mt Mvä - Neue Zürcher Zeitung

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Dienstag, 26. Mai 1964
Der Zürcher Zeitung 185. Jahrgang
III
Preis 25 Rp.
Abendausgabe Nr. 2267
(x
%mt Mvä\ 3 eituiia
und schweizerisches Handelsblatt
Täglich drei Ausgaben
Telephon (051) 32 71 00
Ungenügend
Auf polierang dienenden Beschluß beim besten
Willen nicht der Charakter einer «Bedin-
Am letzteu Donnerstag hat die Militär- dürfnisse anderer Truppengattungen keine
kommission des Nationalrates die Botschaft Gnade, und ein Antrag, den Gesamtkredit
des Bundesrates über einen Zusatzkredit für auf 1,1 Milliarden zu limitieren, in der Meidie «Mirage»-Kampfflugzeuge in Beratung nung, damit 60 70 Flugzeuge zu erhalten,
gezogen. Der Bundesrat begehrt unter diesem wurde abgelehnt. Der Urheber dieses AnTitel 576 Millionen Franken an, die zu den trages, der Landesringmann Dr. S. Widmer,
vor drei Jahren bewilligten 827,9 Millionen schlug sich in der Schlußabstimmung auf die
hinzukommen. Von den Mehrkosten entfallen
220 Millionen auf die
bis zum Ende der
Beschaffung im Jahre 1968 extrapolierte
Teuerung und 356 Millionen auf Mehrkosten,
die sich entgegen den früheren Erwartungen
nicht im ursprünglichen Kredit unterbringen
ließen und teilweise auf die Entwicklung
eines neuen Flugzeuges zurückzuführen sind.
Nach der amtlichen Mitteilung beschloß
die Kommission unter gewissen Bedingungen
mit 13 gegen 5 Stimmen Eintreten auf die
Vorlage und in der Schlußabstimmung nüt
13 gegen 6 Stimmen deren Gutheißung und
Behandlung in der bevorstehenden Junisession. Die Bedingungen beziehen sich auf
folgende Punkte:
die Kommission «behält sich vor», nach
Kenntnisnahme des Sclilußbcrichtcs der Expertenkommission «ergänzende Fragen zu stellen
und Abklärungen zu verlangen» und darüber
dem National rat abschließend zu berichten;
bis dahin wird die Hälfte der Zusatzkredito
gesperrt, wobei für die Freigabe der Nationalrat zuständig ist;
die Teuerungsquote wird auf die bis Ende
eintretende Teuerung herab-
1964 effektiv
gesetzt.
Das Bild der Beratungen war verwickelter,
als die amtliche Mitteilung ahnen läßt. Zuerst
würden die «Bedingungen» besprochen, um
gewissermaßen' einen gemeinsamen Mimmalnenner der Kritik zu finden. In dieser Vorabklärung stimmten die fünf Sozialdemokraten der Sperre der Hälfte der Mehrkosten zu.
Die Kommission war auch einmütig in der
Forderung, sich selber als «parlamentarische
Untersuchungskommission» zu etablieren, das
heißt den Schlußbericht der Expertengruppe
zu besprechen und als Nahtstelle zum Ratsplenum zu dienen. Die Sozialdemokraten begründeten sowohl ihren Nichteintretens- ais
auch ihren Ablehnungsantrag in der Schlußabstimmung in erster Linie mit dem Argument des Zuwartens: das Geschäft sei vor der
Kenntnisnahme des Berichtes der Expertenkommission noch nicht reif zur endgültigen
Verabschiedung. Eine grundsätzliche materielle Opposition gegen den Zusatzkredit
meldeten sie nicht oder noch nicht an.
Im Verlaufe der Debatte wurden zahlreiche Zusatz- und Eventualanträge eingebracht, die entweder zurückgezogen oder
abgelehnt wurden. So fanden Vorstöße zugunsten einer umfassenden Rechenschaftsablagc über die Wehrausgaben im Lichte der
«Mirage»-Beschaffung oder zugunsten der Be-
Berliner Theater
Die seit langem als Sensation erwartete Uraufführung des Dramas mit dem langen Titel <nDie
Verfolgung und Ermordung Jean Marats
dar-
«...
Redaktion: vi.
Seite der Minderheit, die, wie" gesagt, die Verschiebung der Beschlußfassung «bis nach der
Behandlung des Expertenberichtes durch die
Bundesversammlung» wünschte.
gung» beizumessen.
Der Bundesrat hat in kluger Voraussicht
des Wellenganges, den die in den Annalen
des Bundesstaates einmalig dastehende Bot-
schaft verursachen werde, den Rettungsring
einer von ihm selbst veranlaßten Untersuchung ausgeworfen, und prompt griff die
Militäi'kommission
sowohl die Mehrheit als
auch die Minderheit
nach dieser Hilfe. Es
ist deshalb *n der Zeit, die Dinge an den
richtigen Ort zu rücken. Das zuständige und
verantwortliche Departement hat drei von ihm
ausgewählte Experten mit einer Untersuchung beauftragt im Einvernehmen mit
dem Bimdesrat. Der Vorsitzende des Dreierkollegiums ist vom gleichen Departement
schon früher als Gutachter beigezogen worden. Es handelt sich bei diesem Kollegium also
weder um eine «Untersuchungskommission»
noch um eine von der betroffenen Verwaltung
unabhängige Instanz. Ohne der fachlichen und
persönlichen Integrität der drei Herren in
irgendeiner Weise nahezutreten, muß doch
festgehalten werden, daß sie im Auftrag des
Departements handeln, dessen Geschäftsführung in der voi-liegendcn Angelegenheit
geprüft werden soll. Sie sind dem Departement und dem Bundesrat, nicht dem Parlament gegenüber verantwortlich und zur Be-
Das Ergebnis der Beratungen in der Militärkommission ist enttäuschend. Die Verwaltung hat einen leichten und unverdiente7i
Sieg errungen. Die Kommission ließ es sich
nicht einmal verdrießen, ihr sogar die maßgebliche Mitwirkung an der Abfassung der
amtlichen Mitteilung zu übertragen mit dem
Ergebnis, daß im Communique nicht ein
Wort, nicht eine Silbe der Kritik oder wenigstens des Unbehagens angesichts einer Kostenüberschreitung von über einer halben Milliarde steht . .
Es wurde a
n dieser Stelle die Auffassung
verti-eten, daß der Zusatzkredit wolü oder
bewilligt
übel
werden müsse, wenn man überhaupt einen Gegenwert für das bereits ausgegebene Geld erhalten wolle. Das heißt aber
nicht, daß der Kredit sang- und klanglos über
die parlamentarische Bühne gehen kann. Die
Mehrheit der Militärkommission des Nationalrates wird sich auf die «Bedingungen» berufen, die sie sozusagen als disziplinarische
Sanktion an ihre Zustimmung zur sofortigen
Behandlung des Geschäftes im Plenum geknüpft habe. Aber worin bestehen denn diese
Bedingungen eigentlich? Die Kommission ^behält sich vor», nach dem Schlußberioht der
Expertenkommission «ei'gänzende Fragen» zu
stellen. Das ist keine Bedingung, sondern für
ein parlamentarisches Gremium, das nach
der Verfassung mit der Kontrolle der Verwaltung betraut ist, eine Selbstverständlichheit. Man muß wissen, wie diese sogenannte
Bedingung zustande kam. Der Kommission
wurde nämlich bedeutet, daß sie nicht das
Recht habe, mit der Expertenkommission
direkt zu verkehren. So beschrankt sich die
angebliche Verwandlung der Militärkommission in eine parlamentarische Untersuchungskommission darauf, daß sie den ihr vom Bundesrat zugeleiteten Schlußbericht besprechen
wird! Und um diese Selbstverständlichkeit
sicherzustellen, wird die Hälfte der Mehrkosten blockiert. Ist aber schon das Engagement der 827,9 Millionen heute ein unausweichliches Präjudiz für den Zusatzkredit geworden, so wird erst recht die Blockierung der
zweiten Hälfte der Mehrkosten ohne jede
materielle Bedeutung bleiben. Was schließlich
die Reduktion der Teuerungsquote auf das bis
Ende dos laufenden Jahres erkennbare Ausmaß anbelangt, so ist diesem der kosmetischen
Die Mehrheit der Militärkommission scheint
sich über die Stimmung in der Ocffentlichkeit keine genügende Rechenschaft gegeben
zu haben. Im Bestreben, einen sachlich angemessenen und auch vertretbaren, vielleicht
sogar unvermeidlichen Entscheid zu lale
len, vernachlässigt
sie die politische und. die
psychologische Komponente über Gebühr. Sie
ist sich offenbar nicht bewußt, daß der
«Mirage», hätte man am Anfang die Gesamtkosten überblickt, vom Parlament niemals bewilligt worden wäre. In weiten Kreisen
der Armee, vorab bei den für die Aufrechterhaltung des Wehrwillens und den Ausbau
der Wehrbereitschaft sich verantwortlich
fühlenden Offizieren, herrscht eine tiefe Erbitterung über die «Mirage»-Affäre.
Der
Schaden, den die Militärverwaltung damit der
Armee zugefügt hat, ist unbestreitbar. Die
Behandlung künftiger militärischer Begehren
ist schwer beeinträchtigt, sei es weil die Vei1waltung künftig zögern wird, Kredite für
andere Trappengattungen zu verlangen, sei es
weil das Parlament kommenden Anträgen mißtraut. Eine politisch motivierte Verwedelungsaktion wäre nicht weniger fehl am Platze als
der bereits eingeleitete Versuch, unter Berufung auf das Ansehen der Armee der Frage
nach der Verantwortlichkeit auszuweichen und
vor der angeblichen Allgewalt der technischen
Komplexität der heutigen Rüstungsprobleme
zu kapitulieren.
Ganze begibt sich in einem Irrenhaus, und die Darsteller sind Irre, die gelegentlich in Ekstase ausbrechen und von den Pflegern gebändigt werden
müssen. Diese Insassen des Hospizes zu Charenton
spielen das tragische Ende Marats, des radikalen
Wortführers der großen Revolution, der 1793, in
einer Badewanne sitzend, von Charlotte Corday
erstochen wurde. Zeit der Handlung (der der Aufführung im Irrenhaus) ist 1808, ein sehr frühes
Datum für die moderne Therapie, die das Theaterspielen der Kranken als nützliche Ablenkung vor-
den Kern des Stückes. Aber keinen sonderlich dynamischen Kern, man redet aneinander vorbei.
Nicht eigentlich eine Handlung findet statt. Die
Ermordung Marats ist nicht das Ergebnis eines
dramatischen Konflikts, sondern ein Vorfall, ein
Abschluß, hinter dem dann nur noch Bonapartc
als Todesengel erscheint. Alle folgen im Marschtritt dem neuen Helden. Ist die Menschheit nicht
wirklich irrsinnig?
Ob Peter Weiss ein geborener Dramatiker, ein
Gestalter ist, das ist noch nicht ganz sicher zu ent-
gestellte durch die Schauspielgruppe des Hospizes
su Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade»
ist wirklieh ein exorbitantes Thcatercreignis geworden. Es bedeutet für den Autor Peter Weins, den
in Schweden lebenden gebürtigen Berliner, der vor
Jahresfrist mit einer unverbindlichen Kasperle- sieht.
Moritat herausgekommen war, den Durchbruoh auf
Warum Irrenhaus? Der Marquis von Sadc ist
der Bühne. Stärker aber noch als das Werk über- dort in Verwahrung, weil seine sexuellen Exzesse
zeugte die inszenatorische Leistung. Konrad Swiund seine wüsten Schriften selbst für die neue
narski, der polnische Regisseur, in Berlin bereits Gesellschaft untragbar wurden. Es heißt, daß er
rühmlich bekannt durch seine Inszenierung eines dort Theaterstücke verfaßte und sie von seinen
brasilianischen Volksstückes, hat ein tolles Spec- kranken Schicksalsgenossen unter der Obhut des
in all seiner Direktors aufführen ließ. Peter Weiss nimmt diese
taculum entfesselt und dieses auch
kunst- Legende zum Anlaß, das Spiel, um Marat dem
Fülle auseinanderstrebender Elemente
gerecht gebunden, fast zu einer einheitlichen Wir- Marquis
zuzuschreiben und ihn auch zum eigentkung gebracht.
lichen Gcgeaspieler des Jakobiners zu machen. InMotivierung:
Vorlage.
Züge
die Menschheit kann nur für
Sie weist
nere
Verwirrend ist die
einer Historie hohen Stils auf und gibt sich zu- irrsinnig gehalten werden. Im «Milieu» soll sich
gleich parodistisch. Es geht um Fragen der Exi- die Erkenntnis des Marquis (eines freilich nicht
stenz, der gesellschaftlichen Ordnung, und es wird minder geistig- verwirrten Mannes!) spiegeln, daß
Erlösung
eine Kabarett-Revue aufgezogen, eine Moritaten- die Schrecknisse der Revolution zu keiner
Befreiung eine neue Knesorie in Hans Sachs-Manier ; es gibt einen Chorus führen können, daß jede
belung
Sänger,
Korruption
purzeln
mysticus, indessen
bedeutet und
die das
und Mord zur
vier
Folge hat. Zwischen ihm, dem snobistischen Außen«Volk» verkörpern, clownsmäßig über die Bühne,
Mächtigen ins seiter, der sich darauf beschränkt, das «Beobachzerren plärrend das Gehabe der
eingeschaltet, und tete festzuhalten», und Marat, dem ungebrochenen
Komische. Pantomimen werden
alles, was sich ereignen soll, kündigt ein markt- Aktivisten, dem Vertreter einer erst sehr viel späan,
oder
er wartot auch ter verwirklichten sozialen Ordnung (Marx), gibt
Ausrufer
schreierischer
Auseinandersetzungen. Sie bilden
mit Kommentaren und Zwischentexten auf. Das es dialektische
richterstattungverpflichtet.
-....
a 11, Zürich
FalkenstraBe
Neuer Schritt Erhards
in der Europapolitik
Idee einer EWG-Gipfelkonferenz
Von unserem Korrespondenten
T. W. Bonn, 26. Mai
Bundeskanzler Erliard kündigte in der
Fraktionssitzung vom Montag, in der man für
eine neue Präsidentschaft Lübkes eintrat,
einen neuen Schritt in der Europapolitik an.
Er will demnächst in eigener Person die Bundesrepublik im EWG-Ministerrat in Brüssel
vertreten und damit auch die übrigen Regicrungs- oder Staatschefs zu einer Teilnahme
ermuntern. Auf diese Weise ließe sich eine
EWG-Gipfelkonferenz bewei'kstelligen, eine
Idee, mit der sich Erhard seit längcrem beschäftigt. Der Bundeskanzler hofft, damit den
Bemühungen für einen politischen Zusammenschluß Europas einen neuen Impuls geben zu
können. Vor den CDU- und CSU-Abgeordneten erklärte er gestern, daß alles getan werden müsse, um innerhalb der Sechsergemeinschaft voranzukommen, solange Großbritannien der EWG nicht beitreten könne. Die
wirtschaftliche Integration reiche nicht aus,
solange kein starker politischer Wille dahin-
terstehe.
Das Resultat der Tegernseer Gespräche
Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende
Barzel wie auch der Bundeskanzler bekräftigten als Resultat der Tegernseer Gespräche,
daß es keine e
n e u Politik gebe. Mit diesen Beteuerungen hofft man offensichtlich, der Möglichkeit neuer Differenzen in der eigenen Partei zu begegnen und insbesondere die FDP,
die von der Vokabel «neue Politik» vielseitigen Gebrauch gemacht hatte, als Koalitionspartner zu zügeln. Einig waren sich die Sprechei darin, daß die Deutschlandfrage weiter
auf der internationalen Tagesordnung bleiben
müsse, auch wenn die Chancen vor den britischen und amerikanischen Wahlen gering
sind. Erhard teilte der Fraktion mit, daß er
von Präsident Johnson eine persönliche Botschaft über den Fortgang der Gespräche über
die deutsche Frage erhalten habe. Johnson
habe darauf hingewiesen, daß diese Gespräche
mit den NATO-Beschlüssen im Haag nicht
abgeschlossen seien. Erhard wird bei seinem
Besuch in Washington am 11. Juni das Thema
wieder aufnehmen.
De Gaulles Besuch in Bonn
Drei Wochen nach dem Besuch im Weißen
Haus wird dann Präsident de Gaulle in Bonn
erscheinen. Erhard hat gestern zur deutschfranzösischen Zusammenarbeit, auf deren
Stand Adenauer besorgt hinwies, mit Nachdruck erklärt, daß es ohne diese enge Verbindung keine europäische und keine atlantische Politik gebe. Noch ist nicht auszumachen, welche europäischen oder atlantischen
Fragen im Zentrum des Treffens stehen wer-
Persönlichkeit emporzuziehen, hielt es vielmehr für
wichtiger, den allzu vielen sogenannten Persönlichkeiten den falschen Nimbus zu nehmen. In seinem
selten gespielten Stück «Mensch und Uebermensch», der Komödie vom «gezähmten Widerspenstigen», machte er mit seinem eigenen werten
Ich den Anfang. n
E i Zug der Anti-Eitelkeit, der
aber der Eitelkeit nicht gar so ferne steht ... Er
holt mächtig aus, um den grausamen Herrn der
Welt, den Sexualtyrannen, zu treffen. Der Mann
auf der Bühne, in dem sich Shaws aufbegehreCollage
scheiden nach diesem Stück, das wie eine
rischer Wille verkörpert, denkt die Macht des Weiwirkt. Aber ein Theatraliker großen Maßes ist er bes zu brechen, die mit geschlechtlichen Waffen
gewiß, und es gibt in seinem Szenenwerk dichte- den Geist des Mannes unterjocht, ihn zum Sklaven
rische Einzelheiten, auch manche kluge, in Knittel- und Lastträger macht Aber am Ende muß auch
verse gefaßte Formulierung, manches Zeichen er der Frau, der Boa constrictor, als Jagdbeute
eines Humors, der meist aus einer Kontrastwir- anheimfallen. Ist nicht selbst der vielbesungene
kung, einer Verfremdung kommt
wie wenn man Don Juan einfach eine Illusion? «Die ganze Welt
einer Katze gegen das Fell streicht.
ist mit Schlingen, Fallen, Netzen und Gruben zur
Regisseur
Der
war in diesem Falle der legitime Gefangennahme der Männer durch die Frauen
Mitschöpfer des Abends. Er hat mit bewunderns- übersät . . .»
werter Präzision das Vielerlei ineinandergeschachVier Akte hat die Komödie. Sie könnte ad
telt, die Aufmerksamkeit immer wieder neu entinfinitum fortgesetzt werden, sie zeigt keine Anzündet Die Szene fieberte geradezu vor Erregung deutung von dramaturgischer Grenzziehung.
Schon
ohne daß ein dramatischer Duktus vorhanden
vor einem Vierteljahrhnndert, als ich das Stück
war. Peter Mosbachcr gab den Marat, den ganzen
Deutschen
im
Theater
dem
faszinierenden
mit
Abend hindurch in der Badewanne sitzend, mit
gab es
sprachlicher Vehemenz. Ernst Schröder charakteri- Ferdinand Marian in der Hauptrolle sah,
unter den Zuschauern nicht allzu viele, die dem
sierte den Marquis de Sade als einen «sadistisch»
Aufnahmefähigunermüdlicher
nachkostenden, leisen und müden Intellektuellen. Selbstironiker mit
keit durch die Steppen seines Stückes folgten.
Reizvoll und klar Lieselotte Rau als Charlotte Corday. Das darstellerisch Beste bot die quecksilbrige Auch diesmal konnte keine rechte Spannung aufkommen. Zur Flucht des als Opfer Ausersehenen,
Vierheit der «Sänger».
der mit dem Automobil durch die Länder rast
Der Skeptiker Bernard Shaw wollte nichts wis- was man eben 1903 unter «rasen» verstand
,
sen von Nietzsches Postulat an den Willen, die steht leider das Sohneckentempo des Dramas in
Neue Zürcher Zeitung vom 26.05.1964
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