Baubeschrieb Hauptsitz Bank Vontobel, Zürich Historie Ursprünglich vom Büro Werner Stücheli geplant, wurden die Gebäude an der Gotthardstrasse 35 und 43, 1997/98 durch das inzwischen in Stücheli Architekten umgenannte Nachfolgebüro umfassend saniert und massiv umgebaut. Neben der städtebaulichen und volumetrischen Neuformulierung des Gebäudes der Schweizerischen Rückversicherungs-Gesellschaft war die Transformation des Erscheinungsbildes ein wesentlicher Punkt, um in Einklang zu kommen mit der zeitgleich entwickelten Corporate Identity der Brand «Swiss Re». So wurde aus dem schweren, kantigen Bau mit aussenliegenden Betonstützen und Fensterbänken ein leichtes, beschwingtes Haus mit einer gläsernen Haut über dem ursprünglichen steinernen Kern. Die maximale Transparenz im Äussern und im Innern stellte eine klare Parallele zu den Firmenwerten dar, die durch die Corporate Identity und die Corporate Architecture kommuniziert werden sollten. Gleichzeitig verwies die Verkleidung der Kerne mit Natursteinplatten aus Serpentin auf die graugrüne Farbpalette der Swiss Re. Der Rest des Gebäudes wurde mit edlen Materialien innerhalb eines sehr reduzierten Spektrums von Silber, Schwarz und Weiss und diversen Grautönen realisiert. Daneben wurde als ausserordentliches Material in den wichtigsten und öffentlichen Räumen Ahorn zur Anwendung gebracht, um einen warmtonigen Gegenakzent zu setzen. Diese Klarheit der Form und Reduktion, Materialisierung und Farbgebung waren neben der grosszügigen Transparenz die ideale Basis für die erneute Transformation des Gebäudes zum Hauptsitz der Bank Vontobel. Aufgabe Im Jahr 2005 entschied die Bank Vontobel, ihre vielen, im ganzen Stadtgebiet verstreuten Liegenschaften auf wenige Bauten im Quartier Enge zu konzentrieren und dadurch den «Campus City» zu schaffen. In direkter Nachbarschaft zu bereits bestehenden Bürogebäuden war es möglich geworden, mehrere Liegenschaften der Swiss Re zu mieten und somit erstmals alle Geschäftsbereiche in Gehdistanz voneinander zusammenzufassen. Damit verbunden war auch die Verlegung des Haupsitzes und der Kundenbetreuung von der Bahnhofstrasse an die Gotthardstrasse. Beide waren an guter Adresse in typisch zürcherischen, klassizistischen Sandsteingebäuden etabliert gewesen. Aus Kundenperspektive wurde somit viel Identität aufgegeben, welches durch intensive Kommunikation der Bank und einen absolut überzeugenden neuen Hauptsitz kompensiert werden musste. Dieser verkörperte nicht nur den Eintritt der Bank in ein neues Zeitalter, sondern bot auch zum ersten Mal die Möglichkeit, die gebaute Identität der Bank Vontobel mit ihrer rigoros und klar präsentierten Corporate Identity in Einklang zu bringen, wie sie bereits seit Jahren in den Printmedien publiziert wurde. Zehn Jahre nach dem Umbau und der massgeschneiderten Gestaltung für die Swiss Re sollte nun also das Haus mit möglichst geringen, dafür aber gezielten und effektvollen Eingriffen umgestal- tet werden. Die Corporate Identity sollte durch das Gebäude direkt vermittelt werden und neue Nutzungen ihren eigenen Platz finden. Vorteilhafterweise besass das nüchterne, schnörkellose Erscheinungsbild der Vontobel Publikationen bereits eine dem Gebäude ähnliche Reduktion der Farbpalette auf Silber, Schwarz, Weiss und Grau als neutraler Rahmen für das starke Blau des quadratischen Vontobel Logos. Konzeption Um die Eingriffe möglichst gering zu halten, wurde das Gebäude genau analysiert und verschiedene Umgangsformen mit der Bausubstanz formuliert: Integration, Transformation, Elimination / Ersatz. Unverändert in das Gesamtkonzept integriert wurden zu kostspielige oder kohärente Bauteile (Fassade, Kern) und Materialien (Glas, Aluminium, Serpentin). Dagegen wurden Elemente, welche sowieso ersetzt werden mussten so gewählt, dass sie eine maximale Deckungsgleichheit mit der Corporate Identity aufweisen (Teppich, Möbel) und genug Stärke haben, um abweichende Elemente zu transformieren (Serpentin). Bauteile, welche nicht in das Gesamtkonzept integriert werden konnten, mussten konsequenterweise eliminiert oder ersetzt werden (WC-Materialisierung, Empfangskorpus). Die Nutzungsänderung von einem reinen Verwaltungsbau einer Versicherungsgesellschaft zu dem Hauptsitz und der einzigen Kundenadresse einer Privatbank, brachte neben komplexen sicherheitstechnischen Umbauten auch die Notwendigkeit mit sich, einen nüchternen Zweckbau zum ersten Kommunikator der Werte und Qualitäten der Bank Vontobel umzugestalten. Basierend auf dem Gestaltungskonzept der Winterlandschaft wurde bei der Transformation des «Swiss Re-Hauses» zum «VontobelHaus» im Bereich der Innenausstattung darauf Wert gelegt, den Kontrast möglichst zu stärken, speziell da für die Swiss Re eher eine Palette von geringfügig unterschiedlichen Grautönen zur Anwendung gekommen war. So wurde der mittelgraue Teppich durch eine anthrazitfarbenen ersetzt, der in seiner Farbintensität auch den grünlichen Ton des Serpentin etwas reduzieren konnte. Gleichzeitig wurden die grauen Möbel der Swiss Re durch weisse ersetzt, welche nun auf dem dunklen Boden zu schweben scheinen. Fakten, Zahlen Bauaufgabe: Bauherrschaft: Standort: Planung: Bauzeit: Bausumme: Geschossfläche: Arbeitsplätze: Brandschutzertüchtigung, Mieterausbau Bank Vontobel und Swiss Re Gotthardstr. 43, 8022 Zürich September 2006 – November 2007 April 2007 – Februar 2008 22 Mio. CHF 17‘000 m2 350 Team Architektur: Bauleitung: Statik: HLKS-Planer: Elektroplaner: Beleuchtungsplaner: Bauphysik: Stücheli Architekten AG Stücheli Architekten AG STB Schnyder+Tobler Bauingenieure GmbH Polke Ziege, von Moos AG Bitech AG Engineering & Consulting Modular Lighting Switzerland AG Kopitsis Bauphysik AG Die Toiletten wurden komplett umgebaut, um den Standard noch zu erhöhen und die von einem hellen Blau dominierte Farbgebung durch eine konsequente Fortsetzung aus dem Bürobereich zu ersetzen. So wurde der Boden anthrazitfarbig und die Wände glänzend weiss. Für die Identitätsstiftung und Wärme im Kundenbereich wurden ein spezielles «Signatur-Material» und aussergewöhnliche Leuchten bestimmt, welche fast überall zur Anwendung kommen, wo Kunden mit der Bank Vontobel physisch in Kontakt treten. Schweizer Eiche, welche sehr dunkel gebeizt wurde, und weisses Leder sind die Hauptmaterialien für die Kundenzonen im Haus. Meist werden sie begleitet von mundgeblasenen Pendel- oder Bodenleuchten aus Opalglas, welche warme Lichtinseln und einen wohnlichen Charakter entstehen lassen. Vertrauen in Stabilität und Diskretion, persönliche Beratung und Performance müssen spürbar sein, sobald der Kunde das Haus betritt. Die augenblicklich wahrnehmbare Stimmung muss durch seine Einzigartigkeit sowohl Identität als auch Vertrautheit und eine persönliche, individuelle Wärme vermitteln. Zur Entwicklung und Vermittlung eines Gestaltungskonzeptes, welches den Spagat leisten konnte zwischen der eher kühlen Nüchternheit der Gebäudestruktur und der Corporate Identity auf der einen Seite und dem Bedürfnis nach Wärme und Geborgenheit der Privatkunden auf der anderen, wurde auf dem Bild einer Winterlandschaft aufgebaut. Eine monochromatische Komposition aus weichen schneebedeckten Flächen kontrastiert mit nackten, dunklen Baumstämmen und verkrusteten Eisflächen, während über allem die flache, goldene Wintersonne die Schneekristalle zum Funkeln bringt und die verborgene Wärme des Holzes an die Oberfläche holt. Umsetzung Obwohl für die Brandschutzertüchtigung teilweise sehr tief in den Rohbau und die Haustechnik eingegriffen werden musste, wurde die Grundsubstanz des Gebäudes fast unverändert übernommen. Dadurch waren die raumdefinierenden, meist harten Materialien wie Glas, Stein und Aluminium vorgegeben. Durch die grosse Deckungsgleichheit mit der klaren, transparenten CI der Bank Vontobel war dies ideal. Stücheli Architekten AG - Binzstrasse 18 - CH 8045 Zürich - T +41 44 465 86 86 - F +41 44 465 86 00 - www.stuecheli.ch Verwendung Pressematerial Sämtliche Publikationen müssen mit Stücheli Architekten vorgängig abgesprochen werden. Druckvorlagen für Bilder sind unter Angabe des Dateinamens beim Verfasser zu bestellen. Als Verfasser des Bauwerks müssen «Stücheli Architekten, Zürich» textlich vermerkt werden, Vorabzug und Belegexemplar sind an den Verfasser zu senden. Copyright: Stücheli Architekten, Zürich / Bilder: Reinhard Zimmermann, Adliswil Kontakt Stücheli Architekten Binzstrasse 18 8045 Zürich Datum: 22. Dezember 2009 Christoph Kretz [email protected] +41 44 465 86 64