10 Proteine

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Proteine
Allgemeine Pathologie für Studierende der Zahnmedizin
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CHEMOKINE
1.
Chemokine und organspezifische Entzündungen
Abschnitt 10.1.3.
Seite 116
Nature Medicine 8: 117-118, 2002
Spalte rechts unten
Die Hinweise, dass das System der spezifischen Abwehr kompartimentiert sein könnte,
mehren sich. An einer solchen K o m p a r t i m e n t i e r u n g
sind
gewebespezifische
Chemokinrezeptoren und Adhäsionsmoleküle beteiligt, welche die Wanderung («Homing») der Tund B-Lymphozyten steuern. Man spricht neuerdings von einem «Tropismus» (1) der
Gedächtnis-T-Lymphozyten für ein Gewebe («Affinität» zu einem bestimmten Gewebe) und (2)
von Medikamenten zur Blockade von Chemokinen.
Ein Pathogen, welches das erste Mal die Haut schädigt, wird von den dendritischen Zellen
der Haut abgefangen und in die regionären Lymphknoten transportiert. Dort werden Peptide des
Pathogens den naiven T-Lymphozyten präsentiert. Dadurch differenzieren sich die naiven
Lymphozyten in Effektor- oder Gedächtnis-T-Lymphozyten. Zu dieser Differenzierung gehört
auch, dass die stimulierten Gedächtnis-T-Lymphozyten
Adhäsionsmoleküle
und
Chemokinrezeptoren ausbilden, um damit im Rahmen der Abwehr den Weg in das geschädigte
Hautareal zurückfinden zu können. Die Signale, welche die Bildung dieser Adhäsionsmoleküle
und Chemokinrezeptoren induzieren, sind noch nicht bekannt. Die zusätzliche Ausbildung von
Adhäsionsmolekülen und Chemokinrezeptoren bei der Differenzierung der T-Lymphozyten scheint
aber einem allgemeinen Prinzip zu entsprechen: In den regionären Lymphknoten der Haut bilden
die T-Lymphozyten bei ihrer Stimulierung das Adhäsionsmolekül Cutaneous lymphocyteassociated antigen (CLA), in den regionären Lymphknoten des Magendarm-Traktes das Integrin
α4β7. So werden beispielsweise Antikörper gegen das Integrin α4β7 zur Behandlung des Morbus
Crohn (chronische idiopathische Kolonschleimhautentzündung) eingesetzt.
Wenn in einer Körperregion auf den Endothelzellen der «Code» E-Selectin, Chemokin
CCL27 und CCL17 vorhanden ist, werden die CLA-, CCR10- und CCR4-positiven und stimulierten
Gedächtnis-T-Lymphozyten in dieser Region «hängenbleiben». In der Haut werden die
benötigten Chemokine, welche zu den Chemokinrezeptoren passen, von den Keratinozyten,
Fibroblasten und Endothelzellen gebildet, wenn das Pathogen die Haut das zweite Mal
geschädigt hat. Gleichzeitig exprimieren die Endothelzellen in diesem Moment vermehrt die
Adhäsionsmoleküle E-Selektin und VCAM (vascular cell adhesion molecule, ein Adhäsionsmolekül
der Immunglobulin-ähnlichen Superfamilie). Die Synthese der Chemokine in den Endothelzellen
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wird durch das Auftreten der proinflammatorischen Zytokine Tumornekrosefaktor α (TNF-α),
Interferon γ (IFN-γ) und Interleukin 1 (IL-1) induziert. Die «Hautselektivität» der T-Lymphozyten
wird wesentlich durch die Kombination «CLA-CCR4» bestimmt.
Tab.1
Chemokine der Haut und entsprechende Chemokinrezeptoren auf T-Lymphozyten sorgen
für eine organspezifische Abwehrreaktion in der Haut.
(siehe Text).
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Organ
Adhäsionsmolekül
Ligand
Chemokine
Chemokinrezeptoren
(auf den T-Lymphozyten) (auf den Endothelzellen) (in der Haut) (auf den T-Lymphozyten)
__________________________________________________________________________________________
Haut
CLA
E-Selektin
CCL271
CCL172
CCR103
CCR4
Magendarm
Integrin α4β7
MadCAM-1
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1
2
3
2.
Das Chemokin CCL27 diffundiert in die extrazelluläre Matrix (ECM) der Haut und bindet dort an
Moleküle der ECM, an Fibroblasten und auch an Endothelzellen.
Das Chemokin CCL17 wird in den Epithelzellen der Haut (Keratinozyten) und der Lungen gebildet, nicht
aber in den Epithelzellen von Schleimhäuten.
Die Tumorzellen des malignen Melanoms exprimieren vermehrt CCR10 (siehe Abb.1). Diese
Beobachtung erklärt, warum die malignen Melanome gehäuft in die Haut metastasieren.
Chemokine und Metastasierung maligner Tumoren
Abschnitt 10.1.3.
Seite 116
N Engl J Med 345: 833-834, 2001
Spalte rechts unten
Bei der Metastasierung dringen die Tumorzellen wie die Leukozyten durch die
Gefässwände hindurch. Dies hat zur Idee geführt, dass maligne Tumoren bei ihrer Ausbreitung im
Organismus über Chemokine und Chemokinrezeptoren gesteuert werden könnten. Bisher sind
zwei Tumormodelle untersucht worden.
Menschlichen Mammakarzinomzellen zeigen eine erhöhte Expression der beiden
Chemokinrezeptoren CXCR4 und CCR7. CXCR4 hat CXCL12 [auch stromal cell derived factor 1
(SDF-1), siehe S.117-119 im Buch] zum Liganden, CCR7 das Chemokin CCL21. Dieses
Chemokin CCL21 wurde bisher ausschliesslich in Lymphknoten gefunden.
Das Mammakarzinom metastasiert vor allem in die regionären Lymphknoten in die
Lungen, in die Leber und ins Knochenmark. In Extrakten aus der Lunge, der Leber und dem
Knochenmark konnte bei Mammakarzinomen eine vermehrte Konzentration des CXCL12
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gefunden werden. Diese Beobachtungen sind ein starker Hinweis darauf, dass an der
Metastasierung maligner Tumoren auch Chemokine und Chemokinrezeptoren beteiligt sind und
den Tumorzellen den «Weg weisen» (Abb.1).
Da auf dysplastischen Vorläuferzellen des Mammakarzinoms keine vermehrte Expression
des CXCR4 beobachtet wird, besteht die Vermutung, dass der CXCR4-Phänotyp zu einem
wichtigen Faktor der Früherkennung der Mammakarzinome werden könnte.
Eine analoge Beobachtung einer Beteiligung von Chemokinen und ihrer Rezeptoren an
der Metastasierung maligner Tumoren konnte beim malignen Melanom gemacht werden: Die
malignen Melanome exprimieren verstärkt die
Chemokinrezeptoren CCR7
(wie
die
Mammakarzinome) und CCR10. Der Ligand für CCR10 kommt vor allem in der Haut vor. Klinisch
sind in der ersten Phase der Metastasierung der malignen Melanome die Metastasen tatsächlich
vor allem in der Haut und in den Lymphknoten anzutreffen.
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Abb.1
Regulation der Metastasierung durch Chemotaxine und ihre Rezeptoren
CXCL12 ist identisch mit dem Stromal cell derived factor 1 (SDF-1). In den Zellen der Mammakarzinome
werden die Chemokinrezeptoren CXCR4 und CCR7 in vermehrtem Ausmass gebildet. Der Ligand von CCR7,
das Chemokin CCL21, wurde ausschliesslich in Lymphknoten gefunden. Die gehäufte Metastasierung der
Mammakarzinome in die Lymphknoten kann über den Rekrutierungsmechanismus mit einer Bindung zwischen
dem CCR7 (auf den Karzinomzellen) und dem CCL21 (im lymphatischen Gewebe) erklärt werden.
Mammakarzinom
CXCR4
CXCL12
Knochenmark
CXCL12
Lungen
CXCL12
Leber
CCL21
Lymphknoten
CCL27
Haut
CCR7
Malignes
Melanom
CCR7
CCR10
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TRANSKRIPTIONSFAKTOREN
Abschnitt 10.1.6
Tabelle 10.6
Seite 124
oben
Tab.2 Die wichtigsten Transkriptionsfaktoren.
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TranskriptionsTranskription
Transkription
Transkription
Faktoren
assoziiert mit ...
aktiviert durch
gehemmt durch
__________________________________________________________________________________________
Activator Protein-1
(AP-1, Heterodimer
aus Fos- und JunProteinen)
Nuclear factor κB
(NF−κB)
STATs (Signal
Transduction Activated
Transscription factors)
STAT 1
STAT 2
STAT 3
STAT 4
STAT 5
STAT 6
Zellproliferation
Blockade aktivierter GR
Phorbol-Ester
TNF-α
IL-1β
Stickstoff-Monoxid-Synthese
Cyclooxygenase
Chemokinen (IL-8, RANTES)
TNF-α
Wasserstoff-Peroxid
Ozon
Virusinfekte
Adhäsionsmolekülen
(ICAM-1, VCAM-1)
Blockade aktivierter GR
malignen Tumoren
Glukokortikoide
Zytokine
(via Janus-Kinasen)
INF-α, IFN-γ
INF-α
Zytokine der «IL-6-Familie»
NF-κB
AP-1
INF-α, IL-12
IL-4, IL-5
cAMP-Response
Hemmung des AP-1 und der
Element Binding
GR
Protein (CREB)
__________________________________________________________________________________________
GR
TNF
IL
RANTES
ICAM
VCAM
Glukokortikoid-Rezeptoren
Tumornekrosefaktor
Interleukin
Regulated upon Activation, Normal T-Expression presumably Secreted
Intercellular Adhesion Molecule
Vascular Cellular Adhesion Molecule
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ZYTOKINE
1.
Zytokine vom Typ der IL-6-Zytokine
Abschnitt 10.1.3
Seite 115
Biochem J 1334: 297-314, 1998
Spalte rechts
Mitte
Z y t o k i n e sind Polypeptide mit niedrigem Molekulargewicht. Sie
sind
wichtige
Kommunikatoren zwischen Zellen. Sie werden nicht - wie die Hormone - intrazellulär in Granula
gespeichert, sondern nach einer Stimulation der Zellen sofort synthetisiert und freigesetzt. Weil
sie gleichzeitig auf verschiedene Zielzellen wirken können, werden sie manchmal als «pleiotrop»
bezeichnet.
Eine Gruppe von Zytokinen
benützt
für
ihre
Bindung
an
Rezeptoren die
Rezeptoruntereinheit gp130 (siehe Zusatzscriptum «Signaltransduktion»). Diese Gruppe von
Zytokinen wird als «Zytokine des IL-6-Typs» bezeichnet. Ihr werden neben dem IL-6 die
folgenden weiteren Proteine zugeordnet: IL-11, der Leukemia Inhibitory Factor (LIF), das
Oncostatin M (OSM), der Ciliary Neurotrophic Factor (CNTF) und das Cardiotrophin 1 (CT-1;
S.206). Im Blut zirkulieren löslich Moleküle des IL-6-Rezeptors (IL-6R) und der Untereinheit gp130.
Die Zytokine vom Typ der IL-6-Zytokine übertragen ihr Signal über eine Aktivierung der
intrazellulären Januskinasen (JAK) und eine Aktivierung von Transkriptionsfaktoren der STATFamilie (Signal Transducers and Activators of Transcription; siehe Scriptum STATs). Die JAK
gehören in die Gruppe der «Nicht-Rezeptor-Tyrosinkinasen»
«Januskinasen»).
(siehe
Zusatzscriptum
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2.
Tumornekrosefaktor-α
Abb.2
Die Wirkungen des Tumornekrosefaktors α (TNF-α)
Wenn die Makrophagen stimuliert werden (z.B. durch Endotoxine gramnegativer Bakterien), sezernieren sie in
vermehrtem Ausmass die Zytokine TNF-a und das Interleukin 6 (IL-6) sowie Stickstoffmonoxid (NO). Das IL-6
ist einer der potentesten Stimulatoren der Sekretion von Proteinen der Phase der akuten Antwort durch die
Hepatozyten.
Gramnegative
Bakterien
LPS-bindendes
Protein
Lipopolysaccharide
(LPS)
Adhäsion NGR
CD14
Proteine der Phase
der akuten Antwort
IL-6
NO
Monozyten/
Makrophagen
Vasodilatation
Aktivierung der
Plättchen
Proliferation
der glatten
Muskelzellen
Wachstum der
Endothelzellen
Tumornekrosefaktor α
Endothelzellen
Adhäsion von
neutrophilen
Granulozyten
Sekretion
von IL-1
Direkte
Schädigung
Synthese
prothrombotischer
Faktoren
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PRIONEN-KRANKHEIT
Abschnitt 10.1.3
Seite 122
Nature Medicine 7: 289-290, 2001
Nature Medicine 7: 410-411, 2001
Spalte links
unten
Die pathogenen Prion-Proteine werden im Magendarmtrakt aufgenommen, gelangen über
die Payer-Plaques des Dünndarmes in die lymphatischen Organe (Lymphknoten, Tonsillen, Milz).
Damit sich in einer Zelle pathogene Prionen vermehren können, ist es absolut notwendig, dass
die Zelle normale Prionen besitzt. So sind denn auch Mäuse, denen das Gen für das normale
Prion-Protein fehlt, oder Mäuse, denen die B-Lymphozyten fehlen, vollständig resistent gegen die
Krankheit. Ein möglicher Therapieansatz könnte demzufolge auf die Verminderung der
Produktion normaler Prion-Proteine durch die Nervenzellen oder durch andere Zellen (z.B.
dendritische Zellen) ausgerichtet sein.
Im April 2001 konnte festgestellt werden, dass Mäuse, denen die Komponenten C1q, C2
und C3 des Komplements fehlen, die Symptome der Prionen-Krankheit stark verzögert
entwickeln.
Das pathogene Prion-Protein wird nach seinem Eintritt in den Organismus sehr
wahrscheinlich an Komplementkomponenten gebunden. Dieser Komplex wird dann über die
Rezeptoren für Komplement (CR-1 und CR-2) von den dendritischen Zellen in den lymphatischen
Organen aufgenommen. Die dendritischen Zellen bilden physiologischerweise das nichtpathogene Prion-Protein, sodass in den dendritischen Zellen eine Vermehrung des pathogenen
Prion-Proteins stattfinden kann. In den Amyloidplaques des Gehirns können bei der PrionenKrankheit neben dem
pathogenen
Prion-Protein tatsächlich auch
Komponenten des
Komplementsystems gefunden werden.
Sehr überraschend war die Entdeckung, dass der Erythroid differentiation-related factor
(EDRF), ein Protein, welches in den Vorläuferzellen der Erythrozyten vorkommt, im lymphatischen
Gewebe von Mäusen mit der Prionen-Krankheit reduziert ist. Der EDRF kann aber nicht nur im
lymphatischen Gewebe, sondern auch im Knochenmark und in Blutproben nachgewiesen
werden. Die Störung des EDRF wurde entdeckt, weil systematisch nach Störungen von
Proteintranskriptionen bei der Prionen-Krankheit in lymphatischen Organen gesucht worden war.
Diese Methode der «blinden» Suche nach veränderten Transkriptionen wurde bereits mit dem
Begriff «Transcriptomics» versehen. Die Entdeckung der Reduktion des EDRF bei der PrionenKrankheit weckt die Hoffnungen auf einen zuverlässigen Frühtest für die Krankheit.
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NEURODEGENERATIVE ERKRANKUNGEN
Abschnitt 10.2.1.
Seite 135
Spalte rechts unten
New England Journal of Medicine 344: 1516-1524, 2001 Prionen
Nature Medicine 7: 1280-1282, 2001 Alpha-synuclein
Nature 413: 691-694, 2001 Morbus Huntington
Nature 414: 159-160, 2001 Alzheimer und Entzündung
Nature 415: 377-379, 2002 Mobrus Huntington
Tab.3
Proteine und Gene, welche an den verschiedenen neurodegenerativen Krankheiten
beteiligt sind.
__________________________________________________________________________________________
Krankheit
Protein
Pathologische Ablagerungen
Gen
Mutation
__________________________________________________________________________________________
Prion-Krankheiten
Alzheimer-Krankheit
PrPRES
Aβ
Prionprotein-Amyloid
Aβ Ablagerungen
Parkinson-Krankheit
Tau
α-Synuclein
Neurofibrilläre Tangles
Lewy-Körper
prnp
app
ps1
ps2
Punktmutationen
Punktmutationen
Frontotemporale Demenz
Tau
Filamente
Punktmutationen
Deletionen
Pick-Krankheit
Tau
Pickkörperchen
tau
Punktmutationen
Amyotrophe Lateralsklerose Neurofilament Neuronale Aggregate
sod1
Punktmutationen
Huntington-Krankheit
Huntingtin
Kerneinschlüsse
hd
PolyglutaminExpansionen
Spinocerebelläre Ataxie
Ataxin
Kern- und Zytoplasmaeinschlüsse sca
PolyglutaminExpansionen
__________________________________________________________________________________________
Aβ
prnp
app
ps1
ps2
parkin
sod1
hd
sca
Amyloid β-Protein
Gen für das Prionprotein
Gen für das Amyloidprecursor-Protein
Gen für Presenilin 1
Gen für Presenilin 2
Gen für Parkin
Gen für die Superoxid Dismutase Typ 1 (Die SOD1 liegt im Zytoplasma.)
Gen für das Huntingtin
Gen für das spinocerebelläre Ataxin
snca
parkin
tau
Punktmutationen
Punktmutationen
Punktmutationen
Punktmutationen
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1.
Alzheimer-Krankheit
An der Entstehung der deterministischen (familiären oder autosomal-dominant vererbten)
Alzheimer-Krankheit sind die Preseniline 1 und 2 sowie die γ-Sekretase und β-Sekretase
(Abb.10.12, S.134) beteiligt. Die Preseniline 1 und 2 bilden mit der γ-Sekretase Komplexe. Die γSekretase spaltet das Amyloidprecursor-Protein (APP) in seiner transmembranösen Domäne und
führt so zur Bildung von Amyloid β (Aβ ) (Abb.10.12, S.134). Weil die γ-Sekretase
die
transmembranöse Domäne des APP an verschiedenen Stellen spalten kann, entstehen
verschieden lange Aβ-Peptide.
Es konnte gezeigt werden, dass (1) bei der Alzheimer-Krankheit vor allem das Aβ-Peptid
mit 42 Aminosäuren (Aβ42) gebildet und dieses Peptid bedeutend schneller abgelagert wird als
kürzere Peptide wie das Aβ40. Gleichzeitig konnte beobachtet werden, dass die beiden nichtsteroidalen antiinflammatorischen Medikamente (NSAID) Ibuprofen und Indomethacin die
Bildung von Aβ 42 einzudämmen vermögen, sodass der Quotient Aβ42/Aβ40 substanziell
abnimmt. In retrospektiven klinischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass es nach Gabe
von Indomethacin bei Patienten mit der Alzheimer-Krankheit tatsächlich zu einer Verlangsamung
des Verlustes der kognitiven Funktionen kommt. Mit Aspirin konnte dieser Effekt nicht erzeugt
werden. Vorläufig kann noch nicht erklärt werden, warum einige NSAIDs eine reduzierte Bildung
von Aβ42 bewirken.
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Alzheimer-Krankheit und Apolipoprotein E
Abschnitt 10.2.1.
Seite 135
Spalte links unten
Abb.3
Funktion des Apolipoprotein E in den Neuronen.
Das Apolipoprotein E3 bindet in den Neuronen vorübergehend das Tau-Protein und beugt dadurch einer
Selbstaggregation des Tau-Proteins und somit einer Störung seiner Funktion als Mikrotubulus-Stabilisator vor.
Anders das Apolipoprotein E4: Es besitzt nur eine schwache Affinität für das Tau-Protein. Dies erlaubt dem
Tau-Protein eine Selbstaggregation. Folge davon ist die Ausbildung von neurofibrillären Tangles und eine
vermehrte Phosphorylierung des Tau-Proteins.
Tau-Protein
ApoE4
Synthese
ApoE4
ApoE4
ApoE4
Homodimerisierung
Mikrotubuli
Neurofibrilläre Tangles
NEURON
2.
Parkinson-Krankheit
α-Synuclein ist ein präsynaptisches Protein in den Nervenzellen. Es ist nicht gefaltet und
bindet reversibel an die vesikulären Membranen. α-Synuclein liegt normalerweise in gelöster Form
im Zytoplasma vor. Es kann zusammen mit Dopamin-Quinon Oligomere und Protofibrillen bilden
(Abb.4), wenn es im Übermass vorhanden oder defekt ist. Diese Protofibrillen sind toxisch. Der
Organismus versucht, die Protofibrillen in den Lewy-Körpern zu kompartimentieren und
unschädlich
zu
machen
(siehe
Kapitel
1:
Zellschädigung). Das
α -Synuclein wird
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physiologischerweise von Parkin, einer Ubiquitin-Ligase, proteolysiert und abgebaut. Da beim
Morbus Parkinson diese Proteolyse nicht richtig funktioniert, wird in den Neuronen vermehrt αSynuclein abgelagert. Der Morbus Parkinson wird deshalb den Synucleinopathien zugerechnet.
Abb.4
Die Wirkung von α-Synuclein (siehe Text).
Wenn zu viel oder defektes α-Synuclein vorhanden ist, wird es unter Mithilfe von Parkin ubiquiniert. αSynuclein dient dazu, Dopamin zu neutralisieren. Dies erfolgt über die Bildung von Dopamin-Quinon und eine
anschliessende Autophagozytose dieses Dopamin-Quinon unter Mithilfe des α-Synuclein. Aus DopaminQuinon können sich durch eine Oligomerisierung Protofibrillen bilden. Diese sind toxisch. Sie werden in LewyKörper kompartimentiert. Die Bildung von Lewy-Körpern kann durch mutiertes α-Synuclein gehemmt werden.
Dann bleiben die toxischen Protofibrillen im Zytoplasma liegen.
Defektes
α-Synuclein
Proteolyse über
Ubiquitin
Exzess von
α-Synuclein
Parkin
Mutiertes
α-Synuclein
Exzess von
Dopamin
DopaminQuinon
kann hemmen
AUTOPHAGIE
DopaminQuinon
LEWY-KÖRPER
PROTOFIBRILLEN
(toxisch)
Die Parkinson-Krankheit kann zu einer Demenz führen. Eine Parkinson-Krankheit steht
hinter ungefähr 20%-30% der verschiedenen Demenzformen.
3.
Huntington-Krankheit
Bei dieser Form der neurodegenerativen Erkrankung kommt es zu einem Untergang von
Neuronen im Striatum. Diese Neuonen hemmen Neuronen, welche an den koordinierten
Bewegungsabläufen direkt beteiligt sind. Wenn diese Kontrolle ausfällt, treten in vermehrtem
Ausmass unkoordinierte Bewegungen auf, welche die Patienten erheblich einschränken.
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Die Ursache des Morbus Huntington liegt in einer pathologischen Wiederholung der
Sequenz der drei Nukleotide CAG im Gen, welches das Huntingtin (Huntington-Protein) kodiert.
Folge davon ist, dass das Huntingtin nicht nur eine Glutaminsäure aufweist, sondern eine ganze
Kette von Glutaminsäuren. Dadurch wird das Huntingtin in seiner Funktion blockiert; Patienten mit
mehr als 40 Glutaminen entwickeln eine Huntington-Krankheit.
Das Huntingtin kontrolliert in den Synapsen der Nervenzellen die Endozytose von
Neurotransmittern und deren Sekretion, somit also die Kommunikation zwischen den Neuronen.
Eine Mutation des Proteins hat zwei Folgen: (1) Diese Kommunikation zwischen den Neuronen
kommt zum Erliegen und (2) die Neuronen gehen durch eine Apoptose zugrunde.
An der Endozytose der Neuronen im Striatum sind namhaft die beiden Proteine
«Clathrin» und «Adaptorprotein 2» beteiligt; Clathrin interagiert direkt mit dem Zytoskelett. Die
Interaktion dieser beiden Proteine mit dem Huntingtin wird durch ein drittes Protein, das Hip1,
vermittelt: Alle drei Proteine bilden physiologischerweise mit dem Huntingtin einen Komplex
(Abb.5a).
Wenn das Huntingtin mutiert ist, kann der erwähnte Komplex nicht mehr gebildet werden
und es kommt dabei auch zu einer Auflösung der Bindung zwischen dem Huntingtin und dem
Hip1 (Abb.5b). Das freie Hip1 aktiviert über das Protein Hippi die Caspase 8, welche die Kaskade
der Caspasen in Bewegung setzt, sodass es zu einer Apoptose des Neurons kommt. Weil die an
diesem Prozess beteiligte Caspase 3 auch das pathologischen Huntingtin zu spalten vermag,
kommt es gleichzeitig zu Ablagerungen von Fragmenten des Huntingtin in den Neuronen.
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Abb.5
Die Wirkung von Huntingtin.
Die Störung, welche der Huntigton-Krankheit zugrunde liegt, ist eine pathologische Wiederholung der Sequenz
der drei Nucleotide CAG im Gen, welches das Huntingtin kodiert. Folge davon ist die Ausbildung eines
Strangs von Glutaminsäuren (G) am Huntingtin und demzufolge eine Fehlfunktion des Huntingtins.
a
b
Actinfilament
Sekretion von
Neurotransmittern
Endozytose
Clathrin
Adaptorprotein2
Hip1
Hippi
Huntingtin
G
Actinfilament
G
G G
Caspase 8
Caspase 3
Clathrin
Adaptorprotein2
Huntingtin
Hip1
Hippi
APOPTOSE
Caspase 8
Selbstaggregate
Caspase 3
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