Manuskript ZÜNDFUNK Generator Titel: Smart City: Ich bin mehr als ein Sensor Autor/in: Ralf Homann Sendedatum: 09.10.2016/Wiederholung vom 18.10.2015 Sendezeit: 22.05 – 23.00 Uhr Redaktion: ZÜNDFUNK Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 1 MUSIK SPR „London: Freie Parkplätze melden sich über Infrarot-Sensoren; W ien: Sensor-Boxen auf den Balkonen der Bürger messen die Umweltverschmutzung Kopenhagen: Straßenlampen schalten sich mittels Helligkeitssensoren an und aus“ München: „Auf zu intelligenten Städten: Mit digitaler Technologie machen sich Städte fit für die Zukunft. Auch München ist auf dem W eg zur Smart City. - Die App „MVGFahrinfo München und das Handyticket sind erst der Anfang“ GERÄUSCH (Zeitungsrascheln) MOD Werbe-Botschaften aus einer HauswurfMarketingzeitung der Stadtwerke München GmbH AKZENT TITEL Smart-City – oder: Ich bin mehr als ein Sensor. Sendung von Ralf Homann Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 2 MUSIK DARÜBER MOD Die Metropole der Zukunft trägt den Ehrentitel „Smart City“ - auf deutsch: Die intelligente Stadt, die Stadt der Sensoren und Algorithmen. Vor ein paar Jahren noch war die „Creative City“ der letzte Schrei. Hier im Zündfunk-Generator haben wir uns in vielen Sendungen damit befasst, was sich hinter dem Etikett verbirgt. Und warum sich mit der 'Kreativen Stadt“ weniger Künstlerinnen und Künstler identifizieren als die W irtschaftsförder-Abteilungen der Kommunen. Auch der EU-Strategie zum Aufbau einer Kreativ-Industrie hat sich der Generator angenommen: Was das gesellschaftlich heißt, und wie sie die Städte verändert. Nun scheint das 'durch' zu sein. Der nächste Hype steht an: „Die Smart City“. Nachdem wir alle plangemäß kreativ geworden sind, sollen wir nun intelligent werden. Und zwar mit Hilfe der Informationsund Kommunikationstechnologien, kurz IKT – oder im Englischen ICT. Denn die Intelligenz Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 3 der Smart City entsteht durch Digitalisierung: Jeder Mensch ein Sensor. MUSIK HOCH Ich könnte auch sagen: Der Cyborg der 1980er Jahre goes Mainstream. Das ist der Grund, warum nun Bürgermeister und Stadträte von Nord- bis Süddeutschland von ihren Homepages lächeln und für Smart CityLeuchtturm-Projekte kämpfen. Die finanziert die Europäische Union und heizt den Wettbewerb in der Kommunalpolitik an. München möchte mindestens sechs Millionen Euro aus Brüssel zum zukünftigen europaweiten Mitdenken, zum Beispiel mit smarten Leuchttürmen im Münchner W esten oder im Neubaugebiet in Freiham. Köln will mit Euro-Geld noch lebenswerter werden und Berlin – wie immer Superlativ – sogar zur „schlausten Stadt Europas“ aufsteigen. Wenn die deutsche Hauptstadt schon nicht die größte Stadt des Kontinents sein kann. MUSK HOCH Womit ich bereits auf der letzten Seite aller Stadt-Marketing-Broschüren angekommen bin, sozusagen beim Impressum der europäischen Metropolen. Denn da gibt es eigentlich nur vier: Ganz oben: Moskau und Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 4 Istanbul – die jeweils darum ringen, wer gerade mehr als 17 Millionen Menschen innerhalb der Stadt-Mauern zählt. Es folgen London und der Großraum Paris. Und dann kommt erst mal lange, lange nichts. Da tut es gut, mit digitalen Leuchtturmprojekten in die W elt hinaus zu blinken. Sozusagen: Bin auch noch da; mit meinem Milliönchen-Dorf. Die Smart City ist ein großes Stadtlabor und Metropolen-Experiment - und wir sind mitten drin, als Versuchsbürger. MUSIK AKZENT PROD-MUSIK DARÜBER SPR Berlin: „Das Tempelhofer Feld war früher Militärgelände, Naherholung, Flughafen und Arbeitslager. Heute ist es ein lebendiges Experimentierfeld für ein neues Miteinander. Diese Einzigartigkeit zu wahren und vorausschauend weiterzuentwickeln ist Ziel des partizipativ entstehenden Entwicklungsund Pflegeplans.“ Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 5 Aus der Homepage der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Betrieben von LiquidDemocracy mit Adhocracy, Operating System for Participation. MOD Digitale Demokratie, mit der die Hauptstadtverwaltung die Menschen mitnehmen will. Bürgerinnen und Bürger sollen Ideen entwickeln, die dann in einem „Online-Dialog“ mit der Politik zu einem Entwicklungsplan führen. Seit den OfflineProtesten gegen Stuttgart21 und die Flughafen-Ausbauten in Frankfurt und München wird so eine Bürgerbeteiligung, auch Planungspartizipation genannt, in den Vordergrund gerückt. Mit Hilfe smarter Technologien. – Die sind aber in Berlin 2014 ganz un-smart aufgelaufen. Per 'papiernem' Volksentscheid. Die Berliner Bürgerschaft stoppte jegliche Bebauung des Tempelhofer Feldes: Kein Geschäftsfeld für Investments und smarte Infrastruktur-Entwickler. O-TON (Tile von Damm) Das ist kein Beispiel für eine Smart City. Weil an diesem Gelände ist ja nach der Ursprungsdefinition erst mal wenig smart. Hier gibt es keine technische Infrastruktur. Das ist aber ein großer Punkt gewesen, bei den Plänen, dass das Gelände teil-bebaut Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 6 werden sollte. Hier sind keine Anschlüsse drunter. Also, das heißt, Du hättest alles komplett neu erschließen müssen. Das ist einfach ein Flughafen-Gelände und das war's. SPR Tile von Damm leitet seit 2010 das Stadtforschungsinstitut MOD [engl. / ein Wort] im indischen Bangalore und in Berlin. Als sogenannter Vertreter der Zivilgesellschaft verhandelte Tile von Damm d i e U N -W e l t g i p f e l z u r N a c h h a l t i g e n Entwicklung und zur Weltinformationsgesellschaft mit. MOD Der Politikwissenschaftler wohnt direkt am Tempelhofer Feld. Einen Steinwurf von seiner W ohnung entfernt, schlendern wir Richtung ehemalige Start-und Landebahn und können richtig in die W eite schauen. Ganz ohne Cloud und Datenwolke, über denen gerne Unabhängigkeit und Freiheit wohl grenzenlos scheinen. O-TON (Tile von Damm) Der eine Fakt ist, dass wir eine zunehmende Urbanisierung sehen, global. Je nach Umfrage kann man jetzt sagen bis 2030 werden mindestens 50 Prozent in Städten leben, vielleicht sind's auch 60 Prozent. Letztlich ist es egal. W as wir erleben ist ein rapider Zustrom aus ruralen Gebieten in städtische Gebiete, was auch damit zusammenhängt, dass vor allen Dingen Städte ein W irtschaftsmotor sind. Und das Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 7 gilt nochmal besonders für Städte auf der südlichen Halbkugel. [Autor:] Und des ist dann für diese großen Unternehmen ein wertvoller Markt, den sie da erkennen, in der Zukunft? Oder was motiviert die da einzusteigen? [Tile von Damm] Ja! Es ist ein Markt. Es ist auch ein wachsender Mark. Es ist aber auch so, dass wir mit dieser rapiden Urbanisierung, insbesondere eben auf der südlichen Halbkugel, vor immensen Fragen und Herausforderungen stehen, wie eigentlich Stadt in Zukunft auch tatsächlich noch funktionieren kann. SPR Tile von Damm. Leiter des MOD-Institutes [engl] für Stadtforschung im indischen Bangalore und in Berlin. O-TON (Tiele von Damm) Ehrlich gesagt, Berlin würde auch anders aussehen, wenn wir jetzt innerhalb der nächsten zehn Jahre zehn Millionen mehr Menschen hier hätten. Also auch das sind ja einfach mal so Mengen. Muss man sich ja mal so vorstellen. Stell dir vor, München würde jetzt planen, dass sie in den nächsten zehn Jahren da mal irgendwie Manchester daneben bauen. Da würden die Münchner vermutlich erst mal alle sagen: Jetzt warte mal 'ne Sekunde. Also. W ie viel wohnen in Manchester? Ach da wohnen auch irgendwie nochmal 2,5 Millionen. Jetzt warte mal einen Moment. Das wollen wir erst mal diskutieren. Und da würde ich darauf wetten, gäbe es mal sofort Runde Tische, Konsultationen, Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 8 Proteste, was auch immer. Die wird’s geben. In Bangalore ist das faktische Realität. Da wird das nämlich einfach daneben gebaut. MUSIK AKZENT PROD-MUSIK DARÜBER SPR East London, 2012: „Siemens hat sein erstes Zentrum für nachhaltige Stadtentwicklung eröffnet: 'The Crystal'. Das an der Form eines Kristalls orientierte Gebäude ist urbane Dialogplattform, Technologie- und Innovationszentrum in einem. Es bringt politische Entscheidungsträger, Infrastruktur-Experten und die breite Öffentlichkeit zusammen, um Konzepte für die Zukunft von Städten und ihrer Infrastruktur zu entwickeln.“ Aus: Homepage Siemens AG, Sektor „Infrastructures and Cities“. MOD Natürlich wäre ich gerne in diesem Zentrum, allein schon wegen seiner Dauerausstellung für nachhaltige Stadtprodukte, inmitten der Docklands. Früher der größte wuselige Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 9 Hafen der W elt, nun glitzernde Büropaläste und Luxuswohnungen. Das Café des Crystals soll eine phantastische Aussicht haben über die Themse und das erneuerte Stadtviertel, sagt mir der Bildschirm meines Handys und er verrät: Das Café offeriert auch leckere hausgemachte Salate von regionalen Anbietern. Alles ganz ökologisch. Ich bin leider rund 1000 km entfernt, in München, in der Stadt, in der Siemens sein Headquarter hat. AKZENT MOD Den Chef des Londoner Zentrums Crystals, Martin Powel, Head of Urban Development at Siemens erreiche ich in Cambridge, auf dem Smart-Phone. W eshalb ich gleich wissen will, welche Rolle Smart-Phones für Smart Cities spielen? O-TON (Martin Powell) The ability now to deliver data to people's smart phones and hand held devices is completely changed in the last five years. We can now push information that enables people living in the cities to actually get around the city much more easily. There are a number of services popping up. […] I give you an example. […] Take a city like London. There are probably 40 apps competing for Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 10 me to catch a cab, to catch a bus, to commit myself across a major train station to another mode of transports, to pick up a tube, to understand where the traffic is blocked, to understand where trains are stocked. […] That's one aspect. This certainly help a city like London, to people to move around, to safe time in their day, it's good for a city, good for city's economy […] and companies like Uber just wouldn't exist, if it wasn't for people having access to this information, the apps communicate to the hand held devices. OVERVOICE Die Möglichkeiten, Daten auf Handys und mobile Endgeräte zu übertragen, sind in den letzten fünf Jahren enorm gewachsen. In London kann ich etwa zwischen 40 Apps wählen, um ein Taxi zu rufen, einen Bus zu erreichen, um an einem Bahnhof auf ein anderes Mobilitätsangebot zu wechseln, eine U-Bahn zu nehmen oder mich über Staus oder Zugverspätungen zu informieren. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass das einer Stadt wie London zweifellos hilft. Es hilft ihre Bewohner durch die Stadt zu bringen, und dabei Zeit zu sparen. Es ist also gut für die Stadt, und ein Vorteil für die W irtschaft der Stadt. Unternehmen wie Uber zum Beispiel würden gar nicht existieren, wenn die Menschen keinen Zugang zu den Informationen hätten, die die Apps an die mobilen Endgeräte übertragen. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 11 SPR Martin Powell. Head of Urban Development at Siemens. Der Leiter des Siemens-Zentrum für nachhaltige Stadtentwicklung war vorher Berater des Londoner Bürgermeisters und der C40-Gruppe der Megacities, der Städte der W elt mit mindestens zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. O-TON (Martin Powell) I give you another example: Congestion Charging [Innenstadtmaut] in London has been a huge success. It's absolutely a smart technology, because it's connected, it's highly interactive. It's driven down traffic use in the center parts of the city. It operates in real-time. It provides feedback on who is driving, where, how their driving, what kind of vehicles, what kinds of emission are coming out of these vehicles. The data that's now being used by the systems is amazing. OVERVOICE Ich gebe Ihnen ein weiteres Beispiel: Die Londoner Innenstadt-Maut. Sie ist ein riesen Erfolg. Das ist ohne Einschränkung eine smarte, also intelligente, Technologie, vernetzt, extrem interaktiv, und sie hat das Verkehrsaufkommen in den Innenstadtgebieten reduziert. Die Technik gibt in Echtzeit eine Rückmeldung darüber, Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 12 wer wo unterwegs ist, mit welcher Art von Fahrzeug und wieviele Emmissionen diese Fahrzeuge ausstoßen. Die Menge der Daten, die heutzutage von diesem System verarbeitet werden, ist fantastisch. MOD Das Londoner Siemens-Zentrum für Stadtentwicklung ist mit siebzig weiteren W eltstädten vernetzt, in denen Siemens mit eigenen Direktionen vertreten ist. Ziel: Sich vor Ort, mit den jeweiligen Märkten befassen und die technischen Teams von Siemens beraten, wie smarte Technologien einfacher, schneller und erschwinglich durchgesetzt werden können. O-TON (Martin Powell) The market of Smart Cities is in the order, and it's quite a big range but of one to three trillion dollars [Billionen], just in the next five or seven years. W hat is huge. I mean, that is a big number. A kind of unimaginable to some people. But that number is around a providing increased electrification, improved automation, in-housed digitalisation in existing infrastructure across cities and also the implementation of new systems such as smart grids, such as intelligent train networks, intelligent traffic networks, command and control centers – all of those kind of things across cities across the world. There is no city that wouldn't benefit from those kinds of technologies, today. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 13 OVERVOICE Der Markt für Smart Cities hat einen ziemlich großen Umfang von ungefähr etwa ein bis drei Billionen Dollar allein in den nächsten fünf bis sieben Jahren. Das ist enorm. Ich denke, das ist eine so riesige Zahl, dass sie sich manche gar nicht vorstellen können. Aber diese Zahl beinhaltet die Bereitstellung der wachsenden Elektrifizierung, der Qualitätsverbesserung in der Automation, die Digitalisierung bereits bestehender Infrastrukturen überall in den Städten, und die Einführung neuer Systeme wie zum Beispiel Smart Grids, intelligenter Netze, intelligenter Eisenbahnnetze, intelligenter Mobilitätskonzepte, ebenso Steuer- und Leitzentralen, all solche Dinge in allen Städten überall auf der W elt. Es gibt heute keine Stadt, die nicht Vorteile aus diesen Technologien hätte. MUSIK DARÜBER Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 14 MOD Kurzum: Das ist Globalisierung, nicht theoretisch oder kritisch, sondern: in Gegenwart und Praxis: Ein weltweiter Billionen-Markt, bedient von genauso weltweit agierenden Unternehmen, angesichts globaler Herausforderungen, für die noch keiner eine letztgültige Lösung hat. W irklich neu ist nur, dass alles hochvernetzt passieren soll. Mit Hilfe von IKT: – Informations- und KommunikationsTechnologien. MUSIK HOCH MOD Und diese Vernetzung heißt auch: Nicht mehr das individuelle Produkt steht im Vordergrund. Nicht das Auto, sondern Autoflotten, nicht die W aschmaschine, sondern der Gesamtenergiebedarf. Manche nennen das Internet der Dinge. Sozusagen: Nicht mein kleines Profilbildchen ist gemeint, oder mein Klingelschildchen an der Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 15 W ohnung, sondern das ganze Facebook oder alle W ohnungen in allen Städten. MUSIK AKZENT PROD-MUSIK DARÜBER SPR “Smart Economy zur Förderung der W irtschaft Smart Neighbourhoods zur Entwicklung von Stadtquartieren und Gebäuden; Smart Energy zur intelligenten Energienutzung; Smart Mobility für alternative Verkehrsmodelle und Kfz-Nutzung; Smart Infrastructure für den Ausbau der Infrastrukturen in allen Bereichen; Smart Data/Smart Services für Besucher und Bürger der Stadt; Smart Governance für die Bereiche der Verwaltung.” Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 16 Aus: “Innovative Verwaltung” – Fachzeitschrift für Verwaltungsexperten Online-Ausgabe: “Thema W irtschaftsförderung Schrägstrich Stadtmarketing”. Ziele der CDU für die Hansestadt Bremen. O-TON (Tile von Damm) [Autor:] Also meine Frage ist: Ist Smart City jetzt ein Diskurs aus'm Urbanismus, oder woher kommt diese Debatte? [Tile von Damm:] Es ist definitiv kein Diskurs aus dem Urbanismus. Es ist auch kein Diskurs aus den Planungsdisziplinen oder der Architektur. Es ist auch kein Diskurs aus den Gesellschaftswissenschaften. Es ist tatsächlich zunächst ein Diskurs – wenn man das W ort Diskurs dort überhaupt anbringen möchte – aus der W irtschaft, aus IKT. Der in den letzten Jahren sich dennoch, und das macht vermutlich diese Konzeption erst mal einmalig, oder tatsächlich relativ spannend, weil ich mich zumindest nicht daran erinnern kann, einen Diskurs zu kennen, der tatsächlich aus der W irtschaft kommt und es geschafft hat, zu einem jetzt Politik-Konzept zu werden oder Gesellschaftskonzept zu werden. W orüber man in der Tat meines Erachtens ziemlich kritisch nachdenken muss, ob das tatsächlich ein Gesellschaftskonzept sein kann. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 17 SPR Tile von Damm. Leiter des MOD-Institutes [engl.] für Stadtforschung im indischen Bangalore und in Berlin. Als sogenannter Vertreter der Zivilgesellschaft verhandelte Tile von Damm d i e U N -W e l t g i p f e l z u r N a c h h a l t i g e n Entwicklung und zur Weltinformationsgesellschaft mit. O-TON (Tile von Damm) [Autor:] W ie kann es eigentlich sein, dass eine Debatte, die ja letztlich Gesellschaft betrifft, Gesellschaft organisiert, nicht aus den Gesellschaftswissenschaften kommt? [Tile von Damm:] [Geräusch: Hundegebell/Park] W ir haben in den letzten zwanzig Jahren, letzten fünfundzwanzig Jahren, eine Entwicklung gesehen, bzw. auch mitverhandelt, die ganz stark auf die globale Ebene gegangen ist. Also Stichwort: Umwelt, Umweltgipfel in Rio, um einfach Mal ein Beispiel zu nennen, 1992. Zehn Jahre später dann die Konzeption der Nachhaltigkeit, also aus ganz primär der Umweltforschung oder Umweltwissenschaften herauskommend den Nachhaltigkeitsbegriff, den wir vermutlich zunehmend verwässert sehen. Also die Frage nach Nachhaltigkeit ist heute, glaube Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 18 ich, eine Formel, die man überall reinschreiben muss. Heute heißt ja Nachhaltigkeit alles. Also nachhaltige Entwicklung ist auch W irtschaftswachstum. Zeitgleich haben wir eine Entwicklung, eine ganz ganz starke Digitalisierung erlebt. Und das sind zwei Diskurse, die ziemlich lange keine Berührung hatten. Selbst als 2003, und dann 2005, auf UN-Ebene die Informationsgesellschaft, also der Weltgipfel zur Informationsgesellschaft, verhandelt wurde, hat der praktisch keinerlei Berührung gehabt, zu dem nur zwei Jahre davor verhandelnden Weltgipfel zur nachhaltigen Entwicklung. Urbanisierung wiederum hat Anfang der 2000er Jahre praktisch gar keine Rolle gespielt. Das heißt, wir haben eigentlich drei Diskurse, die stellenweise parallel, stellenweise einfach voneinander abgeschottet gelaufen sind. Und in dem es meines Erachtens auch ein Bisschen folgerichtig ist, dass sich Firmen, die sich in diesen Gebieten mit auch tatsächlich einfach technischen Innovationen, technischen Erfindungen, auch Marktmöglichkeiten, umtun und dort aktiv sind einfach überlegen: o.k. wie können wir das denn anders setzen? MUSIK MOD Der Zündfunk-Generator heute zur Smart City. Dem neuen Stadtmarketing-Konzept. Vor der Musik hat Tile von Damm, Stadtforscher in Bangalore und Berlin die These vertreten: Global agierende Infrastruktur-Konzerne nutzen genau die Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 19 Lücke, die ihnen die Politik und die zivilgesellschaftlichen Debatten aufgemacht haben. Eine Lücke, die entsteht, weil drei offensichtliche globale Entwicklungen nicht miteinander verknüpft sind: Die Migration in die Städte, der Klimawandel und die Digitalisierung. In den W erbeschriften der Smart City heißt das Ausfüllen dieser Lücke dann: „Ganzheitliches Konzept“. Klingt ein Bisschen nach Kräuter-Tee und ganzheitlicher Medizin. Allerdings nicht am Menschen, sondern für politische Entscheidungsträger. Verabreicht von Global Playern. Martin Powell vertritt genau so einen weltweit agierenden InfrastrukturKonzern, er arbeitet am Londoner SiemensZentrum Crystal – für nachhaltige Stadtentwicklung: O-TON (Martin Powell) It's obviously, that we work with the developers [Baufirmen / Grundstückerschließern] who are doing big new developments [Bauprojekt] across the city. W e work with the cities themselves, the governments to look at what the best solutions are, to see what's workable, what's realistic, what's affordable. So we're very Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 20 close to this level of clients and customers and when we have this conversations the beneficiary is always in mind and the beneficiary is the citizen, the person, living and working in the city. So we have to think about automatically what the clients wants in term of how they can a benefit, the economy, the environment, the social infrastructure of the city. OVERVOICE Naheliegenderweise arbeiten wir mit Developern, mit Erschließungsunternehmen, die große neue städtische Bauvorhaben realisieren. Dann arbeiten wir mit den Städten selbst zusammen, mit der Öffentlichen Hand, und schauen, was die besten Lösungen sein könnten, was praktikabel, realistisch und finanziell machbar ist. W ir sind sozusagen hautnah im Gespräch mit den jeweiligen Bauherrn und Auftraggebern und haben dabei immer die Nutznießer im Blick, den Bürger, die Person, die in der Stadt lebt und arbeitet. Daher müssen wir automatisch darüber nachdenken, was den Kunden nützt, der W irtschaft, der Umwelt, der sozialen Infrastruktur einer Stadt. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 21 SPR Martin Powell. Head of Urban Development at Siemens. Der Leiter des Londoner Siemens-Zentrums für nachhaltige Stadtentwicklung war vorher Berater der C40-Gruppe, ein Zusammenschluss der sog. Megacities mit mindestens zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. O-TON (Martin Powell) I would say there are examples of Smart Cities elements all across the world today. We're seeing places like Singapore which have taken e-governance of the city services to a homy level where the citizen experience of a sorting out traffic services, energy bills and all these kind I call municipal services they already organize bureaus and centers for people to go to really simplify the live of the citizen. In term of mobility places like London or New York now beginning very much to embrace automation to a new level. A lot of German cities doing this, but some really big cities like Beijing, Shanghai, Ho Chi Minh City now beginning to look how they can embrace better transport for their citizens across the cities.. And this isn't just because smart solutions are now available, it's because more and more people are moving in to those cities. So they have to use technology to keep up with this pace of change. OVERVOICE Ich würde sagen: Überall auf der Welt gibt Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 22 es heute Beispiele für Smart Cities. Städte wie Singapore, wo e-governance, die elektronische Verwaltung, von zu Hause aus möglich ist, das heißt die Bürger können von dort aus Verkehrsdienstleistungen auswählen, die Stromrechnung bezahlen und all das erledigen, was ich kommunale Dienstleistungen nenne. Das macht das Leben der Bürger einfacher. W as die Mobilität betrifft, gibt es Orte wie London und New York, die anfangen die Automatisierung auf ein ganz neues Niveau zu bringen. Viele deutsche Städte machen das, aber auch einige wirklich große Städte wie Peking, Shanghai oder Ho-Chi-MinhStadt nehmen sich nun die Verbesserung der innerstädtischen Personenbeförderung vor. Und das nicht nur deshalb, weil jetzt smart solutions, intelligente Lösungen, verfügbar sind, sondern weil immer mehr und mehr Menschen in diese Städte ziehen. Sie müssen diese Technologien anwenden, um mit dem Tempo der Veränderung mithalten zu können. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 23 MOD Ein weiteres Beispiel zum Tempo der Veränderung, die der SiemensStadtentwickler anspricht, ist Bangalore. Die drittgrößte indische Stadt. Eine Boomtown der digitalen Ökonomie und das IngenieurZentrum des Subkontinents, sozusagen das München Indiens. Mit einem entscheidenden Unterschied: Im groben Durchschnitt muss Bangalore pro Jahr eine halbe Million neue Mitbürger unterbringen. In Europa wäre das längst Anlass für Hysterie: Für ungarische Zäune, bayerische Notwehr, Krisenstäbe, Belastungsgrenzen. – Andere auf der W elt schaffen das: Globalisierung seit Jahrzehnten, auch mit Smart-City-Produkten aus Europa. W eshalb es ganz interessant ist, jetzt einmal drauf zu schauen, ob diesen IKT, also solch smarten Informations- und Kommunikationstechnologien, auch die europäischen W erte von Demokratie und Freiheit eingeschrieben sind? --- Nach der Musik. MUSIK Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 24 AKZENT PROD-MUSIK DARÜBER SPR Smart Living: „Maximaler Komfort, nachhaltiges Umweltbewusstsein [...] oder verlässlicher Schutz von Menschen und Sachwerten.“ Aus: W erbetext der Homepage Inolares, Ingenieur- und Projekt-Management für Immobilien. PROD-MUSIK HOCH SPR Smart People: „In einer Smart City leben Smart People. Und diese sind jung und kreativ, flexibel und entspannt. Sie leben in smarten Häusern, fahren smarte Autos, sind smart, bunt und teilen beziehungsweise sharen alles, weil es Spaß macht.“ Aus: „t3n - digital pioneers“ Das Magazin für Digitales Business, Community-Plattform. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 25 O-TON (Tile von Damm) [Autor:] Ist Smart City jetzt ein Konzept für mehr Freiheit oder eher für weniger Freiheit? [Tile von Damm:] Ich glaube, es ist ein weder-noch-Konzept [lacht]. Es ist einfach ein Konzept für mehr Smartness. Und alles wird schöner, bunter, digitaler, effizienter. Ich benutze das W ort ja nicht, weil ich das wichtig finde, sondern, weil es in jedem zweiten Satz vorkommt: W ir gestalten die W elt noch effizienter. Das ist auch schön. Und wir kriegen bestimmt auch auch ganz viel mehr Freizeit. Das ist, glaub ich, genau ein zentrales Problem, weshalb man ja über Smart People, glaub ich, einfach nur ein Bisschen Grinsen kann. Es tangiert zunächst erst Mal überhaupt nicht diese Grundfragen oder Grundwerte. Es tangiert sie natürlich komplett, aber es ist sozusagen erst mal überhaupt gar kein Bestandteil dieser Konzeption, weil diese Konzeption sich erst mal ganz rein technisch an ein Thema 'rangeht und sagt: Alles klar - mit der Technik lösen wir auch alles andere. SPR Tile von Damm. Leiter des indisch-deutschen Stadtforschungsinstitutes MOD. Als Vertreter der Zivilgesellschaft verhandelte er den UNWeltgipfel zur Nachhaltigen Entwicklung und zur W eltinformationsgesellschaft mit. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 26 MOD Was seinen Blick darauf geschärft hat, immer Beides im Blick zu behalten: Stadtentwicklung und Big Data. W enn es um die Privatsphäre geht, denken wir in Europa gerne an mangelnden Datenschutz in den USA, Datenkraken, Google und das Recht auf Vergessen im Internet, oder an die personalisierte Werbung, die uns das individuell maßgeschneiderte Produkt andient. W oanders kann Big Data aber auch ganz andere W irkungen entfalten: O-TON (Tiele von Damm) Ein ganz großer Punkt in Städten, insbesondere der südlichen Halbkugel, ist eben Slum Re-Development. Also der Versuch, oder der W unsch, Slums baulich, gesellschaftlich zu verändern, anders aufzubauen und im Optimalfall auch gar keine mehr zu haben – ich möchte an der Stelle auch sagen, dass man das Wort Slum auch erst mal vermutlich auch nochmal anders diskutieren sollte, aber das ist zumindest ein großes Ziel, auch der Millennium Development Goals, ein globales Ziel, und auch ein Ziel vieler Staaten. W enn ich dann aber mal ganz konkret reingehe und sage: O.K. W as heißt das eigentlich, in einen Slum rein zu gehen? Dann bin ich ganz schnell bei der Frage nach Informalität, dann bin ich ganz schnell bei der Frage, dass ich viele Informationen, auch Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 27 persönliche Informationen über Menschen, so gar nicht habe. Die Frage ist aber: W enn ich sie habe, wer kann denn damit eigentlich was machen? Und ich glaube, wir müssen kein Prophet sein, dass es Interessen gibt. Und dann nehm' ich Mal ein Beispiel, nämlich Mumbai, der angeblich größte Slum Asiens, also Dharavi, in dem es natürlich also ganz ganz viele Großspekulanten gibt, die dieses innerstädtische Areal anders bebauen wollen. Genau das: W elche Interessen und welche Machtkonstellationen können diese Daten eigentlich nutzen? MOD In dem sogenannten Slum, den der Stadtforscher Tile von Damm erwähnt, Dharavi in Mumbai, leben etwa eine halbe bis eine Million Menschen, je nach Schätzung. Davon wiederum – ebenso vermutlich – ein Drittel sogenannte Illegale. Wer hat nun das Know-How und die W erkzeuge zum Auswerten ihrer Daten? W as wissen Smart People in einer Smart-City über sich selbst und die smarten Technologien, die sie gezwungen sind, anzuwenden? Und können Smart People ihre Smart City selbst überhaupt noch überblicken und demokratisch gestalten? Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 28 O-TON (Ignacio Farias) Man hat immer geglaubt, dass wenn es um Technik und W issenschaft geht, was gilt, ist die Meinung der Experten. Dass man E x p e r t e n -W i s s e n b r a u c h t o d e r E x p e r t e n Wertungskriterien entscheidend sind für die Gestaltung von Technik, für die Produktion von W issen. Es ist erst seit dreißig, vierzig Jahren, dass technische Entscheidungen oder technische Entwicklungen und wissenschaftliche W issensproduktion immer mehr in die Öffentlichkeit diskutiert wird und dadurch auch diesen Drang auch für eine Beteiligung in solchen Prozessen gibt. SPR Ignacio Farias. Nach Stationen an der Päpstlichen Katholischen Universität in Chile, dem Goldsmith College in London, den Universitäten von New York und Harvard lehrt Ignacio Farias nun an der Technischen Universität München. Als Professor für partizipative Technikgestaltung. O-TON (Ignacio Farias) 1 Technikgestaltung ist heutzutage einer der wichtigsten Bereichen, wo auch politische Entscheidungen getroffen werden. Das sind Entscheidungen, die uns alle betreffen. Und diese Art von eher technische, technologischen Entscheidungen sind in aller Regel nicht offen für demokratische Prozesse. MUSIK Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 29 MOD Der Zündfunk-Generator heute zum Thema Smart City – Ich bin mehr als ein Sensor. Dieser Smart City mangelt es an Transparenz darüber, welche politischen W irkungen die jeweiligen technischen Entscheidungen entfalten. Vor allem dann, wenn zur technischen Gestaltung auch noch Strategien des Stadtmarketings treten. In d e m D i c k i c h t a u s S t a n d o r t -W e t t b e w e r b , I m a g e -W e r b u n g u n d s m a r t e n W achstumsversprechen verschwindet die Bürgerschaft. Sie wird zur bloßen Kundschaft oder zur Zielgruppe, an die das jeweilige Marketing angepasst wird. Das erinnert an den letzten Hype um die Stadt: Die Creative City der Nuller Jahre, mit ihren „Creative Class“ genannten, innovativen, Bewohnern. Zumindest eines haben die Creative City und die Smart City gemeinsam: Alle kommunalen Parteien können ihr locker zustimmen: Die eine, weil sie gut für die W irtschaft ist, die andere, weil sie gut für die Arbeitsplätze ist, die nächste, weil sie Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 30 nachhaltig die junge Generation im Blick hat, und für die übernächste, weil die „Lebensqualität“ steigt. Ein RundumBesserungsprogramm. SPR Prof. Ignacio Farias. Nach Stationen in Chile, London, New York und Harvard lehrt Ignacio Farias nun an der TU München. O-TON (Ignacio Farias) Wenn man sich die nordeuropäische Aneignung, sag ich mal, der Smart City Diskussion, oder von diesem Smart City Begriff, sich anguckt, da sieht man, dass natürlich Smart City ziemlich eng gekoppelt ist, an diese ganze CO2-Reduktion-Ziele. Da geht es immer wieder um die Frage der Energiewende. Und alle diese Technologien im Bereich Verkehr, im Bereich ICT implementiert werden mit dem Ziel CO2Reduktionen zu erreichen. W enn man nach Indien guckt, zum Beispiel, wo auch dieser Smart Cities Diskurs sehr sehr wichtig und zentral heutzutage ist, da geht es um eine ganz andere Problematik. Da geht es letztendlich um die Frage, wie schafft man Städte, die für die massive Urbanisierungsprozesse, die dort heutzutage stattfinden, wo mehrere Millionen Menschen in den nächsten Jahren vom Land in Städte sich bewegen werden. W ie schafft man Städte, die diese massiven Migration überhaupt aufnehmen können. Und das ist die Herausforderung. Wenn man in Lateinamerika guckt zum Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 31 Beispiel: Kolumbien, Mexico City und andere Megastädte, die in Lateinamerika gibt, da findet man ganz andere Ziele, die verfolgt werden, mit diesem Smart-City Ansatz, und zwar, da geht es sehr viel um Fragen von Kriminalität. Um Kriminalitätsreduktion. Also wie können diese Sensoren so angewendet werden, dass man auch Prävention in Sachen Kriminalität erreichen kann. [Autor:] Das heißt, dort geht es dann eher um Überwachung – oder, was heißt das dann? [Ignacio Farias:] Also, um intelligente Überwachung. W ie können diese Sensoren mit Algorithmen so ausgestattet werden, dass tatsächlich bestimmte Profilen von gefährlichen Individuen überhaupt erkennbar werden können. MUSIK MOD Anfang der 1970er Jahre. W eit und breit keine Smart-City-Werbung in Sicht. Dafür jedoch eine Menge intelligenter ScienceFiction-Filme. Eine Zeit also, lange bevor das Genre mit Star W ars im esoterischen Schwarzen Loch implodierte. AKZENT PROD-MUSIK Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 32 DARÜBER SPR In der Zukunfts-Parodie „Der Schläfer“ wird der damals noch etwas junge W oody Allan, alias Miles Monroe, nach 200 Jahren künstlichem Tiefschlaf wieder aufgeweckt. Von wissenschaftlichen W iderstandskämpfern gegen den Großen Diktator. Alles ist natürlich anders, um nicht zu sagen intelligenter. Das Essen, der Sex, die genmanipulierten Tiere und Pflanzen. Was den Schläfer für die W iderstandswissenschaftler so interessant macht: Er hat keine Datenspur. Er existiert nicht. Gestern war das Heute noch Morgen. O-TON (Ignacio Farias) [Autor:] Wenn ich mir das jetzt so vorstelle: Jemand schläft sich jetzt hier ein, würde dann in, sagen wir mal in hundert Jahren, wieder auf wachen. W as würde denn dieser Mensch für eine Stadt vorfinden, wenn es nach der Smart City geht? [Ignacio Farias:] Ich glaube, dass wir heute diese Frage so Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 33 eindeutig nicht oder noch nicht beantworten können, weil wir in einer Zeit leben, wo große Entscheidungen getroffen werden, wie diese Zukunft überhaupt aussehen können. Nach diesem Diskur würde dieser Mensch in eine völlig automatisierte Stadt aufwachen. SPR Ignacio Farias. Professor für partizipative Technikgestaltung an der Technischen Universität München. O-TON (Ignacio Farias) W ir sind auch in einer Zeit jetzt, in der wir beobachten, wo eine andere Smart City gedacht wird, davon geträumt wird. Und das ist eine Smart City, die nicht auf großtechnologischen Infrastrukturen basiert, sondern es ist eine Smart City, die eher von Maker-Communities geprägt ist. MOD Zu den Träumern einer anderen Smart City, zu dieser Maker-Community, zählen alle, die sich für eine Fragestellung interessieren. Nicht nur die Bürgerinnen und Bürger einer Stadt, die als lokale Betroffene gelten, von einem urbanen Planungsprozess. Die vor Ort von den Planungsakteuren „abgeholt“ oder „mitgenommen“ werden müssen, damit sie sich nicht womöglich als W utbürger quer legen. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 34 Die „Maker Community“ hingegen schließt auch diejenigen mit ein, die sich ganz woanders aufhalten. Zum Beispiel auf der anderen Seite des Globus'. Dort, wo die smarten Technologien vielleicht demnächst eingeführt, durchgesetzt oder gar entwickelt werden. Zur Maker-Community zählen auch digitale Expertinnen und Experten, Hacker und Bürgerinitiativen. Selbst Leute, die überhaupt keine technische Kompetenz haben, aber sehr viel Ahnung von ihren Alltagsproblemen. Eben Alle, die sich für eine intelligente Lösung einsetzen und schon deshalb über das nötige W issen zur Mitwirkung verfügen. O-TON (Ignacio Farias) Im Grunde Intelligenz: Es ist nicht eine Eigenschaft, die in den Köpfen der Individuen sich irgendwie befindet. Sondern es ist tatsächlich etwas, das entsteht in der Interaktion mit bestimmten Umwelten, mit bestimmten Umgebungen. Aus dieser Perspektive heraus sind alle Umgebungen smart in gewisser W eise. Ein Urwald hat auch eine bestimmte Smartness in sich, die dann die Urwald-Einwohner zu smarten Citizens von diesem W ald ausmachen. Also diese Interaktion zwischen Mensch und Umgebung ist sehr wichtig und Intelligenz Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 35 als etwas, das dazwischen steht, ist entscheidend. MOD Dieses Verständnis von Intelligenz ist weit entfernt von dem W issensbegriff der QuizShows. Auch weit entfernt von formalen Bildungsabschlüssen, den sogenannten kulturellen Kapitalien, mit denen Experten ihre Expertise verkaufen. In der Auseinandersetzung mit der Umgebung kann jeder W issensbestand hilfreich sein, nicht nur der der W issenschaften, sondern auch die Kenntnisse, die noch gar nicht verwissenschaftlicht sind. O-TON (Ignacio Farias) Das Problem hier ist zum Teil, dass dieser Smart City Diskurs von einem naiven technologischen Determinismus auch geprägt ist. Also die Idee, dass Technik für sich bestimmte Fähigkeiten hat, dass Technik für sich intelligent ist, oder dass Technik für sich zur Optimierung führt. Alle Studien in der Techniksoziologie zeigen, dass Technik nicht ohne diese Interaktionsmoment mit den Nutzern, mit dem Menschen zu verstehen ist, und kann für völlig verschiedene Zwecke auch fungieren. MOD Eine Ursache des Technik-Determinismus Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 36 liegt in den technischen W issenschaften selbst. Deren Grundlage sind die Naturwissenschaften, die sich selber erzählen, dass sie harte W issenschaften seien, das heißt „exakt“, also ihre Ergebnisse überall auf der W elt reproduziert werden könnten. Was in der Theorie stimmt, aber nicht in der Praxis: O-TON (Martin Powell) Siemens has a wonderful experience all across the world: You can take the same technologies and try to apply them in different cities in the same way and they just won't work in the same way. So we spent an awful lot of time understanding the local market conditions, the local ways of implementing these sorts of solutions. OVERVOICE Siemens hat eine glänzende Sachkenntnis überall auf der Welt. Man kann in verschiedenen Städten die gleiche Technik auf die gleiche Art und W eise anwenden, sie wird nur nicht auf die gleiche Art und W eise funktionieren. Deshalb verwenden wir entsetzlich viel Zeit die jeweiligen lokalen Marktbedingungen und die lokalen Verfahren zur Umsetzung nachzuvollziehen. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 37 SPR Am Smart Phone: Martin Powell, Head of Urban Development at Siemens und Leiter des Siemens-Zentrums für nachhaltige Stadtentwicklung 'Crystal' in London. O-TON (Martin Powell) And I'm often driven by a real need from the citizens to have those solutions put in place. Mexico City for instance is the city that have terrible air quality ten years ago, absolutely horrific levels of air pollution. A main of the city come together and put together over a hundred of initiatives to pack a poor air quality. Many of these adopting smart technologies to make them work. […] I think, that is for me the real driver, is always going to be the local demand for services. OVERVOICE Und ich bin häufig von der echten Nachfrage der Bürger angetrieben, diese Lösungen zu platzieren. Zum Beispiel hatte Mexico City vor zehn Jahren eine fürchterliche Luftqualität, eine grauenhafte Luftverschmutzung. Eine Leitung der Stadt brachte über hundert Initiativen zusammen, das Problem mit der schlechten Luft anzupacken. Eine Reihe von smarten Technologien ließen die Sache Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 38 funktionieren. Ich denke, das ist für mich der wahre Antrieb, ständig an den lokalen Anforderungen an eine Dienstleistung zu arbeiten. MOD Eigentlich gehört diese „Localization“ zum Einmaleins des digitalen Zeitalters. Keine Software-Applikation kommt ganz ohne diese Lokalisierung aus, soll die Anwendung wirklich funktionieren. Aber was heißt schon funktionieren, und vor allem: W er bestimmt das? Ein Problem, das die Smart City versucht mit Smart People in den Griff zu kriegen: O-TON (Tiele von Damm) Smart People ist sozusagen der meines Erachtens etwas klägliche Versuch in ein eindeutig Business-orientiertes Konzept auf dem W eg in die große globale W elt auch das reinzubringen, wo man gemerkt hat, aber warte mal, irgendwie wohnen doch da ja auch noch Menschen, ach irgendwie geht’s da vielleicht auch um Governance, irgendwie geht’s da auch um Partizipation, also so ganz kommen wir offensichtlich doch nicht daran vorbei, dass es auch so was gibt wie na ja unterschiedliche Zugangsvoraussetzungen, Zugangsmöglichkeiten. Also nennen wir das Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 39 ganze Mal doch Smart People, und wenn wir das Smart People nennen, dann sind die doch alle glücklich, weil alle Menschen sind in der großen Smart City wieder mit drin. SPR Tile von Damm, Leiter des MODStadtforschungsinstitutes aus dem indischen Bangalore und in Berlin. O-TON (Tiele von Damm)Wenn man's etwas anders versucht, sich dem anzunähern, geht es da in technischer Hinsicht auch ganz viel um die Frage, und da ist man vermutlich ein wenig beim Glauben, dass Du als einzelne Person Dir auch Dein Leben so gut und effizient wie möglich gestalten kannst. Also Stichwort: Der intelligente Kühlschrank, der Dir am morgens schon sagt, dass das Bier alle ist. Das netterweise aber nicht nur Dir sagst, sondern auch gleichzeitig dem schon automatisierten Einkaufszettel, vielleicht wird’s auch automatisch geliefert, das Ganze kannst du vermutlich auch zeitgleich auf Facebook, dann auf irgend einem anderen Mittel Deiner W ahl, Deinen Freunden mitteilen. Und wenn Du Glück hast wird’s auch gleichzeitig Deine Krankenkasse mitlesen und schon sind wir bei der Kehrseite der Medaille gelandet, nämlich: Was passiert eigentlich mit den Daten? Und welche Freiheit bleibt denn am Ende eigentlich noch? MOD Eine Art Phillipika, eine Schimpfrede, gegen die Smart City, auf die das Stadtmarketing lieber eine Laudatio sehen möchte: Eine Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 40 Ehrung der neuen Lebensqualität. Wobei der Begriff „Lebensqualität“ ein interessanter Marker ist: W enn von ihr die Rede ist, geht es oft nicht um Demokratie oder souveräne Teilhabe, sondern darum, den Verlust an Selbstbestimmung mit einem W ohlfühlProgramm auszugleichen. Das ist auch technisch bedingt: In der Localization, der regionalen Anpassung einer Software, wird lediglich die Benutzerschnittstelle gestaltet, der Programm-Kern muss gleich bleiben. MUSIK SPR Gestern war das Heute noch Morgen: Der Blade-Runner-Erfinder Phillip K. Dick entwirft in seinem Science Fiction Roman Ubik [engl.] eine super-intelligente Zukunft. Ihr Held ist Joe Chip, der meistens pleite ist. – Schwierig! Denn jeder Vorgang muss mit Münzen bezahlt werden: Das Öffnen des Kühlschranks, das Herausnehmen der Milch, das Betreten und Verlassen der W ohnung. – Joe Chip muss höllisch aufpassen, nicht in Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 41 die Dusche zu gehen – ohne Geldbeutel. Für Joe Chip wäre die Smart City eine Wohltat, denn in dieser Zukunft bezahlt er nicht mit Coins, sondern mit Bits. O-TON (Tile von Damm) [Autor:] Inwieweit geben Kommunen ihre Selbstverwaltung auf, in dem sie Technologien zentral beziehen, die weltweit standardisiert, vielleicht auch auf einem anderen Kontinent dann verwaltet werden? [Tile von Damm:] Die Frage is nur: Wo brauch ich denn eigentlich, um mal ein schönes anderes technisches W ort zu nehmen eine OptIn/Opt-Out Funktion? § Ich glaube wir sollten uns von der Konzeption Smart City grundsätzlich verabschieden. Einfach auch aus dem Grund heraus, weil, es ist eben kein politisches Konzept. Es kommt woanders her, und ich glaube, dass wir eigentlich keine Chance haben, diese Konzeption anders zu designen. SPR Tile von Damm, Leiter des indisch-deutschen Stadtforschungsinstitutes MOD MOD Nicht an die mangelnden Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 42 Gestaltungsmöglichkeiten knüpft Ignacio Farias seine Kritik an der Smart City, sondern am simpel gestrickten Menschenbild dieses Marketingkonzeptes: O-TON (Ignacio Farias) Es ist oft so, dass bei diesen Utopien, diese Konzern-basierten Utopien wie die Smart City sein soll, Menschen durchaus eine Rolle spielen, aber nicht als Citizens, nicht als Bürger. W enn es um Menschen geht, geht es oft um Menschen als Nutzer von bestimmten Infrastrukturen und Technologien oder es geht auch um Menschen als Sensoren. Also Menschen, die mit ihren iPhones, die mit ihren Smartphones auch Daten sammeln. Diese ganzen Smart City Infrastrukturen basieren auf Echtzeitdaten. Echtzeitdaten sind das A und O von Smart-City-Initiativen. Und Echtzeit-Daten brauchen nicht nur die bekannten Sensoren, sondern brauchen auch Nutzer, die ständig dabei sind, Daten zu sammeln und upzuloaden. SPR Prof. Ignacio Farias, , Professor für partizipative Technikgestaltung, TU München O-TON (Ignacio Farias) Diese Vorstellung, der Menschen als Sensoren, es ist etwas, das das ganze Feld sehr prägt. Und es ist natürlich sehr problematisch, weil damit eine Depolitisierung von Stadteinwohner stattfindet. Immer wieder, wenn es darum geht, wir brauchen die Menschen, die müssen auch Teil von dieser Entwicklung Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 43 sein, geht es um die Frage, wie können wir diese Menschen dazu bringen, Daten für uns zu sammeln. MOD Die Smart City definiert den Menschen neu. W ie jede Ideologie. Dieses Mal: W ir dürfen müssen! Je aktiver, desto besser. W ir sollen Sensoren sein, die etwas spüren und sofort weitergeben. Eine intelligente Datenschleuder für diejenigen, die nichts spüren und nicht weiter wissen. Zum Glück wird das nicht funktionieren. Denn – um im Sprachgebrauch der Smart City zu bleiben – wir sind diejenigen, die mit unseren Daten den „Smart Public Space“ der Stadt jede Sekunde neu erfinden. O-TON (Ignacio Farias) „Natürlich gibt es eine Steigerung von der Komplexität von Orten, die durch diese Technologien ermöglicht wird, aber damit auch eine Steigerung der Möglichkeiten einer Intervention, eine Steigerung der Möglichkeiten von W iderstand, eine Steigerung der Möglichkeiten von Umnutzung. Je komplexer diese Systeme werden, desto anfälliger werden sie auch. Die W ahrscheinlichkeit, dass immer hier und dort was ist, dass das System zum Stolpern bringen kann, es ist immer vorhanden. Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 44 MOD Trotz perfekter Planung in den strategischen Marketing-Hauptquartieren, ob nun Creative City oder Smart City, oder wie der nächste Hype auch heißen mag: Die real existierenden Bürgerinnen und Bürger wählen von ihren drei Möglichkeiten immer die vierte. Es ist eben ein taktisches Verhältnis. TITEL / ABSPANN Smart-City – oder: Ich bin mehr als ein Sensor. Sendung von Ralf Homann Es sprachen: Ann-Kathrin Mittelstraß, Lenz Schuster und der Autor Musikauswahl: Roderich Fabian Ton und Technik: Daniela Röder, Birgit Vetter Redaktion: Thomas Kretschmer MUSIK DARÜBER Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 45 MOD Die Playlist zur Sendung und weitere Informationen zum Thema gibt es unter bayern2.de, Zündfunk. Von dort geht es auch direkt zum kostenlosen Generator-PodcastAngebot. MUSIK HOCH UND ENDE Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München Service-Nr.: 0800/5900222 (kostenlos) Fax: 089/5900-46258 [email protected] www.bayern2.de Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Seite 46