MITTEILUNGEN IM M OKTOBER 2009 BOLLYWOOD IN MANNHEIM HÄNDEL AUS STUTTGART De Majos Alessandro auf COVIELLO Die Staatsopern-Produktion Teseo auf CARUS ORFF ZUM SCHAUEN Astutuli erstmals auf DVD bei WERGO TOP 15 EDITORIAL LIEBE MUSIKFREUNDE, CHARTS 1 KASSIA – BYZANTINISCHE HYMNEN DER FRÜHESTEN KOMPONISTIN VocaMe/Popp CHR 77308 2 MENDELSSOHN: DENN ER HAT SEINEN ENGELN BEFOHLEN (KIRCHENWERKE VOL.5) Kammerchor Stuttgart/Bernius CAR 83203 3 ALL’IMPROVVISO – CIACCONE, BERGAMASCHE & UN PO’ DI FOLLIE Beasley/L’Arpeggiata/Pluhar ALP 512 4 HAYDN: MISSA CELLENSIS Anima Eterna/Immerseel CAR 83247 5 MENDELSSOHN: EIN SOMMERNACHTSTRAUM (SCHAUSPIELMUSIK) Orchestra of the 18th Century/Brüggen GCD C81101 6 ALBINONI : CONCERTI CON OBOE OBOENKONZERTE Il Fondamento/Dombrecht FUG 554 7 FINALE DES TSCHAIKOWSKY-WETTBEWERBS MOSKAU, 1958 Cliburn/Philharmonia Orchestra/ Kondrashin SBT 1440 8 VIERNE: 24 PIECES DE FANTAISIE (VOL.2) Kay Johannsen CAR 83251 9 FROBERGER: RICERCARI/CHIGI-TOCCATEN (FROBERGER-EDITION VOL .6) Bob van Asperen AE 10601 10 SCHOSTAKOWITSCH: SYMPHONIEN NR. 1 & 15 Mariinsky Orchester/Gergiev MAR 0502 11 FUENLLANA: ORPHENICA LYRA, 1554 Rial/Mena/Orphenica Lyra/Moreno GCD C80204 12 THE DARK IS MY DELIGHT – ENGLISCHE RENAISSANCEMUSIK Flanders Recorder Quartet/Dieltiens AE 10166 1 FINALE DES TSCHAIKOWSKY-WETTBEWERBS MOSKAU, 1958 Cliburn/Philharmonia Orchestra/ Kondrashin SBT 1440 13 MENDELSSOHN: CHRISTUS OP.97 / PSALMEN UND MOTETTEN Wolff/Petzold/Thomanerchor/Biller ROP 4029 2 VERDI: DON CARLO (NEW YORK 1950) Siepi/Björling/Merrill/Chor und Orchester des Metropolitan Opera House, New York WHRA 6021 14 CHARPENTIER: MESSE DE MR. DE MAUROY Le Concert Spirituel/Niquet GCD C81602 3 WAGNER: DER RING DES NIBELUNGEN, 1955 Hotter/Varnay/Windgassen/Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele/Keilberth SBT 141412 15 HAYDN: DUOS FÜR VIOLINE UND VIOLA Steck/Goosses ACC 24219 Viel ist zu lesen über den „Goldenen Oktober“, mit dem prall gefüllten Neuheitenheft von Note 1 können Sie aber nicht nur über ihn lesen, sondern ihn auch noch hören. Eine üppige Ernte an interessanten Neuheiten unserer Vertriebslabels bietet Ihnen zum Beispiel im Bereich „Oper“ eine hochinteressante Entdeckung auf dem Label COVIELLO, spektakulären Händel aus Stuttgart auf CARUS und düstere Schauerromantik auf OPERA RARA. Wem der Sinn dagegen nach zeitgenössischer Musik steht, der dürfte in diesem Heft auf diesmal vier Seiten ebenfalls seinen ganz persönlichen Favoriten finden. Eingängiger geht es dagegen bei den Veröffentlichungen von ACCENT und AEOLUS zu. Hier macht man sich mit Franz und Georg Anton Benda sowie mit Johann Melchior Molter für zwei bislang eher vernachlässigte Komponisten an der Grenze zwischen Barock und Klassik stark. Angesichts so vieler interessanter Neuveröffentlichungen auf CD darf man getrost und natürlich ohne jegliche Abwertung von einem „Silbernen Oktober“ sprechen. Viele Entdeckerfreuden wünscht Ihnen Ihr IMPRESSUM Bernhard Blattmann Note 1 Musikvertrieb GmbH | Carl-Benz-Str. 1 | D-69115 Heidelberg Tel: 06221/720351 | Fax: 06221/720381 | [email protected] | www.note-1.de TEXTE: Bernhard Blattmann | REDAKTION: Manfred Glaser LAYOUT: Alice Männl www.maennl.de MARKETING: Sandra Kohlheyer | [email protected] Tel: 06221/720374 PRESSE & REPERTOIRE: Bernhard Blattmann | [email protected] Tel: 06221/720267 ADMINISTRATION: Renate Sauer | [email protected] Tel: 06221/720351 GESCHÄFTSFÜHRUNG: Hanno Pfisterer | [email protected] Tel: 06221/720374 TOP 3 CHARTS HISTORISCHE AUFNAHMEN 3 Karl Theodor von der Pfalz NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 • Unbekannte Reformoper für den Mannheimer Hof MANNHEIMER REFORMOPER Zum Namenstag des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz bestellte die Mannheimer Hofoper alljährlich eine Opera seria bei den führenden Opernkomponisten der Zeit. Ein ehrenvoller und auch lukrativer Auftrag, dem man gerne nachkam. Zumal man auch noch für das beste Orchester der Welt und ein erlesenes Sängerensemble schreiben konnte. Die 1760er Jahre waren für die Oper eine Zeit der Neuorientierung: Mehr musikalisches Drama statt einer lockeren Folge brillanter sängerischer Zirkusnummern war das ästhetische Ziel vieler Komponisten, von denen Christoph Willibald Gluck und Niccolò Jommelli heute die bekanntesten sind. Der Neapolitaner Gian Francesco de Majo (1732-1770) griff diese Reformansätze ebenfalls auf, und wohl auch deshalb fiel 1766 die Wahl erneut auf diesen Komponisten, der bereits 1764 mit seiner Oper Ifigenie in Tauride in Mannheim Erfolge gefeiert hatte. Sein Alessandro nell’Indie (auf ein Libretto von Pietro Metastasio) ist ein Meisterwerk, das souverän mit den Traditionen und Konventionen der neapolitanischen Opera seria spielt und dabei reichlich reformatorische Elemente einfließen lässt. Die enge Verzahnung der dramaturgischen Elemente und die differenzierte Behandlung des Orchesters schaffen eine neue Klangsprache, ohne dass das Sängerensemble auf Bravourarien verzichten müsste. Die Mannheimer Produktion erhielt ob ihrer musikalischen Qualitäten erhöhte Aufmerksamkeit der Fachpresse und liegt jetzt bei COVIELLO als CD-Einspielung vor. DE MAJO: ALESSANDRO Ceccherini/Møller/Sandis/Ptassek/Kupke/Orchester des Nationaltheaters Mannheim COVIELLO - COV 20911 (T02) 2 CDs, DDD, 2009 BIOGRAPHIE GIAN FRANCESCO DE MAJO Gian Francesco de Majo wurde am 24. März 1732 als Sohn des Komponisten und späteren Hofkapellmeisters Giuseppe de Majo in Neapel geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Vater und weiteren Mitgliedern der Familie. Bereits als 15-jähriger wirkte er bei Opernaufführungen seines Vaters als zweiter Cembalist mit. Eine erste feste Anstellung erhielt er als seconda organista an der Capella reale in Neapel. Bis 1758 schrieb Majo nur Kirchenmusik, ehe er in Rom am Teatro delle Dame mit großem Erfolg seine erste Oper Ricimero re die Goti aufführte. Nach Goldoni sollen die Zuschauer am Ende so lange unter „Viva Majo“-Rufen im Parkett geblieben sein, bis die Kerzen abgebrannt waren. Im Frühjahr 1760 erhielt er seinen ersten Auftrag für das berühmte Teatro San Carlo in Neapel, den er jedoch wegen einer akuten Lungenerkrankung nicht wahrnehmen konnte. Für die Wintersaison 1760 entstand dann Cajo Fabricio, die ihm offensichtlich zumindest den internationalen Durchbruch sicherte. In kommenden Jahren (bis 1768) schrieb Majo ausschließlich für auswärtige Theater in Italien (Venedig, Turin, Rom) und Europa (neben Mannheim auch Wien und Madrid) und erhielt unbezahlten Urlaub. Für den Geburtstag der Königin Maria Carolin erhielt er mit Ipermestra wieder einen Auftrag für das San Carlo. Für auswärtige Aufträge in Rom und Venedig wurde Majo erneut beurlaubt. Vom Aufenthalt in Venedig kehrte er 1770 so erschöpft zurück, dass seine Gesundheit nun dauerhaft angegriffen war. Einen weiteren Opernauftrag für das San Carlo nahm er zwar noch an, doch konnte er von Eumene nur noch den ersten Akt vollenden, ehe er am 17. November 1770 starb. Neben seinen Opern hat Majo auch zahlreiche geistliche Werke hinterlassen, die Mozart bei seinem Neapelaufenthalt im Mai 1770 als „bellißima musica“ lobte. 4 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 • Gelungene Arrangements und eine lebendige Interpretation sorgen für beste Weihnachtsstimmung • Weihnachten - weltweit und abwechslungsreich EHRLICHE WEIHNACHTEN WEIHNACHTEN INTERNATIONAL Vertrauten Melodien ein frisches, farbenprächtiges Gewand geben und sie dadurch zur Freude des Hörers in ein neues, reizvolles Licht tauchen – das ist der wesentliche Aspekt der Kunst des Arrangierens, dem das Calmus Ensemble Leipzig bei der Produktion seiner Weihnachtsplatte folgte. Die hier zu hörenden Arrangements bekannter Weihnachtslieder bedienen sich Strukturen der ernsten wie auch der unterhaltenden Musik verschiedenster Epochen, nehmen sich dabei aber stets das Beste zum Vorbild. Dringend erwünscht ist auch, den Hörer nicht nur zu erfreuen, sondern auch angenehm zu überraschen und zu überrumpeln. Und ist die Bearbeitung eines bekannten Liedes auch im Blick auf dessen Text gelungen, dann ruft sie eine Menge Assoziationen hervor. Der Bearbeiter hat ja die Freiheit, den Aussagehorizont eines populären Liedes oder einzelne Aspekte des Textes mit musikalischen Mitteln hervorzuheben und zu verstärken. Dass man beim Hören dieses internationalen Weihnachtsalbums stets ein gutes Gefühl hat und den Liedern mit viel Freude und Vergnügen zuhört, liegt aber nicht nur an den gelungenen Arrangements, sondern auch an der stets lebendigen Interpretation und dem perfekten Klang des Calmus Ensembles Leipzig, das hier eine ganz ehrliche und unverkrampfte Weihnachtsstimmung zu erzeugen weiß. Weihnachten – es gehört mit der Passion zu den wichtigsten und höchsten christlichen Festen überhaupt: Feier der Geburt des Erlösers Jesus Christus, Fest der heiligen Familie. Zu Weihnachten wurde bereits seit dem Mittelalter vielerorts gern gesungen und musiziert: in der Kirche, unter dem Christbaum, vor den Türen der Häuser, auf Plätzen und Straßen – und das im gesamten abendländischen Kulturkreis. Interessant ist da einmal zu verfolgen, wie jedes Land seine eigenen Formen und Gattungen beisteuerte, sowohl im Bereich der Kunstmusik wie des volkstümlichen Musizierens. Das vorliegende Album bietet einen Eindruck von der Vielfalt weihnachtlichen Singens anhand von zwölf ausgewählten Chorsätzen und Melodien zum Beispiel aus Deutschland, Italien, England. Die Sätze der Lieder sind dabei zum größten Teil von zeitgenössischen Komponisten höchst anspruchsvoll arrangiert worden, angefangen von schlichten, z.T. auch romantischen Sätzen, über klangprächtige, in den Besetzungen variierende Chöre bis hin zum Aufgreifen von modernen jazzartigen Elementen. So bietet uns das Junge Vokalensemble Hannover unter seinem Leiter Klaus-Jürgen Etzold beim Hören nicht nur größtmögliche geographische Vielfalt, sondern auch eine ansprechende und kurzweilige stilistische Abwechslung. CHRISTMAS CAROLS Calmus Ensemble Leipzig THE HERALD ANGELS SING WEIHNACHTLICHE CHORMUSIK Etzold/Junges Vokalensemble Hannover CARUS - CAR 83432 (T01) DDD, 2009 CARUS - CAR 83441 (T01) DDD, 2008/2009 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 5 • Spektakulärer Live-Mitschnitt aus der Stuttgarter Staatsoper Händels dritte Londoner Oper Teseo (1713) sollte nach dem triumphalen Erfolg des Rinaldo dem englischen Publikum die noch ungewohnte Gattung Oper weiter schmackhaft machen. Tatsächlich gelang es Händel, an den Erfolg des Rinaldo anzuknüpfen, weist das Werk doch ebenfalls zahlreiche Bühneneffekte und nicht zuletzt natürlich auch eine Fülle an musikalischen Einfällen auf. Dabei ist Teseo in mehrerlei Hinsicht ein Ausnahmewerk, denn das italienische Libretto von Nicola Haym basiert auf einer französischen Vorlage von Philippe Quinault und behält deshalb auch die in Frankreich übliche Fünfaktigkeit bei. Und auch Händel beweist, dass er sich offenbar intensiver mit der französischen Operntradition auseinandergesetzt hat: Mehr als üblich begegnen uns hier Lösungen, die nicht in das übliche Schema von Secco-Rezitativ und Da-CapoArie passen. Allein für die Rolle der Medea komponierte Händel mehrere Accompagnato-Rezitative und Arien, die zwar oberflächlich der Da-Capo-Form folgen, aber wie zum Beispiel in Morirò, ma vendicata aus dem 5.Akt mit abruptem Wechsel zwischen düsterem Klageton und wildem Zornesausbruch im A-Teil die Regel der Arienkomposition außer Acht lassen. Zahlreiche Duette sowie ein elaborierter Chor verweisen musikalisch ebenfalls auf die französische Tradition. CARUS veröffentlicht hier einen spektakulären Live-Mitschnitt der vielbeachteten Produktion an der Stuttgarter Staatsoper unter Konrad Junghänel. HÄNDEL: TESEO Junghänel/Fagioli/Schneiderman/Böhnert/Wessel/ Rexroth/Staatsorchester Stuttgart/+ Georg Friedrich Händel AUSNAHMEWERK PRESSESTIMMEN ZUR STUTTGARTER PRODUKTION: „Konrad Junghänel ist ein Sensualist, der dem Stuttgarter Staatsorchester einen bemerkenswerten feinen und federnden Ton abgewinnt.(...) Bei den Sängern schmeißt in Stuttgart Helene Schneiderman als Medea die Aufführung fast alleine, und Franco Fagioli gehört zu den wohlklingendsten Countertenören, die zwischen Göttingen und Karlsruhe anzutreffen sind." Die Zeit (10. Juni 2009) „Eine Oper mit drei großen Countertenor-Partien angemessen zu besetzen, gelang beispielhaft. Franco Fagioli (Teseo), Kai Wessel (Teseos Sohn und Kontrahent) und Matthias Rexroth (Arcane): Besser gehts kaum. Zauberin Medea kommt auch vor, Händel schrieb für sie die interessanteste, weil gebrochenste Musik: Die grandiose Darstellungskraft von Helene Schneiderman machte die Medea zur Hauptfigur. Und dann das Staatsorchester unter dem Alte-MusikSpezialisten Konrad Junghänel: einen so knackigen, federnden Klang gab es hier länger nicht." Die Welt MEHR HÄNDEL BEI CARUS (AUSWAHL): HÄNDEL: JEPHTHA Schäfer/Meyer/Schwarz/Van Goethem/Grünert/Kammerchor der Frauenkirche/Dresdner Barockorchester CARUS CAR 83422 (P03) 3 Hybrid-SACDs, DDD, 2008 HÄNDEL: ALEXANDER’S FEAST/ CÄCILIENODE Kermes/Hulett/Neumann/Kölner Kammerchor/Collegium Cartusianum/+ CARUS - CAR 83424 (R02) Hybrid-SACD, DDD, 2008 CARUS - CAR 83437 (M03) 3 CDs, DDD, 2009 „Hochsinnlich und hochmusikalisch.“ NDR kultur, 27.05.2009 6 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 PRÜFSTEIN TEUFEL ALS PRIESTER VERKLEIDET Ende des 17. Jahrhunderts in Italien entstanden, etablierte sich die Triosonate zu Beginn des 18. Jahrhunderts europaweit als eine der wichtigsten musikalischen Gattungen. Es war Corelli, der die kontrastierende Abfolge mehrerer Sätze und die Besetzung mit zwei Violinen und Basso continuo zum Standard erhob und dessen Triosonaten Modellcharakter für alle folgenden Generationen hatten. Bachs bekannteste Triosonaten weichen insofern von diesem Muster ab, als sie für einen Spieler konzipiert sind. Die Schwierigkeit besteht dabei darin, das Ganze wie von drei Musikern gespielt erscheinen zu lassen, was die Stücke schnell zum Prüfstein eines jeden Organisten gemacht hat. 1985, also just zum 300. Geburtstag Johann Sebastian Bachs geboren, weist der junge französische Organist Benjamin Alard nicht nur eine souveräne Technik, sondern mit der Aubertin-Orgel von St. Louis en l’Île auch ein bestens geeignetes Instrument auf. 2005 nach deutschen Vorbildern gebaut, handelt es sich übrigens um jüngste in Paris gebaute Orgel. Der Fandango d-Moll des Katalanen Antonio Soler (1729-1783) gehört heute zu den beliebtesten Cembalostücken des 18. Jahrhunderts. Obwohl es sich nicht mit Bestimmtheit nachweisen lässt, dass Soler Schüler Domenico Scarlattis war, so ist doch wegen einiger Gemeinsamkeiten in der Musik für Tasteninstrumente zumindest eine persönliche Bekanntschaft der beiden Komponisten mehr als wahrscheinlich. Solers Sonaten weisen gegenüber denen von Scarlatti allerdings einen noch stärkeren Einfluss spanischer Volkstänze wie Bolero, Seguidilla oder Polo auf. Besonders der Fandango dürfte dem Komponisten die Bezeichnung „als Priester verkleideter Teufel“ eingebracht haben. Dem spanischen Temperament dieser Musik kann man sich kaum entziehen, besonders dann, wenn ihr ein Landsmann Solers nachspürt und sie dann auch noch eine so inspirierte Umsetzung erfährt wie durch den jungen Cembalisten Diego Ares. BACH: TRIOSONATEN FÜR ORGEL BWV 525-530 Benjamin Alard, Aubertin-Orgel in St. Louis en l’Ile, Paris ALPHA - ALP 152 (T01) DDD, 2008 SOLER: CEMBALOWERKE Diego Ares, Cembalo PAN CLASSICS - PC 10201 (T01) DDD, 2009 7 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 • Wunderbare, viel zu wenig bekannte Musik aus dem Umfeld des preußischen Hofes WEGBEREITER DER KLASSIK Gegen Ende seines Berlin-Aufenthaltes konstatierte der englische Musikgelehrte Charles Burney: „Von allen Tonmeistern, welche seit länger als dreißig Jahren in preußischen Diensten gestanden haben, haben vielleicht nur zwei, nämlich C.Ph.E. Bach und Franz Benda ganz allein den Mut gehabt, selbst original zu sein, die übrigen sind Nachahmer." Aus einer Leibeigenenfamilie stammend, hatten sich die Brüder Benda durch Intelligenz, Ausdauer und Fleiß zu weithin geachteten Hofmusikern hochgearbeitet. Während Franz Benda (1709-1786) von 1733 bis zu seinem Tod, also mehr als fünfzig Jahre, in Diensten Friedrichs II. von Preußen stand, gehörte sein Bruder Georg Anton (1722-1795) nur acht Jahre der Hofkapelle an, ehe er 1750 als Hofkapellmeister Friedrichs III. von Sachsen-Gotha nach Gotha wechselte. Anlässlich des 300. Geburtstages von Franz Benda hat Il Gardellino einige Konzerte der Brüder für ACCENT aufgenommen. Die eingespielten Werke unterstreichen Burneys Einschätzung, und unser Bild von der Frühklassik wird hier durch wunderbare, viel zu wenig bekannte Musik bereichert. F. BENDA: FLÖTENKONZERT E-MOLL/ VIOLINKONZERT ES-DUR G. A. BENDA: CEMBALOKONZERTE F-MOLL & H-MOLL De Winne/Terakado/Ad-El/Il Gardellino ACCENT - ACC 24215 (T01) DDD, 2009 VOM HOCHBAROCK ZUR FRÜHKLASSIK Elf Jahre nach Bach wurde Johann Melchior Molter (1696-1765) beinahe am selben Ort geboren: in Tiefenort bei Eisenach, wo er wie Bach das Gymnasium besuchte. Die beiden Komponisten verbindet also die gleiche kulturgeographische Herkunft und wohl auch eine ähnliche „musikalische Früherziehung“. Ansonsten aber fast nichts. Während Bach aus Mittel- und Norddeutschland nie herauskam, bewegte sich Molter in einem spitzwinkligen Dreieck zwischen Eisenach, Karlsruhe und Italien. Während Bach die jüngsten Tendenzen der italienischen Musik zumindest rezipierte, machte sie Molter zum eigenen Stil. Eine solide mitteldeutsche Kantorenausbildung schulte seine kontrapunktische Satztechnik. Derart gerüstet startete Molter eine durchaus beachtliche Karriere, die ihn an den Karlsruher und Eisenacher Hof sowie zweimal nach Italien brachte. Die hier aufgenommenen Werke zeigen Molter auf der Höhe seiner Zeit, aber auch einen Komponisten, der den Weg vom Hochbarock zur Frühklassik beschritten hat. Seine Werke kennzeichnen Molter als talentierten Melodiker mit einem Faible für findige Instrumentierung und außergewöhnliche Klangfarbenkombinationen. MO MOLTER: OLT LTER: SONATA GRO GROSSA OSS SSA – ORCHESTERWERKE Main-Barockorchester Frankfurt AEOLUS - AE 10037 (U01) Hybrid-SACD, DDD, 2009 EBENFALLS ERHÄLTLICH (AUSWAHL): EBENFALLS ERHÄLTLICH (AUSWAHL): JOHANN GOTTLIEB & CARL HEINRICH GRAUN: CONCERTI Il Gardellino ACCENT - ACC 24166 (T01) DDD, 2005 FASCH: CONCERTI & SINFONIE Leitherer/Jopp/Main-Barockorchester Frankfurt/+ AEOLUS - AE 10017 (T01) DDD, 2003 8 VIRTUOSER HOCHGENUSS Mit ausgefeilten, hochvirtuosen Verzierungen begeisterten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Instrumentalisten und Sänger ihr verwöhntes Publikum. Besonders der instrumentale Bereich profitierte hierbei von jüngsten Weiterentwicklungen im Instrumentenbau. Ausgangsbasis für die virtuos verzierten Werke waren populäre Madrigale und Chansons berühmter Komponisten wie Lasso, Palestrina und Rore. Die aufgeschriebenen Verzierungen bilden heute sicherlich das populärste, schönste und bemerkenswerteste Repertoire der weltlichen Musik im 16. Jahrhundert. Damals wie heute ist dieses Repertoire natürlich nur virtuosen Musikern vorbehalten, aber über genau die verfügt ja Skip Sempé in seinem Ensemble Capriccio Stravagante. Doron Sherwin (Zink), Julien Martin (Blockflöte), Josh Cheatham (Viola da gamba) sowie natürlich Skip Sempé (Virginal & Cembalo) garantieren virtuosen Hochgenuss. NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 GIGANTISCH Margret Köll, ein aufgehender Stern im Bereich historische Harfe und Luca Pianca, Mitgründer des legendären Ensembles Il giardino armonico, präsentieren hier ein Album, das sich an die Tradition der Virtuosen früherer Zeiten anlehnt, die in der Lage waren, alle Arten von Musik den Bedürfnissen ihrer Instrumente anzupassen. Der Titel „Giganten“ bezieht sich dabei auf die hier aufgenommenen Komponisten, von denen jeder auf seine Weise in seiner Zeit als Gigant betrachtet werden kann: Mit Monteverdi begann zweifellos die Ära des Barock, die Bach wiederum zu ihrem großartigen Ende führte, während Gesualdo in seinen Madrigalen auf der Suche nach Ausdruck sich über alle Grenzen und musikalischen Konventionen seiner Zeit hinweggesetzt hat. Unter den Händen der beiden Musiker erschließen sich dem Hörer ganz neue Aspekte in der Musik, die so deren Größe auf ganz andere Weise beleuchten. • Capriccio Stravagante frönt der PARADIZO PA 0008 (T01) DDD, 2009 Antonio Vivaldis so genannte Concerti da camera bestechen durch den originellen und virtuosen Einsatz des kleinen gemischten Ensembles aus Streichern und Bläsern, das ganz ohne begleitendes Orchester auskommt. Vivaldi verwischt hier auf unterhaltsame Weise die Grenzen von Kammermusik und Konzert. Wem die 22 erhaltenen Gattungsbeiträge Vivaldis nicht genug sind, der wird sich über die Arrangements von sieben Konzerten aus Vivaldis Op.4 „La Stravaganza“ durch La Pastorella freuen. Der Zyklus von zwölf Violinkonzerten, vom Komponisten selbstbewusst und vermarktungstechnisch geschickt als „extravagant“ bezeichnet, eignet sich wegen seiner stilistischen und musikalischen „Extravaganzen“ nämlich hervorragend für eine Bearbeitung zu Concerti da camera. Die Bearbeitungen des Ensembles sind dabei so gelungen und stilsicher, dass man sie glatt auch als wiederentdeckte Urfassungen hätte verkaufen können… • Musikalische Extravaganzen nach Lust an der Virtuosität ANTICO - MODERNO – AUSGEZIERTE RENAISSANCE-MADRIGALE Sempé/Sherwin/Martin/Cheatham/ Capriccio Stravagante WIEDERENTDECKTE URFASSUNGEN??? Vivaldi GIGANTEN Werke von Bach, Monteverdi und Gesualdo Margret Köll, Tripelharfe Luca Pianca, Laute PASSACAILLE PAS 958 (T01), DDD, 2008 VIVALDI: LA STRAVAGANZA Concerti da camera nach den Concerti Op.4 Nr. 1, 3-6, 9 & 11 La Pastorella RICERCAR RIC 288 (T01) DDD, 2009 9 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 PRALL UND LEBENSLUSTIG MARIENVEREHRUNG IM MITTELALTER MUSIKALISCHER SCHATZ Schlüpfriges, Kontemplatives, Liebevolles, Geistliches, Humorvolles und Absurdes begegnet uns auf dem neuesten Album des erfolgreichen Vokalensembles Stimmwerck. In der musikalischen Welt der Renaissance steht das deutschsprachige Lied neben den Gattungen der Messe, der Motette und den französischen bzw. italienischen Vokalgattungen Chanson und Madrigal. Seine weite Verbreitung und Beliebtheit wurde durch die Weiterentwicklung der Drucktechnik begünstigt, die es der zunehmend wohlhabender werdenden bürgerlichen Schicht ermöglichte, Musikdrucke zu erwerben. Ihr stand der Sinn mehr nach Trink- und Scherzliedern und erst in zweiter Linie nach formellen Liebesliedern und Zeitklagen. Lieder und Chansons von Lasso, Isaac, Lechner u.a. ergeben ein abwechslungsreiches Portrait einer Zeit, die mindestens genauso prall und lebenslustig sein konnte wie das ungleich populärere Barock. Im berühmten „Llibre Vermell“ – dem „roten Buch“, das seinen Namen wegen seines roten Samteinbands trägt, finden sich neben liturgischen und theologischen Texten auch Mariengesänge, die neben lateinischen Texten auch solche in Katalanisch und Okzitanisch enthalten. Sie weisen unterschiedliche musikalische Einflüsse auf: volkstümliche provenzalische und galizische Pilgerlieder, gregorianischer Gesang und die damals ganz neuartige Ars nova. Das Ensemble Kantika stellt hier alle im Llibre Vermell vorhandenen Gesänge vor und kombiniert sie erstmals mit ebenfalls dort als Texte aufgeführten liturgischen Gesängen. Anders als bei bisherigen Einspielungen, ist Kantika spezialisiert auf liturgische Musik und Gregorianik und legt diese Sichtweise auch für seine Interpretation zugrunde: sparsame Instrumentation und stärkerer Schwerpunkt auf dem Gesang, was die herrlichen Frauenstimmen dieses Vokalensembles wunderbar zur Geltung bringt. In einem bemerkenswerten Manuskript aus dem 15. Jahrhundert, das heute in Neapel aufbewahrt wird, befindet sich ein Zyklus von sechs prächtigen Parodiemessen über das Chanson L’homme armé. Dieser Zyklus wirkt wie eine Abhandlung über die polyphone Kompositionstechnik und stellt ohne Zweifel eines der bedeutendsten Meisterwerke der Renaissance dar. Die offenbar prächtigen Illustrationen gingen leider verloren, so dass wir nicht wissen, wer der Autor der sechs Messen ist, doch nicht wenige Musikwissenschaftler gehen davon aus, dass es sich hierbei um keinen geringeren als Antoine Busnois (um 1432-1492) handelt, eine der führenden Musikerpersönlichkeiten am burgundischen Hof Karls des Kühnen. Für ihre Einspielung haben Giuseppe Maletto und Cantica Symphonia die sechste der Messen ausgewählt und haben zwischen die Messteile jeweils instrumentale Kontrafakturen aus den übrigen fünf Messen eingefügt. ESTEL DE MAR – LLIBRE VERMELL DE MONTSERRAT Pilgerlieder zur Marienverehrung im Mittelalter Kantika BUSNOIS: MISSAE L’HOMME ARMÉ Maletto/Cantica Symphonia • Lieder von Liebe, Lust und Frömmigkeit GYRI GYRI GAGA – LUST UND LEBEN IN DER DEUTSCHEN RENAISSANCE Werke von Lasso/Isaac/Lechner/ Senfl/+ Stimmwerck CHRISTOPHORUS CHR 77311 (T01) DDD, 2009 CHRISTOPHORUS CHR 77312 (T01) DDD, 2009 GLOSSA GCD P31906 (T01) DDD, 2008 10 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 ARCANA – LABEL DER VIELFALT Der nächste Schwung mit Wiederveröffentlichungen aus dem Backkatalog von ARCANA zeigt, dass das Label nicht nur im Bereich Alte Musik interessante Produktionen veröffentlicht hat: Familie Kuijken lädt zum Beispiel ein zu einer „Hausmusik“ mit dem Kammermusikwerk Debussys und widmet sich als Kuijken-Quartett den Streichquartetten Op.41 von Robert Schumann. Vier Produktionen aus dem „Kerngeschäft“ des Labels führen von Spanien bis ins Osmanische Reich. Mehr Vielfalt ist fast nicht möglich… DEBUSSY: DIE KAMMERMUSIK Kuijken, Sigiswald; Veronica; Sara; Wieland; Barthold & Piet/Hallynck ARCANA A 315 (T01) DDD, 2001 ARCANA A 303 (T01) DDD, 1999 SCHUMANN: STREICHQUARTETTE OP.41 Kuijken Quartett SCHÖNBERG: DAS KLAVIERWERK Peter Serkin, Klavier VIVALDI: CONCERTI PER FLAUTO & FLAUTINO Concerti RV 95, 101, 108, 442-444/ Concerto ripieno RV 163 Oberlinger/ Sonatori de la Gioiosa Marca CANTADAS DE PASIÓN Werke von Durón/Serqueira/Hidalgo/ Navas/Sanz/+ Alvarez/Wimmer/Accentus Austria ARCANA A 330 (T01) DDD, 2004 ARCANA A 326 (T01) DDD, 2003 D’ANGLEBERT: PIECES DE CLAVESSIN EN MANUSCRITS Paola Erdas, Cembalo (Louis Denis, 1658) ARCANA A 337 (T01) DDD, 2006 ARCANA A 333 (T01) DDD, 2004 SEPHARDISCHE ROMANZEN IM OSMANISCHEN REICH Wimmer/ Accentus Austria ARCANA A 341 (T01) DDD, 2005 11 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 MOZART UND DAS HORN • Immer eine glückliche Verbindung: Mozart und Brüggen Das Horn stand zwar nie so intensiv im Fokus von Mozarts musikalischem Interesse wie beispielsweise das Klavier, doch ist die Vielzahl der Werke mit solistischem Einsatz des Horns in Mozarts Œuvre schon bemerkenswert. Einige davon, wie zum Beispiel die vier Solokonzerte und das Quintett KV 407, entstanden aufgrund der Freundschaft mit dem virtuosen Hornisten Joseph Leutgeb, doch gibt es auch weitere interessante Stücke, die er für andere Solisten geschrieben hat. Teunis van der Zwart gibt uns auf dem vorliegenden Album zusammen mit Frans Brüggen und dem Orchestra of the Eighteenth Century einen abwechslungsreichen Überblick zum Thema „Mozart und das Horn“, der die Bereiche Konzert, Oper und Kammermusik abdeckt. MOZART: WERKE FÜR HORN Konzert KV 447/Arie aus KV 87/Quintett KV 407/ Ein musikalischer Spaß KV 522/+ Van der Zwaart/McFadden/Brüggen/Orchestra of the Eighteenth Century GLOSSA - GCD 921110 (T01) DDD, 2006/2008 UNGESTÜM ABGEKLÄRT Vehement, unwirsch, unbändig kraftvoll und verwegen – das war der neue, kernig-unsentimentale Ton der postromantischen Zeit. Wie Minerva „gleich vollkommen gepanzert“ aus Zeus’ Kopf gesprungen, so träte der junge Brahms bereits als Meister hervor, verbreitete Robert Schumann im Oktober 1853 begeistert in der Neuen Zeitschrift für Musik. Brahms war gerade mal 20 und betrat mit einem Paukenschlag die Weltbühne der Musik. Vor allem seine Klavierwerke begründeten seinen Weltruhm. Tilman Krämer, „einer der wichtigsten Brahms-Interpreten der letzten Jahre“ (klassik.com), hat sie für COVIELLO neu eingespielt. Man darf auf Krämers Interpretation der ungestümen Frühwerke Brahms’ gespannt sein. Dass man seinen Namen heutzutage nur noch mit seinem Violinkonzert g-Moll in Verbindung bringt, war Max Bruch (1838-1920) bereits zu seinen Lebzeiten bewusst, was ihn sehr verbitterte. Wie Saint-Saëns, musste Bruch miterleben, wie er von der Musikgeschichte überholt wurde und im Alter als reaktionärer Grantler abgetan wurde. CYPRES veröffentlicht drei Alterswerke des Komponisten aus dem Jahr 1911. Zu hören ist hier introvertiert persönliche Musik, die keiner auftrumpfenden Virtuosität mehr bedarf. BRAHMS: FRÜHE KLAVIERWERKE Klaviersonaten Nr. 1 & 2/Scherzo Op.4 COVIELLO - COV 50913 (T01) DDD, 2009 BRUCH: WERKE FÜR KLARINETTE UND BRATSCHE Konzert für Klarinette, Bratsche und Orchester Op.88 Romanze für Bratsche und Orchester Op.85 Acht Stücke für Klarinette, Bratsche und Orchester Votano/Thorette/Farjot/Rophé/Orchestre Philharmonique de Liège CYPRES - CYP 7611 (T01) DDD, 2008 12 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 FRANZÖSISCHE LIEDKUNST Für das erste Fauré-Album in der vielgerühmten La Mélodie française-Reihe von TIMPANI hat das Label keinen Geringeren als den französischen Tenor Yann Beuron gewählt. Er wird begleitet von Billy Eidi, der erst kürzlich von der Académie du Disque Lyrique mit dem Gerald Moore Award als bester Liedbegleiter ausgezeichnet wurde. Das vorliegende Album enthält Mélodies der Jahre 1888-1904, die mit Larmes aus Op.51, Le Ramier aus Op.87 sowie den Cinq Mélodies de Venise Op.58 zweifelsohne mit zum Gipfel der französischen Liedkunst gezählt werden dürfen. Faurés Gespür für die melodische Linie, seine verfeinerte Harmonik und seine perfekte Balance zwischen Stimme und Klavier kommen in der vorliegenden Einspielung bestens zur Geltung, und so dürfte es derzeit für den interessierten Musikfreund kaum einen besseren Einstieg in die Welt des französischen Liedes geben. FAURÉ: LIEDER Opp. 51, 57, 58, 76, 83, 85, 87, 92 & 96 Yann Beuron, Tenor Billy Eidi, Klavier TIMPANI - TIM 1C1162 (T01) DDD, 2009 ENKEL VON RAVEL UND ROUSSEL UNABHÄNGIG Innerhalb des Œuvre von Guy Sacre (*1948) nimmt das Lied einen besonders exponierten Platz ein, dem er bislang nicht weniger als 120 Beiträge gewidmet hat. Seine vertonten Texte stammen von Cocteau, Desportes, Ver-laine sowie Mallarmé und weisen eine besondere Kenntnis dieser Dichtung auf, die bei aller Persönlichkeit seiner musikalischen Sprache doch immer auch die Prosodie der Texte respektieren. Als Vorbilder ließen sich vielleicht Ravel und Roussel ausmachen, was sich vor allem in einer delikaten und farbigen Klangsprache äußert. Die Auswahl von Sacres Liedern auf TIMPANI machte mit einem bemerkenswerten zeitgenössischen Vertreter der Gattung Mélodie bekannt, dessen Entdeckung jetzt sogar noch preiswerter möglich ist. Albéric Magnard (1865-1914) war der Sohn des Herausgebers von Le Figaro und genoss Unterricht bei Massenet und Indy. Durch das Vermögen seines Vaters war er finanziell unabhängig und nicht darauf angewiesen, irgendwelche musikalischen oder gesellschaftlichen Kompromisse zu machen. Mit Hymne à la justice stellte er sich zum Beispiel in der Dreyfus-Affäre offen auf die Seite von Emile Zola. 1899 veranstaltete er ein Konzert ganz auf eigene Kosten und finanzierte auch den Druck seiner Werke selbst. Mark Stringer und das Orchestre Philharmonique du Luxembourg machen mit einigen seiner kleinen Orchesterwerke bekannt, die an Umfang zwar kleiner als die bekannteren vier Sinfonien des Meisters, aber keineswegs als weniger bedeutend einzustufen sind. SACRE: LIEDER Katz/Gardeil/Eidi MAGNARD: ORCHESTERWERKE Hymne à la justice/Suite dans le style ancien/Chant funèbre/Ouverture/Hymne à Venus Stringer/ Orchestre Philharmonique du Luxembourg TIMPANI - TIM 1C1168 (Z085) DDD, 1999 TIMPANI - TIM 1C1171 (Z085) DDD, 2001 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 13 Gaetano Donizetti • Leckerbissen für Belcantisten DONIZETTI WIEDERENTDECKEN Donizettis packende Opera seria Parisina entstand in einer besonders fruchtbaren und erfolgreichen Periode seines Schaffens. Uraufgeführt 1833 am Teatro della Pergola in Florenz, sollten noch im gleichen Jahr Lucrezia Borgia an der Mailänder Scala (der langersehnte Durchbruch an diesem Haus) und Torquato Tasso in Rom ihre jeweils ausgesprochen erfolgreichen Uraufführungen erleben. Obwohl dem Werk ebenfalls ein bemerkenswerter Erfolg beschieden war und Donizettis selbst lange zu seinen bevorzugten Werken zählte, fiel es zwei Jahrzehnte nach seiner Uraufführung der Vergessenheit anheim. Obwohl der Donizetti-Biograph William Ashbrook dem Werk attestiert, dass es einige der lebendigsten musikalischen Portraits des Komponisten enthält, ist eine echte Wiederbelebung Parisina bis heute versagt geblieben. Das könnte sich mit der vorliegenden Aufnahme von OPERA RARA womöglich bald ändern, denn hier liegt nichts weniger als eine der besten Aufnahmen des Labels der letzten Jahren vor. Eine hervorragende Sängerriege, angeführt von Carmen Giannattasio in der Titelrolle und José Bros als Ugo macht sich für dieses Meisterwerk Donizettis stark. Kein Wunder, dass das wichtigste deutschsprachige Musiklexikon Musik in Geschichte und Gegenwart (kurz: MGG) explizit OPERA RARA als Exponenten der sogenannten zweiten Donizetti-Renaissance seit den späten 1990er Jahren nennt. PARISINA Giannattasio/Bros/Solari/Ulivieri/Taylor/Parry/ London Philharmonic Orchestra/+ DIE HANDLUNG Das Libretto auf eine gleichnamige Vorlage von Lord Byron stammt von Felice Romani, einem der führenden Librettisten seiner Zeit. Es folgt der sogenannten Schauer-Romantik dieser Epoche, und tatsächlich ist die im 15. Jahrhundert angesiedelte Handlung selbst für diese Zeit ungewöhnlich dunkel: Parisina d’Este, die Frau von Azzo, dem Herzog von Ferrara, hat sich in Ugo verliebt, der sich bald als Sohn Azzos aus einer früheren Ehe entpuppt. In rasender Wut ob dieser absonderlichen Leidenschaft, tötet Azzo seinen eigenen Sohn und präsentiert die Leiche der entsetzten Stiefmutter. MEHR DONIZETTI BEI OPERA RARA (AUSWAHL): DOM SEBASTIEN, ROI DE PORTUGAL Kasarova/Filianoti/Miles/Keenlyside/ Elder/Orchestra of the Royal Opera House/+ OPERA RARA - ORC 33 (T03) 3 CDs, DDD, 2007 „Als lebenslanger Belcanto-Liebhaber stehe ich nicht an zu sagen, dass diese Einspielung des Don Sébastien von Donizetti zu den beglückendsten gehört, die ich den letzten Jahren erlebt habe.“ Orpheus 5/6 2007 IL DILUVIO UNIVERSALE Palazzi/Bailey/Wilde/Carella/London Philharmonic Orchestra/+ OPERA RARA - ORC 31 (T02) 2 CDs, DDD, 2006 „Ein spannendes, musikalisch gewichtiges Stück, präsentiert von einem jungen, ganz hervorragenden Ensemble.“ WDR Hörzeichen, 16.1.2009 ELVIDA Spagnoli/Larmore/Massis/Ford/ Allemandi/London Phiharmonic Orchestra/+ OPERA RARA - ORC 29 (T01) DDD, 2004 OPERA RARA - ORC 40 (T03) 3 CDs, DDD, 2008 „Ein Opern-Rarissimum, das allen entdeckungsfreudigen Hörern zu empfehlen ist.“ Klassik-heute.com 14 SCHLICHTHEIT UND TIEFE Das Chopin-Jahr 2010 wirft seine Schatten voraus; hier ist es Evelyne Dubourg, die ihre Sichtweise auf die Nocturnes des Franko-Polen vorlegt. Die Französin kam auf Empfehlung von Dinu Lipatti ans Genfer Konservatorium. Nach dessen Tod beendete sie ihre Ausbildung bei Nikita Magaloff, erhielt den Prix de Virtuosité und perfektionierte sich bei Alfred Cortot und Yvonne Léfebure. CHOPIN: DIE NOCTURNES Evelyne Dubourg, Klavier RBM RBM 46306162 (I02) 2 CDs, 2008 ECHTER ROSSINI-MEZZO Ohne Rossini wäre das Opernrepertoire für den Mezzosopran wohl um einiges ärmer, und so gehört ein Rossini-Album zum absoluten Muss, aber auch zum Prüfstein eines jeden Mezzosoprans. Doch nur wenige sind echte Rossini-Mezzos wie die Spanierin Silvia Tro Santafé, die sich hier mit ihrem Rossini-Album als solcher präsentiert. SILVIA TRO SANTAFÉ: ROSSINI MEZZO Szenen und Arien aus Italiana in Algeri/Tancredi/La Cenerentola/La Donna del Lago/Semiramide Santafé/Reynolds/Orquestra Sinfónica de Navarra SIGNUM SIGCD 170 (T01) DDD, 2009 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 FARBIG ZUM GEBURTSTAG Eher zufällig kam die Zusammenarbeit Strawinskys mit Diaghilew und seiner berühmten Compagnie Ballet russes zustande, doch sollte sie letztendlich zu mehreren Klassikern des Balletts im 20. Jahrhundert führen. Thierry Fischer und das BBC National Orchestra of Wales zeigen hier beim Feuervogel und dem frühen Scherzo fantastique ihre Leistungsfähigkeit an zwei der farbigsten Partituren des Komponisten. Fast wäre er Jurist geworden, doch nach vier Semestern entschied er sich, das Studium hinzuschmeißen und sich ganz der Musik zu verschreiben. Glück für uns, denn mit Christoph von Dohnányi, der dieses Jahr seinen 80. Geburtstag feiert, gewannen wir einen der international renommiertesten Dirigenten. SIGNUM veröffentlicht hier seine hörenswerte Sichtweise auf Beethovens Sinfonien Nr. 3 & 5. STRAWINSKY: DER FEUERVOGEL/ SCHERZO FANTASTIQUE Fischer/BBC National Orchestra of Wales BEETHOVEN: SINFONIEN NR. 3 & 5 Von Dohnányi/Philharmonia Orchestra SIGNUM CLASSICS SIGCD 165 (T01) DDD, 2009 SIGMUM CLASSICS SIGCD 169 (G02) 2 CDs, DDD, 2009 MUSIK MACHEN SPÄTIMPRESSIONIST Zwei brillante und international bekannte Musiker, der Cellist Matthew Barley und der Jazz-Pianist Julian Joseph, enge Freunde aus der gemeinsamen Leidenschaft für Musik, haben sich für dieses Album zusammengetan, das sich einer Kategorisierung als klassisches Duo-Album ebenso entzieht wie einer Einordnung als JazzProduktion. Es ist vielmehr Zeugnis eines inspirierten gemeinsamen Musizierens. TIMPANI hat sich früh um die Wiederentdeckung der Musik von Jean Cras (1879-1932) verdient gemacht und erschließt uns mit mehreren Produktionen sein Œuvre. Bereits veröffentlichte Aufnahmen werden nun nach und nach als ansprechend gestaltete Digipaks vorgelegt. Cras’ Tonsprache wird oft mit der Debussys und Roussels verglichen, und tatsächlich gilt es hier, einen herausragenden Spätimpressionisten zu entdecken. DANCE OF THE THREE LEGGED ELEPHANTS Werke von Barley/Joseph/ McLaughlin/ Ravel Barley/Joseph CRAS: DIE ORCHESTERWERKE Antonioli/Orchestre Philharmonique du Luxembourg SIGNUM SIGCD 171 (T01) DDD, 2009 TIMPANI TIM 2C2088 (P02) 2 CDs, DDD, 1996 15 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 REVERENZ MIT CHOPIN William Youn gehört zu den vielversprechenden Pianisten der jüngeren Generation und konnte bereits mit zahlreichen internationalen Auftritten auf sich aufmerksam machen. Er wurde in Seoul geboren und begann das Klavierspiel schon im Alter von sechs Jahren. Mit dreizehn ging er nach Amerika und wurde in die Frühförderung des New England Conservatory und der Walnut Hill School Boston aufgenommen. Fünf Jahre später begann er ein Studium an der Musikhochschule Hannover, das er mit dem Soloklassendiplom abschloss. Er ist mehrfacher Preisträger bei Internationalen Wettbewerben wie dem Cleveland International Piano Competition, dem Shanghai Piano Competition sowie Finalist des Busoni-Wettbewerbs und des Concours Reine Elisabeth Brüssel. Heute konzertiert er regelmäßig mit bedeutenden internationalen Orchestern. Auf ARS PRODUKTION stellt er sich mit den beiden Klavierkonzerten von Frédéric Chopin vor. CHOPIN: KLAVIERKONZERTE NR.1 & 2 Youn/Riehle/Nürnberger Symphoniker ARS PRODUKTION ARS 38058 (U01) Hybrid-SACD, DDD, 2004 STIEFKIND BRAVOURÖS „Wenn Alle erste Violine spielen wollten, würden wir kein Orchester zusammen bekommen” – so lautet einer der weisen Ratschläge, die Robert Schumann in seinen Musikalischen Haus- und Lebens-Regeln an junge Musiker richtete. Die Bratsche gehört seit je her zu den geläufigen Instrumenten, die von Komponisten eher stiefmütterlich behandelt wurden. Immerhin beließ es Schumann nicht bei guten Worten, sondern versuchte in neuartigen Klavierduos nach und nach „alle Instrumente an die Reihe kommen zu lassen”. Seine Märchenbilder Op.113 sind ein Meisterwerk für die Besetzung Viola und Klavier. Dass diese Kombination noch heute viele Entdeckungen bereithält, zeigen Pauline Sachse und Daniel Heide auf ihrem Album, das neben den Klassikern Schumann und Hindemith mit der Elegie „No more words“ von Martin Krämer (*1975) auch eine hörenswerte Repertoireneuheit zu bieten hat. Die ersten Musikwerke für Trompete und Klavier entstanden in den 1820er Jahren infolge der Erfindung der Ventiltrompete. Gegenüber der herkömmlichen, seit Urzeiten bekannten Naturtrompete ohne Klappen und Ventile stellte das neue Instrument eine veritable Revolution dar, denn die Trompeter konnten nunmehr nicht nur die Naturtonreihe blasen, sondern endlich sämtliche Noten der chromatischen Tonleiter erreichen. Seither haben auch in Frankreich viele Komponisten Werke für Trompete und Klavier komponiert und nicht einmal die avantgardistische Elite verweigerte sich dieser Kombination. Manuel Lichtenwöhrer und Katalin Sarkady stellen hier neben einigen „bravourösen“ Klassikern auch mehrere reizvolle Repertoireerweiterungen für die Kombination Trompete und Klavier vor. MÄRCHENBILDER – VIOLA TALES Werke von Schumann/Hindemith/ Kraemer Sachse/Heide ARS PRODUKTION ARS 38069 (U01) Hybrid-SACD, DDD, 2008 AIR DE BRAVOURE – FRANZÖSISCHE TROMPETENMUSIK DES 20. JAHRHUNDERTS Werke von Jolivet/Ibert/Francaix/ Honegger/Tomasi/+ ARS PRODUKTION ARS 38485 (T01) DDD, 2008 16 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 • Zwei der besten Jugendchöre Deutschlands und ein Jahrhundert-Hit FÜR ALLE WEINEN WELTERFOLG Wie Berlioz’ Grande Messe des Morts, so ist auch Verdis Messa da Requiem nicht für die Liturgie in der Kirche, sondern für den Konzertsaal geschrieben. Vielfach wurde Verdi deshalb vorgeworfen, den Text der lateinischen Messe mehr wie ein Libretto vertont zu haben, und dieses Verdikt von Verdis „größter Oper“ ist nach wie vor häufig anzutreffen. Natürlich verleugnete Verdi bei Vertonung der Totenmesse seine musikdramatische Erfahrung nicht, doch die opernhaften Elemente werden von ihm stets dazu eingesetzt, um emotionale und geistliche Inhalte zu verkünden, auch wenn das Werk sicherlich nicht im konventionellen Sinne religiös ist. Äußerer Anlass für die Komposition war der Tod des italienischen Nationaldichters Alessandro Manzoni im Mai 1873, den Verdi sehr verehrte und dessen Tod ihn, trotz des hohen Alters des Autors, tief erschütterte. Zu seinem Gedenken führte er das Werk am ersten Jahrestag seines Todes auf, und da Verdi, wie Gabrieli d’Annunzio es ausdrückte, „für alle weinte“, konnte er den Gefühlen der Menschen über den Tod an sich sicherlich am besten Ausdruck verleihen. Sir Colin Davis hat Verdis Meisterwerk im Januar 2009 im Londoner Barbican Center mit hervorragenden Solisten zur Aufführung gebracht und zum Glück gibt es LSOlive, das ein solches Ereignis im SACD-Klangbild für uns mitschneidet und zum vernünftigen Preis auf Tonträger veröffentlicht. Ob Orff den heutigen Welterfolg seiner Carmina burana tatsächlich vorausgeahnt hat? Nach der erfolgreichen Uraufführung 1937 in Frankfurt schrieb er seinem Verleger Schott in Mainz: „Alles, was ich bisher geschrieben habe und Sie leider gedruckt haben, können Sie nun einstampfen. Mit Carmina burana beginnen meine gesammelten Werke.“ In einem Antiquariatskatalog stieß Orff im Frühjahr 1934 auf eine 1847 herausgegebene Sammlung von über 200 mittelalterlichen Gedichten, Liebes- und Trinkliedern, die nach dem Aufbewahrungsort Benediktbeuren „Carmina burana“ (Lieder aus Beuren) genannt werden. Glaubt man dem Komponisten, so entstanden bereits beim Anblick des Titelbildes (Fortuna mit dem Rad) sofort die ersten Ideen für ein neues Werk mit Sing- und Tanzchören. Zwar bemängelte die NS-Kulturbürokratie „Unverständlichkeit der Sprache“ und „Jazzstimmung“, und Strawinsky sollte später bissig gar von „Neoneandertalismus“ sprechen. Das tat dem Siegeszug des Werkes vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allerdings keinen Abbruch. Viele Aufnahmen sind seitdem entstanden, doch dürfte es nur wenige geben, die mit einer solchen Besonderheit aufwarten können: Zwei der besten Jugendchöre Deutschlands, der Knabenchor Hannover und der Mädchenchor Hannover haben sich für dieses Projekt zusammengetan. Für eine perfekte Begleitung sorgt die exzellente NDR Radiophilharmonie unter ihrem Chefdirigenten Eiji Oue. VERDI: MESSA DA REQUIEM Brewer/Cargill/Neill/Relyea/Davis/London Symphony Orchestra & Chorus ORFF: CARMINA BURANA Mädchenchor Hannover/Knabenchor Hannover/Oue/ NDR Radiophilharmonie/+ LSO LIVE - LSO 0683 (M02) 2 Hybrid-SACDs, DDD, 2009 RONDEAU - ROP 6030 (R01) DDD, 2008 17 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 • Lied-Rarität mit einer der Stimmen Finnlands • Ein Sinfoniker als erfolgreicher Konzert-Komponist „GROSSARTIG“ UNERSCHÖPFLICHE KREATIVITÄT Für Glenn Gould war Hindemiths Liedzyklus Das Marienleben nach Gedichten von Rainer Maria Rilke nichts weniger als der großartigste jemals geschriebene Liedzyklus überhaupt. Tatsächlich zählt Das Marienleben zu den Hauptwerken Hindemiths und besitzt höchste Bedeutung für den Prozess seiner Selbstfindung als Komponist: Er hält nämlich die für Hindemith und die Musikgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts entscheidende Verwandlung des expressionistischen Ausdruckskonzeptes in das der Neuen Sachlichkeit fest. Wie viel ihm diese Lieder bedeuteten zeigen die zahlreichen Umarbeitungen, von denen die von 1948 als die abschließende angesehen werden kann. Goulds euphorisches Urteil lässt sich dann besonders leicht nachvollziehen, wenn man die Lieder in einer so herausragenden Interpretation hört, wie sie uns hier Soile Isokoski und ihre langjährige Klavierbegleiterin Marita Viitasalo auf ONDINE vorlegen. Einojuhani Rautavaara (*1928) gilt weltweit als der führende Sinfoniker Finnlands nach Sibelius und als einer der populärsten unserer Zeit, doch hat er zwischen 1968 und 2001 auch eine ganze Reihe bedeutender konzertanter Werke geschrieben. Die Konzerte für verschiedenste Soloinstrumente dokumentieren dabei im gleichen Maße eine schier unerschöpfliche musikalische Kreativität. ONDINE veröffentlicht jetzt eine Box mit allen bislang komponierten Konzerten, deren Solisten (die teilweise auch Widmungsträger sind) zu den international renommiertesten Instrumentalisten gehören: Zu hören sind hier Vladimir Ashkenazy, Patrick Gallois, Richard Stoltzman und Marielle Nordmann, die von namhaften Orchestern und Dirigenten begleitet werden. Der attraktive Preis macht das Vergnügen, einen der bedeutendsten Komponisten für die Gattung Konzert kennenzulernen, noch größer. HINDEMITH: DAS MARIENLEBEN (VERSION 1948) Isokoski/Viitasalo RAUTAVAARA DIE KONZERTE RAUTAVAARA: Ashkenazy/Gallois/Stoltzman/Nordmann/ diverse Orchester & Dirigenten ONDINE - ODE 1148 (T01) DDD, 2009 ONDINE - ODE 1156 (Z229) 4 CDs, DDD, 1991- 2005 MEHR LIEDER MIT SOILE ISOKOSKI (AUSWAHL): EBENFALLS ERHÄLTLICH: SIBELIUS: LUONNOTAR/ ORCHESTERLIEDER Isokoski/Segerstam/Helsinki Philharmonic Orchestra ONDINE - ODE 10805 (U01) Hybrid-SACD, DDD, 2006 RAUTAVAARA: DIE 8 SYMPHONIEN Verschiedene Orchester und Dirigenten ONDINE - ODE 1145 (Z229) 4 CDs, DDD, 1990-2005 18 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 RARITÄTEN DER NEUEN MUSIK Die 18 LPs seiner legendären Contemporary Sound Series, die Earle Brown (1926-2002) zwischen 1960 und 1973 aufnahm, sind, nachdem die Reihe 1978 eingestellt wurde, heutzutage eine von Sammlern gesuchte Rarität, da sie wie kaum eine andere die aufregende und ungemein innovative Neue Musik dieser Zeit dokumentiert. Diese seltenen und historisch bedeutsamen Produktionen wurden von der Earle Brown Music Foundation sorgfältig digitalisiert und aufbereitet. Präsentiert wird die außerordentliche Welt von zeitgenössischer und Avantgarde-Musik, die in Europa, den USA, Lateinamerika und Japan in den 1960er und frühen 1970er Jahren aufblühte. Nun liegt die zweite Box vor, die u.a. Werke von Nono, Maderna, Berio, Maxwell Davies und Birtwistle enthält. EARLE BROWN – A LIFE IN MUSIC – VOL.2 CD 1 Werke für Kammerorchester CD 2 Neue Musik aus London CD 3 Feldman – Brown English Chamber Orchestra/Maderna/Tudor/Berio/ Pierrot Players/+ WERGO - WER 69312 (M03), 3 CDs, ADD, diverse Aufnahmedaten MAKELLOSES SINGEN MUSIK FÜR DEN KREATIVEN MÜSSIGGANG Der beliebte Wiener Tenor Karl Terkal (1919-1996) sang in über 1450 Vorstellungen an der Staatsoper Wien und war auch als Operettentenor sehr populär. Verschiedene Aufnahmen aus diesem Fach (z.B. eine „Fledermaus“ unter Otto Ackermann bei Decca) haben dazu beigetragen, seinen Namen auch heute noch bekannt zu halten. Noch nie aber wurde bislang eine CD mit Opernarien auf den Markt gebracht. Dabei kamen gerade in den lyrischen Opernrollen seine besonderen Stimmqualitäten besonders gut zum Tragen: Technisch makelloses Singen, vorbildlich deutliche Aussprache und absolute Höhensicherheit. Dieses Versäumnis wird mit dem vorliegenden Album auf RELIEF rechtzeitig zum 90. Geburtstag des Künstlers nachgeholt. Das klassische Kaffeehaus ist seit Jahren auf dem Rückzug und mancherorts sogar schon ganz ausgestorben. An die Stelle seines kreativen Müßiggangs bei raffinierten Kaffee- und Kuchenvariationen tritt die trendig ungemütliche Coffee-Lounge mit aktuellen „Latte-irgendwas“. Das Ganze selbstverständlich „to go“, damit sich die lästige Kundschaft möglichst schnell wieder verzieht, um Platz für die nächsten zu machen. Das tat allerdings der Beliebtheit der klassischen Caféhausmusik keinen Abbruch, wenn man sich die zahlreichen Salonorchester betrachtet. Das Album des Leipziger Salonorchesters Cappuccino mixt einen musikalischen Beziehungscocktail aus drei anregenden Teilen: Klassische Salonpiècen, prägnante Frauenportraits und Schlagerevergreens. KARL TERKAL SINGT OPERNARIEN Werke von Kienzl/Meyerbeer/Offenbach/Mozart/ Wagner/+ WARUM IST DER WALTER SO REIF FÜR SEIN ALTER? – BEZIEHUNGSWEISEN Diverse Komponisten Leipziger Salonorchester Cappuccino Karl Terkal, Tenor RELIEF - CR 3007 (K01) ADD, 1951-1996 RONDEAU - ROP 6033 (R01) DDD, 2009 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 19 • Uralte, stets aktuelle Parabel über Dummheit und Verführbarkeit AKTUELLE PARABEL „Astutuli“, das sind die fürwitzigen Übergescheiten, die allzu leicht auf einen geschickten Betrüger hereinfallen. Keiner will der Dumme sein, und so verlieren die Bürger erst ihren gesunden Blick für die Wahrheit, dann ihre Kleider, ihre Geldbörsen und schließlich ihre ganze Würde. In Orffs Komödie schlägt die alte – aber angesichts der Machenschaften eines Bernard Madoff leider nur allzu aktuelle – Parabel von der Dummheit und Verführbarkeit der Menschen im Kollektiv einen großen Bogen vom Mysterienspiel bis zum bäuerlichen Schwank. Es ist ein Gaunerstück um Blendwerk, das bannt und entzückt und hinter dem doch nur Betrug, Gängelei und Diebstahl stecken. Im Wundertheater des Gagler treffen die Figuren der Commedia dell’arte auf die altbairischen Sprechchöre einer Kleinstadt-Bevölkerung. Astutuli ist ein Stück für Schauspieler, nicht für Sänger. Dem Verzicht auf den Gesang entspricht dabei konsequenterweise der Verzicht auf die Melodie, stattdessen wird das Stück musikalisch über weite Strecken von jenem auf Spiel und Gestus abgeleiteten rhythmischen Sprechen bestimmt, das Orff zum ersten Mal in der Hexenszene von Die Bernauerin eingesetzt hatte. Neuartig ist dabei die Schauspielmusik, die Orff konsequent auf Schlaginstrumente reduziert und die das gesprochene oder rhythmisch skandierte Wort untermalt. Die vorliegende Aufzeichnung vom Festival Orff in Andechs 2008 vermittelt eindrucksvoll und unterhaltsam Orffs „wurzelbairische“ Wort- und Musikgewalt. Sprache: bayerisch Untertitel: deutsch/englisch Laufzeit: 105 Minuten Tonformat: DD 5.1 Bildformat: 16:9 (PAL) ORFF: ASTUTULI Schanze/Matiasek/Mast/Junge Münchner Philharmonie/+ WERGO - MV 08525 (Z171) DVD-Video, DDD, 2008 20 IRRITIERENDE KLANGMISCHUNGEN NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 LEIDENSCHAFT Carola Bauckholt biegt, wie sie selbst sagt, „die Instrumente nach dem Vorbild des ursprünglichen Geräuschs, das also woanders herkommt. Danach sollen sich die Instrumente richten und das sollen sie sozusagen finden, diesen Klang.“ Werkzeuge, Metallkugeln oder mechanische Geräte bieten ihr die Inspiration, irritierende Klangmischungen erzielt sie, wenn diese Original-Geräusche auf die von klassischen Instrumenten imitierten treffen. Ein Marimba in den Händen einer der versiertesten Spezialistinnen auf diesem Instrument, Jessica Ryckewaert, zwei erfolgreiche und ein noch zu entdeckender Komponist sowie die innovative Elektronik des Lütticher Centre de Recherches et de Formation Musicales de Wallonie (CRFMW): All dies vereinigt sich im vorliegenden Album für ein hochinteressantes Musik-Projekt, das nicht zuletzt den 40. Geburtstag einer der führenden europäischen Musiklabors feiert. BAUCKHOLT: INSTINKT UND ANDERE ENSEMBLEWERKE Nussbaum/Schola Heidelberg/ Thürmchen Ensemble/+ PERCUTRONIQUE Werke von Bartholomée/Boesmans/ Gobert Jessica Ryckewaert, Marimba COVIELLO COV 60916 (T01) DDD, 2008/2009 EUROPÄISCH FUGA LIBERA FUG 707 (T01) DDD, 2008 AUSSERMUSIKALISCHE INSPIRATION AUS DEM REICH DER MITTE „Young China“ ermöglicht einen detaillierten Einblick in die lebendige und vielfältige Neue-Musik-Szene Chinas, in der sich die verschiedensten ästhetischen Entwürfe entdecken lassen. Weiterer Pluspunkt dieser Kooperation von hr2-kultur und des Siemens Arts Program ist die Tatsache, dass dies anhand von deutschen, europäischen und auch Weltersteinspielungen geschieht. YOUNG CHINA – NEUE MUSIK AUS DEM REICH DER MITTE Ensemble courage/Kammerensemble Neue Musik Berlin/Sonar Quartett/+ HR MUSIK HRMN 04009 (N02) 2 CDs, DDD, 2008 KURZ Jonathan Harvey (*1939) gilt als der kontinentalste unter den britischen Komponisten, der stets mit den neuesten Entwicklungen auf dem europäischen Festland Schritt gehalten hat. Vielleicht deshalb startete NMC seinerzeit ausgerechnet mit einem Werk dieses Komponisten. Nachdem die CD gestrichen war, wird sie nun anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Labels wieder veröffentlicht. NMC veröffentlicht hier fast das gesamte Klavierwerk des Komponisten Simon Holt (Jahrgang 1958). Seine Werke sind häufig durch außermusikalische Elemente bereichert und inspiriert, deren Ursprung nicht selten in der bildenden Kunst zu finden ist. Selbst Pianist, weiß Holt die Möglichkeiten des Instruments souverän auszunutzen. Bis vor kurzem war Jeremy Dale Roberts (*1934) Leiter des Studiengangs für Komposition am Royal College of Music in London. Sein Streichtrio Croquis, eine Auftragskomposition des Arditti Quartets, zeichnet sich durch eine aphorismenhafte Kürze aus, die in drei Cahiers gebündelt wird. Die „sechs lyrischen Stücke für Violine und Klavier“ mit dem Titel Tristia (2006/2007) gehören zu den jüngsten Werken des Komponisten. HARVEY: BHAKTI Protheroe/ Spectrum HOLT: A BOOK OF COLOURS – KLAVIERWERKE Tauromaquia/ A book of colours/Black Laterns/Klop’s Last Bite/ Nigredo Rolf Hind, Klavier NMC NMC D128 (T01) DDD, 2008 ROBERTS: TRISTIA/CROQUIS Kreutzer Quartet/Shorr NMC NMC D001 (T01) DDD, 1984 NMC NMC D151 (T01) DDD, 2008/2009 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 21 ZWISCHEN OKZIDENT UND ORIENT FÜR WEIT UND GANZ WEIT WEG Nach zwei ausgesprochen erfolgreichen Alben mit araboandalusischer Musik (ALP515 & ALP521), erkundet das Ensemble Aromates um die korsische Perkussionistin Michèle Claude in der „weißen Reihe“ von ALPHA diesmal die nicht minder aufregende Klangwelt des Südbalkans. In den bulgarischen, mazedonischen und griechischen Melodien wird die Jahrhunderte lange, freilich nicht immer friedliche Brückenfunktion des Balkans zwischen Okzident und Orient deutlich, die sich durch eine abwechslungsreiche Mischung aus osmanischen, persischen und europäischen Musiktraditionen äußert. Fernreisen sind zwar in der Regel hochinteressant, auf der anderen Seite aber auch teuer, stressig und mitunter sogar gefährlich. Eine preiswerte Alternative bietet das vorliegende Album: eine musikalische Reise rund um die Welt zu nahen, aber auch ganz fernen, exotischen Orten anhand populärer Songs und Melodien. Als Reisebegleiter fungieren dabei einige der ganz großen, legendären Namen des Musikgeschäfts. Eine Weltreise und das ohne auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen – was will man mehr…? FAR AWAY PLACES – NOSTALGISCHE LIEDER ÜBER DAS REISEN Miller/Garland/ Dorsey/Fields/+ AKSAK – MELODIEN VOM SÜD-BALKAN Claude/ Aromates ALPHA - ALP 527 (T01) DDD, 2009 THE GIFT OF MUSIC - CCL 1224 (K01) ADD, mono, diverse Aufnahmedaten MUSIKALISCHE HAUSHALTSHILFEN GIA SAS! SAGT DER GRIECHE „Housewives’ Choice“ war eine populäre Radio-Show der BBC, die ihre Hochzeit in den 1950er Jahren hatte. Jährlich sendeten die Macher die Musik Tausender von Schallplatten in die Haushalte und erleichterten dadurch nicht nur den Hausfrauen ihre tägliche Arbeit. Das weite Spektrum der musikalischen Stile spiegelt sich auch in der Auswahl dieses Album wider. Als effiziente Haushaltshilfen wurden für Sie von THE GIFT OF MUSIC Doris Day, Nat King Cole, Tony Bennett und zahlreiche andere bekannte Interpreten engagiert. Das Blau des Meeres, das Licht, die Kulturschätze und die unverwechselbare Lebensart der Menschen – und da soll es tatsächlich Leute geben, die noch nicht in Griechenland gewesen sind. Diesen als klingende Anregung für eine Reise dorthin, uns aber als Erinnerung an unvergessliche Ferien bietet diese Sammlung bekannte, unverfälschte griechische Melodien. Mit Mikis Theodorakis, dem Athens Bouzouki Ensemble & Singers erfahren die verschiedenen griechischen Tänze und Lieder eine angemessen authentische Ausführung. HOUSEWIVES’ CHOICE –POPULÄRE HITS DER 50ER JAHRE Day/Cole/ Robbins/Bennett/Ray/Holliday/Mitchell/+ GREEK TAVERNA Theodorakis/ Athens Bouzouki Ensemble & Singers/Piraeus Dance Ensemble THE GIFT OF MUSIC - CCL 1226 (K01) ADD, mono, 1950er Jahre THE GIFT OF MUSIC - CCL 1229 (K01) DDD, diverse Aufnahmedaten 22 NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009 INSTRUMENTE ERFORSCHEN OHREN AUF, LAUSCHER GESPITZT! Auf diesem Album sind zwei hochinteressante Radiosendungen von SWR 2 zu hören, die sich mit den Blechblasinstrumenten und dem Alphorn beschäftigen. Der Trompeter Peter Leiner vom Rennquintett erzählt, wie die Instrumente klingen und wie man sie spielt. Zusammen mit der Sprecherin Ulrike Möller werden aber auch ein paar musikalische Rätsel zu lösen sein. Der vielseitige Posaunist Mike Svoboda erzählt dagegen vom Alphorn, dem sicherlich längsten Blasinstrument der Welt. Svoboda spielt es natürlich auch selbst und kann deshalb auch viele Fragen beantworten, z.B. wie man darauf spielt und wie man es überhaupt transportieren kann. Eine Klangreise, die uns von der Ebene bis ins Hochgebirge führt. Alben für Kinder gibt es zugegebenermaßen zwar viele, besonders solche, die versuchen, bei jungen Hörern die Lust an der klassischen Musik zu wecken. Bei vorliegender CD verhält es sich allerdings ein wenig anders: Die Reise des kleinen Kängurus Jimmy vermittelt jungen Zuhörern ab fünf Jahren ein Gespür für die Musik aus den verschiedensten Ländern und Kontinenten auf unserer Erde. Die hier zu hörenden klassischen Musikstücke sind eigens für Kinder ausgesucht und lassen jeweils leicht ihre Herkunft erhören. Ohne Zweifel wird hier jeder schnell seine eigenen Lieblingsstücke finden und bestimmt nicht nur einmal mitsingen. Ein ganz besonderer Spaß für den musikalischen Nachwuchs, deshalb: Ohren auf, Lauscher gespitzt und zugehört! KLANGREISE – ZEIT FÜR KLEINE FORSCHER Die Blechblasinstrumente/ Das Alphorn Das Rennquintett/Svoboda/ Möller/+ HOPPLAHOPP – DAS KLEINE KÄNGURU JIMMY AUF REISEN Ein musikalisches Hörspiel empfohlen ab 5 Jahren Nicol/Föhrenbach/Buhlmann/ Frenzel/Akkordsportsextett/+ BAYER RECORDS - BR 150033 (T01) DDD, 2007 SPEKTRAL - SRL 408036 (T01) DDD, 2008 KONZERTKALENDER Capella della Torre Les Haultz et les Bas Stylus Phantasticus La Risonanza/Fabio Bonizzoni Bob van Asperen CordArte Amphion Bläseroktett Vocalensemble Rastatt Canadian Brass Boulanger Trio Canadian Brass Canadian Brass Boulanger Trio Rodin-Quartett Vocalensemble Rastatt Boulanger Trio David-Aaron Carpenter The King's Singers The King's Singers David-Aaron Carpenter Bad Köstritz, St. Leonhard Frankfurt, Karmeliterkloster (Archäologisches Museum) Rudolstadt, Heidecksburg Berlin Konzerthaus Berlin, Konzerthaus Weimar, Schloß Kromsdorf Ettlingen, Schloß Rastatt, Badner Halle Rennerod Dannenberg, Ohmsches Haus Bamberg Berlin Bonn, Beethoven-Haus München, Max Joseph Saal der Residenz Baden-Baden, Kurhaus Hamburg, Klangwerktage Kampnagel Dresden, Semperoper Bad Oeynhausen, Auferstehungskirche Köln, Philharmonie Dresden, Semperoper 10.10.2009 11.10.2009 16.10.2009 16.10.2009 17.10.2009 17.10.2009 18.10.2009 01.11.2009 13.11.2009 13.11.2009 14.11.2009 16.11.2009 19.11.2009 21.11.2009 26.11.2009 28.11.2009 29.11.2009 29.11.2009 30.11.2009 30.11.2009 KROMMER: OKTETTPARTITEN Amphion Bläseroktett „Die Zeitgenossen hielten seine Streichquartette für ebenbürtig denen Haydns und Beethovens – den Nachgeborenen aber galt der Böhme Franz Vinzenz Krommer eher als Meister der zweiten Reihe – wieder einmal ein Fehlurteil, wie die vitale, stilsichere Neuaufnahme von Bläser-Partiten Krommers durch das Originalklang-Ensemble Amphion Oktett beweist.“ hifi-statement.net „Spritzig und hochmusikalisch, voller Spielideen und absolut beschwingt.“ TOCCATA 5/6 2009 „Die ausgewählten Werke sind allesamt lebendig gespielt, scheinen vom legendären böhmisch-mährischen Musiziergeist durchdrungen. Eine rundum gelungene Produktion, die viel Hörvergnügen bereitet.“ Concerto 8/9 2009 CAR 83219 ALP 147 CHOPIN: BALLADEN UND NOCTURNES Arthur Schoonderwoerd, Hammerflügel „Kein Donner, kein Rauschen und Perlenglitzern. Dafür ist endlich wieder zu ahnen, was der Komponist, der seine Werke nie laut gespielt wissen wollte, vor allem war: ein sensibler Salonbewohner, der mit warmen Bassfarben Klangdialoge grundierte und darüber vollendet ökonomisch die Themen ausmalte; ein versonnener Erzähler, den es neu zu entdecken gilt.“ Der Spiegel - Kulturspiegel 7/2009 „Diese Einspielung, diese feinsinnige und hochmusikalische Interpretation zwingt, schreit geradezu nach einer Prämierung.“ TOCCATA 9/10 2009 FUG 554 ARS 38035 BEETHOVEN: CELLOSONATEN Kleinhapl/Woyke „Packendes Beethoven-Spiel, das einen nicht kalt – und auf eine Fortsetzung hoffen lässt.“ Bayern 4 Klassik, 16.4. 2009 „Warm und füllig oder analytisch-herb? Wo viele große Cellisten glaubten, sich entscheiden zu müssen, gelingt Friedrich Kleinhapl die Synthese. Er spielt die herrlichen Werke locker und doch enorm passioniert; Andreas Woyke verleiht dem oft dominanten Klavierpart Sanglichkeit, Dynamik und mitreißenden Schwung. Hoffentlich folgt bald der zweite Teil.“ Der Spiegel - Kulturspiegel 4/2009 MAR 501 HÄNDEL: MESSIAH Bernius/Kammerchor Stuttgart ALBINONI: OBOENKONZERT Dombrecht/Il Fondamento SCHOSTAKOWITSCH: DIE NASE Gergiev/Mariinsky Orchester/+ „Eine angenehm-natürlich fließende, ausgereifte Interpretation ohne aufgesetzte Effekte. Frieder Bernius dirigiert mit großem Feingefühl, klar akzentuiert und stets an der Aussage des Textes orientiert." Bayern 4 Klassik, 25.04.2009 MDR FIGARO CD der Woche „Wunderbar rund und stimmig, geradezu sommerlich leicht spielen Paul Dombrecht und Il Fondamento diese Oboen-Konzerte von Tomaso Albinoni.“ MDR Figaro, 6.7.2009 „Egal, wie viele Aufnahmen es von diesem Meisterwerk gibt, an dieser neu vorgelegten Version von Frieder Bernius muss ab jetzt alles gemessen werden.“ MDR Figaro, 27.04.2009 „Eine durchweg idiomatische Interpretation, die sich durch ein quirliges, geistvolles Orchesterspiel auszeichnet. Mit ihrer konsequent tänzerisch barocken Grundanlage erweist sich die Einspielung dabei den bisherigen Referenzaufnahmen als überlegen. Kaum jemand spielt derzeit die Oboe so sanglich, beweglich und klanglich gerundet wie Dombrecht. Ich habe alle anderen Einspielungen aus dem Regal geräumt. Wer diese hat, braucht keine weitere.“ musikansich.de „Gergiev spürt der bissigen Schärfe, dem Exzentrischen der grimassierenden Musik ungestüm nach, ohne auch nur für eine der hundertzwei Minuten Spieldauer den Überblick über seine riesige Sängerschar zu verlieren. Auch Chor und Orchester liefern Spitzenleistungen im Namen der doppelbödigen Satire.“ Bayern 4 Klassik, CD-Tipp 16.06.2009 „Ein angenehmer, warmherziger Messiah, in dem man jede Nummer genießen kann.“ RONDO „Die Wendungen ins Sarkastische gelingen mühelos, die Balance zwischen den beißenden Bläsern und girrenden Streichern wurde auch klanglich bestens eingefangen. Eine neue Referenz, keine Frage.“ NDR Kultur, 15.7.2009 PRESSESPIEGEL ACC 24207 CD-EMPFEHLUNG DES MONATS Nur diesen Monat $9,99* *UNVERBINDLICHE PREISEMPFEHLUNG INKL. MWST. BOHEMIAN WINDS – BLÄSERMUSIK VON FRANZ KROMMER Sextette Es-Dur/c-Moll/Es-Dur/Trios für zwei Klarinetten und Viola/+ Nachtmusique GLOSSA – GCD 920604 (Z580) DDD, 2000 PRESSESTIMMEN „Es überzeugt sowohl der ungewöhnliche Farbenreichtum als auch die klug disponierte Zusammenstellung der eingespielten Werke. Qualitativ hochwertige (Unterhaltungs-)Musik, die den entsprechenden Werken Mozarts oder Beethovens in nichts nachsteht. Ein kluger, lesenswerter Begleittext ergänzt die Aufnahme." klassik-heute.com „Munter plaudern die Instrumente, heiter und ausdrucksvoll künden sie von der Leichtigkeit guter Unterhaltung." Fono Forum 10/2001 Franz Vinzenz Krommer zählt zu den erfolgreichsten tschechischen Musikern, die in Wien wirkten. Er wurde am 27.11.1759 im westmährischen Kamenitz geboren. Er scheint früh eine besondere musikalische Begabung gezeigt zu haben und erhielt ersten Unterricht von seinem Onkel, der als Chorregent in Turas wirkte. Nebenher beschäftigte er sich autodidaktisch mit Musiktheorie und konnte bald seinen Onkel in dessen Tätigkeit als Organist unterstützen. 1785 begibt sich Krommer nach Wien, um dort ein Auskommen zu finden. Doch wird er zunächst erster Violinist und zwei Jahre später Musikdirektor des Grafen Styrun im ungarischen Simonthurn. Anfang der 1790er Jahre wirkt er als Kapellmeister des Fürsten Antal Grassalkovich in Wien. Als der Fürst bereits 1795 stirbt, arbeitet er als erfolgreicher freischaffender Komponist und Musikpädagoge weiter. Es ist seine kompositorisch fruchtbarste Zeit, und bald zählt er zu den beliebtesten und meistgespielten Komponisten Wiens. Hinsichtlich seiner Streichquartette wurde er von Zeitgenossen als gleichwertig mit Haydn, ja sogar als ernstzunehmender Konkurrent zu Beethoven gehandelt. 1810 wird er am Hoftheater Musikdirektor der Ballette und 1815 zum kaiserlichen Kammertürhüter ernannt – eine Sinekure, die keinerlei Verpflichtungen abverlangte, ihm aber eine vorteilhafte Nähe zum Hof ermöglichte. In dieser „Funktion“ gehörte er in den folgenden Jahren zur offiziellen Entourage des Kaisers auf dessen Reisen. 1818 war er dann endlich am Ziel seiner Ambitionen angelangt: Er wurde Nachfolger von Kozeluch als Kammer-Kapellmeister und Hofkomponist. Diese Stellung behielt er bis zu seinem Tod am 8. Januar 1831 und wurde somit zum letzten beamteten Kapellmeister und Hofkomponisten der Habsburger Kaiser überhaupt. Heute wird Krommer besonders wegen seiner zahlreichen Harmoniemusiken geschätzt, die zweifellos zu den reizvollsten Beiträgen zu dieser Gattung zählen. Das Ensemble Nachtmusique stellt hier drei Sextette und weitere Kammermusik mit Bläsern vor. Franz Vinzenz Krommer PORTRAIT ZUM 250. GEBURTSTAG: KROMMER, DER LETZTE HOFKAPELLMEISTER DER HABSBURGER IM An dieser Stelle möchten wir Ihnen monatlich einen Künstler oder Komponisten aus dem Vertriebsprogramm von Note 1 kurz vorstellen. Verbunden ist das Portrait mit einem ausgewählten Titel zu einem attraktiven Sonderpreis.