Umwelt FEBRUAR 2014 | Nr. 51 für Europäer Magazin der Generaldirektion Umwelt Beim Klimawandel bleibt nur wenig Zeit Umwelt VORWORT Umwelt für Europäer ec.europa.eu/environment/news/efe/index.htm Der Weltklimarat (Zwischenstaatliche Sachverständigengruppe für Klimaänderungen der Vereinten Nationen, Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) hat die bislang deutlichste Warnung ausgesprochen. Danach ist der Klimawandel „eindeutig“, und in den vergangenen 60 Jahren ist der Mensch die Hauptursache dafür gewesen. In seinem letzten Bericht aus dem Jahr 2007 kam der IPCC zu dem Schluss, dass der festgestellte Temperaturanstieg „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ auf Treibhausgase durch menschliche Tätigkeiten zurückzuführen ist. Jetzt, sechs Jahre später, hat der Klimarat seine Aussage verschärft und in „äußerst wahrscheinlich“ geändert. Mathematisch ausgedrückt, entspricht das einer Erhöhung von 90 auf 95 %. Sollten die Emissionen weiterhin zunehmen wie bisher, so die Warnungen im Bericht, könnte die globale Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts verglichen mit heute um 2,6 bis 4,8 °C ansteigen, der Meeresspiegel um 0,45 bis 0,82 Meter steigen und Wettermuster würden gestört werden. Die Herausforderung wird drastisch formuliert: Um mehr als eine Zweidrittel-Chance zu haben, den Temperaturanstieg auf 2 °C oder weniger – wie international vereinbart – zu begrenzen, müssen die Gesamtemissionen auf 1 Billion Tonnen Kohlenstoff begrenzt werden. Die Hälfte dieser Menge wurde aber bereits ausgestoßen. Die EU stand stets an der Spitze der Bemühungen, eine Politik zur Verringerung der Treibhausgasemissionen durchzusetzen, und hat vor kurzem zwei wichtige Initiativen verabschiedet. Nun wartet sie darauf, dass sich die internationale Gemeinschaft im Laufe dieses Jahrzehnts auf einen globaleren Ansatz einigt. Zu Beginn des Jahres hat sie ihr Emissionshandelssystem bis auf wenige Ausnahmen auf alle Luftfahrzeuge, die in Europas regionalem Luftraum fliegen, ausgeweitet. Bisher hatte das System nur Inlandsflüge in den 28 EU-Mitgliedsländern, Norwegen und Island erfasst. Die Kommission sucht ferner nach Wegen, Treibhausgase im Seeverkehr zu reduzieren. Sie hat Entwürfe für Rechtsvorschriften unterbreitet, nach denen sämtliche Eigner von Schiffen mit über 5 000 Gross-Tonnage, die EU-Häfen anlaufen, den jährlichen Kohlendioxidausstoß jedes Schiffs von 2018 an überwachen und melden müssen. Zwei weitere Umweltthemen werden dieses Jahr im Vordergrund stehen, bevor die derzeitige Kommission Ende Oktober 2014 abgelöst wird. So findet eine Neubewertung der EU-Abfallgesetzgebung statt, und ein besonderer Schwerpunkt wird auf der Notwendigkeit der Ressourceneffizienz und dem Wandel hin zu einer grünen Kreislaufwirtschaft liegen. I N H A LT 03 EU drängt erfolgreich auf globale Maßnahmen bei Luftverkehrsemissionen 04 Von grauer zu grüner Infrastruktur 06 EU-Umweltstandards auf Kroatien ausgeweitet 07 Markteinführung des LIFE-Demonstrationsprojekts zur Wasserkrafttechnologie 08 Neue Warnungen von Wissenschaftlern vor einer Verschärfung des Klimawandels 10 CO2-Emissionen der Schifffahrt bekämpfen 11 Scharfes Vorgehen gegen illegale Verbringung von Abfällen 12Neuer Schwerpunkt beim Kampf gegen die Wüstenbildung 13 Kunststoffabfälle wieder in den Wirtschaftskreislauf einbringen 14 Innovation für die Wasserpolitik 15 Neuveröffentlichungen / Agenda 16 Kurzinfos REDAKTIONELLE INFORMATIONEN Umwelt für Europäer ist ein Magazin der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, erscheint alle drei Monate auf Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Polnisch und Griechisch und kann kostenlos abonniert werden. Füllen Sie dazu das Formular des Magazins aus oder abonnieren Sie online unter http://ec.europa.eu/environment/mailingregistration/ main/mailing_reg.cfm Chefredakteur: Róbert Konrád Koordinator: Jonathan Murphy Weitere Auskünfte erteilt das Referat Kommunikation: http://ec.europa.eu/environment/contact/form_en.htm Informationen und Dokumente: http://ec.europa.eu/environment/contact/form_en.htm Die Webseite Umwelt für Europäer: http://ec.europa.eu/environment/news/efe/index.htm UMWELT ONLINE Möchten Sie wissen, was die Europäische Union für den Umweltschutz tut, was ein integriertes politisches Produkt ist oder wie man sich für ein „Umweltsiegel“ qualifiziert? Antworten auf diese Fragen und vieles mehr finden Sie auf der Webseite der GD Umwelt: ec.europa.eu/environment/index_de.htm HINWEIS Weder die Europäische Kommission noch Personen, die im Namen der Kommission handeln, sind für die etwaige Verwendung der in dieser Publikation enthaltenen Informationen oder für irgendwelche Fehler, die trotz sorgfältiger Vorbereitung und Prüfung auftreten können, verantwortlich. Gedruckt auf recyceltem Papier, ausgezeichnet mit dem europäischen Umweltsiegel fur graphisches Papier. (ec.europa.eu/environment/ecolabel) Luxemburg: Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2014 ISSN 1563-4175 © Europäische Union, 2014 © Titelbild: Mostra Die Reproduktion des Textes ist mit Quellenangabe gestattet. Die Reproduktion der Fotos (einschließlich der Abbildungen und Grafiken) ist nicht gestattet. Printed in Belgium © Shutterstock 3 Ein Flugreisender auf einem Rückflug von London nach New York generiert eine ebenso große Emissionsmenge, als ob er sein Haus ein ganzes Jahr lang heizen würde LUFTFAHRT EU drängt erfolgreich auf globale Maßnahmen bei Luftverkehrsemissionen Zivile Luftfahrzeuge, die in Europas regionalem Luftraum fliegen, werden ab Januar 2014 unter das EU-Emissionshandelssystem (ETS) fallen, sobald die erforderlichen Rechtsvorschriften in den kommenden Monaten verabschiedet sind. Die neuen Vorschriften gelten bis 2020, wenn ein weltweites Emissionshandelssystem in Kraft treten soll. Bei den Treibhausgasemissionen aus Luftfahrzeugen ist ein rascher Anstieg zu verzeichnen, da immer mehr Menschen immer mehr Ziele anfliegen. Ein Flugreisender auf einem Rückflug von London nach New York generiert eine ebenso große Emissionsmenge, als ob er sein Haus ein ganzes Jahr lang heizen würde. Aus diesem Grund ist die EU der Auffassung, der Luftfahrtsektor sollte seinen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten. Die zivile Luftfahrt ist bereits seit Anfang 2012 Teil des ETS, wonach Fluggesellschaften Zertifikate nutzen müssen, um ihre Emissionen zu kompensieren. Unter die Rechtsvorschriften fallen Emissionen aus allen Flügen in den, aus dem und im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) – das sind die EU plus Island, Liechtenstein und Norwegen – und zwar für die gesamte Flugdauer. Allerdings beschloss die EU, das ETS nur auf Flüge innerhalb des EWR und nicht auf Flüge, deren Start- oder Zielort in einemDrittland liegt, anzuwenden, •Luftverkehrsemissionen machen 2,5 % der globalen Treibhausgase aus. •Die ICAO prognostiziert, dass diese Emissionen bis 2050 um 500 bis 800 % ansteigen und damit ihren Anteil auf 4 % der globalen Treibhausgasemissionen erhöhen werden. •Eine Aufnahme des EU-Flugverkehrs in das ETS soll eine Einsparung von bis zu 250 Mio. Tonnen CO2 bis 2015 bringen. um der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) mehr Zeit zu geben, eine Einigung über globale Maßnahmen zur Regelung der Luftverkehrsemissionen zu erreichen. Im Oktober 2013 zeigte das Drängen der EU auf weltweite Maßnahmen erste Erfolge, als die ICAO sich darauf verständigte, bis 2016 einen globalen, marktbasierten Mechanismus zu entwickeln, um die internationalen Luftverkehrsemissionen in den Griff zu bekommen, der dann bis 2020 zur Anwendung bereitstehen soll. Als Reaktion auf diese Fortschritte und als Zugeständnis, um weitere Fortschritte bei den Verhandlungen über globale Maßnahmen zu erleichtern, schlägt die Europäische Kommission vor, das ETS auf alle Flüge auszuweiten, allerdings nur auf den Teil der Flüge, der innerhalb des europäischen regionalen Luftraums stattfindet. Der eingeschränkte Anwendungsbereich auf Flüge, deren Start- oder Zielort in einem Drittland liegt, würde dann ab 1. Januar 2014 bis zum Jahr 2020 gelten. Das vorgeschlagene System berücksichtigt in vollem Umfang die besonderen Gegebenheiten der Entwicklungsländer. Flüge, deren Start- oder Zielort in einem Land der unteren und mittleren Einkommensgruppe liegt, wären demnach vollständig befreit. Darunter fallen Routen in über 70 Länder, die einen Anteil von weniger als 1 % am internationalen Flugverkehrsaufkommen haben. Die nächsten Schritte Die Kommission hofft auf eine Verabschiedung des Entwurfs durch das Europäische Parlament und den Rat im ersten Quartal 2014. Sie wird das EU-System nach der nächsten Versammlung der ICAO im Jahr 2016 überprüfen. Falls dann der globale, marktbasierte Mechanismus beschlossen wird, wird die EU ihr System an das der ICAO angleichen. Ist dies nicht der Fall, wird sich die Union über ihr weiteres Vorgehen nach dem Ende des Jahrzehnts Gedanken machen müssen. Weitere Informationen http://ec.europa.eu/clima/policies/transport/aviation/ index_en.htm © Shutterstock 4 GRÜNE INFRASTRUKTUR Von grauer zu grüner Infrastruktur Grüne Infrastruktur arbeitet mit der Natur zusammen, um wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nutzen zu erzielen. Sie basiert auf dem Grundsatz, dass die gleiche Fläche Land häufig ein Vielfaches an Leistungen bietet, sofern die Ökosysteme intakt sind. Das Konzept wird derzeit in mehrere EU-Politikbereiche integriert, da die Kommission aktiv die in ihrer Mitteilung vom Mai 2013 festgelegte Strategie fördert. Eine grüne Infrastruktur kann einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Ressourceneffizienz- und Biodiversitätsziele der EU leisten, indem die Ökosysteme und ihre Leistungen bis 2020 erhalten und gestärkt und mindestens 15 % der geschädigten Ökosysteme wiederhergestellt werden. Was ist „grüne“ Infrastruktur? Unter grüner Infrastruktur versteht man ein strategisch geplantes Netz aus natürlichen und naturnahen Gebieten mit umweltbedingten Gegebenheiten, die in einer Weise gestaltet und verwaltet werden, dass zahlreiche Ökosystem-Dienstleistungen, wie z. B. Klimaschutz, Erhalt der Artenvielfalt und Wasserreinigung, daraus bezogen werden können. Es umfasst auch Grünflächen in ländlichen oder städtischen Gegenden sowie Küstenund Meeresgebiete. Als Investition sind Erhaltungs- und Restrukturierungsmaßnahmen oft billiger und langlebiger als herkömmliche bauliche Alternativen („graue Infrastruktur“). Statt z. B. Hochwasserschutzvorrichtungen zu bauen, würde eine grüne Lösung darin bestehen, natürliche Feuchtgebiete zuzulassen, die überschüssiges Wasser von starken Regenfällen aufnehmen können. Das ist ein Ansatz, der für eine Reihe von Politikbereichen Verbesserungen bringen kann, einschließlich für die regionale Entwicklung, den Klimawandel, die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft, die Städteplanung, den Naturschutz, die Wasserwirtschaft und den Katastrophenschutz. Die Kommission arbeitet technische Leitlinien aus, die erläutern werden, wie dieser Ansatz in nationale Maßnahmen und Programme zur Umsetzung der wichtigsten EU-Politiken während der nächsten sieben Jahre integriert werden kann. Für eine Reihe von Politikbereichen gibt es bereits Leitlinien, so für das Hochwasserrisikomanagement, für den natürlichen Wasserrückhalt und für kohäsionspolitische Investitionen. Sie werden in Kürze für die Landwirtschaft und für Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel bereitstehen. Grünes Band Europas Dieses ökologische Netz, das sich von der Barentssee bis zum Schwarzen Meer erstreckt, verwandelt eine der mächtigsten Grenzen in der Geschichte der Menschheit – den Eisernen Vorhang – in ein Sinnbild für Versöhnung und Zusammenarbeit. Es umfasst Hunderte von National- und Naturparks und nachhaltig genutzte Gebiete über verschiedene Grenzen hinweg und verbindet diese Gebiete zum Wohle von Natur und Menschen. Unterstützung grüner Initiativen Während der letzten 20 Jahre wurde eine zunehmende Zahl grüner Infrastrukturprojekte gestartet. Somit verfügt man inzwischen über einen reichen Erfahrungsschatz. Es gibt jedoch keinen umfassenden Überblick über das, was schon erreicht wurde. Die Kommission greift diese Lücke auf, damit Beispiele erfolgreicher Initiativen der breiten Öffentlichkeit kommuniziert werden können. Dies soll dazu beitragen, die Konsistenz von Daten und die Abstimmung von Ansätzen sicherzustellen und die Weiterentwicklung solcher Denkansätze zu fördern. Hierzu laufen umfangreiche Bestandsaufnahmen unter der Leitung der Europäischen Umweltagentur, der Gemeinsamen Forschungsstelle und von Datenzentren in Bereichen wie Biodiversität, Ökosystem-Dienstleistungen und Landnutzung. Ergänzt wird dies durch Forschungsarbeiten zu den komplexen Wechselwirkungen, die es überhaupt möglich machen, dass Ökosysteme eine Vielzahl an Leistungen bieten. M AG A Z I N D E R G E N E R A L D I R E K T I O N U M W E LT ● 5 N r. 5 1 EU-Finanzmittel aus dem LIFE-Programm sowie aus dem Agrarund Strukturfonds stehen für grüne Infrastrukturprojekte bereits zur Verfügung, soweit sie in die jeweiligen Programme integriert sind. Der EU-Haushalt für 2014-2020 wird darüber hinaus weitere Finanzierungsmöglichkeiten bieten. Die Kommission sucht ferner nach Möglichkeiten, die Investitionen aus dem Privatsektor aufzustocken. Sie arbeitet zusammen mit der Europäischen Investitionsbank an der Einrichtung einer innovativen Finanzierungsfazilität für Projekte, die Naturkapital fördern und Erträge oder Kosteneinsparungen bringen und die aufgrund von Marktversagen, Anfangsrisiken oder hohen Risikoeinschätzungen keine ausreichende Investitionssicherheit hätten. Die Fazilität soll Kredit- oder Eigenkapitalfinanzierung ermöglichen, entweder direkt für Projekte oder indirekt über Finanzinstitutionen oder Fonds. Für 2014 ist ein Pilotprojekt geplant. Anliegen der Kommission ist es, die Möglichkeiten für eine Ausweitung von Projekten auszuloten, um die Entstehung transeuropäischer Netze für grüne Infrastruktur zu fördern, ähnlich den bereits im Bereich Energie und Verkehr bestehenden Netzen. Eine Bewertung der Kosten und des wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Nutzens soll 2015 vorgelegt werden. „Begrünung“ auf allen Ebenen Die Strategie einer grünen Infrastruktur erfordert keine neuen Rechtsvorschriften, vielmehr wird mit ihr ein deutliches Signal an Entscheidungsträger, Planer und Förderer gesendet. Starke Das ist ein Ansatz, der für eine Reihe von Politikbereichen Verbesserungen bringen kann, einschließlich für die regionale Entwicklung, den Klimawandel, die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft, die Städteplanung, den Naturschutz, die Wasserwirtschaft und den Katastrophenschutz Städte begrünen Die spanische Stadt Vitoria-Gasteiz hat einen 613 Hektar großen, innovativen grünen Gürtel geschaffen – ein ausgedehntes Netz von Parks, Spazierwegen in der Stadt und nachhaltigen Wasserwirtschaftssystemen, die die Stadt umgeben und mit dem Hinterland verbinden. Wiederhergestellte Feuchtgebiete in den Vororten fungieren auch als kostengünstige Wasserrückhaltungs- und Klärgebiete und minimieren den Abfluss von Flusswasser in ein Abwasseraufbereitungsnetz, das andernfalls der Renovierung und Erweiterung bedürfte. Zusätzlich zu den Erholungsaspekten, die das Projekt hat, sorgt es dafür, dass das städtische Klima im Sommer gekühlt, Kohlenstoff abgeschieden und das Wasserinfiltrationsvermögen des Bodens erhöht wird. politische Unterstützung erhält diese Strategie von EU-Regierungen, dem Europäischen Parlament, dem Ausschuss der Regionen und dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss. Über ihren tatsächlichen Erfolg wird jedoch ihre Anwendung auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene bestimmen, wo Politiker und die zahlreichen betroffenen Interessengruppen diejenigen Initiativen bestimmen und umsetzen können, die dann auch zu den besten Ergebnisse führen sollen. Bis Ende 2017 möchte die Kommission die erzielten Fortschritte prüfen, einen Bericht über gewonnene Erfahrungen und neue Erkenntnisse herausgeben und Empfehlungen für die Zukunft abgeben. Weitere Informationen http://ec.europa.eu/environment/nature/ecosystems/ index_en.htm © Shutterstock 6 KROATIEN EU-Umweltstandards auf Kroatien ausgeweitet Am 1. Juli 2013 wurde Kroatien als 28. Mitglied in die Europäische Union aufgenommen. Infolgedessen hat es seit diesem Datum nahezu den gesamten europäischen Rechtsbestand in kroatisches Recht umgesetzt. In Bereichen, in denen dem Land zusätzliche Zeit für die Umsetzung eingeräumt wurde, muss es rechtsverbindliche Fristen einhalten. Die Mitgliedschaft in der EU ist für die Bürger von Kroatien in vielerlei Hinsicht gewinnbringend – Zugang zum Binnenmarkt mit mehr Produkten von besserer Qualität zu geringeren Kosten, EU-Finanzhilfen zur Diversifizierung der Landwirtschaft, Fischerei und Aquakultur, eine Reform des Justizwesens, um seine Unabhängigkeit sicherzustellen, und vieles mehr. Bevor Verhandlungen aufgenommen werden konnten, musste Kroatien seine Fähigkeit unter Beweis stellen, europäische Rechtsvorschriften umsetzen und deren Einhaltung gewährleisten zu können. Der Besitzstand im Umweltbereich war da keine Ausnahme. Obgleich das Land bereits über eine hohe Kompetenz in bestimmten Bereichen verfügte, insbesondere in den Bereichen Wasser und Natur, verpflichtete sich die Regierung, ihre Verwaltungskapazitäten und finanziellen Mittel auf das erforderliche Niveau anzuheben. Während des gesamten Prozesses war die EU bemüht, die Vorteile einer Umweltgesetzgebung hervorzuheben. Dabei unterstrich sie die Wichtigkeit einer starken grünen Wirtschaft für eine nachhaltige Zukunft und die wirtschaftlichen Vorteile beispielsweise einer starken Recyclingwirtschaft. Nicht der gesamte Besitzstand ist sofort anwendbar. So können Übergangszeiträume für Rechtsvorschriften ausgehandelt werden, bei denen hohe Investitionen erforderlich sind, vorausgesetzt, sie werden durch stichhaltige Argumente in technischer und finanzieller Hinsicht gestützt. Dies war der Fall bei der städtischen Abwasserbehandlung; hier wurde eine Umsetzungsfrist für das Jahr 2023 festgelegt. Der Abfallsektor ist ein weiterer Bereich, in dem größere Anstrengungen notwendig sind. Das Land, das – neben einer Reihe weiterer Projekte – dabei ist, regionale Abfallwirtschaftszentren einzurichten, hat Zeit bis Ende 2018, um sicherzustellen, dass alles umgesetzt wurde. Für die Verbesserung der Trinkwasserqualität wurde die gleiche Frist eingeräumt. EU-Finanzmittel sollen diesen Übergang erleichtern. Kroatien bereitet derzeit ein „Partnerschaftsabkommen“ mit der Europäischen Kommission vor, in dem es einen Vorschlag für die Verwendung seiner EU-Finanzmittel für Investitionen in Schlüsselbereichen wie Forschung und Innovation, der Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen, die langfristige, nachhaltige Arbeitsplätze schaffen, sowie der Unterstützung für eine kohlenstoffarme Wirtschaft unterbreitet. Die Strukturfonds sollen Unternehmen Zugang zu Finanzen verschaffen und ihnen helfen, durch neue Technologien, grüne Produktion und hochwertige Ausbildung wettbewerbsfähiger zu werden. Bereits 1995 starteten die ersten LIFE-Projekte in Kroatien im Rahmen des Teilbereichs LIFE-Drittländer. Vor dem Beitritt wurden etwa 14 Projekte finanziert mit Gesamtinvestitionen in Höhe von 9 Mio. EUR. Als Vollmitglied der EU kann sich Kroatien nun für LIFE-Finanzmittel aus den drei Hauptbereichen des Programms bewerben: Natur und Artenvielfalt, Umweltpolitik und gute Verwaltungspraxis sowie Information und Kommunikation. Reiche Artenvielfalt Mehr als ein Drittel des kroatischen Staatsgebiets soll in das Netz Natura 2000 aufgenommen werden, was nicht nur Kroatiens Engagement für den Naturschutz, sondern auch seine bemerkenswerte Artenvielfalt widerspiegelt. Natura 2000 wird beim nachhaltigen Tourismus in der Zukunft eine große Rolle spielen – Kroatiens beeindruckende Landschaften bergen mehr als 9 000 Höhlen, die eine einzigartige Artenvielfalt beherbergen, wovon viele Arten für die Wissenschaft noch neu sind, sowie große Populationen von Bären, Luchsen und Wölfen und ungefähr 8 000 Meereslebewesen in der Adria. Kroatien bereitet derzeit ein „Partnerschaftsabkommen“ mit der Europäischen Kommission vor, in dem es einen Vorschlag für die Verwendung seiner EU-Finanzmittel für Investitionen in Schlüsselbereichen wie Forschung und Innovation, der Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen, die langfristige, nachhaltige Arbeitsplätze schaffen, sowie der Unterstützung für eine kohlenstoffarme Wirtschaft unterbreitet © Shutterstock © LIFE06 ENV/D/000485 7 LIFE – MOVEABLE HEPP Markteinführung des LIFEDemonstrationsprojekts zur Wasserkrafttechnologie Die Wasserkrafttechnologie des beweglichen Wasserkraftwerks „Moveable HEPP“, wie seine offizielle Projektbezeichnung lautet, wurde an zwei deutschen Standorten im Rahmen eines LIFE-Projekts demonstriert und wird jetzt in ganz Europa eingesetzt. Mehrere Großanlagen, die die patentierte Technologie des Projekts anwenden, sind betriebsbereit, und weitere werden folgen. Das mit dem „Best of the Best“-Preis ausgezeichnete LIFE-Umweltprojekt „Moveable HEPP“ (LIFE06 ENV/D/000485) hat erfolgreich eine neue Wasserkrafttechnologie zur Anwendung gebracht, mit der sich erneuerbare Energie gewinnen lässt, ohne die natürlichen Ökosystemfunktionen von Flusshabitaten zu beeinträchtigen. Die neue Technologie wurde durch den erfolgreichen Betrieb einer großtechnischen Pilotanlage an der Kinzig, einem wichtigen Fluss für die Wiedereinführung des Lachses am Oberrhein, unter Beweis gestellt. Der Projektträger, das Stromversorgungsunternehmen Elektrizitätswerk Mittelbaden Wasserkraft GmbH & Co. KG, integrierte bewegliche Wasserkraftwerke in bestehende Wehre bei Gegenbach und Offenbach in Baden-Württemberg. Der trichterförmige Hauptteil der Anlage beherbergt die Turbine und den Generator und ist nach oben und unten beweglich gestaltet, so dass es über- und unterströmt werden kann, je nachdem wie viel Wasser der Fluss gerade führt. Ein Anheben des Anlagengehäuses in Zeiten höherer Wasserlast erhöht die Stromausbeute und sorgt dafür, dass ein Teil des Wassers und damit das Geschiebe (Schotter) unter dem Gehäuse durchströmen kann, während die Fische die Anlage sicher unterhalb, oberhalb oder direkt passieren können, da die Turbine mit einer niedrigen Strömungsgeschwindigkeit arbeitet. Diese Technik bietet dem Stromversorgungsunternehmen die Möglichkeit der Fernsteuerung der Turbinenneigung entsprechend den Wasserstandsschwankungen. Während der Dauer des LIFE-Projekts durchgeführte Studien über die potenziellen ökologischen Risiken zeigten, dass sich weder Gefahren für Fischpopulationen ergaben noch eine Ansammlung von Ablagerungen um die Anlage herum stattfand, die zu einer Überflutung hätte führen können. Schotter und anderes Flussbettmaterial wurden durch die Technologie nicht beeinträchtigt, die Lärmpegel wurden als niedrig betrachtet. Das Elektrizitätswerk Mittelbaden rechnet damit, dass die neue Technologie, verglichen mit einer herkömmlichen Anlage, zu Kosteneinsparungen von 16 % führen könnte. Hinzu kommen 11 % höhere Renditen (Stromerlöse) durch verbesserte Effizienz. Weitere Anlagen Seit Beendigung des Projekts (Juni 2011) wurde die Moveable HEPP-Technologie im Rahmen einer großtechnischen Umsetzung bei einer privatwirtschaftlich betriebenen Kraftwerksanlage im schweizerischen Thurfeld eingeführt. Laut Peter Roth, Geschäftsführer der Hydro-Energie Roth GmbH – eines der beiden Unternehmen, die sich zum Elektrizitätswerk Mittelbaden zusammengeschlossen haben – verleiht der Besuch dieser nun in Betrieb genommenen Anlage dem Erfolg des LIFE-Projekts mehr Gewicht und ermutigt Energieunternehmen, eigene Anlagen zu bauen. Der österreichische Energieriese Verbund verfolgt jetzt seine eigene Initiative zum Thema „bewegliche Wasserkraft“. Es ist die größte Anlage ihrer Art; sie umfasst acht Stationen mit zwei Turbinen und verfügt über eine Gesamtleistung von 1 350 kW. Weitere Anlagen in Europa sind in Planung, darunter Großanlagen in Bulgarien und Rumänien. Viele kleinere Anlagen in Deutschland werden bis Mai 2014 in Betrieb gehen. Weitere Informationen http://ec.europa.eu/environment/life/project/Projects/ index.cfm?fuseaction=search.dspSeite&n_proj_id=3075 Ein Anheben des Anlagengehäuses in Zeiten höherer Wasserlast erhöht die Stromausbeute und sorgt dafür, dass ein Teil des Wassers und damit das Geschiebe (Schotter) unter dem Gehäuse durchströmen kann, während die Fische die Anlage sicher unterhalb, oberhalb oder direkt passieren können, da die Turbine mit einer niedrigen Strömungsgeschwindigkeit arbeitet 8 IPCC Neue Warnungen von Wissenschaftlern vor einer Verschärfung des Klimawandels Der jüngste Bericht der Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe für Klimaänderungen (IPCC) der Vereinten Nationen kommt unmissverständlich zu dem Schluss, dass sich ein Klimawandel vollzieht und dass durch menschliche Aktivitäten verursachte Treibhausgasemissionen bei weitem die überwiegende Ursache dafür sind. Er warnt, dass der Klimawandel in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts gefährliche Ausmaße annehmen wird, wenn die Emissionen nicht erheblich verringert werden. Der Bericht, an dem etwa 2 000 Klimaforscher aus aller Welt beteiligt waren, gibt den aktuellsten internationalen wissenschaftlichen Konsens über den Klimawandel wieder. Er ist ein wichtiger Input zu den laufenden internationalen Verhandlungen, die darauf abzielen, eine Einigung über ein neues, für alle © Shutterstock Der IPCC ist das führende internationale Gremium, das zum verbesserten Verständnis des Klimawandels wissenschaftliche, technische und sozioökonomische Informationen zusammenträgt und bewertet. Dieser Bericht ist der erste von vieren, die zusammen den Fünften Sachstandsbericht bilden sollen. Insgesamt waren etwa 2 000 Klimaforscher aus aller Welt an dem neuen Bericht beteiligt, für den Tausende veröffentlichter Forschungsarbeiten durchgesehen wurden. Die Ergebnisse wurden von den Mitgliedsregierungen der Sachverständigengruppe angenommen. Länder geltendes globales Klimaabkommen bis 2015 herbeizuführen und Wege zu finden, wie eine stärkere Reduzierung der weltweiten Emissionen vor dem Jahr 2020 erreicht werden kann. Die Hauptaussagen der Schlussfolgerungen des Berichts * besagen, dass der Anstieg der in den vergangenen 60 Jahren aufgezeichneten Oberflächentemperatur mit einer Sicherheit von mindestens 95 % durch menschliche Aktivitäten hervorgerufen wurde und dass die Beweise für den Klimawandel überwältigend sind. Ehrgeizige globale Maßnahmen nötig In dem Bericht wird betont, dass gemeinsame Anstrengungen von Regierungen, Unternehmen und jedem Einzelnen notwendig sind, um den Klimawandel zu bewältigen. Dazu bedarf es einer erheblichen und nachhaltigen Verringerung der weltweiten Treibhausgasemissionen und eindeutiger internationaler Verpflichtungen. Und selbst dann werden viele Auswirkungen des Klimawandels noch jahrhundertelang spürbar sein. EU-Klimakommissarin Connie Hedegaard sagte, der Bericht betone die Notwendigkeit ehrgeiziger globaler Maßnahmen. „Wenn Ihr Arzt sich zu 95 % sicher wäre, dass Sie eine ernsthafte Erkrankung haben, dann würden Sie umgehend nach einem Heilmittel suchen. Warum sollten wir größere Risiken eingehen, wenn die Gesundheit unseres Planeten auf dem Spiel steht?“ Sie fügte hinzu, dass Europa weiterhin aktiv den Kampf gegen den Klimawandel anführen und ein entschlosseneres Handeln von anderen wichtigen Emissionsländern fordern werde. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Oberflächentemperaturen im Laufe des letzten Jahrhunderts um etwa 0,8 °C gestiegen sind und dass jedes der letzten drei Jahrzehnte an der Erdoberfläche sukzessive wärmer war als alle vorangehenden Jahrzehnte seit 1850. Insgesamt betrachtet war der Zeitraum 1983-2012 die wärmste 30-Jahr-Periode in der nördlichen Hemisphäre seit 1 400 Jahren. Die Treibhausgase sind auf einem während der letzten 800 000 Jahre noch nie dagewesenen Niveau, und die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre ist seit 1750 um etwa 40 % angestiegen, was nahezu vollständig auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe und die Entwaldung zurückzuführen ist. Die Veränderungen sind deutlich an den großen Weltmeeren abzulesen. Der Meeresspiegel ist seit Anfang des letzten 9 © Shutterstock Jahrhunderts weltweit um 20 cm angestiegen und steigt weiter. Gletscher weichen zurück, Permafrostböden tauen auf und das Sommer-Meereis in der Arktis schwindet. Die jahreszeitlich bedingten Schneefälle auf der nördlichen Hemisphäre gehen ebenfalls zurück. Auf dem besten Weg zu einer Erwärmung von mehr als 2 °C Unter der Verwendung von Klimamodellen entwickelt der Bericht Zukunftsszenarien. Werden die Emissionen nicht verringert, könnte die durchschnittliche Oberflächentemperatur gegen Ende des Jahrhunderts 2,6 bis 4,8 °C höher als heute liegen, der Meeresspiegel zwischen einem halben und einem Meter höher sein, und Wettermuster wären dann erheblich gestört. Die internationale Gemeinschaft hat sich darauf geeinigt, dass der Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur – verglichen mit der der vorindustriellen Zeit – bei unter 2 °C bleiben sollte, um schlimmste Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Der Weltklimarat IPCC kommt zu dem Schluss, dass die Gesamtmenge der seit der vorindustriellen Zeit ausgestoßenen Treibhausgase auf 1 000 Gigatonnen Kohlenstoff begrenzt werden muss, um mehr als eine Zweidrittel-Chance dafür zu haben, unter der Marke von 2 °C zu bleiben. Um diese Zahl ins rechte Licht zu rücken: Die Hälfte dieser Menge wurde bereits ausgestoßen und wenn die Emissionen auf ihrem gegenwärtigen Niveau bleiben, werden wir die Obergrenze etwa 2050 erreicht haben. Um dieses „Kohlenstoffbudget“ nicht zu überschreiten, wird es ehrgeiziger weltweiter Reduktionsziele bedürfen, die jedoch eine spürbare Veränderung mit sich bringen: Der Anstieg der Oberflächentemperatur gegen Ende des Jahrhunderts könnte so auf einen Wert zwischen 0,9 °C und 2,3 °C und der Meeresspiegelanstieg auf 30 bis 60 Zentimeter begrenzt werden. Wenn Ihr Arzt sich zu 95 % sicher wäre, dass Sie eine ernsthafte Erkrankung haben, dann würden Sie umgehend nach einem Heilmittel suchen. Warum sollten wir größere Risiken eingehen, wenn die Gesundheit unseres Planeten auf dem Spiel steht? Connie Hedegaard Kurzzeit-Trend Die Erwärmung der Erdoberfläche hat sich in den letzten 15 Jahren verlangsamt, wahrscheinlich vor allem aufgrund von Schwankungen bei natürlichen Kreisläufen wie z. B. dem El Niño-/ La Niña-Phänomen im Pazifik, einer Abkühlung durch Vulkanexplosionen und geringerer Sonnenaktivität. Kurzzeitliche Schwankungen dieser Art gab es im letzten Jahrhundert jedoch mehrfach. Sie spiegeln im Allgemeinen nicht den wesentlich bedeutsameren langfristigen Trend ansteigender Temperaturen wider. Viel wichtiger ist hingegen, dass sich die Erwärmung des Klimasystems als Ganzes trotz eines verlangsamten Anstiegs der Oberflächentemperatur unvermindert weiter fortsetzt. Die Erwärmung der Ozeane ist zu mehr als 90 % für die globale Erwärmung verantwortlich, und die Ozeantemperaturen steigen in rasanter Geschwindigkeit. Die Schlussfolgerungen, zu denen der Bericht kommt, basieren auf neuen Erkenntnissen, umfangreicheren Beobachtungen, tieferen Einblicken in klimatische Prozesse und weiter reichenden Klimawandelvorhersagen als dies bei vorhergehenden Berichten der Fall war. Der Bericht bestätigt und untermauert die wesentlichen Ergebnisse des Vierten Sachstandsberichts des IPCC aus dem Jahr 2007, der menschlichen Aktivitäten zu 90 % die Ursache für den Klimawandel zuschrieb. Weitere Informationen http://www.climatechange2013.org * Bericht der IPCC-Arbeitsgruppe 1, Klimawandel 2013: Wissenschaftliche Grundlagen Nach dem neuen System werden Schiffseigner, die EU-Häfen anlaufen, die Emissionen ihrer Schiffe überwachen, melden und überprüfen müssen, unabhängig davon, wo sie registriert sind ENTWURF FÜR DIE MEERESPOLITIK CO2-Emissionen der Schifffahrt bekämpfen Die Europäische Kommission hat in einem ersten Schritt einen Gesetzentwurf zur Verringerung der Treibhausgase aus dem Seeverkehr vorgelegt. Danach sollen ab Januar 2018 die Eigner von Schiffen mit mehr als 5 000 Gross-Tonnage, die EU-Häfen anlaufen, den jährlichen Kohlendioxidausstoß (CO2) jedes ihrer Schiffe überwachen und melden. Die Schifffahrt ist generell kraftstoffsparender als andere Verkehrsarten, doch ihre Treibhausgasemissionen sind nicht zu vernachlässigen und nehmen rasch zu. Gegenwärtig machen sie 3 % der weltweiten Emissionen aus – das ist mehr als Deutschland in einem Jahr ausstößt – und es wird erwartet, dass sie bis 2050 auf 5 % ansteigen. Der Seeverkehr ist von Natur aus international. Es bestehen keine Regulierungsmaßnahmen zur Begrenzung oder Reduzierung seiner Emissionen, doch in der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) finden Gespräche darüber statt, wie Energieeffizienz-Standards für bestehende Schiffe entwickelt werden können. Der Entwurf der Kommission wird wertvolle Daten liefern, die einen konkreten Beitrag zur Entwicklung globaler Maßnahmen durch die IMO leisten werden. Neue Verantwortlichkeiten für Schiffseigner Nach dem neuen System werden Schiffseigner, die EU-Häfen anlaufen, die Emissionen ihrer Schiffe überwachen, melden und überprüfen müssen, unabhängig davon, wo sie registriert sind. Um Verwaltungskosten gering zu halten, stehen den Eignern verschiedene Überwachungsmethoden zur Wahl. Des Weiteren dürfen sie bereits vorhandene Dokumente und Daten, wie z. B. Bunkerbescheinigungen für Kraftstoff, oder andere bereits im Einsatz befindliche technologisch anspruchsvollere Methoden verwenden. Der neue EU-weite gesetzliche Rahmen für die Erhebung und Meldung verifizierter Daten wird erstmalig ein umfassendes Bild der CO2-Emissionen und anderer klimarelevanter Informationen von großen Schiffen, die EU-Häfen anlaufen, vermitteln. Es wird erwartet, dass die Genauigkeit und Transparenz dieser Daten diesem Sektor nicht nur ökologischen sondern auch ökonomischen Nutzen bringen wird. Je genauer auf die Energieeffizienz von Schiffen geachtet wird, umso deutlicher werden die potenziellen Einsparungen bei den Kraftstoffkosten ausfallen. Die Kommission glaubt, dass diese den Kostenaufwand für die Einhaltung der neuen Anforderungen überwiegen werden und bis 2030 zu Nettoeinsparungen von 1,2 Mrd. EUR jährlich führen könnten. Die Festlegung der Grenze auf 5 000 Gross-Tonnage bedeutet, dass etwa 45 % der Schiffe, die EU-Häfen anlaufen, vom Meldesystem ausgenommen sind. Gleiches gilt für Kriegs- und Marineschiffe sowie Fischereifahrzeuge, Yachten und staatliche Schiffe für nichtkommerzielle Zwecke. Dennoch sind 55 % der Schiffe, die unter die Regelung fallen werden, für 90 % der CO2-Emissionen auf Fahrten zu und von EU-Häfen verantwortlich. Das System der Überwachung, Meldung und Überprüfung ist die erste Phase in der Strategie der Kommission, Emissionen des Seeverkehrs zu bekämpfen. Diese könnte in eine zweite Phase münden, in der dann Reduktionsziele für Schiffe festgelegt werden, und schließlich zur Einführung marktbasierter Maßnahmen führen. Der Gesetzentwurf muss jetzt geprüft und von den EU-Regierungen und dem Europäischen Parlament verabschiedet werden. Sofern der aktuelle Zeitplan eingehalten wird, könnte eine Gesetzgebung im Juli 2015 in Kraft treten. Schiffseigner müssten dann bis Ende 2017 jährliche Überwachungspläne erstellt haben, und diese ab 1. Januar 2018 umsetzen. Weitere Informationen http://ec.europa.eu/clima/policies/transport/shipping/ index_en.htm © Shutterstock 10 M AG A Z I N D E R G E N E R A L D I R E K T I O N U M W E LT ● 11 N r. 5 1 A B FA L LV E R B R I N G U N G Scharfes Vorgehen gegen illegale Verbringung von Abfällen In den letzten Jahren haben nationale Kontrollen immer wieder gezeigt, dass EU-Vorschriften über die Abfallverbringung systematisch gebrochen werden. Die Verletzung der Vorschriften stellt eine ernsthafte Gefahr für die menschliche Gesundheit und die Umwelt dar. Nun hat die Kommission ein Maßnahmenpaket vorgelegt, mit dem das Problem angegangen und ein scharfes Vorgehen gegen die illegale Verbringung realisiert werden soll. Bei Inspektionen in Häfen, auf Straßen und in Unternehmen stellte sich heraus, dass etwa 25 % der verbrachten Abfälle in der EU gegen die EU-Abfallverbringungsverordnung verstoßen. Besonders akut ist das Problem bei gefährlichen Abfällen, die illegal in Entwicklungsländer nach Asien und Afrika exportiert werden, wo sie entweder auf Deponien verbracht oder zu wesentlich geringeren Kosten und auf weniger effiziente Weise behandelt werden als in Europa. Selbst wenn nur 1 % der gesamten Abfallverbringung illegal wäre, würde das einer Menge von 2,8 Mio. Tonnen jährlich entsprechen. Derzeit sind alle Exporte gefährlicher Abfälle in Nicht-OECD-Staaten und alle Exporte von Abfällen zur Entsorgung außerhalb Europas rechtswidrig und müssen, sofern dies entdeckt wird, zurückgebracht werden. Gegenwärtig obliegt es den Mitgliedstaaten, Kontrollen über die Abfallverbringung durchzuführen. Sie haben jedoch die Freiheit, selbst über die Art und Weise der Kontrollen zu entscheiden. Infolgedessen haben einige Mitgliedstaaten besonders gut entwickelte Inspektionsmethoden, andere hingegen führen eher weniger strenge Kontrollen durch – und sind daher attraktiv für Exporteure illegaler Abfälle. Um die Standards im Allgemeinen anzuheben und den illegalen Handel auszumerzen, hat die Kommission eine Verschärfung der bestehenden Vorschriften vorgeschlagen. Bei Inspektionen in Häfen, auf Straßen und in Unternehmen stellte sich heraus, dass etwa 25 % der verbrachten Abfälle in der EU gegen die EU-Abfallverbringungsverordnung verstoßen Neue Befugnisse Der Vorschlag sieht vor, dass Mitgliedstaaten jährliche Inspektionspläne erstellen. Diese sollen auf Risikobewertungen zu bestimmten Abfallströmen und -quellen illegaler Verbringung basieren und den nationalen Behörden helfen, gezielt Bereiche mit den größten Gefahren ins Visier zu nehmen. Die Pläne sollen auch das Vertrauen der Öffentlichkeit stärken. Eine Veröffentlichung der Pläne muss erfolgen, damit Bürger über die Maßnahmen informiert werden, die die Behörden zu unternehmen beabsichtigen, um die illegalen Praktiken auszumerzen und eine gesunde Umgebung sicherzustellen. Dies wird wichtig sein, um der Öffentlichkeit glaubhaft zu machen, dass die Behörden das Problem der Verbringung illegaler Abfälle effektiv angehen wollen. Der Vorschlag der Kommission sieht auch die Möglichkeit vor, die Beweislast umzukehren, wenn illegale Verbringungen vermutet werden. Bei der Durchführung von Vor-Ort-Kontrollen könnten Behörden beispielsweise verlangen, dass die für eine Verbringung verantwortliche Person die notwendigen Unterlagen beibringt, um bestimmen zu können, ob es sich bei der Ladung um Abfälle handelt oder nicht und diese im zutreffenden Fall an ihrem Bestimmungsort umweltgerecht entsorgt wird. Das neue Gesetz, das das Europäische Parlament und die EURegierungen im Laufe des Jahres 2014 erwartungsgemäß verabschieden werden, wird sicherstellen, dass rechtskonforme Entsorger in der EU nicht von illegalen Konkurrenten unterboten werden. Es wird Umweltstandards im Allgemeinen verbessern und stärkeren Schutz für Drittländer bieten. Viele in Abfällen enthaltene qualitativ hochwertige Rohstoffe könnten wiederverwertet und hohe Rückführungs- und Sanierungskosten würden auf Seiten der Mitgliedstaaten eingespart werden. Weitere Informationen http://ec.europa.eu/environment/waste/shipments/index.htm http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2013:0516:FIN:DE:PDF © Shutterstock 12 Etwa 15 % des Bodens in der Union sind von Erosion betroffen, und ungefähr 45 % der europäischen Böden, insbesondere im südlichen Teil des Kontinents, weisen einen niedrigen Gehalt an organischer Substanz auf und stehen in der Gefahr weiterer Degradation UNCCD Neuer Schwerpunkt beim Kampf gegen die Wüstenbildung Internationale Bemühungen zur Bekämpfung der Wüstenbildung und zur Förderung nachhaltiger Landnutzung haben auf der zweijährlichen Tagung der Parteien des UN-Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) in Namibia Ende September einen kräftigen Schub bekommen. Unter aktiver Mitwirkung der EU wurden wichtige Entscheidungen getroffen, um dem Übereinkommen neue Impulse zu geben. Das Übereinkommen, das 193 Staaten unterzeichnet haben, ist das einzige internationale Abkommen, das sich mit der Bodendegradation befasst, doch es konnte bisher kaum die gleichen Auswirkungen erzielen wie parallele Übereinkommen über den Klimawandel und die Artenvielfalt. Diese Diskrepanz soll sich nun nach der 11. Tagung der Vertragsparteien (COP 11) in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, verringern. Die Parteien vereinbarten die Einrichtung einer neuen Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik. Damit wurde auf bereits seit langem erhobene Forderungen reagiert, wissenschaftliche Erkenntnisse an die Politik weiterzuleiten. Die Rolle dieser Schnittstelle wird ähnlich gestaltet sein wie die der Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe für Klimaänderungen und des Zwischenstaatlichen Wissenschaftsrats für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen. Trotzdem wird sie etwas anders aufgebaut sein. Statt eigene Forschungsarbeiten durchzuführen, wird sie mit bestehenden Wissenschaftsorganisationen zusammenarbeiten und im Rahmen einer Kooperationspartnerschaft, die die Wechselwirkungen zwischen Wüstenbildung, Artenvielfalt und Klimawandel anerkennt, die Ergebnisse deren Arbeiten prüfen. Ferner soll auch eine zwischenstaatliche Arbeitsgruppe entstehen, die überprüfen soll, wie das Übereinkommen die im letzten Jahr bei der UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung (Rio+20) eingegangenen Verpflichtungen umsetzen kann, um das Problem der globalen Bodendegradation in den Griff zu bekommen. Als Teil ihrer Aufgabe wird diese Gruppe analysieren, wie ein „neutraler Zustand“ bei der Bodendegradation erreicht werden kann, indem Bodenverluste durch Verbesserungen an anderen degradierten Böden ausgeglichen werden. Unter dem Vorsitz Namibias, das als Gastgeber fungierte, wurde ein Entwurf für eine politische Erklärung – die „Namib Declaration“ – ausgearbeitet, in der insbesondere auf die Notwendigkeit der Stärkung des Übereinkommens, der Weiterentwicklung der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik und der Zusammenarbeit mit dem Privatsektor hingewiesen wird. EU ebenfalls betroffen Wüstenbildung und Bodendegradation sind ein globales Phänomen, und die EU bleibt von seinen Folgen nicht ausgespart. Etwa 15 % des Bodens in der Union sind von Erosion betroffen, und ungefähr 45 % der europäischen Böden, insbesondere im südlichen Teil des Kontinents, weisen einen niedrigen Gehalt an organischer Substanz auf und stehen in der Gefahr weiterer Degradation. Die EU unterstützt eine Vielzahl von Projekten in Entwicklungsländern weltweit, die sich direkt oder indirekt mit der Wüstenbildung befassen und eine nachhaltige Landbewirtschaftung sowie Forschungsarbeiten in diesem Bereich fördern. Eine Forschungsinitiative führte Anfang 2013 zur Veröffentlichung des ersten Bodenatlas Afrikas. Die Arbeit ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Wissenschaftlichen Dienst der Kommission, der Gemeinsamen Forschungsstelle und einem Team aus afrikanischen und europäischen Bodenkundlern. In dem Atlas, der Kartenmaterial in Farbe und Illustrationen enthält, wird die Vielfalt der afrikanischen Böden erklärt und mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass Boden eine nicht erneuerbare Ressource ist. Ziel dieses Atlas ist es, Politiker und die breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass der Schutz des Bodens unerlässlich ist. © Shutterstock Weitere Informationen www.unccd.int http://eusoils.jrc.ec.europa.eu/library/maps/africa_atlas/ index.html M AG A Z I N D E R G E N E R A L D I R E K T I O N U M W E LT ● 13 N r. 5 1 KONFERENZ ÜBER KUNSTSTOFFABFÄLLE Kunststoffabfälle wieder in den Wirtschaftskreislauf einbringen Die Europäische Union muss zunehmend den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft bewerkstelligen, in der Produkte wiederverwendet und verwertet – und nicht weggeworfen – werden, wenn sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Diese Botschaft war deutlich herauszuhören, als führende Experten sich kürzlich auf einer Konferenz in Brüssel über Kunststoffe und Kunststoffabfälle in einer Kreislaufwirtschaft damit befassten, wie das wachsende Problem von Kunststoffabfällen bewältigt werden kann. Kunststoffe finden aufgrund ihrer Vielseitigkeit und einzigartigen Eigenschaften breite Verwendung in den verschiedensten Gegenständen des täglichen Gebrauchs, von Verpackungen und Haushaltsgeräten bis hin zu Möbeln und Kraftfahrzeugen. Es ist bekanntlich auch schwierig, sie zu entsorgen, und mit der steigenden Kunststoffproduktion nehmen auch die Kunststoffabfälle zu. Im Rahmen der Bemühungen zur Bekämpfung des Problems hat die Kommission Anfang 2013 ein Grünbuch zu einer europäischen Strategie für Kunststoffabfälle in der Umwelt veröffentlicht. Darin wird der wichtige Beitrag gewürdigt, den Kunststoffe leisten, während gleichzeitig auf die abfallwirtschaftlichen Herausforderungen hingewiesen wird, die sie mit sich bringen. Insbesondere in Meeresumgebungen spielen diese eine wichtige Rolle. 80 % der Kunststoffe in unseren Gewässern stammen nicht von Schiffen, sondern von Land, und wir haben gerade erst begonnen zu verstehen, welche Auswirkungen diese Abfälle auf unsere Gesundheit und die Umwelt haben. Dies führte zu einer breit angelegten öffentlichen Konsultation mit fast 300 Beiträgen von Behörden, NRO, der Wirtschaft und anderen Interessengruppen. Die am 30. September abgehaltene Konferenz brachte die Untersuchung des Problems einen Schritt weiter und diente der Erarbeitung weiterer Beiträge für die breiter angelegte, von der Kommission für 2014 geplante Überprüfung des Themenkomplexes „Abfälle“. Wesentliche Rolle der Kreislaufwirtschaft In den letzten Jahren war ein bedeutsamer Anstieg der für die Wiederverwertung in der Union gesammelten Kunststoffmengen zu verzeichnen. Allerdings beträgt der Gesamtanteil nach wie vor nur 24 %. Mit dem wachsenden Druck, der auf Rohstoffen und natürlichen Ressourcen lastet, ist die Verschwendung von 76 % aller verwendeten Kunststoffe ein Luxus, den sich Europa nicht mehr länger leisten kann. Auf der Konferenz herrschte breite Übereinstimmung unter den Experten darüber, dass sich unbedingt ein Übergang von unserem heutigen linearen System, in dem Produkte hergestellt und dann weggeworfen werden, zu einem kreislaufwirtschaftlichen Modell, bei dem Gegenstände eine neue Bestimmung erhalten, vollziehen muss. Dadurch wären Hersteller zunehmend verpflichtet, das Eigentum an ihren Produkten zu behalten und deren Wiederverwertung und Wiederverwendung bereits im Entwicklungsstadium zu berücksichtigen. Starke Unterstützung kam von den Teilnehmern auch für ein Verbot von Kunststoffabfällen in Mülldeponien. Obgleich die EU plant, die Deponierung bis 2020 praktisch abzuschaffen, so sind die Deponien noch immer Lagerort für die Hälfte aller Kunststoffabfälle. Großen Rückhalt fand auch eine deutliche Erhöhung der Verwertungsziele für Kunststoffe. Eine von Plastic Recyclers Europe erstellte Analyse zeigt, dass ein Ziel von 62 % bis 2020 erreichbar und wirtschaftlich tragfähig ist. Dann würden mehr als 24 Mio. Tonnen nicht mehr auf der Deponie landen, 11 Mio. Tonnen Kunststoff-Recyclate auf den Markt kommen, Einsparungen von 4,5 Mrd. EUR durch den Ersatz neuer Kunststoffe erzielt und etwa 360 000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Weitere Informationen http://ec.europa.eu/environment/waste/plastic_waste_conf.htm Mit dem wachsenden Druck, der auf Rohstoffen und natürlichen Ressourcen lastet, ist die Verschwendung von 76 % aller verwendeten Kunststoffe ein Luxus, den sich Europa nicht mehr länger leisten kann © Shutterstock © Shutterstock 14 EIP Water Boosting opportunities – Innovating water WASSERPARTNERSCHAFT Innovation für die Wasserpolitik Wasser ist eine lebenswichtige Ressource für das Leben und unsere Wirtschaft. Doch es ist mit vielen ernsten Herausforderungen konfrontiert, von Knappheit und Verschmutzung bis hin zur Zerstörung der Ökosysteme. Um diese Probleme anzugehen, fördert die Kommission innovative Lösungen, die denen, die sie entwickeln, gleichzeitig kommerzielle Möglichkeiten erschließen. Durch die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) für Wasser soll die Umsetzung der EU-Wasserpolitik neue Denkanstöße erhalten. Diese Partnerschaft geht die Aufgabe aus einer breit angelegten Perspektive heraus an und umfasst dabei neue Produkte, Prozesse und Arbeitsweisen im öffentlichen und privaten Sektor. Zudem nimmt die EIP einen pragmatischen Ansatz ein, indem zunächst die Probleme des Wassersektors bestimmt, die möglichen Lösungen erwogen, Hindernisse für ihre Entwicklung identifiziert und Wege zu deren Überwindung gefunden werden. Obgleich sie die gesamte Wertschöpfungskette des Innovationsprozesses abdeckt, konzentriert sich die Partnerschaft auf fünf prioritäre Bereiche: Wasserwiederverwendung und -aufbereitung, Abwasserbehandlung, Fragen rund um den Themenkomplex „Wasser und Energie“, Hochwasserrisikomanagement und Dürrerisikosteuerung sowie Ökosystem-Dienstleistungen. Ergänzt werden diese von drei übergreifenden Prioritäten: Wassermanagement, Systeme zur Unterstützung der Entscheidungsfindung und Finanzen. In jedem Bereich wurden die wichtigsten Herausforderungen, Engpässe, Marktmöglichkeiten und Ziele ermittelt. Das große Interesse, auf das die Innovationspartnerschaft gestoßen ist, verdeutlicht die Reaktion auf den Aufruf der Kommission an Aktionsgruppen zur Zusammenarbeit bei der Identifizierung von Problemen und Erarbeitung von Lösungen. Sie erhielt 64 Vorschläge von über 700 Organisationen. Am Ende wurden neun Aktionsgruppen aufgrund ihrer hervorragenden Leistungen und ihrer Fähigkeit, Lösungen anzubieten und zu vermarkten, ausgewählt. Diese decken Bereiche ab wie z. B. industrielle Wasserwiederverwendung und -aufbereitung, Ökosystem-Dienstleistungen und Städtekonzeption. Blick nach vorn Nachdem die Partnerschaft 2012, im Jahr des Wassers der EU, ins Leben gerufen worden war, wurde nun im zweiten Jahr ihres Bestehens vergangenen November ein neuer Aufruf für Aktionsgruppen gestartet und ein Arbeitsprogramm für 2014 beschlossen. Dazu gehören auch Ansätze, durch die ein breites Publikum auf erprobte Erfindungen aufmerksam gemacht wird, damit diese eine breitere Anwendung finden und ihre Entwickler einen höheren kommerziellen Nutzen daraus erhalten. Ein besonderes Augenmerk gilt auch Möglichkeiten zur Verknüpfung von Initiativen wie z. B. Technologieplattformen, nationale Maßnahmen und die Bereitstellung finanzieller Mittel aus Quellen wie dem EU-Strukturfonds und dem Forschungsprogramm Horizont 2020, mit dem Ziel, Doppelarbeit zu vermeiden und einen harmonisierten Ansatz zu fördern. Im Rahmen der Forschungs- und Innovationsförderung der EU wurden im ersten Jahr 50 Mio. EUR für Projekte in EIP-Prioritäten im Bereich Wasser bereitgestellt; ähnliche Beträge könnten auch 2014 und 2015 zur Verfügung stehen. Es gibt auch eine Online-Kollaborationsplattform, der „EIP-Wasser-Marktplatz“, die eine Vermittlungsfunktion wahrnimmt, mit dem Ziel, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen und Informationen auszutauschen. Weitere Informationen www.eip-water.eu © LIFE05 NAT/D/000111 Obgleich sie die gesamte Wertschöpfungskette des Innovationsprozesses abdeckt, konzentriert sich die Partnerschaft auf fünf prioritäre Bereiche: Wasserwiederverwendung und -aufbereitung, Abwasserbehandlung, Fragen rund um den Themenkomplex „Wasser und Energie“, Hochwasserrisikomanagement und Dürrerisikosteuerung sowie Ökosystem-Dienstleistungen 15 NEUVERÖFFENTLICHUNGEN Ein Wasserkonzept für Europa Die EU-Wasserpolitik hat in den vergangenen drei Jahrzehnten erfolgreich zum Wasserschutz beigetragen. Dieses Konzept der Kommission betont die Notwendigkeit, der Wasserwirtschaft eine möglichst breite Perspektive zu geben. Nur durch bereichsübergreifendes Arbeiten in verschiedenen Politikbereichen wird man die Verfügbarkeit von Wasser guter Qualität für heutige und zukünftige Generationen sicherstellen können. Das Konzept legt den Fahrplan für die EU-Wasserpolitik der kommenden Jahre fest. Verfügbar auf Englisch; weitere Sprachen folgen: http://bookshop.europa.eu/ de/a-water-blueprint-for-europe-pbKH0313212/ Harte Böden, versteckte Kosten: Auf der Suche nach Alternativen zu Bodenverbrauch und Bodenversiegelung Dieses Arbeitspapier der Kommission enthält Ratschläge zur Begrenzung, Abschwächung oder Kompensierung der Bodenversiegelung und erklärt das Ausmaß des Phänomens. Die darin genannten Beispiele für bewährte Praktiken werden für nationale, regionale und lokale Behörden, Fachleute in den Bereichen Raumordnung und Bodenmanagement, Interessengruppen und die allgemeine Öffentlichkeit von Interesse sein. Verfügbar auf Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch und Polnisch. http://bookshop.europa.eu/de/hard-surfaces-hidden-costspbKH0113236/ Infoblatt über den wirtschaftlichen Nutzen von Natura 2000 Natura 2000, ein Netz aus Naturgebieten, ist die praktischste Maßnahme der EU in ihren eigenen Grenzen, dem Verlust der Artenvielfalt Einhalt zu gebieten oder ihn umzukehren. Mit über 26 000 Land- und Meeresgebieten ist es das weltweit größte koordinierte Netz von Gebieten mit hohem Wert hinsichtlich der biologischen Vielfalt. Dieses Infoblatt erläutert die vielfältigen Beiträge, die Natura 2000 leistet, von der Speicherung von Kohlenstoff bis hin zur Generierung wirtschaftlicher Vorteile aus verschiedenen Arten von Ökosystem-Dienstleistungen. Verfügbar auf Englisch; weitere Sprachen folgen: http://bookshop.europa.eu/de/the-economic-benefits-of-thenatura-2000-pbKH0113315/ NATURA 2000 – Newsletter Nr. 34 In dieser Ausgabe wird Kroatien, das der Union am 1. Juli als 28. Staat beitrat, als neues EU-Mitglied begrüßt. Es wird untersucht, wie das Land die Vogelschutz- und Habitat-Richtlinien umsetzt. Weiteres Thema sind seine ehrgeizigen Pläne für das Netz Natura 2000. Es könnte sich auf mehr als ein Drittel seiner Landmasse und auf etwa ein Sechstel seines Küstenmeeres erstrecken. Verfügbar auf Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch und Polnisch. http://ec.europa.eu/environment/nature/info/pubs/ natura2000nl_en.htm Wenn nicht anders angegeben, sind die Publikationen kostenlos erhältlich beim EU-Bookshop unter http://bookshop.europa.eu AGENDA Europäische Meereskonferenz 3-4. März 2014, Brüssel Diese Veranstaltung wird unter dem Motto „Gesunde Ozeane und produktive Ökosysteme“ stehen. http://ec.europa.eu/environment/marine/ hope-conference/index.htm Der von der Kommission vorgeschlagene Rahmen für die Klima- und Energiepolitik 2030 wird Thema der Gespräche der EU-Regierungen bei folgenden Treffen im März sein: Umweltrat, 3. März 2014 Energierat, 4. März 2014 Europäischer Rat, 20.-21. März 2014 http://www.consilium.europa.eu/ homepage?lang=de Europäische Plattform für Ressourceneffizienz 31. März 2014, Brüssel Abschlusstreffen der Plattform nach zweijähriger Arbeit. http://ec.europa.eu/environment/ resource_efficiency/re_platform/ index_en.htm KH-AD-13-051-DE-C KURZINFOS Beschränkung von Wegwerf-Plastiktüten © Shutterstock Leichte Wegwerf-Plastiktüten werden oftmals nur einmal benutzt. Sie können jedoch für Hunderte von Jahren in der Umwelt verbleiben und stellen insbesondere für Meereslebewesen eine Gefahr dar. 2010 wurden fast 100 Milliarden Plastiktragetüten auf den europäischen Markt gebracht. Demnach kommen 200 solcher Tüten auf jeden Einwohner der EU. Die Kommission hat einen Entwurf vorgelegt, der darauf abzielt, Maßnahmen zu einer verringerten Verwendung der Plastiktüten zu fördern. Er fordert von den Mitgliedstaaten die Ergreifung von Maßnahmen zur Beschränkung des Gebrauchs von Plastiktüten mit einer Stärke von weniger als 50 Mikrometern. Diese werden weniger häufig wiederverwendet als dickere und enden oftmals im Müll. Den nationalen Behörden steht es frei, die nach ihrer Auffassung am besten geeigneten Maßnahmen zu ergreifen – wie z. B. Steuern und Abgaben, die einige Mitgliedstaaten mit Erfolg einsetzen – oder diese Tüten unter bestimmten Bedingungen sogar zu verbieten. http://ec.europa.eu/environment/waste/plastic_waste.htm http://ec.europa.eu/environment/waste/index.htm Kopenhagen: „Grüne Hauptstadt Europas“ 2014 © Shutterstock Besonders herausgestellt wurden Kopenhagens große Erfolge im Bereich der Stadtplanung und -entwicklung, als die Jury der Stadt den Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2014“ verlieh. Auch im Bereich des Verkehrswesens ist sie ein Pionier. Sie hat sich das Ziel gesetzt, weltweit die beliebteste Stadt für Radfahrer zu sein und möchte erreichen, dass 2015 50 % ihrer Einwohner mit dem Rad zur Arbeit fahren. Bis zum Jahr 2010 wurde bereits ein Anteil von 35 % erreicht. Dies trägt auch zur Verwirklichung ihres weiteren Ziels bei, bis 2025 klimaneutral zu sein. Die meisten CO2-Reduktionen werden durch eine Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien im Fernwärmesystem der Stadt erzielt werden. Durch öffentlich-private Partnerschaften arbeitet Kopenhagen mit Unternehmen, Universitäten und Organisationen in thematischen Foren zusammen, um grünes Wachstum zu entwickeln und in die Tat umzusetzen. Das Nordhafen-Projekt der Stadt wird ein grünes Labor beinhalten, das sich schwerpunktmäßig mit Ökotechnologien befasst – ein Modell, das sich auf andere Städte übertragen lässt. http://ec.europa.eu/environment/europeangreencapital/ winning-cities/2014-copenhagen Müll in eine Ressource verwandeln mit Generation Awake © Europäische Union Die Kampagne der Europäischen Kommission zur Ressourceneffizienz startet im Januar 2014 in ihre nächste Phase. Im Rahmen der Kampagne „Generation Awake“, die als Zielgruppe die 25- bis 40-Jährigen sieht, werden leicht verständliche Informationen darüber gegeben, wie alles, was wir konsumieren, eine Auswirkung auf die Umwelt hat. Ergänzt wird das Ganze durch nützliche Tipps, wie wir unser Bewusstsein für die Auswirkungen unseres Konsumverhaltens schärfen und intelligente Entscheidungen treffen können. In dieser neuen Phase der Kampagne soll eine Priorität auf das Thema Abfallmanagement gelegt und erklärt werden, wie Müll in eine Ressource verwandelt werden kann. Ganz nebenbei wird dann auch noch eine neue Figur, Richard Ramsch, eingeführt. Neue Tools und geplante Aktivitäten umfassen eine neue Website, einen Videoclip und vieles andere mehr. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Kampagn http://www.generationawake.eu/de Besuchen Sie uns auch auf Facebook https://www.facebook.com/GenerationAwake