Umweltentlastungsprogramm Berlin (UEP) 2000 bis 2006 Bilanz des UEP Beispiele für erfolgreiche Förderpolitik DIESES VORHABEN WIRD VON DER EUROPÄISCHEN UNION UND VOM LAND BERLIN KOFINANZIERT Europäischer Fonds für regionale Entwicklung Inhalt Vorwort ........................................................................................................................ 3 Bilanz ........................................................................................................................... 4 Projektbeispiele 01. Entwicklung eines Produktionsverfahrens zur Herstellung innovativer Dünnschichtsolarmodule .............................................................. 6 02. Solare Klimatisierung von Büroräumen ........................................................... 8 03. Sanierung des Großen Tropenhauses im Botanischen Garten ................... 10 04. Neubau eines Betriebshofes der Straßenreinigung der BSR ....................... 12 05. Umbau der Integrations-Kindertagesstätte Prettauer Pfad .......................... 14 06. Ausbau der Filterhallen im Ökowerk Berlin e. V. ........................................... 16 07. Modernisierung der Schwimmhalle Allendeviertel ........................................ 18 08. Sanierung und Umbau des Taut-Baus der Freien Waldorfschule Kreuzberg ..................................................................... 20 09. Wiedereingliederung ehemals militärisch genutzter Flächen in den Volks- und Waldpark Wuhlheide .......................................................... 22 10. Bau einer Regenwasserreinigungsanlage am Biesdorfer Baggersee ...................................................................................... 24 11. Wiederbewässerung der Rieselfelder um Hobrechtsfelde ........................... 26 12. Einführung eines integrierten Umweltmanagements .................................... 28 13. Sanierung der Kita Knirpsenbude ................................................................... 30 Ausblick .................................................................................................................... 32 Ansprechpartner ...................................................................................................... 34 2 Das Umweltentlastungsprogramm - UEP - ist eines der wichtigsten Instrumente der Berliner Umweltpolitik. Ausgestattet mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Berliner Landeshaushalt ermöglicht das UEP die finanzielle Unterstützung vielfältigster Aktivitäten zum Schutz unserer Umwelt. Seit dem Jahre 2001, dem Beginn des Programms, wurden 320 Projekte ganz oder teilweise aus dem UEP finanziert. Rund 127 Mio. Euro wurden dafür aufgewendet, davon ca. 57 Mio. Euro durch das Land Berlin, und das trotz der schwierigen Haushaltssituation in Berlin. Katrin Lompscher Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Die aus dem UEP geförderten Projekte könnten unterschiedlicher nicht sein: Darunter sind Vorhaben wie beispielsweise die Renaturierung der ehemaligen Rieselfelder in Buch, der Bau einer Regenwasserreinigungsanlage in Biesdorf oder die Sanierung des Großen Tropenhauses im Botanischen Garten. Allein diese drei Projekte profitieren mit insgesamt mehr als 20 Mio. Euro vom UEP und wären - wie alle anderen Projekte auch - ohne das Programm nicht zustande gekommen. Aus dem UEP wurden Investitionen der gewerblichen Wirtschaft ebenso gefördert wie Forschungsvorhaben, die Einführung betrieblicher Umweltmanagementsysteme, die Verbindung von sozialem und ökologischem Engagement sowie der Landschafts- und Naturschutz. Einen weiteren, wichtigen Schwerpunkt bildete die umweltgerechte Sanierung von Schulen, Kindertagesstätten, Sportanlagen und Jugendfreizeiteinrichtungen. Das Programm läuft nunmehr aus. Eine Fortsetzung in Form des UEP II wird es ab 2008 geben. Es gilt, Bilanz zu ziehen. Was hat die Umweltförderung bewirkt? Was lässt sich künftig verbessern? Welche neuen Erfordernisse gibt es? Auf den kommenden Seiten finden Sie zunächst eine anschauliche Beschreibung ausgewählter Projekte, die Ihnen Einblick in die Struktur des Programms gewährt. Die Broschüre enthält sowohl eine Bilanz der mit dem UEP erreichten Umweltentlastungen als auch einen Ausblick auf das kommende UEP II. Abschließend haben wir eine Liste wichtiger Ansprechpartnerinnen und -partner zusammengestellt, die Ihnen weitere Fragen beantworten und bei Interesse an einer Förderung weiterhelfen können. Katrin Lompscher Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz 3 2000 - 2006 Ergebnisse Bilanz des Umweltentlastungsprogramms Mit dem Umweltentlastungsprogramm (UEP) wurde 1999 die Umweltförderung in Berlin neu strukturiert. Sechs unterschiedliche Umweltprogramme wurden gestrafft und zum UEP zusammengefasst. Zugleich wurde die Förderung öffentlicher und gemeinnütziger Einrichtungen zu einem zentralen Bestandteil des UEP und damit die Umweltförderung von der Wirtschaftsförderung deutlicher abgegrenzt. Von 960 eingereichten Projektskizzen wurden letztlich 320 Projekte gefördert. Die gesamten Projektkosten betragen rd. 160 Mio. €. Die Förderung beläuft sich auf rd. 127 Mio. €, wovon rd. 75 Mio. € auf den Ostteil Berlins und rd. 52 Mio. € auf den Westteil entfallen. Von den UEP-Mitteln kommen ca. 63 % aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE); 37 % werden vom Land Berlin aufgebracht. Die Mittel wurden für folgende Zwecke ausgegeben (s. Grafik): ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Umweltgerechte Sanierung von Schulen, Kitas, Sporthallen und Jugendeinrichtungen Ökologische Modernisierung der städtischen Infrastruktur Natur- und Landschaftsschutz Umweltorientierte Forschung und Entwicklung Umweltentlastende Investitionen in privaten Unternehmen Einführung von Umweltmanagementsystemen Sozial-ökologische Projekte Schulen, Kitas ... 42 % Sozial-ökol. Projekte 2% Umweltmanagement 1% Investitionen priv. Unternehmen 5% Forschung & Entwicklung 6% Natur-/Landschaftsschutz 13 % Städtische Infrastruktur 31 % 4 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ Einsparung von Primärenergie: rd. 50.000 MWh/a das entspricht dem jährlichen Energieverbrauch (Strom und Wärme) von schätzungsweise 4.500 Haushalten. Reduktion von CO2: rd. 11.630 t/a - das entspricht der jährlichen CO2-Belastung durch schätzungsweise 4.000 Haushalte (ohne CO2-Belastung durch KFZ). Kosten für die Energieeinsparung bzw. Reduktion von CO2 - die Senkung des Energieverbrauchs verursacht Kosten in Höhe von rd. 1.350 € pro MWh, während die Reduktion von 1 t CO2 rd. 7.000 € kostet. Verringerung des Trinkwasserverbrauchs: rd. 95.530 m3/a das entspricht dem jährlichen Verbrauch von 1.675 Einwohnern. Verringerung der Abwassermenge: rd. 215.000 m3/a das Entspricht der jährlichen Abwassermenge von rd. 4.050 Berliner Einwohnern. Reduktion des Abfalls: rd. 1.400 t/a - das entspricht der jährlichen Abfallmenge von rd. 4.600 Berliner Einwohnern. Baumpflanzungen - aus dem UEP wurde die Pflanzung von 1.939 Stadtbäumen finanziert. Arbeitsplätze - rund 1.800 Arbeitsplätze werden durch das UEP neu geschaffen bzw. gesichert. Darüber hinaus unterstreichen Preise und Auszeichnungen die überdurchschnittlich hohe Qualität der aus dem UEP geförderten Projekte. Bereits drei UEP-Projekte sind mit der seit 2002 vergebenen Auszeichnung für „Klima-SchutzPartner“ geehrt worden. Beim erstmals 2005 vergebenen Berliner Umweltpreis des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland wurde ein Projekt der Carl Kühne KG Preisträger in der Kategorie „Wirtschaft und Innovation“. Die Sulfurcell Solartechnik GmbH wurde 2006 für ihre Entwicklung von Dünnschicht-Solarmodulen mit dem Innovationspreis Berlin-Brandenburg ausgezeichnet. Fazit: Mit Hilfe des UEP wird vor allem durch Energieeinsparung und effiziente Energieanwendung ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Wasserbrauch, Abwassermenge und Abfallaufkommen werden reduziert, umwelttechnische Innovationen vorangetrieben und der Fortbestand von Arbeitsplätzen wird gesichert. Projektbeispiele Was wurde mit der Förderung aus dem UEP bewirkt? 5 Projektbeispiel 1 Entwicklung eines Produktionsverfahrens zur Herstellung innovativer Dünnschichtsolarmodule High-Tech im eleganten Design Forschung & Entwicklung Hintergrund Bereits seit 1990 arbeitete eine Forschergruppe am Berliner Hahn-Meitner-Institut (HMI) an der Nutzung des Halbleiters Kupfer-Indium-Disulfid (kurz CIS) als Material zur Herstellung von Photovoltaikzellen. Die hervorragenden Ergebnisse im Labormaßstab - das HMI ist weltweit führend im Bereich der CIS-Technologie - ermutigten im Jahr 2001 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des HMI zu einer Ausgründung, um die industrielle Anwendung des Verfahrens voranzutreiben. Der innovative Einsatz des Naturelements Schwefel (lateinisch sulfur), der ein prägendes Element der Technologie darstellt, war die Grundlage für die Auswahl des Firmennamens Sulfurcell. Die zukunftsweisende Technologie in Verbindung mit den beteiligten hervorragenden Wissenschaftlern und den leistungsfähigen Investoren gab den Ausschlag für die im März 2003 bewilligte Förderung des damit größten Forschungs- und Entwicklungsprojektes im Rahmen des Berliner Umweltentlastungsprogramms. Projektinhalt Ziel dieses Projektes war es, die am HMI im Labormaßstab entwickelte CIS-Technologie für die Herstellung großer Modulflächen bis zur Pilotanlage weiterzuentwickeln (Hochskalierung). Im UEP-Projekt sollte eine technische Versuchsanlage aufgebaut und nachgewiesen werden, dass die Technologie auf industrieübliche Modulgrößen (125 x 65 cm²) übertragbar ist. Foto links: Produktion der Solarmodule Foto rechts oben: Fassadenanlage des Ferdinand-BraunInstituts in Berlin-Adlershof 6 01 Weiterhin sollte ein wesentlich wirtschaftlicheres und umweltfreundlicheres Produktionsverfahren als bei der Herstellung herkömmlicher Photovoltaikmodule realisiert werden. Inhalt des Projektes war daher, eine geeignete Maschinen- und Prozesstechnologie zu entwickeln, mit der die Halbleiterschichten aus Kupfer-Indium-Disulfid auf spezielle Glasscheiben aufgebracht werden können. Die Produktionsprozesse standen bis 2006 im Mittelpunkt der Forschungs- und Entwicklungsaufgaben des jungen Unternehmens. Danach wurde der Focus auf die Verbesserung des erreichten Wirkungsgrades und die Prozessstabilisierung gelegt. Auswirkungen Es konnte gezeigt werden, dass die CIS-Technologie bei einem effektiven Materialeinsatz eine hochproduktive Massenfertigung ermöglicht. Gleichzeitig konnten die Produktionskosten gegenüber herkömmlichen Verfahren um bis zu 40 % gesenkt werden. Bereits im Jahr 2005 konnte der erste Prototyp auf der europäischen Photovoltaik-Konferenz in Barcelona präsentiert werden. Bis Ende 2006 wurde der Wirkungsgrad der Solarmodule auf 7,5 % gesteigert. 2006 wurde die Entwicklungsleistung mit dem Innovationspreis Berlin-Brandenburg ausgezeichnet und die Vermarktung der ersten Module gestartet. Zukünftig soll der Wirkungsgrad weiter auf über 9 % gesteigert werden. Eine besondere Eigenschaft der Solarmodule ist ihr produktionsbedingtes und gleichzeitig verkaufsförderndes anthrazitfarbenes Design. Sie sind daher besonders elegant in Fassaden zu integrieren. Neben der entwicklungstechnischen Leistung hat Sulfurcell auch aufgrund dieses spezifischen Designs gute Chancen, sich in einem dynamisch entwickelnden Markt für erneuerbare Energien zu einem der führenden Solarunternehmen zu entwickeln. Auf einen Blick: Projektdurchführung Sulfurcell Solartechnik GmbH Standort Barbara-McClintock-Str. 11 12489 Berlin Treptow-Köpenick Gesamtausgaben 14.500.000 € UEP-Anteil 6.300.000 € davon EFRE 4.725.000 € Eigenmittel/privat 8.200.000 € Wissenschaftlicher Projektpartner Hahn-Meitner-Institut Internet www.sulfurcell.de 7 Projektbeispiel 2 Solare Klimatisierung von Büroräumen Mit der Sonne kühlen - aus Wärme Kälte machen Forschung & Entwicklung Hintergrund Das Thema der umweltverträglichen Klimatisierung von Gebäuden hat nicht zuletzt aufgrund der klimatischen Veränderungen weltweit an Bedeutung gewonnen. Der Bedarf an Klimaanlagen wächst beständig. Der massive Einsatz von herkömmlichen elektrisch angetriebenen Anlagen kann bei lang anhaltenden Hitzeperioden im Sommer zu einem enormen Strombedarf mit der Folge von Stromengpässen und Netzüberlastungen führen, wie Beispiele der vergangenen Jahre aus den USA, aber auch aus Italien und Spanien zeigen. Da thermische Solaranlagen im Sommer große Wärmeüberschüsse erzielen können, lag es für den Solaranlagenhersteller PHÖNIX SonnenWärme AG nahe, sich mit dem Einsatz von solar erzeugter Wärme in Absorptionskältemaschinen zu beschäftigen. Bislang verfügbare Absorptionskälteanlagen benötigen für einen wirtschaftlichen Betrieb höhere Antriebstemperaturen als von herkömmlichen solarthermischen Flachkollektoren erzeugt werden können. Daher wurde im Rahmen dieses Pilotprojektes ein spezifisches System entwickelt und erprobt, das in der Lage ist, dieses Problem zu lösen. Projektinhalt Ziel war die Entwicklung einer Absorptionskälteanlage im kleinen Leistungsbereich, die bei niedrigem Temperaturniveau durch herkömmliche Flachkollektoren mit Heißwasser angetrieben werden kann. Abbildung links: Absorptionskälteanlage Foto rechts oben: Kollektorfeld 8 02 Erfolgreich wurde ein Prototyp einer Lithiumbromid-WasserAbsorptionsanlage entwickelt. Hierbei ist Wasser das Kältemittel. Je ein Prototyp wurde an den Standorten TU Berlin unter Laborbedingungen und bei PHÖNIX selbst mit realem Solarkreislauf unter typischen Einsatzbedingungen einem Testbetrieb mit mehreren Messreihen unterzogen. Darüber hinaus wurde ein Simulationstool zur dynamischen thermischen Gebäudesimulation entwickelt, so dass die Gestaltung des solaren Kühlsystems für verschiedene Klimazonen und Gebäudetypen variierbar ist. Auswirkungen Die PHÖNIX SonnenWärme AG will ihr Produktspektrum auf solare Kälte- und Klimatechnik insbesondere für Büro-, Verwaltungs- und Hotelgebäude ausdehnen. Attraktive Marktbedingungen werden insbesondere im südeuropäischen Raum gesehen. Derzeit laufen fünf Anlagen als Nullserie bei verschiedenen Anwendern, die weiterhin messtechnisch begleitet werden. Die kommerzielle Anwendung ist ab 2008 vorgesehen. Einige Vorteile der neuen Adsorptionskälteanlage: ■ Leistungsbereich von 4 kW bis 16 kW und erzeugte Kaltwassertemperaturen: 6°C bis 15°C ■ Kombinationsmöglichkeit mit bestehenden Heizungssys- temen (ganzjährige Nutzung) - Steigerung des Jahresnutzungsgrads solarthermischer Anlagen durch die Nutzung von Überschusswärme um bis zu 15 % ■ Ungiftiges und klimaneutrales Kältemittel Wasser ■ Geringer Eigenstrombedarf von nur 120 W (2 Pumpen) ■ Betrieb auch mit Abwärme von Blockheizkraftwerken, Fernwärme und Brennstoffzellen möglich Gesichert wurden 12 Arbeitsplätze. Auf einen Blick: Projektdurchführung PHÖNIX SonnenWärme AG Standort Am Treptower Park 28 - 30 12435 Berlin Treptow-Köpenick Gesamtausgaben 860.200 € UEP-Anteil 357.151 € davon EFRE 267.863 € Eigenmittel/privat 503.049 € Kooperationspartner: Bayerisches Zentrum für angewandte Energieforschung (ZAE Bayern); Institut für Energietechnik der TU Berlin (TUB); Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V. (IEMB) Internet www.sonnenwaerme-ag.de 9 Projektbeispiel 3 Energieeffizienzmaßnahmen beim Großen Tropenhaus im Botanischen Garten Bereits vor 100 Jahren ein technisches Meisterwerk Denkmalgerechte ökologische Sanierung Hintergrund Trotz seiner (fast) 100 Jahre gilt das Große Berliner Tropenhaus auch heute noch als eines der imposantesten und größten freitragenden Gewächshäuser der Welt. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg (Glashülle und Pflanzen) erfolgte 1963 bis 1968 der Wiederaufbau. In unseren Breitengraden ist ein Tropenhaus extremen thermischen Belastungen ausgesetzt. Im Verbund mit der hohen Luftfeuchtigkeit verschleißen solche Gebäude schneller als üblich. Um das denkmalgeschützte Bauwerk für die Wissenschaft und die breite Öffentlichkeit dauerhaft zu erhalten, war nunmehr eine grundlegende Sanierung der Hülle und der technischen Anlagen notwendig. Gleichzeitig galt es, den enormen Energieverbrauch stark zu senken. Projektinhalt Anstatt eine reine Grundsanierung des Gebäudes und der technischen Anlagen vorzunehmen, soll mit Hilfe des Umeltentlastungsprogramms umweltgerecht saniert werden. Neben den ökologischen, denkmalrechtlichen und bautechnischen Anforderungen sind insbesondere botanische Belange zu berücksichtigen. Foto links: Projektbesprechung im Tropenhaus Foto rechts oben: Teil der neuen Fassade 10 03 Zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs wird ein umfassendes Maßnahmenpaket umgesetzt: ■ Einbau einer hochwertigen Wärmeschutzverglasung und Einsatz einer innovativen Fassadenheizung ■ Einsatz einer energieeffizienten Beleuchtung ■ Energetische Modernisierung der Lüftungs- und Regelungs- technik; Einsatz eines Umluftturms und von innovativen Materialien, welche die Fähigkeit haben, Wärme bzw. Kälte zu speichern und zeitverzögert in den Raum abzugeben (PCM) ■ Energetische Modernisierung der Wärmeversorgungsanlagen ■ Gebäudeautomation zur Steuerung und Regelung der technischen Anlagen Auf einen Blick: Projektdurchführung Freie Universität Berlin Zentraleinrichtung Botanischer Garten ■ Ausweitung der Regenwassernutzung und Einsatz einer Standort Königin-Luise-Str. 6 - 8 14191 Berlin Steglitz-Zehlendorf Auswirkungen Gesamtausgaben 16.000.000 € Hochdrucknebelanlage Es wird eine Halbierung des derzeitigen Energiebedarfs angestrebt. Gegenüber dem Ausgangszustand werden dann jährlich 2.087 MWh Primärenergie (Energiebedarfsäquivalent von rund 230 modernen Einfamilienhäusern) und 1.700 m³ Trinkwasser eingespart. Dies schlägt sich in den Betriebskosten nieder, die um bis zu 100.000 Euro pro Jahr geringer ausfallen werden. Beschäftigungseffekte werden vor allem in der Bauwirtschaft ausgelöst. Bei der FU Berlin werden fünf Arbeitsplätze gesichert. Die Sanierung wird die Architektur bewahren und zugleich technische Innovationen nutzen, die Modellcharakter haben. Beispielsweise wird ein weltweit einmaliges, speziell für die Berliner Tropenhaussanierung hergestelltes Fensterglas eingesetzt. UEP-Anteil 8.378.800 € davon EFRE 4.800.000 € Weitere Mittel 7.621.200 € (Lottomittel, HBFG-Mittel [Hochschulbauförderungsgesetz], Mittel der FU Berlin) Projektbeteiligte (u. a.) HAAS-Architekten BDA; Technische Abteilung der FU; versch. Senatsverwaltungen des Landes Berlin und Denkmalschutzämter Internet www.bgbm.org/ tropenhaussanierung 11 Projektbeispiel 4 Neubau eines Betriebshofes der Straßenreinigung der BSR Vorbild für Industrie- und Gewerbebauten Ökologische Investitionen Hintergrund Im Zuge der Verlagerung und Zusammenfassung von innerstädtischen Standorten zur Straßenreinigung wurde der Reinigungshof Kniprodestraße im Sinne eines ressourcenschonenden Immobilienmanagements modernisiert. Projektinhalt Hauptbestandteil des Konzeptes ist ein neu gebautes massives und kompaktes Verwaltungs- und Sozialgebäude in Niedrigenergiebauweise. Zur maximalen Nutzung der passiven solaren Gewinne ist es konsequent nach Süden ausgerichtet. Großzügige Fensterflächen in Kombination mit einem Wintergarten schaffen tageslichtdurchflutete Räume und Transparenz. Das Gebäude weist sehr geringe Wärmeverluste auf. Durch die konsequente Verringerung der Wärmeverluste kann die benötigte Heizenergie allein durch Anlagen bereitgestellt werden, die erneuerbare Energien und interne Wärmequellen nutzen, also CO2-neutral sind: ca. 36 % der benötigten Wärmeenergie werden dem Erdreich über Erdkollektoren und Wärmepumpen entzogen. Solarkollektoren tragen zu ca. 11 % dazu bei. Mit Hilfe von Wärmerückgewinnungsanlagen können aus der Büroabluft ca. 46 % und aus dem Duschwasser ca. 8 % der benötigten Wärmeenergie gewonnen werden, so dass rechnerisch ein leichter Überschuss entsteht. Foto links: Neubau BSR-Gebäude Kniprodestraße Foto rechts oben: Erdkollektorfeld 12 04 Die überschüssige Wärmeenergie der Sommermonate wird in einer extra dicken Fundamentplatte gespeichert, damit ein Teil davon im Winter wieder zu Heizzwecken genutzt werden kann. Eine energetisch optimierte Beleuchtung rundet das Energiekonzept ab. Zusätzliche Dämmmaßnahmen an der Fahrzeughalle sichern auch ohne Heizung einen frostfreien Standort für die Winterdienstfahrzeuge. Anlagen zur Regenwassernutzung und -versickerung (Muldenrigolensystem sowie Feuchtbiotop) und zur Wiederaufbereitung von Waschwasser für die Kfz-Waschplätze sorgen für einen schonenden Umgang mit der Ressource Wasser. Auswirkungen Die Förderung aus dem Umweltentlastungsprogramm wurde für ökologische Maßnahmen aufgewendet, die über die damaligen gesetzlich vorgegebenen Wärmeschutz-Standards hinausgehen. Der Wärmeschutz-Standard wurde um 38 % unterschritten. Es entstand ein zukunftsweisender innovativer Gebäudekomplex mit Vorbildcharakter für Industrie und Gewerbe. Im Hinblick auf die heutigen gesetzlichen Anforderungen der Energieeinsparverordnung ist die erreichte energetische Qualität noch höher zu bewerten, da die Heizung und Warmwasserbereitung bereits mit erneuerbaren Energien erfolgen. Die Effekte in Zahlen: ■ ■ ■ ■ Primärenergieeinsparung: 842 MWh/a CO2-Reduktion: 184 t/a Trinkwassereinsparung: 6.600 m3/a Reduktion Regenwasserabfluss: 12.300 m3/a Auf einen Blick: Projektdurchführung Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) Standort Kniprodestr. 62 10407 Berlin - Pankow Gesamtausgaben 10.750.000 € UEP-Anteil 916.000 € davon EFRE 686.900 € Weitere Mittel 9.834.000 € (BSR) Projektbeteiligte (u. a.) Holk Kaletta Associates (HKA); GMW Ingenieurbüro GmbH Internet www.bsr.de Das Projekt wurde im Rahmen der Berliner Initiative Klimaschutzpartner 2002 als vorbildlich ausgezeichnet. 13 Energetische Gebäudesanierung Projektbeispiel 5 Ökologischer Umbau der IntegrationsKindertagesstätte Prettauer Pfad 1967 als soziales Selbsthilfeprojekt begonnen nun ein soziales und ökologisches Vorzeigeprojekt Hintergrund Die Kindertagesstätte Prettauer Pfad ist die älteste Einrichtung der Betriebsgenossenschaft der Spastikerhilfe eG. Nach der Eröffnung im Februar 1967 und baulicher Erweiterung im Jahre 1972 sowie konzeptioneller Umgestaltung wird sie bis heute als Integrationskita betrieben. Ein Team von 32 pädagogischen Fachkräften betreut 111 Kinder im Alter von ein bis sieben Jahren. Das Gebäude und die Haustechnik entsprachen keinem modernen technischen Standard. Auch die Freiflächen und Innenhöfe wiesen nur eine geringe ökologische und pädagogische Qualität auf. Projektinhalt Das Gebäude (Hülle und Haustechnik) wurde auf einen energetisch und umwelttechnisch fortschrittlichen Standard angehoben und die Außenanlagen nach ökologischen und pädagogischen Gesichtspunkten umgestaltet. Ein Konzept zur lokalen Regenwasserbewirtschaftung wurde integriert. Der erste Baustein bestand in der drastischen Verringerung der Wärmeverluste der Gebäudehülle. Neue Wärmeschutzfenster wurden eingebaut und die Fassade erhielt ein stark isolierendes Wärmedämmverbundsystem. Die Dächer wurden ebenfalls stark gedämmt und zusätzlich extensiv begrünt. Mit dem zweiten Baustein wurden Teilbereiche der Haustechnik umwelttechnisch modernisiert und optimiert. Investiert wurde in eine neue Mess-, Steuer- und Regelungstechnik für das Heizungssystem. Solarthermie wird nun für die Warmwasserbereitung genutzt und Foto links: Eingangsbereich der Kita Foto rechts oben: Außenanlage 14 05 energieeffiziente Heizungsumwälzpumpen werden eingesetzt. Die „energiefressende“ Be- und Entlüftung des Schwimmbades und der Sanitärbereiche wurde durch eine energieeffiziente Anlage mit Wärmerückgewinnung abgelöst. Darüber hinaus wurde die Filtertechnik und Chemikaliendosierung der Schwimmbadwasseraufbereitung durch eine Ressourcen und Material sparende Anlage ersetzt. Als dritter Baustein wurden die Frei- und Innenflächen unter ökologischen und pädagogischen Gesichtspunkten umgestaltet. Sie sind nunmehr sinnlicher Lern- und Erlebensort. Verschiedene Materialen und eine spezielle Bepflanzung der Außenbereiche stärken die kindlichen Sinne. Die Niederschlagsentwässerung erfolgt nun vollständig auf dem Grundstück. Ein Teil des Regenwassers wird zur Gartenbewässerung gespeichert. Abgerundet wird das Konzept durch die künstlerische Gestaltung des „Prettipfades“. Kinder, Eltern und Betreuer wurden in die Planungen und Umsetzungen eingebunden. Auswirkungen Durch die energetische Gebäudesanierung wurde der Primärenergiebedarf um rund 70 % (521 MWh/Jahr) gesenkt. Der Verbrauch pro m² Nutzfläche beträgt rund 70 kWh/(m²a) und damit rund 19 % weniger als der heutige Mindeststandard eines vergleichbaren Neubaues. Jährlich werden 135 t CO2 eingespart. Im Schwimmbadbereich werden pro Jahr ca. 320 kg weniger Chemikalien verbraucht. Das öffentliche Kanalnetz wird durch die lokale Regenwasserversickerung und -nutzung entlastet (2.190 m³/a), zudem wird Trinkwasser eingespart (1.320 m³/a). Die Gebäudesubstanz wurde deutlich verbessert und die Betriebskosten um rund 30.000 € pro Jahr gesenkt. Das Projekt trägt somit zum Fortbestand der Einrichtung und zur Sicherung von 32 Arbeitsplätzen bei. Die Aufenthaltsqualität für die Kinder und Beschäftigten in der Kita wurde deutlich verbessert. Das Projekt wirkt sich sehr positiv auf die Betreuung der Kinder und die Zufriedenheit der Eltern mit der Betreuungseinrichtung aus. Auf einen Blick: Projektdurchführung Spastikerhilfe Berlin eG Standort Prettauer Pfad 23 - 33 12207 Berlin Steglitz-Zehlendorf Gesamtausgaben 1.854.675 € UEP-Anteil 1.557.540 € davon EFRE 778.770 € Eigenmittel/privat 297.135 € Planungsbeteiligte Ahlborn Architekten; Heimann Ingenieure GmbH; BELVEDERE Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftsplanung mbH; Gersch GbR Internet www.spastikerhilfe-berlin-eg.de 15 Projektbeispiel 6 Ausbau der Filterhallen im Gebäudekomplex des Ökowerkes Berlin e. V. zum Ökowerkmuseum Vom ältesten Trinkwasserwerk zum modernen Museum Naturschutz & Umweltbildung Hintergrund Das älteste Berliner Wasserwerk am Teufelssee in BerlinGrunewald mit denkmalgeschützten Gebäuden von 1872 wird seit über 20 Jahren als Naturschutzzentrum genutzt. Die ungeheizten Filterhallen konnten jedoch nur in den warmen Monaten und aufgrund von Bauschäden auch dann nur eingeschränkt für den hohen Bedarf an Arbeits- und Ausstellungsflächen genutzt werden. Projektinhalt Mit Hilfe des Umweltentlastungsprogramms wurden die ehemaligen Filterhallen denkmalgerecht energetisch saniert und eine ganzjährige Nutzung als Arbeits- und Ausstellungsfläche ermöglicht. Eine innovative Kesselanlage für Holzpellets und Hackschnitzel sowie eine Solarkollektoranlage wurden installiert. Sie liefern nun die Heizwärme und das Warmwasser für das gesamte Gebäude. Die Deckenbereiche wurden in allen vier Filterhallen isoliert und die vorhandenen Fenster gegen Wärmeschutzfenster ausgetauscht sowie die vorhandenen Heizungsinstallationen an die Kesselanlage angepasst. Das schützenswerte Grasdach mit Flechten wurde energetisch saniert und soweit wie möglich erhalten. Foto links: Ausstellung im Ökowerkmuseum Foto rechts oben: Sanierung des Gründachs 16 06 Im Frühjahr 2004 konnte das inhaltlich neu gestaltete Ökowerkmuseum in den Filterhallen 3 und 4 auf insgesamt 265 m² mit Themen zur Landschaftsgeschichte des Grunewaldes, mit dem Lehrkabinett zur Artenvielfalt und der Dauerausstellung „Wasserleben“ eröffnet werden. Auswirkungen Das neuartige Heizsystem ermöglicht die bedarfsgerechte ganzjährige Nutzung der Filterhallen (ca. 600 m²). Durch den Einsatz der erneuerbaren Energien (Biomasse und Solarthermie) wird die Verwendung fossiler Brennstoffe vermieden und eine beträchtliche CO2-Emissionsminderung von 70 t pro Jahr erreicht. Mit der jährlich eingesparten Primärenergie von 325 MWh könnten rund 36 nach heutigem Mindeststandard erbaute Einfamilienhäuser beheizt werden. Das auf erneuerbaren Energien basierende Heizungssystem dient als Anschauungsobjekt. Die Dauerausstellung erweitert das Angebotsspektrum des Ökowerks für Besucher (v. a. Schüler, Studenten und Touristen) erheblich. Sie soll durch die inhaltliche Schwerpunktsetzung vor allem für Konflikte zwischen Nutzungsinteressen und dem Erhalt des Naturraumes sensibilisieren. Der Fortbestand der Einrichtung und die Arbeitsplätze von fünf hauptamtlichen Beschäftigten wurden über das Projekt gesichert. Auf einen Blick: Projektdurchführung Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin e. V. Standort Teufelsseechaussee 22 - 24 14193 Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf Gesamtausgaben 530.740 € UEP-Anteil 477.618 € davon EFRE 238.809 € Eigenmittel/privat 53.122 € Projektbeteiligte Architekturbüro Scherer; Ö-Konzept Agentur für integrierte Kommunikation GmbH Internet www.oekowerk.de 17 Projektbeispiel 7 Energieoptimierte Modernisierung der Schwimmhalle Allendeviertel Energetische Gebäudesanierung Bessere Luft und besseres Licht mit weniger Energie Hintergrund Die Schwimmhalle Allendeviertel wurde 1976 als Plattenbau Typ „Bitterfeld“ errichtet. Das Schwimmbad wird sowohl vom normalen Publikumsverkehr wie auch für das Schul- und Vereinsschwimmen genutzt. Die raumlufttechnischen Anlagen, die seit der Errichtung des Schwimmbades unverändert betrieben wurden, wiesen erhebliche Wärmeverluste und einen hohen Elektroenergieverbrauch auf. Über die Glasfassade, die als einfache Isolierverglasung mit Stahlrahmenkonstruktion ausgeführt war, ging ebenfalls viel Wärme verloren (Transmissionsverluste). Erhebliche Energieeinsparpotenziale lagen zudem in der konventionellen, nicht mehr zeitgemäßen Beleuchtungsanlage. Projektinhalt In der Schwimmhalle mussten zur Sicherstellung der geforderten Lufthygiene für die Besucher und zur Vermeidung bauphysikalischer Schäden am Gebäude durch Schwitzwasser große Luftmengen ausgetauscht und dabei in der Heizperiode erwärmt werden. Es galt daher, zunächst die Wärmeverluste der Fensterflächen zu senken und bauphysikalische Verbesserungen vorzunehmen (Vermeidung von Wärmebrücken). Auf dieser Basis konnte ein optimiertes Lüftungskonzept realisiert werden. Im Einzelnen: Die vorhandene Fassade der Schwimmhalle wurde vollständig durch eine neue stark wärmeisolierende Glasfassade mit Metallständerkonstruktion ersetzt. Foto links: Lüftungsanlage Foto rechts oben: Frequenzumformer 18 07 Als zusätzliches Konstruktionsmerkmal wurden im oberen Drittel Windabweiser integriert, die einen Teil der an der Fassade hochströmenden Zuluft in den Innenbereich ablenken und dadurch die Zirkulation innerhalb der Halle verbessern. Im Bereich des “Stiefelganges“ und in der Sauna wurden die alten Fenster durch neue hochwertige Wärmeschutzfenster ersetzt. Die veraltete Lüftungsanlage wurde durch eine Anlage modernster Bauart ersetzt, die über eine energiesparende mehrstufige Wärmerückgewinnung und eine bedarfsgerechte Regelung verfügt. Die unterschiedlichen Anforderungen der Bereiche Schwimmhalle sowie Nebenräume inkl. Sauna wurden durch zwei separate Kompaktanlagen berücksichtigt. Aufgrund des verbesserten Wärmeschutzes konnte die Lüftungsanlage nun kleiner und damit auch energiesparender ausgelegt werden. Abgerundet wurde das Konzept durch die vollständige Erneuerung der Schwimmhallenbeleuchtung mit modernen Energiesparleuchten mit elektronischen Vorschaltgeräten (EVG) und Mehrbanden-Leuchten. Auswirkungen Der Wärmeverbrauch konnte um bis zu 60 % reduziert und der Stromverbrauch um mehr als 20 % gesenkt werden. Damit verbunden ist eine jährliche Vermeidung des klimaschädlichen CO2 in Höhe von ca. 184 Tonnen. Die eingesparten Betriebskosten belaufen sich auf schätzungsweise 42.000 € pro Jahr. Auf einen Blick: Projektdurchführung Berliner Bäderbetriebe (BBB) Standort Pablo-Neruda-Str. 5 12559 Berlin Treptow-Köpenick Gesamtausgaben 394.442 € UEP-Anteil 295.831 € davon EFRE 295.831 € Weitere Mittel 98.611 € (BBB) Internet www.berlinerbaederbetriebe.de Das Bad hat eine hohe regionale Bedeutung, da die Versorgungsdichte in dem näheren Einzugsbereich sehr gering ist. Der Fortbestand des Schwimmbades trägt somit nicht nur zum Erhalt der 15 Arbeitsplätze bei, sondern auch zur Sicherung und Verbesserung der lokalen Infrastruktur. 19 Projektbeispiel 8 Sanierung und Umbau des Taut-Baus der Freien Waldorfschule Kreuzberg nach ökologischen Gesichtspunkten Ein Beispiel das Schule machen sollte Denkmalgerechte ökologische Sanierung Hintergrund Die Freie Waldorfschule Kreuzberg befindet sich mitten in einem sozialen Brennpunkt im Berliner Bezirk Kreuzberg auf einem ca. 35.000 m² großen Gelände, auf dem sich neben zwei Neubauten auch ein großer Altbaukomplex, ein 1967 von Max Taut gestaltetes Gebäude, befindet. Zum Zeitpunkt der Antragstellung wurden dort ca. 450 Schulplätze bis Klasse 13 mit Integrationsklassen sowie 120 Hortplätze angeboten. Die Freie Waldorfschule plante eine erhebliche Erweiterung ihrer Schulkapazität durch Einführung eines zweiten Zuges. Langfristig soll der gesamte Schulstandort durch schrittweise Sanierung und Integration des denkmalgeschützten Max-Taut-Gebäudekomplexes erweitert werden. In einem ersten Bauabschnitt wurden zunächst der Umbau und die Sanierung von einem Teil des denkmalgeschützten TautBaus realisiert. Zudem wurde ein neuer Speisesaal angebaut. Die Sanierung erfolgte unter Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte. Die Freie Waldorfschule unterstützte das Vorhaben auf pädagogischer Ebene. Durch die Vermittlung ökologischer Lerninhalte wird das umweltbezogene Bewusstsein der zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer erweitert. Foto links: Sanierter Gebäudekomplex der Waldorfschule Foto rechts oben: Klassenzimmer im Obergeschoss 20 08 Projektinhalt Zur Reduzierung der Verbräuche von Wasser und Energie wurden folgende UEP-Maßnahmen im ersten Bauabschnitt realisiert: ■ Umfassende hochwertige Wärmedämmung der gesam- ten Gebäudehülle des Altbaus unter Berücksichtigung von Denkmalschutzaspekten ■ Modernisierung der Heizungstechnik in allen Gebäudeteilen sowie Installation einer energiesparenden Lüftungstechnik mit Wärmerückgewinnung in den Klassenräumen ■ Regenwassernutzung für Toilettenspülung und Gartenbewässerung zur Trinkwassereinsparung Weitere umfangreiche bauliche Maßnahmen, u. a. der Neubau des Speisesaals sowie weitere Innenausbauten, wurden durch Mittel der Berliner Lotto-Stiftung finanziert. Auswirkungen Der Energieverbrauch des sanierten Taut-Baus konnte trotz eingeschränkter Sanierungsmöglichkeiten aufgrund der Vorgaben des Denkmalschutzes auf das Niveau eines vergleichbaren Neubaus abgesenkt werden. Jährlich werden 55 % weniger an klimaschädlichem CO2 ausgestoßen bzw. weniger Primärenergie benötigt. Die eingesparte Primärenergie von 272 MWh/a entspricht dem jährlichen Verbrauch von rund 30 nach heutigem Mindeststandard erbauten Einfamilienhäusern. Weitere Effekte: ■ Trinkwassereinsparung von ca. 267 m³/a ■ Erhalt von 48 Arbeitsplätzen ■ Sicherung von Schulplätzen mit ganztägiger Hortbetreuung im sozialen Brennpunkt (Schuljahr 2006/2007: 544 Schüler/ innen, 200 Hortplätze) Auf einen Blick: Projektdurchführung Freie Waldorfschule Kreuzberg e. V. Ort der Umsetzung Alte Jakobstr. 10 - 12 10969 Berlin Friedrichshain-Kreuzberg Gesamtausgaben 687.814 € UEP-Anteil 619.032 € davon EFRE 309.516 € Eigenmittel/privat 68.782 € Projektbeteiligte (u. a.) Mohr + Winterer Gesellschaft von Architekten mbH; feddersenarchitekten; Pichler Ingenieure GmbH; Ingenieurbüro Zander Internet www.kreuzberg.waldorf.net ■ Betriebskosteneinsparung 21 Projektbeispiel 9 Wiedereingliederung ehemals militärisch genutzter Flächen in den Volks- und Waldpark Wuhlheide Vom Kasernen-Grau zum Natur-Grün Renaturierung Hintergrund Der Volks- und Waldpark Wuhlheide in Karlshorst, heute ein Gartendenkmal, entstand in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ein ca. 27 ha großer Teil des Parks an der Treskowallee wurde nach dem 2. Weltkrieg von den sowjetischen Streitkräften als Kasernengelände genutzt. 1994 wurde der Standort vom Militär aufgegeben. Das gesamte Gelände sollte in den Volkspark integriert und als innerstädtischer waldgeprägter Landschaftsraum entwickelt werden. Die Planung und Umsetzung des Gesamtkonzeptes zielten darauf ab, die Philosophie des ursprünglichen Landschaftsplaners Harich für den Volkspark mit den aktuellen Anforderungen an Freizeitgestaltung sowie Natur- und Artenschutz zu verbinden. Projektinhalt Bei der Wiedereingliederung der ehemals militärisch genutzten Flächen waren drei Aufgabenbereiche zu bearbeiten: Die Vorbereitung der Fläche (Abriss, Entsiegelung und Rückbau), die Beseitigung der Kontaminationen und die Entwicklung der Grünanlagen. Allein 46 Gebäude (Wohnungen, Panzerkasernen, Betankungsanlagen und Verwaltungsgebäude) sowie Kellerräume und Schächte mussten abgerissen bzw. rückgebaut werden. Dazu kamen der Rückbau von Straßenflächen sowie von Abgrenzungs- und Einfriedungsmauern. Gebäudeteile, Abrissmaterialien und Erdreich mussten auf Kontaminationen hin untersucht und fachgerecht entsorgt werden. Da die gesamte, bearbeitete Fläche im Foto links: Abrissarbeiten Foto rechts oben: Renaturiertes Gelände 22 09 Wasserschutzgebiet liegt, waren bei der Sanierung besondere Anforderungen des Grundwasserschutzes zu beachten. Der Bereich des ehemaligen Schießplatzes musste vor der Dekontamination auf Munition hin untersucht werden. In mehreren Bereichen der Fläche wurden Müllvergrabungen beseitigt. Die Gestaltung und weitere Entwicklung zur Grünanlage umfassten ■ die Vorbereitung zur weiteren Entwicklung als naturnahe Waldflächen zur Erholung, ■ die Renaturierung von Flächen sowie Vorbereitung von Vegetationsflächen und ■ landschaftsgärtnerische Arbeiten wie Begrünen, Anlegen von Sukzessionsflächen, Baumpflanzungen und Aufforstung. Auswirkungen Das 27 Hektar große ehemalige militärische Gelände wurde nach Beendigung der Abriss- und Dekontaminierungsarbeiten als Grünfläche gewidmet, in den Volkspark Wuhlheide eingegliedert und für die öffentliche Nutzung freigegeben. Der südöstliche Teil soll vorrangig dem Arten- und Biotopschutz dienen. Der nordwestliche Teil ist für Erholungszwecke vorgesehen. Unter anderem wurden ■ ca. 55.000 m² Betonflächen abgerissen bzw. entsiegelt, ■ ein 8.000 m² großes Eidechsenquartier erstellt, ■ ca. 65.000 m² Rasenflächen angesät (entspricht ca. 10 Fuß- Auf einen Blick: Projektdurchführung Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin Standort Treskowallee 175 - 189 12459 Berlin Treptow-Köpenick Gesamtausgaben 3.426.397 € UEP-Anteil 3.083.757 € davon EFRE 2.569.797 € Weitere Mittel 342.640 € (Bezirk) ballfeldern), ■ ca. 10.000 m² neu aufgeforstet und ■ 150 Bäume neu gepflanzt. Die Investitionen waren zum Teil mit arbeitsmarktpolitischen Beschäftigungsmaßnahmen gekoppelt, um die Erwerbschancen Arbeitsloser zu erhöhen. 23 Projektbeispiel 10 Bau einer Regenwasserreinigungsanlage zur Verbesserung der Wasserqualität des Biesdorfer Baggersees Grüner Bodenfilter schafft Klarheit Gewässerschutz Hintergrund Heutzutage gelangen mehr Nähr- und Schadstoffe durch die Regenentwässerung in die Berliner Flüsse als aus den Abläufen der Klärwerke, weil die Berliner Wasserbetriebe in den letzten 15 Jahren durch Optimierung der Kläranlagen den Phosphoreintrag in die Berliner Gewässer um mehr als 80 %, den von Ammoniumstickstoff sogar fast völlig reduziert haben. Effiziente und kostengünstige Reinigungssysteme müssen errichtet werden, um das angestrebte Ziel der Badewasserqualität für die Berliner Gewässer zu erreichen. Am Biesdorfer Baggersee, einer ehemaligen Kiesgrube, die durch die Einleitung von verschmutztem Regenwasser erheblich belastet war, bot sich die Gelegenheit, mit Hilfe des Umweltentlastungsprogramms eine in dieser Dimension noch nicht erprobte Regenwasserreinigung mit Hilfe eines bewachsenen Bodenfilters zu realisieren und wissenschaftlich zu begleiten. Auch war die Verbesserung der Gewässerqualität eine wichtige Voraussetzung für die Schaffung des Naherholungsgebietes Biesdorfer Baggersee. Projektinhalt Die Anlage besteht aus einem Sandfang, einem Pumpwerk und einem Regenklärbecken mit einem Volumen von 900 m³. Das Herzstück der Anlage bildet ein nachgeschalteter, sogenannter Retentionsbodenfilter: Ein 18.000 m² großes Schilfbeet mit speziellem Bodenaufbau aus Sand, Roheisenschlacke und einem Carbonatzuschlag. Der Sandfang und das Vorklärbecken dienen der Vorreinigung und schützen den Bodenfilter vor frühzeitiger Verstopfung. Der Bodenfilter sorgt für eine hohe Reinigungsleistung. Foto links: Bodenfilter Foto rechts oben: Vorklärung 24 10 In einem begleitenden Untersuchungsprogramm wurden die Bemessungsansätze der Regenwasserbehandlungsanlage überprüft und das Bodensubstrat hinsichtlich Reinigungsleistung und Wirtschaftlichkeit optimiert. Die von den Baumaßnahmen betroffenen Flächen wurden nach Beendigung des Baus wieder hergestellt und in die Gestaltung der Freiflächen am See einbezogen. Auswirkungen Durch den Zufluss von gereinigtem Regenwasser wird die Wasserqualität des Biesdorfer Baggersees und der Folgegewässer Wuhle, Spree und Havel nachhaltig verbessert. Die Regenwasserbehandlungsanlage vermindert den Eintrag von ■ abfiltrierbaren Stoffen um ca. 95 %, ■ organischen Stoffen gemessen als chemischer Sauerstoffbedarf (CSB) um ca. 80 %, ■ Stickstoff (N) um ca. 40 % und ■ Phosphor (P) um ca. 80%. Diese bislang größte Retentionsbodenfilter-Anlage in Deutschland hat Pilotcharakter. Die Ergebnisse, insbesondere die Bemessungsansätze und die optimierte Substratmischung, flossen in die Planung der Bodenfilter Blankenburg und Halensee ein. Die Anlage fügt sich aufgrund der naturnahen Gestaltung gut in das Umfeld ein. Das öffentliche Interesse ist groß. Bereits mehrmals wurden Führungen und Besichtigungstermine durchgeführt. Auf einen Blick: Projektdurchführung Bezirksamt MarzahnHellersdorf von Berlin Standort 12683 Berlin Marzahn-Hellersdorf Gesamtausgaben 9.913.199 € UEP-Anteil 7.665.549 € davon EFRE 6.844.240 € Weitere Mittel 1.460.104 € (Bezirk) 787.546 € (Bauprogramm Straßenentwässerung) Projektbeteiligte (u. a.) Berliner Wasserbetriebe; Voigt Ingenieure; p2m; Gottlieb Tesch; KSB; Schulzendorfer 25 Natur- und Landschaftsschutz Projektbeispiel 11 Wiederbewässerung der Rieselfelder um Hobrechtsfelde Neue Wege zur Sicherung des regionalen Wasserhaushalts Hintergrund Rund um Berlin wurden traditionell seit 1878 Landflächen zur Verrieselung von Abwässern genutzt. Der Ingenieur James Hobrecht führte als Berliner Stadtbaurat ab 1869 hauptverantwortlich dieses System der Abwasserreinigung aus Kanälen und Rieselfeldern ein. Durch die Inbetriebnahme des Klärwerks Schönerlinde entfiel diese Nutzung für die Rieselfelder um Hobrechtsfelde (Rieselfeld Buch). Die über 100jährige Nutzung als Rieselfeld prägte das Gebiet nachhaltig. Die nicht mehr genutzten Rieselfelder zeichnen sich durch hohe Schadstoffbelastung, gestörte Bodenstrukturen und einen instabilen Wasserhaushalt aus, der sich nachteilig auf das Grundwasser und die Vegetation auswirkt. Erste Aufforstungsversuche schlugen aufgrund dieser Defizite fehl. Mitte der 90er Jahre wurde in einem Vorläuferprogramm des UEP ein spezielles Verfahren zur Stabilisierung und zum Schutz von Boden und Grundwasser entwickelt, das „Bucher Verfahren“. Durch Auftrag und Einarbeiten von bindigem, kalkhaltigen Boden (Geschiebemergel) werden die in den Rieselfeldböden vorhandenen Schadstoffe fixiert und die Wasserspeicherkapazität des Bodens erhöht. Mit Hilfe des UEP konnten nun weitere wesentliche Schritte zur langfristigen Verbesserung des Standortes unternommen werden. Foto links: Rieselfelder - schwimmende Inseln Foto rechts oben: Anpflanzung mit Hilfe von Kokosmatten 26 11 Projektinhalt Das wissenschaftlich begleitete Projekt umfasste drei zentrale Maßnahmen: 1) Stützung des Landschaftswasserhaushalts durch die Bewässerung mit gereinigtem Abwasser: Modellhaft wurde an zwei Standorten gereinigtes Abwasser in Teiche eingeleitet, biologisch nachgereinigt und wertvollen Feuchtgebieten zugeführt. 2) Die Bodensituation von weiteren Rieselfeldflächen wurde nach dem erprobten „Bucher Verfahren“ verbessert. 3) Eine landschaftsplanerische Gesamtkonzeption, welche Naturschutz, Erholungsnutzung und Bewirtschaftung nachhaltig miteinander verbindet, wurde entwickelt. Auswirkungen ■ Erhalt und Aufwertung eines Landschaftsschutzgebietes. Die Rieselflächen haben aufgrund ihrer kleinteiligen Strukturierung eine besondere Bedeutung für den Artenschutz. ■ Nachhaltige Verbesserung des Boden- und Grundwasser- schutzes sowie Steigerung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes. ■ Rund 5.000 m³ des Klarwassers aus dem Klärwerk Schönerlinde werden pro Tag in den naturnahen Reinigungsteichen nachbehandelt und anschließend nachfolgenden Feuchtgebieten zugeführt. Erste Messungen belegten die Verbesserung der Wassersituation. ■ Mit der Begrünung und Entwicklung eines Erholungsgebietes von rund 1.130 ha konnte die Erholungsfunktion der Bucher Rieselfelder deutlich verbessert werden. Dies zeigt sich nicht zuletzt in dem hohen öffentlichen Interesse. ■ Naturschutz schafft Arbeitsplätze. Zwanzig befristete Arbeits- plätze wurden im Rahmen einer geförderten Beschäftigungsmaßnahme bei den beauftragten Landschaftsbaufirmen geschaffen. Auf einen Blick: Projektdurchführung Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin, Berliner Forsten, Forstamt Pankow Standort Hobrechtsfelder Chaussee 119 13125 Berlin - Pankow Gesamtausgaben 5.652.246 € UEP-Anteil 4.822.322 € davon EFRE 4.239.185 € Weitere Mittel 829.924 € (Berliner Forsten) Projektbeteiligte (u. a.) Landschaft planen + bauen; Berliner Wasserbetriebe; AKUT Umweltschutz; Spiekermann Beratende Ingenieure; p2m Berlin GmbH; BfU GmbH; Umweltconsulting Dr. Hoffmann; Natur & Text in Brandenburg GmbH; UBB Umweltvorhaben GmbH Internet www.stadtentwicklung.de/ forsten 27 Projektbeispiel 12 Einführung und Umsetzung eines integrierten Umweltmanagementsystems Ökologie und Ökonomie im betrieblichen Management sinnvoll miteinander verbinden Betriebliches Umweltmanagement Hintergrund Die Borsig GmbH ist international führender Hersteller von Apparaten für die chemische und petrochemische Industrie. Das Unternehmen war bereits nach dem Qualitätsmanagement-Standard (DIN EN ISO 9001-2000) und einem internationaler Standard für Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutz-Management für Technische Dienstleister (SSC) zertifiziert. Ausschlaggebend für die Entscheidung der Unternehmensleitung, die bestehenden Systeme zu einem integrierten Umweltmanagementsystem auszubauen, waren insbesondere die verstärkte Nachfrage von Kunden hinsichtlich des Nachweises eines Umweltmanagement-Zertifikates, die zu erwartenden Optimierungspotenziale sowie Wettbewerbsvorteile durch eine effizientere Ressourcennutzung. Projektinhalt Das Projekt beinhaltete den Aufbau eines integrierten Managementsystems. Dabei wurden das vorhandene Qualitätsmanagementsystem und das Sicherheitsmanagementsystem, das den Richtlinien der Sicherheits Certifikat Contraktoren (SCC) entsprach, um ein Umweltmanagementsystem sowohl nach EG ÖkoAudit-VO 761/2001 (EMAS) als auch nach ISO 14001 ergänzt und in ein integriertes Gesamtsystem überführt. Umwelterklärung 2006 der BORSIG GmbH 28 12 Auswirkungen Mit Unterstützung des Umweltentlastungsprogramms ist seit dem Jahr 2003 am Berliner Standort des Unternehmens erfolgreich ein integriertes Managementsystem nach internationalen Standards implementiert. Die einzelnen Managementbausteine werden regelmäßig von externen Gutachtern validiert bzw. zertifiziert. Die Einführung eines integrierten Managementsystems hat sich bewährt. Im Vorwort zur Umwelterklärung von 2006 unterstreicht der Geschäftsführer der Borsig GmbH, Herr Nassauer, nochmals die große Bedeutung eines betrieblichen Umweltmanagements für die Borsig GmbH: „Seit nunmehr drei Jahren unterhalten wir ein integriertes Managementsystem zu Qualität, Umweltschutz, Arbeitssicherheit, Gesundheitsförderung. Getreu dem Slogan der BORSIG GmbH ‚Führende Technologie für innovative Lösungen’ zeigen die in unserem integrierten Managementsystem formulierte Politik und Ziele deutlich unsere Absicht, Verantwortung systematisch wahrzunehmen und auch den betrieblichen Umweltschutz in unserem Unternehmen kontinuierlich zu verbessern. (…) Wir wissen, dass der Erfolg eines Unternehmens heute nicht mehr nur unter rein ökonomischen Aspekten gesehen werden kann. Es gilt vielmehr gemäß dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung die ökonomischen, ökologischen und sozialen Ziele derart in Einklang zu bringen, dass die Bedürfnisse der Menschen befriedigt werden, ohne die Entwicklung künftiger Generationen unangemessen zu beeinträchtigen. Aktiver betrieblicher Umweltschutz leistet daher einen wichtigen Beitrag zur Sicherung unserer Arbeitsplätze.“ Auf einen Blick: Projektdurchführung BORSIG GmbH Standort Egellsstr. 21 13507 Berlin - Spandau Gesamtausgaben 102.096 € UEP-Anteil 28.558 € davon EFRE 14.279 € Eigenmittel/privat 73.538 € Beratungsunternehmen uve GmbH Internet www.borsig.de www.emas.de 29 Projektbeispiel 13 Energetische Sanierung der Kita Knirpsenbude, Ottomar-Geschke-Str. Energetische Gebäudesanierung Weithin sichtbares positives Signal Hintergrund Das 1970 als Kindertagesstätte errichtete Gebäude bietet Platz für 160 Kinder. Die Integrationskita liegt in einer landschaftlich schönen Umgebung, inmitten von Parks, Wasser und Wald. Sie verfügt über einen großzügig angelegten Garten, über viele Spiel- und Rückzugsmöglichkeiten. Anmelden können Eltern ihre Kinder ab der 8. Lebenswoche. Betrieben wird die Kita des Bezirksamts Treptow-Köpenick von Berlin seit 2004 von der Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH. Die Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH ist ein soziales Dienstleistungsunternehmen der Kinder- und Jugendhilfe und Stadtteilarbeit. Der Energiebedarf des dreigeschossigen Gebäudes mit Flachdach und ohne Kellergeschoss ist im Vergleich zu entsprechenden Neubauten sehr hoch. Gemessen an modernen Wärmedämmstandards war die Wärmedämmung des Gebäudes unzureichend. Die Beheizung erfolgt mittels Nahwärme durch die BEWAG. Foto links: Kita Knirpsenbude nach der Sanierung Foto rechts oben: Vor der Sanierung 30 13 Projektinhalt Zur energetischen Sanierung des Objektes wurden die folgenden UEP-Maßnahmen realisiert: ■ Hochwertige Dämmung der gesamten Gebäudehülle (Fassade, Fenster, Dach) ■ Anpassung des Heizungsverteilersystems an den reduzierten Wärmebedarf ■ Einbau einer geregelten Lüftung mit Wärmerückgewinnung Auswirkungen Der Energieverbrauch des Gebäudes ist nach der Sanierung deutlich niedriger als der eines vergleichbaren Neubaus. Im Vergleich zum Ausgangszustand werden 310 MWh/a an Primärenergie eingespart. Dies entspricht dem jährlichen Verbrauch von rund 34 nach heutigem Mindeststandard erbauten Einfamilienhäusern. Vermieden wurde damit der jährliche Ausstoß von 61 t an klimaschädlichem CO2. Weitere Effekte: ■ Das weithin optisch sichtbare Zeichen einer Sanierung ist für die strukturell schwächere Gegend ein positives Signal. ■ 24 Arbeitsplätze sowie 160 Kitaplätze wurden erhalten. ■ Durch die Senkung der Betriebskosten kann der Standort der Kita auf lange Zeit stabil in der Region gesichert werden. ■ Betriebskosten in Höhe von 20 T€/a werden eingespart. Auf einen Blick: Projektdurchführung Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH Standort Ottomar-Geschke-Str. 13 12555 Berlin Treptow-Köpenick Gesamtausgaben 789.081 € UEP-Anteil 710.173 € davon EFRE 532.630 € Eigenmittel/privat 78.908 € Projektbeteiligte (u. a.) Pfefferwerk Entwicklungs- und Verwaltungs GmbH; Dipl.-Ing. Dirk Lahl, Ingenieurbüro für Bau- und Tragwerksplanung GmbH; Planungsbüro Roth und Grube; Ingenieurbüro Ziesche Internet www.pfefferwerk.net/stadtkultur/ kitas/knirpsenbude.html 31 Zunkunft Das Umweltentlastungsprogramm wird weitergeführt Ausblick Ab dem Jahre 2008 wird es eine Fortsetzung des Umweltentlastungsprogramms (UEP) in Form des UEP II geben. Auch das UEP II wird vielfältige Aktivitäten zur Entlastung unserer Umwelt fördern, dennoch wird es einige Unterschiede zwischen dem gegenwärtig auslaufenden UEP, das wir rückblickend UEP I nennen wollen, und dem demnächst startenden UEP II geben. Bei der Neufassung des Umweltentlastungsprogramms steht insbesondere die Verbindung von Umweltschutz und technischer Innovation im Vordergrund. 32 Zunächst sei vorausgeschickt, dass das UEP II noch der Genehmigung durch die Europäische Kommission bedarf - wie alle Berliner Förderprogramme, die aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert werden. Die Aussagen zum Inhalt des UEP II stehen also unter Vorbehalt dieser noch ausstehenden Genehmigung. Neu beim UEP II ist insbesondere eine stärkere Berücksichtigung der Belange des Klimaschutzes. Mit Hilfe des UEP II sollen die Folgen des Klimawandels für Berlin zunächst eingehend untersucht und prognostiziert werden. Auf der Basis verlässlicher Informationen und Einschätzungen sind dann Strategien für die Bekämpfung bzw. Milderung der Folgen des Klimawandels zu entwickeln. Die Verbesserung der Energieeffizienz wird ein wichtiger Bestandteil der Klimapolitik bleiben. Der wirkungsvollere Einsatz von Energien - fossiler oder regenerativer Art - bedarf technischer Innovation und exemplarischer Anwendung. Beides soll mit Unterstützung des UEP II forciert werden. Ein weiterer Schwerpunkt des UEP II, den es beim UEP I so nicht gab, ist die Förderung von Maßnahmen zur Reduzierung verkehrsbedingter Emissionen, also von Lärmbelästigungen und Luftverschmutzungen, die vom Verkehr ausgehen. Gedacht ist z. B. an Verkehrssteuerungssysteme oder an technische Neuerungen beim Lärm- und Immissionsschutz. Berlin verfügt über ein nicht mehr ganz zeitgemäßes System zur Entwässerung des Regenwassers. Die sog. Mischwasserkanalisation führt insbesondere bei starken Niederschlägen zu einer Vermischung von Abwasser und Regenwasser und damit zu einer erheblichen Belastung der Gewässer. Durch technische Innovation soll dieser Zustand schrittweise verbessert werden. Auch hierbei ist eine Unterstützung aus dem UEP II vorgesehen. Einer der wesentlichsten Standortvorteile Berlins besteht in den zahlreichen Forschungseinrichtungen der Universitäten und privaten Unternehmen. Die Erforschung und Entwicklung neuer Umwelttechnologien könnte dabei eine bedeutsamere Rolle spielen als dies gegenwärtig der Fall ist. Deshalb wird ein weiterer Schwerpunkt des UEP II darin bestehen, umweltorientierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte in öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen zu fördern. Wie auch schon im UEP I wird auch im UEP II die Einführung von Umweltmanagementsystemen gefördert, wobei sich die Förderung künftig auf fortgeschrittenere Systeme konzentrieren wird. Nicht zuletzt wird auch der Erhalt und Ausbau von Natur- und Landschaftsschutz aus dem UEP II unterstützt. Die Förderung aus dem UEP II wird - wie auch schon beim UEP I - vor allem öffentlichen und gemeinnützigen Institutionen zugute kommen. Auch private Unternehmen können Fördergelder erhalten. Näheres regelt eine Förderrichtlinie, die demnächst veröffentlicht wird. Auch die website zum UEP (www. uep-berlin.de) erfährt in Kürze eine Aktualisierung. Die Höhe der Förderung hängt davon ab, welche Umweltentlastungen bewirkt werden und welchen Stellenwert eine Maßnahme für die nachhaltige Entwicklung Berlins einnimmt. Die Förderung privater Unternehmen ist auf max. 50 % der Projektkosten begrenzt; bei öffentlichen und gemeinnützigen Institutionen kann diese Grenze überschritten werden. 33 Ansprechpartner VERANTWORTLICHE SENATSVERWALTUNG Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Referat III A - Umweltpolitik, Umweltförderung, EU- und überregionale Angelegenheiten Brückenstraße 6 D-10179 Berlin Lothar Stock Tel.: 030/9025-2400 Fax: 030/9025-2510 E-Mail: [email protected] www.berlin.de/sen/guv PROGRAMMTRÄGER B.&S.U. Beratungs- und Service-Gesellschaft Umwelt mbH Saarbrücker Straße 38 A D-10405 Berlin Dieter Hainbach Tel.: 030/39042-26 Fax: 030/39042-31 E-Mail: [email protected] www.bsu-berlin.de STRUKTURFONDS IN BERLIN Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen Martin-Luther-Straße 105 D-10825 Berlin Peter Walch Tel.: 030/9013-8334 Fax: 030/9013-7520 E-Mail: [email protected] www.berlin.de/strukturfonds Impressum Herausgeber: B.&S.U. Beratungs- und ServiceGesellschaft Umwelt mbH im Auftrag der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Text: Dieter Hainbach, B.&S.U. mbH Günter Seiler, Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Fotos: EUROPÄISCHE KOMMISSION Sabine Dornbusch, B.&S.U. mbH Europäische Kommission Generaldirektion Regionalpolitik B-1049 Bruxelles/Brussel Ein Großteil der Fotos wurde der B.&S.U. mbH freundlicherweise von den Projekten zur Verfügung gestellt. www.ec.europa.eu/regional_policy/index_de.htm Gestaltung: Anja Kraushaar, B.&S.U. mbH Berlin, August 2007