Mangelernährung in Deutschland Status 2017 10. GHD Symposium Ernährungsmanagement in Facharztpraxen und Kliniken Warum, wie und mit wem? 17. Mai 2017; Düsseldorf Ulrich Kampa Evangelisches Krankenhaus Hattingen Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen praxisHochschule Köln Campus Rheine University of Applied Sciences Studiengang Clinical Nutrition/Ernährungsmanagement B. Sc. potentielle Interessenkonflikte Vortragshonorare, Fahrt- und Übernachtungskosten: Nutricia Fresenius Nestle Abbott BBraun GHD Resolution des Ministerrats des Europäischen Parlaments - November 2003 www.bda.uk.com/Downloads/CoEResolution.pdf • Die hohe Zahl an unterernährten Patienten in den Krankenhäusern ist nicht akzeptabel • Bei allen Patienten soll routinemäßig der Ernährungszustand bestimmt werden. • Der Score zum Erheben dieses Status soll einfach in der Durchführung sein. • Bei den Patienten, bei denen der Ernährungszustand ein Risiko darstellt, soll ein Ernährungsplan aufgestellt werden. • Ernährungssupport als Teil der Therapie hat mit System zu erfolgen Ernährung bei Krankheit ist Therapie Comparative incidence of complications: malnourished versus well-nourished hospital patients Pichard et al, Clin Nutr 2009; 4 (Suppl. 1): 3 - 7 Prag Deklaration Juni 2009 7 Punkte Programm Auswirkungen der Mangelernährung auf Organfunktionen Skelettmuskulatur: Atrophie, Verlust der Muskelkraft, Knochenbrüche Herzmuskel: Verringerung der Herzmuskelmasse Lunge: Abnahme der Atemmuskulatur (Zwerchfell), schwächere und kürzere Atemzüge Immunsystem: geschwächtes Immunsystem, erhöhte Infektanfälligkeit, verzögerte Genesung Magen-Darm-Trakt: Atrophie der Darmmukosa (Diarrhoe als Folge!) unzureichende Enzymproduktion Leber: verringerte Eiweißsynthese (Hypalbuminämie, Aszites) Haut: gestörte Wundheilung, erhöhtes Risiko für Wundliegen und Druckgeschwüre Klassifikation der Mangel-/Fehlernährung DGEM-Leitlinie 2013 Krankheitsspezifische Mangelernährung: 1. BMI < 18,5 kg/m2 (> 65 Jahre < 20 kg/m2) ODER 2. unbeabsichtigter Gewichtsverlust > 10% in 3-6 Monaten (> 65 Jahre > 5 % in 3 Monaten) ODER 3. BMI < 20 kg/m2 und unbeabsichtigter Gewichtsverlust > 5 % in 3-6 Monaten Weitere Risikofaktoren: Nüchternperiode > 7 Tage Bei chirurgischen Patienten ein Albumin < 30 g/L z.B. Demenz, Depressionen, Dysphagie, Anorexia nervosa Valentini L et al Aktuel Ernährungsmed 2013; 38:97-111 Klassifikation der Mangel-/Fehlernährung DGEM-Leitlinie 2013 Chronische Krankheitsspezifische Mangelernährung: 1. Kriterien der krankheitsspezifische Mangelernährung ODER 2. reduzierte Energieaufnahme < 75 % des geschätzten Energiebedarfes für > 1 Monat ODER 3. Verminderte Muskelmasse: < 10. Perzentile Armmuskelfläche oder < 80% Kreatinin-Größen-Index UND Zeichen einer Krankheitsaktivität, erhöhtes CRP oder Albumin < 35 g/l z.B. Organerkrankung (Leber, Niere, Herzinsuff.), CED, Malignome Valentini L et al Aktuel Ernährungsmed 2013; 38:97-111 Klassifikation der Mangel-/Fehlernährung DGEM-Leitlinie 2013 Akute Krankheitsspezifische Mangelernährung: Akute krankheitsspezifische Mangelernährung durch erhöhten Proteinkatabolismus im Rahmen eines Stressstoffwechsels z.B. Sepsis, Verbrennung, Polytrauma, SHT, große Op`s Valentini L et al Aktuel Ernährungsmed 2013; 38:97-111 Klassifikation der Mangel-/Fehlernährung DGEM-Leitlinie 2013 Kachexie: Gewichtsverlust von > 5% in < 12 Monaten bei Erkrankung plus drei der folgenden Kriterien: - Verringerte Muskelkraft - Erschöpfung (Fatigue) - Anorexie - niedrige Fettfreie-Masse Index [(fettfreie Masse (kg)/ Körpergröße2 (m2)] - abnormale Biochemie CRP > 5,0 mg/dl; IL-6 > 4,0 pg/ml; Anämie (Hb < 12g/dl); Albumin < 32 g/dl Valentini L et al Aktuel Ernährungsmed 2013; 38:97-111 Klassifikation der Mangel-/Fehlernährung DGEM-Leitlinie 2013 Sarkopenie: Gehgeschwindigkeit < 0,8 ms-1 ODER Handkraftstärke < 19,3 kg (F) / < 30,3 kg (M) UND Muskelmasse (appendikuläre Magermasse/Größe2: < 5,67 kg/m2 (F) / < 7,24 kg/m2 (M) - Valentini L et al Aktuel Ernährungsmed 2013; 38:97-111 Anorexie - Schmerzen durch Krankheit - Medikamente - Chemo-, Strahlentherapie - veränderter Geschmackssinn - Demenz Resorptionsstörung - Diarrhoe - Darmresektion - entzündl. Darmerkrankung - Infektion - Medikamente Hospitalisation sozioökonomische Faktoren - Trauer, Einsamkeit - Armut - Nahrungskarenz - Krankenhauskost - Diagnostik mechanische Ursachen - Kau- und Schluckstörung - Zahnprobleme - Stenosen metabolische Ursachen - Kachexie bei Tumor - Hypermetabolismus nach Trauma, OP - Demenz - Chron. Organinsuffizienzen - Restriktive Diäten Decreased food intake is a risk factor for mortality in hospitalised patients: The NutritionDay survey 2006 n=12 727 Mortality (30 d): Food intake (lunch) Hiesmayr M et al Clin Nutr 2009; 28: 484-491 Decreased food intake is a risk factor for mortality in hospitalised patients: The NutritionDay survey 2006 Hiesmayr et al. Clinical Nutrition 28 (2009) 484–491 Protein-energy Undernutrition and Life-threatening Complications Among the Hospitalized Elderly Sullivan et al., J Gen Intern Med 2002; 17:923-32 The German hospital malnutrition study n = 205 / 115 Geriatrie n = 576 / 184 Innere Medizin n = 99 / 24 Aufnahmestation Kardiologie n = 200 / 43 Urologie n = 102 / 15 n = 501 / 70 Chirurgie n = 85 / 6 Gynäkologie n = 1768 / 457 ALLE 0 25 50 75 100 SGA B oder C (%) Pirlich M et al, Clinical Nutrition 2006; 25:563-572 Undernutrition in nursing home rehabiltation patients 179 Patienten; 43% mangelernährt; nur 53% erhielten eine diätetische Betreuung van Zwienen-Pot J.I. et al Clinical Nutrition 36 (2017) 755-759 Ergebnisse der Einführung eines allgemeinen „Screening auf Mangelernährung“ in einem großen Versorgungskrankenhaus (2009/10) 18 777 Patienten; 3532 beim Prescreening (NRS) auffällig; 1660 weiter untersucht ~ 5% der Pat. manifest mangelernährt ~20% der Pat. mit Risiko für eine Mangelernährung Aust J et al. Aktuel Ernährungsmed 2016; 41:352-358 Kodierte Nebendiagnose Absolute Anzahl der jeweils kodierten Zahl der verschiedenen ICD-10 Kodes (§21 Datensatz Statistisches Bundesamt, Stand 17.06.2016) 400000 350000 300000 250000 200000 150000 100000 50000 0 E43 N.n bez. Erhebl. Energieund Eiweißmangel E44 Energieund Eiweißmangel mäßig/ leicht E46 Energieund Eiweißmangel o. n. Angaben R63 Symptome bzgl. Nahrungs-/Flüssigzufuhr R64 Kachexie 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 3962 3823 3975 4366 6464 8031 12687 18699 29343 41070 5731 6662 8741 10032 12660 20883 32524 51706 81918 94894 11872 13200 12397 13973 16605 22070 29295 34614 42804 53649 207112 207358 205929 213444 227202 258059 284523 308797 346771 363044 153293 139903 129021 119996 110425 104963 102963 103812 109951 116071 Christian Kolb Ressort Pflege Team für Sonderaufgaben Screening / Assessment Mangelernährung Screening auf Mangelernährung im Krankenhaus Nutritional Risk Screening (NRS) Vorscreening Ist der BMI < 20,5 kg/m2 ? ja nein Hat der Patient in den vergangenen 3 Monaten an Gewicht verloren ? ja nein War die Nahrungszufuhr in der vergangenen Woche vermindert ? ja nein Ist der Patient schwer erkrankt (z.B. Intensivpflichtig) ? ja nein Wird eine der Fragen mit „ ja“ beantwortet, wird mit dem Hauptscreening fortgefahren Werden alle Fragen mit „ nein“ beantwortet, wird der Patient wöchentlich gescreent Screening auf Mangelernährung im Krankenhaus Nutritional Risk Screening (NRS) Screening Störung des Ernährungszustandes Punkte Krankheitsschwere Punkte Keine 0 Keine 0 Mild Gewichtsverlust < 5% / 3 Monate oder Nahrungszufuhr < 50 - 75% des Bedarfs in der vergang. Woche 1 Mild z.B. Schenkelhalsfraktur, chron. Erkrankung mit Komplikationen: Leberzirrhose, COPD, Dialyse, Diabetes mell., Karzinom 1 Mäßig Gewichtsverlust > 5% / 2 Monate oder BMI 18,5 – 20,5 und reduz. AZ oder Nahrungszufuhr < 25 - 50% des Bedarfs in der vergang. Woche 2 Mäßig z.B. große Bauchchirurgie, Apoplex, schwere Pneumonie, hämatolog. Krebsleiden 2 Schwer Gewichtsverlust > 5% / 1 Mo. (15% / 3 Mo.) oder BMI < 18,5 und reduz. AZ oder Nahrungszufuhr 0 - 25% des Bedarfs in der vergang. Woche 3 Schwer z.B. SHT, Knochenmarkstransplantation, Intensivtherapie (Apache II > 10) 3 1 Punkt wenn Alter > 70 Jahre Screening auf Mangelernährung im Krankenhaus Nutritional Risk Screening (NRS) > 3 Punkte: Ernährungsrisiko liegt vor, Erstellung eines Ernährungsplans < 3 Punkte: Wenn für den Patienten z.B. eine große Operation geplant ist, sollte ein präventiver Ernährungsplan verfolgt werden, um dem assoziierten Risiko vorzubeugen Gewichtsverlust = krankheitsassoziierte Mangelernährung Schwerwiegende Gewichtsverluste: Gewichtsverlust Zeitraum 5% 3 Monaten 10 % 6 Monaten Funktioneller Zustand reduziert Prognose beeinträchtigt Lebensqualität verringert Bei älteren Menschen gilt jeglicher ungewollter Gewichtsverlust als Risikoindikator Auswahl Studien zu Mangelernährung und Mortalität Norman K. et al Clin Nutr 2008: 27 Gibt es eine Evidenz (RCT-Studien) für erfolgreiche Ernährungsinterventionen The role of perioperative oral nutritional supplementation in elderly patients after hip surgery. Clinical Interventions in Aging 2015:10 849–858 Effekte einer eiweißreichen Trinknahrung auf die Rehospitalisationsrate Metaanalyse Schindler et al., Clin Nutr 2010, 29; 552-59 Charité: Signifikanter Einfluss der Mangelernährung auf die Liegedauer Untersuchte Risikofaktoren bei 1104 Patienten: Alter, BMI, Geschlecht, Ernährungszustand (kein, moderater oder schwerer Gewichtsverlust), Maligne Erkrankung (ja/nein), Anzahl Medikamente, Anzahl Nebenerkrankungen Signifikante Einflussfaktoren auf die Liegedauer: Regressionsanalyse Nebenerkrankung: Weibliches Geschlecht: + 0,5 Tage + 2,6 Tage Schwere Mangelernährung: (≥ 10% Gewichtsverlust) + 5,1 Tage Norman et al. 2012, Intervention mit Trinknahrung reduziert stationäre Aufnahmen von mangelernährten Patienten Metaanalyse n= 818 Patienten Signifikante Senkung der stationären Aufnahmen um >40% Routine Trinknahrung Stratton et al. Proceedings of the Nutrition Society 2010 Einfluss der Mangelernährung auf die Lebensqualität von Patienten: Funktionsskalen des EORTC-QLQ 30 und SF 36 b<0.05 Kosten- Nutzen-Effektivität im poststationären Bereich: Kosten/QALY ▪ ….wichtig ist: Zugewinn Lebenszeit UND Lebensqualität!! =Qualitätskorrigierter Lebensjahre (QALYs) [Bewertung eines Lebensjahres in Relation zur Gesundheit : –QALY von 1: ein Jahr in völliger physischer und psychischer Gesundheit] QALY = Lebenszeit x Lebensqualität herkömmliche oder keine Behandlung Was ist ein QALY? 1 0 0,5 Perfekte Gesundheit Tod Beispiele: - vollkommene Gesundheit 1,00 x 10 Jahre = 10,0 QALYs - Milde Angina Pectoris 0,99 x 10 Jahre = 9,9 QALYs - Zustand nach Myokardinfarkt 0,87 x 10 Jahre = 8,7 QALYs - Zustand nach Apoplex 0,80 x 10 Jahre = 8,0 QALYs - Blindheit 0,39 x 10 Jahre = 3,9 QALYs - Herzinsuffizienz NYHA IV 0,30 x 10 Jahre = 3,0 QALYs - Tod 0,00 x 10 Jahre = 0,0 QALYs Quelle: Szucs TD et al. Was darf ein QALY kosten? Kosten/QALY < 20.000 - 35.000 € für Entscheidung zur Kostenübernahme durch Krankenkasse in GB National Institute for Health and Clinical Excellence Kosteneffektivität einer 3- monatigen Supplementation mit Trinknahrung bei 120 mangelernährten Patienten mit benignen Erkrankungen 3 -monatige Intervention mit protein- und energiereicher Trinknahrung: nach 3 Monaten Therapie: + 0.045 QALYs = 16 Tage 100% Lebensqualität Interventionsgruppe Kosten / Patient: 440.71 - 561.42 € Kontrollgruppe 0,5 0,55 0,6 0,65 0,7 € 9.500 /zusätzliches QALY = kosteneffektiv QALYs (Lebensqualitätskorrigierte Lebensjahre) Norman et al. Eur J Clin Nutr 2011; 65(6):735-42 Explicit de coquina quae est optima medicina Englisches medizinisches Kochbuch von 1390 Cutoff percentiles of bioelectrical phase angle predict functionality, quality of life, and mortality in patients with cancer Norman K et al Am J Clin Nutr 2010; 92 Ergebnisse der Einführung eines allgemeinen „Screening auf Mangelernährung“ in einem großen Versorgungskrankenhaus (2009/10) Aust J et al. Aktuel Ernährungsmed 2016; 41:352-358 Mangelernährung und Komplikationsrate % 100 Gut ernährt 90 80 Mangelernährt 70 60 50 40 30 20 10 0 Gariballa, 1998 Cederholm, 1995 Giner, 1996 De Villota, 1980 Aptaker, 1994 Warnold, 1984 Biena, 1982 Patterson, 1992 Die Tabelle wurde am 09.05.2017 10:03 Uhr unter www.gbe-bund.de erstellt. Die Graphik wurde am 09.05.2017 10:03 Uhr unter www.gbe-bund.de erstellt. Ergebnisse der Einführung eines allgemeinen „Screening auf Mangelernährung“ in einem großen Versorgungskrankenhaus (2009/10) Aust J et al. Aktuel Ernährungsmed 2016; 41:352-358 Ergebnisse der Einführung eines allgemeinen „Screening auf Mangelernährung“ in einem großen Versorgungskrankenhaus (2009/10) Aust J et al. Aktuel Ernährungsmed 2016; 41:352-358 InEK Abbildung der Erkrankungsschwere „Schieflage" der Kalkulationsstichprobe Bestimmte Nebendiagnosekodes sind von erheblicher Vergütungsrelevanz, jedoch in den Kalkulationsdaten unterrepräsentiert, zum Beispiel Verhältnis Fälle in Kalkulation zu § 21-Daten Leichte Energie- und Eiweißmangelernährung (E44.1) Rezidivierende depressive Störung, n.n.bez. (F33.9) Sonstige vaskuläre Demenz (F01.8) * Zum Vergleich: Alle Fälle Alle Fälle ab 65 Jahren * über 80.000 Fälle in § 21-Daten (2012) 1 : 11,0 1 : 9,0 1 : 5,9 1 : 4,4 1 : 4,6 Aktuel Ernahrungsmed 2013; 38(01): 18-23 DOI: 10.1055/s-0032-1327418 Originalarbeit © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New YorkErfassung krankheitsbedingter Mangelernährung und Abbildung der Nebendiagnose Mangelernährung im DRGSystem[*] Ernährungsmanagement am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am MainSurvey of Disease-Related Malnutrition and DRG-Based ReimbursementNutritional Management at the Johann Wolfgang Goethe-University Hospital Frankfurt MainS. Marienfeld1, J. Wojzischke1, S. Zeuzem2, J. Bojunga2 Definition Ernährungsmedizin Ernährungsmedizin ist die Wissenschaft vom Einfluss der Ernährung auf den Funktionszustand des gesunden und kranken menschlichen Organismus sowie vom Einfluss der Krankheiten auf Nahrungsbedarf, -aufnahme und -verwertung. Die Ernährungsmedizin beschäftigt sich mit allen Formen der Ernährung, dies bedeutet, dass sie sich sowohl mit der natürlichen, physiologischen Ernährung als auch mit der künstlichen Zufuhr von Nährstoffen (oral – über den Mund; enteral – über den Magen-Darm-Trakt; parenteral – unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes, z. B. venös) auseinandersetzt. Aus diesem Grund kann sie von der Diätetik, die sich nicht mit künstlicher Ernährung befasst, abgegrenzt werden. Allerdings Berührungspunkte und Übergänge. gibt es dort wo Grenzen sind Definition Ernährungsmedizin Das Aufgabenfeld der Ernährungsmedizin umfasst die Heilung, die Linderung sowie die Prävention von ernährungsabhängigen Erkrankungen, krankheitsassoziierter Unterernährung bzw. Überernährung und von Stoffwechselerkrankungen. Es gibt wissenschaftliche Daten, die überzeugend belegen, dass ernährungsmedizinische Maßnahmen Therapien seien können, die über den rein supportiven Charakter hinausgehen und einen curativen Ansatz darstellen. RCT, Metaanalyse, Beobachtungsstudien GMV - Leitlinie Übergewicht/Adipositas ist ein sichtbares Problem Ärzte neigen dazu, Verbote auszusprechen (restriktive Diäten). Ein Mehr an Ernährung (z.B. Eiweiß) wird selten verordnet). Stand 02.05.2017 The German hospital malnutrition study n = 205 / 115 Geriatrie n = 576 / 184 Innere Medizin n = 99 / 24 Aufnahmestation Kardiologie n = 200 / 43 Urologie n = 102 / 15 n = 501 / 70 Chirurgie n = 85 / 6 Gynäkologie n = 1768 / 457 ALLE 0 25 50 75 100 SGA B oder C (%) Pirlich M et al, Clinical Nutrition 2006; 25:563-572 GESUNDHEITSBERICHTERSTATTUNG DES BUNDES GEMEINSAM GETRAGEN VON RKI UND DESTATIS Gesundheit in Deutschland Berlin, November 2015 40 Treffer Ernährungsberatung verbessert das Patienten-Outcome in der Onkologie Energie- und Eiweißaufnahme während der Intervention und dem Follow up in den drei Gruppen n = 111 colorectal cancer outpatients referred for radiotherapy; G1: n = 37; G2: n = 37; G3 : n = 37 G1: dietary counseling based on regular foods; G2: supplements; G3: ad libitum intake. Energy: *G1> G2 > G3 (P = .002) and § G1 > G2 >G3 Protein: ** G1 >G2 > G3 (P = .006) and §§ G1 > G2 >G3 (P = .001) (P = .001); Ravasco et al. 2005 Ernährungsscreening und -therapie in der Zertifizierung zu Darmkrebszentren und Alters-TraumaZentren verankert Nach dem OnkoZert Erhebungsbogen 2016 für Darmkrebszentren der Deutschen Krebsgesellschaft soll bei möglichst allen Tumorpatienten das metabolische Risiko spätestens bei der stationären Aufnahme mittels des Nutritional Risk Screening (NRS nach Kondrup 2002) erfasst werden. Je nach Ergebnis werden dann ernährungstherapeutische Maßnahmen notwendig, wie z.B. in den DGEM Leitlinien hinterlegt. Auch der Kriterienkatalog zur Zertifizierung als 'AltersTraumaZentrum' DGU sieht bei jedem Alterstraumapatienten bei Aufnahme ein Screening auf Ernährungsstörung vor und ggf. die Einleitung einer SOP-basierten Diagnostik und Therapie. Wenn Medizin eine Wissenschaft ist, dann ist Diätetik ein integraler Bestandteil dieser Wissenschaft. Post-stationäre 3-mo Ernährungstherapie verringert funktionelle Einschränkungen bei Älteren 210 Patienten ≥ 60 J (74.5±9 J) Interventionsgruppe: 3 Monate Trinknahrung und Vit D/Calcium Supplement Unterschied an QALYs: → + 0,02 in Interven onsgruppe alle direkten und indirekten Kosten erfasst Keine signifikanten Kostenunterschiede Funktionelle Beeinträchtigungen 30 -0,72 10 -10 -30 I n t e r v e n t i o n 618 € -50 Neelemaat et al. Clin Nutr 2012 ;31:183 Kostenersparnis durch Trinknahrung im stationären Bereich: Metaanalyse • n=996 (7 Interventionsstudien); Disziplin Krankenhausaufenthaltsdauer bei den Interventionspatienten um 2 - 18 d kürzer Kostenersparnis pro Patient mit Trinknahrung (€) Geriatrie 367 Neurologie 5882 Orthopädie 5740 Chirurgie 1007 (4 Studien) 1384 1522 2276 Stratton et al. Clin Nutr 2004; 23:906 Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen Sokrates (469 – 399 v. Chr.) Gewichtsverlust bei 1555 Patienten mit Tumorerkrankungen Andreyeu Eu J Cancer 1998 Ahlberg Lancet 2003 Definition Ernährung Ernährung bedeutet in erster Linie den Körper zur Erhaltung der Lebensfunktion mit der ausreichenden Menge an Energie, Vitaminen, Mineralien und Nährstoffen zu versorgen. Sie dient als Energiequelle für alle Lebenserscheinungen wie z.B. Körperwärme, Muskeltätigkeit, Stofftransport, Immunabwehr und liefern das Material zum Körperaufbau beim Wachstum. Mindestens ein Drittel aller Verläufe von Krebserkrankungen werden durch die Ernährungsweise beeinflusst. (Campos D, 2009) . Für viele Patienten ist es schwierig , sich adäquat zu ernähren. Der Tumor sezerniert eine Vielzahl von Faktoren, die die Nahrungsaufnahme behindern. Sie betreffen Appetit, Geschmack, Geruch, Portionsgröße, aber auch die Absorbtion von Nahrungsbestandteilen. Des Weiteren bewirken Zytostatika und Radiotherapie ähnliche Symptome. Campos D, Austerlitz C, Allison RR, Póvoa H, Sibata C. Integr Cancer Ther. 2009, 8(4):398-408