Seminar: „Die kranke Schilddrüse“ (Prof. Dr. KH. Friedrich) In der Veranstaltung geht es um Ursachen, Diagnostik und Behandlung von Fehlfunktionen der Schilddrüse. Diskutiert werden verschiedene Formen der Schilddrüsenüber- und unterfunktion. Eine Hyperthyreose ist generell eine Überversorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormonen. Wegen der vielfältigen Wirkungen von T3 und T4 kommt es zu auffälligen Allgemeinsymptomen wie Gewichtsabnahme trotz Appetitsteigerung, Unruhe, Schweißneigung und Wärmeintoleranz. Daneben gibt es noch Wirkungen auf einzelne Organe, hier insbesondere auf das Herz-Kreislaufsystem (Tachykardie, Hypertonie), da Schilddrüsenhormone den Myokard für die Wirkung von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin sensibilisieren. Bei der Hypothyreose liegt ein Mangel an Schilddrüsenhormonen vor, die typische Symptomatik besteht in einem reduzierten Metabolismus mit Bradykardie, Kälteempfindlichkeit und Gewichtszunahme. Hyperthyreose Man unterscheidet primäre Hyperthyreosen (Problem der Schilddrüse selbst) von den viel selteneren sekundären und tertiären Formen (Gründe bei Hypophyse bzw. Hypothalamus). Ursächlich für primäre Hyperthyreosen sind zumeist zwei unterschiedliche Formen der Schilddrüsen-Überfunktion: 1. eine Schilddrüsenautonomie (Unabhängigkeit von TSH) durch die Ausbildung von Adenomen (Knotenkropf, noduläre Struma, „heiße Knoten“). Das Krankheitsbild tritt vorwiegend im höheren Alter auf. 2. Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung, bei der TSH-nachahmende Antikörper die Schilddrüse stimulieren und eine Hyperplasie mit Ausbildung eines diffusen Kropfs bewirken. Jüngere Patient(inn)en sind häufiger betroffen. Die Diagnose wird durch die Bestimmung der Schilddrüsenhormone im Blut (T3 und T4 sowie TSH zur Überprüfung des negativen Rückkopplung mit der Hypophyse) sowie durch Sono- und Szintigraphie (nodulärer oder diffuser Kropf) gestellt. Beweisend für den Morbus Basedow ist neben erhöhtem T3/T4 und erniedrigtem TSH das klinische Bild der Merseburger Trias (Struma, Tachykardie, Exophtalamus), insbesondere die Augensymptomatik. Zudem können typische Autoantikörper im Blut nachgewiesen werden. Die Therapie der Hyperthyreose erfolgt durch die Gabe von Medikamenten, die die Schilddrüsenhormonproduktion hemmen (Thyreostatika), sowie durch Verfahren, die das funktionsfähige Schilddrüsengewebe reduzieren (Operation und Radiojodtherapie). Wichtige Thyreostatika sind Hemmer des Natrium-JodidSymporters der Thyreozyten (z.B. Perchlorat und Thiocyanat) und Inhibitoren der Zellperoxidase und MIT/DIT-Kopplungsreaktion (z.B. Thioharnstoff, Thiouracil). Hypothyreose Ein Unterversorgung mit Schilddrüsenhormonen kann zunächst durch einen Jodmangel zustande kommen. Dies manifestiert sich in einem Kropf, der in Folge einer kompensatorischen Hyperplasie der Schilddrüse entsteht. Auch bei Hypothyreosen gibt es primäre und sekundäre/tertiäre Formen. Neben (seltenen) Hypophysentumoren und Mutationen im TSH-Rezeptor können entzündliche Prozesse in der Schilddrüse zu einer Unterfunktion führen, weil funktionelles Gewebe zerstört wird (häufigste Ursache, meist bei Frauen nach dem 40. Lebensjahr). Die Hashimoto-Thyreoditis ist eine Autoimmun-Erkrankung. Der Organismus bildet Antikörper gegen intrazelluläre Proteine der Thyreozyten, z.B. gegen Thyroperoxidase oder Thyreoglobulin, die eine lokale Entzündungsreaktion mit Gewebsuntergang vermitteln. Zur Diagnostik der Hyperthyreosen gehört die Bestimmung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 sowie die Messung des TSH-Spiegels (ist bei primärer Hyperthyreose erhöht). Eine Hashimoto-Erkrankung kann sicher nur anhand des Nachweises der spezifischen Antikörper diagnostiziert werden. Sehr wichtig ist das routinemäßige Vorsorgeprogramm zur Erkennung der angeborenen Hypothyreose, die, wenn sie unbehandelt bleibt, zu schweren Entwicklungsstörungen führt („Kretinismus“). Hypothyreosen können recht problemlos durch Hormonersatztherapie mit LThyroxin behandelt werden. Fragen zur Vorbereitung Es geht nicht darum, diese Fragen im Seminar 1:1 „abzuarbeiten“, sondern dienen hauptsächlich der Selbstkontrolle. Sie sollten in der Lage sein, sie zu beantworten, damit Sie in einem produktiven Seminar sinnvoll mitarbeiten können. Wie und wo geschieht die Hormonsynthese in der Schilddrüse und wie wird sie reguliert? Welche Bevölkerungsgruppen sind häufiger von Schilddrüsen-Fehlfunktionen betroffen? Welche Folgen hat Jodmangel? Welche Symptome sprechen für eine Hyper- bzw. und Hypothyreose? Wie diagnostiziert man Hypo- und Hyperthyreose? Wie kommt es zur Ausbildung einer nodösen Struma? Was ist ein Kropf (Struma)? Welche Formen gibt es? Welche Ursachen kann eine diffuse Struma haben? Wodurch kann eine Hyperthyreose verursacht sein? Was sind Ursachen und Symptome von Morbus Basedow? Wodurch kann es zur Hypothyreose kommen? Welche Befunde sprechen für eine Autoimmun-Thyreoditis? Welche Bedeutung haben pathologisch relevante Antikörper bei Morbus Basedow und der Hashimoto-Thyreoditis? Wie können Hyper- und Hypothyreose behandelt werden?