Medienkritik Ruhr-Universität Bochum Proseminar: (Neue) Medien im DU SoSe 2007 Dozenten: Jan Boelmann / Gerhard Rupp Referentin: Susanne Hinck 07.05.2007 Gliederung: 1. Medienkritik: 1.1 Gegenstandsbereich 1.2 Medienverhalten im gesellschaftlichen Kontext 2. Medien (-gebrauch) im Deutschunterricht: 2.1 Medienkritik als Diskurs der Deutschdidaktik 2.2 Mediengenuss und Motivationsprobleme (Identifikation) 2.3 Wirklichkeit und ihre mediale Konstruktion 2.3.1 Manipulation und Suggestion 2.3.2 Wahrnehmungsmuster (kindliche Wahrnehmung) 2.4 Medienkritische Rezeption (Selbstreflexion) 3. Medienformate: Werbung (Zusammenspiel von Bild und Ton) 3.1 Bild (Einfluss von Bildern) 3.2 Ton (Einfluss von Hörbarem) 3.3 Werbung 3.4 Werbekampagnen und Slogans als Beispiel 1.1 Gegenstandsbereich Medienkritik in öffentlichen Diskursen beschäftigt sich hauptsächlich mit Printund AV-Medien Medienkritik kann sich beschäftigen mit Kommunikationsmitteln, Techniken zur Herstellung und Verbreitung derselben sowie Institutionen, die mit der Herstellung und Verbreitung von Medien beschäftigt sind Medienkritik versteht sich als außenstehende, die Medienentwicklung begleitende, objektivierende Instanz 1.2 Medienverhalten im gesellschaftlichen Kontext Zum Gegenstand der Auseinandersetzungen werden entweder nur bestimmte Nutzergruppen oder nur bestimmte Medien gewählt Medien werden von „DurschnittsnutzerInnen“ interessen- und gelegenheitsabhängig genutzt NutzerInnen haben gelernt, empirisch mit Medien umzugehen Medienaktivitäten werden zu Freizeitaktivitäten (Computer, Kino, TV …) 1.2 Medienverhalten im gesellschaftlichen Kontext 1.2 Medienverhalten im gesellschaftlichen Kontext Mediennutzung ist geschlechtsspezifisch und von sozialen Strukturen abhängig Medien bestimmen zunehmend unser Alltagsleben Um in einer von Medien dominierten Welt leben zu können, sind Mediengebrauch und -nutzung unabdingbar 2.1 Medienkritik als Diskurs der Deutschdidaktik tritt an zwei Stellen auf: 1. Als Auseinandersetzung darum, welche Medienangebote einschließlich der Literatur für den Deutschunterricht ausgewählt werden sollen Klärung des Lehrplans und seiner Entwicklung (durch Fachdidaktiker, Lahrplanautoren, Schulbuchherausgeber und Lehrkräfte) 2.1 Medienkritik als Diskurs der Deutschdidaktik 2. Medienkritik kann eine Zieldimension des Deutschunterrichtes sein und damit Fähigkeiten umfassen, die Schüler erlernen bzw. ausbauen sollen → Beide “Kritiken“ sind keineswegs unabhängig voneinander, werden aber in der Fachdidaktik überwiegend getrennt behandelt 2.2 Mediengenuss und Motivationsprobleme Mediengenuss und Medienkritik stellen keine gegensätzlichen, sondern einander sinnvoll ergänzende Kompetenzen dar Sie sollten im Deutschunterricht konzeptuell und auch methodisch integriert werden Kindern und Schülern müssen beide Kompetenzen (siehe oben) verdeutlicht werden 2.2 Mediengenuss und Motivationsprobleme Medien im Deutschunterricht zu integrieren erscheint sinnvoll und fördert den Mediengenuss und auch die Leselust Beispiel: „Harry Potter“ im Deutschunterricht als Leseförderung bzw. Lesemotivation Medien und Interessen die außerhalb der Schule als Freizeitaktivität dienen, sollten im DU genutzt werden und in den Unterricht übertragen werden 2.2 Mediengenuss und Motivationsprobleme → Positiv zu verzeichnen wäre die Motivation der Schüler, im Unterricht mitzuarbeiten, und sich mit Spaß dem Thema zu widmen. (Bsp. Lesen von Harry Potter & generell von Fantasy-Genres) - Identifikation mit dem „Helden“ Harry Potter und den Figuren (durch Innensichten und der Perspektivführungen sowie der neuen „zauberhaften“ Welt = Faszination und Begeisterung) 2.2 Mediengenuss und Motivationsprobleme Identifikation ist eine der wichtigsten Gratifikationen und Antriebsmomente für selbstständiges Lesen Emotional fundierte Rezeptionsprozesse müssen seither als primäre Motivation für die Leselust gelten – oder ganz allgemein das selbst- und weltvergessene Eintauchen in die Welt der Fiktionen 2.2 Mediengenuss und Motivationsprobleme → Negativ zu verzeichnen wäre das Außeracht-lassen der wichtigen medienpädagogischen Aspekte Daher: Kritisches Arbeiten am Text bzw. Film mit den Schülern (bewusst machen der Vorgänge und Strategien der Medienwelt) Die produktseitige Steuerung solcher Involviertheit zu durchschauen ist ein Aspekt medienpädagogischer Arbeit 2.3 Wirklichkeit und ihre mediale Konstruktion Kindern und jungen Schülern ist der Unterschied zwischen Wirklichkeit und Fiktion bzw. Konstruktion oftmals nicht bewusst Es findet keine Auseinandersetzung und Hinterfragung statt Vorgelebtes und Gezeigtes in der Medienwelt werden als realistisch und als Orientierungspunkt angesehen 2.3 Wirklichkeit und ihre mediale Konstruktion Verdacht: Medien verstellen, verschleiern oder manipulieren unsere Wirklichkeitswahrnehmung Es scheint, als bilde sich unsere Auffassung von Realität durch medieneigene Gesetzmäßigkeiten (Bsp. Schönheitsideale, perfektes Familienbild…) 2.3.1 Manipulation und Suggestion Im negativen Sinn bedeutet Manipulation z.B. die Verminderung der Willensfreiheit und die radikale Beeinflussung eines Menschen Doch mediale Manipulation ist unscheinbarer und wird oft nicht als solche wahrgenommen (Bsp. Werbung) Manipulation und Suggestion sind selbstverständliche, alltägliche Bestandteile der Medienwelt 2.3.1 Manipulation und Suggestion Menschen werden - je nach Zielsetzung der Manipulation - in ihren Weltanschauungen, Denkgewohnheiten, Gefühlsregungen und ästhetischen Urteilen entscheidend beeinflusst Der Manipulationsverdacht führt zu der Befürchtung, dass Realität und Fiktion nicht mehr auseinandergehalten werden können (besonders bei Kindern, Jugendlichen und Schülern im Allgemeinen) 2.3.2 Wahrnehmungsmuster (kindliche Wahrnehmung) Wahrnehmung ist generell eine durch Reize ausgelöste Sinneserregung Wahrgenommene Informationen wollen also verstanden und wiedererkannt werden Dies geschieht durch die Zuordnung der Wahrnehmungsinhalte in bereits bestehende, verwandte Schemata Wahrnehmung ist ein zielgerichteter, aktiver Prozess und kann daher nicht als passiver Vorgang beschrieben werden 2.3.2 Wahrnehmungsmuster (kindliche Wahrnehmung) Kinder haben andere Fähigkeiten zur Wahrnehmung als Erwachsene Wahrnehmung ist abhängig vom kognitiven und sozialen Entwicklungsstand Beispiel Film: Zugang zum Verständnis eines Films ist bedingt durch ihre individuellen, psychischen und sozialen Dispositionen 2.3.2 Wahrnehmungsmuster (kindliche Wahrnehmung) Bei Filmen werden überwiegend visuelle und akustische Reize verarbeitet (z.B. durch schnelle Schnitte, Schwenks, Zooms, Hintergrundmusik…) Kinder müssen sich bemühen, den objektiven Sinn des Gezeigten zu verstehen Vorraussetzung für das Filmverstehen ist also auch eine gewisse Kenntnis der filmischen Gestaltungsmittel (Kameraperspektiven, symbolische Einstellungen…) 2.4 Medienkritische Rezeption (Selbstreflexion) Medienrezeption ist verstehbar als Interaktion zw. einem Subjekt mit spezifischen Interessen, Nutzungsmotiven und Kenntnissen (wie etwa Medienwissen) einerseits und einem Medienprodukt mit spezifischen Eigenschaften und Merkmalen andererseits Es gilt also, rezeptionsseitige wie auch produktseitige Eigenschaften in ihrer Wechselwirkung zu bedenken 2.4 Medienkritische Rezeption (Selbstreflexion) In der Schule: Medienkritische Rezeption setzt die Fähigkeit zur Distanzierung voraus Austausch der Schüler über ihre eigenen Erfahrungen mit Medien (z.B. Daily Soaps) Kreative Produktion an Hand beliebter Sendeformate im TV zu kritischer Reflexion und kognitiver Durchdringung von Sehgewohnheiten und –vorlieben anbieten Probeerleben und Selbsterfahrung werden hier zu Brücken zwischen eher emotional fundierten Medienkonsum und kritischer Durchdringung 2.4 Medienkritische Rezeption (Selbstreflexion) Es geht um die Vermittlung von medienbezogenem Wissen, das neben historischem und kulturhistorischem Wissen immer auch Struktur- und Gattungswissen ist Es handelt sich also um die Anregung zur Selbstbeobachtung und Selbstreflexion der Schüler Kinder und Jugendliche sollen naive Formen der Identifikation bzw. auch Antipathie kritisch reflektieren lernen, ohne sie jemals ganz abzulegen → Selbsterfahrung und -reflexion auf Rezipientenseite sowie Einsicht in die narrative Konstruktionen des Medienprodukts wären also gute Arbeitsanregungen im Deutschunterricht 3.1 Bild (Einfluss von Bildern) Bilder sind Kommunikationsmittel und haben eine Mitteilungsfunktion Intention der Bilder ist stets die Verständlichkeit, Nachvollziehbarkeit und auch der Aufruf zur Interpretation Bilder gehören zu unserem Leben und begleiten uns in unserem komplexen Alltag (sie sind stets gegenwärtig, auch wenn wir sie nicht immer bewusst wahrnehmen) 3.1 Bild (Einfluss von Bildern) Bilder: - erzählen - informieren - geben Emotionen und Stimmungen wieder oder rufen sie hervor - helfen beim Verständnis - verkürzen Kommunikation - verführen, provozieren und inspirieren 3.1 Bild (Einfluss von Bildern) Bilder wirken objektiv, auch wenn sie von subjektiven Augen, nämlich denen des Bildherstellers, aber auch des Bildverwerters zur Disposition gestellt werden Dieses Faktum birgt die Gefahr des Missbrauches und der Manipulation 3.1 Bild (Einfluss von Bildern) Die Kommunikation mit Bildern setzt eine genaue Vorstellung von den Rezeptionsgewohnheiten und beschränkungen der Betrachter voraus Die Macht der Bilder ist die Macht der Bildermacher und Bilderverwerter, also der Medien → diese stellen ein ungeheures Potenzial für Beeinflussungen und Verführungen dar (psychologische Leistung) 3.2 Ton (Einfluss von Hörbarem) Die Formen der Verbindung von Bild und Ton, von Auditivem und Visuellem, und die Formen der Darstellung von Musik in audiovisuellen Medien sind zahlreich und individuell einsetzbar Durch Hörbares wirken Inhalte, Gezeigtes und Sichtbares authentischer und stärker nachvollziehbar 3.2 Ton (Einfluss von Hörbarem) Verschiedene Ton- und Musikformen können die unterschiedlichsten Emotionen und Erregungen in uns auslösen (z.B. Klassik) Bilder, die zusätzlich von Ton bzw. Musik untermalt werden, haben eine größere Wirkung auf den Zuschauer bzw. Hörer Ton kann unterstützend eingesetzt werden, um ebenso wie beim Bild zu manipulieren und zu beeinflussen 3.3 Werbung (Zusammenspiel von Bild und Ton) Werbung dient der gezielten und bewussten Beeinflussung des Menschen zu zumeist kommerziellen Zwecken. Der Werbende spricht Bedürfnisse teils durch emotionale, teils informierende Werbebotschaften zum Zweck der Handlungsmotivation an. Werbung appelliert, vergleicht, macht betroffen oder neugierig Werbung übt großen Einfluss auf den Menschen aus und „kontrolliert“ ihn unbewusst 3.4 Werbekampagnen und Slogans als Beispiel Beispiel „Dove“: Die Körperpflegemarke „Dove“ hat die Studie „Jenseits von Stereotypen: Das neue Verständnis von Schönheit“ in Auftrag gegeben um weltweit die Entstehung und Entwicklung von Selbstwertgefühl und den Einfluss von Schönheitsidealen auf den Alltag von Mädchen und Frauen zu untersuchen „Dove“ nimmt Stellung zu Heidi Klums ModelShow („Germanys next Topmodel“). Die Körperpflegemarke zeigt "Kurven-Mädels TVSpots" als Kontrastpunkt zur Sendung 3.4 Werbekampagnen und Slogans als Beispiel 3.4 Werbekampagnen und Slogans als Beispiel 3.4 Werbekampagnen und Slogans als Beispiel 3.4 Werbekampagnen und Slogans als Beispiel Natürlich besteht aufgrund der zahlreichen Werbungsangebote ein großer Konkurrenzkampf zwischen den Unternehmern und Anbietern Beispiel: „Media Markt“ und „Saturn“ Durch Slogans und Werbejingles machen Unternehmen auf sich Aufmerksam und wollen den Kunden für sich gewinnen 3.4 Werbekampagnen und Slogans als Beispiel Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! Nun folgt die Gruppenarbeit, bei der Ihr selbst aktiv werdet :)