Note1-Magazin OKTOBER 09_02.indd

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MITTEILUNGEN IM
M
OKTOBER 2009
BOLLYWOOD IN
MANNHEIM
HÄNDEL AUS
STUTTGART
De Majos Alessandro auf
COVIELLO
Die Staatsopern-Produktion
Teseo auf CARUS
ORFF ZUM SCHAUEN
Astutuli erstmals auf DVD
bei WERGO
TOP 15
EDITORIAL
LIEBE MUSIKFREUNDE,
CHARTS
1
KASSIA – BYZANTINISCHE HYMNEN DER
FRÜHESTEN KOMPONISTIN
VocaMe/Popp
CHR 77308
2
MENDELSSOHN: DENN ER HAT SEINEN
ENGELN BEFOHLEN (KIRCHENWERKE VOL.5)
Kammerchor Stuttgart/Bernius
CAR 83203
3
ALL’IMPROVVISO – CIACCONE, BERGAMASCHE
& UN PO’ DI FOLLIE
Beasley/L’Arpeggiata/Pluhar
ALP 512
4
HAYDN: MISSA CELLENSIS
Anima Eterna/Immerseel
CAR 83247
5
MENDELSSOHN: EIN SOMMERNACHTSTRAUM
(SCHAUSPIELMUSIK)
Orchestra of the 18th Century/Brüggen
GCD C81101
6
ALBINONI : CONCERTI CON OBOE OBOENKONZERTE
Il Fondamento/Dombrecht
FUG 554
7
FINALE DES TSCHAIKOWSKY-WETTBEWERBS
MOSKAU, 1958
Cliburn/Philharmonia Orchestra/
Kondrashin
SBT 1440
8
VIERNE: 24 PIECES DE FANTAISIE (VOL.2)
Kay Johannsen
CAR 83251
9
FROBERGER: RICERCARI/CHIGI-TOCCATEN
(FROBERGER-EDITION VOL .6)
Bob van Asperen
AE 10601
10
SCHOSTAKOWITSCH: SYMPHONIEN NR. 1 & 15
Mariinsky Orchester/Gergiev
MAR 0502
11
FUENLLANA: ORPHENICA LYRA, 1554
Rial/Mena/Orphenica Lyra/Moreno
GCD C80204
12
THE DARK IS MY DELIGHT – ENGLISCHE
RENAISSANCEMUSIK
Flanders Recorder Quartet/Dieltiens
AE 10166
1
FINALE DES TSCHAIKOWSKY-WETTBEWERBS
MOSKAU, 1958
Cliburn/Philharmonia Orchestra/
Kondrashin
SBT 1440
13
MENDELSSOHN: CHRISTUS OP.97 / PSALMEN
UND MOTETTEN
Wolff/Petzold/Thomanerchor/Biller
ROP 4029
2
VERDI: DON CARLO (NEW YORK 1950)
Siepi/Björling/Merrill/Chor und Orchester
des Metropolitan Opera House, New York
WHRA 6021
14
CHARPENTIER: MESSE DE MR. DE MAUROY
Le Concert Spirituel/Niquet
GCD C81602
3
WAGNER: DER RING DES NIBELUNGEN, 1955
Hotter/Varnay/Windgassen/Chor und
Orchester der Bayreuther Festspiele/Keilberth
SBT 141412
15
HAYDN: DUOS FÜR VIOLINE UND VIOLA
Steck/Goosses
ACC 24219
Viel ist zu lesen über den „Goldenen Oktober“, mit dem
prall gefüllten Neuheitenheft von Note 1 können Sie
aber nicht nur über ihn lesen, sondern ihn auch noch
hören. Eine üppige Ernte an interessanten Neuheiten
unserer Vertriebslabels bietet Ihnen zum Beispiel im
Bereich „Oper“ eine hochinteressante Entdeckung auf
dem Label COVIELLO, spektakulären Händel aus Stuttgart auf CARUS und düstere Schauerromantik auf OPERA RARA. Wem der Sinn dagegen nach zeitgenössischer
Musik steht, der dürfte in diesem Heft auf diesmal vier
Seiten ebenfalls seinen ganz persönlichen Favoriten finden. Eingängiger geht es dagegen bei den Veröffentlichungen von ACCENT und AEOLUS zu. Hier macht man
sich mit Franz und Georg Anton Benda sowie mit Johann
Melchior Molter für zwei bislang eher vernachlässigte
Komponisten an der Grenze zwischen Barock und Klassik stark.
Angesichts so vieler interessanter Neuveröffentlichungen auf CD darf man getrost und natürlich ohne jegliche
Abwertung von einem „Silbernen Oktober“ sprechen.
Viele Entdeckerfreuden wünscht Ihnen Ihr
IMPRESSUM
Bernhard Blattmann
Note 1 Musikvertrieb GmbH | Carl-Benz-Str. 1 | D-69115 Heidelberg
Tel: 06221/720351 | Fax: 06221/720381 | [email protected] | www.note-1.de
TEXTE: Bernhard Blattmann | REDAKTION: Manfred Glaser
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MARKETING: Sandra Kohlheyer | [email protected]
Tel: 06221/720374
PRESSE & REPERTOIRE: Bernhard Blattmann | [email protected]
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ADMINISTRATION: Renate Sauer | [email protected]
Tel: 06221/720351
GESCHÄFTSFÜHRUNG: Hanno Pfisterer | [email protected]
Tel: 06221/720374
TOP 3
CHARTS
HISTORISCHE AUFNAHMEN
3
Karl Theodor von der Pfalz
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
• Unbekannte Reformoper für den Mannheimer Hof
MANNHEIMER REFORMOPER
Zum Namenstag des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz
bestellte die Mannheimer Hofoper alljährlich eine Opera
seria bei den führenden Opernkomponisten der Zeit. Ein
ehrenvoller und auch lukrativer Auftrag, dem man gerne nachkam. Zumal man auch noch für das beste Orchester der Welt und ein erlesenes Sängerensemble schreiben
konnte. Die 1760er Jahre waren für die Oper eine Zeit der
Neuorientierung: Mehr musikalisches Drama statt einer
lockeren Folge brillanter sängerischer Zirkusnummern
war das ästhetische Ziel vieler Komponisten, von denen
Christoph Willibald Gluck und Niccolò Jommelli heute die
bekanntesten sind. Der Neapolitaner Gian Francesco de
Majo (1732-1770) griff diese Reformansätze ebenfalls auf,
und wohl auch deshalb fiel 1766 die Wahl erneut auf diesen Komponisten, der bereits 1764 mit seiner Oper Ifigenie
in Tauride in Mannheim Erfolge gefeiert hatte. Sein Alessandro nell’Indie (auf ein Libretto von Pietro Metastasio) ist
ein Meisterwerk, das souverän mit den Traditionen und
Konventionen der neapolitanischen Opera seria spielt und
dabei reichlich reformatorische Elemente einfließen lässt.
Die enge Verzahnung der dramaturgischen Elemente und
die differenzierte Behandlung des Orchesters schaffen eine
neue Klangsprache, ohne dass das Sängerensemble auf Bravourarien verzichten müsste. Die Mannheimer Produktion
erhielt ob ihrer musikalischen Qualitäten erhöhte Aufmerksamkeit der Fachpresse und liegt jetzt bei COVIELLO
als CD-Einspielung vor.
DE MAJO: ALESSANDRO
Ceccherini/Møller/Sandis/Ptassek/Kupke/Orchester
des Nationaltheaters Mannheim
COVIELLO - COV 20911 (T02)
2 CDs, DDD, 2009
BIOGRAPHIE GIAN FRANCESCO DE MAJO
Gian Francesco de Majo wurde am 24. März 1732 als Sohn des Komponisten und späteren Hofkapellmeisters Giuseppe de Majo in Neapel
geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Vater
und weiteren Mitgliedern der Familie. Bereits als 15-jähriger wirkte er
bei Opernaufführungen seines Vaters als zweiter Cembalist mit. Eine
erste feste Anstellung erhielt er als seconda organista an der Capella reale in Neapel. Bis 1758 schrieb Majo nur Kirchenmusik, ehe
er in Rom am Teatro delle Dame mit großem Erfolg seine erste Oper
Ricimero re die Goti aufführte. Nach Goldoni sollen die Zuschauer
am Ende so lange unter „Viva Majo“-Rufen im Parkett geblieben sein,
bis die Kerzen abgebrannt waren. Im Frühjahr 1760 erhielt er seinen
ersten Auftrag für das berühmte Teatro San Carlo in Neapel, den er
jedoch wegen einer akuten Lungenerkrankung nicht wahrnehmen
konnte. Für die Wintersaison 1760 entstand dann Cajo Fabricio,
die ihm offensichtlich zumindest den internationalen Durchbruch sicherte. In kommenden Jahren (bis 1768) schrieb Majo ausschließlich
für auswärtige Theater in Italien (Venedig, Turin, Rom) und Europa
(neben Mannheim auch Wien und Madrid) und erhielt unbezahlten
Urlaub. Für den Geburtstag der Königin Maria Carolin erhielt er mit
Ipermestra wieder einen Auftrag für das San Carlo. Für auswärtige Aufträge in Rom und Venedig wurde Majo erneut beurlaubt. Vom
Aufenthalt in Venedig kehrte er 1770 so erschöpft zurück, dass seine
Gesundheit nun dauerhaft angegriffen war. Einen weiteren Opernauftrag für das San Carlo nahm er zwar noch an, doch konnte er von
Eumene nur noch den ersten Akt vollenden, ehe er am 17. November
1770 starb. Neben seinen Opern hat Majo auch zahlreiche geistliche
Werke hinterlassen, die Mozart bei seinem Neapelaufenthalt im Mai
1770 als „bellißima musica“ lobte.
4
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
• Gelungene Arrangements und eine lebendige Interpretation
sorgen für beste Weihnachtsstimmung
• Weihnachten - weltweit und abwechslungsreich
EHRLICHE WEIHNACHTEN
WEIHNACHTEN INTERNATIONAL
Vertrauten Melodien ein frisches, farbenprächtiges Gewand geben und sie dadurch zur Freude des Hörers in
ein neues, reizvolles Licht tauchen – das ist der wesentliche Aspekt der Kunst des Arrangierens, dem das Calmus Ensemble Leipzig bei der Produktion seiner Weihnachtsplatte folgte. Die hier zu hörenden Arrangements
bekannter Weihnachtslieder bedienen sich Strukturen
der ernsten wie auch der unterhaltenden Musik verschiedenster Epochen, nehmen sich dabei aber stets das
Beste zum Vorbild. Dringend erwünscht ist auch, den
Hörer nicht nur zu erfreuen, sondern auch angenehm
zu überraschen und zu überrumpeln. Und ist die Bearbeitung eines bekannten Liedes auch im Blick auf dessen
Text gelungen, dann ruft sie eine Menge Assoziationen
hervor. Der Bearbeiter hat ja die Freiheit, den Aussagehorizont eines populären Liedes oder einzelne Aspekte des
Textes mit musikalischen Mitteln hervorzuheben und zu
verstärken. Dass man beim Hören dieses internationalen
Weihnachtsalbums stets ein gutes Gefühl hat und den
Liedern mit viel Freude und Vergnügen zuhört, liegt aber
nicht nur an den gelungenen Arrangements, sondern
auch an der stets lebendigen Interpretation und dem perfekten Klang des Calmus Ensembles Leipzig, das hier eine
ganz ehrliche und unverkrampfte Weihnachtsstimmung
zu erzeugen weiß.
Weihnachten – es gehört mit der Passion zu den wichtigsten und höchsten christlichen Festen überhaupt:
Feier der Geburt des Erlösers Jesus Christus, Fest der heiligen Familie. Zu Weihnachten wurde bereits seit dem
Mittelalter vielerorts gern gesungen und musiziert: in
der Kirche, unter dem Christbaum, vor den Türen der
Häuser, auf Plätzen und Straßen – und das im gesamten
abendländischen Kulturkreis. Interessant ist da einmal
zu verfolgen, wie jedes Land seine eigenen Formen und
Gattungen beisteuerte, sowohl im Bereich der Kunstmusik wie des volkstümlichen Musizierens. Das vorliegende Album bietet einen Eindruck von der Vielfalt
weihnachtlichen Singens anhand von zwölf ausgewählten Chorsätzen und Melodien zum Beispiel aus Deutschland, Italien, England. Die Sätze der Lieder sind dabei
zum größten Teil von zeitgenössischen Komponisten
höchst anspruchsvoll arrangiert worden, angefangen
von schlichten, z.T. auch romantischen Sätzen, über
klangprächtige, in den Besetzungen variierende Chöre
bis hin zum Aufgreifen von modernen jazzartigen Elementen. So bietet uns das Junge Vokalensemble Hannover unter seinem Leiter Klaus-Jürgen Etzold beim
Hören nicht nur größtmögliche geographische Vielfalt,
sondern auch eine ansprechende und kurzweilige stilistische Abwechslung.
CHRISTMAS CAROLS
Calmus Ensemble Leipzig
THE HERALD ANGELS SING
WEIHNACHTLICHE CHORMUSIK
Etzold/Junges Vokalensemble Hannover
CARUS - CAR 83432 (T01)
DDD, 2009
CARUS - CAR 83441 (T01)
DDD, 2008/2009
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
5
• Spektakulärer Live-Mitschnitt aus der Stuttgarter Staatsoper
Händels dritte Londoner Oper Teseo (1713) sollte nach dem
triumphalen Erfolg des Rinaldo dem englischen Publikum
die noch ungewohnte Gattung Oper weiter schmackhaft
machen. Tatsächlich gelang es Händel, an den Erfolg des
Rinaldo anzuknüpfen, weist das Werk doch ebenfalls zahlreiche Bühneneffekte und nicht zuletzt natürlich auch
eine Fülle an musikalischen Einfällen auf. Dabei ist Teseo
in mehrerlei Hinsicht ein Ausnahmewerk, denn das italienische Libretto von Nicola Haym basiert auf einer französischen Vorlage von Philippe Quinault und behält deshalb auch die in Frankreich übliche Fünfaktigkeit bei. Und
auch Händel beweist, dass er sich offenbar intensiver mit
der französischen Operntradition auseinandergesetzt hat:
Mehr als üblich begegnen uns hier Lösungen, die nicht
in das übliche Schema von Secco-Rezitativ und Da-CapoArie passen. Allein für die Rolle der Medea komponierte
Händel mehrere Accompagnato-Rezitative und Arien, die
zwar oberflächlich der Da-Capo-Form folgen, aber wie zum
Beispiel in Morirò, ma vendicata aus dem 5.Akt mit abruptem Wechsel zwischen düsterem Klageton und wildem
Zornesausbruch im A-Teil die Regel der Arienkomposition
außer Acht lassen. Zahlreiche Duette sowie ein elaborierter
Chor verweisen musikalisch ebenfalls auf die französische
Tradition. CARUS veröffentlicht hier einen spektakulären Live-Mitschnitt der vielbeachteten Produktion an der
Stuttgarter Staatsoper unter Konrad Junghänel.
HÄNDEL: TESEO
Junghänel/Fagioli/Schneiderman/Böhnert/Wessel/
Rexroth/Staatsorchester Stuttgart/+
Georg Friedrich Händel
AUSNAHMEWERK
PRESSESTIMMEN ZUR STUTTGARTER PRODUKTION:
„Konrad Junghänel ist ein Sensualist, der dem Stuttgarter Staatsorchester einen bemerkenswerten feinen und federnden Ton abgewinnt.(...) Bei den Sängern schmeißt in Stuttgart Helene Schneiderman als Medea die Aufführung fast alleine, und Franco Fagioli
gehört zu den wohlklingendsten Countertenören, die zwischen Göttingen und Karlsruhe anzutreffen sind."
Die Zeit (10. Juni 2009)
„Eine Oper mit drei großen Countertenor-Partien angemessen zu
besetzen, gelang beispielhaft. Franco Fagioli (Teseo), Kai Wessel
(Teseos Sohn und Kontrahent) und Matthias Rexroth (Arcane): Besser gehts kaum. Zauberin Medea kommt auch vor, Händel schrieb
für sie die interessanteste, weil gebrochenste Musik: Die grandiose
Darstellungskraft von Helene Schneiderman machte die Medea zur
Hauptfigur. Und dann das Staatsorchester unter dem Alte-MusikSpezialisten Konrad Junghänel: einen so knackigen, federnden
Klang gab es hier länger nicht."
Die Welt
MEHR HÄNDEL BEI CARUS (AUSWAHL):
HÄNDEL: JEPHTHA
Schäfer/Meyer/Schwarz/Van Goethem/Grünert/Kammerchor der Frauenkirche/Dresdner Barockorchester
CARUS CAR 83422 (P03)
3 Hybrid-SACDs,
DDD, 2008
HÄNDEL: ALEXANDER’S FEAST/
CÄCILIENODE
Kermes/Hulett/Neumann/Kölner
Kammerchor/Collegium Cartusianum/+
CARUS - CAR 83424 (R02)
Hybrid-SACD,
DDD, 2008
CARUS - CAR 83437 (M03)
3 CDs, DDD, 2009
„Hochsinnlich und hochmusikalisch.“
NDR kultur, 27.05.2009
6
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
PRÜFSTEIN
TEUFEL ALS PRIESTER VERKLEIDET
Ende des 17. Jahrhunderts in Italien entstanden, etablierte sich die Triosonate zu Beginn des 18. Jahrhunderts
europaweit als eine der wichtigsten musikalischen Gattungen. Es war Corelli, der die kontrastierende Abfolge
mehrerer Sätze und die Besetzung mit zwei Violinen und
Basso continuo zum Standard erhob und dessen Triosonaten Modellcharakter für alle folgenden Generationen
hatten. Bachs bekannteste Triosonaten weichen insofern
von diesem Muster ab, als sie für einen Spieler konzipiert
sind. Die Schwierigkeit besteht dabei darin, das Ganze
wie von drei Musikern gespielt erscheinen zu lassen, was
die Stücke schnell zum Prüfstein eines jeden Organisten
gemacht hat. 1985, also just zum 300. Geburtstag Johann
Sebastian Bachs geboren, weist der junge französische Organist Benjamin Alard nicht nur eine souveräne Technik, sondern mit der Aubertin-Orgel von St. Louis en l’Île
auch ein bestens geeignetes Instrument auf. 2005 nach
deutschen Vorbildern gebaut, handelt es sich übrigens
um jüngste in Paris gebaute Orgel.
Der Fandango d-Moll des Katalanen Antonio Soler
(1729-1783) gehört heute zu den beliebtesten Cembalostücken des 18. Jahrhunderts. Obwohl es sich nicht
mit Bestimmtheit nachweisen lässt, dass Soler Schüler Domenico Scarlattis war, so ist doch wegen einiger
Gemeinsamkeiten in der Musik für Tasteninstrumente
zumindest eine persönliche Bekanntschaft der beiden
Komponisten mehr als wahrscheinlich. Solers Sonaten
weisen gegenüber denen von Scarlatti allerdings einen
noch stärkeren Einfluss spanischer Volkstänze wie Bolero, Seguidilla oder Polo auf. Besonders der Fandango
dürfte dem Komponisten die Bezeichnung „als Priester
verkleideter Teufel“ eingebracht haben. Dem spanischen
Temperament dieser Musik kann man sich kaum entziehen, besonders dann, wenn ihr ein Landsmann Solers
nachspürt und sie dann auch noch eine so inspirierte
Umsetzung erfährt wie durch den jungen Cembalisten
Diego Ares.
BACH: TRIOSONATEN FÜR ORGEL BWV 525-530
Benjamin Alard, Aubertin-Orgel in St. Louis en l’Ile,
Paris
ALPHA - ALP 152 (T01)
DDD, 2008
SOLER: CEMBALOWERKE
Diego Ares, Cembalo
PAN CLASSICS - PC 10201 (T01)
DDD, 2009
7
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
• Wunderbare, viel zu wenig bekannte Musik aus dem Umfeld des
preußischen Hofes
WEGBEREITER DER KLASSIK
Gegen Ende seines Berlin-Aufenthaltes konstatierte der
englische Musikgelehrte Charles Burney: „Von allen Tonmeistern, welche seit länger als dreißig Jahren in preußischen
Diensten gestanden haben, haben vielleicht nur zwei, nämlich
C.Ph.E. Bach und Franz Benda ganz allein den Mut gehabt, selbst
original zu sein, die übrigen sind Nachahmer." Aus einer Leibeigenenfamilie stammend, hatten sich die Brüder Benda
durch Intelligenz, Ausdauer und Fleiß zu weithin geachteten Hofmusikern hochgearbeitet. Während Franz
Benda (1709-1786) von 1733 bis zu seinem Tod, also mehr
als fünfzig Jahre, in Diensten Friedrichs II. von Preußen
stand, gehörte sein Bruder Georg Anton (1722-1795) nur
acht Jahre der Hofkapelle an, ehe er 1750 als Hofkapellmeister Friedrichs III. von Sachsen-Gotha nach Gotha
wechselte. Anlässlich des 300. Geburtstages von Franz
Benda hat Il Gardellino einige Konzerte der Brüder für
ACCENT aufgenommen. Die eingespielten Werke unterstreichen Burneys Einschätzung, und unser Bild von der
Frühklassik wird hier durch wunderbare, viel zu wenig
bekannte Musik bereichert.
F. BENDA: FLÖTENKONZERT E-MOLL/
VIOLINKONZERT ES-DUR
G. A. BENDA: CEMBALOKONZERTE F-MOLL & H-MOLL
De Winne/Terakado/Ad-El/Il Gardellino
ACCENT - ACC 24215 (T01)
DDD, 2009
VOM HOCHBAROCK ZUR FRÜHKLASSIK
Elf Jahre nach Bach wurde Johann Melchior Molter
(1696-1765) beinahe am selben Ort geboren: in Tiefenort
bei Eisenach, wo er wie Bach das Gymnasium besuchte.
Die beiden Komponisten verbindet also die gleiche kulturgeographische Herkunft und wohl auch eine ähnliche „musikalische Früherziehung“. Ansonsten aber fast
nichts. Während Bach aus Mittel- und Norddeutschland
nie herauskam, bewegte sich Molter in einem spitzwinkligen Dreieck zwischen Eisenach, Karlsruhe und
Italien. Während Bach die jüngsten Tendenzen der
italienischen Musik zumindest rezipierte, machte sie
Molter zum eigenen Stil. Eine solide mitteldeutsche
Kantorenausbildung schulte seine kontrapunktische
Satztechnik. Derart gerüstet startete Molter eine durchaus beachtliche Karriere, die ihn an den Karlsruher und
Eisenacher Hof sowie zweimal nach Italien brachte. Die
hier aufgenommenen Werke zeigen Molter auf der Höhe
seiner Zeit, aber auch einen Komponisten, der den Weg
vom Hochbarock zur Frühklassik beschritten hat. Seine
Werke kennzeichnen Molter als talentierten Melodiker
mit einem Faible für findige Instrumentierung und außergewöhnliche Klangfarbenkombinationen.
MO
MOLTER:
OLT
LTER: SONATA GRO
GROSSA
OSS
SSA – ORCHESTERWERKE
Main-Barockorchester Frankfurt
AEOLUS - AE 10037 (U01)
Hybrid-SACD, DDD, 2009
EBENFALLS ERHÄLTLICH (AUSWAHL):
EBENFALLS ERHÄLTLICH (AUSWAHL):
JOHANN GOTTLIEB & CARL HEINRICH
GRAUN: CONCERTI
Il Gardellino
ACCENT - ACC 24166 (T01)
DDD, 2005
FASCH: CONCERTI & SINFONIE
Leitherer/Jopp/Main-Barockorchester
Frankfurt/+
AEOLUS - AE 10017 (T01)
DDD, 2003
8
VIRTUOSER
HOCHGENUSS
Mit ausgefeilten, hochvirtuosen
Verzierungen begeisterten in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Instrumentalisten und Sänger ihr
verwöhntes Publikum. Besonders der
instrumentale Bereich profitierte
hierbei von jüngsten Weiterentwicklungen im Instrumentenbau. Ausgangsbasis für die virtuos verzierten
Werke waren populäre Madrigale
und Chansons berühmter Komponisten wie Lasso, Palestrina und Rore.
Die aufgeschriebenen Verzierungen
bilden heute sicherlich das populärste, schönste und bemerkenswerteste
Repertoire der weltlichen Musik im
16. Jahrhundert. Damals wie heute
ist dieses Repertoire natürlich nur
virtuosen Musikern vorbehalten,
aber über genau die verfügt ja Skip
Sempé in seinem Ensemble Capriccio Stravagante. Doron Sherwin
(Zink), Julien Martin (Blockflöte),
Josh Cheatham (Viola da gamba) sowie natürlich Skip Sempé (Virginal
& Cembalo) garantieren virtuosen
Hochgenuss.
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
GIGANTISCH
Margret Köll, ein aufgehender Stern
im Bereich historische Harfe und
Luca Pianca, Mitgründer des legendären Ensembles Il giardino armonico,
präsentieren hier ein Album, das
sich an die Tradition der Virtuosen
früherer Zeiten anlehnt, die in der
Lage waren, alle Arten von Musik
den Bedürfnissen ihrer Instrumente anzupassen. Der Titel „Giganten“
bezieht sich dabei auf die hier aufgenommenen Komponisten, von denen
jeder auf seine Weise in seiner Zeit
als Gigant betrachtet werden kann:
Mit Monteverdi begann zweifellos
die Ära des Barock, die Bach wiederum zu ihrem großartigen Ende führte, während Gesualdo in seinen Madrigalen auf der Suche nach Ausdruck
sich über alle Grenzen und musikalischen Konventionen seiner Zeit hinweggesetzt hat. Unter den Händen
der beiden Musiker erschließen sich
dem Hörer ganz neue Aspekte in der
Musik, die so deren Größe auf ganz
andere Weise beleuchten.
• Capriccio Stravagante frönt der
PARADIZO PA 0008 (T01)
DDD, 2009
Antonio Vivaldis so genannte Concerti da camera bestechen durch
den originellen und virtuosen Einsatz des kleinen gemischten Ensembles aus Streichern und Bläsern, das
ganz ohne begleitendes Orchester
auskommt. Vivaldi verwischt hier
auf unterhaltsame Weise die Grenzen von Kammermusik und Konzert.
Wem die 22 erhaltenen Gattungsbeiträge Vivaldis nicht genug sind, der
wird sich über die Arrangements
von sieben Konzerten aus Vivaldis
Op.4 „La Stravaganza“ durch La Pastorella freuen. Der Zyklus von zwölf
Violinkonzerten, vom Komponisten
selbstbewusst und vermarktungstechnisch geschickt als „extravagant“
bezeichnet, eignet sich wegen seiner
stilistischen und musikalischen „Extravaganzen“ nämlich hervorragend
für eine Bearbeitung zu Concerti da
camera. Die Bearbeitungen des Ensembles sind dabei so gelungen und
stilsicher, dass man sie glatt auch als
wiederentdeckte Urfassungen hätte
verkaufen können…
• Musikalische Extravaganzen nach
Lust an der Virtuosität
ANTICO - MODERNO – AUSGEZIERTE
RENAISSANCE-MADRIGALE
Sempé/Sherwin/Martin/Cheatham/
Capriccio Stravagante
WIEDERENTDECKTE
URFASSUNGEN???
Vivaldi
GIGANTEN
Werke von Bach, Monteverdi und
Gesualdo
Margret Köll, Tripelharfe
Luca Pianca, Laute
PASSACAILLE PAS 958 (T01),
DDD, 2008
VIVALDI: LA STRAVAGANZA
Concerti da camera nach den Concerti Op.4 Nr. 1, 3-6, 9 & 11
La Pastorella
RICERCAR RIC 288 (T01)
DDD, 2009
9
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
PRALL UND LEBENSLUSTIG
MARIENVEREHRUNG
IM MITTELALTER
MUSIKALISCHER
SCHATZ
Schlüpfriges, Kontemplatives, Liebevolles, Geistliches, Humorvolles
und Absurdes begegnet uns auf dem
neuesten Album des erfolgreichen
Vokalensembles Stimmwerck. In
der musikalischen Welt der Renaissance steht das deutschsprachige
Lied neben den Gattungen der Messe,
der Motette und den französischen
bzw. italienischen Vokalgattungen
Chanson und Madrigal. Seine weite
Verbreitung und Beliebtheit wurde
durch die Weiterentwicklung der
Drucktechnik begünstigt, die es der
zunehmend wohlhabender werdenden bürgerlichen Schicht ermöglichte, Musikdrucke zu erwerben. Ihr
stand der Sinn mehr nach Trink- und
Scherzliedern und erst in zweiter Linie nach formellen Liebesliedern und
Zeitklagen. Lieder und Chansons von
Lasso, Isaac, Lechner u.a. ergeben ein
abwechslungsreiches Portrait einer
Zeit, die mindestens genauso prall
und lebenslustig sein konnte wie das
ungleich populärere Barock.
Im berühmten „Llibre Vermell“ –
dem „roten Buch“, das seinen Namen
wegen seines roten Samteinbands
trägt, finden sich neben liturgischen
und theologischen Texten auch Mariengesänge, die neben lateinischen
Texten auch solche in Katalanisch
und Okzitanisch enthalten. Sie weisen unterschiedliche musikalische
Einflüsse auf: volkstümliche provenzalische und galizische Pilgerlieder,
gregorianischer Gesang und die damals ganz neuartige Ars nova. Das
Ensemble Kantika stellt hier alle im
Llibre Vermell vorhandenen Gesänge
vor und kombiniert sie erstmals mit
ebenfalls dort als Texte aufgeführten
liturgischen Gesängen. Anders als bei
bisherigen Einspielungen, ist Kantika spezialisiert auf liturgische Musik und Gregorianik und legt diese
Sichtweise auch für seine Interpretation zugrunde: sparsame Instrumentation und stärkerer Schwerpunkt
auf dem Gesang, was die herrlichen
Frauenstimmen dieses Vokalensembles wunderbar zur Geltung bringt.
In einem bemerkenswerten Manuskript aus dem 15. Jahrhundert, das
heute in Neapel aufbewahrt wird,
befindet sich ein Zyklus von sechs
prächtigen Parodiemessen über das
Chanson L’homme armé. Dieser Zyklus
wirkt wie eine Abhandlung über die
polyphone Kompositionstechnik und
stellt ohne Zweifel eines der bedeutendsten Meisterwerke der Renaissance dar. Die offenbar prächtigen
Illustrationen gingen leider verloren, so dass wir nicht wissen, wer
der Autor der sechs Messen ist, doch
nicht wenige Musikwissenschaftler
gehen davon aus, dass es sich hierbei
um keinen geringeren als Antoine
Busnois (um 1432-1492) handelt, eine
der führenden Musikerpersönlichkeiten am burgundischen Hof Karls
des Kühnen. Für ihre Einspielung
haben Giuseppe Maletto und Cantica Symphonia die sechste der Messen ausgewählt und haben zwischen
die Messteile jeweils instrumentale Kontrafakturen aus den übrigen
fünf Messen eingefügt.
ESTEL DE MAR – LLIBRE VERMELL DE
MONTSERRAT
Pilgerlieder zur Marienverehrung
im Mittelalter
Kantika
BUSNOIS: MISSAE L’HOMME ARMÉ
Maletto/Cantica Symphonia
• Lieder von Liebe, Lust und Frömmigkeit
GYRI GYRI GAGA – LUST UND LEBEN IN
DER DEUTSCHEN RENAISSANCE
Werke von Lasso/Isaac/Lechner/
Senfl/+
Stimmwerck
CHRISTOPHORUS CHR 77311 (T01)
DDD, 2009
CHRISTOPHORUS CHR 77312 (T01)
DDD, 2009
GLOSSA GCD P31906 (T01)
DDD, 2008
10
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
ARCANA – LABEL DER VIELFALT
Der nächste Schwung mit Wiederveröffentlichungen aus dem Backkatalog von ARCANA zeigt, dass das Label nicht nur im Bereich Alte Musik interessante Produktionen veröffentlicht hat: Familie Kuijken lädt zum Beispiel ein zu einer „Hausmusik“
mit dem Kammermusikwerk Debussys und widmet sich als Kuijken-Quartett den
Streichquartetten Op.41 von Robert Schumann. Vier Produktionen aus dem „Kerngeschäft“ des Labels führen von Spanien bis ins Osmanische Reich. Mehr Vielfalt ist
fast nicht möglich…
DEBUSSY: DIE KAMMERMUSIK
Kuijken, Sigiswald; Veronica; Sara;
Wieland;
Barthold &
Piet/Hallynck
ARCANA A 315 (T01)
DDD, 2001
ARCANA A 303 (T01)
DDD, 1999
SCHUMANN: STREICHQUARTETTE OP.41
Kuijken Quartett
SCHÖNBERG: DAS KLAVIERWERK
Peter Serkin, Klavier
VIVALDI: CONCERTI PER FLAUTO &
FLAUTINO
Concerti
RV 95, 101, 108,
442-444/
Concerto
ripieno RV 163
Oberlinger/
Sonatori de la
Gioiosa Marca
CANTADAS DE PASIÓN
Werke von Durón/Serqueira/Hidalgo/
Navas/Sanz/+
Alvarez/Wimmer/Accentus
Austria
ARCANA A 330 (T01)
DDD, 2004
ARCANA A 326 (T01)
DDD, 2003
D’ANGLEBERT: PIECES DE CLAVESSIN
EN MANUSCRITS
Paola Erdas,
Cembalo
(Louis Denis,
1658)
ARCANA A 337 (T01)
DDD, 2006
ARCANA A 333 (T01)
DDD, 2004
SEPHARDISCHE ROMANZEN IM
OSMANISCHEN REICH
Wimmer/
Accentus
Austria
ARCANA A 341 (T01)
DDD, 2005
11
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
MOZART UND DAS HORN
• Immer eine glückliche Verbindung: Mozart und Brüggen
Das Horn stand zwar nie so intensiv im Fokus von Mozarts
musikalischem Interesse wie beispielsweise das Klavier,
doch ist die Vielzahl der Werke mit solistischem Einsatz
des Horns in Mozarts Œuvre schon bemerkenswert. Einige davon, wie zum Beispiel die vier Solokonzerte und das
Quintett KV 407, entstanden aufgrund der Freundschaft
mit dem virtuosen Hornisten Joseph Leutgeb, doch gibt es
auch weitere interessante Stücke, die er für andere Solisten geschrieben hat. Teunis van der Zwart gibt uns auf
dem vorliegenden Album zusammen mit Frans Brüggen
und dem Orchestra of the Eighteenth Century einen
abwechslungsreichen Überblick zum Thema „Mozart und
das Horn“, der die Bereiche Konzert, Oper und Kammermusik abdeckt.
MOZART: WERKE FÜR HORN
Konzert KV 447/Arie aus KV 87/Quintett KV 407/
Ein musikalischer Spaß KV 522/+
Van der Zwaart/McFadden/Brüggen/Orchestra of the
Eighteenth Century
GLOSSA - GCD 921110 (T01)
DDD, 2006/2008
UNGESTÜM
ABGEKLÄRT
Vehement, unwirsch, unbändig kraftvoll und verwegen – das war der neue, kernig-unsentimentale Ton der
postromantischen Zeit. Wie Minerva „gleich vollkommen
gepanzert“ aus Zeus’ Kopf gesprungen, so träte der junge
Brahms bereits als Meister hervor, verbreitete Robert
Schumann im Oktober 1853 begeistert in der Neuen Zeitschrift für Musik. Brahms war gerade mal 20 und betrat mit
einem Paukenschlag die Weltbühne der Musik. Vor allem seine Klavierwerke begründeten seinen Weltruhm.
Tilman Krämer, „einer der wichtigsten Brahms-Interpreten
der letzten Jahre“ (klassik.com), hat sie für COVIELLO neu
eingespielt. Man darf auf Krämers Interpretation der
ungestümen Frühwerke Brahms’ gespannt sein.
Dass man seinen Namen heutzutage nur noch mit seinem Violinkonzert g-Moll in Verbindung bringt, war
Max Bruch (1838-1920) bereits zu seinen Lebzeiten bewusst, was ihn sehr verbitterte. Wie Saint-Saëns, musste Bruch miterleben, wie er von der Musikgeschichte
überholt wurde und im Alter als reaktionärer Grantler
abgetan wurde. CYPRES veröffentlicht drei Alterswerke
des Komponisten aus dem Jahr 1911. Zu hören ist hier
introvertiert persönliche Musik, die keiner auftrumpfenden Virtuosität mehr bedarf.
BRAHMS: FRÜHE KLAVIERWERKE
Klaviersonaten Nr. 1 & 2/Scherzo Op.4
COVIELLO - COV 50913 (T01)
DDD, 2009
BRUCH: WERKE FÜR KLARINETTE UND BRATSCHE
Konzert für Klarinette, Bratsche und Orchester Op.88
Romanze für Bratsche und Orchester Op.85
Acht Stücke für Klarinette, Bratsche und Orchester
Votano/Thorette/Farjot/Rophé/Orchestre Philharmonique de Liège
CYPRES - CYP 7611 (T01)
DDD, 2008
12
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
FRANZÖSISCHE LIEDKUNST
Für das erste Fauré-Album in der vielgerühmten La Mélodie française-Reihe von TIMPANI hat das Label keinen
Geringeren als den französischen Tenor Yann Beuron
gewählt. Er wird begleitet von Billy Eidi, der erst kürzlich von der Académie du Disque Lyrique mit dem Gerald Moore
Award als bester Liedbegleiter ausgezeichnet wurde. Das
vorliegende Album enthält Mélodies der Jahre 1888-1904,
die mit Larmes aus Op.51, Le Ramier aus Op.87 sowie den Cinq
Mélodies de Venise Op.58 zweifelsohne mit zum Gipfel der
französischen Liedkunst gezählt werden dürfen. Faurés
Gespür für die melodische Linie, seine verfeinerte Harmonik und seine perfekte Balance zwischen Stimme und
Klavier kommen in der vorliegenden Einspielung bestens
zur Geltung, und so dürfte es derzeit für den interessierten Musikfreund kaum einen besseren Einstieg in die
Welt des französischen Liedes geben.
FAURÉ: LIEDER
Opp. 51, 57, 58, 76, 83, 85, 87, 92 & 96
Yann Beuron, Tenor
Billy Eidi, Klavier
TIMPANI - TIM 1C1162 (T01)
DDD, 2009
ENKEL VON RAVEL UND ROUSSEL
UNABHÄNGIG
Innerhalb des Œuvre von Guy Sacre (*1948) nimmt das
Lied einen besonders exponierten Platz ein, dem er bislang nicht weniger als 120 Beiträge gewidmet hat. Seine
vertonten Texte stammen von Cocteau, Desportes, Ver-laine sowie Mallarmé und weisen eine besondere Kenntnis
dieser Dichtung auf, die bei aller Persönlichkeit seiner
musikalischen Sprache doch immer auch die Prosodie
der Texte respektieren. Als Vorbilder ließen sich vielleicht Ravel und Roussel ausmachen, was sich vor allem
in einer delikaten und farbigen Klangsprache äußert. Die
Auswahl von Sacres Liedern auf TIMPANI machte mit
einem bemerkenswerten zeitgenössischen Vertreter der
Gattung Mélodie bekannt, dessen Entdeckung jetzt sogar
noch preiswerter möglich ist.
Albéric Magnard (1865-1914) war der Sohn des Herausgebers
von Le Figaro und genoss Unterricht bei Massenet und
Indy. Durch das Vermögen seines Vaters war er finanziell
unabhängig und nicht darauf angewiesen, irgendwelche
musikalischen oder gesellschaftlichen Kompromisse zu
machen. Mit Hymne à la justice stellte er sich zum Beispiel
in der Dreyfus-Affäre offen auf die Seite von Emile Zola.
1899 veranstaltete er ein Konzert ganz auf eigene Kosten
und finanzierte auch den Druck seiner Werke selbst.
Mark Stringer und das Orchestre Philharmonique du
Luxembourg machen mit einigen seiner kleinen Orchesterwerke bekannt, die an Umfang zwar kleiner als die bekannteren vier Sinfonien des Meisters, aber keineswegs
als weniger bedeutend einzustufen sind.
SACRE: LIEDER
Katz/Gardeil/Eidi
MAGNARD: ORCHESTERWERKE
Hymne à la justice/Suite dans le style ancien/Chant
funèbre/Ouverture/Hymne à
Venus
Stringer/
Orchestre
Philharmonique
du Luxembourg
TIMPANI - TIM 1C1168 (Z085)
DDD, 1999
TIMPANI - TIM 1C1171 (Z085)
DDD, 2001
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
13
Gaetano Donizetti
• Leckerbissen für Belcantisten
DONIZETTI WIEDERENTDECKEN
Donizettis packende Opera seria Parisina entstand in einer
besonders fruchtbaren und erfolgreichen Periode seines
Schaffens. Uraufgeführt 1833 am Teatro della Pergola in
Florenz, sollten noch im gleichen Jahr Lucrezia Borgia an der
Mailänder Scala (der langersehnte Durchbruch an diesem
Haus) und Torquato Tasso in Rom ihre jeweils ausgesprochen
erfolgreichen Uraufführungen erleben. Obwohl dem Werk
ebenfalls ein bemerkenswerter Erfolg beschieden war und
Donizettis selbst lange zu seinen bevorzugten Werken
zählte, fiel es zwei Jahrzehnte nach seiner Uraufführung
der Vergessenheit anheim. Obwohl der Donizetti-Biograph
William Ashbrook dem Werk attestiert, dass es einige der
lebendigsten musikalischen Portraits des Komponisten
enthält, ist eine echte Wiederbelebung Parisina bis heute
versagt geblieben. Das könnte sich mit der vorliegenden
Aufnahme von OPERA RARA womöglich bald ändern,
denn hier liegt nichts weniger als eine der besten Aufnahmen des Labels der letzten Jahren vor. Eine hervorragende
Sängerriege, angeführt von Carmen Giannattasio in der
Titelrolle und José Bros als Ugo macht sich für dieses Meisterwerk Donizettis stark. Kein Wunder, dass das wichtigste
deutschsprachige Musiklexikon Musik in Geschichte und Gegenwart (kurz: MGG) explizit OPERA RARA als Exponenten der
sogenannten zweiten Donizetti-Renaissance seit den späten 1990er Jahren nennt.
PARISINA
Giannattasio/Bros/Solari/Ulivieri/Taylor/Parry/
London Philharmonic Orchestra/+
DIE HANDLUNG
Das Libretto auf eine gleichnamige Vorlage von Lord Byron stammt
von Felice Romani, einem der führenden Librettisten seiner Zeit. Es
folgt der sogenannten Schauer-Romantik dieser Epoche, und tatsächlich ist die im 15. Jahrhundert angesiedelte Handlung selbst für diese
Zeit ungewöhnlich dunkel: Parisina d’Este, die Frau von Azzo, dem
Herzog von Ferrara, hat sich in Ugo verliebt, der sich bald als Sohn
Azzos aus einer früheren Ehe entpuppt. In rasender Wut ob dieser
absonderlichen Leidenschaft, tötet Azzo seinen eigenen Sohn und präsentiert die Leiche der entsetzten Stiefmutter.
MEHR DONIZETTI BEI OPERA RARA (AUSWAHL):
DOM SEBASTIEN, ROI DE PORTUGAL
Kasarova/Filianoti/Miles/Keenlyside/
Elder/Orchestra of the Royal Opera
House/+
OPERA RARA - ORC 33 (T03)
3 CDs, DDD, 2007
„Als lebenslanger Belcanto-Liebhaber stehe ich nicht an zu sagen,
dass diese Einspielung des Don Sébastien von Donizetti zu den beglückendsten gehört, die ich den letzten Jahren erlebt habe.“
Orpheus 5/6 2007
IL DILUVIO UNIVERSALE
Palazzi/Bailey/Wilde/Carella/London
Philharmonic Orchestra/+
OPERA RARA - ORC 31 (T02)
2 CDs, DDD, 2006
„Ein spannendes, musikalisch gewichtiges Stück, präsentiert von
einem jungen, ganz hervorragenden Ensemble.“
WDR Hörzeichen, 16.1.2009
ELVIDA
Spagnoli/Larmore/Massis/Ford/
Allemandi/London Phiharmonic
Orchestra/+
OPERA RARA - ORC 29 (T01)
DDD, 2004
OPERA RARA - ORC 40 (T03)
3 CDs, DDD, 2008
„Ein Opern-Rarissimum, das allen entdeckungsfreudigen Hörern zu
empfehlen ist.“
Klassik-heute.com
14
SCHLICHTHEIT UND
TIEFE
Das Chopin-Jahr 2010 wirft seine
Schatten voraus; hier ist es Evelyne
Dubourg, die ihre Sichtweise auf die
Nocturnes des Franko-Polen vorlegt.
Die Französin kam auf Empfehlung
von Dinu Lipatti ans Genfer Konservatorium. Nach dessen Tod beendete
sie ihre Ausbildung bei Nikita Magaloff, erhielt den Prix de Virtuosité und
perfektionierte sich bei Alfred Cortot
und Yvonne Léfebure.
CHOPIN: DIE NOCTURNES
Evelyne Dubourg, Klavier
RBM RBM 46306162 (I02)
2 CDs, 2008
ECHTER
ROSSINI-MEZZO
Ohne Rossini wäre das Opernrepertoire für den Mezzosopran wohl um
einiges ärmer, und so gehört ein
Rossini-Album zum absoluten Muss,
aber auch zum Prüfstein eines jeden
Mezzosoprans. Doch nur wenige sind
echte Rossini-Mezzos wie die Spanierin Silvia Tro Santafé, die sich hier
mit ihrem Rossini-Album als solcher
präsentiert.
SILVIA TRO SANTAFÉ: ROSSINI MEZZO
Szenen und Arien aus Italiana in
Algeri/Tancredi/La Cenerentola/La
Donna del Lago/Semiramide
Santafé/Reynolds/Orquestra Sinfónica
de Navarra
SIGNUM SIGCD 170 (T01)
DDD, 2009
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
FARBIG
ZUM GEBURTSTAG
Eher zufällig kam die Zusammenarbeit Strawinskys mit Diaghilew und
seiner berühmten Compagnie Ballet
russes zustande, doch sollte sie letztendlich zu mehreren Klassikern des
Balletts im 20. Jahrhundert führen.
Thierry Fischer und das BBC National Orchestra of Wales zeigen hier
beim Feuervogel und dem frühen Scherzo fantastique ihre Leistungsfähigkeit
an zwei der farbigsten Partituren des
Komponisten.
Fast wäre er Jurist geworden, doch
nach vier Semestern entschied er
sich, das Studium hinzuschmeißen
und sich ganz der Musik zu verschreiben. Glück für uns, denn mit Christoph von Dohnányi, der dieses Jahr
seinen 80. Geburtstag feiert, gewannen wir einen der international renommiertesten Dirigenten. SIGNUM
veröffentlicht hier seine hörenswerte
Sichtweise auf Beethovens Sinfonien
Nr. 3 & 5.
STRAWINSKY: DER FEUERVOGEL/
SCHERZO FANTASTIQUE
Fischer/BBC National Orchestra of
Wales
BEETHOVEN: SINFONIEN NR. 3 & 5
Von Dohnányi/Philharmonia
Orchestra
SIGNUM CLASSICS SIGCD 165 (T01)
DDD, 2009
SIGMUM CLASSICS SIGCD 169 (G02)
2 CDs, DDD, 2009
MUSIK MACHEN
SPÄTIMPRESSIONIST
Zwei brillante und international bekannte Musiker, der Cellist Matthew
Barley und der Jazz-Pianist Julian
Joseph, enge Freunde aus der gemeinsamen Leidenschaft für Musik, haben
sich für dieses Album zusammengetan, das sich einer Kategorisierung
als klassisches Duo-Album ebenso entzieht wie einer Einordnung als JazzProduktion. Es ist vielmehr Zeugnis
eines inspirierten gemeinsamen Musizierens.
TIMPANI hat sich früh um die Wiederentdeckung der Musik von Jean
Cras (1879-1932) verdient gemacht und
erschließt uns mit mehreren Produktionen sein Œuvre. Bereits veröffentlichte Aufnahmen werden nun nach
und nach als ansprechend gestaltete
Digipaks vorgelegt. Cras’ Tonsprache
wird oft mit der Debussys und Roussels verglichen, und tatsächlich gilt es
hier, einen herausragenden Spätimpressionisten zu entdecken.
DANCE OF THE THREE LEGGED
ELEPHANTS
Werke von
Barley/Joseph/
McLaughlin/
Ravel
Barley/Joseph
CRAS: DIE ORCHESTERWERKE
Antonioli/Orchestre Philharmonique du
Luxembourg
SIGNUM SIGCD 171 (T01)
DDD, 2009
TIMPANI TIM 2C2088 (P02)
2 CDs, DDD, 1996
15
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
REVERENZ MIT
CHOPIN
William Youn gehört zu den vielversprechenden Pianisten der jüngeren
Generation und konnte bereits mit
zahlreichen internationalen Auftritten auf sich aufmerksam machen.
Er wurde in Seoul geboren und begann das Klavierspiel schon im Alter von sechs Jahren. Mit dreizehn
ging er nach Amerika und wurde in
die Frühförderung des New England
Conservatory und der Walnut Hill
School Boston aufgenommen. Fünf
Jahre später begann er ein Studium
an der Musikhochschule Hannover,
das er mit dem Soloklassendiplom
abschloss. Er ist mehrfacher Preisträger bei Internationalen Wettbewerben wie dem Cleveland International
Piano Competition, dem Shanghai
Piano Competition sowie Finalist des
Busoni-Wettbewerbs und des Concours Reine Elisabeth Brüssel. Heute
konzertiert er regelmäßig mit bedeutenden internationalen Orchestern.
Auf ARS PRODUKTION stellt er sich
mit den beiden Klavierkonzerten von
Frédéric Chopin vor.
CHOPIN: KLAVIERKONZERTE NR.1 & 2
Youn/Riehle/Nürnberger
Symphoniker
ARS PRODUKTION ARS 38058 (U01)
Hybrid-SACD, DDD, 2004
STIEFKIND
BRAVOURÖS
„Wenn Alle erste Violine spielen wollten,
würden wir kein Orchester zusammen bekommen” – so lautet einer der weisen
Ratschläge, die Robert Schumann in
seinen Musikalischen Haus- und Lebens-Regeln an junge Musiker richtete. Die Bratsche gehört seit je her
zu den geläufigen Instrumenten, die
von Komponisten eher stiefmütterlich behandelt wurden. Immerhin
beließ es Schumann nicht bei guten
Worten, sondern versuchte in neuartigen Klavierduos nach und nach
„alle Instrumente an die Reihe kommen zu lassen”. Seine Märchenbilder
Op.113 sind ein Meisterwerk für die
Besetzung Viola und Klavier. Dass
diese Kombination noch heute viele Entdeckungen bereithält, zeigen
Pauline Sachse und Daniel Heide
auf ihrem Album, das neben den
Klassikern Schumann und Hindemith mit der Elegie „No more words“
von Martin Krämer (*1975) auch eine
hörenswerte Repertoireneuheit zu
bieten hat.
Die ersten Musikwerke für Trompete und Klavier entstanden in den
1820er Jahren infolge der Erfindung
der Ventiltrompete. Gegenüber der
herkömmlichen, seit Urzeiten bekannten Naturtrompete ohne Klappen und Ventile stellte das neue
Instrument eine veritable Revolution dar, denn die Trompeter konnten nunmehr nicht nur die Naturtonreihe blasen, sondern endlich
sämtliche Noten der chromatischen
Tonleiter erreichen. Seither haben
auch in Frankreich viele Komponisten Werke für Trompete und Klavier
komponiert und nicht einmal die
avantgardistische Elite verweigerte
sich dieser Kombination. Manuel
Lichtenwöhrer und Katalin Sarkady stellen hier neben einigen „bravourösen“ Klassikern auch mehrere
reizvolle Repertoireerweiterungen
für die Kombination Trompete und
Klavier vor.
MÄRCHENBILDER – VIOLA TALES
Werke von Schumann/Hindemith/
Kraemer
Sachse/Heide
ARS PRODUKTION ARS 38069 (U01)
Hybrid-SACD, DDD, 2008
AIR DE BRAVOURE – FRANZÖSISCHE
TROMPETENMUSIK DES 20. JAHRHUNDERTS
Werke von Jolivet/Ibert/Francaix/
Honegger/Tomasi/+
ARS PRODUKTION ARS 38485 (T01)
DDD, 2008
16
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
• Zwei der besten Jugendchöre Deutschlands
und ein Jahrhundert-Hit
FÜR ALLE WEINEN
WELTERFOLG
Wie Berlioz’ Grande Messe des Morts, so ist auch Verdis Messa
da Requiem nicht für die Liturgie in der Kirche, sondern
für den Konzertsaal geschrieben. Vielfach wurde Verdi
deshalb vorgeworfen, den Text der lateinischen Messe
mehr wie ein Libretto vertont zu haben, und dieses Verdikt von Verdis „größter Oper“ ist nach wie vor häufig anzutreffen. Natürlich verleugnete Verdi bei Vertonung der
Totenmesse seine musikdramatische Erfahrung nicht,
doch die opernhaften Elemente werden von ihm stets
dazu eingesetzt, um emotionale und geistliche Inhalte
zu verkünden, auch wenn das Werk sicherlich nicht im
konventionellen Sinne religiös ist. Äußerer Anlass für
die Komposition war der Tod des italienischen Nationaldichters Alessandro Manzoni im Mai 1873, den Verdi sehr
verehrte und dessen Tod ihn, trotz des hohen Alters des
Autors, tief erschütterte. Zu seinem Gedenken führte er
das Werk am ersten Jahrestag seines Todes auf, und da
Verdi, wie Gabrieli d’Annunzio es ausdrückte, „für alle
weinte“, konnte er den Gefühlen der Menschen über den
Tod an sich sicherlich am besten Ausdruck verleihen. Sir
Colin Davis hat Verdis Meisterwerk im Januar 2009 im
Londoner Barbican Center mit hervorragenden Solisten
zur Aufführung gebracht und zum Glück gibt es LSOlive, das ein solches Ereignis im SACD-Klangbild für uns
mitschneidet und zum vernünftigen Preis auf Tonträger
veröffentlicht.
Ob Orff den heutigen Welterfolg seiner Carmina burana
tatsächlich vorausgeahnt hat? Nach der erfolgreichen
Uraufführung 1937 in Frankfurt schrieb er seinem Verleger Schott in Mainz: „Alles, was ich bisher geschrieben habe
und Sie leider gedruckt haben, können Sie nun einstampfen. Mit
Carmina burana beginnen meine gesammelten Werke.“ In einem Antiquariatskatalog stieß Orff im Frühjahr 1934
auf eine 1847 herausgegebene Sammlung von über 200
mittelalterlichen Gedichten, Liebes- und Trinkliedern,
die nach dem Aufbewahrungsort Benediktbeuren „Carmina burana“ (Lieder aus Beuren) genannt werden.
Glaubt man dem Komponisten, so entstanden bereits
beim Anblick des Titelbildes (Fortuna mit dem Rad) sofort die ersten Ideen für ein neues Werk mit Sing- und
Tanzchören. Zwar bemängelte die NS-Kulturbürokratie
„Unverständlichkeit der Sprache“ und „Jazzstimmung“,
und Strawinsky sollte später bissig gar von „Neoneandertalismus“ sprechen. Das tat dem Siegeszug des Werkes vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
allerdings keinen Abbruch. Viele Aufnahmen sind seitdem entstanden, doch dürfte es nur wenige geben, die
mit einer solchen Besonderheit aufwarten können: Zwei
der besten Jugendchöre Deutschlands, der Knabenchor
Hannover und der Mädchenchor Hannover haben sich
für dieses Projekt zusammengetan. Für eine perfekte Begleitung sorgt die exzellente NDR Radiophilharmonie
unter ihrem Chefdirigenten Eiji Oue.
VERDI: MESSA DA REQUIEM
Brewer/Cargill/Neill/Relyea/Davis/London
Symphony Orchestra & Chorus
ORFF: CARMINA BURANA
Mädchenchor Hannover/Knabenchor Hannover/Oue/
NDR Radiophilharmonie/+
LSO LIVE - LSO 0683 (M02)
2 Hybrid-SACDs, DDD, 2009
RONDEAU - ROP 6030 (R01)
DDD, 2008
17
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
• Lied-Rarität mit einer der Stimmen Finnlands
• Ein Sinfoniker als erfolgreicher Konzert-Komponist
„GROSSARTIG“
UNERSCHÖPFLICHE KREATIVITÄT
Für Glenn Gould war Hindemiths Liedzyklus Das Marienleben nach Gedichten von Rainer Maria Rilke nichts
weniger als der großartigste jemals geschriebene Liedzyklus überhaupt. Tatsächlich zählt Das Marienleben zu den
Hauptwerken Hindemiths und besitzt höchste Bedeutung
für den Prozess seiner Selbstfindung als Komponist: Er
hält nämlich die für Hindemith und die Musikgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts entscheidende Verwandlung des expressionistischen Ausdruckskonzeptes in das
der Neuen Sachlichkeit fest. Wie viel ihm diese Lieder
bedeuteten zeigen die zahlreichen Umarbeitungen, von
denen die von 1948 als die abschließende angesehen werden kann. Goulds euphorisches Urteil lässt sich dann besonders leicht nachvollziehen, wenn man die Lieder in
einer so herausragenden Interpretation hört, wie sie uns
hier Soile Isokoski und ihre langjährige Klavierbegleiterin Marita Viitasalo auf ONDINE vorlegen.
Einojuhani Rautavaara (*1928) gilt weltweit als der führende Sinfoniker Finnlands nach Sibelius und als einer
der populärsten unserer Zeit, doch hat er zwischen 1968
und 2001 auch eine ganze Reihe bedeutender konzertanter Werke geschrieben. Die Konzerte für verschiedenste Soloinstrumente dokumentieren dabei im gleichen
Maße eine schier unerschöpfliche musikalische Kreativität. ONDINE veröffentlicht jetzt eine Box mit allen
bislang komponierten Konzerten, deren Solisten (die
teilweise auch Widmungsträger sind) zu den international renommiertesten Instrumentalisten gehören: Zu
hören sind hier Vladimir Ashkenazy, Patrick Gallois,
Richard Stoltzman und Marielle Nordmann, die von
namhaften Orchestern und Dirigenten begleitet werden. Der attraktive Preis macht das Vergnügen, einen
der bedeutendsten Komponisten für die Gattung Konzert kennenzulernen, noch größer.
HINDEMITH: DAS MARIENLEBEN (VERSION 1948)
Isokoski/Viitasalo
RAUTAVAARA DIE KONZERTE
RAUTAVAARA:
Ashkenazy/Gallois/Stoltzman/Nordmann/
diverse Orchester & Dirigenten
ONDINE - ODE 1148 (T01)
DDD, 2009
ONDINE - ODE 1156 (Z229)
4 CDs, DDD, 1991- 2005
MEHR LIEDER MIT SOILE ISOKOSKI (AUSWAHL):
EBENFALLS ERHÄLTLICH:
SIBELIUS: LUONNOTAR/
ORCHESTERLIEDER
Isokoski/Segerstam/Helsinki Philharmonic Orchestra
ONDINE - ODE 10805 (U01)
Hybrid-SACD, DDD, 2006
RAUTAVAARA: DIE 8 SYMPHONIEN
Verschiedene Orchester und Dirigenten
ONDINE - ODE 1145 (Z229)
4 CDs, DDD, 1990-2005
18
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
RARITÄTEN DER NEUEN MUSIK
Die 18 LPs seiner legendären Contemporary Sound Series, die
Earle Brown (1926-2002) zwischen 1960 und 1973 aufnahm,
sind, nachdem die Reihe 1978 eingestellt wurde, heutzutage eine von Sammlern gesuchte Rarität, da sie wie kaum
eine andere die aufregende und ungemein innovative
Neue Musik dieser Zeit dokumentiert. Diese seltenen und
historisch bedeutsamen Produktionen wurden von der
Earle Brown Music Foundation sorgfältig digitalisiert
und aufbereitet. Präsentiert wird die außerordentliche
Welt von zeitgenössischer und Avantgarde-Musik, die in
Europa, den USA, Lateinamerika und Japan in den 1960er
und frühen 1970er Jahren aufblühte. Nun liegt die zweite
Box vor, die u.a. Werke von Nono, Maderna, Berio, Maxwell Davies und Birtwistle enthält.
EARLE BROWN – A LIFE IN MUSIC – VOL.2
CD 1 Werke für Kammerorchester
CD 2 Neue Musik aus London
CD 3 Feldman – Brown
English Chamber Orchestra/Maderna/Tudor/Berio/
Pierrot Players/+
WERGO - WER 69312 (M03), 3 CDs,
ADD, diverse Aufnahmedaten
MAKELLOSES SINGEN
MUSIK FÜR DEN KREATIVEN
MÜSSIGGANG
Der beliebte Wiener Tenor Karl Terkal (1919-1996) sang in
über 1450 Vorstellungen an der Staatsoper Wien und war
auch als Operettentenor sehr populär. Verschiedene Aufnahmen aus diesem Fach (z.B. eine „Fledermaus“ unter
Otto Ackermann bei Decca) haben dazu beigetragen, seinen Namen auch heute noch bekannt zu halten. Noch nie
aber wurde bislang eine CD mit Opernarien auf den Markt
gebracht. Dabei kamen gerade in den lyrischen Opernrollen seine besonderen Stimmqualitäten besonders gut
zum Tragen: Technisch makelloses Singen, vorbildlich
deutliche Aussprache und absolute Höhensicherheit.
Dieses Versäumnis wird mit dem vorliegenden Album
auf RELIEF rechtzeitig zum 90. Geburtstag des Künstlers
nachgeholt.
Das klassische Kaffeehaus ist seit Jahren auf dem Rückzug
und mancherorts sogar schon ganz ausgestorben. An die
Stelle seines kreativen Müßiggangs bei raffinierten Kaffee- und Kuchenvariationen tritt die trendig ungemütliche Coffee-Lounge mit aktuellen „Latte-irgendwas“. Das
Ganze selbstverständlich „to go“, damit sich die lästige
Kundschaft möglichst schnell wieder verzieht, um Platz
für die nächsten zu machen. Das tat allerdings der Beliebtheit der klassischen Caféhausmusik keinen Abbruch,
wenn man sich die zahlreichen Salonorchester betrachtet. Das Album des Leipziger Salonorchesters Cappuccino
mixt einen musikalischen Beziehungscocktail aus drei
anregenden Teilen: Klassische Salonpiècen, prägnante
Frauenportraits und Schlagerevergreens.
KARL TERKAL SINGT OPERNARIEN
Werke von Kienzl/Meyerbeer/Offenbach/Mozart/
Wagner/+
WARUM IST DER WALTER SO REIF FÜR SEIN ALTER? –
BEZIEHUNGSWEISEN
Diverse Komponisten
Leipziger Salonorchester Cappuccino
Karl Terkal,
Tenor
RELIEF - CR 3007 (K01)
ADD, 1951-1996
RONDEAU - ROP 6033 (R01)
DDD, 2009
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
19
• Uralte, stets aktuelle Parabel über Dummheit und Verführbarkeit
AKTUELLE PARABEL
„Astutuli“, das sind die fürwitzigen Übergescheiten, die allzu leicht auf einen geschickten Betrüger hereinfallen. Keiner will der
Dumme sein, und so verlieren die Bürger erst ihren gesunden Blick für die Wahrheit, dann ihre Kleider, ihre Geldbörsen und
schließlich ihre ganze Würde. In Orffs Komödie schlägt die alte – aber angesichts der Machenschaften eines Bernard Madoff
leider nur allzu aktuelle – Parabel von der Dummheit und Verführbarkeit der Menschen im Kollektiv einen großen Bogen vom
Mysterienspiel bis zum bäuerlichen Schwank. Es ist ein Gaunerstück um Blendwerk, das bannt und entzückt und hinter dem
doch nur Betrug, Gängelei und Diebstahl stecken. Im Wundertheater des Gagler treffen die Figuren der Commedia dell’arte auf
die altbairischen Sprechchöre einer Kleinstadt-Bevölkerung. Astutuli ist ein Stück für Schauspieler, nicht für Sänger. Dem Verzicht auf den Gesang entspricht dabei konsequenterweise der Verzicht auf die Melodie, stattdessen wird das Stück musikalisch
über weite Strecken von jenem auf Spiel und Gestus abgeleiteten rhythmischen Sprechen bestimmt, das Orff zum ersten Mal in
der Hexenszene von Die Bernauerin eingesetzt hatte. Neuartig ist dabei die Schauspielmusik, die Orff konsequent auf Schlaginstrumente reduziert und die das gesprochene oder rhythmisch skandierte Wort untermalt. Die vorliegende Aufzeichnung vom
Festival Orff in Andechs 2008 vermittelt eindrucksvoll und unterhaltsam Orffs „wurzelbairische“ Wort- und Musikgewalt.
Sprache: bayerisch
Untertitel: deutsch/englisch
Laufzeit: 105 Minuten
Tonformat: DD 5.1
Bildformat: 16:9 (PAL)
ORFF: ASTUTULI
Schanze/Matiasek/Mast/Junge Münchner
Philharmonie/+
WERGO - MV 08525 (Z171)
DVD-Video, DDD, 2008
20
IRRITIERENDE
KLANGMISCHUNGEN
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
LEIDENSCHAFT
Carola Bauckholt biegt, wie sie selbst
sagt, „die Instrumente nach dem Vorbild
des ursprünglichen Geräuschs, das also woanders herkommt. Danach sollen sich die
Instrumente richten und das sollen sie sozusagen finden, diesen Klang.“ Werkzeuge, Metallkugeln oder mechanische
Geräte bieten ihr die Inspiration, irritierende Klangmischungen erzielt
sie, wenn diese Original-Geräusche
auf die von klassischen Instrumenten
imitierten treffen.
Ein Marimba in den Händen einer der
versiertesten Spezialistinnen auf diesem Instrument, Jessica Ryckewaert,
zwei erfolgreiche und ein noch zu entdeckender Komponist sowie die innovative Elektronik des Lütticher Centre
de Recherches et de Formation Musicales de
Wallonie (CRFMW): All dies vereinigt
sich im vorliegenden Album für ein
hochinteressantes Musik-Projekt, das
nicht zuletzt den 40. Geburtstag einer
der führenden europäischen Musiklabors feiert.
BAUCKHOLT: INSTINKT UND ANDERE
ENSEMBLEWERKE
Nussbaum/Schola Heidelberg/
Thürmchen
Ensemble/+
PERCUTRONIQUE
Werke von Bartholomée/Boesmans/
Gobert
Jessica Ryckewaert, Marimba
COVIELLO COV 60916 (T01)
DDD, 2008/2009
EUROPÄISCH
FUGA LIBERA FUG 707 (T01)
DDD, 2008
AUSSERMUSIKALISCHE INSPIRATION
AUS DEM REICH DER
MITTE
„Young China“ ermöglicht einen detaillierten Einblick in die lebendige
und vielfältige Neue-Musik-Szene
Chinas, in der sich die verschiedensten ästhetischen Entwürfe entdecken
lassen. Weiterer Pluspunkt dieser Kooperation von hr2-kultur und des Siemens Arts Program ist die Tatsache, dass
dies anhand von deutschen, europäischen und auch Weltersteinspielungen geschieht.
YOUNG CHINA – NEUE MUSIK AUS
DEM REICH DER MITTE
Ensemble courage/Kammerensemble
Neue Musik Berlin/Sonar Quartett/+
HR MUSIK HRMN 04009 (N02)
2 CDs, DDD, 2008
KURZ
Jonathan Harvey (*1939) gilt als der
kontinentalste unter den britischen
Komponisten, der stets mit den neuesten Entwicklungen auf dem europäischen Festland Schritt gehalten
hat. Vielleicht deshalb startete NMC
seinerzeit ausgerechnet mit einem
Werk dieses Komponisten. Nachdem
die CD gestrichen war, wird sie nun
anlässlich des 20-jährigen Jubiläums
des Labels wieder veröffentlicht.
NMC veröffentlicht hier fast das gesamte Klavierwerk des Komponisten
Simon Holt (Jahrgang 1958). Seine
Werke sind häufig durch außermusikalische Elemente bereichert und
inspiriert, deren Ursprung nicht selten in der bildenden Kunst zu finden
ist. Selbst Pianist, weiß Holt die Möglichkeiten des Instruments souverän
auszunutzen.
Bis vor kurzem war Jeremy Dale Roberts (*1934) Leiter des Studiengangs
für Komposition am Royal College of
Music in London. Sein Streichtrio
Croquis, eine Auftragskomposition des
Arditti Quartets, zeichnet sich durch
eine aphorismenhafte Kürze aus, die
in drei Cahiers gebündelt wird. Die
„sechs lyrischen Stücke für Violine und Klavier“ mit dem Titel Tristia
(2006/2007) gehören zu den jüngsten
Werken des Komponisten.
HARVEY: BHAKTI
Protheroe/
Spectrum
HOLT: A BOOK OF COLOURS – KLAVIERWERKE
Tauromaquia/
A book of
colours/Black
Laterns/Klop’s
Last Bite/
Nigredo
Rolf Hind,
Klavier
NMC NMC D128 (T01)
DDD, 2008
ROBERTS: TRISTIA/CROQUIS
Kreutzer Quartet/Shorr
NMC NMC D001 (T01)
DDD, 1984
NMC NMC D151 (T01)
DDD, 2008/2009
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
21
ZWISCHEN OKZIDENT UND ORIENT
FÜR WEIT UND GANZ WEIT WEG
Nach zwei ausgesprochen erfolgreichen Alben mit araboandalusischer Musik (ALP515 & ALP521), erkundet das Ensemble Aromates um die korsische Perkussionistin Michèle Claude in der „weißen Reihe“ von ALPHA diesmal die
nicht minder aufregende Klangwelt des Südbalkans. In
den bulgarischen, mazedonischen und griechischen Melodien wird die Jahrhunderte lange, freilich nicht immer
friedliche Brückenfunktion des Balkans zwischen Okzident und Orient deutlich, die sich durch eine abwechslungsreiche Mischung aus osmanischen, persischen und
europäischen Musiktraditionen äußert.
Fernreisen sind zwar in der Regel hochinteressant, auf
der anderen Seite aber auch teuer, stressig und mitunter
sogar gefährlich. Eine preiswerte Alternative bietet das
vorliegende Album: eine musikalische Reise rund um die
Welt zu nahen, aber auch ganz fernen, exotischen Orten
anhand populärer Songs und Melodien. Als Reisebegleiter fungieren dabei einige der ganz großen, legendären
Namen des Musikgeschäfts. Eine Weltreise und das ohne
auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen – was will man
mehr…?
FAR AWAY PLACES – NOSTALGISCHE LIEDER ÜBER DAS
REISEN
Miller/Garland/
Dorsey/Fields/+
AKSAK –
MELODIEN VOM
SÜD-BALKAN
Claude/
Aromates
ALPHA - ALP 527 (T01)
DDD, 2009
THE GIFT OF MUSIC - CCL 1224 (K01)
ADD, mono, diverse Aufnahmedaten
MUSIKALISCHE HAUSHALTSHILFEN
GIA SAS! SAGT DER GRIECHE
„Housewives’ Choice“ war eine populäre Radio-Show der
BBC, die ihre Hochzeit in den 1950er Jahren hatte. Jährlich sendeten die Macher die Musik Tausender von Schallplatten in die Haushalte und erleichterten dadurch nicht
nur den Hausfrauen ihre tägliche Arbeit. Das weite Spektrum der musikalischen Stile spiegelt sich auch in der Auswahl dieses Album wider. Als effiziente Haushaltshilfen
wurden für Sie von THE GIFT OF MUSIC Doris Day, Nat
King Cole, Tony Bennett und zahlreiche andere bekannte Interpreten engagiert.
Das Blau des Meeres, das Licht, die Kulturschätze und die
unverwechselbare Lebensart der Menschen – und da soll
es tatsächlich Leute geben, die noch nicht in Griechenland gewesen sind. Diesen als klingende Anregung für
eine Reise dorthin, uns aber als Erinnerung an unvergessliche Ferien bietet diese Sammlung bekannte, unverfälschte griechische Melodien. Mit Mikis Theodorakis,
dem Athens Bouzouki Ensemble & Singers erfahren die
verschiedenen griechischen Tänze und Lieder eine angemessen authentische Ausführung.
HOUSEWIVES’
CHOICE –POPULÄRE HITS DER 50ER
JAHRE
Day/Cole/
Robbins/Bennett/Ray/Holliday/Mitchell/+
GREEK TAVERNA
Theodorakis/
Athens Bouzouki Ensemble &
Singers/Piraeus
Dance Ensemble
THE GIFT OF MUSIC - CCL 1226 (K01)
ADD, mono, 1950er Jahre
THE GIFT OF MUSIC - CCL 1229 (K01)
DDD, diverse Aufnahmedaten
22
NEUHEITEN NOTE 1 - OKTOBER 2009
INSTRUMENTE ERFORSCHEN
OHREN AUF, LAUSCHER GESPITZT!
Auf diesem Album sind zwei hochinteressante Radiosendungen von SWR 2 zu hören, die sich mit den Blechblasinstrumenten und dem Alphorn beschäftigen. Der Trompeter Peter Leiner vom Rennquintett erzählt, wie die
Instrumente klingen und wie man sie spielt. Zusammen
mit der Sprecherin Ulrike Möller werden aber auch ein
paar musikalische Rätsel zu lösen sein. Der vielseitige
Posaunist Mike Svoboda erzählt dagegen vom Alphorn,
dem sicherlich längsten Blasinstrument der Welt. Svoboda spielt es natürlich auch selbst und kann deshalb auch
viele Fragen beantworten, z.B. wie man darauf spielt
und wie man es überhaupt transportieren kann. Eine
Klangreise, die uns von der Ebene bis ins Hochgebirge
führt.
Alben für Kinder gibt es zugegebenermaßen zwar viele,
besonders solche, die versuchen, bei jungen Hörern die
Lust an der klassischen Musik zu wecken. Bei vorliegender CD verhält es sich allerdings ein wenig anders: Die
Reise des kleinen Kängurus Jimmy vermittelt jungen Zuhörern ab fünf Jahren ein Gespür für die Musik aus den
verschiedensten Ländern und Kontinenten auf unserer
Erde. Die hier zu hörenden klassischen Musikstücke sind
eigens für Kinder ausgesucht und lassen jeweils leicht ihre
Herkunft erhören. Ohne Zweifel wird hier jeder schnell
seine eigenen Lieblingsstücke finden und bestimmt nicht
nur einmal mitsingen. Ein ganz besonderer Spaß für den
musikalischen Nachwuchs, deshalb: Ohren auf, Lauscher
gespitzt und zugehört!
KLANGREISE – ZEIT FÜR KLEINE FORSCHER
Die Blechblasinstrumente/
Das Alphorn
Das Rennquintett/Svoboda/
Möller/+
HOPPLAHOPP – DAS KLEINE KÄNGURU JIMMY AUF REISEN
Ein musikalisches Hörspiel
empfohlen ab 5
Jahren
Nicol/Föhrenbach/Buhlmann/
Frenzel/Akkordsportsextett/+
BAYER RECORDS - BR 150033 (T01)
DDD, 2007
SPEKTRAL - SRL 408036 (T01)
DDD, 2008
KONZERTKALENDER
Capella della Torre
Les Haultz et les Bas
Stylus Phantasticus
La Risonanza/Fabio Bonizzoni
Bob van Asperen
CordArte
Amphion Bläseroktett
Vocalensemble Rastatt
Canadian Brass
Boulanger Trio
Canadian Brass
Canadian Brass
Boulanger Trio
Rodin-Quartett
Vocalensemble Rastatt
Boulanger Trio
David-Aaron Carpenter
The King's Singers
The King's Singers
David-Aaron Carpenter
Bad Köstritz, St. Leonhard
Frankfurt, Karmeliterkloster (Archäologisches Museum)
Rudolstadt, Heidecksburg
Berlin Konzerthaus
Berlin, Konzerthaus
Weimar, Schloß Kromsdorf
Ettlingen, Schloß
Rastatt, Badner Halle
Rennerod
Dannenberg, Ohmsches Haus
Bamberg
Berlin
Bonn, Beethoven-Haus
München, Max Joseph Saal der Residenz
Baden-Baden, Kurhaus
Hamburg, Klangwerktage Kampnagel
Dresden, Semperoper
Bad Oeynhausen, Auferstehungskirche
Köln, Philharmonie
Dresden, Semperoper
10.10.2009
11.10.2009
16.10.2009
16.10.2009
17.10.2009
17.10.2009
18.10.2009
01.11.2009
13.11.2009
13.11.2009
14.11.2009
16.11.2009
19.11.2009
21.11.2009
26.11.2009
28.11.2009
29.11.2009
29.11.2009
30.11.2009
30.11.2009
KROMMER: OKTETTPARTITEN
Amphion Bläseroktett
„Die Zeitgenossen hielten seine Streichquartette für ebenbürtig denen Haydns und
Beethovens – den Nachgeborenen aber galt
der Böhme Franz Vinzenz Krommer eher als
Meister der zweiten Reihe – wieder einmal
ein Fehlurteil, wie die vitale, stilsichere
Neuaufnahme von Bläser-Partiten Krommers durch das Originalklang-Ensemble
Amphion Oktett beweist.“
hifi-statement.net
„Spritzig und hochmusikalisch, voller Spielideen und absolut beschwingt.“
TOCCATA 5/6 2009
„Die ausgewählten Werke sind allesamt lebendig gespielt, scheinen vom legendären
böhmisch-mährischen Musiziergeist durchdrungen. Eine rundum gelungene Produktion,
die viel Hörvergnügen bereitet.“
Concerto 8/9 2009
CAR 83219
ALP 147
CHOPIN: BALLADEN UND
NOCTURNES
Arthur Schoonderwoerd, Hammerflügel
„Kein Donner, kein Rauschen und Perlenglitzern. Dafür ist endlich wieder zu ahnen,
was der Komponist, der seine Werke nie laut
gespielt wissen wollte, vor allem war: ein sensibler Salonbewohner, der mit warmen Bassfarben Klangdialoge grundierte und darüber
vollendet ökonomisch die Themen ausmalte;
ein versonnener Erzähler, den es neu zu entdecken gilt.“
Der Spiegel - Kulturspiegel 7/2009
„Diese Einspielung, diese feinsinnige und
hochmusikalische Interpretation zwingt,
schreit geradezu nach einer Prämierung.“
TOCCATA 9/10 2009
FUG 554
ARS 38035
BEETHOVEN: CELLOSONATEN
Kleinhapl/Woyke
„Packendes Beethoven-Spiel, das einen nicht
kalt – und auf eine Fortsetzung hoffen
lässt.“
Bayern 4 Klassik, 16.4. 2009
„Warm und füllig oder analytisch-herb? Wo
viele große Cellisten glaubten, sich entscheiden zu müssen, gelingt Friedrich Kleinhapl
die Synthese. Er spielt die herrlichen Werke
locker und doch enorm passioniert; Andreas
Woyke verleiht dem oft dominanten Klavierpart Sanglichkeit, Dynamik und mitreißenden
Schwung. Hoffentlich folgt bald der zweite
Teil.“
Der Spiegel - Kulturspiegel 4/2009
MAR 501
HÄNDEL: MESSIAH
Bernius/Kammerchor Stuttgart
ALBINONI: OBOENKONZERT
Dombrecht/Il Fondamento
SCHOSTAKOWITSCH: DIE NASE
Gergiev/Mariinsky Orchester/+
„Eine angenehm-natürlich fließende, ausgereifte Interpretation ohne aufgesetzte
Effekte. Frieder Bernius dirigiert mit großem
Feingefühl, klar akzentuiert und stets an der
Aussage des Textes orientiert."
Bayern 4 Klassik, 25.04.2009
MDR FIGARO CD der Woche
„Wunderbar rund und stimmig, geradezu
sommerlich leicht spielen Paul Dombrecht
und Il Fondamento diese Oboen-Konzerte von
Tomaso Albinoni.“
MDR Figaro, 6.7.2009
„Egal, wie viele Aufnahmen es von diesem
Meisterwerk gibt, an dieser neu vorgelegten
Version von Frieder Bernius muss ab jetzt alles gemessen werden.“
MDR Figaro, 27.04.2009
„Eine durchweg idiomatische Interpretation, die sich durch ein quirliges, geistvolles
Orchesterspiel auszeichnet. Mit ihrer konsequent tänzerisch barocken Grundanlage
erweist sich die Einspielung dabei den bisherigen Referenzaufnahmen als überlegen. Kaum
jemand spielt derzeit die Oboe so sanglich,
beweglich und klanglich gerundet wie Dombrecht.
Ich habe alle anderen Einspielungen aus dem
Regal geräumt. Wer diese hat, braucht keine
weitere.“
musikansich.de
„Gergiev spürt der bissigen Schärfe, dem Exzentrischen der grimassierenden Musik ungestüm nach, ohne auch nur für eine der hundertzwei Minuten Spieldauer den Überblick
über seine riesige Sängerschar zu verlieren.
Auch Chor und Orchester liefern Spitzenleistungen im Namen der doppelbödigen Satire.“
Bayern 4 Klassik, CD-Tipp 16.06.2009
„Ein angenehmer, warmherziger Messiah, in
dem man jede Nummer genießen kann.“
RONDO
„Die Wendungen ins Sarkastische gelingen
mühelos, die Balance zwischen den beißenden
Bläsern und girrenden Streichern wurde auch
klanglich bestens eingefangen. Eine neue Referenz, keine Frage.“
NDR Kultur, 15.7.2009
PRESSESPIEGEL
ACC 24207
CD-EMPFEHLUNG DES MONATS
Nur diesen Monat $9,99*
*UNVERBINDLICHE PREISEMPFEHLUNG INKL. MWST.
BOHEMIAN WINDS – BLÄSERMUSIK
VON FRANZ KROMMER
Sextette Es-Dur/c-Moll/Es-Dur/Trios für
zwei Klarinetten und Viola/+
Nachtmusique
GLOSSA – GCD 920604 (Z580)
DDD, 2000
PRESSESTIMMEN
„Es überzeugt sowohl der ungewöhnliche Farbenreichtum als
auch die klug disponierte Zusammenstellung der eingespielten Werke. Qualitativ hochwertige (Unterhaltungs-)Musik, die
den entsprechenden Werken Mozarts oder Beethovens in nichts
nachsteht. Ein kluger, lesenswerter Begleittext ergänzt die Aufnahme."
klassik-heute.com
„Munter plaudern die Instrumente, heiter und ausdrucksvoll
künden sie von der Leichtigkeit guter Unterhaltung."
Fono Forum 10/2001
Franz Vinzenz Krommer zählt zu den erfolgreichsten tschechischen Musikern, die in Wien wirkten.
Er wurde am 27.11.1759 im westmährischen Kamenitz
geboren. Er scheint früh eine besondere musikalische Begabung gezeigt zu haben und erhielt ersten
Unterricht von seinem Onkel, der als Chorregent in
Turas wirkte. Nebenher beschäftigte er sich autodidaktisch mit Musiktheorie und konnte bald seinen
Onkel in dessen Tätigkeit als Organist unterstützen.
1785 begibt sich Krommer nach Wien, um dort ein
Auskommen zu finden. Doch wird er zunächst erster Violinist und zwei Jahre später Musikdirektor
des Grafen Styrun im ungarischen Simonthurn. Anfang der 1790er Jahre wirkt er als Kapellmeister des
Fürsten Antal Grassalkovich in Wien. Als der Fürst
bereits 1795 stirbt, arbeitet er als erfolgreicher freischaffender Komponist und Musikpädagoge weiter.
Es ist seine kompositorisch fruchtbarste Zeit, und
bald zählt er zu den beliebtesten und meistgespielten Komponisten Wiens. Hinsichtlich seiner Streichquartette wurde er von Zeitgenossen als gleichwertig
mit Haydn, ja sogar als ernstzunehmender Konkurrent zu Beethoven gehandelt. 1810 wird er am Hoftheater Musikdirektor der Ballette und 1815 zum kaiserlichen Kammertürhüter ernannt – eine Sinekure,
die keinerlei Verpflichtungen abverlangte, ihm aber
eine vorteilhafte Nähe zum Hof ermöglichte. In dieser „Funktion“ gehörte er in den folgenden Jahren
zur offiziellen Entourage des Kaisers auf dessen Reisen. 1818 war er dann endlich am Ziel seiner Ambitionen angelangt: Er wurde Nachfolger von Kozeluch
als Kammer-Kapellmeister und Hofkomponist. Diese
Stellung behielt er bis zu seinem Tod am 8. Januar
1831 und wurde somit zum letzten beamteten Kapellmeister und Hofkomponisten der Habsburger Kaiser
überhaupt.
Heute wird Krommer besonders wegen seiner zahlreichen
Harmoniemusiken geschätzt,
die zweifellos zu den reizvollsten Beiträgen zu dieser
Gattung zählen. Das Ensemble
Nachtmusique stellt hier drei
Sextette und weitere Kammermusik mit Bläsern vor.
Franz Vinzenz Krommer
PORTRAIT
ZUM 250. GEBURTSTAG:
KROMMER, DER LETZTE
HOFKAPELLMEISTER DER
HABSBURGER
IM
An dieser Stelle möchten wir Ihnen monatlich einen
Künstler oder Komponisten aus dem Vertriebsprogramm von Note 1 kurz vorstellen. Verbunden ist
das Portrait mit einem ausgewählten Titel zu einem
attraktiven Sonderpreis.
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