Untitled - Vegucation

Werbung
PFLANZLICHE
KÜCHE
H
C
U
B
D
N
A
H
EIN
D
N
U
E
H
C
K
FÜR Ö
.
N
E
N
N
I
H
C
Ö
K
InhalTsverzeichnis:
Modul 1: HinTERGRUNd Zur PFLANZLIChEn ERNÄHRuNG
1.1 Vegetarismus – von gestern bis heute
7
V Hintergrundwissen – Historischer
Rückblick in Zitaten
7
V Die Geschichte des westlichen
Vegetarismus
V Formen vegetarischer Ernährung
8
9
V Ihre Gäste: vegetarisch und vegan?
10
1.2 Beweggründe Ihrer Gäste
11
V Hintergrundwissen Klima und Umwelt
11
V Hintergrundwissen Welthunger
14
V Hintergrundwissen Ethik
15
V Hintergrundwissen Gesundheit
19
1.3 Nachhaltigkeit in Ihrer Küche
25
V Hintergrundwissen Nachhaltigkeit
25
V Nachhaltig ernähren
26
V Dimensionen nachhaltiger Ernährung
27
1.4 Zertifizierung und Gütesiegel
29
V Hintergrundwissen zu Siegeln
29
V Vegetarisch-vegane Siegel
29
Modul 2: PFLANZLIChE WaReNkuNde
2.1 Grundlagen der pflanzlichen Küche
33
V Hintergrundwissen –
Pflanzlich kochen
33
V Sechs Basisregeln für
die pflanzliche Küche
34
2.2 Obst und Gemüse
42
V Hintergrundwissen Gemüsevielfalt
42
2.3 Gemüse aus dem Meer
45
V Hintergrundwissen Algen
45
V Übersicht und Verwendung von Algen
46
V Lagerung und Vorbereitung
47
2.4 Sprossen und Keimlinge
43
V Hintergrundwissen Sprossen
43
V Sprossen keimen: Übersicht
48
V Lagerung und Verwendung
49
2.5 Nüsse, Ölsaaten
und pflanzliche Öle
51
V Hintergrundwissen Nüsse
51
V Verwendung und Aufbewahrung
55
V Pflanzliche Öle
55
2.6 Hülsenfrüchte
58
V Hintergrundwissen Hülsenfrüchte
58
V Verwendung und Aufbewahrung
62
2.7 Die Welt des Getreides
64
V Hintergrundwissen Getreide
64
V Überblick über Getreidesorten
66
V Verwendung und Aufbewahrung
72
V Getreidegetränke, Getreidesahne
und Süßungsmittel
74
2.8 Alternativen zu Fleisch und Fisch
76
2.10 Pflanzliche Alternativen zu Ei
87
V Hintergrundwissen Fleischalternativen
76
V Hintergrundwissen Eier
87
V Überblick über Fleischalternativen
79
V Überblick zu Eialternativen
88
V Verwendung und Aufbewahrung
81
V Verwendung und Aufbewahrung
89
2.9 Alternativen zu Milchund Milchprodukten
83
2.11 Bindemittel, Geliermittel
und Süßungsmittel
91
V Hintergrundwissen Süßstoffe
91
V Übersicht über Binde- und Geliermittel
93
V Verwendung und Grundzubereitung
96
V Hintergrundwissen Milch(-Produkt)alternativen
83
V Übersicht über Milchalternativen
84
V Verwendung und Aufbewahrung
86
Modul 3: sPEZiaLISieRuNG
3.1 Spezielle Ernährungsund Zubereitungsarten
100
V Hintergrund: besondere
Ernährungsformen
100
V Besondere Zubereitungsarten
101
V Weitere Geräte und Techniken
104
3.2 Backwaren
106
V Hintergrundwissen Backwaren
106
3.3 Würzen von Zutaten
V Dimensionen des Geschmacks
114
V Portionsgrößen von Lebensmitteln
115
V Gewichtsveränderungen
durch Zubereitung
115
V Gerichte präsentieren
117
3.5 Getränke
119
V Hintergrundwissen Wein
119
V Tierische Zutaten in Getränken
120
V Trinkbares Obst und Gemüse
122
3.6 Küchen der Welt
125
111
V Hintergrundwissen: Asien
126
111
V Hintergrundwissen: Südamerika
130
V Hintergrundwissen: Afrika
131
106
108
111
V Hintergrundwissen zum
Geschmackssinn
V Hintergrundwissen Rezepte
116
V Gebäcksorten verschiedener
europäischer Länder
114
V Kreative und ganzheitliche Menüs
V Überblick zu den Gebäckgrundsorten
3.4 Rezepte entwickeln
und Gerichte präsentieren
V Hintergrundwissen:
Europäische Küchen
134
4
Modul 4: MAnAGeMENT Und MARKETING
4.1 Pflanzliche Küche in der
Gemeinschaftsverpflegung
137
V Hintergrundwissen: Wozu
pflanzliche Gerichte anbieten?
137
V Schritt-für-Schritt zu mehr Pflanzen
auf dem Speiseplan
die IconS:
138
V Allgemeine Tipps
141
V Sonderfall Systemgastronomie
141
4.2 Management und Marketing für
vegetarisch-vegane Restaurants
142
V Einstieg ins Business
142
Lernziele: was Sie in diesem Kapitel lernen
Das Ausrufezeichen bedeutet „Achtung“ oder
macht Sie auf interessante Infos aufmerksam.
Link zu Webseiten, Videos oder anderen
zusätzlichen Multimedia-Materialien
V Wettbewerb innerhalb eines
Wirtschaftszweigs
143
V Druck durch Neueinsteiger
143
V Verhandlungsmacht der Zulieferer
143
V Verhandlungsmacht der Kunden
143
V Druck durch Ersatzprodukte
144
V Zweite Phase
144
V Strategiefindung
145
Verwendung, Anwendung, Lagerungstipp
Hinweis zu Rezepten
V Der konzeptuelle Rahmen für die
betrieblichen Dienstleistungen
146
Impressum
Autoren
Merle Losem
Julia Schneider
Sebastian Ernst
Nikolaus Rittenau
Karoline Kalke
Stina Spiegelberg
Annette Voigt
Helge Schulz
Hella Maria Innemann
Benedikt Gramss
Sarah Gebhardt
Lisa Kaufmann
Hans-Joachim Naue
Daniela Brenneis
Hendrik Schulte
Michael Hoffmann
Boris Lauser
Surdham Göb
Heiko Antoniewicz
Frau Haslinger
Maria Schneider
Kerstin Neumann
Jennifer Draxlbauer
Michaela Schneider-Wettstein
Olivia Ladinig
Zahra Topping
Felicitas Sauer
Eva Marie Becker
Floris De Graad
Remi Tolk
Christina Eisfeld
Cielle van Dooren
Ulrike Minzlaff
Maureen Vande Capelle
Dirk van den Broeck
Kevin Storms
Anoon Verhelst
Peter Vandermeersch
Hilde Hautekees
Ulrike Günther
Thomas Van den Braembussche
Koen Toye
Elisabeth Groepper
Helena Brune
Anna-Lena Klapp
Grafik: Büro Brendel, Berlin
Release date, Published 12/14
Copyright declaration © 2014
Project Number: 527879-LLP-1-2012-1-DE-LEONARDO-LM
Project Acronym: Vegucation
Project Title: Vegucation – Training of European competency in sustainable,
healthy and well-balanced nutrition for professional chefs and caterers
Work package 5: Adaption – Deliverable No: add 22 – Language: German
Consortium:
Ein herzlicher Dank gilt allen, die zur Erstellung,
Weiterentwicklung und Verbesserung dieses
Schülerhandbuches, sowie Rezepte- Aufgabenund Lehrerhandbuch beigetragen haben. Insbesondere bedankt sich das Team bei allen, die das
Gesamtwerk von Vegucation während der langen
Entwicklungszeit unterstützt haben. Zu Vegucation
gehören außerdem Koch- und Lernvideos sowie
viele weitere Multimediaelemente. Vielen Dank für
soviel Geduld und Engagement!
Kontakt
[email protected]
www.vegucation.eu
Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen
Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung (Mitteilung) trägt allein der Verfasser;
die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der
darin enthaltenen Angaben.
Quinoa
Antik
wortung
e
Eth
nmehl
 Gütesiegel
Nachhaltigkeit
1
Ab MHINOTEDRGURUL ND
mwelt
tt ZUR PFLANZLICHEN
G
UN
HR
NÄ
ER
ewusst
Gesundheit Umwelt sir
Welthunger Rei
1.1 VEGETaRISMUS – voN GESTERn BIS HEuTE
Das Interesse an vegetarischem und gesundem
Essen boomt. Über die Hälfte der Gäste wünscht
sich bereits ein leischreduziertes Speiseangebot *
in Kantinen, Mensen und Restaurants. Dabei wachsen die Ansprüche an Sie, die Köche von morgen.
Sie sollen nicht nur leckere Gerichte anbieten,
sondern oft kommen noch andere Beweggründe und Erwartungen dazu: Ein Essen muss klimafreundlich, gesund oder tierleidfrei sein. Lernen
Sie daher in den ersten Kapiteln zunächst die Hintergründe des Vegetarismus und die Motivation
Ihrer Gäste kennen.
Lernziele: Nachdem Sie dieses Kapitel durchgearbeitet haben, sollten Sie …
V wissen, welche die wichtigsten geschichtlichen
Meilensteine der vegetarischen Ernährung sind.
V die Ansprüche von Gästen, die pflanzenbasierte
Gerichte bevorzugen, besser einschätzen können.
V in der Lage sein, „Einkaufskörbe“ für die ver-
shutterstock
schiedenen Formen vegetarischer Ernährung
zusammenzustellen.
HinTERGRUND: HiSTORiSChER RÜcKBliCk in ZiTATEn
V „Solange Menschen Tiere massakrieren, werden
sie sich auch gegenseitig töten. Wer die Saat
von Mord und Schmerz sät, kann nicht Liebe und
Freude ernten.“ (Pythagoras, ca. 500 v. Chr.)
V „Mein Körper wird keine Grabstätte für andere
Geschöpfe sein.“ (Leonardo da Vinci, 1452)
V „Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der
Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen
Ernährung. Ich bin der Ansicht, dass die vegetarische Lebensweise, rein durch ihre physische
Wirkung auf das menschliche Temperament, das
Schicksal der Menschheit äußerst positiv beeinflussen könnte.“ (Albert Einstein, ca. 1940)
V „Ich wünschte, ich wäre vegan, seit ich geboren
bin.“ (Mike Tyson, 1966)
V „Die Fleischindustrie hat zu mehr amerikanischen
Todesfällen geführt als alle Kriege dieses Jahrhunderts, alle Naturkatastrophen und alle Autounfälle zusammen.“ (Neal D. Barnard, 2012)
V „Man darf nicht stehen bleiben, auch in unserem
Beruf nicht. Umso früher die Köchinnen und
Köche lernen, vegan zu kochen, umso einfacher
wird es für sie, damit umzugehen.“ (Siegfried Kröpfl,
Haubenkoch 2013)
7
* Eine Mehrheit der Deutschen (52 %) isst an drei oder mehr Tagen pro Woche kein Fleisch. (Eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des
Vegetarierbund Deutschland (VEBU) und der Firma Tofutown* kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland 42 Mio Teilzeitvegetarier leben
(https://vebu.de/aktuelles/pressemitteilungen/977-aktuelle-forsa-umfrage-zeigt-in-deutschland-leben-ueber-42-millionen-teilzeitvegetarier)
DIE GESChiCHTE DES WESTLiCHEN VEGETaRISMUS
Der Begriff „Vegetarismus“ taucht in der westlichen Welt erst MITTE DES 19. JAHRHUNDERTS auf,
denn Tierprodukte, besonders Fleisch, waren für
die Menschen in den meisten Gesellschaften kaum
erschwinglich. Die Menschen waren eine größtenteils pflanzenbasierte Ernährung mit gelegentlich
tierischen Produkten wie Milch oder Eiern gewohnt.
Dabei kann Vegetarismus abgesehen von
ökonomischen Gründen als persönliche,
ethische oder religiöse Entscheidung bis ins
ANTIKE GRIECHENLAND zurückverfolgt werden,
wo Philosophen und religiöse Gruppen gleichermaßen dazu aufriefen. Antiker Vegetarismus war stark verknüpft mit dem Gedanken
der Gewaltfreiheit gegenüber Tieren und
mit gesundheitlichen Aspekten.
NN
N
N
N
Während des MITTELALTERS blieb Vegetarismus ein wichtiger Bestandteil asketischen Lebens. Die Gläubigen hofften, so
Gott näher zu kommen und eine gängige
Vorstellung war, dass das Essen von
Fleisch, Käse und Eiern Sünde sei. Das
Wohlergehen der Tiere stand allgemein
weniger im Vordergrund.
_
Der Anfang der FRÜHEN NEUZEIT (1500 – 1800)
brachte mit der Wiederentdeckung antiker Werte
die Tierethik in die Philosophie und den Vegetarismus in die Lebensführung zurück. Einer der
wichtigsten und ersten Protagonisten während des
frühen Aufstiegs des Vegetarismus war Thomas
Tyron (1634 – 1703), der 1691 das wahrscheinlich
erste vegetarische Kochbuch schrieb.
NNN
NN
Seit dem 19. JAHRHUNDERT etablierte sich Vegetarismus mehr und mehr in Philosophie und Praxis.
1821 wurde das erste moderne vegetarische
Kochbuch publiziert, 1847 wurde die Vegetarische
Gesellschaft in England gegründet, und mehr und
mehr Intellektuelle sprachen sich für eine vegetarische
Ernährung als moralisch notwendig aus. Die wahrscheinlich berühmtesten Vegetarier im 19. Jahrhundert
waren der russische Schriftsteller Leo Tolstoi und der
Widerstandskämpfer Mahatma Gandhi.
Die größte Welle des Vegetarismus,
die BIS HEUTE ANHÄLT und noch stets
wächst, begann in den SIEBZIGER
JAHREN des 20. Jahrhunderts, als verschiedene ethische und gesundheitliche
Argumente für eine pflanzenbasierte
Ernährung wissenschaftlich fundierte Unterstützung erhielten. Auch das
jüngste Argument, der Einfluss des Konsums von Tierprodukten auf die Umwelt,
machte den Vegetarismus zu einer
immer beliebteren Ernährungsform.
NNN
N
N
N
Obwohl die vegetarische Lebensweise 01 heute meist
als Verzicht auf Fleisch, nicht jedoch auf Milchprodukte und Eier verstanden wird, bezogen sich einige
historische Formen des Vegetarismus auf eine rein
pflanzliche Ernährung. Um die verschiedenen Ernährungsformen klar voneinander abzugrenzen, prägte
Donald Watson 1944 den Begriff Veganismus und
begründete die British Vegan Society mit. Watson erfand den Begriff vegan 02, indem er die drei ersten und
die beiden letzten Buchstaben des englischen Wortes
vegetarian verwendete. Dies sollte den Anfang und
das Ende in Bezug auf Vegetarismus verdeutlichen.
Außerhalb der westlichen Welt war die
vegetarische Ernährungsform lange Zeit
noch weiter verbreitet. In indischen Regionen zum Beispiel wird das Konzept der
Gewaltfreiheit mit Vegetarismus verknüpft,
und BIS HEUTE findet man die größte
Dichte vegetarisch lebender Menschen in
Indien, China und Indonesien.
NNN
Vegetarisch lebende Menschen verzehren neben pflanzlichen Nahrungsmitteln nur solche Produkte, die von lebenden Tieren stammen, bsp. Milch, Eier und
Honig. Gemieden werden Fleisch und Fisch, aber auch alle daraus hergestellten
Produkte, wie z. B. Gelatine oder Schmalz.
01
Vegan: Ablehnung des Konsums von tierischen Nahrungsmitteln (wie
Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte, Honig). Das Konsumverhalten bezieht sich
oft nicht nur auf Nahrungsmittel, sondern auch auf Gebrauchsgegenstände,
wie z. B. Lederwaren, Wolle oder Seide.
02
VIDEO: „GESCHICHTE DES VEGARISMUS“
AUF WWW.VEGUCATION.EU/MEDIA
8
FORMEN VEGETaRISChEr ERNÄHRuNG
PRODUKT /
ERNÄHRUNGSFORM
Vegetarisch
(Ovo-Lacto)
FLEISCH,
FISCH
EIER MILCH- HONIG EIER
ROH
PRODUKTE
5
V
V
V
ROHMILCHPRODUKTE
7
Vegan
PFLANZLICHE
BESONDERES
LEBENSMITTEL
V
7
Ovo-Vegetarisch
V
Lacto-Vegetarisch
7
Rohvegetarisch
V
7
7
7
7
7
V
7
7
7
V
Nur ungekochte Nahrungsmittel, bis höchstens 42 °C erhitzt
V
Nur ungekochte Nahrungsmittel, bis höchstens 42 °C erhitzt
V
Nur Teile der Pflanze, die man
ernten kann, ohne die Pflanze
im Gesamten zu beschädigen
(Früchte)
7
s. vegan, mit überwiegendem
Verzehr von rohen Obst- und
Gemüsefrüchten, oft mit hohem
Kohlenhydratverzehr (80 %)
V
Nur Vollwertprodukte, möglichst
naturbelassen
V
Keine Zwiebel- und Lauchgewächse
Rohvegan
Frutarisch
Frugan
Vollwertig
vegan
Buddhistisch
vegetarisch
V
V
VIDEO: „VEGETARISCHE ERNÄHRUNGSFORMEN”
AUF WWW.VEGUCATION.EU/MEDIA
Aufmerksam sollten Sie mit oft vorkommenden versteckten Zutaten sein: Gelatine aus Knochenmaterial
(Süßwaren, Gelee, Essig, Wein, Sekt), Milchprodukte
(Ghee, Molke, Milchzucker, Kasein), Hühnerbrühe,
Schmalz (gebackene Bohnen, Brühe, … ), etc.
shutterstock
Einige Gäste bevorzugen biologische Zutaten,
leben natriumarm, zuckerarm oder verzichten auf
einzelne Nahrungsmittel wie Gluten, Laktose, Nüsse
oder Soja. Im Zweifelsfall ist es immer besser, mit einem Gast gründlich abzuklären, ob Sie die speziellen
Anforderungen richtig verstanden haben.
9
iHrE GÄsTE: VEGETaRISCh Und VEGAN ?
Die Anzahl der vegetarisch und vegan lebenden Menschen variiert stark von Land zu Land. In
Indien ernähren sich beispielsweise 30 % * der Bevölkerung vegetarisch, während es in anderen
Länden noch nicht mehr als 3 % sind. Hierzulande sind es ca. 7 Millionen, **, davon 10 % vegan.
Für die Gastronomie wichtiger ist jedoch die Anzahl der „Flexitarier“, ein Begriff, der die Tendenz
beschreibt, sich regelmäßig für planzenbasierte Mahlzeiten zu entscheiden, obwohl man nicht
strikt vegetarisch oder vegan lebt. Diese wachsende Gruppe gesundheits- und umweltbewusster
Gäste ist eine sehr wichtige Zielgruppe, da man
ihren Anteil an der Bevölkerung auf 50 % schätzt.
Hinzu kommt, dass viele Menschen aus Gesundheitsgründen alternative Ernährungsformen wählen müssen. 5 – 15 % der Europäer sind haben zum
Beispiel eine Laktoseintoleranz und können des-
r
halb keine Milchprodukte verzehren. Außerdem
haben viele Menschen Probleme mit einem erhöhten Cholesterinspiegel und werden von ihrem Arzt
dazu aufgefordert, weniger tierische Produkte zu
konsumieren. Alles in allem wächst die Anzahl der
Menschen, die planzenbasierte Nahrungsoptionen
wählen, schnell und kontinuierlich.
Gerade in den Großstädten setzt sich vegetarisches Leben als Trend durch. Permanent
entstehen neue vegane Restaurants und auch
Spitzenköche entdecken die Pflanzenküche für
sich und gestalten kreative Gerichte, um ihre
Speisekarte zu erweitern.
VIDEO: „DIE WÜNSCHE DER GÄSTE“
3D VIDEO, AUF WWW.VEGUCATION.EU
In Kürze
1
2
Es gibt verschiedene vegetarische
Ernährungsformen, die jeweils
individuelle Produktpaletten einschließen.
Menschen, die vegetarisch leben,
haben unterschiedliche Bedürfnisse,
die bei der Menüplanung zu berücksichtigen sind. Im Zweifelsfall: Fragen Sie nach !
3
Vegetarismus gibt es schon seit
der Antike und hat sich bis heute
in diverse Richtungen entwickelt.
4
Vegetarische Lebensweisen gibt
es auch in anderen Kulturen, v. a.
im asiatischen Raum.
5
Auch Menschen, die nicht strikt
vegetarisch oder vegan leben, interessieren sich für eine pflanzenbasierte Küche.
WeRDEn sIe ExPerTe !
WEBSEITEN
BÜCHER
V Mehr zu alternativen und vegetarischen
V Claus Leitzmann, Markus Keller, Andreas Hahn:
Ernährungsformen: www.ifane.org
V Mehr Informationen zu versteckten
tierischen Zutaten in Lebensmitteln:
http://www.foodwatch.org/de/informieren/
versteckte-tiere/2-minuten-info
V Foodwatch zu „versteckte Tiere in Lebensmitteln“:
http://www.foodwatch.org/de/informieren/
versteckte-tiere/mehr-zum-thema/
vegetarismus-veganismus-kennzeichnung/
Alternative Ernährungsformen 2005
V Claus Leitzmann, Markus Keller:
Vegetarische Ernährung 2013
MULTIMEDIA
SIEHE AUCH
AUFGABENBUCH
AB SEITE 5!
V www.vegucation.eu/media
V www.vegucation.eu/elearning
10
* http://de.statista.com/statistik/daten/studie/261627/umfrage/anteil-von-vegetariern-und-veganern-an-der-bevoelkerung-ausgewaehlter-laender-weltweit/
** Quelle: Institut für Demoskopie (ifD Allensbach) 2012.
1.2 BEWEGGRÜNdE ihRER GÄsTE
Am Anfang des Kapitels haben wir schon erwähnt, dass es eine steigende Nachfrage nach
planzenbetontem Essen gibt. Egal, ob Ihre Gäste
zu der kleineren Gruppe von Vollzeitvegetariern
und Veganern gehören oder zu der größeren Gruppe der „Fleischreduzierer“, die Motive sind ähnlich: Seien es gesundheitliche Aspekte oder der
Umweltschutz, ethische Grüne oder das Entdecken
neuer Geschmacksrichtungen - wenn Sie die Motive kennen, dann haben Sie die Möglichkeit, Ihre
Speisekarte auf die Wünsche zukünftiger Gäste abgestimmt zu gestalten, Rezepte abzuwandeln und
das Konzept Ihres Restaurants zu erweitern.
Lernziele: Nachdem Sie dieses Kapitel
durchgearbeitet haben, sollten Sie …
V die häufigsten Beweggründe von Gästen kennen,
sich vegetarisch(er) oder vegan zu ernähren.
V die Zusammenhänge zwischen Ernährungsweise
und Gesundheit, Umweltproblemen und Welthunger erklären können.
V die Grundbedürfnisse von Tieren und die Bedingungen heutiger Tierhaltung beschreiben können
und ethische Motive von Gästen kennen.
V gängige Vorgehensweisen in der Eier-, Fleisch-,
Fisch- und Milchproduktion beschreiben können.
shutterstock
HinTERGRUND: KLIMA Und uMWELT
Der hohe Fleischkonsum fördert die Rodung
des Regenwaldes, verschmutzt das Grundwasser und
verursacht die fortschreitende Klimaerwärmung.
80 % des Regenwaldes im Amazonasgebiet werden
zur Fleischproduktion gerodet. Unser Grundwasser wird durch Unmengen an Gülle aus der Massentierhaltung verschmutzt und rund ein Fünftel des
Klimawandels ist auf den Konsum von Fleisch und
anderen tierischen Produkten zurückzuführen.
VIDEO „VEGETARISMUS UND NACHHALTIGKEIT“ UND
„KLIMA UND UMWELT“ AUF WWW.VEGUCATION.EU/MEDIA
CO2 -Emissionen
Laut Klimareport der Vereinten Nationen ist die
weltweite Viehwirtschaft schädlicher für das Klima
als der komplette Verkehrssektor mit all seinen
Autos, Motorrädern und Flugzeugen zusammen.*
Die Produktion von Rindleisch setzt z. B. 43-mal
so viel CO2 -Äquivalente 01 frei wie der Anbau von
Gemüse. Deshalb: Je planzlicher die Ernährungsform, desto klimafreundlicher ist sie.
Der CO 2-ÄQUIVALENTWERT gibt an, wie viel
eine festgelegte Menge
eines Treibhausgases
zum Treibhauseffekt beiträgt. Als Vergleichswert
dient Kohlendioxid; die
Abkürzung lautet CO 2 e
(e für equivalent).
01
V Die Produktion von einem Kilogramm
Rindfleisch setzt etwa 26 Kilogramm
Kohlendioxid frei = 250 km Autofahrt
V von einem Kilogramm Salat hingegen
0,5 Kilogramm **
11
* Steinfeld, Henning u.a.: Livestock’s Long Shadow. Environmental Issues and Options, Rom 2006.
** Zahlen des Instituts für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (IFEU):
http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/gesundessen/tid-16517/ernaehrung-klimafreundlich-essen_aid_461022.html
Anteil an der Treibhausgas-Gesamtemission
13,1 %
Transport
Florian Brendel
19,4 %
Industrie
7,9 % Gebäude
13,5 %
Landwirtschaft
25,9 %
Energie
2,8 % Abfall
17,4 % Landnutzung
Insgesamt erzeugt die Viehhaltung 18 % aller Treibhausgase weltweit. Das liegt unter anderem daran,
dass Kühe und andere Wiederkäuer Treibhausgase
(Methan) als Verdauungsgase ausstoßen. Ein Kilogramm Methan erzeugt den gleichen Treibhauseffekt wie 25 Kilogramm CO2. Methan ist der
wichtigste Grund, warum in Emissionsvergleichen
von Nahrungsmitteln auch Milchprodukte nur
hintere Plätze belegen. Landrodung (Entwaldung),
um Flächen für Weideland oder Futtermittelanbau
zu generieren, setzt Treibhausgase frei, da Bäume
CO2 speichern, das bei der Rodung frei wird: zum
einen, da die Bäume nicht mehr als Sauerstoffproduzent fungieren, zum anderen, da durch die Verbrennung des Waldes CO2 in die Atmosphäre steigt.
Gibt es an Ihrer Schulkantine schon die
Kampagne „Donnerstag ist Veggietag?“ Allein
durch einen vegetarischen Tag in der Woche
lassen sich die CO2 Emissionen von knapp
6 Millionen Autos einsparen! www.donnerstag
istveggietag.de
FAKTEN ZUM SOJAANBAU
V 7000 Hektar Land pro Tag werden für Sojaanbau
und Viehzucht vernichtet (entspricht einer Fläche
von rund 5000 Fußballfeldern).
V 80 % des weltweiten Sojaanbaus werden als
Futtermittel für die Viehzucht verwendet .*
V Über 97 % des weltweit produzierten Sojamehls
V Weideland und Futteranbau beanspruchen
80 % der globalen Agrarflächen.
AUF DER WEBSEITE VON WWW.VEGUCATION.EU FINDEN
SIE EINEN KLIMAKAL KULATOR. WENN SIE DORT EINTRAGEN,
WAS SIE ESSEN (WOLLEN), KÖNNEN SIE HERAUSFINDEN, WIE
GROSS DER EINFLUSS DES GEWÄHLTEN PRODUKTS AUF DIE UMWELT IST.
dienen als Viehfutter.
Wasserverbrauch und -verschmutzung
Weltweit werden jährlich 65 Milliarden Tiere zum
Schlachten aufgezogen. All diese Tiere produzieren
nitrathaltigen Dung. Obwohl man Dung nutzen
kann, um Land fruchtbar zu machen, gibt es einfach
zu viel davon. Steigt durch den Dung die Nitratbelastung des Grundwassers, aus dem wir Trinkwasser gewinnen, wirkt es sich nachteilig auf die
Gesundheit aus. Hinzu kommt, dass zur Herstellung von Fleisch Unmengen an Trinkwasser
gebraucht werden:
V Weltweit beträgt der jährliche Trinkwasserverbrauch durch Viehwirtschaft
16,260 km3 = 16.260.000.000.000 Liter.
V Zusätzlicher weltweiter „Betriebswasser“Verbrauch („Betriebswasser“: Maschinenreinigung, Kühlwasser, Kadaver reinigen, etc.):
6,542 km3 = 6.542.000.000.000 Liter
Beispiel Fleischerzeugung: Im Durchschnitt wird
auf 10 kg verfüttertes Getreide 1 kg Fleisch produziert. Der Rest wird zu Mist und Jauche. Damit
ein Kilogramm Getreide geerntet werden kann,
müssen 1.500 Liter Wasser durch die Halme ließen. Für ein Kilo Lammleisch sind 10.000, für ein
Kilogramm Rindleisch 15.000 Liter Wasser nötig,
das Wasser für die Futterplanzen der Tiere mit
eingerechnet. Verglichen mit Kartoffeln, die etwa
106 Liter pro Kilogramm** verbrauchen, ist das
eine riesige Menge.
Die Zahlen können unterschiedlich hoch
ausfallen, je nachdem, welche Wassermengen
und -arten Sie miteinbeziehen (z. B. direkte/
indirekte Wassernutzung). Siehe auch
http://www.wasserstiftung.de/wasserfakten.html
12
* WWF – Regenwald verschwindet; http://www.wwf.de/themen/waelder/umwandlung
** http://www.wasserstiftung.de/wasserfakten.html
1000
Käse
Liter Wasser für
einen Liter
Milch
1300
4500
Diese hohe Summe für Rindleisch kommt wie
folgt zustande: In der Regel dauert es drei Jahre, bis ein Rind schlachtreif ist und etwa 200 Kilogramm knochenloses Fleisch liefert. In diesem
Zeitraum hat jedes Tier fast 1.300 Kilogramm Getreide und 7.200 Kilogramm Raufutter wie Heu
oder Silage gefressen. Dazu kommen etwa 24 m3
an Trinkwasser und weitere 7 m3 Wasser für die
Reinigung der Ställe und anderes. Umgerechnet
bedeutet dies, dass in jedem Kilogramm Rindleisch 6,5 Kilogramm Getreide, 36 Kilogramm
Liter Wasser für
ein Kilogramm
Weizen
Liter Wasser für
ein Steak (300 g)
Rindfleisch
255
131
Liter Wasser für
ein Kilogramm
Kartoffeln
Liter Wasser für
ein Kilogramm
Karotten
Raufutter und 155 Liter Wasser stecken. Alleine
für die Produktion der Futtermengen werden bereits mehr als 15.000 Liter Wasser benötigt.*
WENN SIE MEHR ÜBER DEN WASSERVERBRAUCH VON
NAHRUNGSMITTELN WISSEN MÖCHTEN,SCHAUEN SIE AUF
WWW.WASSERFUSSABDRUCK.ORG (WATER FOOT PRINT)
AUF DIESER WEBSITE GIBT ES AUCH EINEN WASSERKALKULATOR, DER
IHNEN HILFT, DEN WASSERVERBRAUCH EINES GERICHTES HERAUSZUFINDEN, DAS SIE KOCHEN WOLLEN.
Überfischung der Meere
Sushi liegt im Trend. Wenn viele Menschen aber
weiterhin soviel Fisch konsumieren, sind die Meere
bald leergeischt. Bereits jetzt kommen ca. 50 % der
weltweiten Speiseische aus Zuchtanlagen, die aus
ökologischer und tierethischer Sicht ebenfalls hochproblematisch sind. Dort leben sie dicht gedrängt in
artfremder Umwelt, sie vegetieren im Dauerstress
dahin und werden mit Tiermehl gemästet; außerdem benötigt man drei- bis viermal so viele Fische
zum Verfüttern als man aus der Zucht gewinnt.
Werden Sie in ihrem Zuhause zusammen mit Tausenden anderen in Netzen eingefangen, ersticken
sie qualvoll auf Booten oder werden noch lebend
und „frisch weiterverarbeitet.“ Viele Fischfangmethoden wie Schleppnetze, Langleine und Ringwadennetze führen zudem zu einem hohen Anteil
unerwünschten Beifangs aus Krebsen, Muscheln,
Haien, Schildkröten, Seesternen, Delinen und Jungischen, was teils ganze Ökosysteme durcheinander
bringen kann.
INFORMIEREN SIE SICH ÜBER FAIREN FISCHFANG UND
FISCHAUFZUCHT AUF HTTP://WWW.FAIR-FISH.CH
13
* WWF Deutschland (2009): Der Wasserfußabdruck Deutschlands Woher stammt das Wasser das in unsern Lebensmitteln steckt?,
Frankfurt am Main, online erhältlich: http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_neu/wwf_studie_wasserfussabdruck.pdf [7.12.2011]
Florian Brendel
2500
Liter Wasser für ein
großes Stück (500 g)
HinTERGRUND: WELThuNGER
Veredelungsverluste von Weizen
bei Verwendung für:
10:1
Rindfleisch
Florian Brendel
20:1
6:1
5:1
Milch
Hühnerfleisch
4:1
Schweinefleisch
1:1
Eier
Brot
Mit der wachsenden Weltbevölkerung wird es
immer schwieriger, alle Menschen mit tierischen
Produkten zu ernähren. Hingegen haben wir genug
Kapazitäten, alle Menschen mit planzlichen Produkten zu versorgen. Kühe, Hühner, Schweine und
andere Tiere fressen viel und nur ein kleiner Teil
dieser Nahrung wird in Fleisch umgewandelt. Zum
größten Teil verbrauchen die Tiere die Energie, um
ihren eigenen Körper warmzuhalten, herumzulaufen, Nachwuchs zu erzeugen, und nicht nur um essbares Gewebe (Fleisch) zu erzeugen, sondern auch
sehr viel nicht essbares Gewebe wie Hufe, Haut und
Haare.
Durchschnittlich werden zehn Kilogramm
planzliches Eiweiß benötigt, um ein Kilogramm
tierisches Eiweiß in Form von Fleisch zu gewinnen. Deshalb wird gemeinhin von einem Veredelungsverlust gesprochen, da die verwendeten
Futtermittel auch als Nahrungsmittel für den Menschen genutzt werden könnten.* Und wir geben
unseren Tieren meistens kein Futter, das für Menschen nicht essbar wäre, wie z. B. Gras, sondern
Planzen wie Mais und Soja, die Menschen sehr
gut essen können. Mehr planzenbasiert zu essen
könnte also mehr Menschen mit der gleichen Menge Land, Wasser und Energie ernähren.
MEHR INFOS UNTER MISEREOR.DE
ODER WELTHUNGERHILFE.DE
EINIGE FAKTEN ZUR NAHRUNGSMITTELVERSCHWENDUNG
V 35 % der weltweiten Getreideproduktion von
2,23 Milliarden Tonnen werden als Futtermittel
verwendet (FAO – Food Outlook: Cereals
http://www.fao.org/docrep/011/ai482e/
ai482e02.htm, Juni 2009).
V 925 Millionen Menschen hungern (Internationales Forschungsinstitut für Ernährungspolitik, Welthungerhilfe & Concern Worldwide.
Welthungerindex 2010. Bonn, Washington, D. C.,
Dublin, 2010 **).
V 80 % der weltweiten Sojaernte werden
als Futtermittel verwendet
(World Watch Institute. State of the World 2006.
Cromwell Press. London, 2006).
14
* Keller, Markus / Leitzmann, Klaus: Vegetarische Ernährung, Stuttgart 2010, S. 327
** http://www.welthungerhilfe.de/fileadmin/media/pdf/WHI/WHI2010_final_dt.pdf, 2010
HinTERGRUND: eTHIK
Deutscher Durchschnittsverzehr im Laufe des Lebens
4 Rinder
4 Schafe
12 Gänse
37 Enten
46 Schweine
Florian Brendel
46 Puten
945 Hühner
In der Europäischen Union werden jährlich
300 Millionen Rinder, Schafe und Schweine und
vier Milliarden Hühner geschlachtet. * Für Fische
wird das Zehnfache geschätzt.** Pro Minute werden etwa 500.000 Landtiere getötet. Etwa 98 %
stammen aus Massentierhaltung. ***
Im Durchschnitt isst ein Deutscher 1.094 Tiere in
seinem Leben.**** Die Art und Weise, wie wir heutzutage Tiere halten, hat gravierende Konsequenzen.
Die Tiere sollen so schnell wie möglich wachsen und
so groß wie möglich werden, um proitabel zu sein.
Sie werden in Ställen und Käigen zusammengepfercht, so dass mehr Tiere auf dem gleichen Hof gehalten werden können, denn das ist proitabler. Aufgrund der Haltungsbedingungen (die meisten Tiere
sind ihr ganzes Leben eingesperrt) sind sie anfälliger
für Krankheiten wie Maul- und Klauenseuche, Vogelgrippe usw., sodass Medikamente, vor allem Antibiotika, eingesetzt werden.
* Statistisches Bundesamt (Zahlen für 2009)
https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?
cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1025636
https://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/bpm.html.cms.cBroker.cls?
cmspath=struktur,vollanzeige.csp&ID=1025315
** Albert Schweitzer Stiftung http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/
deutsche-essen-uber-12-milliarden-tiere-pro-jahr Die Anzahl der Fische
haben wir über das Projekt www.fishcount.org.uk geschätzt. Hier wurden
die offiziellen Fangmengen sowie das durchschnittliche Gewicht der
einzelnen Fischarten verwendet, um die Zahl der jährlich gefangenen
Fische zu berechnen. Ergebnis: zwischen 0,97 und 2,7 Billionen Fische.
Die Spannweite ist so groß, weil es häufig keine genauen Zahlen zum
Durchschnittsgewicht der einzelnen Fischarten gibt. Konservativ geht
fishcount von einer Billion aus. Dem haben wir uns angeschlossen. Im
nächsten Schritt haben wir auf Grundlagen von Daten der Welternährungsorganisation berechnet, wie hoch der deutsche Anteil am weltweiten
Fischkonsum ist. Ergebnis: 1,11% – also 11,1 Milliarden Fische.
*** http://www.bund.net/themen_und_projekte/landwirtschaft/service/
materialien/fleischatlas/
**** BMELV, Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten. 2011. http://etracker.zadi.de/lnkcnt.php?et=W5E&url=
http://berichte.bmelv-statistik.de/SJT-4010500-0000.pdf&lnkname=
http://berichte.bmelv-statistik.de/SJT-4010500-0000.pdf
15
shutterstock
von Menschen unwohl mit den Zuständen in der
Massentierhaltung und sie entscheidet sich weniger oder gar kein Fleisch mehr zu essen.
Fleischkonsum wird stark von unserer Tradition
und Gewohnheit bestimmt. Über die Jahrhunderte hat jede Kultur ihr eigenes Glaubenssystem entwickelt, das beeinlusst, welche Lebensmittel als geschmackvoll/essbar gelten. Warum essen wir einige
Fleischarten wie selbstverständlich (in Europa z. B.
Rind, Schwein und Huhn) und warum gilt anderes
Fleisch als Tabu (Katze, Hund) bzw. schlicht als ekelerregend (Ratte, Meerschweinchen, Frosch) ? Wenn
man auf andere Kulturen schaut, sieht man, dass
die Einteilung, welche Tiere essbar sind und welche
nicht, aus heutiger Sicht ziemlich willkürlich ist.
Wen streicheln, wen essen?
Man könnte sagen, ein Hund ist kein Schwein.
Aber beide haben die Fähigkeit, Schmerz zu fühlen, und beide brauchen die Erfüllung einiger
Grundbedürfnisse, um sich wohl zu fühlen: Sie genießen Sonnenschein, toben und rennen im Stroh
herum, gehen Bindungen mit anderen ein und ziehen ihre Kinder groß. Hunde streicheln wir, wir
füttern sie und gehen mit ihnen Gassi. Eine große
Kluft herrscht zwischen den gewählten Haustieren
und den so genannten Nutztieren in der Massentierhaltung. Eine große Kluft besteht zwischen den
gewählten Haustieren und den so genannten Nutztieren. Aus Mitgefühl ist einer wachsenden Zahl
Karnismus beschreibt ein unsichtbares
Glaubenssystem von Überzeugungen, das
Tiere in die Kategorien „essbar“ und „nicht
essbar“ sortiert. Als eine Ideologie sei es
charakterisierend, den eigenen Fleischkonsum
als normal, natürlich und notwendig aufzufassen.
Diese Überzeugungen erlauben schließlich den
Fleisch essenden Menschen, sich von ihrem
Mitgefühl für die betroffenen Tiere zu distanzieren. Den Begriff prägte Dr. Melanie Joy, eine
US-amerikanische Psychologin.
Lebenserwartung von Tieren
Kaninchen
Natürliche Lebenserwartung
Lebenserwartung „Nutztier“
Schwein
Truthahn
Legehenne
Legehenne
-küken (m)
Masthuhn
Lamm
Fleischrind
Milchkuh
Gans
Lebensdauer
in Jahren
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
16
Kühe
IN FREIHEIT
IN MASSENTIERHALTUNG
• soziale Tiere, leben in Gruppen mit sozialer Hierarchie
• 2007 lag in den EU-Ländern die Milchleistung pro Kuh und Jahr
bei durchschnittlich etwa 6.700 und schwankte dabei zwischen
3.500 in Rumänien und 8.400 in Dänemark. In Deutschland beispielsweise steigt die Milchleistung von Jahr zu Jahr deutlich an.
• Lebenserwartung 20 oder
mehr Jahre
• starkes Band zwischen Mutter
und Nachwuchs, nach einer
Trennung schreien und rufen
sie ihre Kälber wochenlang
• Die Produktion von so vielen Litern pro Jahr führt zu Euterinfektionen, sodass die Milchkuh Schmerzen hat.
• Kälber werden der Mutter nach einigen Tagen oder direkt nach der
Geburt weggenommen, damit Menschen die Milch trinken können.
Kälber werden meist einzeln in Boxen gehalten. Männliche Kälber
werden gemästet, weibliche werden zu Milchkühen großgezogen.
• Kühe werden künstlich besamt.
• Lebenserwartung von ein paar Monaten (für Kalbfleisch) bis zu
einigen Jahren (Milchkühe)
Schweine
• Schwänze werden beschnitten, Zähne geschliffen,
sie werden kastriert, oft ohne Betäubung.
• intelligenter als Hunde,
mögen Stimulation und
Herausforderung
• sehr sauber, richten sich entfernt von Schlaf- und Futterplatz eine Toilette ein, baden
in Staub und Schlamm
• komplexes soziales Netzwerk
• Sauen werden in Gehegen für die Geburt fixiert,
können keine soziale Bindung eingehen.
• Sauen werden permanent trächtig gehalten.
• Mastferkel werden einige Monate alt, Sauen einige Jahre.
• gezwungen in überfüllten, schmutzigen Ställen zu leben.
• leben bis zu 15 Jahre
shutterstock (3)
Hühner
• Lebenserwartung über
15 Jahre
• auf viel Brustfleisch gezüchtet, sodass ihre Knochen unter
ihrem Gewicht brechen.
• komplexe soziale Hierarchie
• die Lebenserwatung eines Masthuhns beträgt zwei Monate.
• sehr neugierig, in der Intelligenz vergleichbar mit Hunden
• Eierindustrie: Männliche Küken werden im Alter von einigen
Stunden vergast oder geschreddert.
• zeigen Nestbauverhalten
• leben in zu großen Gruppen, umm soziale Netzwerke zu bilden.
• Eierindustrie: In den meisten Ländern der Welt sind enge
Käfige immer noch die gängigste Haltungsform.
VIDEO ZU „WARUM VEGAN?“ AUF
WWW.VEGUCATION.EU/MEDIA
Spüren Fische Schmerz ?
Lange ist die Wissenschaft davon ausgegangen,
dass Fische keine Schmerzen empinden können.
Kürzlich wurden Studien veröffentlicht, die Nozizeptoren u. a. bei Knochenischen fanden, die
Schädigungsreize (= freie, sensorische Nervenendigungen) weiterleiten. Es besteht ein Unterschied darin, Schmerz oder Stress bewusst zu empinden oder Schmerzreize nur wahrzunehmen und
weiterzuleiten. Letzteres wäre vergleichbar mit der
Reaktion, die ein Mensch zeigt, wenn er an heiße
Herdplatte fasst: Er zieht den Finger zurück, erst
später wird der Schmerz wahrnehmbar. Die Nozizeption führt zu einer automatischen Reaktion,
z. B. dass ein Fisch, der an der Angelleine hängt,
zappelt, um sich aus der Situation zu befreien.
Rein wissenschaftlich reicht aber das Zappeln des
Fisches an der Leine nicht, um von einer subjektiven Leidenserfahrung sprechen zu können.
Über das Meide- und Lernverhalten von Fischen
lassen sich ebenfalls Rückschlüsse über Schmerzempinden ziehen. Hier gibt es eine Vielzahl an Untersuchungen, die belegen, dass Fische bewusste
Erlebnisse speichern können, die sie dazu motivieren, gewisse Situationen zu suchen/meiden. So sind
Forellen bereit zu hungern, wenn die Futteraufnahme mit Schmerz verbunden ist. Dagegen sind
sie bereit, Stromstöße in Kauf zu nehmen, wenn
sie dafür bei Artgenossen bleiben dürfen.
MEHR DATEN UND FAKTEN ZU
FISCHEN UNTER FISCHINFO.DE
17
Milchproduktion ohne Schlachten?
Theoretisch kann Milch produziert werden, ohne
Tiere zu töten. In der Realität geht es jedoch
nicht ohne Schlachten. Eine Kuh gebiert ein Kalb
und produziert Milch. Da die Milch aber zur industriellen Verwertung benötigt wird, wird das
Kalb von der Mutter getrennt und mit Milchersatz großgezogen. Die Hälfte der Kälber ist männlich. Sie haben keinen Nutzen in der Milchproduktion und werden zum Schlachten gemästet.
Das Gleiche geschieht mit der Mehrheit der weiblichen Kälber, denn nur ein kleiner Teil von ihnen wird gebraucht, um Milchkühe zu ersetzen.
Obwohl eine Milchkuh unter natürlichen Bedingungen bis zu 30 Jahre alt werden und Milch
für ihren Nachwuchs bis zum Alter von 14 Jahren produzieren kann, lebt die Durchschnittskuh in Europa nur fünf bis sechs Jahre. Wegen Gesundheitsproblemen werden mehr als die Hälfte
der Milchkühe im Alter von vier bis fünf Jahren
geschlachtet.
Durch Zucht und Hormongaben kann eine moderne Kuh bis zu zehn Liter Milch in ihrem Euter
haben, im Gegensatz zu zwei Litern unter „Normalbedingungen”. Ein großer Teil der Kühe wird
das ganze Jahr im Stall gehalten, um Kosten zu
sparen. Um Krankheiten vorzubeugen, ist der Einsatz von Antibiotika in der Viehhaltung weit verbreitet.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt,
dass weltweit die Hälfte der Antibiotika in der
Viehhaltung verwendet wird. Das bedroht die Weltgesundheit, da Bakterien Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln können und wir so im Falle von
Epidemien ohne Hilfe dastehen könnten.
MEHR INFOS AUF WWW.PROVIEH.DE
Eiproduktion ohne Schlachten?
shutterstock
Für jedes weibliche Küken, das Eier legen kann,
wird auch ein männliches Küken geboren. Das
männliche Küken ist zur Produktion von Eier nutzlos und wird kurz nach der Geburt vergast oder geschreddert. Das romantische Bild von Hühnern, die
frei auf dem Bauernhof herumlaufen, hat nichts
mit den Eiern zu tun, die wir im Supermarkt kaufen. Obwohl Käigeier mittlerweile in der EU verboten sind, sind die Haltungsbedingungen in der
Bodenhaltung weit vom Optimum entfernt.
Hühner, die Eier in Bodenhaltung legen, bleiben
immer im Stall und teilen sich einen Quadratmeter
mit neun Hennen. Eine Sitzstange von 15 cm steht
zur Verfügung. Diese engen Verhältnisse führen zu
unnatürlichem und aggressivem Stressverhalten.
Um die Tiere davon abzuhalten, sich zu verletzen,
werden die Schnäbel beschnitten. Unter diesen Bedingungen leben Hühner zwei Jahre statt 15 – 20,
wie unter natürlichen Bedingungen.
EINIGE FAKTEN ZUR EIPRODUKTION
1. Vier weltweit agierende Konzerne beherrschen
das Geschäft mit der Zucht von HochleistungsLegehennen.
2. In den Wärmeschränken der von den Zuchtkonzernen abhängigen Lizenzbrütereien schlüpfen
Küken.
3. „Chicken-Sexer“ bestimmen das Geschlecht der
max. 3 Tage alten Küken.
4. Männliche Küken landen im „Kükenschredder.“
5. Der Kükenbrei wird zu Tiermehl verarbeitet – bis
Ende 2000 war die Verfütterung auch an Geflügel
erlaubt.
6. Mehr als die Hälfte der Legehennen in Deutschland vegetiert in den Ställen von sechs Großkonzernen. Nach einem Jahr und mehr als 300 Eiern
enden die Tiere völlig ausgelaugt als Suppenhuhn
oder „Nugget.“
7. 17 Milliarden Eier werden in Deutschland jährlich
gegessen, mehr als 220 pro Person. Neun von
zehn Eiern stammen aus tierquälerischen Legebatterien.
18
NmEhl
QuINoa
PE
 Algen ktIN
So
SprossEN Agar
GEtrEIdE nüssE
droE MPFOLADNZULICL 2HE
ssEN
nüssE WArEnkundE
KarragEEN AlgEN sEI
PEktIN GEtrEIdE
pINEN & Pekt
2.1 GRuNDlAGEN DEr PFLANZLIChEn KÜCHE
Viele Menschen denken sich bei vegetarischen
und veganen Speisen vielleicht die üblichen Komponenten einfach weg (kein Fleisch/Fisch), wobei
dann oft nur Salat oder die Beilage übrig bleibt.
Um diese Vorurteile abzubauen, müssen Sie als
Köche lernen, aus dem kreativen Potenzial der Gemüseküche zu schöpfen. Pflanzliche Zutaten bieten unendlich viele neue Möglichkeiten. Wenn Sie
in die vegetarische Küche einsteigen, werden Sie
schnell merken, dass sich eine ganz neue Welt von
Aromen, Zutaten, Texturen und Kombinationen
für Sie eröffnet.
Lernziele: Nach diesem Kapitel
sollten Sie in der Lage sein …
V Basistechniken des Kochens in der
pflanzlichen Küche umzusetzen.
V verschiedene rohe Zutaten kreativ und fachgerecht zu verarbeiten und dies mit verschiedenen Zubereitungstechniken, Aromen, Texturen
und Schnittarten.
HinTERGRUND: PFlAnZLiCh KOChEN
Zwischen einem Gemüse und Fleisch oder
Fisch gibt es eine große Polarität, z. B. in Erscheinungsbild, Geschmack, Textur und Beschaffenheit des Eiweißes. Wenn man sie zusammenbringt,
kommt dabei leicht ein Gericht heraus, das sehr
attraktiv aussieht und interessant schmeckt. Viele sind es so gewohnt: Fleisch, Kohlenhydratbeilage und Gemüse/Salat. Um ein vegetarisches Gericht attraktiv zu gestalten, sollten Sie besonders
auf die richtige Vorbereitung, den Geschmack und
eine geeignete Präsentation setzen. Um ein Gericht zu kreieren, das den optimalen Genuss trägt,
sind demnach mehrere Sinne anzusprechen und
genügend „Kontraste“ (nicht nur farblich) auf den
Teller zu bringen. (➔ Kapitel 3.4)
Stijn van Hulle (3)
Wussten Sie, dass unsere Augen 50 %
unserer Sinneserfahrung bestimmen und die
andere Hälfte durch Textur und Geschmack
des Gerichtes beeinflusst wird?
33
6 BASIsREGELN FÜr DIE PFLANZLIChE KÜCHE
1. Zutaten: Je besser Sie Ihre Zutaten kennen, desto
erfolgreicher können Sie überzeugende Gerichte
kreieren. Dazu gehören auch das Wissen um den
Geschmack und der Textur des Lebensmittels im
rohen Zustand.
3. Geschmack: Es gibt fünf Hauptgeschmacksrichtungen: salzig, süß, sauer, bitter und umami. Die
sechste Geschmacksrichtung ist im Gespräch:
fettig. Schärfe ist keine Geschmacksrichtung, sondern eine Schmerzempfindung. Polarität erreicht
man, wenn man wenigstens zwei der Hauptgeschmacksrichtungen dabei hat. Sie alle interagieren auf subtile Weise miteinander, interessante
Gerichte vereinen alle fünf.
4. Farbe: Variationen in der Farbe machen Ihr Essen
lebendig. Versuchen Sie, Farbkombinationen zu
finden, die reich für das Auge sind, die Sie zum
Lächeln bringen. Auch hier sind Saison, Ort und
Anlass wichtig. Im Frühling sollte ein Gericht frisch,
jung, grün aber auch zart wirken; im Herbst dagegen mit satten Farben (kräftiges Grün, orange,
rot…), im Winter besonders warm (Dunkelrote,
braune Töne).
shutterstock (3)
2. Kochtechnik: Es gibt verschiedene Kochtechniken und Verfahren um Lebensmittel zu verarbeiten. Einen großen Effekt erreichen Sie durch
Polaritäten auf dem Teller. Polaritäten stehen im
Gegensatz zueinander, können sich aber auch
geschmacklich ergänzen. So kann ein Gericht aus
den Komponenten kalt und heiß, süß und scharf
oder weich und knusprig bestehen.
5. Schneidetechnik: Die Spannung zwischen Grob
Geschnittenem (en tonneau) und fein Geschnittenem (julienne) ist aufregend. Versuchen Sie mit
Gegensätzen zu variieren (s. Polarität).
6. Textur/Konsistenz: Wie sich etwas im Mund anfühlt, ist genauso wichtig wie Aussehen oder Geschmack.
Im engeren Sinne schließt die „pflanzliche
Küche“ Pilze oder Hefen als Lebensmittel aus.
Denn diese gehören botanisch gesehen in eine
andere Kategorie. Im Umgang spricht man trotzdem von pflanzlichen oder veganen Lebensmitteln und meint damit auch Pilze oder Hefen.
34
Zu 2. Kochtechniken: Allgemein brauchen Gemüse
weniger Hitze als tierisches Eiweiß. Entweder erhalten
Sie die natürliche Struktur oder geben dem Gemüse
eine komplett andere. Kochtechniken, die hohe Hitze
über einen kurzen Zeitraum anwenden, funktionieren
sehr gut in der vegetarischen Küche. Sie geben den
gewissen Kick, den das Gemüse braucht, und machen
den Unterschied auf dem Teller.
Stijn van Hulle
Zu 1. Zutaten: Wenn Sie ein breiteres Spektrum von
Zutaten kennenlernen, können Sie nicht nur Variationen
in Textur, Farbe und Geschmack schaffen, sondern haben auch die Chance, überraschendere Kombinationen
zu finden. Fangen Sie an, weniger bekannte Gemüse
zu benutzen, arbeiten Sie mit dem, was in der Saison
erhältlich ist, studieren Sie Küchen aus Ländern mit
langer vegetarischer Tradition und lernen Sie von den
Zutaten. (➔ Kapitel: 3.6 Küchen der Welt)
Techniken zur Zubereitung pflanzlicher Rohstoffe
1. MECHANISCHE VERFAHREN
V Verfahren wie Raspeln, Reiben, Pürieren, Mixen,
aber auch Schneiden (Julienne, Chiffonade) verändern Aussehen und Textur der pflanzlichen
Produkte auch in rohem Zustand.
2. THERMISCHE VERFAHREN
Kochen/Sieden
V Das Gargut kann mit kalter Flüssigkeit (Wasser,
Brühe, …) angesetzt werden, wenn die Flüssigkeit/der Fond gewonnen werden soll, z. B. Blumenkohlfond für eine Suppe.
V Das Gargut wird mit heißer Flüssigkeit angesetzt,
wenn es um das Gargut selbst geht, z. B. Blumenkohlröschen oder grüne Bohnen für Salate.
V Bei dieser Verfahrensweise sollte auch immer
überlegt werden, ob das Gemüse nicht auch
gedämpft werden kann, da die Auslaugverluste
(Aroma, Vitamine) geringer sind.
Blanchieren
V Dies ist eigentlich eher ein „Vorgaren“. Das
Gemüse wird in reichlich kochende Flüssigkeit
(Brühe oder Salzwasser) gegeben, einige Sekunden (z. B. Tomaten zum Abziehen der Haut)
oder wenige Minuten vorgegart, z. B. Broccoli,
der anschließend gedünstet werden soll. Das
Gemüse wird anschließend in Eiswasser kurz
abgeschreckt, damit Farbe und Struktur optimal
erhalten bleiben.
Pochieren / Garziehen
Auch hier gibt es zwei Verfahrensweisen:
V Beim direkten Pochieren wird das Gargut in die
siedende Flüssigkeit gegeben. Die Energiezufuhr
wird dann gedrosselt, damit die Flüssigkeit nicht
kocht. Beispiel: Birnenhälften in Rotwein pochieren
V Beim indirekten Pochieren wird das Gargut in
einer Form im Wasserbad gegart, z. B. Blumenkohlflan.
35
shutterstock
Dämpfen
V Das Garen in strömendem Wasserdampf ist geeignet für viele Gemüse, z. B. Broccoli, aber auch
für Kartoffeln, Dim Sum, …
V Man kann auch mit Druck im Steamer oder
Dampfdrucktopf dämpfen. Die Garzeit ist wesentlich kürzer. Das Druckdämpfen ist besonders für
Rohstoffe mit längeren Garzeiten geeignet, z. B.
Hülsenfrüchte.
Dünsten
V Das Verfahren ist besonders für junge und zarte
Gemüse, Pilz und Obst geeignet. Es gibt mehrere
Varianten.
V Sehr wasserreiche Rohstoffe können im eigenen
Saft ohne Zusatz weiterer Flüssigkeit gegart werden, z. B. Kirschen.
V Der Zusatz von wenig Flüssigkeit beschleunigt
bei geschlossenem Gargefäß die Bildung von
Wasserdampf und verhindert das Anbrennen,
z. B. für Zucchini.
V Das Gargut kann auch in etwas Fett angeschwitzt
und anschließend mit Flüssigkeit aufgegossen
werden, z. B. für die Zubereitung von PIlawreis.
Schmoren
V Das Verfahren ist nur für Gemüse, die eine längere Garzeit benötigen, geeignet, z. B. Wirsingröllchen oder gefüllte Paprikaschoten. Das Gemüse wird leicht angebraten, anschließend mit
einem passenden Fond abgelöscht und in der
Flüssigkeit fertig gegart.
Braten
V Bestimmte Gemüse sind auch zum Braten geeignet, z. B. Kürbis. Das Gemüse bekommt durch
Anbraten eine schöne Kruste. Es wird dann im
Ofen bis zum gewünschten Garpunkt fertig gegart.
V Die Bildung einer Kruste wird unterstützt, wenn
das Gemüse vor dem Braten paniert wird, z. B.
mit Mehl, Semmelmehl, geriebenem Brot o. ä.
Kräuter und Gewürze geben der Panierung einen
besonderen Pfiff. Paniert können auch Gemüse
gebraten werden, die sonst nicht unbedingt zum
Braten geeignet sind, z. B. Zucchini, Sellerie …
Sautieren
V Darunter versteht man ein Kurzbraten unter
Rühren oder Schwenken des Garguts, z. B. Braten im Wok. Dazu werden die Zutaten (Gemüse,
aber auch andere Lebensmittel, z. B. Tofu) meist
geschnitten und in heißem Öl schnell angebraten. Das Rühren oder Schwenken verhindert,
dass die Zutaten zusammen kleben. Eventuell
wird etwas Flüssigkeit (z. B. Brühe) zugegeben.
Grillen
V Zum Grillen eignen sich sehr viele Gemüse, z. B.
Zucchini, Auberginen, Paprika, Spargel, aber auch
Tofu. Beim Grillen entstehen durch die hohen
Temperaturen viele Röststoffe. Vorheriges Marinieren (z. B. mit Öl und Kräutern) unterstützt die
Bildung der Röstaromen.
Frittieren
V Zum Frittieren wird das Gargut meist paniert oder
in Backteig (z. B. Tempura) gehüllt und anschließend in schwimmendem Fett ausgebacken. Es bildet sich eine schöne Kruste. Die Temperatur beim
Frittieren sollte nicht mehr als 175°C betragen, um
die Bildung des krebserregenden Acrylamids zu
vermindern. Damit das Gargut nicht zu viel Fett
aufnimmt, sollte die Temperatur aber während des
Frittierens nicht zu stark absinken und das Gargut
nach dem Frittieren unbedingt abtropfen.
36
Backen
V Beim Backen wird trockene Hitze angewendet,
die gleichmäßig auf das Gebäck einwirkt. Gebacken werden Brot und Brötchen, Kuchen, aber
auch gefüllte Teigstücke und Gratins, z. B. Kartoffelgratin, Kürbisgratin.
Rösten
V Geröstete Lebensmittel erhalten durch die trockene Hitze ein besonderes Aroma. Geröstet
werden: Getreide (z. B. Hirse), Nüsse (z. B. Haselnüsse), Samen (z. B. Pinienkerne, Sonnenblumenkerne), aber auch Wurzelgemüse.
Säuern
V Durch das Einlegen in Säuren (z. B. Essig, Zitrone,
Limette) werden Lebensmittel auch zubereitet,
z. B. Pilz-Ceviche.
V Einlegen in Zucker entzieht den Lebensmitteln
Wasser und verändert damit auch Struktur und
Geschmack, z. B. kandierte Früchte.
V Fermentieren (enzymatisches Verfahren durch
Bildung von Milchsäure)
V Durch das Verfahren der Milchsäuregärung werden pflanzliche Rohstoffe (Weißkraut, Bohnen,
Gurken) konserviert und geschmacklich verändert. Beispiel: Für die Herstellung von Sauerkraut
wird Weißkohl geschnitten und mit Salz geknetet. Dabei tritt aus Flüssigkeit und die Milchsäuregärung tritt durch die in der Luft vorhandenen
(heute auch oft hinzugefügten) Milchsäurebakterien ein. Die entstehende Milchsäure gibt dem
Sauerkraut den typischen sauer-salzigen Geschmack und verlängert die Haltbarkeit.
Räuchern
V Das Räuchern ist auch für Gemüse (z. B. Blumenkohl, der vorher blanchiert wurde, Zwiebeln) und
andere pflanzliche Rohstoffe (z. B. Tofu, Seitan)
interessant. Geräuchert wird in einer Räucherkiste, einem kleinen Räucherofen oder im „Green
Egg“. Die Lebensmittel werden mit dem frisch
entwickelten Rauch naturbelassener Hölzer behandelt. Auch hier können Kräuter hinzugefügt
werden, die noch ein besonderes Aroma ergeben. Meist sind für Gemüse 5 – 10 Minuten Räucherzeit ausreichend. Wenn der Rauch entsprechend hohe Temperaturen hat, wird das Gemüse
gleichzeitig gegart.
shutterstock
3. CHEMISCH-BIOCHEMISCHE VERFAHREN
4. WEITERE VERFAHREN
Vacuumgaren (sous-vide)
V Das Vacuumgaren ist optimal zur Erhaltung der
Aroma- und Farbstoffe sowie der Vitamine. Es ist
deshalb auch gerade für viele Gemüse gut geeignet. Dabei werden die vorbereiteten Lebensmittel
in Vakuumbeutel (Abb.) gefüllt, vakuumiert und
im Heißluftdämpfer gegart. Die so vakuumgegarten Lebensmittel können zwei bis drei Wochen
bei 0 – 2° C gelagert und bei Bedarf mit heißem
Dampf regeneriert werden.
Garen in Salzkruste
V Feste Gemüse (z. B. Sellerie, rote Bete) können
auch in einer Salzkruste gegart werden. Dazu
wird das Gemüse mit einem Teig aus Salz und
Stärke oder Mehl umhüllt und im Ofen gegart.
Durch die Salzkruste wird das Gemüse schonend
gegart und das Aroma bleibt optimal erhalten.
Trocknen
V Durch Entzug von Wasser wird das Aussehen,
die Textur, der Geschmack von Obst oder Gemüse verändert. Das Obst und Gemüse wird i. d. R.
geschnitten und in Dörrapparaten mehrere Stunden getrocknet. Es wird auf diese Weise auch
länger haltbar, z. B. Trockenfrüchte.
Textquelle: HERRMANN, F. J. (HRSG.), DIE LEHRKÜCHE,
LERNFELDER IM KOCHBERUF, VERLAG HANDWERK UND TECHNIK
GMBH, HAMBURG 2013
37
Zu 3. Geschmack: Schmeckt es Ihnen? Das ist
shutterstock
die wohl am häufigsten gestellte Frage an Gäste
und vielleicht auch die wichtigste. Der Wert eines
Gerichtes wird letztlich über den Geschmack entschieden. Schmeckt etwas nicht, bringen auch tolle
Farbkompositionen, raffinierte Konsistenz, oder
Zutaten usw. nichts.
Geschmack besteht aus zwei Komponenten: der
Geschmack (gustatorische Wahrnehmung) und das
Aroma selbst oder der Geruch (olfaktorische Wahrnehmung). Ein Beispiel: wenn Sie ein Glas Orangensaft mit geschlossener Nase trinken, schmecken
Sie nur sauer oder süß. Wenn Sie das gleiche tun,
ohne sich die Nase zuzuhalten, erleben Sie auch
den Geschmack der Orange. Geschmack ist eine
sensorische Funktion unseres zentralen Nervensystems. Die Rezeptoren des Geschmackssinns, die Geschmacksknospen sitzen in der Zunge, am Mund
und an der Rückseite der Kehle, wo Mund und Nase
sich treffen.
Die sechs Geschmacksrichtungen in der
vegetarischen Küche (➔ Kapitel 3.3: Würzen)
GESCHMACKSRICHTUNG
BESCHREIBUNG
salzig
Gemüse und pflanzliches Eiweiß enthalten weniger
Salz als tierisch verarbeitete Produkte.
süß
Wird als der angenehmste Geschmack angesehen, normalerweise durch einfachen Zucker erzeugt, aber achten Sie
auch auf die natürliche Süße eines Produkts, die ein wenig
Salz oft verstärkt
sauer
Macht Gerichte frisch. Nutzen Sie Zitrusfrüchte, Essig und
milchsauer fermentierte Produkte wie Sauerkraut und saure
Gurken.
bitter
Schwerer zu finden, kommt natürlich in manchen Gemüsen wie Endivien, Chicorée und z. B. in Kaffee (gut für Vinaigretten).
umami
Umami kommt aus dem Japanischen und bedeutet „herzhaft“ oder „herrlich“. Pikant und reich im Geschmack
(„Wohlgeschmack“), ein milder, aber dauerhafter Nachgeschmack. Natürlich zu finden in Kombu, Shitakepilzen,
reifen Tomaten und anderen Zutaten.
scharf
Scharf ist im eigentlichen Sinne keine Geschmacksrichtung, da nur diejenigen Geschmäcker zählen, die von den
Geschmacksknospen auf der Zunge wahrgenommen werden. Die Schärfe z. B. von Chili reizt unsere Wärmerezeptoren in der Mundschleimhaut, so dass wir Schmerz empfinden. Umgangssprachlich reden wir jedoch von „scharf
schmeckenden Gerichten“.
fett *
Keine Grundgeschmacksrichtung, aber als neuentdeckte
Geschmacksrichtung vor allem in Ölen, Nüssen enthalten – und fügt dem Gericht einen angenehmen Schmelz
auf Zunge und Gaumen hinzu.
* Quelle: Thomas Vilgis: Kochuniversität Geschmack. Tre Torri 2010 und www.slowfood.com/educazione/welcome_eng.lasso
38
TIPPS, UM GERICHTEN GESCHMACK ZU VERLEIHEN
Gewürze: Viele Inhaltsstoffe der Gewürze sind
fettlöslich und lösen sich schlecht in Wasser. In Fett
brauchen Zutaten länger, um ihren Geschmack
zu entfalten, aber wenn, dann hält die Wirkung
länger an.
„Leckeres“ Essen ist eine Kombination aus der
richtigen Dosierung der Grundgeschmacksrichtungen und der flüchtigen Aromen. Die Technik
besteht darin, die flüchtigen Aromen beim Kochen
zu halten und sicherzustellen, dass diese nur während des Kauens freigesetzt werden. Sie können in
Fett „eingesperrt“ werden. Daher ist es am besten,
Fett zu Beginn der Herstellung und am Ende hinzuzufügen.
Garen von Gemüse: Beachten Sie beim Kochen
von Gemüse, dass Sie nicht zu viel Wasser verwenden. Gemüse verlieren ihre Grundgeschmacksrichtungen, meist bitter, salzig und süß, in Wasser.
Daher ist es auch möglich, das Wasser, in dem
Spargel gekocht wurde, weiter zu verwenden für
eine Suppe. Aus dem gleichen Grund ist es nicht
empfehlenswert, in einem Dampfer zu kochen,
denn da geht eine Menge Aroma verloren.
Bereiten Sie auch weiße und rote Gemüse immer mit so wenig Feuchtigkeit wie möglich zu, um
das Aroma zu bewahren. Allerdings sollte grünes
Gemüse in reichlich leicht gesalzenem Wasser gekocht werden. Kochen Sie diese Gemüse so schnell
und kurz wie möglich, da dann die Farbe erhalten
bleibt. Servieren Sie sie leicht al dente.
Die richtige Kochzeit ist für den Geschmack sehr
wichtig. Wenn Gemüse zu lange gekocht wird, verliert es seinen Geschmack oder verändert sich sogar
(wird bitter). Es ist daher wichtig, die richtige Kochzeit einzuhalten.
Stijn van Hulle
Stijn van Hulle
Es gibt eine Tricks, die ein herzhaftes Aroma hervorbringen. Wenn Sie vegetarisch oder vegan kochen,
achten Sie besonders auf:
Textur: Menschen lieben unterschiedliche Textu-
shutterstock
ren. Schaffen Sie daher Kontraste und variieren Sie
Dinge, z.B irgendetwas mit einer Kruste, ein Pulver,
ein Mousse usw.
Mit dem Mörser lassen sich die Zellen in Gewürzen aufbrechen, damit die Oberfläche, dort, wo die
würzigen Aromen liegen, größer wird. Wenn Sie
dann einen Schuss Öl dazugeben, stellen Sie sicher,
dass die Aromen erhalten bleiben.
1. Die Maillard-Reaktion: Die Maillard-Reaktion
ist für die meisten Aromen verantwortlich, die
nicht nur in gegartem Fleisch, sondern auch in
getoastetem Brot, geröstetem Kaffee oder gebratenen Zwiebeln vorkommen. Sie ist die wichtigste Reaktion, bei der Röststoffe gebildet werden.
Es handelt sich hierbei um eine nichtenzymatische Bräunungsreaktion von Aminosäuren und
Einfachzuckern, welche unter trockner Hitzeeinwirkung stattfindet. Es entstehen dabei sehr viele komplexe Verbindungen. Für das Aroma und
den Geschmack verantwortlich sind die sogenannten Melanoide. Um diese Bräunungsreaktion zu nutzen, sollten die Lebensmittel möglichst
trocken sein und einer schnellen hohen Hitze
ausgesetzt – Rösten, Braten, Grillen, Backen.
39
2011. S. 89 – 92)
Kochtechniken: Nutzen Sie Kochtechniken (siehe
S. 35) mit hoher Temperatur wie Backen, Grillen,
Rösten, Brennen, Frittieren und Sautieren. Die
o.g. Reaktionen können das Geheimnis eines
geschmackvollen Gemüseeintopfs sein, wenn das
Gemüse vor dem Auffüllen mit Brühe kurz angebraten wird. Wenn Sie hingegen den Geschmack
einer bestimmten Zutat hervorheben wollen,
verzichten Sie besser auf hohe Temperaturen.
Zu 4. Farbe: Wenn Sie ein vegetarisches Gericht
lebendig machen wollen, gestalten Sie mit Farbkontrasten. Ein kleiner Farbakzent kann einen großen
Unterschied machen, z. B. eine Platte mit geröstetem Gemüse mit grob gehackter glatter Petersilie
dekoriert. Es ist gut, viele Farben dabei zu haben,
mindestens vier oder fünf – und vergessen Sie
dabei nicht die Farbe des Tellers.
Durch Blanchieren oder Beizen in Salz oder
Essig lassen sich Farben von Gemüsen zum Strahlen bringen. Mit japanischem umesu (salziger
Pflaumen-Essig) können weiße Gemüse rosa verfärbt werden. Gemüse werden die meisten Ihrer
Farben liefern, also nutzen Sie sie als die Basis
für die Farbe in Ihren Gerichten. Kräuter und Gewürze werden Akzente hinzufügen, genauso wie
verschiedene kalte und warme Saucen, Vinaigretten und Öle.
AMYLOSE UND
AMYLOPEKTIN:
Amylopektin ist der
Hauptbestandteil von
pflanzlicher Stärke wie
zum Beispiel der Maisoder der Kartoffelstärke.
Der zweite Hauptanteil
bildet die Amylose die
zu den Mehrfachzuckern
zählt. Stärke gehört zu
den Kohlenhydraten und
wird aufgrund ihrer Eigenschaft für die Herstellung
von Cremes, dem Binden
von Suppen und Soßen
oder auch für das Standfestmachen von Schlagsahne verwendet.
01
shutterstock
Da es sich bei unseren Lebensmitteln nicht um
reine Eiweißprodukte handelt, sondern gerade bei
pflanzlichen Zutaten auch ein nicht unbedeutender Anteil an Kohlenhydraten vorhanden ist, läuft
parallel zur Maillard-Reaktion auch die Entstehung
von Dextrinen aus Stärke und ein Karamellisierungsprozess ab.
2. Dextrinbildung: Erhitzt man Stärke mit trockener Hitze, so beginnen ab ca. 120 °C die Amylose 01
und Amylopektinketten so stark zu schwingen,
dass sie letztendlich zerbrechen. Es entstehen
Bruchstücke der Stärke – die Dextrine. Sie sind
leicht bräunlich und geben einen schönen Glanz,
wenn man z. B. die Kruste von gebackenem Brot
mit Wasser abstreicht.
3. Karamellisierung: Bei der Karamellisierung findet ab ca. 170 °C bei trockener Erhitzung eine Abspaltung von Wasser aus Mono- und Disacchariden
statt (Dehydration). Die Farbigkeit des Produktes
erklärt sich aus den entstandenen Doppelbindungen – sie absorbieren das Licht. Weiterhin wird
u. a. ein bitteres Farbpigment (Karamell) gebildet.
Diese Kombination ist erwünscht – steigert sie doch
das Aromenspektrum.*
Bei einer längeren Temperatureinwirkung ab
170 – 190 °C wird die Bildung von Acrylamid begünstigt. Dies ist ein krebserregender Stoff (karzinogen). Durch umsichtiges Arbeiten und das
regeln der Temperatur kann dieser Prozess unterbunden werden.*
(Quelle: Nathan Myhrvold. Modernist Cuisine. Bd. 3, Taschen GmbH,
Gelbfärbung kann durch Kurkuma
oder Safran entstehen.
Weitere Kochtechniken können Farben liefern, das
Bräunen oder Karamellisieren (s. o.) sowie Frittieren
(Tempura) oder Einwickeln in Teig (Filoteig, Blätterteig, Brik-Teig) macht das Bräunen leicht. Auch
Grillen, Anbraten, Rösten und Backen machen den
Teller attraktiver für das Auge.
Zu 5. Schneidetechniken: Es ist weniger anzie-
hend für das Auge, wenn alles auf dem Teller
gleich geschnitten ist. Je dynamischer die Formen
und Schneidetechniken werden, desto interessanter werden sie für Auge und Gaumen. Versuchen
Sie für den Anfang, einiges größer und anderes
kleiner, einiges in langer und einiges in runder
Form zu schneiden. Jedes Gemüse verlangt nach
unterschiedlichen Schnittarten, die am besten
mit seinem Aroma und seinen Kocheigenschaften, aber auch mit dem gewünschten Produkt
harmonieren. Der Trend liegt gerade bei etwa
fünf verschiedenen Schnittarten oder auch Formen auf dem Teller – harmonisch angerichtet.
In Thailand lernen bereits Kinder in sehr
jungen Jahren Schnitttechniken in der Schule
während des „Handwerks“-Unterrichts.
SCHAUEN SIE AUF YOUTUBE WAS ES SO UNTER
„VEGETABLE CARVING“ ZU FINDEN GIBT.
40
V Fügen Sie Ihren Suppen und Salaten Toast
Zu 6. Textur/Konsistenz: Textur spielt eine wich-
tige Rolle beim Genuss von Nahrung. Vor allem der
Kontrast zwischen etwas Knusprigem und etwas
Weichem ist für den Gaumen angenehm. Geröstete Nüsse und Samen hinzuzufügen, wird ihr Essen
bereichern. Versuchen sie, Krusten und Crumbles
mehr zu nutzen, dies ist ein schneller Weg zu
mehr Bissfestigkeit.
So können Sie eine Karotte natürlich, als Chip,
glasiert, als Püree, als Schaum und als Gel anbieten. Das kann für den Gast eine unglaubliche Erfahrung sein. Beispiele:
und geröstete Brotstücke hinzu.
V Cäsar Salat, Zwiebelsuppe
V Frühlingsrollen und gefüllte Teigtaschen mit
weichen und geschmackvollen Füllungen aus
Gemüse und Hülsenfrüchten bringen etwas auf
den Teller, das Auge und Gaumen befriedigt.
V Gemüse-Samosa, Filoteig mit LimabohnenSalbei-Füllung
V Gemüse bei hoher Temperatur zu rösten und
dann zu Pulver zu vermahlen, gibt einem Gericht
eine interessante Note.
V Tofu mit Petersilien-Pistazien-Kruste,
Pochierte Pfirsiche mit Kokos-Crumble
r
V Auch getrocknete Zutaten fügen viel Textur hinzu.
In Kürze
1
Wenn man vegetarisch oder pflanzenbetont kocht, sollte man besonders aufmerksam mit Zutaten, Kochtechniken, Aromen, Schneidetechniken, Farben und Texturen sein.
2
Bei den Kochtechniken sind besonders Techniken mit hoher Hitze
interessant, um die Maillard-Reaktion
zu erreichen, oder Techniken mit
niedriger Hitze, um den Eigengeschmack von Gemüse zu erhalten.
WeRDEn sIe ExPerTe !
BÜCHER
V Derndorfer, Eva: Lebensmittelsensorik, 2012.
V The vegetarian flavor bible – Karen Page (2014)
V Herrmann, F. J. (Hrsg.), Die Lehrküche, Lernfelder im Kochberuf, Verlag Handwerk und Technik
GmbH, Hamburg 2013
V Baltes, Werner / Matissek, Reinhard:
MULTIMEDIA
V www.vegucation.eu/media
V www.vegucation.eu/elearning
Lebensmittelchemie, 2011.
V Smith, D.V./ Boughter jr, J.D.: “Neurochemistry
of the Gustatory System”, in:
Lajtha, A./ John-son, D.A. (Hrsg.): Handbook of
Neurochemistry and Molecular Neurobiology, 2007,
S. 109 –135.
V Page, Karen: Das Lexikon der Aromen- und
Geschmackskombinationen, 2012.
V Wareing / Hill / Trotter / Hall: Knife skills.
How to carve / chop / slice / fillet, 2012.
V Thomas Vilgis: Kochuniversität Geschmack.
Tre Torri 2010.
H
SIEHE AUC
CH
U
B
AUFGABEN 2 !
1
AUF SEITE
REZEPTEBUCH
Rotkohlroulade mit Kastanienfüllung
(Basisrezept Braten)
Geräuchertes Auberginentatar mit
Couscoussalat (Basisrezept Räuchern)
Semmelknödel Böhmischer Art
(Basisrezept Dämpfen)
Tempeh in Kartoffelmantel auf
Erbsenmousse, Apfel, Leinsamenbrot
mit Kürbis-Quittenchutney
41
2.6 HÜlsENFRÜcHTE
In vielen Ländern gehören Hülsenfrüchte
zum festen Bestandteil des Kochens. Kichererbsen
im Humus, Bohnen im Chili und Linsen im indischen Dhal sind auch hierzulande auf dem Speiseplan zu inden. Da sie planzliches Eiweiß enthalten, sind sie in der vegetarischen, vor allem
veganen Küche ein wichtiger Bestandteil. In diesem Kapitel können Sie das Potenzial dieser natürlichen Proteinbombe kennen lernen und ihren
Einsatz in der planzlichen Küche kennenlernen.
Lernziele: Nach diesem Kapitel sollten Sie …
V die Bedeutung von Hülsenfrüchten in der
pflanzlichen Küche und ihren vielfältigen Einsatz verstehen.
V verschiedene Hülsenfrüchte und ihre
Herkunft kennen.
V Grundkenntnisse über ihre Zubereitung,
Lagerung und Verwendung haben.
hiNTERGrunD: HüLsEnFRüCHTE
Alle Bohnen, Linsen, Erbsen und sogar Erdnüsse (➔ Kapitel 2.5 Nüsse und Samen) gehören zur
Familie der Leguminosen (Schmetterlingsblütler)
und werden Hülsenfrüchte genannt. Sie enthalten eine Menge an Kohlenhydraten und Proteinen, weshalb sie oft auch als Fleischalternative
verwendet werden. Die meisten Hülsenfrüchte
enthalten zwischen zehn und 50 Gramm Eiweiß
pro hundert Gramm Trockengewicht. Gekochte Hülsenfrüchte enthalten etwa die Hälfte dieses
Proteins. Hülsenfrüchte sind auch reich an Ballaststoffen und haben einen relativ geringen Fettgehalt. Darüber hinaus sind dies vor allem ungesättigte Fette. Der Vitamingehalt beschränkt sich
hauptsächlich auf Vitamin B6 und auf Vitamin
E. Der Mineralstoffgehalt hingegen ist sehr umfangreich – zu nennen sind vor allem Kalzium,
Kalium, Magnesium, Phosphor und Eisen. Der
besonders hohe Ballaststoffgehalt erzeugt ein gutes Sättigungsgefühl – daher sind Hülsenfrüchte auch oft als Sättigungsbeilage einsetzbar. Ein
Nachteil der hohen Menge von Ballaststoffen liegt
aber in der schweren Verdaulichkeit und den damit verbundenen Blähungen. Später in diesem
Kapitel erfahren Sie, wie die Blähungen weitestgehend minimiert werden können.
Alle Hülsenfrüchte haben eine zweiteilige Samenfrucht, die von einer festen Schale umgeben
ist. Bei einigen im Handel erhältlichen Hülsenfrüchten ist diese Schale bereits entfernt – beide
Samenhälften liegen einzeln vor.
In diesem Kapitel erfahren Sie etwas über getrocknete Hülsenfrüchte. Die meisten Hülsenfrüchte sollten Sie jedenfalls nicht roh essen, weil
sie das natürliche Toxin Lektin enthalten.
Soja – der Star unter den Hülsenfrüchten
Wegen ihrer Nährstoffdichte* werden Sojabohnen
weltweit angebaut und genutzt. Ein Nachteil aus
gesundheitlicher Sicht ist, dass sie sehr zäh und
schwer verdaulich sind. Auf dem Weg, dieses Problem zu lösen, wurden eine ganze Reihe von Produkten aus der Sojabohne entwickelt, von denen
beinahe alle ihre Wurzeln in der asiatischen Küche haben. Einige der Produkte wie Tofu, Tempeh und Sojaschnetzel werden als „Fleischersatz“
verwendet, deshalb geben wir mehr Information
über diese Produkte in ➔ Kapitel 2.8. Andere werden eher als Gewürze verwendet, oder als Milchersatz (Sojadrink, -sahne und -joghurt, ➔ Kapitel 2.9). Inzwischen werden Sojabohnen auch in
Europa angebaut. Bestimmte Hersteller unterstützen bewusst den lokalen Sojaanbau.
Frische Hülsenfrüchte sind:
V die Samen z. B. als Erbsen oder Edamame
V die jungen Hülsen als grüne Bohnen
shutterstock
oder Zuckererbsenschoten
58
* Die Nährstoffdichte gibt das Verhältnis von Nährstoff und Energiegehalt eines Lebensmittels an. So gilt ein Lebensmittel als
qualitativ besonders hochwertig, wenn der Nährstoffgehalt in Bezug auf die Kalorienmenge besonders hoch ist. Lebensmittel
mit hoher Nährstoffdichte sind beispielsweise Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Vollkornprodukte.
Um sie resistenter gegen Schädlinge zu
machen und damit höhere Erträge zu
erlangen, gibt es mittlerweile genmanipulierte
Sojapflanzen. Der enorme Bedarf an Sojabohnen steigt hauptsächlich in der Futtermittelindustrie. Besonders in lateinamerikanischen
Ländern wurden viele Wälder abgeholzt, um für
die Sojabohne „Platz zu machen“ (auch „Land
Grabbing“ genannt). Den Bauern in diesen
Ländern wird entweder Land abgekauft oder
ihnen wird viel Geld angeboten, wenn sie nur
Soja anbauen. So entwickelt sich eine Monokultur, die nicht nur für die Böden, sondern
auch für die Eigenversorgung der dort lebenden
Bevölkerung nachhaltig negative Auswirkungen
hat.
1
3
2
4
8
5
7
9
Knut Koops
6
59
ÜBERBLICK ÜBER HÜLSENFRÜCHTEN
Erdnüsse sind keine Nüsse, sondern Hülsenfrüchte! Sie haben eine andere Zusammensetzung als die
anderen Hülsenfrüchte (fett- statt stärkehaltig) und
werden daher in der Küche wie Nüsse verwendet.
Bei der Vorbereitung von Hülsenfrüchten, sind
unterschiedlich lange Einweich- und Kochzeiten
zu beachten. Diese sind abhängig von der jeweiligen Sorte. Beim Einsatz von Hülsenfrüchten, sollten Sie diese (teils längere) Vorbereitungszeit miteinplanen.
NAME
BESCHREIBUNG
Linsen
Kleine, runde, flache Hülsenfrüchte, die man in grüner, brauner, schwarzer, orangener und gelber
Farbe finden kann. Die meisten Linsen müssen nicht eingeweicht werden. Die erforderliche Kochzeit ist relativ kurz im Vergleich zu anderen Hülsenfrüchten. Linsen werden in der indischen und der
französischen Küche viel verwendet.
Rote Linsen
Mit Farben von gelb bis korallenrot sind dies die süßesten Linsen. Diese Linsen verlieren ihre
Farbe und Form sehr leicht beim Kochen und sind deshalb sehr geeignet für Dhal (Linsenpüree),
Suppen und Füllungen. Man findet sie meistens geschält, manchmal ganz.
1
Alblinse
(Alb-Leisa)
2
Schwarze
oder BelugaLinsen
5
Die schwäbische Alblinse ist ähnlich der Puy-Linse eine grüne kleine Linse. Sie gehört zu den fast
ausgestorbenen, aber wieder belebten Linsen und wird in der schwäbischen Alb angebaut. Sie ist
klein, dunkelgrün und marmoriert. Seit Juli 2005 gehört sie zu der Arche des Geschmacks (Slowfood-Stiftung) ➔ http://www.alb-leisa.de/
Die schwarzen Linsen sind etwas kleiner als andere Linsen und sehen ein wenig aus wie Kaviar,
daher der Name „Beluga-Linsen“. Schwarze Linsen haben eine relativ kurze Kochzeit und behalten ihre Form, deshalb sind sie gut für Salate und Gemüsebeilagen zu verwenden. Ihre schöne
schwarze Farbe verändert sich bei Säureeinwirkung eher zu dunkelbraun.
Braune Linsen Sie werden manchmal auch kontinentale Linsen oder Tellerlinsen genannt. Sie sind recht robust
und groß, haben einen milden Geschmack und schmecken stärkehaltig. Sie behalten ihre Form
gut, wenn sie nicht zu lange gekocht werden. Hervorragende Linsen für Suppen und Eintöpfe.
Grüne Linsen, Wahrscheinlich die bekanntesten Linsen in der französischen Küche. Sie sind kleiner als die braunen Linsen und grün mit kleinen grauen Sprenkeln. Nur Linsen aus der Gemeinde Du Puy in der
Du-PuyLinsen
Region Haute-Loire dürfen diese Herkunftsbezeichnung tragen. Deshalb werden sie oft „Dupuis“
oder ähnliche Abwandlungen auf Packungen sehen, die Kunden irreführen sollen. Diese Linsen
behalten ihre Form und Farbe sehr gut beim Kochen und haben einen leicht nussigen Geschmack.
CannelliniBohne
Eine kleine, nierenförmige Bohne.
8
Borlottibohne
9
Azukibohnen
7
Flageolettbohne
4
Eine gefleckte Bohne, die vor allem in der italienischen Küche beliebt ist. Das gefleckte Aussehen
bleibt beim Kochen nicht erhalten. Die Borlottibohne ist eine geschmackvolle Bohne, die in Gemüsesuppen, Füllungen, Aufstrichen, Dips und Aufläufen verwendet werden kann.
Azukibohnen sind vor allem in der makrobiotischen Küche bekannt, wo sie als Superfood für die
Nieren angesehen werden. Diese kleinen roten Bohnen müssen vor dem Kochen nicht unbedingt
eingeweicht werden. Jedoch macht Einweichen sie leichter verdaulich. Da sie leicht süßlich und
cremig sind, werden sie oft in Kombination mit süßem Gemüse wie Kürbis oder in Süßspeisen und
Desserts verwendet.
Eine Flageolettbohne ist eine unreife Kidneybohne, recht klein und hellgrün. Sie werden oft in der
französischen Küche verwendet, sie sind weniger mehlig als andere Bohnen und haben eher einen
kräuterartigen, frischen Geschmack.
60
NAME
BESCHREIBUNG
Mungobohne
Mungobohnen, auch grüne Sojabohnen genannt, sind, wie der Name sagt, kleine,
grüne Bohnen. Man lässt sie oft keimen, um die bekannten Sprossen zu erhalten.
6
Limabohnen
Limabohnen sind recht große Bohnen, die auch als Butterbohnen bekannt sind.
Diese Bohnen kommen aus Südamerika, um genauer zu sein, aus Peru, daher der Name.
Riesenbohnen Noch größer als Limabohnen, grauweiß und mit kartoffelähnlicher Textur. Beliebt in der
griechischen und spanischen Küche, manchmal in Dosen in Tomatensauce erhältlich.
(große Limabohnen)
Kidneybohnen Kidneybohnen oder Rote Bohnen oder Nierenbohnen, sind, wie der Name sagt,
nierenförmige Bohnen. Sie werden in der lateinamerikanischen Küche viel verwendet.
Gelbe Sojabohnen
Die runde, gelbe Sojabohne kann gekocht und wie eine Bohne verwendet werden. Diese Bohne
enthält mehr Proteine und Fett als andere Hülsenfrüchte, doch da sie schwer verdaulich ist, wird
sie selten ganz gegessen. Diese Bohne wird vor allem verwendet zur Herstellung von Sojadrink,
Sojasahne, Sojamehl, Sojasauce, Miso, Tofu, Tempeh, Sojajoghurt, Sojaschnetzel, Sojapudding
und Sojaeiscreme.
Schwarze
Bohne
Diese schwarze Sojabohne ist eine nierenförmige, feste Bohne. Sie wird vor allem in der
makrobiotischen Küche wegen ihrer therapeutischen Qualitäten genutzt.
Kichererbsen
Kichererbsen haben verschiedene Rollen in der Küche. Sie sind mittelgroße, braune/gelbe Hülsenfrüchte, die vor dem Kochen eingeweicht werden sollten. Sie werden in Salaten, Taginen und
Couscous verwendet. Außerdem sind sie die Hauptzutat in dem bekannten Kichererbsen-Dip oder
-Aufstrich „Hummus“. Kichererbsen können auch zu Mehl gemahlen werden, das in der indischen
Küche „Besan“ genannt wird. Aus diesem Mehl kann man Pfannkuchen und andere Backwaren
und herzhafte Kekse herstellen. Kicherbsen werden auch in der spanischen und französisch-mediterranen Küche viel verwendet.
3
Schälerbsen
Schälerbsen sind getrocknete Erbsen die geschält und gespalten sind. Sie sind sehr geeignet
für Erbsenpüree, Suppen, Saucen oder sogar als Beilage. Sie sind gelb oder grün, aber abgesehen von der Farbe besteht kein Unterschied.
Markerbsen
Diese Erbsen werden in den Niederlanden viel verwendet, auch als Felderbsen bekannt.
Es gibt sie frisch, als Konserve und getrocknet.
61
VERWENDUNG UND AUFBEWAHRUNG: HÜLSENFRÜCHTE
Hülsenfrüchte sind kostengünstig und einfach zu
verarbeiten. Sie sind lange haltbar, entweder getrocknet oder in Konserven. Sie müssen nur luftdicht bei Raumtemperatur aufbewahrt werden. Sie
werden als Eintöpfe, Pürees, Cremes, Salate, Bratlinge oder als Füllung in Teigtaschen und Gemüse
verwendet.
Konservierte Hülsenfrüchte in Gläsern oder
Dosen sind gebrauchsfertig und müssen nur erhitzt werden. Aber oft lohnt es sich, sie selbst zu
kochen, wenn man einen besseren Geschmack
erzielen will oder Hülsenfrüchte die Hauptrolle in einem Gericht spielen. Das kann ein wenig
Planung erfordern: Die Kochzeit von getrockneten Hülsenfrüchten kann recht lang sein, und
oft müssen sie vorher einweichen. Beachten Sie
auch, dass ältere Bohnen mehr Einweichwasser
und eine längere Kochzeit brauchen, um weich
zu werden.
Zubereitung
shutterstock
Hülsenfrüchte können vor allem bei Menschen,
die diese nicht gewohnt sind, Blähungen vorbeugen. Diesen Effekt können Sie mit drei Maßnahmen verringern: Geben Sie ein Stück Kombualge
ins Einweichwasser. Schütten Sie das Einweichwasser weg und spülen Sie die Hülsenfrüchte. Verlängern Sie die angegebene Kochzeit und kochen Sie
während der gesamten Zeit die Kombualge mit.
Eine weitere Option ist es, die Hülsenfrüchte mit
Gewürzen zu versehen, die die Blähungen entweder
vermindern oder ganz aufheben. Folgende Gewürze
bzw. Gewürzkräuter sind besonders geeignet:
shutterstock
Je älter die Bohne, desto mehr Wasser
benötigt sie und desto länger auch die
Einweichzeit.
Asant (Asafoetida-Pulver), Kümmel, Kombu (eine
Alge), Kreuzkümmel, Thymian, Rosmarin, Anis, Fenchel, Bohnenkraut, Bärlauch, Oregano, Majoran, Ingwer, Safran, Ysop, Pfefferminze oder Zitronenverbene
Da Hülsenfrüchte gut einen anderen Geschmack
annehmen, ist in der Beziehung die Kreativität des
Koches gefragt. Alle Hülsenfrüchte müssen vor der
Zubereitung auf Fremdbestandteile überprüft und
gewaschen werden:
1. Überprüfen auf Steine oder Verunreinigungen
und sorgfältig waschen bis das Waschwasser
komplett klar ist.
Das Garen von Hülsenfrüchten unterscheidet sich
nach Alter und Art. Hierbei sollten Sie rechtzeitig
vorher die Packungsbeilage lesen – nicht immer
sind sie für ein „schnelles“ Gericht geeignet. Viele kleine Linsenarten (Puy, Beluga, Schwäbische
Alblinse oder Berglinsen) benötigen nach dem
Waschen lediglich eine Garzeit von ca. 20 bis 20
Minuten – ohne vorherige Einweichzeit. Besonders schmackhaft werden die Gerichte, wenn die
Linsen in Öl kurz angeschwitzt und dann in einer
ungesalzenen Brühe fertig gegart werden.
Viele Köche mit Erfahrung in vegetarisch/veganer
Küche und damit auch mit Hülsenfrüchtegerichten
lassen Bohnen wie z. B. Azukibohnen deutlich länger
kochen als die auf der Packung angegebenen Kochzeiten: Bis zu sechs Stunden können diese köcheln,
bis sie ganz zart sind (und weniger blähen).
62
Bei allen anderen Hülsenfrüchten (z. B. Kichererbsen, große braune Tellerlinsen, gelbe Erbsen…) verfahren Sie folgendermaßen:
4. Eventuell Gewürze und Kräuter hinzugeben, z. B.
eignen sich Kombu oder andere Gewürze (s. o.),
kein Salz verwenden.
2. Hülsenfrüchte in viel kaltem Wasser einweichen
(als Richtlinie die dreifache Menge Wasser). Hier
Packungsbeilage beachten – in der Regel über
Nacht (acht bis 15 Stunden) – nicht zu lange,
sonst setzt der Keimungsprozess ein.
5. Auf kleiner Flamme mit dem Deckel offen oder
halboffen kochen, entfernen Sie gelegentlich den
Schaum und geben Sie Brühe / Wasser hinzu,
wenn nötig.
3. Hülsenfrüchte ohne Salz zum Kochen bringen.
Eventuell: für fünf bis zehn Minuten köcheln,
abgießen und spülen, bis kein Schaum mehr zu
sehen ist. (vgl. oben), neues Wasser (oder ungesalzene Brühe) hinzugeben.
r
6. Die Kochzeit variiert von 20 Minuten für Linsen bis
zu zwei Stunden für Rote Bohnen und Kichererbsen. Sie können Hülsenfrüchte auch im Dampfdruckkochtopf kochen. Die Kochzeit verkürzt sich
dann.
Wichtig: Salz oder Sojasauce sollte erst gegen
Ende der Kochzeit hinzugegeben werden. Salz
macht die Haut der Hülsenfrüchte härter, d.h.
Hülsenfrüchte werden eventuell nicht weich.
In Kürze
1
Hülsenfrüchte sind eine wichtige
Eiweißquelle und werden daher
oft als Gemüse oder als Fleischalternative verwendet.
2
Hülsenfrüchte können viele
Gerichte bereichern und sind
vielseitig verwendbar.
3
Darunter ist Soja ein Multitalent,
aus dem sich viele Alternativen
zaubern lassen zu Joghurt, Milch,
Fleisch und anderem.
WeRDEn sIe ExPerTe !
MULTIMEDIA
V www.vegucation.eu/media
V www.vegucation.eu/elearning
REZEPTE
Linsen-Reistacos
mit Weißkohlsalat und Tzatziki
BÜCHER
Aloo dal
mit Pilafireis
V Auffinger, Benita: Vegane Milchprodukte
Bohnenpaste
aus Nüssen, Samen und Kernen. Anleitungen
und Rezepte mit Gesundheitstipps, 2014.
V Goschler, Ulli: Grünes Eiweiß. 60 vegane und
vegetarische Rezepte mit Hülsenfrüchten, Pilzen,
Getreide und Nüssen, 2013.
Fruchtiges GemüseKichererbsenragout mit
buntem Pilafreis /
Aloo Dal mit Pilafreisi
H
SIEHE AUC
CH
U
B
AUFGABEN 4 !
1
E
AUF SEIT
V Walker, Herbert: Bohnen, Erbsen,
Linsen & Co.Vollwertige Rezepte mit Hülsenfrüchten. Fantastisch vegetarisch, 2010.
63
2.7 DIE WElT DES GETrEidEs
Lernziele: Nachdem Sie folgendes Kapitel
bearbeitet haben, werden Sie …
V die verschiedenen Getreidearten und
ihre Ursprünge kennen.
V die ernährungsphysiologischen Vorteile von
Getreide und die Verwendung in der pflanzlichen Küche kennen lernen.
V wissen, wie Getreide am besten gelagert
und zubereitet wird.
shutterstock
Getreide (zusammen mit Kartoffeln) ist das
meist verbreitete Grundnahrungsmittel weltweit.
Hierzulande werden Getreide oft als Beilage oder
Basis von Gerichten verwendet. Einige „vergessene“ Alternativen wie Quinoa, Amarant, Hirse, Bulgur u. a. erleben gerade ihr Comeback in Küchen.
Indem Sie mehr über den Stellenwert von Getreide,
die große Vielfalt und die grundlegende Zubereitung wissen, werden Sie in der Lage sein, damit zu
experimentieren. Ihre Mahlzeiten können dadurch
noch kreativer gestaltet und genauer an die Bedürfnisse Ihrer Gäste angepasst werden.
HinTERGRUND: GeTREIDe
Es gibt sieben Hauptgetreidearten: Hirse, Mais,
Hafer, Gerste, Weizen, Reis und Roggen. All diese
Getreidearten gehören der botanischen Familie der
Gräser (Gramineae oder Süßgräser) an. Sie werden
jährlich gesät und im Spätsommer werden die Samen geerntet.
Die nomadischen Völker sammelten Körner
von Wildgräsern. Vor mehr als 7.000 Jahre gab
es bereits Gerste in dem Gebiet zwischen Syrien
und Afghanistan.
Es gibt auch eine Reihe von Planzen, wie Buchweizen, Amarant und Quinoa, die ähnliche Eigenschaften wie Getreide haben, tatsächlich aber in eine
andere botanische Familie gehören. Sie werden daher auch als „Pseudo-Getreide“ bezeichnet. Egal aus
welcher Planzenfamilie das Getreide stammt, es
hat immer den gleichen Aufbau:
V die Fruchtschale und Samenschale, welche das
Sameninnere schützen (Ballaststoffe / Vitamin B).
V die Aleuronschicht (Eiweißstoffe, Mineralstoffe).
V den Mehlkörper, er stellt den größten Teil des
Korns dar und ist die erste Nahrungsquelle des
Keimlings (Stärke und Eiweiß).
V den Keimling, welcher als „Embryo“ des
Getreidekorns gesehen werden kann (Fett,
Eiweiß, Stärke, Vitamin E, Mineralstoffe).
64
istockphoto
Manche Getreidesorten haben auf der Fruchtschale noch eine weitere schützende Schale, auch Getreidespelze oder Hülse genannt. Spelzen werden
immer entfernt, da sie nicht essbar sind.
Der Mehlkörper vieler Getreidesorten enthält
ein spezielles Eiweiß (Gluten oder auch Kleber genannt). Diese sind für die gute Eigenschaft des Backens verantwortlich, ohne ernährungsphysiologisch hochwertig zu sein. Der Kleber verleiht der
Backware die richtige Konsistenz. Unter dem Begriff Gluten sind dabei jene Eiweißstoffe zusammengefasst, die beim Kontakt mit Wasser fadenziehend und klebrig werden. Sobald das Mehl mit
Flüssigkeit in Verbindung kommt, quellen die Eiweißstoffe auf und binden die Flüssigkeit im Teig.
Der Kleberanteil im Weizen ist besonders hoch.
Glutenfreie Getreidesorten sind Mais, Reis und
Hirse. Auch einige Pseudogetreide wie Amarant,
Buchweizen, Quinoa oder Leinsamen sind glutenfrei. Wildreis ist der Gattung des Wasserreises zugeordnet ist und somit kein echter Reis.
Dinkel ist eine alte Kulturform des Weizens,
aber durch seinen nicht so ertragreichen Anbau ist
er allmählich aus der Landwirtschaft verschwunden. Ernährungsphysiologisch ist er allerdings viel
interessanter – er enthält weniger Gluten.
Bei Grünkern handelt es sich um die grünen,
im halb reifen Zustand geernteten Körner des Dinkels – hier gibt es bis zur Ernte kaum Gluten im
Mehlkörper.
Emmer ist zusammen mit dem Dinkel die älteste bekannte Urform des Weizens. Es ist mit dem
Hartweizen verwandt. Diese und andere alte und
seltene Getreidesorten werden Ihnen weiter unten
genauer vorgestellt.
Körner können auch für die Herstellung von
Biokraftstoffen verwendet werden. Derzeit
geraten diese oft in Kritik, da sie auf fruchtbarem
Boden angebaut werden und der Boden nicht zur
Nahrungsversorgung beiträgt. Biokraftstoffe der
zweiten Generation werden deshalb ausschließlich aus Non-Food-Kulturen auf nicht-landwirtschaftlichen Flächen angebaut.
Alle diese Planzen haben gemeinsam, dass
sie neben Vitaminen und Mineralien besonders
reich an Kohlehydraten sind. Das macht sie zu
einem idealen, tagtäglichen Nahrungsmittel für
unseren Körper: Brot und Nudeln (aus Mehl gemacht, wobei es sich i. d. R. um gemahlenen Weizen handelt), Reis und Getreide enthalten auch
etwas Eiweiß, manche mehr (Hafer, Quinoa),
manche weniger (Reis). Der größte Nährstoffgehalt ist in der Kleie und im Keimling gespeichert.
Deshalb wird der Verzehr von Vollkorngetreide
(nicht ausgemahlenem Getreide, z. B. Vollkornreis) auch in der Vollwertküche und in vielen
vegetarischen Küchen angepriesen.
Getreideerzeugnisse
Eine grobe Einteilung kann zunächst in Mahlmühlen- und Schälmühlenerzeugnissen gemacht
werden.
65
V Mahlmühlenerzeugnisse sind alle durch Mahlen
von unbespelztem Getreide hergestellten Erzeugnisse (Schrot, Grieß, Dunst, oder Mehl). Jedes Erzeugnis zeichnet sich durch eine andere Größe/
Feinheit aus – wobei Mehl den feingemahlenen
Mehlkörper von Getreide darstellt.
V Schälmühlenerzeugnisse sind Erzeugnisse aus
bespelztem Getreide (Hafer, Gerste, Hirse, Reis).
Neben der Feinheit spielt bei der Bewertung von
Getreideerzeugnissen noch der Ausmahlgrad eine
Rolle. Er ist das Maß für die Abtrennung von Schalenteilen und Keimling. So enthalten Vollkorn-
Überblick über Getreidesorten
Es werden die bekannten Getreidesorten vorgestellt, sowie getreideähnliche Planzen (Pseudogetreide) und auch sogenannte Derivate. Zu den
Derivaten zählen u. a. folgende Produkte:
V zerkleinertes, gemahlenes,
gequetschtes Getreide
V geröstetes und gepufftes Getreide
V durch Milchsäuregärung und alkoholische
Gärungsprozesse veränderte Produkte
erzeugnisse alle Bestandteile des gereinigten Getreides, unabhängig, ob es sich um Schrot oder
feines Mehl handelt. Beide sind gesundheitlich genauso wertvoll. Auszugsmehle hingegen sind hell,
weil Schalen und Keimling abgesondert wurden –
also sehr arm an Wirkstoffen. Der Ausmahlgrad
wird durch die Mehltype festgelegt:
Die Typenzahl (siehe S. 73) gibt an, wie viel
Milligramm Asche zurückbleiben, wenn 100 g
wasserfreies Mehl verbrannt werden. Die Asche
wiederum besteht aus unverbrennbaren Mineralstoffen, die sich vorwiegend in den Schalenteilchen beinden.
Die Garzeit der Getreide und Getreideprodukte ist abhängig von:
V der Getreideart (z. B. Hirse hat eine kürzere
Garzeit als die meisten Reissorten),
V dem Verarbeitungsgrad (z. B. geschälter Reis
hat eine kürzere Garzeit als Vollkornreis),
V dem gewünschten Ergebnis (z. B. Getreide bzw.
-produkte, die als Füllung oder als Süßspeise
verwendet werden, gart man i. d. R. länger als Getreide, die als Beilage verwendet werden).
NAME
BESCHREIBUNG
Reis *
Reis ist ein gängiges und leicht verdauliches Getreide. Es gibt über 10.00 Arten von Reis. Je nach
Stärke/Eiweißanteil und Verarbeitung variiert das Verhältnis der aufgenommenen Flüssigkeit zu
Reis von 1:1 bis 4:1. In Europa werden vom „Kochtyp her“ in der Regel Langkorn/Mittelkorn (z. B.
Risotto) oder Rundkorn (z. B. für Milchreis) angeboten. Er ist im Gegensatz zu den anderen Getreiden das einzige, welches in Wasser wächst. Reis ist reich an Kohlehydraten und Vitamin B, enthält
relativ wenig Eiweiß und kein Gluten. Reis findet Verwendung in süßen und herzhaften Gerichten
sowie in Süßigkeiten.
Weißer Reis *
Als weißen Reis bezeichnet man Reis, bei dem erst in der Reismühle die Spelzen und
anschließend durch Schleifen Silberhäutchen und Keimling entfernt wurden.
ParboiledReis *
Dieser schnellkochende Reis besitzt eine höhere Qualität als weißer Reis. Mit einem Spezialverfahren (hoher Dampfdruck) wird die Reiskleie entfernt, aber viele Vitamine und Mineralien bleiben, im
Vergleich zu weißem Reis, erhalten.
Vollkornreis,
Rundkorn *
Misst ungefähr vier bis sechs mm. Die Spelze wird entfernt, aber die Kleie mit ihren wertvollen Mineralien bleibt erhalten. Wenn gekocht, wird dieser Reis eher cremig und klebrig. Dadurch eignet
er sich für Süßspeisen und Risottos.
Braunreis *
Ein vollwertiger Dessertreis.
66
1
5
2
4
3
Knut Koops
6
NAME
BESCHREIBUNG
Vollkornreis,
Langkorn *
Ungefähr sechs bis acht mm lang. Nach dem Kochen ist der Reis eher trocken und eignet sich
daher sehr gut für Pfannengerichte und Reissalate.
1
Risottoreis *
2
Während des Kochens nimmt dieser Reis viel Feuchtigkeit auf und behält meist seine Form und
auch seine „al dente” Konsistenz recht gut. Der Reis wird durch das Kochen cremig, aber nicht
breiig – es liegt an dem hohen Stärkeanteil, der langsam abgegeben wird.
• Ein gutes Risotto wird langsam gekocht, unter ständigem Rühren
und schrittweise Zugießen von heißer / warmer Flüssigkeit.
• Der Reis nimmt Aromen sehr gut auf.
• Arborio, Vialone, Carnaroli, Maratelli und Baldo sind die bekanntesten Sorten.
Sie werden hauptsächlich in Italien in der Region Piemont (Poebene) und in
der Lombardei angebaut.
Basmatireis *
Diesen Langkornreis gibt es im Handel in der weißen Variante als Parboiled-Reis und in Vollkorn.
Er ist sehr aromatisch, nach dem Kochen trocken und er sollte nicht zu lange gekocht werden.
Basmatireis, der am Fuße des Himalayas angebaut wird, heißt „rice queen“ und hat ein charakteristisches und feines Aroma sowie eine weiche Konsistenz.
Jasminreis *
Dieser Langkornreis kommt aus Thailand und wird auch als Duftreis bezeichnet. Er ist nach dem
Kochen trocken und hat ein blumiges Aroma. Den echten und qualitativ hochwertigsten Jasminreis
findet man unter dem Namen „Thai Hom Mali“, was soviel heißt wie „Reis mit Blumenaroma.“
67
* Glutenfreies Getreide
NAME
BESCHREIBUNG
Schwarzer
oder
Lila Reis *
Schwarzer Reis stammt ursprünglich aus China – und war dort den Kaisern vorbehalten. Dieser
Vollkornreis nimmt während des Kochvorgangs eine kräftige lila Farbe an. Dieser Farbwechsel ist
ein natürlicher Vorgang und der Reis wurde nicht mit Tintenfisch-Farbe gefärbt, wie dies manchmal
in der spanischen Küche der Fall ist. Mittlerweile gibt es verschiedene Sorten auch im europäischen Handel: z. B. thailändischen Reis, der nach dem Kochen leicht klebrig ist. Es gibt auch einen
Schwarzen Langkornreis, der aus der Poebene im Piemont stammt. Dieser Reis hat einen leicht
süßlichen Geschmack, sein Duft erinnert an frisch gebackenes Brot
Pandan Reis *
Dieser duftende, weiße Langkornreis stammt aus Thailand. Die Reiswurzeln nehmen beim Wachsen den Geruch der Blätter der Schraubenpalme (Pandanus) auf. Dieser Reis ist auch vorgekocht
mit Palmblättern der Schraubenpalme erhältlich.
Roter Reis *
Die bekanntesten Sorten des Roten Reises sind aus der Camargue (Südfrankreich) oder thailändischer, roter Jasminreis. Es handelt sich bei beiden Sorten um qualitativ hochwertigen Langkornreis.
Klebreis *
Klebreis ist der Reis, mit dem man „mochi“ herstellt, ein japanisches Dessert. Dieser Reis verfügt
über eine natürliche Süße und wird sehr cremig, weich und klebrig. Er kann jedoch auch in herzhaften Gerichten verwendet werden.
Calasparra
Reis / Spanischer Reis *
In Spanien wird dieser Reis oft benutzt, um Paella zuzubereiten. Er wird in der Provinz Murcia zwischen 400 – 500 Höhenmetern angebaut. Dort treffen mehrere Flüsse aufeinander und somit ist
reichlich qualitativ hochwertiges Wasser zur Hand. Dieses Qualitätsgetreide kann drei- bis viermal
die eigene Menge an Wasser aufnehmen. Nach dem Abkühlen kleben die Körner zusammen, direkt
nach dem Kochen sind sie jedoch relativ locker. Diesen Reis findet man meist in handgenähten
Stoffbeuteln mit dem Aufdruck „D. O.“ (denominacion de origen), was bedeutet, dass die Herkunft
des Reises zertifiziert ist.
Mais ist die robusteste der Getreidepflanzen. Die Entwicklung des Kolbens ist viel deutlicher sichtMais *,
Maismehl *
bar als die feinen Rispen und Ähren der anderen Getreidesorten. Mais entwickelt typische goldgel(fein gemahlen) be Körner, die einen hohen Anteil an Kohlehydraten, Eiweiß und Fett beinhalten, jedoch kein Gluten. Mais wird hauptsächlich zu Grieß, Polenta, Mehl, Flocken oder Tortilla Chips verarbeitet. Die
3
Körner an sich werden verwendet, um Salate und Eintöpfe zu bereichern und Farbe hinzuzufügen.
Mais hat seinen Ursprung in der Mittel- und Südamerikanischen Kultur.
Das fertige Produkt, also der gekochte Maisgrieß, wird als Polenta bezeichnet. Oft steht aber auf
Maisgrieß *
(Polenta, grob) der Verpackung auch schon “Polenta.” Es gibt vorgegarte Polenta (“Schnellkochpolenta”), diese
braucht nur zehn Minuten.
4
Hirse *
5
Teff *
14
Hirse ist reich an Silizium, Eisen, Fluor, Kohlenhydraten, Eiweiß und essentiellen Fettsäuren. Wenn
die unverdauliche Schale entfernt wurde, findet man ein kleines, hartes, rundes, gelbes Korn. Hirse
beinhaltet kein Gluten. Sie wächst, ebenso wie Reis, in Rispenform. Des Weiteren gibt es Sorghum und Perlhirse. Hirse spielt traditionell vor allem auf dem afrikanischen Kontinent eine wichtige
Rolle in der Ernährung. Sie eignet sich hervorragend für Pasten oder Brei. Wenn sie so gekocht
wird, dass das Wasser komplett verkocht, eignet sie sich besonders in Kombination mit einer Soße.
Nachdem die Hirse gekocht wurde, ist sie fest und eignet sich für die Herstellung von Bratlingen
und Kroketten. Hirse eignet sich auch hervorragend für Süßspeisen und wird auch in Flockenform
verwendet.
Teff ist ein Getreide, welches den Gräsern zugeordnet wird. Es ist unklar, zu welcher Familie Teff
gehört. Da es im Handel oft unter Hirseprodukten zu finden ist, steht es auch hier an dieser Stelle.
Ein gebräuchlicher Handelsname ist auch Zwerghirse. Teff ist reich an Ballaststoffen und Mineralien wie Eisen, Kalzium, Magnesium und Zink. Teff hat einen niedrigen Phytinsäuregehalt, weshalb
die Mineralien gut aufgenommen werden können. Teff besteht aus ganz kleinen runden Körnern
in Sandkorngröße. Sie sind deshalb etwas schwierig zu handhaben. Teff stammt ursprünglich aus
Äthiopien und wird in den letzten Jahren vermehrt als glutenfreies Mehl zum Backen angeboten. In
Äthiopien wird daraus „Injera”, eine Art Fladenbrot, gebacken.
68
* Glutenfreies Getreide
NAME
BESCHREIBUNG
Foniohirse *
Die Foniohirse ist eine Art, die hauptsächlich in Westafrika angebaut wird. Sie hat sehr kleine Körner, welche eine große Menge Wasser aufnehmen können. Das Hirse-Wasser-Verhältnis ist 1:5.
Meist wird sie zu Couscous oder Taboulé verarbeitet. Die Foniohirse ist glutenfrei.
Hafer,
Hafergrütze,
Haferkleie
Das Haferkorn entwickelt sich, wie Reis und Hirse, zu einer losen Rispe. Dieses Korn enthält viel
Eiweiß, Fette, B-Vitamine, Kalzium und weitere Mineralien wie Eisen, Magnesium und Zink. Hafer
ist am ehesten bekannt in der Form von Haferflocken. Er wird wegen seines nussigen Geschmacks
häufig in Müsli, Kuchen, Desserts und Suppen verwendet. Er kann allerdings auch in vielen weiteren
Gerichten und Zubereitungen Verwendung finden. Aufgrund des hohen Fettgehaltes handelt es sich
hierbei um ein sehr cremiges Getreide. Das wird sehr offensichtlich bei der Zubereitung von Haferbrei, der beim Kochen tatsächlich sehr cremig wird.
Weizen;
Weizengrütze
Weizen ist ein vielseitig verwendbares Getreide mit diversen abgeleiteten Produkten wie Bulgur
und Couscous. Er enthält viele Kohlenhydrate, Eiweiße und Silizium. Die hochwertigen Mineralien
befinden sich hauptsächlich in den äußeren Schalen des Korns.
Weizen enthält Gluten (Klebereiweiß), welches ausgewaschen für die Herstellung von Seitan verwendet werden kann. Weizen kann somit nicht bei einer glutenfreien Ernährung eingesetzt werden.
Weizenhaltiges Brot ist ein typisch europäisches Lebensmittel, wodurch Getreide in die Ernährung
einbezogen wird. In Asien wird Getreide eher in Form von Reis in die Ernährung aufgenommen. In
Deutschland, Belgien und den Niederlanden wird vorrangig Weizen mit einem eher niedrigen Eiweißgehalt angebaut. Es wird zwischen Weichweizen und Hartweizen unterschieden. Hartweizen
enthält einen höheren Anteil an Gluten und wird eher im Süden und in wärmeren Regionen angebaut. Er wird hauptsächlich für Nudeln, Bulgur und Couscous verwendet.
6
Bulgur
9
Couscous
8
Es gibt eine Vielfalt an Herstellungsprozessen für Bulgur. In allen Varianten wird das Korn gegrützt
(geschnitten), vorgekocht und wieder getrocknet. Dadurch wird die Garzeit verkürzt und das Getreide ist leichter zu verdauen. Meistens wird zur Herstellung Weizen verwendet, es können jedoch auch
Gerste oder andere beliebige Getreide verwendet werden. Bulgur ist deshalb keine Getreidesorte,
sondern entstammt einem Veredelungsverfahren, für welches meistens Weizen benutzt wird. Bulgur
gibt es in einer Vollkornvariante und in einer geschälten Variante. Bulgur kann warm oder kalt verzehrt
werden und eignet sich in einer Vielzahl von Salaten.
Beim Couscous wird das Getreide nicht geschnitten, sondern geschrotet. Daraus entsteht Grieß,
der dampfgegart und anschließend wieder getrocknet wird. Man findet ihn geschält oder auch als
Vollkornvariante. Couscous hat eine sehr kurze Garzeit und kann warm oder kalt verzehrt werden.
Dieser Grieß eignet sich für Puddings und Süßspeisen.
Buchweizen *, Buchweizen gehört zur Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) und bringt ein kleines, dreiBuchweizen- eckiges Korn hervor. Er enthält viele Kohlenhydrate, ist glutenfrei und leicht verdaulich. Buchweigrütze *
zen findet hauptsächlich in Form von Mehl Verwendung. Aus diesem werden süße und herzhafte
Pfannkuchen hergestellt. Auch die Grütze kann verwendet werden. Als „Kasha“ werden geröstete
12
Buchweizensamen bezeichnet. Buchweizen besitzt die Fähigkeit zu binden und wird in Form von
Buchweizenflocken zum Binden von Kuchen und Suppen verwendet.
Quinoa *
11
Quinoa (‘kinwa’ ausgesprochen) gehört aus botanischer Sicht zu den Fuchsschwanzgewächsen.
Seine Herkunft hat es in Zentral- und Südamerika. Auf Anhieb sehen die Körner dem Hirsekorn
sehr ähnlich, sind bei genauerem Hinsehen aber flacher. Quinoa ist reich an Nährstoffen und hat
einen höheren Eiweißgehalt als viele andere Getreidesorten. Es enthält zudem große Mengen an
Eisen, Kalium, B-Vitamine und kein Gluten. Neben dem weißen Quinoa wächst es auch in roter
und schwarzer Variante. Quinoa kann geschrotet, gepufft oder gemahlen werden und findet auch
in Form von Cornflakes, Flocken, in Keksen und in Müsli Verwendung. Quinoa sollte immer gewaschen werden, da es schwer verdauliche und bitter schmeckende Saponine enthält. Während des
Kochens öffnen sich die Körner wie Samenkörner.
69
* Glutenfreies Getreide
7
10
9
8
11
Knut Koops
12
NAME
BESCHREIBUNG
Wildreis *
Bei diesen langen, schwarzen Körnern handelt es sich nicht um eine der üblichen Reissorten,
sondern um ein Wildgras mit nordamerikanischer Herkunft. Es enthält einen hohen Eiweißanteil,
viele Mineralien u. a. Zink und Vitamin B2. Wildreis ist glutenfrei.
7
Gerste;
Gerstengraupen;
Gerstenflocken
10
Gerste wächst in einem ährigen Blütenstand mit langen Grannen. Sie beinhaltet einen hohen
Anteil an Kohlenhydraten, Silizium, Magnesium, B-Vitaminen und Gluten. Gerste wird in Grützen
und in Flockenform verwendet. Das ganze Korn findet man in Suppen und Salaten. Gekeimte
oder gemälzte Gerste ist die Hauptzutat in der Bier- und Whiskeyproduktion. Sie ist auch Hauptbestandteil in verschiedenen Getreidemalzextrakten wie z. B. Maissirup oder im Gerstenmalzsirup
(Malzextrakt). Letztere finden auch als unraffinierte Süßungsmittel Verwendung. Geröstete Gerste findet man auch in Getreidekaffees wieder. Perlgraupen sind geschälte und polierte Gerstenkörner, die in der Vergangenheit hauptsächlich im Gerstenbrei Verwendung fanden.
Roggen;
Roggenflocken
Ein starkes Getreide, welches als Ähre wächst und vorrangig beim Brotbacken und bei Knäckebrot eingesetzt wird. Roggen enthält sehr viele Mineralien und verhältnismäßig viel Kalium und
Folsäure. Roggen enthält Gluten, jedoch weniger als Weizen. Roggen ist schwer verdaulich und
sollte vor dem Kochen eingeweicht werden. Beim Brotbacken muss Roggen gären (fermentieren). Die Körner quellen dadurch auf und können leichter verdaut werden. Dies ist auch der Fall,
wenn man mit Sauerteig oder Backferment backen will. Hefe hat nicht die benötigten Eigenschaften, um die Roggenkörner aufquellen zu lassen und öffnen zu können und eignet sich somit
nicht zum Backen von Roggenbroten.
Triticale
Ist eine gezüchtete Getreideart aus dem weiblichen Weizen und dem männlichen Roggen. Wegen der hohen Ernteerträge und der besonderen Robustheit wurde diese Züchtung hauptsächlich für Tierfutter angebaut. Seit ca. 30 Jahren hat dieses Getreide aber auch Bedeutung in der
Backindustie.
70
13
15
14
16
18
17
Knut Koops
19
NAME
BESCHREIBUNG
Weizengattungen
Einkorn
17
Das Einkorn stammt vom wilden Weizen ab und ist im französischen Sprachraum
auch als „petit épautre“ bekannt oder im Englischen als „small spelt“.
Emmer, Zwei- Emmer ist auch eine Pflanzenart aus der Weizengattung, welche zu Nudeln verarbeitet wird.
Das ganze Korn findet in der italienischen Küche Verwendung und ist dort als „Farro“ bekannt.
korn
16
KhorasanWeizen,
Kamut
Ist ein großes und kostbares Getreide, welches unter der eingetragenen Marke „Kamut®“
verkauft wird. Kamut ist ein Urgetreide, welches jetzt wieder angebaut wird. Es wird hauptsächlich zu Bulgur, Couscous, Brot und Teigwaren verarbeitet.
Dinkel
Bei Dinkel ist es wichtig, „echten“ Dinkel zu kaufen. Vieles, das als Dinkel verkauft wird, ist
zum Großteil Hybridweizen. Echte Dinkelkörner unterscheiden sich optisch wesentlich von
Weizenkörnern. Dinkel kann bei Menschen mit Weizenallergie eingesetzt werden, wenn man
den echten Dinkel nutzt. Dinkel beinhaltet jedoch Gluten und kann somit nicht bei Zöliakiepatienten eingesetzt werden. Die bekannteste Dinkelsorte ist „Oberkulmer Rotkorn“. Dinkel
ist reich an Mineralien und enthält, wie auch Weizen, essentielle Aminosäuren.
18
Grünkern
15
Amarant *
13
Hiobsträne *
19
Grünkern ist halbreif geernteter Dinkel. Die Körner sind noch etwas „grün“ und kompakt. Sie
werden getrocknet und können wie Dinkel eingesetzt werden. Dieses Korn hat einen nussigen
Geschmack und ist leicht verdaulich.
Amarant gehört zu den Fuchsschwanzgewächse n und stammt aus Zentral- bzw. Südamerika.
Amarant besitzt vielblütige, lange, rote Blütenstände. Das Korn ist viel kleiner als das der Quinoapflanze. Diese Nutzpflanze ist sehr reich an Eiweiß, besonders an Lysin. Amarant enthält viele
Mineralien, u. a. Magnesium, Phosphor, Kalium, Zink und B-Vitamine. Aufgrund der kleinen Körner
ist es schwierig, beim Kochen das ganze Restwasser verdampfen zu lassen. Sie werden schnell
klebrig und breiig. Amarant wird jedoch häufig gepufft oder geröstet. Er hat einen nussigen Geschmack und wird oft zu Müslimischungen hinzugefügt. Amarant wird auch als Mehl verwendet, um
eine Art Polenta herzustellen, aus der Kuchen und Kekse gebacken werden. Amarant ist glutenfrei.
Die Hiobsträne sollte klar von anderen Getreiden unterschieden werden, denn es handelt sich hierbei um die Samen eines Wildgrases. Es besitzt einen nussigen und delikaten Geschmack und wird
meist mit Reis oder einem anderen Getreide zusammen gekocht oder in Suppen verwendet.
71
* Glutenfreies Getreide
VERWENDUNG UND AUFBEWAHRUNG: GETREIDE
Getreide werden getrocknet, sodass sie das ganze
Jahr über zur Verfügung stehen. Getreideprodukte
sind am besten in einem kühlen, dunklen und trockenen Ort lagerfähig, in dicht schließende Boxen.
Getreide bleibt ca. ein Jahr haltbar.
Getreide kann auf verschieden Arten zubereitet
werden. Der einfachste Weg ist, es in Wasser zu
kochen. Manches Getreide wird zu Mehl vermahlen oder zu Bulgur und Couscous zerkleinert. Im
Folgenden geben wir einen kurzen Überblick über
die unzähligen Möglichkeiten, wie Getreide verarbeitet werden können.
Grundzubereitung von Getreide:
Es wird im Folgenden vorgestellt, wie Vollgetreide gekocht
werden kann, um es dann weiter zu Beilagen, Suppeneinlage
oder ähnlichem weiterzuverarbeiten, da gerade diese Zubereitung von z. B. Gerste, Roggen, Emma oder Dinkel eher in Vergessenheit geraten ist:
ARBEITSSCHRITTE
BEGRÜNDUNG
In kaltem Wasser oder
salzarmer Gemüsebrühe
ansetzen
(Alternativ: In etwas Öl
kurz anschwitzen, dann
kaltes Wasser / Brühe
aufgießen)
• Korn öffnet sich am Besten bei geringer, langsamer, aber ausreichender
Wärmezufuhr
• Salz behindert das Öffnen
• Schnellkochtopf in diesem Fall keine Zeitersparnis und auch kein besseres Ergebnis.
• Anschwitzen bringt besondere
Geschmacksstoffe.
• Kochgeschirr sollte Wärme gut
speichern und gleichmäßig verteilen .
Zugabe von Kräutern
oder anderen Gewürzen
• damit das Getreide während des Kochens
den Geschmack aufnehmen kann.
1. Das Getreide waschen und eventuelle
Verunreinigungen entfernen.
2. Die richtige Menge an Wasser verwenden:
Hier kommt es nicht nur auf das Getreide
im Allgemeinen, sondern vor allen Dingen
auf die Sorte oder die Form der Verarbeitung (Grieß, Vollkorn oder geschält…) an.
Ein Standardverhältnis für viele Getreidesorten ist Getreide : Wasser/Brühe =
1 : 2 Bei Hirse ist das Ergebnis weniger
körnig und trocken, wenn man ein Verhältnis von 1 : 3 verwendet.
Zugabe von Salz erst gegen • siehe oben
Ende des Kochvorgangs
• Korn ist weich, „hat sich bereits geöffnet“
Herd ausschalten –
15 min ziehen lassen
• Körner nehmen gesamten Geschmack der
Brühe (inkl. Salz) langsam auf, Hitzezufuhr
ist nicht mehr nötig, Korn quillt.
• Sparen von Energie
Getreidezubereitung für Experten:
2. Obwohl es nicht nötig ist, können Getreide auch
gewaschen und anschließend sofort bei niedriger
Temperatur (bis ungefähr 24° C) auf einem Backblech im Ofen getrocknet bzw. leicht geröstet
werden. Dieser Prozess wird als Ofentrocknung
oder Darren bezeichnet. Er gibt dem Getreide einen nussigeren Geschmack und macht es leichter verdaulich.
3. Folgendes ist besonders wichtig für Getreide wie
Gerste, Hafer, Weizen und Roggen: Vollkorngetreide in Milch zu kochen ist schlecht für die Verdauung. Milchreis kann zwar in Milch gekocht werden,
hier ist es jedoch von Vorteil, wenn man weißen
Reis nimmt. Vollkornreis öffnet sich nicht in Milch
und bleibt ziemlich hart.
shutterstock
1. Wenn man Getreide leicht verdaulich zubereiten
will, kann man es einweichen. Bei manchen Sorten reichen ein paar Stunden, andere weichen
besser über Nacht ein (zwischen acht bis zwölf
Stunden).
Andere Verarbeitungs- und Anwendungsformen:
V Getreide können auf unterschiedlichste Weise zubereitet
werden. Der einfachste Weg ist, das ganze oder das verarbeitete Korn zu kochen. Aber es wird auch zu Mehl vermahlen,
wir schroten es zu Bulgur oder Couscous und wir nutzen es
sogar als Ausgansprodukt für alkoholische und nicht-alkoholische Getränke.
72
DAS ZERKLEINERN, MAHLEN UND QUETSCHEN VON GETREIDE
GROBES ZERKLEINERN
Grütze erhält man durch grobes Zerkleinern des Getreides. Thermo-Grützen sind solche, die
Grützen und
Thermo-Grützen erst erwärmt und bei niedriger Temperatur gedarrt werden und nach dem Abkühlen erst zerkleinert werden. Sie sind leichter zu verdauen und schmecken nussiger. (Thermo-) Grützen sind
in Reformhäusern und Bioläden erhältlich oder können mittels einer Getreidemühle hergestellt
werden.
Bulgur
Am häufigsten wird Bulgur aus Weizen hergestellt. Man kann (un-)raffinierten Bulgur jedoch
auch u. a. aus Gerste herstellen. Bulgur ist Getreide, das zerkleinert, dampfgegart und wieder getrocknet wird. Mit dieser Zubereitungsart wird die Garzeit verkürzt und das Getreide ist
leichter verdaulich. Bulgur kann kalt oder warm gegessen werden und ist für eine Vielzahl von
Salaten geeignet.
Grieß
Grieß ist grob gemahlenes Getreide. Grieß wird zur Zubereitung von Puddings und Süßspeisen verwendet (Reisgrieß, Weizengrieß). Das grob gemahlene Maiskorn kennen wir auch als
Polenta.
Couscous
Couscous ist dampfgegarter und anschließend getrockneter Grieß. Couscous gibt es sowohl in der ausgemahlenen Variante als auch in der Vollkornvariante. Es gibt auch glutenfreien
Couscous aus Reis und sogenannten goldenen Couscous aus Mais.
FEIN GEMAHLEN: MEHLE (AUSWAHL)
Vollkornmehl
Das Korn wird ganz vermahlen, nicht gesiebt und beinhaltet so noch die wertvollen Mineralien
aus der Kleie. In Italien ist es als Mehltyp 2 und in Frankreich als Mehltyp 150 bekannt. Im englischen Sprachraum wird es als „whole meal flour“ oder „100 % flour“ bezeichnet.
Mehltyp 812
Das grobe Vollkornmehl wird gesiebt und die Kleie oder der dunkle, mineralienhaltige Teil des
Korns wird entfernt. In Italien ist es als Mehltyp 1 und in Frankreich als Mehltyp 80 bekannt. Im
englischen Sprachraum wird es als „sifted flour“ oder „85 % flour“ bezeichnet.
Mehltyp 550
Beim Sieben dieses Mehls wird die Kleie und der Keimling entfernt. Es enthält viel Stärke, da
es hauptsächlich aus Mehlkörper besteht. In Italien ist es als Mehltyp 0 und in Frankreich als
Mehltyp 55 bekannt. Im englischen Sprachraum wird es als „65 % flour“ bezeichnet und hauptsächlich zur Herstellung von Eierkuchen, Feingebäck und Soßen verwendet.
Mehltyp 405
Dieses Mehl wird sehr fein gesiebt und hauptsächlich zur Herstellung von Feingebäck verwendet. Es ist das hellste Mehl. In Italien ist als Mehltyp 00 und in Frankreich als Mehltyp 45
bekannt. In Belgien wird es als „50 % flour“ bezeichnet und im englischen Sprachraum als
„all purpose flour“, also als Mehl für alle Zwecke.
ZERKLEINERN
Flocken
Fast alle Getreide können bedampft, getrocknet, zerkleinert und gewalzt werden. Flocken
werden hauptsächlich für Müsli oder Breie verwendet. Durch die obige Verarbeitung kann
die Garzeit um ein Vielfaches verkürzt werden.
RÖSTEN UND PUFFEN VON GETREIDE
Rösten
Getreide kann, wie auch Kaffee, bei niedrigen Temperaturen geröstet werden. Es bildet dann
die Basis für Kaffeeersatzprodukte. In Italien wird hierfür hauptsächlich Gerste verwendet und
kann dort unter dem gängigen Namen „Yorzo“ gefunden werden.
Es gibt sogar bereits „Lupinen-Kaffee“, der aus einer Hülsenfrucht hergestellt wird.
Puffen
Getreide können auch gepufft werden. Das bekannteste gepuffte Getreide ist Popcorn, welches aus Mais hergestellt wird. Ein anderes bekanntes Produkt sind z. B. Mais- oder Reiswaffeln, gepufftes Amarant. Diese gepufften Getreide sind eine interessante Ergänzung für viele
Gerichte.
73
MILCHSÄUREGÄRUNG UND ALKOHOLISCHE GÄRUNGSPROZESSE BEI GETREIDE
Bei der Brotherstellung finden beide Gärungsarten und Hefeprozesse statt. Sie können im
Sauerteig sowie in Brot aus Backferment gefunden werden. Durch die Milchsäuregärung wird
das Getreide leichter verdaulich. Wenn zusätzlich Hefe hinzugegeben wird, kommt ein Prozess
in Gang, bei dem Alkohol und Kohlendioxid entstehen.
Bier
In der Bierherstellung wird der Fokus auf alkoholische Gärungsprozesse gelegt, beim Brotbacken jedoch eher auf die Entwicklung von Kohlendioxid bzw. „Luft“ im Brot, um eine gute
Krume zu erreichen. Hefe hat nicht die Fähigkeit, Getreide aufquellen zu lassen, obwohl es immer heißt: der Teig muss „gehen.“. Auch hier entsteht aus der von der Hefe abgebauten Stärke (dem Zucker) letztendlich Kohlendioxid, der den Teig aufgehen lässt. Das Gas kann durch
das vorhandene Teiggerüst nicht entweichen – so entstehen auch hier „Luftlöcher“.
Stijn van Hulle
Brot
Getreidegetränke und Süßungsmittel
Getreide kann als Basis für Getreidemilch oder
richtig bezeichnet: Getreidegetränke bzw. Drinks
verwendet werden. Hierzu werden das Getreide
oder auch Mehle gekocht und einem Enzymprozess ausgesetzt. Getreidedrinks sind weißliche, süßliche, milchähnliche Getränke, die aus den meisten Getreiden hergestellt werden können, jedoch
mit Kuhmilch nichts zu tun haben. Sie eignen sich
als Getränk oder zur Herstellung von verschiedenen Süßspeisen und Desserts. Ein weiteres Produkt
aus gekochtem Getreide und der Veränderung von
Zuckerverbindungen durch Enzyme sind Sirupe.
Mehr Information dazu inden Sie im ➔ Abschnitt
Süßungsmittel (2.11).
74
r
In Kürze
1
In diesem Kapitel haben Sie erfahren,
dass es Getreidesorten gibt, die der
Familie der Gramineae oder Süßgräser
angehören, wie Reis, Hirse, Mais,
Hafer, Gerste, Weizen und Roggen. Sie
sind die sogenannten Cerealien.
2
Es gibt auch eine Reihe von Pflanzen wie Buchweizen, Quinoa und
Amarant, die Samen mit ähnlichen
Eigenschaften bilden. Sie gehören aus
botanischer Sicht anderen Familien
an. In der Gastronomie werden sie oft
auch als „Pseudogetreide“ bezeichnet.
3
4
Alle Getreide enthalten neben
Vitaminen und Mineralstoffen besonders viele Kohlenhydrate. Das macht
sie zu einem idealen täglichen Begleiter in Form von Brot, Nudeln (die aus
gemahlenem Getreide hergestellt
werden), Reis, etc.
5
Getreide enthalten auch Eiweiß,
manche weniger (Reis) und manche
sehr viel (Hafer, Quinoa).
6
Der größte Nährstoffgehalt befindet
sich in der Kleie und im Keimling.
Deshalb wird der Verzehr von Vollkornprodukten, wie z. B. Vollkornreis,
in der Vollwertküche und manchen
vegetarischen Küchen angepriesen.
7
Es gibt zahlreiche Getreidederivate,
darunter Getreidedrinks oder Mehle.
Auf der „Weltkarte“ haben Sie die
unterschiedlichen Herkünfte von
Getreide gesehen.
WeRDEn sIe ExPerTe !
BÜCHER
MULTIMEDIA
V Wilfried Seibel: Warenkunde Getreide. Inhalts-
V www.vegucation.eu/media
stoffe, Analytik, Reinigung, Trocknung, Lagerung,
Vermarktung, Verarbeitung, Agrimedia, 2005.
V Hansjörg Küster: Korn. Kulturgeschichte des
Getreides, 1999.
V www.vegucation.eu/elearning
WEBSEITE
V http://www.cerealfacts.org
V Thomas Miedaner, Friedrich Longin: Unterschätzte Getreidearten – Einkorn, Emmer, Dinkel & Co.,
2012.
V Bänziger, Erica: Quinoa, Amarant, Teff & Co.
Glutenfreie und vegetarische Genussrezepte,
2012.
V Breakfast Cereals: And how They are Made,
Robert B. Fast, Elwood F. Caldwell, Food Trade
Review
REZEPTE
H
SIEHE AUC
CH
U
B
N
E
AUFGAB
14 !
AUF SEITE
Quinoapfanne mit
Veggiewürstchen
Sauerteigbrot (2 Varianten)
(Basisrezept Backen)
Grünkernaufstrich
Hefeteig für Ciabatta
aus Vollkornmehl
75
N
E
b
A
g
f
U
A
bUch
S
T
I
E
B
R
A
,
N
E
AUFGAB
BLÄTTER UND
.
N
E
N
O
I
T
A
U
T
I
LERNS
1
2.1 gRuNDlAGEN Der PfLANZLIChEn KÜCHE
aUFgABe: ZUbEReitUNgstECHNIKEN
Ziel: Zubereitungstechniken entwickeln
Methode: Das Ausprobieren verschiedener
Zubereitungstechniken
Material: Küche für die Instruktion,
Blumenkohl
TECHNIK
Probieren Sie verschiedene Techniken bei der
Zubereitung eines Blumenkohls. Vergleichen Sie die
Ergebnisse und den Geschmack. Versuchen Sie dies
auch mit anderem Gemüse und tragen Sie Ihre Ergebnisse in diese Tabelle ein.
ERGEBNIS (Geschmack, Geruch, Aussehen…) ANDERE BEMERKUNGEN
12
aUFgABe: lÜcKeNTEXT FLeIschAlTeRnATiVEN
Ziel: Wissenserweiterung
über Fleischersatzprodukte
Methode: Einzelaufgabe
oder Gruppendiskussion
Material: Tafel oder Aufgabenblätter
NNNNNNN
NNNNNNNN
NNNNNNN
NNNNNNN
NNNNNNN
NNN
NNNNNNNN
NNNNNN
NNNNNN
NNNNNN
NNNN
NNNNNNN
Welches Fleischalternativprodukt würden Sie in den folgenden Gerichten einsetzen?
Misosuppe:
Gyros:
Bolognese:
Vol-au-vent:
Bier-Schmortopf:
Geräucherte
Stücke in süßsaurer Sauce mit Reis
Aoli:
gebacken, indonesische Art
wie Schinken gebraten
Schokoladenmousse:
Hausgemachte Würstchen und Schnitzel
Pita
aUFgABe: gEnERaTIONEn-TAbELLe
Ziel: Erweiterung des Wissens
über Fleischersatzprodukte
Methode: Einzelarbeit
Material: Aufgabenblätter
GENERATION 1
Ordnen Sie in die richtige Spalte zu:
Tempeh – Hülsenfrüchte – Tofu – Beeter – Seitan – Nüsse
und Ölsamen – fertige Burger, Würstchen, etc. – TVP
GENERATION 2
GENERATION 3
GENERATION 4
ZUKUNFT
aUFgABe: PROdUKTIONsPROZESS
Ziel: Erweiterung des Wissens
über Fleischersatzprodukte
Methode: Einzel- oder Gruppenarbeit
Material: kein spezielles Material
benötigt
Beschreiben Sie kurz den Produktionsprozess der folgenden
Produkte:
5 Tempeh
V Tofu
5 Beeter
V Seitan
5 Fertige Burger,
Würstchen etc.
5 Beyond Meat
V TVP
16
4.1 PfLANZLIChE KÜCHE in Der
gEMEinsChAFTSVErPFlEguNG
aUFgABe: VEGgiE DAY
Ziel: Überlegungen zu allen wichtigen Aspekten
anstellen, welche bei der Einführung eines VeggieTages in einer Kantine anfallen
Methode: Einzelarbeit
Material: Papier, Bestellliste mit vegetarischen
Produkten
Ihre Küche möchte einen Veggietag am Donnerstag einführen und braucht 12 vegetarische Gerichte für die Donnerstage. Sehen Sie sich die Informationen über die Küche an und beantworten
Sie folgende Fragen:
1. Welche 12 Gerichte würden Sie dieser Küche vorschlagen? Gehen Sie sicher, dass die Gerichte zu
der Küche und Ihrer Klientel passen.
2. Wenn Sie die Gerichte über die Jahreszeiten aufteilen, geben Sie für jedes Gericht einen Vorschlag,
wie man es an eine andere Saison anpassen kann.
3. Evaluieren Sie die Bestellliste für vegane Produkte. Was ist Ihre Meinung? Ist die Liste vielfältig oder
nicht? Bestellt die Küche die richtigen Produkte
oder sind sie veraltet und können Sie neuere Produkte vorschlagen? Welches neue Produkt könnte
die Küche brauchen, um die Liste und ihre Gerichte
zu verbessern? Gehen Sie sicher, dass Sie nicht
nur die teuersten Produkte vorschlagen, sondern
auch billigere, sodass die Küche eine Chance hat,
ihre Lebensmittelkosten unter Kontrolle zu halten.
4. In den vorangegangenen Kapiteln haben Sie viel
über das Kochen in Restaurants gelernt. Sie haben
auch einige allgemeine Tipps für das Kochen in
Kantinen bekommen. Aufbauend auf dem Gelernten aus den anderen Kapiteln: Was haben Köche
in Kantinen noch zu berücksichtigen? Was sind die
wichtigsten Unterschiede zwischen Restaurants
und Kantinen?
4.2 MAnAGeMeNT Und MARKETING
aUFgABe: ERÖFfnUNg einEs VEGETaRISCheN rESTAuRANTS
Ziel: Überlegungen zu allen wichtigen Aspekten anstellen, welche bei der Eröffnung
eines vegetarischen Restaurants anfallen
Methode: Einzelarbeit
Material: Papier
Sie haben nun gelernt, wie Peter bei der Neugestaltung seines Restaurants vorgegangen ist.
Stellen Sie sich vor, Sie würden in Ihrer Heimatstadt ein vegetarisches Restaurant eröffnen. Analysieren Sie hierfür den aktuellen Markt. Welche
Besonderheiten müssen Sie beachten? Weiterführend konzeptionieren Sie einen passenden Marketing-Mix für Ihr vegetarisches Restaurant. Wie
können Sie sich von der Konkurrenz absetzen?
26
REzEpTE zum
HandbUch
,
E
T
A
L
A
S
,
E
GETRÄNK
,
N
E
S
I
E
P
S
T
P
HAU
.
S
K
C
A
N
S
,
S
DESSERT
GeMüse und OBST :
Im SaLZ GeGartes GeMüSE
MIT SPinAt-KoKos-basmAtiReIS
250 g Sojajoghurt
20 g Tandooripaste
1 Limone (ungespritzt)
1 Knoblauchzehe
½ Bund Schnittlauch
Pfeffer, 1 Prise Zucker
1 St
2 St
2 St
2 St
1 kg
10 g
250 g
Kohlrabi mittelgroß
Karotten mittelgroß
Rote Bete
Pastinaken
grobes Meersalz
Frischer Koriander
Basmatireis
Sojajoghurt mit Tandooripaste, Limonensaft
und Limonenabrieb vermischen. Fein geschnittenen
Knoblauch und Schnittlauch unterrühren. Mit Salz,
Pfeffer und Zucker abschmecken.
Kohlrabi, Rote Bete, Pastinake und Karotten
waschen und sehr gut abtrocknen.
Das Salz in eine feuerfeste Form geben, das
Gemüse in das Salzbett legen und fast vollständig
mit Salz bedecken. Bei 180 °C für ca. 30 Min. im
Ofen garen. In der Zwischenzeit den Reis zubereiten.
Das Gemüse vorsichtig vom Salz befreien, die
Kohlrabi und Rote Bete schälen, die Karotten und
Pastinaken können mit der Schale gegessen werden. Das Gemüse in mundgerechte Stücke schnei-
10 g Zitronengras
200 ml Kokosmilch
300 ml Wasser
10 g Salz
100 g Spinat
20 ml Sesamöl
10 g Sesam
den, mit der Joghurtsauce mischen, etwas Sesam
und geschnittenen Koriander zugeben. Alles zusammen erwärmen, aber nicht kochen.
Basmatireis gut waschen und zusammen mit
Kokosmilch, etwas zerdrücktem Zitronengras, Wasser und Salz kochen.
In einer Pfanne zuerst Sesamsaat trocken rösten. Sesamsaat beiseite stellen. In der Pfanne Sesamöl leicht erhitzen und den gewaschenen Spinat
hinein geben. Wenn der Spinat zusammengefallen
ist, in den fertigen Reis unterheben.
Spinatreis zusammen mit mariniertem Gemüse
anrichten und mit dem geröstetem Sesamsaat bestreuen.
shutterstock
FÜR 2 PORTIONEN, GLUTENFREI
BA SIS RE ZE PT
PÖ KE LN
GeMüse und OBST 9
MaNdELmus
BA SIS RE ZE PT
FÜR 200 g FERTIGE MASSE, GLUTENFREI, ROHKOST
250 g Mandeln (mit oder ohne Haut)
40 ml Mandelöl
Trockene Mandeln in einen Mixer geben.
Blanchier te Mandeln ohne Haut vorher gründlich
trocknen lassen.
Mandeln ohne Flüssigkeit mahlen, das Gerät
zwischendurch ausschalten und die Mandeln aus
den Ecken oder dem Messer zusammenschieben.
Immer weiter mixen, dabei auf die Temperatur
in dem Gerät achten (soll nicht über 40 °C steigen)!
Es dauert einige Zeit, bis das Öl aus den Mandeln
austritt und die Masse eine Muskonsistenz entwickelt.
Danach die Masse in eine
Rührmaschine geben, Mandelöl
zugeben und die Masse 10 – 15
Minuten cremig rühren. Falls
dort noch grobe Mandelstücke
sind, nochmals in den Mixer
geben und glatt mixen. Fertige
Zubereitung in Gläser abfüllen
und kalt aufbewahren.
Auf diese Art
lassen sich verschiedene
NUSSZUBEREITUNGEN herstellen. Die Menge des verwendeten Öls kann dabei
etwas schwanken.
KräUTERsCHMAnD
200 g Veganen Frischkäse
Salz, Pfeffer
Veganen Frischkäse mit Salz und Pfeffer
glatt rühren.
Gewaschene Wildkräuter sehr fein schneiden
und mit dem Frischkäse verrühren.
50 g frische Kräuter (Schnittlauch, Petersilie,
Pimpernelle, Spitzwegerich, Giersch,
Schafsgarbe usw.)
shutterstock
FÜR 200 g
Tipp: Frischkäse lässt sich leicht selber machen,
indem man Sojajoghurt in einen Kaffeefilter füllt
und ihn im Kühlschrank 2 – 3 Stunden stehen lässt.
Danach hat man eine feste Grundmasse. Mit der
aufgefangenen „Molke“ lassen sich prima Smoothies verfeinern.
nüSSe 14
SchoKolAdEn-ErDmAndElCRUMBlETöRTCHen
Auf GrAnAtapfELspiEGeL und MaNGOSoRBEt
FÜR 6 PORTIONEN (400 g SORBET)
SPIEGEL
CRUMBLE
CRÈME
40 g
60 g
90 g
40 g
40 g
180 g Seidentofu
120 g vegane dunkle Schokolade
(20 g für Dekoration aufheben)
20 g Agavendicksaft
Messerspitze echte Vanille
Roh-Rohrzucker
Margarine ungehärtet (Alsan bio)
Weizenvollkornmehl
Walnüsse, fein gerieben
Erdmandeln gerieben
Aus den kalten Zutaten für Crumble schnell einen Mürbeteig kneten, auf 2 Backbleche 5 mm dick
ausrollen und bei 180 °C ca. 8 min. backen. Ein
Blech dient als Boden für die Törtchen, der erkaltete zweite Teig wird zu Crumbles, indem er zerbröselt wird.
Für die Crème Schokolade in einem Wasserbad schmelzen.
Seidentofu (lauwarm) mit Agavendicksaft in einem Mixer zu einer Crème mixen, die Schokolade
einfließen lassen und mit dem Tofu gut vermengen.
Mit Vanille abschmecken. Die noch weiche Crème
auf den gebackenen Teig gießen, glatt streichen
und kalt stellen (optimal 1 °C).
100 g Granatapfelsaft
60 g Agavendicksaft
DEKORATION
Einige Granatapfelkerne
4 Scheiben frische Ananas
Wenn die Crème fest ist, wird der Kuchen mit
einem heißen Messer in Stücke geschnitten und mit
Crumble bestreut.
Granatapfelsaft und Agavendicksaft in einen
Topf geben und auf die Hälfte einkochen lassen.
Mit einer Spritztüte Dekoration auf die Teller spritzen und mit Granatapfelsirup ausgießen.
Auf die Teller zuerst den Granatapfelspiegel
platzieren, danach ein Törtchenstück und zuletzt
eine ausgestochene Ananasscheibe. In die Vertiefung der Ananasscheibe eine Kugel von dem
Mangosorbet platzieren. Mit einigen Granatapfelkernen bestreuen.
MANGOSORBET
300 g Mangopüree
100 g Agavendicksaft
Marketa Schellenberg
Mangopüree und Agavendicksaft vermengen und in eine
Eismaschine füllen, unter ständigem rühren gefrieren lassen.
biNdEMiTteL, GeLiERmiTTEl UNd süßUNGsMiTtel 28
TrinKfrüHsTüCK
300 ml Mandelmilch
200 ml Sojajoghurt
200 g Früchte der Saison
30 g Haferflocken Kleinblatt
1– 2 TL Agavendicksaft
nach Geschmack
Früchte waschen,
putzen, klein schneiden.
Alle Zutaten in einen Mixbecher geben und pürieren.
In Gläser füllen und mit
einem Strohhalm servieren.
KräUTERBOWlE MIT ErDBEErEn
200 g Erdbeeren
100 ml Agavendicksaft
100 ml Wasser
50 g frische Minze
Aus Agavendicksaft und
Wasser einen Sirup kochen.
In die heiße Flüssigkeit die in
Scheiben geschnittenen Zitronen
legen und die grob geschnittenen Kräuter zugeben. Über Nacht
ziehen lassen und dann in eine
saubere Flaschen abfüllen.
50 g Zitronenmelisse
20 g Lavendel
2 St. Zitrone mit Schale
1 l Prosecco oder
1:1 Apfelsaft und Mineralwasser
In Gläser klein geschnittene
Erdbeeren geben und mit Kräutersirup marinieren.
Einige Würfel Eis in die Gläser geben. Mit Apfelsaft und Mineralwasser oder mit Prosecco
aufgießen.
Auf die gleiche
Art können wir auch
HO LUN DER BLÜ TEN SIR UP
oder Limetten-Ingwersirup
zubereiten.
shutterstock
GLUTENFREI
GeTräNKe 45
PFLANZLICHE
KÜCHE
H
C
U
B
D
N
A
H
EIN
D
N
U
r
e
r
H
FÜR Le
.
N
E
N
N
I
R
E
LEHr
InhalTsverzeichnis:
1. Einführung
4
4. Institutionen und Quellen
12
V Pflanzliche Küche in Büchern
2. Lernfeldkonzept und Integration
von ICT Elementen
und Literatur
6
V Hintergründe und Umsetzung
des Lernfeldkonzeptes
6
V Handlungsorientierter Unterricht
6
V Umsetzung des Lernfeldkonzepts
8
V Das Lernfeldkonzept im
Vegucation-Projekt
9
12
V Pflanzliche Küche online
13
V Köche und Experten
13
V Projekte und Studien
13
V Nachhaltigkeit und Tierethik
14
5. Anhänge
15
V Anhang 1: Beispiel für eine
3. Lehrplan für die Pflanzliche Küche
10
V Inhalte
10
V Materialien
10
V Kurze Beschreibung der Module
11
Lernsituation
15
V Anhang 2: Kompetenzorientierter
Unterricht
19
V Anhang 3: Lesson designs, Model
lessons & Teaching methods
20
V Beispielhafter Tages- bzw. Wochenplan
zur Unterrichtsvorbereitung
20
V Beispielhafte Unterrichtsstunde in
„Pflanzliche Rohstoffe“
21
V Anhang 4: Leitfragen zur Unterrichtsanalyse und Planung
V Anhang 5: Beispielaufgaben
31
33
Impressum
Autoren
Hendrik Schulze
Floris de Graad
Annette Voigt
Olivia Ladinig
Cielle van Dooren
Julia Schneider
Grafik: Büro Brendel, Berlin
Release date, Published 12/2014
Copyright declaration © 2014
Kontakt
[email protected]
www.vegucation.eu
Project Number: 527879-LLP-1-2012-1-DE-LEONARDO-LM
Project Acronym: Vegucation
Project Title: Vegucation – Training of European competency in sustainable, healthy and well-balanced nutrition for professional chefs and caterers
Work package 5: Adaption – Deliverable No: add 22 – Language: German
Consortium:
Ein herzlicher Dank gilt allen, die zur Erstellung, Weiterentwicklung und
Verbesserung dieses Lehrerhandbuch, sowie Rezepte- Aufgaben- und
Schülerhandbuch beigetragen haben. Insbesondere bedankt sich das
Team bei allen, die das Gesamtwerk von Vegucation während der langen
Entwicklungszeit unterstützt haben. Zu Vegucation gehören außerdem
Koch- und Lernvideos, sowie viele weitere Multimediaelemente. Vielen
Dank für soviel Geduld und Engagement!
Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen
Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt
dieser Veröffentlichung (Mitteilung) trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.
2. LERNFeLDKOnZEPT UnD
iNTEGRATION vON iCT-eLEMEnTEN
EIN VORSCHLAG ZUR UNTERRICHTLICHEN UMSETZUNG
DES VEGUCATION-PROJEKTS
HinTERGrÜNDE UnD UMSETZUNG DES LERNFeLDKOnZEPTES
Das Lernfeldkonzept stellt eine gravierende
curriculare Neuerung dar, mit dem Ziel, die beruflichen Bildung zu modernisieren. Inzwischen wird
in Deutschland in der Berufsschule und vielen weiteren Bildungsgängen nach dem Lernfeldkonzept
unterrichtet. Im Folgenden soll in knapper Form
die Konzeption und unterrichtliche Umsetzung des
Lernfeldkonzepts dargestellt werden.
Bereits in den 90er Jahren entschied sich die
deutsche Kultusministerkonferenz (KMK) für die
Organisation des Unterrichts in der Berufsschule nach Lernfeldern, die sich aus den beruflichen
Handlungsfeldern des jeweiligen Ausbildungsberufs ableiten. Damit wurde die jahrhundertealte
fachsystematische Ausrichtung aufgegeben, um
sie durch eine prozess- und handlungsorientierte
Form des Unterrichts zu ersetzten.
Die KMK reagierte damit auf die sich stark veränderten Bedingungen, unter denen die berufsbildenden Schulen ihre Bildungsgänge organisieren
müssen. Die Gesellschaft im Allgemeinen und die
Arbeitswelt im Besonderen sind grundlegenden
technologischen und ökonomischen Wandlungen
unterworfen, die die berufstätigen Menschen vor
stark veränderte Anforderungen stellen. Nicht nur
sind die Aufgaben vielfältiger geworden, auch die
Geschwindigkeit der Veränderung nimmt stetig zu.
Die Tatsache, dass sich das Wissen der Menschheit innerhalb immer kürzerer Zeitspannen verdoppelt, und auch das Berufswissen innerhalb von
wenigen Jahren veraltet sein kann, dynamisiert die
Lebens- und Arbeitswelt und stellt die berufliche
Bildung vor völlig neue Herausforderungen.*
HinTERGrÜNDE UnD UMSETZUNG DES LERNFeLDKOnZEPTES
enMethod em
ko p
tenz
Selbstkompetenz
Sozialkompetenz
Sachenz
kompet
Neue Formen der Arbeitsorganisation erfordern
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die Sachverhalte
selbstständig erkennen und eigene Problemlösungsstrategien besitzen.* *
Mit anderen Worten: Die pädagogischen Ziele in
der Berufsschule müssen auf die Entwicklung einer
Handlungskompetenz der Schülerinnen und Schüler ausgerichtet sein. Handlungskompetenz wird
verstanden als die „Bereitschaft und Fähigkeit des
Einzelnen, sich in gesellschaftlichen, beruflichen
und privaten Situationen sachgerecht, durchdacht
sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten.“ * * *
Bestandteile der Handlungskompetenz
6
*
Vgl. Muster-Wäbs, Hannelore und Alfred Ruppel und Kordula Schneider: Lernfeldkonzept –
verstehen und umsetzten. Brake 2005, S. 117 ff., künftig zitiert als Muster-Wäbs 2005.
** Vgl. ebd., S.118
*** Ebd., S. 28
Was kann
zukünftig noch
verbessert
werden?
iNFORMiEREN
PLANEN
BEwERTEN
VOLLsTäNDiGE
HANDLUNG
Ist der
Arbeitsauftrag
sach- und
fachgerecht
ausgeführt?
Wie kann es
umgesetzt
werden?
eNTschEiDEN
KONTROLLiEREN
Arbeitsschritte
selbständig
oder im Team
umsetzen.
Was soll
getan
werden?
AUsFühREN
Handlungskompetenz entfaltet
sich in den Dimensionen von:
V Sach- bzw. Fachkompetenz, als die Fähigkeit,
fachliche Probleme auf der Grundlage von Fachkenntnissen und fachspezifischen Fertigkeiten
zu lösen,
V Sozialkompetenz, als die Fähigkeit, mit anderen
Menschen „umzugehen“, im Team zu handeln
und kooperativ mit anderen Probleme zu lösen.
V Methodenkompetenz, als die Fähigkeit, Wege
und Mittel für die Bewältigung von Aufgaben verfügbar zu machen und anzuwenden,
V Selbst- bzw. Persönlichkeitskompetenz, als die
Sich für einen
Lösungsweg
entscheiden.
Um die Entwicklung der Handlungskompetenz bei
den Schülerinnen und Schülern zu ermöglichen,
war es erforderlich den Unterricht an Berufskollegs
handlungsorientiert zu gestalten. Kennzeichen für
handlungsorientierten Unterricht sind demnach
„Lernen für Handeln“ und „Lernen durch Handeln“.
Handlungen sollten u. a.:
V vom Lernenden selbständig geplant, durchgeführt, überprüft, ggf. korrigiert und bewertet werden, d. h. das Lernen nach dem Model der vollständigen Handlung (s. Abb. 2) erfolgt.
V ein ganzheitliches Erfassen der beruflichen
Wirklichkeit fördern, also z.B. ökonomische, ökologische und soziale Aspekte einbeziehen.**
Fähigkeit, sich selbst realistisch einzuschätzen,
nach eigener Überzeugung zu handeln und zu
sozialer Verantwortung bereit zu sein.*
7
*
Vgl. ebd. Das hier von der KMK übernommene Handlungskompetenzmodell stammt von Joachim Münch.
Vgl. dazu Münch, Joachim: Personalentwicklung als Mittel und Aufgabe moderner Unternehmensführung. Bielefeld 1995.
** Vgl. KMK 1999, S. 29
UMSETZUNG DES LERNFeLDKOnZEPTES
Das Lernfeldkonzept stellt die logische Konsequenz aus den beschriebenen Entwicklungen in
Wirtschaft und Gesellschaft und die curriculare
Umsetzung der Konzepte eines handlungsorientierten Unterrichts dar.
Lernfelder sind somit didaktisch begründete,
schulisch aufbereitete, berufliche Handlungsfelder.
Unter beruflichen Handlungsfeldern werden zusammenhängende Aufgabenkomplexe mit beruflichen,
gesellschaftlichen und individuellen Anforderungen
an die Auszubildenden verstanden, die sich in verschiedenen Handlungssituationen ausdrücken. *
An die Stelle der fachlogischen tritt also eine
handlungslogische Struktur, d. h., dass der Unterricht auf Lernfeldern aufbaut und somit fächerübergreifend gestaltet ist. In der Ausbildung zur
Köchin, bzw. zum Koch finden sich die Lerninhalte in insgesamt 11 Lernfeldern wieder. Vom Lernfeld 1 „Arbeiten in der Küche“ bis zum Lernfeld 11
„Speisenfolge“ sind sie auch im Rahmenlehrplan
festgehalten. Auch die Fächer im berufsbezogenen
Lernbereich wurden nach Arbeitsprozessabläufen
neu aufgeteilt, und heißen jetzt z. B. „Produktentwicklung – und Pflege“, ‚Gastorientierung“, „Betriebsführung“ und „Veranstaltungsorganisation“.
Die unterrichtliche Bearbeitung der Lernfelder
erfolgt anhand von Lernsituationen. Lernsituationen stellen eine Konkretisierung der Lernfelder
dar. Sie sind didaktisch konstruierte, thematische
Einheiten, die sich an beruflichen Handlungssituationen orientieren und die kleinsten Bestandteile
der komplexen Lernfelder darstellen.
Die Formulierung der Lernsituationen findet
an der Schule in den Bildungsgangkonferenzen
statt. Im Unterricht beziehen sich die verschiedenen Lehrkräfte dann immer wieder auf diese Lernsituation. Die Formulierung der Lernsituationen
vor Ort eröffnet den Lehrkräften die Möglichkeit,
auf neue Entwicklungen in den Betrieben oder auf
regionale Besonderheiten zu reagieren und auf
spezifische Probleme in den Klassen einzugehen.
Allerdings erfordert solch eine Ausrichtung des
Unterrichts ein hohes Maß an Kooperation und
Engagement vonseiten der Lehrkräfte.
Folgende Abbildung veranschaulicht noch einmal recht übersichtlich den Zusammenhang zwischen Handlungsfeldern, Lernfeldern und Lernsituationen.
HANDLUNGSFELDER sind zusammengehörige Aufgabenkomplexe mit beruflichen sowie lebens- und
gesellschaftsbedeutsamen Handlungssituationen, zu deren Bewältigung befähigt werden soll.
Handlungsfelder sind immer mehrdimensional, indem sie stets berufliche, gesellschaftliche und
individuelle Problemstellungen miteinander verknüpfen. Die Gewichtung der einzelnen Dimensionen
kann dabei variieren. Eine Trennung der drei Dimensionen hat nur analytischen Charakter.
LERNFELDER sind didaktisch begründete, schulisch aufbereitete Handlungsfelder. Sie
fassen komplexe Aufgabenstellungen zusammen, deren unterrichtliche Bearbeitung in
handlungsorientierten Lernsituationen erfolgt. Lernfelder sind durch Zielformulierungen
im Sinne von Kompetenzbeschreibungen und durch Inhaltsangaben ausgelegt.
LERNSITUATIONEN konkretisieren die Lernfelder. Dies geschieht in Bildungsgangkonferenzen durch eine didaktische Reflexion der beruflichen sowie lebens- und
gesellschaftsbedeutsamen Handlungssituationen.
8
* Vgl.: Beckheuer, Hans Herbert: Das Lernfeldkonzept an der Berufsschule. In: Berufliche Bildung und Weiterbildung 11/2001, S.7
Wissen ohne Handeln ist nutzlos
Handeln ohne Wissen ist meist erfolglos
“Guter Unterricht”
Kompetenzformulierungen enthalten demnach Angaben zu:
WISSEN
PROZESS
(z.B. Unterrichtsvariablen)
PRODUKT
HANDELN
(z.B. Schülerleistung)
Lernarrengements,
denen Kompetenzorientierung
zu Grunde liegt:
= kognitive Fähigkeiten
Kompetenzorientierter
Unterricht
x
= Verhalten, Aktionsform sowie das
genutzte Medium bei der
Kompetenzentwicklung
Ziele
kompetenzorientierten Unterrichts
Selbstständigkeit anregen
1. Bewusstmachung durch Frage- und Problemstellung
2. WISSENSERWERB
x
Individuelles Lernen fördern
3. Anwendung des erworbenen Wissens
4. Reflexion
=> Lernende agieren - Lehrende reagieren
AnhaNG 2: KoMpETeNZoRiEnTIeRtER unTerRicht
Kompetenzorientierter Unterricht
19
Herunterladen