Beim Klimawandel bleibt nur wenig Zeit

Werbung
Umwelt
FEBRUAR 2014 | Nr. 51
für Europäer
Magazin der Generaldirektion Umwelt
Beim Klimawandel bleibt
nur wenig Zeit
Umwelt
VORWORT
Umwelt für Europäer
ec.europa.eu/environment/news/efe/index.htm
Der Weltklimarat (Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe für Klimaänderungen der Vereinten Nationen, Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC)
hat die bislang deutlichste Warnung ausgesprochen. Danach ist der Klimawandel
„eindeutig“, und in den vergangenen 60 Jahren ist der Mensch die Hauptursache
dafür gewesen. In seinem letzten Bericht aus dem Jahr 2007 kam der IPCC zu
dem Schluss, dass der festgestellte Temperaturanstieg „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ auf Treibhausgase durch menschliche Tätigkeiten zurückzuführen ist. Jetzt,
sechs Jahre später, hat der Klimarat seine Aussage verschärft und in „äußerst
wahrscheinlich“ geändert. Mathematisch ausgedrückt, entspricht das einer Erhöhung von 90 auf 95 %.
Sollten die Emissionen weiterhin zunehmen wie bisher, so die Warnungen im
Bericht, könnte die globale Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts verglichen mit heute um 2,6 bis 4,8 °C ansteigen, der Meeresspiegel um
0,45 bis 0,82 Meter steigen und Wettermuster würden gestört werden. Die Herausforderung wird drastisch formuliert: Um mehr als eine Zweidrittel-Chance zu
haben, den Temperaturanstieg auf 2 °C oder weniger – wie international vereinbart – zu begrenzen, müssen die Gesamtemissionen auf 1 Billion Tonnen Kohlenstoff begrenzt werden. Die Hälfte dieser Menge wurde aber bereits ausgestoßen.
Die EU stand stets an der Spitze der Bemühungen, eine Politik zur Verringerung
der Treibhausgasemissionen durchzusetzen, und hat vor kurzem zwei wichtige
Initiativen verabschiedet. Nun wartet sie darauf, dass sich die internationale
Gemeinschaft im Laufe dieses Jahrzehnts auf einen globaleren Ansatz einigt.
Zu Beginn des Jahres hat sie ihr Emissionshandelssystem bis auf wenige
Ausnahmen auf alle Luftfahrzeuge, die in Europas regionalem Luftraum fliegen,
ausgeweitet. Bisher hatte das System nur Inlandsflüge in den 28 EU-Mitgliedsländern, Norwegen und Island erfasst.
Die Kommission sucht ferner nach Wegen, Treibhausgase im Seeverkehr zu reduzieren. Sie hat Entwürfe für Rechtsvorschriften unterbreitet, nach denen sämtliche Eigner von Schiffen mit über 5 000 Gross-Tonnage, die EU-Häfen anlaufen,
den jährlichen Kohlendioxidausstoß jedes Schiffs von 2018 an überwachen und
melden müssen.
Zwei weitere Umweltthemen werden dieses Jahr im Vordergrund stehen, bevor
die derzeitige Kommission Ende Oktober 2014 abgelöst wird. So findet eine Neubewertung der EU-Abfallgesetzgebung statt, und ein besonderer Schwerpunkt
wird auf der Notwendigkeit der Ressourceneffizienz und dem Wandel hin zu einer
grünen Kreislaufwirtschaft liegen.
I N H A LT
03 EU drängt erfolgreich auf globale Maßnahmen bei Luftverkehrsemissionen
04 Von grauer zu grüner Infrastruktur
06 EU-Umweltstandards auf Kroatien ausgeweitet
07 Markteinführung des LIFE-Demonstrationsprojekts zur Wasserkrafttechnologie
08 Neue Warnungen von Wissenschaftlern vor einer Verschärfung des Klimawandels
10 CO2-Emissionen der Schifffahrt bekämpfen
11 Scharfes Vorgehen gegen illegale Verbringung von Abfällen
12Neuer Schwerpunkt beim Kampf gegen die Wüstenbildung
13 Kunststoffabfälle wieder in den Wirtschaftskreislauf einbringen
14 Innovation für die Wasserpolitik
15 Neuveröffentlichungen / Agenda
16 Kurzinfos
REDAKTIONELLE INFORMATIONEN
Umwelt für Europäer ist ein Magazin der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, erscheint
alle drei Monate auf Englisch, Französisch, Deutsch,
Italienisch, Spanisch, Polnisch und Griechisch und
kann kostenlos abonniert werden. Füllen Sie dazu das
Formular des Magazins aus oder abonnieren Sie online
unter http://ec.europa.eu/environment/mailingregistration/
main/mailing_reg.cfm
Chefredakteur: Róbert Konrád
Koordinator: Jonathan Murphy
Weitere Auskünfte erteilt das Referat Kommunikation:
http://ec.europa.eu/environment/contact/form_en.htm
Informationen und Dokumente:
http://ec.europa.eu/environment/contact/form_en.htm
Die Webseite Umwelt für Europäer:
http://ec.europa.eu/environment/news/efe/index.htm
UMWELT ONLINE
Möchten Sie wissen, was die Europäische Union für
den Umweltschutz tut, was ein integriertes politisches
Produkt ist oder wie man sich für ein „Umweltsiegel“
qualifiziert? Antworten auf diese Fragen und vieles
mehr finden Sie auf der Webseite der GD Umwelt:
ec.europa.eu/environment/index_de.htm
HINWEIS
Weder die Europäische Kommission noch Personen,
die im Namen der Kommission handeln, sind für
die etwaige Verwendung der in dieser Publikation
enthaltenen Informationen oder für irgendwelche
Fehler, die trotz sorgfältiger Vorbereitung und
Prüfung auftreten können, verantwortlich.
Gedruckt auf recyceltem Papier, ausgezeichnet
mit dem europäischen Umweltsiegel fur
graphisches Papier. (ec.europa.eu/environment/ecolabel)
Luxemburg: Amt für Veröffentlichungen
der Europäischen Union, 2014
ISSN 1563-4175
© Europäische Union, 2014
© Titelbild: Mostra
Die Reproduktion des Textes ist mit
Quellenangabe gestattet.
Die Reproduktion der Fotos (einschließlich der
Abbildungen und Grafiken) ist nicht gestattet.
Printed in Belgium
© Shutterstock
3
Ein Flugreisender auf einem Rückflug
von London nach New York generiert
eine ebenso große Emissionsmenge,
als ob er sein Haus ein ganzes Jahr
lang heizen würde
LUFTFAHRT
EU drängt erfolgreich auf globale
Maßnahmen bei Luftverkehrsemissionen
Zivile Luftfahrzeuge, die in Europas regionalem Luftraum
fliegen, werden ab Januar 2014 unter das EU-Emissionshandelssystem (ETS) fallen, sobald die erforderlichen Rechtsvorschriften in den kommenden Monaten
verabschiedet sind. Die neuen Vorschriften gelten bis
2020, wenn ein weltweites Emissionshandelssystem in
Kraft treten soll.
Bei den Treibhausgasemissionen aus Luftfahrzeugen ist ein
rascher Anstieg zu verzeichnen, da immer mehr Menschen immer
mehr Ziele anfliegen. Ein Flugreisender auf einem Rückflug von
London nach New York generiert eine ebenso große Emissionsmenge, als ob er sein Haus ein ganzes Jahr lang heizen würde. Aus
diesem Grund ist die EU der Auffassung, der Luftfahrtsektor sollte
seinen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten.
Die zivile Luftfahrt ist bereits seit Anfang 2012 Teil des ETS,
wonach Fluggesellschaften Zertifikate nutzen müssen, um ihre
Emissionen zu kompensieren.
Unter die Rechtsvorschriften fallen Emissionen aus allen Flügen
in den, aus dem und im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR)
– das sind die EU plus Island, Liechtenstein und Norwegen – und
zwar für die gesamte Flugdauer. Allerdings beschloss die EU,
das ETS nur auf Flüge innerhalb des EWR und nicht auf Flüge,
deren Start- oder Zielort in einemDrittland liegt, anzuwenden,
•Luftverkehrsemissionen machen 2,5 % der globalen
Treibhausgase aus.
•Die ICAO prognostiziert, dass diese Emissionen bis
2050 um 500 bis 800 % ansteigen und damit ihren
Anteil auf 4 % der globalen Treibhausgasemissionen erhöhen werden.
•Eine Aufnahme des EU-Flugverkehrs in das ETS soll
eine Einsparung von bis zu 250 Mio. Tonnen CO2 bis
2015 bringen.
um der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) mehr
Zeit zu geben, eine Einigung über globale Maßnahmen zur Regelung der Luftverkehrsemissionen zu erreichen.
Im Oktober 2013 zeigte das Drängen der EU auf weltweite Maßnahmen erste Erfolge, als die ICAO sich darauf verständigte, bis
2016 einen globalen, marktbasierten Mechanismus zu entwickeln, um die internationalen Luftverkehrsemissionen in den
Griff zu bekommen, der dann bis 2020 zur Anwendung bereitstehen soll. Als Reaktion auf diese Fortschritte und als Zugeständnis, um weitere Fortschritte bei den Verhandlungen über globale
Maßnahmen zu erleichtern, schlägt die Europäische Kommission
vor, das ETS auf alle Flüge auszuweiten, allerdings nur auf den
Teil der Flüge, der innerhalb des europäischen regionalen
Luftraums stattfindet. Der eingeschränkte Anwendungsbereich
auf Flüge, deren Start- oder Zielort in einem Drittland liegt, würde
dann ab 1. Januar 2014 bis zum Jahr 2020 gelten.
Das vorgeschlagene System berücksichtigt in vollem Umfang die
besonderen Gegebenheiten der Entwicklungsländer. Flüge, deren
Start- oder Zielort in einem Land der unteren und mittleren Einkommensgruppe liegt, wären demnach vollständig befreit. Darunter fallen Routen in über 70 Länder, die einen Anteil von weniger
als 1 % am internationalen Flugverkehrsaufkommen haben.
Die nächsten Schritte
Die Kommission hofft auf eine Verabschiedung des Entwurfs
durch das Europäische Parlament und den Rat im ersten Quartal 2014. Sie wird das EU-System nach der nächsten Versammlung der ICAO im Jahr 2016 überprüfen. Falls dann der globale,
marktbasierte Mechanismus beschlossen wird, wird die EU ihr
System an das der ICAO angleichen. Ist dies nicht der Fall, wird
sich die Union über ihr weiteres Vorgehen nach dem Ende des
Jahrzehnts Gedanken machen müssen.
Weitere Informationen
http://ec.europa.eu/clima/policies/transport/aviation/
index_en.htm
© Shutterstock
4
GRÜNE INFRASTRUKTUR
Von grauer zu grüner Infrastruktur
Grüne Infrastruktur arbeitet mit der Natur zusammen,
um wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nutzen zu erzielen. Sie basiert auf dem Grundsatz, dass
die gleiche Fläche Land häufig ein Vielfaches an Leistungen bietet, sofern die Ökosysteme intakt sind. Das
Konzept wird derzeit in mehrere EU-Politikbereiche
integriert, da die Kommission aktiv die in ihrer Mitteilung vom Mai 2013 festgelegte Strategie fördert.
Eine grüne Infrastruktur kann einen wichtigen Beitrag zum
Erreichen der Ressourceneffizienz- und Biodiversitätsziele der
EU leisten, indem die Ökosysteme und ihre Leistungen bis 2020
erhalten und gestärkt und mindestens 15 % der geschädigten
Ökosysteme wiederhergestellt werden.
Was ist „grüne“ Infrastruktur?
Unter grüner Infrastruktur versteht man ein strategisch
geplantes Netz aus natürlichen und naturnahen Gebieten mit umweltbedingten Gegebenheiten, die in einer
Weise gestaltet und verwaltet werden, dass zahlreiche
Ökosystem-Dienstleistungen, wie z. B. Klimaschutz,
Erhalt der Artenvielfalt und Wasserreinigung, daraus
bezogen werden können. Es umfasst auch Grünflächen
in ländlichen oder städtischen Gegenden sowie Küstenund Meeresgebiete.
Als Investition sind Erhaltungs- und Restrukturierungsmaßnahmen oft billiger und langlebiger als herkömmliche bauliche
Alternativen („graue Infrastruktur“). Statt z. B. Hochwasserschutzvorrichtungen zu bauen, würde eine grüne Lösung darin
bestehen, natürliche Feuchtgebiete zuzulassen, die überschüssiges Wasser von starken Regenfällen aufnehmen können.
Das ist ein Ansatz, der für eine Reihe von Politikbereichen
Verbesserungen bringen kann, einschließlich für die regionale Entwicklung, den Klimawandel, die Landwirtschaft, die
Forstwirtschaft, die Städteplanung, den Naturschutz, die
Wasserwirtschaft und den Katastrophenschutz.
Die Kommission arbeitet technische Leitlinien aus, die erläutern
werden, wie dieser Ansatz in nationale Maßnahmen und Programme zur Umsetzung der wichtigsten EU-Politiken während
der nächsten sieben Jahre integriert werden kann. Für eine
Reihe von Politikbereichen gibt es bereits Leitlinien, so für das
Hochwasserrisikomanagement, für den natürlichen Wasserrückhalt und für kohäsionspolitische Investitionen. Sie werden
in Kürze für die Landwirtschaft und für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel bereitstehen.
Grünes Band Europas
Dieses ökologische Netz, das sich von der Barentssee
bis zum Schwarzen Meer erstreckt, verwandelt eine der
mächtigsten Grenzen in der Geschichte der Menschheit
– den Eisernen Vorhang – in ein Sinnbild für Versöhnung
und Zusammenarbeit. Es umfasst Hunderte von National- und Naturparks und nachhaltig genutzte Gebiete
über verschiedene Grenzen hinweg und verbindet diese
Gebiete zum Wohle von Natur und Menschen.
Unterstützung grüner Initiativen
Während der letzten 20 Jahre wurde eine zunehmende Zahl
grüner Infrastrukturprojekte gestartet. Somit verfügt man
inzwischen über einen reichen Erfahrungsschatz. Es gibt jedoch
keinen umfassenden Überblick über das, was schon erreicht
wurde. Die Kommission greift diese Lücke auf, damit Beispiele
erfolgreicher Initiativen der breiten Öffentlichkeit kommuniziert
werden können. Dies soll dazu beitragen, die Konsistenz von
Daten und die Abstimmung von Ansätzen sicherzustellen und
die Weiterentwicklung solcher Denkansätze zu fördern.
Hierzu laufen umfangreiche Bestandsaufnahmen unter der
Leitung der Europäischen Umweltagentur, der Gemeinsamen
Forschungsstelle und von Datenzentren in Bereichen wie Biodiversität, Ökosystem-Dienstleistungen und Landnutzung.
Ergänzt wird dies durch Forschungsarbeiten zu den komplexen
Wechselwirkungen, die es überhaupt möglich machen, dass
Ökosysteme eine Vielzahl an Leistungen bieten.
M AG A Z I N
D E R
G E N E R A L D I R E K T I O N
U M W E LT
●
5
N r. 5 1
EU-Finanzmittel aus dem LIFE-Programm sowie aus dem Agrarund Strukturfonds stehen für grüne Infrastrukturprojekte bereits
zur Verfügung, soweit sie in die jeweiligen Programme integriert
sind. Der EU-Haushalt für 2014-2020 wird darüber hinaus weitere Finanzierungsmöglichkeiten bieten. Die Kommission sucht
ferner nach Möglichkeiten, die Investitionen aus dem Privatsektor aufzustocken. Sie arbeitet zusammen mit der Europäischen
Investitionsbank an der Einrichtung einer innovativen Finanzierungsfazilität für Projekte, die Naturkapital fördern und Erträge
oder Kosteneinsparungen bringen und die aufgrund von Marktversagen, Anfangsrisiken oder hohen Risikoeinschätzungen
keine ausreichende Investitionssicherheit hätten. Die Fazilität soll
Kredit- oder Eigenkapitalfinanzierung ermöglichen, entweder
direkt für Projekte oder indirekt über Finanzinstitutionen oder
Fonds. Für 2014 ist ein Pilotprojekt geplant.
Anliegen der Kommission ist es, die Möglichkeiten für eine Ausweitung von Projekten auszuloten, um die Entstehung transeuropäischer Netze für grüne Infrastruktur zu fördern, ähnlich den
bereits im Bereich Energie und Verkehr bestehenden Netzen.
Eine Bewertung der Kosten und des wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Nutzens soll 2015 vorgelegt werden.
„Begrünung“ auf allen Ebenen
Die Strategie einer grünen Infrastruktur erfordert keine neuen
Rechtsvorschriften, vielmehr wird mit ihr ein deutliches Signal
an Entscheidungsträger, Planer und Förderer gesendet. Starke
Das ist ein Ansatz, der für eine Reihe von
Politikbereichen Verbesserungen bringen
kann, einschließlich für die regionale Entwicklung, den Klimawandel, die Landwirtschaft,
die Forstwirtschaft, die Städteplanung,
den Naturschutz, die Wasserwirtschaft
und den Katastrophenschutz
Städte begrünen
Die spanische Stadt Vitoria-Gasteiz hat einen 613 Hektar
großen, innovativen grünen Gürtel geschaffen – ein ausgedehntes Netz von Parks, Spazierwegen in der Stadt
und nachhaltigen Wasserwirtschaftssystemen, die die
Stadt umgeben und mit dem Hinterland verbinden. Wiederhergestellte Feuchtgebiete in den Vororten fungieren
auch als kostengünstige Wasserrückhaltungs- und Klärgebiete und minimieren den Abfluss von Flusswasser in
ein Abwasseraufbereitungsnetz, das andernfalls der
Renovierung und Erweiterung bedürfte. Zusätzlich zu den
Erholungsaspekten, die das Projekt hat, sorgt es dafür,
dass das städtische Klima im Sommer gekühlt, Kohlenstoff abgeschieden und das Wasserinfiltrationsvermögen des Bodens erhöht wird.
politische Unterstützung erhält diese Strategie von EU-Regierungen, dem Europäischen Parlament, dem Ausschuss der Regionen
und dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss.
Über ihren tatsächlichen Erfolg wird jedoch ihre Anwendung auf
lokaler, regionaler und nationaler Ebene bestimmen, wo Politiker
und die zahlreichen betroffenen Interessengruppen diejenigen
Initiativen bestimmen und umsetzen können, die dann auch zu
den besten Ergebnisse führen sollen.
Bis Ende 2017 möchte die Kommission die erzielten Fortschritte prüfen, einen Bericht über gewonnene Erfahrungen und neue Erkenntnisse herausgeben und Empfehlungen für die Zukunft abgeben.
Weitere Informationen
http://ec.europa.eu/environment/nature/ecosystems/
index_en.htm
© Shutterstock
6
KROATIEN
EU-Umweltstandards auf Kroatien
ausgeweitet
Am 1. Juli 2013 wurde Kroatien als 28. Mitglied in die
Europäische Union aufgenommen. Infolgedessen hat
es seit diesem Datum nahezu den gesamten europäischen Rechtsbestand in kroatisches Recht umgesetzt.
In Bereichen, in denen dem Land zusätzliche Zeit für
die Umsetzung eingeräumt wurde, muss es rechtsverbindliche Fristen einhalten.
Die Mitgliedschaft in der EU ist für die Bürger von Kroatien in
vielerlei Hinsicht gewinnbringend – Zugang zum Binnenmarkt
mit mehr Produkten von besserer Qualität zu geringeren Kosten, EU-Finanzhilfen zur Diversifizierung der Landwirtschaft,
Fischerei und Aquakultur, eine Reform des Justizwesens, um
seine Unabhängigkeit sicherzustellen, und vieles mehr.
Bevor Verhandlungen aufgenommen werden konnten, musste
Kroatien seine Fähigkeit unter Beweis stellen, europäische
Rechtsvorschriften umsetzen und deren Einhaltung gewährleisten zu können. Der Besitzstand im Umweltbereich war da keine
Ausnahme. Obgleich das Land bereits über eine hohe Kompetenz in bestimmten Bereichen verfügte, insbesondere in den
Bereichen Wasser und Natur, verpflichtete sich die Regierung,
ihre Verwaltungskapazitäten und finanziellen Mittel auf das
erforderliche Niveau anzuheben.
Während des gesamten Prozesses war die EU bemüht, die Vorteile einer Umweltgesetzgebung hervorzuheben. Dabei unterstrich sie die Wichtigkeit einer starken grünen Wirtschaft für
eine nachhaltige Zukunft und die wirtschaftlichen Vorteile beispielsweise einer starken Recyclingwirtschaft.
Nicht der gesamte Besitzstand ist sofort anwendbar. So können
Übergangszeiträume für Rechtsvorschriften ausgehandelt werden, bei denen hohe Investitionen erforderlich sind, vorausgesetzt, sie werden durch stichhaltige Argumente in technischer
und finanzieller Hinsicht gestützt. Dies war der Fall bei der städtischen Abwasserbehandlung; hier wurde eine Umsetzungsfrist
für das Jahr 2023 festgelegt. Der Abfallsektor ist ein weiterer
Bereich, in dem größere Anstrengungen notwendig sind. Das
Land, das – neben einer Reihe weiterer Projekte – dabei ist,
regionale Abfallwirtschaftszentren einzurichten, hat Zeit bis
Ende 2018, um sicherzustellen, dass alles umgesetzt wurde.
Für die Verbesserung der Trinkwasserqualität wurde die gleiche
Frist eingeräumt.
EU-Finanzmittel sollen diesen Übergang erleichtern. Kroatien
bereitet derzeit ein „Partnerschaftsabkommen“ mit der Europäischen Kommission vor, in dem es einen Vorschlag für die
Verwendung seiner EU-Finanzmittel für Investitionen in Schlüsselbereichen wie Forschung und Innovation, der Unterstützung
für kleine und mittlere Unternehmen, die langfristige, nachhaltige Arbeitsplätze schaffen, sowie der Unterstützung für eine
kohlenstoffarme Wirtschaft unterbreitet.
Die Strukturfonds sollen Unternehmen Zugang zu Finanzen verschaffen und ihnen helfen, durch neue Technologien, grüne Produktion und hochwertige Ausbildung wettbewerbsfähiger zu
werden. Bereits 1995 starteten die ersten LIFE-Projekte in Kroatien im Rahmen des Teilbereichs LIFE-Drittländer. Vor dem Beitritt
wurden etwa 14 Projekte finanziert mit Gesamtinvestitionen in
Höhe von 9 Mio. EUR. Als Vollmitglied der EU kann sich Kroatien
nun für LIFE-Finanzmittel aus den drei Hauptbereichen des Programms bewerben: Natur und Artenvielfalt, Umweltpolitik und
gute Verwaltungspraxis sowie Information und Kommunikation.
Reiche Artenvielfalt
Mehr als ein Drittel des kroatischen Staatsgebiets soll in das
Netz Natura 2000 aufgenommen werden, was nicht nur Kroatiens Engagement für den Naturschutz, sondern auch seine
bemerkenswerte Artenvielfalt widerspiegelt. Natura 2000 wird
beim nachhaltigen Tourismus in der Zukunft eine große Rolle
spielen – Kroatiens beeindruckende Landschaften bergen mehr
als 9 000 Höhlen, die eine einzigartige Artenvielfalt beherbergen, wovon viele Arten für die Wissenschaft noch neu sind,
sowie große Populationen von Bären, Luchsen und Wölfen und
ungefähr 8 000 Meereslebewesen in der Adria.
Kroatien bereitet derzeit ein „Partnerschaftsabkommen“ mit der Europäischen
Kommission vor, in dem es einen Vorschlag
für die Verwendung seiner EU-Finanzmittel
für Investitionen in Schlüsselbereichen wie
Forschung und Innovation, der Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen,
die langfristige, nachhaltige Arbeitsplätze
schaffen, sowie der Unterstützung für eine
kohlenstoffarme Wirtschaft unterbreitet
© Shutterstock
© LIFE06 ENV/D/000485
7
LIFE – MOVEABLE HEPP
Markteinführung des LIFEDemonstrationsprojekts
zur Wasserkrafttechnologie
Die Wasserkrafttechnologie des beweglichen Wasserkraftwerks „Moveable HEPP“, wie seine offizielle Projektbezeichnung lautet, wurde an zwei deutschen Standorten
im Rahmen eines LIFE-Projekts demonstriert und wird
jetzt in ganz Europa eingesetzt. Mehrere Großanlagen,
die die patentierte Technologie des Projekts anwenden,
sind betriebsbereit, und weitere werden folgen.
Das mit dem „Best of the Best“-Preis ausgezeichnete LIFE-Umweltprojekt „Moveable HEPP“ (LIFE06 ENV/D/000485) hat erfolgreich
eine neue Wasserkrafttechnologie zur Anwendung gebracht, mit
der sich erneuerbare Energie gewinnen lässt, ohne die natürlichen
Ökosystemfunktionen von Flusshabitaten zu beeinträchtigen.
Die neue Technologie wurde durch den erfolgreichen Betrieb einer
großtechnischen Pilotanlage an der Kinzig, einem wichtigen Fluss
für die Wiedereinführung des Lachses am Oberrhein, unter
Beweis gestellt. Der Projektträger, das Stromversorgungsunternehmen Elektrizitätswerk Mittelbaden Wasserkraft GmbH & Co.
KG, integrierte bewegliche Wasserkraftwerke in bestehende
Wehre bei Gegenbach und Offenbach in Baden-Württemberg.
Der trichterförmige Hauptteil der Anlage beherbergt die Turbine
und den Generator und ist nach oben und unten beweglich
gestaltet, so dass es über- und unterströmt werden kann, je
nachdem wie viel Wasser der Fluss gerade führt. Ein Anheben des
Anlagengehäuses in Zeiten höherer Wasserlast erhöht die Stromausbeute und sorgt dafür, dass ein Teil des Wassers und damit
das Geschiebe (Schotter) unter dem Gehäuse durchströmen
kann, während die Fische die Anlage sicher unterhalb, oberhalb
oder direkt passieren können, da die Turbine mit einer niedrigen
Strömungsgeschwindigkeit arbeitet.
Diese Technik bietet dem Stromversorgungsunternehmen die
Möglichkeit der Fernsteuerung der Turbinenneigung entsprechend den Wasserstandsschwankungen. Während der Dauer des
LIFE-Projekts durchgeführte Studien über die potenziellen ökologischen Risiken zeigten, dass sich weder Gefahren für Fischpopulationen ergaben noch eine Ansammlung von Ablagerungen
um die Anlage herum stattfand, die zu einer Überflutung hätte
führen können. Schotter und anderes Flussbettmaterial wurden
durch die Technologie nicht beeinträchtigt, die Lärmpegel wurden
als niedrig betrachtet.
Das Elektrizitätswerk Mittelbaden rechnet damit, dass die neue
Technologie, verglichen mit einer herkömmlichen Anlage, zu Kosteneinsparungen von 16 % führen könnte. Hinzu kommen 11 %
höhere Renditen (Stromerlöse) durch verbesserte Effizienz.
Weitere Anlagen
Seit Beendigung des Projekts (Juni 2011) wurde die Moveable
HEPP-Technologie im Rahmen einer großtechnischen Umsetzung bei einer privatwirtschaftlich betriebenen Kraftwerksanlage im schweizerischen Thurfeld eingeführt. Laut Peter Roth,
Geschäftsführer der Hydro-Energie Roth GmbH – eines der beiden
Unternehmen, die sich zum Elektrizitätswerk Mittelbaden zusammengeschlossen haben – verleiht der Besuch dieser nun in Betrieb
genommenen Anlage dem Erfolg des LIFE-Projekts mehr Gewicht
und ermutigt Energieunternehmen, eigene Anlagen zu bauen. Der
österreichische Energieriese Verbund verfolgt jetzt seine eigene
Initiative zum Thema „bewegliche Wasserkraft“. Es ist die größte
Anlage ihrer Art; sie umfasst acht Stationen mit zwei Turbinen und
verfügt über eine Gesamtleistung von 1 350 kW.
Weitere Anlagen in Europa sind in Planung, darunter Großanlagen in Bulgarien und Rumänien. Viele kleinere Anlagen in
Deutschland werden bis Mai 2014 in Betrieb gehen.
Weitere Informationen
http://ec.europa.eu/environment/life/project/Projects/
index.cfm?fuseaction=search.dspSeite&n_proj_id=3075
Ein Anheben des Anlagengehäuses in Zeiten
höherer Wasserlast erhöht die Stromausbeute und sorgt dafür, dass ein Teil des
Wassers und damit das Geschiebe (Schotter)
unter dem Gehäuse durchströmen kann,
während die Fische die Anlage sicher
unterhalb, oberhalb oder direkt passieren
können, da die Turbine mit einer niedrigen
Strömungsgeschwindigkeit arbeitet
8
IPCC
Neue Warnungen von Wissenschaftlern vor einer Verschärfung
des Klimawandels
Der jüngste Bericht der Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe für Klimaänderungen (IPCC) der Vereinten Nationen kommt unmissverständlich zu dem
Schluss, dass sich ein Klimawandel vollzieht und dass
durch menschliche Aktivitäten verursachte Treibhausgasemissionen bei weitem die überwiegende Ursache
dafür sind. Er warnt, dass der Klimawandel in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts gefährliche Ausmaße
annehmen wird, wenn die Emissionen nicht erheblich
verringert werden.
Der Bericht, an dem etwa 2 000 Klimaforscher aus aller Welt
beteiligt waren, gibt den aktuellsten internationalen wissenschaftlichen Konsens über den Klimawandel wieder. Er ist ein
wichtiger Input zu den laufenden internationalen Verhandlungen, die darauf abzielen, eine Einigung über ein neues, für alle
© Shutterstock
Der IPCC ist das führende internationale Gremium, das
zum verbesserten Verständnis des Klimawandels wissenschaftliche, technische und sozioökonomische Informationen zusammenträgt und bewertet. Dieser Bericht
ist der erste von vieren, die zusammen den Fünften
Sachstandsbericht bilden sollen. Insgesamt waren etwa
2 000 Klimaforscher aus aller Welt an dem neuen Bericht
beteiligt, für den Tausende veröffentlichter Forschungsarbeiten durchgesehen wurden. Die Ergebnisse wurden
von den Mitgliedsregierungen der Sachverständigengruppe angenommen.
Länder geltendes globales Klimaabkommen bis 2015 herbeizuführen und Wege zu finden, wie eine stärkere Reduzierung der
weltweiten Emissionen vor dem Jahr 2020 erreicht werden kann.
Die Hauptaussagen der Schlussfolgerungen des Berichts * besagen,
dass der Anstieg der in den vergangenen 60 Jahren aufgezeichneten Oberflächentemperatur mit einer Sicherheit von mindestens
95 % durch menschliche Aktivitäten hervorgerufen wurde und dass
die Beweise für den Klimawandel überwältigend sind.
Ehrgeizige globale Maßnahmen nötig
In dem Bericht wird betont, dass gemeinsame Anstrengungen
von Regierungen, Unternehmen und jedem Einzelnen notwendig
sind, um den Klimawandel zu bewältigen. Dazu bedarf es einer
erheblichen und nachhaltigen Verringerung der weltweiten
Treibhausgasemissionen und eindeutiger internationaler Verpflichtungen. Und selbst dann werden viele Auswirkungen des
Klimawandels noch jahrhundertelang spürbar sein.
EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard sagte, der Bericht
betone die Notwendigkeit ehrgeiziger globaler Maßnahmen.
„Wenn Ihr Arzt sich zu 95 % sicher wäre, dass Sie eine ernsthafte
Erkrankung haben, dann würden Sie umgehend nach einem Heilmittel suchen. Warum sollten wir größere Risiken eingehen, wenn
die Gesundheit unseres Planeten auf dem Spiel steht?“ Sie fügte
hinzu, dass Europa weiterhin aktiv den Kampf gegen den Klimawandel anführen und ein entschlosseneres Handeln von anderen
wichtigen Emissionsländern fordern werde.
Aus dem Bericht geht hervor, dass die Oberflächentemperaturen im
Laufe des letzten Jahrhunderts um etwa 0,8 °C gestiegen sind und
dass jedes der letzten drei Jahrzehnte an der Erdoberfläche sukzessive wärmer war als alle vorangehenden Jahrzehnte seit 1850. Insgesamt betrachtet war der Zeitraum 1983-2012 die wärmste
30-Jahr-Periode in der nördlichen Hemisphäre seit 1 400 Jahren.
Die Treibhausgase sind auf einem während der letzten 800 000
Jahre noch nie dagewesenen Niveau, und die Konzentration von
Kohlendioxid in der Atmosphäre ist seit 1750 um etwa 40 %
angestiegen, was nahezu vollständig auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Entwaldung zurückzuführen ist.
Die Veränderungen sind deutlich an den großen Weltmeeren
abzulesen. Der Meeresspiegel ist seit Anfang des letzten
9
© Shutterstock
Jahrhunderts weltweit um 20 cm angestiegen und steigt weiter.
Gletscher weichen zurück, Permafrostböden tauen auf und das
Sommer-Meereis in der Arktis schwindet. Die jahreszeitlich
bedingten Schneefälle auf der nördlichen Hemisphäre gehen
ebenfalls zurück.
Auf dem besten Weg zu einer Erwärmung
von mehr als 2 °C
Unter der Verwendung von Klimamodellen entwickelt der Bericht
Zukunftsszenarien. Werden die Emissionen nicht verringert,
könnte die durchschnittliche Oberflächentemperatur gegen Ende
des Jahrhunderts 2,6 bis 4,8 °C höher als heute liegen, der Meeresspiegel zwischen einem halben und einem Meter höher sein,
und Wettermuster wären dann erheblich gestört.
Die internationale Gemeinschaft hat sich darauf geeinigt, dass
der Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur – verglichen
mit der der vorindustriellen Zeit – bei unter 2 °C bleiben sollte, um
schlimmste Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Der
Weltklimarat IPCC kommt zu dem Schluss, dass die Gesamtmenge der seit der vorindustriellen Zeit ausgestoßenen Treibhausgase auf 1 000 Gigatonnen Kohlenstoff begrenzt werden
muss, um mehr als eine Zweidrittel-Chance dafür zu haben, unter
der Marke von 2 °C zu bleiben. Um diese Zahl ins rechte Licht zu
rücken: Die Hälfte dieser Menge wurde bereits ausgestoßen und
wenn die Emissionen auf ihrem gegenwärtigen Niveau bleiben,
werden wir die Obergrenze etwa 2050 erreicht haben.
Um dieses „Kohlenstoffbudget“ nicht zu überschreiten, wird es
ehrgeiziger weltweiter Reduktionsziele bedürfen, die jedoch eine
spürbare Veränderung mit sich bringen: Der Anstieg der Oberflächentemperatur gegen Ende des Jahrhunderts könnte so auf
einen Wert zwischen 0,9 °C und 2,3 °C und der Meeresspiegelanstieg auf 30 bis 60 Zentimeter begrenzt werden.
Wenn Ihr Arzt sich zu 95 % sicher wäre, dass
Sie eine ernsthafte Erkrankung haben, dann
würden Sie umgehend nach einem Heilmittel
suchen. Warum sollten wir größere Risiken
eingehen, wenn die Gesundheit unseres
Planeten auf dem Spiel steht?
Connie Hedegaard
Kurzzeit-Trend
Die Erwärmung der Erdoberfläche hat sich in den letzten 15 Jahren verlangsamt, wahrscheinlich vor allem aufgrund von Schwankungen bei natürlichen Kreisläufen wie z. B. dem El Niño-/
La Niña-Phänomen im Pazifik, einer Abkühlung durch Vulkanexplosionen und geringerer Sonnenaktivität. Kurzzeitliche Schwankungen dieser Art gab es im letzten Jahrhundert jedoch mehrfach.
Sie spiegeln im Allgemeinen nicht den wesentlich bedeutsameren
langfristigen Trend ansteigender Temperaturen wider.
Viel wichtiger ist hingegen, dass sich die Erwärmung des Klimasystems als Ganzes trotz eines verlangsamten Anstiegs der
Oberflächentemperatur unvermindert weiter fortsetzt. Die
Erwärmung der Ozeane ist zu mehr als 90 % für die globale
Erwärmung verantwortlich, und die Ozeantemperaturen steigen
in rasanter Geschwindigkeit.
Die Schlussfolgerungen, zu denen der Bericht kommt, basieren
auf neuen Erkenntnissen, umfangreicheren Beobachtungen, tieferen Einblicken in klimatische Prozesse und weiter reichenden
Klimawandelvorhersagen als dies bei vorhergehenden Berichten der Fall war. Der Bericht bestätigt und untermauert die
wesentlichen Ergebnisse des Vierten Sachstandsberichts des
IPCC aus dem Jahr 2007, der menschlichen Aktivitäten zu 90 %
die Ursache für den Klimawandel zuschrieb.
Weitere Informationen
http://www.climatechange2013.org
* Bericht der IPCC-Arbeitsgruppe 1, Klimawandel 2013:
Wissenschaftliche Grundlagen
Nach dem neuen System
werden Schiffseigner,
die EU-Häfen anlaufen,
die Emissionen ihrer
Schiffe überwachen,
melden und überprüfen
müssen, unabhängig
davon, wo sie
registriert sind
ENTWURF FÜR DIE MEERESPOLITIK
CO2-Emissionen der Schifffahrt
bekämpfen
Die Europäische Kommission hat in einem ersten
Schritt einen Gesetzentwurf zur Verringerung der
Treibhausgase aus dem Seeverkehr vorgelegt. Danach
sollen ab Januar 2018 die Eigner von Schiffen mit
mehr als 5 000 Gross-Tonnage, die EU-Häfen anlaufen,
den jährlichen Kohlendioxidausstoß (CO2) jedes ihrer
Schiffe überwachen und melden.
Die Schifffahrt ist generell kraftstoffsparender als andere Verkehrsarten, doch ihre Treibhausgasemissionen sind nicht zu vernachlässigen und nehmen rasch zu. Gegenwärtig machen sie
3 % der weltweiten Emissionen aus – das ist mehr als Deutschland in einem Jahr ausstößt – und es wird erwartet, dass sie bis
2050 auf 5 % ansteigen.
Der Seeverkehr ist von Natur aus international. Es bestehen
keine Regulierungsmaßnahmen zur Begrenzung oder Reduzierung seiner Emissionen, doch in der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) finden Gespräche darüber statt, wie
Energieeffizienz-Standards für bestehende Schiffe entwickelt
werden können. Der Entwurf der Kommission wird wertvolle
Daten liefern, die einen konkreten Beitrag zur Entwicklung globaler Maßnahmen durch die IMO leisten werden.
Neue Verantwortlichkeiten für Schiffseigner
Nach dem neuen System werden Schiffseigner, die EU-Häfen
anlaufen, die Emissionen ihrer Schiffe überwachen, melden und
überprüfen müssen, unabhängig davon, wo sie registriert sind. Um
Verwaltungskosten gering zu halten, stehen den Eignern verschiedene Überwachungsmethoden zur Wahl. Des Weiteren dürfen
sie bereits vorhandene Dokumente und Daten, wie z. B. Bunkerbescheinigungen für Kraftstoff, oder andere bereits im Einsatz
befindliche technologisch anspruchsvollere Methoden verwenden.
Der neue EU-weite gesetzliche Rahmen für die Erhebung und
Meldung verifizierter Daten wird erstmalig ein umfassendes Bild
der CO2-Emissionen und anderer klimarelevanter Informationen
von großen Schiffen, die EU-Häfen anlaufen, vermitteln. Es wird
erwartet, dass die Genauigkeit und Transparenz dieser Daten diesem Sektor nicht nur ökologischen sondern auch ökonomischen
Nutzen bringen wird. Je genauer auf die Energieeffizienz von
Schiffen geachtet wird, umso deutlicher werden die potenziellen
Einsparungen bei den Kraftstoffkosten ausfallen. Die Kommission glaubt, dass diese den Kostenaufwand für die Einhaltung der
neuen Anforderungen überwiegen werden und bis 2030 zu Nettoeinsparungen von 1,2 Mrd. EUR jährlich führen könnten.
Die Festlegung der Grenze auf 5 000 Gross-Tonnage bedeutet,
dass etwa 45 % der Schiffe, die EU-Häfen anlaufen, vom Meldesystem ausgenommen sind. Gleiches gilt für Kriegs- und Marineschiffe sowie Fischereifahrzeuge, Yachten und staatliche Schiffe
für nichtkommerzielle Zwecke. Dennoch sind 55 % der Schiffe,
die unter die Regelung fallen werden, für 90 % der CO2-Emissionen auf Fahrten zu und von EU-Häfen verantwortlich.
Das System der Überwachung, Meldung und Überprüfung ist
die erste Phase in der Strategie der Kommission, Emissionen
des Seeverkehrs zu bekämpfen. Diese könnte in eine zweite
Phase münden, in der dann Reduktionsziele für Schiffe festgelegt werden, und schließlich zur Einführung marktbasierter
Maßnahmen führen.
Der Gesetzentwurf muss jetzt geprüft und von den EU-Regierungen und dem Europäischen Parlament verabschiedet werden.
Sofern der aktuelle Zeitplan eingehalten wird, könnte eine
Gesetzgebung im Juli 2015 in Kraft treten. Schiffseigner müssten dann bis Ende 2017 jährliche Überwachungspläne erstellt
haben, und diese ab 1. Januar 2018 umsetzen.
Weitere Informationen
http://ec.europa.eu/clima/policies/transport/shipping/
index_en.htm
© Shutterstock
10
M AG A Z I N
D E R
G E N E R A L D I R E K T I O N
U M W E LT
●
11
N r. 5 1
A B FA L LV E R B R I N G U N G
Scharfes Vorgehen gegen illegale
Verbringung von Abfällen
In den letzten Jahren haben nationale Kontrollen
immer wieder gezeigt, dass EU-Vorschriften über die
Abfallverbringung systematisch gebrochen werden.
Die Verletzung der Vorschriften stellt eine ernsthafte
Gefahr für die menschliche Gesundheit und die Umwelt
dar. Nun hat die Kommission ein Maßnahmenpaket
vorgelegt, mit dem das Problem angegangen und ein
scharfes Vorgehen gegen die illegale Verbringung realisiert werden soll.
Bei Inspektionen in Häfen, auf Straßen und in Unternehmen
stellte sich heraus, dass etwa 25 % der verbrachten Abfälle in der
EU gegen die EU-Abfallverbringungsverordnung verstoßen.
Besonders akut ist das Problem bei gefährlichen Abfällen, die
illegal in Entwicklungsländer nach Asien und Afrika exportiert
werden, wo sie entweder auf Deponien verbracht oder zu wesentlich geringeren Kosten und auf weniger effiziente Weise behandelt werden als in Europa. Selbst wenn nur 1 % der gesamten
Abfallverbringung illegal wäre, würde das einer Menge von
2,8 Mio. Tonnen jährlich entsprechen.
Derzeit sind alle Exporte gefährlicher Abfälle in Nicht-OECD-Staaten und alle Exporte von Abfällen zur Entsorgung außerhalb
Europas rechtswidrig und müssen, sofern dies entdeckt wird,
zurückgebracht werden. Gegenwärtig obliegt es den Mitgliedstaaten, Kontrollen über die Abfallverbringung durchzuführen. Sie
haben jedoch die Freiheit, selbst über die Art und Weise der Kontrollen zu entscheiden. Infolgedessen haben einige Mitgliedstaaten besonders gut entwickelte Inspektionsmethoden, andere
hingegen führen eher weniger strenge Kontrollen durch – und
sind daher attraktiv für Exporteure illegaler Abfälle. Um die Standards im Allgemeinen anzuheben und den illegalen Handel
auszumerzen, hat die Kommission eine Verschärfung der bestehenden Vorschriften vorgeschlagen.
Bei Inspektionen in Häfen, auf
Straßen und in Unternehmen stellte
sich heraus, dass etwa 25 % der
verbrachten Abfälle in der EU gegen
die EU-Abfallverbringungsverordnung
verstoßen
Neue Befugnisse
Der Vorschlag sieht vor, dass Mitgliedstaaten jährliche Inspektionspläne erstellen. Diese sollen auf Risikobewertungen zu
bestimmten Abfallströmen und -quellen illegaler Verbringung
basieren und den nationalen Behörden helfen, gezielt Bereiche
mit den größten Gefahren ins Visier zu nehmen.
Die Pläne sollen auch das Vertrauen der Öffentlichkeit stärken.
Eine Veröffentlichung der Pläne muss erfolgen, damit Bürger
über die Maßnahmen informiert werden, die die Behörden zu
unternehmen beabsichtigen, um die illegalen Praktiken auszumerzen und eine gesunde Umgebung sicherzustellen. Dies wird
wichtig sein, um der Öffentlichkeit glaubhaft zu machen, dass
die Behörden das Problem der Verbringung illegaler Abfälle
effektiv angehen wollen.
Der Vorschlag der Kommission sieht auch die Möglichkeit vor, die
Beweislast umzukehren, wenn illegale Verbringungen vermutet
werden. Bei der Durchführung von Vor-Ort-Kontrollen könnten
Behörden beispielsweise verlangen, dass die für eine Verbringung
verantwortliche Person die notwendigen Unterlagen beibringt, um
bestimmen zu können, ob es sich bei der Ladung um Abfälle handelt oder nicht und diese im zutreffenden Fall an ihrem Bestimmungsort umweltgerecht entsorgt wird.
Das neue Gesetz, das das Europäische Parlament und die EURegierungen im Laufe des Jahres 2014 erwartungsgemäß verabschieden werden, wird sicherstellen, dass rechtskonforme
Entsorger in der EU nicht von illegalen Konkurrenten unterboten
werden. Es wird Umweltstandards im Allgemeinen verbessern
und stärkeren Schutz für Drittländer bieten. Viele in Abfällen enthaltene qualitativ hochwertige Rohstoffe könnten wiederverwertet und hohe Rückführungs- und Sanierungskosten würden auf
Seiten der Mitgliedstaaten eingespart werden.
Weitere Informationen
http://ec.europa.eu/environment/waste/shipments/index.htm
http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2013:0516:FIN:DE:PDF
© Shutterstock
12
Etwa 15 % des Bodens in der Union
sind von Erosion betroffen, und
ungefähr 45 % der europäischen
Böden, insbesondere im südlichen
Teil des Kontinents, weisen einen
niedrigen Gehalt an organischer
Substanz auf und stehen in der
Gefahr weiterer Degradation
UNCCD
Neuer Schwerpunkt beim Kampf
gegen die Wüstenbildung
Internationale Bemühungen zur Bekämpfung der Wüstenbildung und zur Förderung nachhaltiger Landnutzung haben auf der zweijährlichen Tagung der Parteien
des UN-Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) in Namibia Ende September einen
kräftigen Schub bekommen. Unter aktiver Mitwirkung
der EU wurden wichtige Entscheidungen getroffen, um
dem Übereinkommen neue Impulse zu geben.
Das Übereinkommen, das 193 Staaten unterzeichnet haben, ist
das einzige internationale Abkommen, das sich mit der Bodendegradation befasst, doch es konnte bisher kaum die gleichen
Auswirkungen erzielen wie parallele Übereinkommen über den
Klimawandel und die Artenvielfalt. Diese Diskrepanz soll sich
nun nach der 11. Tagung der Vertragsparteien (COP 11) in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, verringern.
Die Parteien vereinbarten die Einrichtung einer neuen Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik. Damit wurde auf
bereits seit langem erhobene Forderungen reagiert, wissenschaftliche Erkenntnisse an die Politik weiterzuleiten. Die Rolle
dieser Schnittstelle wird ähnlich gestaltet sein wie die der Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe für Klimaänderungen und des Zwischenstaatlichen Wissenschaftsrats für
Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen.
Trotzdem wird sie etwas anders aufgebaut sein. Statt eigene
Forschungsarbeiten durchzuführen, wird sie mit bestehenden
Wissenschaftsorganisationen zusammenarbeiten und im Rahmen einer Kooperationspartnerschaft, die die Wechselwirkungen zwischen Wüstenbildung, Artenvielfalt und Klimawandel
anerkennt, die Ergebnisse deren Arbeiten prüfen.
Ferner soll auch eine zwischenstaatliche Arbeitsgruppe entstehen, die überprüfen soll, wie das Übereinkommen die im letzten
Jahr bei der UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung
(Rio+20) eingegangenen Verpflichtungen umsetzen kann, um
das Problem der globalen Bodendegradation in den Griff zu
bekommen. Als Teil ihrer Aufgabe wird diese Gruppe analysieren, wie ein „neutraler Zustand“ bei der Bodendegradation
erreicht werden kann, indem Bodenverluste durch Verbesserungen an anderen degradierten Böden ausgeglichen werden.
Unter dem Vorsitz Namibias, das als Gastgeber fungierte, wurde
ein Entwurf für eine politische Erklärung – die „Namib Declaration“ – ausgearbeitet, in der insbesondere auf die Notwendigkeit
der Stärkung des Übereinkommens, der Weiterentwicklung der
Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik und der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor hingewiesen wird.
EU ebenfalls betroffen
Wüstenbildung und Bodendegradation sind ein globales Phänomen, und die EU bleibt von seinen Folgen nicht ausgespart.
Etwa 15 % des Bodens in der Union sind von Erosion betroffen,
und ungefähr 45 % der europäischen Böden, insbesondere im
südlichen Teil des Kontinents, weisen einen niedrigen Gehalt
an organischer Substanz auf und stehen in der Gefahr weiterer Degradation.
Die EU unterstützt eine Vielzahl von Projekten in Entwicklungsländern weltweit, die sich direkt oder indirekt mit der Wüstenbildung befassen und eine nachhaltige Landbewirtschaftung
sowie Forschungsarbeiten in diesem Bereich fördern. Eine Forschungsinitiative führte Anfang 2013 zur Veröffentlichung des
ersten Bodenatlas Afrikas. Die Arbeit ist das Ergebnis einer
Zusammenarbeit zwischen dem Wissenschaftlichen Dienst der
Kommission, der Gemeinsamen Forschungsstelle und einem
Team aus afrikanischen und europäischen Bodenkundlern.
In dem Atlas, der Kartenmaterial in Farbe und Illustrationen enthält, wird die Vielfalt der afrikanischen Böden erklärt und mit
Nachdruck darauf hingewiesen, dass Boden eine nicht erneuerbare Ressource ist. Ziel dieses Atlas ist es, Politiker und die
breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass der
Schutz des Bodens unerlässlich ist.
© Shutterstock
Weitere Informationen
www.unccd.int
http://eusoils.jrc.ec.europa.eu/library/maps/africa_atlas/
index.html
M AG A Z I N
D E R
G E N E R A L D I R E K T I O N
U M W E LT
●
13
N r. 5 1
KONFERENZ ÜBER KUNSTSTOFFABFÄLLE
Kunststoffabfälle wieder in den
Wirtschaftskreislauf einbringen
Die Europäische Union muss zunehmend den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft bewerkstelligen, in
der Produkte wiederverwendet und verwertet – und
nicht weggeworfen – werden, wenn sie das Ende ihrer
Lebensdauer erreicht haben. Diese Botschaft war
deutlich herauszuhören, als führende Experten sich
kürzlich auf einer Konferenz in Brüssel über Kunststoffe und Kunststoffabfälle in einer Kreislaufwirtschaft damit befassten, wie das wachsende Problem
von Kunststoffabfällen bewältigt werden kann.
Kunststoffe finden aufgrund ihrer Vielseitigkeit und einzigartigen Eigenschaften breite Verwendung in den verschiedensten Gegenständen des täglichen Gebrauchs, von Verpackungen
und Haushaltsgeräten bis hin zu Möbeln und Kraftfahrzeugen.
Es ist bekanntlich auch schwierig, sie zu entsorgen, und mit
der steigenden Kunststoffproduktion nehmen auch die Kunststoffabfälle zu.
Im Rahmen der Bemühungen zur Bekämpfung des Problems
hat die Kommission Anfang 2013 ein Grünbuch zu einer europäischen Strategie für Kunststoffabfälle in der Umwelt veröffentlicht. Darin wird der wichtige Beitrag gewürdigt, den
Kunststoffe leisten, während gleichzeitig auf die abfallwirtschaftlichen Herausforderungen hingewiesen wird, die sie mit
sich bringen. Insbesondere in Meeresumgebungen spielen diese
eine wichtige Rolle. 80 % der Kunststoffe in unseren Gewässern
stammen nicht von Schiffen, sondern von Land, und wir haben
gerade erst begonnen zu verstehen, welche Auswirkungen diese
Abfälle auf unsere Gesundheit und die Umwelt haben.
Dies führte zu einer breit angelegten öffentlichen Konsultation
mit fast 300 Beiträgen von Behörden, NRO, der Wirtschaft und
anderen Interessengruppen. Die am 30. September abgehaltene Konferenz brachte die Untersuchung des Problems einen
Schritt weiter und diente der Erarbeitung weiterer Beiträge für
die breiter angelegte, von der Kommission für 2014 geplante
Überprüfung des Themenkomplexes „Abfälle“.
Wesentliche Rolle der Kreislaufwirtschaft
In den letzten Jahren war ein bedeutsamer Anstieg der für die
Wiederverwertung in der Union gesammelten Kunststoffmengen zu verzeichnen. Allerdings beträgt der Gesamtanteil nach
wie vor nur 24 %. Mit dem wachsenden Druck, der auf Rohstoffen und natürlichen Ressourcen lastet, ist die Verschwendung
von 76 % aller verwendeten Kunststoffe ein Luxus, den sich
Europa nicht mehr länger leisten kann.
Auf der Konferenz herrschte breite Übereinstimmung unter den
Experten darüber, dass sich unbedingt ein Übergang von unserem heutigen linearen System, in dem Produkte hergestellt und
dann weggeworfen werden, zu einem kreislaufwirtschaftlichen
Modell, bei dem Gegenstände eine neue Bestimmung erhalten,
vollziehen muss. Dadurch wären Hersteller zunehmend verpflichtet, das Eigentum an ihren Produkten zu behalten und
deren Wiederverwertung und Wiederverwendung bereits im
Entwicklungsstadium zu berücksichtigen.
Starke Unterstützung kam von den Teilnehmern auch für ein
Verbot von Kunststoffabfällen in Mülldeponien. Obgleich die
EU plant, die Deponierung bis 2020 praktisch abzuschaffen,
so sind die Deponien noch immer Lagerort für die Hälfte aller
Kunststoffabfälle.
Großen Rückhalt fand auch eine deutliche Erhöhung der Verwertungsziele für Kunststoffe. Eine von Plastic Recyclers Europe
erstellte Analyse zeigt, dass ein Ziel von 62 % bis 2020 erreichbar und wirtschaftlich tragfähig ist. Dann würden mehr als
24 Mio. Tonnen nicht mehr auf der Deponie landen, 11 Mio. Tonnen Kunststoff-Recyclate auf den Markt kommen, Einsparungen von 4,5 Mrd. EUR durch den Ersatz neuer Kunststoffe erzielt
und etwa 360 000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Weitere Informationen
http://ec.europa.eu/environment/waste/plastic_waste_conf.htm
Mit dem wachsenden Druck,
der auf Rohstoffen und
natürlichen Ressourcen lastet,
ist die Verschwendung von 76 %
aller verwendeten Kunststoffe
ein Luxus, den sich Europa nicht
mehr länger leisten kann
© Shutterstock
© Shutterstock
14
EIP Water
Boosting opportunities – Innovating water
WASSERPARTNERSCHAFT
Innovation für die Wasserpolitik
Wasser ist eine lebenswichtige Ressource für das Leben
und unsere Wirtschaft. Doch es ist mit vielen ernsten
Herausforderungen konfrontiert, von Knappheit und
Verschmutzung bis hin zur Zerstörung der Ökosysteme.
Um diese Probleme anzugehen, fördert die Kommission
innovative Lösungen, die denen, die sie entwickeln,
gleichzeitig kommerzielle Möglichkeiten erschließen.
Durch die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) für Wasser
soll die Umsetzung der EU-Wasserpolitik neue Denkanstöße erhalten. Diese Partnerschaft geht die Aufgabe aus einer breit angelegten Perspektive heraus an und umfasst dabei neue Produkte,
Prozesse und Arbeitsweisen im öffentlichen und privaten Sektor.
Zudem nimmt die EIP einen pragmatischen Ansatz ein, indem
zunächst die Probleme des Wassersektors bestimmt, die möglichen Lösungen erwogen, Hindernisse für ihre Entwicklung identifiziert und Wege zu deren Überwindung gefunden werden.
Obgleich sie die gesamte Wertschöpfungskette des Innovationsprozesses abdeckt, konzentriert sich die Partnerschaft auf
fünf prioritäre Bereiche: Wasserwiederverwendung und -aufbereitung, Abwasserbehandlung, Fragen rund um den Themenkomplex „Wasser und Energie“, Hochwasserrisikomanagement
und Dürrerisikosteuerung sowie Ökosystem-Dienstleistungen.
Ergänzt werden diese von drei übergreifenden Prioritäten: Wassermanagement, Systeme zur Unterstützung der Entscheidungsfindung und Finanzen. In jedem Bereich wurden die
wichtigsten Herausforderungen, Engpässe, Marktmöglichkeiten
und Ziele ermittelt.
Das große Interesse, auf das die Innovationspartnerschaft
gestoßen ist, verdeutlicht die Reaktion auf den Aufruf der Kommission an Aktionsgruppen zur Zusammenarbeit bei der Identifizierung von Problemen und Erarbeitung von Lösungen. Sie
erhielt 64 Vorschläge von über 700 Organisationen.
Am Ende wurden neun Aktionsgruppen aufgrund ihrer hervorragenden Leistungen und ihrer Fähigkeit, Lösungen anzubieten
und zu vermarkten, ausgewählt. Diese decken Bereiche ab wie
z. B. industrielle Wasserwiederverwendung und -aufbereitung,
Ökosystem-Dienstleistungen und Städtekonzeption.
Blick nach vorn
Nachdem die Partnerschaft 2012, im Jahr des Wassers der EU,
ins Leben gerufen worden war, wurde nun im zweiten Jahr ihres
Bestehens vergangenen November ein neuer Aufruf für Aktionsgruppen gestartet und ein Arbeitsprogramm für 2014
beschlossen. Dazu gehören auch Ansätze, durch die ein breites
Publikum auf erprobte Erfindungen aufmerksam gemacht wird,
damit diese eine breitere Anwendung finden und ihre Entwickler
einen höheren kommerziellen Nutzen daraus erhalten.
Ein besonderes Augenmerk gilt auch Möglichkeiten zur Verknüpfung von Initiativen wie z. B. Technologieplattformen, nationale
Maßnahmen und die Bereitstellung finanzieller Mittel aus Quellen wie dem EU-Strukturfonds und dem Forschungsprogramm
Horizont 2020, mit dem Ziel, Doppelarbeit zu vermeiden und
einen harmonisierten Ansatz zu fördern.
Im Rahmen der Forschungs- und Innovationsförderung der EU wurden im ersten Jahr 50 Mio. EUR für Projekte in EIP-Prioritäten im
Bereich Wasser bereitgestellt; ähnliche Beträge könnten auch 2014
und 2015 zur Verfügung stehen. Es gibt auch eine Online-Kollaborationsplattform, der „EIP-Wasser-Marktplatz“, die eine Vermittlungsfunktion wahrnimmt, mit dem Ziel, Angebot und Nachfrage
zusammenzubringen und Informationen auszutauschen.
Weitere Informationen
www.eip-water.eu
© LIFE05 NAT/D/000111
Obgleich sie die gesamte Wertschöpfungskette des Innovationsprozesses abdeckt, konzentriert sich
die Partnerschaft auf fünf prioritäre
Bereiche: Wasserwiederverwendung
und -aufbereitung, Abwasserbehandlung, Fragen rund um den
Themenkomplex „Wasser und Energie“, Hochwasserrisikomanagement
und Dürrerisikosteuerung sowie
Ökosystem-Dienstleistungen
15
NEUVERÖFFENTLICHUNGEN
Ein Wasserkonzept für Europa
Die EU-Wasserpolitik hat in den vergangenen drei Jahrzehnten
erfolgreich zum Wasserschutz beigetragen. Dieses Konzept der
Kommission betont die Notwendigkeit, der Wasserwirtschaft eine
möglichst breite Perspektive zu geben. Nur durch bereichsübergreifendes Arbeiten in verschiedenen Politikbereichen wird man
die Verfügbarkeit von Wasser guter Qualität für heutige und
zukünftige Generationen sicherstellen können. Das Konzept legt
den Fahrplan für die EU-Wasserpolitik der kommenden Jahre fest.
Verfügbar auf Englisch; weitere Sprachen folgen:
http://bookshop.europa.eu/
de/a-water-blueprint-for-europe-pbKH0313212/
Harte Böden, versteckte Kosten: Auf der Suche
nach Alternativen zu Bodenverbrauch und
Bodenversiegelung
Dieses Arbeitspapier der Kommission enthält Ratschläge zur
Begrenzung, Abschwächung oder Kompensierung der Bodenversiegelung und erklärt das Ausmaß des Phänomens. Die darin
genannten Beispiele für bewährte Praktiken werden für nationale, regionale und lokale Behörden, Fachleute in den Bereichen
Raumordnung und Bodenmanagement, Interessengruppen und
die allgemeine Öffentlichkeit von Interesse sein.
Verfügbar auf Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch und Polnisch.
http://bookshop.europa.eu/de/hard-surfaces-hidden-costspbKH0113236/
Infoblatt über den wirtschaftlichen Nutzen
von Natura 2000
Natura 2000, ein Netz aus Naturgebieten, ist die praktischste
Maßnahme der EU in ihren eigenen Grenzen, dem Verlust der
Artenvielfalt Einhalt zu gebieten oder ihn umzukehren. Mit über
26 000 Land- und Meeresgebieten ist es das weltweit größte
koordinierte Netz von Gebieten mit hohem Wert hinsichtlich der
biologischen Vielfalt. Dieses Infoblatt erläutert die vielfältigen
Beiträge, die Natura 2000 leistet, von der Speicherung von Kohlenstoff bis hin zur Generierung wirtschaftlicher Vorteile aus verschiedenen Arten von Ökosystem-Dienstleistungen.
Verfügbar auf Englisch; weitere Sprachen folgen:
http://bookshop.europa.eu/de/the-economic-benefits-of-thenatura-2000-pbKH0113315/
NATURA 2000 – Newsletter Nr. 34
In dieser Ausgabe wird Kroatien, das der Union am 1. Juli als
28. Staat beitrat, als neues EU-Mitglied begrüßt. Es wird untersucht, wie das Land die Vogelschutz- und Habitat-Richtlinien
umsetzt. Weiteres Thema sind seine ehrgeizigen Pläne für das
Netz Natura 2000. Es könnte sich auf mehr als ein Drittel seiner
Landmasse und auf etwa ein Sechstel seines Küstenmeeres
erstrecken.
Verfügbar auf Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch und Polnisch.
http://ec.europa.eu/environment/nature/info/pubs/
natura2000nl_en.htm
Wenn nicht anders angegeben, sind die Publikationen kostenlos
erhältlich beim EU-Bookshop unter http://bookshop.europa.eu
AGENDA
Europäische Meereskonferenz
3-4. März 2014, Brüssel
Diese Veranstaltung wird unter
dem Motto „Gesunde Ozeane und
produktive Ökosysteme“ stehen.
http://ec.europa.eu/environment/marine/
hope-conference/index.htm
Der von der Kommission vorgeschlagene Rahmen für die Klima- und
Energiepolitik 2030 wird Thema
der Gespräche der EU-Regierungen
bei folgenden Treffen im März sein:
Umweltrat, 3. März 2014
Energierat, 4. März 2014
Europäischer Rat, 20.-21. März 2014
http://www.consilium.europa.eu/
homepage?lang=de
Europäische Plattform für
Ressourceneffizienz
31. März 2014, Brüssel
Abschlusstreffen der Plattform
nach zweijähriger Arbeit.
http://ec.europa.eu/environment/
resource_efficiency/re_platform/
index_en.htm
KH-AD-13-051-DE-C
KURZINFOS
Beschränkung von Wegwerf-Plastiktüten
© Shutterstock
Leichte Wegwerf-Plastiktüten werden oftmals nur einmal benutzt. Sie können jedoch für
Hunderte von Jahren in der Umwelt verbleiben und stellen insbesondere für Meereslebewesen
eine Gefahr dar. 2010 wurden fast 100 Milliarden Plastiktragetüten auf den europäischen
Markt gebracht. Demnach kommen 200 solcher Tüten auf jeden Einwohner der EU.
Die Kommission hat einen Entwurf vorgelegt, der darauf abzielt, Maßnahmen zu einer verringerten Verwendung der Plastiktüten zu fördern. Er fordert von den Mitgliedstaaten die
Ergreifung von Maßnahmen zur Beschränkung des Gebrauchs von Plastiktüten mit einer
Stärke von weniger als 50 Mikrometern. Diese werden weniger häufig wiederverwendet als
dickere und enden oftmals im Müll. Den nationalen Behörden steht es frei, die nach ihrer
Auffassung am besten geeigneten Maßnahmen zu ergreifen – wie z. B. Steuern und Abgaben,
die einige Mitgliedstaaten mit Erfolg einsetzen – oder diese Tüten unter bestimmten
Bedingungen sogar zu verbieten.
http://ec.europa.eu/environment/waste/plastic_waste.htm
http://ec.europa.eu/environment/waste/index.htm
Kopenhagen: „Grüne Hauptstadt Europas“ 2014
© Shutterstock
Besonders herausgestellt wurden Kopenhagens große Erfolge im Bereich der Stadtplanung
und -entwicklung, als die Jury der Stadt den Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2014“ verlieh.
Auch im Bereich des Verkehrswesens ist sie ein Pionier. Sie hat sich das Ziel gesetzt, weltweit
die beliebteste Stadt für Radfahrer zu sein und möchte erreichen, dass 2015 50 % ihrer
Einwohner mit dem Rad zur Arbeit fahren. Bis zum Jahr 2010 wurde bereits ein Anteil von
35 % erreicht. Dies trägt auch zur Verwirklichung ihres weiteren Ziels bei, bis 2025 klimaneutral zu sein. Die meisten CO2-Reduktionen werden durch eine Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien im Fernwärmesystem der Stadt erzielt werden.
Durch öffentlich-private Partnerschaften arbeitet Kopenhagen mit Unternehmen,
Universitäten und Organisationen in thematischen Foren zusammen, um grünes Wachstum
zu entwickeln und in die Tat umzusetzen. Das Nordhafen-Projekt der Stadt wird ein grünes
Labor beinhalten, das sich schwerpunktmäßig mit Ökotechnologien befasst – ein Modell, das
sich auf andere Städte übertragen lässt.
http://ec.europa.eu/environment/europeangreencapital/
winning-cities/2014-copenhagen
Müll in eine Ressource verwandeln mit Generation Awake
© Europäische Union
Die Kampagne der Europäischen Kommission zur Ressourceneffizienz startet im Januar 2014
in ihre nächste Phase. Im Rahmen der Kampagne „Generation Awake“, die als Zielgruppe die
25- bis 40-Jährigen sieht, werden leicht verständliche Informationen darüber gegeben, wie
alles, was wir konsumieren, eine Auswirkung auf die Umwelt hat. Ergänzt wird das Ganze durch
nützliche Tipps, wie wir unser Bewusstsein für die Auswirkungen unseres Konsumverhaltens
schärfen und intelligente Entscheidungen treffen können.
In dieser neuen Phase der Kampagne soll eine Priorität auf das Thema Abfallmanagement
gelegt und erklärt werden, wie Müll in eine Ressource verwandelt werden kann. Ganz nebenbei wird dann auch noch eine neue Figur, Richard Ramsch, eingeführt. Neue Tools und geplante
Aktivitäten umfassen eine neue Website, einen Videoclip und vieles andere mehr. Weitere
Informationen finden Sie auf der Website der Kampagn http://www.generationawake.eu/de
Besuchen Sie uns auch auf Facebook https://www.facebook.com/GenerationAwake
Herunterladen