197 Wegener Math/5_Reihen Mittwoch 04.04.2007 18:38:52 Folgen und Reihen Zahlenfolgen Eine Zahlenfolge a besteht aus Zahlen a1, a2, a3, a4, a5, .... Die einzelnen Zahlen einer Folge heißen Glieder oder Terme. Beispiele für Zahlenfolgen sind die natürlichen Zahlen: 1 die 2 die 1 die 1 die 2 2 3 4 5 6 7 8 geraden Zahlen: 4 6 8 10 12 14 Quadratzahlen: 4 9 16 25 36 49 Zweierpotenzen: 2 4 8 16 32 64 Primzahlen: 3 5 7 11 13 17 9 10 16 11 18 64 12 20 81 128 22 23 -1 1 14 24 100 256 19 13 26 121 512 29 144 1024 31 15 37 ..., 28 ..., 2048 41 ..., ..., ... und eine alternierende Folge: 1 -1 1 © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 1 -1 1 -1 1 -1 1 -1 1 -1 .... Folgen und Reihen Zahlenfolgen Formal gesehen ist eine Zahlenfolge f eine Zuordnung der Menge IN der natürlichen Zahlen zu einer anderen Zahlenmenge A: f: n → an mit n ∈ IN und an ∈ A ⊂ IR Zahlenfolgen aus rationalen Zahlen sind z.B. 1 0 1 1 1 3 5 - - 1 1 1 1 7 9 11 7 13 8 9 1 8 1 120 720 - 1 2 4 5 6 2 1 3 1 5 1 6 7 2 6 24 - 1 1 15 17 - 1 1 21 13 14 9 10 11 19 12 10 12 13 1 11 1 5040 40320 1 1 1 1 1 1 1 √2 √3 2 √5 √ 2·3 √7 1 π 1 π2 © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 1 π3 1 π4 1 π5 1 π6 1 π7 1 362880 3628800 ... und 1 π8 ... und 1 Zahlenfolgen aus irrationalen Zahlen sind z.B. 1 ..., 1 π9 .... ... 2 Folgen und Reihen Zahlenfolgen Häufig gelingt es, eine Formel für jedes Glied an einer Zahlenfolge a anzugeben. Diese lautet für die natürlichen Zahlen: an = n, für die geraden Zahlen: an = 2·n, für die Quadratzahlen: an = n 2, für die Zweierpotenzen: an = 2 n für die alternierende Folge 1 -1 1 -1 ...: an = -1n+1. und Für die Primzahlen hat bisher niemand eine Formel gefunden und es ist ziemlich sicher, dass es keine gibt. © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 3 Folgen und Reihen Zahlenfolgen Auch für die angegebenen Folgen aus rationalen und irrationalen Zahlen lassen sich Formeln notieren: an = an = an = -1n-1 2·n - 1 n-1 n 1 n! → 0 = 1 → 0 1 n an = → 1 an = 1 √n 1 π n-1 → 0 → 0 (n! = 1·2·3·4·5·...·n, sprich: n-Fakultät, es wird festgelegt, dass 0! = 1 gilt.) Alle diese Folgen streben für wachsendes n einem Grenzwert zu. © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 4 Folgen und Reihen Monoton steigende und fallende Folgen Ist jedes Glied an einer Folge (größer) größer oder gleich bzw. (kleiner) kleiner oder gleich seinem Vorgänger an-1, so heißt diese Folge (streng) monoton steigend bzw. fallend. Ist die Differenz zweier aufeinanderfolgender Glieder einer Zahlenfolge konstant, so spricht man von einer arithmetischen Folge. Die Folge der geraden Zahlen 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 2 2 2 2 2 2 2 2 2 ist z.B. eine streng monoton steigende arithmetische Folge. © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 22 2 ... 2 5 Folgen und Reihen Arithmetische Folgen Die Quadratzahlen haben keine konstante Differenz, 1 4 3 9 5 16 7 25 9 36 11 49 13 64 15 81 17 100 19 ... 21 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 aber die Differenz der Differenzen ist konstant. So eine Folge heißt dann arithmetische Folge zweiter Ordnung. Dritter, vierter, fünfter, etc. Ordnung bedeutet dann, dass die dritte, vierte, fünfte, etc. Differenzenfolge konstant ist. © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 6 Folgen und Reihen Geometrische Folgen Ein Zahlenfolge heißt geometrische Folge, wenn der Quotient q=an+1/an zweier aufeinanderfolgender Glieder konstant ist. Die Zweierpotenzen stellen eine geometrische Folge dar 1 2 4 8 16 32 64 128 256 512 ... 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 aber auch die angegebene alternierende Folge 1 -1 1 -1 1 -1 1 -1 1 -1 ... -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 -1 © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 7 Folgen und Reihen Grenzwerte von Folgen Eine Zahl a∈IR heißt Grenzwert einer Folge a1, a2, a3, ..., wenn es zu jeder reellen Zahl ε>0 ein n∈IN gibt, so dass gilt ⏐a - an⏐ < ε Der Begriff Grenzwert kann auch noch anders definiert werden: Zu jeder reellen Zahl ε>0 gibt es ein N∈IN, so dass für alle m,n∈IN mit m,n≥N gilt ⏐am - an⏐ < ε Der Vorteil dieser vom Mathematiker Augustin-Louis Cauchy (1789-1857) eingeführten Definition ist, dass man den Grenzwert nicht angeben muss. Es muss nur sicher sein, dass alle weiter "hinten" stehenden Terme beliebig dicht beieinander stehen. Arithmetische Folgen mit einer Differenz verschieden von Null haben keinen Grenzwert. Geometrische Folgen, für deren Quotient q gilt 0 < |q| < 1, haben den Grenzwert 0. Eine solche Folge wird 8 © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 Nullfolge genannt. Folgen und Reihen Summen von Folgen Eine Summe von n Gliedern einer arithmetischen Folge (erster Ordnung) lässt sich folgendermaßen berechnen (d=ai+1-ai): n ∑ ai = a1 + a2 + a3 + ... + an i=1 = a1 + (d+a1) + (2·d+a1) + ... + (n·d+a1) = n·a1 + d + 2·d + ... + n·d n = n·a1 + d·∑ i i=1 = n·a1 + d· n·(n+1) = n·(a1 + d· © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 2 n+1 2 ) 9 Folgen und Reihen Summen von Folgen Eine Summe von n Gliedern einer geometrischen Folge lässt sich folgendermaßen berechnen (q=ai+1/ai): n ∑ ai = a1 + a2 + a3 + ... + an i=1 2 = a1 + (q·a1) + (q ·a1) + ... + (q = a1 · (1+q+q2+...+qn-1) = a1 · 2 1-q 1-q n-1 Es gilt: (1+q+q +...+q © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 n n )·(1-q)=1-q n-1 ·a1) 10 Folgen und Reihen Reihen Zu jeder Folge lässt sich ihre Summenfolge bilden. Eine unendliche Summe der Glieder einer Zahlenfolge heißt Reihe. Wenn eine Reihe eine reelle Zahl als Grenzwert hat, bezeichnet man diese als konvergent, andernfalls, wenn die Reihe also über alle Genzen wächst, nennt man sie diver- gent. Beispiele für Reihen: ∞ n-1 ∑ 2·n-1 -1 = 1 - i=1 1 3 + 1 5 - 1 7 + 1 9 - 1 11 + 1 13 - ... + ... = π 4 Diese Reihe ist unter dem Namen Leibnizsche Reihe bekannt geworden (Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)). Er geschrieb dazu: "Deus numeri impari gaudet!" ("Gott erfreut sich der ungeraden Zahlen!"). © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 11 Folgen und Reihen Reihen Weitere Beispiele: ∞ ∑i 1 = 1 + i=1 1 2 + 1 3 + 1 + 4 1 5 + 1 6 + 1 + ... = ∞ 7 Diese Reihe wird Harmonische Reihe genannt. Sie ist divergent. Konvergent dagegen ist: ∞ ∑i 1 2 = 1 + i=1 © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 1 4 + 1 9 + 1 16 + 1 25 + 1 36 + 1 49 + ... ≈ 1.645 12 Folgen und Reihen Grenzwerte Geometrische Reihen von Folgen mit einem Quotienten |q|<1 sind konvergent. Ihr Grenzwert lässt sich mit Hilfe der Summenformel berechnen: n lim Δx→0 ∑ ai = lim a1· Δx→0 i=1 1-qn 1-q = a 1· 1 1-q n Der Grenzwert von q für |q|<1 ist 0. Die Reihe aus der Folge der reziproken Zweierpotenzen lässt sich z.B. mit Hilfe dieser Formel berechnen: ∞ lim Δx→0 ∑2 1 i i=0 © Dr. Gerd Wegener, Hannover 2007 = 1· 1 1-1/2 = 2 13