Anatomie und Physiologie Blase 20. Oktober 2014 1 Topographie Harnblase Liegt vorne im kleinen Becken, hinter Symphyse und Schambeinen Dach der Blase wird vom Peritoneum bedeckt Bei der Frau grenzt der hintere Teil an die Scheide und Gebärmutter Beim Mann an das Rektum 20. Oktober 2014 2 Topographie des kleinen Beckens 20. Oktober 2014 3 Beckenboden Der Beckenausgang wird durch Muskeln des Beckenbodens verschlossen, die in 2 Etagen angeordnet sind: 20. Oktober 2014 4 Tiefe Schicht: Diaphragma pelvis = M. levator ani Funktion: Unterstützen der Bauchpresse Stützfunktion, Verschluss des Rektums Tiefe Schicht: Musculus levator ani mit den Anteilen 1. «Torbogen»: M. puborectalis 2. «Hängematte» M. ilicoccygeus 1. Levator Tor 2. Ligament annococcygeum 20. Oktober 2014 5 Oberflächliche Schicht: Diaphragma urogenitale Funktion: äussere Schliessmuskeln der Ausgänge von Darm und Urogenitaltrakt Oberflächliche Schicht: 1. Äusserer Schliessmuskel (M. sphincter ani externus) 2-4 Diaphragma urogenitale 5. Centrum tendineum 20. Oktober 2014 6 Querschnitt durch das weibliche Becken 20. Oktober 2014 7 Querschnitt durch das männliche Becken 20. Oktober 2014 8 Anatomie Harnblase (Vesica urinaria) Hohlorgan gebildet aus 3 Schichten glatter Muskulatur Form: variabel, nur wenn prall gefüllt: blasenförmig Lage: hinter der Symphyse, im Kindesalter und im gefüllten Zustand überragt die Blase den Symphysenoberrand Verschluss der Harnblase: M. sphincter vesicae (internus) unwillkürlich, M. sphincter urethrae (externus) willkürlich Schleimhaut ist deutlich gefaltet 20. Oktober 2014 9 Ureter Mündung Die beiden Ureteren verlaufen schräg durch die Harnblasenwand. Die äusseren Mündungspunkte sind weiter voneinander entfernt, als die inneren Ventilmechanismus, verhindert vesiko-uretralen Reflux 20. Oktober 2014 10 Anatomie von Blase und Harnröhre 20. Oktober 2014 11 Feinaufbau 20. Oktober 2014 12 Nervenversorgung Parasympathikus Miktion durch cholinerge Detrusorstimulation Der parasympathische Nervus pelvicus (S2-S4) stellt die motorische Innervation des Detrusors. Die Miktion wird durch Freisetzung des parasympathischen Neurotransmitters Acetylcholin ausgelöst. 20. Oktober 2014 13 Nervenversorgung Sympathikus Kontinenz durch beta-adrenerge Detrusorinhibition und alpha-adrenerge Sphinktertonisierung Der sympathische Nervus hypogastricus (Th12-L2) sichert die Kontinenz: Bei Ausschüttung des sympathischen Neurotransmitters Noradrenalin Hemmung des Detrusors über beta- Rezeptoren und Tonisierung von innerem Sphincter über alpha Rezeptoren 20. Oktober 2014 14 Nervenversorgung somatisch Willkürinnervation quergestreifter Sphinkter und Beckenboden Die motorische Willkürinnervation von Beckenboden und damit auch des äusseren Sphinkters erfolgt über den Nervus pudendus (S2S4) 20. Oktober 2014 15 Nervenversorgung sensibel Die sensible Innervation der Blase (Blasenfüllung Voraussetzung für Wahrnehmung von Harndrang) läuft über Nervus hypogastricus und pelvicus (Th12-L2, S2-S4) zum Rückenmark 20. Oktober 2014 16 Nervenversorgung parasympathische Fasern Motorische Versorgung des M. detrusor sympathische Fasern Innervation des M. sphincter vesicae (Sphincter internus) willkürmotorische Fasern Für den M. sphincter urethrae (sphincter externus) sensible Fasern für die Blasenfüllung 20. Oktober 2014 17 Miktionsreflex Blasenentleerung lebensnotwendig als Säugling/Kleinkind unkontrolliert über einen angeborenen Reflex gesteuert durch das spinale Reflexzentrum S2 –S Spinales Reflexzentrum wird vom Gehirn gehemmt 20. Oktober 2014 18 Die weibliche Harnröhre ( Urethra) Die Harnröhre 3-4 cm lang und einen Durchmesser von ca. 8 mm. Mündet in der vorderen Scheide bogenförmig unter dem Schambein (Symphyse) Die Harnröhre der Frau ist geschlossen und wird nur durch Urin geöffnet. 20. Oktober 2014 19 Die männliche Harnröhre Die Harnröhre beginnt am Blasenhals und führt beim Mann durch die Vorsteherdrüse wo die Samenwege einmünden, in einer Krümmung nach vorne in das Glied. Bis zur äusseren Harnröhrenöffnung hat sie eine Länge von ca. 25 cm und kann auf 7-9 mm ausgedehnt werden. Die Harnröhrenöffnung ist die engste Stelle. Die Harnröhre ist ausgekleidet von sensibler, leicht verletzlicher Schleimhaut. Die Harnröhre ist geschlossen und wird nur durch den Urin und durch Samenflüssigkeit geöffnet. 20. Oktober 2014 20 Harnspeicherung Vermittlung des Blasenfüllungszustandes Fähigkeit zur Anpassung an unterschiedliche Füllung ohne grössere Änderung des intravesikalen Drucks (<15 cm H2O) Zurückhalten von Urin sowohl reflektorisch als auch willkürlich Detrusor erschlafft Innerer Sphincter zu Äusserer Sphincter zu 20. Oktober 2014 Parasympathikus Sympathikus Somatisch 21 inaktiv aktiv aktiv Harnspeicherung Kapazität bei Erwachsenen: 400-500 ml Erwartete Blasenkapazität (EBC) bei Kindern: (Lebensalter+1) x 30ml bis zum Alter von ca. 12 Jahren Als normal gilt ein maximales Miktionsvolumen von 65% - 150% Grosse Variabilität der Kapazität!! Ca. 23 Stunden 58 Minuten pro Tag 20. Oktober 2014 22 Trocken werden und trocken sein ist kompliziert Speicherphase 2 Sphinctersysteme sind für die Kontinenz verantwortlich: Innerer Sphincter am Blasenhals, ist sympathisch innerviert. Verschlossen während der Füllung, öffnet sich bei Detrusorkontraktion Äusserer Sphincter, Teil des Beckenbodens, willkürlich innerviert. Hat Dauertonus und seine willkürliche Entspannung ist Voraussetzung für die Miktionseinleitung 20. Oktober 2014 23 Hirnaktivität während Blasenfüllung bei Frauen 20. Oktober 2014 24 20. Oktober 2014 25 20. Oktober 2014 26 Harnentleerung (Miktion) Fähigkeit zur Kontraktion bis zur völligen Entleerung Fähigkeit zur willkürlichen Einleitung und Unterbrechung der Miktion Normale Miktionsfrequenz: 4-7x/d, hohe individuelle Variabilität Blasendruck: < 40cm H2O Drang bei ¾ der maximalen Blasenfüllung Volle Blase: bei maximaler Kapazität Ca. 2 Minuten pro Tag Detrusorkontraktion innerer Sphincter auf äusserer Sphincter auf 20. Oktober 2014 Parasympathikus Sympathikus Somatisch 27 aktiv inaktiv inaktiv Harnentleerung 20. Oktober 2014 28 Trocken werden und trocken sein ist kompliziert Miktionsphase Peripherer Reflexbogen steuert die Blasenfunktion und wird im sakralen Spinal Mark kontrolliert: Die Information über das Erreichen der Blasenkapazität wird über sensible Fasern zum Rückenmark geleitet. Reflexhafte Aktivierung des Parasympathikus führt zur Detrusorkontraktion Mit der Reifung kommt es zur zentralen Inhibition des Reflexes, sodass Miktion zum Willkürakt wird. Diese zentrale Kontrolle findet im Hirnstamm und Grosshirn statt 20. Oktober 2014 29 Meilensteine der Kontinenz Entwicklung Unterscheidung zwischen sozialer und physiologischer Kontinenz im Kleinkindalter Bewusste Wahrnehmung des Harndrangs ab dem 2. Lebensjahr Blasenkontrolle entwickelt sich mit 3 – 6 Jahren Im Alter von 5 Jahren ist ein Kind normalerweise in der Lage, die Blase willentlich zu entleeren und die Miktion auf sozial akzeptable Art zu verzögern Enorme kulturelle und soziale Bandbreite! Ca. 20% der 6jährigen, 10% der 7jährigen, 5% der 10jährigen nässen noch regelmässig nachts ein 20. Oktober 2014 30 Fazit Das Alter in dem Kinder trocken und sauber werden, wird durch die individuelle Reifung bestimmt. Ein früher Beginn und eine hohe Intensität der Sauberkeitserziehung beschleunigen die Entwicklung der Blasen- und Darmkontrolle nicht Ein Kind zeigt mit seiner Eigeninitiative an, wann es bereit ist, sauber und trocken zu werden 20. Oktober 2014 31 Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit 20. Oktober 2014 32