sin ϕ . Dieser Winkelbeschleunigung wirkt das Trägheitsmoment entgegen, d.h. J ⋅ ϕ&& + l ⋅ m ⋅ g ⋅ sin ϕ = 0 und für kleine Winkel gilt näherungsweise ϕ&& + l ⋅m⋅ g ⋅ϕ = 0 J . Dies ist die bekannte Schwingungsgleichung mit der Lösung ω 0, phys = l ⋅m⋅ g . J Für einen Massepunkt ist das Trägheitsmoment m·l²und es ergibt sich als Grenzfall die Lösung des mathematischen Pendels! Für einen Körper ist nach dem Satz von Steiner J = JS + m·l², d.h. für einen pendelnden Körper ist zusätzlich zur Bewegung des Schwerpunktes die Eigendrehung des Körpers um seinen Schwerpunkt zu berücksichtigen. b) Dreh- oder Torsionspendel Bei einem Drehpendel wird die rückstellende Kraft FR , bzw. das rückstellende Drehmoment MR durch das sog. Direktionsmoment DM einer Spiralfeder gegeben. Dabei wird das Direktionsmoment DM linear zur Auslenkung ϕ des Pendels angenommen, d.h. es soll MR = DM· ϕ gelten. Analog zu oben ergibt sich aus der DGL die Lösung ω 0,Dreh = PhI_M2 Hoeppe, 2009 DM J J ⋅ ϕ&& + DM ⋅ ϕ = 0 als Eigenfrequenz . - 11 - 3.3 Freie gedämpfte Schwingung Betrachte Schwingung, dessen Bewegung linear mit der Geschwindigkeit gedämpft wird. Die Stärke der Dämpfung sei mit der Konstanten c und die Eigenfrequenz der ungedämpften Schwingung mit ω0 beschrieben: &x& + c ⋅ x& + ω02 ⋅ x = 0 Das Lösen der DGL mit dem Ansatz x(t) = eλt führt unter Berücksichtigung des Vorzeichenwechsel in der Wurzel zu folgenden Lösungen: A) Schwache Dämpfung, d.h. ½ c < ω0 x(t ) = x0 ⋅ e c − ⋅t 2 ⋅ cos(ω ⋅ t + φ ) mit ⎛c⎞ ω = ω −⎜ ⎟ ⎝2⎠ 2 2 0 → Maximale Amplitude der Schwingung fällt exponentiell mit der Zeit ab. B) Starke Dämpfung, d.h. ½ c > ω0 x (t ) = x 0 ⋅ e c − ⋅t 2 2 ⋅ e ±ω t mit ⎛c⎞ ω = ⎜ ⎟ − ω02 ⎝2⎠ → Keine Schwingung ! Amplitude fällt exponentiell mit der Zeit ab. C) Aperiodischer Grenzfall: ½ c = ω0 x (t ) = x 0 ⋅ e c − ⋅t 2 → Keine Schwingung ! Schnellster Abfall der Amplitude. Keine Dämpfung Starke Dämpfung Schwache Dämpfung Aperiodischer Grenzfall PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 12 - 3.4 Erzwungene gedämpfte Schwingung Ein schwingungsfähiges System mit der Eigenfrequenz ω0 der ungedämpften Schwingung werde von einer äußeren periodische Kraft mit der Frequenz ωerr angeregt. Die Stärke der (schwachen) Dämpfung sei wieder mit der Konstanten c beschrieben: &x& + c ⋅ x& + ω02 ⋅ x = A ⋅ cos(ωerr t ) Nach dem Einschwingvorgang schwingt das System mit ω = ωerr , im Resonanzfall gegenüber dem Erreger um π/2 phasenverschoben: x(t ) = x0 ⋅ cos(ωt + φ ) Die Amplitude ist abhängig von der Stärke der Anregung, der Dämpfung und der Differenz der Frequenzen ω0 und ωerr = ω : x0 = A (ω02 − ω 2 ) 2 + (c ⋅ ω ) 2 1 2 2 Sie ist am größten für den Fall der RESONANZ bei ωerr = ω0 − c ≅ ω0 2 In der Nähe der Resonanz sind die Resonanzkurven näherungsweise symmetrisch und es gilt (ω02 - ω2 )2 ≅ 4ω02 (ω0 - ω )2 . Dargestellt bzgl. der Energie, d.h. L(ω) ~ x02(ω), spricht man von sog. Lorentzlinien: L(ω ) = δ2 (ω 0 − ω ) 2 − δ 2 Ihre Form bzw. ihre relative Steilheit wird durch die sog. Halbwertslinienbreite ∆ω = ½ δ = ¼ c beschrieben. (→ Güte, Verlustwinkel, 3dB-Linienbreite) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 13 - 3.5 Elektrischer Schwingkreis Entsprechend den Definitionen der jeweiligen Bauteile/Größen gilt für: Induktivität L: & = L ⋅ I& UL = Φ Ohmscher Widerstand R: UR = R ⋅ I C= Kapazität C: Q UC → UC = Q C Nach der sog. Maschenregel (→ Kirchhoffsche Gesetze) ist die Summe der Spannungsabfälle in obiger Schaltung = 0, d.h. es gilt Q U L + U R + U C = L ⋅ I& + R ⋅ I + = 0 C Die Schwingung wird letztlich von den Ladungen Q im Stromkreis ausgeführt, mit der Definition des Stroms I = dQ/dt folgt also && + R ⋅ Q& + 1 ⋅ Q = 0 Q L L ⋅C Für diese (jetzt bekannte) DGL erhält man als Lösung eine zeitlich sinusförmige Ladungsverschiebung und somit auch einen sinusförmigen Verlauf von Strom und Spannung mit der Eigenfrequenz ω0 = 1 L ⋅C . Für einen (in der Praxis immer) gedämpften und getriebenen Schwingkreis, erhält man Resonanzkurven wie im vorigen Kapitel dargestellt. Dieses Resonanzverhalten ist z.B. Grundlage für Radiosender und -empfänger. (→ Elektrischer LC-Schwingkreis, Filter, Radio, Marconi) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 14 - 3.6* Gekoppelte / überlagerte Schwingungen Im Allgemeinen treten mehrere Schwingungen eines Systems gleichzeitig auf. Sind diese Schwingungen unabhängig, oder nur sehr schwach gekoppelt, überlagern (addieren) sich einfach die jeweiligen Amplituden. Sind die Schwingungen gekoppelt, erhält man ein System von Differentialgleichungen, welches sich lösen (entkoppeln) lässt, falls die DGLn linear sind. Ein einfaches Beispiel besteht aus zwei gleichen Federpendeln, welche durch eine dritte Feder der Federkonstante D’ gekoppelt sind: Das entsprechende System von DGLn lautet: (i) m1 ⋅ &x&1 + D ⋅ x1 + D'⋅( x1 − x2 ) = 0 (ii) m2 ⋅ &x&2 + D ⋅ x2 + D'⋅( x2 − x1 ) = 0 Für den Fall gleicher Pendel, d.h. m1 = m2 und D1 = D2 ergibt sich durch Addition und Subtraktion der Gleichungen (i) und (ii) m ⋅ ( &x&1 + &x&2 ) + D ⋅ ( x1 + x2 ) = 0 m ⋅ ( &x&1 − &x&2 ) + D ⋅ ( x1 − x2 ) + 2 D'⋅( x1 − x2 ) = 0 Durch Einführung der verallgemeinerten Koordinaten q1=x1+x2 und q2=x1-x2 werden die DGLn entkoppelt und man erhält q&&1 + D ⋅ q1 = 0 m → ω1 = ω0 = D m q&&2 + D + 2 D' ⋅ q2 = 0 m → ω2 = ω ' = D + 2 D' 2 D' = ω0 ⋅ 1 + m m mit der allgemeinen Lösung q1 (t ) = A1 cos(ω0t ) + A2 sin(ω0t ) = x1 (t ) + x2 (t ) q2 (t ) = B1 cos(ω ' t ) + B2 sin(ω ' t ) = x1 (t ) − x2 (t ) Im Folgenden wird der Fall x&1 (t = 0) = x& 2 (t = 0) = 0 , d.h. A2 = B2 = 0 betrachtet: a) Gleichsinnige Auslenkung als Startbedingung: PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 15 - x1(0) = x0 ; x2(0) = x0 → A = 2x0 ; B = 0 und damit x1(t) + x2(t) = q1(t) = A⋅cos(ω0t) = 2x0⋅cos(ω0t) x1(t) - x2(t) = q2(t) = 0 → x1(t) = x2(t) = x0⋅cos(ω0t) 1. Fundamentalschwingung mit ω0 b) Gegensinnige Auslenkung als Startbedingung: x1(0) = -x0 ; x2(0) = x0 → A = 0 ; B = -2x0 und damit x1(t) + x2(t) = q1(t) = 0 x1(t) - x2(t) = q2(t) = -2x0⋅cos(ω’t) → x1(t) = -x2(t) = -x0⋅cos(ω’t) 2. Fundamentalschwingung mit ω’ c) Nur eine Masse auslenken: x1(0) = x0 ; x2(0) = 0 → A = x0 ; B = x0 und damit x1(t) + x2(t) = q1(t) = x0⋅cos(ω0t) x1(t) - x2(t) = q2(t) = x0⋅cos(ω’t) → Auflösen nach x1 und x2 ergibt → x1(t) = ½x0 (cos(ω0t) + cos(ω’t)) x2(t) = ½x0 (cos(ω0t) - cos(ω’t)) Beide Massen schwingen mit ω0 und ω’, infolgedessen wird auch ständig Energie zischen ihnen ausgetauscht. Allgemein gilt, dass jede Lösung sich als Überlagerung der beiden Fundamentalschwingungen darstellen lässt. PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 16 - Für den Fall sehr schwacher Kopplung, d.h. D’ << D, überlagern sich die Schwingungen ähnlich wie zwei unabhängige Schwingungen verschiedener Frequenz. Hier gilt: ω ' = ω0 ⋅ 1 + 2 D' D' ⎞ ⎛ ≅ ω 0 ⎜1 + ⎟ D D⎠ ⎝ Mit Einführung einer mittleren Frequenz und der Differenzfrequenz ω= 1 2 (ω0 + ω ' ) ≅ ω0 ∆ω = ω '−ω 0 ergibt sich x1 (t ) = 1⎛ ⎜ cos(ω − 2⎝ 1 2 ∆ω )t + cos(ω + 1 2 ⎞ ∆ω )t ⎟ = x0 cos( 12 ∆ωt ) ⋅ cos(ω t ) ⎠ x2 (t ) = 1⎛ ⎜ cos(ω − 2⎝ 1 2 ∆ω )t − cos(ω + 1 2 ⎞ ∆ω )t ⎟ = x0 sin( 12 ∆ωt ) ⋅ sin(ω t ) ⎠ , d.h. x1 und x2 führen um π/2 phasenverschoben eine Schwingung mit ω ≅ ω0 aus, wobei die Amplitude jeweils mit der langsameren Differenzfrequenz ∆ω variiert. Man spricht hier von einer SCHWEBUNG. x1(t) x2(t) Schematische Darstellung des Schwingungsverlaufs für x1 und x2 im Fall kleiner Kopplung PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 17 - 4 Wellen 4.1 Einleitung Sind viele einzelne schwingende Systeme miteinander gekoppelt, so kann durch die Kopplung Energie mit endlicher Geschwindigkeit über Entfernungen >> als die Amplitude der einzelnen Schwingungen übertragen werden. Der Ort der schwingenden Systeme bleibt im Mittel unverändert, ein Transport von Materie findet also nicht statt. Man spricht hier von WELLEN. Man unterscheidet zwischen Longitudinalwellen, bei denen die Ausbreitungsrichtung in der Schwingungsrichtung liegt, und Transversalwellen, bei denen die Ausbreitungsrichtung senkrecht zur Schwingungsrichtung liegt. Transversalwelle Longitudinalwelle 4.2 Harmonische ebene Welle Bei einer sinusförmigen Ausbreitung im Raum bzw. in der Zeit spricht man von einer harmonischen Welle, von einer ebenen Welle bei einer Ausbreitung in nur einer Richtung (eindimensional). Nach ‚rechts’ fortschreitende Welle: A(x,t) = A0⋅cos( kx - ωt ) Nach ‚links’ fortschreitende Welle: A(x,t) = A0⋅cos( kx + ωt ) A Amplitude λ Wellenlänge k = 2π/λ Wellenzahl f Frequenz der einzelnen Schwingung und der Welle ω = 2πf Kreisfrequenz der einzelnen Schwingung und der Welle c Ausbreitungsgeschwindigkeit/Phasengeschwindigkeit der Welle c= PhI_M2 Hoeppe, 2009 ω k = 2π ⋅ f = f ⋅λ 2π ⋅ λ−1 - 18 - Beispiele für Phasengeschwindigkeiten: Longitudinalwellen: - Schallwelle in Gasen und Flüssigkeiten: c= K ρ K: Kompressionsmodul, ρ: Dichte - Schallwelle in Festkörpern: c= E ρ E: Elastizitätsmodul, ρ: Dichte Transversalwellen: - Seilwelle c= σ ρ⋅A σ: Seilspannung, ρ: Dichte, A: Seilquerschnitt - Schallwelle in Festkörpern: c= G ρ G: Scher- bzw. Schubmodul, ρ: Dichte - Elektromagnetische Wellen: c= c0 = c0 c 1 1 = = = 0 n ε ⋅µ ε 0ε r ⋅ µ 0 µ r ε r ⋅ µr 1 ε 0 ⋅ µ0 in Materie in Vakuum ε0: Dielektrische Feldkonstante, εr: Relative Dielektrizitätszahl µ0: Magnetische Feldkonstante, µr: Relative Permeabilitätszahl n Brechzahl des Mediums (Optik) komplexe Darstellung: 1-dim ebene Welle: A( x, t ) = A0 ⋅ e i ( kx−ωt ) 3-dim ebene Welle in beliebiger Richtung k: rr r A(r , t ) = A0 ⋅ ei ( k ⋅r −ωt ) Wellengleichung: Die obigen Darstellungen für A(x,t) sind Lösungen der Wellengleichung: 1-dim A = A(x,t): 3-dim: A = A(x,y,z,t): PhI_M2 Hoeppe, 2009 2 ∂2 A 2 ∂ A =0 − c ∂x 2 ∂t 2 2 ∂2 A ∂2 A ⎞ ∂2 A 2⎛ ∂ A && − c 2 ∆A = 0 ⎜ + 2 ⎟⎟ = 0 bzw. A + − c 2 2 2 ⎜ ∂z ⎠ ∂y ∂t ⎝ ∂x - 19 - 4.3 Intensität einer Welle Die durch eine Welle transportierte Energie pro Zeit und Fläche nennt man die Intensität einer Welle. Sie entspricht also einer Leistung pro Fläche. Bsp.: Mechanische Welle (Wellenmaschine, Seilwelle, schwingende Saite) → kein Transport v. Materie, aber Transport v. Energie in Ausbreitungsrichtung Die Energie des Teilchens der Masse ∆m am Ort x0 zur Zeit t0 ∆E pot = 1 2 1 kA0 = ∆mω 2 A02 2 2 mit ω= k ∆m entspricht der kinetische Energie bei Nulldurchgang nach Zeit T/4: ∆E kin = 1 ∆mω 2 A02 2 Durch Wellenbewegung wird Energie mit Geschwindigkeit c an Nachbarn weitergegeben. Energiestrom ( = Leistung ): ∆x ∆E ∆E ∆V = = w⋅ F ⋅ = w⋅ F ⋅c ∆t ∆V ∆t ∆t mit der Energiedichte w = ∆E/∆V, F = Querschnittsfläche eines Volumenelements Energiestrom/Fläche = Energiestromdichte = Leistung/Fläche =: Intensität ∆E = w ⋅ c =: I F ⋅ ∆t Bsp: mechanische Welle von oben w= ∆E 1 ∆m 2 2 1 = ω A0 = ρ ⋅ ω 2 A02 ∆V 2 ∆V 2 → I= 1 1 1 ρ ⋅ ω 2 A02 ⋅ c = ω 2 A02 ⋅ ρ c =: ω 2 A02 ⋅ Z 2 2 2 Z = ρc heißt Wellenwiderstand PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 20 - AKUSTIK: Angabe der Intensität über die Lautstärke L: ⎛ I ⎞ L := 10 ⋅ lg⎜⎜ ⎟⎟ ⋅ dB (Dezibel) ⎝ I0 ⎠ Bezugsschallintensität I0 = 10-12 Watt/m2 ( Hörschwelle bei 1 kHz) oder bzgl. der Schalldruckamplitude p ~ I½ , bzw. I = p²/(ρc) ⎛ p⎞ L := 20 ⋅ lg⎜⎜ ⎟⎟ ⋅ dB (Dezibel) ⎝ p0 ⎠ Bezugsschalldruck p0 = 2·10-5 Pa = 20 µPa Wellenwiderstand: Longitudinalwellen in FK + Flüssigkeiten: E c FK = c fl . = ρ K ρ = 1 ρ ⋅κ * Elastizitätsmodul E, Kompressionsmodul K, Kompressibilität κ* ZH2O = ρH2O·cH2O ≅ 1,4·106 kg m-2s-1 Longitudinalwellen in Gasen: c= K ρ = κ p = κ RT ρ κ = Isentropenexponent; cLuft ≅ 332 m/s ( = Adiabatenexponent ) ZLUFT = ρLuft·cLuft ≅ 428 kg m s -2 -1 OPTIK / E.M.-Wellen: Vakuum: I = w⋅c = Vakuumwellenwiderstand Z 0 := 1 1 ε0 2 E ⋅ Z0 ε 0 E 2 ⋅ c =: 2 2 µ0 µ0 = 377 Ohm ε0 In Materie: Z ~ n ⋅ Z 0 = ε r µ r ⋅ Z 0 PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 21 - 4.4 Wellenausbreitung und Intensität A) Verteilung der Intensität im Raum (Bsp.: E.M.-Welle im Vakuum) Ebene Welle: r r r A(r , t ) = A0 cos(k ⋅ r − ω t ) → I = I 0 ~ A2 = const Intensität bleibt erhalten. I A r r I (r ) = 02 A(r , t ) = 0 cos(k ⋅ r − ω t ) → r r Energie bzw. Intensität verteilt sich auf Kugeloberflächen ~ 4πr2 . (I ~ r-2 gilt auch für „Halbkugeln“ wie z.B. Glühbirne) Kugelwelle: B) Dämpfung bei Ausbreitung in Medium Sind die verbundenen schwingenden Komponenten gedämpft, so wird auch die Welle längs ihrer Ausbreitungsrichtung gedämpft, d.h. Ihre Amplitude und ihre Intensität nimmt ab. Dämpfung = Energieverlust pro Wegstrecke dx: dI ( x) = − I ( x) ⋅ α ⋅ dx α: materialspezifischer Dämpfungsparameter (Extinktionsfaktor) dI ( x) = −α dx I ( x) Integration → I ( x ) = I 0 ⋅ e −α x ⎛ I ( x) ⎞ ⎟⎟ = −α x ln⎜⎜ ⎝ I0 ⎠ Optik: Lambert-Beersches Gesetz oder wegen I ~ A 2 gilt für die Amplitude: A( x) = A0 ⋅ e Längsgedämpfte ebene Welle: PhI_M2 Hoeppe, 2009 → − 12 α x → r r − 12 α r r A(r , t ) = A0 ⋅ e ⋅ cos(k ⋅ r − ω t ) - 22 - 4.5 Überlagerung von Wellen - Dopplereffekt Für (lineare harmonische) Wellen gilt das Superpositionsprinzip: Treffen Wellen aufeinander, so addieren sich lokal Ihre Amplituden, die Ausbreitung beider Wellen bleibt unverändert Doppelreffekt: A) Tatütata: Quelle bewegt sich mit Geschwindigkeit v auf im Medium ruhenden Beobachter zu. → Wellenlänge wird um v⋅T verkürzt Quelle in Ruhe: Quelle bewegt: x ' = λ ' = c ⋅ T − v ⋅ T = (c − v ) ⋅ T = ( c − v ) ⋅ x = λ = c ⋅T →T= λ → c ⎛ v⎞ λ ' = λ ⋅ ⎜1 − ⎟ ⎝ c⎠ λ c ⎛ v⎞ bzw. f ' = f ⋅ ⎜1 − ⎟ ⎝ c⎠ −1 Überschallknall entspricht „Bugwelle“ für v ≥ c. Winkel α des Mach’schen Kegels: sinα = c/v =: 1/M (Mach) v=c: v>c: (vgl. auch Kiel- bzw. Bugwelle eines Schiffs bei Wasserwellen) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 23 - B) Tatatatü: Beobachter bewegt sich mit Geschwindigkeit v auf im Medium ruhende Quelle zu. → Wellenlänge bleibt erhalten, c erscheint um v vergrößert, (T entspr. verkleinert): c' = c + v f '= → c' λ = c+v λ = c+v c+v ⎛ v⎞ = f⋅ = f ⋅ ⎜1 + ⎟ −1 c c⋅ f ⎝ c⎠ C) beide bewegt: Beobachter bewegt sich relativ zum Medium mit Geschwindigkeit vB auf Quelle zu, Quelle bewegt sich relativ zum Medium mit vQ auf Beobachter zu: → f '= f ⋅ 1+ 1− vB c vQ c D) Dopplereffekt bei Licht: Licht (E.M.-Welle) breitet auch im Vakkuum aus, es existiert kein ‚Lichtäther’. (vgl. hierzu Experiment von Michelson u. Morley.) Entscheidend für den Dopplereffekt ist daher nur die Relativgeschwindigkeit (v ≅ vQ - vB für v << c) von Quelle und Beobachter. → f '= f ⋅ v c v 1− c 1+ Meist gilt v << c und damit: ⎛ v⎞ f ' ≅ f ⋅ ⎜1 + ⎟ ⎝ c⎠ Anwendung/Relevanz: - Linienverbreiterung in Spektroskopie - Verschiebung ganzer Spektren → - Astronomie: Geschwindigkeitsmessungen und Entfernungsbestimmungen durch Messung der ‚Rotverschiebung’ z = ∆λ/λ. (Stichworte: Dopplerverbreiterung, Fluchtgeschwindigkeit, Expandierendes Universum, Hubble-Konstante, Quasare) Anmerkung: In allen Formeln zum Dopplereffekt wurde die Geschwindigkeit positiv für aufeinanderzu bewegte Objekte betrachtet, entfernen sie sich voneinander ist lediglich v durch -v zu ersetzen. PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 24 - 4.6 Reflexion von Wellen Trifft eine Welle auf ein Medium mit anderem Wellenwiderstand Z2, wird sie teilweise reflektiert Aus der Stetigkeit der Amplituden an der Grenzfläche ( A0 + Ar = Atr ) und der Energieerhaltung ( I0 = Ir + Itr ) folgt die Amplitude der reflektierten Welle Ar und der transmittierten Welle Atr: Ar = A0 ⋅ Z0 − Z2 Z0 + Z2 Atr = A0 ⋅ 2Z 0 Z0 + Z2 Für Z2 > Z0 wird Ar negativ, die reflektierte Welle erfährt einen Phasensprung um π. Für die Intensitäten gilt: 2 Ir ⎛ Z0 − Z2 ⎞ ⎟ =: R =⎜ I 0 ⎜⎝ Z 0 + Z 2 ⎟⎠ Reflexionsfaktor I tr 4Z 0 Z 2 = =: 1 − R I 0 (Z 0 + Z 2 )2 Transmissionsfaktor (Energieerhaltung!) Diese Gesetzmäßigkeit gilt allgemein für Transversal- und Longitudinalwellen. Speziell in der Optik gilt wegen Z ~ n Z0 bei Übergang von Medium 1 nach 2: ⎛ n − n2 I R = r = ⎜⎜ 1 I 0 ⎝ n1 + n 2 PhI_M2 Hoeppe, 2009 ⎞ ⎟⎟ ⎠ 2 - 25 - 4.7 Stehende Wellen Stehende Wellen entstehen durch (mehrfache) Überlagerung von Wellen mit ihren reflektierten Wellenzügen. Sie verhalten sich wie eine Schwingung und können auch als solche beschrieben werden: Wellen sind ‚laufende Schwingungen’, stehende Wellen sind Schwingungen. Stehende Welle durch Reflexion an dichteren Medien: Die reflektierte Welle erfährt einen Phasensprung um π, an der Grenzfläche zwischen den Medien entsteht ein ‚Schwingungsknoten’. Stehende Welle durch Reflexion an dünneren Medien: Die reflektierte Welle erfährt keinen Phasensprung, an der Grenzfläche zwischen den Medien entsteht ein ‚Schwingungsbauch’. Bei gegebener Frequenz ist Wellenlänge mit c des Mediums festgelegt. Eine stehende Welle ist möglich für: L = n⋅ PhI_M2 Hoeppe, 2009 λ 2 n = 1, 2, 3, ... Resonanzbedingung - 26 - umgekehrt: Für gegebenes L und c tritt Resonanz nur für bestimmte Frequenzen fi = c/λi auf: L = 1⋅ λ1 L = 2⋅ λ2 L = 3⋅ ... L = n⋅ 2 2 λ3 2 λn 2 → f1 = c λ1 → f2 = → f3 = → fn = = c λ2 c λ3 c λn c 2L Grundschwingung = 2⋅ c 2L 1. Oberschwingung = 3⋅ c 2L 2. Oberschwingung = n⋅ c 2L n-1. Oberschwingung Bsp.: Schwingende Saiten bei Musikinstrumenten Stehende Welle durch Reflexion an dünnerem bzw. dichterem Medium: Eine stehende Welle ist hier möglich für („links Knoten - rechts Bauch“): L= 1 λ ⎛1 1⎞ ⎛2 1⎞ ⎛n 1⎞ λ , ⎜ + ⎟λ , ⎜ + ⎟λ ,.... , ⎜ + ⎟λ = (2n − 1) 4 4 ⎝2 4⎠ ⎝2 4⎠ ⎝2 4⎠ λn = 4L → 2n − 1 fn = c λn = (2n − 1) c 4L n = 1, 2, 3, ... n = 1, 2, 3, ... Bsp: Mechanische Schwingung einer Stabantenne am Auto, Pfeife, Flöte PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 27 - Mathematische Beschreibung bei Reflexion am dichteren Medium: A(x,t) = Ahin + Arück = A0cos(kx-ωt) + A0cos(kx+ωt + π) cos(α + π ) = − cos(α ) → A(x,t) = Ahin + Arück = A0cos(kx-ωt) - A0cos(kx+ωt) cos(α ± β ) = cos(α ) cos( β ) m sin(α ) sin( β ) → A(x,t) = Ahin + Arück = A0[ { cos(kx)cos(ωt) + sin(kx)sin(ωt) } { cos(kx)cos(ωt) - sin(kx)sin(ωt) } ] → A(x,t) = 2A0 sin(kx)sin(ωt) → in Raum und Zeit periodisch, → aber nicht mehr fortschreitend ! → für kx = nπ immer Amplitude von 0: “Knoten“ → für kx = nπ + ½π maximale, mit sin(ωt) varierende Amplitude: “Bäuche“ → Orte der Knoten und Bäuche im Raum fest: „stehende Welle“ AKUSTIK: Maximale Amplitude der (lokalen) Schwingungen entspricht Schallschnelle, Orte mit maximaler „Schalldruckamplitude“ bzw. zeitlich max. Druckschwankung sind um λ/4 verschoben! Bei stehenden Wellen werden dadurch Knoten und Bäuche vertauscht ! OPTIK / E.M.-Wellen: Anpassung, d.h. Minimierung von Reflexion, erreichbar durch - λ/4 Schichten (Entspiegeln) - λ/4 Trafo’s („Transformation von Wellenwiderständen auf Bezugsebene“) Problem: Anpassung nur „schmalbandig“ möglich, d.h. nur für kleinen Bereich von Wellenlängen bzw. Frequenzen. PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 28 - PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 29 - 4.8 Interferenz Als Interferenz bezeichnet man die Überlagerung von Wellen gleicher Frequenz und fester Phasenbeziehung. (Stichwort: Kohärenz) Konstruktive Interferenz: → Verstärkung Überlagerung bei gleicher Phase Destruktive Interferenz: → Auslöschung Überlagerung bei Phasenunterschied von π, bzw. Gangunterschied von λ/2 Räumliche Interferenzmuster ergeben sich bei Überlagerung von kohärentem Licht unterschiedlicher Ausbreitungsrichtung: → Interferenz von Wasserwellen → Interferometer (Michelson, Fabry-Perot, Laser, ...) → Genaueste Messungen von Weglängen in der Größenordnung von λ → Planparallele Schichten, Entspiegelung von Gläsern → Vielfachreflexion bzw. Vielstrahlinterferenz, Fabry-Perot Interferometer → Beugung an Spalt und Gitter PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 31 - 4.9 Beugung Unter Beugung versteht man die Ablenkung von Wellen, d.h. die Änderung ihrer Ausbreitungsrichtung soweit sie nicht durch Brechung bedingt ist. Erklärung: Huygens’sches Prinzip: Jeder Punkt einer Wellenfront ist Ausgangspunkt einer neuen kugelförmigen Elementarwelle Ebene Welle 4.9.1 Kante Spalt Beugung am Spalt Vereinfachte Darstellung: Betrachte jeweils 2 Elementarwellen, welche Spalt in halbem Spaltabstand b/2 in gleicher Richtung verlassen und destruktiv interferieren (→ Minima). ∆= b λ ⋅ sin α = n ⋅ 2 2 → Minima für: sin α = n ⋅ λ b mit n = 1, 2, 3, .. Die Lage der Maxima lässt sich nicht im vereinfachten Bild erklären, sie liegen aber zwangsläufig zwischen den Minima: → Maxima für: sin α ≅ (2n − 1) ⋅ λ 2b mit n = 1, 2, 3, .. und α = 0 PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 32 - Intensitätsverteilung ergibt sich aus Integration über alle Teilstrahlen / Elementarwellen des Spalts in einer Richtung: I SPALT λ = 0,5 µm ⎛ sin x ⎞ = I0 ⎜ ⎟ ⎝ x ⎠ 2 mit x= π ⋅b sin α λ b = 0,1 µm 1 I Spalt ( α ) 0.5 0 1 0.5 0 0.5 1 0.5 1 0.5 1 0.5 1 sin( α ) λ = 0,5 µm b = 0,5 µm 1 I Spalt ( α ) 0.5 0 1 0.5 0 sin( α ) λ = 0,5 µm b = 1 µm 1 I Spalt ( α ) 0.5 0 1 0.5 0 sin( α ) λ = 0,5 µm b = 2 µm 1 I Spalt ( α ) 0.5 0 1 0.5 0 sin( α ) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 33 - 4.9.2 Beugung am Doppelspalt Vereinfachte Darstellung: Betrachte Elementarwellen, welche Spalte im Abstand d in gleicher Richtung verlassen und konstruktiv interferieren (→ Maxima). Die Spalte seien zunächst sehr klein gegen die Wellenlänge: ∆ = d ⋅ sin α = n ⋅ λ → Maxima für: sin α = n ⋅ λ d mit n = 0, 1, 2, 3, .. Die Lage der Minima ergibt sich entsprechend für einen Gangunterschied von einer halben Wellenlänge: ∆ = d ⋅ sin α = 1 3 5 λ , λ , λ , ... → Minima für: 2 2 2 sin α = (2n + 1) ⋅ λ 2⋅d mit n = 0, 1, 2, 3, .. Die Intensitätsverteilung ergibt sich aus der phasengerechten Summation beider Teilstrahlen, d.h. der Elementarwellen der Spalte in einer Richtung: Doppelspalt-Interferenzfunktion: I DS − IF = I 0 cos 2 ( y ) mit y= π ⋅d sin α λ Bei Berücksichtigung der endlichen Spaltbreite ergibt sich das Gesamtbeugungsbild aus der Überlagerung (Multiplikation) der Doppelspalt-Interferenzfunktion mit der Beugungsfunktion des Spaltes: ⎛ sin x ⎞ I DS = I Spalt ⋅ I DS − IF = I 0 ⎜ ⋅ cos y ⎟ ⎝ x ⎠ PhI_M2 Hoeppe, 2009 2 mit x= π ⋅b sin α , λ y= π ⋅d sin α λ - 34 - Beugungsfunktion des Doppelspalts für λ = 0,5 [µm]: b = 0,1 ; d = 1 1.2 1 Spalt( α ) Doppelspalt( α ) Spalt( α ) . Doppelspalt( α ) 0 0.5 0 1 0.5 b = 0,1 ; d = 3 0 0.5 sin( α ) 1 1 1 1 Spalt( α ) Doppelspalt( α ) Spalt( α ) . Doppelspalt( α ) 0.5 0 1 0.5 0 0.5 1 0.5 1 0.5 1 sin( α ) b = 1 ; d = 3 1 Spalt( α ) Doppelspalt( α ) Spalt( α ) . Doppelspalt( α ) 0.5 0 1 0.5 0 sin( α ) b = 2 ; d = 10 1 Spalt( α ) Doppelspalt( α ) Spalt( α ) . Doppelspalt( α ) 0.5 0 1 0.5 0 sin( α ) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 35 - 4.9.3 Beugung am Gitter Vereinfachte Darstellung: Betrachte Elementarwellen, welche Spalte im Abstand d in gleicher Richtung verlassen und konstruktiv interferieren (→ Maxima). Die Spalte seien zunächst sehr klein gegen die Wellenlänge. (Prinzipiell wie Doppelspalt, jedoch durch die Vielstrahlinterferenz deutlichere Maxima.) ∆ = d ⋅ sin α = n ⋅ λ → Maxima für: sin α = n ⋅ λ d mit n = 0, 1, 2, 3, .. Die Minima sind - zwischen weiteren Nebenmaxima - zwischen den Maxima verteilt. Typischerweise sind nur die Maxima deutlich sichtbar und aufgrund der Vielstrahlinterferenz an N Spalten sehr ausgeprägt. Die Gesamtbeugungsfunktion ergibt sich wieder aus der Überlagerung von Gitter- und Spaltbeugung: I = I SPALT ⋅ I Gitter ⎛ sin x ⎞ = I0 ⎜ ⎟ ⎝ x ⎠ 2 ⎛ sin( N ⋅ y ) ⎞ ⎟⎟ ⋅ ⎜⎜ ⎝ N ⋅ sin( y ) ⎠ 2 π ⋅b sin α λ π ⋅d y= sin α λ x= Stichworte: → Dispersives Element, Gitterspektrometer, Spetrallinien → Raumgitter, Röntgenbeugung, Gitterkonstanten, Strukturanalyse PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 36 - Gitterbeugungsfunktionen für λ = 0,5 µm und verschiedene Gitterparameter: b = 1 µm d = 5 µm 1 Spalt( α ) Gitter( α ) N=3 Spalt( α ) . Gitter( α ) 0.5 0 1 0.5 0 0.5 1 0.5 1 0.5 1 0.5 1 sin( α ) b = 0,2 µm d = 2 µm 1 Spalt( α ) Gitter( α ) N=3 Spalt( α ) . Gitter( α ) 0.5 0 1 0.5 0 sin( α ) b = 0,2 µm 1 d = 2 µm Spalt( α ) Gitter( α ) N=6 Spalt( α ) . Gitter( α ) 0.5 0 1 0.5 0 sin( α ) b = 0,2 µm 1 Spalt( α ) d = 2 µm N = 20 Gitter( α ) Spalt( α ) . Gitter( α ) 0.5 0 1 0.5 0 sin( α ) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 37 - 4.9.4 Auflösungsvermögen optischer Geräte A) Mikroskop (Theorie nach Abbe) Annahme: Licht zweier nah beieinanderliegender Gegenstandspunkte Abstand d ≥ λ ist zwangsweise kohärent. Man betrachtet daher diese Bildpunkte wie die beiden Spalte eines Doppelspaltes→ Abbe: 2 Punkte sind auflösbar, falls mindestens das 1 Minimum des Doppelspaltbeugungsbildes in das Objektiv des Mikroskops fällt, d.h. d⋅sinα = 1⋅λ . Für ein unendlich großes Objektiv wird max. Beugungswinkel 90° und damit gilt als absolute Grenze (unabhängig von der Art des Mikroskops) dmin ≅ λ . B) Fernrohr Annahme: Licht zweier weit (voneinander) entfernter Gegenstandspunkte, z.B. zweier Sterne, ist sicher inkohärent. Die beugende Struktur ist hier die Apertur A des Fernrohres, welches zwei unabhängige Beugungsscheibchen (vereinfacht: entsprechend Spalt) erzeugt. Kleinster auflösbarer Winkelabstand αmin , unter welchem die zwei Objekte (ohne Optik) erscheinen: α min = λ A C) Spektrales Auflösungsvermögen Betrifft Trennvermögen bzgl. den unterschiedlichen Wellenlängen eines Spektrums. Rayleighkriterium: Zwei „Farben“ sind gerade noch als getrennte Linien erkennbar, wenn ihr Abstand größer ist als ihre spektrale Halbwertslinienbreite. Bsp.: Das Auflösungsvermögen AV eines optischen Gitters ist AVG = n · N, wobei n die verwendete Ordnung und N die Zahl der verwendeten bzw. der beleuchtetet Spalte beschreibt. PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 38 - 4.10 Brechung Fällt eine Welle (nicht senkrecht) auf ein Medium mit anderem Wellenwiderstand (bzw. Brechungsindex), ändert sich ihre Ausbreitungsrichtung. Man spricht hier von Brechung. A) Snelliussches Brechungsgesetz Betrachte ebene Welle, welche schräg auf die Grenzfläche zwischen zwei Medien fällt. (Die Grenzfläche sei eben für Bereiche ≥ λ .) Die Frequenz der Welle ändert sich nicht. Aufgrund der verschiedenen Ausbreitungsgeschwindigkeiten aber die Wellenlängen entsprechend f = c λ = const = c1 λ1 = c2 λ2 Betrachte zwei Teilstrahlen, welche mit dem Gangunterschied λ1 die Grenzfläche im Abstand x erreichen. Nach dem Huygensschen Prinzip überlagern sich die Teilwellen mit dem Gangunterschied λ2 im Medium 2 konstruktiv zu einer neuen Wellenfront, so dass gilt: λ1 sin α 1 λ c ⋅f c = x = 1 = 1 = 1 sin α 2 λ 2 λ2 c2 ⋅ f c2 x In der Optik gilt mit ci = sin α 1 λ1 c1 n 2 = = = = n12 sin α 2 λ 2 c 2 n1 PhI_M2 Hoeppe, 2009 1 ε i ⋅ µi = 1 ε 0ε r i ⋅ µ 0 µ r i = c0 ε r i ⋅ µr i = c0 ni ni Brechungsindizes; nij Brechzahl - 39 - B) Doppelbrechung Bei anisotropen Medien hängt die Brechzahl von der Schwingungsrichtung der Welle (Polarisation) ab. (In der Optik wird die Polarisation durch die Schwingungsrichtung des E-Feldes definiert.) Dadurch werden die Anteile unterschiedlicher Polarisation (Teilstrahlen) i.A. unterschiedlich gebrochen. Man spricht von Doppelbrechung. (klass. Bsp.: Doppelbrechung von Licht an Kalkspat oder Quarz Einkristallen) C) Totalreflexion (hier: Optik) Betrachte das Snelliussche Brechungsgesetz für den Übergang vom optisch dichteren Medium ins optisch dünnere, also für n1 > n2: Das Licht wird jetzt „vom Lot weg“ gebrochen. Wird der Einfallswinkel α1 größer, so wird bei einem Winkel α1 = αgrenz der Austrittswinkel α2 = 90° und das Licht kann nicht mehr in das Medium 2 übergehen. Es wird zwangsläufig vollständig (total) reflektiert. Entsprechend Snellius gilt hier: sin α grenz sin 90° = sin α grenz = n2 = n12 n1 (Anwendung: Refraktometer / Abbe-Refraktometer, vgl. Übungen) Anmerkung: Der Grad der Reflexion ist auch von der Polarisation des Lichtes und den entsprechenden Eintrittswinkeln abhängig (vgl. Doppelbrechung). Dies ergibt sich aus der Anwendung der Stetigkeitsbedingung (vgl. 4.6) für das elektrische Feld an der Grenzfläche, welche nur für die tangential zur Grenzfläche liegende Komponente gilt. Daher ändern sich die Anteile der Polarisationen für das reflektierte Licht mit dem Winkel; für eine bestimmten Winkel, den sog. Brewsterwinkel αBrewster = arctan(n2/n1), ist das reflektierte Licht sogar vollständig polarisiert. PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 40 - 4.11* Dispersion Die Brechung von Wellen an Grenzflächen ist nicht nur von der Polarisation und dem Eintrittswinkel abhängig, sondern auch wesentlich von der Wellenlänge bzw. der Frequenz der Welle. Ursache hierfür ist die frequenzabhängige Wechselwirkung der Welle mit der Materie des Mediums, wodurch die Phasengeschwindigkeit der Welle i.A. eine Funktion der Frequenz wird. • keine (oder lineare) Dispersion liegt vor, wenn gilt c = f ⋅λ = ω k mit = const dc =0 dλ bzw. v g ≡ dω =c dk d.h. c ist konstant; z.B. Licht/E.M. Welle in Vakuum • normale Dispersion liegt vor, wenn gilt c = f ⋅ λ( f ) = ω (k ) k ≠ const , mit dc >0 dλ bzw. v g ≡ dω <c dk d.h. die Ausbreitungsgeschwindigkeit c wird mit der Wellenlänge größer; z.B. sichtbares Licht in Materie • anomale Dispersion liegt vor, wenn gilt c = f ⋅ λ( f ) = ω (k ) k ≠ const , mit dc <0 dλ bzw. v g ≡ dω >c dk d.h. c wird mit der Wellenlänge kleiner; z.B. fernes UV-Licht in Materie, Mikrowellen in Hohleiter Anwendung: Prismenspektralapparat, Regenbogen Anmerkung: In der Nachrichtentechnik werden Signale mit Hilfe verschiedener Frequenzen übertragen, breiten sich diese in Folge einer Dispersion unterschiedlich schnell aus, kann es zu einem Signalverlust kommen. Der Schwerpunkt eines Wellenpaketes, welches aus verschiedenen Frequenzen besteht, breitet sich mit der sog. Gruppengeschwindigkeit vg = dω/dk aus. PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 41 - 5 5.1 5.1.1 Optik Strahlenoptik Fermat’sches Prinzip A) Optische Weglänge Durch die Einführung der optischen Weglänge ∆=n·s wird die geringere Phasengeschwindigkeit c’ in einem Medium auf ein scheinbar vergrößerte Weglänge abgebildet. n bezeichnet hier den Brechungsindex im Medium und s die jeweilige geometrische Weglänge. B) Fermat’sches Prinzip Ein Lichtstrahl, der von Punkt A nach B gelangt, verläuft auf dem Weg mit der kürzesten optischen Weglänge, d.h. ∆ → Min. Bsp: Optische Weglänge in Medium 1: Optische Weglänge in Medium 2: 2 ∆1 = n1 · sAX ; sAX = a2 + x2 2 ∆2 = n2 · sXB ; sXB = b2 + (c-x)2 Gesamte Optische Weglänge: ∆(x) = ... → Min. , d.h. daraus folgt n1 ⋅ x s AX = n2 ⋅ c−x s XB und mit sin α 1 = ! d ∆ ( x) = 0 dx x s AX bzw. sin α 2 = c−x s XB unmittelbar das Snelliussche Brechungsgesetz: n1 ⋅ sin α 1 = n 2 ⋅ sin α 2 PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 42 - 5.1.2 Optische Linsen Linsen dienen der gezielten Lichtbrechung durch gekrümmte Oberflächen. Der Strahlengang berechnet sich durch die lokale Anwendung des Snelliusschen Brechungsgesetzes (vgl. „Linsen.exe“): A) Linsenformen: Bikonvex, Plankonvex, Bikonkav, Plankonkav, konvex-konkav B) Hauptebenen: Zur Vereinfachung der Beschreibung des Strahlenganges einer Linse werden sog. Hauptebenen eingeführt. Die Brennweite f entspricht dem Abstand Hauptebene Fokus, an welchem parallel einfallende Strahlen zusammenlaufen. Bei Konkavlinsen wird die Brennweite negativ angegeben, sie entspricht dem Abstand zum virtuellen Fokus (→ virtuelles Bild). Bei dicken Linsen oder Linsensystemen sind i.A. zwei Hauptebenen nötig, um das Abbildungsverhalten richtig zu beschreiben. Für asymmetrische Linsen bzw. Linsensysteme liegen diese in ungleicher Entfernung vom Linsenmittelpunkt. (Stichwort: „Dicke Linse“) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 43 - C) Brechwert, Linsenmacherformel: D= 1 f nennt man Brechtwert (Brechkraft) einer Linse. Einheit: Dioptrie, 1 dptr = 1 m-1 Für eine Sphärische Linse mit den Krümmungsradien r1 und r2 gilt näherungsweise die Linsenmacherformel: D= ⎛1 1⎞ 1 = (n − 1) ⋅ ⎜⎜ + ⎟⎟ f ⎝ r1 r2 ⎠ D) Linsenfehler: - Sphärische Aberration Sphärische Linsen fokussieren nur für große Krümmungsradien bzw. achsnahe Strahlen hinreichend gut. (vgl. „Linsen.exe“) - Astigmatismus uneinheitliche Krümmungsradien in der zur opt. Achse senkrechten Ebene (zylindrische Verformung) führen zu verschiedenen Brennweiten bzw. zu einer ‚Brennlinie’ statt einem Brennpunkt. - Chromatische Aberration Infolge der Dispersion des Linsenmaterials hat die Linse für Licht verschiedener Wellenlänge verschiedene Brennpunkte. Abhilfe schaffen komplexe Linsensysteme mit Linsen aus verschiedenen Materialien bzw. Brechzahlen. Hohlspiegel zeigen diesen Fehler nicht. Daher werden insbesondere bei Spektral- apparaten eher Hohlspiegel als Linsen verwendet. Zudem zeigen diese neben der fehlenden Dispersion auch keine Absorption, d.h. das Licht (insbesondere UV-Licht) wird nicht gedämpft. Überhaupt werden häufig Spiegel statt Linsen verwendet, wenn die verfügbaren Intensitäten schwach sind: Linsen mit Durchmessern größer als z.B. einen Meter sind teuer. schwer und damit mechanisch instabil. In der Astronomie findet man daher eigentlich eher Spiegelteleskope. PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 44 - 5.1.3 Bildkonstruktion A) Abbildungsgesetz Die Abbildung eines Gegenstandspunktes (Pfeilspitze) lässt sich mit Hilfe der Hauptebene und zwei Strahlen einfach konstruieren: 1. Der Parallelstrahl wird an H durch F’ gebrochen. 2. Umgekehrt wird der Fokusstrahl and der Hauptebene zu einem Parallelstrahl hinter der Linse gebrochen. ( 3. Häufig auch betrachtet: der Mittelpunktsstrahl wird nicht gebrochen) Durch betrachten von tanϕ (Strahlensätze) folgt das Abbildungsgesetz B b = G g und nach etwas Umformung die Linsen-Abbildungsformel: 1 1 1 = + f b g B) Linsensysteme Die Brechkraft (direkt) hintereinandergeschalteter Linsen addiert sich: D = D1 + D2 → 1 1 1 = + f f1 f 2 (Bei Konkavlinsen ist das negative Vorzeichen von f zu beachten!) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 45 - Offen bleibt jedoch die Frage der Bildkonstruktion, da bei der zweiten Linse der Fokusstrahl nicht mehr konstruiert werden kann: Da die Brechkraft der Linsen sich addiert (vgl. o.), sollte eine Konstruktion mit der Brennweite f möglich sein, jedoch muss hier auch der Abstand der beiden Einzellinsen berücksichtigt werden! C) Hauptebenen (Dicke Linsen) Durch Einführung von zwei Hauptebenen (für obiges Linsensystem ca. im Abstand der beiden Linsen an den Orten H1 und H2) und der Gesamtbrennweite f konstruiert sich die Abbildung wie folgt: 1. Der Parallelstrahl wird an der zweiten Hauptebene H’ durch F’ gebrochen. 2. Umgekehrt wird der Fokusstrahl durch F an H zu einem Parallelstrahl. Auch für dicke Linsen müssen für eine gute Beschreibung der Abbildung zwei Hauptebenen H und H’ und i.A. auch zwei Brennweiten f und f’ verwendet werden. Obige Darstellung ist etwas vereinfacht: Für ein Linsensystem aus zwei verschiedenen Linsen oder eine asymmetrische dicke Linsen liegen die Hauptebenen H und H’ asymmetrisch im Linsenkörper oder sogar außerhalb von ihm. Die Brennweiten f und f’ links bzw. rechts der Linse sind jedoch betragsmäßig gleich, falls die Linse an Medien gleicher Brechzahl grenzt. PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 46 - 5.1.4 Optische Geräte A) Sehwinkel Der Sehwinkel für einen ohne Hilfsmittel betrachteten Gegenstand ist abhängig von der Größe und der Entfernung des Objektes. Für einen (kleinen) Gegenstand wird als Bezugsgröße der Sehwinkel ε0 definiert, der sich bei Betrachtung des Gegenstandes aus der Bezugssehweite (deutliche Sehweite) von 25 cm ergibt: B) Vergrößerung Durch Einbringen eines optischen Geräts in den Strahlengang wird der Sehwinkel, also der Winkel unter dem das Bild eines Gegenstandes erscheint, vergrößert. Als Vergrößerung V bezeichnet man das Verhältnis der Winkel ε/ε0 . V ≡ ε ε0 Wenn der Sehwinkel sehr klein ist gilt auch ε ≅ tan ε = G/g C) Lupe Ein Lupe wird betrieben mit g ≤ f, wobei das Bild mit einem entspannten Auge betrachtet wird, d.h. Starhlen eines Bildpunktes fallen parallel in das Auge. Man erhält ein virtuelles (hier aufrechtes) Bild mit einer Vergrößerung V von: V = PhI_M2 Hoeppe, 2009 ε G/g G/ f ≅ ≅ ε 0 G / s0 G / s0 → V LUPE = s0 f ( in praxi V ≤ 10 ) - 47 - D) Mikroskop Das Mikroskop besteht aus einem Linsensystem mit mindestens 2 Konvexlinsen. Das vom Objektiv erzeugte Zwischenbild B wird mit dem Okular wie mit einer Lupe betrachtet: - Lateralvergrößerung durch Objektiv: - Vergrößerung durch Okular ~ Lupe: → Gesamtvergrößerung: VMik = B b b = ≅ G g f s Vok ≅ 0 ≅ 10 f ok b s0 b ⋅ ≅ ⋅ 10 f f ok f ( z.B.: f ≅ 3mm; b ≅ 300mm → VMik ≅ 1000 ; Stärke Vergrößerungen machen aus wellenoptischen Gründen keinen Sinn, vgl. 4.9.4) E) Fernrohr Hier sog. astronomisches Fernrohr: Aufbau vergleichbar mit Mikroskop, jedoch sind hier die einfallenden Strahlen praktisch parallel, d.h. g → ∞. Das Zwischenbild erscheint daher direkt hinter dem Brennpunkt des Objektivs, womit fobj und fok praktisch zusammenfallen: Mit tan ε 0 ≅ ε 0 ≅ B B und tan ε ≅ ε ≅ gilt: f ok f obj V Fern = f obj f ok (s.a.: Keplersches - oder Galileisches Fernrohr) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 48 - 5.2 Quantennatur des Lichts Newtons Teilchenhypothese des Lichts ist ungeeignet zur Beschreibung der Ausbreitung des Lichts. Zur Erklärung von z.B. Beugung und Interferenz muss das Wellenmodell verwendet werden. Es zeigt sich jedoch, dass zur Beschreibung von Wechselwirkungen des Lichts mit Materie (Absorption und Emission) wieder ein Teilchencharakter des Lichts angenommen werden muss (→ Lichtquanten, Photonen) 5.2.1 Photoeffekt Fällt (monochromatisches) Licht auf eine (elektrisch leitende) Kathode in einer Vakuumröhre, so können durch das Licht Elektronen ausgelöst werden. Die über die Anode abfließenden Elektronen können als elektrischer Strom gemessen werden: Dieser Strom nimmt mit der Lichtintensität zu, kann aber unabhängig von der Lichtintensität I durch Anlegen einer Gegenspannung U0 zum versiegen gebracht werden! Man beobachtet, dass die jeweilig anzulegende Spannung U0 eine lineare Funktion der Frequenz f des eingestrahlten Lichts ist: U 0 = U 0 ( f ) = const ⋅ f − ∆U ∆U = const ⋅ f grenz Auch ohne Anlegen einer Gegenspannung, also für U0 = 0 , wird erst ab f ≥ fgrenz ein Photostrom beobachtet. ∆U ist weder von der Frequenz noch von der Intensität des Lichts abhängig sondern nur abhängig von den verwendeten Materialien im Versuchsaufbau. PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 49 - Erklärung (Einstein, 1905): Licht kann seine Energie nur in ‚Portionen’ abgeben, wobei eine ‚Energieportion’ E = h⋅f ein Lichtquant bzw. ein Photon definiert. h ist das sog. Planck’sche Wirkungsquantum: h = 6,626⋅ 10-34 J⋅s Interpretiert man ∆U⋅e als Austrittsarbeit ∆WA, welche geleistet werden muss, um die Elektronen aus der Kathode zu lösen, ergibt sich: U ⋅ e + ∆U ⋅ e = U ⋅ e + ∆W A = const ⋅ f ≡ h ⋅ f = E PHOTON Es fließt demnach nur ein Strom, wenn die Energie der eingestrahlten Photonen größer ist als ∆WA, und die ausgelösten Elektronen noch eine positive kinetische Energie Ekin = h⋅f - ∆WA erhalten. Anwendungen des Photoeffekts: - Lichtintensitätsmessung Photozelle wie oben abgebildet wird bei pos. angelegter Spannung U in Sättigung betrieben. Der Photostrom ist dann proportional zur Lichtintensität, d.h. zur Zahl einfallender Photonen (Bsp.: Geigerzähler) - Sekundärelektronenvervielfacher (→ Photomultiplier) Über die Erzeugung von Photonen durch einzelne schnelle Elektronen, werden wiederum in einer Hochspannungsanordnung mittels des Photoeffekts viele Elektronen ausgelöst und damit zu leicht messbaren Stromstößen. (s.a. REM) - Halbleiterbauteile wie z.B. Solarzelle ( innerer Photoeffekt ) Durch Absorption eines Photons wird ein Atom bzw. Molekül ionisiert. Das freie Elektron verlässt aber das Material nicht, sondern bleibt als Ladungsträger in dem Festkörper erhalten (Anhebung ins Leitungsband). So wird die Leitfähigkeit bzw. der elektr. Widerstand des Halbleiters abhängig von der Lichtintensität (→ Photosensoren). Werden bei geeigneter Kombination von Halbleitern die vom Licht erzeugten Ladungen getrennt, kann die Lichtenergie in elektrischen Strom umgewandelt werden. PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 50 - 5.2.2 Teilchen-Welle Dualismus; Materiewellen A) Elektronenstreuexperiment von G.P. Thomson (1892-1975) 1927 : Thomson beschoss eine Graphitfolie mit in einer Vakuumröhre beschleunigten Elektronen. Das beobachtete Interferenzbild am Schirm kann nur durch Welleneigenschaften der Elektronen erklärt werden. bereits zuvor: B) De Broglie (1892-1987) Wellenlänge von Teilchen 1924 : Teilchen haben entsprechend ihres Impulses p (d.h. ihrer Masse und kinetischen Energie) eine Wellenlänge h λ deBroglie = p und breiten sich wie Wellen aus. Für im E-Feld beschleunigte Elektronen gilt mit E kin = λe = − h = p p2 1 me v 2 = =U ⋅e: 2 2 ⋅ me h 2 ⋅ me ⋅ U ⋅ e Streuexperimente wie das von Thomson lassen sich so erklären. Es zeigt sich letztlich, das ein Teilchen nicht durch eine Welle allein sondern durch ein Wellenpaket beschrieben werden muss. Die Teilchengeschwindigkeit entspricht der Gruppengeschwindigkeit dieses Wellenpaketes und nicht der (größeren) Phasengeschwindigkeit. In Folge der Dispersion laufen diese Wellenpakete „mit der Zeit auseinander“, wodurch der Ort eines Teilchens immer unbestimmter wird. Hier zeigen sich bereits die begrifflichen Schwierigkeiten der ‚Wellenmechanik’ bzw. der Quantentheorie (→Unschärferelation, Messprozess). PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 51 - 6. 6.1 6.1.1 Aufbau der Materie Atomphysik Atommodelle A) Spektrallinien Licht wird von Materie / Atomen i.A. nicht als kontinuierliches Spektrum, sondern insbesondere von Gasen als Linienspektrum emittiert. Balmer (1825-1898) fand 1885 empirisch, dass das Linienspektrum des Wasserstoff darstellbar ist als: f = 1 ⎞ ⎛ 1 = Rf ⎜ 2 − 2 ⎟ λ n ⎠ ⎝m c Rf = 3,288·1015 Hz, Rydbergfrequenz Neben den chemischen Eigenschaften der Atome, musste ein gutes Modell für den Aufbau eines Atoms auch die Spektrallinien erklären können. B) Atommodell von J.J. Thomson (1856-1940) 1904: Spektrallinien ? Streuversuch von Rutherford? C) Streuversuch von Rutherford (1871-1937) 1911: Beschuss einer dünnen Goldfolie mit Teilchen (He2+-Kernen): Die meisten Teilchen werden kaum oder gar nicht abgelenkt Winkelverteilung der Streustrahlung war theoretisch nur erklärbar mit der Annahme von „harten“ schweren Kernen mit Durchmessern von ca. 10-15 m, also viel kleiner als Atom mit ca. 10-10 m! PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 52 - D) Rutherford / Bohrsches (1885-1962) Atommodell 1916: Fe = 1 e 2 ! me v 2 = = Fz 4πε 0 r 2 r E pot = − 1 e2 4πε 0 r ; Ekin = 1 me v 2 2 → Gesamtenergie Eges = Ekin + E pot = − 1 e2 8πε 0 r Strahlung? Forderung Bohr: Stabile Bahn nur für ! Wirkung = ∫ pdq = n ⋅ h → rn = bzw. r l = n⋅h n 2ε 0 h 2 =: n 2 r0 π mee 2 En = − n = 1, 2, 3, .. 1 me e 4 1 =: − 2 E A 2 2 n 8ε 0 h n n: Energie / Hauptquantenzahl ( Energien bzgl. l entartet) Das Spektrum des H-Atoms: En = − 1 me e 4 1 1 = − 2 2,18010 ⋅ 10 −18 J = − 2 13,6 eV 2 2 n 8ε 0 h n n Emission / Absorption: hf i ,k = hω i ,k = ∆Ei ,k = Ei − E k = 13,6 eV ⋅ 1 1 − 2 2 i k i, k = 1, 2, 3 .. → f i ,k = ∆E i , k h = 13,6 eV 1 1 ⋅ 2 − 2 h i k Die Balmer Serie entspricht Übergängen von angeregten Zuständen mit n = 3, 4, 5, .. auf den Zustand n = 2. Später beobachtet: → n = 1: Lyman-Serie (UV) → n = 3: Paschen-Serie (IR) → n = 4: Bracket-Serie (IR) → n = 5: Pfund-Serie (IR) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 53 - Definitionsgemäß ist die Energie eines freien Elektrons positiv, die eines gebundenen Elektrons negativ (→Bindungsenergie). Ein angeregter Zustand entspricht einer höheren Energie (n > 1) bzw. geringeren Bindungsenergie. Für die Ionisation aus dem Grundzustand, also dem Übergang n = 1 → n = ∞, wird folglich die Energie entsprechend n = 1 also 13,6 eV = 2,18·10-18 J für das H-Atom benötigt. Was für die Emission von Licht gilt, gilt auch für die Absorption: Dies erklärt u.a. das ‚reverse’ Absorptionsspektrum des Sonnenlichts hervorgerufen durch vergleichsweise kühlere Gase in den äußeren Schichten der Sonne(n). (→ Fraunhoferlinien) E) Ergänzungen des Bohrschen Modells durch Sommerfeld (1868-1951) - Berücksichtigung der Mitbewegung des Kerns (reduzierte Masse des e-) - Zulassen von Ellipsenbahnen (vgl. Planeten) + relativistische Masse des e→ Aufhebung der l – Entartung (d.h. Energien auch von l abhängig) → weitere Quantenzahl l = 0, 1, .. n-1 → Erklärung der Feinstruktur, z.B. gelbe „Natrium D-Linie“ bei ~ 590 nm ↔ 589,59 nm + 589,00 nm Alle klassischen Atommodelle versagen bei größeren bzw. komplizierteren Atomen, neben den Spektrallinien können u.a. die magnetischen Eigenschaften nicht erklärt werden. F) Quantenmechanisches Atommodell Die Schrödingergleichung der Quantentheorie ‚liefert’ für gebundene Teilchen (z.B. e- im Atom) immer Lösungen/erlaubte Zustände mit diskreten Energien (→ Quantisierung). Alle beobachteten Spektrallinien, von Atomen (und auch Molekülen) können erklärt werden. Die Beschreibung von Materie als Wellen führt letztlich nur zu Aufenthaltswahrscheinlichkeiten im Raum (→ Orbitale) anstelle eines genau definierten Ortes der betrachteten Elektronen. Sehr stark vereinfacht: e- als stehende Welle im Potential des Atomkerns. Es sind nur Wellenlängen und damit Zustände erlaubt, für die sich „konstruktive Interferenz“ ergibt, d.h. der Umfang der Elektronenbahn muss ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge sein: PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 54 - Aus der relativistischen Theorie des Elektrons von Dirac (1902-1984) 1928 folgt neben n und l eine weitere Quantenzahl s, welche den Spin = Eigendrehimpuls des Elektrons beschreibt. Die Struktur des Periodensystems der Elemente spiegelt sich in den Quantenzahlen n, l und s sowie der Ausrichtung der Drehimpulse im Raum gekennzeichnet durch ml und ms wieder. 6.2 6.2.1 Kernphysik Aufbau von Atomkernen Atomhülle: Elektronen eAtomkern: Nukleonen: - Protonen p+ - Neutronen n me = 9,1095 ⋅10-31 kg re ≅ 2,8 fm mp = 1,6726 ⋅10-27 kg mn = 1,6748 ⋅10-27 kg rp ≅ 1,2 fm rn ≅ 1,2 fm Allgemeine Bezeichnung verschiedener Atomkerne, Nuklide: A Z XN Z N A Protonenzahl = Ordnungszahl (= Elektronenzahl) Neutronenzahl = Z + N Nukleonenzahl = Massenzahl Isotope = Nuklide eines chem. Elements Bsp.: H → 1H (Wasserstoff), 2H (Deuterium), 3H (Tritium) Angabe der Massenzahl A mit Zeichen für chem. Element eindeutig. Ausführlich: 1 1 H0 2 1 H1 3 1 H2 Massenzahl M (= Ar relative Atommasse) im Periodensystem der chem. Elemente ist gewichteter Mittelwert entsprechend der natürlichen Häufigkeit. Bsp: Kohlenstoff: M(C) = 98,90 % ⋅ M(12C) + 1,10% ⋅ M(13C) + 0,00% ⋅ M(14C) = 12,0107 [ u bzw. g/mol] 6.2.2 Radioaktiver Zerfall Beobachtung: Atomkerne sind i.A. instabil, d.h. sie zerfallen in andere Nuklide unter Abgabe von Strahlung → Natürliche Radioaktivität: α - Strahlung: He-Kerne 4He2+ β - Strahlung: Elektronen eγ - Strahlung: Photonen hoher Energie (MeV) → Künstliche Radioaktivität: Positronenstrahlung e+ , Protonenstrahlung p , Neutronenstrahlung n PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 55 - A) Zerfallsgesetz Ein (instabiler) Kern zerfalle mit Wahrscheinlichkeit λ, d.h. er habe eine mittlere Lebensdauer τ = 1/λ. Messbar nur für große Zahl N von Kernen → Aktivität einer Stoffmenge/Probe: N (t ) = N 0 ⋅ e = N0 ⋅ e 20 − t N [ 10 −λ ⋅t ] dN = −λ ⋅ N ⋅ dt → A:= λ⋅N τ Becquerel : 1 Bq = 32 28 24 20 16 12 8 4 0 1 Ereignis s T½ = 20 0 20 40 60 80 100 Zeit Nach der Zeit t = T½ = τ⋅ln2 ist die Hälfte der Kerne zerfallen. B) Zerfallsarten α - Zerfall ( vorwiegend bei schweren Kernen ) A Z K α ⎯ ⎯→ A− 4 Z −2 K ∗ + 24He 2 + β - Zerfall ( Neutron → Proton + Elektron ) A Z K β ⎯⎯→ K ∗ + e− A Z +1 γ - Zerfall ( eigentlich Folgereaktion ) A Z K∗ γ ⎯ ⎯→ K +γ A Z Bsp.: PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 56 - 6.3 Kernenergie und Massendefekt Die freiwerdenden Energien beim Kernzerfall, Kernspaltung oder Kernfusion entspricht freiwerdender Bindungsenergie. Diese sind bei Atomkernen so groß, dass sie sich entsprechend E = mc² in einem messbaren Massendefekt äußern. Bsp.: Sauerstoff ist (letztlich aus Wasserstoff) durch Kernfusionsreaktionen im Inneren von Sternen entstanden. Die dabei freigewordene Energie ’fehlt’ dem Sauerstoffkern, weshalb er leichter ’als erwartet’ ist: 16 O besteht aus 8 Protonen 8 Neutronen 8 Elektronen Summe: 8 x mp = 8 x mn = 8 x me = 8 x 1,67262 ⋅10-27 kg 8 x 1,67482 ⋅10-27 kg 8 x 0,00091 ⋅10-27 kg 26,7868 ⋅10-27 kg Die Masse von 16O ist jedoch 16,1313 u = 26,6395 ⋅10-27 kg, d.h. kleiner! Entscheidend ist die Summe der Bindungsenergien bzw. Massendefekte aller beteiligten Nukleonen. Betrachtet man den Massendefekt pro Nukleon, lässt sich leicht ablesen durch welche Prozesse Energie frei werden kann: Massendefekt / Nukleon [ MeV ] 0 -1 -2 -3 Kernfusion -4 Energiegewinn durch Kernspaltung -5 -6 -7 -8 -9 -10 0 50 100 150 200 250 Nukleonenzahl = Massenzahl A In obiger (schematischer) Darstellung lässt sich auch zeigen: - Die leichten Elemente bis ~ 56Fe entstehen unter Energiegewinn durch Kernfusion in Sternen. ( Anwendung: Fusionsreaktor, Wasserstoffbombe ) - Die schwereren Elemente entstehen unter Energieverbrauch wahrscheinlich hauptsächlich während Supernova-Explosionen. (Eine Fusion von sehr vielen Nukleonen zu einem schweren Kern wäre denkbar, ist aber viel zu unwahrscheinlich.) Umgekehrt wird durch Kernspaltung (in mittelschwere Nuklide) Energie frei. ( Anwendung: Atomkraftwerke, Atombombe ) PhI_M2 Hoeppe, 2009 - 57 -