Sächsisches Hauptgestüt Graditz Torhaus und Pensionspferdestall oben: Blick durch Pensionspferdestall; Unten: Strassenfassade Pensionspferdestall, Pferdebox, Longierhalle im Torhaus mit Übergang zum Pensionspferdestall Sächsisches Hauptgestüt Graditz Bauherr Freistaat Sachsen Sächsisches Staatsministerium der Finanzen Staatsminister der Finanzen Dr. Horst Metz Ab- teilungsleiter Landesvermögen- und Bauabteilung Ministerialdirigent Wolf Karl Reidner Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Geschäftsführer, Joachim Hübner Unternehmensbe- reich Planungs- und Baumanagement Unternehmensbereichsleiter, Prof. Dieter Janosch Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Niederlassung Leipzig I Niederlassungsleiter, Dr. Rainer Storch Pro- jektleitung Gruppenleiter ­ Michael Mayer; Birgit Hirschfeldt; Martina Otte Betriebstechnik Gruppenleiter Joachim Assmann; Mechthild Richter, Lutz Brennecke ­ Ingenieurbau Gruppenleiter Tim Rischpeter, Simone Werner Vertragswesen/Vergabe Andreas Körner ­ Objektmanager Karin Nestler Beteiligte Planer ­ Torhaus Architekturbüro Werner Hößelbarth, BDA, Radebeul; Tragwerksplanung Leonhardt, Andrä & Partner, Dresden; Elektroplanung Ingenieurbüro Krauß, Torgau; Tiefbau Ingenieurbüro Erzprojekt Melior, Leipzig; Heuförderer IB Georgi, Dresden; Holzschutz IB Pensionspferdestall Voigt, Leipzig Pensionspferdestall hänel furkert architekten, BDA; Tragwerksplanung IB Georgi, Dresden; Elektroplanung IB Krauß, Torgau; SIGEKO Das Bauwerk Mit dem Umbau des ehemaligen Kutschstalls baute man die Wohnräume zurück, die Anfang des 20. Jahrhunderts hier entstanden waren. Das Stallgebäude dient nun wieder seiner ursprünglichen Nutzung. Dadurch sind im Sächsischen Hauptgestüt Graditz weitere Kapazitäten zur Unterbringung von Gastpferden geschaffen worden. Die Betreuung dieser Pferde, die zur Ausbildung und Besamung hierher kommen, trägt in wesentlichen Teilen zur wirtschaftlichen Führung des Gestüts bei. Im Gebäude befinden sich nach der Sanierung im Erdgeschoss zwei Stallbereiche mit jeweils acht Pferdeboxen, eine Pferdedusche sowie ein Heulager. Zusätzlich sind im Dachboden, welcher ebenfalls zur Heulagerung genutzt wird, eine neue Sattelkammer und ein Lagerraum entstanden. Der Stall ist etwa 33 Meter lang und 13 Meter breit, seine Firsthöhe beträgt ungefähr 11 Meter. Die Baumaßnahmen Vor der Sanierung gab es im Gebäude einen Stallbereich, zwei Garagen im Mittelteil sowie einen Wohnbereich. Um eine neue, wirtschaftliche Raumaufteilung zu ermöglichen und einheitliche Niveaus von Fußböden und Decken zu erreichen, musste die vorhandene Bausubstanz weitgehend entkernt werden. Nur die Trennwände zwischen den Hauptfunktionsbereichen blieben erhalten. IBBK Großer, Borsdorf Planungsdaten Torhaus Planungsauftrag 05.09. 2005 Bau- bedarfsnachweis 15.09. 2005 ­­ Bauauftrag 17.01. 2006 Bauunterlage 17.02. 2006 Baubeginn 22.05. 2006 Fertigstellung 24.08. 2007 Ge- samtbaukosten 1.060.000 Euro Planungsdaten Pensionspferde­ stall / ehemaliger Kutschstall Ausgabenanmeldung 12.10. 2005 Über dem Erdgeschoss baute man eine neue durchgehende Decke aus Brettstapel-Elementen ein, welche auf Stützen und Unterzügen aus Brettschichtholz auflagern. Der Dachstuhl über dem ehemaligen Wohnbereich wurde abgerissen und entsprechend der bestehen­den Konstruktion über dem Stallteil neu errichtet. Dabei entstanden auf der Hofseite drei Wirtschaftsgauben und auf der Straßenseite eine weitere Gaube neu. Im Inneren verbindet eine neue Betonsohle mit leichtem Gefälle die unterschiedlichen Fußboden­höhen der angrenzenden Gebäudeteile. Die Auswahl von Materialien und Farben für Dacheindeckung und Fassadengestaltung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Planungsauftrag 28.12. 2005 Bauauftrag 17.01. 2006 Bauunterlage 10.04. 2006 Baubeginn 17.07. 2006 Fertigstellung 27.07. 2007 Gesamt- baukosten 838.000 Euro Impressum Herausgeber Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanage­ment, Wilhelm-Buck-Straße 4, 01097 Dresden, www.sib.sachsen.de, im Auftrag des Freistaates Sachsen, Staatsminis­te­riums der Finanzen Redaktion Michael Mayer, Birgit Hirschfeldt Texte Werner Höszelbarth, Alf Furkert, ­Michael Mayer Lektorat ­Antje Heuer, www.karo-architekten.de Gestaltung Martina Römer, www.nahtief.de Fotografie Frank-Heinrich Müller, ­ www.photograpiedepot.de Druck ­ Jütte Messedruck, Leipzig Redaktionsschluss August 2007 Auflage 1.000 Exemplare Staatsbetrieb Sächsisches Immobilienund Baumanage­ment ­ Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement Niederlassung Leipzig I Das Hauptgestüt Graditz kann auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken. Nach Abschluss der umfassenden Sanierung des Schlosses und des Langestalles ist nun das mächtige Torhaus und der angrenzende Pensionspferdestall saniert und umgebaut worden. Torhaus Das Bauwerk Das denkmalgeschützte Torhaus von 1800 liegt mittig auf der durch die barocke Hofanlage und den Park verlaufenden Längsachse. Mit diesem Bau erhielt der bis dahin nach Westen offene dreiflügelige Hof, gegenüber dem Herrenhaus, seinen Abschluss. Vermutlich hat Landbauschreiber Wilhelm Traugott Verlohren (1754—1813) unter der Ägide des Oberlandbaumeisters Christian Traugott Weinlig das Haus entworfen. Mit Zwerchgiebel und Putzquaderung trägt es bereits eindeutig klassizistische Merkmale, zeigt aber gleichzeitig noch Formen des ausgehenden Barocks, besonders in der Detailausbildung von Gauben, Zwerchgiebel und Fenstergewänden. Das Gebäude nimmt im nördlichen Teil die Longierhalle und südlich die Remise auf. Es ist 40 Meter lang und 22 Meter tief. Über dem 7 Meter hohen Erdgeschoss erhebt sich ein beeindruckendes Walmdach mit einer Höhe von 12 Metern, welches als Vorratsboden für Hafer dient. Die sehr große freitragende Spannweite wird möglich durch zwei übereinander angeordnete so genannte liegende Stühle. Bei dieser anspruchsvollen Zimmermannskonstruktion werden die Stuhlsäulen nicht senkrecht gestellt, Uhrturm sondern schräg in die Sparrenebene integriert. Beide Ebenen sind zu Spreng- und Hängewerken zusammengeschlossen, an denen die Oberzüge der Decken­ balken befestigt sind. Die Erscheinung des Gebäudes wird zudem maßgeblich von der mittigen Wagendurchfahrt bestimmt, sowie durch den Zwerchgiebel auf der Straßenseite. In dessen klassischem Giebeldreieck prangen die ­Initialen Friedrich August I. im Wappenschild, bekrönt mit einem Kurhut und geschmückt mit einer Ornamentik aus Früchten und Blattwerk. Außer durch den Zwerchgiebel wird das Dach straßen­ seitig durch stehende Gauben mit Satteldächern sowie durch darüber liegende Fledermausgauben gegliedert. Hofseitig besitzt das Dach zwei über die gesamte Länge verlaufende Hechtgauben. Das Uhrentürmchen wurde im 19. Jahrhundert hinzugefügt und 1930 neu gestaltet. In ihm ist ein mechanisches Uhrwerk mit Zifferblättern zum Hof und zur Straße hin untergebracht. Die Turmspitze trägt eine Wetterfahne sowie eine Kugel und einen Stern, die beide vergoldet sind. Ebenfalls 1930 wurde bei Umbaumaßnahmen Torhaus (Blick vom Innenhof) Torhaus Haferlager im Dachgeschoss untere Ebene im Dach ein Zwischenboden südlich der Durchfahrt Die Baumaßnahmen Die Holzkonstruktion des eingebaut. Balken und Stützen dieser Holzkonstrukti- Zwerchgiebels wurde komplett abgebrochen und neu on sind gesägt, während es sich ansonsten bei sämt- errichtet. Schadhafte Hölzer des Dachstuhls musslichen Hölzern des Bauwerks um mit dem Beil behau- ten gemäß Angaben der Gutachter bebeilt, verstärkt, enes Material handelt. teilweise oder ganz ersetzt werden. Mehrfach schadhafte Dachsparren tauschte man im Ganzen aus. Drei große Öffnungen mit Stichbogen charakterisieren die mit Quaderputz versehene Fassade. Die Wagen- Zur Reparatur der Hänge- und Sprengwerke wurden durchfahrt ist offen. Longierhalle und Remise dage- Sicherungskonstruktionen notwendig. Alle Holzvergen besitzen zweiflügelige Tore mit Oberlicht, die links bindungen wurden vorrangig auf traditionelle Weise und rechts durch Fenster flankiert werden. hergestellt, teilweise aber auch ingenieurmäßig mit Bolzen und Dübelelementen. Der Zustand vor der Sanierung Dachdeckung, Dachtragwerk, Zwerchgiebelkonstruktion und De- Die straßenseitigen Gauben sind ebenfalls abgebrocken befanden sich 2005 in einem sehr schlechten chen und mit den originalen Sandsteinelementen Zustand. Die Betondachsteindeckung aus den 1980er wieder aufgebaut worden. Die Fenster von stehenden Jahren besaß viele undichte Stellen. Fast alle Spar- Gauben und Zwerchgiebel setzte man analog der anrenfußpunkte, der Ringbalken und die Deckenbalken- deren Fenster instand. Die Hofseite des Daches erauflager waren geschädigt. hielt über die gesamte Dachlänge hinweg und in zwei Ebenen Hechtgauben. Außer den stehenden Dachgauben auf der Straßenseite waren keine weiteren mehr vorhanden. An den Künftig wird das Gestüt auf dem Dachboden etwa Querwänden der Durchfahrt gab es bis zu fünf Zenti- 150 Tonnen Hafer einlagern, weshalb auf chemischen meter breite, senkrecht verlaufende Risse. Auch Au- Holzschutz verzichtet wurde. Die Gauben sind für ßen- und Innenputz waren sanierungsbedürftig. die Querlüftung notwendig. Ihre Öffnungen sind mit Torhaus ­Zwischengeschoss Wagenremise Torhaus Wagenremise Maschendrahtgitter versehen, können bei schlechtem Wetter aber auch geschlossen werden. Bei der Sanierung der repräsentativen Holzbalkendecke über der Longierhalle wurden verdeckte Holzverbindungen wie hinterschnittenes Blatt mit nicht sichtbaren Stabdübeln angewendet. Die beiden Tore im südlichen Gebäudeteil waren im Originalzustand vorhanden. Sie wurden unter Wieder­ verwendung der noch vorhandenen Beschläge instand gesetzt. Die Fenster und Tore der Longierhalle sind bereits vor etwa 10 Jahren erneuert worden, sie erhielten einen neuen Ölfarbenanstrich. In der Longier­ halle musste lediglich die Holzkonstruktion der bestehenden Bande repariert werden. Um die kraftschlüssige Verbindung zwischen Gebäudequer- und Außenwänden wieder herzustellen, Alle Putzarbeiten sind mit einem zweilagigen Kalkwurden die vertikalen Risse in den Querwänden der Zementputz ausgeführt worden, sämtliche Wand­ Durchfahrt vernadelt. Zur Gebäudestabilisierung wur- flächen erhielten einen diffusionsoffenen Farbanstrich. de ein Ringanker eingebaut. Durch Schwamm befal- Bei den Sandsteinplastiken im Giebeldreieck über der lene Teile der Mauerkrone wurden abgebrochen und Durchfahrt erfolgte eine Reinigung. Die Fassade, bis erneuert. Auch hier sind schadhafte und in ihrer Trag- 2007 einheitlich im Ockerton gestrichen, zeigt sich fähigkeit maßgeblich beeinträchtigte Holzteile teilwei- nach der Sanierung wieder in originaler Farbgebung. se oder vollständig ausgewechselt worden. Ein Befund hatte Grau als Fondston, Rot an architektonischen Gliederungselementen sowie Gold an WapZum Nord- und zum Südflügel hin sind Brandwände pen und Ziffern der Jahreszahlen ergeben. oberhalb des Hauptgesimses neu errichtet und dicht an die neue Dachhaut angeschlossen worden. Die Abtrennung der Remise bildet eine neue Stahl- Glaswand zwischen den Stützen mit integrierter zweiflügeliger Tür. Darüber hinaus dienen neue leichte Zwischenwände der Abtrennung von Haferkammer und Treppenbereich. Ansicht, Schnitt und Grundriss Erdgeschoss Wagenremise Longierhalle Pensionspferdestall