II/B4 Leben im alten Rom 1 Der Weg zur Macht 1 von 32 Der Weg zur Macht: Die politischen Ämter im alten Rom Dr. Sabine Wierlemann, Karlsruhe; Lateinische Texte: Prof. Mag. Wolf Lettmayer, Bad Gleichenberg (Übersetzung); Prof. Dr. Markus Schauer, Universität Köln (Beratung) U A H C S R O V In diesem Beitrag stehen nicht die Analyse eines lateinischen Textes und seine deutsche Übersetzung im Vordergrund, sondern das Verstehen dessen, was mit und durch den lateinischen Text ausgesagt wird. Die Schülerinnen und Schüler üben anhand eines Spiels, lateinische Texte primär als Transportmittel für Informationen zu verstehen und lernen dabei die wichtigsten Aufgaben der verschiedenen (stadt-)römischen Ämter kennen. Klassenstufe: 7. Klasse (Latein als 1. Fremdsprache) 9./10. Klasse (Latein als 2. Fremdsprache) Dauer: 2 bis 4 Unterrichtsstunden Bereich: Staat und Gesellschaft zur Vollversion RAAbits Latein 2 von 32 Der Weg zur Macht Leben im alten Rom 1 II/B4 Fachliche Hinweise An der Spitze der römischen Staatsverwaltung standen die beiden Konsuln, welche die Staatsgeschäfte leiteten. Der Aufstieg zum Amt des Konsuls war streng geregelt, eine bestimmte Reihenfolge in der Bekleidung der vorhergehenden Ämter war einzuhalten. Die Beamten ( magistratus ) arbeiteten ehrenamtlich. Da sie entweder der Nobilität angehörten oder aus reichen Familien stammten, waren sie imstande, ihre Tätigkeit ohne Honorar auszuüben. Um das nötige Hilfspersonal für ihr Amt hatten sie sich selber zu kümmern; sie mussten es darüber hinaus auch aus eigener Tasche bezahlen. Zu den wenigen Dienstkräften, die aus der Staatskasse finanziert wurden, zählten unter anderem die Liktoren ( lictores ), Exekutionsbeamte, die mit Rutenbündeln, aus denen Beile herausragten, wichtigen Magistraten vorangingen. Beamte wie Konsuln, Prätoren oder Diktatoren, die auch militärische Kommandogewalt innehatten, verfügten über umfassende Macht wie einst die Könige. Diese Allgewalt wurde allerdings nach den Ständekämpfen eingeschränkt, etwa im Bereich der Gerichtsbarkeit, sodass später das Volk darüber entschied, ob Todesstrafen oder hohe Geldbußen verhängt werden sollten. U A Mit potestas wird die Amtsgewalt bezeichnet, welche das Verhältnis zwischen den einzelnen Magistraten regelte. So besaßen die beiden Konsuln zum Beispiel die gleiche Amtsgewalt ( par potestas ) und hatten somit gleiche Befugnisse. Die potestas gab Auskunft über die Hierarchie der einzelnen Ämter. Ein Konsul besaß im Vergleich mit einem Quästor mehr Amtsgewalt ( maior potestas ), er war ihm übergeordnet. Der Quästor hingegen war ihm untergeordnet, weil er weniger Amtsgewalt besaß ( minor potestas ). H C Um den Staat vor tyrannischen Übergriffen zu schützen und eine Alleinherrschaft zu verhindern, wurde die Macht der Ämter durch drei Prinzipien eingeschränkt: – – – jedes Amt wurde nur für ein Jahr vergeben (Prinzip der Annuität), jedes Amt wurde mit mindestens zwei Kollegen besetzt (Prinzip der Kollegialität) und der Zugang wurde durch eine Altersbegrenzung erschwert. S R Ebenso musste bei der Bekleidung von zwei aufeinander folgenden Ämtern ein Zwischenzeitraum von zwei Jahren eingehalten werden. Eine weitere Sicherung vor einem möglichen Missbrauch der Amtsgewalt bestand darin, dass Magistrate mit einer höheren Gewalt Beamten mit einer niederen Gewalt alle Amtshandlungen untersagen konnten. Des Weiteren war es verboten, mehrere Ämter gleichzeitig zu bekleiden. O V (Zu den einzelnen Aufgaben der Magistrate siehe M 4: Die politischen Ämter im alten Rom: Lösung.) Didaktisch-methodisches Konzept Handlungsorientierte Annäherung an den Unterrichtsgegenstand Die vorliegende Unterrichtsreihe führt Schülerinnen und Schüler der 7. (Latein 1. Fremdsprache) bzw. 9. Jahrgangsstufe (Latein 2. Fremdsprache) durch einen handlungsorientierten Ansatz an die komplexe Verfassungsstruktur der römischen Republik heran. Indem die Schüler zunächst darüber nachdenken, welche Aufgaben in ihrer Stadt bzw. in ihrem Staat anfallen, nähern sie sich behutsam den Strukturen des römischen Stadtstaates an. Im steten Vergleich mit Bekanntem wird ihr Blick auf die geschichtliche Entwicklung der urbs Roma zum imperium Romanum gerichtet. Spielerische Vertiefung des neu erworbenen Wissens Zur spielerischen Vertiefung des Wissens über die Verfassungsstruktur der römischen Republik wurde das Lernspiel „Kampf ums Konsulat“ entwickelt. Im lustvollen Wissenswettstreit vertiefen die Spielergruppen gemeinsam die Grundlagen der römischen Verfassung und üben dabei die Fähigkeit ein, ein komplexes Verfassungsschaubild zu dechiffrieren. Die Verbindung von RAAbits Latein zur Vollversion 6 von 32 Der Weg zur Macht Leben im alten Rom 1 II/B4 Materialübersicht 1./2. Stunde: Die Verfassung der Römischen Republik M M M M M Wir gründen eine Stadt Schema der römischen Verfassung Die politischen Ämter im alten Rom Die politischen Ämter im alten Rom: Lösung Nützliche Redewendungen für angehende Konsuln 1 2 3 4 5 (Tb) (Gd) (Ab) (Ab, Lö) (Wo) 3./4. Stunde: Der Weg zur Macht als Spiel M 6 M 7 M 8 M 9 M 10 M 11 M 12 M 13 M 14 Kampf ums Konsulat: Spielregeln Certamen consulatus: praecepta ludi Kampf ums Konsulat: Wissenskarten Certamen consulatus: paginae scientiae Kampf ums Konsulat: Aktionskarten Certamen consulatus: paginae actionum Kampf ums Konsulat: Wissenskarten (blanko) Kampf ums Konsulat: Rutenbündel (Wertungskarten) Kampf ums Konsulat: Spielplan (Tx) (Tx) (Sp) (Sp) (Sp) (Sp) (Ab) (Sp) (Sp) U A H C S R O V RAAbits Latein zur Vollversion 8 von 32 Der Weg zur Macht Leben im alten Rom 1 II/B4 M2 Schema der römischen Verfassung U A H C S R O V RAAbits Latein zur Vollversion II/B4 Leben im alten Rom 1 Der Weg zur Macht 13 von 32 M6 Kampf ums Konsulat: Spielregeln SPIELREGELN Ziel des Spiels: U A Gewonnen hat, wer zuerst „Konsul“ ist. Konsul wird man, wenn man mit passender Punktzahl ins Ziel kommt und mindestens 3 Rutenkarten gesammelt hat. H C Kommen mehrere Spieler in derselben Runde ins Ziel, so werden die beiden mit den meisten Rutenkarten Kollegen im Amt des Konsuls. S R Ende des Spiels: Sobald zwei Spieler im Ziel angekommen und damit „Konsuln“ sind, endet das Spiel. Material: Jeder Mitspieler erhält eine Spielfigur, eine Rutenkarte und ein Schaubild der römischen Verfassung. O V Rutenkarten: Spielverlauf: Rutenbündel mit Beilen waren Abzeichen der Macht. Amtsdiener haben diese Symbole in Rom vor bedeutenden Politikern hergetragen. Wenn man eine Wissensfrage richtig beantwortet hat, erhält man eine Rutenkarte. Gewürfelt wird im Uhrzeigersinn. Der Jüngste in der Runde beginnt. Pro Spielzug wird gewürfelt und bei Bedarf eine Wissens- oder Aktionskarte aufgenommen. Die Wissensfragen werden von einer Mitspielerin bzw. einem Mitspieler vorgelesen, die bzw. der auch die Richtigkeit der Antworten überprüft. Gebrauchte Karten werden zur Seite gelegt und neu gemischt, sobald der Stapel aufgebraucht ist. zur Vollversion RAAbits Latein II/B4 Leben im alten Rom 1 Der Weg zur Macht 15 von 32 M8 Kampf ums Konsulat: Wissenskarten Ein bekannter Senator kommt nur noch betrunken zu den Senatssitzungen. Wer entscheidet über seinen Ausschluss? Senat und Volk von Rom beschließen, die Stadtmauer ausbessern zu lassen. Wer bezahlt die Handwerker? Der Senat empfiehlt, mit dem Bergvolk der Samniten einen Bündnisvertrag zu schließen. Wer wird darüber entscheiden? -------- * -- * -- * -------- -------- * -- * -- * -------- -------- * -- * -- * -------- Zu den Aufgaben der beiden Zensoren gehört es, die Einhaltung der Sitten zu überwachen. Sie bestimmen die Mitglieder des Senats. Die Staatskasse wird von den Quästoren verwaltet. In der Stadt Rom sind alle Brunnen voller Schlamm. Wer hat hier seine Pflicht vernachlässigt? Ein Bauer verklagt seinen Nachbarn wegen Betrugs beim Viehhandel. Wer spricht das Urteil? H C S R -------- * -- * -- * -------- U A Die Entscheidung über Krieg und Frieden und somit auch über Bündnisse liegt bei der Volksversammlung. Senat und Volk von Rom erklären den Karthagern den Krieg. Wer erhält den Oberbefehl? -------- * -- * -- * -------- -------- * -- * -- * -------- Die Rechtsprechung liegt in der Hand der Prätoren, den Richterspruch fällt der „iudex“ (Richter). Die beiden Konsuln sind zugleich die Oberbefehlshaber über das Heer. Sie werden von den Quästoren unterstützt. Ein Bäcker wird wegen nächtlicher Ruhestörung zu Kerkerhaft verurteilt. Wer verkündet die Strafe? Julia, die kluge Tochter eines Senators, will wie ihr Vater in die Politik gehen. Was sagt der Vater zu diesen Plänen? Ein Römer steht vor Gericht, weil er einen römischen Bürger im Streit erschlagen hat. Wer fällt das Urteil? -------- * -- * -- * -------- -------- * -- * -- * ------- -------- * -- * -- * -------- Für die allgemeine Ordnung und Sicherheit sind die Ädilen zuständig. Die nächtliche Ruhestörung fällt in ihren Zuständigkeitsbereich. Er erklärt ihr, dass Frauen keine politischen Rechte haben und kein öffentliches Amt annehmen können. Ihr Bereich ist das Haus. Nur die Volksversammlung kann einen römischen Bürger zum Tode verurteilen. Nur der Mord an einem römischen Bürger wird so streng bestraft. Die Pflege der öffentlichen Brunnen fällt in den Aufgabenbereich der Ädilen. O V zur Vollversion RAAbits Latein II/B4 Leben im alten Rom 1 Der Weg zur Macht 21 von 32 M 10 Kampf ums Konsulat: Aktionskarten Du hast nicht das richtige Eintrittsalter für das angestrebte Amt. Du hast als Ädil prächtige Spiele für das Volk organisiert. Als Konsul bist du sehr mit deinen Amtsangelegenheiten beschäftigt. Setze eine Runde aus und warte. Alle Mitspieler freuen sich, jeder gibt dir als Dank ein Rutenbündel. Nimm dir Zeit, deinen Pflichten sorgfältig nachzugehen. Setze eine Runde aus. Als Patron kümmerst du dich um deinen Klienten. S R O V Du unterstützt einen Mitspieler mit einem Geschenk (ein Rutenbündel). U A H C Rom führt viele Kriege, das ist teuer. Als Patron vertrittst du deinen Klienten vor Gericht. Jeder muss einen Beitrag dazu leisten und gibt entweder ein Rutenbündel an die Kasse oder setzt eine Runde aus. Dieser Einsatz kostet Zeit. Setze eine Runde aus. Jeder reiche Römer hatte Sklaven, die ihm den Alltag erleichterten. Der Volkstribun konnte gegen Beschlüsse der Beamten Einspruch erheben. Als Klient unterstützt du deinen Patron nach Kräften. Mit dieser Karte kannst du die nächste Aktionskarte an eine Sklavin oder einen Sklaven deiner Wahl abgeben. Diese Karte verhindert, dass du die nächste Aktionskarte ausführen musst. Unterstütze ihn bei der nächsten Wissensfrage. Wähle dafür einen Mitspieler aus. zur Vollversion RAAbits Latein II/B4 Leben im alten Rom 1 Der Weg zur Macht 29 von 32 M 14 Kampf ums Konsulat: Spielplan U A H C S R O V zur Vollversion RAAbits Latein