E 45120 ISSN 1869-0874 Onkologische Welt 5/2010 Komplementäre Onkologie Cannabis/Hanf Gastro-Onkologie Hepatozelluläres Karzinom Pneumo-Onkologie Diagnostik und Lymphknoten-Metastasierung Knochentumoren Hibernom Spektrum Onkologie www.schattauer.de www.onkologische-welt.de Onkologische Welt 2010; 1: 193–240 November Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Pr Fa ot llb Se on ei ite en sp 22 the iel 8– ra 22 pie 9 Pro/Contra PET in der onkologischen Diagnostik Zu diesem Heft © Schattauer 2010 Trügerische Sicherheit In den USA spielen die Prämien der Berufshaftpflichtversicherungen eine wichtige Rolle bei der unternehmerischen Kalkulation der Rentabilität einer Arztpraxis. Nach einer jetzt veröffentlichten Umfrage der American Medical Association wurde immerhin jeder dritte Internist und 40% aller Hausärzte schon einmal verklagt. Auch die Bereitschaft deutscher Patienten, wegen tatsächlicher oder vermuteter Kunstfehler ihres Arztes vor Gericht zu ziehen, steigt, wie auch in anderen westlichen Ländern, kontinuierlich an. Ärzte und ihre Leistungen werden heute kritischer betrachtet als früher. Glaubt man den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern, so sind die meisten Beschwerden allerdings unbegründet. Die Rate tatsächlicher Behandlungsfehler liege in dem Bereich anderer qualifizierter Berufsgruppen oder sogar darunter. Die Versicherungsgesellschaften sehen dies weniger optimistisch. Hier sind die Prämien in einigen Facharztgruppen teilweise deutlich angestiegen. Nun kann man Hausarztpraxen in den USA und onkologische Spezialpraxen in Deutschland nicht so einfach in den gleichen Sack stecken und darauf einschlagen. Trotzdem weisen solche Studien bei allen Unterschieden auch auf Schwachstellen in unserem Behandlungssetting hin. So zum Beispiel eine aktuelle Statistik der Physician Insurers Association of America (PIAA), einer Gruppe von Versicherungen, die von Ärzten geleitet werden oder sich im Besitz von Ärzten befinden. Auf ihrer Hitliste der häufigsten Gründe für Klagen wegen Behandlungsfehlern lan- den neben dem Myokardinfarkt, Appendizitis und Medikationsfehlern mit dem Mamma-, Lungen- und Kolonkarzinom immerhin drei onkologische Entitäten ganz vorn. Dass sich Ärzte überhaupt vor Gericht verantworten müssen, liegt vor allem an zwei Versäumnissen, vor denen auch deutsche Ärzte nicht gefeit sind: mangelhafte Dokumentation und schlechte Kommunikation mit dem Patienten. Diese Zusammensetzung der häufigsten Prozessursachen ist nicht zufällig, sondern folgt einem gemeinsamen Merkmal. Wie bei anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen spielt auch bei der Erkennung und Behandlung von Karzinomen der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle. Eigentlich hätte ich auch das Prostatakarzinom auf der PIAA-Liste erwartet. Im Fachjournal Der Urologe las man vor fünf Jahren: „Die Fortschritte der PSA-Diagnostik sind von Defiziten ihrer Realisierung begleitet.“ Dieser Satz ist auch noch heute gültig. Dies zeigen mehrere aktuelle Studien. Die Schwächen in der Sensitivität und Spezifität der PSA-Messung sind evident, ohne dass man über die Jahre klare Konsequenzen daraus gezogen hätte. Selbst die derzeitigen S3-Leitlinien drücken sich um eine eindeutige Wertung: „Es ist derzeit nicht eindeutig belegbar, dass die Durchführung eines PSA-gestützten Screenings und damit verbundene Risiken diagnostischer und therapeutischer Konsequenzen durch eine Lebensverlängerung aufgewogen werden.“ Bleibt zu hoffen, dass der Einsatz des PSA-Screenings in Deutschland medizinisch und nicht juristisch geklärt wird. Dr. Alexander Kretzschmar, München Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 193 Inhalt Contents 194 Zu diesem Heft 193 A. Kretzschmar Trügerische Sicherheit Komplementäre Onkologie 195 Interview Compliance Die Sicht von Patientinnen 198 Ernährungsempfehlungen begleitend zu einer Tumortherapie 200 Cannabis, Hanf (Cannabis sativa) 203 L.-A. Sun; A. Langhein; M. Müller Gastro-Onkologie Das Hepatozelluläre Karzinom – Update 2010 210 Vor- und Nachteile der präoperativen Kurzzeitradiotherapie Multivitamin-Einnahme verbessert Outcome nicht 211 Das aktuelle Interview Lebertumoren – Therapieoption mit Zukunft 212 Pankreaskarzinom – erstmals Überlebensvorteil durch Erlotinib 213 T. Jiang; X. Zheng; X. Tao; H. Liu; S. Liu Pneumo-Onkologie Wahl zwischen PET-CT oder CT in der Lungenkrebsdiagnostik – Praktische Erfahrungen aus China 219 F. Beyer; B. Buerke; J. Gerss; K. Scheffe; M. Puesken; M. Weckesser; O. Schober; W. Heindel; J. Wessling Beurteilung einer Lymphknoten-Metastasierung beim NSCLC – 3D-Parameter ergänzen die PET-CT nicht 227 Kontroverse um Risiko durch Nickel-Verbindungen 228 Forum Protonentherapie Welches Potenzial hat die Protonen-Scanning-Bestrahlung? 230 C. Eberhardt; B. Habermann; K. Engels; A. Kurth Knochentumoren Hibernom – ein seltener Weichteiltumor Spektrum Onkologie 235 Pro und Contra PET in der onkologischen Diagnostik – reine Lehre oder klinische Machbarkeit? 237 Das aktuelle Interview NMH zur VTE-Prophylaxe bei Krebs 238 Aus Forschung und Industrie Titelbild Zhou Pei Qun, 19. Jhdt.: Madarin-Doktor untersucht einen Patienten. Quelle: visipix.com Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Interview Compliance 195 Therapietreue unter gezielter Therapie Die Sicht von Patientinnen In dem Maße, wie Krebs – zum Beispiel durch gezielte Therapien oder Therapie-Individualisierung – immer öfter zu einer chronischen Krankheit mit steigender Lebenserwartung wird, rückt das Problem der Non-Compliance in den Vordergrund – und kann Therapieerfolge besonders von Langzeitüberlebenden bedrohen. Eine Krebspatientin, die diese Problematik in jahrelanger und intensiver Auseinandersetzung mit ihren behandelnden Ärzten durchlebt hat (und die anonym bleiben möchte), beantwortet Fragen zur Therapietreue unter gezielten Therapien entsprechend ihrer Erfahrungen. ? Ist mangelnde Therapietreue angesichts der manchmal großen Therapieerfolge moderner Krebstherapien, Ausdruck einer Hoffnung auf Heilung? Patientin: Viele Krebspatienten bekommen vom Arzt zusammen mit der Diagnose „Krebs“ auch die Hiobsbotschaft „eines absehbaren Lebensendes“ präsentiert. Für alle Patientinnen, die ich kennengelernt habe, brach darauf hin eine Welt zusammen – auch für die betroffenen Familienmitglieder. Es dauert einige Zeit, bis die Mitteilung zur begrenzten Lebensdauer ankommt. Und dann – je nach Temperament, Lebensmut oder Charakter – verarbeitet, angepackt oder verdrängt wird. Mit der nachfolgenden Therapie beginnt die Auseinandersetzung mit Ärzten, mit vielen Klinikaufenthalten, mit anderen Patienten. In den Gesprächen der Patienten untereinander geht es oft darum: Welchen Krebs, welchen Arzt, welche Therapie, welche Erfahrungen hast du? Zumindest im Krankenhausumfeld begegnen Patienten dann ihrer eigenen Krebskrankheit und den möglichen Folgen. Dies wird unterbrochen, wenn sie nach Hause gehen. Mit den entsprechenden Medikamenten versorgt, tauchen sie wieder in ihre Familien ein, sind wieder mit anderen Problemen konfrontiert (Gott sei Dank!). Es besteht dabei immer der Wunsch nach „Normalität“, d. h. wieder das alte Leben zu Hause aufnehmen, in den Beruf zurückkehren, die Kinder betreuen zu können oder Kraft für den Alltag zu haben. Wirken die Medikamente gut, entsteht der Eindruck „alles sei irgendwie wieder in Ordnung“. Der Wunsch nach einer spontanen Heilung, einer außerordentlichen Verbes- serung der Erkrankung oder zumindest einer langen Rückfallfreiheit besteht immer. Wird der Abstand der Zwischenuntersuchungen dann größer, wächst auch die Zuversicht, „es geschafft zu haben“. Damit einher geht auch der Wunsch, ohne Krebsmedikamente auskommen zu können. ? Könnte eine persönlichere, eine intensivere Nachsorge dies ändern? Patientin: Ja. Für viele Krebspatienten gibt es keine geregelte Nachsorge. Oft besteht sie sogar nur aus anonymen Nachuntersuchungen und Besprechungen. Für alle Patienten (und deren Familien) sind diese Termine immer eine große Belastung. Ängste, „dass wieder etwas sein könnte“ oder „dass sich die Ergebnisse verschlechtert haben“, bestehen immer. Hier fehlt zum Beispiel meist eine stützende Betreuung sowie psychotherapeutische Angebote, um mit Folgen von Angst und Unsicherheit klarzukommen. ? Verstärken alternativmedizinische Angebote die Hoffnung auf endgültige Heilung? Patientin: Ja, sicher. Viele Patienten nehmen zusätzliche alternative Angebote jenseits von Praxis, Ambulanz oder Krankenhaus wahr. Zum Beispiel aus Bereichen wie Naturheilkunde oder Esoterik. Diese vermitteln oft den Eindruck, bestimmte Maßnahme könnten eine endgültige Heilung von Krebs bewirken. Ich glaube, dass diese Angebote auch deshalb so erfolgreich sind, weil sie die Patienten aktivieren: „Du bist für dein eigenes Leben verantwortlich – tu also was!“. Die von manchen AlternativAnbietern vermittelte Heilserwartungen können jedoch auch zur Beendigung medizinisch notwendiger Behandlungen führen. ? Das Schicksal anzunehmen, ist nicht Jedermanns Sache. Ist Non-Compliance eine Art (kindliches) Aufbegehren? Patientin: Erstens ist die Annahme des Schicksals in der modernen Medizin nicht vorgesehen, wie ich beobachtet habe. In vielen Bereichen wird suggeriert, dass bis zum (bitteren) Schluss etwas gemacht werden könne: Organtransplantation, Frühchen-Versorgung, Altersmedizin, HighTech. Und: In unserer Gesellschaft wird wenig über den Tod und die Begegnung mit ihm gesprochen – dies gilt auch für viele Vertreter der modernen Medizin. Zweitens würde ich mangelnde Therapietreue auch als eine Vogel-Strauss-Politik von Patienten bezeichnen: „Kopf in den Sand, also kann mir nichts passieren“. Im Gegensatz zum Beispiel zu Rheumapatienten, die durch ihre chronischen Schmerzen ständig mit ihrer Erkrankung konfrontiert sind, erleben Krebspatienten ihre Erkrankung anders. Sie beginnt oft schleichend, verläuft oftmals auch ohne Schmerzen oder offensichtliche Behinderung. Und die Patienten brauchen – bis auf die Einnahme von Medikamenten – nichts Proaktives tun. ? Wird „Therapietreue“ auch bei Patiententreffen von Selbsthilfegruppen wie zum Beispiel im Lebenshaus thematisiert? Gibt es einen Grundtenor dieser Aussagen? Patientin: Therapietreue wird immer angesprochen. Mit großem Nachdruck wird darauf hingewiesen, dass, sobald die Medikamente abgesetzt werden, auch jene Krebserkrankungen, die mit gezielten Therapien teilweise gut und jahrelang kontrollierbar geworden sind, wiederkommen können. ? Würde ein Mehr an Informationen helfen, Non-Compliance zu verringern? Patientin: Nein. Denn viele Selbsthilfegruppen wie das Lebenshaus versorgen ihre Mitglieder hervorragend mit Informationen. Es gibt regelmäßige Updates von neuen Studien-Ergebnissen, oder Diskussionen dazu in entsprechenden Internet-Foren. Hinzu kommen bei vielen Gruppen regelmäßige Patiententreffen, wo ebenfalls © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Interview Compliance 196 Informationen ausgetauscht oder der Umgang mit der Erkrankung – also auch der Nachsorge – diskutiert wird. ? Haben Sie Vorschläge, wie eine wünschenswerte Compliance verbessert, bzw. eine fehlende Therapietreue verhindert werden kann? Patientin: Den Patienten in der Nachsorge klar machen, dass es sich bei ihrer Erkrankung um eine chronische, eine langwierige, nicht aber eine primär tödliche Erkrankung handelt. Die psycho-soziale Nachsorge mit zusätzlichen Angeboten wie Maloder Musiktherapie ausbauen, damit Menschen auf seelischer Ebene getragen wer- den. Und dadurch Mut finden, sich mit dem Tod auseinander zu setzen. Oder damit, dass eine lebenslange Therapie zwar unabwendbar ist, dafür aber lebensverlängernd wirkt. Das Interview führte Rainer H. Bubenzer, Berlin Stiftungen & Selbsthilfe Ein halbes Jahr Krebsberatungsstelle Marburg Anneliese Pohl-Psychosoziale Krebsberatungsstelle zieht positive Bilanz Die im Februar 2010 eröffnete Anneliese Pohl-Psychosoziale Krebsberatungsstelle Marburg konnte in den vergangenen Monaten bereits vielen Menschen mit fachkundigem Rat zur Seite stehen. Krebserkrankte und ihre Angehörigen erhalten in allen Phasen der Erkrankung ein professionelles Informations- und Beratungsangebot, das kurzfristig zur Verfügung steht und kostenfrei nutzbar ist. Beginnend mit der Diagnose Krebs werden Ratsuchende auf ihrem Weg psychosozial begleitet. Bereits vier Wochen nach der Eröffnung wurden mehr als 40 Beratungsgespräche monatlich geführt. Diese Zahl bestätigt die rasche und erfolgreiche Etablierung der Anneliese Pohl-Psychosozialen Krebsberatungsstelle Marburg. Im ersten halben Jahr ihres Bestehens wurden insgesamt 219 Beratungsgespräche in der Beratungsstelle geführt. Die Mehrheit der Ratsuchenden – 82% – suchte die Anneliese Pohl-Psychosoziale Beratungsstelle zu persönlichen Gesprächen auf. Knapp ein Fünftel der Beratungen wurden telefonisch geführt. Ob persönliche oder telefonische Beratung, Ziel ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität von Krebserkrankten und deren Angehörigen zu leisten. Auch die Angehörigen suchen Hilfe Das Beratungsangebot der Anneliese Pohl-Psychosozialen Krebsberatungsstelle wurde zu 19% von Männern und 81% von Frauen in Anspruch genommen. Während es sich bei 64% der Ratsuchenden um einen Patienten oder eine Patientin handelte, wurden in 36% der Fälle Angehörige von an Krebs erkrankten Personen beraten, an die sich das Angebot der Anneliese Pohl-Psychosozialen Krebsberatungsstelle Marburg ebenfalls ausdrücklich richtet. Einmalige Beratungsgespräche in der Regel nicht ausreichend Krebserkrankungen gehen in der Regel mit einer hohen psychischen Belastung einher und ziehen häufig zusätzlich Probleme sozialer und wirtschaftlicher Art nach sich. Daher ist im Rahmen der psychosozialen Krebsberatung oftmals eine längere Begleitung gefragt. Dies zeigt sich auch in der Anneliese Pohl-Psychosozialen Krebsberatungsstelle Marburg. Bei 20% der Beratungen handelte es sich um Erstgespräche, 80% hingegen waren Folgekontakte. Diese Zahlen und die bisherige Inanspruchnahme der Beratungsstelle zeigen den großen Bedarf nach einem Beratungsangebot, das sich an Patienten sowie deren Angehörige richtet und über alle Erkrankungshasen hinweg zur Verfügung steht. Das Bereitstellen des kostenfreien Beratungsangebots durch die Hessische Krebsgesellschaft e.V. ist dank der Unterstützung der Anneliese Pohl-Stiftung, und der Deutschen Krebshilfe e.V. auch in Zukunft möglich. Über die Anneliese Pohl-Stiftung Die Anneliese Pohl-Stiftung wurde Ende 2009 von Dr. Reinfried Pohl gegründet und hat ihren Sitz in Marburg. Zweck der Stiftung ist die Unterstützung und Begleitung von an Krebs erkrankten Personen und deren Angehörigen. Um dies bestmöglich zu erfüllen, wurde die Anneliese Pohl-Psychosoziale Krebsberatungsstelle in Marburg gegründet. Darüber hinaus gehört die Förderung der medizinischen Forschung, besonders im Kampf gegen Krebs, zu der Tätigkeit der Anneliese Pohl-Stiftung. Dr. Peter Henning, Stuttgart Quelle: Anneliese Pohl-Stiftung,Münchener Straße 1, 60329 Frankfurt am Main Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Komplementäre Onkologie 198 Ernährung Ernährungsempfehlungen begleitend zu einer Tumortherapie Die Chemo- und Strahlentherapie stellen mit ihren Substanzen bzw. den Abbauprodukten der Zellen, die durch die Therapie zerstört werden, eine starke Belastung für den Körper dar. Durch Entzündungen im Mund- und Schleimhautbereich, Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle ist es oft nur schwer möglich, eine gesunde Ernährung einzuhalten, zu der Obst- und Gemüsezubereitungen gehören, aber auch ausreichend Proteine und die richtigen Fette. Eine frühe Beratung durch onkologisch erfahrene Diätassistentinnen hilft vielen Patienten, die für sie geeignete Ernährung zu finden. Wichtig ist auch, eine leichte, verträgliche Kost mit Betonung auf gut resorbierbaren Kohlenhydraten zu sich zu nehmen. Während der aktiven Therapiephase müssen oft Abstriche von der vollwertigen Ernährung gemacht werden. Säurehaltige, ballaststoffreiche Speisen werden häufig vorübergehend nicht vertragen. Ebenso kann sich eine passagere Lactoseunverträglichkeit einstellen. Häufig können keine großen Nahrungsmengen aufgenommen werden, auch der Verzehr mehrerer kleiner Mahlzeiten kann einen Gewichtsverlust nicht immer vermeiden helfen. Es gibt mittlerweile nährstoffreiche Trinknahrungen in sehr unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Das Untermischen eines geschmacklich kaum wahrzunehmenden Kohlenhydrates (Maltodextrin) ist bei fast allen Speisen möglich und auch Sahne oder eine geschmacksneutrale Trinknahrung, eingerührt in vorbereitete Getränke und Nahrungsmittel, kann zusätzliche Kalorien zuführen. Insgesamt sollte die Ernährung nach der individuellen Verträglichkeit zusammengestellt werden. Selten sind Ernährungsstörungen so ausgeprägt, dass eine begleitende parenterale Ernährung notwendig wird. In der folgenden 씰Übersicht sind einige Ernährungstipps zusammengestellt, die für Patienten während der Chemotherapie von Bedeutung sind. Wesentlich ist jedoch, dass trotz des Wunsches nach einer optimalen Ernährung gerade in Zeiten der Erkrankung und der erforderlichen Therapie die Nahrungsaufnahme auch unter dem Gesichtspunkt des Genusses betrachtet werden sollte. Meist ist es daher eine gute Empfehlung, dass Patienten sich nach ihrem Appetit richten sollten. Nach Abschluss der Therapie kann die Ernährung langsam wieder aufgebaut werden. Allerdings können sich manchmal länger anhaltende Unverträglichkeiten bestimmter Nahrungsmittel oder -zubereitungen entwickeln. Was mit Nahrungsergänzungsmitteln während einer Tumortherapie erreicht werden kann Viele Patienten wünschen während der Therapie eine begleitende Behandlung mit Vitaminen und Spurenelementen, um die körpereigenen Kräfte und das Immunsystem zu unterstützen und die negativen Auswirkungen der Che- Übersicht Ernährungstipps ● ● ● ● ● ● Einnahme von kleinen Mahlzeiten auf bis zu acht Portionen täglich verteilt. Langsam essen und gut kauen. Obst und Gemüse wird evtl. in Form von Kompott bzw. Saft besser vertragen, das Obst sollte auf jeden Fall reif sein. Insbesondere in der Anfangsphase nach einer Operation sollte keine Rohkost gegessen werden. Zitrusfrüchte werden oft nicht gut vertragen. Günstig sind Äpfel, Birnen und Bananen. Sehr gut vertragen werden geriebene Äpfel, vor allem bei Durchfällen. Gerichte aus Vollkornprodukten sind grundsätzlich zu bevorzugen, jedoch ist die Verträglichkeit der darin enthaltenen Ballaststoffe oft herabgesetzt, sodass auf Zwieback, helles Brot oder Reis zurückgegriffen werden muss. Oft wird ein leichter Haferschleim vertragen. Bei Milchprodukten werden oft Käse und Quark besser vertragen als Frischmilchprodukte. Joghurt kann den Wiederaufbau der körpereigenen Darmflora unterstützen. Die Fettverträglichkeit sollte individuell ausprobiert werden, manchmal werden spezielle Streichfettzubereitungen mit so genannten mittelkettigen Triglyceriden (freie Fettsäuren) besser vertragen. ● ● ● ● ● ● Nicht empfehlenswert sind sehr fette oder süße Speisen wie Paniertes, fetter Braten, fette Fleisch- und Wurstwaren, Schokolade, Marzipan, Nougat, Pralinen, fettes Gebäck, weiterhin blähende Gemüse wie Erbsen, Bohnen, Linsen, grober Kohl, Hülsenfrüchte, und säurereiches Obst wie Stachelbeeren, Johannisbeeren, Rhabarber, Zitronen, Grapefruit. Außerdem kann es bei scharfen Gewürzen und geräucherten, gesalzenen Speisen zu Beschwerden kommen. Frisches Brot sollte evtl. einen Tag liegen gelassen werden. Die Verträglichkeit von Kaffee muss individuell erprobt werden, oft ist Tee besser geeignet. Bei Abneigung gegen Fleisch- und Wurstwaren sollten Eier und Milchprodukte bevorzugt werden. Bei Entzündungen der Mundschleimhaut sollten die Speisen nicht zu heiß verzehrt werden, auch salzige, stark gewürzte und saure Speisen sind ungeeignet. Bei Erbrechen und Durchfällen sollte an eine reichliche Flüssigkeitszufuhr gedacht werden. Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Komplementäre Onkologie 199 motherapie oder Bestrahlung zu vermindern. Eine möglichst ausgewogene Ernährung fördert diese Bemühungen. Untersuchungen weisen darauf hin, dass z.B. bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe sogar zu einer besseren Wirkung der Chemotherapie beitragen können. Leider gibt es bislang nur wenige Untersuchungen über die Auswirkungen von ergänzend eingenommenen Vitaminen und Spurenelementen auf eine laufende Chemotherapie, und viele dieser Untersuchungen zeigen negative Ergebnisse (Wirkungslosigkeit der Nahrungsergänzungsmittel oder sogar die Gefährdung der Wirkung der antitumoralen Therapie). Die Auswahl der erforderlichen Nahrungsergänzungsmittel gehört deshalb in die Hand eines onkologisch erfahrenen Arztes, der diese Therapie in einem ganzheitlichen Ansatz mit der Chemotherapie und Bestrahlung abstimmt. Im Zweifelsfall sollte eine Einnahme erst nach Abschluss der Chemotherapie beginnen und sehr intensiv geprüft werden, ob sie notwendig ist. Dr. med. Jutta Hübner, Frankfurt am Main © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Komplementäre Onkologie 200 Cannabis, Hanf (Cannabis sativa) Wechselwirkungen Mit der Tumortherapie Cannabis oder Hanf wird im Freiland je nach Sorte zwischen ca. 50 cm bis 8 m hoch, in europäischen Breitengraden maximal ca. 4 m, wobei 2 m als realistisch angesehen werden sollten. Zur medizinischen Verwendung kommt meist der Indische Hanf (Cannabis sativa indica). Wirkstoffe und Anwendungsgebiete Der Hauptinhaltsstoff von Cannabis ist δ-9-Tetrahydrocannabinol (THC), welches muskelrelaxierend, stimmungsaufhellend, antiemetisch und appetitsteigernd, beruhigend und schmerzhemmend sowie schlaffördernd und juckreizstillend wirkt. Die Cannabispflanze wird in der Erfahrungsheilkunde seit vielen tausend Jahren eingesetzt. Indikationen sind Rheuma, entzündliche Veränderungen, aber auch Infektionen wie Malaria. Cannabis wird von Tumorpatienten zur Steigerung des Appetits, gegen Übelkeit und zur Schmerztherapie eingesetzt. Im Handel ist THC als Dronabinol® bzw. Marinol® betäubungsmittelpflichtig erhältlich. tumsfördernde Wirkungen auf unterschiedliche Tumorzelllinien. In mehr als 30 Studien wurde die Rolle von Cannabinoiden bei der Therapie der Übelkeit unterschiedlicher Grade untersucht. Cannabis wirkt auf zwei Rezeptoren, CB1 und CB2. CB1 kommt hauptsächlich im Nervensystem vor, seine Blockade führt zum Erbrechen. Über den Rezeptor CB1 kann eine Stimulation des Appetits erreicht werden. In einigen Bundesstaaten den USA besteht eine Verschreibungszulassung für Patienten mit Aids. Eine Gewichtszunahme konnte jedoch bisher nicht sicher belegt werden. Cannabis inhibiert Cytochrom P450 3A4 und hat dadurch wahrscheinlich Wechselwirkungen mit zahlreichen Medikamenten. Möglicherweise wird auch Cytochrom P450 1A1 beeinflusst. Über die Wechselwirkungen, insbesondere mit Chemotherapeutika und neuen Substanzen in der Onkologie, liegen keine Daten vor. Mit anderen Medikamenten Aufgrund der Inhibition von Cytochrom P450 3A4 könnte Cannabis auch zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten aufweisen. Bei gleichzeitigem Einsatz ist sorgfältig auf Nebenwirkungen zu achten. Zum Einsatz während einer Opiattherapie liegen keine eindeutigen Ergebnisse vor. Molekulare Mechanismen Nebenwirkungen Stimulation des Rezeptors CB1 im Gehirn Cannabis kann zu einer verstärkten Müdigkeit führen. Tierexperimentelle Daten Wirkungen Laborexperimentelle Daten Die Wachstumshemmung konnte auch im Tierversuch nachvollzogen werden (3). In-vitro-Experimente zeigen für Cannabis sowohl wachstumshemmende als auch wachs- Klinische Daten Überblick Klinische Studien ● ● ● ● ● Zwei randomisierte Studien, hochemetogene Chemotherapie in Kombination mit Cannabinoiden, Emesis: positive Ergebnisse (1, 2). Review bestätigt obige Ergebnisse (8). Review: Wirkung noch unbestimmt (5). Randomisierte doppelblinde placebokontrollierte Phase-III-Studie, Tumorkachexie: kein Vorteil (7). Randomisierte doppelblinde placebo-kontrollierte Studien, analgetischer Effekt: Wirkstärke vergleichbar mit Codein (4, 6). Eine Studie aus dem Jahr 1975 belegte bei 20 Patienten eine signifikante Verbesserung der Übelkeit unter Tetrahydrocannabinol. Bei hochemetogener Chemotherapie ergab sich in zwei randomisierten Studien ein Vorteil für Cannabinoide (1, 2). In einem Review aus dem Jahr 2005 schlussfolgerten Sharma und Kollegen (5), dass die Rolle der Cannabinoide bei der chemotherapieinduzierten Emesis noch unbestimmt ist. Eine Phase-III-Multicenter-Studie untersuchte die Wirkung von Cannabisextrakt bei Kachexie, doch es gab keine signifikanten Unterschiede bzgl. Appetit und Lebensqualität (7). In mehreren doppelblinden placebo-kontrollierten Studien (씰Kasten) zeigten Cannabinoide bei Karzinompatienten dem Kodein vergleichbare analgetische Effekte. Dosierung Cannabis ist in Deutschland als Dronabinol® erhältlich. Die Dosierungsempfehlungen gehen aus von einer Anfangsdosis mit 2,083 mg/Tag bis 2,5 mg/Tag und einer Dosisverdoppelung alle 1–3 Tage hin zu einer mittleren Wirkdosis von 5–20 mg/Tag. Die Gabe von THC in der Einzeldosis von 10 mg wird in der Regel gut toleriert, hat leicht sedative Effekte und analgetisches Potenzial. Die stärker wirksame Dosis von 20 mg führt in der Regel zur Somnolenz, Ataxie und Visusstörungen, sodass eine Dosissteigerung zur Verbesserung des analgetischen Potenzials oft nicht möglich ist. Kontraindikationen Eine relative Kontraindikation stellt die gleichzeitige Gabe anderer Substanzen dar, die das Zentralnervensystem beeinflussen. Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Komplementäre Onkologie 201 Bewertung Cannabis hat keine nachgewiesene Wirkung auf Tumoren. Die vielfach angeführten positiven und antiemetische Wirkungen bei Tumorpatienten scheinen nicht so ausgeprägt zu sein, dass der Einsatz von Cannabis im Vergleich zu den üblichen Präparaten vorteilhaft ist. Hierfür liegen nach dem WHO-Stufenschema günstigere Substanzen vor. Im Einzelfall kann jedoch ein Versuch unternommen werden. Eine Appetitsteigerung sollte ebenfalls im Einzelfall ausprobiert werden. Zu beachten ist, dass Cannabis, wie andere Opiate auch, deutliche Nebenwirkungen haben kann. Während zunächst positive Daten zur Beeinflussung der Kachexie gewonnen wurden, haben neuere Arbeiten keinen Vorteil gezeigt. Auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten kann Cannabis unter Kontrolle bei Tumorpatienten eingesetzt werden. Auf Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ist streng zu achten. Aufgrund der Beeinflussung des Cytochrom-P450-Systems sollte Cannabis während einer Chemotherapie nicht eingesetzt werden, solange keine detaillierten Daten für die einzelnen Medikamente vorliegen. Dr. med. Jutta Hübner, Frankfurt am Main Literatur 1. Crawford SM et al. Nabilone an metochlopramide in the treatment of nausea and vomiting due to cisplatin, a double blind study. Med Oncol Tumor Pharmacother 1986; 3: 39–42. 2. Cunningham D et al. A randomized trial of oral nabilone and prochlorpramazin compared to intravenous metoclopramide and dexamethasone in the treatment of nausea and vomiting induced by chemotherapy regimens containing cisplatin or cisplatin analogues. Eur J Cancer Clin Oncol 1988; 24: 685–89. 3. Ligestri A et al. Antitumor activity of plant cannabinoids with emphasis on the effect of cannabidiol on human brest carcinoma. J Pharmacol Exp Ther 2006; 318 (3): 1375–87. 4. Noyes R t al. The analgesic properties of delta-9-tetrahydrocannabinol and codeine. Clin Pharamcol Ther 1975; 18 (1): 84–9. 5. Sharma R et al. Management of chemotherapy-induced nausea, vomiting, oral mucositis, and diarrhoea. Lancet Oncol 2005; 6: 93–102. 6. Staquet M et al. Effect of a nitrogen analog of tetrahydrocannabinol on cancer pain. Clin Pharmacol Ther 1978; 23 (4): 397–401. 7. Strasser F et al. Comparision of orally administered cannabis extract and delta-9-tetrahydrocannabinol in treating patients with cancer-relates anorexia-cachexia syndrome. J Clin Oncol 2006; 24: 394–400. 8. Tramer MR et al. BMJ 2001; 323: 1–8. © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Gastro-Onkologie © Schattauer 2010 Das Hepatozelluläre Karzinom Update 2010 L.-A. Sun; A. Langhein; M. Müller Abteilung Innere Medizin IV, Hepatologie und Gastroenterologie, Medizinische Klinik (Krehl-Klinik), Universität Heidelberg Schlüsselwörter Hepatozelluläres Karzinom, Diagnose, Staging, Therapie Algorithmus, Lebertransplantation, Sorafenib, molekulare Therapie, lokal ablative Therapien Zusammenfassung Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist weltweit die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache. 90 % aller HCCs entstehen auf dem Boden einer vorbestehenden Lebererkrankung oder Zirrhose. Screening und Surveillance von Patienten mit chronischer Lebererkrankung ermöglichen die Früherkennung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC). Die Wahl der Therapie für Patienten mit HCC richtet sich nach der Leberfunktion, der Tumorgröße, dem Tumorbefallsmuster und dem Allgemeinzustand der Patienten. Patienten mit HCC im Frühstadium können mittels chirurgischer Resektion, Lebertransplantation oder lokal ablativer Verfahren geheilt werden. Patienten mit fortgeschrittenem HCC können von Behandlun- Korrespondenzadresse: Prof. Dr. Martina Müller, Abteilung Innere Medizin IV, Hepatologie und Gastroenterologie, Medizinische Klinik (Krehl Klinik), Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg, Tel.: 06221/5 63 87 95, Fax: 0 62 21 / 56 43 95, E-Mail: [email protected] Einleitung Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist weltweit der fünfthäufigste Krebs und die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache. Weltweit wird mit mehr als 600 000 Neuerkrankungen pro Jahr gerechnet. Das HCC stellt unter Patienten mit Leberzirrhose die häufigste Todesursache dar (5). gen mit transarterieller Chemoembolisation, mit Selektiver Interner Radiotherapie (SIRT) und mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor Sorafenib profitieren. Sorafenib ist die erste systemische Therapie, die beim fortgeschrittenen HCC zu einer Verlängerung des Gesamtüberlebens führt. Sorafenib ist daher neuer Standard in der Behandlung des fortgeschrittenen HCC. Eine Reihe von neuen zielgerichteten onkologischen Therapien wird derzeit im Rahmen von klinischen Studien evaluiert. Signalwege, die gezielt von möglichen molekularen Therapien beeinflusst werden können, sind die gesteigerte Angiogenese, Wachstumsfaktor-Rezeptoren und Signaltransduktionswege, die zur Vermittlung von Proliferationssignalen führen. Keywords Hepatocellular Carcinoma, diagnosis, staging systems, treatment algorithm, liver transplantation, Sorafenib, targeted therapy, loco ablative therapies Hepatocellular carcinoma – update 2010 Onkologische Welt 2010; 1: 203–209 Die Inzidenz des HCC nimmt in Europa und den USA zu. Die Gründe für diesen Anstieg sind zahlreich: Die Infektion mit dem Hepatitis -C-Virus vor Jahrzehnten führt zu einem Risiko für die Entwicklung eines HCC. Ein weiterer, neu charakterisierter Risikofaktor ist das metabolische Syndrom, dessen Häufigkeit in USA und Europa epidemische Ausmaße erreicht hat. Summary The incidence of hepatocellular carcinoma (HCC) is increasing in most countries and HCC is currently the leading cause of death in patients with cirrhosis. Surveillance programs aim to detect tumors at an early stage. Curative treatments for early stage tumors include liver transplantation (LTX), resection and percutaneous ablation. Transarterial chemoembolization can improve survival for non-surgical patients with intermediate stage tumors who do not have vascular invasion or extrahepatic spread. Radioembolization with Yttrium90-labeled glass beads has been shown to induce extensive tumour necrosis; up to date, there are no studies demonstrating an impact on survival. The multikinase inhibitor Sorafenib has shown survival benefits in patients at advanced stages of HCC. These results prove that molecular targeted therapies can be effective in this tumor. Consequently, sorafenib has become the standard of care in advanced stage HCC for patients who can not benefit from resection, liver transplantation, ablation or transarterial chemoembolization. Several novel molecular therapies in addition to Sorafenib are now being tested within clinical trials in HCC patients. Several key molecular pathways in HCC represent rational targets for novel therapies. Current and future clinical trials could identify new effective systemic agents, combination systemic therapies, and combined modality options. Das bei Übergewicht erhöhte Krebsrisiko betrifft in besonderem Maße Malignome der Leber (1–5). In den letzten zwei Jahrzehnten sind Fortschritte in Diagnostik und Therapie des HCC erzielt worden. Die Einführung von sonografischen Screeningprogrammen für Patienten mit Leberzirrhose führt zunehmend zur Diagnose von HCCs im Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 203 204 L.-A. Sun; A. Langhein; M. Müller: Das Hepatozelluläre Karzinom Abb. 1 Diagnostischer Algorithmus bei neu aufgetretener Raumforderung in der Ultraschalluntersuchung bei Leberzirrhose. AASLD Practice Guideline 2010 (modifiziert nach 34). Tab. 1 BCLC Klassifikation zur Prognoseeinschätzung und Therapiestratifizierung bei Patienten mit HCC (modifiziert nach 36). BCLC-Stadium Allgemeinzustand (PS) Tumor Leberfunktion A Frühes HCC 0 A1 0 Solitärer Herd <5cm keine portale Hypertension, Bilirubin normal A2 0 Solitärer Herd <5cm Portale Hypertension, Bilirubin normal A3 0 Solitärer Herd <5cm Portale Hypertension, Bilirubin erhöht A4 0 ≤ 3 Herde <3cm Child Pugh A oder B B Intermediäres HCC 0 Multilokulär, groß Child Pugh A oder B C Fortgeschrittenes HCC 1–2 Gefäßinvasion oder Metastasen Child Pugh A oder B D Terminalstadium 3–4 Alle Child Pugh C Frühstadium. Dies hat dazu geführt, dass bei über der Hälfte der Patienten ein potenziell kuratives Behandlungskonzept infrage kommt. Jede sonografisch neu diagnosti- zierte Raumforderung in der Leber bei bestehender Leberzirrhose sollte daher weiter abgeklärt werden. 씰Abbildung 1 zeigt den diagnostischen Algorithmus der AASLD (American Association for the Study of Liver Diseases), der die Größe der Läsion und das Gefäßmuster in der Bildgebung berücksichtigt. Für die Entwicklung einer optimalen, individuellen Therapiestrategie bei HCCPatienten ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit essenziell. Die therapeutischen Möglichkeiten reichen von der Resektion und orthotopen Lebertransplantation, den lokal ablativen Verfahren, der Chemoembolisation, der Selektiven Internen Radiotherapie (SIRT) bis zu neuen molekularen Therapien. Der Tyrosinkinase-Inhibitor Sorafenib hat sich als Standard in der palliativen Behandlung des fortgeschrittenen HCC etabliert. Über die Inhibition der Tumorzellproliferation und –angiogenese führt Sorafenib zu einer Verlängerung des medianen Gesamtüberlebens beim HCC. Neue zielgerichtete Substanzen, die auf der zunehmenden Kenntnis der molekularen Pathogenese des HCC beruhen, befinden sich momentan in Phase I-III Studien. Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. L.-A. Sun; A. Langhein; M. Müller: Das Hepatozelluläre Karzinom Abb. 2 Strategie für Staging und Therapieentscheidung bei Patienten mit HCC. AASLD Practice Guideline 2010 (modifiziert nach 34). Tab. 2 Behandlung Die Einteilung gemäß der Barcelona-Clinic-for-Liver-Cancer-Klassifikation (BCLC-Klassifikation) bildet die Grundlage der Therapiestratifizierung beim HCC (6). Sie berücksichtigt sowohl Leberfunktion wie auch Tumorstadium und Allgemeinzustand (Performance Status, PS) des Patienten (씰Tab. 1 und 씰Abb. 2). Evidenzbasierte Therapien beim HCC (modifiziert nach 35 und 36). Behandlungskonzept BCLCStadium Benefit Evidenzlevel 0–A verlängertes Gesamtüberleben 3iiA kontrovers 1A–D verlängertes Gesamtüberleben 3iiA Behandlungs-Response 3Diii verlängertes Gesamtüberleben 3iiA bessere lokale Kontrolle 1iiD B verlängertes Gesamtüberleben 1iiA C verlängertes Gesamtüberleben 1iA Hormontherapie Tamoxifen Anti-Androgen kein Überlebensvorteil 1iA Systemische Chemotherapie kein Überlebensvorteil 1iiA Immuntherapie kein Überlebensvorteil 1iiA Chirurgische Behandlungen Lebersektion Adjuvante Therapie Lebertransplantation A Neoadjuvante Therapie Lokoregionale Behandlungen Perkutane Behandlungen Frühstadium 0–A Radiofrequenzablation Das Frühstadium umfasst Patienten mit einem HCC – Herd von maximal 5 cm Durchmesser oder bis zu 3 Herden von je maximal 3cm Durchmesser in einer Leberzirrhose Child-Pugh A-B und einem sehr guten Allgemeinzustand (PS 0). Patienten im Frühstadium können vollständig geheilt werden und sollten einer der kurativen Therapien zugeführt werden: chirurgische Tumorresektion, Lebertransplantation oder einer lokal-ablativen Therapie (1). Die korrekte Auswahl der Patienten ist entscheidend für den Therapieerfolg bei Embolisation/Chemoembolisation Systemische Behandlungen Sorafenib © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 205 206 L.-A. Sun; A. Langhein; M. Müller: Das Hepatozelluläre Karzinom Funktion Substanz Zielmoleküle LBH589 HDAC Gefitinib EGFR Cetuximab EGFR Vandetanib EGFR, Her2/neu AZD 6244 MAP3K1 Bortezomib Proteosom Lapatenib Her2/neu, EGFR IMC-A12 IGFR BIIB 022 IGFR AVE 1624 IGFR Everolimus mTOR Cediranib VEGFR, PDGFR PI-88 c-KIT, FLT IMC 1121B VEGFR, FGF 1/1 Imatinib VEGFR Dasatinib PDGFR, c-KIT Phase I Histon Acetylierung Phase II Wachstumsfaktoren Angiogenese Tab. 3 Zusammenstellung der derzeit in Phase I-III Studien verwendeten Substanzen und ihrer Zielmoleküle (modifiziert nach 21). c-KIT, Src Apoptose Zellzyklus Oblimersen BCL-2 Mapatumumab TRAIL-R1 Flavopiridol CDK Erlotinib EGFR Sirolimus mTOR GDC-0499 Smoothened, ABC transporter Bevacizumab VEGFR Sunitinib VEGFR, PDGF Brivanib FLT3, c-KIT ABT 869 VEGFR, FGFR Phase III Wachstumsfaktoren Angiogenese VEGFR, PDGF Leberteilresektion. Voraussetzungen sind das Vorliegen einer unilateralen Läsion, ein normales Bilirubin und eine fehlende portale Hypertension. Eine intrahepatische Rezidivrate von 70% innerhalb von 5 Jahren stellt den entscheidenden Nachteil der Resektion gegenüber der Lebertransplantation dar (7). In 60 bis 70 % der Fälle sind dies intrahepatische Metastasen, welche zum Zeitpunkt der Resektion nicht detektiert wurden, in 30 bis 40 % de-novo-HCC. Bisher gibt es keinen Konsens über eine adjuvante Therapie nach Resektion eines HCC. Hier besteht ein dringender Bedarf an weiteren klinischen randomisierten Studien (8). Die Lebertransplantation ist nicht nur eine kurative Behandlung des HCC sondern auch der zugrunde liegenden Leberzirrhose als Präkanzerose. Die Lebertransplantation ist die Methode der Wahl für Patienten mit kleinen multinodulären HCC und einer fortgeschrittenen Leberzirrhose. Für Patienten mit HCC innerhalb der von Mazzaferro publizierten so genannten Milan-Kriterien (singuläres HCC unter 5 cm oder bis zu 3 Tumoren unter 3cm) konnte ein 5-Jahresüberleben von ca. 75% sowie Rezidivraten von weniger als 15% erzielt werden (9). Das Fünf-Jahres-Überleben nach Lebertransplantation hat über Jahre unter Beachtung der Milan-Kritierien stetig zugenommen. Limitierender Faktor ist der Mangel an Spenderorganen, der zu einem Tumorprogress bei bis zu 50% der Patienten auf der Warteliste führt. Die meisten Transplantationszentren wenden daher neoadjuvante Therapien an. Die TACE ist als sogenanntes Bridging-Verfahren vor Transplantation etabliert und bei einer zu erwartenden Wartezeit von über 6 Monaten bis zur Lebertransplantation empfohlen. In den letzten Jahren hat sich die Leberlebendspende als Alternative zur Expansion des Spenderpools zunehmend etabliert. Die meisten Zentren orientieren sich bei der Leberlebendspende an den gültigen Listungskriterien sowie den Milan-Kriterien (9). Eine kürzlich von Mazzaferro publizierte retrospektive Analyse von Daten von 1556 Patienten, die bei HCC mit LTX behandelt wurden, identifizierte eine mikrovaskuläre Invasion, Tumorgröße und Tumoranzahl als die für das Gesamtüberleben nach Lebertransplantation entscheidenden Parameter. Bis zur klinischen Anwendung molekularer prognostischer Profile schlagen Mazzaferro et al. (10) die Anwendung der „up-to-seven criteria“ anstelle der Milan-Kriterien vor. „Up-to-seven“ bedeutet, dass Patienten mit HCC für eine Lebertransplantation in Frage kommen, wenn 7 als die Summe der Größe des größten Tumorknotens (in cm) plus der Anzahl der Tumore nicht überschritten wird. Intermediäres Stadium Im Intermediärstadium werden Patienten mit Child Pugh Stadium A/B zusammen- Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. L.-A. Sun; A. Langhein; M. Müller: Das Hepatozelluläre Karzinom ziert. Zusätzlich wird im Anschluss die tumorversorgende Arterie embolisiert. TACE kann Hypoxie in überlebenden Tumorzellen an den Tumorrändern auslösen, die zu einer reaktiven Ausschüttung von Angiogenese- und Wachstumsfaktoren führen (14). Von daher wäre die Kombination von TACE mit Inhibitoren dieser Substanzen wie z. B. Sorafenib ein interessanter Ansatz, der zur Zeit in einer Phase-II-Studie getestet wird (13). Die Mikrosphären- und Partikel-Technologie mit Transport tumorizider Substanzen oder Strahlung über die Arteria hepatica repräsentiert eine neue Generation von Therapeutika für die Therapie des HCC. Derzeitiger Standard für eine solche selektive interne Radiotherapie (SIRT) oder Radioembolisation ist die Verwendung von Yttrium-90 angereicherten Glasoder Kunstharz-Mikrosphären. Insbesondere Patienten mit großen oder disseminierten Herden (>4–5 bilaterale Knoten) könnten von dieser Therapie profitieren (15). Ein Vorteil der SIRT gegenüber der TACE ist, dass sie auch bei Patienten mit Pfortaderthrombose eingesetzt werden gefasst, die die Milan-Kriterien nicht mehr erfüllen, aber keine tumorassoziierten Symptome, keine extrahepatische Ausbreitung (M0, N0) oder makrovaskuläre Invasion haben. Patienten mit HCC im Intermediär-Stadium sollten mit transarterieller Chemoembolisation (TACE) behandelt werden (11). TACE ist das einzige der nicht-kurativen Verfahren, für das in einer Metaanalyse eine verbesserte Überlebensrate bei HCC-Patienten gezeigt werden konnte (12–13). Für andere Therapien wie die systemische Chemotherapie, Radiotherapie, Tamoxifen, Anti-Androgene und Octreotid hat man keinen Überlebensvorteil nachweisen können. Bei der TACE nutzt man die Tatsache, dass HCCs im Gegensatz zum umliegenden gesunden Lebergewebe nicht aus der Pfortader sondern fast ausschließlich aus der Arteria hepatica versorgt werden. Bei der TACE wird die tumorversorgende Arterie angiografisch identifiziert; Chemotherapeutika, meist Anthrazykline wie Adriamycin und/oder Platinderivate wie Cisplatin gelöst im lipophilen Kontrastmittel Lipiodol, werden dann über diese Arterie in den Tumor inji- kann (13, 16). Leider liegen für die SIRT bisher nur nicht-randomisierte Studien vor (15). Notwendig sind insbesondere prospektive Vergleichsstudien von SIRT mit TACE bzw. SIRT mit Sorafenib mit dem Endpunkt Gesamtüberleben. Fortgeschrittenes Stadium Das fortgeschrittene Stadium (tumorassoziierte Symptome, extrahepatische Ausbreitung und /oder makrovaskuläre Invasion) umfasst Patienten, die eine 1-JahresÜberlebensrate unter 50% haben. Bis vor wenigen Jahren konnte diesen Patienten keine adäquate Therapie angeboten werden. Patienten im fortgeschrittenen Stadium sollten in klinische Studien mit neuen Therapiestrategien eingeschlossen werden. Die Ergebnisse der SHARP-Studie (Sorafenib Hepatocellular Carcinoma Assessment Randomised Protocol) führten zu einem ersten Durchbruch in der systemischen Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem HCC. 602 Patienten wurden in die beiden Arme der Studie (Sorafenib A12 AVE1642 Bevacizumab R ABT 869 Brivanib Gefitinib M Sunitinib ET Sorafenib Raf AZD 6244 Preclinical Phase I Wn tL Frizzle Rezeptor iga nd PI3K Ras Ras/MAPK Pathway hed geh og Smo PTC Hedgehog Pathway PI3K/Akt/mTOR Pathway SU5416 GDC-0449 IL-6 Pathway Erlotinib Sorafenib Abb. 3 IL-6R XL228 SU11274 Relevante Signalwege in der Hepatokarzinogenese und die in sie eingreifenden molekularen Therapien, die derzeit evaluiert werden (modifiziert nach 21 und 23). IL-6 IGF-1R F EG F HG FGFR E FGF VEGFR PDGFR GF IGF-2 VEGF PDGF Cetuximab BIIB022 IGF-1 Sirolumus Akt Everolimus MEK mTOR ERK STAT-3 RPS6 Phase II Proliferation, Zellüberleben, Proteintranslation und Zellzyklus Phase III Zelldifferenzierung Gli β-Catenin WNT/ β-Catenin Pathway zugelassen © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 207 208 L.-A. Sun; A. Langhein; M. Müller: Das Hepatozelluläre Karzinom (n=299) versus Placebo (n=303)) randomisiert. Der Tyrosinkinase-Inhibitor Sorafenib verbesserte das mediane Überleben (10,7 vs. 7,9 Monate) signifikant im Vergleich zu Placebo (17). Sorafenib ist somit die erste systemische Therapie, die bei Patienten mit HCC zur einer Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit führt. Die Ergebnisse der SHARP-Studie wurden in einer weiteren Phase-III-Studie mit 271 HCC-Patienten aus 23 Zentren in einem asiatisch-pazifischen Kollektiv bestätigt (18). Sorafenib stellt den neuen Standard in der palliativen Behandlung des fortgeschrittenen HCC dar und wird künftig Kontrollarm für weitere Studien sein. Die SHARP Studie hat gezeigt, dass Patienten mit HCC von einer systemischen molekularen Therapie profitieren können. Eine Reihe von weiteren Substanzen, die gezielt in während der Hepatokarzinogenese deregulierte Signalwege eingreifen, befinden sich derzeit in der klinischen Erprobung im Rahmen von Phase-I-, -II-, und -III Studien. Neben der Erprobung neuer „targeted therapies“ werden sich künftige Studien auch mit der Kombination von „targeted therapies“ und chirurgischen oder lokalablativen Verfahren beschäftigen müssen, um die Therapie von Patienten mit HCC für jedes Stadium weiter optimieren zu können (19). Fazit für die Praxis ● ● ● ● ● ● ● ● ● Neue molekulare Therapien Die SHARP Studie hat gezeigt, dass der Ansatz richtig ist, zunächst die molekulare Pathogenese des HCC zu verstehen, um dann gezielt rationale, molekulare Therapien zu entwickeln und zu evaluieren (20). 씰Abbildung 3 gibt eine Übersicht über die für die Hepatokarzinogenese relevanten Signalwege und neue molekulare Therapien, die in diese Signalkaskaden eingreifen (21–24). ● ● ● Antiangiogenetische Substanzen Das HCC ist ein stark vaskularisierter Tumor. Daher kommt Therapieansätzen, die auf eine Verhinderung des Wachstums von Patienten mit einer Leberzirrhose haben ein Risiko von 1 – 6 % /Jahr ein HCC zu entwickeln. HCC = Todesursache Nr. 1 bei Patienten mit Leberzirrhose. Die Surveillance von Patienten mit Leberzirrhose ermöglicht die Früherkennung des HCC. Screening ist kosteneffektiv und verlängert das Überleben. Patienten mit einer Leberzirrhose sollten alle 6 Monate sonografisch untersucht werden. Eine neu aufgetretene Raumforderung in der Leber, sollte weiter abgeklärt werden; der diagnostische Algorithmus berücksichtigt die Größe der Läsion und das Gefäßmuster in der Bildgebung. Die Prognose von Patienten mit HCC wird sowohl von der Leberfunktion als auch vom Tumorstadium beeinflusst. Die Behandlung wird bestimmt durch Tumorgröße, Tumorbefallsmuster, Leberfunktion und Allgemeinzustand des Patienten. Chirurgische Resektion, Lebertransplantation und lokal ablative Verfahren sind kurative Therapieansätze für Patienten im Frühstadium. Die TACE (Transarterielle Chemoembolisation) ist für ausgewählte Patienten mit nicht resektablem, nicht zu großem HCC (Intermediärstadium), mit nicht wesentlich eingeschränkter Leberfunktion, lebensverlängernd. Ebenfalls für Patienten im Intermediärstadium kommt die Selektive Interne Radiotherapie (SIRT) in Betracht. Sie erlaubt die intrahepatische Applikation von radioaktiven Mikrosphären über die Arteria hepatica. Für Patienten mit fortgeschrittenem HCC ist der Tyrosinkinase-Inhibitor Sorafenib die erste systemische Therapieoption, die zu einer Verlängerung des Gesamtüberlebens führt. Neue zielgerichtete onkologische Therapien, die die molekulare Pathogenese des HCC berücksichtigen werden zurzeit in Phase I-III Studien untersucht. tumorversorgenden Blutgefäßen abzielen, eine besondere Bedeutung zu (25, 26). Proangiogene Faktoren wie vascular endothelial growth factor (VEGF), platelet-derived growth factor (PDGF) und Angiopoietin 2 sind im HCC überexprimiert. Einige Publikationen zeigen eine prognostische Bedeutung von VEGF Plasma Spiegeln. Dies begründet die Rationale für den Einsatz von antiangiogenetischen Substanzen beim HCC. Die Angiogenese kann über zwei Mechanismen geblockt werden: zum einen durch Bindung und Inaktivierung des Wachstumsfaktors VEGF, zum anderen durch intrazelluläre Blockade der Tyrosinkinase-Aktivität des VEGF-Rezeptors. Ein Vertreter des ersten Ansatzes ist der rekombinante humanisierte Antikörper Bevacizumab. Bevacizumab, der das VEGF-Molekül bindet und inaktiviert, ist bisher in Phase-II-Studien beim HCC untersucht worden. Bevacizumab hat bei Patienten mit HCC sowohl als Einzelsubstanz als auch in Kombination zu viel versprechenden Ergebnissen geführt (27, 28). Die Aktivität des VEGFR kann außer durch blockierende Antikörper auch durch kleinmolekulare Inhibitoren der Tyrosinkinase-Aktivität des Rezeptors blockiert werden. Beispiele für Substanzen dieser Klasse sind Brivanib und ABT-869, die ebenfalls in Phase-II- und Phase-III-Studien untersucht werden (30). Blockade von Wachstumsfaktoren und Rezeptoren Neben der Blockade der Angiogenese stellt die Blockade von häufig im HCC überexprimierten Wachstumsfaktor-Rezeptoren eine weitere innovative Therapieoption dar. Wichtige Wachstumsfaktoren in der Hepatokarzinogenese sind der Epidermal-Growth-Factor-Rezeptor (EGFR), der Fibroblast-Growth-Factor-Rezeptor (FGFR), der Hepatocyte-Growth-FactorRezeptor (HGFR), der Stem-Cell-GrowthFactor-Rezeptor (c-kit), der PlateletGrowth-Factor-Rezeptor (PGFR) sowie der Vascular-Endothelial-Growth-FactorRezeptor (VEGFR). Über Aktivierung dieser Rezeptoren werden intrazelluläre Signaltransduktionswege induziert, die u. a. über den Ras-Raf-ERK1/2-MAPK-Signal- Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. L.-A. Sun; A. Langhein; M. Müller: Das Hepatozelluläre Karzinom weg Zellproliferation auslösen. Monoklonale Antikörper gegen EGFR (Cetuximab) oder ErbB2/Her2neu (Trastuzumab) können in diesen Signalweg eingreifen. Cetuximab ist bereits für die Behandlung verschiedener Tumorerkrankungen zugelassen und wurde in Phase-II-Studien beim HCC geprüft. Ein weiterer Mechanismus der Wachstumsrezeptor-Blockade besteht in der Inhibition der intrazellulären Tyrosinkinse-Domäne von EGFR durch kleine Moleküle wie Erlotinib oder Gefitinib. Erlotinib wurde bereits in Phase-II-Studien in Kombination mit Bevacizumab bei Patienten mit nicht rektablem HCC eingesetzt (28, 29). nalweg, der eine wichtige Rolle spielt für die embryonale Leberentwicklung sowie für die Stammzelldifferenzierung. Der Hedgehog-Antagonist Cyclopamine konnte effektiv das Wachstum von Hepatoblastomzellen inhibieren und Apoptose auslösen. Obwohl mehrere therapeutische Zielstrukturen beider Signalwege bereits identifiziert wurden, gibt es bisher noch keine verfügbaren molekularen Therapieoption zur Blockade dieser Signalwege (21). Interessenkonflikt Es besteht kein Interessenkonflikt. Literatur PI3Kinase/Akt/mTOR Die Aktivierung des PI3-Kinase-Signalweges durch EGF oder insulin growth factor (IGF) führt über den sekundären Botenstoff Phosphoinositoltriphosphat zur Aktivierung der Protein-Kinase B (AKT). AKT ist ein Onkogen dessen zentrales Substrat die sogenannte „mammalian target of rapamycin“-Proteinfamilie (mTOR) ist. mTOR reguliert Proteine, die an der Kontrolle des Zellzyklus beteiligt sind (31). Zellkulturuntersuchungen zeigen, dass mTOR-Inhibitoren wie Rapamycin (Sirolimus) oder Everolimus die Proliferation von HCC-Zellen blockieren können. Eine retrospektive Studie mit 73 HCC-Patienten nach Transplantation außerhalb der Milan-Kriterien zeigte, dass bei Patienten, die Sirolimus zur Immunsuppression bekamen, seltener Rezidive auftraten im Vergleich mit Patienten unter Immunsuppression mit Tacrolimus (26, 32). Verschiedene mTOR-Inhibitoren befinden sich derzeit in klinischer Testung (Temsirolimus), wobei RAD001 derzeit in einer Phase I/II-Studie bei Patienten mit HCC getestet wird (22, 25). Wnt- und HedgehogSignalweg Der Wnt Signalweg ist bei mindestens 30 % der HCCs aktiviert (23, 33). Ein weiterer Signalweg, der bei der Hepatokarzinogenese eine Rolle spielt, ist der Hedgehog-Sig- 1. Cabibbo G, et al. Multimodal approaches to the treatment of hepatocellular carcinoma. Nat Clin Pract Gastroenterol Hepatol, 2009. 6(3): 159–169. 2. El-Serag HB. Hepatocellular carcinoma and hepatitis C in the United States. Hepatology 2002; 36 (5 Suppl 1): 74–83. 3. El-Serag, H.B., et al., The continuing increase in the incidence of hepatocellular carcinoma in the United States: an update. Ann Intern Med 2003; 139 (10): 817–823. 4. El-Serag, H.B. and A.C. Mason, Rising incidence of hepatocellular carcinoma in the United States. N Engl J Med 1999; 340 (10): 745–750. 5. 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All rights reserved. 209 Internationale Literatur 210 Rektumkarzinom Vor- und Nachteile der präoperativen Kurzzeitradiotherapie Beim operablen Rektumkarzinom verringert eine präoperative Kurzzeitradiotherapie (PRE) die Rate an lokalen Rezidiven im Vergleich zu einer selektiven postoperativen Chemoradiotherapie bei Patienten mit einem positiven Resektionsrand reduzierte. Die Vorteile der PRE waren jedoch mit negativen Effekten im Hinblick auf die Lebensqualität verbunden. In der Studie C016 der MRC CR07/NCIC CTG (Medical Research Council CR07/National Cancer Institute of Canada Clinical Trials Group C016) wurde bei 1350 Patienten die Lebensqualität mithilfe von zwei Fragebögen – MOS SF-36 (Medical Outcomes Study Short-Form 36-item) sowie EORTC QLQ-CR38 (European Organisation for Research and Treatment of Cancer Quality of Life Questionnaire Colorectal 38-item) – abgefragt. Bei Männern war die sexuelle Dysfunktion nach der Operation signifikant erhöht (p<0,001). Zwischen beiden Behandlungsarmen bestand kein Unterschied. Nach einer erneuten Evaluation nach 6 Monaten gaben jedoch PRE-Patienten eine signifikant größere sexuelle Dysfunktion; p = 0,004 an, die mindestens 2 Jahre lang anhielt. Beide Behandlungsgruppen berichteten nach drei Monaten über eine Abnahme der körperlichen Funktion in ähnlichem Ausmaß, die sich jedoch nicht wieder an das Ausgangsniveau annäherte. Es zeigte sich keine Evidenz für wesentliche Veränderungen zwischen den Therapien oder Zeitpunkten hinsichtlich des Allgemeinzustands oder der Darmfunktion. Explorative Analysen zeigten jedoch einen signifikanten Kolonkarzinom Multivitamin-Einnahme verbessert Outcome nicht Die Einnahme von Multivitaminen während und nach der adjuvanten Chemotherapie verbessert bei Patienten mit einem Stadium III-Kolonkarzinoms den Outcome – rezidivfreies Überleben, Gesamtüberleben und Rezidivhäufigkeit – nicht signifikant. Dies geht aus den Ergebnissen der CALGB89803-Studie mit 1038 Teilnehmern hervor. In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden 1038 Patienten mit einem Stadium IIIKolonkarzinom zur Einnahme von Multivitaminen während einer adjuvanten Chemotherapie sowie bis zu sechs Monate danach befragt. Um einen Bias durch okkulte Rezidive zu minimieren, wurden Patienten aus der Auswertung aus- geschlossen, die innerhalb von 90 Tagen nach der Erfassung einer Multivitamineinnahme rezidivierten. Von den 1038 Patienten berichteten 518 (49,9%) über eine Multivitamineinnahme während der adjuvanten Chemotherapie. Im Vergleich zu Nicht-Anwendern betrug die multivariate Hazard-Ratio (HR) für das krankheitsfreie Überleben bei Patienten, die Multivitamine einnahmen 0,94 (95% KI 0,77–1,115). Die Multivitamineinnahme korrelierte auch während der adjuvanten Chemotherapie nicht signifikant mit dem rezidivfreien Überleben (HR 0,93; 95% KI 0,75–1,15) oder war mit dem Gesamtüberleben (HR: 0,92; 95% KI 0,74–1,16) assoziiert. Anstieg von Fällen einer Darminkontinenz in der PRE-Gruppe (p = 0,006 nach 2 Jahren). Diese Ergebnisse aus einer großen randomisierten Studien mittels validierter, von den Patienten ausgefüllter Fragebögen unterstreichen, dass eine Lokalresektion mit deutlichen Beeinträchtigungen der sexuellen Funktion assoziiert ist. Auch die präoperative Kurzzeitradiotherapie verschlechtert die sexuelle Funktion sowie die Darmfunktion. Die Autoren empfehlen, angesichts dieser schwierig zu bewertenden Nutzen-Risiko-Relation eine individuelle Abwägung. Dr. Alexander Kretzschmar, München Literatur 1. Stephens RJ et al. Impact of Short-Course Preoperative Radiotherapy for Rectal Cancer on Patients' Quality of Life: Data From the Medical Research Council CR07/National Cancer Institute of Canada Clinical Trials Group C016 Randomized Clinical Trial. JCO 2010;28(27): 4233–4239. Die Einnahme von Multivitaminen sechs Monate nach Abschluss der adjuvanten Chemotherapie war ebenfalls nicht mit einem verbesserten Patienten-Outcome assoziiert, auch eine kontinuierliche Einnahme während sowie im Anschluss an die adjuvante Therapie erbrachte keinen Benefit. Weder eine höhere Tablettenzahl noch eine längere Einnahmedauer vor der Tumordiagnose waren mit dem Auftreten von Rezidiven oder der Mortalität assoziiert. Die Einnahme von Multivitaminen verbesserte auch nicht die Raten an gastrointestinalen Toxizitäten der Schweregrade ≥ Grad 3. Dr. Alexander Kretzschmar, München Literatur 1. Kimmie Ng et al. Multivitamin Use Is Not Associated With Cancer Recurrence or Survival in Patients With Stage III Colon Cancer: Findings From CALGB 89803. J Clin Oncol. 2010; 28(28): 4354–4363. Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Das aktuelle Interview 211 Selektive interne Radiotherapie (SIRT) bei malignen Lebertumoren Therapieoption mit Zukunft Die selektive interne Radiotherapie (SIRT) ist eine viel versprechende Option zur lokalen Behandlung maligner Lebertumore. Über die bisherigen Ergebnisse und das Potenzial dieser Methode sprachen wir mit Prof. Dr. Christiane Bruns, Oberärztin an der Chirurgischen Klinik und Poliklinik Großhadern der LMU München. ? Welche Voraussetzungen müssen die Patienten für eine SIRT mitbringen? Bruns: Die Patienten sollten grundsätzlich die gleichen Voraussetzung mitbringen, wie wir sie für eine große Leberresektion wie zum Beispiel eine Hemihepatektomie oder eine erweiterte Hemihepatektomie benötigen: eine normwertige Leberfunktion, eine Lungenfunktion mit einer altersgemäßen Vitalkapazität und FEV1 >70%, eine kardiale Auswurffraktion im Normbereich sowie eine ausreichende Nierenfunktion. Die Pfortader sollte frei durchgängig sein. Inzwischen wird die SIRT auch bei einer teilweisen oder vollständigen Thrombose der Pfortader mit einem ganz guten Ansprechen durchgeführt. ? Ist eine extrahepatische Metastasierung eine absolute Kontraindikation? Bruns: Bei einer Peritonealkarzinose oder ausgedehnten Lungenmetastasierung ist eine SIRT nicht sinnvoll. Wir sehen aber einen Lymphknotenbefall im Lig. hepatoduodenale nicht grundsätzlich als absolute Kontraindikation. ? In der Onkologie gilt die Verlängerung des Gesamtüberlebens als Goldstandard für den Nachweis der Wirksamkeit. Wie schneidet hier die SIRT ab? Bruns: Betrachtet man die Ergebnisse der bisher publizierten randomisierten kontrollierten klinischen Studien, so sind bei Patienten mit nicht mehr resektablen Lebermetastasen die Ergebnisse der SIRT mit und ohne Chemotherapie hinsichtlich der Responserate, des Gesamtüberlebens oder des progressionsfreien Überlebens durchaus vergleichbar und bei Subgruppen von ausgewaehlten Patienten sogar besser als die Ergebnisse, die man heute mit einer Chemo- oder einer Antikörpertherapie erreichen kann. Bei Van Hazel et al. wurde in der Firstline-Therapie von Lebermetastasen fortgeschrittener kolorektaler Karzinome (mCRC) mit einer Chemotherapie mit Fluorouracil/Leucovorin plus einer SIRTApplikation im Vergleich zur Chemotherapie allein eine signifikant längere Zeit bis zur Tumorprogression – 18,6 vs. 3,6 Monate – und ein signifikant längeres medianes Gesamtüberleben von 29,4 vs. 12,8 Monaten erreicht (3). Erst kürzlich bestätigte eine Phase-III-Studie diese Daten. Dort konnte mit einer SIRT plus Chemotherapie mit Fluorouracil der mediane Zeitraum bis zur Progression der Lebermetatstasen bzw. des Tumors insgesamt gegenüber Fluorouracil allein signifikant verlängert werden (1). Und bei Gray et al. betrug das Gesamtüberleben in der Firstline-Therapie von mCRC-Lebermetastasen nach einer SIRT plus einer intraarteriellen Chemoperfusionstherapie nach einem Jahr 72% und nach zwei Jahren 39% (2). Dies kann durchaus als positives Signal verstanden werden. Die SIRT eignet sich auch als Salvagetherapie bei therapierefraktären Patienten, man kann mit dieser Behandlung noch nach begonnener Chemotherapie in einzelnen Fällen eine Verbesserung des Überlebens erreichen. ? Die bisherigen Studien wurden nur mit sehr kleinen Fallzahlen durchgeführt. Wie geht es weiter? Bruns: Inzwischen laufen einige größere, prospektive Phase-III-Studien bei mCRCPatienten mit Lebermetastasen, um den klinischen Stellenwert der SIRT zu definieren. In SIRFLOX wird die SIRT plus FOLFOX6m versus FOLFOX6m allein untersucht. Und in FOXFIRE wird eine SIRT plus FOLFOX4 mit FOLFOX4 allein verglichen. Primäre Endpunkte sind das progres- Prof. Dr. Christiane Bruns, Chirurgische Klinik und Poliklinik Großhadern der LMU München sionsfreie und das Gesamtüberleben. Darüber hinaus wollen wir wissen, ob die Lebermetastasen durch diese Form der Therapie womöglich wieder in einen resektablen Zustand kommen. Beim fortgeschrittenen HCC wird in SORAMIC die Kombination SIRT plus zielgerichteter Therapie mit Sorafenib versus Monotherapie mit Sorafenib verglichen. In 2011 erwarten wir die Ergebnisse von SIRTACE, einer prospektiven, offenen Vergleichsstudie zwischen SIRT und transarterieller Chemoembolisation (TACE). Die Studien werden zeigen, wo sich die SIRT als Therapie in Kombination mit anderen modernen Therapien zu einem früheren Zeitpunkt im Behandlungsschema etablieren lässt. Ein sehr interessantes Konzept wäre der neoadjuvante Einsatz bei lokal fortgeschrittenen Tumoren, um diese in einen resektablen Zustand zu bringen. Ein weiterer Schritt wäre der Einsatz von SIRT bei Lebermetastasen anderer solider Tumore, beispielsweise neuroendokriner Tumore sowie Mamma-, Pankreas- oder Magenkarzinome. Das Interview führte Dr. Alexander Kretzschmar, München Literatur 1. Hendlisz A et al. J Clin Oncol 2010 Jun 21. [Epub ahead of print]. 2. Gray B et al. Ann Oncol 2001; 12(12): 1711−1720. 3. Van Hazel et al. J Surg Oncol 2004; 88(2): 78−85. Dieser Beitrag entstand mit freundl. Unterstützung der Sirtex Medical Europe GmbH, Bonn. © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. GastroOnkologie 212 Pankreaskarzinom Erstmals Überlebensvorteil durch Erlotinib Beim Pankreaskarzinom steigt die Inzidenz seit den 1980er-Jahren stetig an. Die Sterberate liegt ebenso hoch wie die Neuerkrankungsrate und hat in gleichem Tempo wie diese zugenommen. Die erste Kombinationstherapie, die im Vergleich zur Gemcitabin-Monotherapie das Überleben signifikant verlängerte, war die Kombination Gemcitabin-Erlotinib, so Prof. Frank Kullmann, Weiden auf der DGVS-Jahrestagung. Meist wird der Bauchspeicheldrüsenkrebs erst in fortgeschrittenem Stadium erkannt, weil es keine Frühsymptome gibt, die auf das Geschehen aufmerksam machen, beklagte Kullmann. Auch unter palliativer Standard-Chemotherapie mit 5-FU betrug die mediane Überlebenszeit im fortgeschrittenen Stadium vier bis fünf Monate. Gemcitabin konnte diese Spanne nicht wesentlich verlängern. Der Grund für die Zulassung von Gemcitabin als Monotherapie war, dass die Patienten erheblich an Lebensqualität gewinnen. Grade 0 (n = 79) Grade 1 (n = 101) Grade > 2(n = 102) Mehrere neue Substanzen wurden inzwischen in Kombination mit Gemcitabin erprobt. Die erste Kombinationstherapie, die im Vergleich zur Gemcitabin-Monotherapie das Überleben signifikant verlängerte, war Gemcitabin-Erlotinib. Insbesondere profitierten davon Patienten mit schlechtem Performance-Status. „Patienten mit Pankreaskarzinom kommen oft in sehr schlechtem Zustand in die Klinik; eine Kombinationschemotherapie könnte man ihnen nicht zumuten, wohl aber die Kombination eines Small Molecule mit einem Zytostatikum“, so Kullmann. Literatur Überlebenswahrscheinlichkeit % 1. Moore MJ et al. Erlotinib plus gemcitabine compared with gemcitabine alone in patients with advanced pancreatic cancer: A phase III trial of the National Cancer Institute of Canada Clinical Trials Group. J Clin Oncol 2007; 25(15): 1960–1966. 80 43% 16% 40 20 0 Bald wurde klar, dass das Auftreten einer Hautreaktion einen signifikanten Surrogatmarker für eine gute Response auf Erlotinib darstellt (씰Abb. 1) (1). Warum Patienten mit Hautreaktion besser ansprechen, ist nicht genau geklärt, aber sicherlich immunologisch bedingt. Beginnt man eine Therapie mit Gemcitabin und Erlotinib, sollte man nach vier bis acht Wochen überprüfen, ob der Patient eine Hautreaktion entwickelt hat. Nur dann macht eine Fortführung der Kombinationstherapie wirklich Sinn. Im anderen Falle ist die weitere Gabe von Erlotinib von zweifelhaftem Nutzen. Eine Steigerung der Dosis von 100 mg auf 150 mg Erlotinib erhöhte zwar nicht wesentlich die Toxizität, verbesserte aber auch das Überleben nicht weiter. Auch als Secondline-Therapie nach Gemcitabin-Versagen hat Erlotinib in Kombination mit Capecitabin in einem hochselektionierten Kollektiv gute Wirksamkeit gezeigt. Fast 60% der Patienten erreichten eine Stabilisierung ihrer Krankheit (stable disease). Die „disease control rate“ (DCR = alle Arten von Response, in diesem Fall partielle Remission plus Stabilisierung) betrug fast 70%. Dr. Angelika Bischoff Medianes Überleben 5,3 Monate 5,8 Monate 10,5 Monate 100 60 Hautausschlag als Responseprädiktor Abb. 1 5 10 15 Überleben (Monate) 20 Gemcitabin und Erlotinib: Überleben in Abhängigkeit von der Hautreaktion Quelle: Satellitensymposium „Aktuelle therapeutische Aspekte der GI-Tumoren“ im Rahmen der 65. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Stoffwechselerkrankungen (DGVS) am 16. September 2010, Stuttgart (Veranstalter: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen). Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Review © Schattauer 2010 How to choose PET-CT or CT in the diagnosis and staging of lung cancer Practical experience in China T. Jiang1*; X. Zheng2*; X. Tao1; H. Liu1; S. Liu1 1Department 2Department of Radiology, ChangZheng Hospital Affiliated to Second Military Medical University, Shanghai; of Nutrition, ChangHai Hospital Affiliated to Second Military Medical University, Shanghai Keywords Schlüsselwörter Lung cancer, computed tomography, positron emission tomography, diagnosis, China, imaging Lungenkrebs, Computertomographie, Positronenemissionstomographie, Diagnose, China, bildgebende Verfahren Summary Zusammenfassung How to use CT and PET-CT rationally to raise diagnosis, staging and prognostic assessment of lung cancer to a higher level at the best cost-effect ratio is a subject that Chinese clinicians and radiologists should face conscientiously. We review the rational application of CT and PET-CT in four aspects of lung cancer, including screening and detection, morphologic evaluation, haemodynamic or metabolic feature evaluation, and follow-up, staging and prognostic evaluation. As PET-CT is only available in class III-A hospitals today, CT is the most popular equipment in China. PET-CT is more valuable only in cases where CT presentation of lung cancer is atypical or difficult to determine, or in cases where the diagnosis of lung cancer has been initially confirmed, for which clinical staging and decision concerning on therapeutic regimens are needed. We also recommend the current strategies of CT and PET-CT managing of SPN in China. Der adäquate Einsatz von CT und PET-CT zur Verbesserung der Kosten-Nutzen-Relation bei Diagnose, Staging und Prognosebeurteilung von Lungenkrebs ist ein Thema, das von chinesischen Klinikern und Radiologen wohl überlegt sein sollte. Wir prüfen die rationale Anwendung von CT und PET-CT bei Lungenkrebs unter vier Aspekten: Screening und Nachweis, morphologische Beurteilung, Untersuchung hämodynamischer oder metabolischer Eigenschaften sowie Nachuntersuchung, Staging und Prognosebeurteilung. Da PET-CT nur in Klasse-III-A-Kliniken zur Verfügung steht, gehört die CT in China zur gängigsten Ausstattung. PET-CT bietet mehr Vorteile, wenn ein Lungenkrebs im CT atypisch oder schwer zu beurteilen ist oder in Fällen, in denen die Diagnose Lungenkrebs initial bestätigt wurde und das klinische Staging sowie eine therapeutische Entscheidungen benötigt werden. Wir geben auch Empfehlungen zum Einsatz von CT- und PET-CT bei solitären Lungenrundherden (SPN) in China. Correspondence to: Shiyuan Liu Department of Radiology, ChangZheng Hospital Affiliated to Second Military Medical University, 415 Fengyang Road, Shanghai 200003, China Tel., Fax +86/21/55 23 21 69 E-mail: [email protected] Wahl zwischen PET-CT oder CT in der Lungenkrebsdiagnostik – Praktische Erfahrungen aus China Onkologische Welt 2010; 1: 213–218 Nachdruck aus: Nuklearmedizin 2010; 49: 28–34 doi: 10.3413/nukmed-0269 received: August 18, 2009 accepted in revised form: October 6, 2009 prepublished online: October 22, 2009 Lung cancer (LC) is a malignancy with the highest morbidity and mortality in the world, seriously endangering human health. As there is a lack of specific diag- nostic tools for lung cancer, the accuracy of diagnosis and 5-year survival have been unsatisfactory. With high morphologic spatial resolution, multi-slice spiral com- puter tomography (MSCT) is generally accepted as the most valuable non-invasive technique for the diagnosis of lung cancer at present. Although positron emission tomography-CT (PET-CT) is regarded as the most advanced diagnostic tool for tumour diagnosis due to its ability of displaying biochemical metabolism of pathology and scanning the whole body, its low spatial resolution and high cost cumber its wide use in China, even not been included in medical insurance. In many developed countries, PET-CT has been enrolled in the scope of medical insurance because of its high medical benefits. With heightened awareness of the importance of health among ordinary people and steady economic development in China, the yield rate of lung cancer by PET-CT has been on a continuous rise in the recent three years. The number of lung cancer cases detected by PET-CT annually in China in recent three years totals 250 000. How to use CT and PET-CT rationally to raise diagnosis, staging and prognostic assessment of lung cancer to a higher level at the best cost-effect ratio is a subject that Chinese clinicians and radiologists should face conscientiously. Screening and detection Low-dose CT is the most sensitive imaging technique because it may detect early small lesions suspected as lung cancer. Because China has the largest population in the world and the number of people with potential risks of lung cancer is very large, lung cancer screening is directed only at the high-risk population. But large differences exist in the detection rate of lung cancer be- * These authors contributed equally to this work. Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 213 214 Jiang et al.: PET-CT or CT in China tween researchers because of different populations and methods used in their studies. Scan thickness has a considerable impact on resolution: The thinner the slice the less chance of missing lesions. For this reason, the thickness of no less than 16-slice CT scan has been reduced to less than 1 mm. In addition, CT scan can be reconstructed retrospectively and individually as required. Although low-dose CT could display the pulmonary parenchyma satisfactorily in most cases, it failed to display ground glass opacity (GGO) in 20% of cases and emphysema in 11% cases (1–3). The key to CT scan lies in selecting an optimal dose, which ranges from 20 mA to 120 mA depending on individual researchers (씰Tab. 1). We compared detection rates of nodules obtained by different machines using different thicknesses and exposing doses. For screening lung cancer in China we recommend ● 50 mA for machines under 16 slices and ● 20 mA for machines above 16 slices. Although both spatial and density resolutions of CT are high, there are reports of misdiagnoses of lung cancer nodules, mainly because the nodules were small (<5 mm), and GGO or locations were hidden (near the hilus). Knowing that CAD (computer-assisted diagnosis ) can not only display lesions and their locations but provide clues for differential diagnosis as well and discriminate malignant tumours from benign ones, or even give a concrete coordinative diagnosis, we also used CAD to raise the detection rate of small lung cancer. Some results showed that CAD increases the detection rate of lung cancers (9), but some researchers (10) thought that there was no significant difference in diagnostic sensitivity of CAD between radiologists. The advantage of CAD is its discrimination of solitary nodules smaller than 5 mm. Despite its high sensitivity and specificity, CAD does not provide accurate results in all conditions. Sensitivity and specificity of CAD may be affected by ● scan dosage, ● patient’s breath-hold tolerance, ● artifacts formed by heart beating, ● bifurcation of big vessels, ● hard and twisted vessels and ● scarring in the pulmonary parenchyma. With constant improvement and development of computer software, CT hardware and ECG-gating technology, we believe that CAD will turn out as a more reliable tool for coordinative detection and diagnosis of lung cancer in China. It is difficult for PET to diagnose GGO and nodules smaller than 1 cm because of spatial resolution, detection sensitivity and slow glucose metabolism in early lung cancer (3). The principle of using PET to detect nodules smaller than 1 cm is regular follow-ups to observe metabolic change of fluorodeoxyglucose (FDG). But as the doubling time of most nodules =1 cm is slow and tumour cells are in a high differentiating and low metabolic status, FDG uptake is poor or there is no FDG uptake at all. It is therefore difficult to define followup timing and time. For these reasons, CT seems superior to PET in detecting and screening small lung cancer. Morphologic evaluation CT is obviously superior, though ≥ 16-slice PET-CT can also display morphologic changes of lung cancer depending on the scanning type. To accurately display morphologic characteristics of lung cancer, three dimensional (3D) reconstruction is necessary in addition to original cross-section images. There are various 3D reconstruction methods, of which multiplanar reconstruction (MPR), volume rendering (VR) and virtual endoscopy (VE) are most commonly used in detection and diagnosis of lung cancer. ● MPR can do reconstruction in any direction, which is most beneficial for displaying the scope of invasion of central lung cancer or characteristic features of lobulation, speculation and pleural indentation of peripheral lung cancer. ● VR can provide density-layered 3D spatial pseudo-colour imaging, which helps display pathologic morphology and judge blood supply of lung cancer. ● VE is mainly used to observe the scope of invasion in central lung cancer for the benefit of location and bronchoscopic guidance. Most spiral CT and PET-CT (≥ 16 slices) now available can meet the isotropic requirements for 3D reconstruction. Serial studies have shown that compared with original images, 3D reconstruction has a higher rate of differentiating malignant changes and higher accuracy of characterization. But as most 3D reconstructions may be affected by various human factors (such as changing the morphology and size of a pathologic lesion by regulating threshold parameters), distortion and deviation are unavoidable. Tab. 1 Results of using low-dose CT for diagnosis of lung cancer as reported in the literature first author publication (ref.) year country Kaneko (4) 1996 Henschke (5) number of detection dose (mA) nodules LC cases rate rate of first stage LC Japan 3457 15 0.43% 93% 50 1999 USA 1000 27 2.7% 85% 50 Diederich (6) 1999 Germany 817 11 1.3% 58% 50 or 25 Sone (7) 2000 Japan 5483 60 1.1% 88% 50 Swensen (8) 2003 USA 2832 40 1.4% 62.5% 40 Original cross-section imaging remains to be the diagnostic foundation because of its high resolution and few artifacts. MPR, VR, VE and other accessory techniques are often paradoxical, because their accuracy depends on CT reconstruction skills and lung cancer morphologic knowledge of the radiologist. Above all, appropriate use of various 3D CT reconstruction techniques may display morphologic char- Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Jiang et al.: PET-CT or CT in China Tab. 2 Results of lung cancer diagnosed by dynamic enhancement CT as reported in the literature first author (ref.) country pubjournal lication year case threshold sensitivity specificity positive number (HU) (%) (%) predictive value (%) negative accuracy predictive (%) value (%) Swensen SJ (11) USA 1995 Radiology 163 20 100 Swensen SJ (12) USA 1996 Radiology 107 20 Swensen SJ (13) USA 2000 Radiology 555 Choi JB (14) Korea 2002 Comput Med Imaging Graph Yi CA (15) Korea 2004 Jeong YJ (16) Korea Bayraktaroglu (17) Turkey 76.9 90.2 100 92.6 98 73 —— — 85 15 98 58 —— —— 77 28 30 85.7 84.6 85.7 84.6 —— Radiology 131 30 99 54 71 97 78 2005 Radiology 107 25 94 90 —— —— 92 2008 Comput Med Imaging Graph 45 15 100 69.2 69.2 100 81 acteristics of lung cancer, thus helping confirm the diagnosis. Haemodynamic evaluation and metabolism CT dynamic enhancement and perfusion CT dynamic enhancement and perfusion have been a focus of lung cancer research. As there are various factors that may affect enhancement of lung cancer, including tumor size, location and vascular abundance, as well as patient’s body weight and circulation. However, dosage and flow rate of the contract medium and scan delay time are the most important. Recent studies show that lung cancer can be evaluated by dynamic enhancement in terms of the enhancement peak value, modality and time-density curve, of which the enhancement value of lung cancer is of most clinical interest. Most researchers are convinced that the enhancement value of benign nodules is less than 15 Hu, whereby most benign nodules can be differentiated from lung cancer (enhancement value: 20–60 Hu). However, there is an overlap between active inflammatory nodules and lung cancer (씰Tab. 2). In addition, it is difficult to obtain CT values for non-high-density GGO nodules and small nodules of several milli- meters. Therefore, it is important to pay attention to three matches in CT scan and measurement: ● match of plain and enhanced scan conditions (including slice thickness, voltage, mA, filed and calculation), ● match of the measurement layer, and ● match of the area of interest (including size, configuration and location). Only when these conditions are reached satisfactorily, the CT value is useful. Overlap in dynamic enhancement between active inflammatory nodule and lung cancer means much difficulty for diagnosis. CT perfusion imaging can reflect distribution and blood flow of microvessels and provide haemodynamic information of tissues and organs, thus providing new clues for differential diagnosis of lung cancer. Ideal perfusion imaging is performed under the condition of intravenous infusion of the contrast medium simultaneously with continuous scan for obtaining intrafocal time-density curves. These curves may directly reflect change of the contrast concentration, and indirectly reflect change of the perfusion volume in lung cancer. Based on these curves perfusion parameters and colour function charts can be calculated by different mathematical models, and the perfusion volume and permeability can be evaluated. However, the results of most CT perfusion studies were misleading, because they did not take into account body weight, cardiac output and circulation. There is no consensus between researchers concerning perfusion methods, parameters and selection of after-treatment software at present. So their conclusions are quite conflicting (씰Tab. 3). Lung cancer metabolism in PET-CT A PET tracer is able to concentrate in a particular dense site according to its property after entering the body. Distribution of the tracer in the body can be obtained by using a detector and computer reconstruction imaging. 18F-FDG is the most popular tracer. Its concentration in lung cancer tissue is achieved by taking advantage of increased glucose metabolism in rapidly proliferating lung cancer cells. The sensitivity of 18F-FDG PET-CT in the diagnosis of lung cancer is 88–96%, and the specificity is 70–90% (24). But as PET-CT can provide more morphologic details, it is more accurate than simple PET in lung cancer staging. Lesions that have high standard uptake value (SUV > 2.5) of 18F-FDG are often diagnosed as lung cancer. However, pseudo-positive SUV is also found in some infectious and inflammatory lesions, such as active tuberculosis, histoplasmosis and rheumatoid nodules (25). Lesions with a low SUV value of 18F-FDG are usually con- © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 215 216 Jiang et al.: PET-CT or CT in China Tab. 3 Results of CT perfusion for diagnosis of lung cancer as reported in the literature first author (ref.) country publication journal year case peak value number (ml/min/100 g) Zhang M (18) USA 1997 Radiology 65 LI SJ (19) China 2003 LI SJ (20) China 2004 Ovali GY (21) Turkey LI SJ (22) LI SJ (23) result 41.9 ± 2.8 Enhancement value of inflammatory and malignant SPN is significantly higher than that of benign SPN. Journal of Clinical 37 Radiology 37.98 ±17.97 There is no significant difference in enhancement value between inflammatory and malignant SPN. Chinese Journal of Radiology 78 35.79 ±10.76 There is no significant difference between active inflammatory and malignant SPN. 2007 Computerized Medical Imaging and Graphics 24 34.80 ±17.92 adenocarcinoma; 78.52 ±55.61 squamous carcinoma China 2008 Journal of Clinical 85 Radiology China 2008 Chinese Journal of Lung Cancer 68 10–35 diagnostic sensitivity 54.4%; specificity 89.3%; maldiagnosis 10.7%; misdiagnosis 45.6%; accuracy 65.9%; positive prediction 91.2%; negative prediction 49.0% 12.10–70.66 Difference is comparatively large. SPN: solitary pulmonary nodule first author (ref.) country publication year journal sensitivity (%) specificity (%) Dewan (28) USA 1993 Chest 30 90 (27/30) 95 (19/20) 80 (8/10) Gupta (29) USA 1996 J Nucl Med 61 92 (56/61) 93 (42/45) 88 (14/16) Lowe (30) USA 1998 J Clin Oncol 89 91 (81/89) 92 (55/60) 90 (26/29) Lee (31) USA 2001 Chest 71 83 (59/71) 88 (38/43) 75 (21/28) Herder (32) Dutch 2004 Eur J Nucl Med Mol Imaging 36 83 (30/36) 93 (13/14) 77 (17/22) Halley (33) France 2005 Eur J Nucl Med Mol Imaging 28 86 (24/28) 94 (17/18) 70 (7/10) Yi (24) Korea 2006 J Nucl Med 119 93 (111/119) 96 (76/79) 88 (35/40) Kim (34) USA 2007 J Nucl Med 42 93 97 85 YU D (35) China 2007 J Med Imaging 53 85 (45/53) 92 (45/49) LI H (36) China 2008 Chinese Journal of Clinical Oncology 74 95 98 sidered benign by PET. Although its specificity is very high, there are still cases of pseudo-negativity, such as in some carcinoids, bronchioloalveolar carcinoma, and some metabolically inactive adenocarcinomas (26). The pseudo-negative rate of 18F-FDG in the diagnosis of T1 lung cancer is about 5%, mostly because the tumours are smaller than 5 mm. case accuracy number (%) Follow-up of lung cancer patients with negative results showed that proliferation of their tumour cells was very slow (27). Despite pseudo-positive and pseudonegative results, the overall accuracy of SUV in judging malignancy is higher than that of CT enhancement alone (씰Tab 4). Tab. 4 Results of 18F-FDG in diagnosis of lung cancer as reported in the literature 100 (4/4) 84 Follow-up, staging and prognostic evaluation of lung cancer Follow-up The advent and clinical use of MSCT render it possible to detect small nodules suspected of lung cancer smaller than 1 cm routinely, but how to deal with these small nodules properly has perplexed clinicians. Follow-up intervals of patients with vari- Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Jiang et al.: PET-CT or CT in China ous small nodules vary according to their size (8, 37–38). In China, we recommend that ● the larger the nodules the shorter the follow-up interval should be, and ● the larger the proportion of high-density soft tissue in a nodule the shorter the follow-up interval should be. Nodules smaller than 5 mm can be followed up at a 6-month interval; nodules 5–10 mm at a 3-month interval; and nodules >10mm at a one-month interval. Depending on density, we recommend for follow-up ● 6 months for simple GGO, ● 3 months for mixed GGO and ● 1 month for solid nodules. In most cases, nodules with a doubling time shorter than one month or stability longer than 24 months should be considered benign. There are a few exceptions. We once observed some cases where GGO did not undergo any significant change for four consecutive years but became larger and was diagnosed as lung cancer in the fifth year. Therefore, we conclude that even those nodules that seem benign during follow-ups should not be ignored; rather they should be followed up for longer periods. The accuracy of a conclusion drawn from comparison between two neighboring follow-ups is limited by the method used. Most new type spiral CT machines are equipped with software for automatic volume measurement, thus ensuring accuracy and reliability. Compared with post-reconstruction 1 mm thick CT that needs breath hold, PET-CT is not only expensive but unsuited for accurate evaluation on small lesions due to its mode of collecting data at 5–7 mm thickness without breath hold. Staging Lung cancer is likely to undergo early metastases. The presence or absence of lymph node (LN) metastases is an important factor for staging lung cancer, decisions on therapeutic regimens and predicting prognosis. The accuracy of lung cancer staging of PET-CT is superior to Fig. 1 Current strategies of CT and PET-CT management of SPN in China that of simple CT. CT judgment of LN metastases depends on the LN size by the criterion of diameter >1 cm. It is found that both the pseudo-positive and pseudo-negative rates by this criterion are high. PET-CT has higher sensitivity, specificity and accuracy than CT in diagnosing hilar lung cancer and mediastinal LN metastases, because PET can early detect a primary tumour and metastases by observing glucose metabolic changes within the tissue before it undergoes morphologic change (39–42). Accurate judgment of distant metastases is of high significance for diagnosis and prognostic evaluation. Because the sensitivity and specificity rate of PET-CT in detecting distant metastases is higher than that of CT, in some patients, clinical stag- ing was upgraded after detection of occult metastases by PET-CT, thus avoiding unnecessary surgical injury and expenditure. On the other hand, in other patients, clinical staging was down-graded after exclusion of some metastatic lesions that were significant for staging, enabling them to receive radical surgical treatment in time. Prognostic evaluation Whether there is residual cancer, recurrence or metastases after surgical, radiation and chemical therapies is very important for judging the therapeutic effects and prognosis. Post-treatment of lung cancer often results in fibrosis, necrosis and tissue scarring, which are difficult to be differentiated from tumour residual and recurrence simply depending on CT. PET-CT is able to do this by taking advantage of vigor- © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 217 218 Jiang et al.: PET-CT or CT in China ous glucose metabolism in tumour tissue and low or no glucose metabolism in necrotic and fibrotic tissue, so as to find recurrence and metastases and adjust the therapeutic regimen in time. Concerning small cell lung cancer, treatment with some chemicals may induce cancer cells to produce drug resistance. In these patients, CT may display tumour shrinkage on the one hand, but on the other hand PET-CT may display abnormally increased FDG uptake in local parts of the tumour, which often suggests that the chemotherapy is ineffective and drug resistance is likely. On the contrary, no significant change is observed in tumour size in some patients after treatment but partial FDG uptake is decreased markedly, which suggests that the regimen is effective (43). However, PET-CT examination immediately after radiotherapy may produce pseudo-positive results because of the influence of radiation pneumonia or macrophage glycolysis in tumour necrotic tissue. We therefore suggest PET-CT examination to be performed 2–3 months after radiotherapy. Strategies of CT and PET-CT managing of SPN in China Any clinical treatment of solitary pulmonary nodule (SPN) must be built on the assessment of probability of malignancy. This probability varies with patient’s age, smoking history, nodular size and imaging variations. If probability of malignancy of SPN is small, nodules should be followed up by CT, whereas if probability of malig- nancy of SPN is large, surgical resection should be considered as long as the risk can be tolerated. For patients with moderate risk, PET-CT, percutaneous needle aspiration biopsy and bronchoscopy are preferred. If the nodular diameter is as large as 1.0 cm, PET-CT is recommended. But remember that negative PET-CT does not exclude the possibility of tumours completely. We once encountered two cases whose CT images strongly suggested lung cancer but whose PET-CT was negative. Surgery confirmed the lung cancer and needle aspiration biopsy indicated peripheral lung cancer. If nodular features strongly suggest malignancy, positive surgical intervention is recommended (씰Fig. 1). Conclusion Although new imaging techniques are emerging endlessly in recent years, no single technique can meet all diagnostic requirements. CT is superior to PET in detecting and screening small lung cancer <1 cm. Combined PET-CT is slightly superior to CT with respect to diagnostic accuracy and specificity. CT is superior with respect to GGO, while PET-CT is obviously superior to CT with respect to tumour staging and therapeutic evaluation. PET-CT is only available in class III-A hospitals in China today, and CT is available in all county and higher level hospitals. In addition, CT is less costly, only about one-tenth of the price of PET-CT. Therefore, CT is the most popular equipment in China. PET-CT is more valuable only in cases where CT presentation of SPN is atypical or difficult to determine, or in cases where the diagnosis of lung cancer has been initially confirmed, for which clinical staging and decision-making on therapeutic regimens are needed. Acknowledgment We thank “Technical Innovation” Major Subject Program of Shanghai Committee of Science and Technology (N0.08DZ1900707, N0.06DZ19503), Shanghai Nanometer Technology Special Program (No.0852nm03700), Special Program of Shanghai Committee of Science and Technology (No.08JC1407500), Shanghai Natural Science Foundation (N0.08ZR1405200, 08ZR1411100), Shanghai “Mountaineering Project” Major Subject Program (06DZ19503), Shanghai Growth Program Foundation for Talents (026), Special Program of Shanghai Committee of Science and Technology (0852nm03700) for the financial support. Conflict of interest We declare that there were no any actual or potential conflict of interest including any financial, personal or other relationships with other people or organizations that could inappropriately influence (bias) our work. References available at www.onkologische-welt.de Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Jiang et al.: PET-CT or CT in China References 1. Schoepf UJ, Becker CR, Obuchowski NA et al. Multi-slice computed tomography as a screening tool for colon cancer, lung cancer and coronary artery disease. Eur Radiol 2001; 11: 1975–1985. 2. Zwirewich CV, Mayo JR, Müller NL. Low-dose high-resolution CT of lung parenchyma. Radiology 1991; 180: 413–417. 3. Bryant AS, Cerfolio RJ. The maximum standardized uptake values on integrated FDG-PET/CT is useful in differentiating benign from malignant lung cancer. Ann Thorac Surg 2006; 82: 1016–1020. 4. Kaneko M, Eguchi K, Ohmatsu H et al.Peripheral lung cancer: screening and detection with low-dose spiral CT versus radiography. Radiology 1996; 201: 798–802. 5. 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Wessling1 1Department of Clinical Radiology, University of Muenster, Germany; 2Department of Biomathematics and Statistics, University of Muenster, Germany; 3Department of Nuclear Medicine, University of Muenster, Germany Keywords Lymph node, lung cancer, computed tomography, helical, FDG-PET-CT, tumour volumetry, diagnostic, computer aided Summary Purpose: To distinguish between benign and malignant mediastinal lymph nodes in patients with NSCLC by comparing 2D and semiautomated 3D measurements in FDG-PET-CT. Patients, material, methods: FDG-PET-CT was performed in 46 patients prior to therapy. 299 mediastinal lymph-nodes were evaluated independently by two radiologists, both manually and by semi-automatic segmentation software. Longest-axial-diameter (LAD), shortest-axial-diameter (SAD), maximal3D-diameter, elongation and volume were obtained. FDG-PET-CT and clinical/FDG-PET-CT follow up examinations and/or histology served as the reference standard. Statistical analysis encompassed intra-class-correlationcoefficients and receiver-operator-characteristics-curves (ROC). Results: The standard of reference revealed involvement in 87 (29%) of 299 lymph nodes. Manually and semi-automatically measured 2D parameters (LAD and SAD) showed a good correlation with mean Correspondence to: Johannes Wessling, MD Department of Clinical Radiology University of Muenster Albert-Schweitzer-Straße 33 48129 Muenster, Germany Tel. +49/(0)251/834 80 88, Fax +49/(0)251/834 51 27 E-mail: [email protected] * intraclass coefficients of .80 and .72, respectively. Semi-automated prediction revealed the highest areas-under-the-ROC-curve for volume (.75, 95%CI: .69–81) and SAD (.75, 95%CI: .70-.81). AUC for LAD and maximal-3D diameter were about .68. Substantially lower accuracies were found for elongation (.57, 95%CI: .50-.64). Conclusion: Optimized semi-automated three dimensional parameters by CT cannot approximate reported data on FDGPET-CT for lymph node assessment in NSCLC. SAD remains the most accurate and at the same time simple to achieve anatomical criterion for definition of NSCLC target lesions. Schlüsselwörter Bronchialkarzinom, Computertomographie, helikal, FDG-PET/CT, Tumorvolumetie, Lymphknoten, Segmentation Zusammenfassung Ziel: Vergleich von 2D und semi-automatischen 3D-Messungen in der FDG-PET/CT zur Unterscheidung von benignen und malignen mediastinalen Lymphknoten bei Patienten mit NSCLC. Patienten, Methoden: Bei 46 Patienten wurde Beurteilung einer Lymphknoten-Metastasierung beim NSCLC – 3D-Parameter ergänzen die PET-CT nicht Onkologische Welt 2010; 1: 219–226 Nachdruck aus: Nuklearmedizin 2010; 49: 41–49 doi: 10.3413/nukmed-0277 received: September 24, 2009 accepted: November 11, 2009 prepublished online: January 19, 2010 vor Therapieaufnahme eine FDG-PET/CT angefertigt. 299 mediastinale Lymphknoten wurden von zwei Radiologen unabhängig voneinander sowohl manuell als auch unter Verwendung einer semi-automatischen Software ausgewertet. Langachsen-Durchmesser (LAD), Kurzachsen-Durchmesser (SAD), maximaler 3D-Durchmesser, Elongation (Längs-zu-Quer-Verhältnis) und Volumen der Lymphknoten wurden bestimmt. PET-CT, PET-CT-Verlaufskontrollen und klinische Verlaufsuntersuchungen und/oder Histologie dienten als Referenz. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Intra-Class-Korrelationskoeffizienten und ROC (receiver operator characteristics curves). Ergebnisse: 87 (29%) von 299 Lymphknoten wurden anhand der Referenz als maligne eingestuft. Manuell und semi-automatisch bestimmte 2D-Parameter (LAD und SAD) zeigten eine gute Korrelation mit mittleren Intraclass-Koeffizienten von 0,8 und 0,72. Die Lymphknotenanalyse basierend auf der semi-automatischen Auswertung wies die größte Area-under-the-ROC-curve (AUC) für das Volumen (0,75, 95%CI: 0,69–0,81) und den SAD (0,75, 95%CI: 0,70–0,81) auf. Die AUC für LAD und den maximalen 3D-Durchmesser betrug 0,68. Die Elongation von Lymphknoten zeigte eine substanziell geringere AUC (0,57, 95%CI: 0,50–0,64). Schlussfolgerung: In der Unterscheidung von benignen und malignen Lymphknoten kann die semi-automatische 3D-Auswertung die PET/CT beim NSCLC nicht ergänzen. Der SAD ist weiterhin der am einfachsten zu bestimmende morphologische Parameter für die Beurteilung von lymphonodulären Targetläsionen beim NSCLC. F. B. und B. B. trugen gleichwertig zu dieser Studie bei. Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 219 220 F. Beyer et al.: Lymph node metastases in NSCLC ung cancer is a common disease with approximately three million new cases per year worldwide and is the leading cause of cancer-related death in many countries. Eighty percent of lung cancers are nonsmall cell lung cancers (NSCLC) (12), which prognosis and management is strongly related to involvement of hilar and mediastinal lymph nodes (16). Reliable identification of lymph node metastases is therefore the key to selecting the appropriate treatment and increasing patient survival. On account of reliable 18FDG-glucose uptake in patients with NSCLC FDG-PET/CT shows highest accuracy of all methods for non invasive evaluation of mediastinal lymph node involvement (17). Several systematic meta-analyses resulted in sensitivities of 74–85% and specificities of 85–92% for the differentiation of an N0/N1 versus N2/3 stage (1, 15, 18). In a FDG-PET/CT setting, simultaneous morphological assessment is recommended to optimize pretest probability of lymph node involvement (10). The revised RECIST 1.1 criteria proposed anatomical measurement values and rules for categorising lymph nodes as normal or pathologic (25). Herein, anatomical lymph node assessment is mainly based on the ● long axis diameter (LAD), ● short axis diameter (SAD) and ● ratio of these two values (elongation). The type of measurement to size a lymph node will greatly impact the prediction of malignancy. According to Schwartz et al., lymph node measurement in the short axis (SAD) is the most reproducible and optimal predictor of malignancy in solid tumours, because it is less dependent on the spatial orientation of the lymph node relative to the CT scan (25). However, there has been relatively little uniformity in daily clinical practice and in studies with regard to the manner in which lymph nodes were measured. Furthermore, several studies and meta-analyses adverted to the limited ability of even SAD either to rule in or exclude mediastinal metastases in NSCLC with sensitivities and specificities ranged from the low A) The RECIST (International Workshop to Standardise Response Criteria) recently emphasized the need for further data on three-dimensional analysis for adoption of these alternative assessment methods (10). However, the potential role of semi-automatically derived three-dimensional parameters, especially volume, for categorising lymph nodes as normal or pathologic has hitherto remained unclear. This study aims at the discrimination between benign and malignant lymph nodes identified in patients with nonsmall-cell lung cancer (NSCLC) by comparing 2D and semi-automated 3D measurements in FDG-PET/CT. Patients, material, methods Patients B) Fig. 1 Lymph node metastasis of an NSCLC in the right posterior upper lobe: Lymph node in the lower paratracheal region (AJCC-UICC group 4) with a SAD of 11 mm and a maximum 18F-FDG uptake more than twofold higher compared to the mean liver uptake. A) anatomical contrast enhanced chest CT image; B) FDG-PET/CT fusion image of 55% to a high of 94% (9, 15, 27). Moreover, manual acquisition of these parameters is not only time-consuming but also bears inherent sources of error as demonstrated by high inter- and intra-observer variability in uni- and bi-dimensional measurements in tumour response assessment (2, 11, 26). These observations lately triggered development of semi-automated lymph node segmentation in oncology (23). Three-dimensional measurements, e. g. maximal 3D diameter and volumetry were recently found to be reproducible and more accurate than manual assessment (3, 21, 34, 35, 36). Manually obtained SAD in lymph nodes of NSCLC patients refers to the axial plane only and hereby is influenced by the orientation of the lymph node within the body. Three dimensional parameters (maximal 3D diameter, volume) have the potential to better reflect asymmetric size alterations of lymph nodes independently of lymph node orientation relative to the CT scan. Forty-six consecutive patients (men/ women 37/9) with a histologically confirmed diagnosis of NSCLC were included in this retrospective study (mean age of 64 ± 9 years; 10/2006–07/2008), since this entity can be assessed with FDG-PET highly sensitively (14). Prior to therapy and for staging purposes, the patients underwent diagnostic FDG-PET/CT examination of the chest with contrast-enhanced CT scan. Patients already on carcinoma associated therapy prior to FDG-PET/CT and patients with a non-diagnostic FDG-PET/CT (inappropriate bolus timing, insufficient image fusion, substantial motion artefacts) were excluded. Written informed consent for FDGPET/CT was obtained from all patients. The appropriate Institutional Review Board approved this retrospective study design without need for a formal assessment. FDG-PET/CT Examinations were performed on a FDGPET/CT hybrid scanner (Biograph Sensation 16, Siemens Medical Solution, Forchheim, Germany). Patients were examined after fasting for at least 8 h. 18F-FDG (4 MBq/kg body weight) was given intravenously 60 minutes before Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. F. Beyer et al.: Lymph node metastases in NSCLC FDG-PET/CT scan after ensuring that the blood glucose level was below 120 mg/dl. Performance of a low-dose CT scan of the whole body for attenuation correction and detection of anatomic landmarks was followed by clinically established contrastenhanced CT scans of the chest (120 kV and use of CARE dose; 16 × .6 mm collimation). Scan acquisition was started after a fixed delay (45 s) with 100 ml contrast agent followed by saline flush (Ultravist 300, Bayer Schering Pharma AG, Leverkusen, Germany). Data sets were reconstructed at a slice thickness of 1.0 mm with a reconstruction index of .7 mm using a standard soft tissue kernel (B30). 18F-FDG-PET data were reconstructed iteratively by use of the ordered-subset expectation maximization algorithm and the low-dose CT data sets for attenuation correction. Lymph node evaluation Lymph nodes, reference standard CT and PET data sets were sent to a separate workstation (Syngo MMWP, VE31D, Siemens Medical Solutions, Forchheim, Germany) for lymph node selection and preparation by an unblinded radiologist (4 years experience in FDG-PET/CT and oncologic radiology), who was not involved in lymph node assessment The reference standard consisted of a combination of 18F-FDG uptake in lymph nodes, findings from histological examinations and/or FDG-PET/CT and clinical follow-up examinations for a minimum of two months (mean 267 days, range 40–1.587 days). We included patients with NSCLC for clinical indication since a reliable 18FDG-glucose uptake was reported for this tumour entity (20). Metastases were assumed for lymph nodes with an uptake two or more times higher than the mean SUV in the liver, and shrinkage or decrease of lymph nodes under therapy in follow up PET/CT examinations and/or histological confirmation. Lymph nodes with a maximal uptake in the order of the liver or lower, without changes in size during follow-up PET/CT examinations, were regarded as non metastatic. Selected lymph nodes were assigned accord- ing to the 1996 AJCC-UICC Regional Lymph Node Classification for Lung Cancer Staging (5). All ultimately included lymph nodes were tagged with numbers (Onco, Siemens Medical Solutions, Forchheim, Germany) to minimize correlation and mapping errors between different readers. Manual evaluation Manual assessment was performed by two blinded radiologists (both with more than 6 years of experience in oncological radiology). To assure measurement accuracy of semi-automated analysis, results of corresponding manual and semi-automated evaluations of the same reader (intraobserver variability) were compared. Furthermore, we calculated precision (reproducibility) in terms of inter-observer variability. The tagged lymph nodes were evaluated separately and independently by each radiologist. Manual assessment encompassed caliper measurements of long axis diameter (LAD) and short axis diameter (SAD) on axial CT images. Semi-automated evaluation Manual assessment was followed by semiautomated analysis (Onco, Siemens Medical Solutions, Forchheim, Germany) of lymph nodes performed, independently by two experienced readers. The semi-automated segmentation process was started via point and click on the lymph node. After a few seconds the segmentation result was displayed and could be verified visually using the implemented 3D viewer, which provided multiplanar reconstructions (MPR) and orthogonal views (씰Fig. 2). Unsatisfactory segmentation results could be modified by entering additional information (e. g., that a lesion was rather round, ovoid or irregular) or by assisting the segmentation manually by drawing a dividing line in axial slices. The number of amendments was documented. Segmentation results which were still insufficient in qualitative terms after the third correction step were evaluated as “inadequate segmentation” and excluded from further analysis. The following parameters were documented: LAD (mm), SAD (mm), parameter measurement volume 1.164 ml LAD 15.4 mm SAD 8.9 mm WHO area 138 mm2 max. 3D diameter 20.3 mm HU mean 57 SD 42 Fig. 2 Semi-automated lymph node segmentation of a node of the upper paratracheal region (AJCCUICC group 2): The semi-automated segmentation process is started via point and click on the lymph node. After a few seconds the segmentation result is displayed (yellow lines) in multiplanar reconstructions and an overview (A, B, C). A synopsis of different segmentation parameters (e. g. LAD and volume) is provided automatically once the segmentation result was confirmed to be adequately. © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 221 222 F. Beyer et al.: Lymph node metastases in NSCLC Tab. 1 Interobserver variability: Mean relative differences between reader 1 and 2 shown for manual (man) and semi-automated (sa) measured LAD and SAD, 95% CI (lower and upper CI) and maximal range of the relative difference criteria mean 95% CI (%) min (%) (%) LCI UCI max (%) LADman 6 3.6 8.5 0 9.2 SADman 3.7 1.4 6.1 0 7.8 LADsa .5 0 2.6 0 9.2 SADsa .8 0 1.6 0 7.4 A) B) Fig. 3 Boxplot diagram of semi-automated measurements of morphological parameters: mean value (black square), median (axial line), 95% percentiles and range of SAD (A), LAD (A) and volume (B) for benign (neg.) and malignant (pos.) lymph nodes; compared to LAD a superior discrimination between benign and malignant lymph nodes shown for SAD and volume maximal 3D diameter (mm), elongation (elongation = maximal longitudinal diameter/maximal perpendicular diameter) and volume (ml). Statistics Statistical analyses were performed using SAS (version 9.2 for Windows, SAS Institute Inc., Cary, NC, USA), S+ (version 8.1 for Windows, TIBCO Software Inc., Palo Alto, CA, USA) and SPSS Statistics (version 17.0.0 for Windows, SPSS Inc., Chicago, USA). The diagnostic performance of the semi-automated evaluation of lymph nodes was analyzed as follows: Receiver Operating Characteristics (ROC) curve analyses were performed. The area under the ROC curves was calculated by applying the trapezoidal rule. Associated asymptotic 95% confidence intervals were obtained non-parametrically. The results of the different readers were compared with each other, by analyzing corresponding areas under the ROC curves for possible systematic differences by means of Wald-type significance tests. Inter- and intrareader agreement was assessed by calculating intra-class correlation coefficients. Limits of agreement were calculated. All limits of agreement in this evaluation are 95% limits. Significance was assumed as p < 0.05. Results Lymph node characteristics In total, 299 lymph nodes were analyzed manually and semi-automatically in 46 patients (mean 6.4 ± 3.1 lymph nodes/patient). The lymph nodes were localized (AJCC-UICC Regional Lymph Node Classification for Lung Cancer Staging) as follows: ● 58 (19.4%) upper paratracheal, highest mediastinal, prevascular and retrotracheal nodes (AJCC-UICC: group 1–3), ● 79 (26.4%) lower paratracheal (group 4), ● 65 (21.7%) subaortic and paraaortic nodes (group 5 and 6), ● 18 (6%) subcarinal nodes (group 7), ● 16 (5.4%) paraoesophageal nodes and nodes of the pulmonary ligament (group 8 and 9) and ● 63 (21%) hilar lymph nodes (group 10). Based on FDG-PET/CT, FDG-PET/CT follow-up and histology, ● 87 of 299 (29%) lymph nodes were regarded as metastases, ● 212 of 299 (71%) as benign. Lymph node size ranged from 5 to 23 mm in transversal plane (SAD) with a mean size of 9.5 ± 3.2 mm (PET negative lymph nodes: 8 ± 2.7 mm, range 5–23 mm; PET positive lymph nodes: 11.0 ± 3.7 mm, range 5–23 mm). Comparison of manual and semi-automated results Inter- and intraobserver variation For manual lymph node analysis the mean inter-observer variability was 6% (95% CI: 3.6% to 8.5%) for LAD and 3.8% (95% CI: 1.4% to 6.1%) for SAD over all localizations. Intra-class coefficients in terms of inter-observer variability were .85 for LAD and .84 for SAD (씰Tab. 1). In comparison, semi-automated interobserver variability was found to be lower, at .46% (95% CI: 0% to 2.6%) for LAD and .8% (95% CI: 0% to 1.6%) for SAD over all localizations. These tendencies were supported by semi-automatically intra-class correlation coefficients of .76 for LAD and .81 for SAD. Additionally, in terms of intraobserver variability, manually and semiautomatically obtained lymph node parameters showed good correlation with mean intraclass coefficients of .8 for LAD and .72 for SAD for all localizations. Semi-automated evaluation Segmentation quality Semi-automated segmentation (씰Fig. 2) was completed adequately at the first attempt in the majority of cases without the need for further correction (209 of 299, 70%) concordant for both readers. In 6 of Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. F. Beyer et al.: Lymph node metastases in NSCLC 299 (2%) cases segmentation results remained inacceptable after more than three correction steps and were excluded from further evaluation. Hence, 293 of 299 (97.9%) lymph nodes were ultimately taken for further assessment. Measurement results of semi-automated lymph node analysis for benign and malignant lymph nodes are presented in 씰Figure 3. ROC-analysis and predictive value The ROC curves of all lymph nodes and separated for the two readers are illustrated in 씰Figure 4. The localization-specific areas under the curves (ROC) for semiautomated measurements are documented in 씰Table 2. Irrespective of lymph node localization and reader, ROC analysis revealed lower accuracies for LAD (0.688–0.698) and maximal 3D diameter (0.674–0.682) as compared to SAD (0.742–0.753) and lymph node volume (0.73–0.754). The criterion “lymph node elongation” showed significantly smaller areas under the curve, irrespective of lymph node localization (0.528–0.569), as compared to SAD and LAD (p < 0.0001). Additionally, ROC curve analysis of all criteria revealed lower accuracies for metric and volumetric parameters in the infracarinal and hilar region in comparison to the remainder of the mediastinal nodal regions. Discussion FDG-PET and FDG-PET/CT for lymphonodal staging of showed highest accuracies of all available non invasive methods (1, 15, 17, 24, 27, 32). In FDG-PET/CT functional assessment of lymph nodes goes along with anatomical appraisal according to RECIST 1.1 for adequate lymphonodal staging in NSCLC (17). Morphological parameters should also allow for accurate response evaluation in follow up examinations to prevent false diagnosis of progressions and regressions. In this regard, lymph node assessment in patients with NSCLC so far is mainly based on SAD (9, 15, 27). This axial para- Fig. 4 ROC analysis for the semi-automatically derived measurements (Reader 1 and 2) over all mediastinal lymph nodes localizations: Areas under the ROC curves were seen higher for SAD and volume compared to LAD and maximal 3D parameter of lymph nodes. The criteria “lymph node elongation” showed substantially lower areas under the curve. meter is supposed to be less dependent on the spatial orientation of the lymph node relatively to the CT scan. However, the arbitrary character of all axial 2D parameters (e. g. SAD and LAD) is evident when we recall that this criterion is strongly influenced by the orientation of the lymph node within the body. The longest or shortest axial diameter can be determined only if the lymph node is oriented parallel or orthogonal to the z-axis. Other orientations are prone to overestimation of LAD and SAD in the axial plane (4, 34). In fact, previously published studies showed a high range of sensitivities and specificities and generally a limited accuracy when using this 2D axial criterion (25, 27). 3D parameters might have a potential to overcome measurement inaccuracies, inasmuch as they better reflect asymmetric size alterations of lymph nodes and furthermore are independent of lymph node orientation relative to the CT scan. The possibility to achieve such 3D parameters has been raised by the development of semi-automated lymph node segmentation algorithms (13). In our study, semi-automatic lymph node segmentation was a reliable tool and allowed for true-to-detail lymph node segmentation at the first attempt in the majority of cases (70%). The adequate quality of the semi-automatic segmentation and measurements is supported by high correlation coefficients (.72–.80) between the manually and semi-automatically derived 2D metric parameters. These results are in accordance to Fabel et al., who substanti- © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 223 224 F. Beyer et al.: Lymph node metastases in NSCLC Tab. 2 Prediction of lymph node malignancy by semi-automated assessment (ROC): The area under the curve (95% CI) for each criteria and reader; semi-automated prediction of lymph node metastases revealed highest areas under the ROC curves for volume and SAD. Furthermore, ROC analysis indicated lower accuracies for metric and volumetric parameters in the infracarinal and hilar regions (group 7 and 10). UICC group localization/ reader 1 reader 2 evaluation area 95% confidence interval area 95% confidence interval criteria lower limit upper limit lower limit upper limit 1; 2; 3 LAD .735 .583 .887 .733 .579 .887 SAD .761 .613 .91 .765 .623 .908 3D-diameter .74 .889 .701 .587 .898 volume .782 .636 .928 ,761 .608 .914 elongation .493 .339 .647 .51 .343 .677 LAD .672 .538 .806 .701 .572 .83 SAD .77 .652 .888 .769 .646 .892 3D-diameter .630 .487 .773 .665 .523 .808 volume .725 .592 .858 .720 .583 .857 elongation .62 .483 .757 .588 .448 .729 LAD .726 .566 .886 .738 .583 .892 SAD .749 .559 .938 .747 .563 .93 3D-diameter .743 .575 .911 .773 .604 .943 volume .817 .682 .953 .804 .653 .954 elongation .44 .657 .373 .185 .56 LAD .677 .342 1 .633 .321 .946 4 5; 6 7 8; 9 10 mean .59 .22 SAD .754 .526 .981 .725 .392 1 3D-diameter .615 .268 .963 .508 .132 .834 volume .692 .363 1 .633 .321 .946 elongation .777 .53 1 .583 .31 .857 LAD .746 .458 1 .794 0 1 SAD .786 .528 1 .746 .44 .932 3D-diameter .73 .456 1 .746 0 1 volume .754 .473 1 .746 .394 .954 elongation .492 .189 .795 .492 .193 .791 LAD .565 .415 .715 .571 .421 .720 SAD .596 .453 .738 .569 .423 .715 3D-diameter .577 .432 .723 .577 .427 .727 volume .638 .5 .777 .609 .462 .755 elongation .615 .471 .759 .532 .38 .683 LAD .688 .623 .753 .698 .635 .762 SAD .753 .694 .813 .742 .680 .803 3D-diameter .674 .608 .740 .682 .615 .749 volume .754 .694 .814 .730 .666 .793 elongation .569 .499 .639 .528 .456 .600 ated feasibility of semi-automated lymph node segmentation (13). Furthermore, we found a substantially lower interobserver variability for semi-automated than for manual lymphnodal measurements. The upper limit of agreement for manual assessment was 8.5% for LAD and 6% for SAD, meaning that a mean increase in LAD/SAD of 8.5%/6% or more is –with 95% confidence – likely to be real growth real growth rather than measurement inaccuracy between readers. Those upper limits were found substantially lower for semiautomated measurements with 2.6%/1.6% for LAD/SAD, respectively. Numerous studies calculated sensitivities and specificities on the basis of size cut-offs (27). However, variability in the definition of cut offs makes comparison of these studies difficult. The evaluation in this study is strengthened by calculation of ROC curves and AUC values, which are independent from size thresholds. As revealed by ROC analysis, mean accuracies for the two-dimensional parameters were found to be higher for SAD (.753/.742) than for LAD (.688/.698), regardless of localization. This observation confers with recently published revised RECIST 1.1 data, which recommends lymph nodes to be measured in the short axis diameter (25). We addressed the question whether it may be feasible to move from anatomical unidimensional to three-dimensional volumetric lymph node assessment in order to meet recommendations of the “Revised 1.1 RECIST guideline” (10). We found the maximal 3D diameter (.674/.682) to be less accurate than SAD (.753/.742). Consequently, considerations in daily routine to measure the maximal lymph node diameter in “multiplanar reformations” (e. g. sagittal or coronal) are not helpful to improve accuracy in terms of anticipating malignant lymph node involvement. Recently, promising volumetric assessment results were published basically for pulmonary nodules and in a lower quantity for liver lesions (6, 7, 19–21, 35, 36). The prognostic capability and the potential supplemental role of volumetric lymph node analysis to FDG-PET has not been studied yet. In this study the area under the curve for the lymph node volume (.75/.73) Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. F. Beyer et al.: Lymph node metastases in NSCLC was similar to established SAD. Thus, the assumed better reflection of asymmetric size alterations of the lymph node in three dimensions (13) might be of minor importance with regard to distinguish between benign and malignant lymph nodes in NSCLC. Furthermore, the level of accuracies observed in this study pinpoints the limitation of anatomic parameters like SAD and volume in differentiating between lymph node enlargement due to inflammation, fibrosis or necrosis from metastatic lymph node involvement. Previously reported promising results for volumetric response evaluation (21) exceeds the scope of this work. Hence, semiautomated SAD and volume are currently the most accurate anatomical parameters but can not substitute functional imaging for categorizing lymph nodes in NSCLC. However, automatic tools for lymph node volume may in future be the basis for partial volume correction of PET data. The apparent activity in small lymph nodes underestimates true metabolic activity considerably up to a size of twice the spatial resolution (typically 6/12 mm). Lymph nodes with moderate uptake may exceed a chosen threshold for malignancy after partial volume correction. This may improve accuracy of hybrid PET as compared to PET alone. The ratio (LAD/SAD) between the longest diameter and the orthogonal transversal diameter has been transferred from ultrasound to CT imaging and is used as a criterion for malignancy. Over all localizations, ROC analysis consistently revealed the elongation (LAD/SAD) of a lymph node as minimally helpful in predicting the lymph node compared to the other metric and volumetric parameters. This observation contradicts several other studies, in which the elongation was judged to be a superior criterion with reported sensitivities/ specificities of 97%/97%. However, the majority of these studies were performed in head and neck malignancies (28–30, 33). In our study the areas under the curve showed a location dependent distribution. Compared to the subcarinal and hilar region (group 7 and group 10) ROC revealed higher accuracies for 2D and 3D parameters (including volume) in the remaining locations. Unlike the upper and lower mediastinal regions, central and hilar lymph nodes may be prone to reactive lymph node changes due to acute or chronically alterations of the lung and airways (e. g. COPD spectrum). Additionally, patients with a central obstructing malignant process often suffer from postobstructive pneumonitis (22). Particularly in these patients a separation from metastases therefore might be aggravated as implied by the lower accuracies found in the central and hilar region. Limitations This study is limited to the extent that it does not allow histological correlation of all lymph nodes. A pure histopathological ground truth, however, may exhibit selection bias and mapping errors inasmuch as – depending on the surgical regime – only suspicious lymph nodes are exstirpated and, methodically, a one-to-one correlation with pre-surgical imaging findings is impaired. We tagged all included lymph nodes with numbers in order to minimize correlation and mapping errors between both readers. In accordance to Strobel et al. (31) and on account of reliable 18FDG-glucose uptake in patients with NSCLC (8, 14) Kommentar Die Arbeit von Johannes Wessling und Mitarbeitern diskutiert die Möglichkeiten der simultanen und vergleichbaren funktionellen Aussage (FDG-PET) und der Morphologie (CT) an einem Beispiel großer klinischer Relevanz, der Lymphknotenbeteiligung bei Patienten mit nicht kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC). So wird auch die Wertigkeit der CT allein hinterfragt. Gleichzeitig werden für diese klinische Fragestellung Hinweise gegeben für RECIST (response evaluation criteria in solid tumours) – Kriterien, die auf von Klinikern akzeptierte Surrogat-Parametern beruhen. ● Ist RECIST Goldstandard? ● Ist es der Patient? ● Ist es die wie auch immer gewonnene Histologie? ● Ist es die Verlaufskontrolle? ● Ist es FDG-PET? we used an accepted combined reference standard (FDG-PET/CT baseline, FDGPET/CT and clinical follow up, histology) when deciding on malignant involvement of the lymph nodes in our patients with NSCLC. Our reference standard is supported by the rate of assumed malignant nodes, which was in the range of histological proved node metastasis in patients with NSCLC (our study: 29%; median in metaanalyses (27): 28%). Finally the results are based on a single disease and therefore cannot be directly applied to other forms of cancer. The ROC results derived in this study might be transferable to cancers with similar dissemination patterns such as renal or breast carcinoma. Conclusion Compared to manual assessment primarily semi-automated analysis of mediastinal lymph nodes in NSCLC is supported by ● high segmentation quality and ● high reproducibility with ● lower interobserver variability. We discourage from prediction of lymph node manifestations in NSCLC by obtain- Zumindest ein erstes Statement aus einer aktuellen Arbeit von Schwartz et al. (1): „Since the 1980s CT has emerged as the primary lymph node imgaging modality.“ Allein dieses ist Grund für eine wissenschaftliche kritische Hinterfragung aus der Sicht der Schriftleitung. Otmar Schober Editor-in-Chief Nuklearmedizin 1. Schwartz LH, Bogaerts J, Ford R et al. Evaluation of lymph nodes with RECIST 1.1. Eur J Cancer 2009; 45: 261–267. 2. Eisenhauer EA, Therasse P, Bogaerts J et al. 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In a setting with combined functional FDG-PET/CT anatomical assessment of SAD remains the most accurate and at the same time simple to achieve criterion for definition of NSCLC target lesions. Regarding level of accuracies, neither metric nor volumetric morphological lymph node evaluation can approximate reported data for functional FDG-PET/CT imaging in the definition of lymph node metastasis in NSCLC. Acknowledgement: We thank the Clinic for Haematology and Oncology (Medical Clinic A) for sending the patients to local FDG-PET/CT. Conflict of interest The authors declare, that there is no conflict of interest. References 1. Birim O, Kappetein AP, Stijnen T ,Bogers AJ. Metaanalysis of positron emission tomographic and computed tomographic imaging in detecting mediastinal lymph node metastases in nonsmall cell lung cancer. Ann Thorac Surg 2005; 79: 375–382. 2. Bollen EC, Goei R, van 't Hof-Grootenboer BE et al. 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The significance of a uniform definition of pathological lymph nodes in Hodgkin lymphoma: impact of different thresholds for positive lymph nodes in CT imaging on staging and therapy. Radiother Oncol 2008; 87: 74–81. 35. Wormanns D, Kohl G, Klotz E et al. Volumetric measurements of pulmonary nodules at multi-row detector CT: in vivo reproducibility. Eur Radiol 2004; 14: 86–92. 36. Yankelevitz DF, Reeves AP, Kostis WJ et al. Small pulmonary nodules: volumetrically determined growth rates based on CT evaluation. Radiology 2000; 217: 251–256. Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Internationale Literatur 227 Lungen- und Nasenkarzinom Kontroverse um Risiko durch Nickel-Verbindungen Seit Jahrzehnten werden Nickelverbindungen verdächtigt, potente Karzinogene zu sein und vor allem Lungen- und Nasenkarzinome bei den Arbeitern in der Nickelindustrie zu verursachen. Eine umfangreiche Analyse diesbezüglicher Berichte hat nun eine enge Korrelation zwischen wasserlöslichen Nickelsalzen und dem erhöhten Risiko für diese Karzinome aufgezeigt. Seit etwa 1930 wird ein erhöhtes Karzinomrisiko durch Nickelsalze diskutiert. Vor etwa einem Jahr wurde nun von einer kanadischen Arbeitsgruppe diese Diskussion wieder aufgegriffen. Anhand einer Auswertung der publizierten Daten wurde ein Zusammenhang zwischen wasserlöslichen Nickelsalzen als Mitverursacher von Lungenkarzinomen ausgeschlossen. Stattdessen verwiesen die Autoren auf eine mögliche Beteiligung von nicht-wasserlöslichen Nickelsalzen, Arsenverbindungen, Schwefelsäuredämpfen und Tabakkonsum. Norwegische Autoren haben nun diesen Bericht und weitere Publikationen überprüft und kommen zum gegenteiligen Ergebnis. Sie sehen eindeutige Beweise für die Kanzerogenität von wasserlöslichen Nickelsalzen. Besonders betroffen von Lungen- und Nasenkarzinomen sind die Arbeiter in der Nickel- industrie, die vor allem in Wales, Finnland und Norwegen konzentriert ist. Die ersten epidemiologischen Studien wurden 1973 in Norwegen durchgeführt. Sie ergaben ein hohes Risiko für Arbeiter, die über viele Jahre in der Elektrolyse tätig waren. Ihr Risiko wird bis zu 200-fach höher eingeschätzt als das der Allgemeinbevölkerung. Neuere Studien und Beobachtungen an Kohorten bestätigten die hohe Kanzerogenität von Nickelverbindungen. Überprüft wurde auch der Einfluss von andere Risikofaktoren wie Zigarettenrauchen und die bei der Nickelgewinnung und -verarbeitung begleitenden Substanzen wie Arsen, Kobalt und Schwefelsäuredämpfen. Jedoch alle Fallkontrollanalysen ergaben eine herausragende Rolle von wasserlöslichen Nickelsalzen für die Entstehung von Lungenkarzinomen. Eine norwegische Krebsstudie auf der Basis von Daten des nationalen Krebsregisters und des nationalen Bevölkerungsregisters über Todesfälle erbrachte ebenfalls Hinweise auf den Zusammenhang von Lungen- und Nasenkrebs und Nickelverbildungen. Im Gegensatz dazu sind kanadische Studien so angelegt, dass kein Beweis für die Kanzerogenität wasserlöslicher Nickelsalze geführt werden kann, bemängeln die norwegischen Autoren. Sie vermuten sogar einen Einfluss der Nickelindustrie. In diesen Studien wurden bei der Mehrzahl der Arbeiter der Gesundheitszustand vor den Studien nicht überprüft und der größte Teil der Fälle von Lungenkarzinomen dem Zigarettenrauchen angelastet. Die jetzt vorgelegte Analyse lässt jedoch eine strenge Assoziation zwischen wasserlöslichen Nickelsalzen und einem deutlich erhöhten Risiko für Lungen- und Nasenkarzinome erkennen. Internationale wissenschaftliche Gesellschaften stufen Nickelverbindungen und besonders die wasserlöslichen Nickelsalze als potente Karzinogene ein. Siegfried Hoc, Olcheing Literatur 1. Grimsrud TK et al. Evidence of carcinogenicity in humans of water-soluble nickel salts. J Occup Med Toxicol 2010; 5: 7. Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Forum Protonentherapie 228 Bronchialkarzinome Welches Potenzial hat die Protonen-Scanning-Bestrahlung? Die hohe Malignität des klinischen Spontanverlaufs pulmonaler Malignome steht außer Frage. Überdies werden die beiden kurativen Therapiemethoden, Operation und Bestrahlung von zwei verfahrenstypischen Problemen in Indikation und Erfolg eingeengt: Die Zugangswege durch den knöchernen Thorax bzw. die niedrige Strahlentoleranz gesunden Lungengewebes. Die meist angetroffene Altersstarrheit des knöchernen Thoraxskelettes akzentuiert die zumindest temporäre postoperative Einschränkung der Atemmechanik durch die unvermeidbaren Rippenresektionen oder inzisionsnahen Rippenfrakturen. Allein die postoperative Beeinträchtigung des Abhustens hierdurch stellt einen signifikanten Anteil an der hohen Invasivität des Eingriffes gerade bei durch Nikotinabusus vorgeschädigten Lungen. Endoskopische Operationsverfahren vermeiden dieses Problem weitgehend, die endoskopische Technik ist am Mediastinum, der Zone kaliberstarker und fragiler Vaskularisation, aber technisch anspruchsvoll; ihr Risiko kann höher liegen: Endoskopische pulmonale Resektionen werden bislang selten geübt. Abb. 1 Fallbeispiel: Bronchialkarzinom einer 76-jährigen Frau; Gegenüberstellung eines Bestrahlungsplans der Lunge mit Protonenstrahlung (links) versus Röntgenstrahlung (rechts). Schraffiert eingetragen sind die gesunden Lungenbereiche, die mit einer kritischen Dosis von über 18 Gy/CGE belastet sind. Deutlich erkennbar ist die signifikante Reduktion dieser Bereiche durch die Anwendung der Protonentherapie. Die Patientin wurde mit Alle radioonkologischen Verfahren, ob Röntgentherapie oder Partikeltherapie mit Protonen kämpfen mit der großen Differenz zwischen notwendiger Sterilisationsdosis für pulmonale Malignome von weit über 70 Gy Effektivdosis und der bereits bei 18 Gy mit signifikanter Wahrscheinlichkeit auftretenden lokalen Radio-pneumonitis. Gemessen an der Häufigkeit der pulmonalen Malignome ist dies in der Radioonkologie das ungünstigste Verhältnis von Tumor Sterilization Probabilty (TSP) und Normal Tissue Complication Probability (NTCP) überhaupt. Die Folge ist eine Reihe von Schwierigkeiten für alle Bestrahlungstechniken. Die modernste und am höchsten entwickelte Form der Partikelstrahlung, das Protonen-Scanning weist nach derzeitigem Kenntnisstand ein deutliches Potenzial auf, diese Schwierigkeiten zumindest partiell zu lösen: Der Einsatz elektromagnetischer Wellen (Röntgen) ermöglicht im Gegensatz zur Partikeltherapie ein nur zweidimensionales Zielen. Der exponentielle Dosisabfall erlaubt keine An- Protonen-Scanning bestrahlt. Bereits 4 Monate nach Beginn der Protonenbestrahlung war der Tumor auf 20% seines ursprünglichen Volumens geschrumpft mit Wiederherstellung der Atemfunktionalität (siehe Abb. 2). Eine Röntgentherapie wäre wegen der sicheren ausgedehnten Radiopneumonitis nicht durchführbar gewesen. Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Forum Protonentherapie 229 Abb. 2 Tumorverkleinerung 4 Monate nach Bestrahlungsbeginn; keine Strahlenpneumonitis bei Protonen-Scanning. passung der Ortsdosis an die Tiefenlage des Tumors. Die intensitätsmodulierte Mehrfeldbestrahlung (IMRT) oder Vielfeldbestrahlung (Varian Rapid Arc) konformiert das Zielgebiet besser auf die Tumorform, die vielen eingesetzten Strahlrichtungen jedoch erhöhen das Volumen an bestrahltem gesunden Gewebe. Vorteilhaft würden diese neuen Röntgen-Bestrahlungsformen an der Lunge erst dann, wenn es gelänge, die durch mehrere Einstrahlrichtungen verteilte Strahlung im Gesunden unter das kritische 18 Gy-Dosisniveau zu drücken. Dies erweist sich in der Regel als unmöglich (씰Abb. 1). Partikelbestrahlungsverfahren sind aufgrund des Bragg-Peaks, der in den Tumor justiert werden kann, dreidimensional zielbar und reduzieren damit die 18 Gy-plus-Gewebevolumina (씰Abb. 1) signifikant. Die Zielplanung der pulmonalen Bestrahlung ist schwierig, da die Einstrahlung durch das Rippengitter erfolgen muss. Sie muss mit planungstechnisch schwer zu kontrollierenden Sprüngen an Strahlungsintensität und Eindringtiefe durch die scharfkantige partielle Knochenabschattung leben. Verfahren, die mit schablonengesteuerten Strahlbegrenzungen arbeiten, wie die ältere Protonenbestrahlungsform mit der so genannten Scattering-Methode, können zwar grundsätzlich die Rippenabschattungen einkalkulieren, jedoch ergeben sich durch die fehlende Intensitätsmodulation inhomogene Dosismuster, die sich zu den Scattering-typischen Dosisüberständen im Einstrahlbereich addieren. Lediglich das ScanningVerfahren mit der Anwendung von im Schnitt 2 000 oder mehr sich gegenseitig überlappenden Strahl-Spots im Tumor, die einzeln Spot-to- Tab. 1 Vergleich der Lungenbelastung bei Bestrahlung mit Protonen und Röntgen für das in der Abbildung 1 gezeigte Fallbeispiel. Bei Röntgen würde das mit einer kritischen Dosis von über 18 Gy belastete gesunde Lungenvolumen mehr als verdoppelt werden. Insgesamt läge die Dosisbelastung des gesunden Lungenvolumens mit Röntgen bei dem Dreifachen. Lungenbelastung Protonen Röntgen Mit über 18 Gy bestrahltes gesundes Lungenvolumen 353 cm³ 817 cm³ Integraldosis im gesamten gesunden Lungenvolumen Spot dosisgeplant und dosiskontrolliert werden, kann eine optimale Dosishomogenität im Tumor erzeugen. Die Atembewegung würde im Thorax eine Erweiterung des Zielgebietes um 2 cm in allen Dimensionen erfordern, nur um die Bewegungsunschärfe abzusichern. Eine kaum hinzunehmende Situation. Abhilfen, wie die propagierte Live-ImageGuided-Radiotherapy (IGRT) sind derzeit Theorie, die intermittierende Bestrahlung (AtemGating) ist in der Praxis problembelastet. Die Dosiskonzentration im Tumor mit Protonen-Scanning erlaubt es grundsätzlich, aus der großen Zahl publizierter Standardprotokolle diejenigen auszuwählen, die niedrige Anzahlen an Einzelbestrahlungen erfordern. Diese Hypofraktionierung erleichtert die am RPTC geübte Praxis, mit höchster Präzision in (oberflächlichen) Relaxations-Intubations-Narkosen zu bestrahlen. Bei konstant gehaltenem intrapulmonalem Druck unter laufender SauerstoffZuführung wird die Tumorposition auf 1–2 mm reproduzierbar fixiert. Hypoxien treten nicht auf. Eine zusätzliche Belastung durch die Narkose ist nicht zu erwarten. Dieses Verfahren erlaubt es, auf eine Ausweitung der Zielgebiete 14 Joule 43 Joule zum Abdecken von Atembewegungen zu verzichten. Welches Potenzial haben also Protonen bei der Bestrahlung von Bronchialkarzinomen und anderen Lungenmalignomen? Die technischen Eigenschaften des Protonen-Scannings gewährleisten zweifelsfrei die beste Strahlenkonzentration im Tumor unter möglichster Schonung des gesunden Gewebes. Das 18 Gy Dosisgebiet im Gesunden schrumpft massiv (씰Abb. 1, 씰Tab. 1). Die Atemmechanik wird naturgemäß nicht eingeschränkt, eine begleitende Strahlenpneumonitis wird auf ein minimales Volumen reduziert. Die kontralaterale Lunge kann in der Praxis nahezu in jedem Fall geschont werden, im Gegensatz zur „Durchschussmethode“ Röntgen, bei der die Gegenseite nicht involvierende Felder nicht realisierbar sind. Protonen-Scanning ist damit die Methode der Wahl, um bei der bei Bronchialkarzinompatienten in aller Regel vorgeschädigten Lunge Atemmechanik und pulmonale Gasaustauschfläche zugleich zu schonen. Prof. Manfred Herbst und Priv.-Doz. Dr. med. Dr. habil. Hans Rinecker, München Dieser Beitrag entstand mit freundl. Unterstützung der Prohealth AG, München. © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 230 © Schattauer 2010 Knochentumoren Hibernom – ein seltener Weichteiltumor Drei Fallberichte mit Literaturrecherche C. Eberhardt1; B. Habermann2; K. Engels3; A. Kurth2 1Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Klinikum Hanau; 2Klinik für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Universitätsklinik, Johannes Gutenberg Universität, Mainz; 3Senckenbergisches Institut für Pathologie, Universitätsklinik Frankfurt Schlüsselwörter Keywords Hibernom, Weichteiltumor Hibernoma, soft tissue tumor Zusammenfassung Summary Hibernome sind seltene benigne, von braunem Fettgewebe differenzierte Tumoren. Sie treten hauptsächlich in der dritten bis fünften Lebensdekade bei vermutlich leichter Bevorzugung des männlichen Geschlechts auf. Die am häufigsten betroffene anatomische Lokalisation ist der Oberschenkel gefolgt von Schulter, Rücken und Hals. Die in der Regel asymptomatischen Tumoren werden oft als Zufallsbefund entdeckt und gewinnen oft erst durch ihre kontinuierliche Größenzunahme klinische Bedeutung. Histologisch unterscheidet man vier morphologische Formen: die typische Variante mit Subtypen, die myxoide, die lipomähnliche und die spindelzellige Variante. Die kernspintomografische Diagnostik zeigt charakteristische aber nicht spezifische Merkmale, so dass die abschließende Diagnosesicherung durch eine histologische Begutachtung zu stellen ist. Vereinzelt sind lokale Rezidive nach intraläsionaler Resektion beschrieben. Für den Fall einer sicheren marginalen Resektion bestehen diese Bedenken nicht, so dieses Vorgehen bei gegebener operativer Indikation zu empfehlen ist. Bislang existieren in der Literatur keine Hinweise auf eine eingetretene Metastasierung durch ein Hibernom. Hibernoma is a rare, benign tumor of brown fat. The tumor is most often found in the third to fifth life decade with slight preference of male gender. The most common anatomic location is the thigh followed by shoulder, back and neck. Most tumors do not cause clinical symptoms, detection is often coincidental. Relevant clinical problems mostly result from growing tumor size. Histological findings identified four morphologic variants: the typical hibernoma, the myxoid, the lipoma-like and the spindle cell-like variant. MRI-based diagnostic reveals characteristic but not specific features, therefore final diagnosis regularly has to be proven by histologic assessment. In few cases local recurrence of the tumor has been seen after intralesional resection, after secure marginal resection recurrence was not reported. For this reason marginal resection is advocated in those cases where surgical tumor resection is indicated. Furthermore no reports on metastatic disease in patients with hibernoma do exist so far. Korrespondenzadresse Prof. Dr. Andreas Kurth Klinik für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Universitätsmedizin Johannes Gutenberg Universität Mainz Langenbeckstr. 1, 55131 Mainz E-Mail: [email protected] Hibernoma: a rare soft tissue tumor – three case reports with review of the literature Onkologische Welt 2010; 1: 230–234 Nachdruck aus: Osteologie 2009; 18: 204–208 eingereicht: 31. Juli 2009 angenommen: 3. August 2009 Hibernome sind relativ seltene benigne Fettgewebstumoren mit einer Differenzierungsrichtung entsprechend dem braunen Fettgewebe. Braunes Fettgewebe ist eine spezielle Form des Fettgewebes, das vor allem bei winterschlafenden Tieren anzutreffen ist und der zitterfreien Wärmeentwicklung dient (4). Seit der Erstbeschreibung im Jahre 1906 (15) sind weltweit nur vereinzelte Fallberichte oder kleinere Serien publiziert worden, das umfangreichste Kollektiv mit 170 untersuchten Fällen wurde von Furlong et al. (8) im Jahr 2001 vorgestellt. Hibernome entstehen bevorzugt im mittleren Erwachsenenalter, die Mehrzahl der Fallbeschreibungen berichtet über eine diskrete Bevorzugung des weiblichen Geschlechts, Kinder sowie Patienten über 60 Jahre sind nur sehr selten betroffen (12). Meist finden sich die Tumoren in der Subkutis, deutlich seltener auch intramuskulär; bevorzugte anatomische Lokalisation ist dabei der Oberschenkel, gefolgt vom Körperstamm, der oberen Extremität und der Kopf- und Halsregion, sehr selten ist eine Manifestation intrathorakal oder intraabdominal sowie im Retroperitoneum oder Genitalbereich (14). Hibernome besitzen makroskopisch gelb-braune, weiche und teilweise schwammartige Schnittflächen. Histologisch bestehen die lobulär konfigurierten, gut umschriebenen Tumoren aus großen, polygonalen braunen Fettzellen, kleinen runden, eosinophilen Zellen, reifen Adipozyten, assoziierten kapillären Blutgefäßen und Stromazellen. Aufgrund der wechselnden Zusammensetzung der einzelnen Komponenten und des unterschiedlichen Phänotyps der Tumorzellen werden verschiedene morphologische Varianten unterschieden. Deren Kenntnis ist insbesondere in der Differenzialdiagnose zu klinisch aggressiven Neoplasien wichtig (8). Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. A. Kurth et al.: Hibernom – ein seltener Weichteiltumor Bei den charakteristischen histologischen Befunden existieren keine echten Differenzialdiagnosen. Es muss jedoch betont werden, dass sowohl atypische lipomatöse Tumoren als auch mxyoid-rundzellige Liposarkome herdförmig eine hibernomähnliche Differenzierung aufweisen können (14). Hibernome können eine beachtliche Größe erreichen, zeigen aber eine nur geringe Wachstumsdynamik und sind regelhaft asymptomatisch. Beschwerden treten ab einer gewissen Größe meist nur durch Irritation benachbarter anatomischer Strukturen auf, eine frühzeitigere Entdeckung ist oftmals ein Zufallsbefund. Eine erhöhte Rezidivneigung ist zumindest nach marginaler Resektion nicht beschrieben (11). Abb. 1 Hibernom, typische Variante Fallbericht 1 Bei einem 14-jährigen Jungen war wenige Tage vor der Erstvorstellung linksseitig ein ausgedehnter infra-, teilweise subskapulär liegender Weichteiltumor festgestellt worden. Obwohl die Ausmaße der Raumforderung später mit einer Ausdehnung von 11 x 10 x 3,5 cm angegeben wurden, bestanden keine wesentlichen Beschwerden im Alltag. Der Patient hatte lediglich beim Liegen auf dem Rücken über ein Druckgefühl berichtet, was schließlich zur Entdeckung geführt hatte. Eine durch den Hausarzt veranlasste MRT-Untersuchung zeigte einen klar abgrenzbaren, lobulär aufgebauten Tumor, der in den verschiedenen Wichtungen der Signalintensität des subkutanen Fettgewebes entsprach, so dass der Verdacht auf ein Lipom geäußert wurde. Die klinische Untersuchung im Rahmen der Erstvorstellung zeigte einen prall elastischen, nicht druckdolenten und gegen die Umgebung gut abgrenzbaren und verschiebbaren Tumor; die erhobenen Laborparameter waren allesamt im Normbereich. Anhand der erhobenen Befunde wurde die Verdachtsdiagnose eines Lipoms gestellt. Alternativ wurde aufgrund der beschriebenen Lokalisation die Differenzialdiagnose eines Elastofibroms erwogen. Bei klinisch und MRtomografisch eindeutig benignem Aspekt erfolgte trotz der erheblichen Größenausdehnung die einzeitige operative Befundsa- Abb. 2 Hibernom, typische Variante nierung durch Exzisionsbiopsie im Sinne einer marginalen Resektion ohne vorherige Probeentnahme. Die histologische Begutachtung zeigte ein lobuläres Wuchsmuster, die Zellen wiesen verschiedene Grade der Differenzierung mit runden bis ovalen granulären eosinophilen Zellen mit gut erkennbaren Zellgrenzen bis zu multivakuolären Zellen mit multiplen Fetttröpfchen und zentralen kleinen Zellkernen auf. Ferner waren univakuoläre Zellen mit einer Fettvakuole und peripher gelagertem Kern enthalten. Diese Befundkonstellation sicherte die Diagnose eines typischen Hibernoms (씰Abb. 1) Im postoperativen Verlauf zeigte sich im ehemaligen Tumorbett eine zunehmende Hämatomentwicklung, so dass am siebten postoperativen Tag die In- dikation zur Wundrevision gestellt werden musste. Hierbei zeigten sich kleinere, diffuse Blutungsquellen aus dem umgebenden Weichgewebe, die mittels Thermokoagulation kontrolliert werden konnten. Der weitere Verlauf gestaltete sich dann ohne neuerliche Nachblutung und bei primärer Wundheilung komplikationslos. Eine letzte klinische Verlaufskontrolle 3,5 Jahre nach erfolgter Versorgung erbrachte klinisch und sonografisch keinen Hinweis auf ein lokales Tumorrezidiv. Fallbericht 2 Es stellte sich eine 19 Jahre alte Frau mit einer seit sechs Monaten bekannten Schwel- © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 231 232 A. Kurth et al.: Hibernom – ein seltener Weichteiltumor a) Fallbericht 3 b) Abb. 3 T2-Gradientenecho-Sequenz (a): ausgedehnte Raumforderung mit lobulärem und septierten Aufbau, iso- bis hypointens zum Fettgewebe; SE-TSE-Sequenz (b): nach Kontrastmittelgabe unregelmäßige KM-Anreicherung Ein 37-jähriger Mann stellt sich initial wegen Beschwerden im linken Hüftgelenk bei einem niedergelassenen Orthopäden vor. Dieser veranlasst nach klinischer Untersuchung und unauffällig befundeter Röntgenaufnahme des Gelenks eine MRT zum Ausschluss einer Hüftkopfnekrose. Im Rahmen der MRT-Untersuchung zeigt sich zwischen den Mm. glutaeus medius et minimus mit insgesamt glatter Begrenzung ein 11 x 8 x 7 cm großer Tumor. In der fettsupprimierten T2-Wichtung zeigten sich inhomogene, vermehrt fetthaltige Strukturen (씰Abb. 3a) mit einer diffusen Kontrastmittelaufnahme (씰Abb. 3b), es wurde der Verdacht auf ein Liposarkom geäußert. Bei uns erfolgte zunächst eine histologische Diagnosesicherung anhand einer entnommenen Gewebeprobe. Hierbei wurde unter Hinzuziehen eines Referenzpathologen die Diagnose eines Hibernoms gestellt, aufgrund des großen Anteils univakuolärer Lipozyten im Sinne der lipomähnlichen Variante (씰Abb. 4). Anschließend erfolgte eine marginale Tumorresektion, der postoperative Verlauf gestaltete sich kompliaktionslos, bei der letzten klinischen und sonografischen Verlaufskontrolle sieben Jahre postoperativ zeigten sich keine Hinweise auf ein lokoregionäres Rezidiv. Abb. 4 Hibernom, lipomähnliche Variante lung im Bereich der linken Schulter vor. Erstmalig auffällig wurde die Veränderung im Rahmen einer ärztlichen Begutachtung nach Sturz auf das erwähnte Gelenk und initial als Sturzfolge interpretiert. Als die vermeintliche posttraumatische Schwellung über mehrere Monate persistierte, wurde mittels Ultraschall eine Raumforderung zwischen M. deltoideus und M. supraspinatus nachgewiesen. Eine angefertigte MRT-Aufnahme zeigte eine gut abgrenzbare Masse, in der T1-Wichtung mit hoher Signalintensität ähnlich subkutanem Fettgewebe und in der fettsupprimierten T2-Wichtung isointens zum subkutanen Fettgewebe mit einer maximalen Ausdehnung von drei Zentimetern. Der befundende Radiologe diagnostizierte ein posttrau- matisches Residuum und erwog alternativ einen eher benignen Weichteiltumor. Aufgrund der unklaren Gesamtsituation und Dignität erfolgte zunächst die Diagnosesicherung im Rahmen einer Probeentnahme, die histologische Begutachtung erbrachte die Diagnose eines typischen Hibernoms (씰Abb. 2). Nach Diagnosesicherung erfolgte nun die Tumorentfernung im Sinne einer marginalen Resektion, der postoperative Verlauf gestaltete sich nach beiden Eingriffen komplikationslos. Im Rahmen einer Verlaufskontrolle drei Jahre nach erfolgter Resektion zeigte sich klinisch und sonografisch kein Hinweis auf ein lokales Tumorrezidiv, das Schultergelenk war ohne Funktionseinschränkung beweglich und die Patientin subjektiv beschwerdefrei. Diskussion Hibernome sind benigne, vom braunen Fettgewebe ausgehende Tumoren. Braunes Fettgewebe findet sich vor allem bei winterschlafenden Tieren und erfüllt hier endokrine und thermoregulatorische Funktionen. Braune Fettzellen enthalten eine große Zahl von Mitochondrien, sind sympatisch innerviert und können über die Ausschüttung von Norephedrin eine Kaskade für eine zitterfreie Wärmeerzeugung in Gang setzen (4, 20). Beim Menschen findet es sich beim Fötus zwischen der 21. und 24. Schwangerschaftswoche an unterschiedliche Lokalisationen, vor allem im Bereich des Halses, der Axilla, paraspinal, mediastinal und retroperitoneal (5) und bildet sich nach der Geburt rasch zurück. Die ursprüngliche Annahme, dass Hibernome aus diesem Grund bevorzugt bei jün- Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. A. Kurth et al.: Hibernom – ein seltener Weichteiltumor geren Patienten auf dem Boden von braunen Fettgewebsresiduen gehäuft auftreten müssten, hat sich eindeutig nicht bestätigt. Ein Vorkommen im Kindesalter ist vielmehr eine Rarität (1). Betroffen ist vornehmlich das mittlere Lebensalter der dritten bis fünften Lebensdekade, die größte klinische Serie berichtet ein Durchschnittsalter von 38 Jahren (8). Auch die Annahme, dass Hibernome sich gehäuft in den Bereichen manifestieren, an denen in der Fetalzeit braunes Fettgewebe nachgewiesen werden kann, hat sich nicht bestätigt. Furlong et al. berichten in fast einem Drittel ihrer Fälle über den Oberschenkel als bevorzugte Lokalisation (8) und auch die meisten kleineren Serien nennen diese Prädilektionstelle (10, 16, 17, 21). In abnehmender Häufigkeit folgen dann vor allem Schulter, Rücken und Hals (8). Im Rahmen eines singulären Fallberichts wurde unlängst sogar erstmalig über den Nachweis brauner Fettzellen im Knochenmark berichtet (22). Während weiße Fettzellen hier regelhafter vorkommen, war dies für braune Fettzellen so bislang nicht berichtet. Ob es sich hierbei um ruhende Zellen ohne pathologische Bedeutung oder die Frühform eines Hibernoms handelte, konnte nicht differenziert werden. Es wurde jedoch betont, dass inaktive braune Fettzellen in der routinemäßigen Lichtmikroskopie nahezu nicht von weißen Fettzellen abzugrenzen sind und daher eventuell unentdeckt häufiger im Knochenmark präsent seien als bisher angenommen (22). Klassischerweise nennen die meisten Autoren eine diskrete Bevorzugung des weiblichen Geschlechts (12). Letztlich hat aber die größte klinische Serie mit Einschluss von 170 Fällen (8) eine Prädilektion des männlichen Geschlechts mit 58 Prozent ergeben. Klinisch werden Hibernome als regelhaft asymptomatisch beschrieben (14), eine Größenprogredienz auf durchschnittlich etwa 10 cm (8) erfolgt nur sehr langsam aber kontinuierlich, wobei der Tumor selbst nicht schmerzhaft und meist auch nicht druckdolent imponiert (8). Wenn überhaupt, dann treten Beschwerden oft erst aufgrund einer kritischen Größenzunahme auf. Dann kann es allerdings sogar auch zur Schädigung benachbarter nervaler Strukturen kommen (7), wobei vereinzelt Ausdehnungen von bis zu 27 cm Durchmesser beschrieben wurden (19). Auch in unserer Serie wurden die Raumforderungen nur als Zufallsbefund oder aufgrund der erheblichen Größenzunahme bei vorherigem klinischen Wohlbefinden entdeckt. Die Karyotypen der Hibernome sind etwas komplexer als die der Lipome und der Lipoblastome, meistens aber nahe bzw. pseudodiploid. In strukturelle Umbauten ist häufig die Region 11q13–21involviert. Metaphase-FISH-Untersuchungen haben gezeigt, dass beide Chromosomen 11 von den Umbauten betroffen sind. Man hat heterozygote und homozygote Deletionen in diesem Bereich nachweisen können. In vier von fünf untersuchten Hibernomen zeigte sich ein Verlust von MEN1(multiple endocrine neoplasia type 1)-Tumorsuppressorgen, dessen pathogenetische Bedeutung bisher nicht klar ist. Des Weiteren wurde eine reziproke Translation zwischen 9q und 11q beschrieben (14). Bei den histologischen Manifestationsformen handelt es sich in der Mehrzahl der Fälle um die sogenannte typische Variante (82 %), die multivakuoläre, braune Fettzellen mit einem reichlich vorhandenen, granulären Zytoplasma und kleinen, zentralen Zellkernen sowie kleinere Zellen mit einem eosinophilen, granulären Zytoplasma enthält (씰Abb. 1, 씰Abb. 2). Innerhalb dieser Variante unterscheidet man einen blasszelligen Subtyp (44 %) mit einem quantitativen Überwiegen von großen Tumorzellen mit einem blassen Zytoplasma, einen gemischten Subtyp (24 %) und einen eosinophilen Subtyp (14 %). Läsionen mit einem prominenten myxoiden Stroma definieren die mxyoide Variante (9 %), Neoplasien, bei denen braune mit zahlreichen weißen Fettzellen assoziiert sind (씰Abb. 4), die lipomähnliche Variante (7 %) und Geschwülste mit zahlreichen blanden Spindelzellen, dicken Bündeln kollagener Fasern und eingestreuten Mastzellen und somit morphologischen Ähnlichkeiten zu Spindelzell-Lipomen die spindelzellige Variante (2 %). Des Weiteren können Mischformen dieser Formvarianten auftreten (8). In der Immunhistochemie zeichnen sich die neoplastischen Zellen in Hibernomen durch eine wechselnd starke Positivi- tät für S-100 Protein und antimitochondriale Antikörper aus, die spindelzellige Variante kann CD34-positive Spindelzellen enthalten (14). Alle anderen morphologischen Varianten sind negativ für CD34 (8). Ultrastrukturell enthalten die Tumorzellen neben kleinen Fetttröpfchen zahlreiche Mitochondrien, besitzen eine Zellmembran mit tiefen Einstülpungen und werden von einer Basallamina umgeben (9). Ein Großteil der verfügbaren Literatur berichtet über die radiologischen, insbesondere MR-tomografischen Charakteristiken der Hibernome. Die diesbezügliche Bildgebung ist dabei als charakteristisch, aber nicht spezifisch zu bezeichnen. In der T1-Wichtungen ist dabei eine relativ hohe Signalintensität nahe der des subkutanen Fettgewebes zu erwarten, in der fettsupprimierten T2-Wichtung wird eine Signalintensität gleich oder höher als das subkutane Fettgewebe beschrieben. Hierbei zeigt sich ein lobulärer Aufbau mit innerer Septierung und großen intratumoralen Gefäßen, die in Verbindung mit der signalintensen Darstellung der T1-Wichtung eine gewisse differenzialdiagnostische Abgrenzung ermöglichen sollen (3, 5). Diesbezüglich sind auf der Grundlage der kernspintomografischen Diagnostik vor allem Angiolipome, Hämangiome, Lipome, Liposarkome, Klarzellsarkome, Hämangioperizytome und Hämangioblastome zu bedenken (5, 16). Eine sichere diagnostische Abgrenzung ist auf der Grundlage der MRT nicht zu erwarten, so dass die abschließende Diagnosestellung eine histologische Klärung nach durchgeführter Probeentnahme oder Exzisionsbiopsie erfordert. Auch in unserem Kollektiv wurde in keinem Fall eine exakte radiologische Verdachtsdiagnose geäußert, was die schwierige, allenfalls Spezialisten vorbehaltene Befundinterpretation, zusätzlich unterstreicht. Die Bedeutung der Vaskularisierung zur differenzialdiagnostischen Beurteilung wurde auch von anderen Autoren wiederholt betont. Hierzu wurden dopplersonsografische Kriterien (3) ebenso definiert wie der Nachweis von arteriovenösen Shuntsystemen in der MR-Angiografie (23). Die MR-Angiografie ermöglicht weiterhin eine klare Identifikation zuführender und abfließender Tumorgefäße mit entsprechender präoperativer Einschätzung der Tu- © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. 233 234 A. Kurth et al.: Hibernom – ein seltener Weichteiltumor morperfusion. Dies gewinnt im Hinblick auf die Vermeidung postoperativer Nachblutungen aus großkalibrigen Tumorgefäßen besondere Bedeutung, wie sie in kleineren Serien durchaus beschrieben wurde (17). Auch bei uns kam es in einem der Fälle zu einem solchen Ereignis, was schließlich die Notwendigkeit einer operativen Revision erzwang. Dabei fand sich als Ursache jedoch kein großes, blutendes Tumorgefäß, sondern vielmehr eine diffuse Blutungssituation. Diese war vermutlich Folge der in diesem Fall erheblichen Tumorgröße, was bei großer innerer Wundfläche und entsprechend ausgedehnter Tumorhöhle nach erfolgter Resektion die Nachblutung begünstigt hat. Trotzdem besitzt bei diesbezüglich gehäuft auftretenden Berichten der Hinweis auf die Option einer präoperativen Embolisation großer tumorversorgender Gefäße eine klinische Relevanz (23). Die Frage nach einer möglichen malignen Entartung eines Hibernoms wurde vereinzelt diskutiert (2, 18). Lowry et al. (13) beschrieben 1967 ein Hibernom mit einer muskulären Infiltration und schlossen daraus auf einen malignen Charakter. Enterline et al. (6) berichteten zwölf Jahre später über einen retropharyngealen Tumor mit histologischen Atypien und vereinzelten atypischen Mitosen, schlussfolgerten jedoch, dass diese Befunde wie auch ein lokal infiltratives Wachstum nicht zwingend Kriterien einer Malignität sein müssten. Furlong et al. (8) sahen in ihrem Kollektiv keinen einzigen Fall mit histologischen Atypien und stuften das Hibernom als benignen Tumor ein. Für den Fall der Notwendigkeit einer operativen Resektion wird als Therapie der Wahl demzufolge die einfache Resektion als ausreichend angesehen. Im Falle eines intraläsionalen Vorgehens werden lokale Rezidive in Einzelfällen (2, 24) oder kleineren Serien (17) beschrieben. Für den Fall einer sicheren marginalen Resektion sieht die Mehrzahl der Autoren jedoch keine Rezidivgefahr, weswegen dieses Vorgehen bei gegebener Indikation zur operativen Resektion als Goldstandard anzusehen ist. Furlong et al. konnten 66 Fälle (39 %) über einen mittleren Zeitraum von 7,7 Jahren nachverfolgen und sahen kein Tumorrezidiv (8). Auch in unserer Serie ergab sich bei einem klinischen und sonografischen Follow-up zwischen drei und acht Jahren in keinem Fall ein Hinweis auf ein lokales Tumorrezidiv. Darüber hinaus gibt es in der Literatur keinen einzigen Bericht über eine Metastasierung eines Hibernoms (8). Literatur 1. Ahmed SA, Schuller I. Pediatric hibernoma: a case review. J Pediatr Hematol Oncol 2008; 30: 900–901. 2. Allegra SR, Gmuer C, O’Leary GP. Endocrine activity in a large hibernoma. Hum Pathol 1983; 14: 1044–1052. 3. Anderson SE, Schwab C, Stauffer E et al. Hibernoma: imaging characteristics of a rare benign soft tissue tumor. Skeletal Radiol 2001; 30: 590–595. 4. Cannon B, Nedergaard J. Brown adipose tissue: function and physiological significance. Physiol Rev 2004; 84: 277–359. 5. Colville J, Feigin K, Antonescu CR, Panicek DM. Hibernoma: report emphasizing large intratumoral vessels and high T1 signal. Skeletal Radiol 2006; 35: 547–550. 6. Enterline HT, Lowry LD, Richman AV. Does malignant hibernoma exist? Am J Surg Pathol 1979; 3: 265–271. 7. Ersozlu S, Sahin O, Ozgur AF, Akkaya T. Sciatic neuropathy from a giant hibernoma of the thigh. Am J Orthop 2008; 37: E103-E106. 8. Furlong MA, Fanburg-Smith JC, Miettinen M. The morphologic spectrum of hibernoma: a clinicopathologic study of 170 cases. Am J Surg Path 2001; 25: 809–814. 9. Gaffney EF, Hargreaves HK, Semple E, Vellios F. Hibernoma: distinctive light and electron microscopic features and relationship to brown adipose tissue. Hum Pathol 1983; 14: 677–687. 10. Hertzanu Y, Mendelsohn DB, Louridas G. CT findings in hibernoma of the thigh. J Comput Assist Tomogr 1983; 7: 1109–1111. 11. Lele SM, Chundru S, Chaljub G et al. Hibernoma: a report of two unusual cases with a review of the literature. Arch Pathol Lab Med 2002; 126: 975–978. 12. Lewandowski PJ, Weiner SD. Hibernoma of the medial tigh. Case report and literature review. Clin Orthop Rel Res 1996; 330: 198–201. 13. Lowry WSB, Halmos PB. Malignant tumor of brown fat in patient with Turner’s syndrome. BMJ 1967; 4: 720–721. 14. Mentzel T, Schneider-Stock R. Lipogen differenzierte Tumoren. In: Cardesa A, Klöppel G, Remmele W et al., Hrsg. Pathologie, 1. Auflage. Berlin: Springer 2008. 15. Merkel H. On a pseudolipoma of the breast (peculiar fat tumors). Beitr Pathol Anat 1906; 39: 152–157. 16. Mugel T, Ghossain MA, Guinet C et al. MR and CT findings in a case of hibernoma of the thigh extending into the pelvis. Eur Radiol 1998; 8: 476–478. 17. Oglivie CM, Trobert JT, Hosalkar HS et al. Recurrence and bleeding in hibernomas. Clin Orthop Relat Res 2005; 438: 137–143. 18. Rigor VU, Goldstone SE, Jones J et al. Hibernoma: a case report and discussion of a rare tumor. Cancer 1986; 57: 2207–2211. 19. Ritchie DA, Aniq H, Davies AM et al. Hibernomacorrelation of histopathology and magnetic-resonance-imaging features in 10 cases. Skeletal Radiol 2006; 35: 579–589. 20. Sell H, Deshaies Y, Richard D. The brown adipocyte: update on its metabolic role. Int J Biochem Cell Bio 2004; 36: 2098–2104. 21. Seynaeve P, Mortelmans L, Kockx M et al. Hibernoma of the left thigh. Skeletal Radiol 1994; 23: 137–138. 22. Thorns C, Schardt C, Katenkamp D et al. Hibernoma-like brown fat in the bone marrow: report of a unique case. Virchows Arch 2008; 452: 343–345. 23. Tomihama RT, Lindskog DM, Ahrens W, Haims AH. Hibernoma: a case report demonstrating usefulness of MR angiography in characterizing the tumor. Skeletal Radiol 2007; 36: 541–545. 24. Worsey J, Mc Guirt W, Carrau RL, Peitzmann AB. Hibernoma of the neck: a rare case of neck mass. Am J Otolaryngol 1994; 15: 152–154. Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Pro und Contra 235 PET in der onkologischen Diagnostik – Medizin contra IQWiG Reine Lehre oder klinische Machbarkeit? Im Dezember 2006 beauftragte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) mit der Recherche, Darstellung und Bewertung des medizinischen Wissensstandes zur Positronenemissionstomographie (PET) und zur PET/CT für 13 weitere Krebsarten, im April 2007 für das Kopf- und Halskarzinom. Über die bisher veröffentlichten endgültigen Nutzenbewertungen bzw. Vorberichte ist eine heftige Kontroverse um die darin angewandte Methodik zwischen den betroffenen Fachgesellschaften und dem IQWiG entbrannt. Beide Seiten haben ihre Haltung in ausführlichen Stellungnahmen dargelegt, die im Folgenden zusammengefasst werden. 2009 wurde ein Abschlussbericht zur ersten Indikation, dem malignen Lymphom, veröffentlicht (2). Zu diesem Zeitpunkt wurde die PET bereits international breit eingesetzt und gehörte in den meisten Industrienationen zu den anerkannten Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen bzw. vergleichbarer Institutionen. Die anderen 13 Indikationen sollen vom IQWiG bzw. deren externen Arbeitsgruppen in den kommenden Jahren nacheinander abgearbeitet werden. Berichtspläne mit den entsprechenden Zeitplänen wurden für sieben weitere onkologische Indikationen am 9. August 2010 vorgelegt. Zum Stellenwert der PET bei malignen Lymphomen kommt der Bericht des IQWiG zu der Schlussfolgerung, dass dieser nicht eindeutig geklärt ist: ● weder beim primären Staging, ● noch beim Restaging, ● noch bei der Interims-Diagnostik (zur Beurteilung des Behandlungsansprechens zwischen mehreren Zyklen der Chemotherapie), ● noch bei der Diagnose von Rezidiven. Ebenfalls seit dem 9. August 2010 liegt nun auch der Vorbericht zum Nutzen der PET allein oder in Kombination mit der Computertomographie (CT) bei der Diagnose von Kopf- und Halstumoren vor (3). Wie die Autoren des Vorberichts ausführen, ist es auf Basis der derzeit verfügbaren Studien nicht möglich, belastbare Schlussfolgerungen zu den Vor- oder Nachteilen der PET zu ziehen. Bis zum 6. September konnten interessierte Personen und Institutionen schriftliche Stellungnahmen zu diesem Vorbericht abgeben. Über die bisher veröffentlichten endgültigen Nutzenbewertungen bzw. Vorberichte ist eine sehr heftige Kontroverse entbrannt. Die Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN) sowie der Bundesverband Deutscher Nuklearmediziner (BDN) übten deutliche Kritik an der vom IQWiG benutzten Methodik zur Evaluierung des Patienten-relevanten Nutzens, dem die IQWiG-Berichterstatter in einer ausführlichen Stellungnahme widersprachen. IQWiG: Was ist patientenrelevanter Nutzen Ziel der IQWiG-Untersuchungen ist es, herauszufinden, ob sich mit Hilfe der PET oder der PET/ CT zuverlässiger als mit herkömmlichen Diagnoseverfahren bestimmen oder nachweisen lässt, in welchem Stadium sich der Tumor befindet (Staging), ob er auf die Behandlung anspricht und letztendlich auch erfolgreich behandelt werden kann und ob die Erkrankung – bei begründetem Verdacht – tatsächlich neu aufgetreten ist. Für eine positive Empfehlung durch das IQWiG ist der Nachweis einer kausalen Beziehung zwischen der Diagnostik mittels PET und der Verbesserung patientenrelevanter Endpunkte entscheidend (5). Als entsprechender Nutzen gewertet wurden dabei Ereignisse, die für die Patientinnen und Patienten auch fassba- re Konsequenzen haben: Ein Nutzen kann zum Beispiel darin bestehen, dass die Sterblichkeit niedriger ist, Rückfälle seltener auftreten, die Patienten eine höhere Lebensqualität haben oder die PET besser als andere Diagnoseverfahren bei der Auswahl der richtigen Behandlung helfen kann. Die IQWiG-Autoren weisen in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass das Fehlen adäquater Studien für den kausalen Nutzennachweis der PET noch kein Beleg dafür ist, dass die PET nutzlos ist. Zum Einsatz der PET bei malignen Lymphom verweist das IQWiG auf mehrere internationale, darunter zwei, derzeit in Deutschland laufende randomisierte kontrollierte Studien, von denen sie sich in absehbarer Zeit eindeutigere Aussagen zu dieser Frage erwartet. Kritik der DGN Die DGN übt an dem Vorgehen des IQWiG in einem Positionspapier grundsätzliche und weit reichende Kritik (4). So wurden primäre Kenntnisse und Erfahrungen in HTA-konformer Berichterstellung (Health Technology Assessment) gefordert, nicht jedoch klinische Erfahrung. Auf diese Weise waren erfahrene Kliniker nicht an der Daten-Interpretation und NutzenBewertung beteiligt. Die Fachgesellschaft lehnt den Ansatz ab, dass diagnostischer Nutzen nur mit randomisierten, kontrollierten Outcome-Studien belegt werden kann. Die DGN verweist darauf, dass Erkenntnisgewinn vielfältig generiert wird. Eine aktuelle Analyse von Leitlinien zeigt, dass ihre Empfehlungen nur in 15% der Fälle auf dem vom IQWiG geforderten Evidenzniveau erfolgt sind. Man müsse akzeptieren, so die DGN, dass es diagnostische und therapeutische Algorithmen gibt, die so evident sind, dass eine derart anspruchsvolle Evaluierung, wie sie nun für das PET gefordert wird, überflüssig und auch unter ethischen Aspekten nicht zu rechtfertigen ist. Die IQWiG-Autoren verkennen nach Ansicht der DGN außerdem, dass innerhalb eines Behandlungsalgorithmus der Effekt einer PET und der einer Therapie nicht mehr unabhängig voneinander gemessen werden können. Der prognostische Wert der PET ist also in starkem Maße von der Therapieeffektivität beeinflusst: Je besser die Therapie, desto geringer sind die Unterschiede, die mittels der FDG-PET detektiert werden; ein Nutzen für die Summe der Patienten. © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Pro und Contra 236 Dem Hinweis der DGN auf die Bedeutung der Implementierung in den internationalen Leitlinien hält das IQWiG entgegen, dass in seiner Methodik die Verbreitung, Akzeptanz oder Kostenerstattung als Evaluationskriterien eines patientenrelevanten Nutzens einer Methode nicht vorgesehen sind. Der Kritik, dass die Schlussfolgerungen des IQWiG-Berichts im Widerspruch zur weltweiten Einschätzung stünden, halten die IQWiG-Autoren entgegen, dass die klinischen Leitlinien internationaler Fachgesellschaften tatsächlich mehrheitlich den Einsatz der PET in der Diagnostik der malignen Lymphome für bestimmte Fragestellungen empfehlen. Allerdings findet man in Schlussfolgerungen aktueller klinischer Studien, systematischer Übersichtsarbeiten und Metaanalysen auch vorsichtigere Stellungnahmen. Den IQWiG-Autoren ist darüber hinaus keine vergleichbare Publikation bekannt, die den Einsatz der PET im Bereich der malignen Lymphome uneingeschränkt empfiehlt. Daraus wird die Folgerung gezogen, dass die positiven Leitlinien-Empfehlungen nicht ausschließlich auf wissenschaftlicher Evidenz basieren. NOPR-Register als möglicher Kompromiss? In den USA hat man versucht, diesen, auch dort bekannten Widerspruch der beiden Standpunkte mit der NOPR-Studie (National Oncologic PET Registry) dahingehend aufzulösen, indem die Abdeckung medizinisch-diagnostischer Erfordernisse durch die Gewinnung von Eviden- zen begleitet wurde (Coverage with Evidence Development). Dazu wurde in einer Matrix dargestellt, in welchen klinischen Entscheidungssituationen welche Änderungen des therapeutischen Managements möglich sind und als Einflussnahme durch die Diagnostik betrachtet werden sollen (1). Damit wurde eine therapeutische Relevanz der gewonnenen PET/CT-Daten für alle untersuchten 20 Tumorarten gezeigt. Das IQWiG hat diesen Ansatz methodisch als nicht ausreichend abgelehnt. Auch müsse hier der kausale Nachweis erbracht werden, dass die aufgrund der PET-Diagnostik vorgenommenen Managementänderungen tatsächlich vollzogen wurden und dass sich dies tatsächlich positiv auf patientenrelevante Endpunkte auswirkt. Dies lasse sich bestimmten Registerauswertungen nicht entnehmen. Der BDN empfiehlt, ein Modellvorhaben zu starten, das die guten Ansätze der NOPR-Studie berücksichtigt und andererseits bereits von Anfang an methodische Schwächen eliminiert. Finanzielle Folgelasten Abseits der kontroversen Standpunkte zur Methodik verweist die DGN auf die finanziell unrealistischen Konsequenzen einer Umsetzung der IQWiG-Forderungen. Der Ansatz des IQWiG würde erfordern, so argumentiert die DGN, für 15 Tumorentitäten und mehrere klinische Aspekte (Dignität einer Läsion, Staging, Monitoring des Therapieansprechens, Prognose und Restaging) jeweils in kontrollierten, randomisierten Outcome-Studien den Nutzen durch eine Lebensverlängerung basierend auf einer di- agnostisch-therapeutischen Strategie nachzuweisen. Die Durchführung würde nach ihren Berechnungen 75 Studien mit je zehn Jahren Planungs- und Untersuchungszeit sowie je 5 Mio. € Aufwand, d. h. 750 Jahre Studienaufwand und 375 Mio. € Kosten) bedeuten. Das wäre für die DGN – neben der Gefährdung der Patienten, die keiner optimalen Behandlung zugeführt würden – eine Vergeudung von Ressourcen, wenn man bedenkt, dass der bisherige Goldstand „Computertomographie“ seinen „Nutzen“ niemals nachgewiesen hat, weil er als offensichtlich betrachtet wurde. Die IQWiG-Autoren vertreten demgegenüber in ihrer Schlussfolgerung die Ansicht, dass Studien mit demselben hohen Standard wie für Medikamente auch im Bereich der PET-Diagnostik zum Nutzen der Patienten zu fordern und durchführbar sind. Derartige Studien führen zu deutlich valideren Angaben zu Nutzen und Schäden der PET als dies durch Register oder einarmige, diagnostische Studien möglich wäre. Dr. Alexander Kretzschmar, München Literatur 1. Hillner BE et al. J Nuc Med 2007; 48: 1901–1908. 2. http://www.iqwig.de/d06–01a-positronen -emissions-tomographie-pet-bei.986.html?tid =1135&phlex_override_command=element 3. http://www.iqwig.de/d06–01b-positronen-emis sions-tomographie-pet-bei.986.html?tid =1137&phlex_override_command=element 4. Kotzerke J et al. Nuklearmedizin 2010; 49: 6–12. 5. Scheibler F et al. Nuklearmedizin 2010; 49: 1–5 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Das aktuelle Interview 237 Tumor und venöse Thromboembolie NMH zur VTE-Prophylaxe bei Krebs Tumorerkrankungen erhöhen das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE). Nach Datenlage gibt es eindeutige Indikationen für eine medikamentöse VTE-Prophylaxe bei malignen Erkrankungen, z. B. mit niedermolekularem Heparin (NMH) (1). Prof. Dr. Bettina KemkesMatthes erläutert, wann bei onkologischen Patienten eine Thromboembolieprophylaxe erforderlich ist und wie im praktischen Alltag vorgegangen werden kann. Prof. Dr. B. Kemkes-Matthes ? Mit welchen Tumoren geht ein besonders hohes VTE-Risiko einher? Kemkes-Matthes: Patienten mit malignen Erkrankungen haben generell ein erhöhtes Thromboserisiko. Einige Tumorarten sind mit besonders hohem Risiko behaftet, dazu zählen Bronchial- und Pankreaskarzinom, aber auch gastrointestinale maligne Tumore und das Ovarialkarzinom. ? Welchen Einfluss hat die Tumortherapie auf das Thromboembolierisiko? Kemkes-Matthes: Bei operativen Eingriffen ist das Thromboserisiko beim Tumorpatienten etwa doppelt so hoch wie bei vergleichbaren Eingriffen bei Patienten ohne maligne Grunderkrankung, z. B. Magenkarzinom-Operation im Vergleich zu einer Magenulkus-Operation. Chemotherapie gilt ebenfalls als Thrombose-Risikofaktor, wobei unterschiedliche Therapieformen ein unterschiedlich hohes Risiko haben. Während stationärer Chemotherapie sollte möglichst zusätzlich eine medikamentöse Thromboseprophylaxe verordnet werden. Radiatio galt früher als Thrombose Risikofaktor – wahrscheinlich spielten die sehr langen Liegezeiten unter der Bestrahlung eine Rolle bei der Thromboseentstehung. Heute kann Radiatio generell nicht mehr als Risikofaktor für thromboembolische Erkrankungen gewertet werden. ? Welche Krebspatienten benötigen eine Thromboseprophylaxe? Wie und wie lange sollte diese erfolgen? Kemkes-Matthes: Tumorpatienten sollten nach operativen Eingriffen eine prolongierte Hochrisiko-Prophylaxe erhalten, z. B. ein NMH, das zur Hochrisiko-Prophylaxe zugelassen ist, für ca. vier Wochen nach dem Eingriff. Nachgewiesen ist, dass sich durch prolongierte Prophylaxe signifikant mehr thromboembolische Komplikationen verhindern lassen als durch die übliche Prophylaxe über ca. eine Woche postoperativ. Eine Thromboseprophylaxe wird ebenfalls empfohlen während stationärer Chemotherapie. Insgesamt sollte die Indikation zur NMH-Gabe bei Tumorpatienten großzügig gehandhabt werden, da es Hinweise gibt, dass NMH nicht nur thromboembolische Komplikationen verhindert, sondern auch das Tumorwachstum beeinflusst. ? Welche Empfehlungen geben die überarbeiteten Leitlinien zur Thromboseprophylaxe bei Tumorpatienten? Kemkes-Matthes: Die im Mai 2009 publizierte aktuelle Leitlinie (1) empfiehlt allgemein, die VTE-Prophylaxe individuell und risikoadaptiert zu verordnen. Speziell für nicht operativ behandelte Tumorpatienten wird empfohlen, während des gesamten stationären Aufenthaltes eine medikamentöse Thromboseprophylaxe zu verordnen. Diese soll gemäß Leitlinien vorzugsweise mit NMH oder Fondaparinux erfolgen. ? Worauf muss der niedergelassene Arzt achten, wenn er Tumorpatienten ambulant betreut bzw. nach Klinikaufenthalt weiter versorgt? Welche Rolle spielen Patienten-bezogene VTE-Risikofaktoren für die Dauer der Prophylaxe? Kemkes-Matthes: Generell muss während der ersten vier Wochen der NMH-Gabe an eine heparininduzierte Thrombopenie vom Typ II gedacht werden, auch wenn diese Komplikation selten auftritt. Speziell bei Tumorpatienten ist zu beachten, dass sie trotz ihres hohen Thromboserisikos auch blutungsgefährdet sein können, z. B. durch tumorbedingte Gefäßkomplika- Interdisziplinärer Schwerpunkt für Hämostaseologie, Giessen tionen, exulzerierend wachsende Tumore insbesondere im Gastrointestinaltrakt oder Thrombopenie. In solchen Fällen muss das geringfügig erhöhte Blutungsrisiko unter NMH individuell abgewogen werden gegenüber dem zu erwartenden Benefit, dem Thromboseschutz. Thrombopenie gilt bei Tumorpatienten – wenn keine aktive Blutung vorliegt – meist erst ab einem Wert <30 000/μl als Kontraindikation gegen eine medikamentöse Thromboseprophylaxe mit NMH. Das dispositionelle Thromboserisiko jedes Patienten muss in die Planung der Thromboseprophylaxe eingehen: Der Tumorpatient ist wegen seiner Grunderkrankung ein Hochrisiko-Patient. Es ist im Allgemeinen nicht indiziert, bei Patienten mit weiteren Risikofaktoren (z. B. FaktorV-Leiden-Mutation, Einnahme der „Pille“, erhebliche Varikosis) eine höhere NMHDosierung als die übliche Hochrisikoprophylaxe zu verordnen. Bezüglich der Prophylaxedauer sollten jedoch dispositionelle Risikofaktoren berücksichtigt werden. Anders bei Patienten, die im zeitlichen Zusammenhang mit ihrer Tumorerkrankung ein thromboembolisches Ereignis erlitten haben. Bei ihnen sollte die Sekundärprophylaxe solange durchgeführt werden, solange auch der Tumor nachweisbar ist. Das Interview führte Regina Burian, Krefeld. Literatur 1. S3-Leitlinie Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE). http://awmf-leitlinien.de, Registernummer 003.001). © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Aus Forschung und Industrie 238 Suche nach übergreifenden Pathogenese-Mechanismen Neue Angriffspunkte in der Therapie von Krebserkrankungen Krebserkrankungen stellen auch heute noch eine große Herausforderung dar. Die Entwicklung und Prüfung neuer onkologischer Therapeutika und Diagnostika hat daher auch bei Bayer-Schering einen hohen Stellenwert, wie Dr. Dominik Mumberg von dem Unternehmen auf einer Presseveranstaltung in Berlin erläuterte. Eine der Neuentwicklungen ist Alpharadin (Radium-223). Hierbei handelt es sich um einen Alphastrahler mit einer hohen Affinität zum Knochengewebe und insbesondere zu Knochenmetastasen. Nach Einlagerung im Knochen wird die toxische Energie mit einer Reichweite von etwa 0,1 mm abgegeben und die Metastase auf diese Weise zerstört. Vor allem bei Patienten mit Brust-, Lungenoder Prostatakarzinom vermindern Knochenmetastasen die Überlebenschancen und gehen mit einer hohen Morbidität in Form von Frakturen, Nervenkompressionen und Schmerzen einher. In einer Phase-II-Studie konnte bei Patienten mit hormonrefraktärem Prostatakarzinom und schmerzhaften Knochenmetastasen eine Verlängerung der Zeit bis zum Progress und des Gesamtüberlebens gezeigt werden. Zurzeit wird die Substanz in einer Phase-III-Studie beim hormonrefraktären Prostatakarzinom und in einer Phase-II-Studie bei Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen untersucht. Vielversprechend könnte nach präklinischen Untersuchungen in Zukunft auch die Kombination mit dem Bisphosphonat Pamidronat sein, so Mumberg. Ein weiteres Radiotherapeutikum (131(J)-L19-SIP) richtet sich gegen das extrazelluläre Matrix-Glukoprotein ED-B (Extra-domain B Fibrinonectin), das in vielen soliden Tumoren und Lymphomen exprimiert wird. Diese Kutane Nebenwirkungen bei Anti-EGFR-Therapie Den Dermatologen ins Boot holen Das Auftreten eines papulopustulösen Exanthems („Rash“) unter Therapie mit EGFRInhibitoren ist ein klinischer Prädiktor für das Therapieansprechen, kann die Patienten aber bei höhergradiger Ausprägung erheblich belasten. In Zusammenarbeit mit einem onkologisch erfahrenen Hautarzt sind die kutanen Nebenwirkungen in der Regel gut zu managen. Die gegen EGFR gerichteten Antikörper und Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) gehören bei vielen soliden Tumoren zum Therapiestandard. So empfehlen etwa S3-Leitlinien beim metastasierten Pankreaskarzinom und beim fortgeschrittenen NSCLC den oralen EGFR-TKI Erlotinib (Tarceva®). Er verbessert das Gesamtüberleben und das progressionsfreie Überleben insbesondere jener Patienten, die unter Therapie einen Rash entwickeln. „Die adäquate Behandlung dieser hinsichtlich des Therapieerfolgs als positiv einzuordnenden Nebenwirkung ist für die Compliance des Patienten von entscheidender Bedeutung“, sagte Prof. Axel Hauschild, Kiel. Bei stärkerer Ausprägung des Rashs sei eine enge Abstimmung zwischen dem primär behandelnden Onkologen und einem speziell geschulten Dermatologen notwendig. Zum allgemeinen und prophylaktischen Vorgehen bei Hautauschlägen in Substanz wird zurzeit in Phase-II-Studien bei Patienten mit Hirnmetastasen getestet. Anders als früher wird in der onkologischen Forschung heute kaum noch nach einem Mittel gegen eine einzelne Tumorart gesucht, sagte Mumberg. Vielmehr liegt der Ansatzpunkt bei bestimmten übergreifenden Mechanismen der Tumorentstehung, die bei ganz verschiedenen Entitäten eine Rolle spielen können. Als Beispiel führte der Wissenschaftler den Multi-Kinase-Inhibitor Sorafenib (Nexavar®) an, der zurzeit beim Nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom und Schilddrüsenkarzinom in Phase-III-Studien getestet wird. Neue Angriffspunkte sind die Mitogen-aktivierte ERK-Kinase (MEK) und die P-13-Kinase, die beide eine Schlüsselfunktion beim Wachstum und Überleben von Krebszellen haben. Ebenfalls aktiv ist das Unternehmen auf dem Gebiet der onkologischen Diagnostik. Hier liegt der Schwerpunkt bei der Entwicklung neuer PET-Tracer für Detektion, Restaging und Therapiekontrolle von soliden Tumoren. Maria Weiß, Berlin Quelle: International Press Day “Innovation at Bayer Schering Pharma” am 26. 8. 2010 in Berlin (Veranstalter: Bayer HealthCare/Bayer Schering Pharma). Zusammenhang mit EGFR-Inhibitoren wurden bereits Konsensus-Empfehlungen ausgearbeitet, die demnächst publiziert werden sollen. „Um zu verhindern, dass eine potenziell erfolgreiche Therapie unnötig abgebrochen wird, sollte der Dermatologe frühzeitig eingebunden werden“, so Hauschild. Dermatologischer Sachverstand ist nötig Laut einer prospektiven Befragung (1) von 149 deutschen Onkologen, davon 43 dermatologisch ausgerichtet, zum Thema kutane Nebenwirkungen von EGFR-Inhibitoren plädierten 15% der internistischen Onkologen, aber lediglich 3% der Dermato-Onkologen anhand eines Fallbeispiels bei einem starken Rash für eine Therapiepause. 91% der Befragten empfahlen eine Lokaltherapie, vorzugsweise mit Hydrocortison. Die Hautspezialisten setzten lokal mehr Antibiotika ein, aber tendenziell weniger Steroide. Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Aus Forschung und Industrie 239 Eine zusätzliche Systemtherapie hielten 64% der Befragten für sinnvoll, und zwar mit Doxycyclin oder Minocyclin. Hier wird nach Angaben von Hauschild derzeit geprüft, ob Tetrazykline auch in sehr niedriger Dosierung (wie bei Rosazea üblich) verordnet werden können. Eine weitere Therapieoption ist Isotretinoin, mit dem vorzugsweise Dermatologen arbeiten. Im beschriebenen Fall (Rash Grad 2/3 unter Ce- tuximab) würden jedoch nur 9% der internistischen Onkologen ihren Patienten an einen Dermatologen überweisen. Derzeit sind etwa 25 dermatologische Referenzzentren erfasst, die eine differenzierte RashTherapie anbieten. Eine Übersichtskarte der gelisteten Zentren soll in Kürze über die Homepage der Roche Pharma AG abrufbar sein. Dr. Beate Grübler, Hannover Literatur 1. Hassel C et al. Treatment of epidermal growth factor receptor antagonist-induced skin rash: results of a survey among German oncologists. Onkologie 2010; 33: 94–98. Quelle: Meet-the-Expert „Herausforderung Rash-Management unter Tarceva®“ am 25.09.2010 in Kiel; Veranstalter: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen. Internationale Literatur Kopf-Hals-Tumoren Bessere Prognose bei HPV-Infektion Bei Plattenepithelkarzinomen des Oropharynx hat sich die HPV-Infektion als unabhängiger prognostischer Faktor herausgestellt: Die 3-Jahres-Überlebensrate beträgt bei Patienten mit HPV-positiven Tumoren über 80%, im Falle HPV-negativer Tumoren dagegen nur 57%. Bereits in der Vergangenheit gab es aus kleineren Studien Hinweise dafür, dass der HPV-Status beim Oropharynxkarzinom prognostisch von Bedeutung ist. Die Korrelation zwischen Infektion und Überleben wurde jetzt in der RTOG-Studie 0129 im Rahmen einer retrospektiven Analyse untermauert (1). Aufgrund der großen Patientenzahl – 323 Teilnehmer mit bekanntem HPVStatus, davon 64% mit HPV-positiven Tumoren – kann die Identifizierung des HPV-Status als unabhängiger prognostischer Determinante als valide angesehen werden, heißt es in einem Editorial zu der kürzlich im New England Journal of Medicine publizierten RTOG-Studie (2). In der Subgruppe von Patienten mit HPV-positiven Tumoren (n = 206) betrugen die 3-Jahres-Raten für Gesamt- und progressionsfreies Überleben 82,4% bzw. 73,7%, bei negativem HPV-Status dagegen nur 57,1% bzw. 43,4%. Nach Adjustierung für Faktoren wie Tumorstadium, Nodalstatus und Päckchenjahre ergab sich für Patienten mit positivem HPV-Status in der Multivarianzanalyse ein um 58% reduziertes Mortalitätsrisiko – Hazard Ratio (HR) 0,42 – und ein um 51% gesenktes Risiko für Rückfall oder Tod (HR 0,49). Zudem war die 3-Jahres-Rate für lokoregionäre Rückfälle bei Patienten mit HPV-positiven Tumoren signifikant niedriger als in der HPV-negativen Subgruppe (13,6% vs. 35,12%; p<0,001). Raucherstatus als Prognosefaktor Auch beim Rauchen zeigte sich eine unabhängige Korrelation mit Gesamt- und progressionsfreiem Überleben: Das Sterberisiko und das Risiko für Rückfall oder Tod stiegen unabhängig vom HPV-Status pro zusätzliches Päckchenjahr um 1%. Anhand mehrerer Faktoren (HPV-Status, Päckchenjahre, Nodalstatus und Tumorstadium) konnten die Patienten in 3 Risikokategorien eingestuft werden: Patienten mit HPV-positiven Tumoren gehörten mit einer 3-JahresÜberlebensrate von 93% der Niedrigrisikogruppe an. Eine Ausnahme waren Raucher mit hohem Nodalstatus (N2b-N3), die mit einer 3-Jahres-Überlebensrate von 70,8% ein intermediäres Risiko besaßen. Ein negativer HPVStatus klassifizierte Patienten in die Hochrisikogruppe (3-Jahres-Überlebensrate: 46,2%). Für Nichtraucher mit den Tumorstadien T2/3 wurde das Risiko als intermediär berechnet. Aufgrund dieser Ergebnisse müssen HPVpositive bzw. -negative Tumoren laut Ang et al. als unterschiedliche Entitäten mit divergierenden Risikoprofilen betrachtet werden. Bereits zuvor waren beide Tumortypen molekular als unterschiedlich charakterisiert worden (2). Künftig sollten Therapiestudien gezielt auf diese beiden Patientengruppen zugeschnitten werden bzw. Teilnehmer anhand der Faktoren HPV-Status, Rauchen und Tumorstadium stratifiziert werden, fordern Ang und Mitarbeiter. Für die Studie RTOG 0129 waren 721 Patienten überwiegend mit Plattenepithelkarzinomen des Oropharynx zu einer akzelerierten fraktionierten Radiotherapie oder einer konventionell fraktionierten Bestrahlung, jeweils in Kombination mit Cisplatin, randomisiert worden. Im Gegensatz zum HPV-Status unterschied sich die 3-Jahres-Überlebensrate in den beiden Therapiearmen nicht signifikant (70,3% vs. 4,3%; p = 0,18). Dr. Katharina Arnheim, Freiburg Literatur 1. Ang KK et al. Human papillomavirus and survival of patients with oropharyngeal cancer. N Engl J Med 2010; 363: 24–35. 2. Lowy DR, Munger K. Prognostic implications of HPV in oropharyngeal cancer. N Engl J Med 2010; 363: 82–84. © Schattauer 2010 Onkologische Welt 5/2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Aus Forschung und Industrie 240 Damit die Wirkung nicht erst nach der Attacke einsetzt Turbotherapie gegen Durchbruchschmerzen Durchbruchschmerzen erreichen typischerweise innerhalb weniger Minuten ihr Maximum und dauern im Mittel nicht länger als eine halbe Stunde. Das Tempo, die Heftigkeit und die Kürze dieser Schmerzspitzen erfordern also eine besonders schnelle, stark und kurz wirkende Medikation. Jedoch: „Bei Durchbruchschmerzen kommen wir oft zu spät“, beklagt Prof. Hans Georg Kress, Wien. Selbst kurz wirksame, herkömmliche Opioide fluten zu langsam an und erreichen ihre stärkste Wirkung meist erst nach etwa 30 Minuten. Damit ist ihr Nutzen in der schlimmsten Phase der Durchbruchschmerzen viel zu gering. Damit ist ihr Wirkmaximum praktisch verpulvert, denn zwei von drei Patienten brauchen es nach 30 Minuten nicht mehr, weil ihre Schmerzen dann schon wieder nachgelassen haben, so Prof. Frank Elsner, Aachen. Das bedeutet auch: Das Opioid ist zu diesem Zeitpunkt – und weil die Wirkung oraler Präparate rund vier Stunden anhalten kann, auch noch darüber hinaus – deutlich überdosiert. Eine Alternative bietet die Fentanyl-Buccaltablette Effentora®. Die Rapid-Onset-Tablette wirkt schon nach wenigen Minuten. Die Patienten platzieren sie bei einer Schmerzattacke in der oberen Wangentasche über einem der hinteren Backenzähne. Eine speziell entwickelte Technologie sorgt dafür, dass rund 50% der Wirksubstanz über die Mundschleimhaut resorbiert werden und der Effekt dementspre- Allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation bei AML-Patienten Gleicher Outcome bei verwandten und unverwandten Spendern Eine allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSCT) bei jüngeren Erwachsenen mit Hochrisiko-AML zeigt einen signifikanten Effekt auf den Outcome und führt sowohl bei verwandten Spendern wie auch unverwandten Spendern zu ähnlichen Ergebnissen. Eine deutsch-österreichische Arbeitsgruppe untersuchte in einer großen prospektiven multizentrischen Studie bei 844 AML-Patienten (medianes Alter: ∅48 Jahre) die Auswirkungen einer allogenen HSCT von gematchten, verwandten und unverwandten Spendern im Hinblick auf den Outcome. Die Studienteilnehmer wurden zwischen 1998 und 2004 in die Studie eingeschlossen und nach dem Protokoll AMLHD98A mit einer risikoadaptierten Therapiestrategie behandelt. Insgesamt 267 (32%) von 844 Patienten wurden der Hochrisiko-Gruppe zugeteilt. Ein hohes Risiko wurde durch die Anwesenheit einer ungünstigen Zytogenetik und/oder durch ein Nicht-Ansprechen auf die Induktionstherapie definiert. Von diesen 267 Patienten erreichten 51 Patienten (19%) eine komplette Remission, wiesen aber eine ungünstige Zytogenetik auf. Bei insgesamt 216 Patienten (81%) wurde kein Ansprechen auf die Induktionstherapie festgestellt. chend schnell eintritt: Doppelblinde, placebokontrollierte Studien ermittelten eine signifikante Schmerzlinderung schon zehn Minuten nach der Applikation. Sicherheit und Verträglichkeit der FentanylBuccaltablette wurden in einer Langzeitstudie über zwölf Monate geprüft. Teilnehmer waren 232 Krebspatienten, die trotz stabiler Opioidbasistherapie (zum Beispiel Morphin 60–1000 μg/Tag) täglich ein bis vier DurchbruchschmerzEpisoden erlebten. Das Ergebnis: 95% der Patienten bewerteten die Therapie als schneller wirksam im Vergleich zur Vormedikation. 82% fanden die Handhabung einfach und 88% bewerteten die Buccaltablette als insgesamt besser, sagte Dr. Norbert Grießinger, Erlangen. Bei 6% traten Irritationen an der Applikationsstelle auf, die aber meist transient waren. Helga Brettschneider, Frankfurt/M. Quelle: Symposium „Etablierte Irrtümer und neue Visionen in der Therapie von Durchbruchschmerzen bei Krebspatienten“ im Rahmen des Deutschen Schmerzkongresses am 7. Oktober 2010, Mannheim; Veranstalter: Cephalon GmbH, München Eine allogene HSCT wurde letztendlich bei 162 (61%) von 267 Hochrisiko-Patienten nach einer medianen Zeitspanne von 147 Tagen nach der Diagnose durchgeführt. Die Spenderquellen waren wie folgt: verwandte Spender: n = 62, unverwandte Spender: n = 89, haploidente Spender (n = 10), und Nabelschnurblut (n = 1). Bei Patienten (n = 105) ohne HSCT betrug die 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate 6,5% (95% KI 3,1%-13,6%). In der HSCT-Gruppe (n = 161) war sie mit 25,1% (95% KI 19,1%-33%) signifikant höher. Eine multivariable Analyse, die die allogene HSCT als zeitabhängige Kovariable beinhaltete, zeigte, dass eine allogene HSCT signifikant den Outcome verbesserte. Zwischen einer allogenen HSCT von einem verwandten Spender bzw. unverwandten Spender wurden keine Unterschiede im Outcome beobachtet. Dr. Alexander Kretzschmar Literatur 1. Schlenk RF et al. Prospective evaluation of allogeneic hematopoietic stem-cell transplantation from matched related and matched unrelated donors in younger adults with high-risk acute myeloid leukemia: German-Austrian Trial AMLHD98A. JCO 2010; 28(30): 4642–4648. Onkologische Welt 5/2010 © Schattauer 2010 Downloaded from www.onkologische-welt.de on 2017-06-03 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.