Lösungen zum 6. Aufgabenblatt vom Mittwoch, den 16.Mai 2012 zur Vorlesung Mathematik für Informatiker II (Maikel Nadolski) 1. Komplexe Zahlenebene Skizzieren Sie als Punktmengen in der komplexen Zahlenebene die folgenden Mengen und begründen Sie kurz Ihre Lösungen: {z ∈ C|z = 3 − i + 5eit , 0 ≤ t ≤ π}, {z ∈ C|z = teit , t ≥ 0} {z ∈ C||z − 1 − i| ≤ 3}, {z ∈ C|arg(1 + z 2 ) = 0} Lösung. Im Allgemeinen ist die Abbildung t 7→ z0 + reit für t ∈ [0, 2π) die Parametrisierung für den Kreis um den Punkt z0 ∈ C mit Radius r > 0. Das folgt z. B. aus der Darstellung in Kartesischen Koordinaten z0 + reit = (a0 + ib0 ) + r(cos t + i sin t) = (a0 + r cos t) + i(b0 + r sin t). Folglich ist die Menge M1 := {z ∈ C | z = 3 − i + 5eit , 0 ≤ t ≤ π} gleich dem oberen Halbkreis mit dem Mittelpunkt 3 − i. M1 −3 −2 −1 1 −i 2 3 4 5 6 7 8 3−i Bei der zweiten Menge M2 := {z ∈ C | z = teit , t ≥ 0} handelt es sich um eine Spirale um den Nullpunkt, wobei der Radius linear anwächst. In unseren Koordinaten gilt teit = (t cos t) + i(t sin t). teit 0 2π 4π 6π In der dritten Menge M3 := {z ∈ C | |z − (1 + i)| ≤ 3} sind alle Punkte z ∈ C enthalten, sodass der Abstand zum Punkt i + 1 kleinergleich 3 ist. Die eingegraute Menge mit Rand illustriert uns die Menge M3 . 4 3 M3 2 1 −2 −1 1+i 1 2 3 4 −1 −2 Die letzte Menge M4 := {z ∈ C|arg(1 + z 2 ) = 0} besteht aus allen komplexen Zahlen z, sodass 1 + z 2 eine positive reelle Zahl ist. Sei a > 0 eine solche reele Zahl. √ Dann muss die Gleichung 1 + z 2 = a gelten, also z = a − 1. √ Falls a > 1 gilt, so gibt es zwei reele Lösungen. Ist nun 0 < a < 1 so sind z = ±i 1 − a die Lösungen der Gleichung. M4 ist also die Vereinigung der ganzen reelen Achse mit dem Stück (−i, i). i M4 −i 2. Überlagertes Gegeben seien zwei gleichfrequente harmonische Schwingungen der Form uk (t) = ck cos(ωt + φk ), k = 1, 2 Gesucht ist deren Überlagerung u(t) = u1 (t) + u2 (t) in der Form u(t) = A cos(ωt + φ), mit Amplitude A und Phase φ. Zur Lösung werden die beiden Schwingungen als Realteile der entsprechenden komplexen Schwingungen interpretiert: uk (t) = Re(ck ei(ωt+φk ) ) Danach wird im Komplexen die Summe der komplexen Schwingungen gebildet und davon der Realteil ist die gesuchte Schwingung. Berechnen Sie die Überlagerung von 10 sin(πt+π/10) und 5 cos(πt+π/6). Rechnen Sie in der Kosinusdarstellung! Stellen Sie die 3 Kurven in geeigneter Form grafisch dar. Hinweis: Sie können zum Bsp. MAPLE an einem Institutsrechner benutzen, sollten aber die einzelnen Schritte auch hinreichend dokumentieren. Lösung. Es gilt zunächst 10 sin(πt + π/10) = 10 cos(πt − 6π/10). Gesucht ist also 4 1 10 cos πt − π + 5 cos πt + π . 10 6 Dies fassen wir als Realteil einer entsprechenden Addition von komplexen Zahlen auf. 4 1 4 1 Re 10eiπt−i 10 π + 5eiπt+i 6 π = Re 5eiπt 2e−i 10 π + ei 6 π . Dem Computer entnehmen wir, dass 2 cos(−4π/10) + cos(π/6) + i(2 sin(−4π/10) + sin(π/6)) ∼ 1.484 − i1.402 gilt. Wir erhalten 4 1 Re 5eiπt 2e−i 10 π + ei 6 π ∼ Re 5eiπt (1.484 − i1.402) ∼ Re 5eiπt · 2.04 · e−i·0.757 = Re 10.25 · ei(πt−0.757) = 10.25 · cos(πt − 0.757). Anbei finden sich dann Plots dieser Aufgabe. 3. Rechnen im Komplexen Bestimmen Sie jeweils alle komplexen Lösungen für die Gleichung p(x) = 4x4 + 4x3 − 7x2 + x − 2 = 0 als auch für Gleichung q(x) = x6 + 1 = √ 3i Lösung. Wir raten zunächst für das Polynom p die Nullstelle x0 = 1 und erhalten mithilfe des Hornerschemas 4 1 4 4 −7 1 −2 4 8 1 2 8 1 2 0 und folglich gilt p(x) = (x − 1)(4x3 + 8x2 + x + 2). Nun können wir eine weitere Nullstelle x1 = −2 leicht raten und erhalten ferner 4 −2 4 8 1 2 −8 0 −2 0 1 0 und somit die Darstellung p(x) = (x − 1)(x + 2)(4x2 + 1). 4x2 + 1 hat die beiden Nullstellen x2 = 2i und x3 = − 2i . Alle komplexen Nullstellen von p sind somit x0 = 1, x1 = −2, i x2 = , 2 i x3 = − . 2 √ Nullstellen von q sind die sechsten Wurzeln von z = −1 + i 3. Es gilt |z| = 2 und √ arg(z) = arctan(− 3) + π = 2π . Folglich sind die sechsten Wurzeln durch 3 z0 = z1 = z2 = z3 = z4 = z5 = √ √ √ √ √ √ 2π 2e 18 8π 2e 18 2e 14π 18 2e 20π 18 2e 26π 18 2e 36π 18 4. Trigonometrisches Beweisen Sie mittels vollständiger Induktion, dass für n > 0 und sin α 6= 0 gilt: cos α + cos 3α + . . . + cos(2n − 1)α = sin(2nα) 2 sin α Lösung. Wir benutzen in dieser Aufgabe die Additionstheoreme sin(α + β) = sin(α) cos(β) + cos(α) sin(β) und cos(α + β) = cos(α) cos(β) − sin(α) sin(β). Weiterhin werden wir auch die Identität 1 = sin2 (α) + cos2 (α) verwenden. Für n = 1 formt sich die Aussage zu cos(α) = 2sin(2α) sin(α) und dies ist nach dem Additionstheorem für den Sinus wahr. Sei die Aussage nun für ein n ∈ N wahr. Wir zeigen sie für n + 1. Es gilt sin(2(n + 1)α) = sin(2nα) cos(2α) + cos(2nα) sin(2α) = sin(2nα) cos2 (α) − sin2 (α) + 2 cos(2nα) cos(α) sin(α) = sin(2nα) − 2 sin(2nα) sin(α) sin(α) + 2 cos(2nα) cos(α)(sin(α) = sin(2nα) + 2 sin(α) cos(2nα) cos(α) − sin(2nα) sin(α) = sin(2nα) + 2 sin(α) cos((2n + 1)α). Nach Induktionsvoraussetzung gilt sin(2nα) = 2 sin(α)(cos(α) + . . . + cos((2n − 1)α)) und damit folgt die Aussage sin(2(n + 1)α) = 2 sin(α) cos(α) + . . . + cos((2n − 1)α) + cos((2(n + 1) − 1)α) , was zu zeigen war. t 10 sin(πt + π 10 ) 5 cos(πt + π6 ) 10 sin(πt + π 10 ) + 5 cos(πt + π6 ) Abbildung 1: Die Plots zu Aufgabe 2