Baubeschrieb Sammlungszentrum, Affoltern a. A.

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Baubeschrieb Sammlungszentrum, Affoltern a. A.
Aufgabenstellung und Situation
fördern. Der Gestaltung und dem Material der Fassade, der Umhüllung fällt somit eine besondere Bedeutung zu.
Laut Auftrag der Bauherrschaft sollte möglichst viel der Bausubstanz
der bestehenden Militärbauten belassen und ein klares Nutzungskonzept gepaart mit einem starken architektonischen Ausdruck
geschaffen werden. Eine innovative Umsetzung des Themenkreises
«sammeln, erhalten und forschen» war gefordert.
Eisen und dessen Verwendung als Stahl ist ein wichtiger Teil der
menschlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung.
Genauso stellt es für nahezu alle Lebewesen ein essentielles
Spurenelement dar. Viele der Ausstellungsgegenstände bestehen
aus diesem Material. In Analogie zur Ritterrüstung bildet es einen
Diese spezielle Aufgabenstellung führt zu einer eigenständigen
robusten und beständigen Schutz für die Kulturgüter. UnbehanLösung, einem aussergewöhnlichen architektonischen Vokabular. Die delt verwendet unterliegt Eisen hingegen stetiger Veränderung,
Aufreihung und die einfache kubische Form der drei parallelen Körper einer langsamen Auflösung, die Spuren hinterlässt. Analog zu den
ruft Bilder kompakter Aufbewahrungsanlagen hervor. Auch als Strich- Sammlungsobjekten, die Zeugen ihrer Zeit sind, soll der rostende
code kann die Abfolge gelesen werden: Ein normiertes System, das Stahl der Fassade Spuren hinterlassen. So versinnbildlicht die Hülle
erlaubt, Waren zu bestimmen und zu katalogisieren.
des Sammlungszentrums die Begriffe Bewahren und Vergänglichkeit, Gegenwart und Veränderung. Stahl ist bearbeitbar, formbar
Im Gebäude 1 ist auf rund 10000 Quadratmetern das eigentliche
und schneidbar, all diese nuancierten Anwendungen kommen beim
Objektzentrum eingerichtet. Es gewährleistet optimale klimatische
Sammlungszentrum zum Tragen. Es verändert sich nicht nur längerund sicherheitstechnische Bedingungen für die Aufbewahrung der
fristig, sondern ändert seinen Ausdruck auch unmittelbar. Bei Regen
gewaltigen Sammlungsbestände.
oder Sonnenschein, Licht oder Schatten erscheint es immer in neuem Licht und ist lebendiger Zeuge der Geschichte.
Gebäude 2 beherbergt die Ateliers der Konservatoren und Restauratoren sowie das Labor der Konservierungsforschung und MaterialaDie gewaltigen Stahlplatten des Objektzentrums, eines monolinalytik.
thischen Körpers ohne Fenster, werden nur getrennt durch eine
horizontal verlaufende Linie, die der Höhenabwicklung entlang der
Im Gebäude 3 befindet sich das Dienstleistungszentrum mit zenSchweizer Grenze entspricht. Die Fuge ist nicht nur bautechnisch
tralem Empfang und den Räumen für die Registrierung, den Leihver- notwendig, sondern verweist vielmehr symbolisch auf den Inhalt
kehr und die fotografische Dokumentation. Neben einer Fachbibliodes Gebäudes: Schweizerisches Kulturgut.
thek mit kleinem Lesesaal stehen ein Seminar- und Schulungsraum
sowie Arbeitsplätze für Gäste, Mitarbeiter des Landesmuseums und Technologie
externe Wissenschafter zur Verfügung.
Das neue Sammlungszentrum erfüllt die hohen Anforderungen
Ein Korridor verbindet die einzelnen Trakte und schließt die Anlage
an eine professionelle Lagerung und Bewirtschaftung kulturgezugleich nach außen ab. Sie erhält einen eigenen, autonomen und
schichtlich-musealer Objekte. Es gewährleistet optimale klimatische
objekthaften Charakter. Nur dem Interessierten erschließt sich diese Bedingungen, erfüllt international geltende Sicherheits- sowie
verborgene Welt.
Erschließungsstandards und verfolgt zukunftsweisende Konzepte.
Das Energie- und Klimakonzept des Minergie, resp. Minergie-P
zertifizierten Objektes erläutert, dass der Gebäudekomplex über eine
Architektur
überdurchschnittliche Wärmeisolation verfügt, die Dachflächen extensiv begrünt sind und die Räumlichkeiten mit konditionierter Raumluft
Sammeln bedeutet die systematische Suche, Beschaffung und Aufversorgt werden. Mittels einer Erdsondenwärmepumpe kann, je
bewahrung einer abgegrenzten Kategorie von Objekten und Informa- nach Bedarf, sowohl Wärme als auch Kälte bereitgestellt werden. Im
tionen. Im Falle des Schweizerischen Landesmuseums beschränkt
Objektzentrum, der eigentlichen Sammlung, kann die Raumtemperasich die Suche auf den geographischen Raum der Schweiz, deren
tur über das ganze Jahr ohne Kühlung und mit minimaler Beheizung
Entwicklung die Sammelstücke aufzeigen. Die Entwicklung der
konstant gehalten werden. 30 cm starke Isolierung von Wänden und
Sammlung verläuft immer rasanter. Die relevanten Objekte mehren
Decken, die innenliegende Masse der vorhandenen Betonstruktur,
sich und benötigen zunehmend mehr Raum.
sowie die Aussenhülle ohne Öffnungen für den Normalbetrieb, ergeben äusserst geringe Heizlasten.
Dieser Raum kann als Innenraum kaum noch wahrgenommen
Sehr viel Wert wird auf Krisenresistenz mit passiven Systemen
werden: die eingelagerten Kulturgütern vereinnahmen ihn vollstängelegt. Würde die Heizung während eines ganzen Jahres ausfaldig. Die Architektur manifestiert sich insbesondere in der äußeren
len (z.B. in einem Kriegsfall), variiert die Temperatur im Innern des
Erscheinung. Sie muss einerseits den Ort im Kontext definieren, die Sammlungszentrums zwischen 7°C im Winter und 13°C im Sommer.
Schwere und Plastizität des Objekts unterstreichen und mit dem
Der sehr langsame Temperaturwechsel ist aus Sicht des KulturgüterGrün der Natur in Kontrast treten. Andererseits soll sie die Tätigkeit
schutzes vorteilhaft.
im Innern - sammeln, konservieren und forschen - an die Oberfläche
Stücheli Architekten AG - Binzstrasse 18 - CH 8045 Zürich - T +41 44 465 86 86 - F +41 44 465 86 00 - www.stuecheli.ch
Beim Sammlungszentrum Affoltern a.A. handelt es sich um einen
pragmatischen Zweckbau mit einer starken Identität. Optimierte
Eingriffe in die bestehende Bausubstanz, ein konsequentes «design
to result» – Vorgehen mit allen Beteiligten und strikte Kostenkontrolle haben es ermöglicht, dieses Projekt unter massivem Kostendruck
zu realisieren.
FAKTEN, ZAHLEN
Bauaufgabe:
Bauherrschaft: Standort: Planung:
Bauzeit:
Bausumme CHF: Geschossfläche:
Kubikmeterpreis SIA:
Qualität: Umnutzung eines Zeughauses in das Sammlungszentrum der
Schweizerischen Landesmuseen
Eidgenössisches Finanzdepartement,
Bundesamt für Bauten und Logistik,
Bern
Lindenmoosstrasse 1, 8910 Affoltern am Albis
Januar 2003 – Dezember 2006
September 2005 – September 2007
28.5 Mio für BKP 1-9 ohne Landanteil
20‘093 m2
CHF 300.-/ m3
Minergie / Minergie-P
TEAM
Generalplanung:
Architektur:
Bauingenieur:
Haustechnik:
Elektroingenieur:
Bauphysik:
Nachhaltigkeit:
Depotplanung:
Fassade:
Sicherheit:
Türengineering:
Stücheli Architekten AG
Stücheli Architekten AG
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Brunner Haustechnik AG
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Bakus GmbH
Lenum AG
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vorgängig abgesprochen werden. Druckvorlagen für Bilder sind
unter Angabe des Dateinamens beim Verfasser zu bestellen.
Als Verfasser des Bauwerks müssen «Stücheli Architekten,
Zürich» textlich vermerkt werden, Vorabzug und Belegexemplar
sind an den Verfasser zu senden.
Copyright: Stücheli Architekten, Zürich / Bilder: Reinhard Zimmermann, Adliswil
KONTAKT
Stücheli Architekten
Binzstrasse 18
8045 Zürich
Datum: 4. Juni 2014
[email protected]
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