funktion des angeborenen immunsystems im intestinaltrakt

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DIE ROLLE DES ANGEBORENEN IMMUNSYSTEMS IM INTESTINALTRAKT
1.DIE ERKENNUNG KOMMENSALER UND ENTEROPATHOGENER ERREGER DURCH EPITHELIALE
REZEPTOREN DES ANGEBORENEN IMMUNSYSTEMS
Rezeptoren
des
angeborenen
Immunsystems ermöglichen die Erkennung
von konservierten molekularen Strukturen
von Bakterien, Pilzen, Viren und Parasiten.
Eine Stimulation der Rezeptoren induziert
die rasche Aktivierung des Immunsystems
z.B. durch die Sekretion von Chemokinen
und Zytokinen und damit die Rekrutierung
von professionellen Phagozyten. Im Fall
einer lokalen Infektion kann dies zur
frühzeitigen Elimination des Erregers
führen und ein weiteres Fortschreiten der
Erregerausbreitung im Wirt verhindern.
Eine
überschießende
unkontrollierte
Stimulation
des
angeborenen
Immunsystems oder eine Aktivierung in
der Abwesenheit eines Infektionserregers
kann, auf der anderen Seite, zu chronischen
Entzündung
und
damit
zur
Krankheitsentstehung beitragen.
Ziel unserer Arbeiten ist ein besseres
Verständnis der Funktion, Bedeutung und
Regulation
von
Rezeptoren
des
angeborenen Immunsystems auf Darmepithelzellen. Epithelzellen bilden die
oberste Zellschicht der Darmschleimhaut,
die beim erwachsenen Wirtsorganismus
durch eine dichte und vielfältige bakterielle
Flora (Mikrobiota) besiedelt ist. Die
anatomische Lokalisation der Epithelzellen
an der Grenzfläche zwischen sterilem
Wirtsgewebe
und
dem
bakteriell
besiedeltem und mit Nahrungsbestandteilen
exponiertem Darmlumen erfordert eine
strikte Kontrolle der Stimulation von
Immunrezeptoren, um eine ungewollte,
gewebezerstörende
Reaktion
des
Immunsystems zu verhindern. Auf der
anderen Seite ist der Darm das Ziel vieler
pathogener
Mikroorganismen;
eine
frühzeitige Erkennung und Elimination
kann deshalb zur Vermeidung von
Infektionen beitragen.
Schon früh konnten wir die Expression von
Toll-like Rezeptor (TLR)4, dem Rezeptor
für bakterielles Lipopolysaccharid (LPS)
durch Darmepithelzellen zeigen (Hornef et
al., 2002) und Besonderheiten der
zellulären
Lokalisation
für
die
Ligandenerkennung
charakterisieren
(Hornef et al., 2003; Duerr et al., 2009).
Auf der Suche nach regulierenden
Mechanismen entdeckten wir, dass
Darmepithelzellen kurz nach Geburt einen
adaptiven Prozess durchlaufen, der die
Aktivierung von TLRs während der ersten
Tage nach Geburt hemmt und damit eine
ungewollte Stimulation während der
postnatalen bakteriellen Kolonisierung der
Darmmukosa verhindert (Lotz et al., 2006).
Eine microRNA-vermittelte Translationsinhibition
sowie
die
proteosomale
Degradation des Signalmoleküls interleukin
1 receptor associated kinase (IRAK)1
verursachen diese adaptive Tolerisierung
des Darmepithels nach Geburt und
schützen es vor einer ungewollten
Immunstimulation während der Etablierung
der Darmflora (Chassin et al., 2010). Beim
gesunden Erwachsenen trägt hingegen eine
kontrollierte Stimulation von epithelialen
TLRs
zur
Aufrechterhaltung
der
Darmhomöostase bei (Stockinger et al.,
2014). Jedoch findet sich im adulten Wirt
nach einer Ischämie durch SUMOylierung
und einen Wechsel der Ubiquitinierung
(K48 zu K63) eine vermehrte epitheliale
IRAK1 Expression. Die erhöhten IRAK1
Spiegel vermitteln eine postischämische
Überempfindlichkeit gegenüber mikrobiellen
Liganden
und
tragen
zur
Gewebeschädigung
nach
transienter
Gewebehypoxie bei (Chassin et al., EMBO
Mol Med, 2012).
IRAK1 spielt eine wichtige Rolle bei der
Signaltransduktion bei vielen TLRs. Einzig
TLR3, der Rezeptor für doppelsträngige
RNA, induzierte eine IRAK1 unabhängige
Signalkaskade. Interessanterweise findet
sich im neonatalen Darmepithel eine stark
reduzierte Expression von TLR3. Diese
reduzierte TLR3 Expression trägt dazu bei,
dass der neugeborene Wirt gegenüber einer
Infektion mit Rotaviren eine deutlich
erhöhte Empfindlichkeit zeigt (Pott et al.,
2012). TLR3 kooperiert mit den Helikasen
RigI und MDA-5 bei der Erkennung von
pathogenen
dsRNA
Viren.
Diese
Rezeptoren induzieren die Sekretion von
Interferonen, die Zellen gegenüber einer
Virusinfektion unempfindlich machen. Bei
Untersuchungen zur epithelialen Immunantwort
auf eine Rotavirusinfektion
konnten wir erstmals die besondere
Bedeutung von Interferon-λ für die
antivirale Wirtsantwort des Darmepithels
zeigen (Pott et al., 2011).
Eine Infektion mit Listeria monozytogenes
stimuliert nach Lyse der endosomalen
Membran in Darmepithelzellen Nod2, den
im Zytosol lokalisierten Rezeptor für
Muramyl Dipeptid (MDP) aus der
bakteriellen Peptidoglycanschicht. Mithilfe
Einzelzellanalyse
konnten
wir
die
überraschende Beobachtung machen, dass
trotz der Invasions-abhängigen Aktivierung
von Darmepithelzellen v.a. nicht infizierte,
Listeria-negative Epithelzellen Chemokine
produzierten. Weitere Analysen bestätigten
die Kommunikation zwischen Darmepithelzellen mittels durch die NADPH Oxidase
(NOX)4 produzierten Sauerstoffradikalen.
Damit konnte ein neuer Mechanismus der
Informationsweitergabe an benachbarte
Darmepithelzellen
nach
bakterieller
Infektion gezeigt werden (Dolowschiak et
al., 2010).
Eine orale Exposition Neugeborener mit
enteropathogenen Bakterien wie z.B.
Salmonella enterica führt wegen der
niedrigen Diversität der Darmflora zu einer
raschen Kolonisierung des Darmes. Im
weiteren
Verlauf
findet
sich
im
neugeborenen Wirt überraschenderweise
eine Salmonella pathogenicity island
(SPI)1-abhängige
Invasion
von
Darmepithelzellen und die Ausbildung von
intraepithelialen Mikrokolonien. Diese
Strukturen wurden zuvor v.a. nach
Infektion von Zellkulturen beobachtet. Mit
diesen Arbeiten konnten wir erstmals ein
leicht zugängliches in vivo Modell zur
Analyse
der
Salmonella/EpithelzellInteraktion etablieren (Zhang et al., 2014).
Hornef MW, Normark BH, Vandewalle A,
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CD4+TCRαβ+ T lymphocyte maturation during the
postnatal period. (submitted).
2. FAKTOREN DER EPITHELIALEN IMMUNABWEHR: ENTERISCHE ANTIMIKROBIELLE PEPTIDE
Ein zweiter Schwerpunkt unserer Arbeiten
liegt auf der Analyse der intestinalen
epithelialen Wirtsabwehr. Im Zentrum
unseres Interesses stehen dabei die
Produktion und Regulation enterischer
antimikrobieller Peptide. Paneth-Zellen am
Grund intestinaler Krypten produzieren
und sekretieren eine große Menge und
Vielfalt enterischer antimikobieller Peptide
wie -Defensine und cryptdin related
sequence (CRS)-Peptide. Diese vom
Körper selbst hergestellten Antibiotikaähnlichen Substanzen scheinen eine
wichtige Rolle bei der mukosalen
Wirstabwehr, aber auch bei der Regulation
der enterischen Mikrobiota zu spielen.
In weiteren Arbeiten konnten wir zeigen,
das CRS Peptide sich aus Peptid-Homooder Heterodimeren
zusammensetzten.
Dieser
Mechanismus
erhöht
die
Variabilität des Peptid-Repertoires und
könnte wichtig sein, um gegen alle
potentiell gefährlichen Bakterien eine
wirksame Abwehr bilden zu können
(Hornef et al., 2004).
Die Sekretion von antimikrobiellen
Peptiden durch Paneth Zellen wird durch
neuronale
Stimuli
(Parasympatikomimetika) und mikrobielle Stimuli (MDP)
induziert. Neuere Arbeiten an isolierten
Darmkrypten identifizierten kürzlich auch
endogene Mediatoren wie IL-4 und IL-13
als Stimuli für die Degranulation von
Paneth Zellen und die Freisetzung von
enterischen antimikrobiellen Peptiden
(Stockinger et al., 2014a). Die Bildung von
Paneth Zellen unterliegt homöostatischen
Signalen des angeborenen Immunsystems.
So konnten wir zeigen, dass TLR3 und
TRIF unter homöostatischen Bedingungen
zur Bildung von Paneth Zellen und damit
zur Produktion von antimikrobiellen
Peptiden beitragen (Stockinger et al.,
2014b).
Nach Sekretion finden sich antimikrobielle
Peptide angereichert in der Mukusschicht
wieder. Sie bilden dort eine physicochemische Barriere, die die Penetration
von Bakterien hemmt. Darüberhinaus
inhibieren sie auch die Stimulation durch
mikrobielle Liganden und ermöglichen so
die Elimination von Bakterien in der
Abwesenheit einer Immunstimulation und
tragen
zur
mukosalen
epithelialen
Homöostase bei (Meyer Hoffert et al.,
2008; Dupont et al., 2014).
In einer systematischen Studie zur
Expression verschiedener antimikrobieller
Peptide
während
der
postnatalen
Entwicklung konnten wir zeigen, dass die
bekannten
enterischen
Peptide,
Defensine und CRS Peptide erst zwei
Wochen nach Geburt in signifikanten
Mengen produziert werden. Während der
ersten zwei Lebenswochen schützt ein
Peptid einer anderen Familie, das
cathelicidin-related antimicrobial peptide
(CRAMP) das neugeborene Darmepithel.
Dieser Wechsel des Peptid-Repertoires
könnte wichtig sein, um die Etablierung
der Darmflora beim neugeborenen Wirt zu
ermöglichen (Menard et al., 2008).
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