GU T I ER R A TGE BER Regenwald Plus GU-Leser SERVICE HANS-JOACHIM HERRMANN Terrarium ER Dschungel-Geheimnisse Regenwaldterrarien gehören zu den schönsten und lebendigsten Terrarien. Sie sind Blickfang, Beobachtungsmittelpunkt und mit ihren echten lebenden Tieren und Pflanzen fast mehr als nur ein TV-Ersatz. Die geheimnisvolle grüne Hölle begeistert die ganze Familie. Praxiswissen kompakt: Der Zoologe Hans-Joachim Herrmann ist seit vielen Jahren ein anerkannter Experte für die Feuchtterraristik. Er kennt alle Pflegemethoden und ist bestrebt, seine Terrarien ohne großen Arbeitsaufwand und mit einem Minimum an komplizierter Technik zu pflegen. In diesem Buch gibt er seine Erfahrungen weiter und beschreibt detailliert, mit welchen Tieren und Pflanzen auch Anfänger in der Regenwald-Terraristik Erfolg haben. Auf einen Blick: Wie sieht das richtige Inventar aus? Was gehört im Terrarium nach oben und unten, nach hinten und vorne? Wie werden Wasserlauf, Pflanzen und Substrat in die Gestaltung integriert? Das erfahren Sie auf einer speziellen Bild-Text-Seite. Die 10 GU-Erfolgstipps: Damit sich Ihre Tiere garantiert wohlfühlen, gibt es die unverzichtbaren 10 GU-Erfolgstipps ➝ hintere Klappe. Der GU-Leserservice: Suchen Sie weiteren Rat zum Thema? Wir helfen Ihnen gerne und beantworten Ihre Fragen ➝ Seite 64. Verstehen Sie die Sprache Ihrer Terrarientiere? Der Verhaltensdolmetscher in diesem Ratgeber unterstützt Sie dabei – einfach umblättern! Inhalt 4 Dschungel- Geheimnisse 5 6 7 8 9 9 10 10 10 11 12 12 12 Der Regenwald im Wohnzimmer Das kleine ABC für Terrarianer Terrarientechnik und Pflegezubehör Die aufregenden Bewohner des Regenwalds Tipps für den richtigen Start Experten-Tipp: Mit den Sanften läuft’s am besten Kauf und Pflege der Terrarientiere Diese Punkte zählen beim Kauf Tägliche Pflichtenroutine Der gute Geist der Elektronik Fütterung und Gesunderhaltung Vor allem Lebendfutter Die Neuen kommen in Quarantäne 14 Grüne Hölle im Miniformat 15 Konfektion oder Terrarium nach Maß? 16 So muss das Regenwaldterrarium aussehen 16 Labor-Look oder Designermöbel? 17 Ins rechte Licht gerückt 18 Tropische Temperaturen erwünscht 18 Dekorativ gestaltete Wände 19 Der richtige Bodengrund 19 Experten-Tipp: Dekoration: künstlich oder Natur? 20 Auf einen Blick: Terrarieneinrichtung 22 Grünpflanzen, Moose und Epiphyten 22 Schattenpflanzen für den Boden 23 Kletterpflanzen für die Wände 23 Epiphyten für die Äste 24 Die schönsten Pflanzen für Ihr Regenwaldterrarium 26 Terrarien- Wunderwelten 27 28 28 29 30 31 32 34 35 36 37 38 40 42 44 46 48 Ihr ganz persönlicher Regenwald Die Basics des Terrarienlebens Jede Etage hat eigene Bewohner Grundregeln der Vergesellschaftung Das Regenwald-Insektarium Warum nicht einmal Tausendfüßer? Insektarium-Bewohner im Porträt Das Bromelienzonen-Terrarium Bromelienreviere bei Tag und Nacht Bromelienzonen-Bewohner im Porträt Geheimes Tierleben im Mondlicht Das Laubschicht-Terrarium Laubschicht-Bewohner im Porträt Das Strauchschicht-Terrarium Strauchschicht-Bewohner im Porträt Das Bachlauf-Terrarium Bachlauf-Bewohner im Porträt 50 Das Paludarium 52 Technik-Tipps fürs Paludarium 53 Experten-Tipp: Gesellschaftsleben: Wer mit wem? 54 Paludarium-Bewohner im Porträt 55 Zuerst die Wasserbewohner 56 Tut gut – Besser nicht 57 Krankheiten vorbeugen 58 Mit Terrarientieren züchten 58 Terrarienbörsen und Zuchtlisten 59 Brutpflege und Schlupfhilfe Extras 60 Register, Service, Impressum 64 GU-Leserservice Umschlagklappen: Verhaltensdolmetscher SOS – was tun? Die 10 GU-Erfolgstipps Terrarien-Wunderwelten Auf den ersten Blick sehen die Regenwälder unserer Erde gleich aus. Und doch unterscheiden sich ihre Tier- und Pflanzengesellschaften – zum Teil sogar innerhalb eines Regenwalds. In diesem Kapitel lernen Sie sechs verschiedene Ökosysteme für Ihr Regenwaldterrarium kennen – jedes eine kleine Wunderwelt für sich. Ihr ganz persönlicher Regenwald Die Biologen unterscheiden zoogeographische Regionen und Florenreiche. Die Tiere und Pflanzen dieser Regionen sind jeweils Teil eines Ökosystems. Jedes Ökosystem zeichnet sich durch typische, meist sehr komplexe Lebensraumfaktoren aus, die sich gegenseitig bedingen und so unter anderem für die charakteristischen Klimaverhältnisse eines Ökosystems sorgen – ob schwülwarmes Wetter, Morgennebel oder regelmäßige Niederschläge. In den ökologischen Nischen der Regenwälder leben die Bewohner unter nahezu gleichen Bedingungen, obwohl es sich oft um ganz verschiedene Tier- und Pflanzenarten handelt. Verschiedene Tier- und Pflanzenwelten Die Bromelienzone ist ein typischer Ökobereich der Regenwälder Süd- und Mittelamerikas. Hier siedeln Bromelien als Epiphyten (Aufsitzgewächse) auf den Urwaldriesen. In und an den Bromelientrichtern leben Baumsteiger, Laubfrösche, Palmensalamander und Zwerggeckos, die sich auch fürs Terrarium eignen. Auf Madagaskar gibt es keine Bromelien, aber eine ähnliche (analoge) ökologische Nische. Sie wird von Farnen als Epiphyten und den wassergefüllten Pflanzentrichtern der Schraubenbäume (Pandanus) gebildet, in denen sich Taggeckos und Madagaskar-Frösche aufhalten. Das Terrarium als Spiegel der Natur Die Natur ist das große Vorbild für das Regenwaldterrarium. Wählen Sie daher nur Pflanzen und Tiere aus, die zum gleichen Ökotyp gehören und in ihren Ansprüchen an Klima und Ernährung übereinstimmen. Nur so ist eine optimale Pflege möglich. Jede der sechs Terrarien-Beschreibungen (➝ Seite 30 ff.) führt die geeigneten Tier- und Pflanzenarten auf. terrarien-wunderwelten Gonatodes albogularis Weißpunktgecko Tiergruppe Geckos Natürlicher Lebensraum Sowohl in den Regenwäldern wie auch den Kulturlandschaften von Mittelamerika und der karibischen Inselwelt weit verbreitet Haltung Im Regenwaldterrarium mit dichter Bepflanzung und Kletterzweigen; das Substrat besteht aus Walderde mit Laub. Versteckmöglichkeiten sind wichtig. Ernährung Die Weißpunktgeckos nehmen gerne kleine Insekten, vor allem Grillen, Stubenfliegen und Ofenfischchen; daneben auch Asseln. Acanthosaura capra Großer Nackenstachler Tiergruppe Agamen Natürlicher Lebensraum In der Strauchschicht der Regenwälder von Laos, Vietnam und Kambodscha Haltung Die bis 30 cm großen Tiere kann man paarweise oder einzeln in einem geräumigen und hohen Regenwaldterrarium mit vielen freien Kletterästen und strapazierfähigen Pflanzen (z. B. Efeutute) halten. Als Substrat eignen sich Walderde oder Torf und Laub. Ernährung Wanderheuschrecken, Zophobas, große Grillen und nestjunge Mäuse. Leptopelis vermiculatus Wurmmuster-Waldsteiger Tiergruppe Afrikanische Pfeiffrösche Natürlicher Lebensraum Regenwälder der Usambara- und RungweBerge in Tansania Haltung Relativ feuchtes, kühles Regenwaldterrarium mit maximal 24 °C. Substrat aus Xaxim oder Walderde mit Laubstreu und Moos. Eine dichte Bepflanzung ist erforderlich, die den Fröschen Versteckmöglichkeiten unter Wurzeln und Korkstücken bieten muss. Ernährung Nachtaktive Insekten passender Größe, Grillen und Wachsmotten. 44 Das Strauchschicht-Terrarium Gonyosoma oxycephala Spitzkopfnatter Tiergruppe Nattern Natürlicher Lebensraum Die Spitzkopfnatter lebt in den Regenwäldern und anderen bewaldeten Feuchtgebieten Südostasiens und auf den angrenzenden Inseln. Haltung Die Schlange kann über 2 m groß werden und braucht ein geräumiges Terrarium mit vielen stabilen Kletterästen. Als Bodengrund dient Xaxim oder Lauberde; derbe Bepflanzung mit Efeutute oder Dieffenbachien. Ernährung Tiefgefrorene, aufgetaute Mäuse und Ratten, aber auch Küken. Corucia zebrata Wickelschwanzskink Tiergruppe Skinke Natürlicher Lebensraum Strauchschicht der tropischen Regenwälder auf den Salomonen Haltung Im hohen Regenwaldterrarium mit vielen Ästen, die den bis 70 cm großen Skinken Klettermöglichkeiten zum Schwanzhangeln bieten. Die Bepflanzung des Beckens muss separat erfolgen. Substrat aus Xaxim, Walderde und aufgestreutem Laub, bemooste Wurzeln. Ernährung Früchte, Möhren, Zucchini, Löwenzahn, Chinakohl, auch Insekten. Phelsuma ornata inexpectata Réunion-Taggecko Tiergruppe Geckos Natürlicher Lebensraum In den Regenwäldern des Küstenflachlands der Insel Réunion, auch als Kulturfolger in Gärten und Plantagen Haltung Bei hoher Luftfeuchtigkeit in einem mindestens 100 cm hohen Terrarium mit Bambusröhren, aber auch vielen Pflanzen, auf deren Blätter die Tiere klettern. Walderde oder Xaximstreu als Substrat. Ernährung Tagaktive Insekten, vor allem Stubenfliegen, aber auch mittelgroße Grillen und Heimchen. 45 terrarien-wunderwelten Die wichtigsten Regeln für Terrarianer Wer erfolgreich Terrarientiere pflegen will, sollte einige Grundregeln beachten. Dann läuft vieles leichter, die meisten Probleme lassen sich vermeiden, und die Terraristik ist das, was sie sein soll: ein Hobby, das eine Menge Spaß macht. Tut gut + + + 56 Hantieren Sie ruhig und besonnen am und im Terrarium. Dann ergreifen die Tiere nicht mehr die Flucht und gewöhnen sich schon bald an Ihre Nähe. Füttern Sie eher ein bisschen zu wenig als zu viel. Die meisten Ihrer Pfleglinge bewegen sich im Terrarium weniger als in der Natur und verbrauchen nicht so viel Energie. Futter aus der Natur, mit dem Käscher gefangenes »Wiesenplankton«, kann die Kondition der Terrarientiere deutlich verbessern. Es ist nahrhaft und abwechslungsreich und regt auch die Fortpflanzung auf natürliche Weise an. Besser nicht Wer Ruheplätze und Verstecke ständig aufdeckt und kontrolliert, setzt die Terrarienbewohner unnötig unter Stress. Verwenden Sie keine Chemikalien, um die Terrarienscheiben zu säubern oder die technischen Geräte zu reinigen. Setzen Sie niemals zu viele Tiere in das Terrarium und beschränken Sie sich vor allem auf wenige verschiedene Arten. Das naturnah eingerichtete Terrarium ist der richtige Aufenthaltsort für Terrarientiere. Sie gehören weder auf die Couch noch auf den Wohnzimmertisch oder in die Hände neugieriger Besucher. Krankheiten vorbeugen Krankheiten vorbeugen Vorbeugen ist immer am besten. Sorgfältig gepflegte Terrarientiere werden seltener krank als solche, die unter falschen Klimabedingungen leben oder unzureichend gefüttert werden. Den Futtertieren verabreicht man vor dem Verfüttern Emulsionen mit Mineralstoffen und Vitaminen, die dann von ihnen gefressen werden, oder man bestäubt sie mit einem entsprechenden Puder, der als feiner Staub auf den Chitinhüllen der Insekten haftet. Mit moderner, richtig eingestellter Terrarientechnik gehören Klimaprobleme heute der Vergangenheit an. Terrarienlampen mit UV-Anteil simulieren das Sonnenlicht und liefern die lebenswichtige kurzwellige Strahlung. Besonders sonnenhungrige Reptilien brauchen zusätzliche UV-Bestrahlungen. Um bei Neuzugängen nicht zu riskieren, dass Keime auf andere Terrarienbewohner übertragen werden, sollte man sich ein zweites Terrarium anschaffen, das als Quarantänebecken dient (➝ Kasten, Seite 12). Darin gewöhnen sich die Tiere ein und man kann sie gut beobachten. Das zusätzliche Terrarium eignet sich auch dazu, Pfleglinge vorübergehend zu trennen, wenn sie sich nicht vertragen. Fürsorge für Jungtiere und Mütter Zur erfolgreichen Aufzucht der Jungtiere gehört die gehaltvolle und vielfältige Ernährung. Sie liefert dem wachsenden Organismus alle Stoffe, um Haut, Skelett und innere Organe störungsfrei aufzubauen. Auch Weibchen brauchen nach der Eiablage oder der Geburt der Jungen gewöhnlich mehr Futter als sonst. Außerdem sollte man ihnen eine Ruhezeit gönnen, damit sich ihr erschöpfter Körper von der Trächtigkeit erholen kann. Manchmal muss man die Mütter von den Männchen trennen, um die erneute Paarung und eine nachfolgende Trächtigkeit zu verhindern. Dafür bringen die Weibchen oft nicht mehr die Kraft auf und können erkranken. Hier gibt es Tipps und Praxishilfe Wer seine Pfleglinge und ihr Verhalten täglich aufmerksam beobachtet, bemerkt schnell, ob sich etwas verändert. Es muss nicht immer eine Krankheit sein, manchmal ist es auch der Beginn einer besonderen Lebensphase. Wenn Sie unsicher sind, sollten Sie einen Tierarzt aufsuchen, der sich mit Terrarientieren auskennt. Auch unter Terrarianern gibt es viele Experten, die Ihnen mit Rat und Tat helfen. Verbände, Organisationen (➝ Seite 62) sowie Internetforen vermitteln Adressen und Kontakte. Viele Krankheiten und Mangelerscheinungen lassen sich mit wenigen gezielten Maßnahmen heilen, entscheidend ist dabei vor allem die richtige Diagnose. Alle ernsthaft erkrankten Terrarientiere gehören prinzipiell in die Hand des Tierarztes. Kleine Hilfestellungen HAUTABSCHÜRFUNGEN Offene Stellen vorsichtig mit Lebertransalbe bestreichen. Die Salbe darf nicht abgeleckt werden. HÄUTUNGSRESTE Hautfetzen können mit einer abgerundeten Pinzette entfernt werden. SCHWANZVERLUST Ein abgeworfener Schwanz wächst langsam nach (➝ Umschlagklappe hinten). 57 SOS – was tun? Rivalität und Aggression Plötzlich Junge problem Zunächst friedlich vergesell- problem Die Pflegebe- schaftete Tiere jagen oder beißen einander. das könnte helfen Sichtbarrieren und Versteckplätze für jedes Tier sorgen oft für Stressabbau. Manchmal muss aber auch das dominanteste oder schwächste Tier aus dem Terrarium entfernt werden. dingungen im Terrarium sind so gut, dass die Tiere sich paaren und plötzlich viele Eier, Larven oder Jungtiere vorhanden sind. das könnte helfen Je nach Art und Fortpflanzungsweise muss man sich um die Aufzucht der Nachkommen kümmern. Dafür ist ein extra Wasserbehälter (für Eier und Larven von Amphibien) oder ein Inkubator (für Eier von Reptilien oder Wirbellosen) nötig. Zum Teil muss man die Jungtiere von ihren Eltern trennen, weil sie sonst beschädigt oder gefressen werden. Bei brutpflegenden Arten kann man sehr gut alle Facetten ihres Verhaltens beobachten. Aus der Fachliteratur erfahren Sie, wie sich die Tiere vermehren. Häutungsreste problem Nach dem Häuten hängen bei den Reptilien Hautfetzen an einigen Stellen der neuen Haut. das könnte helfen Manchmal brauchen einzelne Tiere relativ lange für die Häutung. Mit einer Pinzette kann man die Hautreste vorsichtig entfernen. Regelmäßige Vitaminund Mineralstoffgaben sorgen dafür, dass die nächste Häutung besser verläuft. Schwanzverlust problem Eine Echse Durchwühlter Bodengrund problem Ein Terrarienbewohner hat das ganze Substrat »umgepflügt«. das könnte helfen Oft sind diese Grabaktivitäten ein sicheres Zeichen dafür, dass Reptilien Eier abgelegt haben. Durchsuchen Sie den Bodengrund nach dem Gelege, nehmen Sie die Eier heraus und inkubieren Sie sie. hat bei einer Berührung den Schwanz abgeworfen. das könnte helfen Viel gibt es hier nicht zu tun. Das Tier blutet zwar an der Bruchstelle und sieht für einige Zeit nicht sehr schön aus, doch schon bald wächst ein neuer Schwanz nach. Er ist oft etwas anders gefärbt als der alte und wird meist auch nicht mehr so lang. Faszinierender Dschungel! Ein Regenwaldterrarium im Wohnzimmer ist fast genauso spannend wie eine Expedition im echten Dschungel. Mit sechs verschiedenen Varianten Ihres ganz persönlichen Miniregenwaldes stellt Ihnen dieser GU Tierratgeber die unterschiedlichen Lebensräume der Exoten vor. Darüber hinaus erfahren Sie alles rund um Kauf, Gestaltung und Pflege Ihrer grünen Wildnis. Porträts der beliebtesten Regenwaldtiere und viele praktische Tipps zur Bepflanzung helfen Ihnen, Ihren Traum vom eigenen Dschungel zu verwirklichen. WG 424 Hobbytierhaltung ISBN 978-3-8338-2105-9 € 7,99 [D] € 8,30 [A] www.gu.de