Quantenmechanik I Wintersemester 2012/13 Aufgabenblatt 7 Abgabetermin: Freitag 07.12.2012 um 12.00 Uhr QMI7.1: (5 Punkte) Die Schrödingergleichung für ein Teilchen, das sich in einer Dimension im Potential V (x) bewegt lautet i~∂t |Ψi(t) = H|Ψi(t) mit H = p2 /(2m) + V (x) . (1) (a) Machen Sie für die Zustandsfunktion den Separationsansatz |Φn i(t) = f (t)|Φn i . (2) und bestimmen sie f (t). (Es kann nützlich sein, die Ortsdarstellung zu wählen und die Methode der Variablentrennung zu verwenden.) Begründen Sie, dass die beiden Zustände |Φn i(t0 ) und |Φn i(t1 ) mit t0 6= t1 physikalisch nicht zu unterscheiden sind, es handelt sich also um stationäre Zustände. (b) Welche Gleichung erfüllen die stationären Zustände |Φn i? Was wird folglich durch den Index n beschrieben? Geben Sie auch die Ortsraumdarstellung der Gleichung an. Welche physikalische Bedeutung hat die Separationskonstante aus (a)? Bemerkung: Bei dieser Gleichung handelt es sich um die stationäre Schrödingergleichung, die äquivalent zu einem Sturm-Liouville-Problem ist. (c) Geben Sie die allgemeinste Lösung von (1) an. Referatvorschlag: (20 Punkte) Diskutieren Sie die Sturm-Liouville-Gleichung. Gehen Sie dabei besonders auf Beispiele ein, die für die Physik von Relevanz sind, und präsentieren Sie Lösungsstrategien dieser Differentialgleichungen. QMI7.2: (4 Punkte) Nutzen Sie die Ergebnisse aus Aufgabe 7.1, um die allgemeine Lösung der Schrödingergleichug für eine freie Bewegung (V = 0) in einer Dimension abzuleiten. Gehen Sie dafür wie folgt vor: (a) Bestimmen Sie mit Hilfe des Ansatzes (2) die stationären Zustände in der Ortsraumdarstellung. Worum handelt es sich bei diesen Lösungen? Warum liegen diese Zustände nicht im physikalischen Zustandsraum? (b) Ermitteln Sie einen Ausdruck für die Energieeigenwerte, die zu den stationären Lösungen korrespondieren. (c) Wie lautet die allgemeine Lösung? Welche Bedingung muss erfüllt sein, damit es sich um einen physikalischen Zustand handelt? 1 QMI7.3: (5 Punkte) Der Zeitentwicklungs-Operator U (t, t0 ), definert als |Ψi(t) = U (t, t0 )|Ψi(t0 ), (3) beschreibt die zeitliche Evolution eines Zustandes |Ψi vom Zeitpunkt t0 hin zum Zeitpunkt t. (a) Geben Sie die Operatorgleichung für U an (DGL 1. Ordnung in t), welche äquivalent zur Schrödinger-Gleichung ist. Wie lautet die Lösung für zeitunabhängige Systeme? Für zeitabhängige Systeme H = H(t) kann die Gleichung nicht so einfach integriert werden, da der Hamilton-Operator zu verschiedenen Zeitpunkten dann nicht mehr mit sich kommutiert. Man kann aber immer noch eine formale Lösung angeben, die sogenannte Dyson-Reihe: Z t U (t, t0 ) = T exp 0 H(t )dt 0 (4) t0 Hierbei bezeichnet T die Zeitordnung, d. h. Operatoren werden so umgeordnet, dass diejenigen zu früheren Zeiten rechts stehen: ( A(t1 )B(t2 ) falls t1 > t2 (5) T [A(t1 )B(t2 )] := B(t2 )A(t1 ) falls t1 < t2 und entsprechend für mehrere Operatoren. (b) Schreiben Sie Gleichung (3) durch einmaliges Integrieren in eine Integralgleichung für U um, und implementieren Sie dabei die Anfangsbedingung U (t0 , t0 ) = 1. Ersetzen Sie U im Integranden nun iterativ und verwenden Sie die Definition (5) um Gleichung (4) herzuleiten. QMI7.4: (8 Punkte) Betrachten Sie ein Teilchen der Masse m in einer Dimension im unendlich tiefen Potentialtopf ( 0 für 0 < x < a V (x) = (6) ∞ sonst (a) Stellen Sie die stationäre Schrödinger Gleichung im Ortsraum auf. Welche Randbedingungen muss die Wellenfunktion erfüllen? (b) Bestimmen Sie die Energie-Eigenwerte und zugehörigen normierten Wellenfunktionen. 2 (c) Zum Zeitpunkt t = 0 befinde sich das System in einer Überlagerung aus dem Grundzustand |φ1 i und dem ersten angeregten Zustand |φ2 i: Ψ(x, t = 0) = N (φ1 (x) + φ2 (x)) Bestimmen Sie |Ψ(x, t = 0)|2 . die Normierungskonstante N (7) und skizzieren Sie (d) Berechnen Sie die Wellenfunktion Ψ(x, t) sowie ihr Betragsquadrat zur Zeit t. Drücken Sie dabei |Ψ(x, t)|2 unter Verwendung der Frequenz ω = π 2 ~/2ma2 aus. (e) Berechnen Sie den Orts-Erwartungswert als Funktion der Zeit. Mit welcher Frequenz und mit welcher Amplitude oszilliert dieser? Vergleichen Sie mit der Amplitude (=maximale Auslenkung) der Trajektorie eines klassischen Teilchens im Potentialtopf und interpretieren Sie. (Hinweis: Verwenden Sie, dass der Erwartungswert von x − a2 aus Symmetriegründen in jedem stationären Zustand φn verschwindet, sowie das folgende Integral: Z π 8 (8) x sin(x) sin(2x)dx = − ) 9 0 (f) Nun werde die Energie gemessen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit findet man welchen Wert? Was ist der Erwartungswert der Energie? 3