Azbel’-Kaner-Zyklotronresonanz 11. November 2003 Zusammenfassung Azbel’-Kaner-Zyklotronresonanz ist eine wichtige Methode, um dynamische Eigenschaften von Elektronen in Metallen zu untersuchen. Ziel des Versuchs ist es, die Grundlagen der Meßmethode und der dazugehörigen Theorie verständlich zu machen. Insbesondere spielen die Fermi‡äche und ihre Eigenschaften eine Hauptrolle. Der Begri¤ der e¤ektiven Masse und die Tatsache, daß in einem Festkörper die e¤ektive Masse wesentlich anders als die freie Elektronenmasse sein kann, werden anschaulich dargestellt. Als Einleitung zu dem Thema ist die Einführung in die Festkörperphysik von C. Kittel (besonders die Kapitel Halbleiterkristalle und Fermi-Flächen und Metalle) zu empfehlen. Zusätzliche Artikel können Sie von den Betreuern erhalten. Der Versuch eignet sich im zweiten Semester des FestkörperphysikStudiums zu machen. F. Koch, K. Oettinger, P. Christmann und H. E. Porteanu Betreuer Dr. H. E. Porteanu, Tel: 089 289 12333, Physik-Department E16, Raum 2274, e-mail: [email protected] 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 Klassische Beschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Quantenmechanische Beschreibung . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Beziehung zur Fermi‡äche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 5 5 2 Wismut 8 3 Aufgaben 10 4 Experimentelle Anordnung 10 4.1 Mikrowellensystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 4.2 Probe und Resonator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.3 Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 5 Durchführung des Experiments 5.1 Vorbereitung . . . . . . . . . 5.2 Messungen . . . . . . . . . . . 5.3 Auswertung . . . . . . . . . . 5.4 Meßprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 17 17 18 18 3 1 1.1 Einleitung Klassische Beschreibung Um das Prinzip der Zyklotronresonanz in Metallen bzw. Halbmetallen darzulegen, betrachten wir zuerst den Fall eines freien Elektronengases unter dem Die Elektronen, die eine Ein‡uß eines von außen angelegten Magnetfeldes E. Geschwindigkeitskomponente y senkrecht zur Magnetfeldrichtung haben, wer auf eine Kreisbahn gezwungen. den durch die Lorentz - Kraft IO = hy £ E Die Bewegungsgleichung lautet: p0 y$ f = hyE (1) oder hE (2) pr wobei p0 die Elektronenmasse ist. Die radiale Frequenz $ f wird die Zyklotronfrequenz genannt. Informationen über die Eigenschaften der kreisenden Elektronen gewinnt man, indem man das System von außen anregt. Für Elektronen in Festkörpern erweist sich hochfrequente elektromagnetische Strahlung als ideales Anregungsmittel. Der metallische Fall unterscheidet sich vom Fall der Halbleiter dadurch, daß in Metallen die elektromagnetische Strahlung innerhalb einer Skintiefe abgeschirmt wird. Die kreisenden Elektronen können deshalb nur in der Skinschicht angeregt werden. parallel zur Ober‡äche Wählt man die Azbel’-Kaner-Geometrie, d.h. E (siehe Abbildung 1), so bekommt man den folgenden E¤ekt. Betrachten wir die Elektronen, deren Bahnen durch die Skinschicht wie in Abbildung 1 verlaufen, und nehmen wir zunächst an, daß die Streuzeit lange genug ist, daß die kreisenden Elektronen mehrmals in den Skinbereich zurückkehren können. Eine resonante Wechselwirkung mit dem elektromagnetischen Feld …ndet dann statt, wenn das Wechselfeld immer wieder bei jedem Durchgang die gleiche Phase hat. Dies geschieht, wenn das Wechselfeld mit der Frequenz $ n-mal schwingt, während das Elektron seine Bahn durchläuft. Wir verlangen also: (3) $ = q $f > q = 1> 2> === !f = Meistens hält man die Frequenz konstant und variiert das Magnetfeld. Die Resonanzfeldbedingung lautet dann: 1 ³ $ p0 ´ (4) E= > q h 4 1 EINLEITUNG E Quantenmechanisch EFermi Oberfläche v Rc z0=Rc Landau Niveaus z B FL=e(v×Β), e<0 jµW x Klassisch Skintiefe δ Abbildung 1: Die Azbel’-Kaner-Zyklotronresonanz eines freien Elektrons. d.h. die Resonanzfelder sind periodisch in 1@E. Da man eine möglichst hohe Streuzeit haben möchte, fährt man ein Azbel’-Kaner-Zyklotronresonanz (AKZR)-Experiment bei tiefen Temperaturen (‡üssiges Helium) durch. Dadurch wird eine Streuung der Elektronen an Phononen vermieden. Dennoch haben hochreine Proben typische Streuzeiten von der Größenordnung 10¡9 s. Man muß also im Mikrowellenbereich arbeiten, um das Zurückkehren der Elektronen in den Skinbereich zu ermöglichen ($ ¸ 2). 1.2 Quantenmechanische Beschreibung 1.2 5 Quantenmechanische Beschreibung Die Schrödinger-Gleichung für ein freies Elektron (Ladung h ? 0) unter dem Ein‡uß eines Magnetfeldes lautet: ´2 1 ³ ª = H ª= (5) S ¡ hD 2p0 in |-Richtung, d.h. Benutzt man die Landau-Eichung für das Magnetfeld E = (E}> 0> 0), so kann man die Schrödinger-Gleichung das Vektorpotential D ln{ { ln| | mit ª = h h ©(}) separieren und erhält: ! à 2 2 ¤ k ¹ n 1 £ 2 | (6) ©(})= S + (¹kn{ ¡ hE})2 ©(}) = H ¡ 2p0 } 2p0 Dies ist nichts anderes als die Schrödinger-Gleichung eines harmonischen Osn{ zillators mit dem Zentrum bei }0 = ¹khE ' Uf . Die Wellenfunktionen © sind also die bekannten Funktionen des harmonischen Oszillators und die Energiequantisierung ist einfach gegeben durch: µ ¶ k ¹ 2 n|2 1 (7) k ¹ $f> H = H ¡ = + = 0> 1> 2> === 2p0 2 oder µ ¶ k ¹ 2 n|2 1 H = + k ¹ $f + 2 2p0 (8) Dieses Energieschema ist in Abbildung 1 gezeigt, wobei n| = 0 angenommen ist. Ubergänge zwischen besetzten und unbesetzten Energieniveaus können erzeugt werden, falls die Fermienergie (bei W = 0 K) zwischen den beiden Niveaus liegt und die Anregungsenergie k ¹ $ genau dem Abstand der Niveaus entspricht. Man erhält: (9) $ = ¢ $ f > wobei ¢ die Di¤erenz der Quantenzahlen der Niveaus ist. Hiermit haben wir unsere klassischen Ergebnisse (3) und (4) wieder gewonnen. 1.3 Beziehung zur Fermi‡äche Da im Mikrowellenbereich die Fermienergie eines typischen Metalls sehr groß gegenüber k ¹ $ ist, können nur die Elektronen, die auf der Fermi‡äche sitzen, an der Resonanz teilnehmen. In einem AKZR - Experiment mißt man also Eigenschaften der Fermi‡äche. 6 1 EINLEITUNG Bisher war von einem freien Elektron die Rede, d.h. von der quadratischen Dispersionsrelation H = k ¹ 2 n 2 @2p¤ , wobei p¤ gleich p0 war. Als Fermi‡äche hat man in diesem einfachen Fall eine Kugel. Im allgemeinen hat das Gitter einen sehr wesentlichen Ein‡uß auf die Dispersionsrelation und auf die e¤ektive Masse p¤ . Darüberhinaus führt dies dazu, daß die Form der Zyklotronbahn und die Zyklotronfrequenz wesentlich anders als im Fall eines freien Elektrons sind. Die allgemein gültige Zyklotronfrequenz kann sehr einfach aus der Bewegungsgleichung abgeleitet werden: n H folgt: Mit k ¹y = r gn I = k ¹ = hy £ E= gw (10) gn h = 2r n H £ E= gw k ¹ (11) als Aus der letzten Gleichung ist ersichtlich, daß ggwn senkrecht sowohl zu E n H sein muß . Damit bewegt sich ein Elektron auf einer Bahn, die auch zu r durch den Schnitt der Fermi‡äche mit einer Ebene senkrecht zum Magnetfeld bestimmt ist. Man hat also: E gn? hE ³ ´ (12) = 2 r = nH ? gw k ¹ Integration über die ganze Bahn ergibt die Periode der Bewegung: 2 k ¹2 W = = $f hE I ³ gn? ´ = nH r (13) ? Hieraus folgt $ f = hE@pf wobei die Zyklotronmasse de…niert ist als: k ¹2 pf = 2 I ³ gn? ´ = nH r (14) ? Dieses Integral kann durch geometrische Überlegungen umgeschrieben werden in: k ¹ 2 CD (15) pf = > 2 CH wobei D die Schnitt‡äche ist. Die Geometrie der Bahn auf der Fermi‡äche ist in Abbildung 2 gezeigt. 7 1.3 Beziehung zur Fermi‡äche & Fläche A ⊥ B B& & k & B r-Raum k-Raum dt = ! 2 dk ⊥ & eB ∇ k E ⊥ ( ) k⊥ (t +&dt ) B 1 !2 & eB ∇ k E ( ) ⊥ dk ⊥ k⊥ (t ) Fläche A Abbildung 2: Geometrie der Zyklotronbahn. Schätzen wir nun kurz einige für AKZR in Metallen typische Größenordnungen ab. Für $ = 2 £ 1010 s¡1 (10 GHz) und pf = p0 …ndet man das Magnetfeld E für die fundamentale (q = 1) Resonanz: jE1 j = (2 £ 1010 s¡1 ) (9> 1 £ 10¡31 kg) $p0 = ¼ 0> 35 T = 3> 5 £ 103 G ¡19 jhj j ¡ 1> 6 £ 10 j C Bei diesem Feld erhält man mit nI = 1010 m¡1 (typischer Zyklotronradius n H abgeleitet): im n-Raum) den Zyklotronradius im Ortsraum (aus k ¹y = r Uf = k ¹ nI (1> 054 £ 10¡34 Js) (1010 m¡1 ) = ¼ 2 £ 10¡5 m ¡19 C) (¡0> 35 T) hE1 (¡1> 6 £ 10 Die Skintiefe ist typisch 10¡7 m, also hundertmal kleiner als Uf . 8 2 2 WISMUT Wismut Für diesen Versuch wurde das Halbmetall Wismut aus zweierlei Gründen ausgewählt: 1. Die für Zyklotronresonanz im Mikrowellenbereich erforderlichen Magnetfelder sind in Bi relativ klein. 2. Die Fermi‡äche von Bi ist relativ unkompliziert. Das Element Wismut kristallisiert in einer Struktur mit rhomboedrischer Symmetrie. In dieser Struktur erkennt man eine trigonale Achse mit dreifacher Symmetrie, drei binäre Achsen und drei bisektrische Achsen. Die trigonale, binäre und bisektrische Achse stehen jeweils senkrecht zueinander. Mit zwei Atomen pro Elementarzelle und fünf Valenzelektronen pro Atom besitzt Bi eine genügend große Anzahl von Valenzelektronen, um fünf Energiebänder vollständig zu füllen. Daher sollte Bi eigentlich ein Dielektrikum sein, doch wegen Bänderüberlappung ist Bi ein Halbmetall mit einer gleichen Zahl von Elektronen und Löchern. Die Fermi‡äche für die Löcher ist ein Ellipsoid, dessen lange Achse parallel zur trigonalen Achse liegt. Die Zyklotronmassen für die Löcher liegen höher als die Elektronenmassen, so daß man in diesem Versuch die Zyklotronresonanz der Löcher nicht beobachten kann. Im folgenden beschäftigen wir uns deshalb nur mit den Elektronen. Die Fermi‡äche für Elektronen besteht aus drei gleich großen, zigarrenförmigen Ellipsoiden. Die lange Achse des Ellipsoids liegt in der aus der trigonalen und der bisektrischen Achse aufgespannten Ebene; ihr Verkippungswinkel beträgt 6± 200 . Eine anschauliche Darstellung gibt Abbildung 3. In der Hauptachsentransformation (Abbildung 3 unten) kann die EllipsoidFermi‡äche durch die Dispersionsrelation H n12 n22 n32 = + + 2p1 2p2 2p3 k ¹2 (16) beschrieben werden. Die Massen p1 , p2 und p3 sind aus Zyklotron - Resonanz Messungen von Edelman und Khaikin bestimmt worden zu: p1 = 0> 0058 p0 p2 = 1> 28 p0 p3 = 0> 011 p0 (17) 9 & g1 [100] C3 (kz) trigonale Achse & g 2 [010] Γ C1 (kx) binäre Achse & g3 [001] C2 (ky) bisektrische Achse 2, 3, C2, C3 3 sind in einer Ebene C3 (kz) trigonal 2 Φ=6°20' C2 (ky) bisektrisch C1 (kx) || 1 binär 1, 2, 3: Halbachsen des Ellipsoids Abbildung 3: Fermi‡äche für Elektronen in Bi und ihre Orientierung bez. der binären (C1 ), bisektr. (C2 ) und trig. (C3 ) Achse. Aus de - Haas - van - Alphen - Daten sind die maximalen Werte der Impulskoordinaten entlang der Hauptachsen bestimmt worden zu: n1max = 5> 16 £ 107 m¡1 n2max = 8> 84 £ 107 m¡1 n3max = 6> 78 £ 107 m¡1 (18) Die Länge der Zigarren ist also ca. 15 mal so groß wie ihre Dicke. Wenn man ein Magnetfeld entlang einer der Hauptachsen anlegt, …ndet man: p (19) pmf = pl pn > 10 4 EXPERIMENTELLE ANORDNUNG p d.h. für E parallel zur Achse 2 bekommt man p2f = p1 p3 usw. Außerdem stellt sich heraus, daß die Zyklotronmasse unabhängig von der Impulskoordinate nE , entlang der Magnetfeldrichtung ist. Alle Elektronen auf einem Ellipsoid haben die gleiche Zyklotronfrequenz bzw. das gleiche Resonanzfeld und tragen deshalb zur Resonanzlinie bei. Zusätzliche Informationen über Wismut be…nden sich in der Abbildung 4 Literatur [1] M. Ya. Azbel’ und E. A. Kaner, J. Phys. Chem. Solids 6, 113 (1958). [2] J. F. Koch, Atomic Energy Review 12, 675 (1974) und die darin angegebenen Referenzen. [3] V. S. Edelman and M. S. Khaikin, Sov. Phys. JETP 22, 77 (1966). 3 Aufgaben 1. Wie hoch sind die Quantenzahlen (Gleichung (7)) für die resonanten Elektronen bei Mikrowellenfrequenzen in einem typischen Metall? 2. Leiten Sie aus Gleichung (14) die Zyklotronmasse für ein freies Elektron ab! 3. (a) Leiten Sie die Resultate (19) ab! (b) Zeigen Sie, daß die Zyklotronmasse für die Fermi‡äche (16) von nE unabhängig ist! p (c) Zeigen Sie, daß die Zyklotronmasse wie p1 p3 @ cos ansteigt, wenn das Magnetfeld um den Winkel von der Achse 2 weggedreht wird. (d) Bei welchem Magnetfeld erwarten Sie die fundamentale (q = 1)Resonanz für eine Mikrowellenfrequenz von 16 GHz mit E parallel zur langen (2) Achse eines Ellipsoids? 4 Experimentelle Anordnung Der ganze Versuchsaufbau ist in Abbildung 5 dargestellt. Im folgenden gibt es eine eingehende Beschreibung der einzelnen Komponenten. 11 z trigonal axis crystal lattice (quasi-fcc) α=57°16' < 60° a=4.74 Å, α'=87°34' < 90° a'=6.57 Å, E (eV) Basis: 2 Bi 0.5 atoms at 5.61 Å 0.474 × b. diag. 0 t2 -0.5 t3 a' a a t α' α a 1 a' a' -1.0 Fermi level -2.5 y bisectrix axis kz trigonal axis reciprocal lattice (quasi-bcc) & & & − g1 Γ ky bisectrix axis & g2 kz trigonal axis first Brillouin zone T Λ KΣ Γ σ Γ T t ×t & gi = 2π & j& k& ti ⋅(tj ×tk ) & g3 kx binary axis -1.5 -2.0 x binary axis kx binary axis band structure conduction band 1.0 valence band 1.5 trigonal axis T X L L Φ=6°20' Γ bisectrix axis L X T L Fermi surface of electrons and holes Γ L ky bisectrix L X axis L Abbildung 4: Kristallstruktur, erste Brillouinzone, Bandstruktur und Fermi‡äche von Wismut. 12 4 EXPERIMENTELLE ANORDNUNG Schematischer Versuchsaufbau abstimmbarer Kurzschluß "magic Tee" Gunn-Oszillator GaAs-Detektor Signal out Signal Lock-in-Verstärker in Wellenleiter Osz. out ∂R ∂B ADC in fl. Stickstoff fl. Helium Modulationsspulen Rechner DAC out Audio-Verstärker Probe und Resonator Bm sin ω m t B Stromversorgung Helmholtzspulen Abbildung 5: Das Zyklotronresonanz-Meßsystem. 4.1 Mikrowellensystem Mikrowellen im Frequenzbereich von 15 bis 16 GHz werden von einem GunnOszillator erzeugt und mittels eines BNC / Hohlleiter-Überganges und eines sogenannten magic Tïn einen Rechteckhohlleiter eingespeist. Ein im gleichen Gehäuse mit dem Gunn-Oszillator eingebautem Ferrit-Isolator verhindert, daß re‡ektierte Wellen aus dem weiteren System in den Gunn-Oszillator zurückkoppeln. Das magic T verteilt die Strahlung wie in Abbildung 5 dargestellt in die seitlichen Arme. Wenn die Leistung in dem nach oben zeigenden Arm absorbiert wird, hängt die im Detektorarm ankommende Leistung nur von den im Resonatorarm re‡ektierten Mikrowellen ab. Mit Hilfe eines abstimmbaren Kurzschlußes wird die Länge des Wellenleiters auf einen ganzzahligen vielfach von halben Wellenlängen justiert (maximale Amplitude der stehenden Wellen). Auf so einem Maximum erscheint die Resonanz des Mikrowellenresonator als scharfes Minimum. In Resonanzbedingungen ändert sich der Resonator von einem Re‡ektor zu einem Absorber. Als Detektor dient eine schnelle GaAs - Halbleiterdiode, die eine der empfangenen Mikrowellenleistung proportionale Spannung abgibt (quadratische Abhängigkeit von Mikrowellen elektrischen Feld, kein einfacher Gleichrichter!). 13 4.1 Mikrowellensystem Glaskryostat Helmholtzspulen Modulationsspulen Abbildung 6: Das Meßsystem (oben) und die Magnetspulen (unten). 14 4 EXPERIMENTELLE ANORDNUNG Thermometer (Kohlenwiderstand) Bi-Probe Mikrowellen-Resonator "Magic T" Mikrowellen-Detektor Gunn-Oszillator Abbildung 7: Das Mikrowellensystem. 4.2 Probe und Resonator 15 Wie wir gerade gesehen haben, ist diese Spannung ein Maß für die im Resonatorarm re‡ektierte Leistung. 4.2 Probe und Resonator Da eine metallische Ober‡äche recht wenig im Mikrowellenbereich absorbiert, genügt es im allgemeinen nicht, eine Probe als einfachen Kurzschlußre‡ektor einzubauen. Stattdessen wird die Probe als Teil eines Resonators eingebaut, so daß die Mikrowellen oftmals (tausende normalerweise) von der Probe re‡ektiert werden können. Auf der oberen Seite (Abbildung 5) des Resonators be…ndet sich ein Kopplungsloch, wodurch die Resonanzmoden des Resonators an die Mikrowellen gekoppelt werden. Die Dimensionen des Rechteckresonators sind so gewählt worden, daß die K102 Eigenfrequenz bei ca. 16 GHz liegt. Die Probe verdeckt einen Ausschnitt unten am Resonator. Der Ausschnitt sorgt dafür, daß die Wandströme Mui = qhy (y ist die Geschwindigkeit der Elektronen in der Skinschicht), die in der Probe induziert werden, praktisch parallel zur langen Seite des Resonators laufen (Abbildung 8). Die Richtung der Wandströme hat eine Auswirkung auf die Amplitude der beobachtbaren Resonanzpeaks, da die Leistungsabsorption proportional zum ui ist. Wenn die Probe eingebaut ist, kann man die Polarisation, Produkt MH ui bzw. der Probe nicht mehr ändern. Wohl aber d.h. die Richtung von H kann man die Magnetfeldrichtung in der Probenebene drehen und damit die Zyklotronbahnen ändern. 4.3 Magnetfeld Das Magnetfeld E0 wird von einem Paar Helmholtzspulen geliefert, die von einem Gleichstromgerät versorgt werden. Das Gleichstromgerät wird mittels eines D/A - Wandlers von einem Rechner gesteuert. Zusätzlich zu diesem sich nur langsam verändernden Feld wird über ein Paar Modulationsspulen ein Wechselfeld Ep sin($ p w) mit der Frequenz ip = $ p @(2) = 625 Hz angelegt. Das Detekorsignal ist ein Maß für die Leistungsabsorption D in der Probe, und D ist wegen der Zyklotronresonanz vom Gesamtfeld E0 + Ep sin($ p w) abhängig. Für Ep ¿ E0 kann D(E) in einer Taylorreihe entwickelt werden: ¯ CD ¯¯ (20) Ep sin($ p w) D (E) ' D (E0 ) + CE ¯E0 Der Lock-In-Verstärker selektiert die Frequenzkomponente ip , und somit wird an den A/D - Wandler ein Signal proportional CD@CE abgegeben. Nach 16 LITERATUR Felderverteilung E, H, J der H102 (TE102) Mode in einem Rechteckresonator J H z y E x Probefläche Kopplungsloch Resonator Abbildung 8: Der Mikrowellenresonator. der Theorie von Azbel’ und Kaner treten bei Zyklotronresonanz Peaks in CD@CE auf, deren Nulldurchgänge (allgemein Wendepunkte) bei den Resonanzfeldern Eq (siehe Gleichung (4)) liegen. Literatur [1] H. Heinke und F.W. Grundlach, Taschenbuch der Hochfrequenztechnik Springer - Verlag, Berlin 1956. [2] C.P. Poole, Jr., Electron Spin Resonance Interscience Publishers, New York 1967. 17 5 Durchführung des Experiments 5.1 Vorbereitung Im folgenden werden die wesentlichen Schritte zur Vorbereitung der Messungen erläutert. ² Das Mikrowellensystem wird eingeschaltet. Die Frequenz des GunnOszillators wird auf die Resonatorfrequenz abgestimmt. ² Flüssiger Sticksto¤ wird eingefüllt. Wenn der Resonator auf Sticksto¤temperatur abgekühlt ist, kann ‡üssiges Helium eingeleitet werden. Beobachten Sie dabei die Veränderung der Resonatorfrequenz! Was ist die Ursache dieser Veränderung? ² Wenn der Gunn-Oszillator genau auf die Resonanzfrequenz abgestimmt ist, wird am variablen Abschluß so justiert, daß sich eine maximale Mikrowellenabsorption im Resonator ergibt. Das Minimum der Resonanz be…ndet sich auf einem breiten Maximum. Die Abstimmung des Detektors maximiert die gemessene Spannung für eine feste Eingangsleistung. ² Das Magnetfeld wird durchgefahren und einen starken Zyklotronresonanzpeak ausgewählt. Mit diesem Signal kann nun die Lock-In-Phase eingestellt werden. 5.2 Messungen Die Ober‡äche der Bi - Probe ist nahezu trigonal, d.h. die Senkrechte auf die Probenebene ist ungefähr parallel zur trigonalen Achse. Ziel der Messungen ist einerseits, die Symmetrie des Kristalls zu beobachten, die in der Richtungsabhängigkeit der Zyklotronmasse widergespiegelt wird, und andererseits, die Zyklotronmasse für die Hochsymmetrierichtungen zu bestimmen. 1. Richtungsabhängigkeit. Man mißt das CU@CE - Spektrum der Zyklotronresonanzpeaks als Funktion des Magnetfeldwinkels (alle 10 Grad genügt). Vor jeder Messung muß die Frequenz des Gunn-Oszillators eingestellt werden! Trägt man die Werte der Felder für die fundamentalen (q = 1) Resonanzen gegen die Winkel auf, so bekommt man ein Bild der Winkelabhängigkeit der Masse. 2. Messung der Zyklotronmasse. Aus Ihrem Diagramm können Sie nun die Hochsymmetrierichtungen entnehmen. Messen Sie jetzt sorgfältig 18 5 DURCHFÜHRUNG DES EXPERIMENTS (d.h. mit längerer Integrationszeit) die Zyklotronresonanzspektren mit dem Magnetfeld entlang diesen Richtungen! 5.3 Auswertung Um die Zyklotronmasse so genau wie möglich zu bestimmen, trägt man die Eq - Werte für die Subharmonischen gegen 1@q (x-Achse) auf und legt eine Gerade durch die Punkte (E1 = 0> 1@1 = 0, einschließlich). Aus der Steigung dieser Geraden hqEq i erhält man die Zyklotronmasse (siehe Gleichung (4)). 1. Schätzen Sie mit Hilfe einer Fehlerrechnung den Fehler ab! Vergleichen Sie diese Massen mit denen aus der Literatur! 2. Vergleichen Sie die experimentelle Winkelabhängigkeit der Masse mit der Voraussage von Aufgabe 3c und diskutieren Sie Abweichungen vom 1@ cos -Verhältnis oder von der erwarteten dreifachen Symmetrie! 3. Schätzen Sie die Streuzeit ab! Nutzen sie dazu (a) die Breite einer Resonanz und (b) die Zahl der Resonanzen. Was ist die Ursache dieser Streuung? 4. Beschreiben Sie zuletzt, wie Ihnen der Versuch gefallen hat und was Ihrer Meinung nach, noch verbessert werden könnte! 5.4 Meßprogramm Das Meßprogramm ist in LabVIEW geschrieben. Die nächsten 3 Bilder (Abb. 9,10,11) erklären die Bedienung des Programms. 19 5.4 Meßprogramm 2. OK drücken 1. Dateiname (Winkel) wird hier geschrieben z.B. w110. Das Programm fragt danach, ob der Dateiname MRw110.dat akzeptiert wird (speichern) oder nicht (stop Messung) Normierte Messung (nicht nötig) Steuer- und Messinstrumente x-Achse DAC, y-Achse ADC Pfad der Messdatei (voreingestellt) Abbildung 9: Startmenü des Programms. 5 DURCHFÜHRUNG DES EXPERIMENTS 20 1. Die Temperatur soll ca. 4 K bis 10 cm und unter 20 K bis 30 cm sein 2. Der Gunn-Oszillator soll erneut auf Resonanzfrequenz eingestellt werden 3. "Start the measurement" drücken Magnetfeldbereich, Zahl der Schritte und Wartezeit (voreingestellt) Abbildung 10: Start der Messung, wenn alles justiert und gecheckt ist. 21 5.4 Meßprogramm Unterbrechung der Messung und des Programms. Anschließend B=0. Unterbrechung der Messung für Justage. B=const. Abbildung 11: Verlauf der Messung.