IP/01/98 Brüssel, 24. Januar 2001 Kommission bewertet Fortschreibung des österreichischen Stabilitätsprogramms (2000-2004) Die Europäische Kommission hat heute eine Empfehlung an den Ministerrat zu dem aktualisierten Stabilitätsprogramm Österreichs (2000-2004) beschlossen. In dem Programm ist ein Rückgang des gesamtstaatlichen Defizits von 1,4 % des BIP im Jahr 2000 auf Null im Jahr 2002 und danach vorgesehen. Außerdem wird erwartet, dass die Schuldenquote auf 55,3 % des BIP sinkt. Dies bedeutet einen weitaus rascheren Defizitabbau, als in der vorigen Fortschreibung des Programms vorgesehen war. Die Kommission gelangt zu dem Schluss, dass die mittelfristigen Haushaltsziele in der Fortschreibung des Programms mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt sowie den Grundsätzen der Wirtschaftspolitik übereinstimmen. Das Programm rechnet mit einem jährlichen Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Leistung in den Jahren 2001 bis 2004 von durchschnittlich 2,6 %, was erreichbar erscheint. In Anbetracht der zur Zeit günstigen Wirtschaftsbedingungen erscheinen zeitlicher Verlauf und Tempo der Haushaltskonsolidierung angemessen. Auf der Grundlage der Kommissionsempfehlung wird erwartet, dass der Rat am [12. Februar 2001] eine förmliche Stellungnahme zum Stabilitätsprogramm Österreichs beschließt. Die Empfehlung der Kommission wurde auf Initiative des für Wirtschaft und Währung zuständigen Mitglieds der Europäischen Kommission Pedro Solbes angenommen, der sich wie folgt zu dem Programm äußerte: “Die Bewertung der Stabilitätsprogramme der Mitgliedstaaten durch die Kommission ist ein wichtiges Element des multilateralen Überwachungsprozesses. In Anbetracht der ständigen Verstärkung der wirtschaftspolitischen Koordinierung in der Union wird die Kommission bei ihrer Analyse in zunehmendem Maße darauf achten, wie ehrgeizig die wirtschaftspolitischen Ziele der Mitgliedstaaten auf kurze und mittlere Sicht sind. Bei unserer Analyse beurteilen wir unter anderem, wie die Mitgliedstaaten die Haushaltskonsolidierung in Angriff nehmen und wie sie die Strukturreformen durchführen wollen, ob ihr Policy-mix angesichts der gegenwärtigen Konjunkturphase angemessen ist und wie Fragen der langfristigen Tragfähigkeit, z.B. die Folgen der Alterung der Bevölkerung, behandelt werden sollen." Die wichtigsten Schlussfolgerungen der Kommission zu dem österreichischen Stabilitätsprogramm lauten: - Das makroökonomische Szenario, auf das sich die Fortschreibung des österreichischen Stabilitätsprogramms stützt, geht von einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich 2,6 % im Zeitraum 2001-2004 aus. Eine solche Wachstumsrate erscheint in Anbetracht der weiterhin günstigen Angebots- und Nachfragebedingungen in der österreichischen Wirtschaft erreichbar. - Das gesamtstaatliche Defizit soll von 1,4 % des BIP im Jahr 2000 auf Null im Jahr 2002 und danach zurückgeführt werden. Im gleichen Zeitraum wird die Schuldenquote voraussichtlich auf 55,3 % des BIP sinken und im Jahr 2002 den Referenzwert von 60 % unterschreiten. Damit würde der Defizitabbau weitaus rascher verlaufen als ursprünglich vorgesehen und so den Empfehlungen des Rats in seiner Stellungnahme zu der vorigen Fortschreibung entsprochen. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt wird nunmehr schon früher eingehalten, was zu begrüßen und in Anbetracht der zur Zeit günstigen Wirtschaftsbedingungen auch angemessen ist. - Trotz des gegenüber den Prognosen höheren Wachstums ist das in der jetzigen Fortschreibung geschätzte Defizit des Jahres 2000 nicht geringer, als in der früheren Fortschreibung vorausgeschätzt worden war, wenn man die ursprünglich nicht im Haushaltsplan veranschlagten Erlöse aus der Versteigerung der Mobilfunklizenzen ausklammert. Der Rat hatte in seiner Stellungnahme zu der früheren Fortschreibung empfohlen, im Falle eines höheren Wachstums ein besseres Defizitergebnis anzustreben. - In den ersten Jahren des Programmzeitraums stützt sich der Defizitabbau in hohem Maße auf einnahmenseitige Maßnahmen. Dies wird die Steuerquote ansteigen lassen, die erst in den späteren Jahren des Programmzeitraums sinken wird. Sobald ein ausgeglichener Haushalt erreicht ist, sollte die österreichische Regierung daher ohne Gefährdung der allgemeinen Haushaltskonsolidierung Maßnahmen zur steuerlichen Entlastung zumal der Arbeit treffen. Die geplante Senkung der Lohnnebenkosten ist als erster Schritt in diese Richtung zu begrüßen. - 2003 soll die geplante Gesamtkonsolidierung zu einem großen Teil durch Ausgabeneinsparungen erzielt werden. Das Programm umfasst größere Strukturreformen, insbesondere des Pensionssystems und der öffentlichen Verwaltung. Die jüngste Reform der Frühpensionierungen ist besonders zu begrüßen. - In den Jahren 2001 und 2002 wird es eines strikten Haushaltsvollzugs bedürfen, um die Defizitziele zu erreichen. Eine strenge Ausgabenkontrolle und Haushaltsdisziplin sind auch auf den nachgeordneten staatlichen Ebenen erforderlich, da die Erreichung der Programmziele in hohem Maße davon abhängt, dass die Finanzen der Bundesländer substanzielle Überschüsse aufweisen und die Budgets der Sozialversicherungsträger ausgeglichen sind. - Um die längerfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen zu sichern, müssen die Reformen des Pensionssystems und Gesundheitswesens entschlossen fortgeführt werden. - Der Haushaltskonsolidierungsprozess wird durch eine gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung sehr erleichtert. Damit das Wachstumspotenzial der österreichischen Wirtschaft steigt, müssen die Reformen der Produkt- und Kapitalmärkte entschlossen weitergeführt werden, um so den Wettbewerb zu verstärken, die Bereitstellung von Risikokapital zu fördern und die unternehmerische Dynamik und die sog. "corporate governance" zu verbessern. 2 Nach dem vom Europäischen Rat im Juni 1997 verabschiedeten Stabilitäts- und Wachstumspakt sind die am Euro-Gebiet teilnehmenden Mitgliedstaaten verpflichtet, dem Rat und der Kommission jährlich aktualisierte Stabilitätsprogramme vorzulegen. In diesen Programmen wird dargelegt, wie die Länder die Ziele des Paktes und insbesondere das mittelfristige Ziel eines ausgeglichen oder einen Überschuss aufweisenden Haushalts erreichen wollen. Eckdaten des aktualisierten österreichischen Stabilitätsprogramms 2000 Dezember Reales BIP2000 Wachstum (Veränderung in %) März 2000 GesamtDezember staatlicher 2000 Haushaltssaldo März (in % des BIP) 2000 Dezember Öffentlicher 2000 Schuldenstand März (in % des BIP) 2000 Dezember Inflation 2000 (HVPI), März (jährliche Veränderung in %) 2000 2001 2002 2003 3.5 2.8 2.7 2.3 2.8 2.8 2.5 1.9 1.4 0.75 1.7 1.5 63.1 61.4 64.1 62.7 2.0 1.5 3 0.0 0.0 1.4 1.3 59.1 57.2 61.9 61.2 1.6 1.2 1.1 1.3 1.0 1.0 2004 2.5 0.0 55.3 1.2 -