Erleben und Bewältigung von Depression im Alter aus Sicht

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Erleben und Bewältigung von Depression im Alter aus
Sicht
pflegender Angehöriger
Bachelor – Arbeit
Studiengang Gesundheits- und Pflegewissenschaften (BScN)
Fakultät für Medizin
Universität: Graz
Begutachtung:
André Fringer, MScN
Vorgelegt von
Hemma Prenner
Hans-Resel-Gasse 3, 8020 Graz
Matrikelnummer: 0633131
Graz, 29.6.2009
Ehrenwörtliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Bakkalaureatsarbeit selbstständig
und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht
verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich
entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Weiters erkläre ich, dass
ich diese Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen
Prüfungsbehörde vorgelegt habe.
Graz, am 29.6.2009
Unterschrift:
I
Inhaltsverzeichnis
1. Zusammenfassung ................................................................................................. 1
Abstract................................................................................................................... 2
2. Einleitung................................................................................................................ 3
2.1. Hintergrund ...................................................................................................... 3
2.2. Problemstellung ............................................................................................... 6
3. Methodisches Vorgehen ......................................................................................... 8
3.1. Literaturrecherche ............................................................................................ 8
3.2. Ergebnisse der Literaturrecherche ................................................................... 9
3.3. Kriterien für die Literaturrecherche................................................................... 9
4. Ergebnisse.............................................................................................................14
4.1. Depression im Alter........................................................................................ 14
4.2. Erleben und Bewältigung pflegender Angehöriger ......................................... 16
4.2.1. Themen mit denen pflegende Angehörige konfrontiert werden ............... 16
4.2.2. Faktoren für die Entstehung von Belastungen......................................... 19
4.2.3. Erleben von Stigmatisierung.................................................................... 20
4.3. Unterstützung pflegender Angehöriger .......................................................... 21
4.4. Zentrale Ergebnisse ....................................................................................... 25
5. Diskussion .............................................................................................................26
6. Tabellenverzeichnis ...............................................................................................30
7. Literaturverzeichnis ...............................................................................................31
II
1. Zusammenfassung
Die demographische Entwicklung für die unmittelbare Zukunft lässt einen rasant
steigenden Anteil an alten Menschen erkennen. Ja bereits in der Gegenwart sind
bezüglich der Pflegesituation in Österreich vermehrt Stimmen zu vernehmen, die auf
diese Entwicklung insofern aufmerksam machen, als sie feststellen, dass die
öffentlichen Einrichtungen und Institutionen dem nicht mehr gewachsen sind und
schon gar nicht gewachsen sein werden. Dieser Umstand zeigt uns, wie wichtig die
Beschäftigung mit altersspezifischen Aspekten für die Pflege sowohl im privaten wie
auch im institutionalisierten Bereich ist.
Die Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der spezifischen Situation, wie
Familienmitglieder, die einen depressiven Angehörigen über 65 Jahren zu Hause
pflegen, diese Situation als pflegende Angehörige erleben und sodann auch adäquat
bewältigen können. Gerade für pflegende Angehörige ist es sehr wichtig, auch über
mögliche psychische Störungen im Alter Bescheid zu wissen, da ihnen dieses
Wissen einen dem Zustand des zu Pflegenden entsprechenden Zugang eröffnet,
aber auch sie selbst entlastet, weil sie gewisse Verhaltensweisen der alten
Menschen entsprechend zuordnen können. So z.B., dass Depression neben
Demenz die häufigste psychische Störung bei alten Menschen ist (Larsson et al.
2004) und somit eine Erkrankung, die häufiger vorkommt als viele annehmen. Durch
eine vorhandene Depression bei alten Menschen können sich nicht nur
physiologische Zustände verschlechtern sondern auch die Selbstpflege wird dadurch
beeinträchtigt (Cooke et al. 2001). Da viele alte Menschen zu Hause von ihren
Angehörigen gepflegt werden, ist es von großer Bedeutung diese Gruppe von
Pflegenden adäquat zu unterstützen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen (Bull et al.
2002).
Eine Literaturrecherche zum Thema wurde auf den Rechercheoberflächen Pub Med,
Ovid SP, SAGE und der elektronische Zeitschriftenbibliothek der Medizinischen
Universität Graz durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Pflege von depressiven Angehörigen zu vielseitigen
Belastungen in der Familie führen kann, die wiederum verschiedene Ursachen
haben. Eine umgehende Unterstützung pflegender Angehöriger durch Familie,
Freunde und professionelle Pflegende ist daher für die Zukunft von großer
Bedeutung.
1
Abstract
A demographic development shows that the number of elderly people is rising
continuously. This circumstance furthermore shows that the engagement with agespecific aspects is very important for health care. Depression is beside Dementia the
most common psychological disorder of elderly people and occurs more often than
people think. Throughout an existing Depression of elderly people not only
physiologic conditions are getting worse, but also self-care is negatively affected.
Because lot of old people receive care at their homes by their relatives, it is important
to support this group of care givers and to consider their needs.
The aim of this bachelor work is the engagement with the experience and coping of
family members, who care an over 65 years old depressive relative at home.
A literature research about the topic was made on research surfaces Pub Med, Ovid
SP, SAGE and the electronically journal library of the Medical University of Graz.
The results show that the care of depressive relatives can lead to many burdens in
the family, which can have again several reasons. The support of caring relatives
through family, friends and professional carers is of high importance.
2
2. Einleitung
Im folgenden Kapitel wird im Hintergrund die demografische Entwicklung und ihre
Bedeutung für die Pflege aufgezeigt. In der Problemstellung werden Depression im
Alter und Angehörigenpflege kurz dargestellt.
2.1. Hintergrund
Wir haben es heute und auch in Zukunft mit der Tatsache zu tun, dass durch
Fortschritte der modernen Medizin eine ständig steigende Lebenserwartung
ermöglicht und gewährleistet wird. Dies führt dazu, dass der alte Mensch zu einem
immer wichtigeren Faktor der zukünftigen Gesellschaft werden wird, sowohl was
seine passive aber auch aktive Rolle in der Gesellschaft anbelangt.
Folgende Aspekte zeigen dies sehr anschaulich:
Am Beispiel Österreich lässt sich die demographische Entwicklung mit ihrem
steigenden prozentuellen Anteil an alten Menschen an der Gesamtbevölkerung gut
erkennen. Die aktuelle Zahl der über 60-jährigen beträgt in Österreich 22,8%; für
das Jahr 2050 wird die Zahl auf 34,1% geschätzt (Statistik Austria 2009 (8.6.2009)).
Die Pflege wird aufgrund dieser demografischen Entwicklung zukünftig vor großen
Herausforderungen
stehen,
da
eine
alternde
Bevölkerung
altersspezifische
Krankheiten mit sich bringt, die spezieller Diagnose- und Behandlungsverfahren
bedürfen, da sich eben Krankheiten beim alten Menschen anders auswirken und
darstellen als bei jungen Menschen.
Dadurch, dass bei älteren Menschen
häufig
mehrere Krankheiten gleichzeitig
auftreten, als bei jüngeren, ist die Bedürftigkeit höher und in weiterer Folge die
Krankheitsbewältigung komplexer, wodurch die Anfälligkeit für eine Depression
größer ist. Eine derartige Situation stellt an die pflegenden Angehörigen eine enorme
Herausforderung dar, mit einer solchen Situation adäquat umgehen zu lernen (Cooke
et al. 2001; Muhwezi et al. 2008).
So wird gerade am Beispiel Depression ersichtlich, wie wichtig Wissen über
Depression im Alter ist, um diese erstens zu erkennen und in weiterer Folge
entsprechend behandeln zu können.
3
Ein weiterer Punkt, der in Bezug auf eine alternde Bevölkerung nicht außer Acht
gelassen werden darf, ist das soziale Umfeld, in dem sich alte Menschen bewegen.
Dieses wird vor allem dann stärker beeinflusst, wenn ältere
Menschen an
Krankheiten leiden und erst recht, wenn diese zu pflegen sind.
Freilich sind hierbei die regionalen Unterschiede zu beachten, ob es sich um
städtische oder ländliche Gesellschaften handelt, die Betreuung alter Menschen wird
hierbei jeweils andere Voraussetzungen vorfinden: Während alte Menschen am Land
noch stärker in die Familienstrukturen eingebunden werden, das heißt von ihren
Angehörigen gepflegt werden, kommt es in städtischen Gebieten vermehrt zu
Vereinsamung,
weil
in
den
städtischen
Gesellschaften
die
traditionellen
Familienstrukturen aufgebrochen sind, bedingt durch Wohn- und Arbeitssituation. In
städtischen Regionen herrscht daher vermehrt die professionelle Pflege vor. Die
regionalen Unterschiede des Pflegebedarfs wahrzunehmen und adäquat zu
bewältigen, stellt so eine spezielle Herausforderung für die zukünftige Pflege dar.
Als letzter Aspekt sei noch erwähnt, dass nicht nur die Pflege herausgefordert sein
wird, entsprechend auf die neuen gesellschaftlichen Gegebenheiten zu reagieren,
sondern das gesamte staatliche Sozialsystem wird dadurch einer ständigen
Modifizierung ausgesetzt werden. Denn die Notwendigkeit das Sozialsystem
auszubauen, wird in Hinblick auf die ständig steigernde Zahl alter Menschen, die
eigene Strukturen benötigen, verstärkt.
Wenn es um den Ausbau des Sozialsystems geht, ist allerdings ein Faktor
unabdingbar: die Unterstützung pflegender Angehöriger. Diese Gruppe leistet enorm
viel im Bereich Pflege. Ein Sozialsystem ohne die Gruppe der informellen Pflegenden
wäre nicht möglich. Daher wird es wesentlich zu den zukünftigen Aufgaben gehören,
dieser Gruppe noch mehr Beachtung zu schenken und Unterstützung, sowohl in
finanzieller wie auch in emotionaler Hinsicht, anzubieten (Bull et al 2002; Iecovich
2008; Larsson et al. 2004; Y.-H. Leon 2003)).
Inspiriert durch ein Praktikum in der Hauskrankenpflege, möchte ich mich im
Rahmen dieser Arbeit auf pflegende Angehörige fokussieren, welche depressive
Angehörige von 65 Jahren und älter pflegen. Sie leisten viel direkte Pflege,
übernehmen große Lasten für einen oft längeren Zeitraum und stellen ihr privates
Leben in den Hintergrund. Das Gesundheitssystem würde ohne pflegende
4
Angehörige vor großen Problemen stehen. Nur durch eine Berücksichtigung der
pflegenden Familienangehörigen kann in Zukunft eine erfolgreiche Pflege zu Hause
ermöglicht werden.
5
2.2. Problemstellung
Depression ist neben Demenz die häufigste psychische Störung bei alten Menschen
(Gallo & Lebowitz 1999, in Jeon 2003; Larsson et al. 2004). In einer
Weltbevölkerung, in der die Anzahl der über 60 jährigen permanent steigt, ist es für
das Gesundheitssystem von großer Notwendigkeit Optionen und Strategien zu
entwickeln, um die zukünftige Versorgung alter, oft depressiver Menschen zu regeln,
aber insgesamt auch zu gewährleisten (Mellor et al. 2008).
Das Vorkommen von Depression im Alter unterliegt generell einer falschen
Einschätzung; nicht nur verbinden viele mit Depressionen keine Krankheit, sondern
ihr Vorkommen wird oft auch bagatellisiert. Faktum ist aber, dass Depression eine
Erkrankung ist, die häufiger vorkommt als viele denken. Durch eine vorhandene
Depression bei alten Menschen können sich nicht nur physiologische Zustände
verschlechtern sondern auch die Selbstpflege wird dadurch beeinträchtigt. Dies kann
in weiterer Folge zu einer Einweisung in ein Pflegeheim führen. Das Wissen über die
Identifikation und Behandlung von Depressionen alter Menschen ist daher besonders
wichtig, weil dadurch eine Langzeitpflege verhindert werden kann (Cooke et al.
2001).
Einen Großteil der Pflege von depressiven alten Menschen wird von informell
Pflegenden im häuslichen Umfeld in den Familien geleistet, insbesondere
Verwandten und Freunde (Angermeyer, Bull, Bernert, Dietrich, &Kopf 2006, in
Muhewezi et al. 2008). Sie tragen den größten Anteil an sozialer Pflege und
Unterstützung für ihre kranken Angehörigen, werden aber in ihrer tragenden Rolle als
pflegende Angehörige zu selten wahrgenommen (Arksey & Glendinning 2007, in
Muhewezi et al. 2008; Bull et al. 2002).
Für eine zukünftige Strategie im Pflegebereich ist es daher notwendig, dass sich die
Behandlung depressiver alter Menschen nicht nur auf den Patienten beschränken
darf, sondern auch die Bedürfnisse der Angehörigen beachtet werden müssen. Das
wahrnehmen von Bedürfnissen, die Beratung und das Informieren, die emotionale
Unterstützung und das Aufzeigen von Hilfemöglichkeiten zählen zu den wesentlichen
Anliegen pflegender Angehöriger (Iecovich 2008).
6
Das Gesundheitssystem spielt hier insofern eine tragende Rolle, als dass es soziale
Leistungen für informelle Netzwerke und deren Umfeld erbringt. Diese Leistungen
und Unterstützungen sind von großer Bedeutung, da sie eine Institutionalisierung der
Pflege hinauszögern und/oder vermeiden können (Larsson et al. 2004).
Ziel dieser Arbeit ist es daher, die spezifische Situation und die damit verbundenen
Schwierigkeiten und Konflikte pflegender Angehöriger, die depressive Angehörigen
pflegen, und sodann die Bewältigung dieser Schwierigkeiten und Probleme, die
während der Pflege entstehen können, durch einen pflegewissenschaftlichen Zugang
zu thematisieren.
Folgende Frage soll anhand der formulierten Ziele durch die vorliegende
Literaturstudie beantwortet werden:
Wie
erleben
und
Familienmitgliedes
bewältigen
über
65
Familien
die
Jahren,
depressive
im
Erkrankung
häuslichen
eines
Bereich.
7
3. Methodisches Vorgehen
In diesem Kapitel wird die Literaturrecherche anhand von Auswahlkriterien und
Schlagwortsuche erläutert. Weiters werden die in dieser Arbeit verwendeten Studien
und Artikel in einer Tabelle bezüglich der Forschungsfrage, Methode und Ziel kurz
dargestellt.
3.1. Literaturrecherche
Die Grundlage dieser Arbeit bildet eine Literaturrecherche zum Thema „Erleben und
Bewältigung von Depression im Alter aus Sicht pflegender Angehöriger“, von
Publikationen im Zeitraum von 1998-2008.
Die Literaturrecherche fand im Zeitraum Oktober 2008 bis Jänner 2009 statt. Die
Recherche wurde mit Hilfe der Rechercheoberflächen Pub Med (kostenfreie Version
der
Datenbank
MEDLINE),
Ovid
SP,
SAGE
und
der
elektronische
Zeitschriftenbibliothek der Medizinischen Universität Graz durchgeführt.
Auswahlkriterien für die Literatur waren:
•
die Publikationen müssen deutsch oder englischsprachig sein,
•
sollten nicht älter als vor 1998 publiziert worden sein
•
ein inhaltlicher Bezug zur Pflegewissenschaft/Pflegepraxis sollte bestehen
Schlagwortsuche
Der Oberbegriff „depression“ ergab in allen Datenbanken mehrere hundert Treffer.
Die Schlüsselwörter wurden auf ihre Datenbanktauglichkeit hin mittels der Medical
Subheadings von Pub Med überprüft und spezifiziert. Schlagwortkombinationen von
folgenden Suchbegriffen wurden verwendet: „depressiv syndrome“, „home care“,
„family“, „old age“.
Englischsprachige Publikationen ließen sich auf jeder Datenbank ausmachen.
Die Internetrecherche zum Thema in deutscher Sprache wurde mittels der
elektronischen
Zeitschriften
Bibliothek
der
Medizinischen
Universität
Graz
durchgeführt, indem eine Suche in bedeutenden deutschsprachigen Journalen
vollzogen wurde.
8
Durch
eine
erste
Literatursichtung
Literaturverzeichnisses
durchgeführt.
Mit
wurde
Hilfe
der
eine
anhand
erneute
ausgewählten
der
Abstracts
Einschränkung
Artikel
konnte
und
der
des
Auswahl
durch
das
„Schneeballprinzip“ weitere Literatur eruiert werden. Das heißt
im Literaturverzeichnis der bereits gefundenen Artikel, wird nach weiteren
themenrelevanten Titeln gesucht, die wiederum zu Literatur führen können usw.
3.2. Ergebnisse der Literaturrecherche
Anhand der Ergebnisse der ersten Literaturanalyse zeigte sich, dass mehr
Forschung zu dem Thema Demenzkranke und Familienpflege im häuslichen Bereich
vorhanden ist als zum Thema Depression. Weiters ließ sich einiges zum Thema alte
Menschen und Depressionen ausmachen, allerdings weniger oft in Bezug auf das
Erleben und wie Familienangehörige, die zu Hause depressive alte Menschen
pflegen und die spezifische Situation ihres Pflegealltags bewältigen.
3.3. Kriterien für die Literaturrecherche
Da meine Forschungsfrage auf die Bewältigung und das Erleben von Depression
pflegender Angehöriger abzielt, steht bei gewählten Studien und Artikeln ein
qualitativer Forschungsansatz im Mittelpunkt.
Bei der Bewertung der Studien und Artikel wurden daher die Kriterien, von Davis &
Logan (2005), für qualitative Forschungsdesigns herangezogen.
Zusammengefasst ergeben sich daraus folgende Punkte, die es bei einer Beurteilung
zu beachten gilt:
1. Titel, Abstract und Einleitung betrachten
2. Berücksichtigung ethischer Kriterien
3. Prüfen von Setting, Stichprobe, Datensammlung und –Analyse
4. Betrachtung der Methode in Bezug auf die Forschungsfrage, das Design und
die Stichprobe
5. Beurteilung der Allgemeingültigkeit der Studie und Relevanz für die Praxis
9
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterium für die recherchierten Ergebnisse war hauptsächlich die
Kombination von Depression und Medizinische Aspekte sowie im Zusammenhang
mit Psychiatrischen Aspekten der Pflege.
In folgender Tabelle werden nun die gefundenen Artikel und Studien der
Literaturrecherche, die nachfolgend in dieser Arbeit diskutiert werden, kurz bezüglich
ihrer Forschungsfrage, Methode und Ergebnis dargestellt.
10
Tabelle 1: Übersicht der Studien und Artikel
Author
Jahr
Titel
Ziel bzw. Forschungsfrage
Bull et al.
2002
Needs and support for family
Ziel
Caregivers
professionelle
of
Cronically
elders
ill
diese
ist
eine
Anleitung
Pflegende
Risiken,
damit
Bedürfnisse
Ressourcenbereitstellung
pflegende
Angehörige
für
und
Methode
Ergebnis
Artikel zur Darstellung des
Ressourcen
Family
identifiziert, die professionelle
Caregiver
Assessment
für
Pflegende verwenden können,
um
adäquat
wurden
pflegende
Angehörige
anzuleiten und zu unterstützen.
vornehmen können.
Cooke et al.
2001
Geriatric Depression
Das
Ziel
des
Aufmerksam
besseren
Artikels
ist
das
machen
einer
Diagnostik
und
Artikel zur Darstellung von
Depression im Alter wird meist
Depression im Alter
nicht
diagnostiziert,
unterbehandelt
und
mit
wird
Assessment von Depression im
Verbindung
Alter und weiters eine verbesserte
Ergebnissen gebracht.
ist
in
schlechten
Ausbildung um die Erkennung von
depressiven
Symptomen
zu
erhöhen.
Devi et al.
2007
Elderly and Depression
Das Ziel ist es herauszufinden, ob
Strukturierter Fragebogen
Es besteht eine signifikante
ein Zusammenhang zwischen der
Beziehung
Familienbeziehung
Qualität der Familienbeziehung
vorhandenen
und
depressiven
zwischen
und einer Depression.
Symptomen, besteht.
11
der
Iecovich
2008
Caregiving Burdon, Comunity
Das Ziel ist es heraus zu finden, in
Review of Literatur und
Die
Services, and Quality of Life of
welcher Weise sich verschiedene
Face to Face Interview
pflegenden Angehörigen wird
Primary Caregivers of Frail
Arten der Unterstützung auf die
stark beeinflusst durch Pflege
Elderly Persons
Belastung
pflegenden
und der daraus entstandenen
Angehörigen auswirken und ob die
Belastung. Weiters wird sie
Last Einfluss auf die Lebensqualität
beeinflusst durch vorhandene
von pflegenden Angehörigen hat.
Unterstützung,
der
der
Lebensqualität
pflegenden
von
Eigenschaften
Angehörigen
und dem ökonomischen Status.
Larsson et al.
2004
Dementia
and
Depressive
Das Ziel ist es, Einflüsse von
Interview
Depressive Symptome erhöhen
Symptomes as Predictors of
öffentlichen
die
Chancen,
Home Help Utilisation among
Hauskrankenpflegeeinrichtungen zu
Hauskrankenpflege
the oldest old
prüfen, speziell bei Demenz und
bekommen.
zu
Depression.
Mellor et al.
Muhwezi et
al.
2008
2008
The Management of Depressed
Das Ziel ist eine Darstellung von
Elderly Care Recipients: Family
Erwartungen
Perspectives on the Skill of
Professional Carers
Caregivers
Experiences
with
Major Depression Concealed
Semistrukturiertes Interview
Pflegende
vermeiden
es
Angehöriger an die Fähigkeiten und
Patienten
über
der
verbundenen
Symptome zu sprechen und
Unterstützung durch professionelle
kommunizieren ihre Bedenken
Pflegende.
nicht mit Hausärzten.
damit
pflegender
Professionelle
Ziele sind es, Erwartungen von
pflegenden Angehörigen, die
Interview
mit
ihren
depressive
Pflegende Angehörige nehmen
depressive Symptome selten
12
by Physical Illness in Patients
Ziel
Recruited
depressiven
From
Central
ist
die
Darstellung
von
wahr und/oder schieben eine
Symptomen,
beispielsweise
Ugandan Primary Health Care
Möglichkeiten und Barrieren in der
Stimmung
Centres
Pflege
körperliche Erkrankung.
und
wie
pflegende
auf
depressive
eine
andere
Angehörige mit einer depressiven
Erkrankung umgehen.
Muhlbauer
2002
Experience
Families
of
with
Stigma
by
Das Ziel ist es, Stigmatisierung aus
Mentally
ill
der Sicht von Familienangehörigen
eines fortlaufenden Prozesses
um
Members
Semistrukturiertes Interview
Typen,
Konsequenzen
gesehen
und
herauszufinden
und
privaten
und
Managementstrategien zu finden.
Jeon Y.-H.
2003
Stigmatisierung wird als ein Teil
Ziel
ist,
ein
Das
with Family Caregivers of older
Familienpflege
people with depression: Review
psychischen
of the Literatur
vermitteln und welche Rolle hierbei
öffentlichen
Bild
der
Bereich
der
Erkrankungen
zu
Review of Literatur
Die Studie zeigt die Wichtigkeit
von
Unterstützung
pflegende Angehörige.
professionelle Pflegende spielen.
Weiters soll die Bedeutsamkeit von
Wissen für professionelle Pflegende
in
der
werden,
Pflegepraxis
die
Angehörigen
im
Bereichen vor.
Mental Health Nurses’ work
im
kommt
aufgezeigt
mit
pflegenden
eines
depressiven
Familienmitgliedes arbeiten.
13
für
4. Ergebnisse
In folgendem Kapitel sollen nun die Ergebnisse der Literaturrecherche gezeigt
werden. In einem ersten Schritt soll das Phänomen „Depression im Alter“ präsentiert
und in einem weitern Schritt auf das Erleben und die Bewältigung pflegender
Angehöriger eingegangen werden. Der letzte Schritt beinhaltet Möglichkeiten der
Unterstützung pflegender Angehöriger.
4.1. Depression im Alter
Spricht man von „alten Menschen“ so sind meist Menschen über 65 Jahre gemeint
(Cooke et al. 2001).
Nach der ICD-10 wird eine Depressive Episode folgendermaßen definiert:
„Bei den typischen leichten, mittelgradigen oder schweren Episoden, leidet der
betroffene Patient unter einer gedrückten Stimmung und einer Verminderung von
Antrieb und Aktivität. Die Fähigkeit zu Freude, das Interesse und die Konzentration
sind vermindert. Ausgeprägte Müdigkeit kann nach jeder kleinsten Anstrengung
auftreten. Der Schlaf ist meist gestört, der Appetit vermindert. Selbstwertgefühl und
Selbstvertrauen sind fast immer beeinträchtigt. Sogar bei der leichten Form kommen
Schuldgefühle oder Gedanken über eigene Wertlosigkeit vor. Die gedrückte
Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände
und kann von so genannten "somatischen" Symptomen begleitet werden, wie
Interessenverlust oder Verlust der Freude, Früherwachen, Morgentief, deutliche
psychomotorische Hemmung, Agitiertheit, Appetitverlust, Gewichtsverlust und
Libidoverlust. Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome ist eine depressive
Episode als leicht, mittelgradig oder schwer zu bezeichnen.“
(ICD-10-Codes 2009 (8.6. 2009))
Diese Definition zeigt, wie komplex eine depressive Erkrankung sein kann. So
vielseitig wie sich Symptome präsentieren können, gibt es auch verschiedenen
Ursachen für eine Depression im Alter. Auslösende Faktoren werden im nächsten
Punkt erklärt.
14
Auslösende Faktoren für eine Depression im Alter sind vorwiegend Verlust- und
Entfremdungserlebnisse.
Hierzu zählen:
•
Verlust von Partner und Bezugsperson bis zur Vereinsamung
•
Verlust von Rolle, Status und Selbstwertgefühl
•
Verlust von Einkommen bis zur Verarmung
•
Verlust der gewohnten Umgebung bis zum Rückzug
•
Verlust der gewohnten Umgebung bis zum Rückzug
•
Verlust der Gesundheit bis zur Pflegebedürftigkeit
•
Verlust bisheriger Kompetenzen bis zur Hilflosigkeit
•
Verlust von Selbstständigkeit bis zur totalen Abhängigkeit
•
Verlust von Freiheit in Familie oder Heim
•
Verlust von religiöser Bindung
(Grond 1993, S.29/30)
Bei genannten Verlustsituationen von alten Menschen ist der Verlust von Gesundheit
bis zur Pflegebedürftigkeit von besonders großer Bedeutung. Der Verlust von
Gesundheit wird bei alten Menschen häufig nicht nur durch eine Erkrankung erreicht,
sondern auch durch ein gleichzeitiges Zusammentreffen mehrer Krankheiten.
Multimorbidität ist beim alten Menschen sehr häufig und verstärk oft eine Depression.
Es gibt Erkrankungen, mit denen außerdem häufig eine Depression verbunden ist.
Beispielsweise wird schon seit ca. 60 Jahren ein Zusammenhang zwischen
Kardiovaskulären Erkrankungen und Depression aufgezeigt. Weiters ist Depression
eine häufige Diagnose bei chronischen Schmerzpatienten, Krebserkrankungen und
Arthritis. 50% der Patienten mit chronischen Schmerzen verfallen zusätzlich in eine
Depression. Einige neurologische und psychiatrische Erkrankungen sind auch häufig
der Grund für eine Depression. Speziell bei Patienten mit Parkinson besteht ein
hohes Risiko von etwa 50%, zusätzlich noch an einer Depression zu erkranken
(Cooke et al. 2001).
Die Korrelation von Depression und Demenz stellt sich weiters als sehr signifikant
heraus, da sie die häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter sind.
In einer repräsentativen Studie über 85 jährigen SchwedInnen, wurden bei 25% der
Personen mit Demenz depressive Syndrome diagnostiziert (Larrson et al. 2004).
15
Depression im Alter ist viel häufiger und noch mehr tabuisiert als man denkt und wird
in Zusammenhang gebracht mit erhöhter Sterblichkeit, verringerter Lebensqualität,
verschlechternde Prognosen für zusätzliche begleitende medizinische Beschwerden
und ein erhöhtes Risiko für Suizid. Obwohl viele Ärzte und Patienten, Symptome von
Depressionen als zwangläufige Folgen des Älterwerdens aufzeigen, sind sich aber
Wissenschaft und Experten darüber einig, dass Depression keine normale
Gegebenheit bei alten Menschen ist. Depression erzeugt mehr soziale Unfähigkeit
als viele andere gewöhnliche Beschwerden des alten Menschen, wie beispielsweise
Diabetes,
Arthritis,
Rückenschmerzen,
Bluthochdruck
oder
kardiovaskuläre
Erkrankungen.
Depressive Symptome sind auch verantwortlich für psychische Beeinträchtigungen
und eingeschränkte körperliche Funktionen und somit auch für den Verlust der
Selbstpflege. Eine adäquate Erkennung dieser Symptome und deren Behandlung
kann den Beginn einer Langzeitpflege verringern (Cooke et al. 2001).
Der Tatsache, dass Depression mit einem signifikant höheren Level an Abhängigkeit
im täglichen Leben verbunden ist, wurde bislang zu wenig Beachtung geschenkt
(Larrson et al. 2004).
4.2. Erleben und Bewältigung pflegender Angehöriger
Das Erleben und die Bewältigung der Pflege eines depressiven über 60-jährigen
Angehörigen,
bringen verschiedene Themen mit sich, mit denen pflegende
Angehörige konfrontiert werden. Es ist für Angehörige von Gesundheitsberufen von
großer Bedeutung, diese zu kennen, da sie für eine adäquate Betreuung von
pflegenden Angehörigen und Gepflegten Vorraussetzung sind.
Im Folgenden werden Ergebnisse der Literaturrecherche aufgezeigt, die für
pflegende Angehörige wesentlich sind, wie sie einerseits ihre spezifische Situation
als Pflegende erleben und sodann auch bewältigen.
4.2.1. Themen mit denen pflegende Angehörige konfrontiert werden
nach Muhwezi et al. (2008)
Im folgendem werden die Ergebnisse von Muhwezi et al. (2008) vorgestellt und aus
diesem Grund wird auf eine fortlaufende Zitation des Autors verzichtet.
16
Die Studie von Muhwezi et al. (2008) benennt vier Schlüsselthemen, mit denen sich
pflegende Angehörige in der Pflege von depressiven Familienmitgliedern im
häuslichen Bereich beschäftigen. In dieser Studie wurden 29 pflegende Angehörige,
die 29 depressive und physisch Beeinträchtigte pflegen, interviewt. Die zu
pflegenden Familienmitglieder sind achtzehn Jahre und älter und werden zu Hause
gepflegt. Es handelt sich also nicht speziell um alte Menschen (65 Jahre und mehr).
Die Ergebnisse sind für diese Arbeit sehr relevant, da sie sehr detailliert beschreiben
mit welchen Themen Angehörige, die depressive Familienmitglieder pflegen,
konfrontiert werden.
Im Folgenden sollen die vier Schlüsselthemen thematisiert werden:
a) Vorstellung pflegender Angehöriger bezüglich einer Depression
Pflegende Angehörige sprechen nicht ausdrücklich über eine Depression im Sinne
der DSM-IV(Diagnostic and statistical manual of mental disorders). Sie erzählen über
dementsprechende Symptome im Sinne der DSM-IV, aber identifizieren diese nicht
mit einer Depression. Die Entscheidung, Hilfe in Anspruch zu nehmen, würde nach
Aussage
der
pflegenden
Angehörigen
erst
getroffen
werden,
wenn
dementsprechende Symptome ähnlich wahrnehmbar und zu Problemen führen
würden.
„To tell the truth …I thought that it was a simple fever that would go with a few tablets
or injections. Her problem started like any other fever, with joint paints, going to bed
even when not sleepy, (an) increase in body temperature and a feeling of dizziness.
She would be in her bed most times and say that she was not feeling well. Other than
loosing appetite for food and increased body temperature there was nothing else that
happened. “ (…)(S.1102)
Weiters berichten pflegende Angehörige über einschneidende Erlebnisse ihrer
depressiven Familienmitglieder, die ihrer Meinung nach eine wichtige Rolle in der
Äthiologie der Depression spielen. Bei solch einschneidenden Erlebnissen geht es
um
schmerzliche
Verlustsituationen,
Trauersituationen,
Ausgaben
für
das
Wohlergehen ihrer Kinder und gesundheitsbezogene Situationen, u.a. Weitere
Ursachen, die depressive Verstimmungen und Grübeln verstärken sind Probleme um
17
zerbrochene Beziehungen, Geld und Arbeitsprobleme und Erlebnisse rund um den
Tod.
b) Barrieren des Blickwinkels pflegender Angehöriger
Die Effektivität der Pflege wird beeinflusst durch das Wissen über die Krankheit und
deren Komplikationen. Es ist für pflegende Angehörige jedoch leichter, körperliche
Probleme wie Schmerzen, Hypertonie, Gelenkprobleme, usw. aufzuzählen als eine
Depression zu benennen.
Wenn
pflegenden
Angehörigen
depressive
Symptome
ihrer
depressiven
Familienmitglieder aufgezeigt wurden, fühlten sie sich peinlich berührt, dies als eine
„Depression“ zu bezeichnen, da diese Bezeichnung eine Stigmatisierung bezüglich
einer psychischen Erkrankung hervorrufen kann.
„If the person telling me that my patient has a mental illness is a professionel, I may
accept. But not these people around who may deceive to scare us.”(S.1105)
c) Ressourcen und Möglichkeiten für das Zurechtkommen mit einer Depression
Pflegende Angehörige berichten, dass sie den Druck, der durch die Pflege
hervorgerufen wird, besser abbauen können, wenn sie Unterstützung von anderen
Personen bekommen. Auch der Kontakt zu anderen Familien mit gleichen Problemen
und Aktivitäten in der Kirche sind wichtige Ressourcen der Bewältigung.
Es ist wichtig zu wissen, dass soziale Unterstützung von der Familie, von Freunden
und Angehörigen von Gesundheitsberufen von großer Bedeutung ist. In dieser
Studie werden all die angeführt, die Unterstützung leisten außer Angehörige von
Gesundheitsberufen, die in der sozialen Unterstützung leider fehlen.
Das Fehlen von professioneller Unterstützung, Ablehnung einer Depression und
Angst vor deren Auswirkungen, machen es schwer, adäquate Pflege bereitzustellen.
Einige pflegende Angehörige können die Tatsache nicht nachvollziehen, dass sie an
der Verbesserung der Depression mitwirken auch können, speziell durch ihre
Einstellung, die sie bezüglich einer Depression darlegen und der damit verbundenen
Pflege.
18
d) Die Perspektive von pflegenden Angehörigen über Konsequenzen einer
Depression
Pflegende
Angehörige
berichten,
dass
die
depressive
Stimmung
eines
Familienmitgliedes das Funktionieren der Familienstruktur wie z.B. das Treffen von
Entscheidungen
und
das
Wohlergehen
des
depressiven
Angehörigen,
beeinträchtigt. Der entstandene negative Einfluss macht sich besonders in der
Störung von sozialen Funktionen und ökonomischen Aktivitäten sichtbar.
4.2.2. Faktoren für die Entstehung von Belastungen
nach Iecovich (2008)
Im folgendem werden die Ergebnisse von Iecovich (2008) vorgestellt und aus
diesem Grund wird auf eine fortlaufende Zitation des Autors verzichtet.
In der Studie von Iecovich (2008) wird das Model von Pearlin et al. (1990)
herangezogen.
Es
zeigt
Faktoren
auf,
die
während
der
Pflege
eines
Familienmitgliedes entscheidend sein können, für die Entstehung von Belastungen
bei pflegenden Angehörigen.
a) Soziodemographische Faktoren
Dazu zählen Geschlecht, Alter, Ausbildung, sozioökonomischer Status,
Ethnizität, kultureller Hintergrund.
b) Stressfaktoren
Hier spielt das Ausmaß der Pflege eine große Rolle wie beispielsweise
wöchentliche Stunden in denen sich die der/die pflegende Angehörige, der
Pflege widmen muss.
c) Soziale Unterstützung
Hierzu zählen das Vorhandensein von sozialer Unterstützung, angewandte
Coping-Strategien, um Stress zu reduzieren und die Qualität der Beziehung
zwischen Pflegenden und Gepflegten.
19
Es ist wichtig die Faktoren für die Entstehung von Belastungen, denen pflegende
Angehörige ausgesetzt sind konkret zu benennen und positiv auf sie einzuwirken, da
die Gesundheit und Lebensqualität der Pflegenden in einem hohen Maße mit den
entstandenen Belastungen korreliert.
Studien zeigen, dass die Lebensqualität der pflegenden Angehörigen beim
regelmäßigen Besuch ihre Angehörigen eines Tageszentrums höher war. Dies zeigt
die bedeutungsvolle Rolle, die Pflegezentren spielen können: Pflegende brauchen
mehr gemeinschaftsbezogene Serviceleistungen, in denen sie eine Ruhepause
haben, und ihnen so für kurze Zeit täglichen Verpflichtungen abgenommen werden.
4.2.3. Erleben von Stigmatisierung
nach Muhlbauer (2002)
Im folgendem werden die Ergebnisse von Muhlbauer (2002) vorgestellt und aus
diesem Grund wird auf eine fortlaufende Zitation des Autors verzichtet.
Die Studie von Muhlbauer (2002) befasst sich mit dem Erleben von Stigmatisierung
bei einem Familienmitglied mit einer psychischen Erkrankung. Es wurden 26
Personen im Alter von 40-76 Jahren mittels semi- strukturierter Interviews befragt. Es
handelt sich um Angehörige von Familienmitgliedern mit Schizophrenie, Depression
und Bipolarer Störung.
Stigmatisierung ist in dieser Studie definiert als:
„a societal reaction that singles out mental illness as an undesirable attribute, defines
the possessing person according to the attribute, and devalues the person who
possesses it (Brunton 1997 in Muhlbauer 2002).
Das Erleben einer Stigmatisierung findet nach Muhlbauer in einem Prozess statt, der
folgende vier Phasen enthält: Erhöhtes Bewusstsein und Krisen; rezidivierende
Krisen und Instabilität; steigende Stabilität und Entwicklung von Coping Strategien;
Entwicklung und Eintreten.
In der Phase des erhöhten Bewusstsein und von Krisen spielen zu wenig Wissen,
Zweifel, Trennung, Andersartigkeit, Zurechtkommen mit Gefühlen wie Schuld, Zorn,
20
Frustration und die Angst, dass die Erkrankung des Familienmitgliedes an die
Öffentlichkeit kommen kann, eine Rolle.
Die Befragten sprachen über Schuldgefühle dahingehend, dass die Erkrankung
möglicherweise ihren Ursprung in der Familie hat. Weiters sprachen sie über
Hilflosigkeit, die aufkam, wenn sie daran dachten, wie ihr psychisch erkranktes
Familienmitglied in der Gesellschaft gesehen wird.
Bei immer wiederkehrenden Krisen und Instabilität beschreiben Angehörige, dass
ihnen immer wieder Stigmatisierung im alltäglichen Leben begegnet. Gefühle von
Ausgrenzung bis Akzeptanz treten auf.
Die Phase der steigenden Stabilität und Entwicklung von Coping Strategien ist
charakterisiert durch eine gesteigertes Selbstbewusstsein der Angehörigen und der
Wille, das Schweigen über die Erkrankung zu brechen. Angehörige erfahren auch
positive Erlebnisse im Umgang mit der psychischen Erkrankung und verändern ihre
Reaktionen.
In dieser Phase kommt es zu positiven Entwicklungen der Betroffenen bezüglich
ihres Auftretens und Denkens über psychische Erkrankungen. Aufgrund der
gemachten Erfahrungen bemühen sich einige Befragte, die negativen Einstellungen
bezüglich psychisch Erkrankter zu verbessern und setzten sich in der Öffentlichkeit
für die Rechte dieser ein.
4.3. Unterstützung pflegender Angehöriger
nach Mellor et al. (2008) und Bull et al. (2002)
Im folgendem werden die Ergebnisse von Mellor et al. (2008) vorgestellt und aus
diesem Grund wird auf eine fortlaufende Zitation des Autors verzichtet.
In der Studie von Mellor et al. (2008) werden 15 Familienangehörige interviewt, deren
depressive Angehörige in einem Pflegeheim (10 Personen) oder direkt zu Hause (5
Personen) gepflegt werden.
Mittels Semistrukturierter Interviews wurden sie zu dem Wissen über Depression
befragt,
über
das
professionelle
Pflegende
verfügen,
welche
Fähigkeiten
21
professionelle Pflegende haben, wenn sie bei einem alten Menschen depressive
Symptome bemerken, ob sie regelmäßig das Vorhandensein von depressiven
Symptomen kontrollieren; wie sich professionelle Pflegende fühlen, wenn sie mit
alten Menschen und deren Familien über Depression sprechen und ob eine
Beziehung zu dem Hausarzt des alten Menschen besteht.
Im Folgenden werden Themen der Interviews dargestellt:
a) Fähigkeiten professioneller Pflegender
Hier geht es um das Wissen von Depression, um Fähigkeiten in der Pflege von
depressiven alten Menschen und um das Selbstvertrauen in so einer Pflegesituation.
Familienangehörige meinen, dass professionelle Pflegende wenig Bewusstsein dafür
haben, in welchem Ausmaß die Depression den zu Pflegenden belastet. Den Grund
dafür sehen sie in dem fehlenden Wissen über Depression im Alter. Und dieses
Wissen hängt wiederum von der Länge der Berufsausübung und Erfahrung ab. Je
länger professionelle Pflegende diesen Beruf ausüben desto mehr Wissen und
Erfahrung ist über Depression im Alter vorhanden.
Geht es um die Fähigkeiten professioneller Pflegender, so gäbe es hier einiges zu
verbessern. Wenn über Erkrankungen des Depressiven gesprochen wird, werden
primär medizinische Diagnosen erörtert und die vorhandene Depression wird oft nicht
erwähnt. Im Assessment wird ebenso selten der physische Zustand in den
Vordergrund
gestellt
und
eine
Erhebung
bezüglich
einer
psychischen
Krankheitsgeschichte außer Acht gelassen.
Aufgrund mangelnden Selbstvertrauens professioneller Pflegender werden Fragen,
die den emotionalen Bereich und die Gefühle betreffen, von professionellen
Pflegenden zu selten gestellt.
b) Barrieren in der Pflege von depressiven alten Menschen
Hier geht es um arbeitsplatzbezogene Faktoren und Faktoren, die auf den
depressiven alten Menschen oder professionelle Pflegende gerichtet sind.
Am Arbeitsplatz geht es den Familienangehörigen um die Kommunikation aller
Beteiligten, um Personalressourcen und die Rollen des Personals.
22
Probleme bestehen manchmal in der Kommunikation professioneller Pflegender
untereinander. Kommunikationsschwierigkeiten gäbe es laut Angehörigen auch in
der Kommunikation zwischen professionellen Pflegenden und Hausärzten über
mögliche frühere psychische Probleme wie Depressionen.
In der Kommunikation zwischen professionellen Pflegenden und den Familien
ergeben sich auch Schwierigkeiten, wenn Familienangehörige zu wenig Information
über den Gesundheitszustand bekommen. Jedoch funktioniert diese Kommunikation
in zufrieden stellender Weise wenn Informationen ausreichend weiter gegeben
werden.
In Bezug auf personelle Ressourcen sprachen alle Befragten über einen zu niedrigen
Personalschlüssel und einer damit verbundenen Überarbeitung der professionellen
Pflegenden. Zu wenig zur Verfügung stehende Zeit hindere daran, sich mit einem
Patienten ausreichend beschäftigen zu können, was die Pflegequalität von
depressiven alten Menschen wiederum negativ beeinflusst.
Im folgendem werden die Ergebnisse von Bull et al. (2002) vorgestellt und aus
diesem Grund wird auf eine fortlaufende Zitation des Autors verzichtet.
Bull et al. (2002) beschreibt in seinem Artikel wie professionelle Pflegende in ihrer
Arbeit mit pflegenden Angehörigen unterstützt werden können. Da eines der
grundlegendsten Bedürfnisse pflegender Angehöriger Information ist, spielt die
Informationsweitergabe für professionelle Pflegende eine entscheidende Rolle. Die
erwünschte Information bezieht sich auf die Krankheit des zu pflegenden
Familienangehörigen und was von dieser Information zukünftig zu erwarten ist.
Weitere wichtige Themen sind der Umgang mit Stress und mit dem Tod. Fast 60%
aller professioneller Pflegender, wollen Unterstützung bezüglich des Umgangs mit
Stress und mehr als 26% wünschen sich Hilfe im Finden von Copingstrategien, wenn
es um den Tod geht. Die Bedürfnisse professioneller Pflegender zu kennen ist von
großer Bedeutung, da nur so, auch
Pflegende Angehörige adäquat unterstützt
werden können.
Im Folgenden wird ein „Family Caregiver Asessment“ gezeigt, dass professionelle
Pflegende in der Arbeit mit pflegenden Angehörigen unterstützen kann.
23
Tabelle 2: Family Cargiver Asessment
Role Needs
What does the caregiver know about the elder’s disease or illness?
Can the caregiver distinguish symptoms related to normal aging from complications
of illness?
Does the caregiver know signs of adverse reactions to medications?
Does the caregiver have questions about special diet or treatment plan?
What are the caregiver’s expectations about the illness trajectory?
Does the caregiver feel confident about his or her skills and time management?
What tasks would the caregiver like help with?
Any financial concerns related to caregiving or health insurance coverage?
Caregiver’s health
How is the caregiver coping?
Any concerns about own health?
To whom does he or she turn when he or she needs help?
To what extent is the help he or she receives meeting his or her needs?
Does the family caregiver feel abandoned by other family members?
Zusammenfassend wurde in diesem Kapitel auf Depression im Alter, mit einer
Definition der ICD-10, auslösenden Faktoren und Depression im Alter als Ursache für
weitere Erkrankungen, eingegangen. Weiters
wurden Ergebnisse von Studien in
Bezug auf Erleben und Bewältigung pflegender Angehöriger präsentiert und wie
pflegende Angehörige unterstützt werden können.
24
4.4. Zentrale Ergebnisse
Depression im Alter kann vielseitige Symptome haben und ist meist zurückzuführen
auf Verlust- und Entfremdungserlebnisse (Ground 1993).
Des Weiteren kann gerade beim alten Menschen Multimorbidität Ursache für eine
Depression sein. Depressive Symptome sind auch verantwortlich für psychische
Beeinträchtigungen und eingeschränkte körperliche Funktionen und somit auch für
den Verlust der Selbstpflege. Eine adäquate Erkennung dieser Symptome und deren
Behandlung kann den Beginn einer Langzeitpflege verringern (Cooke et al. 2001).
Nach Muhwezi et al. (2008) identifizieren pflegende Angehörige depressive
Symptome nicht mit einer Depression, vielmehr es ist für sie leichter, körperliche
Probleme aufzuzählen als eine Depression zu benennen. Außerdem hat eine
Depression negativen Einfluss auf das Funktionieren der Familie. Durch
Unterstützung von Seiten der Familie, von Freunden und Angehörige von
Gesundheitsberufen wird die Situation jedoch erleichtert.
Iecovich (2008) führt Faktoren an, die für die Entstehung von Belastungen von
Bedeutung sind. Es sind dies Soziodemografische Faktoren, Stressfaktoren und
Ausmaß an sozialer Unterstützung.
Nach Muhlbauer (2002) kann bei einem depressiven Angehörigen auch das Problem
einer Stigmatisierung auftreten. Angehörige durchlaufen hier vier Phasen: Diese
reichen von der Entstehung von Krisen aufgrund einer Stigmatisierung, bis dahin,
dass Coping Strategien entwickelt werden.
In Bezug auf die Unterstützung pflegender Angehöriger zeigt Mellor et al. (2008),
dass je länger professionelle Pflegende diesen Beruf ausüben, mehr Wissen und
Erfahrung über Depression im Alter vorhanden ist, ein Umstand, der sich wiederum
positiv auf die Pflege auswirkt. Bull et al. (2002) zeigen in Bezug auf die
Unterstützung pflegender Angehöriger weiter auf, dass für diese die
Informationsweitergabe von Seiten der professionellen Pflegenden über die
Krankheit des zu Pflegenden von sehr großer Bedeutung ist.
25
5. Diskussion
Im Folgenden sollen die Ergebnisse diskutiert und die Bedeutung für die
Pflegewissenschaft und Politik aufgezeigt werden.
Wie die Ergebnisse zeigen, erzeugt Depression im Alter soziale Unfähigkeit, und ist
oft verantwortlich für den Verlust von physischen Fähigkeiten und der damit
verbundenen Selbstpflege. Die Diagnose einer Depression im Alter ist von großer
Bedeutung, da eine adäquate Behandlung des depressiven Menschen eine
Langzeitpflege verkürzen oder sogar verhindern kann (Cooke et al. 2001).
Ursachen
für
Depression
im
Alter
sind
vorwiegend
Verlust-
und
Entfremdungserlebnisse. Hierzu können der Verlust von Bezugspersonen, dem
Beruf, der gewohnten Umgebung oder Selbstständigkeit zählen (Ground 1993).
Besonders der Verlust der Gesundheit ist für das Entstehen von Depressionen nicht
hoch genug zu bewerten. Ältere Menschen leiden oft an mehreren Krankheiten
gleichzeitig und gerade auch diese Multimorbidität kann zu Depressionen führen
und/oder sie sogar verstärken (Cooke et al. 2001).
Wenn Depressionen bei Angehörigen vorliegen, ist das Erleben und die Bewältigung
von pflegenden Angehörigen mit verschiedenen Faktoren und Themenstellungen
verbunden, einerseits Themen, mit denen pflegende Angehörige konfrontiert werden,
und andererseits Faktoren, die Belastungen und Stigmatisierungen entstehen lassen.
Themen mit denen pflegende Angehörige konfrontiert werden, sind einmal das
Wahrnehmen von depressiven Symptomen, die jedoch oft nicht als eine Depression
gedeutet werden, sondern von pflegenden Angehörigen meist auf eine körperliche
Störung zurückgeführt werden. Daher spielt das Wissen um das Entstehen von
Depressionen, ihren Verlauf, ihre Symptome und konkreten Auswirkungen für
pflegende Angehörige während der Pflege eine große Rolle. Je mehr Wissen
darüber vorhanden ist, desto eher kann eine Depression auch erkannt werden und
auch dementsprechend gehandelt werden.
Als eindeutige Ressource während der Pflege wird die Unterstützung der pflegenden
Angehörigen gesehen. In den meisten Fällen ist eine Unterstützung von Seiten der
Familie und Freunden gewährleistet, jedoch erwarten sich pflegende Angehörige
26
durchaus mehr Unterstützung auch von Seiten der professionellen Pflegenden
(Muhwezi et al. 2008).
Im Zuge der Pflege, die Angehörige ausüben, können aus verschiedensten Gründen
diverse Belastungen entstehen. Die Ursachen hierfür sind sehr vielfältig und finden
sich in soziodemographischen Faktoren (Alter, Geschlecht, Ausbildung, kultureller
Hintergrund,…), in Stressfaktoren (Ausmaß der Pflege,…) und der sozialen
Unterstützung (gibt es soziale Unterstützung, Coping Strategien,…) wieder. Diese
Faktoren zu kennen, ist von grundlegender Bedeutung dafür, um positiv auf die
Gesundheit und Lebensqualität der Pflegenden einwirken zu können und im weiteren
Sinne auch eine hohe Qualität der Pflege zu erreichen (Iecovich 2008).
Weiters kann beim Verdacht auf eine Depression bei einem Angehörigen auch die
Angst vor einer Stigmatisierung vorliegen. Der oben beschriebene Prozess des
Überwindens von Stigmatisierung findet seinen Beginn in einer beginnenden Krise
für pflegende Angehörige aufgrund von Stigmatisierung und endet mit dem
Überwinden von Stigmatisierung durch Coping- Strategien (Muhlbauer 2002).
Zur
Unterstützung
pflegender
Angehöriger
zählen
sowohl
die
Fähigkeiten
professioneller Pflegender als auch dass Barrieren aufgedeckt und überwunden
werden.
Eine sehr wichtige Fähigkeit für professionelle Pflegende ist, dass ein Bewusstsein
für Depression im Alter entwickelt wird. Hierzu gehören einmal das Wissen über
Depression wie andererseits auch die Fähigkeit Belastungen, denen pflegende
Angehöriger ausgesetzt sind, zu erkennen.
Zu Barrieren zählen Kommunikationsschwierigkeiten zwischen professionellen
Pflegenden und Hausärzten, aber auch zwischen professionellen Pflegenden und
pflegenden Angehörigen. Letzteres stellt ein besonders großes Problem da, wenn
aufgrund dieser fehlenden Kommunikation pflegende Angehörige zu wenig
Information über den Gesundheitszustand ihres Familienmitgliedes bekommen
(Mellor et al. 2008).
Die bisherigen Ausführungen haben erwiesen, dass das gestellte Thema mit seinen
vielfältigen Frage- und Problemstellungen von großer Bedeutung für die Pflegepraxis
ist.
27
Auf ein zentrales Thema sei am Schluss noch gesondert verwiesen, nämlich die
Schwierigkeiten, die es häufig bei der Erkennung einer Depression gibt. Diesen
Schwierigkeiten sollte bewusst durch professionelles Handeln begegnet werden.
Eine
Möglichkeit
die
Erkennungsrate
von
Depressionen
bereits
in
ihrem
Anfangsstadium zu erhöhen, wären auch bessere Anamneseinstrumente, mit denen
eine bessere und oftmals frühere Erkennung möglich ist und so auch die Situation für
Pflegende erleichtert wird, da eine Depression dann adäquat behandelt werden
kann. Diese Anamneseinstrumente sollten gleichermaßen die Bedürfnisse des
depressiven sowie auch des pflegenden Angehörigen erfassen, um auch pflegende
Angehörige best möglich unterstützen zu können (Bull et al. 2002). Da der Hausarzt
in Bezug auf die Erkennung eine große Rolle spielen kann, und ein Bindeglied
zwischen informeller und professioneller Pflege ist, sollte es auch für die informelle
Pflege eine Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten und ihr Wissen zu Depression im
Alter zu verbessern und erweitern (Mellor et al. 2008).
Die Unterstützung pflegender Angehöriger ist ein weiterer Aspekt, dem zukünftig
mehr
Beachtung
geschenkt
werden
sollte.
Diese
Gruppe
wird
aufgrund
demografischer Entwicklungen, die zeigen, dass die Zahl der alten Menschen immer
mehr ansteigt, zukünftig von großer Bedeutung sein, um Pflege bereitzustellen. Da
die Mehrzahl der pflegenden Angehörigen im mittleren Alter ist, sollten speziell auch
die Arbeitgeber mehr Rücksicht auf die Belastung pflegender Angehöriger geben,
damit diese so ihre Situation besser bewältigen können (Larsson et al. 2004).
Für die Pflegewissenschaft bedeuten diese Ergebnisse wiederum, dass weitere
Forschung noch dringend benötigt wird, um einerseits das Erleben und die
Bewältigung pflegender Angehöriger, die einen depressiven Angehörigen pflegen,
besser verstehen und hiermit auch adäquat unterstützen zu können. Andererseits
sollte auch speziell über Depression im Alter weiter geforscht werden, um das
Wissen um diese Erkrankung im Alter zu erhöhen. Nur dadurch, dass Pflegende mit
adäquatem Wissen ausgestattet sind, können depressive alte Menschen auch eine
entsprechende Pflege bekommen.
Letztendlich aber ist auch an die Verantwortung der Politiker zu appellieren, sich
dieser Frage- und Problemstellungen zukünftig mehr anzunehmen, nicht nur was die
Bereitstellung von einschlägigen Mitteln für die Pflegeforschung anbelangt, sondern
28
sich insgesamt auch die oben angesprochene demographische Entwicklung bewusst
zu machen, verantwortlich darauf zu reagieren, indem langfristig gesellschaftliche
und politische Maßnahmen in die Wege geleitet werden, gerade auch in Hinblick auf
die Unterstützung von pflegenden Angehörigen.
29
6. Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Übersicht der Studien und Artikel............................................................. 11
Tabelle 2: Family Cargiver Asessment ..................................................................... 24
30
7. Literaturverzeichnis
Artikel und Studien:
Bull M. J., McShane R. E. (2002) Needs and Supports for Family Caregivers of
Chronically Ill Elders. Home Health Care Management and Practise, Volume 14,
Number 2, S.92-98, USA.
Cooke S. C., Tucker M. L. (2001) Geriatric Depression. Journal of Pharmacy
Practice, Volume 14, Number 6, S.498-510, Memphis.
Devi E. S., Neenu A., Anu P., Rosemary J., Anju B., Dalphina S., Divya K. Y.,
Sonia J., Bindu M., Anit J. N. (2007) Elderly and Depression, Nursing Journal of
India, Volume XCVIII, Numer 10, S.221-223.
Iecovich E. (2008) Caregiving Burden, Community Services and Quality of Life of
Primapy Caregivers of Frail Elderly Presons. Journal of Applied Geronology, Volume
27, Number 3, S.309-330, Israel.
Larrson K., Thorslund M., Forsell Y. (2004) Dementia and Depressive Symptoms
as Predictors of Home Help Utilization Among the Oldest Old: Population-Based
Study in the Urban Area of Sweden. Journal of Aging and Health, Volume 16,
Number 5, S.641-668, Schweden.
Mellor D., Davison T., McCabe M. (2008) The Management of Depressed Elderly
Care Recipients: Family perspectives on the Skill of Professional Carers. Journal of
Community Health Nursing, Volume 25, S.44-61, Australia.
Muhwezi W. W., Okello E. S., Neema S., Musisi S. (2008) Caregivers’ Experiences
with Major Depression Concealed by Physical Illness in Patients Recruited From
Central Ugandan Primary Health Care Centres. Qualitative Health Research, Volume
18, Number 8, S.1096-1114, Uganda.
31
Muhlbauer S. (2002) Experience of Stigma by Families with Mentally Ill Members.
Journal of the American Psychiatric Nurses Association, Volume 8, Number 3, S.7683, Omaha.
Jeon Y.-H. (2003) Mental Health Nurses’ work with Family Caregivers of older
people with depression: Review of the Literatur. Issues in Mental Health Nursing,
Volume 24, Number 8, S.813.828, Australia.
Bücher:
Burns N., Grove S. (Hg.) (2005) Pflegeforschung verstehen und anwenden. 1.
Auflage, Urban & Fischer Verlag, München.
Davies B., Logan J. (2005) Reading Research: A User-Friendly Guide for Nurses
and Other Health Professionals. 4. Auflage, Elsevier Mosby, Toronto.
Grond G. (1993) Die Pflege und Begleitung depressiver alter Menschen. 1. Auflage,
Schlütersche Verlagsanstalt und Druckerei, Hannover.
Seidl E., Labenbacher S. (Hg.) (2007) Pflegende Angehörige im Mittelpunkt. 1.
Auflage, Böhlau Verlag Wien – Köln – Weimar.
Internetquellen:
Statistik Austria (2009) Bevölkerungsprognose Österreich.
Stand 8. Juni 2009,
<http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/demographische_prognosen
/bevoelkerungsprognosen/index.html>
ICD-10 Codes (2009), Stand 8.6. 2009,
<http://www.icd-code.de/suche/icd/code/F32.-.html?sp=Sdepression>
32
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