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zeitung
„Kampf dem Mann!”
23
Okt 12
Nov 12
Franziska Becker und Andreas Lichtenberger
in „Kiss me, Kate”
Inhalt
04
Premiere „Kiss me, Kate”
Liebes Publikum,
08
Wiederaufnahme „Tosca”
sollte sich der Begriff Flashmob noch nicht in Ihrem aktiven Wortschatz
befinden, hier eine kleine Nachhilfe: Zusammengesetzt aus den Worten flash
(= Blitz) und mob (= aufgewiegelte Volksmenge) bezeichnet „einen kurzen,
scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei denen die Teilnehmer ungewöhnliche Dinge tun”. Durchaus ungewöhnlich war es, was am 23. April 2012 auf dem Wiener Westbahnhof ablief. In Kooperation mit den ÖBB inszenierte die Volksoper Wien eine
Performance der besonderen Art. Chor, Orchester und Solisten (Sopransolo:
Beate Ritter) führten Auszüge aus Carl Orffs „Carmina Burana” auf. Ein
Video des Events wurde Ende Mai online gestellt und innerhalb einer Woche
von über 400.000 Menschen auf der ganzen Welt gesehen. Mittlerweile halten die Zugriffe bei knapp 600.000.
Was mit unauffälligem Bahnhofsalltag zwischen Fahrgästen und Reinigungsfrauen beginnt, steigert sich zu einem mitreißenden musikalischen
und tänzerischen Ereignis, das die Zuschauer in den Bann zieht und den
Passanten ein Lächeln des Staunens und der Bewunderung ins Gesicht
zaubert.
Die Reaktionen der Seherinnen und Seher des Videos waren überwältigend.
ZIB-Anchorman Armin Wolf schwärmte auf seiner Facebook-Seite, sämtliche
Österreichische Tageszeitungen, deutsche Nachrichtenmagazine wie Der
Spiegel, Das Süddeutsche Zeitung Magazin, Der Focus und die italienische
Zeitung La Repubblica berichteten von der Aktion, Fernsehsender wie
Puls TV und der Südamerikanische Nachrichtensender teleSUR zeigten das
Video. Viele Menschen drückten ihre Begeisterung in Postings und E-Mails
aus: „Gänsehaut pur”, „Phantastisch gute Idee – Kultur direkt beim Menschen”, „unglaublich, einfach TOLL!”, „So typisch Wien, wenn ein Flashmob,
dann mit Stil”, oder „Zum Weinen schön. Danke für diese wunderbare Idee!”
„Ziel der Aktion war es, neue und ungewöhnliche Wege der Kommunikation
zu beschreiten, die Volksoper in den öffentlichen Raum zu bringen und den
Passanten einen musikalischen Gruß zu bereiten”, so Volksoperndirektor
Robert Meyer.
Das Video, das derzeit das Publikumsvoting für den Werbepreis ÖBB RAIL
AD 2012 anführt, finden Sie auf www.youtube.com unter den Suchbegriffen „Volksoper Carmina Burana” (oder ÖBB „Carmina Burana”).
09
Oper ist weiblich
„Salome” und „Rusalka”
11
Gastspiel in Tokio
14
„Madame Pompadour”
im Spiegel der Kritik
15
Fragebogen Boris Pfeifer
16
Heute im Foyer …
17
Kinderworkshops
Volksoper tierisch
18
Ballett: „Carmina Burana”
19
Damals …
„Die Hochzeit des Figaro”
20
Premiere „Die Hochzeit des Figaro”
22
Neu an der Volksoper
Impressum
Viel Spaß!
Christoph Wagner-Trenkwitz
Chefdramaturg
2_3
Volksoper Wien, Saison 2012/13
Direktor: Robert Meyer, künstl. Geschäftsführer
Mag. Christoph Ladstätter, kaufm. Geschäftsführer
Zeitung Ausgabe 23, Oktober/November 2012
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Redaktionsschluss: 4. September 2012
Herausgeber: Förderkreis der Volksoper Wien,
Währinger Straße 78, 1090 Wien;
Medieninhaber: Volksoper Wien,
Währinger Straße 78, 1090 Wien,
Österreichische Post AG / Sponsoring.Post: 12Z039235 S,
Verlagspostamt: 1090 Wien VolksoperOperZeitung
Nr.: 6, 2012/13
Redaktionsleitung: Helene Sommer und
Christoph Wagner-Trenkwitz
Redaktion: Jürgen Bauer, Felix Brachetka,
Eva Ehgartner-Ruprecht, Eva Koschuh, Nina Moebius,
Alfred Oberzaucher, Prisca Olbrich, Gerald C. Stocker,
Eva Wopmann
Gestaltung: Elisabeth Mayr
Hersteller: Druckerei Walla
Bildnachweise: Barbara Pálffy, Elisabeth Bolius,
Dimo Dimov, Rudolf Klaban, Agenturen, Archiv der
Volksoper Wien
Franziska Becker, Andreas Lichtenberger
Besuchen wir, bevor wir an der Währinger Straße
anlegen, zwei Theater in New York und eines in
Baltimore, die allesamt eng mit „Kiss me, Kate”
verbunden sind.
Cole Porter
Kiss me, Kate
Eine musikalische Komödie
Theater Nummer 1: Lunt-Fontanne
Rosenkrieg
in der Künstlergarderobe
Im Februar 1956 erschloss „Kiss me, Kate” der Wiener Volksoper – und dem ganzen Land
– die Welt des Broadway-Musicals. 338-mal wurde Cole Porters Meisterstück (das W. H.
Auden sogar höher einschätzte als Shakespeares Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung”,
die dem Musical zugrunde liegt) an unserem Hause aufgeführt und wird damit in der
Vorstellungsanzahl nur von dem Dauerbrenner „My Fair Lady” übertroffen. Am 27. Oktober
2012 hebt sich der Vorhang zur fünften „Kiss me, Kate”-Neuproduktion an der Volksoper.
Wer in der 46. Straße Manhattans am Lunt-Fontanne
Theatre vorbeispaziert – gegenwärtig wird dort das
Musical „A Christmas Story” vorbereitet –, denkt wohl
nicht daran, dass die Namenspatrone dieses Theaters
auch die wahren Vorbilder für Fred Graham und Lilli
Vanessi, die Protagonisten von „Kiss me, Kate”, sind –
zumindest, wenn wir dem Produzenten Arnold Saint
Subber glauben. Dieser behauptet, die eigentliche
Idee zu dem Musical sei ihm gekommen, als er 1935
als Regieassistent eine Produktion von Shakespeares
„The Taming of the Shrew” mit Alfred Lunt und Lynn
Fontanne samt den Streitigkeiten des Künstlerpaares
hinter der Bühne begleitet hatte.
Kennen Sie Attila Hörbiger und Paula Wessely?
Dann können Sie ungefähr ermessen, was das
Schauspielerehepaar Lunt (1892–1977) und Fontanne
(1887–1983) für die amerikanische Bühne bedeutet hat.
In über zwei Dutzend Produktionen sind sie seit den
späten 1910er Jahren gemeinsam aufgetreten. Wenn
die Verbindung auch gerüchteweise als Vernunftehe
bezeichnet wurde, hielt sie doch für 55 Jahre. Die
zahlreichen Auszeichnungen für das Paar gipfelten 1970
in einem Special Tony Award für ihr Lebenswerk und,
12 Jahre zuvor, eben in der Benennung eines Theaters
nach ihnen. Alfred Lunt und Lynn Fontanne spielten
zur Eröffnung 1958 Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch
der alten Dame”. Übrigens trug das Lunt-Fontanne bei
seiner Eröffnung 1910 noch den Namen The Globe, nach
Shakespeares gleichnamigem „Playhouse”, stand also
von Anfang an im Zeichen des englischen Theatergenies,
dem wir die Vorlage zu „Kiss me, Kate” verdanken.
Waren die Vorbilder wohl Lunt & Fontanne, mit der
Durchführung begann – nach anfänglichen Zweifeln
an der Tauglichkeit des Stoffes – ein anderes kreatives
Paar: Sam und Bella Spewack. Sie schrieben das
Buch für das neue Musical und wurden dafür bei der
ersten Tony-Verleihung 1949 mit dem Preis für „Best
Book of a Musical” ausgezeichnet; ebenso heimsten
Komponist Cole Porter, der Produzent Saint Subber,
der Kostümbildner Lemuel Ayers und „Kiss me, Kate”
insgesamt, als „Best Musical”, Tonys ein.
Zur Uraufführung begeben wir uns nun in ein anderes
Theater – das allerdings seit über einem halben
Jahrhundert nicht mehr existiert.
Buch von Samuel und Bella Spewack
Musik und Gesangstexte von Cole Porter
Neue Orchestration von Don Sebesky (Broadway 1999)
Deutsch von Günter Neumann
In einer Neufassung von Peter Lund
Voraufführung am Donnerstag, 25. Oktober 2012
Premiere am Samstag, 27. Oktober 2012
Weitere Vorstellungen am 30. Oktober,
9., 11., 18., 26. November, 1., 2., 4., 17., 22. Dezember 2012
Dirigent: Lorenz C. Aichner
Regie: Bernd Mottl
Bühnenbild und Licht: Friedrich Eggert
Kostüme: Sue Blane
Choreographie: Alonso Barros
Dramaturgie: Christoph Wagner-Trenkwitz
Fred Graham (Petruchio): Andreas Lichtenberger
Lilli Vanessi (Kate): Franziska Becker
Bill Calhoun (Lucentio): Robin Poell
Lois Lane (Bianca): Johanna Arrouas
Harry Trevor (Baptista):
Sándor Németh/Gernot Kranner
Hattie, Garderobiere: Sulie Girardi
Paul, Garderobier: Martin Bermoser
Harrison Howell: Kurt Schreibmayer
Erster Ganove: Boris Eder
Zweiter Ganove: Herbert Steinböck
Gremio (Erster Freier): Roman Martin
Hortensio (Zweiter Freier): Jeffrey Treganza
Ralph, Inspizient: Georg Wacks
Diese Produktion widmet Ihnen
the Central Park Theatre, Shakespeare Theatre, the
Molly Picon Theatre, the Venice, dann wieder Jolson
Theatre, bevor es als New Century im April 1944 neu
eröffnet wurde. Das Haus beherbergte legendäre
Uraufführungen wie jene von Rombergs „Student
Prince” (1924) oder Marc Blitzsteins „The Cradle
Will Rock” (1937, in der Inszenierung von Orson
Welles), bevor es am 30. Dezember 1948 eine der
spektakulärsten Musical-Geburten aller Zeiten erlebte:
„Kiss me, Kate”.
Theater Nummer 2: New Century
Dieses Theater an der Ecke Seventh Avenue hat in der
Zeit seines Bestehens zahlreiche Namen getragen:
Eröffnet als Jolson‘s 59th Street Theatre (nach
Broadway-Legende Al Jolson) mit dem SigmundRomberg-Musical „Bombo” 1921, nannte es sich später
4_5
Die Kritiker mussten (in Eintracht mit dem
Publikum) anerkennen, dass Cole Porter nach
seinen Monstererfolgen der 30er Jahre doch nicht
„ausgeschrieben” war und mit „Kate” seinen wohl
größten Hit gelandet hat. Hier einige Ausschnitte aus
den Jubelmeldungen:
„Manchmal begibt sich das rätselhafte Wunder, dass
alles in einem Musical passt – und das ist hier der Fall.”
(Brooks Atkinson, Times)
„‚Kiss me, Kate’ hat einfach alles. Eine bezwingende
Musik, geistreiche und witzige Liedtexte, zauberhafte
Tanzeinlagen, ein reizendes Buch – und sogar ein
bisschen Shakespeare.” (Ward Morehouse, Sun)
„Wenn ‚Kiss me, Kate’ nicht die beste Musical Comedy
ist, die ich je gesehen habe, dann erinnere ich mich
nicht, wie die beste Musical Comedy hieß, die ich je
gesehen habe. Als ich das Century Theatre verließ, rief
die begeisterte Menge ‚Bravo’ und Lee Shubert saß an
der Kassa und verkaufte Plätze für die Vorstellungen an
den nächsten Weihnachtsfeiertagen.” (Robert Garland,
Journal-American)
In der Tat konnte sich der Theatermanager Shubert über
ausverkaufte Vorstellungen bis weit über Weihnachten
1949 hinaus freuen: Die Serie wurde im Shubert Theatre
fortgesetzt und brachte es auf über 1.000 Vorstellungen,
also insgesamt fast drei Jahre!
Bevor das New Century Theatre 1954 geschlossen und
1962 niedergerissen wurde, war es u. a. Schauplatz der
Uraufführung eines anderen Cole Porter-Musicals: „Out
of This World” (1950).
Theater Nummer 3: Ford’s
Theater auf dem Theater, aber auch über das und vor
allem im Theater – das ist „Kiss me, Kate”. Die Handlung
hebt auf der Bühne des Ford-Theaters in Baltimore an
und setzt sich in dessen Garderoben fort. Auch dieses
Gebäude existiert nicht mehr; von den 1870ern bis zu
seiner Demolierung zu Beginn der 1960er Jahre (heute
steht an dem Ort eine nützliche Parkgarage) spielte Ford’s
Theatre in der West Fayette Street 320 in Baltimore,
Maryland, Stücke aller Arten, sogar Zaubershows und
in späteren Jahren Filme. Und es war ein beliebter Ort
für „Tryouts”, also jene Serien von Voraufführungen,
die Musicals fit machen sollten für die heißersehnte
Premiere am Broadway. Der Beginn unseres Musicals,
die Ensemblenummer „Another op‘nin” (im Deutschen als
„Premierenfieber” wiedergegeben) erzählt davon:
Another op‘nin, another show
In Philly, Boston, or Baltimo‘
A chance for stage folks to say hello!
Another op‘nin of another show
Another job that you hope will last
Will make your future forget your past
Another pain where the ulcers grow
Another op‘nin of another show.
(Noch eine Premiere, noch eine Show,
in Philadelphia, Boston oder Baltimore,
Eine Chance für Theaterleute auf ein Wiedersehen
Noch eine Premiere von noch einer Show.
Ein neuer Job, der hoffentlich andauert,
deine Zukunft die Vergangenheit vergessen lässt
Wieder ein neues Magengeschwür
Noch eine Premiere von noch einer Show.)
Im Falle von „Kiss me, Kate” gingen der BroadwayPremiere im New Century Theatre übrigens drei­
einhalbwöchige Tryouts in Philadelphia voraus – doch
das hatte Porter noch nicht wissen können, als er obigen
Liedtext schrieb! Allzu oft erfüllten sich die Hoffnungen
nicht, und die Produktion, in die so viel Schweiß und Geld
investiert worden war, wurde in der Provinz begraben.
(Apropos Grab: Ford‘s Theatre, in dem Abraham Lincoln
am Abend des 14. April 1865 von John Wilkes Booth
tödlich verwundet wurde, war übrigens nicht jenes in
Baltimore, sondern stand in der Hauptstadt Washington.)
Und schließlich: Die Volksoper
Hier ein stichwortartiger Rückblick auf die vier „Kate”Produktionen der letzten 56 Jahre (ein ausführlicher
wird für das Programmheft vorbereitet): 1956 dirigierte
Julius Rudel, Heinz Rosen inszenierte die deutsche
Fassung von Marcel Prawy, Fred Liewehr und Brenda
Lewis verkörperten Petruchio und Kate; 1982 folgte
Heinz Mareceks Neuproduktion mit Franz BauerTheussl am Pult, Peter Minich und Dagmar Koller
in den Hauptrollen; bereits sechs Jahre später die
nächste Premiere, die der jüngst verstorbene Herbert
Mogg dirigierte, Monika Wiesler inszenierte und bei
der neben Minich erstmals Elisabeth Kales in der
Titelpartie auftrat; 1995 waren es Mario Adorf und
Julia Stemberger als Petruchio und Kate, die unter der
Leitung von Michael Tomaschek (Dirigent) und Robert
Herzl (Regie) ihr Glück versuchten.
Bei der „Kate”-Neuproduktion im Oktober 2012 sind
einige Neuzugänge zu verzeichnen. Der junge Dirigent
Lorenz C. Aichner leitet erstmals eine VolksopernPremiere (der ursprünglich vorgesehene John Owen
Edwards musste wegen einer Erkrankung absagen),
Regisseur Bernd Mottl arbeitet zum ersten Male an
unserem Hause, und auch unter den Darstellern gibt es
drei Hausdebüts (siehe nächste Seite).
cwt
„Kate”-Hausdebüts
Wuppertaler Bühnen bzw. am Schillertheater NWF trat
sie u. a. als Helena in Shakespeares „Sommernachts­
traum”, Warja in Tschechows „Kirschgarten” und Lucy
in Brechts „Dreigroschenoper” auf. Am Theater des
Westens Berlin spielte sie in Burkhard Driests „Falco
meets Amadeus” die Rolle der Garbo. Zahlreiche
Musical­produktionen folgten: Anita in „West Side Story”
an den Städtischen Bühnen Osnabrück, Tanja in
„Mamma Mia!” am Palladium Theater Stuttgart oder
Schwester Robert Anna in „Non(n)sens” am Schloss­
parktheater Berlin. Als Lisa Wartburg in „Ich war noch
niemals in New York” war Franziska Becker am
Operettenhaus Hamburg zu sehen und trat als Kate
sowie als Elsa Schrader in „The Sound of Music” am
Salzburger Landestheater auf. Auch im Schauspiel war
Franziska Becker weiterhin tätig: 2006 als Sarah in der
Urauffüh­rung von „Love Streams” nach dem gleich­
namigen Film von John Cassavetes am Forum Freies
Theater in Düsseldorf oder als Genia in Schnitzlers „Das
weite Land” im vergangenem Sommer im Salzburger
Landestheater.
Andreas Lichtenberger
(Fred Graham/Petruchio)
Schon während der
Schulzeit trat der aus BadenWürttem­berg stammende
Sänger und Schauspieler mit
einer eigenen Band auf und
war als Solist in der
heimatlichen Kirche zu
hören. An der Hoch­schule
für Musik und dar­stellende
Kunst absolvierte er seine
Schauspiel­ausbildung und
nahm zusätzlich klassischen Gesangs­unterricht. Bereits
während der Studienzeit gastierte Andreas
Lichtenberger am Staatstheater Stuttgart. Ab 1997
gehörte er für sieben Jahre dem Ensemble des Hauses
an. Er trat in rund 30 Schauspielrollen auf, etwa als
Aurelius in John Drydens „König Arthur” in der Regie
von Martin Kušej (1996) und als Bleichenwang in
Shakespeares „Was ihr wollt” (2000). Sein erstes
Engagement für das Musical erhielt Andreas
Lichtenberger 2003 am Apollo Theater Stuttgart als Pet
Benning in „42nd Street”. Es folgten u. a. Sam in
„Mamma Mia!” am Palladium Theater Stuttgart (2004),
Moonface Martin in „Anything Goes” am National­
theater Mannheim (2006) und Don Quixote in „Der
Mann von La Mancha” am Staatstheater Nürnberg
(2009). Ab 2010 war der Künstler am Wiener Raimund­
theater als Axel Staudach in dem Udo-Jürgens-Musical
„Ich war noch niemals in New York” zu sehen. Den
Petruchio hat Andreas Lichtenberger bereits 2011 bei
den Sommerspielen Kittsee gespielt.
Robin Poell
(Bill/Lucentio)
Der Sänger und Tänzer
ist in Ravensburg zur
Welt gekommen. Nach
einem ersten MusicalEngagement bei
„Buddy – die Buddy
Holly Story” in
Hamburg (u. a. als
Ritchie Valens) erhielt
der gelernte Kamera­
mann ein Tanz­
stipendium in New York. Er wurde dort Mitglied der
Tanzkompanie des „Prince”-Choreographen J. T. Jenkins.
Weitere Engagements folgten in Hamburg für „The
Rocky Horror Show” und „Carmen 2000” sowie für
verschiedene Galas und TV-Shows. 2001 verlegte Robin
Poell seinen Wohnsitz für die Produktion „Hair” am
Wiener Ronacher (Regie und Choreographie: Kim Duddy)
nach Wien. Am Stadttheater Klagenfurt spielte er in der
Regie von Werner Sobotka den Sam Himmelstein in „The
Wild Party”. Bei den Freilicht­spielen Schwäbisch Hall
war er als Dance Captain und Choreographie-Assistent
für „Der Zauberer von Oz” und „Das Schwarzwaldmädel”
tätig. Weitere Stationen des Künstlers wurden u. a. St.
Gallen mit „Grease” und das Schillertheater Berlin mit
„Robin Hood” (als Will Scarlett und Malcolm). In letzter
Zeit trat Robin Poell u. a. am Stadttheater Bremerhaven
als Chip in „On the Town” und an der Komischen Oper
Berlin als Bill/Lucentio in „Kiss me, Kate” auf.
Franziska Becker
(Lilli Vanessi/Kate)
Die vielseitige Sängerin und
Schauspielerin stammt aus
Niedersachsen. Sie studierte
nach dem Abitur Schauspiel
und Gesang an der Schau­
spiel­schule Bochum und am
Lee Strasberg Theatre
Institute in New York. Noch
während der Studienzeit
erfolgte ihr erstes Engage­
ment am Schauspielhaus
Bochum als Placida in
Rainer Werner Fassbinders
„Das Kaffeehaus”. An den
6_7
„O Scarpia,
uns richte Gott!”
Zur Wiederaufnahme von Puccinis „Tosca” am 4. Oktober 2012
Was von Richard Strauss als „Meistermachwerk” bezeichnet und von Julius Korngold als
„Folterkammermusik” klassifiziert wurde, hat sich längst als eine der meistgespielten Opern
überhaupt etabliert. Im Puccini-Jahr 2008 feierte „Tosca” in der Inszenierung von Alfred Kirchner
ihr Volksopern-„Comeback” nach 59 Jahren Absenz vom Spielplan. Nun wird die Produktion mit
Melba Ramos in der Titelpartie, Sebastian Holecek als Scarpia und dem Rollendebütanten Vincent
Schirrmacher als Cavaradossi wiederaufgenommen.
Drei Protagonisten und drei zentrale Themen prägen
Puccinis fünfte Oper, die wieder auf ein Libretto von
Luigi Illica und Giuseppe Giacosa entstanden war
(die Volksoper spielt es in der deutschen Übertragung
von Günther Rennert). Es handelt sich um die
Sphären Kunst, Religiosität und Macht (oder genauer:
gewaltsame Machtausübung), in denen sich Floria
Tosca, Mario Cavaradossi und Vitellio Scarpia bewegen,
zu denen sie unterschiedliche Zugänge haben und die
schließlich ihre Schicksale besiegeln.
Die Oper spielt im Künstlermilieu. Das Heiligenbild des
Malers Cavaradossi in der Kirche Sant’Andrea della
Valle ist dem bigotten Mesner eindeutig zu profan.
Und wirklich, Cavaradossi geht es weniger um die
Religion als um das Abbilden weiblicher Reize. In
seiner ersten Arie („Sie gleichen sich an Schönheit”)
preist er die Vorzüge seiner Geliebten im Vergleich
zu dem Zufallsmodell, das sich als Gräfin Attavanti,
die Schwester des flüchtigen Revolutionärs Angelotti,
herausstellen wird.
Es scheint paradox: Während der Heiligenmaler einen
distanzierten Blick auf die Religion hat, ist diese für
Floria Tosca (eine „berühmte Sängerin”, also Star in der
durchaus kirchenfernen Welt der Oper) die wichtigste
Quelle ihrer Kunst. In der fingierten Biographie Toscas,
die der Dichter Victorien Sardou erfunden hat, schildert
er, dass die Klosterschülerin aus dem Kirchenchor
heraus entdeckt und vom Papst selbst auf den neuen
Weg der Sängerin geschickt worden war: „Alle, die dich
hören, werden ergriffen sein. Das ist auch eine Art, Gott
zu dienen.” Gottesdienst in allen Lebenslagen bleibt
Toscas wichtigster Auftrag, auch und gerade in der
Kunst. Sie zögert, ihren geliebten Mario „so nah bei der
Madonna” zu küssen und bringt ihr erst Blumen dar,
bevor sie sich an die Vereinbarung des abendlichen
Rendezvous’ macht.
So wie für Tosca Kunst und Religion untrennbar
verknüpft sind, lässt sich Cavaradossi die Stilisierung
seines Lebens zum politischen Kunstwerk angelegen
sein. In tenoralen Posen schwört er Angelotti, ihn zu
retten und bäumt sich mit einem strahlenden „Victoria”
gegen die Machthaber auf. Doch ist es die Liebe zum
diesseitigen Leben, zur irdischen Liebe, nicht der
Glaube an Künftiges, der den Maler beherrscht; in
seiner großen Arie im dritten Akt nimmt er von allem
Abschied, was ihm teuer war: „Für immer ist der
Liebe Traum verflogen … Vorbei ist alles, ich sterbe in
Verzweiflung!”
sie ihm. Ihre letzten Worte vor dem Todessprung sind
im italienischen Original eher verwunderlich: „O
Scarpia, avanti a Dio!” legt nahe, dass sie damit rechnet,
den Bösewicht vor Gott wieder zu treffen, während
er nach ihrem Glauben ja unweigerlich in der Hölle
landen müsste. Hier scheint die deutsche Übertragung
plausibler: „O Scarpia, uns richte Gott!”
cwt
Giacomo Puccini
Tosca
Oper in drei Akten
nach dem Drama von Victorien Sardou
Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
Neue deutsche Übertragung von Günther Rennert
Wiederaufnahme am
Donnerstag, 4. Oktober 2012
Weitere Vorstellungen am 19., 26., 31. Oktober,
13. November, 14. Dezember 2012
Dirigent: Gerrit Prießnitz
Regie: Alfred Kirchner
Bühnenbild und Kostüme: Karl Kneidl
Choreinstudierung: Thomas Böttcher
Mit böser Gewalt drängt sich Baron Scarpia zwischen
die beiden so unterschiedlichen, jedoch in Liebe
verbundenen Künstlerpersönlichkeiten. Cavaradossi
und dessen Ideale will Scarpia vernichten, die schöne
Tosca will er besitzen. Er spielt den Frommen, als
er der Sängerin die Hand entgegenstreckt, „um
geweihtes Wasser Euch zu reichen”. Dann stachelt
er ihre Eifersucht so an, dass Tosca in der Kirche die
Contenance verliert. Die Maske lässt Scarpia fallen,
wenn er inmitten des „Te Deum”, das die Gläubigen
anstimmen, den ersehnten Liebesakt mit Tosca
herbei phantasiert; sein Credo erfahren wir gleich
anschließend zu Beginn des zweiten Aktes: „… was
ich begehre, das jag‘ ich und genieß‘ ich und werf‘
es weg”. Religion ist für Scarpia Maske, Kunst ist
ihm Dekoration (so wie die Kantate, die mit Toscas
Stimme in Scarpias Büro dringt, wo Cavaradossi
peinlich befragt wird), sein wahrer Glaube gilt nur der
Lustbefriedigung durch Macht­ausübung.
Diesem Sadisten, der sich „nicht um den Fortbestand
der Welt schert” (Georges Bataille), sind Tosca und
Cavaradossi ausgeliefert. Sie verstünden sich nicht auf
die Ausübung von Macht, selbst wenn sie solche hätten.
Toscas Macht liegt im Glauben; in ihrer Arie „Vissi
d’arte” (wörtlich: „Ich lebte für die Kunst”), erinnert
sie sich der guten Werke, die sie stets getan hat, und
kann nicht verstehen, dass sie ihr nun so vergolten
werden. Nachdem sie Scarpia erstochen hat, vergibt
Floria Tosca: Melba Ramos/Amanda Mace
Mario Cavaradossi:
Vincent Schirrmacher/Michael Bedjai
Baron Scarpia: Egils Silins/Sebastian Holecek/
Morten Frank Larsen
Cesare Angelotti: Sébastien Soulès/Karl Huml
Der Mesner: Andreas Daum/Yasushi Hirano
Spoletta: Christian Drescher/Karl-Michael Ebner
Vincent Schirrmacher
8_9
Melba Ramos, Sebastian Holecek
Oper ist weiblich
Gastspiel in Tokio
Es soll schon vorgekommen sein, dass andere Theater Begriffshülsen wie „Starke Frauen” zum
Saisonmotto erklärt haben; wir präsentieren die Damen einfach auf der Bühne, in den ersten
Monaten der Saison sogar in besonders reicher Fülle.
Ein großer Erfolg war die dreiwöchige Japan-Tournee der Volksoper Wien im Mai 2012. Über 240
Mitglieder der Volksoper – Sänger, Orchester, Chor, Ballett, Technik und Administration – reisten
als Botschafter der Musik nach Tokio.
Selbst bei oberflächlicher Betrachtung wird man kaum
ein Stück ohne starke weibliche Bühnencharaktere
finden: Operetten (nennen wir nur „Die lustige Witwe”
oder „Madame Pompadour”) oder Musicals („Kiss me,
Kate”) tragen sie oft im Titel, und das gilt ebenso für
die meisten Opernwerke, die am Saisonbeginn stehen.
„Carmen” wird bereits seit dem 2. September gezeigt, in
Mit „Die Fledermaus”, „Die lustigen Weiber von
Windsor” und „Die lustige Witwe” sorgte die Volksoper
für viel Jubel und ausverkaufte Vorstellungen. Die
Aufführungen wurden von mehr als 20.000 Personen
gesehen. Der größte Fernsehsender des Landes, NHK,
zeichnete „Die lustige Witwe” auf. Ende Juli wurde die
Operette in ganz Japan im Fernsehen ausgestrahlt und
via Public Viewing in Kinosälen und auf öffentlichen
Plätzen einem großen Publikum zugänglich gemacht.
der Titelpartie der „Traviata” kehrt am 21. September
Rebecca Nelsen an die Volksoper zurück und stellt sich
damit als neues Ensemblemitglied vor.
Drei besonders eindrucksvolle „Frauen-Opern” kommen
im Oktober und November hinzu: „Tosca”, der die vorige
Doppelseite gewidmet ist, „Salome” und „Rusalka”.
Salome
Marguerite Bories abstrakte, aber leidenschaftliche Inszenierung
des Meisterwerkes von Richard Strauss steht ab 16. September
auf dem Programm. Von Annemarie Kremer übernimmt am
8. Oktober Rollendebütantin Maida Hundeling die „Prinzessin
von Judäa”, als ihr Lustobjekt und Opfer Jochanaan ist Egils
Silins zu erleben. Ab 16. Oktober verkörpern wieder Morenike
Fadayomi (Bild) und Sebastian Holecek/Morten Frank Larsen die
Hauptrollen, es dirigiert Alfred Eschwé (weitere Vorstellungen am
23. und 28. Oktober).
baten um Autogramme und machten Fotos von den
Sängerinnen und Sängern. Hochzufrieden zeigte sich
der Tourneeveranstalter NBS. In seiner Rede bei einem
Empfang zu Ehren der Volksoper erzählte NBS-Chef
Norio Takahashi, dass nach der Katastrophe von
Fukushima das Publikum nur langsam wieder in die
Theater zurückgekehrt sei, „heute aber habe ich endlich
wieder viele glückliche und gelöste Gesichter gesehen.”
Beim Schlussapplaus der letzten Vorstellung über­
raschte der Tournee-Veranstalter die Künstler mit
Lametta-Regen und einem Transparent „Sayonara – See
you again!” – ein Wunsch, den alle Tourneeteilnehmer
nur erwidern können.
ek
Japaner lieben die österreichische Kultur und Musik
und lassen sich diese Liebe auch einiges kosten – die
teuerste Karte kostete umgerechnet ca. 390 Euro.
Schon vor Beginn der Vorstellungen und auch danach
warteten Fans vor dem Bunka-Kaikan-Theater,
Rusalka
In Dvořáks „Rusalka” alternieren wieder Kristiane
Kaiser (Bild) und Caroline Melzer als tragische Nixe,
Adrineh Simonian und Ursula Pfitzner als Fremde
Fürstin, Vincent Schirrmacher gibt den Prinzen. Neu
hinzu kommen Frank van Hove (Wassermann), Helena
Zubanovic (Ježibaba), Günter Haumer (Heger), erstmals
dirigiert Roland Böer das Werk. Zu allen Vorstellungen
(4., 7., 16., 21. und 24. November) hält Helene Sommer
Werkeinführungen eine halbe Stunde vor Beginn im
Galerie-Pausenfoyer.
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Johanna Arrouas, Siphiwe McKenzie, Mark Adler, Komparserie
Madame
Pompadour
Operette von Leo Fall
Dirigent: Andreas Schüller
Regie, Bühnenbild und Kostüme: Hinrich Horstkotte
Vorstellungen am 7., 12., 15., 20. Oktober 2012
Diese Produktion widmet Ihnen
Mit Charme, Pfiff und Pointen
„Madame Pompadour” in der Inszenierung Hinrich Horstkottes im Spiegel der Kritik
„Kuschelig, mit Charme, Pfiff und Pointen hat Horstkotte
die pikante, von Fall nach Berliner Geschmack von anno
20 erzählte Geschichte von der Mätresse König Ludwigs
XV. aufbereitet. In der Kaschemme ‚Musenstall’ geht
die Schöne draufgängerisch auf Männerfang und findet
prompt den schönen René. Ihr Pech: Sie stößt auch auf
den vertrottelten Polizeichef Maurepas, ihren Erzfeind.
Horstkotte – verantwortlich für Regie, Bühne und
reizvolle Kostüme – beschert
ein Schauvergnügen mit
Annette Dasch, Mirko Roschkowski
Überraschungen. Etwa mit
einem Bett, das aus der
monumentalen Figur der
Pompadour geklappt wird.
Andreas Schüller animiert
das Volksopern­orchester
zu schlankem, prickelndem
Leo-Fall-Klang und gibt der
Begleitung der bravourösen
Schlager Pepp. Die Auf­
führung ist für Annette
Dasch als Pompadour
maßge­schneidert: Eine
Idealpartie für ihre Stimme.
Sie erspielt die ‚große Haha-ha Pompadour’ souverän,
mit kühlem Charme. Laszive
Pointen – etwa im ‚Joseph,
ach Joseph’ wirken da
selbstverständlich.
Pub­­likumsliebling Heinz
Zednik ist ein rührend
biederer, ihr hilflos
ausgelieferter Ludwig
XV., Mirko Roschkowski ein anlassiger René mit
strahlendem Tenor, Elvira Soukop seine weinerliche
Frau, die er verlassen hat.
Unterhaltsam, wie Boris Pfeifer den großmäuligen,
feigen ‚Musenstall’-Poeten Joseph Calicot spielt.
Beate Ritter als Kammerfrau Belotte präsentiert
sich als wienerische Soubrette. Eine Kammerstudie
kauzig dümmlicher Pampigkeit liefert Gerhard Ernst
als ‚schläuerer’ Polizeichef Maurepas mit seinem
Schatten, dem flatternden Spitzel Poulard, Wolfgang
Gratschmaier.”
Kronen Zeitung
„Horstkotte inszeniert in bestem Sinne konservativ,
in wunderschönem Ambiente mit witzigen
Requisitendetails und in prachtvoller Gewandung.
Boris Pfeifer
So wurden für die Hauptrolle nicht weniger als elf
verschiedene Kostüme gefertigt! Und Annette Dasch
macht in jedem von ihnen perfekte Figur, in der
Verführungsszene mit Calicot wechselt sie sogar
gekonnt in das ‚brettlhafte’ der Rolle, da profitierte sie
auch von ihrer gemeinsamen Zeit mit Horstkotte und
Schüller in der Berliner Off-Opern-Szene.”
Der neue Merker
„Horstkotte hat mit dem
engagierten Riesenpersonal
der Volksoper bis ins Detail
gearbeitet, allerdings auch
ein paar Glanzlichter zur
Verfügung. Der ziemlich
verblödete König zum
Beispiel ist kein Geringerer
als Heinz Zednik, an
Intelligenz mangelt es
auch dem grotesken
Polizeiminister (Gerhard
Ernst), seinen Spitzel
(Wolfgang Gratschmaier)
überkommt Sehnsucht nach
Revolution. Boris Pfeifer
ist als Dichter Calicot eine
Clownnummer für sich,
putzig ist Beate Ritter als
Belotte, Mirko Roschkowski
als René zeigt zumindest
seinen Tenorschmelz,
während Elvira Soukop
als seine Gattin vor allem
leiden muss. Schrill und
kunterbunt ist das Restpersonal, von den Höflingen in
Madames Schloss ganz abgesehen. Die Schneiderei hat
den Großauftrag toll erledigt, auch die Bühnentechnik
mit Kolossalfiguren und Ausstattungsdetails.”
Salzburger Nachrichten
„Annette Dasch muss man als Madame Pompadour
in der Volksoper erlebt haben. Normalerweise singt
sie Mozart, Haydn und Wagner. Am Freitag debütierte
Annette Dasch, die schöne Berlinerin mit der warm
glühenden Stimme, an der Volksoper als Madame
Pompadour in der frechen Operette von Leo Fall. Sie
ist ein quirliges Naturtalent mit toller Erotik und
Komödiantik.”
Österreich
studierte am Konservatorium der Stadt
Wien Musical, Operette und Chanson.
Sein Musicaldebüt gab er in der Produktion „Pflanz der Vampire” 1997 im
Wiener Metropol, wo er u. a. auch in der
Uraufführung von „Pink!” 2003 zu erleben war. Boris Pfeifer erhielt seit 1999
mehrfach Engagements am Stadttheater
Klagenfurt, u. a. als Leopold („Im weißen
Rössl”), als Löwe in „Wizard of Oz”, als
Paolo in „Momo” und als Lord Canterville („Das Gespenst von Canterville”),
außerdem präsentierte er dort sein erstes
Soloprogramm „Jessas na!”. Es folgten
Einladungen an das Theater an der Wien,
wo er als Utterson in „Jekyll & Hyde”
2002 debütierte, an die Oper Graz für die
Produktionen „Jesus Christ Superstar” und
„Anything Goes”, sowie ans Stadttheater
Baden für die Rolle des Ché in „Evita”.
An der Volksoper Wien gab der vielseitige
Künstler in der Saison 2008/09 sein Debüt
als Roderich de Weert in „Der Vetter aus
Dingsda”. Aktuell ist er im Haus am Gürtel
als Hysterium in „Die spinnen, die Römer!”
und als Calicot in der Neuproduktion der
Leo-Fall-Operette „Madame Pompadour” zu
erleben.
14_15
Heute im Foyer …
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„Kiss me, Kate”
am Samstag, 17. November 2012
Anmeldung am 1. und 2. Oktober 2012
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Adventsingen
am Samstag, 1. Dezember 2012
Anmeldung am 1. und 2. November 2012
Bereits in der dritten Saison öffnet die Volksoper das umgebaute Balkon-Pausenfoyer für
Veranstaltungen aller Art. In der neuen Saison stehen bis Jahresende 2012 nicht weniger als
acht Konzerte, Liederabende und Lesungen auf dem Programm. Nach den beiden HermannLeopoldi-Abenden „Schnucki, ach Schnucki” mit dem neuen Ensemblemitglied Boris Eder zu
Saisonbeginn wird das Foyer-Programm im Oktober fortgesetzt.
9. Oktober und 14. November 2012, 19:30 Uhr
18. November 2012, 11:00 Uhr
Der jiddische Wagner
Schwan drüber!
Lesung mit Musik
Lesung mit Christoph Wagner-Trenkwitz
Ort: Probebühne der Volksoper Wien, Severingasse/
Ecke Wilhelm-Exner-Gasse, 1090 Wien
Anmeldung: NUR per Online-Anmeldeformular zum
angegebenen Zeitraum auf der Startseite von
www.volksoper.at. Aus den Anmeldungen werden nach
dem Zufallsprinzip die Plätze vergeben.
Kosten: 20,–
Weitere Informationen: unter 01/51444-3670 bzw.
[email protected]
Der Doyen der Wiener Kabarettautoren, Sepp Tatzel,
hat den höchst vergnüglichen Text zu diesen „leicht
gekürzten” und stark verblödelten gesammelten Werken
Richard Wagners verfasst und trägt ihn, unterstützt
von Christoph Wagner-Trenkwitz, auch selbst vor.
Die Pianistin Elisabeth Eschwé begleitet den Abend
musikalisch.
Der Anekdotensammlung „Schon geht der nächste
Schwan” folgt nun ein weiterer Band mit vergnüglichen
„neuen Antiquitäten aus der Oper und dem wirklichen
Leben”. Der Autor liest das Gestohlene selbst.
Weitere Workshop-Termine und Informationen zu
unseren Aktivitäten für Kinder und Jugend­liche findest
du in unserem ausführlichen Kinderheft.
Einfach anfordern unter [email protected]!
28. und 29. November 2012, 19:30 Uhr
Oper? – Nicht immer!
6. November 2012, 19:30 Uhr
Auf Flügeln des Gesanges
Konzert des Solistenverbands der Volksoper Wien
Die Ensemblemitglieder Mara Mastalir, Martina
Mikelic, Paul Schweinester und Michael Havlicek
präsentieren Lieder, Duette und Quartette von Felix
Mendelssohn-Bartholdy und Johannes Brahms (u. a. die
„Zigeunerlieder”). Am Klavier: Gabriele Andel.
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Mit erfrischender Unterstützung von
Ein Oper(ette)nchor einmal anders
Die Konzertvereinigung Wiener Volksopernchor in der
ungewohnt kleinen Formation von nur 16 Sängerinnen
und Sängern präsentiert zwei Konzerte mit Heiterem,
Beschwingtem und Beliebtem aus fünf Jahrhunderten,
von Bach bis zu den Beatles, von Josquin des Prez bis
zu Joe Zawinul.
Moderation: Gabriele Schuchter, Klavier: Wonseon Huh,
Musikalische Leitung: Thomas Böttcher.
„‚Dacapo!’ applaudiert ein gesprenkeltes Kaninchen,
– aber das Fest ist zuende. Schon gibt der Löwe das
Zeichen zum Aufbruch, der Marabu hebt noch einmal
den Taktstock, die Eichhörnchen greifen in die Tasten,
die Uhus fallen ein, der Löwe schreitet dem Ausgang
zu, und mit ihm die Elefanten und Erdferkel, die Biber,
Ameisen, Mehlwürmer, Maulwürfe, Kängurus, Katzen
und Schildkröten, die Esel, Hühner, Füchse und Kolibris.
Hüpfend und tirilierend verschwinden sie hinter
Bäumen und Bergen, woher sie gekommen waren.”
Volksoper tierisch
Sergej Prokofjew (1891–1953) Peter und der Wolf
Alan Ridout (1934–1996) Ferdinand der Stier
Camille Saint-Saëns (1835–1921) Der Karneval der Tiere
Erzähler: Robert Meyer
Orchester der Volksoper Wien
Leitung und Solovioline: Bettina Gradinger
Klavier: Gabriele Andel und Eric Machanic
Loriot, „Der Karneval der Tiere”
Vorstellungen am 10., 24. Oktober, 11. (11:11 Uhr),
15., 22. November, 2. (14:00 Uhr), 13. Dezember 2012
wünscht einen tierisch
amüsanten Abend.
16_17
Florian Hurler, Ensemble (Carmina Burana)
Fortunas Glücksrad dreht sich weiter!
Das Wiener Staatsballett tanzt „Carmina Burana”, „Nachmittag eines Fauns” und „Bolero”
Jubiläen wollen gefeiert sein! Dies gilt auch für das
in der vergangenen Saison mit sensationellem Erfolg
(fünf Zusatzvorstellungen!) aufgeführte mehrteilige
Ballettprogramm „Carmina Burana” des Wiener
Staatsballetts. Das Hauptwerk des Abends, Carl
Orffs 1937 entstandene „szenische Kantate” „Carmina
Burana”, feiert heuer seinen 75. Geburtstag, Claude
Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune” wurde
vor 100 Jahren erstmals als Musik für das Ballett
„Nachmittag eines Fauns” herangezogen und der
Geburtstag des Komponisten jährt sich zum 150. Mal.
Nur Maurice Ravels „Bolero” fällt aus dem JubiläumsRahmen, den 85. Geburtstag dieser WelterfolgsBallettmusik wird man erst im kommenden Jahr
begehen.
Vesna Orlic, die Choreographin von „Carmina Burana”,
und alle in der Aufführung Mitwirkenden – Das
Wiener Staatsballett, Gesangssolistin, Gesangssolisten,
Orchester, Chor, Zusatzchor und Kinderchor sowie
die Komparserie der Volksoper Wien – durften sich
nicht nur über ungeteilte Zustimmung seitens des
Publikums und der Presse freuen, sondern auch über
ein Dankesschreiben, das die Geschäftsführerin der
Carl Orff-Stiftung, Ute Hermann, an die Choreographin
richtete. In ihm steht zu lesen:
„Ich bin außerordentlich beeindruckt gewesen, wie
Sie dieses Werk in Bilder und Bewegung übersetzt
haben und möchte Ihnen auch im Namen der Carl
Orff-Stiftung sehr herzlich für diese Interpretation
des Werkes danken. Selten kann man eine solch klare
Erzählung der ‚Carmina Burana’ sehen und noch
seltener eine so mutige Darstellung der ‚In taberna’Szene. Diese aber zeigt, wie ernst Carl Orff es gemeint
hat, wie tief sein Blick auf die Wirklichkeit ging. Und
dies meint nicht nur seine eigene Zeit.
Sie haben einen neuen Blick auf das Werk offen gelegt
und so neue Gedanken zum Werk und zu Carl Orff
ausgelöst, die ich, obwohl ich das Werk schon oft
gehört und gesehen habe, noch nie bedachte, z.B. den
Zusammenhang zwischen den Regeln des klerikalen
Lebensentwurfs mit denen des militärischen.”
Frau Hermann schließt ihr Schreiben mit der
Übermittlung des Dankes von Frau Liselotte Orff, der
Witwe des Komponisten, die sich ganz besonders
darüber freute, dass die Orff-Tradition in der Volksoper
Wien Fortsetzung gefunden hat.
Vorstellungen am 28., 30. September,
2., 11., 21. Oktober, 12. November 2012
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„Die Hochzeit des Figaro”
Die erste Oper im Nachkriegswien
Der Zweite Weltkrieg war noch nicht beendet, als an der Volksoper ein neuer Anfang gemacht wurde. Über die denkwürdige
Mozart-Aufführung schreibt der Dirigent Josef Krips in seinen Erinnerungen: „Ein unvergessliches Erlebnis bleibt uns allen
der 1. Mai 1945, als wir mit ‚Figaro’ neu begannen. Das war zwei Wochen nach Einmarsch der Russen in Wien und eine Woche vor der Gesamtkapitulation der Deutschen Wehrmacht.”
Der Großteil der Wiener Staatsoper lag seit den Bomben­­
treffern vom 12. März 1945 in Schutt und Asche. In
Wien herrschte Lebensmittelknappheit, die öffentlichen
Verkehrsmittel waren außer Betrieb. Doch die Feiern des
1. Mai mussten im Auftrag der sowjetischen Besatzungsmacht opulent begangen werden. Der Stadtkommandant
General Alexej W. Blagodatow befahl kurzerhand eine
Opernaufführung und stellte Kammersänger Alfred
Jerger, den kommissarischen Leiter der Staatsoper,
damit vor eine nahezu undurchführbare organisatorische Aufgabe. Jergers Wahl fiel auf Mozarts berühmte
Ensembleoper, als Spielstätte bot sich die unversehrte
Volksoper an. Die Dekorationsmagazine des Hauses
waren in verschiedenen Stadtteilen verstreut und stark
beschädigt, wiesen jedoch einige brauchbare Bestände
auf. Da sich die Mitglieder der Staatsoper regelmäßig
im noch bestehenden Foyer des Hauses am Ring trafen,
um von der sowjetischen Besatzungsmacht Lebensmittel in Empfang zu nehmen, konnten relativ einfach
Proben vereinbart werden. Und als Oscar Fritz Schuh,
der bisherige Oberspielleiter der Staatsoper, von Baden
zu Fuß in seine Wiener Wohnung zurückgekehrt war,
erreichte ihn ein Bote der Staatsoper mit der Ankündigung einer Probe im Konzerthaus am 15. April. Ab 21.
April wurde in der Volksoper geprobt.
Durch den ungeheueren Einsatzwillen aller Beteiligten
wurde das Unglaubliche zur Wirklichkeit: Am 1. Mai
hob sich der Vorhang zu „Die Hochzeit des Figaro”, um
15 Uhr, da sich nach Einbruch der Dunkelheit keine
Zivilpersonen auf den Straßen aufhalten durften. Unter
den Zuschauern befanden sich zum Großteil Soldaten
der Roten Armee. Kurz vor Aufnahme des Spielbetriebes
hatte Alfred Jerger erklärt: „Wir sind alle mit Hingabe
am Werk, Wien seine Oper, wenn auch vorläufig in
veränderter, vereinfachter Form, zurückzugeben. (…)
Das Publikum wird sich also, was das Optische auf
der Bühne betrifft, manchmal mit bloßen Andeutungen
begnügen müssen, vielleicht mit Improvisation. Wenn
wir auf diesem Gebiet auch zu gewissen Kompromissen
gezwungen sind, so wird es doch keinerlei Kompromisse geben, wenn es sich um die Qualität der Leistungen handelt!” Die Garanten dafür waren das hauptsächlich aus Wiener Philharmonikern gebildete Orchester
sowie das glänzende Sängerensemble: Unter Josef
Krips sangen Alfred Poell (Graf), Hilde Konetzni (Gräfin),
Irmgard Seefried (Susanne), Alois Pernerstorfer (Figaro),
Elisabeth Höngen (Marzelline), Hermann Gallos (Basilio
und Don Curzio), Adolf Vogel (Bartolo). Als Cherubin
gab Sena (damals noch Srebrenca) Jurinac ihr Wiener
Bühnendebüt.
Mit dieser Aufführung wurde an der Volksoper der
Grundstein zur vielgerühmten Mozartpflege der Nachkriegszeit gelegt. Dr. Peter Lafite schrieb im Neuen
Österreich: „Mit ‚Figaros Hochzeit’ begab sich unsere
Staatsoper in ihrer provisorischen Heimstätte am
Währinger Gürtel auf den Weg in eine Zukunft. Es mag
kein Zufall gewesen sein, dass nach Überwindung der
größten Krise in der Wiener Operntradition gerade diese
Oper die kommende sehnsüchtig erwartete Ära einleitete. Josef Krips, den wir nach mehreren Jahren wieder
als Dirigent begrüßen konnten, leitete die gut studierte
Aufführung voll Umsicht und Musikalität. Es gab sehr
herzlichen Beifall, der sich am Schluß zu stürmischen
Ovationen steigerte.” fb
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Beste Intrigendramaturgie
Dorottya Láng,
Konstantin Wolff,
Rebecca Nelsen
„Die Musik des Hrn. Mozart enthält
so viele Schönheiten”
Marco Arturo Marelli inszeniert Wolfgang Amadeus Mozarts „Hochzeit des Figaro”
an der Volksoper neu
„Die Musik des Hrn. Mozart … enthält so viele
Schönheiten, und einen solchen Reichthum von
Gedanken, die nur aus der Quelle eines angebohrnen
Genie’s geschöpft sein können.”
So lautete das Urteil eines Rezensenten in der Wiener
Realzeitung vom 11. Juli 1786 über „Die Hochzeit des
Figaro”, etwa sechs Wochen nach der Uraufführung der
Oper am 1. Mai im Wiener Hoftheater. Behaupte man
etwas anderes über Mozarts Musik, so „würde man sich
offenbar entweder zur Kabale oder Geschmacklosigkeit
bekennen”. Damit spielt er auf den geringen Erfolg der
Oper bei ihrer Uraufführung an und entschuldigt diesen
gleichsam mit dem hohen Anspruch der Musik. Erst
durch den Erfolg der Prager Erstaufführung im Dezember
1786 konnte sich „Die Hochzeit des Figaro” durchsetzen
– Mozart und Da Ponte brachte dieser Triumph zudem
einen Auftrag für eine weitere Oper ein: „Don Giovanni”.
Die Vorlage des „Figaro”, das Schauspiel „La Folle
Journée ou Le Mariage de Figaro” von PierreAugustin Caron de Beaumarchais, war im April 1784
uraufgeführt und im Jahr darauf in einer deutschen
Übersetzung am Wiener Kärntnertortheater von der
Schauspieltruppe Emanuel Schikaneders einstudiert
worden. Die Zensurbehörde Josephs II. hatte eine
Aufführung verboten, die Drucklegung des Werkes aber
erlaubt. Mozart fiel Beaumarchais’ Stück in die Hände,
er gab den Anstoß, es als Opernstoff zu verwenden.
„2 gleich gute frauenzimmer Rollen”
Lange Zeit war er auf der Suche gewesen nach einem
geeigneten Sujet und hatte dabei schon eine konkrete
Vorstellung, welches Personal der Stoff enthalten müsse:
Bereits am 7. Mai 1783 hatte Mozart an seinen Vater
geschrieben: „Und wenn es dann möglich wäre 2 gleich
gute frauenzimmer Rollen hinein zu bringen. – die eine
müßte Seria, die andere aber Mezzo Carattere seyn – aber
an güte – müssten beide Rollen ganz gleich seyn. – das
dritte frauenzimmer kann aber ganz Buffa seyn, wie auch
alle Männer wenn es nöthig ist.”
Nun war also das Sujet gefunden, das diese Personen­
konstellation zuließ. Die Einwilligung des Kaisers
zur Vertonung des umstrittenen (Revolutions-)Stoffes
erwirkte wohl Lorenzo Da Ponte, indem er Joseph II.
versicherte, alles zu kürzen, „was gegen den Anstand und
die Sitte verstößt und ungehörig sein könnte in einem
Theater, in dem die höchste Majestät selbst anwesend
ist”. Dennoch blieb es ein Wagnis, einen aktuellen Stoff
auf die (Hof-)Opernbühne zu bringen, das Da Ponte
einiges Fingerspitzengefühl abverlangte.
Toulouse erarbeitet. An der Volksoper bringt er mit
seiner geschmackvollen Ästhetik und mit stets weiter
wachsendem Verständnis des Werks seinen „Figaro” nun
erneut auf die Bühne. Dirk Kaftan, Generalmusikdirektor
in Augsburg, präsentiert sich dem Volksopernpublikum
erstmals als musikalischer Leiter einer Neuproduktion.
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Mozart und Da Ponte spielen die Opposition des Bürgers
gegen den Adeligen im Privaten durch – als Kampf des
ehrlichen Gefühls des Dieners gegen Anmaßung und
Willkür seines Herrn. Graf Almaviva stellt Susanna, der
Braut seines Dieners Figaro, nach und besteht auf dem
Ius primae noctis, das er zur Bedingung macht, um die
Hochzeit des Dienerpaares zu erlauben. Sein Werben
schmeichelt Susanna durchaus, die als Kammermädchen
der Gräfin aber hautnah erlebt, an welche emotionalen
Abgründe die Gräfin durch die Untreue und Ruhelosigkeit
ihres Mannes geführt wird. Der Graf spinnt zur
Durchsetzung seines Willens eine Intrige: Marcellina, die
Haushälterin Dr. Bartolos, hat Figaro einst ein Darlehen
gewährt; Figaro musste ihr dafür die Ehe versprechen.
Almaviva stachelt Marcellina an, ihre alten Rechte geltend
zu machen. Hier ist es der Zufall, der Figaro zu Hilfe
kommt durch die Entdeckung, dass er das verschollene
uneheliche Kind Marcellinas und Dr. Bartolos ist. Die
Intrige löst sich auf, und der Graf wird auch noch
hereingelegt: Susanna lässt sich zum Schein auf ein
Rendezvous im nächtlichen Garten ein, zu dem seine
eigene Frau in den Kleidern Susannas erscheint. Die Gräfin
und Susanna – sie sind die beiden „frauenzimmer Rollen”,
die Mozart, an Güte „ganz gleich”, ausgestaltet hat.
Wolfgang Amadeus Mozart
Die Hochzeit
des Figaro
Komische Oper in vier Akten
Libretto von Lorenzo Da Ponte
nach „La Folle Journée ou Le Mariage de Figaro”
von Beaumarchais
Deutsche Bearbeitung von Nicolas Brieger
und Friedemann Layer
In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Premiere am Sonntag, 25. November 2012
Und die Männer?
Weitere Vorstellungen am 27., 30. November,
3., 6., 11., 18., 28. Dezember 2012
Die große Sympathie gilt also den Frauen. Die Männer
können ihnen nicht das Wasser reichen. Figaro, die
Titelfigur, müsste nach dem Handlungs­schema der
Commedia dell’arte der schlaue, der listige Diener
sein. Aber die Intrigen, die er schmiedet, schlagen fehl,
entgleiten seinen Händen, werden ohne sein Wissen
abge­wandelt. Zwar hat er als erster die Idee, Susanna
solle einem Stelldichein mit dem Grafen zum Schein
zusagen, um ihn zu foppen. Doch als Susanna und
die Gräfin dies in die Tat umsetzen, ist sich Figaro der
Treue seiner Braut plötzlich gar nicht mehr so sicher.
Der Graf hingegen, dem Figaro als Komplize einst zu
seiner Ehefrau verholfen hat (eine Liebesheirat!), ist ein
Getriebener nicht nur der Intrigen anderer. Ihn treibt
die Angst vor dem Verlust seiner Macht – als Adeliger,
als Mann. Dass der kleine Page Cherubino, blutjung und
schon allein deshalb eine Bedrohung, ihm bei seinen
amourösen Abenteuern auch noch ständig zuvor kommt,
treibt seine Qual auf die Spitze.
„Die Hochzeit des Figaro” ist eine der größten Komödien
der Operngeschichte – Mozart lotet alle Facetten
menschlicher Leidenschaften aus und erzählt den
zeithistorischen Kontext anhand der Beziehungen und
Nöte seiner Figuren.
Dirigent: Dirk Kaftan
Regie und Bühnenbild: Marco Arturo Marelli
Kostüme: Dagmar Niefind
Choreinstudierung: Holger Kristen
Dramaturgie: Helene Sommer
Graf Almaviva: Konstantin Wolff/Daniel Ochoa
Gräfin Almaviva: Jacquelyn Wagner
Susanna, deren Kammermädchen:
Rebecca Nelsen/Mara Mastalir
Figaro, Kammerdiener des Grafen:
Yasushi Hirano/Sébastien Soulès
Cherubino, Page des Grafen:
Dorottya Láng/Eva Maria Riedl
Marcellina: Sulie Girardi/Alexandra Kloose
Basilio, Musikmeister:
Paul Schweinester/Karl-Michael Ebner
Don Curzio, Richter:
Christian Drescher/Wolfgang Gratschmaier
Bartolo, Arzt aus Sevilla: Stefan Cerny/Noé Colin
Antonio, Gärtner des Grafen:
Martin Winkler/Petar Naydenov
Barbarina, seine Tochter:
Mara Mastalir/Elisabeth Schwarz/Claudia Goebl
Marco Arturo Marelli reüssierte mit den drei Opern
von Mozart und Da Ponte Ende der 1980er Jahre
an der Volksoper als Regisseur und Bühnenbildner
in Personalunion. Seither hat er „Die Hochzeit des
Figaro” in Madrid, Lausanne und zuletzt 2008 in
20_21
Neu an der Volksoper
Markus Meyer
Der Schauspieler studierte
zunächst Biochemie an der
Universität Hannover.
Anschließend begann er
seine Schauspielausbildung
an der Berliner Hochschule
für Schauspielkunst Ernst
Busch. Noch während seiner
Ausbildung trat er in Berlin
an der Deutschen Oper und
an der Volksbühne auf. Sofort nach Abschluss des
Studiums wurde er für das Berliner Ensemble engagiert,
wo er mit Claus Peymann, George Tabori und Philip
Tiedemann zusammen­­arbeitete und u. a. als Aumerle in
Shakespeares „Richard II” und Pawel Wlassow in
Brechts „Die Mutter” aufgetreten ist. 2004 holte ihn
Andrea Breth für „Die Katze auf dem heißen Blechdach”
an das Wiener Burg­theater, wo er seitdem fest engagiert
ist. Schnell etablierte sich hier der Schauspieler mit
unter­schied­lichen Charakterrollen in modernen und
klassischen Stücken. Er präsentierte darüber hinaus
Soloprogramme und demonstrierte in der Bühnen­
bearbeitung des „Dorian Gray” nach Oscar Wilde, in der
er sämtliche Charaktere darstellte, eindrucksvoll seine
Vielseitigkeit. Über die Schauspielerei hinaus ist
Markus Meyer auch Turniertänzer in den Sparten
Standard und Latein sowie ein versierter Chanson­
sänger. Auch diese Talente konnte er am Burgtheater u.
a. in Franz Wittenbrinks „So leben wir und nehmen
immer Abschied” und in Andrea Breths Inszenierung
der Kurzszenen „Zwischenfälle” unter Beweis stellen. Als
Filmschauspieler ist Markus Meyer in Josh Broeckers
„Ein Millionär zum Frühstück” und in Danielle Proskars
„Karo und der Liebe Gott” zu sehen.
Hausdebüt: 8. September 2012, Lothar in
„Ein Walzertraum”
Frank van Hove
Der deutsche Bassist begann
nach einem Studium der
Philosophie und Theologie
Gesang zu studieren. Vorerst
machte er an der „Bonner
Springmaus” seine ersten
Bühnenerfahrungen als
Improvisationsschauspieler
und wurde als Gesangssolist
in das Ensemble des
Anhaltischen Theaters
Dessau aufgenommen. Nach
einem Engagement am Staatstheater Braunschweig
blieb der Künstler bis zum Sommer 2010 Mitglied des
Nationaltheaters Mannheim, wo er in den meisten
großen Partien seines umfang­reichen Repertoires
aufgetreten ist: Dieses umfasst Sarastro in „Die
Zauberflöte”, Osmin in „Die Entführung aus dem Serail”,
Leporello in „Don Giovanni”, Ochs in „Der
Rosenkavalier” und die bedeutenden Wagner­
Basspartien, wie Landgraf Hermann in „Tannhäuser”,
König Heinrich in „Lohengrin”, Daland in „Der fliegende
Holländer” und Gurnemanz in „Parsifal”. Weitere große
Erfolge konnte Frank van Hove auch als Pater Guardiano
in „La forza del destino”, Pimen in „Boris Godunow”,
Wassermann in „Rusalka”, Kezal in „Die verkaufte
Braut” und Gremin in „Eugen Onegin” feiern.
Hausdebüt: 4. November 2012, Wassermann in „Rusalka”
Jacquelyn Wagner
Die Sopranistin studierte an
der Manhattan School of
Music und an der Oakland
University of Michigan. Sie
ist Gewinnerin zahlreicher
Wettbewerbe und wurde
2008 Finalistin in Plácido
Domingos Operalia.
Jacquelyn Wagner nahm
zunächst ein Fest­engagement
an der Deutschen Oper
Berlin an, wo sie in den
wesentlichen Rollen ihres
Fachs zu hören war: Als Pamina in „Die Zauberflöte”,
Gräfin in „Le nozze di Figaro”, Micaëla in „Carmen”,
Musetta in „La Bohème”, Gretel in „Hänsel und Gretel”,
Stephano in „Roméo et Juliette” oder als Sopran-Solistin
in Bachs „Matthäuspassion”. 2010 gab die Künstlerin an
der Oper Frankfurt ihr erfolgreiches Debüt als „Figaro”Gräfin, das zahlreiche Gastspiele an internationalen
Opern­häusern zur Folge hatte. An der Opéra Toulon gab
sie ihr Rollen- und Hausdebüt als Agathe in „Der
Freischütz”, an der Miami Opera und der Opéra
Bordeaux gastierte sie als Donna Anna in „Don
Giovanni” und an der Semperoper Dresden trat sie als
Micaëla in „Carmen” auf. In der vergangenen Spielzeit
sang Jacquelyn Wagner u. a. am Opernhaus von
Minnesota die Fiordiligi in „Così fan tutte” und an der
Opéra du Rhin in Straßburg die Rosalinde in „Die
Fledermaus”. Auch auf dem Konzertpodium tritt die
Künstlerin regelmäßig auf.
Hausdebüt: 25. November 2012, Gräfin Almaviva in
„Die Hochzeit des Figaro”
Konstantin Wolff
am Linzer Landestheater, als Ramphis in „Aida” am
Opernhaus Kairo und als Fiesco in „Simon Boccanegra”
am Grand Théâtre de Tours. An der Nationaloper Sofia
sang er Don Basilio in „Il barbiere di Siviglia” und
Zaccaria in „Nabucco”. 2010 wurde der junge Bassist
Ensemblemitglied des Staatstheaters Augsburg, wo er
u. a. als Ferrando in „Il Trovatore”, Raimondo in „Lucia
di Lammermoor”, Theaterdirektor und Bankier in „Lulu”
sowie als Banquo in „Macbeth” aufgetreten ist. Im
heurigen Jahr war Petar Naydenov u. a. als Titurel in
„Parsifal” am Theater Lübeck zu hören.
Ab der Saison 2012/13 ist Petar Naydenov Ensemble­
mitglied der Volksoper Wien.
Hausdebüt: 16. September 2012, Erster Soldat in „Salome”
Der Bassbariton studierte
Schulmusik, war
Kunstturner und absolvierte
an der Staatlichen
Hochschule Karlsruhe sein
Gesangsstudium. 2005 gab
er in Lyon unter William
Christie sein Bühnendebüt
als Mercurio in Monteverdis
„L’incoronazione di Poppea”.
Im selben Jahr war er Teilnehmer an der von Christie
gegründeten Akademie für junge Sänger „Le jardin de
voix” und wurde für die Basspartie in Händels
„L’Allegro” engagiert, mit der er u. a. bei den Salzburger
Pfingstfestspielen debütierte. 2007 sang er am Théâtre
de la Monnaie Brüssel in der Uraufführung von Benoît
Merniers „Frühlingserwachen”; weiters war er als
Zaroastro in Händels „Orlando” am Opernhaus Zürich
zu Gast. Er wirkte er an der Opéra de Lyon als Snug in
„A Midsummer Night’s Dream” und als Abbot in „Curlew
River” von Benjamin Britten mit. 2009 debütierte er im
Theater an der Wien als Orbazzano in Rossinis
„Tancredi” und sang 2010 am Opernhaus Zürich den
Abbé in der Uraufführung „Gesualdo” von Marc-André
Dalbavie. 2011 ist er u. a. am Festspielhaus BadenBaden als Don Alfonso in „Così fan tutte” und im
Theater an der Wien als Garibaldo in Händels
„Rodelinda” unter Nikolaus Harnoncourt aufgetreten.
Das Konzertrepertoire des Künstlers umfasst Werke
vom Frühbarock bis in das 20. Jahrhundert, als
Liedinterpret ist er ebenso gefragt.
Hausdebüt: 25. November 2012, Graf Almaviva in
„Die Hochzeit des Figaro”
In memoriam
Jean Cox
16.1.1922 – 24.6.2012
Am 24. Juni 2012
verstarb der berühmte
in Gadsden (Alabama)
geborene Heldentenor
in einem Pflegeheim in
Bayreuth.
Jean Cox debütierte
1962 als Hoffmann in
„Hoffmanns Erzäh­
lungen” an der Volksoper, an der er bis 1969 in über
110 Vorstellungen sang. Er wirkte 1963 in der Öster­
reichischen Erstaufführung von Verdis „Die Räuber”
(Carlo, Bild oben) und in den Premieren „Madame
Butterfly” (Linkerton; 1962), „Rusalka” (Prinz; 1964) und
„Pique Dame” (Hermann; 1965) mit. Weitere Partien
waren u. a. Max in „Der Freischütz” und Barinkay in „Der
Zigeunerbaron”. Jean Cox sang von 1963 bis 1973 an der
Wiener Staatsoper (u. a. Bacchus in „Ariadne”, Turiddu in
º
und
„Cavalleria rusticana”, Hoffmann, Stewa in „Jenufa”)
trat regelmäßig bei den Bayreuther Fest­spielen auf.
Petar Naydenov
Der 1970 in Bulgarien
geborene Bassist begann
seine musikalische
Ausbildung mit dem
Violinstudium und erhielt
zahlreiche Preise bei
Wettbewerben. Anschließend
folgte ein Gesangsstudium
an der Nationalakademie in
Sofia. Im Alter von 24 Jahren
debütierte Petar Naydenov in der Titelpartie von „Don
Giovanni” an der Nationaloper Sofia, worauf der Figaro
in „Le nozze di Figaro” folgte. 2006 sang er am Theater
St. Gallen den Commendatore in „Don Giovanni”.
Weitere Gastspiele gab er als Gremin in „Eugen Onegin”
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