Fachbereich Wirtschaft Bachelor-Thesis Anne-Katrin Brenner Chancen und Risiken von Guerilla- MarketingMaßnahmen, innerhalb der Marketingstrategie eines Unternehmens, dargestellt an ausgewählten Beispielen Referenznummer: 03092012 Gliederung I Abbildungsteil………………………………………… ….. II Inhalt 1. Einleitung...................................................................................................... 3 2. Definitionsproblematik guerilla-marketing ..................................................... 5 3. Geschichte ................................................................................................... 8 3.1. Herkunft des Begriffs „Guerilla“ ................................................................. 8 3.2. Entstehungszeit und Anfänge von „guerilla-marketing“ ............................. 9 4. Das Marketing ............................................................................................ 11 4.1. Der Marketing-Mix ............................................................................... 14 4.2. Die Preispolitik ..................................................................................... 16 4.2.1. Guerilla-Preispolitik ....................................................................... 17 4.2.2. Praxisbeispiel I: „Drypers“ ............................................................. 17 4.3. Die Produktpolitik ................................................................................. 19 4.3.1. Guerilla Produktpolitik ................................................................... 19 4.3.2. Praxisbeispiel II: „Spreewaldhof“ ................................................... 20 4.4. Distributionspolitik im Marketing-Mix .................................................... 20 5. Kommunikationspolitik im Marketing-Mix.................................................... 22 5.1. Funktionsweise von Werbung .............................................................. 23 5.2. Guerilla Marketing vs. Klassisches Marketing...................................... 24 5.3. Relevante wissenschaftliche Aspekte im Guerilla Marketing ............... 26 5.3.1. Ökonomische Perspektive ............................................................. 26 5.3.3. Psychologische Einflussgrößen .................................................... 32 5.4. Virales Marketing ................................................................................. 34 5.4.1. Elemente des Viralen Marketings .................................................. 35 5.4.2. Praxisbeispiel IV: Virales Guerilla Onlinemarketing....................... 39 5.5. Ambient Media ..................................................................................... 41 5.5.1. 5.6. Praxisbeispiel V: „Fernfahrer Magazin“ ......................................... 42 Ambush Media ..................................................................................... 43 5.6.1. Direktes Ambush Marketing .......................................................... 43 5.6.2 Indirektes Ambush Marketing ............................................................ 44 5.6.3. Praxisbeispiel VII: „Puma“ ............................................................. 45 5.6.4. Praxisbeispiel VIII: „Pringels“ ........................................................ 45 5.7. Sensation Marketing ............................................................................ 46 5.7.1. Instrumente des „Sensation Marketing“......................................... 48 5.7.2. Praxisbeispiel IX: „Delite-O-Matic“................................................. 49 5.7.3. Praxisbeispiel X: „Miele“ ................................................................ 49 6. Chancen und Risiken bei der Anwendung .............................................. 50 6.2. Risiken .................................................................................................... 54 6.2.1. Ethisch moralische Grenzen ............................................................. 54 6.2.2. Praxisbeispiel XI: „Zabarra“ .............................................................. 55 6.2.3. Abnutzungseffekte und beschränkte Kontrollierbarkeit..................... 56 6.2.4. Rechtliche Grenzen .......................................................................... 58 7. Studie zu alternativen Werbeformen 2007 .............................................. 60 8. Fazit ........................................................................................................... 64 Literaturverzeichnis Onlinequellen 2 1. Einleitung Werbung ist aus den öffentlichen und privaten Bereichen unserer Alltagswelt nicht mehr wegzudenken; die Marketing- und Werbebranche jedoch ist, scheinbar unverändert, ausschließlich darum besorgt, tagtäglich immer nur noch mehr Werbemaßnahmen zu produzieren. Nur weniges davon wird von den einzelnen Menschen noch voll und ganz wahrgenommen, viele Menschen sind längst nicht mehr in der Lage oder willens, Konsumaufforderungen in einem derartigen Umfange aufzunehmen, wie es die Produzentenseite, vielleicht naiverweise, von ihnen erwartet. Es gilt also wohl zu Recht: „Der Krieg um das knappe Gut Aufmerksamkeit beim Kunden hat längst begonnen“. 1 Diese Aussage eines Marketingfachmanns bringt, nicht nur allein mit dem Stichwort „Krieg“, den gegenwärtigen Problemzusammenhang auf den Punkt, denn von der enormen Dichte zahlloser Werbemittel lebt im Hintergrund ja eine riesige produzierende Industriestruktur. Die Leute hinter den Kampagnen sind sich inzwischen im Klaren darüber, dass die Rezipienten- bzw. Konsumentenseite Werbung an sich eigentlich nicht besonders mag. Wie Ulrich Eicke dieses Dilemma bereits vor Längerem treffend auf den Punkt brachte: „Es ist wie bei einer Spirale: Je werbemüder die Menschen werden und sich unerwünschter Werbung zu entziehen versuchen, desto ungewöhnlichere Wege finden die Werber, um an sie heranzukommen und ihnen keinen werbefreien Raum mehr zu lassen.“ 2 Insofern ist die Suche nach neuen Marketingstrategien ein durchaus interessantes, herausforderndes Arbeitsgebiet. Gleichfalls scheint es in diesem Zusammenhang interessant zu sein herauszuarbeiten, wie sich die Problematiken bzw. die Problemlösungsansätze aus der Perspektive von (Groß-)Unternehmen darstellen. Guerilla marketing (im Weiteren mit „GM“ abgekürzt) eröffnet, neben anderen alternativen Werbeformen, scheinbar neue Wege und Möglichkeiten innerhalb der Kommunikationspolitik, um sich den veränderten Rahmenbedingungen am Markt zu stellen. Wurde das GM anfangs 1 Nackowitsch, Michael (Datum unbekannt), Workshop Guerilla-Marketing. Man sollte die Welt so nehmen wie sie ist, aber nicht so lassen!, http://www.dozentenboerse.de/tools/download?dfID=2496, Abruf am 02.09.2012, S.1 2 Eicke, Ulrich (1991), Die Werbelawine. Angriff auf unser Bewußtsein, München, Knesebeck und Schuler, S.11 3 als marketingstrategische, praktische Philosophie der KMU (kleine und mittelständische Unternehmen) betrachtet und in deren Anforderungshorizont auch erfolgreich angewendet, hat dieser Marketingansatz innerhalb der letzten Jahrzehnte einen tiefgreifenden Wandlungsprozess durchgemacht. GM bietet als Strategie für die operative Ausgestaltung des Marketing-Mixes inzwischen effektive Möglichkeiten für jede Unternehmensgröße. Die vorliegende Arbeit setzt sich daher zunächst mit der Definitionsproblematik auseinander, und beschreibt dann kurz die Ursprünge des GM. Dabei geht es im Rahmen dieser Arbeit zwar auch um eine Auseinandersetzung mit definitorischen Problemen, keinesfalls aber um eine erschöpfende Diskussion rein konzeptueller, d.h. ausschließlich theoretischer Aspekte. Gleiches gilt im Übrigen für die historische Entwicklung, die hier nur punktuell bzw. kursorisch angesprochen werden kann. Als ein kommunikationspolitisches Instrument innerhalb des MarketingMixes soll untersucht werden, was diese Strategie leisten kann, welche Effekte sich erzielen lassen, und an welchen Punkten sich, im Vergleich zur Wirkung von klassischer Werbung, diesbezüglich Unterschiede, Stärken und Vorteile zeigen. Insofern geht es auch darum, dass mögliche ökonomische Risiken bei der Anwendung aufgezeigt und näher erläutert werden. Für diesen Zusammenhang soll die Wirkung von Werbung aus einem psychologischen- bzw. kommunikationstheoretischen Blickwinkel betrachtet werden. Auf diesem Wege soll verdeutlicht werden, aus welchen Gründen inzwischen immer mehr große Unternehmen sowie international agierende Konzerne das GM für ihre marketingpolitischen Ziele nutzen. Denn die unterschiedlichen Motive spalten, wie gezeigt werden soll, die ursprünglichen Motivationen bzw. den Entstehungszusammenhang des GM und tragen damit zur bestehenden Definitionsproblematik bei. 4 2. Definitionsproblematik guerilla-marketing In dem folgenden Abschnitt der vorliegenden Arbeit soll die Definitionsproblematik des GM verhandelt werden. Es erscheint jedoch im Horizont der vorliegenden Arbeit nicht zweckdienlich zu sein, auf die vielfältige Definitionsproblematik, die andernorts bereits ausführlicher besprochen wurde 3, erschöpfend einzugehen. Anstatt dessen wurden aus jener Quelle zunächst zwei prägnant erscheinende Beispieldefinitionen ausgewählt, die, von zwei Richtungen herkommend, sich von theoretisch-konzeptuellen Überlegungen einerseits bzw. aus dem Praxiszusammenhang andererseits herleiten, und in dieser Arbeit nun kommentiert sowie miteinander vermittelt werden sollen. „Der Begriff Guerilla Marketing bezeichnet die Auswahl untypischer und undogmatischer Marketingaktivitäten, die mit einem geringen Mitteleinsatz eine möglichst große Wirkung erzielen sollen. Guerilla Marketing hat sich zu einer marketingmixübergreifenden Basisstrategie, einer marketingpolitischen Grundhaltung der Marktbearbeitung entwickelt, die außerhalb der eingefahrenen Wege bewusst nach neuen, unkonventionellen, bisher missachteten, vielleicht sogar verpönten Möglichkeiten der Instrumentaleinsatzes sucht“ 4.. In diesem von Zerr gegebenen, theoretisch gehaltenem Definitionsansatz finden sich bereits spezifische Eigenschaften genannt, die dem GM nicht nur ein eigenständiges Gepräge geben, sondern ihm mittlerweile sogar Bedeutung bis hin zur „Basisstrategie“ und „marketingpolitische[n] Grundhaltung“ verschafft haben sollen. Zerr verbindet mit dem Begriff „Guerilla Marketing“ offenbar ein charakteristisch abgestimmtes bzw. koordiniertes Setting von Werbemaßnahmen. Was aber macht dieses besondere Charakteristikum aus, und welche Faktoren sind es, die in diesem koordinierten Zusammenhang als relevant betrachtet werden müssen? Nach Zerr sind es offensichtlich gerade die „bewusst“ unternommenen Abweichungen bzw. Akzentverschiebungen, die als eigentliches, wesentliches Strategiemerkmal des GM herausstechen. Hierbei sind es also insbesondere experimentelle, kreative, seltene, bislang eher ungewohnte und manchmal sogar wagemutige, fast schon grenzverletzende Konzepte und Modelle, Ansatzpunkte und Kanäle, die genutzt werden, und sich durchaus als gewollter 3 Guerilla-Marketing-Portal (2007), http://www.guerilla-marketing-portal.de/doks/pdf/GMP_Wasist-Guerilla-Marketing_03-2007.pdf, (besucht am 23.09.2012), S.2 4 Prof. Dr. Konrad Zerr ist Professor für Marketing und Marktforschung an der Hochschule Pforzheim, Hochschule für Gestaltung, Technik und Wirtschaft 5 Kontrast zu bereits etablierten Strategien verstehen lassen bzw. absichtlich so angelegt wurden. Insofern tritt eine bestimmte, ganz grundsätzliche Haltung bzw. Arbeitseinstellung auf den Plan, die sich zunächst durch die Bereitschaft zu „bewusst“ fortgesetzten Experimenten auszeichnet, sich aber zugleich auch auf die Suche nach bislang kaum genutzten, übersehenen oder auch zu wenig geschätzten – und das heißt vielleicht auch: noch wenig ausgereizten – Werbeträgern begibt. GM scheint sich als Strategie durch eine eigenständige Handschrift bemerkbar zu machen, bemerkbar etwa anhand der Mittelwahl und an den konkreten zeitlichen und räumlichen Arrangements des Werbeträgers. Werbeträger und Werbebotschaft werden also zueinander in ein Interesse erweckendes, ungewöhnliches Spannungsverhältnis gesetzt. Bemerkenswert ist auch der von Zerr angesprochene „gering[e] Mitteleinsatz“, mit dem „eine möglichst große Wirkung“ erzeugt werden kann oder soll. Interessant ist dies natürlich für Unternehmen mit kleinen Werbebudgets, im Sinne einer Kostenersparnis allerdings auch für andere, größere Unternehmensformen. Wie das aber im praktischen Verbund funktioniert und erfolgreich ausgetragen wird, kann die Definition von Zerr allein nicht zeigen. Daher erscheint es hilfreich, einen weiteren Definitionsversuch zu berücksichtigen. Einen hierfür geeigneten Definitionsansatz liefert beispielsweise David Eicher, Geschäftsführer der namenhaften Agentur „Webguerillas“. Hinsichtlich ihrer Herkunft und Gewichtung zeichnet sich die folgende Definition durch einen stärkeren Praxisbezug aus. Insofern kann sie vielleicht dazu beitragen, in den Diskussionsrahmen des Begriffs „Guerilla Marketing“ (GM) noch weitere wesentliche Punkte einzubringen oder bereits Vorhandenes sinnvoll zu ergänzen: „Guerilla Marketing ist ein dynamisches Werbeprinzip. Es funktioniert raffiniert, unkonventionell, überraschend und mit einfachen Mitteln. Guerilla Aktionen verlaufen spektakulär, um die Aufmerksamkeit eines bestimmten Zielpublikums sowie der Medien zu gewinnen und deren Mitteilungsbedürfnis anzuregen. Auf diese Weise wird anschließend die Botschaft verbreitet“ 5. Eichers Definitionversuch bezieht sich ebenfalls auf den Stellenwert des guerilla-marketings, er sieht diese spezifische Art des Marketings kurzer Hand sogar als ein bestimmtes Prinzip an. Eine Eigenschaft, die Eicher‘s Definition 5 Siehe Fußnote 1: ebenda, S.2 6 gleich eingangs hervorhebt, und der insofern wohl eine zentrale Rolle für das funktionale Gefüge insgesamt zufallen dürfte, stellt die Dynamik bzw. ‚Dynamisierung‘ dar. Gleichwohl zeigt er, auf welche Art dieses vermeintliche Prinzip in das Handlungsgeschehen hineingetragen werden kann. Wie schon von Zerr programmatisch hervorgehoben wurde, sind es ebenso bei Eicher die „einfachen Mitte[l]“, die für eine praktische Umsetzung zum relevanten Ausgangspunkt bzw. Planungsgegenstand gemacht werden. Deren strategisch bestimmte Nuancierung oder Akzentuierung dürfte allerdings der noch wesentlich interessantere Punkt sein, und zwar für beide Definitionsansätze. Zudem wird bei Eicher der Aufmerksamkeit für die Reichweite einer Werbemaßnahme ganz deutlich Ausdruck verliehen. Er nimmt die wohlgeplanten Marketingaktivitäten des GM in ihrer Ereignishaftigkeit, Lebendigkeit, Miterlebbarkeit wichtig, denn die Effekte sollen letztlich ja so ausfallen, dass, im Sinne und entsprechend der Kommunikationsabsichten der zugrundegelegten Gesamtstrategie, zweckdienliche Kommunikationseffekte von Massenmedien aufgegriffen, vermittelt und weitergetragen werden. Diesem Aspekt wird im Rahmen der Arbeit ein eigener Teil gewidmet. In Anlehnung an Zerr und Eicher lässt sich summarisch nun das Folgende festhalten: Im GM gilt es, alle eingeplanten Maßnahmen bereits vorab so gut aufeinander abzustimmen, dass in dem bewusst gewählten Rahmen einer „überraschend einfach“ gestalteten Mittelwahl stark aufmerksamkeitsheischende, positiv nachwirkende Akzente herausgearbeitet werden können, die dann, neben denkwürdigen Überraschungseffekten, womöglich günstige emotionale Affektionen erzeugen können – idealerweise verbunden mit einem medialen Echo. 7 Die angedachte Arbeitsweise bietet sich bedarfsabhängig als eine kostengünstige Spielart des Marketings an. Sie zeichnet sich durch ein innovationsfreudiges, dynamisches Handlungsprinzip aus, das sich manchmal auch provokativ geben darf, und in der praktischen Arbeit idealerweise von einem bis auf die Detailebene verfeinerten Vorgehen begleitet, sowie von einem möglichst vielfältig geschulten Kontextbewusstsein unterstützt und getragen wird. 3. Geschichte 3.1. Herkunft des Begriffs „Guerilla“6 Guerilla-Taktiken sind sicherlich keine Erfindung der Moderne, sondern werden eigentlich schon seit frühester Zeit angewandt. Man denke etwa an die antike Darstellung der Abenteuer des Odysseus von Homer. Die heutzutage geläufigen Begriffe „Guerilla“ und „Guerillakrieg“ jedoch bildeten sich erst am Anfang des 19. Jahrhunderts heraus. Aus dem Spanischen herkommend bezeichnen sie seither soziale oder nationale Befreiungs- und Unabhängigkeitsbestrebungen gegen eine fremde Besatzermacht, oder sogar gegen die eigene Regierung in okkupierten und unterdrückten Ländern, oft in kriegerischer Form 7. Historischer Hintergrund für die Herausbildung dieser Begrifflichkeiten war der spanische Unabhängigkeitskrieg von 1808 bis 1814 gegen die Revolutionsarmee Napoleons. Nach der Niederlage der offiziellen spanischen Truppen bildeten sich im Untergrund Milizen, die sich weiterhin gegen die Truppen Napoleons zur Wehr setzten. Die Taktik der Guerilla waren irreguläre, dezentral organisierte Kämpfe, die beispielsweise darauf abzielen konnten, die Versorgungsstrukturen der Gegner in den besetzten Gebieten möglichst empfindlich zu stören, um auf diesem Wege den Gegner effektiv zu schwächen. Da sie zahlenmäßig absolut unterlegen waren, vermieden die Guerillas den offenen, direkten Kampf und tarnten sich. Stattdessen setzten sie auf Überraschungsangriffe, führten geplante Sabotageaktionen durch oder operierten von geheimen, schwer zugänglichen und abgelegenen Orten aus. Da diese kleinen Einheiten über eine hohe Mobilität und Flexibilität verfügen, ist es für z.B. eine gegnerische Armee ausgesprochen schwer sie zu bekämpfen. Insofern wird vielleicht deutlich, dass um den bloßen Begriff „Guerilla“ herum sich quasi ein moderner Mythos gebildet hat. Denn die„Guerilla-Taktik“ selbst reagiert ursprünglich doch immer auf Missstände, auf 6 Guerilla-Marketing-Portal (2005): vgl. www.marketing.ch/wissen/sonderwerbeformen/guerilla_historie.pdf, Abruf am 23.09.2012, o.S. 7 Guerilla (Datum unbekannt): Wikipedia-Artikel, http://de.wikipedia.org/wiki/Guerilla, Abruf am 15.08.2012 8 eine (hochproblematische) Gemenge- bzw. Bedürfnislage. Und sie führt dann zum Erfolg, wenn sie diese zügig, effektiv und in passender Weise zu beantworten vermag. 3.2. Entstehungszeit und Anfänge von „guerilla-marketing“ In den USA vollzog sich im Laufe der 60er Jahre ein Wandel vom Verkäufermarkt hin zum Käufermarkt. Wie sind diese Begriffe zu verstehen, und wie verbinden sie sich mit dem Konzept des GM? Ein Verkäufermarkt ist dadurch gekennzeichnet, dass die bestehende Nachfrage größer ist als das zur Verfügung stehende Angebot ist. Bei einer derartigen Absatzmarktsituation ist die Marktorientierung des Unternehmens von untergeordneter Bedeutung. Als charakteristische Unternehmensprobleme gelten für dieses Szenario Engpässe in den Bereichen der Produktion, Beschaffung sowie Finanzierung, während der Absatz problemlos verläuft. Umgekehrt jedoch stellt sich die Situation für den Käufermarkt dar. Das Angebot an Gütern übersteigt hier deutlich die Nachfrage, und somit können Käufer bzw. Verbraucher aus einer Vielzahl von Angeboten auswählen. Der Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt zwang die Unternehmen nunmehr dazu, sich mit ihren Produkten und Dienstleistungen auf die Bedürfnisse, Wünsche und Probleme potenzieller Kunden einzustellen. In dieser Wandlungsphase, unter dem mit ihr einhergehenden, ökonomischen Veränderungsdruck stehend, beteiligten sich die USA aktiv an dem damals schon über längere Zeit hinweg bestehenden Indochinakonflikt, in dessen Verlauf es dann seit 1965 zum folgenreichen Vietnamkrieg kam. Dieser Krieg, seine Verlaufsgeschichte und insbesondere sein Ausgang beeinflusste die amerikanische Bevölkerung in vielerlei Hinsicht sehr stark. Die Soldaten des Vietkong mit ihren ausgeklügelten Taktiken aber wehrten sich in einem hartnäckigen Guerilla-Krieg erfolgreich gegen die amerikanischen Truppen im ihrem eigenen Land. Von deren mitunter aufsehenerregenden, spektakulären Manövern zweifellos beeindruckt, wurden die ersten Aktionen im Sinne des GM fast ausschließlich 9 von kleinen und mittelständischen Unternehmen angewendet. Dies geschah in erster Linie natürlich vor allem, um sich überhaupt gegenüber Großunternehmen und Konzernen mit enormer Marktmacht und leistungsfähiger Kapitalausstattung zu behaupten, um sich damit vielleicht sogar auf dem Markt durchsetzen zu können. Zunächst wurden diese Maßnahmen von großen Unternehmen ignoriert, dann wurde in Bezug auf klassische Marketingmaßnahmen allmählich auch dort erkannt, dass nur ein begrenztes Interesse seitens der Rezipienten bzw. Konsumenten besteht, und eine zunehmende Reizüberflutung festzustellen war. Daraus ergab sich für eine erfolgreiche Unternehmenspolitik die Anforderung, sich zunehmend intensiver mit den Möglichkeiten des Marketings und den dazugehörigen vielfältigen Instrumenten auseinander zu setzen. Das führte dazu, dass sich das frühere rein produktionsorientierte Denken zu einem marktorientierten Führen des Unternehmens wandelte. Die Auseinandersetzung mit Märkten und ihren Möglichkeiten trat in den Vordergrund, so dass eben auch das GM in einem positiven Licht, als Alternative erscheinen musste 8. Durch den bereits angesprochenen Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt ist also der Wettbewerb um Produkte eher in den Hintergrund getreten, und zahlreiche führende Unternehmen betreiben heutzutage vornehmlich einen Kommunikationswettbewerb 9. Aufgrund zunehmender Standardisierung und Homogenisierung können Waren und Dienstleistungen heutzutage im großen Umfang substituiert werden. Zudem fallen die Differenzierungsmerkmale vieler Produkte je nach Markt kaum noch ins Gewicht. 10 Um sich trotz bestehender Homogenitätsmerkmale von der Konkurrenz abheben zu können wird nunmehr also versucht, durch einen intensivierten Einsatz von Kommunikationsmitteln eine bedürfnisorientierte Differenzierung zu erzeugen. Diese Entwicklung bewirkte, dass das Marketing mehr und mehr einen wesentlichen und unentbehrlichen Teil der 8 Vgl. Entwicklung des Guerilla- Marketings (Datum unbekannt), www.weis-marketing/pdf/CP51275.pdf, Abruf am 06.08.2012, S.1 9 Vgl. Esch, Franz-Rudolf (2005), Moderne Markenführung: Grundlagen – Innovative Ansätze – Praktische Umsetzungen, 4. Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, S. 2. 10 Vgl. Bruhn, Manfred (2005), Unternehmens- und Marketingkommunikation. Handbuch für ein integriertes Kommunikationsmanagement, München, Verlag Vahlen, S.24 f. 10 Unternehmensführung bildete, und es darüber hinaus zur Grundlage für die Entstehung klassischer Werbekanäle wie beispielsweise Print- oder Fernsehwerbung wurde 11. 4. Das Marketing Im Folgenden soll zunächst erläutert werden, was unter dem Begriff „Marketing“ zu verstehen ist, d.h. welche Merkmale diesen Bereich kennzeichnen, was die Aufgaben des Marketings sind bzw. welche Zielsetzungen und Erwartungen daran geknüpft werden. Ausgangspunkt für das Arbeitsfeld des Marketings ist eigentlich der Mensch mit seinen (noch) unerfüllten Bedürfnissen und Wünschen. Während jedoch die fundamentalen Grundbedürfnisse, deren Befriedigung letztlich dem Erhalt des Lebens des Individuums dienen, weder von der Gesellschaft oder Unternehmen erzeugt werden können, entstehen erfahrungsgemäß, nach erfolgreicher Befriedigung von Grund- bzw. Fundamentalbedürfnissen, auch noch andere, weiterführende Wünsche. Es geht daher im zentralen Aufgabenbereich des Marketings nicht nur darum, zu einer optimalen Befriedigung bekannter Bedürfnisse und Wünsche beizutragen, sondern ebenso zur Schaffung neuer Bedürfnislagen. Innerhalb des Unternehmens umfasst Marketing zudem weitere wichtige Aufgaben und Funktionen: Marketing sollen eintretende Marktveränderungen rechtzeitig erkennen helfen, und dazu beitragen, ihnen in treffender Weise zu begegnen. Etwa dadurch, dass man sich veränderten Kundenwünschen anzupassen versteht. Eine treffende Definition für den Gegenstand des Marketings liefert Manfred Bruhn, Professor für Marketing und Unternehmensführung an der Universität Basel: 11 Bender, Manuel/ Nufer, Gerd (2008), Guerilla Marketing, Reutlinger Diskussionsbeiträge zu Marketing & Management Reutlingen Working Papers on Marketing & Management Nr. 2008 – 5 http://www.esb-businessschool.de/fileadmin/_research/dokumente/Diskussionsbeitraege/Reutlinger_Diskussionsbeitrag _2008_-_5.pdf, Abruf am 23.09.2012, S. 11 "Marketing ist eine unternehmerische Denkhaltung. Sie konkretisiert sich in der Planung, Organisation, Durchführung und Kontrolle sämtlicher interner und externer Unternehmensaktivitäten, die durch eine Ausrichtung der Unternehmensleistungen am Kundennutzen im Sinne einer konsequenten Kundenorientierung darauf abzielen,absatzmarktorientierte Unternehmensziele zu erreichen" 12. Diese Definition macht nochmals deutlich, das Marketing – eben auch als „Denkhaltung“ – für den oben beschriebenen Käufermarkt auf der Unternehmerseite einen hohen Stellenwert besitzt. Denn innerhalb der Unternehmensführung hat es seinen zentralen Schwerpunkt in der Erreichung „absatzmarktorientierte[r] Unternehmensziele“. Im Zusammenhang dieser Definition sollen die entscheidenden Prioritäten des Marketings herausgearbeitet, die im Folgenden genauer erläutert werden. • Markt- und kundenorientierte Unternehmensführung: Im Mittelpunkt der Unternehmensführung stehen die Erfordernisse des Marktes. Deshalb werden Markt- und Kundenbedürfnisse umfangreich ermittelt, damit sämtliche unternehmerischen Aktivitäten daraufhin abgestimmt werden können. • Ausrichtung auf den Kundennutzen: Das Hauptanliegen ist hierbei eine Steigerung des Nutzens für die Kunden durch die jeweils angebotenen Produkte oder Dienstleistungen. Wettbewerbsvorteile können realisiert werden, indem durch das Herausarbeiten zusätzlicher Nutzbarkeitspotenziale, die über den Grundnutzen hinaus gehen können,der Nutzwert für den Kunden insgesamt gesteigert wird. • Systematische Planungs- und Entscheidungsprozesse: Marketing hat eine Managementfunktion und macht Entscheidungen erforderlich, die einen systematischen Planungsprozess voraussetzen. 12 Bruhn, Manfred (2004), Marketing: Grundlagen für Studium und Praxis, 7. Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, S. 14 12 • Kreative und innovative Problemlösungen: Markterfolge werden nicht nur auf der Grundlage einer rein analytischen Vorgehensweisen erzielt, sondern verwirklichen sich ebenso mit Hilfe von kreativen und innovativen Problemlösungsansätzen. • Interne und externe Integration sämtlicher Marketingaktivitäten: Marketing soll sich, im Sinne einer umfassenden Unternehmensphilosophie, als Leitgedanke idealerweise durch alle Unternehmensbereiche ziehen, und dort als ein allgemein geteiltes Entscheidungs- und Handlungsprinzip gelten. Eine aufeinander abgestimmte Koordination sämtlicher Funktionsbereiche ist notwendig, um erfolgreiches Marketing zu realisieren 13. Den Interessenschwerpunkt des Marketingansatzes jedoch stellt im Kern also der Absatzmarkt dar, wobei ein Unternehmen zunächst einen für sich relevanten Marktteil identifizieren und abgrenzen muss, um eine zielorientierte Bearbeitung zu ermöglichen. Um z.B. etwaige Marktteilnehmer vorab identifizieren zu können, stellt eine Untersuchung der Marktstrukturen mit den damit im Zusammenhang stehenden Prozessen einen überaus wichtigen Schritt dar. Hinsichtlich der relevanten Prozesse werden also Beziehungsstrukturen zwischen den Marktteilnehmern herausgearbeitet. Marktteilnehmer können zum einen auf der Seite der Anbieter identifiziert werden, was meint, die Hersteller und Absatzmittler konkret zu bestimmen. Zum anderen sind auf Seiten der Nachfrage die privaten Konsumenten, Wiederverkäufer (Händler), sowie die industriellen und öffentlichen Abnehmer von Interesse. Nachdem eine Analyse der Marktsituation vorgenommen wurde, folgt nun die Ableitung marketingpolitischer Ziele. Dies können womöglich ökonomische Ziele wie Rentabilität oder Wachstum sein. Solche Ziele wiederum können in betriebswirtschaftlichen Kategorien erfasst, und dann z.B. über den Umsatz, die Absatzzahlen oder anhand des erwirtschafteten Gewinns gemessen bzw. überprüft werden. Darüber hinaus jedoch werden im Marketing aber auch noch 13 Vgl. Bruhn, Manfred (2010), Marketing- Grundlage für Studium und Praxis, 10. Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, Seite 14 ff 13 solche Zielvorstellungen formuliert, die nur relativ umständlich zu erfassen oder zu überprüfen sind, da eine Prüfung sich größtenteils extern, d.h. auf das mentale Geschehen auf der Kundenseiten ausweiten muss. Klassische Beispielen für die Erfolgskontrolle sind der Bekanntheitsgrad, das Image oder die Kundenzufriedenheit. Diese Aspekte können aber mit Hilfe von Marktforschungsmethoden sichtbar gemacht werden. Im Anschluss an die Festlegung und Operationalisierung der Marketingziele erfolgt deren aktive Umsetzung, wofür als Werkzeuge unter verschieden Marketinginstrumente gewählt werden aus. Sie werden zusammengenommen mit dem Begriff „Marketing- Mix“ bezeichnet, der im anschließenden Teil genauer erläutert werden soll14. 4.1. Der Marketing-Mix Philip Kotler 15, ein angesehener Experte für strategisches Marketing, versteht diesen Begriff wie folgt: „Der Marketing-Mix ist die Kombination der Marketinginstrumente, die ein Unternehmen zur Erreichung seiner Marketingziele auf dem Zielmarkt einsetzt“ 16. Beim Marketing-Mix werden die zuvor festgelegten Marketingstrategien schließlich konkret umgesetzt. Der Begriff „Marketing-Mix“ bezeichnet demnach die Gesamtheit all jener Marketingmaßnahmen, die das Unternehmen am Markt für einzelne Produkt- bzw. Leistungsangebote einsetzen kann. Gewichtet nach den jeweiligen Unternehmensprioritäten kann der MarketingMix durch Kombination bestimmter Maßnahmen, und durch den Einsatz zweckdienlicher Instrumente, angepasst an die spezifischen Bedürfnisse, formuliert werden 17. Er wird idealerweise natürlich immer passend zum 14 Vgl. Fußnote 13, ebendort, Seite 8 ff. Autor des Buches „Marketing Management“- ein Standartwerk des Marketings, welches in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurde, und in 58 Ländern über 4 Millionen mal verkauft wurde. 16 Marketing-Mix (Datum unbekannt), Onlinekurs: Marketing für mittelständische Unternehmen, http://www.teialehrbuch.de/Kostenlose-Kurse/Marketing/15229-Der-Begriff-des-MarketingMix.html, Abruf am 19.08.2012, o.S. 17 Vgl. Patalas, Thomas (2006), Guerilla Marketing- Ideen schlagen Budget, Berlin, Cornelsen, S.16 15 14 Leistungsangebot des Auftraggebers eingerichtet und soll exakt den Bedürfnissen und Wünschen der Zielgruppe entsprechen. Die in Frage kommenden Maßnahmen lassen sich grob auf die Eckpfeiler Produkt, Preis, Kommunikation und Distribution verteilen. Bei der Planung und Ausgestaltung des Marketing-Mixes spielt allerdings nicht nur die zielmarktadäquate Festlegung von relevanten Einzelmaßnahmen innerhalb verschiedener Teilbereiche eine bedeutsame Rolle. Gleichwohl stellt es nämlich eine besondere Herausforderung dar, für ein bestimmtes Produkt durchgängig Stimmigkeit im gesamten Komplex der Marketingaktivitäten zu erzeugen. So könnten Fehlentscheidungen selbst in nur einem Instrumentalbereich dazu führen, dass das gesamte Marketingkonzept für ein Produkt am Markt nicht die gewünschte Akzeptanz erfährt. Denkbar sind beispielsweise preispolitisch unangemessene Entscheidungen, was bedeuten könnte, dass der veranschlagte Anschaffungspreis über der Grenze dessen liegt, was Kunden bereit sind zu investieren. Ebenfalls könnten Fehlentscheidungen in der Auswahl des Distributionskanals dazu führen, dass Produkte aus Unsicherheit nicht gekauft werden, weil z.B. erklärungsbedürftige Produkte unpassenderweise in Geschäften mit Selbstbedienung (z.B. im Supermarkt) zum Kauf angeboten werden. Die beiden Beispiele helfen vielleicht zu veranschaulichen, dass die Auswirkungen von fehlerhaften Entscheidungen letztlich dazu führen, dass der unternehmerischen Zielsetzung nicht entsprochen werden kann 18. 4.1.1. Guerilla marketing im Rahmen des Marketing-Mixes Das GM als (dynamisches) Werbeprinzip nimmt auf alle Bereiche des Marketing-Mixes Einfluss. Daher findet es sowohl in der Produkt- und Preispolitik, als auch in der Kommunikations- sowie der Distributionspolitik Anwendung 19. 18 Vgl. Marketing-Mix (Datum unbekannt), Onlinekurs: Marketing für mittelständische Unternehmen, http://www.teialehrbuch.de/Kostenlose-Kurse/Marketing/15229-Der-Begriff-desMarketing-Mix.html, Abruf am 19.08.2012 19 Vgl. Jäckel, Markus (2007), Guerilla-Marketing – Grundlagen, Instrumente und Beispiele, in: Drees, Norbert (Hrsg.), Erfurter Hefte zum angewandten Marketing, Heft 15, S. 3-12, S.5 15 In der Praxis wird der mit Abstand größte Teil aller GM-Aktionen allerdings als kommunikationspolitische Maßnahme geplant und eingesetzt, denn etwa 70 Prozent aller derartigen Aktionen sind im kommunikationspolitischen Bereich angesiedelt. Auf die anderen drei Bereiche entfallen jeweils lediglich 10 Prozent 20. Abb. 1: Prozentuale Verteilung der Anwendungsmöglichkeiten von guerilla marketing innerhalb des Marketing-Mixes(vgl. Schulte (2007), S. 20) Im Folgenden werden die in der vorangegangenen Grafik gezeigten vier Instrumente des Marketing-Mixes, einschließlich ihrer jeweiligen Aufgaben und Möglichkeiten, näher erläutert. Zusätzlich wird anhand der Besprechung ausgewählter Beispiele dargestellt, wie GM in den jeweiligen Kategorien des Marketing-Mixes bereits praktisch angewendet wurde. 4.2. Die Preispolitik Aufgaben der Preispolitik sind die Gestaltung und Umsetzung eines angemessenen Preis-Leistungs- Verhältnisses für Produkte und Dienstleistungen. Meistenteils werden damit absatzpolitische Ziele verbunden, die naheliegenderweise so ausgerichtet werden, die Kaufentscheidung der Kunden zu Gunsten des Produkts bzw. der Dienstleistung des eigenen Unternehmens zu beeinflussen. 20 Vgl. Schulte, Thorsten (2007), Guerilla Marketing für Unternehmertypen: das Kompendium, 3. Auflage, Sternenfels, Verlag Wissenschaft & Praxis, S.20 16 Bei der Gestaltung des Preises spielen Faktoren eine Rolle, die formelhaft auch als ‚Dreieck der Preispolitik‘ bezeichnet werden: • Kosten (langfristig müssen die Selbstkosten einer Leistung überstiegen und Gewinne erwirtschaftet werden) • Konkurrenz (das Verhalten der Konkurrenz muss beobachtet und berücksichtigt werden) • Kunden (sich an der Bereitschaft bestimmte Preise zu zahlen zu orientieren). Somit umfasst die Preispolitik vor allem solche Entscheidungsprozesse, die Auswirkung auf die Höhe des Preises, sowie die Art und Weise der Preisfestlegung bzw. -durchsetzung zum Gegenstand haben. Mit Hilfe preispolitischer Mittel können Unternehmen ihren Absatz zum Teil beeinflussen und steuern 21. 4.2.1. Guerilla-Preispolitik Unter guerilla pricing versteht man eine Vorgehensweise des GM, die ganz klar im Zusammenhang mit preispolitischen Maßnahmen und Entscheidungen steht. Dies lässt sich anhand eines Praxisbeispiels verdeutlichen bzw. an einer ausgewählten Rabattaktion veranschaulichen. 4.2.2. Praxisbeispiel I: „Drypers“ [siehe Abbildungsteil, Abbildung 2] In den neunzehnhundertachtziger Jahren unternahm ein Neueinsteiger auf dem amerikanischen Babywindelmarkt den Versuch, dem dort in Marktführerschaft liegenden Unternehmen „Procter & Gamble“ Konkurrenz zu machen. Dies geschah mittels eines aggressiv geführten Preiskampfes für eine Windel namens „Drypers“ 22. Als Reaktion auf die Preisattacke des neuen Konkurrenten antwortete „Procter & Gamble“ mit einer Gutscheinaktion, mit der Rabatte in Höhe von 21 Vgl. Preispolitik(Datum unbekannt) Onlinelehrbuch, http://www.economics.phil.unierlangen.de/lehre/bwl-archiv/lehrbuch/kap2/preispol/preispol.PDF, Abruf am 19.08.2012, o.S. 22 Abbildung: Quelle: http://www.amazon.com/Drypers-Wee-XL58-ProductThailand/dp/B008TT6QD4/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=134696091 17 zwei US-Dollar beim Kauf der hauseigenen Windeln angeboten wurde 23. Diese Rabattgutscheine wurden in Umlauf gebracht durch ganzseitig geschaltete Werbeanzeigen in großen, namenhaften Tageszeitungen, bei denen die obligatorischen Coupons zum Ausschneiden an der unteren rechten Seite beigefügt waren 24. In ökonomischer Hinsicht schien dies ein kluger Schachzug zu sein, denn die Firma „Procter & Gamble“ war (als Hersteller der Windel „Pampers“ – der ersten marktreifen Wegwerfwindel – und insbesondere als Nutznießer ihrer erfolgreichen Markteinführung seit 1961) in jener Zeit bereits international in verschiedenen Geschäftsfeldern tätig, wie z.B. der Lebensmittelindustrie. „Procter & Gamble“ erwirtschaftete Umsätze in Milliardenhöhe und war dem Konkurrenten insofern weit überlegen 25. Dem entgegen kam die „Drypers“Windel lediglich von einem regionalen Anbieter mit einem vergleichsweise deutlich geringerem Budget, so dass Anzeigenschaltungen in großen Tageszeitungen nicht in Betracht kamen. Dennoch konterte „Drypers“ geschickt die Rabattaktion von „Procter & Gamble“. Mit Hilfe der Schaltung von viertelseitigen Anzeigen in regional erscheinenden Anzeigeblättern konnte den Kunden erfolgreich vermittelt werden, dass die von „Procter & Gamble“ ausgegebenen Rabattcoupons auch gleichermaßen beim Kauf der„Drypers“-Windeln verwendet werden könnten. Mit diesem geschickt lancierten Angebot reagierte der Billigwindelhersteller erfolgreich, schnell und flexibel auf die Gegenreaktion des größeren Konkurrenten. Hinzu kam, dass die „Drypers“ auch überregional bekannt wurden 26.Innerhalb weniger Wochen konnten die „Drypers“-Produzenten ihren Marktanteil um 15 Prozent steigern 27. 23 Vgl. Schulte, Thorsten (2007), Guerilla Marketing für Unternehmertypen: das Kompendium, 3. Auflage, Sternenfels, Verlag Wissenschaft & Praxis, S.134 24 Vgl. Patalas, Thomas (Datum unbekannt), Internetseite des Marketingberaters und Guerilla Marketing- Experten und Autors des im Cornelsen-Verlags erschienen Buchs „Guerilla Marketing – Ideen schlagen Budget, http://www.maks.info/newsleser/items/von-verschandeltenwahlplakaten-im-laendle.html, o.S. 25 Vgl. Procter & Gamble (Datum Unbekannt), Unternehmensgeschichte http://www.pg.com/translations/history_pdf/german_history_all.pdf, Seite 4, Abruf am 14.08.2012, Seite 4 26 Vgl. siehe Fußnote 24, ebendort, o.S 27 Vgl. Förster, Anja/Kreuz, Peter (2006), Marketing: Trends - Innovative Konzepte für Ihren Markterfolg, 2. Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, S.51 18 4.3. Die Produktpolitik Die Produktpolitik gehört zu den zentralen Kategorien des Marketing-Mixes und umfasst alle Überlegungen bzw. Entscheidungen,die für das Leistungsangebot eines Unternehmens von Belang sind. Im Einzelnen betrifft dies vor allem jene Maßnahmen, die in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Gestaltung der Produkte und Dienstleistungen, den produktbegleitenden Serviceleistungen (Beratungs-, Wartungs-und Reparaturleistungen), sowie des Sortimentes stehen, beispielsweise Sortimentsplanung, Größe des Sortiments oder Ergänzungsprodukte. Eine optimale Gestaltung der Produkte aus absatzund produktionswirtschaftlicher Sicht bildet deshalb den Kern dieses Instruments. Darüber hinaus fallen in den Bereich der Produktpolitik auch Entscheidungen über die Gestaltung von einzelnen Absatzleistungen sowie des Absatzprogramms insgesamt. Hinzu treten jene Entscheidungsprozesse, die die Eigenschaften, Qualitätsmerkmale, Namen und Verpackungsdesigns einzelner Produkte bzw. des Sortiments betreffen, aber auch Entscheidungen über die Erweiterung oder Reduzierung des Produktangebots. Alternativ lässt sich hierbei auch von der Programm- oder Sortimentspolitik sprechen 28. 4.3.1. Guerilla Produktpolitik Im Rahmen der Produktpolitik ist der Stellenwert des GM eher gering einzuschätzen. Guerilla-Produktinnovationen greifen jedoch auf eine breite Palette technischer Gadjets zurück. Sie nehmen sich in diesem Bereich ausgesuchte Eigenschaften erfolgreicher, aktueller Trendsetter oder anderer beliebter Produkte zum Vorbild, und interpretieren sie für den Hauptgegenstand der angedachten Marketingmaßnahme auf kreative Weise. 28 Vgl. Produktpolitik (Datum unbekannt), Wirtschaftslexikon Gabler, http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/produktpolitik/produktpolitik.htm, Abruf am 14.08.2012, o.S. 19 4.3.2. Praxisbeispiel II: „Spreewaldhof“ [siehe Abbildungsteil, Abbildung 3] Der „Spreewaldhof“, eine namenhafte Essiggurken-Manufaktur aus Deutschland, verkauft seit August 2000 einen Teil seiner traditionell eingelegten Gurken nicht mehr nur in handelsüblichen Schraubgläsern, sondern verpackt in einer kleinen 250 Gramm Dose. Diese kleinen Blechdosen lassen sich, ähnlich wie bei dem Vorbild der Cola-, Bier- oder Konservendose, mit Hilfe eines kleinen Ring-Pulls bequem öffnen. Der Vertrieb erfolgt vorzugsweise in Supermärkten, allerdings auch in Tankstellen, Diskotheken und sogar in Fitness- bzw. Sportstudios 29. Das neuartige Verpackungsdesign, kombiniert mit einer kleineren Portionsgröße als es bei den gewohnten Schraubgläsern üblich ist, brach mit dem vorherrschenden Image der vermeintlich langweiligen Gewürzgurke. Zugleich ergaben sich durch die neue Art der Verpackung auch neue Möglichkeiten für die Distribution. Diese doch recht ungewohnte produktpolitische Maßnahmen hatte zur Folge, dass „Spreewaldhof“ sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Mitbewerbern verschaffen konnte 30. 4.4. Distributionspolitik im Marketing-Mix Das erklärte Ziel guter Distributionspolitik ist es, die Verfügbarkeit des Angebots zu gewährleisten. Daher werden innerhalb dieser Kategorie des Marketing-Mixes Warenverkaufs- und Verteilungsprozesse koordiniert – vom Ort der Erzeugung bis hin zum Endabnehmer. Es verwundert deshalb auch nicht, dass gerade dieser Bereich ein besonders breites, vielfältiges und arbeitsintensives Tätigkeitsspektrum darstellt. Im Kern handelt es sich dabei vor allem um komplexe logistische Anforderungen, denen man adäquat zu begegnen versucht. Unter anderem gehören folgende Aufgaben zur Kategorie Distributionspolitik: 29 Vgl. Spreewaldhof (Datum unbekannt), http://www.spreewaldhof.de/?&ID=126; Schulte, Thorsten (2007), Guerilla Marketing für Unternehmertypen: das Kompendium, 3. Auflage, Sternenfels, Verlag Wissenschaft & Praxis, S.102 30 Vgl. Levinson, Jay Conrad (Datum unbekannt), Praxisbeispiel Gewürzgurken, http://www.gmarketing.com/articles/read/157/Guerrilla_Competitive_Advantages.html, Abruf am 02.08.2012, o.S. 20 • Entscheidungen über die Gestaltung des Vertriebssystems, • Gewährleistung einer hohen Verfügbarkeit für potenzielle Käufer, • Bestimmung der Absatzorgane, • Wahl effektiver Absatzwege, • Kostenkontrolle innerhalb des Vertrieb (etwa durch Reduktion von Lager-, Transport- oder Personalkosten), • Auswahl geeigneter Handelsunternehmen, • Gestaltung der Zusammenarbeit mit dem Handel, • Überlegungen zur Produktpräsentation (etwa die Wahl geeigneter Regalstandorte und die Regalpflege) 31. In der Regel wird von der Herstellerseite ausgehend versucht, einen möglichst hohen Einfluss auf die Vermarktung und Präsentation ihrer Produkte zu nehmen. Daher können bestimmte Zielsetzungen auch teilweise miteinander in Konflikt geraten 32. 4.4.1. Praxisbeispiel III: Bestseller „Harry Potter“ [siehe Abbildungsteil, Abbildung 4] Als der fünfte Band der erfolgreichen Romanreihe„Harry Potter“ am 8.November 2003 in deutscher Sprache erscheinen sollte, wartete der WeltbildVerlag mit der überraschenden, distributionspolitischen Idee auf: Den Lesern, die ihr Exemplar beim Verlag vorbestellten, wurden bis zum 05. November um 15 Uhr die Gelegenheit gegeben, eine Zusatzoption zu buchen, welche die so genannte „Zustellung zur Geisterstunde“ beinhaltete 33. Rund 10 000 Romanexemplare 34 wurden so in der Nacht vom 7. zum 8. November 2003 zwischen Mitternacht und 2.00 Uhr in der Frühe (mithilfe zusätzlich beauftragter Nachtboten der Deutschen Post) an die wartenden 31 Vgl. Spiller, Achim (2012), Marketing Basics, Seite 236, Onlinelehrbuch: http://www.unigoettingen.de/de/document/download/a5c008dbbcfe2ee463e221fae72b5b64.pdf/Lehrbuch%20 Marketing%2020.%20Januar.pdf, Abruf am 22.08.2012, S.236 32 Vgl. Distributionspolitik (Datum unbekannt), Onlinelehrbuch, http://www.economics.phil.unierlangen.de/lehre/bwl-archiv/exist_gr/distripol.pdf Seite 2 ff., Abruf am 16.08.2012, S.2 ff. 33 Vgl. Guerilla- Distribution (18.10.2003), Pressebericht zur Blitzauslieferung des neuen HarryPotter Buches, http://www.weltbild.com/presse/pressemitteilung/Neuer-Harry-Potter---BlitzAuslieferung-zur-Geisterstunde/294/, Abruf am 20.08.2012, o.S. 34 gl. Guerilla- Distribution (25.08.2005), Focus- Artikel zur Blitzauslieferung des neuen HarryPotter Buches http://www.focus.de/wissen/mensch/post-service_aid_98440.html, o.S. 21 Vorbesteller verteilt 35. Im Vergleich mit anderen Verlagen verschaffte sich der Weltbild-Verlag durch dieses besondere, exklusive Angebot im Bereich der Distribution einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. Fans der Buchreihe, die auf das Erscheinen des neuen Bandes schon lange gespannt warteten, bestellten ihr Exemplar natürlich dort. Diese Aktion war ursprünglich als eine einmalige angekündigt, verlief aber derart erfolgreich, dass diese Versandoption auch am 1. Oktober 2005 beim Erscheinen des sechsten Bandes der „Harry Potter“-Reihe angeboten wurde 36. 5. Kommunikationspolitik im Marketing-Mix Ziel der Kommunikationspolitik ist es, Informationen über die Produkte und Dienstleistungen bzw. über das produzierende Unternehmen selbst an bestehende oder potenzielle Kunden weiterzugeben, sowie der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unter Kommunikation versteht man in diesem Zusammenhang die Übermittlung von Informationen und Botschaften zur Beeinflussung der Einstellungen, Meinungen, Erwartungen und Verhaltensweisen von Kunden. Insofern sind dies Maßnahmen, die planmäßig und bewusst angewandt werden müssen, um das Kaufverhalten zum eigenen Vorteil zu beeinflussen. Mit dieser marketingpolitischen Komponente werden daher eben nicht nur aufklärerische Funktionen von Werbung verfolgt (die z.B. detailliert über besonders hervorhebenswerte Eigenschaften des Unternehmens oder eines seiner Leistungsangebote informiert). Denn gleichzeitig soll bei der gewählten Zielgruppe eine kaufstimulierende Wirkung hervorgerufen werden. Hierfür kann man sich einer direkten oder einer indirekten Kommunikationsweise bedienten. Im Fall der direkten Kommunikation wird der persönliche Kontakt zum Kunden und der Öffentlichkeit gesucht, bei indirekter Kommunikation wird ein Medium dazwischengeschaltet, welches dann die Informationen an die Empfänger übermitteln bzw. verteilen helfen soll. Innerhalb des Marketing-Mixes besitzt die Kommunikationspolitik eine 35 36 Vgl. Fußnote 33, ebendort, o.S. Vgl. Fußnote 34, ebendort, o.S. 22 Sonderstellung, können doch prinzipiell sämtliche marketingpolitischen Maßnahmen letztendlich kommunikative Wirkungen zeitigen. Deshalb stellt der Aufgabenbereich der Kommunikation ein bedeutsames Bindeglied zwischen allen anderen zur Verfügung stehenden Instrumenten dar. Guerilla marketing im kommunikationspolitischem Bereich Dem GM innerhalb der Kommunikationspolitik wird die so genannte „Below-theLine-Kommunikation“ zugeordnet. Damit sind alle praktischen Kommunikationsmaßnahmen gemeint, die sich nicht mehr nur primär der klassischen Massenmedien bedienen, wie beispielsweise des Fernsehens oder des Radios, sondern vielmehr versuchen, die Zielgruppe direkt und persönlich anzusprechen, ohne selbst dabei unverzüglich als eindeutige Werbemaßnahmen wahrgenommen bzw. erkannt zu werden 37. 5.1. Funktionsweise von Werbung Unter dem Begriff Werbung versteht man einen professionell geplanten Versuch, der sich zum Ziel setzt, für die Durchsetzung marktökonomischer Unternehmensziele die Meinungen und das Verhalten von Menschen – durch den Einsatz spezieller Kommunikationsmedien und -techniken – (mehr oder weniger öffentlich) zu beeinflussen. Im Gegensatz zum Arbeitsbereich des Marketings, wo von einem Unternehmen mittel- bis langfristige Strategien für einzelne Produkte, ganze Produktlinien oder einzelne Marken festgelegt und entwickelt werden, ist die Werbung an sich ein kurzfristiges Mittel, um die im Vorfeld festgelegten, marketingpolitischen Unternehmensziele konkret umzusetzen 38. Deshalb können innerhalb der marktstrategischen Kommunikation des Marketings dem Gegenstandsbereich von Werbung mehrere Funktionen und Aufgaben zugeordnet werden: Sie befasst sich mit der Erzeugung und dem 37 Vgl. Below-the-Line-Kommunikation (Datum unbekannt), Gaber Wirtschaftslexikon, www.wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/below-the-line-kommunikation.html, Abruf am 08.09.2012, o.S. 38 Vgl. Werbung und Marketing (Datum unbekannt), IHK Region Stuttgart, http://www.stuttgart.ihk24.de/Branchen/MarketingTipps_fuer_Unternehmen/Marketing/970316/Definition_Werbung_Marketing_Oeffentlichkeitsarb eit_index.html;jsessionid=C9C60D795AB8D31C09B267F7A655D26A.repl1, Abruf am 22.08.2012, o.S. 23 Transport von vorbereiteten Werbebotschaften, die zur Erreichung marketingpolitischer Ziele über verschiedene Werbemittel der ausgesuchten Zielgruppen des Unternehmens vermittelt werden sollen. Durch die strategische Ausrichtung an Medienangeboten und Events soll die Aufmerksamkeit bei der gewählten Zielgruppe auf die beworbenen Produkte und Leistungen gelenkt werden, um schließlich zur Kaufentscheidung zu motivieren 39. Es überrascht vielleicht, dass statistisch gesehen den Zivilisationsmenschen aktuell circa 2000 Werbebotschaften pro Woche erreichen. Kaum überraschen dürfte dann allerdings der Umstand, dass die Aufnahmebereitschaft bei den Empfängern inzwischen stark stagniert oder sogar zurückgeht. Legt man also aktuelle Studien zugrunde, muss davon ausgegangen werden, dass von den Rezipienten überhaupt nur gerade einmal 2 Prozent der Informationsflut bewusst aufgenommen werden. Die restlichen 98 Prozent werden erst gar nicht bewusst registriert und als bedeutsam integriert, sondern ausgeblendet, und das z.T. aktiv. Mediale Monostrategien aus dem Beständen konventioneller Werbeformen verstärken diesen unerwünschten Effekt nur noch; sie führen inzwischen leider kaum noch zu den erhofften Erfolgen 40.Die Suche nach neuen Marketingstrategien ist daher eine unabweisbare, notwendige Schlussfolgerung41. 5.2. Guerilla Marketing vs. Klassisches Marketing Da durch GM konventionelle Ziele durch unkonventionelle Mittel erreicht werden sollen, gibt es einige Punkte, die diese Methode von einem klassischen Marketing klar abgrenzen. 39 Vgl. Schicha, Christian (2005), Wirtschaftswerbung zwischen Information, Provokation und Manipulation - Konsequenzen für die Selbstkontrolle des Deutschen Werberates in: Baum, Achim/Langenbucher, Wolfgang/Pöttker, Horst/ Schicha, Christian (Hrsg.): Handbuch Medienselbstkontrolle, Wiesbaden, VS-Verlag,S.255- 269, S 256 40 Vgl. Kroeber-Riel, Werner/ Esch, Franz-Rudolf (2004), Strategie und Technik der Werbung – Verhaltenswissenschaftliche Ansätze, 6. Auflage, Stuttgart, Kohlhammer, S.16 41 Vgl. Bender, Manuel/ Nufer, Gerd (2008), Guerilla Marketing, Reutlinger Diskussionsbeiträge zu Marketing & Management Reutlingen Working Papers on Marketing & Management Nr. 2008 – 5 http://www.esb-businessschool.de/fileadmin/_research/dokumente/Diskussionsbeitraege/Reutlinger_Diskussionsbeitrag _2008_-_5.pdf, Abruf am 23.09.2012, S. 24 Zunächst einmal spielen große Werbebudgets keine entscheidende Rolle. Dafür stehen Zeitaufwand, Energie und vor allem Kreativität im Vordergrund. Aber auch eine vergleichsweise höhere Risikobereitschaft, sowie der Mut, neue Wege einzuschlagen, zeichnen eine erfolgreiche GM-Kampagne aus. GM ist flexibel und lässt sich schneller umsetzen als klassisch angelegte Werbekampagnen. Hierfür werden verstärkt innovative Medien- und Kommunikationstechnologie genutzt, wie beispielsweise das Internet oder die mobile Telekommunikation. Da die Aktionen des GM von ihrer Neuwertigkeit und ihrer Einzigartigkeit getragen werden, können diese auf lokaler Ebene nur selten wiederholt werden. Da diese methodischen Ansätze in der Regel auch nicht unverzüglich als Werbung wahrgenommen werden sollen, entfaltet sich die Wirkung in der Regel erst zu einem späteren Zeitpunkt. Daher werden sie oft durch zusätzliche PRMaßnahmen für Mund-zu-Mund-Propaganda unterstützt. Durch die Nutzung von digitalen Kommunikationswegen können diese Marketingaktivitäten per Video über das Internet verbreitet und einer breiteren Masse von potenziellen Kunden zugänglich gemacht werden. Dies ist insbesondere deshalb so effektiv, weil sich eine solche Maßnahme vornehmlich an das Individuum und an klar definierte Marktnischen wenden, und nicht einfach an ganze Märkte 42. Im Sinne des klassischen Marketings erforderte der Marktauftritt stets erhebliche finanzielle Investitionen. Anders ist hier der Ansatzpunkt beim GM: es muss zwar Geld investiert werden, gute Werbeergebnisse aber sind nur durch den Einsatz von Zeit, Energie, Fantasie und Wissen zu erreichen. Traditionelles Marketing ist besonders auf die Bedürfnisse großer Unternehmen zugeschnitten, denen durch ihre finanziellen Möglichkeiten monatlich ein festes Marketingbudget zur Verfügung steht. GM dagegen wurde von kleinen Unternehmen entwickelt mit meist winzigen Budgets, die dann natürlich ganz gezielt eingesetzt werden mussten. Mittels dieser Strategie konnten sie trotzdem mit großem Erfolg werben. Die Effizienzkontrolle des traditionellen Marketings orientiert sich an den Verkaufszahlen, den Reaktionsquoten auf offerierte Angebote, die 42 (vgl. Levinson, Jay Conrad 1.11.2000 S.26) TVR S.16 25 Besucherzahlen auf der Webseite oder dem Publikumsverkehr im Ladengeschäft. GM dagegen verwendet lediglich die Höhe des erzielten Profits als Erfolgszahl. Denn trotz eines erzielten Umsatzrekordes kann es schlechterdings dazu kommen, dass die steigernden Maßnahmen so hohe Kosten verursachen, dass die Umsatzsteigerung von diesen Zahlen letztendlich wieder aufgefressen werden. Das ist besonders für den Fall der KMU zu bedenken. Oft basiert das traditionelle Marketing auf Erfahrungswerten, folglich auch zukünftig geplante Maßnahmen. Gleichwohl haben selbst Erfahrungen als Arbeitsgrundlage immer auch einen spekulativen Charakter. Sie könnten daher bei neuen Maßnahmen ihren Zweck verfehlen. Deshalb bedient sich das GM in erster Linie auch psychologischer Erkenntnisse, und macht sich diese weitestgehend zu nutze. Bei einer üblichen Vorgehensweise geht es oft darum, das geschäftliche Wachstum voranzutreiben und das Produktportfolio zu streuen. Allerdings laufen Unternehmen hier Gefahr, ihre Kernkompetenzen aus den Augen zu verlieren. Denn GM betrachtet Wachstum nicht als Muss, sondern als Option. Die Konzentration auf lineares Wachstum ist ein weiterer Punkt, auf den sich traditionelles Marketing konzentriert. Neue Zielgruppen werden nacheinander angesprochen, weshalb das Wachstum nur langsam von statten geht und mitunter hohe Kosten verursacht. Beim GM liegt der Schwerpunkt bei einem geometrischen Wachstum, was bedeutet, das zur traditionellen Wachstumsförderung jede Transaktion ausgeweitet wird. Die Transaktionen werden pro Verkaufszyklus mit jedem Kunden erhöht, und die Wirkung der Mundpropaganda wird so in vollem Umfang ausgeschöpft. 5.3. Relevante wissenschaftliche Aspekte im Guerilla Marketing 5.3.1. Ökonomische Perspektive Aus betriebswirtschaftlicher Sicht haben sich die eigentlichen Ziele erfolgreichen Marketings im Lauf der Zeit im Großen und Ganzen nur unwesentlich verändert. Das heißt jedoch nicht, dass die im Bereich der industriellen Wirtschaftssysteme angesiedelten, auf kontinuierliche, oder auch 26 sprunghafte, innovatorische Entwickelung zwingend angewiesenen Unternehmungen innerhalb der letzten Jahrzehnte sich unverändert gleich geblieben sind 43. Ganz im Gegenteil müssen sich gerade die unternehmerisch handelnden Akteure, in ihrem eigenen Interesse, diesen vielschichtigen und sehr komplexen Veränderungen anpassen. So bewirkte der Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt und die damit verbundene, sich immer stärker ausbreitende Konkurrenzsituation einen tiefgreifenden Wandel der Werbestrategien 44 Die zunehmende Konkurrenz, die in ihrer Effektivität verbesserten Produktionsweisen, der Ausbau der Logistik und Vertriebswege etc. zwangen die Unternehmen dazu, gerade vor dem Hintergrund industriell erzeugter Massenware, ihre Offerten von den Angeboten der Mitbewerber abzuheben und auf anderen Wegen verkaufsförderlich zu differenzieren 45. Denn allgemein gilt, das auf einem gesättigten Markt eine potenzielle Kundschaft jederzeit aus einer großen Zahl von im Grunde relativ gleichwertigen Produktangeboten auswählen kann. Das führte zu dem Effekt, dass oftmals unternehmerische Ziele nicht erreicht werden konnten, da die Kundschaft einfach nach einem Alternativprodukt griff, ohne selbst dadurch Einbußen zu haben 46. Um die eigenen Möglichkeiten im unternehmerischen Sinne weiterhin gewinnbringend auf dem Markt nutzen zu können, mussten viele Unternehmen parallel bzw. im Anschluss an die gesamtwirtschaftlichen Veränderungsprozesse eine sehr viel stärkere Marktsegmentierung einsetzen, was natürlich ebenfalls Modifikationen und Innovationen im Bereich des eigenen Kommunikationsinstrumentariums notwendig machte 47. Für die Konsumenten gesprochen stellt das nunmehr beinahe permanente Überangebot an Waren eine Herausforderung insofern dar, als das es für ihre letztlich eigenständige Kaufentscheidung unabdingbar wird, sich innerhalb des bestehenden Angebots zu orientieren, um anhand von Zusatzinformationen 43 Vgl. Levinson, Jay Conrad (1994), Guerilla Marketing für Fortgeschrittene: Erfolg im kleinen Unternehmen: 50 Goldene Regeln, New York, Frankfurt/Main, Campus Verlag, S.24 44 Vgl. Levinson, Jay Conrad (1993), Guerilla Verkauf: Mit unkonventionellen Ideen den Kunden gewinnen. New York, Frankfurt/Main, Campus Verlag, S.12 45 Vgl. Kloss, Ingomar (2007), Werbung: Handbuch für Studium und Praxis, 4. Auflage, München, Verlag Vahlen, S.20 46 Vgl. Hemetsberger, Hannes (2007), Stellenwert von Below the Line Maßnahmen im Marketing-Mix von Großunternehmen, Wien, Diplomarbeit, Wirtschaftsuniversität Wien, S.21 47 Vgl. Fußnote 87, ebendort, S.1 27 auszuwählen 48. Aufgrund weitreichender Produktäquivalenzen müssen Unternehmen nun, anhand von individuellen Vorlieben, mehr oder weniger künstlich erzeugte, subjektive wie emotionale Unterschiede schaffen 49. Innerhalb des bestehenden Wettkampfes um eine hohes, verkaufsförderliches Kommunikationsaufkommen scheinen also im Marketing besonders die Spielarten der Guerilla-Strategie geeignet zu sein, um den vielversprechenden, reichen Bestand subjektiver und emotionaler Vorlieben nutzbar zu machen bzw. effektiv zu bedienen, um auf diesem Weg für die Fremdwahrnehmungen des eigenen Produkt- oder Dienstleistungsangebots schließlich ein positiv besetztes Differenzierungsmerkmal herauszustellen 50. Ein mindestens ebenso relevanter Umstand, der gleichfalls für das GM als denkbare Marketingmethodik spricht, ist die deutliche Zunahme von Existenzgründungen. Auch solcherlei Unternehmungen drängen ja mit ihren Angeboten auf den Markt, und müssen, trotz ihres oftmals beschränkten Budgets, gewährleisten, am relevanten Markt präsent zu sein, um sich dort behaupten zu können. Und das trotz, bzw. gerade wegen der bestehenden Konkurrenz von bereits etablierten Unternehmen. Ein Großkonzern verfügt allerdings in der Regel über ein vergleichsweise riesiges Werbebudget. In diesen so unterschiedlichen Etatdimensionierungen liegt auch der springende Punkt. Durch den finanziellen Vorteil, den das etablierte Unternehmen bereits für sich zu nutzen vermag, ist es prinzipiell durchaus in der Lage, den Marktzutritt kleinerer Unternehmen erheblich zu erschweren bzw. seine Bemerkbarkeit deutlich hinauszuzögern, einfach indem der Werbedruck erhöht wird. Daher greifen gerade die klein- und mittelständischen Unternehmensformen auf wesentlich kosteneffizientere und zudem alternative Marketingformen zurück, wie eben das GM51. 48 Vgl. Hemetsberger, Hannes (2007), Stellenwert von Below the Line Maßnahmen im Marketing-Mix von Großunternehmen, Wien, Diplomarbeit, Wirtschaftsuniversität Wien, S.21 49 Vgl. Fußnote 86, ebendort, S.1 50 Vgl. Levinson, Jay Conrad (1990), Guerilla Marketing: Offensives Werben und Verkaufen für kleinere Unternehmen. New York, Frankfurt/Main, Campus Verlag, S.10 51 Vgl. Nackowitsch, Michael (Datum unbekannt), Workshop Guerilla-Marketing. Man sollte die Welt so nehmen wie sie ist, aber nicht so lassen!, http://www.dozentenboerse.de/tools/download?dfID=2496, Abruf am 02.09.2012, S.1 28 Um in dem Kampf um absatzförderliche Aufmerksamkeit gegen die alteingesessenen und etablierten Wettbewerber bestehen zu können, werden folglich gerne kreative, kostengünstige Ideen genutzt und realisiert. Allerdings haben diese Kreativtechniken inzwischen auch bei den großen Unternehmensformen Anklang gefunden, so dass diese sich inzwischen z.T. ebenfalls der einen oder anderen ausgesuchten Guerilla-Strategie bedienen 52. 5.3.2. Kommunikationstheoretische Aspekte Wie in den vorausgegangenen Erläuterungen themenspezifisch zum Wandel des Marktes angedeutet wurde, mussten sich in diesem Zug ebenfalls die Kommunikationspolitiken grundsätzlich verändern bzw. den Veränderungen entsprechend angepasst werden. Dies kann durchaus als eine notwendige Reaktion auf die Übersättigung der Märkte und die Austauschbarkeit vieler Warengüter verstanden werden. Wie also kann die Werbebranche auf diese Herausforderungen reagieren? Nunmehr kann und soll Werbung nicht mehr bloß auf einer faktenbasierten bzw. sachorientiert gehaltenen Ebene oder ausschließlich ausgestattet mit erklärenden Informationen abgebildet werden, um bei der Konsumauswahl ‚beratend‘ zur Seite zu stehen 53. Um sich positive Differenzierungsmerkmale zu verschaffen, bedient man sich mehr und mehr der Reizimpulse emotional besetzter Themengebiete – im filmischen Bereich etwa durch perfekt inszenierte Bildkommunikationen, die zwar ganz sicher für eine gewisse Aufmerksamkeit, aber bestimmt nicht in erster Linie für eine notwendige Aufklärung sorgen. Die grundlegenden Aufgaben und zugleich ursprünglichen Funktionen von Werbung (die nach wie vor tatsächlich relevant sind und bleiben: nämlich Produktinformationen) rutschen in den Hintergrund, oder erhalten eine Platzierung, die, lediglich wie eine lästige Nebensächlichkeit oder Pflichterfüllung, nur ganz beiläufig in die aufwendig gestaltete Gesamtinszenierung eingebunden werden. Denn es lässt sich doch sicherlich davon ausgehen, dass die allermeisten 52 Vgl. Tropp, Jörg (1997), Die Verfremdung der Werbung: Eine Analyse zum Zustand des Werbewirtschaftssystem, Dissertation, Opladen, Westdeutscher Verlag; S.117 53 Vgl. Tropp, Jörg (1997), Die Verfremdung der Werbung: Eine Analyse zum Zustand des Werbewirtschaftssystem, Dissertation, Opladen, Westdeutscher Verlag; S.117 29 Rezipienten von Werbung bereits in zahllosen Kontexten Medienerfahrung erworben haben, so dass als Reaktion ein gewisser Lerneffekt eingesetzt hat, man sozusagen gelernt hat, gezielt wegzuschauen, wegzuhören, wegzuklicken, oder gleich ganz ‚abzuschalten‘, sobald Werbung zu gewärtigen ist. Die hierin (gut) trainierte Wahrnehmung bedingt, dass Werbesignalen und Werbeimpulsen eine geringe Aufmerksamkeitsspanne geschenkt wird 54. Da also aufgrund der ganz offensichtlich beobachtbaren Fülle von Werbebotschaften sich durchaus bewusst in generalisierender Weise sagen lässt, dass auf der Seite der Empfänger (jener Dauerbefeuerungen) sich eine allgemeine Abstumpfung gegenüber Werbesignalen an sich breit gemacht hat, wurde (bzw. wird) also vorderhand versucht, sich durch den Einsatz aufregend und/oder emotional gehaltener Werbe-Sujets sich der wachen Aufmerksamkeit der gewünschten Adressaten zu versichern, und sich innerhalb des Kommunikationswettbewerbs positiv (und erfolgreich) abzuheben 55. Solche Kampagnen differenzieren das beworbene Konsumprodukt also durch die Schaffung und Inszenierung „stichhaltiger“ Ereignisse und Erlebnisse – mit integrierter Werbefunktion 56. Um mit der eigenen Werbung die Aufmerksamkeit des RezipientenKonsumenten für das Kampagnengut zu gewinnen, wird zudem versucht, einen markanten Erinnerungs- und Wiedererkennungswert zu erzeugen 57. Diesen zeitgleich und zusätzlich entstehenden Wert könnte das GM womöglich helfen zu erzeugen, da bei diesem Ansatz die Werbemaßnahmen sich durchaus zu einem echten, eigenwertigen Vorteil in Bezug auf das beworbene Konsumgut ausbauen lassen 58. Denn selbst wenn durch Werbung noch ganz traditionsbewusst Produktinformationen vermittelt werden, ist es mittlerweile zu einem Erfahrungswert geworden, 54 Vgl. Felser, Georg (2007), Werbe- und Konsumentenpsychologie, Heidelberg, Spektrum Akademischer Verlag, S.4 55 Vgl. Levinson, Jay Conrad (1994), Guerilla Marketing für Fortgeschrittene: Erfolg im kleinen Unternehmen: 50 Goldene Regeln, New York, Frankfurt/Main, Campus Verlag, S.112 56 Vgl. Kloss, Ingomar (2007), Werbung: Handbuch für Studium und Praxis, 4. Auflage, München, Verlag Vahlen; S.20 57 Vgl. Tropp, Jörg (1997), Die Verfremdung der Werbung: Eine Analyse zum Zustand des Werbewirtschaftssystem, Dissertation, Opladen, Westdeutscher Verlag, S.128 58 Vgl. Eicke, Ulrich (1991), Die Werbelawine. Angriff auf unser Bewußtsein, München, Knesebeck und Schuler; S.101 30 dass diese durch das relative Informationsüberangebot schlicht und ergreifend unterzugehen drohen 59. Die lästige Folge daraus ist, dass große Teile des investierten Werbebudgets dann unwirksam verpuffen 60. Mittlerweile hat sich ganz offenbar und in einem nicht ungravierenden Ausmaß etwas an der Grundeinstellung der Rezipienten-Konsumenten gegenüber Werbung an und für sich geändert, höchstwahrscheinlich sogar in einem negativen Sinne. Gerade deshalb steigen die Qualitäts- und Effektivitätsforderungen an die Adresse der Werbebranche. Zumindest hat der Unterhaltungswert von Werbung zunehmend an Bedeutung gewonnen 61. Gerade der besondere Stellenwert, der der Unterhaltsamkeit im Marketing gegenwärtig beigemessen wird, kann als ein Kennzeichen oder Teil des essenziellen Selbstverständnisses von GM verstanden werden. Mit Hilfe so gearteter Ansätze lässt sich die Kontaktsituation mit den Rezipienten-Konsumenten sehr viel sympathischer, persönlicher und finanziell gesehen vergleichsweise sogar kostengünstig gestalten 62. Da GM unter anderem darauf abzielt, (Seh-)Gewohnheiten zu benutzen, um sie zu durchbrechen, und weil dieser Ansatz danach strebt, Werbebotschaften abseits des sattsam Bekannten, auf nicht-klassischen Wegen zu übertragen, hat diese vielversprechende Herangehensweise den positiven Effekt, dass Aufmerksamkeit in einem relativ hohen Maße auf das Kampagnengut gelenkt wird, wie es bei klassischen Formen der Werbung kaum mehr möglich zu sein scheint 63. 59 Vgl. Hemetsberger, Hannes (2007), Stellenwert von Below the Line Maßnahmen im Marketing-Mix von Großunternehmen, Wien, Diplomarbeit, Wirtschaftsuniversität Wien, S.1 60 Vgl. Langner, Sascha (2009), Viral Marketing: Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, S.14 61 Vgl. Brückner, Michael (2005), Mit Mini-Budget zum maximalen Markterfolg: Werbung und PR für Existenzgründer & Ich- AGs + praxiserprobte Tools, Wien, Verlag Linde, S.10 62 Vgl. Hemetsberger, Hannes (2007), Stellenwert von Below the Line Maßnahmen im Marketing-Mix von Großunternehmen, Wien, Diplomarbeit, Wirtschaftsuniversität Wien, S.19 63 Vgl. Felser, Georg (2007), Werbe- und Konsumentenpsychologie, Heidelberg, Spektrum Akademischer Verlag; S.57 31 5.3.3. Psychologische Einflussgrößen Der hohe Konkurrenzdruck innerhalb der Märkte hat zunächst Konsequenzen auf das Werbesystem selbst, und in Folge des starken Kommunikationswettbewerbs gleichfalls Auswirkungen auf die Konsumenten 64. Die so genannte Reizüberflutung und vor allem der als störend empfundene Einsatz von Werbung, hat zur Folge, dass Werbung an sich tendenziell eher einen schlechten Ruf genießt und oft auch als unseriös empfunden wird 65. Umsichtig und gut gemachte Werbung dagegen, die den Konsumenten auf eine als positiv empfundene Weise anzusprechen vermag, wird dagegen viel eher akzeptiert, da diese hinsichtlich der Empfindungsqualitäten keine störenden Charakterzüge hat 66. Werbemaßnahmen, die dagegen besonders reißerisch und suggestiv konzipiert bzw. umgesetzt worden sind, können den fatalen Effekt zeitigen, dass sich der rezipierende Konsument in seiner Entscheidungsfreiheit bevormundet fühlt, und unverzüglich eine psychologisch so genannte Reaktanz bewirken 67. Er versucht daraufhin der Reaktanz zu entgehen, weil sie als ein unangenehmer Spannungszustand empfunden wird. 68 Bei Konfrontation mit vermeintlicher Werbung, so heißt es, wird auf der Seite des Rezipienten simultan eine innerlich Abwehrreaktion ausgelöst, die unbewusst relativ erfolgreich dazu beitragen kann, die (bekannten) Signale einer Werbemaßnahme wissentlich herauszufiltern und zu ignorieren 69. Dieses Phänomen wird auch selektive Wahrnehmung oder selektive Aufmerksamkeit genannt. Der Schluss liegt nah, dass allenfalls durch gezielt erzeugte Überraschungseffekte und mit Hilfe ausgesuchter Ungewöhnlichkeit noch neuartige Anreize erzeugt werden können, um die Aufmerksamkeit des 64 Vgl. Levinson, Jay Conrad (1995), Guerilla Werbung: Ein Leitfaden für kleine und mittlere Unternehmen. New York, Frankfurt/Main, Campus Verlag, S.51 65 Vgl. Langner, Sascha (2009), Viral Marketing: Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, S.14 66 Vgl. Felser, Georg (2007), Werbe- und Konsumentenpsychologie, Heidelberg, Spektrum Akademischer Verlag; S.2 67 ebendort; S. 288 ff 68 ebendort, S. 289 69 Vgl. Langner, Sascha (2009), Viral Marketing: Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, S.14 32 selektierenden Rezipienten zu gewinnen 70. Oftmals wird deshalb versucht, die Rezipienten auf einer emotionalen Ebene zu erreichen. Dies hat sich inzwischen ganz allgemein zu einer beliebten Werbestrategie entwickelt 71. Die positiven oder negativen Bewertungen eines bestimmten Produktes, einer Dienstleistung oder eines Unternehmens sind hierbei sogar langlebiger und entscheidender als sachliche, informative Inhalte, welche sich letztlich nur als wahr oder falsch herausstellen können. Eine erzeugte Gefühlslage kann also für die erwünschte Kaufentscheidung viel entscheidender sein als rein sachliche Informationen 72. Diese Erkenntnis zeigt bei der Gestaltung von Werbebotschaften die Möglichkeit, aber auch die Verpflichtung auf, das konkrete Werbemittel so aufzubauen, dass eine gewisse Involvierung erreicht werden kann – das sogenannte Werbemittelinvolvement 73. Hier liegt, psychologisch gesehen, die Stärke von GM: die Formen wirken frisch, unkonventionell, einzigartig und vermitteln den RezipientenKonsumenten somit eine Erlebnisqualität, welche sogar einen Mehrwert darstellen kann, wenn sich die Adressaten davon in eine positive Stimmung versetzt fühlen. Öffentliche Guerilla-Aktionen erfüllen aber auch das heutige Bedürfnis nach mehr Freizeit- und Erlebnisorientierung, vor allem bei jüngeren Generationen. An diesem Wertewandel ausgerichtet, finden immer mehr Erlebnisstrategien Einsatz in den Marketingstrategien 74. Die Abkehr von starren Werbestereotypen hin zu einer Individualisierung bewirken, im Zusammenhang mit der zunehmenden Polarisation und Differenzierung der Konsumentenwünsche, dass klassische Massenkommunikation inzwischen nicht mehr als ein generell optimaler Weg zur Verbreitung von Werbebotschaften erscheint, und die alternativen Werbeformen, speziell GM, einen Aufschwung erleben und verstärkt eingesetzt werden 75. Daher ist für erfolgreiches Werben mittlerweile auch eine feinfühlige Auseinandersetzung mit menschlichem Verhalten, psychologischen Aspekten, 70 Auer, Manfred/ Diederichs, Frank: Werbung below the line. Landsberg/Lech, 1993; Seite 202 Auer, Manfred/ Diederichs, Frank: Werbung below the line. Landsberg/Lech, 1993; Seite 202 72 ebendort, S. 186 73 Vgl. Felser, Georg (2007), Werbe- und Konsumentenpsychologie, Heidelberg, Spektrum Akademischer Verlag; S.61 74 Vgl. Hemetsberger, Hannes (2007), Stellenwert von Below the Line Maßnahmen im Marketing-Mix von Großunternehmen, Wien, Diplomarbeit, Wirtschaftsuniversität Wien, S.20 75 Vgl.Netzer, Frithjof: Zielgruppen-Marketing. In: Meffert, Heribert (Hrsg.): Lexikon der aktuellen Marketing-Begriffe. Frankfurt am Main, 1997; Seite 277 71 33 Einflussgrößen und Phänomenen unerlässlich geworden. Dem Gegenstandsbereich alternativer Werbeformen werden oftmals die Formate des „Ambient Marketing“ sowie des „Viralen Marketing“ als eigenständige Werbeformate zugerechnet. Sie scheinen in der Lage, den oben besprochenen, kommunikationstheoretischen wie psychologischen Erfordernissen gerecht werden zu können. Eine klare Abgrenzung vom GM jedoch ist schwierig, da die definitorisch interessanten Grenzen oftmals stark verschwimmen, und zudem auch die Vertreter der Marketingbranche recht unterschiedliche Auffassungen davon haben, was dem GM alles zugerechnet werden kann 76. 5.4. Virales Marketing Virales Marketing, auch virus marketing genannt, ist daran interessiert, gezielt Mundpropaganda auszulösen. Zum besseren Verständnis scheint es daher notwendig zu sein, das Phänomen Mundpropaganda, eine der ältesten ‚Marketingtechniken‘ überhaupt, zunächst einmal vom Standpunkt des Marketings genauer zu betrachten. Im Sinne einer angewandten Marketingmaßnahme werden unter dem Begriff „Mundpropaganda“ alle Kommunikationsformen zusammengefasst, die zwischen Individuen über bestimmte Produkte, Dienstleistungen und Marken stattfinden. Informationen werden untereinander durch Gespräche, aber auch mit Bildern, Videos oder auf anderen Kommunikationswegen übermittelt 77. Diese verschiedenen Kanäle werden also ‚angezapft‘, um im Sinne der Marketingmaßnahme virale Effekte innerhalb der gewählten Zielgruppe auszulösen. 76 Vgl. Fachzeitung der IHKs in Baden-Württemberg (10/2006), 2. Ausgabe, S.2 Vgl. Röthlingshöfer, Bernd (2008), Mundpropaganda-Marketing: Was Unternehmen wirklich erfolgreich macht, Deutscher Taschenbuchverlag, S.27 77 34 5.4.1. Elemente des Viralen Marketings Das Ausgangselement für virales Marketing ist das „Kampagnengut“. Dieser Begriff meint die eigentliche Botschaft oder Idee, die zugunsten des beworbene Produktes verbreitet werden soll. Ein gelungenes Kampagnengut dient zum einen dazu, das Interesse der Zielgruppe zu wecken, um dann in der Folge eine effektive Mundpropaganda auszulösen. Es zeichnet sich zugleich aber insbesondere auch dadurch aus, dass es ungemein interessant ist, so dass es innerhalb der Zielgruppe an Aktualität gewinnt, und ein wichtiges Leitthema werden kann. Als ungefähre Orientierung für die Umsetzung dieses komplexen Gegenstands ist deshalb eine ansprechender Gestaltungsrahmen erforderlich, der – durch einen gewissen Unterhaltungs- und Vergnügungswert – die Konsumenten/Rezipienten (1) zunächst einmal erfreut bzw. ihnen Spaß bereitet, (2) sie interessiert reagieren lässt, d.h. sie verwenden freiwillig Zeit und Aufmerksamkeit, um sich mit dem (gesamten) Zusammenhang eingehender zu beschäftigen (3) schließlich so gestimmt macht, dass sie das Kampagnengut durch eigenständige Kommunikationsleistungen weitertragen 78. Allerdings kann im Marketing der bloße Unterhaltungswert nicht der einzig wichtige, ausschlaggebende Aspekt für den Erfolg einer Kampagne sein. Andere Aspekte wie beispielsweise Neuartigkeit, oder sogar Einzigartigkeit sind Anforderungen, die, falls ihnen entsprochen werden kann, das Potenzial besitzen, einen deutlichen Impuls, Anreiz oder eigenständigen Anlass für weitreichende Kommunikationen zu setzen 79. In den weiteren Schritten tritt das so genannte „seeding“ hinzu. Relativ gesehen meint es ein zielgerichtetes und kontrolliertes Steuern der Verteilung und Streuung der im Vorfeld erzeugten Werbebotschaften, die das eigentliche Kampagnengut enthalten. Hierfür stehen mehrererlei Möglichkeiten offen. Für werbende Unternehmen bieten sich vor allem wohl die Massenmedien an, zu 78 Vgl. Langner, Sascha (2009), Viral Marketing: Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, S. 38 f. 79 Vgl. Leonardi, Jean-Manuel (2008), Viral Marketing im E-Business, Dissertation, Hamburg, Diplomica Verlag, S. 50 35 denen jetzt natürlich auch das Internet gezählt werden muss. Trotzdem können, wie dies in der Menschheitsgeschichte auch schon früher oftmals geschah, virale Effekte ganz bestimmt ebenso offline, also ohne das Mittel online leicht distribuierbarer bzw. verfügbarer Medieninhalte, erzeugt werden. Die Wahloption des Mediums beeinflusst die spezifischen Eigenschaften der Darstellung und Verbreitung also erheblich, wie im Folgenden anhand eines tabellarischen Vergleichs dargestellt werden soll: Medientyp I: offline Expansion Verbreitungsart persönliche Anwesenheit Medientyp II: online langsam; kritische Masse wird erst nach längeren Zeiträumen erreicht schnell; kritische Masse kann innerhalb kurzer Zeit erreicht werden überwiegend verbal; weniger visuell überwiegend visuell; weniger verbal Grundvoraussetzung Versand- und Empfangszeitpunkt asynchron relativ niedrig; Ursprung beim Kunden, Modifikation beim Weitererzählen relativ hoch; Ursprung beim Unternehmen, Modifikationen durch Kunden kann eingeschränkt werden sozialer Einfluss aufmerksamer Empfänger durch persönliche Interaktion zwischen den Gesprächspartnern Empfänger ist nicht genötigt, der Nachricht Aufmerksamkeit zu schenken, dadurch kaum Interaktion zwischen den Kommunikationspartnern Anwendungsbere ich Reichweite unlimitiert Kontrolle über die Verbreitung Multiplizierbarkeit Nachricht kann nur persönlich mitgeteilt werden von Botschaften Reichweite limitiert auf Internetnutzer Nachricht ist kopierbar, mehrfach versendbar Tabelle I: Abgeleitet aus: Offline- versus Online-Viral-Kampagnen 80 80 Vgl.: Langner, Sascha (2009): Viral Marketing. Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und Gewinn bringend nutzen, 3. Aufl., Wiesbaden, S.33 36 Ein überwiegender Teil aller Kampagnen in der Art des GM, vor allem die der größeren Unternehmen, nutzen das Internet, um ihre Werbebotschaften aktiv „seeden“ zu können. Bei Aktionen, wo die Initiatoren bzw. Akteure nicht unbedingt die Einzigen sind, die eigenständig Online-Inhalte vor- (oder nach-)bereiten und sie dann zur freien Verfügung einstellen, können online beispielsweise auch durch Fotos, Videofilmaufnahmen, Blog-Einträge etc. von Zuschauern bzw. Augenzeugen zu viralen Effekten der Mundpropaganda führen. Diese Art der Aktivierungen von Rezipienten sind ja gerade wesentlicher Teil und wesentliches Ziel des Modells oder Konzepts von (viralem) GM. Interessant sind, für den Internetbereich gesprochen, daher solch populären, weit verzweigten sozialen Netzwerke, wie etwa die Plattform des kommerziellen Internet-Anbieters „Facebook“. Neben (kommerziell betriebenen) sozialen Netzwerken gibt es zusätzliche Verbreitungsmöglichkeiten über Nachrichtendienste und Nachrichtenbörsen wie Blogs, Internetforen oder Newsletter. Innerhalb solcher Netzwerke, wo oftmals eine Einzelperson mit zahlreichen anderen verbunden ist und womöglich vielfältigste Kontakte unterhält, können, neben persönlichen Nachrichten, auch Botschaften anderer Art kursieren, was Netzwerke dieser Art als Multiplikatoren einer bestimmte Werbebotschaft in Betracht kommen lässt. Gerade deshalb bieten sich Web-Communities für das virale Marketing an. Sie erscheinen hilfreich, um die Botschaften eines bestimmten Kampagnengutes sehr viel zielgruppenorientierter zu platzieren, als es bei einer unspezifischen Masse möglicher Interessenten der Fall ist 81. Dennoch ist es auch hier nicht ganz einfach: Da im Bereich des viralen Online-Marketings die Auswirkungen einer sich im Web 2.0 verselbstständigenden Mundpropaganda kaum vorherzusehen, oder gar wesentlich zu steuern sind, gilt es, die Zielgruppe besonders passgenau und effektiv zu erreichen, indem geeignete Anreize für eine selbstständig fortlaufende Kommunikation im Sinne des Auftraggebers zu schaffen sind. Die zentrale Aufgabe in diesem Feld des Marketings besteht folglich darin, die richtigen Multiplikatoren ausfindig zu machen. Für das praktische Verständnis 81 Vgl. Leonardi, Jean-Manuel (2008), Viral Marketing im E-Business,Dissertation, Hamburg, Diplomica Verlag, S.55. 37 der Zusammenhänge wird hier recht klar zwischen dem „einfachen Seeding“ einerseits, und einem „erweiterten Seeding“ andererseits unterschieden. Im Fokus des so genannten „einfachen Seedings“ steht, als Übermittler der zur Weiterverbreitung gedachten Werbebotschaft, deren eigentliche Empfänger zumeist die Mitglieder des engeren oder weiteren Familien- und Freundeskreis sein sollen, eine einzelne Mittlerperson, die das Kampagnengut in der Regel auch selbst entdeckt hat. Beim „erweiterten Seeding“ strebt man bei der Anregung von Mundpropaganda danach, einen schnelleren und massiveren Publizitätsgewinn zu erzielen. Unter dieser Prämisse, möglichst viele Personen zu erreichen, werden deutlich mehr Kanäle genutzt. Neben dem Internet sind dies natürlich die klassischen Kanäle wie die Printmedien, das Radio und Fernsehen 82. Trotz der zur Verfügung stehenden technischen Mittel, stellen gerade die Erfolgskontrollen von Medienkampagnen innerhalb der Social-Media z.T. außerordentlich komplexe Herausforderung dar, da es äußerst zeitaufwendig, anspruchsvoll und zudem rechtlich problematisch ist, fremde Kommunikationen zu Kontrollzwecken zu sammeln und auszuwerten. Eine quantitative Analyse könnte beispielsweise über die Prüfung gesammelter Daten von Serverabfragen, nach Kennzahlen wie z.B. der Anzahl der Seitenaufrufe oder der Klicks, die für eine Webseite verzeichnet worden sind, bewerkstelligt werden 83. Andererseits könnte eine Erfolgskontrolle auch qualitativ durchgeführt werden. Um das Stimmungsbild der Zielgruppe auf diesem Wege herauszufinden, bedarf es, aufgrund der zeit- und arbeitsintensiven Recherchen in Internetforen, Weblogs bzw. -portalen etc. pp., jedoch oftmals eines hohen analytischen Aufwands. Dort müsste dann die inhaltliche Auseinandersetzung stattfinden, die den Austausch von subjektiven Meinungen und Ansichten mit der Botschaft und Zielsetzung der Kampagne selbst vermittelt. Diese Vorgehensweisen ermöglichen es, Entwicklungstrends zu beobachten und gegebenenfalls in einem gewissen Umfang zu steuern, weil herausgearbeitet wird, wie die Rezipienten zu der Kampagne insgesamt stehen. 82 Vgl. Langner, Sascha (2009), Viral Marketing: Wie Sie Mundpropaganda gezielt auslösen und gewinnbringend nutzen, 3.Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, S.72. 83 Vgl. Fußnote 47, ebendort, S.92 f. 38 Eine solche Arbeitsweise bietet sich sicherlich auch zur eigenen Erfolgskontrolle an. 5.4.2. Praxisbeispiel IV: Virales Guerilla Onlinemarketing [siehe Abbildungsteil, Abbildung 6 und 7] Ein markantes Beispiel für eine sehr erfolgreiche Umsetzung des viralen GM war eine US-amerikanische Low-Budget-Filmproduktion, der Horrorfilm „Blair Witch Project“ aus dem Jahr 1998. Noch bevor es das eigentliche Filmmaterial überhaupt zu sehen gab, begannen die Produzenten bereits, ein Gerüchte über eine (natürlich fingierte) Dokumentation in einem TV- Beitrag, der in Kooperation mit dem „Independent Film Channel“ produziert wurde, zu streuen. Nachdem der Film fertig produziert war, richteten die Regisseure Dan Myrick und Ed Sanchez eine Webpräsenz im Internet ein, auf der sie über das Verschwinden dreier Filmstudenten in den Wäldern von Burkittsville im Jahr 1994 berichteten, und den Filmplot sozusagen als Tatsachenbericht darstellten. Gespickt wurde das Ganze mit fiktiven Interviews von angeblichen Familienmitgliedern und Bekannten der verschwundenen Studenten. Überdies wurde die sagenumwobene Hexe etwas ausführlicher zur Darstellung gebracht, die, so lautete die Botschaft, die verschwundenen Studenten im Rahmen ihrer Semesterarbeit zu dokumentieren vorgehabt hätten. Was den Bluff komplett machte und ihm Glaubwürdigkeit verlieh, war, das man auf der Suche nach den Vermissten über den Fund ihrer Filmausrüstung berichtete. Auf der Webseite kündigte man nun an, in Besitz dieser geheimnisvollen Videobänder gelangt zu seinn und zeitnah einige Ausschnitte davon zu präsentieren. Innerhalb von wenigen Wochen nur erreichte die Webpräsenz die Marke von einer Million Besucher. Im April 1998 wurden, wie angekündigt, die ersten Ausschnitte in der TV-Sendung „Split Screen“ gezeigt. Sie erzielten, Dank ihrer schlechten Qualität, auch die gewünschte Wirkung bei den Zuschauern, denn sie fachten die Neugier für diese mysteriöse Begebenheit zusätzlich an. Außerhalb ihrer (inhaltlich fingierten) Internetseite hatten die Filmemacher keine weitere Kontaktadresse eingerichtet, aber innerhalb des eingerichtetes Internet-Forums auf dieser Webseite fand ein reger Austausch 39 über allerlei Spekulationen statt; zahllose Berichterstattungen in anderen Medien vervollständigten das sorgfältig geplante „Seeding“. Erstmalig gezeigt wurde das fertige Filmprojekt erst 1999 auf dem „Sundance Film Festival“. Der Film wurde vorerst lediglich in 27 US-amerikanischen Kinos ausgestrahlt. Durch einen massenhaften Zuschaueransturm fanden sich jedoch schnell weitere Kinos, die dieser Film interessierte, und zu guter Letzt brachten insgesamt 1100 Kinos diesen Film. Bereits am ersten Wochenende nach Filmstart begann sich der Anfang einer Erfolgsgeschichte zu zeigen: allein in dieser einen Woche nämlich waren 29 Millionen Dollar eingespielt. Das „Blair Witch Project“ schaffte es, zu einem der Filme mit den höchsten Einnahmen im Verhältnis zu seinen Herstellungskosten zu werden. Bis Ende 1999 belief sich die Summe auf 248 Millionen Dollar weltweit, bei Produktionskosten, welche sich letztlich gerade einmal mit etwa 60.000 Dollar bemerkbar machten 84. Die Erläuterungen zum genannten Beispiel geben eine Vorstellung davon, wie virales Marketing aktiv betrieben werden kann. Unter ausschließlich finanziellen Gesichtspunkten verfügten die Produzenten des Filmes zwar nur über eine vergleichsweise sehr geringe Kapitalausstattung, sie schafften es allerdings mit einer sehr gut durchdachten Seeding-Strategie dennoch, erwünschte und förderliche virale Effekte der Mund-zu-MundPropaganda online und schließlich sogar offline auszulösen, und sie für die eigenen Zielvorstellungen geschickt zu nutzen. In der Folge wurde also die eigentlich tragende, weitreichende Vermarktung letztendlich dann von Dritten, d.h. durch die Berichterstattung anderer, nämlich massenwirksamer Medien, übernommen. Der Erfolg zeigte, wie sich trotz geringen Mitteleinsatzes und mit Hilfe einer avancierten Seedingpolitik eine bemerkenswert große Wirkung erzielt lässt. Dieses „Projekt“ macht darüber hinaus im Rahmen der vorliegenden Arbeit also einen essenziellen Zug der Guerilla-Methodik deutlich: Es wurden nämlich alle relevante Informationen (bzw. das Kampagnengut selbst) aktiv, gezielt und selbstständig kontrolliert von den Urhebern lanciert bzw. allmählich in Umlauf gebracht. Die Produzentenseite nutzte, das soll an dieser Stelle festgehalten 84 Vgl. Blair Witch Projekt (Datum unbekannt), Wikipedia- Artikel mit Hintergrundinformationen zum Film, http://de.wikipedia.org/wiki/Blair_Witch_Project, Abruf am 19.09.2012, o.S. 40 werden, in ihrem Vorgehen eine Guerilla-Strategie für den Zweck des Viralen Marketing. 5.5. Ambient Media „Ambient Media“ ist im weitesten Sinne ein kollektiver Sammelbegriff für alle nicht-klassischen Werbeformen, die im jeweiligen Lebensumfeld der Zielgruppen anzutreffen sind. Er bezeichnet somit den ständig wachsenden Sektor von neuen Formen der Außenwerbung. Abgeleitet vom Begriff Ambiente, sind hier die spezifischen Lebensbereiche gemeint, wo die Zielgruppe verstärkt anzutreffen. In diesem Zusammenhang meint „Media“ z.B. die Verwendung von ungewöhnlichen neuen Printmedien als Werbeträger, und ist grundsätzlich ein Konzept, welches offline, also ohne Nutzung des Internets, angewendet wird, und, im übertragenen Sinne, ein Ableger bzw. Nachfolger klassischer Plakatwerbung ist 85. Um Streuverlusten entgegen zu wirken sind die wichtigsten Kriterien bei der Anwendung also nicht die speziellen Formate, sondern vielmehr die Positionierung des Werbemediums an den für die Zielgruppe relevanten Orten. Auf diesem Weg soll vermieden werden, dass die Rezipient die Werbeaktion als störend empfinden, sondern eher sympathisch und originell, da diese Form ja direkt darauf abzielt, durch besonders ausgefallene und unerwartete Ideen Aufmerksamkeit zu erregen. Sie wird sehr oft verwendet, um klassische Werbekampagnen zu ergänzen. Häufig werden bei der Platzierung öffentliche Orte ausgewählt, wo eine erhöhte Aufmerksamkeit erzielt werden kann, dank einer reizarmen Umgebung, wie beispielsweise auf öffentlichen Toiletten 86. Gerade für die Alkohol- und Tabakindustrie ist diese Form des Werbens interessant geworden, da diese teilweise durch Wettbewerbs- bzw. Werbeverbote stark beschränkt worden 85 Vgl. Pradel, Marcus/ Schulte, Thorsten (2006), Guerilla Marketing für Unternehmertypen, 2. Auflage, Sternenfels, Verlag Wissenschaft & Praxis, S.40 86 Vgl. Nufer, Gerd (2007), Event-Marketing und –Management: Theorie und Praxis unter besonderer Berücksichtigung von Imagewirkungen, 3. Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, S.8 41 sind, und sich mit solchen Aktionen lediglich in einer rechtlichen Grauzone bewegen 87. 5.5.1. Praxisbeispiel V: „Fernfahrer Magazin“ [siehe Abbildungsteil, Abbildung 8] Die Werbeagentur „Leagas Delaney“ (Hamburg) entwarf für das Magazin „Fernfahrer“ eine magnetische Werbetafel, die problemlos auf den Dächern gewöhnlicher Autos angebracht werden konnte. Auf diese Weise wurde nur eine ganz spezielle Zielgruppe unter den Verkehrsteilnehmern angesprochen, nämlich die, die ganz gewiss eine optimale Sicht darauf hatten – die Fernfahrer eben. Aus ihren hochgelegenen Fahrkabinen haben sie freie Sicht auf die Autodächer, so dass die Werbebotschaft gleichzeitig eine enge Bindung zur Zielgruppe herstellte. 5.5.2. Praxisbeispiel VI: „Colgate“ [siehe Abbildungsteil, Abbildung 9] Die „Colgate-Palmolive Gmbh“ hingegen verschenkte im Rahmen einer Marketingaktion Stieleis an Kinder und Jugendliche. Erst mit dem fortschreitenden Verzehr des Eises kam allmählich die eigentliche Werbebotschaft zum Vorschein: Nach Süßigkeiten Zähneputzen nicht vergessen (mit einer ganz bestimmten Zahnpasta natürlich!). Als die Eisportion sich langsam ihrem Ende zuneigte, entpuppte sich der Stiel als eine Zahnbürsten-Imitation aus Holz. Auf dem Griff war dann neben dem Colgate Logo bezeichnenderweise der gut lesbare Slogan „Don’t forget!“ aufgedruckt. 87 Vgl. Ruzicka, Tomas Veres (2012), Guerilla Marketing- unkonventionell, überraschend, effektiv, Wien, Echomedia Buchverlag, S.34-36 42 5.6. Ambush Media Das englische Wort „ambush“ meint das Versteck, den Hinterhalt bzw. auch den Angriff aus dem Hinterhal#. Beim „Ambush Marketing“ werden Strategien verfolgt, die darauf abzielen, die unterschiedlichsten Veranstaltungsorte oder Events, etwa ganz bestimmte Groß-Ereignisse mit einem sehr weit gespannten Interessentenkreis, die, obwohl sie von einer anderen Seite geplant und ausgerichtet werden, als eigene Plattform zu nutzen, um damit ein nahezu kostenloses Marketing zu erzielen. Dementsprechend ließe sich diese Form auch durchaus „Trittbrettfahrer- Marketing“ oder „Schmarotzer-Marketing“ nennen, da versucht wird – ohne selbst Sponsor einer Veranstaltung zu sein – das eigene Unternehmen oder die eigenen Produkte im Licht bzw. als Teil des Ereignisses zu präsentieren. Als Ziel wird angestrebt, beim Veranstaltungspublikum als vermeintlicher Sponsor wahrgenommen zu werden, oder sogar das offizielle Sponsoring der Konkurrenten zu schwächen 88. Unterschiede bestehen, in Bezug auf das angedachte Aktionsmodell, zwischen zwei Arten von „Ambush-Marketing“: ein direktes und ein indirektes. 5.6.1. Direktes Ambush Marketing Beim „direkten Ambush Marketing“ wird unmittelbar auf Vermarktungsrechte des Veranstalters, oder auf den Sachverhalt der Sponsoringregularien eines Sportevents abgezielt. Dazu werden, oftmals ganz überraschend, eigene marken- oder urheberrechtlich geschützte Symbole, Marken, Maskottchen oder andere Merchandise-Artikel platziert, ohne z.B. vorab für den Ort des Ereignisses die entsprechenden Lizenzrechte zu erwerben. Ebenfalls kann beim Verkauf einfacher Konsumartikel, die jedoch mit den Emblemen, Symbolen oder Bezeichnungen eines besonderen Events o.ä. versehen worden sind, dem Kunden ein aktueller, zusätzlicher Nutzen suggeriert werden. Man macht sich dabei den positiven Imagetransfer und den Mobilisierungsfaktor, die beide freilich einer ganz anderen Quelle entstammen, zu Nutze. 88 Vgl. Fußnote 52, ebendort, S.39 43 Im übrigen lässt sich aber auch eine Fußballübertragungsmöglichkeit, wie z.B. das mittlerweile sehr beliebte Public Viewing in gastronomischen Einrichtungen, als eine Maßnahmenart des Ambush Marketings verstehen 89. 5.6.2 Indirektes Ambush Marketing „Indirektes Ambush Marketing“ betrifft hauptsächlich den marketingpolitischen Kommunikationsbereich. Vordergründig geht es nicht darum von den Zuschauern als Sponsor des Events wahrgenommen zu werden, vielmehr wird das Ziel verfolgt, durch Aufmerksamkeitsgenerierung das eigene Unternehmen in den Mittelpunkt der Marketingmaßnahmen zu stellen. Deshalb wird bei der Strategieplanung oft versucht, die eigene Aktionen an ein entsprechendes Event anzulehnen 90. Für die Umsetzung bieten sich zwei Möglichkeiten an. Zum einen kann die Marketingstrategie daraufhin angelegt werden, die Gelegenheiten und Vorzüge, die Großveranstaltungen ganz sicher bieten, – etwa hohe Zuschauer- und Besucherzahlen sowie eine mediale Übertragung der Veranstaltung – geschickt für entsprechende Werbeaktionen im Umfeld der Veranstaltung zu nutzen. Dies kann beispielsweise in Form von Plakatwerbung, dem Aufstellen von Werbetafeln oder -bannern, dem Verteilen von Werbeflyern oder Produktproben geschehen. Darüber hinaus bestehen weitere Strategiemöglichkeit. Ebenso ist es möglich, die Protagonisten der Veranstaltung wie z.B. Sportler mit einer entsprechend aufgewerteten Bekleidung (Positionierung des beworbenen Markensymbols oder -namens) auszustatten. Des Weiteren existieren strategische Ansätze in der Ausgestaltung eigener Werbeformen mit indirekten Verweisen, die aber in Verbindung mit einem bestimmten Event stehen. Diese Ausprägungsform des 89 Vgl. Pechtl, Hans (Februar 2007), Trittbrettfahren bei Sportevents: das Ambush- Marketing, Diskussionspapier 01/07, http://www.rsf.uni-greifswald.de/bwl/paper.html , Abruf am 22.09.2012, S.5 90 Vgl. Nufer, Gerd/Simmerl, Christian (2008), Strukturierung der Erscheinungsformen des Ambush Marketing,. Reutlinger Diskussionsbeiträge zu Marketing & Management, Hochschule Reutlingen, http://www.esb-businessschool.de/fileadmin/_research/dokumente/Diskussionsbeitraege/Reutlinger_Diskussionsbeitrag _2008_-_6.pdf, Seite 4, Abruf am 27.09.2012, o.S. 44 so genannten „Trittbrettfahrens“ zielt darauf ab, eine bestimmte Veranstaltung als Leitmotiv für die eigene Werbung zu nutzen, um so eine gesteigerte Aufmerksamkeit generieren zu können. Die damit in Zusammenhang stehenden Aktionen finden im Gegensatz zur oben genannten ersteren Variante nicht überfallartig statt, sondern sind, aus konzeptionellen Gründen der eigentlichen Werbekampagne, in der Regel für einen längeren Zeitraum angesetzt. 5.6.3. Praxisbeispiel VII: „Puma“ [siehe Abbildungsteil, Abbildung 10] Ein gutes Beispiel, welches ein weltweites Medienecho auslöste, war die „Trittbrett“- Ambush-Marketingaktion des Sportartikelherstellers „Puma“ bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta. Linford Christie, ein britischer 100-MeterSprinter, trug bei einer Pressekonferenz Kontaktlinsen, welche mit einem Fimenlogo – dem Panther im Sprung – gebrandet waren. Hauptsponsoren dieser olympischen Spiele waren ja eigentlich die Sportartikelhersteller „Adidas“ sowie „Reebok“. Mit dieser „schrägen“ Aktion verschaffte sich Puma als unmittelbarer, allerdings merklich kleinerer Konkurrent auf dem Sportartikelmarkt jedoch eine enorme mediale Aufmerksamkeit, mit erheblichen, werbewirksamen Effekten. 5.6.4. Praxisbeispiel VIII: „Pringels“ [siehe Abbildungsteil, Abbildung 11] Bei „Pringles“, einer international bekannten Snackmarke, sanken während der Sommermonate regelmäßig die Verkaufszahlen. Deshalb wurde vom Hersteller „Procter & Gamble“ im Jahre 2009 nach einer innovativen Möglichkeit gesucht, diesem periodisch bedingten Trend entgegenzuwirken. So wurde, 45 anlässlich des weltweit ältesten und prestigeträchtigsten Tennisturnier „Wimbledon Championship“, eine daran angelehnte Sonderedition entwickelt. Die entsprechend etikettierten Chipsdosen wurden nicht nur innerhalb des regulären Handel verkauft, sondern auch kostenlos an die Menschen im Umkreis des „All England Club“, dem Austragungsort des Turnieres, tausendfach verteilt. 5.7. Sensation Marketing Unter dem Begriff „Sensation Marketing“ ist die einmalige Durchführung eines überraschenden und spektakulären Werbeaktes zu verstehen, welcher darauf aus ist, einen „Wow“- Effekt bei den Zuschauern zu erzeugen. Durch diesen Überraschungseffekt wird die Aufmerksamkeit auf den Werbeinhalt gezogen und als ein ‚echtes‘ Erlebnis wahrgenommen. Auf diese Weise kann vermieden werden, dass die Aktion als störende Werbung aufgefasst wird 91. Der Rezipient bzw. Kunde wird zum integralen Bestandteil eines Marketingszenarios gemacht, welches er zunächst nicht als solches erkennt. Um die gewünschte Kundengruppe zu erreichen, wird bei der Auswahl des Ortes darauf geachtet, dass dieser möglichst zielgruppenspezifisch gewählt wird. So werden gerade solche Plätze ausgewählt, die von der anzusprechenden Zielgruppe bevorzugt frequentiert werden und somit strategisch interessant und vielversprechend für das geplante (Werbe-)Event sind 92. Zusätzlich werden im „Sensation Marketing“ verschiedene Kommunikationsinstrumente miteinander kombiniert. Über die Mitteilungen bzw. die weitreichende Berichterstattung der Medien (inklusive Internet) wird versucht, eine breite Öffentlichkeit anzusprechen, und die Presse selbst agiert hierbei als Katalysator und Multiplikator der Werbebotschaft. Dem „Viralen Marketing“ kommt hierbei in ergänzender Weise ein nicht unerheblicher 91 Vgl. Schulte (2009), Guerilla Marketing in Guerilla- Marketing- Portal, http://www.guerillamarketing-portal.de/index.cfm?menuID=4, Abruf am 22.09.2012, o.S. 92 Vgl. Schulte (2009), Guerilla Marketing in Guerilla- Marketing- Portal, http://www.guerillamarketing-portal.de/index.cfm?menuID=4, Abruf am 22.09.2012, o.S. 46 Stellenwert zu, es trägt hier mit seinen Mitteln zusätzlich zur Verbreitung bei93. Im Zentrum dieser Aktionen stehen zunächst nicht die Werbebotschaften als solches, sondern primär die Erzeugung von Aufmerksamkeit ihrer Augenzeugen bzw. Rezipienten. Spektakuläre Darbietungen oder Installationen sollen faszinieren, begeistern oder schockieren. Wie in der folgenden grafischen Darstellung nachvollziehbar gezeigt wird, führt die Einzigartigkeit der eigentlichen Aktion bzw. Installation oft zu dem Effekt, dass die Zuschauer, Beobachter und Betrachter eine hohe Bereitschaft entwickeln, anderen Menschen von ihrem Erlebnis zu berichten. Mit der zusätzlichen Berichterstattung durch eigene PR, innerhalb mehrerer Medienkanäle, u.a. auch dem Internet, oder per Verbreitung durch aufgenommene Videos, die ins Internet gestellt werden, erhoffen sich die werbenden Unternehmen in der Hauptsache einen positiven Imagetransfer zu erzeugen. Man geht davon aus, dass ein positiver Imagetransfer sich in der Folge positiv auf die Unternehmensperformance auswirkt, und die Bekanntheit des werbenden Unternehmens kräftig steigern hilft, was darüber hinaus auch noch einer profilierten Abgrenzung zur Konkurrenz zweckdienlich ist. Abb. „Ziffer“: Wirkungskette des Sensation Marketing(Quelle, vgl.?) Allerdings bleibt es auch hier schwierig, Werbeerfolge im Voraus zu planen oder im Nachhinein messbar zu machen. Zudem ist die Reichweite, Kontaktzahl oder Wirkungsweise nicht vorhersehbar. Daraus resultiert, dass eine Erfolgskontrolle nach der durchgeführten Aktion schwierig ist, da wenige 93 Vgl. Hoffmann, Katrin (2007), Ambient Media. Systematisierung, Planbarkeit und Bewertung, Dissertation, Hamburg, Diplomica Verlag, S.25 f. 47 Indizien vorhanden sind, die genutzt werden können, um die Effekte einer derartigen Aktion auswerten zu können 94. 5.7.1. Instrumente des „Sensation Marketing“ Die Instrumente, derer sich beim „Sensation Marketing“ bedient wird, lassen sich (vorläufig) in wenigstens zwei Kategorien einteilen: die „GuerillaSensation“, und der „Ambient-Stunt“ 95. Charakteristisch für eine „Guerilla Sensation“ ist eine sehr dynamische Aktion, die lediglich einmalig und überraschend in der Öffentlichkeit stattfindet und danach strebt, die Zuschauer zu involvieren. Beim „Ambient Stunt“ hingegen werden spektakuläre Installationen genutzt, die zwar ebenfalls mit dem Überraschungsmoment beginnen, die aber, im deutlichen Gegensatz zu den einmaligen Aktionen der „Guerilla Sensation“, über einen längeren Zeitraum hinweg präsent bleiben. Der „Ambient Stunt“ wiederum weist eine Reihe von Parallelen zum „Ambient Marketing“ auf. Der eigentliche Hauptunterschied aber ist, dass „Ambient Marketing“ beliebig oft wiederholbar ist und, im Sinne der Reichweite, auch im größeren Maßstab eingesetzt werden kann. Die Installationen im Fall des „Ambient-Stunt“ hingegen haben keine längerfristig bzw. anderweitig nutzbaren Effekte, sie werden insofern auch eher punktuell eingesetzt 96. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass derlei Aktionen ja nicht direkt auf jene bereits oben erwähnten Medienwelle abzielen, weil durch die punktuelle Anwendung nur eine deutlich geringere Zahl von Rezipienten bzw. Empfängern der verbrämten Werbebotschaft angesprochen werden kann. Um sich der Berichterstattung in den Medien dennoch zu versichern, wird zusätzlich meist eine Viralkampagne initiiert 97. 94 Vgl. Fußnote 57, ebendort, S.26 Vgl. Kaupp, Michael (2010), Digital Signage: Technologie, Anwendung, Chancen & Risiken, Dissertation, Hamburg, Diplomica Verlag, S.13 96 Vgl. Fußnote 59, ebendort, S.48 97 Vgl. Pradel, Marcus/ Schulte, Thorsten (2006), Guerilla Marketing für Unternehmertypen, 2. Auflage, Sternenfels, Verlag Wissenschaft & Praxis, S.58 95 48 5.7.2. Praxisbeispiel IX: „Delite-O-Matic“ [siehe Abbildungsteil, Abbildung 13] Die australische Snack-Marke „Fantastic Delites“ ließ, dem Konzept der Werbeagentur „Clemenger BBDO Adelaide“ entsprechend, einen im RetroDesign gehaltenen Automat namens „Delite-O-Matic“ in einer Fußgängerzone aufstellen, ausgestattet mit einem roten Knopf, bei dessen Bedienung verschiedene Befehle ausgegeben wurden. Anfänglich gestaltete sich dies noch vermeintlich ganz harmlos: Eine ältere Dame etwa drückte auf Befehl des Automaten 100 Mal auf den roten Knopf – für eine Gratispackung „Fantastic Delites“. Doch dann wurde es pro Packung immer schwieriger. Selbst als der Knopf 5000 Mal gedrückt werden musste, bevor eine Gratispackung erhältlich war, hielt ein junges Mädchen tapfer durch, um nach einer gefühlten Ewigkeit endlich eine Packung „Fantastic Delites“ vom Automat ausgegeben zu bekommen. Je mehr Teilnehmer sich fanden, umso absurder wurden die Aufgaben. So mussten manche sich hinknien, um sich dann vor dem Automaten zu verbeugen, ihn also quasi anbeten. Teilnehmende wurden darüber hinaus vom Automaten aufgefordert zu tanzen, oder auf einem Bein zu hüpfen. Der Unterhaltungswert scheint dabei nicht zu kurz gekommen zu sein, denn es fanden sich schließlich immer wieder neue Kombattanten, die am Ende der gestellten und erfolgreich erfüllten Aufgabe anscheinend stolz und glücklich ihre ‚verdiente‘ Packung „Fantastic Delites“ in den Händen hielten. 5.7.3. Praxisbeispiel X: „Miele“ [siehe Abbildungsteil, Abbildung 14] Das Unternehmen „Miele“, ein namenhafter Hersteller von Haushaltsgeräten, ließ in den USA am Rand eines viel befahrenen Highways 49 eine riesige Werbetafel installieren, auf der die Ansaugdüse eines Staubsaugers des genannten Herstellers (inklusive des Marken-Logos), allerdings auf dem Kopf stehend zu sehen war. Die fotografische Abbildung bildete durch ihr Arrangement mit der Stange, an der die Werbetafel selbst befestigt war, das Staubsaugerrohr nach. Auf dem oberen Rand der Tafel drapiert, befand sich ein ‚angesaugter‘ Heißluftballon. Mit diesem spektakulären „Ambient Stunt“ warb Miele für die Leistung ihrer hauseigenen Staubsauger. 6. Chancen und Risiken bei der Anwendung 6.1. Chancen GM war, von seinem ökonomiegeschichtlichen Ursprung her betrachtet, eine Anwendungsstrategie für kleine und mittelständische Unternehmen mit einer eher geringen Kapitalausstattung 98. Die ‚Philosophie‘ des GM war ursprünglich zum Vorteil dieser Unternehmensgröße ausgerichtet. Denn der hohe Flexibilitätsgrad ermöglicht es, unkonventionell, schnell und wenig bürokratisch auf plötzliche oder gar wesentliche Veränderungen des Marktes zu reagieren, was im Vergleich zu größeren Konkurrenten einen nicht zu unterschätzenden Vorteil darstellt 99. Die wesenhafte Flexibilität des GM ermöglicht es zudem, effektive Vorteile bei Serviceleistungen umgehend anzubieten, so dass profitable Marktnischen besetzt und genutzt werden können, auch wenn andererseits Großunternehmen, aufgrund ihrer finanziellen Stärken, relativ leicht und kontinuierlich bestimmte Produktinnovationen und -vorteile entwickeln können 100. Kleine und mittelständische Unternehmen richten sich mit ihren GuerillaAktionen überwiegend ganz direkt an die Zielkundschaften. Die Steigerung des 98 Vgl. Levinson, Jay Conrad (1990), Guerilla Marketing: Offensives Werben und Verkaufen für kleinere Unternehmen. New York, Frankfurt/Main, Campus Verlag; S.9 99 Vgl. Hemetsberger, Hannes (2007), Stellenwert von Below the Line Maßnahmen im Marketing-Mix von Großunternehmen, Wien, Diplomarbeit, Wirtschaftsuniversität Wien, S.23 100 Vgl. Levinson, Jay Conrad (1994), Guerilla Marketing für Fortgeschrittene: Erfolg im kleinen Unternehmen: 50 Goldene Regeln, New York, Frankfurt/Main, Campus Verlag, S.138 50 Erfolgs einer Kampagne, besonders im Sinne von gesteigerter Publizität durch mediale Berichterstattung, stellt sich jedoch meistens als eine eher zweitrangige Angelegenheit dar, denn der Kampagnenerfolg und die Verwirklichung der Zielsetzung des Marketings durch Guerilla-Aktionen genießt selbst Priorität 101. Für die Vergangenheit gesprochen hob z.B. Levinson damals sogar noch einen weiteren Vorteil hervor, den kleinere Unternehmen besaßen, nämlich überhaupt von der Existenz solcher Strategien zu wissen. Großunternehmen sei dieser methodische Ansatz nicht zuletzt aufgrund ihrer beträchtlichen finanziellen Liquidität buchstäblich nicht bekannt gewesen, da die Notwendigkeit alternativer Marketingstrategien sich schlichtweg nicht gestellt hatte 102. Durch beispielgebende, sehr erfolgreich angewendete Guerilla-Strategien wurden zunehmend aber auch große Konzerne auf deren positive Effekte aufmerksam gemacht. Daraufhin begannen große Unternehmen, manche Elemente des GM für ihre Kampagnen zu übernehmen, sie allerdings für ihre eigenen Interessenlagen, den eigenen Mittel und Zwecksetzungen entsprechend, nur stark modifiziert anzuwenden. Da jenen Unternehmen in der Regel ein weitaus höheres Budget zur Umsetzung ihrer marketingrelevanten Ideen zur Verfügung stand, hatte dies zur Folge, dass die konkreten Kampagnenkosten eher in der Hintergrund treten durften. Insofern setzte eine Verschiebung des Interessenschwerpunktes ein, nämlich eine Verlagerung auf die kreativen und aufmerksamkeitsheischenden Techniken bzw. Komponenten von Werbung 103. Allerdings müssen gerade international agierende Konzerne ihre Kampagnen entsprechend den jeweiligen kulturellen, d.h. auf ganz bestimmte nationale, regionale oder lokale Gegebenheiten anpassen, was sich bei einem länderübergreifenden Einsatz der Werbemittel des GM womöglich nur sehr kostenintensiv gestalten lässt 104. Denn grundsätzlich wird beim GM immer versucht, die Werbung mit den Elementen des täglichen Lebens der Zielgruppe 101 Vgl. Fußnote 52, ebendort, S.12 ( vgl. Levinson, Jay Conrad: Guerilla Marketing. Offensives Werben und Verkaufen für kleinere Unternehmen. NewYork, Frankfurt/Main, 1990; Seite 12) 103 Vgl. Hemetsberger, Hannes (2007), Stellenwert von Below the Line Maßnahmen im Marketing-Mix von Großunternehmen, Wien, Diplomarbeit, Wirtschaftsuniversität Wien; S.5 104 Vgl. Levinson, Jay Conrad (1994), Guerilla Marketing für Fortgeschrittene: Erfolg im kleinen Unternehmen: 50 Goldene Regeln, New York, Frankfurt/Main, Campus Verlag; S.77 f. 102 51 zu verbinden. 105 Auf einen Massenmarkt ausgerichtete, große Unternehmen sind deshalb viel stärker abhängig von medialer Präsenz. Ihre Kampagnen werden dementsprechend zweigleisig ausgestaltet. Ein erster Teil der Kampagne wird zunächst von der Guerilla-Aktion selbst abgedeckt, damit, den festgelegten Zielsetzungen entsprechend, potenzielle Kunden direkt vor Ort angesprochen werden können, welche sich – idealerweise – hernach womöglich auch noch als Multiplikatoren für die Werbebotschaft selbst einspannen lassen. Der zweite Teil der Strategie zielt schließlich nicht mehr auf zwingend lokal angebundene, sondern auf die medial vermittlungsfähigen Kommunikationsleistungen insbesondere ab. Er wird zeitnah umgesetzt, zumeist direkt im Anschluss an die Guerilla-Aktion selbst, um hierdurch ein wesentlich größeren Adressatenkreis zu erreichen. Daraus ergibt sich notwendigerweise die Schlussfolgerung, dass GM nicht für alle Unternehmensgrößen gleichermaßen, quasi schematisch, angewendet werden kann. Schon für die Auswahl geeigneter Mittel gelten ja von Anfang an zunächst völlig verschiedene Anforderungsprofile. Idealerweise sind dafür fein ausdifferenzierte Ressourcen bzw. Werbemittel, sowie strategische VorabÜberlegungen zur Hand. Insofern bietet das methodische Inventar des GM verschiedene Chancen, die selbstverständlich in Abhängigkeit von der Größe und den Zielvorstellungen des werbenden Unternehmens zu prüfen sind, so dass hier schon in der Art und Weise der Kampagnenkonzeption selbst grundlegende Unterschiede bestehen und entsprechend berücksichtigt werden müssen. Allgemein gesprochen setzt guerilla marketing also genau da an, wo die etablierten, traditionellen Methoden der Aufmerksamkeitserzeugung aufhören. Deshalb stellt es auch einen großen Vorteil bzw. positiven Nebeneffekt beim Einsatz von Guerilla-Maßnahmen dar, dass diese Form des Marketings bislang als weniger krass störend empfunden wird, wie es, im Gegensatz dazu, bei klassisch geplanten Werbemaßnahmen bzw. damit ‚bestückten‘ Werbekanälen häufiger der Fall sein kann. Die Beliebtheit der bekannten „Werbeblöcke“ im Fernsehen sind dafür ein treffendes Beispiel: Sie unterbrechen spannende 105 Vgl. Felser, Georg (2007), Werbe- und Konsumentenpsychologie, Heidelberg, Spektrum Akademischer Verlag; S.20 52 Spielfilme oder Sendungen, werden deshalb als Belästigung bzw. Störung empfunden und sind deshalb oft nicht unbedingt beliebt. Die Ausrichtung auf bewusst ausgewählte Zielgruppen und die Wahl solcher Orte, an denen diese Gruppen gewiss verstärkt anzutreffen sind, erhöht und sichert die Aktivierungspotenziale einer Kampagne. Zudem kann sie damit bewirken, dass die angedachten Rezipienten der Werbemaßname empfänglicher auf die Werbebotschaft selbst reagieren 106. Darüber hinaus können mit dieser Methodik auch gerade jene Zielgruppen angesprochen werden, die ansonsten unter Umständen nur schwer durch klassische Werbung mobilisiert werden können 107. Durch geschickt platzierte Präsentationen des Produktes bzw. des Kampagnenguts, nämlich zu einer vorbestimmten Zeit, an einem sorgfältig ausgewählten Ort, können hochwirksame Werbebotschaften zur Darstellung gebracht, und relativ einfach und erfolgreich vermittelt werden. In funktionaler Verbindung mit relativ exakt eingeplanten Überraschungseffekten, kann das aus Branchensicht leidige Werbevermeidungsverhalten der Rezipienten effektiv unterlaufen werden, bzw. der Aktivierungsgrad der Rezipienten im notwendigen Maße wiederhergestellt, oder zusätzlich erhöht werden. So vermag die GuerillaWerbemaßnahme potenziell eine hohe Resonanz zu erzeugen. Im Erfolgsfall könnten auf diesem Weg auch die hohen Streuverluste traditioneller Maßnahmetypen effektiv vermieden bzw. deutlich reduziert werden. Da Guerilla-Aktionen vor allem darauf ausgerichtet sind, authentisch wirkende Ereignisqualitäten, mithin also einzigartige, d.h. einmalige bzw. nicht leicht zu reproduzierende Erlebnisse zu schaffen, kann gegebenenfalls auch das Interesse der Medienseite geweckt werden. Durch deren Mithilfe auf verschiedenen Kanälen innerhalb der mittlerweile sehr ausdifferenzierten Medienlandschaft könnte, durch eine einzige gelungene Aktion, in der Art des guerilla marketings, eine große Resonanz hervorgerufen werden. Deshalb werden Aktionen dieser Art natürlich von den Akteuren auch selbst gefilmt und im Internet z.B. auf Video-Portalen frei zur Verfügung gestellt. Diese sollen dann als Grundlage dienen für die Verbreitung durch virale Mundpropaganda. 106 Vgl. Rapp, Andreas (25.09.2001), Interview „Virales Marketing geistert wie ein Gespenst durch die Chefetagen“ http://archiv.vmpeople.de/de/vmknowledge/interviews/interviews_detail.php?id=7, Abruf am 09.08.2012, o.S. 107 Vgl. Förster, Anja/ Kreuz, Peter (2003), Marketing-Trends, Wiesbaden, Gabler Verlag, S. 46. 53 6.2. Risiken Guerilla-Marketing-Kampagnen sind in ihren Ansätzen oft risikobehaftet. Deshalb ist es schon während der Planungsphase besonders wichtig, eine Entwicklungsstrategie auf gewisse risikobehaftete Aspekte zu überprüfen, da bei Misslingen einer Aktion nicht unerhebliche finanzielle Schäden und weitreichende Imageverluste drohen. Während eine Überschreitung rechtlicher Grenzen in gewissen Fällen noch durchaus zweckmäßig sein kann, ist die Überschreitung moralischer und ethischer weitaus problematischer. Deshalb soll im Folgenden ein Überblick gegeben werden, welche Gefahrenherde bei der Umsetzung einer Guerilla- Aktion zu beachten bzw. zu berücksichtigen sind. 6.2.1. Ethisch moralische Grenzen Es gibt moralische, ethische und gesellschaftliche Tabus und Grenzen, die auch für den Gegenstandsbereich des GM nicht überschritten werden sollten. Wird die Zielgruppe und die Öffentlichkeit durch Regel- oder Tabubrüche irritiert oder sogar verärgert, haben Effekte dieser Art meist langfristig negative Folgen, die verheerend sein können, wenn sie die Grundwerte des Markenkerns bedrohen. Schlimmstenfalls wird das Unternehmen schon beim nächsten Einkauf von den eigenen Kunden mit Boykott abgestraft. Deshalb sollten derlei Aktionen an einer klaren und unverwechselbaren Markenpositionierung ausgerichtet werden. Solange Negativeffekte nur bei Gruppen auftreten, die im Gegensatz zur eigenen, favorisierten Zielgruppe stehen, kann daraus sogar die Chance resultieren, dass von der eigenen Zielgruppe ein Solidarisierungsprozess angestoßen wird, wodurch die Identifikation mit der Marke noch vermehrt wird. 54 6.2.2. Praxisbeispiel XI: „Zabarra“ [siehe Abbildungsteil, Abbildung 15] Das Unternehmen Zabarra ist ansässig auf Sizilien und vertreibt international Olivenöl der Luxusklasse (1 Liter = 24 Euro 108). Am 26.11.2011 verantwortete die beauftragte PR-Agentur „Kurzmaier Media Consulting“ in acht großen deutschen Städten (Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Halle/Saale, Köln, München, Rostock und Stuttgart) eine Guerilla-Aktion unter dem Slogan „Benvenuto Germania!“, die jedoch vor allem kritische Reaktionen hervorrief. In der Pressemitteilung, mit der das Unternehmen die Aktion ankündigte, hieß es: "Die gesamte Tages- und Fachpresse ist herzlich eingeladen, wenn deutsche Obdachlose für Zabbara „Benvenuto Germania!“ sagen. [...] Es erwarten Sie außergewöhnliche Fotomotive..." 109. In den acht benannten Städten wurden an bekannten Plätzen und belebten Einkaufsstraßen Obdachlose positioniert, die ein Schild aus Pappkarton umhängen hatten, versehen mit der handgemalten Aufschrift „Sie kennen das beste Olivenöl der Welt noch nicht? Aber ich! www.zabarra.com“. Die Grundidee dieses Konzeptes, nämlich eine zweckdienlichzweckentfremdende Nutzung, war vermutlich zunächst gar nicht uninteressant, denn oftmals werden die von Obdachlosen mitgeführten, selbst gemachten Schilder, auf denen sie meist über ihre schlechte Lebenssituation informieren und um Spenden bitten, von ihren Mitmenschen ja ignoriert – was die Kenntnisnahme einer auf diese Art platzierten Werbebotschaft eigentlich erschwert, bei Kenntnisnahme jedoch einen recht bedeutsamen Überraschungseffekt auslösen dürfte. Schon bei der Konzeption mangelte es den Initiatoren jener Werbekampagne 108 Vgl. Guerilla- Aktion (26.11.2004), Onlineartikel, Praxisbeispiel, http://www.rponline.de/region-duesseldorf/duesseldorf/nachrichten/obdachlose-werben-fuer-luxus-olivenoel1.1133973, Abruf am 10.08.2012, o.S. 109 Breitenbach, Patrick (29.11.2004), Artikel über Guerilla- Aktion, http://www.werbeblogger.de/2004/11/29/guerilla_aktion_mit_schmierigem_beigesch/, Abruf am 10.08.2012, o.S. 55 von Grunde auf an Empathie, menschlichem Einfühlungsvermögen. In einem Werbefeldzug Obdachlose als Protagonisten für ein Nahrungsmittel ausgerechnet dieser Preisklasse auszuwählen, führte zu einem derart großen Kontrast, dass für viele Rezipienten bzw. Konsumenten die Grenze der Vertretbarkeit moralisch überschritten wurde, was man als geschmacklos, abschreckend und sehr negativ empfand. Zusätzlich aufgeheizt wurde dieses Empfinden vermutlich aber erst dann, als sich die Rezipienten, die über diese Aktion mehr wissen wollten, die Presseerklärung zu dieser Werbemaßnahme auf der Internetseite des Unternehmens durchlasen: „Männer, die kein festes Dach über dem Kopf haben, für die es nicht selbstverständlich ist, sich täglich mehrmals ein Essen leisten zu können und die sicherlich im Winter auch oft frieren, erklärten sich trotz ihrer schwierigen Lebenssituation bereit für das Edel-Produkt Zabbara Werbung zu machen. Außergewöhnlicher kann Reklame nun wirklich nicht sein! 110“. … Diese Aktion stieß, einschließlich der dazu publizierten, offensichtlich nicht recht durchdachten Pressemitteilung, nicht nur bei den umworbenen Konsumenten auf allgemeine Ablehnung. Vertreter aus der Werbebranche positionierten sich klar gegen eine derartige Vorgehensweise, man legte dann sogar noch Beschwerde beim Werberat ein. Denn wie ähnlich kontroverse Werbeaktionen 111 benutzte auch diese Kampagne Menschen aus der ärmsten Bevölkerungsschicht, stellte sie für die Zwecke der eigenen Werbebotschaft zur Schau und entfachte damit letztlich eine Diskussionen über die Unantastbarkeit der Würde des Menschen. Das Ziel gut funktionierender Werbung wurde ganz offensichtlich verfehlt! 6.2.3. Abnutzungseffekte und beschränkte Kontrollierbarkeit Die Abnutzung der Kommunikationswirkung ist eine weitere Gefahr, wenn versucht wird, eine bereits erfolgreich umgesetzte Aktion zu wiederholen. Wird eine Aktion oder Idee zu oft oder in ähnlicher Form angewendet, geht der 110 Süddeutsche Zeitung (2006), Zeitungsartikel zu Guerilla- Aktion, http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/280987, Abruf am 03.09.2012 111 Beispielsweise die Schockwerbungen des Textilherstellers Benetton in den 90er Jahren, bei denen Fotomotive z.B. das eines sterbenden AIDS-Kranken, von blutverschmierter Kleidung (inklusive Einschusslöcher), oder von Kinderarbeiter aus der Dritte Welt mit dem Werbeslogan „United Colors of Benetton“ versehen wurden. 56 Überraschungseffekt verloren. Aber dies stünde im krassen Gegensatz zum Grundprinzip des Guerilla Marketings, denn ein Überraschungseffekt geht bei Wiederholungen schnell verloren. Der ursprüngliche Reiz durch die außergewöhnliche Idee wurde bereits ausgespielt, und somit kann die beabsichtigte Wirkung ins genaue Gegenteil umschlagen, wenn die Zielgruppe durch die Wiederholungen gelangweilt reagiert und kann zudem Ablehnung, Überdruss oder sogar Reaktanzeffekte hervorrufen 112, ähnlich wie bei klassischen Werbekonzepten 113. Ein weiterer wichtiger und recht komplexer Problemzusammenhang ist die stark beschränkte Kontrollierbarkeit der resultierenden Wirkung des GM – vor allem die durch die Aktion angestoßenen, öffentlich ausgetragenen Diskussionen. Da bei dieser Methode vor allem auf das Prinzip der selbstständigen, eigendynamischen Verbreitung gesetzt wird, bleibt es nach wie vor relativ schwierig, die Richtung der einmal angestoßenen öffentlichen Diskussion noch zu beeinflussen. Als negative Konsequenz können Imageschäden und Umsatzverluste eintreten, die nur mit einem aufwendigen Einsatz weiterer Investitionen wieder ausgeglichen werden können 114. Ebenfalls stellen gefälschte Kampagnen mit einem kriminellen Hintergrund eine Gefährdung für das Unternehmen und dessen Ruf dar. Gefälschte Werbemails etwa, bei denen für den Kunden nicht ohne weiteres ersichtlich wird, das diese Mails nicht wirklich von diesem Unternehmen abgesendet worden sein können, und gegebenenfalls durch Erlangung sensibler Daten sogar den Kunden schädigen, kann unverzüglich einen Imageschaden für das betroffene Unternehmen bewirken. Aber auch ohne „echt kriminelle“ Absichten können z.B. gefälschte Videoclips einem Unternehmen schaden. Selbst wenn das betroffene Unternehmen schnell reagiert, und sich öffentlich distanziert, muss es, letztlich unverschuldet, den zu gewärtigen Schaden tragen 115. 112 Vgl. Zerr, Konrad (keine Angabe), Guerilla Marketing in der Kommunikation: Kennzeichen, Mechanismen, Gefahren, Guerilla-Marketing-Portal, http://www.guerilla-marketingportal.de/doks/pdf/Guerilla-Zerr.pdf, Abruf 26.09.2012, S. 8 113 Vgl. Förster, Anja/Kreuz, Peter (2006), Marketing: Trends - Innovative Konzepte für Ihren Markterfolg, 2. Auflage, Wiesbaden, Gabler Verlag, S.585 114 Vgl. Faatz, Johannes (Datum Unbekannt)), Working Paper/ Studienarbeit, Guerilla Marketing in der Kommunikation: Kennzeichen, Mechanismen und Gefahren, S. 8, http://www.esbbusiness-school.de/fileadmin/_research/dokumente/Workingpaper/WP_2006_01_Faatz.pdf , Abruf am 24.08.2012, S.22 115 Vgl. Pradel, Marcus/ Schulte, Thorsten (2006), Guerilla Marketing für Unternehmertypen, 2. Auflage, Sternenfels, Verlag Wissenschaft & Praxis, S.119 f. 57 6.2.4. Rechtliche Grenzen Die Überschreitung rechtlicher Grenzen kann durchaus sinnvoll sein, wenn die resultierenden Mehreinnahmen die potenziellen Geldstrafen ausgleichen bzw. übersteigen, und die Aktion selbst von der Zielgruppe positiv aufgenommen wird. Voraussetzung ist dafür in der Regel eine „lustige“ Straftat. Zudem sollte das Betreten rechtlicher Grauzonen zur Marke oder dem Unternehmen selbst in gewisser Weise passen. Die Folgen rechtlicher Grenzüberschreitungen werden durch Geldbußen geahndet, die für eine nicht genehmigte Aktion, oder die Verwendung geschützter Namen ausgesprochen werden können. Basis der wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen ist das „Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb“ (UWG). Thematisch relevante Punkte daraus sind im Folgenden aufgeführt und wurden, von anderer Seite, in einen sachlichen Zusammenhang mit den Werbemaßnahmen aus dem Spektrum des GM gebracht: „Verbot unsachlicher Einflussnahme: Es ist untersagt, Kunden mit unsachlichen Argumenten und Angeboten, etwa durch Nötigung, Täuschung oder Gefühlsausnutzung zum Kauf zu verleiten. Jede Werbung, die die Entscheidungsfreiheit des Adressaten beeinträchtigt, ist verboten. Achten Sie also bei Ihrer Guerilla-Aktion darauf, dass Sie Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung nicht direkt bewerben. Verbot des Ausnutzens von Unerfahrenheit: Die geschäftliche Unerfahrenheit insbesondere von Kindern und Jugendlichen auszunutzen, ist verboten. Das Gleiche gilt für die Leichtgläubigkeit, die Angst und eine mögliche Zwangslage von Verbrauchern. Für Sie heißt das: Verzichten Sie bei besonders geschützten Personengruppen (dazu können auch ältere Menschen zählen) auf Guerilla-Aktionen. Verschleierungsverbot: Der werbliche Charakter von Marketing-Aktionen darf nicht verschleiert werden. Für Ambient Marketing bedeutet das, dass zumindest nach dem ersten Überraschungseffekt sich das Unternehmen als Urheber outen müsste. Verbot der Intransparenz: Sind Wettbewerbe und Gewinnspiele Teil einer Marketing-Kampagne, ist der werbliche Charakter deutlich auszuweisen. Aktionen, die die Zuschauer zum teilnehmen und mitmachen einladen, dürfen nicht den Eindruck erwecken, es würde sich um unabhängige, nichtkommerzielle Veranstaltungen handeln. 58 Auflagen bei der Straßenwerbung: Das individuelle Ansprechen von Passanten auf öffentlichen Straßen und Plätzen zu Werbezwecken wird als aufdringliche, unzulässige Wettbewerbshandlung eingestuft. Das bloße Verteilen von Werbematerial ist nicht zu beanstanden. Gerade im direkten Wettbewerbsumfeld sollte es vermieden werden, eine allzu aggressive Passantenansprache zu betreiben. Außerdem sollte auch bedacht werden, dass reine Verteilaktionen genehmigungspflichtig sein können. Nutzt eine Aktion die öffentliche Landschaft zum Anbringen von Graffitis oder ähnlichem, muss beachtet werden das das Werbematerial wieder entfernbar ist 116 “. Was impliziert das für den Umgang mit bzw. die Konzeptionsprozesse im GM? Gerade beim „Ambush- Marketing“ werden oft rechtliche Grenzen überschritten. Sportgroßveranstaltungen wie die Olympischen Spiele oder die Fußball- EM/WM sind häufig Anlässe für derartige Aktionen. Allerdings sind die Auflagen der offiziellen Sponsoren inzwischen derart streng, das ungewöhnlich hohe Geldstrafen bei Missachtung dieser Vorschriften die Konsequenz sein können. Da „Ambush Marketing“ in der Regel in Verbindung mit einem Event angesetzt wird, sollten schon bei der Planung alle entscheidenden rechtlichen Aspekte beachtet werden, denn grundsätzlich bewegt sich „Ambush Marketing“ fast immer in einer rechtlichen Grauzone. Meist ist es deshalb schwierig zu beurteilen, wann diese Maßnahmen die Grenzen zwischen einer rechtlichen Grauzone zum unlauteren Wettbewerbe überqueren – vor allem weil diese Marketingform in ihrer Erscheinung ein vielfältiges Bild annehmen kann. Deshalb ist es für Unternehmen sehr ratsam, sich schon im Vorfeld sorgfältig darüber zu informieren, denn auch die Rechtsprechung ist in diesen Fällen nicht einheitlich, sie hängt immer vom jeweiligen Einzelfall ab. Im Fall des „Ambient Marketing“ etwa spielen die Gesetze gegen den unlauteren Wettbewerb eine ungemein wichtige Rolle, denn wenn diese Aktionen stattfinden, weiß der Verbraucher oft nicht auf Anhieb, dass es sich eigentlich um eine Werbeaktion handelt. Es besteht daher die Gefahr der Irreführung laut UWG. Durch die stetigen Änderung und Ergänzungen gesetzlicher Bestimmungen und Vorgaben verdeutlicht sich der Wandel bezüglich der Marktanforderungen 116 Vgl. Alles was Recht ist: Guerilla- Marketing- Aktionen (18.07.2006), Checkliste, http://www.marketing.ch/wissen/sonderwerbeformen/guerillacl.pdf, Abruf am 29.08.2012, o.S. 59 auch an dieser Stelle. Deshalb ist die rechtliche Prüfung bei der Wahl von alternativen Werbeformen und kreativen Kommunikationsstrategien besonders wichtig, um Abmahnungen oder empfindliche Bußgelder zu vermeiden. Beim GM sind die rechtlich relevanten Komponenten komplex, da oftmals eine Vielzahl von rechtlich relevanten Reglungen aus verschiedenen Gesetzen greifen. Nicht nur die deutsche Gesetzesgebung ist hier zu beachten, sondern auch die Vorgaben, die sich auf Vereinbarungen seitens der Europäischen Union beziehen. Bei Nichtbeachtung drohen hohe Bußgelder, weshalb vor allem kleine Unternehmen trotz geringer Werbemittel und finanziell begrenzter Kapazitäten darauf achten sollten, die rechtlich Aspekte und zulässigen Grenzen zu ermitteln, um den gegebenen Spielraum geschickt nutzen zu können 117. 7. Studie zu alternativen Werbeformen 2007 Die Zielsetzung der Studie, erstellt von der „Robert & Horst Agenturgruppe“, der dieser Gruppe angehörigen Spezialagentur „webguerillas“ und dem Marktforschungsinstitut GfK war es, die Bekanntheit und Nutzungsbereitschaft in Bezug auf alternative Werbeformen, insbesondere des Guerilla Marketings sowie viraler Konzepte, zu ermitteln, und mit den Ergebnissen aus vorangegangenen Studien der Jahre 2005 und 2003 zu vergleichen. Der befragte Personenkreis waren Marketingentscheidungsträger der Top 3000 der deutschen Wirtschaft, er wurde mittels eines online verfügbaren Fragebogens zu dieser Thematik befragt. Wesentliche Erkenntnisse aus dieser Studie werden hier vorgestellt: Alternative Werbeformen, die vor allem auf die kommunikative Kraft des Internets setzen, also viral funktionieren, legen deutlich im Trend. Im Vergleich 117 Vgl. Lovells (Datum unbekannt) Kampagnen-Management - Marketing und Recht,: http://www.hoganlovells.com/files/Publication/93a5640b-cc5c-4824-a058acb06ffcec97/Presentation/PublicationAttachment/6ec7a213-c9e0-4f8d-8090adee657b8f7e/CN_Kampagnenmanagement.pdf, Abruf am 28.08.2012, S.3 ff. 60 zur Studie aus dem Jahr 2005 wurden solche Werbeformen schon deutlich konsequenter eingesetzt. Vor allem die Höhe des Werbebudgets ist ausschlaggebend für die Wahl alternativer Formen. Je weniger Budget zur Verfügung steht, desto mehr werden die vielfältigen Möglichkeiten der Werbung genutzt 118. Inzwischen sehen 28 Prozent der Befragten in den alternativen Formen eine sinnvolle Ergänzung für den Mediamix. Im Vergleich zum Jahr 2005 mit 16 Prozent, und den 12,6 Prozent im Jahr 2003 ist eine signifikante Steigerung erkennbar 119. Trotzdem weigern sich immer noch 39 Prozent – also mehr als jeder Dritte – auf alternative Methoden zurückzugreifen; sie beabsichtigen diese auch in Zukunft nicht einzusetzen, weil jener Teil der Überzeugung ist, dass diese Ansätze nicht in ihre Marketingstrategie hineinpassen würden, oder weil sie aufgrund mangelnder Erfahrungswerte eine ablehnende oder vorerst abwartende Position beibehalten 120. Insgesamt wird aber auch deutlich, dass diejenigen, die auf alternative Werbeformen setzen, dies mittlerweile auch konsequent tun und die verschiedenen Möglichkeiten häufig im Verbund anwenden. Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die immer wichtiger werdende Rolle des Verbrauchers. Seine steigenden Ansprüche bewirken, dass für Kaufentscheidungen mehr Überzeugungsarbeit notwendig ist, die beispielsweise über gute Kreationen und Inhalte geleistet werden kann. Für 71 Prozent ist die Einbindung des Kunden in das Marketinggeschehen die größte Herausforderung; 65 Prozent sind davon überzeugt, dass diese einer Werbekampagne eher Schaden zufügen könnten. Vor allem neue Zielgruppen lassen sich nach Auffassung der Befragten (27,9 Prozent, 2003 waren es 20,6 Prozent)) über alternative Werbeformen gut erschließen 121. Das die Verbraucher inzwischen eine bestimmende Größe innerhalb des Marketings geworden sind, ist inzwischen relativ fest im Bewusstsein der Werbetreibenden verankert 122. 118 Vgl. Studie der GfK, Statistik, Marketingagentur Webguerillas, http://webguerillas.com/media/press/downloads/pdf/gfkstudie_2007.pdf, Abruf am 10.08.2012, S.17 119 Vgl. Fußnote 117, ebendort, S. 9 120 Vgl. Fußnote 117, ebendort, S. 8 121 Vgl. Fußnote 117, ebendort, S. 15 122 Vgl. Fußnote 117, ebendort, S. 16 61 Als Möglichkeiten der Einbindung werden Foren im Internet (32,3 Prozent), Kommentarfunktionen (29,5 Prozent), Votings (24,2 Prozent) und Blogs (23,6 Prozent) genannt. Trotzdem haben die Werbetreibenden große Schwierigkeiten, diese neu angesprochenen Verbraucher auch längerfristig an sich zu binden. Deshalb glaubt nur noch jeder Zehnte (zum Vergleich waren es 2005 mit 21,5 Prozent noch doppelt so viele) auf diese Weise die Kontaktqualität erhöhen zu können 123. Mit diesem Ergebnis hatte der Agenturchef Eichner nicht gerechnet und äußerte sich dazu wie folgt: „Dieses Ergebnis überrascht mich, denn alternative Werbung führt stets zu einer wesentlich intensiveren, teilweise minutenlangen Auseinandersetzung mit dem Produkt oder der Marke. Künftig müssen wir die außerordentliche Kontaktleistung unkonventioneller Werbung dezidierter als bisher dokumentieren 124“. Vor allem das Zusammenspiel von Guerilla- und Viralem Marketing kristallisiert sich, genauso wie auch schon 2005, sehr deutlich heraus. Der anhand einer Matrix ermittelte Korrelationswert ist hier weitaus enger als beim Zusammenspiel von klassischer Fernseh- und Radiowerbung 125. Eine weitere Erkenntnis dieser Studie ist, dass das Interesse an den viralen Werbeformen sich zu Lasten klassischer Werbeformen wie z.B. der Promotion ausgewirkt hat. Im Jahr 2003 gaben noch 71,2 Prozent an, Promotion zur Werbung anzuwenden, im Jahr 2005 sogar 79,2 Prozent. Dieser Aufwärtstrend hat sich bis zum Jahr 2007 in eine gegenteilige Richtung entwickelt, denn nur noch 54,5 Prozent nutzten 2007 diese Möglichkeit der Werbung126. Ein nach wie vor aktuelles Hauptproblem arbeitet diese Studie ebenfalls deutlich heraus. Das größte Hindernis beim Einsatz alternativer Werbeformen sind die fehlende Erfahrungswerte. Auch wenn sich dieser Kritikpunkt rückläufig entwickelt, er im Vergleich zum Jahr 2005 mit 48,8 Prozent, zum Jahr 2007 mit nur noch 27,6 Prozent beziffert wird, ist es mit 19,6 Prozent (2005 noch 26,5 123 Vgl. Fußnote 117, ebendort, S. 10 Vgl. Studie der GfK und Robert & Horst (2007), Pressemitteilung zur Studie über Alternative Werbeformen, http://www.robertundhorst.de/v2/img/pressemitteilung/PM_gfkstudie_2007.pdf, Abruf am 12.08.2012, -> S. 125 Vgl. Fußnote 117, ebendort, S. 18 126 Vgl. Fußnote 117, ebendort, S. 4 124 62 Prozent) vor allem die unzureichende Messbarkeit der Ergebnisse, die – trotz der rückläufigen Entwicklung – immer noch als problematisch wahrgenommen wird 127. Hauptprobleme der Werbung im Allgemeinen sehen die Befragten mit 46 Prozent aber darin, das grundsätzlich zu viel geworben wird, und dies oftmals auch noch mit eher klassischen und normalen Kampagnen, die keine Aufmerksamkeit bei den Beworbenen finden (39 Prozent). Deutlich wird diese Meinung vor allem von Unternehmen vertreten, deren Werbebudget über fünf Millionen Euro liegt. Hier sind 57.7 Prozent der Meinung, dass Werbung zu viel eingesetzt wird. Auch sei die gewählte Werbung dazu noch viel zu normal. Dieses Urteil wird jedoch nicht von denen geteilt, die mehr als zehn Prozent ihres Budgets für alternative Werbeformen einsetzen. Hier sind nur 36,5 Prozent der Meinung, dass Werbung zu viel und zu fad angewendet wird. Als Gemeinsamkeit wird aber, mit 25 Prozent, deutlich, dass die Unpersönlichkeit von Werbung allgemein als großer Mangel empfunden wird. Im Jahr 2003 wurde dagegen mit 46,2 Prozent ein ganz anderes Problem benannt: die Effizienz der Kampagnen. Dieses Thema hat deutlich an seiner Bedeutung verloren. 2007 sehen weniger als 30 Prozent die mangelnde Effizienz als Hauptproblem 128. 128 Studie der GfK, Statistik, Marketingagentur Webguerillas, http://webguerillas.com/media/press/downloads/pdf/gfkstudie_2007.pdf, Abruf am 10.08.2012, S.12 63 8. Fazit Zusammenfassend lässt sich für ein Resümee festhalten, dass das GM – genau wie alle anderen Marketingstrategien auch – grundsätzlich das Ziel der Aufmerksamkeitsgewinnung verfolgt, aber als spezielle Form unkonventioneller Kundenansprache aufgefasst werden kann. In Bezug auf einige wichtige Aspekte der Kommunikationstheorie und auf der psychologischen Ebene wurde dargestellt, wieso die spezifischen Eigenschaften dieser Strategie es ermöglichen, effektiv eine erhöhte Aufnahmebereitschaft bei den Rezipienten zu erzeugen, die deutlich über den Möglichkeiten liegen, die klassische Werbemaßnahmen leisten können. Durch die erläuterten Charakteristika der Überraschung und Innovation, kombiniert mit außergewöhnlichen Elementen, zugeschnitten auf die gewählte Zielgruppe und platziert in deren Umfeld, werden bei den Rezipienten gezielt Emotionen hervorgerufen, die die Bereitschaft zur Interaktion mit einem werbenden Unternehmen steigern. Hier liegt ein aspektreiches Arbeitsfeld, auf dessen Basis. ein zusätzlicher Mehrwert kreiert werden kann, nämlich der zusätzliche Effekt von ‚selbstredender‘ Mundpropaganda. Dies ermöglicht wiederum einen weitaus größeren Kreis an möglichen Zielpersonen zu erreichen. Von dem entstehungsgeschichtlichen Hintergrund ausgehend, legt diese Arbeit den Schluss nahe, dass GM ursprünglich eine anwendungsorientierte Marketingphilosophie oder -kunstfertigkeit war, die aus ökonomischen oder anderen Gründen Streuverluste zu reduzieren versuchte. Diese Grundhaltung hat jedoch einen Wandel erfahren, so dass diese Marketingstrategie schon längst nicht mehr nur den KMU vorbehalten ist. Im Gegenteil: Anhand der Auswertung der GfK- Studie zu alternativen Werbeformen, und des Weiteren anhand einiger ausgewählter Praxisbeispiele wurde im Rahmen dieser Arbeit gezeigt, dass inzwischen auch große Unternehmen durch spektakulär inszenierte Guerilla-Maßnahmen auffallen. In diesem Zusammenhang wird letztlich deutlich, dass bei der Umsetzung bereits im Ansatz verschiedene Ambitionen verfolgt werden, die in Abhängigkeit mit der Größe des Unternehmens stehen, aus der jeweiligen 64 unternehmerischen Praxis heraus betrieben werden, und konzeptionell durch unterschiedliche Anwendungsformen verwirklicht werden. Diese Aspekte tragen wiederum zu der im Anfangsteil ansatzweise aufgeschlüsselten Definitionsproblematik bei. Trotzdem ist GM eindeutig als eine alternative Werbeform klassifizierbar, die als ein dynamisches Konzept verstanden werden muss, das sich immer wieder neu erfindet, starre Marketingkonventionen überwindet, das gesamte Feld der Sonderformen innerhalb des Marketings beeinflusst und damit schließlich auch einen stetigen Beitrag zur Weiterentwicklung der unternehmerischen Kommunikationswelt leistet. Des Weiteren stellte sich im Verlauf der Auseinandersetzung mit dem Thema heraus, dass GM nicht als ganzheitliches Marketingkonzept aufgefasst werden kann, da es sich vorrangig, oder anders gesagt: hervorragend als punktuell unterstützende Maßnahme der klassischen Werbung eignet, und das insbesondere innerhalb der Kommunikationspolitik des Marketing-Mixes von Unternehmen. In diesem Zusammenhang wurde aufgezeigt, dass sich die einzelnen Instrumente bei der Anwendung grundsätzlich gegenseitig ergänzen lassen, und in Kombination Synergieeffekte entwickeln, die die Wirkung noch steigern können. Ein weiterer Schwerpunkt dieser Arbeit widmete sich neben den potentiellen Chancen auch den spezifischen Risiken. Hierbei spielten zwei Aspekte eine wichtige Rolle: die rechtliche Perspektive sowie die ethisch- moralische Komponente. Ein Problem bei der Durchführung von Guerilla- Aktionen sind die rechtlichen Grauzonen, in der sich die konkreten Maßnahmen oftmals bewegen müssen. Eine vorab stattfindende rechtliche Prüfung des Spielraumes ist bei der Planung deshalb unerlässlich, auch wenn sich das womöglich zeitraubend und schwierig gestaltet. Es zeigte sich, dass ein weiteres Risikopotenzial gerade solche Konzepte bergen, die sich über ethisch-moralische Grauzonen hinaus bewegen. Da GM darauf abzielt, die Aufnahmebereitschaft durch den Aufbau von Emotionen zu steigern, könnte dies allerdings auch zur Folge haben, dass sich die angesprochen Zielgruppe, oder fatalerweise sogar die Öffentlichkeit selbst, von einem provozierten Regel- oder Tabubruch irritiert fühlt, verärgert reagiert und 65 sich schlimmstenfalls von der Marke oder dem Unternehmensportfolio abwendet. Dies führte schließlich zu einer weiteren Problematik des GM, die in dieser Arbeit in groben Zügen angesprochen wurde – die schlechte bzw. eingeschränkte Kontrollierbarkeit. Da auf das Prinzip einer selbstständigen und eigendynamischen Verbreitung gesetzt wird, ist es fast unmöglich, die Richtung einer einmal angestoßenen öffentlichen Diskussion zu beeinflussen. Und das in positiver wie negativer Konsequenz, denn dem „Krieg“ um Aufmerksamkeit muss wohl vor allem die Auslösung „viraler Effekte“ geschuldet sein, um aus unternehmerischer Sicht einen marketingstrategischen Vorteil zu erlangen. Deshalb kann abschließend formuliert werden, dass neben der Beachtung gewisser Grenzen, die Kunstfertigkeit des GM eben darauf basiert, nicht unverhältnismäßig zu übertreiben oder gar zu penetrieren, da dies schon allzu oft kontraproduktive Auswirkungen nach sich zog. Vielmehr ist es für diese kommunikationslastige, wenigstens in der Planung anspruchsvollen MarketingStrategie wichtig, ihre ‚besonderen‘ Eigenheiten zu bewahren, um auch zukünftig effektiv wirken zu können. Unter der Prämisse, dass klassische Werbung inzwischen überwiegend als Störfaktor empfunden wird, ist dieser Gesichtspunkt für die Zukunft des GM von entscheidender Bedeutung. Literaturverzeichnis Brückner, Michael (2005), Mit Mini-Budget zum maximalen Markterfolg: Werbung und PR für Existenzgründer & Ich- AGs + praxiserprobte Tools, Wien, Verlag Linde Bruhn, Manfred (2004), Marketing: Grundlagen für Studium und Praxis, 7. 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