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Haemovigilance Jahresbericht 2009
Sommer 2010
1
HaemovigilanceBericht
2009
Der Jahresbericht wurde erstellt durch:
Med. pract. Morven Rüesch und
Dr. med. Markus Jutzi
Clinical Reviewer
Haemovigilance/Swissmedic
[email protected]
[email protected]
Weitere Informationen sind auf der HaemovigilanceInternet-Seite: www.swissmedic.ch/marktueberwachung/
00159/00160/00435/index.html?lang=de
Anmerkung: Alle männlichen Bezeichnungen gelten
sinngemäss auch für Frauen. Aus Gründen der Lesbarkeit wurde auf eine doppelte Schreibweise verzichtet.
2
Inhaltsverzeichnis
Editorial
3
1.
Statistiken eingegangener Meldungen
4
1.1
Allgemeines
4
1.2
Transfusionsreaktionen (TR)
4
1.3
IBPT (Inkorrektes Blutprodukt
transfundiert) und Near-Miss-Ereignisse 10
1.3.1 IBPT
10
1.3.2 Near-Miss-Ereignisse
10
2.
Transfusionszahlen
12
3.
Fallbeispiele
13
3.1
Gemeldete Todesfälle
13
3.2
Lebensbedrohliche Transfusionsreaktionen 14
3.2.1 TRALI / TACO / TAD / allergische TR?
14
• Transfusionsassoziierte akute Lungen insuffizienz (Transfusion related acute
lung injury, TRALI)
• Volumenüberlastung (Transfusion
associated circulatory overload, TACO)
• Transfusionsassoziierte Dyspnoe
(Transfusion associated dyspnoea, TAD)
3.2.2 Hämolytische Transfusionsreaktion (HTR) 15
3.2.3 Bakterielle Infektion
16
3.2.4 Allergische Reaktion
16
3.3
IBPT
17
3.4 Near-Miss
18
4.
Pathogeninaktivierung von Thrombo
zytekonzentraten mit dem Intercept
Verfahren
19
4.1
Verfahren zur Risikoverminderung
19
4.2
Schlussfolgerung/Ausblick
20
5.
Empfehlungen 2010
21
6.
Abkürzungen
22
7.
Literatur
24
3
Editorial
Haemovigilance bedeutet Erfassung, Meldung, Analyse und Auswertung vermuteter unerwünschter Transfusionsereignisse. Daraus ergeben sich Massnahmen
zur Verbesserung der Qualität und Sicherheit von
Transfusionen als Beitrag zur Patientensicherheit. Im
Vordergrund steht dabei die Beantwortung folgender
Fragen:
•
•
•
•
•
Welche Ereignisse treten auf?
Wie häufig/bedrohlich sind sie?
Wie kommen die Ereignisse zustande?
Welche Ereignisse sind vermeidbar?
Wie sind sie vermeidbar?
Internationale und Schweizer Vigilance-Daten zeigen,
dass die Übertragung einer Infektion durch bakteriell
kontaminierte Thrombozytenkonzentraten (TK) aktuell eines der grössten Transfusionsrisiken darstellt.
Als effiziente und zuverlässige risikomindernde Massnahme drängt sich die Anwendung von Verfahren
zur Pathogeninaktivierung auf. Ein solches Verfahren
(Intercept®) wurde 2009 von Swissmedic zugelassen
und soll nun in der Schweiz möglichst rasch flächendeckend angewendet werden. Dazu finden Sie in diesem Bericht einen Übersichtsartikel.
Die Anzahl der eingegangenen Haemovigilance-Meldungen hat sich 2009 gegenüber dem Vorjahr nicht
wesentlich verändert. Auch die Verteilung der einzelnen Ereignisklassen ist vergleichbar. Wir konnten
eine leichte Zunahme der gemeldeten «Near-Miss»Ereignisse (NM) verzeichnen. Dies ist erfreulich, da die
Analyse genau dieser Beobachtungen eine Verbesserung der Abläufe im Transfusionsprozess ermöglicht.
Geht man von der auf internationalen Daten basierten Annahme aus, dass fünf Transfusionsreaktionen
pro 1000 verabreichte Blutprodukte zu erwarten sind,
besteht gesamtschweizerisch nach wie vor ein underreporting von ca. 50%, d.h. dass nur ca. die Hälfte der
sich ereignenden Transfusionsreaktionen tatsächlich
gemeldet werden. Es bestehen allerdings nach wie
vor deutliche regionale Unterschiede, wie die im ersten Teil des vorliegenden Berichtes publizierte Analyse der Anzahl Meldungen pro 1000 Transfusionen
illustriert. Spitäler mit einer tiefen Melderate sind
daher aufgerufen, ihr Haemovigilancesystem zu stärken, während es Aufgabe der kantonalen Behörden
ist, die entsprechenden Qualitätssicherungssysteme
in den Kliniken zu unterstützen und zu überprüfen.
Haemovigilance-Aufgaben werden in den meisten
Institutionen von Mitarbeitenden zusätzlich zu ihrem
üblichen Pflichtenheft und mit grossem Engagement
wahrgenommen. Wir möchten an dieser Stelle den
Kollegen und Kolleginnen in den verschiedenen Spitälern und Blutspendezentren herzlich für die wertvolle
Mitarbeit danken. Sie leisten einen zentralen Beitrag
zur Transfusionssicherheit in der Schweiz. Das Haemovigilance-Team Swissmedic konnte auch 2009 mehrere Institutionen besuchen und sich vor Ort mit den
zuständigen Mitarbeitenden austauschen. Der Erfahrungsaustausch im Rahmen dieser Arbeitsbesuche ist
für das Haemovigilance-Netzwerk sehr wertvoll und
wird auch 2010 weitergeführt.
Das Interesse an den Swissmedic Haemovigilance
Workshops hat deutlich zugenommen, was uns zeigt,
dass Bedarf nach Vernetzung und Fachdiskussionen
besteht. Diese fanden zu Beginn mehrheitlich zwischen den Haemovigilance-Verantwortlichen (HV)
und dem Haemovigilance-Team von Swissmedic
statt, inzwischen beteiligen sich erfreulicherweise
zunehmend auch Laborfachleute und Angehörige
des Pflegedienstes daran. Die daraus resultierende
Verbesserung der Kommunikation zwischen allen am
Transfusionsprozess beteiligten Bereichen fördert die
Verankerung der Haemovigilancesysteme in den Spitälern und Regionen. Auch 2010 sind wieder mehrere
Workshops geplant, und am 26. August 2010 steht
erneut eine gesamtschweizerische HaemovigilanceTagung auf dem Programm. Sie sind herzlich dazu
eingeladen!
Das Haemovigilance-Team Swissmedic
4
1.
Statistiken eingegangener Meldungen
1.1
Allgemeines
1.2
Im Jahr 2009 sind insgesamt 1092 HaemovigilanceMeldungen bei Swissmedic eingegangen. 832 Ereignisse nach Transfusion wurden in 817 Meldungen
beschrieben. In 15 Fällen handelte es sich um Doppelereignisse, beispielsweise eine febrile Reaktion mit
gleichzeitigen Zeichen einer Volumenüberlastung.
Die IBPT (inkorrektes Blutprodukt transfundiert) und
Near-Miss (NM)-Meldungen werden separat von den
Transfusionsreaktionen erfasst. 2009 wurden 34 IBPT
und 275 Near-Miss-Ereignisse gemeldet, was bei letzteren einer 15%igen Zunahme gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Tabelle 1:
Anzahl Haemovigilance-Meldungen 2009
Transfusionsreaktionen (TR)
Die Aufstellung der gemeldeten Transfusionsreaktionen nach Klassierung und Häufigkeit lässt im Vergleich
zu den Vorjahren keine wesentlichen Veränderungen
in der Verteilung der Reaktionen erkennen. Nach wie
vor stellen febrile nicht hämolytische Transfusionsreaktionen (FNHTR), Allo-Antikörperbildungen und
allergische Reaktionen die am häufigsten gemeldeten
Transfusionsreaktionen dar.
Tabelle 2:
Anzahl 2009 gemeldeter Ereignisse nach Klassierung
und Häufigkeit (ohne IBPT)
Klassierung
Anzahl
Fälle
Prozent
Anzahl
Anzahl eingegangene Meldungen
unerwünschter Transfusionswirkungen
Febrile nicht hämolytische TR,
FNHTR
282
35.3
783
Allo-Antikörperbildung, Allo-AK
230
28.8
Anzahl Ereignisse nach Transfusion
798
Allergische TR
160
20.0
Volumenüberlastung (transfusion associated circulatory
overload, TACO)
36
4.5
Kategorie
Anzahl IBPT-Meldungen
34
Anzahl Near-Miss-Meldungen
275
Anzahl Meldungen total
1092
Hypotensive TR
26
3.3
Anzahl Ereignisse total
1107
Andere
19
2.4
Hämolytische TR, HTR
15
1.9
Infektion, TTI
12
1.5
Transfusionsassoziierte Dyspnoe,
TAD
10
1.3
Hyperkaliämie
1
0.1
Posttransfusionelle Purpura, PTP
1
0.1
annulliert
2
0.3
Keine
4
0.5
798
100.0
Grafik 1:
Anzahl eingegangener Meldungen 2002–2009
Grafik 1
Total Ereignisse
Die Gesamtzahl der 2009 eingegangenen Meldungen
liegt im Rahmen des Vorjahres.
Grafico 1
5
Kategorie «TRALI»
(transfusion related acute lung injury)
Erstmals figurieren keine TRALI-Fälle in der Klassierungsliste. Es wurden fünf Verdachtsfälle gemeldet, in
allen Fällen führten die Abklärungen der Reaktionen
aber zu einer Umklassierung in der abschliessenden
Bewertung der Ereignisse. Vier Fälle wurden als TAD
klassiert, ein Fall landete in der Kategorie «Andere».
Beschreibung einiger Fälle siehe Kapitel 3.2.1.
Kategorie «IBPT»
Für die Kategorie IBPT führen wir dieses Jahr eine separate Statistik. Nur vier der gemeldeten Fehltransfusionen führten zu einer Transfusionsreaktion. Diese
figurieren in der entsprechenden Kategorie unter den
Transfusionsreaktionen.
Kategorie «Andere»
In die Kategorie «Andere» fallen Reaktionen, die vermutlich in Zusammenhang mit einer Transfusion stehen, aber nicht klar einer der sonstigen Kategorien
zugeordnet werden können. 2009 betraf dies beispielsweise Meldungen über Schmerzereignisse wie
diffuse abdominale Schmerzen, retrosternale/thorakale Schmerzen ohne Nachweis einer kardialen oder
anderen Genese, Beschwerden mit Übelkeit/allgemeinem Unwohlsein/Schwitzen oder eine isolierte Hypertonie ohne Zeichen einer Volumenüberlastung.
eich
gemeldeter
– 20092007
(in Prozent)
2: Anzahl
Vergleich
AnzahlEreignisse
gemeldeter2007
Ereignisse
– 2009 (in Prozent)
Grafik
2:
Vergleich Anzahl gemeldeter Ereignisse 2007–2009
(in Prozent)
igt
sich
2008
eine
leichte
Umverteilung
der
Häufigkeiten
zugunsten
der
Es gegenüber
zeigteine
sich gegenüber
2008
eine leichte
Umverteietwas weniger
häufig
gemeldeten allergischen
Reaküber
2008
leichte
Umverteilung
der Häufigkeiten
zugunsten
der
lung der
Häufigkeiten zugunstenund
der Meldungen
von die
tionen
aber immer noch
Hauptkategorien
darstelungen
von
Allo-Antikörpern
FNHTR,
zusammen
mitdie
den
etwas
weniger
häu
-Antikörpern
undund
FNHTR,
zusammen
mit
den etwas
weniger
häufig
Allo-Antikörpern
FNHTR, diedie
zusammen
mit den len.
Allgemein
sind die Schwankungen
gering.
ldeten
allergischenaber
Reaktionen
aber die
immer
noch die Hauptkategorien
chen Reaktionen
immer noch
Hauptkategorien
darstellen. darstellen.
mein
sind die Schwankungen
gering.
Schwankungen
gering.
6
Tabelle 3:
Anzahl Ereignisse 2009 nach Klassierung und
Imputability
Klassierung
Total
n.b./
k.a.
ausgeschlossen/
unwahrscheinlich
möglich
wahrscheinlich
sicher
3
13
133
11
34
130
105
5
Allergisch:
160
FNHTR
282
Allo-AK
230
1
4
75
150
HTR
15
4
3
1
7
Hyperkaliämie
1
Hypotensive TR
26
2
16
7
1
Infektion
12
6
2
1
3
TACO
36
1
5
26
4
TAD
10
4
4
2
TRALI
0
PTP
1
Andere
19
8
1
1
1
5
6
6
1
Keine TR
4
annulliert
2
Anzahl
Ereignisse
798
11
64
185
356
182
100%
1%
8%
23%
45%
23.0%
Prozent aller
Ereignisse
4
Der Begriff «imputability» beschreibt die Beurteilung
des kausalen Zusammenhanges zwischen dem beobachteten Ereignis und der erfolgten Transfusion. Folgende Kategorien stehen zur Verfügung:
Nicht beurteilbar (n.b.)/Keine Angaben (k.a.)
Ausgeschlossen/unwahrscheinlich
Die Reaktion ist sicher/eher durch andere Gründe erklärbar
Möglich
Die Reaktion ist sowohl durch die Transfusion als auch
durch andere Gründe erklärbar
Wahrscheinlich
Die Reaktion scheint durch keinen anderen Grund erklärbar
Sicher
Die Reaktion wurde mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit durch die Transfusion verursacht
Die Bestimmung der imputability kann erst nach
Abschluss aller Abklärungen einer vermuteten unerwünschten Transfusionswirkung erfolgen. Sie ist
wesentlich für die Ermittlung der effektiven Risiken
der Transfusionstherapie, zu deren Berechnung nur
diejenigen Fälle berücksichtigt werden, deren Zusammenhang mit der Transfusion als wahrscheinlich oder
sicher betrachtet wird (high imputability). Für 2009
war dies bei ca. 70% aller Meldungen der Fall.
Bei den febrilen Transfusionsreaktionen kann der
Zusammenhang mit der Transfusion oft nicht mit Sicherheit bestimmt werden – 46% der gemeldeten
fieberhaften Reaktionen hätten ebenso eine andere
Ursache haben können. Nichtsdestotrotz sind febrile
Reaktionen immer ernst zu nehmen, da das Symptom
Fieber auch das erste Anzeichen einer schwerwiegenden Transfusionsreaktion (z.B. akute HTR, bakterielle
Kontamination) sein kann.
7
Die folgenden Ausführungen bezüglich Transfusionsreaktionen betreffen nur die Fälle mit hoher imputability.
538 Meldungen beschreiben Ereignisse, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in ursächlichem Zusammenhang mit einer Transfusion stehen.
Tabelle 4: Ereignisse 2009 nach Klassierung
und Schweregrad
Wie in den Vorjahren handelt es sich dabei in der
Mehrzahl der gemeldeten Transfusionsreaktionen
um nicht schwerwiegende Ereignisse (52% Grad 1).
Entsprechend der Anzahl gemeldeter Allo-AKBildungen beläuft sich der Anteil der Reaktionen
mit «bleibender Schädigung» (Grad 2) auf ca. 42%.
Die «bleibende Schädigung» bezieht sich in diesen
Fällen auf die Tatsache, dass das Vorhandensein
eines Alloantikörpers die Anzahl zukünftig verfügbarer kompatibler Blutkomponenten reduziert.
Klassierung
Total Grad Grad Grad Grad
1
2
3
4
Allergisch:
mild
112
112
anaphylaktoid
24
14
anaphylaktisch
8
FNHTR
110
Allo-AK
225
10
8
Knapp 6% der Reaktionen (31 Fälle) waren schwerwiegend resp. führten zu einer lebensbedrohlichen
Situation für den Patienten, und es ereigneten sich
zwei Todesfälle als Folge einer Transfusion.
110
225
HTR:
akut
6
4
verzögert
2
2
Hypotensive TR
8
7
1
1
1
Infektion:
bakteriell
4
TACO
30
24
6
TAD
2
1
1
Andere
7
7
538
281
225
100%
52%
42%
Anzahl
Ereignisse
Prozent aller
Ereignisse
3
30
1
2
5.7% 0.3%
8
Tabelle 5:
High imputability – Ereignisse nach Klassierung und
Blutkomponente/Rate
Klassierung
Total Subklasse
Allergisch:
Rate (Meldungen TR pro
1000 Transfusionen)
Blutkomponente
EK
Plasma
TK
Kombi
EK
Plasma
TK
144
mild
112
43
17
45
7
0.14
0.24
1.5
anaphylaktoid
24
7
6
9
2
0.02
0.8
0.3
anaphylaktisch
8
3
4
1
0.04
0.13
1
13
5
0.3
0.14
0.43
19
0.6
0.2
0.016
0.03
FNHTR
110
91
Allo-AK
225
200
6
1
HTR:
8
akut
6
5
verzögert
2
2
0.006
8
0.02
Hypotensive TR
8
Infektion
4
bakteriell
TACO
4
1
30
29
TAD
2
1
Andere
7
7
538
394
Anzahl Ereignisse
3
0.003
1
1
0.09
0.003
27
82
35
311‘000
100%
73%
0.03
0.02
Anzahl Transfusionen
Prozent
0.1
5%
Entsprechend der grösseren Anzahl transfundierter
Erythrozytenkonzentrate (EK) gegenüber den anderen Blutkomponenten (pro Jahr in der Schweiz
rund 300‘000 EKs, 70‘000 FFP [fresh frozen plasma]
und 30‘000 Thrombozytenkonzentrate [TK]) sind bei
den EKs die meisten Transfusionsreaktionen zu verzeichnen.
Die Melderate (Anzahl Transfusionsreaktionen pro
1000 Transfusionen) unterscheidet sich nach Klassierung für die verschiedenen Blutkomponenten. Beispielsweise beträgt die Melderate von milden bis
mittelschweren allergischen Reaktionen für TK 1.8
und für EK 0.17. FNHTR treten bei TK-Transfusionen
1.4-mal häufiger auf als bei EK-Transfusionen. Transfusionsreaktionen allgemein treten bei TK etwa doppelt so häufig auf wie bei EK (Rate bei EK 1.26, bei
Plasma 0.4, bei TK 2.7).
15%
70’000
30’000
7%
Anaphylaktische Reaktionen wurden nur in Zusammenhang mit Plasma- oder TK-Transfusionen gemeldet.
Weiter fällt auf, dass bei Plasmatransfusionen abgesehen von einer FNHTR ausschliesslich allergische Reaktionen gemeldet wurden (siehe Tabelle und Grafiken).
2009 wurden keine Reaktionen gemeldet, welche abschliessend die Kriterien für TRALI erfüllten.
Die Melderaten weisen auf die Grössenordnung der
Transfusionsrisiken hin und können für die Patientenaufklärung vor Transfusion beigezogen werden.
9
Grafik3:3
Grafik
Grafik 3
Anzahl gemeldete Transfusionsreaktionen nach Produkten
Kombination
FGP
TK
EK
Grafik 4:
Grafik 4
Grafik 4
Anzahl Transfusionsreaktionen pro 1000 Transfusionen
EK
FFP
TK
10
1.3
IBPT (Inkorrektes Blutprodukt transfundiert) und Near-Miss-Ereignisse
Bisher haben wir IBPT zusammen mit den Transfusionsreaktionen in der Statistik geführt. Da nicht alle IBPTs
zu einer Transfusionsreaktion führen ist das nicht
ganz korrekt, weshalb dieses Jahr nebst den NMEreignissen auch die IBPT separat beschrieben werden.
1.3.1
IBPT
Ein IBPT liegt vor, wenn einem Patienten ein Blutprodukt transfundiert wird, welches nicht optimal für
ihn geeignet oder für einen anderen Patienten bestimmt war. Ursache dafür sind Abweichungen von
geltenden Arbeitsvorschriften/Richtlinien, bzw. deren
Fehlen oder Insuffizienz. Daraus kann (muss aber nicht)
eine Transfusionsreaktion resultieren.
2009 gingen 34 Meldungen zu IBPT ein, mit folgender
Lokalisation in der Transfusionskette:
Lokalisation
Anzahl Beispiele (auszugsweise)
Vorbereitung 5
–Bestellung nicht bestrahltes
statt bestrahltes Produkt, Bestellung für falschen Patienten
Anwendung
11
–7-mal falscher Pat. transfundiert (1x AB0-inkompatibel mit TR, andere zufällig
kompatibel)
–4-mal bewusst inkompatibel in NF-Situation (Rh-Umstellung, ungetestete EKs)
Labor
18
–15-mal Auslieferung (z.B.
falsche Blutgruppe, für
falschen Pat., auf falsche
Station, nicht bestrahlt
statt bestrahlt  3-mal
AB0-inkompatibel mit TR,
1 davon tödlich)
–2-mal Testung
Die 34 gemeldeten IBPTs entsprechen ca. 3% aller eingegangenen Meldungen (inkl. NM). Insgesamt kam es
zu vier AB0-inkompatiblen Fehltransfusionen mit Transfusionsreaktion, wovon eine tödlich verlief. In sieben
Fällen wurde die Transfusion dem falschen Patienten
verabreicht, aber die transfundierten Blutkomponenten
waren zufällig kompatibel, und es resultierte daraus keine Transfusionsreaktion.
Unter den Hauptursachen für diese Transfusionsfehler sticht – wie in den Vorjahren – die Unterlassung oder nicht korrekte Durchführung der PatientenIdentifikation vor Beginn der Transfusion hervor. Die
Identitätskontrolle dient dazu die Zuordnung des (richtigen) Blutproduktes zum (richtigen) Patienten zu verifizieren. Der Fehler kann bekanntlich auf beiden Seiten
liegen: richtige Konserve – falscher Patient oder richtiger Patient – falsche Konserve.
Als weiterer Fehler begünstigender Faktor erwies sich
die ungenügende Kenntnis der Transfusionsregeln beim
transfundierenden Personal. Bei den schwer-wiegenden Ereignissen summierten sich in den meisten Fällen
mehrere Abweichungen.
Der Schweregrad eines IBPT misst sich weniger an
der klinischen Auswirkung (die fehlen kann) als am
potenziellen Risiko der Abweichung. So bargen 20
der 34 IBPT-Meldungen das Risiko für eine lebensbedrohliche Transfusionsreaktion, bei den übrigen bestand kein oder nur ein geringes Risiko (siehe Beispiele
Kapitel 3.3).
11
1.3.2 Near-Miss-Ereignisse
In Anlehnung an die «ISBT Standard Definitions» (International Society of Blood Transfusion) und «SHOT»
(Serious Hazards of Transfusion) bezeichnen wir als
Near-Miss:
Einen Fehler oder eine Abweichung von Vorschriften/
Richtlinien, welche(r) vor Beginn einer Transfusion
entdeckt wird und der/die zu einer Blutgruppenfehlbestimmung, oder der Zuordnung, Auslieferung oder
Verabreichung einer für diesen Patienten nicht bestimmten/nicht optimal geeigneten Blutkomponente
hätte führen können, wenn der Fehler/die Abweichung nicht entdeckt worden wäre.
2009 gingen 275 Meldungen über Near-Miss-Ereignisse
ein, die sich wie folgt nach ihrer Lokalisation in der
Transfusionskette einteilen lassen:
Lokalisation
Vorbereitung
Anzahl
218
89%
– Bestellung
14
– Blutent nahme T+S
200
– Andere
Labor
Prozent
4
17
7%
–Testung
9
–Auslieferung
7
Anwendung
2
1%
Andere
2
1%
Annulliert
6
2%
Total
245
100%
Lager,
(«handling
Zwischenlager, and storage
Umgang
errors»)
30
Die Handlungen rund um die Blutentnahme (BE) fürs
Type and Screen (T+S) erwiesen sich auch 2009 als
besonders anfällig für NM-Ereignisse. Am häufigsten
handelte es sich um Beschriftungs- oder Etikettierprobleme (Proben nicht beschriftet, Proben falsch
beschriftet, Verwechslung der Patientenetiketten,
diskrepante Beschriftung von Auftrag und Probe).
Elf Fälle wurden als echte Patientenverwechslungen
gemeldet (falscher Patient gestochen). Solche Abweichungen sind durch einfache Massnahmen vermeidbar, nämlich:
•Beschriftung der Proben am Patientenbett bei der
Blutentnahme (nicht vorher oder nachher im Stations zimmer).
•Korrekte Überprüfung der Patienten-Identität (ID)
vor Blutentnahme.
•Kontrolle von Auftrag und Probe auf Überein stimmung der Beschriftung.
90% der Near-Miss werden im Labor entdeckt, davon die meisten bei der Eingangskontrolle oder Erfassung des Auftrags, in 43 Fällen (18%) erst anhand
einer Blutgruppendiskrepanz zu einem bekannten
Vorwert.
30 der 275 Near-Miss-Meldungen (11%) betrafen Abweichungen bei der Handhabung/Zwischenlagerung
von Blutkomponenten (z.B. Nichtgebrauch/Unterbrechung der Kühlkette/unsachgemässe Lagerung/
Verfall bestellter Blutkomponenten auf der Station),
die der obenstehenden Definition eines NM nicht
exakt entsprechen. Solche Abweichungen führen
mindestens zu einer Qualitätseinbusse des betreffenden Produktes, üblicherweise zu dessen Entsorgung.
Sie werden in der NM-Statistik separat ausgewiesen.
Ihre Erfassung ist sinnvoll, denn jedes nicht verwendete und aufgrund solcher Abweichungen entsorgte
Produkt verursacht nicht zu vernachlässigende Kosten
und zeugt von Wissenslücken bezüglich des Umgangs
mit Blutkomponenten.
Near-Miss-Ereignisse, die zu einer vertieften Abklärung Anlass geben, eine Prozessanalyse auslösen oder
zu korrektiven Massnahmen führen, die über das konkrete Einzelereignis hinausgehen, sollten als Einzelereignis gemeldet werden. Abweichungen, welche
mit korrektiven Einzelmassnahmen (z.B. Entsorgung
der fehlerhaften und Anforderung einer neuen Probe) abschliessend bearbeitet sind, können optional als
Kumulativmeldungen an Swissmedic eingesandt werden. Diese kumulierten Meldungen müssen dennoch
ins QSmanagement der einzelnen Institution einfliessen und auf systematische Häufungen oder Trends hin
untersucht werden (bestimmte Tageszeiten, einzelne
Stationen usw.).
12
2.
Transfusionszahlen
Die Jahresstatistik des BSD SRK zeigt den Verbrauch
an Blutkomponenten in der Schweiz, hier aufgeführt
der Verlauf über die letzten drei Jahre.
Blutkomponenten
2007
2008
2009
Erythrozytenkonzentrate
308’470
313’587
311’521
FGP q (therapeutische
Einheiten
60’222
58’451
65’071
FGP SD
(Einheiten à 200 ml)
9600
7372
5282
TK aus Vollblut
(Produkte)
1672
2043
2831
21’265
25’626
26’823
TK aus Apherese
(Produkte)
Total
Blutkomponenten
401’229 407’079 411’528
Daraus haben wir die Anzahl Meldungen pro 1000
transfundierte Blutkomponenten berechnet, wie in
Kapitel 1.2 dargestellt.
Anhand der Erhebung bei 233 Institutionen, die in
der Schweiz Bluttransfusionen durchführen, wurde ermittelt, wie viele Blutprodukte pro Spital 2009
transfundiert wurden. Von 178 haben wir Rückmeldung erhalten. Daraus haben wir die Melderate für
jedes Spital berechnet. Die durchschnittliche Gesamtmelderate 2009 (Anzahl Meldungen, inkl. NM pro
1000 Transfusionen) für die Schweiz beträgt 2.7. Die
Aussagekraft dieser Zahl ist abhängig von der Anzahl
durchgeführter Transfusionen. Erst bei Institutionen
mit 1000 oder mehr Transfusionen pro Jahr gibt diese
Kennzahl einen Hinweis auf die Zuverlässigkeit des
Meldesystems. Die Melderaten der einzelnen Spitäler
unterscheiden sich immer noch erheblich und weichen teilweise sowohl nach unten als auch nach oben
stark vom nationalen Durchschnitt ab.
Fehlende Angaben zu der Anzahl Transfusionen pro
Spital oder Melderaten <1 lassen grundsätzlich Zweifel aufkommen an der Zuverlässigkeit des gesetzlich
geforderten Qualitätssytems für die Anwendung labiler Blutprodukte. Es obliegt den kantonalen Gesundheitsbehörden, zu überwachen, ob und wie die gesetzlich geforderten Qualitätssicherungssysteme für die
Anwendung labiler Blutprodukte umgesetzt werden.
Ihre Aufgabe ist es, die Spitäler dabei zu unterstützen
und gegebenenfalls korrektive Massnahmen einzuleiten. Daher haben wir die Melderaten pro Spital nach
Kanton zusammengestellt. Diese Liste werden wir
den Kantonsärzten zustellen, um ihnen einen Überblick über die Verhältnisse in ihrem Zuständigkeitsgebiet zu ermöglichen und allfälligen Handlungsbedarf zu eruieren.
13
3.
Fallbeispiele
3.1 Gemeldete Todesfälle
Fall 1: Bakterielle Kontamination
Ein 49-jähriger Patient erhält zwecks Einlage eines
Zentralvenenkatheters (ZVK) ein Thrombozytenkonzentrat. Kurz nach Beginn der Transfusion reagiert er
mit Schüttelfrost, Nausea, Hypotonie und Tachycardie,
worauf die Transfusion unterbrochen wird. Beim Patienten sind frühere allergische Transfusionsreaktionen bekannt, nach Verabreichung von Tavegyl erholt
er sich rasch, und der ZVK kann gelegt werden. Die
Reaktion wird als nicht lebensbedrohlich eingestuft
und gemeldet.
In den folgenden Stunden kommt es zu einer Verschlechterung des Zustandes des Patienten mit Entwicklung einer Sepsis, ca. 6 Stunden nach Transfusion
erfolgt die Verlegung auf die Intensivstation. Unter
Antibiotikatherapie und Intensivbehandlung erholt
sich der Patient.
Ein weiterer Patient wird gleichentags – ca. 10 Stunden nach dem ersten – mit dem zweiten Produkt aus
dieser Doppel-Apherese transfundiert. Es handelt
sich um einen Patienten nach Stammzelltransplantation in reduziertem Allgemeinzustand (Aplasie).
Ca. 1 Stunde nach Ende der Transfusion entwickelt
sich ein Schockzustand mit Hypotonie, Tachycardie
und abdominalen Schmerzen. Temperatur 38° C. Es
gibt verschiedene Hypothesen für die Ursache dieser Reaktion, an eine Transfusionsreaktion wird primär nicht gedacht, erst weitere Abklärungen lassen
den möglichen Zusammenhang mit der Transfusion
erkennen. Der zweite Patient verstirbt in der Folge
am septischen Schock trotz Antibiotikatherapie und
Intensivbehandlung.
In den Blutkulturen beider Patienten und aus dem
Rest des zweiten Splits konnte der identische Keim –
Klebsiella pneumoniae – nachgewiesen werden, womit die bakterielle Kontamination des Thrombozytenkonzentrates gesichert war. Die Quelle der Kontamination konnte trotz intensiver Untersuchungen nicht
eruiert werden. Die Vermutung drängt sich auf, dass
es sich um eine asymptomatische Bakteriämie beim
Spender gehandelt haben könnte.
Faktoren, die zum Verlauf beigetragen haben:
– zweizeitiger Ablauf der Reaktion bei Patient 1, dadurch
–keine rechtzeitige Sperrung des zweiten Produkts
aus der gleichen Spende
–frühere allergische Transfusionsreaktionen bei Pa tient 1 bekannt (begünstigend für Misinterpreta tion der Situation?)
– Transfusion erfolgte am Tag 5 nach Apherese, also
am Ende der Lagerzeit des TK
– schlechter Allgemeinzustand (AZ) von Patient 2 vor
Transfusion.
Kommentar
Das Risiko einer bakteriellen Kontamination ist bei
Thrombozytenkonzentraten aufgrund der Lagerbedingungen besonders hoch. Da zudem oft mehrere
Produkte aus einer Thrombozytenspende hergestellt
werden, können weitere Patienten gefährdet sein.
Durch Sperrung aller vorhandenen Produkte aus derselben Spende kann dieses Risiko reduziert werden.
Daher muss jede vermutete Reaktion, bei der ein TK
involviert ist – ungeachtet des vermeintlichen Schweregrades – umgehend dem Hersteller gemeldet werden.
Fall 2: Akute HTR nach Fehltransfusion
Eine 72-jährige Patientin wird mit dislozierter, mehrfragmentärer Humerusfraktur nach Sturz hospitalisiert. Sie ist polymorbid, u.a. mit zusätzlich frischem
Myocardinfarkt und in sehr schlechtem Allgemeinzustand, weshalb von einer operativen Sanierung der
Fraktur zunächst abgesehen wird. Erst nach einigen
Wochen entschliesst man sich nach mehrfachen Reevaluationen doch zur Operation (OP), im Wissen,
dass die Voraussetzungen schlecht sind und ein hohes
Operationsrisiko besteht.
Am Morgen der OP wird der Auftrag für T+S und die
Bestellung von zwei EKs ins Labor geschickt. Im Labor kommt es – vermutlich durch eine manuelle Fehlpipettierung – zu einer Fehlbestimmung der Blutgruppe (BG): Statt der (bereits bekannten) Blutgruppe 0 positiv wird die Blutgruppe A positiv bestimmt,
ins Labor-Informationssystem eingelesen und dort
durch die Laborsoftware ohne Warnmeldung (und
von der Laborantin unbemerkt) übernommen. Daraufhin werden vier EKs der Blutgruppe A in den Operationstrakt ausgeliefert.
Eine Kopie der Blutgruppenkarte, worauf die BG der
Patientin korrekt mit 0 pos vermerkt ist, wird den vier
EKs beigelegt. Auf der zu jeder Konserve gehörenden
Transfusionsetikette ist aber die BG A pos aufgedruckt.
Intraoperativ werden bei sehr prekären Kreislaufverhältnissen zwei Erythrozytenkonzentrate verabreicht,
wobei die Blutgruppendiskrepanz aufgrund einer
nicht korrekt durchgeführten prätransfusionellen
Kontrolle nicht bemerkt wird. Der Abgleich der Konserven erfolgt nur gegen die mitgelieferte Transfusionsetikette statt gegen die Blutgruppenkarte (bzw.
der Kopie davon), weil diese zum Transfusionszeitpunkt im Operationssaal nicht auffindbar war. Die
Diskrepanz wird erst postoperativ auf der Intensiv-
14
station entdeckt, ca. 2 Stunden nach Transfusion des
ersten EK wird klar, dass eine Fehltransfusion stattgefunden hat. Eine zu der Zeit abgenommene Blutprobe
ist hämolytisch. Die Patientin verstirbt einige Stunden
später.
Kommentar
Erst eine Verkettung von Fehler begünstigenden Faktoren und Abweichungen auf verschiedenen Stufen
hat zu dieser Fehltransfusion geführt. Die BG-Fehlbestimmung aufgrund einer Fehlpipettierung wurde
vom Laborinformationssystem nicht entdeckt (z.B. im
Rahmen eines Vergleichs der bereits eingetragenen
Blutgruppe mit den aktuellen Analyseergebnissen).
Dadurch wurde die Auslieferung der falschen Blutprodukte erst möglich. Danach wurde der letzte Abgleich der BG von Produkt und Patientin unmittelbar
vor der Transfusion – mitbedingt durch die klinische
Dringlichkeit der Transfusion – nicht korrekt durchgeführt. Erst durch das aufeinander folgende Versagen
dieser beiden «Barriere-Massnahmen» hat die BGFehlbestimmung zur Fehltransfusion führen können.
Die Überprüfung der korrekten Zuordnung von Blutprodukt und Patient ist besonders wichtig, weil sie
die letzte Möglichkeit zur Verhinderung einer Fehltransfusion ist.
3.2
Lebensbedrohliche Transfusionsreaktionen
Die Liste der schwerwiegenden Ereignisse (Grad 3) ist
angeführt von 18 allergischen Reaktionen (zehn anaphylaktoide und acht anaphylaktische Reaktionen),
gefolgt von sechs TACO-Fällen und drei bakteriellen
Infektionen. Des Weiteren fanden sich eine akute HTR,
eine hypotensive TR und ein TAD.
3.2.1 TRALI/TACO/TAD/allergische TR?
Als Differentialdiagnose von Transfusionsreaktionen,
die mit einer akut auftretenden Dysnoe einhergehen,
kommt ein TRALI, TACO, eine allergische Reaktion
oder TAD in Frage. Die Unterscheidung ist aber initial
meist schwierig, und die Fälle werden oft als TRALIVerdachtsfälle gemeldet. Nachfolgend einige typische Beispiele:
Fall 1
Eine 68-jährige Patientin mit peripherer arterieller
Verschlusskrankheit (PAVK), bei der eine PTA (perkutane transluminale Angioplastie) durchgeführt wurde, erleidet eine arterielle Nachblutung. Deswegen
wird sie mit vier EK transfundiert. Bei der Gabe des
dritten und vierten EK (die ersten zwei EK hatte sie
in den 2 Stunden zuvor erhalten, EK 3 + 4 liefen parallel) kommt es zu einem plötzlichen Blutdruckanstieg
(BD) auf 180/90 mmHg und Atemnot mit einem Sättigungsabfall auf 83%. Der Puls steigt von 100 auf 140.
Die Blutgasanalyse (BGA): pH 7.17, pCo2 9,7 kPa, p02
6,7 unter 10l O2/min über die Nasenbrille.
Radiologisch zeigen sich bilaterale Lungeninfiltrate,
die Symptomatik wird als klinisch fulminantes Lungenödem beschrieben. Die Patientin muss intubiert
und beatmet werden. Die Atembeschwerden bessern
sich auf die Verabreichung von Lasix. 7 Stunden später
erfolgt die problemlose Extubation. Es wird der Verdacht auf TRALI gestellt.
Die Resultate der immunhämatologischen Untersuchung waren unauffällig, bakterielle Untersuchungen wurden keine durchgeführt. Die Abklärung auf
HNA- und HLA-Antikörpern bei den vier Spendern
ergab negative Befunde.
Kommentar
Nach dem Ausschluss eines immunen TRALI durch die
negativen Befunde der Antikörperabklärung kamen
differentialdiagnostisch ein nicht immunes TRALI oder
ein TACO in Frage. Der plötzliche BD-Anstieg und die
Besserung der Symptomatik auf die Verabreichung
von Lasix sprachen für TACO. Die abschliessende Beurteilung war TACO/wahrscheinlich.
Fall 2
Eine 42-jährige Patientin im hämorrhagischen Schock
wegen akuter intraoperativer Blutung bei Hysterektomie (Hämoglobin (Hb) vor Transfusion beträgt 65 g/l)
wird mit insgesamt acht EK, ein TK, vier FGP transfundiert. Sie erhält ferner Faktorenkonzentrate (Fibrinogen, Faktor Xlll) und Tranexamsäure. Dabei reagiert
sie mit dem Auftreten von Dyspnoe, Hypoxie, Lungenödem und Tachycardie. Es besteht der Verdacht auf
TRALI. Im Thorax-Röntgenbild sind bilaterale Infiltrate vorhanden. Immunhämatologische oder bakterielle Untersuchungen werden nicht durchgeführt, aber
die Spenderabklärung auf Anti-HLA/-HNA Antikörper
veranlasst. Die Patientin spricht rasch auf die eingeleiteten therapeutischen Massnahmen an und erholt
sich innert Stunden auf der IPS.
Kommentar
Im Verlauf erscheint ein TRALI angesichts der raschen Besserung unwahrscheinlich. Differentialdiagnostisch kommt ein TACO oder eher eine Symptomatik i.R. des hämorrhagischen Schocks in Frage.
Der Fall wurde als TAD, mit der Imputability «unwahrscheinlich» beurteilt. Dieser vermuteten Transfusionsreaktion war in der Meldung der Schweregrad 3 (lebensbedrohlich) zugeordnet worden, was
15
Anlass zu Diskussionen gab, befand sich doch die
Patientin schon vorbestehend in einem lebensbedrohlichen Zustand. Da die Symptomatologie ohne
weiteres auf den hämorrhagischen Schockzustand
allein beruhen könnte und es sehr fraglich ist, wie
viel die Transfusionen zur Entwicklung des Lungenödems beigetragen hat, scheint uns die Rückstufung
des Schweregrades auf Grad 1 angebracht.
Fall 3
Ein Patient mit AML in Neutropenie erhält ein TK.
Ca. 30 min nach Ende der Transfusion reagiert er mit
Schüttelfrost. Kurz darauf tritt Dyspnoe auf mit Anstieg der Atemfrequenz auf 40/min und Abfall der
02-Sättigung bis auf 68% trotz maximaler Sauerstoffzufuhr via Maske. Die Haut wird blass, fahl und schwitzig. Der Patient ist kurz nicht ansprechbar.
Der Blutdruck vor Reaktion lag bei 175/51 mmHg, bei
der Reaktion Abfall auf 120/56 mmHg. Der Puls sank
von 111 auf 87. Keine Allergien oder frühere Transfusionsreaktionen bekannt. Unter Therapie mit Tavegyl, Solu-Cortef und Adrenalin (0.1 mg) erholt sich der
Patient allmählich wieder.
Die immunhämatologische Abklärung war unauffällig, die Bakteriologie von Blutprodukt und den Kulturen des Patientenblutes negativ. Bei einem IgA-Wert
im Normbereich und negativem Befund für Anti-IgAAntikörper ist ein IgA-Mangel ausgeschlossen.
Beurteilung
Anaphylaktische Reaktion/wahrscheinlich.
aber weder die Inkongruenz der Blutgruppen noch
der Konservennummern. Die Transfusion wird begonnen, nach 5 Minuten zeigt der Patient Zeichen der
Inkompatibilität in Form von Unwohlsein, Übelkeit,
Erbrechen und abdominalen Schmerzen. Die Transfusion wird unterbrochen, der Dienstarzt gerufen und
eine Therapie mit Steroiden und Hyperhydratation
begonnen. Die Kontrolle der Dokumente bringt die
AB0-inkompatibilität zutage.
Die Analyse des Vorfalls ergab, dass die Zuordnung von
Etikette zur Blutkonserve nur anhand der Konservennummer erfolgte, die Blutgruppe des Blutproduktes
wurde nicht kontrolliert. Bei der prätransfusionellen
Kontrolle wurde die Transfusionsetikette mit einem
Laboranalysenblatt abgeglichen – beide trugen die
korrekte Blutgruppe 0 positiv – die Blutgruppe und
Nummer der Konserve wurde nicht beachtet. Eine
der zwei Pflegepersonen hatte zwar wohl die unterschiedlichen Blutgruppen auf Etikette und Blutbeutel
bemerkt, aber irrtümlicherweise angenommen, sie
seien kompatibel, da bei beiden der Rhesus-Faktor
positiv war.
Kommentar
Es handelt sich um eine Verkettung mehrerer Abweichungen:
•Zuordnung der Transfusionsetikette zur falschen
Blutkonserve
•unvollständige prätransfusionelle Kontrolle
•mangelnde Kenntnis der Kompatibilitätsregeln
Der Patient hat sich vollständig erholt.
3.2.2 Hämolytische Transfusionsreaktion (HTR)
Fall 1
In einem peripheren Spital, welches ein kleines Blutlager hält, soll ein Patient mit Blutgruppe 0 pos transfundiert werden. Das zentrale immunhämatologische
(IH) Labor des Blutspendedienstes schickt gemäss der
üblichen Vorgehensweise per Fax die Reservationsetikette/Zuordnungsetikette einer passenden Blutkonserve, welche vorort an Lager ist. Auf der Etikette
sind Name, Vorname Geburtsdatum und Blutgruppe
des Patienten sowie die Konservennummer des ihm zugeordneten EKs vermerkt. Die Pflegeperson, welche
die Etikette in Empfang nimmt, muss die entsprechende Blutkonserve heraussuchen und die Etikette daran
befestigen, dabei ergreift sie aber irrtümlicherweise
eine Konserve der Blutgruppe A+, mit fast identischer
Konservennummer. Die Nummern unterscheiden sich
in einer Ziffer (…301535/…302535).
Auf der Station nehmen zwei Pflegefachkräfte die
prätransfusionelle Kontrolle vor, bemerken dabei
Nachdem sich einige Monate später ein ähnlicher Zwischenfall ereignete, soll das periphere Spital nun mit Barcodelesern ausgestattet werden, die eine elektronische
Abgleichung der Konservennummern bei der Zuordnung
von Etikette zur reservierten Blutkonserve ermöglichen.
Fall 2
Eine Patientin erhält bei negativem T+S zwei Erythrozytenkonzentrate. Prätransfusionell war der direkte
Antihumanglobulintest (DAT) schwach positiv (1+),
der Antikörpersuchtest negativ. Der Hb-Anstieg ist inadäquat (vor Transfusion 10.4, nach Transfusion 10.5),
und 5 Tage später wird ein Hb-Abfall auf 86 g/L festgestellt, worauf der Patientin ein weiteres EK transfundiert wird. Der DAT war vor dieser Transfusion etwas
stärker positiv (2+), die Elution und der Antikörpersuchtest aber negativ.
Weitere 6 Tage später ist der Hb-Wert auf 8.1 g/L gesunken, und nun lässt sich bei weiterhin 2+ positivem
DAT im Eluat und auch im Serum der Patientin ein
Allo-Antikörper der Spezifität Anti-Jkb nachweisen.
16
Vier der in den letzten zwei Wochen transfundierten EKs waren positiv für das Antigen Jkb, was die
Neubildung oder Boosterung des Antikörpers erklärt.
Klinische Symptome waren keine aufgetreten. Hämolyseparameter liegen leider nicht vor.
Kommentar
Erst aufgrund des inädequaten Hb-Anstiegs und durch
die Elution bei positivem DAT wurde diese verzögerte
hämolytische TR und die für weitere Transfusionen
relevanten Anti-Jkb -Antikörper entdeckt.
3.2.3 Bakterielle Infektion
Eine Patientin mit akuter myeloischer Leukämie
(AML) in Aplasie erhält ein Thrombozytenkonzentrat. Gegen Ende der Transfusion (Dauer ca. 15 Minuten) tritt Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit/Erbrechen
und Dyspnoe, sowie ein Temperaturanstieg von 36.5
auf 40.2 °C auf. Die Symptomatik entwickelt sich
weiter zu einem septischen Schock, der eine Verlegung der Patientin auf die Intensivpflegestation
nötig macht. Die Transfusion erfolgte am Tag 2 nach
Apherese (2. Split).
Die immunhämatologische Abklärung war unauffällig,
hingegen waren bereits vier Stunden nach Ansetzen
E. coli in den Kulturen des Produktes nachweisbar und
auch die Blutkulturen der Patientin waren positiv für
E.coli. Beide Isolate wiesen das gleiche Antibiogramm
auf, wodurch eine bakterielle Infektion als Folge der
Transfusion sich als gesichert erwies.
Der erste Split war 24 Stunden zuvor transfundiert
worden. Auch diese Patientin, welche die Transfusion
ambulant erhalten hatte, kam mit Fieber wieder zurück ins Spital, entwickelte dann aber eine Pneumonie
(vorbestehend bereits Lungenprobleme). Im Verlauf
wurden einige Blutkulturen angesetzt, die aber nie
Keimwachstum zeigten.
Die Suche nach dem Infektherd blieb trotz intensiver
Untersuchungen – auch bei der Spenderin – unergiebig. Schlussendlich musste eine asymptomatische Bakteriämie der Spenderin angenommen werden, und
sie wurde von weiteren Blutspenden ausgeschlossen.
3.2.4 Allergische Reaktion
Fall 1
60-jähriger Patient mit bekannter arterieller Hypertonie, Hypercholesterinämie, PAVK der unteren Extremitäten mit Status nach mehreren gefässchirurgischen
Eingriffe im Verlauf der Jahre ist aktuell hospitalisiert
zur Einlage einer endovaskulären Prothese der Aorta
abdominalis. Zur Aufhebung der Antikoagulation mit
Sintrom werden ihm präoperativ zwei FFP verabreicht.
Am Ende der Transfusion des zweiten FFP beklagt der
Patient Juckreiz, es entwickelt sich ein generalisiertes
Exanthem verbunden mit Dyspnoe (Bronchospasmus)
und einem BD-Abfall auf 77/40 mmHg. Die Symptome
bessern sich rasch auf die Behandlung mit Tavegyl, SoluMedrol und der Inhalation mit einem Bronchodilatator.
Die Gefässoperation wird auf den nächsten Tag verschoben.
Anamnestisch sind keine Allergien bekannt.
Tryptase: 31.9 µg/l (n: <13.5 µg/l) Anstieg innert
sechs Stunden nach Reaktion)
IgA:
3.36 g/l (n: 0.71-4.07 g/l)
Dieser Patient zeigte eine anaphylaktoide Reaktion,
welche vom behandelnden Arzt als lebensbedrohlich
eingestuft wird, wahrscheinlich in Zusammenhang
mit einer Allergie auf Plasmaproteine im FFP. Die
allergische Genese der Reaktion wird durch den Anstieg der Tryptase anschliessend an die Reaktion (innert sechs Stunden) bestätigt. Der IgA-Wert liegt im
Referenzbereich, womit ein IgA-Mangel ausgeschlossen werden kann.
Der konsultierte Transfusionsmediziner empfiehlt, inskünftig plasmahaltige Produkte (FFP oder Thrombozytenkontentrate) nur wenn absolut notwendig zu
verabreichen (strikte Indikationsstellung) und möglichst die Gabe von spezifischen Gerinnungsfaktoren
zu bevorzugen (z.B. Prothromplex). Die Verabreichung
plasmahaltiger Produkte soll unter Prämedikation mit
Antihistaminika und Steroiden sowie medizinischer
Überwachung erfolgen. Des weiteren wird eine allergologische Abklärung zur Eruierung allfälliger anderer Ursachen für die Reaktion empfohlen.
Fall 2
Ein 75-jähriger Patient mit chronischer Niereninsuffizienz wird zwecks Verschluss einer arterio-venösen
Fistel hospitalisiert. Zur Aufhebung der Antikoagulation wird er mit einem FGP transfundiert und reagiert
wenige Minuten nach Beginn der Transfusion mit generalisiertem Erythem, Lidödemen, Schüttelfrost, Tachycardie und BD-Abfall auf 75/…mmHg. Die Situation
wird als lebensbedrohlich eingestuft.
17
Nach i.v. Verabreichung von Antihistaminika und Steroiden erholt sich der Patient. Die Untersuchungsresultate erlauben den Ausschluss eines IgA-Mangels, der
IgE-Wert liegt im Normbereich. Die bakteriologische
Untersuchung des Produktes ist negativ. Die Reaktion wird als anaphylaktoide Reaktion Grad 3 klassiert,
vermutlich ausgelöst durch Plasmaproteine, wobei die
Identifikation des spezifischen Auslösers angesichts der
Vielfalt dieser Proteine kaum möglich ist.
Inskünftig sollte bei diesem Patienten eine Plasmatransfusion nach Möglichkeit vermieden werden. Falls
unumgänglich sollte der Patient mit Antihistaminika
und Steroiden prämediziert werden und die Transfusion
unter strikter Überwachung mit Reanimationsmöglichkeit erfolgen.
3.3
IBPT
Fall 1
Zwei Patienten im gleichen Zimmer werden beide transfundiert. Die nächsten zu verabreichenden Konserven
befinden sich bereits im Zimmer. Eine Pflegeperson
wechselt in Vertretung der eigentlich betreuenden
Pflegeperson den Beutel bei einem der Patienten, ergreift aber die falsche Konserve, die für den anderen
Patienten bestimmt ist. Sie kontrolliert zwar vor Verabreichung die Blutgruppe der Konserve, nicht jedoch die
Patienten-Identität. Nach ca. 5 – 10 Minuten kontrolliert
sie intuitiv nochmals den Beutel und bemerkt selbst die
Verwechslung.
Abweichungen:
•Kontrolle der Konserven vor Transfusionsbeginn,
aber keine Kontrolle der Patienten-Identität direkt
vor Verabreichung des zweiten EKs
Begünstigende Faktoren:
•Zwei Transfusionspatienten im gleichen Zimmer
• Verabreichung der Transfusion in Vertretung der be treuenden Kollegin
Massnahmen:
• Revision der Arbeitsanweisung mit Schulung
•Wenn immer möglich Transfusionspatienten räum lich trennen
•Wenn personell möglich Betreuung durch eine Pflege person
Fall 2
Bei der morgendlichen Kontrolle der für den Tag gelieferten Blutprodukte im Operationstrakt wird festgestellt,
dass – trotz Bestellung am Vortag – für den Patienten
AA, geboren 1.1.1935, BG AB+, kein Blut vorhanden ist.
Es werden daher telefonisch vom Operationssaal (Ops)
aus im Blutspendezentrum (BSZ) zwei EKs nachbestellt.
Die Laborantin, die das Telefonat entgegennimmt,
greift aus der Kartei, wo auch ein Auftragsformular
für einen gleichnamigen Patienten AB, geb 2.2.1940,
BG 0 neg, vorliegt, das falsche Formular und liefert
zwei Erythozytenkonzentrate der Blutgruppe 0 neg
aus. Intraoperativ wird dem Patienten AA eine der
Konserven verabreicht. Da vor Beginn der Transfusion
keine (erneute) Patientenidentifikation durchgeführt
wird, wird die Diskrepanz der Vornamen, Geburtsdaten und Blutgruppen nicht bemerkt, und der Patient
AA erhält ein 0-negatives EK, welches für den Patienten AB ausgeliefert worden war. Die Kompatibilität der
Konserve mit seiner eigenen Blutgruppe ist rein zufällig.
Erst bei der prätransfusionellen Kontrolle der zweiten
Konserve auf der Intensivstation wird der Fehler entdeckt.
Fehlerhafte Vorgänge:
•Konfusionen bei der Blutbestellung am Vortag, Blut
wird nicht bereitgestellt, daher Nachbestellung nötig
•Nachbestellung aus Ops erfolgt telefonisch
•Laborantin ergreift das falsche Auftragsformular – es
sind Auftragsformulare von zwei gleichnamigen Pa tienten in der Kartei vorhanden – und liefert zwei EKs
inkl. Kopie der Blutgruppekarte für den falschen Pa tienten aus (BG 0 neg)
•Vor Verabreichung wird keine Patientenidentifika tion durchgeführt, die Verwechslung wird nicht be merkt.
Mögliche korrektive Massnahmen:
•Allgemein bessere Durchsetzung der bestehenden
Vorschrift, dass Blutbestellungen nur noch schriftlich
zu erfolgen haben (Ausnahme Notfallsituation)
•Regelung Patienten-Identifikation
o vor Transfusion im Ops
o von kommunikationsunfähigen Patienten
•Implementation Patienten-Armbänder in Diskussion
•Im Labor: elektronische Warnmeldung bei Vorhanden sein von gültigem T+S für mehrere gleichnamige Pa tienten
•Prozessanalyse «Blutbestellung vor Operationen»
Kommentar
Schwerer Transfusionsfehler, der nur zufällig nicht in
einer AB0-inkompatiblen Transfusion endete.
18
3.4
Near-Miss
Fall 1
Ein Mitarbeiter (MA) betreut an diesem Tag zwei Patienten, die in verschiedenen Zimmern liegen. Patient 1
soll transfundiert werden, der Mitarbeiter nimmt die
schon vorbereitete Schale mit den Utensilien zur Blutentnahme fürs T+S und geht damit irrtümlicherweise
ins Zimmer von Patient 2. Die Blutentnahme wird bei
Pat. 2 durchgeführt ohne vorgängige Kontrolle der
Patientenidentität oder der Aufschrift der Proben.
Die Proben werden ins Labor geschickt mit der Bestellung von zwei EK und ein TK für Patient 1. Diese
werden auf die Abteilung geliefert.
Beim Eintragen der erhaltenen Werte aus dem Labor
fällt dem MA auf, dass diese nicht plausibel sind, er
vermutet eine Probenverwechslung und meldet den
Vorfall im Labor und Blutspendedienst. Beide Patienten werden nochmals gestochen. Beide Patienten haben die gleiche Blutgruppe, und Patient 1 hatte noch
kein Blut erhalten.
Kommentar
Es handelt sich um einen Fehler, der in diesem Prozessabschnitt immer wieder passiert und der die Unabdingbarkeit der Patienten-identifikation und Kontrolle der
Probenaufschrift am Patientenbett vor Blutentnahme unterstreicht. Als positiv zu werten ist, dass vom
Mitarbeiter die Unstimmigkeit der Laborwerte bemerkt wird, was zur Entdeckung des Near-Miss führt.
Fall 2
Im Labor fällt auf, dass die Ergebnisse eines T+S
nicht mit den bekannten Stammdaten für diese
Patientin übereinstimmen. Eine neue Probe wird
angefordert, die erneute Testung liefert übereinstimmende Resultate.
Es erfolgt eine Prozessanalyse auf der betroffenen
Station:
Ist-Zustand
•Die Stationsleitung oder ihre beiden Stellvertrete rinnen führen jeweils am Morgen die verordneten
Blutentnahmen durch
•In der Regel werden die Auftragsformulare am Vor tag von den betreuenden Pflegepersonen beschrif tet, teilweise werden die Proberöhrchen schon eti kettiert, jedoch nicht immer.
•Das Auftragsformular wird von der Person visiert,
die die Blutentnahme durchführt
Schwachstellen
•Kein einheitlicher Standard betreffs Zeitpunkt,
wann die Proben beschriftet werden
•Patienten-ID erfolgt hauptsächlich über die Anschrift
am Bett. Den Personen, die Blut abnehmen, sind die
Patienten weniger bekannt als den betreuenden
Pflegenden
•Das vorgeschriebene Visum auf dem Auftragsformu lar wird nicht mit der korrekten Identifizierung des
Patienten in Verbindung gebracht.
Massnahmen
•Die Person, die T+S abnimmt, bereitet auch selbst
das Material vor, somit ist das Beschriften der Röhr chen und die Blutentnahme in einer Hand
•Das Auftragsformular wird am Bett des Patienten
visiert, als Bestätigung der durchgeführten Kontrollen
•Patientenidentifizierung via Bettaufschrift plus Rück meldung des Patienten/Angehörigen
19
4.
Pathogeninaktivierung von Thrombozytekonzentraten mit dem InterceptVerfahren
Blutkomponenten sind anfällig für bakterielle Kontaminationen. Die unterschiedlich hohen Risiken klinisch
relevanter bakterieller Kontaminationen resultieren
aus den spezifischen Lagerbedingungen der verschiedenen Produkte. Frisch gefrorenes Plasma (FGP) und
Erythrozytenkonzentrate (EK) werden tiefgekühlt
bzw. gekühlt gelagert, was einer Keimvermehrung
entgegenwirkt. Thrombozytenkonzentrate (TK) hingegen werden bei 20 – 24 °C auf einem Agitator aufbewahrt. Diese Lagerbedingungen ermöglichen die
Aufrechterhaltung der Thrombozytenfunktion für einige Tage, begünstigen aber auch eine Vermehrung
allfällig im Produkt vorhandener Pathogene. Für TK
ist das Risiko für klinisch relevante bakterielle Kontaminationen daher am höchsten.
Schweizer Vigilance-Daten der Jahre 2005 bis 2009
zeigen, dass die bakterielle Kontamination von TK
aktuell zahlenmässig das grösste der neu vermeidbaren Risiken von Blutkomponenten darstellt. Wir registrierten zwei Todesfälle 2005 und einen Todesfall
2009 wegen bakteriell kontaminierter TK. Im gleichen
Zeitraum sind zusätzlich zwölf Meldungen von beobachteten Transfusionsreaktionen eingegangen, die
mit Sicherheit oder mit hoher Wahrscheinlichkeit auf
bakteriell kontaminierte TK zurückgeführt werden
konnten. Sechs Ereignisse wurden als lebensbedrohlich eingestuft, weitere sechs Reaktionen verliefen
klinisch nicht schwerwiegend. Jährlich werden in der
Schweiz gemäss BSD SRK ca. 25‘000 TK verabreicht.
Daraus lässt sich berechnen, dass in der Schweiz ca.
eine von 8000 TK-Transfusionen unerwünschte Reaktionen aufgrund bakterieller Kontamination verursacht. Lebensbedrohliche Reaktionen treten mit einer
Häufigkeit von ca. 1:14‘000 TK-Transfusionen auf und
Todesfälle ca. einmal alle 40‘000 TK-Transfusionen.
Statistisch betrachtet stirbt ca. alle 1.6 Jahre ein Patient wegen bakteriell kontaminierter TK.
Internationale Studien weisen nach, dass eines von
6000 bis eines von 1000 ausgelieferter TK bakteriell
kontaminiert ist (1, 2). Diese Kontaminationsraten
werden jedoch als substantielle Unterschätzung der
realen Zahlen beurteilt (2). Septische Transfusionsreaktionen werden mit einer Häufigkeiten von
1:100‘000 bis 1:16‘000 TK-Transfusionen berichtet
(1, 3, 4). Auch diese Werte werden teilweise als deutliche Unterschätzung der tatsächlich auftretenden Häufigkeiten interpretiert (4). Todesfälle bedingt durch
bakterielle Kontamination werden mit ca. 1:500‘000
bzw. 1:250‘000 bis 1:150‘000 angegeben (2, 3). Diese
Beobachtungen zeigen die Notwendigkeit risikomindernder Massnahmen.
4.1
Verfahren zur Risikoverminderung
Um das Risiko einer bakteriellen Kontamination zu minimieren, kommen zwei unterschiedliche Strategien
zur Anwendung: das bakterielle Screening und Pathogeninaktivierungsverfahren.
Beim bakteriellen Screening werden die TK nach der
Herstellung – parallel zur Lagerung – mit kulturellen
Methoden auf die Anwesenheit von Bakterien im Produkt untersucht. Dass dem zur Transfusion bestimmten Produkt keine (potenziell mit Nebenwirkungen
behafteten) Substanzen zugesetzt werden müssen,
gilt als Vorteil dieser Vorgehensweise.
Als Nachteil ist aufzuführen, dass trotz Screening
weiterhin bakteriell kontaminierte TK zur Transfusion gelangen. In den Niederlanden wird bei 100%
der TK ein bakterielles Screening durchgeführt, bei
ca. 1.5 von 1000 transfundierten Produkten wurde die
bakterielle Kontamination jedoch erst nach erfolgter
Transfusion erkannt. Der Einschätzung, dass es sich
dabei um klinisch nicht relevante Befunde handelt (5),
stehen Berichte aus den USA, Kanada und Deutschland gegenüber. Diese beschreiben Todesfälle durch
bakteriell kontaminierte TK in bis zu 1:80‘000 Transfusionen und kommen zum Schluss, dass das bakterielle Screening möglicherweise mehr als die Hälfte der
kontaminierten Produkte nicht entdeckt und ein Restrisiko für septische Transfusionsreaktionen mit falschnegativen Befunden von bis zu 1:45‘000 Transfusionen
mit sich bringt. (2, 6, 7, 8, 9, 10).
Seit 2009 ist in der Schweiz ein Pathogeninaktivierungsverfahren (Intercept ®) für Thrombozytenkonzentrate zugelassen. Das aus einer Vollblutspende oder mittels Apherese gewonnene TK wird mit
Amotosalen (Psoralen) versetzt und in einem Belichtungsgerät mit UVA bestrahlt. Dabei lagern sich die
Amotosalen-Moleküle in die DNA-Doppelhelix ein
und verbinden die beiden Stränge kovalent, wodurch
die DNA-Replikation verunmöglicht wird. Im Produkt
allenfalls vorhandene Infektionserreger und DNAhaltige Zellen verlieren so ihre Vermehrungsfähigkeit
irreversibel. Anschliessend wird das Rest-Amotosalen
und seine Abbauprodukte mittels Compound Adsorption Device (CAD) abgereichert. Vorteilhaft erscheint
beim beschriebenen Pathogeninaktivierungsverfahren, dass nach aktuellem Kenntnisstand die Übertragung bakterieller Infektionen zuverlässig vermieden
wird. Bisher ist keine transfusionsassoziierte Sepsis
mit Intercept behandelten TK berichtet worden. Als
Nachteil kann angeführt werden, dass eine Substanz
zugesetzt werden muss, die auch nach Abreicherung
noch in Spuren im Produkt vorhanden sein kann und
so dem Patienten verabreicht wird. Potenzielle und
20
bisher nicht bekannte unerwünschte Wirkungen können nicht vollständig ausgeschlossen werden. Andererseits wurden im Rahmen des Zulassungsverfahrens
aufgrund der toxikologischen und präklinischen Daten
keine Hinweise auf relevante Risiken erkennbar. Auch
die bisherige therapeutische Anwendung von Substanzen der gleichen Gruppe (Psoralene) in höheren
Dosierungen bei dermatologischen Patienten zeigt
eine gute Verträglichkeit dieser Substanzklasse. Nach
weltweit ca. 450‘000 verabreichten Produkten, die mit
dem Intercept-Verfahren behandelt wurden, sind keine Nebenwirkungen beobachtet worden, die sich von
denen herkömmlicher TK unterscheiden. TK, die der
Pathogeninaktivierung mit dem Intercept-Verfahren
unterzogen wurden, werden in mehreren Blutspendediensten in Frankreich und in Deutschland sowie in
weiteren Ländern allen Patienten im entsprechenden
Einzugsgebiet verabreicht. Weitere Pathogeninaktivierungsverfahren sind in Entwicklung.
4.2
Schlussfolgerung/Ausblick
Vor diesem Hintergrund und aufgrund der im Heilmittelgesetz statuierten Sorgfaltspflicht (Artikel 3: «Wer
mit Heilmitteln umgeht, muss dabei alle Massnahmen treffen, die nach dem Stand von Wissenschaft
und Technik erforderlich sind, damit die Gesundheit
von Mensch und Tier nicht gefährdet wird») ist es klar
angezeigt, geeignete Massnahmen zur zuverlässigen
Vermeidung klinisch relevanter bakterieller Kontaminationen von TK anzugehen und diese in der Schweiz
so bald wie möglich flächendeckend und für alle Patientengruppen einzuführen.
Bisher wurde dieses Verfahren in der Schweiz im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen für ausgewählte Patientengruppen erfolgreich zur Verfügung
gestellt. Einige regionale Blutspendezentren planen
die Einführung der Pathogeninaktivierung für alle von
ihnen hergestellten TK noch in diesem Jahr. Je nach
aktuell angewendeten Techniken bei der Herstellung
von TK müssen vor der Einführung des Intercept-Verfahrens Arbeitsabläufe angepasst und einzelne Herstellschritte neu validiert werden. Gleichzeitig muss in
der ganzen Schweiz die Versorgung mit TK aufrechterhalten werden. Um beides während der bevorstehenden Umstellung zu gewährleisten, koordiniert der
BSD SRK gesamtschweizerisch die Einführung dieses
Verfahrens. Nach aktuellem Kenntnisstand scheint
die Einführung von Pathogeninaktivierungsverfahren
für alle in der Schweiz hergestellten TK innerhalb der
nächsten 18 Monate realisierbar.
Dadurch wird das bisherige Risiko bakterieller Infektionen durch die Transfusion kontaminierter TK voraussichtlich entfallen.
21
5.
Empfehlungen 2010
1. Meldung an BSZ bei Transfusionsreaktion nach TK
Wie bereits im Rahmen des Sonderthemas Pathogeninaktivierung von Blutprodukten erwähnt, heben
wir die Wichtigkeit der frühzeitigen Meldung von
Kontaminations-Verdachtsfällen an den Hersteller hervor. Wir empfehlen jedem HV, in seiner Institution zu
überprüfen, ob und inwiefern gewährleistet ist, dass
vermutete Transfusionsreaktionen besonders bei/nach
TK-Transfusion umgehend an den Hersteller des involvierten Blutproduktes gemeldet werden, ungeachtet
der Art und des Schweregrades der Reaktion. Ziel dieser Information ist, es dem Hersteller zu ermöglichen,
allfällige Parallelprodukte zu sperren/zurückzurufen
und nötigenfalls Untersuchungen beim Spender
durchzuführen, um das Risiko für weitere Patienten
zu reduzieren.
Bis zur vollständigen Implementierung der erwähnten Pathogeninaktivierungsverfahren ist diese Meldung ein unumgänglicher Schritt.
2. Verwechslungen verhindern
Als Hauptursachen für Near-Miss-Ereignisse und Transfusionsfehler zeigen sich – wie in den Vorjahren – Abweichungen im Zusammenhang mit Blutentnahmen
(BE) fürs Type and Screen (T+S) und das fehlende
oder nicht korrekte Verifizieren der Zuordnung von
Patient und Produkt unmittelbar vor der Transfusion.
Bei den schwerwiegenden Ereignissen summierten
sich in den meisten Fällen mehrere Abweichungen.
Solche Abweichungen sind durch einfache Massnahmen vermeidbar, nämlich:
•korrekte Überprüfung der Patienten-Identifikation
(ID) vor Blutentnahme
•Beschriftung der Proben am Patientenbett bei der
Blutentnahme (nicht vorher oder nachher im Sta tionszimmer)
•Kontrolle von Auftrag und Probe auf Übereinstim mung der Beschriftung
Die Blutentnahme fürs T+S steht am Anfang der korrekten Zuordnung eines Blutproduktes zum Patienten und muss daher besonders sorgfältig ausgeführt
werden.
•Vollständiger Abgleich der Patientendaten (Name,
Vorname, Geburtsdatum und BG) mit der BG-Karte
und der Etikette des zu transfundierenden Blut produktes
Die Überprüfung der korrekten Zuordnung von Blutprodukt und Patient unmittelbar vor der Transfusion
ist besonders wichtig, weil sie die letzte Möglichkeit
zur Verhinderung einer Fehltransfusion ist.
3. Einrichtung eines Transfusionskomitees
Die Einrichtung eines multidisziplinären Transfusionskomitees in Spitälern, die labile Blutkomponenten
transfundieren, ist wärmstens zu empfehlen. Die Zielsetzung eines solchen Gremiums ist die Erstellung und
Implementierung verbindlicher Richtlinien für die
Anwendung von Blutkomponenten und die Überwachung der Umsetzung.
Zweck und Aufgaben eines Transfusionskomitees im
Spital sind in der Europarat-Empfehlung «Recommendation Rec(2002)11», Abschnitt 7, und im «Guide to
the preparation, use and quality assurance of blood
components» (Ed. 15, Kapitel 10) des EDQM aufgeführt. Ferner bietet das von der AABB Press herausgegebene Buch «The transfusion committee: putting
patient safety first» ausführliche Beschreibungen/
Anleitungen zu dem Thema.
Auch regionale Transfusionskomitees sind denkbar.
22
6.
Abkürzungen
AABB
Ag
AK
ALI
AML
ARDS
Art
AZ
BD
BG
BGA
BSD SRK
BSZ
CMV
DAT
DD
DNA / DNS
DRK
EB
E.coli
Ec-
EK
EKG
FGP
FGP q
FGP (SD)
FiO2
FNHTR
g/l
ggf
GI-
Hb HBV
HCV
HIV
HLA
HMG
HNA
HSZT
HTR
HV
i.a.
IBPT
ICU
ID
IgA
American Association of Blood Banks
Antigen
Antikörper
Akute Lungen-Insuffizienz
Akute myeloische Leukämie
Acute Respiratory Distress Syndrome
Artikel
Allgemeinzustand
Blutdruck
Blutgruppe
Blutgasanalyse
Blutspendedienst Schweizerisches Rotes
Kreuz
Blutspendezentrum
Cytomegalovirus
Direkter Antiglobulintest, auch direkter
Coombs-Test genannt
Differentialdiagnose
Desoxyribonukleinsäure
Deutsches Rotes Kreuz
Eigenblut
Escherichia coli
ErythrozytenErythrozytenkonzentrat
Elektrokardiogramm
Frisch gefrorenes Plasma, auch FFP, fresh
frozen plasma
Frisch gefrorenes Plasma, quarantänegelagert
Frisch gefrorenes Plasma, virus-inaktiviert
Sauerstoffpartialdruck in der Atemluft
Febrile Nicht-Hämolytische Transfusionsreaktion
Gramm pro Liter
gegebenenfalls
Gastro-intestinal
Hämoglobin
Hepatitis-B-Virus
Hepatitis-C-Virus
Humanes Immundeffizienz-Virus
Human Leucocyte Antigen
Heilmittelgesetz, Bundesgesetz vom
15. Dezember 2000 über Arzneimittel
und Medizinprodukte
Human Neutrophil Antigen
Humane Stammzelltransplantation
Hämolytische Transfusionsreaktion
Haemovigilance-Verantwortliche(r)
im allgemeinen
Inkorrektes Blutprodukt transfundiert
Intensive Care Unit, Intensivpflegestation
Identifikation
Immunglobuline der Klasse A
IgE
IgG
IH
IPS
i.R.
ISBT
iv
k.a.
Kg
KG
KHK
KMT
LDH
Min.
ml
mm Hg
n.b.
NF
NG
NM
O2
P
PaO2
PAVK
pC02
pH
PTA
PTP
QS
SHOT
Std
St.n.
SVTM
T+S
TACO
TAD
Tc
TK
TP
TR Immunglobuline der Klasse E
Immunglobuline der Klasse G
Immun-Hämatologie
(z.B. in «Immunhämatologie-Labor)
Intensivpflegstation
im Rahmen
International Society of Blood Transfusion
intravenös
Keine Angaben
Kilogramm
Körpergewicht
Koronare Herzkrankheit
Knochenmarkstransplantation
Lactat dehydrogenase (hier im Sinne
eines Hämolyseparameters verwendet)
Minute
Milliliter
Millimeter Quecksilbersäule, Masseinheit
für (Blut-)Druck
nicht beurteilbar
Notfall
Neugeborenes
Near-Miss
Sauerstoff
Puls
Sauerstoffpartialdruck im arteriellen Blut
Periphere arterielle Verschlusskrankheit
Kohlendioxid-Partialdruck
Mass für die saure oder alkalische
Reaktion einer wässrigen Lösung
Perkutane transluminale Angioplastie
Post-transfusionelle Purpura
Qualitätssicherung
Serious Hazards of Transfusion,
Haemovigilance-Büro GB
Stunde
Status nach
Schweizerische Vereinigung
für Transfusionsmedizin
Type and Screen, prätransfusionelle
Untersuchung einer Blutprobe
Transfusion Associated Circulatory
Overload, Transfusionsassoziierte
Volumenüberlastung
Transfusionsassoziierte Dyspnoe
Thrombozyten
Thrombozytenkonzentrat
(Tka : Thrombozytenkonzentrat
aus Apherese)
Totalprothese
Transfusionsreaktion
23
TRALI
TTI
TTP
u.U.
UVA
VAM
VP
WHO
whs
ZVD
ZVK
Transfusion Related Acute Lung Injury,
Transfusionsassoziierte Akute LungenInsuffizienz
Transfusion Transmitted Infection,
Transfusionsassoziierte Infektion
Thrombotisch Thrombozytopenische
Purpura
unter Umständen
Ultraviolettstrahlung A (Wellenlängebereich 315 bis 380 nm)
Arzneimittelverordnung, Verordnung
vom 17. Oktober 2001 über die Arzneimittel
Verträglichkeitsprobe
World Health Organisation
wahrscheinlich
Zentralvenöser Druck
Zentralvenenkatheter
24
7.
Literatur
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