Universität Trier SS 2009 FB I - Philosophie PS: Kants Prolegomena Leitung: Thomas Hoffmann M.A. Stundenprotokoll: Katharina Helming Stundenprotokoll zur Sitzung am 12.05.2009 A) Zur Einleitung der Kritik der reinen Vernunft Zu V. In allen theoretischen Wissenschaften der Vernunft sind synthetische Urteile a priori als Prinzipien enthalten Kant hält fest, dass es synthetische Urteile a priori gibt, dass sie sowohl in der Mathematik als auch in der Naturwissenschaft vorliegen und führt diesen Gedanken anhand einiger Beispiele aus, auf die an dieser Stelle im Seminar nicht weiter eingegangen wird. Zu VI. Allgemeine Aufgabe der reinen Vernunft Auf dieser Grundlage lässt sich nun fragen, inwiefern solche synthetischen Urteile (nur synthetische Urteile „liefern“ Erkenntnis im eigentlichen Sinne) a priori auch in der Metaphysik möglich sind. Damit stellt Kant die Zielrichtung seines Vorhabens vor: Ist es möglich, innerhalb von Fragen, die den metaphysischen Bereich betreffen, a priorische Erkenntnis zu erlangen wie etwa in den Naturwissenschaften? Bislang kann dies nicht erfolgt sein, so Kant, da im Hinblick auf metaphysische Fragen Widersprüche und Streitigkeiten vorherrschen. Diese sollten sich, sind synthetische Urteile a priori möglich, jedoch auflösen lassen. Zugleich haben die Menschen immer Metaphysik betrieben, wenn auch nicht im Sinne einer Wissenschaft. Denn das Fragen nach bspw. der Unsterblichkeit der Seele, nach Gott oder dem Anfang der Welt ist dem Menschen eigentümlich, gehört zu seiner Natur. Demnach ist es eine für den Menschen essentielle Frage, der in der Kritik der reinen Vernunft nachgegangen wird: Kann Metaphysik als Wissenschaft betrieben werden, ist es möglich, bspw. über Gott zu objektiver Erkenntnis zu gelangen? B) Zur Transzendentalen Elementarlehre, Erster Teil – Die transzendentale Ästhetik, § 1 Zunächst wird von Herrn Hoffmann darauf hingewiesen, dass in diesem Zusammenhang unter dem Begriff „Ästhetik“ nicht eine Theorie des Schönen zu verstehen ist, sondern dass es vielmehr um die sinnliche Wahrnehmung geht (von griech.: aisthesis). Der erste Abschnitt verdeutlicht dies: „Auf welche Art und durch welche Mittel sich auch immer eine Erkenntnis auf Gegenstände beziehen mag, so ist doch diejenige, wodurch sie sich auf dieselbe unmittelbar bezieht, und worauf alles Denken als Mittel abzweckt, die A n s c h a u u n g . Diese findet aber nur statt, so fern uns der Gegenstand gegeben wird; dieses aber ist wiederum, uns Menschen wenigstens nur dadurch möglich, daß er das Gemüt auf gewisse Weise affiziere. Die Fähigkeit (Rezeptivität) Vorstellungen durch die Art, wie wir von Gegenständen affiziert werden, zu bekommen, heißt Sinnlichkeit.“ 1 Wird die Anschauung als Zweck des Denkens angesehen, wird dieser ein hoher Status zugesprochen. Da sich Erkenntnisse auf Anschauungen beziehen, ist auch die Sinnlichkeit, als ein Vermögen, Anschauungen zu „liefern“, notwendig für Erkenntnis. Kant stellt sich damit etwa gegen rationalistische Auffassungen, nach denen die Sinnlichkeit für Erkenntnis nicht wesentlich ist. Anschauung wird dadurch ermöglicht, dass das Gemüt durch Gegenstände affiziert wird, d.h., dass es ohne aktives Zutun von Seiten des Menschen/des menschlichen Erkenntnisvermögens „berührt“ wird. Zwar hängt bspw. das Sehen von der Beschaffenheit der Augen und der Tatsache, dass Menschen sich im Besitz solcher befinden, also ihrer leiblichen Beschaffenheit ab. Dass der Mensch aber überhaupt Anschauung von etwas haben kann, hängt nicht allein davon ab. Es gehört zum Vermögen der Sinnlichkeit, dass dem Menschen Dinge unbegrifflich und ohne sein eigenes aktives Zutun gegeben werden können. Ausblickend bleibt vorerst festzuhalten, dass das, was dem Menschen gegeben ist, offenbar eine Art von ihm unabhängige Dimension darstellt, wie dieses sich darbietet jedoch durchaus von Strukturen auf Seiten des erkennenden Subjekts abhängt, die a priori gegeben sind. So sind Kant zufolge dem Menschen Erscheinungen immer in raum-zeitlicher Struktur gegeben. Dazu in der nächsten Sitzung mehr. 2