Mathematischer Vorkurs Mathematischer Vorkurs Peter van Dongen Institut für Physik Johannes Gutenberg-Universität, Mainz Vorlesung im SS 2010 Mathematischer Vorkurs Inhaltsverzeichnis Mathematischer Vorkurs“ ” Merkblatt Vorkurs Merkblatt Vorkurs 1. Zahlen 1 2. Folgen und Reihen 2 3. Vektoren, Matrizen, Determinanten 3 4. Funktionen & ihre Ableitungen 4 5. Funktionen mehrerer Veränderlicher 5 6. Integration & Integrale 6 7. Differentialgleichungen 7 Anhang: Hintergrundinformation, einige Beweise Anhang Mathematischer Vorkurs Merkblatt Allgemeines über die Vorlesung Allgemeine Information Dozent? I Name: Peter G.J. van Dongen I Zimmer: 03-123 (Physikgebäude) I Tel.: (39)25609 I E-Mail: [email protected] Sekretariat: Elvira Helf, Tel.: (39)25171, Zimmer 03-128 Mathematischer Vorkurs! I Zeit und Ort: täglich 9.00 - 12.00 Uhr, HS 20 I Zielgruppe? angehende . . . I I I I I I Physiker (Bach. Sc. & Bach. Sc. Ed.) Meteorologen (Bach. Sc.) Chemiker (Bach. Sc. & Bach. Sc. Ed.) Biologen (Bach. Sc. & Bach. Sc. Ed.) Geowissenschaftler (Bach. Sc.) & ein paar Mathematiker/Informatiker (Bach. Sc. & Bach. Sc. Ed.) Mathematischer Vorkurs Merkblatt Zweck des Vorkurses Zweck des Vorkurses Warum sind Sie hier? 1. Mathematik ist wichtig! 2. Mathematik macht Spaß! 3. Schulbedingte Unterschiede bei den Mathematikkenntnissen! Extreme Heterogenität! I I I I Rheinland-Pfalz ↔ Hessen ↔ Rest der Welt Unterschiedliche Schulen, Lehrer, Wahlpflichtfächer, . . . Unterschiedliche Kursniveaus: Grundkurs ↔ Leistungskurs Unterschiedliche individuelle Aspekte: Talente, Interessen, . . . 4. Lücke zwischen Schulwissen und Universität 5. Daher Ziele des Vorkurses? Wissensunterschiede ausgleichen & Lücken schließen I ein paar Ausblicke bieten ( Ergänzungen“) ” Anforderungen der Anfängervorlesungen! (zumindest in Physik) I wesentliche Ideen des Vorkurses werden effektiv vorausgesetzt I 6. ( Matheschock“) ” Mathematischer Vorkurs Merkblatt Zum Herunterladen: Handout & Übungsblätter Wie erhalten Sie Ihre Übungsblätter & Ihr Handout“? ” Hilfreich bei Vorlesung & Übung: I Die Übungsblätter . . . I I I Downloads! werden nicht nur in der Vorlesung verteilt, sondern können auch heruntergeladen werden! Außerdem können Sie ein Handout“ herunterladen! ” Tipp: Lieber mitdenken als mitschreiben! Herunterladen des Handouts und der Übungsblätter? http://komet337.physik.uni-mainz.de/Group/ Benutzername: theo, Passwort: istgut! (An der JOGU selbst nicht benötigt!) Mathematischer Vorkurs Merkblatt Organisation der Übung Organisation der Übung FAQs: 1. In welcher Übungsgruppe sind Sie? I I I I I I I Einteilung der Übungsgruppen erfolgt am Ende der ersten Vorlesung Die HiWis kommen (etwa um 12 Uhr) zu HS 20 Sie gehen (evtl. zusammen mit Gleichgesinnten) zu einem der HiWis Unsere Randbedingung: alle Übungsgruppen etwa gleich groß Der HiWi zeigt Ihnen noch vor dem Mittagessen Ihren Übungsraum Dort treffen Sie sich nach dem Mittagessen für die erste Übung Ihre erste Übung fängt um 14 Uhr (oder evtl. 13 Uhr) an Mathematischer Vorkurs Merkblatt Organisation der Übung Organisation der Übung FAQs: 1. In welcher Übungsgruppe sind Sie? (. . .) 2. Was ist der typische Ablauf einer Übung? I I I I I I I I I I I Die Übung dauert typischerweise von 14-17 Uhr (bzw. 13-16 Uhr) In Übungen werden Übungsblätter gerechnet Diese Übungsblätter erhalten Sie in der Vorlesung oder als Download Es gibt ein Übungsblatt pro Kapitel (nicht z.B.: pro Tag) Unser Rat: arbeiten Sie in der Übung mit Gleichgesinnten zusammen Sie brauchen auf keinen Fall alle Übungsaufgaben zu lösen! Die Übungsaufgaben haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade Bearbeiten Sie die Aufgaben, womit Sie gut zurechtkommen Die Übungsaufgaben werden vom HiWi zwar nicht korrigiert, . . . aber Sie sollten den HiWi löchern, wenn Sie nicht weiterkommen, . . . bis Sie Ihre“ Aufgaben im Wesentlichen verstanden haben ” Mathematischer Vorkurs Merkblatt Organisation der Übung Organisation der Übung FAQs: 1. In welcher Übungsgruppe sind Sie? (. . .) 2. Was ist der typische Ablauf einer Übung? (. . .) 3. Was ist anders in der ersten Übung? (also heute!) I I I I I I I I I I Sie werden zwar mit dem ersten Übungsblatt anfangen können, . . . aber vorher machen wir einen Eingangstest (A. Neiser) Keine Bange: Dieser Test ist grundsätzlich anonym Unser Ziel ist, Sie (als Gruppe) besser kennen zu lernen, . . . um den Vorkurs besser auf Sie abzustimmen . . . und ihn künftig noch besser zu machen! Daher gibt es später (in der letzten Woche) auch einen Ausgangstest Die Ein- und Ausgangsergebnisse werden miteinander verglichen, . . . und liefern somit Information über die Effektivität des Vorkurses Ein- und Ausgangsergebnisse werden in der Vorlesung diskutiert Mathematischer Vorkurs Merkblatt Übungsleitung Ihre Ansprechpartner Übungsleitung: Tobias Gottwald (KOMET 337) I Institut für Physik, Zimmer 03-426 I Tel.: (39)22465; Fax: (39)20954 I E-Mail: [email protected] Übungsgruppenleiter(innen): (mit Übungsraum, Emailadresse) 1. Benedikt Kloss 2. Peter Merkel (SR A, [email protected]) (SR C, [email protected]) 3. Beate Mußhoff (SR D, [email protected]) 4. Andreas Neiser (SR E, [email protected]) 5. Charalampos Papadopoulos 6. Sebastian Rothe (SR F, [email protected]) (SR K, [email protected]) 7. Antonia Statt (Minkowski-Raum, [email protected]) 8. Tobias Weber (Newton-Raum, [email protected]) 9. Elisa Will (Galilei-Raum, elisa− [email protected]) Mathematischer Vorkurs Merkblatt Vorlesungsinhalte Vorlesungsinhalte Die verschiedenen Kapitel der Vorlesung . . . 1. Zahlen 2. Folgen und Reihen 3. Vektoren, Matrizen, Determinanten 4. Funktionen & ihre Ableitungen 5. Funktionen mehrerer Veränderlicher 6. Integration & Integrale 7. Differentialgleichungen Mathematischer Vorkurs Merkblatt Literatur Empfehlenswerte Literatur I H. J. Korsch Mathematik-Vorkurs Binomi Verlag (Barsinghausen, 2008) K. Hefft Mathematischer Vorkurs zum Studium der Physik http://www.thphys.uni-heidelberg.de/ hefft/vk1/ Universität Heidelberg (Heidelberg, 2008) M. Kallenrode Rechenmethoden der Physik: Mathematischer Begleiter zur Experimentalphysik Springer Verlag (Berlin, 2005) Mathematischer Vorkurs Merkblatt Literatur Empfehlenswerte Literatur II H. J. Korsch Mathematische Ergänzungen zur Einführung in die Physik Binomi Verlag (Barsinghausen, 2008) F. Ayres, E. Mendelson Schaum’s Outline of Calculus Mcgraw-Hill (New York, 1999) K.-H. Goldhorn, H.-P. Heinz Mathematik fuer Physik 1-3 Springer Verlag (Berlin, 2007) Mathematischer Vorkurs Kapitel 1: Zahlen Inhaltsverzeichnis I I I 1.1 Natürliche Zahlen, vollständige Induktion 1.2 Reelle Zahlen 1.3 Komplexe Zahlen 1.1 Mathematischer Vorkurs 1.1 Natürliche Zahlen, vollständige Induktion Natürliche Zahlen 1.1 Natürliche Zahlen, vollständige Induktion Definition: N ≡ {1, 2, 3, . . . } , N0 ≡ {0, 1, 2, 3, . . . } Fundamentale Eigenschaft: U⊂N , Konsequenz: P(1) wahr Beispiele: 1∈U , (Notation: ⊂ bedeutet Teilmenge“) ” m ∈ U ⇒ (m + 1) ∈ U vollständige Induktion“ , ” ⇔ U=N U ≡ {n ∈ N | P(n) wahr} P(m) wahr ⇒ P(m + 1) wahr , ⇔ P(n) wahr (∀ n ∈ N) (Beweis mit vollständiger Induktion) I 1 + 2 + ··· + n = P(1) wahr : 1= 1 n(n 2 1 ·1· 2 + 1) , denn: (1 + 1) , P(m) : 1 + 2 + · · · + m = 21 m(m + 1) Falls P(m) wahr ⇒ 1 + 2 + · · · + (m + 1) = ( 12 m + 1)(m + 1) = 12 (m + 1)(m + 2) Also: P(m) wahr ⇒ P(m + 1) wahr! I Analog: Daher: P(n) wahr (∀ n ∈ N) 12 + 22 + · · · + n2 = 16 n(n + 1)(2n + 1) Peano-Axiome Mathematischer Vorkurs 1.1 Natürliche Zahlen, vollständige Induktion Vollständige Induktion Vollständige Induktion - weitere Beispiele 1. Binomischer Satz: (1 + x)0 = 1 [ bekannt mindestens seit Euklid, Pingala, Halayudha, . . . ] (1 + x)1 = 1 + x , (1 + x)3 = 1 + 3x + 3x 2 + x 3 n P(n) : (1 + x) = (1 + x)4 = 1 + 4x + 6x 2 + 4x 3 + x 4 , n Å ã X n k (1 + x)2 = 1 + 2x + x 2 , xk ( Vermutung ) k=0 Beweis mit vollständiger Induktion: P(m) wahr ⇒ P(m+1) wahr [ und P(1) − P(4) ] P(0) wahr Å ã m+1 k wegen Å ã Å = Beweis dieser Pascal’schen Regel“: ”ã Å ã Å m! m! m m + = + k k −1 k!(m − k)! (k − 1)!(m + 1 − k)! (m + 1)! = k!(m + 1 − k)! Fazit: m+1−k k + m+1 m+1 Å = ã m m + k k −1 ã m+1 ·1= k Å ã m+1 k P(n) wahr (∀ n ∈ N0 ) Mathematischer Vorkurs 1.1 Natürliche Zahlen, vollständige Induktion Beispiele vollständiger Induktion Vollständige Induktion - weitere Beispiele [ f (n) ≡ n-te Ableitung von f ] 2. Produktregel beim Differenzieren: (fg )(0) = fg (fg )(1) = f 0 g + fg 0 , , (fg )(2) = f 00 g + 2f 0 g 0 + fg 00 (fg )(3) = f (3) g + 3f (2) g (1) + 3f (1) g (2) + fg (3) (fg )(4) = f (4) g + 4f (3) g (1) + 6f (2) g (2) + 4f (1) g (3) + fg (4) P(n) : (fg ) (n) = n Å ã X n k f (n−k) g (k) ( Vermutung ) k=0 Beweis mit vollständiger Induktion: P(m) wahr ⇒ P(m+1) wahr Fazit: P(0) wahr Å wegen [ und P(1) − P(4) ] ã m+1 k Å ã Å = P(n) wahr (∀ n ∈ N0 ) Beispiele: (xe −x )(n) = x(−1)n e −x + n(−1)n−1 e −x = (−1)n (x − n)e −x (n) x 2 sin(x) = x 2 sin(x) − 2nx cos(x) − n(n − 1) sin(x) ã m m + k k −1 (n = 4k) Mathematischer Vorkurs 1.1 Natürliche Zahlen, vollständige Induktion Beispiele vollständiger Induktion Vollständige Induktion - weitere Beispiele 3. Fibonacci-Zahlen Fn = 1, 1, 2, 3, 5, 8, · · · (F = Fn+1 + Fn ) ï n+2 ò n n (x+ ) − (x− ) Euler, Daniel Bernoulli, P(n) : Fn = de Moivre (1730), Binet x+ − x− mit: √ x± ≡ 12 ± 21 5 , (x± )2 − x± − 1 = 0 [ x+ = b goldener Schnitt“ ] ” Vollständige Induktion: [ Fazit: P(n) wahr (∀ n ∈ N) ] P(1) wahr: (x+ − x− )/(x+ − x− ) = 1 P(2) wahr: 2 (x+2 − x− )/(x+ − x− ) = x+ + x− = 1 P(m) & P(m + 1) wahr ⇒ P(m + 2) wahr da (x± )2 − x± − 1 = 0 Berechnung: Fm+1 + Fm = = (x+ )m − (x− )m (x+ )m+1 − (x− )m+1 + x+ − x− x+ − x− (x+ )m (x+ + 1) − (x− )m (x− + 1) (x+ )m+2 − (x− )m+2 = = Fm+2 x+ − x− x+ − x− Mathematischer Vorkurs 1.1 Natürliche Zahlen, vollständige Induktion Fibonacci-Zahlen Leonardo Pisano Bogollo (c. 1170 - c. 1250), Fibonacci Geometrische Darstellung der Fibonacci-Zahlen: 2 3 Fibonacci-Zahlen: Fn = 1, 1, 2, 3, 5, 8, · · · Fn+1 → x+ Fn (n → ∞) mit: √ x+ = 12 + 12 5 1 1 8 5 Fn+2 = Fn+1 + Fn ' 1, 618034 ( goldener Schnitt“) ” Fibonacci-Zahlen als Verzweigungsprozeß: Modell für: I Vermehrung von: I Kaninchenpaaren I Bienen I Wachstum von: I Bäumen I Pflanzen (· · · ) 0 1 2 3 4 5 6 Zeit Fibonacci (c. 1170 - 1250) Mathematischer Vorkurs 1.2 Reelle Zahlen Konstruktion der reellen Zahlen 1.2 Reelle Zahlen Ganze Zahlen: Z = (−N) ∪ {0} ∪ N = {· · · , −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, · · · } Rationale Zahlen: [ Beispiele: ¶m © m, n ∈ Z ; n 6= 0 Q= 1 7 − 0 1 5 13 − 7] n Reelle Zahlen: [ Beispiele: 1, 41421 · · · n X x= Ç gm (10)m 2= √ 2, π, e 6= m n ⇒ 2n2 = m2 ⇒ Mehrdeutigkeit: m n m, n, gm ∈ Z å 0 ≤ gm ≤ 9 m=−∞ √ 2, 71828 · · · ] x = gn gn−1 gn−2 · · · g0 , g−1 g−2 · · · I Allgemeine Form: I Beispiele: 3, 14159 · · · (o.B.d.A.: m, n ∈ N teilerfremd) , ⇒ m = 2m̄ (m̄ ∈ N) n = 2n̄ (n̄ ∈ N) ⇒ 0, 999 · · · = 1, 000 . . . ⇒ n2 = 2m̄2 (m, n) nicht teilerfremd (usw.) Mathematischer Vorkurs 1.2 Reelle Zahlen Geometrische Darstellung der reellen Zahlen Geometrische Darstellung der reellen Zahlen Reelle Zahlen im Intervall 0 ≤ x ≤ 1 : x = 0 , g−1 g−2 g−3 g−4 g−5 g−6 · · · 0 1 0 , g−1 g−3 g−5 · · · 0 , g−2 g−4 g−6 · · · Ç denn: 0 , g−1 g−4 · · · 0 , g−2 g−5 · · · 0 , g−3 g−6 · · · å Mathematischer Vorkurs 1.3 Komplexe Zahlen Definitionen und Eigenschaften 1.3 Komplexe Zahlen Motivation: lineare Gleichung : 0 = a0 + a1 z (a0,1 ∈ R) ⇒ Unlösbarkeit“ mancher ” quadratischer Gleichungen mindestens bekannt seit: z = −a0 /a1 ∈ R quadratische Gleichung : 0 = a0 + a1 z + a2 z 2 (a0,1,2 ∈ R) ⇒ (?!?) Beispiel : 0 = 1 + z2 z 2 = −1 ⇔ ⇒ (?!?) Definition der Größe i : i 2 ≡ −1 Komplexe (i heißt imaginäre Einheit“) ” Zahlen: (u, v = Real-/Imaginärteil) ( u, v ∈ R ; z ∈ C ) z = u + vi (Weiter)entwicklung der komplexen Zahlen: Abū ‘Abdallāh Muh.ammad ibn Mūsā al-Khwārizmı̄ (c. 780 - c. 850) Gerolamo Cardano (1501 - 1576), René Descartes, Leonhard Euler, Caspar Wessel, Augustin Louis Cauchy, Carl Friedrich Gauß Mathematischer Vorkurs 1.3 Komplexe Zahlen Definitionen und Eigenschaften Komplexe Zahlen Definition der Größe i : i 2 ≡ −1 Komplexe Zahlen: z = u + vi (i heißt imaginäre Einheit“) ” (u, v = Real-/Imaginärteil) ( u, v ∈ R ; z ∈ C ) ; u = Re(z) , v = Im(z) Eigenschaften: I Addition: Im(z) z1 + z2 = (u1 + v1 i) + (u2 + v2 i) z2 = u2 + v2 i ≡ (u1 + u2 ) + (v1 + v2 )i I Multiplikation: z1 z2 = (u1 + v1 i)(u2 + v2 i) z1 + z2 0 ≡ (u1 u2 − v1 v2 ) + (u1 v2 + v1 u2 )i I Inversion: 1 1 u − vi = ≡ 2 z u + vi u + v2 Notationen: Re(z) z1 = u1 + v1 i 0 + 0i ≡ 0 , , (u1 + v1 i)(u2 − v2 i) z1 u1 + v1 i 1 = ≡ z1 = z2 u2 + v2 i z2 (u2 )2 + (v2 )2 u + 0i ≡ u , 0 + vi = vi Mathematischer Vorkurs 1.3 Komplexe Zahlen Allgemeine Lösung der quadratischen Gleichung Quadratische Gleichung & Polardarstellung [ D ≡ (a1 )2 − 4a0 a2 , Diskriminante“] ” Ä √ äÄ √ ä a + D a − D 1 1 a2 z + 2a z + 2a2 (D ≥ 0) 2 Quadratische Gleichung: Ä a2 z + 0 = a0 + a1 z + a2 z 2 = (a0,1,2 ∈ R) ® Lösungen: z± = 1 2a2 1 2a2 √ a1 +i −D 2a2 äÄ √ D √ −a1 ± i −D −a1 ± z+ √ a1 −i −D 2a2 ä (D ≤ 0) (D ≥ 0) (D ≤ 0) Polardarstellung von z = u + vi : u = ρ cos(ϕ) v = ρ sin(ϕ) ™ Å ! z = ρ [cos(ϕ) + i sin(ϕ)] = ρe iϕ ⇒ Notation/Nomenklatur: ( |z| ≡ ρ = |z| ≥ 0 √ EulerFormel ã u 2 + v 2 ⇒ |e iϕ | = 1 ) ( Betrag“) ” ( Argument“ : −π < ϕ ≤ π) ” ϕ = arg(z) Mathematischer Vorkurs 1.3 Komplexe Zahlen Die Polardarstellung Die Polardarstellung Polardarstellung™von z = u + vi : u = ρ cos(ϕ) v = ρ sin(ϕ) ! z = ρ [cos(ϕ) + i sin(ϕ)] = ρe iϕ ⇒ Warum gilt cos(ϕ) + i sin(ϕ) = e iϕ ? Definiere: f (ϕ) ≡ cos(ϕ) + i sin(ϕ) , |e iϕ | = 1 [ f 0 (ϕ) = λf (ϕ) ⇒ f (ϕ) = f (0)e λϕ ] [ mit f (0) = 1 ] ⇒ f 0 (ϕ) = − sin(ϕ) + i cos(ϕ) = i[cos(ϕ) + i sin(ϕ)] = if (ϕ) ⇒ f (ϕ) = f (0)e iϕ = e iϕ Umkehrung der Polardarstellung: ρ= Im(z) p cos(ϕ) = u/ u2 + v 2 p sin(ϕ) = v / u2 + v 2 ρ sin(ϕ) p u2 + v 2 Multiplikation/Division in der Polardarstellung: z1 z2 = (ρ1 e iϕ1 )(ρ2 e iϕ2 ) = (ρ1 ρ2 )e i(ϕ1 +ϕ2 ) z1 ρ1 e iϕ1 ρ1 = = e i(ϕ1 −ϕ2 ) iϕ z2 ρ2 e 2 ρ2 0 ρ ϕ u + vi ρ cos(ϕ) Re(z) Mathematischer Vorkurs 1.3 Komplexe Zahlen Die Polardarstellung Polardarstellung Multiplikation/Division in der Polardarstellung: z1 z2 = (ρ1 e iϕ1 )(ρ2 e iϕ2 ) = (ρ1 ρ2 )e i(ϕ1 +ϕ2 ) , Im(z) z1 ρ1 e iϕ1 ρ1 = = e i(ϕ1 −ϕ2 ) iϕ z2 ρ2 e 2 ρ2 Im(z) 2 2 z1 z2 ρ1 ρ2 1.5 z1 ρ1 1.5 ϕ1 ϕ1 + ϕ2 1 ρ2 .5 1 z2 ϕ2 ρ1 z1 ρ2 .5 z2 ϕ2 ϕ1 Re(z) 0 .5 1 1.5 2 0 2.5 .5 z1 /z2 ρ1 /ρ2 ϕ1 − ϕ2 1 1.5 Re(z) 2 2.5 Rechenregeln: |z1 z2 | = |z1 ||z2 | |z1 | z1 = |z2 | z2 , arg(z1 z2 ) = arg(z1 ) + arg(z2 ) , arg z1 z2 = arg(z1 ) − arg(z2 ) (mod 2π) (mod 2π) Mathematischer Vorkurs 1.3 Komplexe Zahlen De Moivres Formel De Moivres Formel Polardarstellung von z™= u + vi : u = ρ cos(ϕ) v = ρ sin(ϕ) ⇒ ! z = ρ [cos(ϕ) + i sin(ϕ)] = ρe iϕ Daher speziell: (Abraham de Moivre, 1707 & 1722; Euler 1749) ! [cos(ϕ) + i sin(ϕ)]n = e inϕ = cos(nϕ) + i sin(nϕ) Beispiele: cos(2ϕ) + i sin(2ϕ) = [cos(ϕ) + i sin(ϕ)]2 Im(z) e 3iϕ = cos2 (ϕ) − sin2 (ϕ) + i [2 cos(ϕ) sin(ϕ)] cos(3ϕ) + i sin(3ϕ) = [cos(ϕ) + i sin(ϕ)]3 = cos3 (ϕ) − 3 cos(ϕ) sin2 (ϕ) 2ϕ e 4iϕ Daher: cos(3ϕ) = cos3 (ϕ) − 3 cos(ϕ) sin2 (ϕ) usw. ϕ 0 e 5iϕ cos(2ϕ) = cos2 (ϕ) − sin2 (ϕ) sin(2ϕ) = 2 cos(ϕ) sin(ϕ) 4ϕ cos(5ϕ) + i 3 cos2 (ϕ) sin(ϕ) − sin3 (ϕ) sin(3ϕ) = 3 cos2 (ϕ) sin(ϕ) − sin3 (ϕ) e iϕ sin(ϕ) e 2iϕ cos(ϕ) sin(5ϕ) Re(z) Mathematischer Vorkurs 1.3 Komplexe Zahlen Komplexe Konjugation Im(z) Komplexe Konjugation ρ Komplexe Konjugation: z = u + vi ϕ ∗ z = u + vi ⇒ z ≡ u − vi ∗ ∗ (z ) = (u − vi)∗ = u + vi = z Re(z) 0 −ϕ ρ Rechenregeln: (z1 + z2 )∗ = z1∗ + z2∗ , (z1 z2 )∗ = z1∗ z2∗ z ∗ = u − vi (z1 /z2 )∗ = z1∗ /z2∗ , Beispiele: I Betragsquadrat/Inverse: zz ∗ = |z|2 I Lösungen der quadratischen Gleichung: ® z± = 1 2a2 1 2a2 √ D √ −a1 ± i −D −a1 ± , z −1 = z ∗ /|z|2 (D ≥ 0) ⇒ z± ∈ R (D ≤ 0) ⇒ ∗ z+ = z− Dreiecksungleichung: |z1 + z2 | ≤ |z1 | + |z2 | |z1 + z2 | = (z1 + z2 )(z1 + z2 )∗ , Beweis: 2 Im(z) z1 + z2 = |z1 |2 + (z1 z2∗ + z2 z1∗ ) + |z2 |2 = |z1 |2 + 2Re(z1 z2∗ ) + |z2 |2 2 ≤ |z1 | + |z2 | z2 0 Re(z) z1 Mathematischer Vorkurs Kapitel 2: Folgen und Reihen Inhaltsverzeichnis I I I 2.1 Folgen 2.2 Reihen 2.3 Rekursion 2.1 Mathematischer Vorkurs 2.1 Folgen Definition einer Folge“ und Nomenklatur ” 2.1 Folgen: Wo gehen sie hin? Was ist ein Folge? (oder auch Zahlenfolge“) ” (an ) = (a1 , a2 , a3 , · · · , aN ) (1 ≤ n ≤ N) = (a1 , a2 , a3 , · · · ) (∀n ∈ N) Für uns am interessantesten: Warum interessant? (endliche Folge) (unendliche Folge) unendliche Folgen (a1 , a2 , a3 , · · · ) z.B. Zeitreihen! (Temperatur, Wirtschaftsdaten, Mondpositionen, Populationsgrößen, . . .) Nomenklatur: an+1 ≥ an (steigend) I monotone Folgen: I streng monotone Folgen: I beschränkte Folgen: I konstante Folgen: I Nullfolgen: bzw. an+1 < an an ≤ a sup < ∞ bzw. an ≥ a inf > −∞ an+1 = an an → 0 an+1 ≤ an (fallend) an+1 > an an 6= 0 I alternierende Folgen: bzw. mit an+1 /an < 0 (∀n ∈ N) (∀n ∈ N) (n → ∞) Mathematischer Vorkurs 2.1 Folgen Beispiele von Folgen Folgen: Wo gehen sie hin? Folgen: (an ) = (a1 , a2 , a3 , · · · , aN ) = (a1 , a2 , a3 , · · · ) (1 ≤ n ≤ N) (endliche Folge) (∀n ∈ N) (unendliche Folge) Beispiele: 1. (n) = (1, 2, 3, 4, · · · ) (streng monoton steigend, unbeschränkt) 2. (n3 ) = (1, 8, 27, 64, · · · ) (streng monoton steigend, unbeschränkt) 3. ((−1)n−1 n2 ) = (1, −4, 9, −16, · · · ) 4. (n−1 ) = (1, 21 , 13 , 14 , · · · ) (alternierend, unbeschränkt) (streng monoton fallend, beschränkt, Nullfolge) 1 , · · · ) (alternierend, beschränkt, Nullfolge) 5. ((−1)n−1 n−2 ) = (1, − 14 , 19 , − 16 6. ((−1)n−1 n ) n+1 = ( 12 , − 32 , 34 , − 45 , 65 , − 67 , · · · ) (alternierend, beschränkt) 7. ( n+1 ) = (2, 32 , 43 , 54 , 65 , 67 , · · · ) n (streng monoton fallend, beschränkt) 8. (Pn ) = (2, 3, 5, 7, 11, 13, · · · ) (streng monoton steigend, unbeschränkt) 9. (Fn ) = (1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, · · · ) (monoton steigend, unbeschränkt) Mathematischer Vorkurs 2.1 Folgen Grenzwertregeln und Beispiele Folgen: Wo gehen sie hin? Beispiele: 1 5. ((−1)n−1 n−2 ) = (1, − 14 , 19 , − 16 , · · · ) (alternierend, beschränkt, Nullfolge) 6. ((−1)n−1 7. ( n+1 )= n n ) = ( 12 , − 32 , 34 , − 45 , 65 , − 67 , · · · ) (alternierend, beschränkt) n+1 (2, 32 , 43 , 54 , 65 , 67 , · · · ) (streng monoton fallend, beschränkt) 8. (Pn ) = (2, 3, 5, 7, 11, 13, · · · ) (streng monoton steigend, unbeschränkt) Wo gehen sie hin? [Lat.: vergo ' (sich) neigen, tendieren] I Beispiele 5 und 7 konvergieren“ (gegen die Werte 0 bzw. 1) ” I Beispiel 8 divergiert“ (gegen den Wert +∞) ” I Beispiel 6 konvergiert“ nicht ” Nomenklatur/Notationen: I (an ) konvergiert gegen a ∈ R ⇔ (an − a) ist Nullfolge I Zahl a heißt Grenzwert“ der Folge (an ) I Notationen: ” lim an = a an → a oder n→∞ (n → ∞) Mathematischer Vorkurs 2.1 Folgen Grenzwertregeln und Beispiele Folgen: Wo gehen sie hin? Nomenklatur/Notationen: I (an ) konvergiert gegen a ∈ R ⇔ (an − a) ist Nullfolge I Zahl a heißt Grenzwert“ der Folge (an ) ” I Notationen: lim an = a an → a oder n→∞ (n → ∞) Grenzwertregeln: Falls lim an = a und n→∞ lim bn = b . . . dann gilt: [1.] lim (an + bn ) = a + b lim (an − bn ) = a − b bzw. n→∞ [2.] (−∞ < a, b < ∞) n→∞ n→∞ lim (an bn ) = ab n→∞ [3.] lim (an /bn ) = a/b [ falls n→∞ Vorsicht! bn 6= 0 (∀n ∈ N) und b 6= 0 ] . . . falls a±b =∞−∞ , ab = 0 · ∞ , a ∞ =± b ∞ , a 0 = b 0 Mathematischer Vorkurs 2.1 Folgen Grenzwertregeln und Beispiele Folgen: Wo gehen sie hin? Vorsicht! . . . falls a±b =∞−∞ , ab = 0 · ∞ , ∞ a =± b ∞ a 0 = b 0 , Beispiele: [1.] [2.] [3.] 2 n2 + n→∞ 3 n 4 n2 lim 1 n + 2 n2 + n→∞ 3 n2 4 n3 lim 1 n2 + 2 n3 + n→∞ 3 n 4 n2 1 n 0 n→∞ = 0 lim 0 n→∞ = 0 lim 0 n→∞ = 0 lim 6= 1 n lim n→∞ 3 n 6= 6= + + 2 n2 4 n2 1 n lim n→∞ 32 n + 1 n2 lim n→∞ 3 n + 2 n2 + n43 + 2 n 4 n 1+ = lim n→∞ 3 + 2 n3 4 n2 3+ 2 n 4 n 1+ 2 n n 1+ = lim n→∞ = lim n 3+ n→∞ 1 3 = 4 n = = ∞ =∞ 3 1 =0 ∞ √ n2 + 3 p √ 2 +3 n 1 + 3/n2 ∞ n 1 n→∞ = 6= lim = lim = n→∞ 2n + 7 n→∞ n (2 + 7/n) ∞ lim (2n + 7) 2 lim [4.] + lim n→∞ Mathematischer Vorkurs 2.1 Folgen Die Euler’sche Zahl als Grenzwert einer Folge Die Euler’sche Zahl und Bernoullis Zinseszinsrechnung Die Euler’sche Zahl als Grenzwert einer Folge: (en ) = (e1 , e2 , e3 , . . .) Interpretation: mit en ≡ 1 + 1 n n [ Jakob Bernoulli ⇒ lim en = e ' 2, 71828 · · · n→∞ (1655 - 1705) ] Zahle am 1. Januar ein Startkapital K0 auf der Bank ein Es gilt eine momentane Verzinsung zu einem Zinssatz p = 100% pro Jahr Wie groß ist Ihr Guthaben am 1. Januar des nächsten Jahres? Zinseszinsformel: (hier: p = 100% = 1) Kapital nach n Verzinsungen während 1 n Jahres: Kn = K0 (1 + p/n)n n = 1 ⇒ K1 = K0 (1 + 1)1 = 2K0 I Bei halbjährlichem Zuschlag: n = 2 ⇒ K2 = K0 (1 + 1 )2 = 2, 25K0 2 1 I Bei täglichem Zuschlag: n = 365 ⇒ K365 = K0 (1 + )365 ' 2, 715 K0 365 I Bei momentaner Verzinsung: n → ∞ ⇒ K∞ = K0 lim en = e K0 I Bei jährlichem Zuschlag: n→∞ Mathematischer Vorkurs 2.2 Reihen Definition einer Reihe“ ” 2.2 Reihen Betrachte irgendeine Folge: (an ) = (a1 , a2 , a3 , . . .) Addiere Folgenglieder: a1 , a1 + a2 , a1 + a2 + a3 , ··· a1 + a2 + · · · + an , , ··· n Sn ≡ a1 + a2 + · · · + an = Definiere: P ak ⇒ neue Folge (Sn ) heißt Reihe! k=1 (Sn ) = (S1 , S2 , S3 , . . .) = (a1 , a1 + a2 , a1 + a2 + a3 , · · · ) Umgekehrt: ⇒ (Sn ) gegeben Beispiel 1: (an = Sn − Sn−1 ) auch (an ) bekannt! [ Johann Carl Friedrich Gauss (1777 - 1855) ] ! S = 81297 + 81495 + 81693 + · · · + 100899 = 9109800 ! = 8109900 + 198(1 + 2 + 3 + · · · + 100) = 8109900 + 198S100 = 8109900 + 198 · 5050 Berechnung von S100 : [ Fazit: S100 = 1+ 2+ 1 2 S100 = · 100 · 101 = 5050 ] 3 + · · · + 98 + 99 + 100 S100 = 100 + 99 + 98 + · · · + 3+ 2+ 1 2S100 = 101 + 101 + 101 + · · · + 101 + 101 + 101 = 100 · 101 daher: Mathematischer Vorkurs 2.2 Reihen Beispiele von Reihen Reihen - Beispiele Resultat: S100 = 1 + 2 + 3 + · · · + 100 = 1 2 · 100 · 101 = 5050 Allgemeiner: [ Fazit: n X k ≡ Sn = k=1 Sn = 1 + 2 + · · · + (n − 1) + n + (n − 1) + · · · + n 1 2Sn = (n + 1) + (n + 1) + · · · + (n + 1) + (n + 1) = n(n + 1) daher: Beispiel 2: (geometrische Reihe) n X k=0 daher: ak ≡ ∞ X [ Fazit: −aSn = −a − a2 − · · · − an−1 − an − an+1 · · · + 0 − an+1 = 1 − an+1 (1 − a)Sn = 1 + 0 + 0 + · · · (konvergiert falls |a| < 1) ak = 1 + a + a2 + a3 + · · · = lim Sn = lim n→∞ k=0 Sn = (1 − an+1 )/(1 − a) ] Sn = 1 + a + a2 + · · · + an−1 + an Grenzwert vieler Terme in der Summe? S∞ ≡ 2 + Sn = 12 n(n + 1) ] n→∞ 1 − an+1 1 = 1−a 1−a Mathematischer Vorkurs 2.2 Reihen Beispiele von Reihen Reihen - Beispielen Resultate: Sn = P k a = k=0 1−an+1 1−a bzw. S∞ = ∞ P ak = k=0 1 1−a (falls |a| < 1) Numerische Beispiele: ∞ X 1 k 2 1 = 1− k=0 1 2 Beispiel 3: =2 , (1 + x) = 9 k 10 = k=0 1 1− 9 10 = 10 ∞ X , − 21 k = k=0 1 1+ 1 2 = 2 3 (binomische Formel) n n ∞ X X n X k=0 k=0 n xk = k ak mit ak ≡ n xk k (Beispiel einer Reihe!) n n(n − 1) 2 n(n − 1)(n − 2) 3 x+ x + x + ··· 1! 2! 3! n n! n(n − 1) · · · (n − k + 1) n ∈ N (1 ≤ k ≤ n) = = k =0 (k > n) k!(n − k)! k! =1+ Binomialkoeffizienten: Mögliche Verallgemeinerung: (konvergiert falls |x| < 1 , nicht für |x| > 1 !) α(α − 1) 2 α(α − 1)(α − 2) 3 α (1 + x)α = 1 + x + x + x + ··· 1 2! 3! 1 (1 + x)−1 = 1 − x + x 2 − x 3 + · · · [also z.B. nicht: − 1 = 1+(−2) = 1 + 2 + 4 + ···] Mathematischer Vorkurs 2.3 Rekursion Was ist Rekursion? 2.3 Rekursion Häufig wird eine Folge (an ) = (a1 , a2 , a3 , · · · ) rekursiv definiert: an = f (n, an−1 ) Beispiele: [1.] (a1 gegeben) an = an−1 + 1 = an−2 + 2 = an−3 + 3 = · · · = a1 + (n − 1) (linear) [2.] an = λan−1 = λ2 an−2 = λ3 an−3 = · · · = λn−1 a1 (exponentiell) [3.] an = nan−1 = n(n − 1)an−2 = · · · = n(n − 1) · · · 3 · 2a1 = n! a1 (faktoriell) [4.] an = (an−1 )2 = (an−2 )4 = (an−3 )8 = · · · = (a1 )2 n−1 (superschnell) Eine Reihe (Sn ) = (S1 , S2 , S3 , · · · ) ist immer rekursiv definiert: n Sn = X (an gegeben) n−1 ak = k=1 X ak + an = Sn−1 + an (Rekursion!) k=1 Beispiel: Sn = Sn−1 + 1 , S1 = 1 Sn = Sn−1 + n − (n − 1) ⇒ (s. oben:) Sn = n ⇒ Definiere: Sn0 ≡ Sn − n 0 0 Sn0 = Sn − n = Sn−1 − (n − 1) = Sn−1 = Sn−2 = · · · = S10 = S1 − 1 = 0 Mathematischer Vorkurs 2.3 Rekursion Beispiele von Rekursionsbeziehungen Rekursion - weitere Beispiele Beispiel 1: a1 (ξ) = [ Wiederholtes Wurzelziehen: (an ) = (a1 , a2 , a3 , · · · ) ] » p α+ξ , a2 (ξ) = s an (ξ) = α+ α+ … α+ p α+ξ , a3 (ξ) = » q α+ α+ α + ······ + Rekursionsbeziehung: an+1 (ξ) = p α + an (ξ) p α+ α+ξ α+ξ (α > 0 fest) g (x) = x Verhalten für n → ∞ ? Ansatz: p α+ √ f (x) = α + x (α = 1.0) a0 (ξ) ≡ ξ , » q an → a∞ < ∞ √ a∞ = α + a∞ (n → ∞) 0 = (a∞ )2 − a∞ − α » 1 2 a∞ = + 1 4 x −α +α ξ = .5 a∞ = 1 2 ξ=3 √ + 12 5 Mathematischer Vorkurs 2.3 Rekursion Die Fibonacci-Zahlen und die binomische Formel Rekursion - weitere Beispiele Beispiel 2: Fibonacci-Zahlen Fn = 1, 1, 2, 3, 5, 8, · · · Rekursionsbeziehung: Fn+2 = Fn+1 + Fn , F1 = F2 = 1 Analytische Form der Lösung: √ (x+ )n − (x− )n Fn = mit x± ≡ 12 ± 21 5 , (x± )2 − x± − 1 = 0 x+ − x− √ Daher für n → ∞: Fn+1 /Fn → x+ = 12 + 21 5 ( goldener Schnitt“) ” Beispiel 3: (binomische Formel) (1 + x)n = mit n X n k xk k=0 n+1 k = n k n + k −1 n → Rekursionsbeziehung für ak,n ≡ : k ak,n+1 = ak,n + ak−1,n ß 1 (k = 0) 0 (k > 0) Tabelle heißt Pascal’sches Dreieck“ ” ak,0 = 6 1 6 15 20 15 6 1 5 1 5 10 10 5 1 0 4 1 4 6 4 1 0 0 3 1 3 3 1 0 0 0 2 1 2 1 0 0 0 0 1 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 2 3 4 5 6 n k Mathematischer Vorkurs Kapitel 3: Vektoren, Matrizen & Determinanten Inhaltsverzeichnis I 3.1 Einführung und Motivation I 3.2 Vektoren und Vektorräume I 3.3 Das Skalarprodukt I 3.4 Das Vektor- oder Kreuzprodukt I 3.5 Das Spatprodukt I 3.6 Einfache lineare Gleichungssysteme I 3.7 Ausblick: reelle n × n -Matrizen I 3.8 Die Drehgruppe, ein Kompendium 3.1 Mathematischer Vorkurs 3.1 Einführung und Motivation Der Ortsraum der Mechanik als Vektorraum 3.1 Einführung und Motivation Å Ç å ã Koordinaten x1 , x2 , x3 Vektoren: x = bilden x1 x2 x3 ∈ R3 Addition von Vektoren: (∀ x, x0 ∈ R3 )(∃! x + x0 ∈ R3 ) Multiplikation mit α ∈ R: (∀ x ∈ R3 , α ∈ R)(∃! αx ∈ R3 ) Skalarprodukt zweier Vektoren: (x, x0 ) ≡ x1 x10 + x2 x20 + x3 x30 = x · x0 → euklidische Metrik: p |x − x0 | ≡ (x − x0 , x − x0 ) = p (x1 − x10 )2 + (x2 − x20 )2 + (x3 − x30 )2 Fazit: Ortsraum der Physik = 3-dimensionaler euklidischer Vektorraum (Euklidischer Vektorraum = reeller Vektorraum + reelles Skalarprodukt) Mathematischer Vorkurs 3.2 Vektoren und Vektorräume Die (plausiblen) Eigenschaften eines Vektorraums 3.2 Vektoren und Vektorräume ß Axiome des reellen Vektorraums linearen Raums ™ : ∀a, b, c ∈ V , ∀α, β ∈ R ∃! a + b ∈ V ∃! αa ∈ V a + (b + c) = (a + b) + c 1a = a a+b=b+a (βα)a = β(αa) (∃x ∈ V ) (a + x = b) α(a + b) = αa + αb (α + β)a = αa + βa Geometrische Interpretation: Abgeschlossenheit des Vektorraums a a+b O b Mathematischer Vorkurs 3.3 Das Skalarprodukt Axiome und Eigenschaften des Skalarprodukts Das Skalarprodukt (a, b) Axiome des reellen Skalarprodukts: (a + b, c) = (a, c) + (b, c) ∀a, b, c ∈ V , ∀α ∈ R (αa, b) = α(a, b) (a, b) = (b, a) (∀a 6= 0) [ (a, a) > 0 ] p Definition der Länge eines Vektors: |a| ≥ 0 |a| ≡ (a, a) |a| = 0 ⇔ a = 0 |αa| = |α| |a| |a + b| ≤ |a| + |b| Zerlegung des Vektors b: b = bk + b⊥ ; bk ≡ Schwarz’sche Ungleichung: (für festes a) (b, a) a (a, a) , [mit (a, b⊥ ) = 0] (b, a) b⊥ = b − bk = b − a (a, a) |(a, b)| ≤ |a| |b| 2 (b, a) (a, b)2 (a, b)2 |(a, b)|2 2 2 2 0 ≤ |b⊥ | = b − a = |b| − 2 + = |b| − (a, a) |a|2 |a|2 |a|2 Beweis der Dreiecksungleichung: |a + b| ≤ |a| + |b| (|a| + |b|)2 − |a + b|2 = 2[|a| |b| − (a, b)] ≥ 2[|a| |b| − |(a, b)|] ≥ 0 Mathematischer Vorkurs 3.3 Das Skalarprodukt Geometrische Interpretation Das Skalarprodukt (a, b) Geometrische Interpretation: I bk ist die Projektion von b auf a : bk = (b, a) a a = bk = bk â (a, a) |a| bk ≡ mit (b, a) |a| ⇒ |bk |2 = bk2 I des Skalarprodukts: [ für festes a ; (a, b⊥ ) = 0 ] bk (a, b) = |a| bk = |a| |b| = |a| |b| cos(ϕ) , ϕ ≡ ∠(a, b) |b| Konsequenz: (a + b)2 = |a|2 + |b|2 + 2|a| |b| cos(ϕ) (Kosinussatz) I der Schwarz’schen Ungleichung: a+b |(a, b)| 1≥ = | cos(ϕ)| |a| |b| I der Dreiecksungleichung: |a + b| ≤ |a| + |b| b⊥ b b ϕ O a bk Kraft×Weg = = |Fk | |v| = |(F, v)| Anwendung: z.B. Leistung = Arbeit Zeit Zeit Mathematischer Vorkurs 3.3 Das Skalarprodukt Der Ortsraum der Physik . . . etwas allgemeiner Der Ortsraum der Physik . . . etwas allgemeiner Ortsraum = euklidischer Vektorraum E 3 E 3 enthält: I einen Ursprung O I Ortsvektoren: X I ein reelles Skalarprodukt (ξ, η) I eine Metrik ξ−η ξ ê3 ê2 Y η O OX = ξ , OY = η , · · · |ξ − η| = (ξ − η, ξ − η)1/2 ≥ 0 Möglichkeit, keine Notwendigkeit: ê1 I Wähle ê1 , ê2 , ê3 mit (êl , êm ) = δlm I Definiere: ξ ≡ x1 ê1 + x2 ê2 + x3 ê3 η ≡ y1 ê1 + y2 ê2 + y3 ê3 Ç å Ortsraum E 3 I Koordinaten: x= x1 x2 x3 ∈ R3 I (ξ, η) = x1 y1 + x2 y2 + x3 y3 ≡ x · y Mathematischer Vorkurs 3.4 Das Vektor- oder Kreuzprodukt Definition & physikalische Anwendungen Das Vektorprodukt (d = 3) Definition des Vektorprodukts: a × b ≡ |a| |b| sin(ϕ)û (nur für d = 3) (0 ≤ ϕ ≤ π) a×b mit: I |û| = 1 , û ⊥ a , û ⊥ b I (a, b, û) Rechtssystem Spezialfall: a × (λa) = 0 û [sin(ϕ) = 0] Wichtige Anwendungen: O (Ausblick) I der Drehimpuls L = x × p b ϕ a I das Drehmoment N = x × F I die Lorentz-Kraft FLor = q(E + ẋ × B) Mathematischer Vorkurs 3.4 Das Vektor- oder Kreuzprodukt Geometrische Bedeutung Das Vektorprodukt Definition des Vektorprodukts: (nur für d = 3) a × b ≡ |a| |b| sin(ϕ)û Geometrische Bedeutung: Å |a × b| = Fläche des Parallelogramms, aufgespannt durch a & b (0 ≤ ϕ ≤ π) ã denn: b + λa b |a × b| = |a| |b| sin(ϕ) = |a| |b⊥ | Å = Fläche des Parallelogramms, aufgespannt durch a & b ã Konsequenz: (∀λ ∈ R) a × b + a × (λa) = a × (b + λa) = a × b λa b⊥ ϕ O a Mathematischer Vorkurs 3.4 Das Vektor- oder Kreuzprodukt Eigenschaften des Vektorprodukts Das Vektorprodukt Vektorprodukt: a × b ≡ |a| |b| sin(ϕ)û Eigenschaften des Vektorprodukts: (0 ≤ ϕ ≤ π) I a × b = −b × a (Antikommutativität: a × a = 0) I a × (b + c) = a × b + a × c (Distributivität) I (λa) × b = λ(a × b) a × (λb) = λ(a × b) , I a 6= 0 , b 6= 0 : a × b = 0 ⇔ I Vektorprodukte von Basisvektoren: , , , êi × êj = X Zusammenfassend: mit [(Bi)linearität] ⇔ sin(ϕ) = 0 ê1 × ê2 = ê3 ê2 × ê3 = ê1 ê3 × ê1 = ê2 Distributivität akb ê2 × ê1 = −ê3 ê3 × ê2 = −ê1 ê1 × ê3 = −ê2 (i, j ∈ {1, 2, 3}) εijk êk k=1,2,3 ε123 = 1 = ε231 = ε312 ε132 = −1 = ε321 = ε213 εijj = 0 (i, j ∈ {1, 2, 3}) εiii = 0 (i ∈ {1, 2, 3}) Daher: P P P (a × b)i = (a × b) · êi = a ê × b ê · êi = jk εijk aj bk j j j k k k Mathematischer Vorkurs 3.4 Das Vektor- oder Kreuzprodukt Das Vektorprodukt und der Sinussatz Das Vektorprodukt und der Sinussatz Eigenschaften des Vektorprodukts: (Fortsetzung) I Komponentendarstellung des Vektorprodukts: a×b = X i (a×b)i êi = X εijk aj bk êi = ijk (a × b)i = a2 b3 − a3 b2 a3 b1 − a1 b3 a1 b2 − a2 b1 P ! jk εijk aj bk a2 b3 − a3 b2 −(a1 b3 − a3 b1 ) a1 b2 − a2 b1 ! = Vektorprodukt → einfache Herleitung des Sinussatzes: a × (b + λa) = a × b Daher: (∀λ ∈ R) a × c = a × (c − a) = a × b = (c − b) × b = c × b Konsequenz: (Sinussatz) α |a × c| = |a × b| = |c × b| a+b=c |a| |c| sin(β) = |a| |b| sin(γ) = |c| |b| sin(α) sin(β) sin(γ) sin(α) = = |b| |c| |a| b γ β O a Mathematischer Vorkurs 3.4 Das Vektor- oder Kreuzprodukt Das Vektorprodukt und 2 × 2-Determinanten Das Vektorprodukt und 2 × 2-Determinanten Komponentendarstellung des Vektorprodukts: a×b= X a2 b3 − a3 b2 a3 b1 − a1 b3 a1 b2 − a2 b1 εijk aj bk êi = ijk a2 b3 − a3 b2 −(a1 b3 − a3 b1 ) a1 b2 − a2 b1 ! ! = = (a2 b3 − a3 b2 )ê1 − (a1 b3 − a3 b1 )ê2 + (a1 b2 − a2 b1 )ê3 Å a2 ! = det a3 b2 b3 ã Å a1 ê1 − det a3 b1 b3 ã Å a1 ê2 + det a2 ï Wähle: a= Ç å a1 a2 0 , Geometrische Bedeutung: Å det a1 a2 = Å b1 b2 0 b= , ã ê3 Å a1 z.B. von det a2 Bedeutung einer 2 × 2-Determinante? Ç å b1 b2 a det 1 a2 b1 b2 b1 b2 ãò ê3 = a × b (a, b in ê1 -ê2 -Ebene) ã b1 = |a × b| b2 Fläche des Parallelogramms, aufgespannt durch a & b b1 b2 ã a1 a2 O Mathematischer Vorkurs 3.4 Das Vektor- oder Kreuzprodukt Das Vektorprodukt und 2 × 2-Determinanten Eigenschaften einer 2 × 2-Determinante Definition einer 2 × 2-Determinante: Å ã det a1 a2 b1 b2 = a1 b2 − a2 b1 Eigenschaften der 2 × 2-Determinante: I Antisymmetrisch unter Vertauschung von Spalten: Å a1 det a2 b1 b2 ã Å b1 = a1 b2 − a2 b1 = −(b1 a2 − b2 a1 ) = −det b2 I Antisymmetrisch unter Vertauschung von Zeilen: Å a1 det a2 I Linear: Å b1 b2 ã a2 = a1 b2 − a2 b1 = −(a2 b1 − a1 b2 ) = −det a1 (genauer: bilinear) λa1 + µā1 det λa2 + µā2 Å b1 b2 ã Å a1 = · · · · · · = λ det a2 Å a I Für linear abhängige Vektoren: det 1 a2 λa1 λa2 ã b1 b2 ã Å ā1 + µ det ā2 a1 a2 b2 b1 ã ã b1 b2 ã = a1 (λa2 ) − a2 (λa1 ) = 0 Mathematischer Vorkurs 3.5 Das Spatprodukt Definition & geometrische Bedeutung Das Spatprodukt Ç Definition des Spatprodukts s(a, b, c) : ï s ≡ a·(b × c) Å b2 ≡ (a1 ê1 + a2 ê2 + a3 ê3 )· det b3 Å b2 = a1 det b3 c2 c3 ã Å b1 − a2 det b3 c2 c3 c1 c3 ã ã Å b1 ê1 − det b3 Å + a3 det Anwendungen: Festkörperphysik, Elektrodynamik, . . . c1 c3 ã Å Å ≡ . . . denn: orientiertes Volumen des Parallelepipeds a, b, c b1 b2 ã ak a⊥ [ mit |a· û| = a⊥ ] a û |Vol(a, b, c)| = |a· û| |b × c| c O = |a·(b × c)| = |s| b Mathematischer Vorkurs 3.5 Das Spatprodukt Das Spatprodukt und 3 × 3-Determinanten Das Spatprodukt und 3 × 3-Determinanten Spatprodukt s(a, b, c) : a1 s = a·(b × c) = det a2 a3 b1 b2 b3 c1 c2 c3 ! = Vol(a, b, c) Eigenschaften des Spatprodukts: I Zyklische Vertauschbarkeit: ak a·(b × c) = b·(c × a) = c·(a × b) a⊥ I Äquivalenz: a·(b × c) = 0 ⇔ a, b, c koplanar û O Eigenschaften der 3 × 3-Determinante: I Antisymmetrisch unter Vertauschung von Spalten I Antisymmetrisch unter Vertauschung von Zeilen I (Tri)linearität I Für linear abhängige Vektoren: det(· · · ) = 0 ã ò b1 c1 ê2 + det ê3 b2 c2 ! ã a1 b1 c1 c1 = det a2 b2 c2 c2 a3 b3 c3 Geometrische Bedeutung: s = a·(b × c) = Vol(a, b, c) å a c b Mathematischer Vorkurs 3.6 Einfache lineare Gleichungssysteme Lineare Gleichungssysteme in 1 & 2 Variablen 3.6 Einfache lineare Gleichungssysteme Lineare Gleichung für eine einzelne Variable: ⇒ a11 x1 = b1 (falls a11 6= 0) x1 = b1 /a11 Zwei lineare Gleichungen für zwei Variable: a11 x1 + a12 x2 = b1 a21 x1 + a22 x2 = b2 o x A 1 x2 = b1 b2 x1 x2 ⇒ Lösung: Geschicktere Notation: a11 a21 x1 x2 ⇒ a12 a22 = (a11 a22 − a12 a21 ) ≡A b1 b2 =A a22 b1 − a12 b2 −a21 b1 + a11 b2 a11 a22 − a12 a21 ≡ det(A) , −1 Achtung: −1 −1 , A 1 = det(A) −a12 a11 a22 −a21 [ Daher kompakte Notation: A = (a1 , a2 ) ] I Gleichungssystem nur dann lösbar, falls det(A) 6= 0 ! a a12 11 I Geometrische Interpretation: a1 ≡ und a2 ≡ nicht parallel! a21 a22 Å ã Å ã −1 damit: A b1 b2 ï Å ãò −1 =A x1 A x2 1 0 ≡ 11 0 1 ãÅ ã Å ã 0 x1 x1 = 1 x2 x2 ! A−1 A = AA−1 = Wesentliche Eigenschaft der Inversen A−1 : Å ã −1 = (A x1 A) x2 ! = Å 1 0 Mathematischer Vorkurs 3.6 Einfache lineare Gleichungssysteme Matrixmultiplikation Matrixmultiplikation Zwei lineare Gleichungen für zwei Variable: a11 x1 + a12 x2 x b1 a11 a12 =A 1 = , A≡ a21 x1 + a22 x2 x2 b a21 a22 2 y1 x1 Weitere Annahme: linear von abhängig! x2 y2 x1 b11 y1 + b12 y2 b11 b12 y1 y1 b11 = = ≡B , B≡ x2 b21 y1 + b22 y2 b21 b22 y2 y2 b21 b12 b22 Definition des Matrixproduktes AB : (AB) = ! y1 y2 x ≡A 1 x2 h i =A B y1 y2 =A a11 (b11 y1 + b12 y2 ) + a12 (b21 y1 + b22 y2 ) a21 (b11 y1 + b12 y2 ) + a22 (b21 y1 + b22 y2 ) = Resultat für Matrixprodukt AB : AB = a11 b11 + a12 b21 a21 b11 + a22 b21 a11 b12 + a12 b22 a21 b12 + a22 b22 b11 y1 + b12 y2 b21 y1 + b22 y2 h gilt für alle a11 b11 + a12 b21 a21 b11 + a22 b21 1 3 2 4 5 7 6 8 = y1 y2 a11 b12 + a12 b22 a21 b12 + a22 b22 (i, j = 1, 2) , ! (AB)ij = ai1 b1j +ai2 b2j = X k=1,2 Beispiel: i 1·5+2·7 3·5+4·7 1·6+2·8 3·6+4·8 = 19 43 22 50 aik bkj y1 y2 Mathematischer Vorkurs 3.6 Einfache lineare Gleichungssysteme Die Inverse Matrix Die Inverse Matrix Resultat für Matrixprodukt AB : a11 b11 + a12 b21 a21 b11 + a22 b21 AB = (i, j = 1, 2) a11 b12 + a12 b22 a21 b12 + a22 b22 , A= a11 a21 a12 a22 1 = det(A) −1 , A −a12 a11 a22 −a21 1 A A= det(A) 1 AA−1 = det(A) −1 a22 −a21 a11 a21 −a12 a11 a12 a22 a12 a22 −a12 a11 a11 a21 a22 −a21 [a11 a22 − a12 a21 = det(A)] 1 = det(A) 1 = det(A) det(A) 0 0 det(A) det(A) 0 0 det(A) Beispiel einer inversen Matrix A−1 : A= 1 3 2 4 , A Bedeutung der Spalten einer Matrix: A= a11 a21 a12 a22 1 ⇒ A 0 = a11 a21 = = 1 0 0 1 1 0 0 1 [det(A) = 1 · 4 − 2 · 3 = −2] 1 = det(A) −1 ! A−1 A = AA−1 = 11 , Berechnung der Produkte A−1 A und AA−1 : aik bkj k=1,2 Die Inverse Matrix A−1 : X (AB)ij = −2 1 4 −3 = −2 1 − 12 3 2 (Matrix = lineare Abbildung!) 0 , A 1 = a12 a22 λ , A µ a a = λ 11 +µ 12 a21 a22 Mathematischer Vorkurs 3.6 Einfache lineare Gleichungssysteme Die Inverse Matrix Spezialfall der 2 × 2-Matrix: Drehungen [ det(A) = a11 a22 − a12 a21 = cos2 (ϕ) + sin2 (ϕ) = 1 ] Drehungen als Spezialfall: A= cos(ϕ) sin(ϕ) − sin(ϕ) cos(ϕ) −1 , A 1 = det(A) cos(ϕ) − sin(ϕ) sin(ϕ) cos(ϕ) = A(ϕ) = cos(ϕ) − sin(ϕ) sin(ϕ) cos(ϕ) x2 Kurzgefaßt: cos(ϕ) sin(ϕ) − sin(ϕ) cos(ϕ) , ê2 A−1 (ϕ) = A(−ϕ) Aê1 sin(ϕ) In Worten: Aê2 Die Inverse einer Drehung ist . . . eine Rückdrehung 0 Drei lineare Gleichungen für drei Variable: a11 x1 + a12 x2 + a13 x3 = b1 a21 x1 + a22 x2 + a23 x3 = b2 a31 x1 + a32 x2 + a33 x3 = b3 ´ Kompakte Notation: A = (a1 , a2 , a3 ) Ç ⇔ a11 a21 a31 ϕ a12 a22 a32 a13 a23 a33 åÇ å x1 x2 x3 Ç å = b1 b2 b3 (ai = i-ter Spaltenvektor von A) ê1 cos(ϕ) (Lösung?) ⇔ Ax = b x1 Mathematischer Vorkurs 3.6 Einfache lineare Gleichungssysteme Lineare Gleichungssysteme in 3 Variablen Einfache lineare Gleichungssysteme Drei lineare Gleichungen für drei Variable: [Notation: A = (a1 , a2 , a3 )] Ç a11 a21 a31 a12 a22 a32 a13 a23 a33 Ç å åÇ å x1 x2 x3 b1 b2 b3 = ⇔ b = Ax = (a1 , a2 , a3 )x = a1 x1 +a2 x2 +a3 x3 [ Spatprodukt: (a1 × a2 ) · a3 = det(a1 , a2 , a3 ) = det(A) ] Lösungsmethode: (b × a2 ) · a3 = [(a1 x1 + a2 x2 + a3 x3 ) × a2 ] · a3 ! = x1 (a1 × a2 ) · a3 + x3 (a3 × a2 ) · a3 = x1 (a1 × a2 ) · a3 = x1 det(A) (b × a3 ) · a1 = [(a1 x1 + a2 x2 + a3 x3 ) × a3 ] · a1 ! = x1 (a1 × a3 ) · a1 + x2 (a2 × a3 ) · a1 = x2 (a2 × a3 ) · a1 = x2 det(A) (b × a1 ) · a2 = [(a1 x1 + a2 x2 + a3 x3 ) × a1 ] · a2 ! = x2 (a2 × a1 ) · a2 + x3 (a3 × a1 ) · a2 = x3 (a3 × a1 ) · a2 = x3 det(A) Daher Lösung: Ç å Ç å Ç å x= x1 x2 x3 = (b × a2 ) · a3 (b × a3 ) · a1 (b × a1 ) · a2 1 det(A) = det(b, a2 , a3 ) det(a1 , b, a3 ) det(a1 , a2 , b) 1 det(A) I Gleichungssystem nur dann lösbar, falls det(A) 6= 0 ! I Geometrische Interpretation: a1 , a2 , a2 linear unabhängig! Mathematischer Vorkurs 3.6 Einfache lineare Gleichungssysteme Die Inverse einer 3 × 3-Matrix Einfache lineare Gleichungssysteme Drei lineare Gleichungen für drei Variable: Ç Ax = a11 a21 a31 Lösung: a12 a22 a32 a13 a23 a33 åÇ å Ç å x= x1 x2 x3 Ç 1 = det(A) Notation: Ç aj ≡ x1 x2 x3 a1j a2j a3j Ç å b1 b2 b3 = ⇔ =b (b × a2 ) · a3 (b × a3 ) · a1 (b × a1 ) · a2 x = A−1 b å Ç 1 = det(A) å (a2 × a3 ) · b (a3 × a1 ) · b (a1 × a2 ) · b [ Spaltenvektoren aj , Zeilenvektoren αi Ñ å αT 1 αT 2 αT 3 , (a1 , a2 , a3 ) = A = é Ç å , αi ≡ ai1 ai2 ai3 Ç å (a2 × a3 ) · b (a3 × a1 ) · b (a1 × a2 ) · b , −1 A 1 = det(A) (i, j = 1, 2, 3) ] , αT i = (ai1 ai2 ai3 ) Ein Vergleich liefert für die inverse Matrix A−1 : Ñ 1 A−1 b = det(A) [det(A) 6= 0] Drehungen é T (a2 × a3 ) (a3 × a1 )T (a1 × a2 )T Mathematischer Vorkurs 3.8 Die Drehgruppe, ein Kompendium Die Definition einer Drehung“ ” 3.8 Die Drehgruppe, ein Kompendium Definition: det(R) = 1 R T R = 113×3 ≡ , In Worten: Drehung = 1 0 0 ! 0 1 0 lineare homogene orthogonale Transformation mit der Determinante Eins 0 0 1 ! Parametrisierung von Drehungen: I Drehung definiert durch Drehwinkel α ≡ |α| und Drehrichtung α̂ ≡ α/α I Drehrichtung α̂ durch zwei Winkel festgelegt: α̂ = cos(ϕ) sin(ϑ) sin(ϕ) sin(ϑ) cos(ϑ) I Daher insgesamt: ! , 0≤ϑ≤π [Korrespondenz: , 0 ≤ ϕ < 2π (α, ϑ, ϕ) ↔ (−α, π − ϑ, ϕ ± π)] Drehvektor α = αα̂ mit −π < α ≤ π durch drei Winkel (α, ϑ, ϕ) bestimmt Mathematischer Vorkurs 3.8 Die Drehgruppe, ein Kompendium Parametrisierung von Drehungen Parametrisierung von Drehungen Identität: α̂ (s. Übung) x = α̂(α̂ · x) − α̂ × (α̂ × x) α̂·x ™ Å α̂ = cos(ϕ) sin(ϑ) sin(ϕ) sin(ϑ) cos(ϑ) ã |α̂×x| |α̂×x| α x Drehung von x um Winkel α um α̂-Richtung: R(α)x R(α)x = α̂(α̂·x)−α̂×(α̂×x) cos(α)+(α̂×x) sin(α) ψ α̂×x |α̂×x| 0 α |α̂×x| sin(α) |α̂×x| cos(α) − α̂×(α̂×x) |α̂×x| Parametrisierung von Drehungen [ mit (a × b)i = εijk aj bk ] Matrixdarstellung von R(α) möglich: (s. Übung) Rij (α) = δij cos(α)+α̂i α̂j [1−cos(α)]−εijk α̂k sin(α) Einfaches Beispiel: Rotation um Winkel α um x3 -Achse: Ç R(αê3 ) = cos(α) sin(α) 0 − sin(α) cos(α) 0 0 0 1 å Kapitel 4 Mathematischer Vorkurs Kapitel 4: Reellwertige Funktionen Inhaltsverzeichnis I I I 4.1 Reellwertige Funktionen - eine Einführung 4.2 Exponentialfunktionen & Logarithmen 4.3 Asymptotisches Verhalten 4.1 Mathematischer Vorkurs 4.1 Reellwertige Funktionen - eine Einführung Funktionen und Umkehrfunktionen 4.1 Reellwertige Funktionen - eine Einführung Eine (reellwertige) Funktion (reeller Variabler) ist . . .: . . . eine Abbildung von reellen Zahlen auf reelle Zahlen f (x) h f : R → R, oder f : D → W (D, W ⊂ R) i f −1 (y ) y =x xmax ymax x =y xmax x xmin xmin ymin ymin Umkehrfunktion von f : (g ◦f )(x) ≡ g (f (x)) = x y ymax [ mit f (x) ≡ y , g (y ) = x ] ⇔ g = f −1 ⇔ (f ◦g )(y ) ≡ f (g (y )) = y Mathematischer Vorkurs 4.1 Reellwertige Funktionen - eine Einführung Elementare Beispiele Funktionen - elementare Beispiele Eine (reellwertige) Funktion (reeller Variabler) ist . . .: . . . eine Abbildung von reellen Zahlen auf reelle Zahlen h f : R → R, oder f : D → W (D, W ⊂ R) i f −1 (y ) f (x) y =x 3.0 2.5 f (x) = 2.5 1 3 x 12 2.0 2.0 1.5 1.5 1.0 1.0 0.5 f −1 (y ) = .5 Umkehrfunktion von f : ⇔ 12y y 1 1.5 2 2.5 3 3.5 (g ◦f )(x) ≡ g (f (x)) = x √ 3 0.5 x .5 x =y 3.0 g =f −1 1 1.5 2 2.5 3 3.5 [ mit f (x) ≡ y , g (y ) = x ] ⇔ (f ◦g )(y ) ≡ f (g (y )) = y Mathematischer Vorkurs 4.1 Reellwertige Funktionen - eine Einführung Definitions- und Wertebereiche Definitions- und Wertebereiche Eine (reellwertige) Funktion (reeller Variabler) ist: eine Abbildung von reellen Zahlen auf reelle Zahlen D W f −1 (y ) = x (−∞, ∞) (−∞, ∞) y 1/(2n+1) (n ∈ N) [0, ∞) [0, ∞) y 1/(2n) (α ∈ R+ ) [0, ∞) [0, ∞) y 1/α (−∞, ∞) (0, ∞) ln(y ) [−1, 1] arcsin(y ) [−1, 1] arccos(y ) 2 (−∞, ∞) arctan(y ) (0, π) (−∞, ∞) arccot(y ) f (x) ≡ y x 2n+1 x 2n xα [f : D → W (D, W ⊂ R)] (n ∈ N0 ) ex sin(x) cos(x) tan(x) cotan(x) − π2 , π 2 [0, π] − π2 , π Mathematischer Vorkurs 4.1 Reellwertige Funktionen - eine Einführung Ableitungen von Funktionen Ableitungen von Funktionen Ableitung einer Funktion f : f (a + h) = f (a) + hf 0 (a) + · · · (h → 0) f 0 (a) ≡ lim , h→0 0 f (x) f (x) 3.0 3.0 f (a + h) f (x) = 2.5 1 3 x 12 2.5 2.0 2.0 1.5 1.5 1.0 f 0 (x) = 41 x 2 1.0 f (a) 0.5 f (a) h 0 .5 0.5 x 0.0 1 1.5 2 2.5 3 3.5 0 1 (a) = lim h→0 h ï x 0.0 0 Ableitung von 1/f : 1 f f (a + h) − f (a) h 1 1 − f (a + h) f (a) .5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 ↑ ò = lim h→0 1 h [f (a) − f (a + h)] f 0 (a) =− f (a + h)f (a) f (a)2 Mathematischer Vorkurs 4.1 Reellwertige Funktionen - eine Einführung Beispiele von Ableitungen und Umkehrfunktionen Beispiele von Ableitungen und Umkehrfunktionen x f (x) ≡ y f 0 (x) f −1 (y ) = x x 1 y n (n ∈ N0 ) Å xα α∈R x >0 nx n−1 √ n y = y 1/n ã Å n= 6 0 y ≥0 αx α−1 y 1/α (α 6= 0) e λx λe λx λ−1 ln(y ) ln(x) 1/x ey sin(x) cos(x) arcsin(y ) cos(x) − sin(x) arccos(y ) tan(x) 1/[cos(x)]2 arctan(y ) cotan(x) −1/[sin(x)]2 arccot(y ) ã Mathematischer Vorkurs 4.1 Reellwertige Funktionen - eine Einführung Eigenschaften von Ableitungen Eigenschaften von Ableitungen Ableitung einer Funktion: f (a + h) = f (a) + hf 0 (a) + · · · (h → 0) , f 0 (a) ≡ lim h→0 Berechnung der Ableitung: f (a + h) − f (a) h (f + g )0 = f 0 + g 0 (αf )0 = αf 0 (α ∈ R) I eines Produktes: (fg )0 = f 0 g + fg 0 (Produktregel) , denn I einer Summe: I eines Vielfaches: (fg )0 (a) = lim h→0 [f (a + h) − f (a)]g (a + h) + f (a)[g (a + h) − g (a)] = (f 0 g +fg 0 )(a) h I eines Quotienten: (f /g )0 = f 1 g 0 = f 0 g1 + f 1 g 0 = f 0 /g − fg 0 /g 2 I einer Verkettung: ⇒ (g ◦f )0 (x) = g 0 (f (x)) f 0 (x) (g ◦f )(x) ≡ g (f (x)) . . . denn: (Kettenregel) 1 1 [(g ◦f )(x + h) − (g ◦f )(x)] = lim [g (f (x + h)) − g (f (x))] h→0 h h→0 h −1 0 = lim h g (f (x) + hf (x)) − g (f (x)) (g ◦f )0 (x) = lim h→0 = lim h−1 g (f (x)) + hg 0 (f (x))f 0 (x) − g (f (x)) = g 0 (f (x))f 0 (x) h→0 Mathematischer Vorkurs 4.1 Reellwertige Funktionen - eine Einführung Anwendungen der Produkt- und der Kettenregel Anwendungen der Produkt- und der Kettenregel (fg )0 = f 0 g + fg 0 Beispiel: f (x) = x 2™+ 3x , g (x) = sin(x) , (fg )(x) = (x 2 + 3x) sin(x) f 0 (x) = 2x + 3 ⇒ (fg )0 (x) = (2x + 3) sin(x) + (x 2 + 3x) cos(x) 0 g (x) = cos(x) Produktregel: Kettenregel: [insbesondere für (g ◦f )(x) = x] (g ◦f ) (x) = g (f (x)) f 0 (x) ; (g ◦f )(x) = x ⇒ 0 0 g 0 (f (x)) = 1 0 (x) f Beispiele: I f (x) = x 2 + 3x , g (y ) = sin(y ) , (g ◦f )(x) = sin(x 2 + 3x) ™ f 0 (x) = 2x + 3 ⇒ (g ◦f )0 (x) = (2x + 3) cos(x 2 + 3x) 0 g (y ) = cos(y ) g (y ) = arcsin(y ) , (g ◦f )(x) = x − π2 < x < π2 1 1 1 1 g 0 (f (x)) = 0 = = p , g 0 (y ) = p f (x) cos(x) 1 − [f (x)]2 1 − y2 I Analog: f (x) = cos(x) , g (y ) = arccos(y ) ⇒ g 0 (y ) = − √ 1 I f (x) = sin(x) , I Analog: f (x) = tan(x) , g (y ) = arctan(y ) ⇒ g 0 (y ) = 1−y 2 1 1+y 2 Mathematischer Vorkurs 4.1 Reellwertige Funktionen - eine Einführung Kurvendiskussion Kurvendiskussion Einfachster Fall: f 0 (x) = 0 f 0 (x) = 0 Allgemeiner: f (m) (x) = 0 f (m) (x) = 0 (Annahme: f hinreichend oft differenzierbar in x) Für f 00 (x) 6= 0 gilt ∧ f 00 (x) > 0 ⇔ f 00 (x) < 0 ∧ f hat Minimum in x ⇔ f hat Maximum in x Für f (2n) (x) 6= 0 gilt (∀m < 2n) ∧ f (2n) (x) > 0 ⇔ f hat Minimum in x f (2n) (x) < 0 ⇔ f hat Maximum in x ∧ (∀m < 2n) Bedeutung eines Wendepunktes“? ” f (x) Wendepunkt“ ≡ Maximum oder ” Minimum von f 0 in x Max Beispiel: x Wendepunkt f (x) = cos(x) für x = π 2 Ein Spezialfall des Wendepunktes ist: der Sattelpunkt“ ≡ Wendepunkt ” mit f 0 (x) = 0 Min Beispiel: f (x) = 13 x 3 für x = 0 Mathematischer Vorkurs 4.2 Exponentialfunktionen & Logarithmen Beziehung zwischen Exponentialfunktion & Logarithmus 4.2 Exponentialfunktionen & Logarithmen Definition/Eigenschaften des Logarithmus: Z ß y ln(y ) ≡ 1 1 dx x mit Details ln(ab) = ln(a) + ln(b) ln(aβ ) = β ln(a) Definition/Eigenschaften der Exponentialfunktion: ß exp(z) exp ≡ ln−1 , z = ln(exp(z)) = Z 1 dx x mit ln(e) ≡ 1 , exp(ab) = [exp(a)]b = [exp(b)]a ß 1 Definition: exp(a + b) = exp(a) exp(b) e = exp(1) ⇒ e a+b = e a e b e ab = (e a )b = e b a Ableitungen: ln0 (y ) = 1 y ⇒ exp0 (ln(y )) = Notation: (e z )0 = e z ⇒ 1 = y = exp (ln(y )) ln (y ) 0 ⇒ f (z) = e z Lösung von f 0 = f exp0 = exp Mathematischer Vorkurs 4.2 Exponentialfunktionen & Logarithmen Beziehung zwischen Exponentialfunktion & Logarithmus Exponentialfunktionen & Logarithmen Verallgemeinerung von exp = ln−1 : exp = (a log)−1 x exp(x) ≡ ax = e ln(a) = e x ln(a) (ax )0 = ln(a) e x ln(a) = ln(a)ax I Konsequenz: f (x) = ax Lösung von f 0 = ln(a)f I Inverse von a exp(x) : I Definiere: I Ableitung: a a ln[a exp(x)] x ln(a) = =x ln(a) ln(a) ⇒ 1 ln ln(a) log ≡ (a exp)−1 = a Alternative Definition von e: Betrachte f (x) = e x mit f 0 (x) = e x ⇒ ex − 1 1 = f (0) = lim x→0 x 0 Konsequenz: 1/x ⇒ e = lim (1 + x) = lim x→0 n→∞ 1 1 1 = lim ln (1 + x) = lim n ln 1 + x→0 x n→∞ n Verallgemeinerung: e a = lim (1 + x)a/x = lim x→0 n→∞ Ä 1+ a än n 1 1+ n , n Ä a = lim n ln 1 + n→∞ aä n Mathematischer Vorkurs 4.2 Exponentialfunktionen & Logarithmen (Inverse) Hyperbolische Funktionen (Inverse) Hyperbolische Funktionen Hyperbolische“ Funktionen: ” cosh(x) ≡ 12 (e x + e −x ) , cosh0 = sinh sinh(x) ≡ 12 (e x − e −x ) , sinh0 = cosh sinh(x) e x − e −x = x cosh(x) e + e −x , tanh0 = tanh(x) ≡ Inverse hyperbolische Funktionen: −1 arcosh ≡ cosh arsinh ≡ sinh−1 −1 artanh ≡ tanh , Ä arcosh(y ) = ln y + Ä 1 (cosh)2 p p y2 −1 ä y2 + 1 , arsinh(y ) = ln y + , 1 1+y artanh(y ) = ln 2 1−y ä Übung Mathematischer Vorkurs 4.2 Exponentialfunktionen & Logarithmen (Inverse) Hyperbolische Funktionen Warum hyperbolicus“? Warum area“? ” x2 ” x2 a t x1 x1 a 0 a a 0 Kreisgleichung: (x1 )2 + (x2 )2 = a2 Parameterdarstellung: x1 = a cos(t) , x2 = a sin(t) t = arccos(x1 /a) = arcsin(x2 /a) mit: cos2 (t) + sin2 (t) = 1 Hyperbelgleichung: (x1 )2 − (x2 )2 = a2 Parameterdarstellung des rechten Astes: x1 = a cosh(t) , x2 = a sinh(t) t = arcosh(x1 /a) = arsinh(x2 /a) mit: cosh2 (t) − sinh2 (t) = 1 Geometrische Interpretation von t: I t = Winkel = 1 × Bogenlänge a I 1 a2 t = überstrichene Fläche 2 Geometrische Interpretation von t: I t 6= Winkel, 1 × Bogenlänge a I 1 a2 t = überstrichene Fläche F ! 2 2 F/a = 1 2 Z t 0 0 sinh(t) cosh(t)− d[cosh(t )] sinh(t ) = Z t ! sinh(2t)− dt 0 sinh2 (t 0 ) = 12 t 1 4 0 0 Mathematischer Vorkurs 4.2 Exponentialfunktionen & Logarithmen (Inverse) Trigonometrische Funktionen (Inverse) Trigonometrische Funktionen Exponentialfunktion e xi : xi 2 xi xi ∗ |e | = e (e ) = lim n→∞ 2 n Å = lim n→∞ x 1+ 2 n ã i 2 ≡ −1 , e xi ≡ lim 1+ n→∞ xi 1+ n n xi 1− n n ï 1 2 = lim exp n ln n n→∞ = lim Å n→∞ x2 1+ 2 n xi 1+ n h ãò xi n n mit: xi 1− n in Å = lim exp n→∞ x2 n ã Trigonometrische Funktionen: cos(x) ≡ 12 (e xi + e −xi ) = Re(e xi ) = cosh(xi) − e −xi ) = Im(e xi ) = sin(x) ≡ 1 (e xi 2i tan(x) ≡ sin(x) e xi − e −xi = = cos(x) i(e xi + e −xi ) 1 i 1 i , cos0 = − sin sinh(xi) , sin0 = cos tanh(xi) , tan0 = Inverse trigonometrische Funktionen: −1 , arccos(y ) = arcsin ≡ sin−1 , arcsin(y ) = arctan ≡ tan−1 , arccos ≡ cos 1 i 1 i Ä ln y + i Ä p p 1− y2 ä ä 1 (cos)2 = 1i arcosh(y ) ln yi + 1 − y 2 = 1i arsinh(yi) 1 + yi arctan(y ) = 2i1 ln = 1i artanh(yi) 1 − yi =1 Mathematischer Vorkurs 4.2 Exponentialfunktionen & Logarithmen Beispiele von Ableitungen Beispiele von Ableitungen f 0 (x) f (x) 2 ln x + ex √ 2xe x x2 + 1 2 1 (x 2 + 1)− 2 ln[tan(x)] 2/ sin(2x) xx [1 + ln(x)] x x x ln(x) − x ln(x) arcsin(x 2 ) 2x/(1 − x 4 ) 2 arctan(e x ) e x /(1 + e 2x ) asin(x) asin(x) ln(a) cos(x) 1 Mathematischer Vorkurs 4.3 Asymptotisches Verhalten Notationen 4.3 Asymptotisches Verhalten - Notationen & Beispiele Notation f (x) ∼ g (x) Bedeutung (x → a) f (x) g x→a (x) lim gf (x) x→a (x) lim f (x) = o(g (x)) (x → a) f (x) = O(g (x)) (x → a) (Spezialfall: a = ∞) |f (x)| ≤ M |g (x)| =1 =0 (M > 0, x → a) (Spezialfall: a = ∞) Beispiele: Beweis? x 2 + 3x + 2 ∼ x 2 a (x → ∞) x (x → ∞ , a ∈ R) a (x → ∞ , a > 0) x = o(e ) ln(x) = o(x ) ln(x) = o(x −a ) (x ↓ 0 , a > 0) ln(1 + x) ∼ x (x → 0) ex − 1 ∼ x (x → 0) Mathematischer Vorkurs 4.3 Asymptotisches Verhalten Beispiele Asymptotisches Verhalten - weitere Beispiele Notation f (x) ∼ g (x) Bedeutung f (x) g x→a (x) lim gf (x) x→a (x) (x → a) lim f (x) = o(g (x)) (x → a) f (x) = O(g (x)) (x → a) =1 =0 |f (x)| ≤ M |g (x)| (Spezialfall: a = ∞) (M > 0, x → a) (Spezialfall: a = ∞) Weitere Beispiele: sin(x) ∼ x (x → 0) 1 − cos(x) ∼ 12 x 2 √ √ 1 + x − x ∼ 2√1 x 1 x sin x 1 x sin x (x → ∞) = O(1) (x → ∞) = O(x) (x ↓ 0) f (a + x) = f (a) + f 0 (a)x + o(x) ⇒ f differenzierbar in a (x → 0) (x → 0) Mathematischer Vorkurs 4.3 Asymptotisches Verhalten Die Taylor-Formel Verallgemeinerung: die Taylor-Formel f differenzierbar in a ⇒ f (a + x) = f (a) + f 0 (a)x + o(x) Verallgemeinerung: f (a + x) = f (a) + f 0 (a) = f (a) + f 0 (a) = n X m=0 Vermutung: f (m) ∃ ξ ∈ [a, a + x] mit (x → 0) (Taylor-Formel) x x2 xn x n+1 + f 00 (a) + . . . + f (n) (a) + f (n+1) (ξ) 1! 2! n! (n + 1)! x x2 xn + f 00 (a) + · · · + f (n) (a) + O(x n+1 ) 1! 2! n! xm (a) + O(x n+1 ) m! Existenz einer Taylor-Reihe f (a + x) = ∞ X m=0 f (m) xm (a) m! (x → 0) (möglicherweise xc = ∞) (0 ≤ |x| < xc ) Mathematischer Vorkurs 4.3 Asymptotisches Verhalten Anwendungen der Taylor-Formel Anwendungen der Taylor-Formel (a = 0, x → 0) Beispiele: x e = Exponentialfunktion, Logarithmus, . . . n X xm + O(x m! n+1 ) , ln(1 + x) = m=0 n n X (−1)m−1 m=1 X 1 = (−1)m x m + O(x n+1 ) 1+x , arctan(x) = m=0 n sin(x) = X (−1)m x 2m+1 (2m + 1)! n X (−1)m x 2m+1 + O(x 2n+3 ) 2m + 1 m=0 n + O(x 2n+3 ) m=0 n (1 + x)α = xm + O(x n+1 ) m , X (−1)m x 2m cos(x) = (2m)! + O(x 2n+2 ) m=0 X α m x m + O(x n+1 ) mit α m = α(α − 1)(α − 2) . . . (α − m + 1) m! m=0 1/2 (1 + x) =1+ 1 x 2 − 1 2 x 8 + ··· + 1 2 n n x + O(x n+1 ) 1 2 mit n = (−1)n−1 (2n − 3)!! 2n n! Mathematischer Vorkurs 4.3 Asymptotisches Verhalten Anwendungen der Taylor-Formel Grenzwerte von Quotienten Für Taylor-Reihen mit n fi (a) = 0 fi 0 (a) 6= 0 o ß bzw. fi (k) (a) = 0 (0 ≤ k ≤ n − 1) (n) fi (a) 6= 0 ™ : f10 (a)(x − a) + 12 f100 (a)(x − a)2 + . . . f10 (a) f10 (x) f1 (x) lim = lim 0 = = lim f20 (a) x→a f2 (x) x→a f (a)(x − a) + 1 f 00 (a)(x − a)2 + . . . x→a f20 (x) 2 2 2 f1 (x) lim = lim x→a f2 (x) x→a 1 (n) f (a)(x n! 1 1 (n) f (a)(x n! 2 − a)n + − a)n + (n+1) 1 f (a)(x (n+1)! 1 (n+1) 1 f (a)(x (n+1)! 2 − a)n+1 + . . . (n) = − a)n+1 + . . . f1 (a) (n) f2 (a) Allgemeiner: I für fi (x) ∼ Ai |x − a|αi (x → a , αi ∈ R) f1 (x) A1 |x − a|α1 A1 lim = lim = lim |x − a|α1 −α2 = α x→a f2 (x) x→a A2 |x − a| 2 x→a A2 I für fi (x) ∼ Ai x αi (x → ∞ , αi ∈ R) f1 (x) A1 x α1 A1 α1 −α2 lim = lim = lim x = x→∞ f2 (x) x→∞ A2 x α2 x→∞ A2 Mathematisches Pendant: ® ® 0 A1 /A2 ∞ 0 A1 /A2 ∞ die Regeln von l’Hôpital“ ” (α1 > α2 ) (α1 = α2 ) (α1 < α2 ) (α1 < α2 ) (α1 = α2 ) (α1 > α2 ) Mathematischer Vorkurs Kapitel 5: Funktionen mehrerer Veränderlicher Inhaltsverzeichnis I I 5.1 Funktionen mehrerer Variabler 5.2 Vektoranalysis im dreidimensionalen Raum 5.1 Mathematischer Vorkurs 5.1 Funktionen mehrerer Variabler Partielle Ableitungen 5.1 Reellwertige Funktionen reeller Variabler Funktionen einer einzigen Variablen: ß f : D→W Verallgemeinerung: f : D→W mit D⊂R W ⊂R Funktionen mehrerer Variabler: ß mit D ⊂ Rm W ⊂ Rn Beispiele: f (x1 , x2 ) = (x1 )2 e x1 x2 Partielle Ableitung: lim h→0 (Definitionsbereich) (Wertebereich) , (Definitionsbereich) (Wertebereich) 2 2 2 f (x1 , x2 , x3 ) = e −(x1 +x2 +x3 ) [ mit (x1 , x2 , . . . , xm ) ≡ x ] f (x1 + h, x2 , . . . xm ) − f (x) ∂f = (x) = (∂x1 f )(x) = (∂1 f )(x) = fx1 (x) = . . . h ∂x1 Analog: lim h→0 f (x1 , x2 + h, x3 , . . . , xm ) − f (x) ∂f = (x) = (∂x2 f )(x) = (∂2 f )(x) = fx2 (x) h ∂x2 Mathematischer Vorkurs 5.1 Funktionen mehrerer Variabler Höhere partielle Ableitungen Partielle Ableitungen Partielle Ableitung: lim h→0 [ mit (x1 , x2 , . . . , xm ) ≡ x ] f (x1 + h, x2 , . . . xm ) − f (x) ∂f = (x) = (∂x1 f )(x) = (∂1 f )(x) = fx1 (x) h ∂x1 Höhere Ableitungen: (∂x1 f )(x1 , x2 + h, x3 , . . . , xm ) − (∂x1 f )(x) ∂2f (x) = (∂x2 ∂x1 f )(x) lim = h→0 h ∂x2 ∂x1 [ für f (x1 , x2 ) = (x1 )2 e x1 x2 ] Beispiele: (∂x1 f )(x) = (2x1 + x12 x2 )e x1 x2 , (∂x2 f )(x) = x13 e x1 x2 (∂x21 f )(x) = (2 + 4x1 x2 + x12 x22 )e x1 x2 (∂x22 f )(x) = x14 e x1 x2 , (∂x1 ∂x2 f )(x) = (3x12 + x13 x2 )e x1 x2 = (∂x2 ∂x1 f )(x) = (∂x21 x2 f )(x) = fx1 x2 (x) Produktregel: ∂x1 (fg ) = (∂x1 f )g + f (∂x1 g ) , etc. Kettenregel: f : Rm → R , g : R → R (g ◦f )(x) ≡ g (f (x)) Beweis [∂x1 (g ◦f )] (x) = g 0 (f (x))(∂x1 f )(x) ⇒ Mathematischer Vorkurs 5.1 Funktionen mehrerer Variabler Produkt- und Kettenregel - Beispiele Produkt- und Kettenregel - Beispiele Produktregel: ∂x1 (fg ) = (∂x1 f )g + f (∂x1 g ) , etc. Beispiel: f (x1 , x2 ) = x1 cos(x2 ) , g( x1 , x2 ) = x1 sin(x2 ) ⇒ ∂x2 (fg ) = (∂x2 f )g + f (∂x2 g ) = −[x1 sin(x2 )]2 + [x1 cos(x2 )]2 = x12 cos(2x2 ) Kettenregel: f : Rm → R (g ◦f )(x) ≡ g (f (x)) Beispiel: g (f ) = e −f 2 ⇒ mit , g :R→R , x = (x1 , x2 , . . . , xm ) [∂x1 (g ◦f )] (x) = g 0 (f (x))(∂x1 f )(x) f (x) = |x| = p x12 + · · · + xm2 ⇒ g = e −x 2 2 x1 2x1 [∂x1 (g ◦f )] (x) = g 0 (f )(∂x1 f ) = (−2fe −f ) p = (−2fe −f ) f 2 x12 + · · · + xm2 −f 2 = −2x1 e = −2x1 g ! ∂x1 ∂ .. [∂x2 (g ◦f )] (x) = · · · = −2x2 g kurz: ≡ . .. ∂x ∂xm .. (usw.) .. ∂ [∂xm (g ◦f )] (x) = · · · = −2xm g daher hier: (g ◦f ) = −2xg ∂x 2 Mathematischer Vorkurs 5.2 Vektoranalysis im dreidimensionalen Raum Der Nabla-Operator 5.2 Vektoranalysis im dreidimensionalen Raum Vektorfunktion in R3 hat die Form: f1 (x1 , x2 , x3 ) f2 (x1 , x2 , x3 ) f3 (x1 , x2 , x3 ) f(x) = f1 (x) f2 (x) f3 (x) ! = ! mit x ∈ R3 und f : R3 → R3 Ableitungen in R3 : ∂x1 fk ∂x2 fk ∂x3 fk ! (x) = ∂fk (x) = (∇fk )(x) ∂x , ∇≡ ∂/∂x1 ∂/∂x2 ∂/∂x3 ! (k = 1, 2, 3) Nomenklatur: I ∇fk heißt der Gradient von fk I ∇ wird als Nabla-Operator bezeichnet Rechenregeln für ∇-Operator: [∇(f + g )] (x) = (∇f )(x) + (∇g )(x) [∇(fg )] (x) = (g ∇f )(x) + (f ∇g )(x) [∇(g ◦f )] (x) = g 0 (f (x))(∇f )(x) Mathematischer Vorkurs 5.2 Vektoranalysis im dreidimensionalen Raum Die Divergenz Gradient und Divergenz Beispiele: 1. (∇r ) (x) = ∂r /∂x1 ∂r /∂x2 ∂r /∂x3 ! = x1 /r x2 /r x3 /r ! mit r (x) ≡ |x| = (x12 + x22 + x32 )1/2 = x/r = x̂ 2. [∇(g ◦r )] (x) = g 0 (r )(∇r )(x) = g 0 (r )x/r = g 0 (r )x̂ 3. Spezialfall: (∇r ν )(x) = νr ν−1 x̂ 4. Skalarprodukt des ∇-Operators mit Vektorfeld f: ( Divergenz“ von f) ” X ∂fl ∂f1 ∂f2 ∂f3 (∇ · f)(x) = (x) + (x) + (x) = (x) ∂x1 ∂x2 ∂x3 ∂xl 3 l=1 Rechenregeln für Divergenz: [∇ · (f + g)] (x) = (∇ · f)(x) + (∇ · g)(x) [∇ · (λf)] (x) = (∇λ)(x) · f(x) + λ(∇ · f)(x) [∇ · (f × g)] (x) = 3 X j,k,l=1 Å ã 3 X ∂ ∂fk ∂gl εjkl (fk gl ) = εjkl gl + fk ∂xj ∂xj ∂xj j,k,l=1 = g(x) · (∇ × f)(x) − f(x) · (∇ × g)(x) Mathematischer Vorkurs 5.2 Vektoranalysis im dreidimensionalen Raum Die Rotation Die Rotation Nomenklatur: Explizite Form: ∇ × g heißt die Rotation von g (∇ × g)i = εijk ∂xj gk ∂x2 g3 − ∂x3 g2 ∂x3 g1 − ∂x1 g3 ∂x1 g2 − ∂x2 g1 ∇×g = ∂2 g3 − ∂3 g2 ∂3 g1 − ∂1 g3 ∂1 g2 − ∂2 g1 ! = bzw. (Summationskonvention) ! (zyklisch!) Rechenregeln für Rotation: [∇ × (f + g)] (x) = (∇ × f)(x) + (∇ × g)(x) [∇ × (λf)] (x) = λ(x)(∇ × f)(x) + (∇λ)(x) × f(x) [∇ × (f × g)] (x) = [(g · ∇)f + f(∇ · g) − g(∇ · f) − (f · ∇)g] (x) denn . . . (mit der Summationskonvention) [∇ × (f × g)]i = εijk ∂j εklm (fl gm ) = (δil δjm − δim δjl )∂j (fl gm ) = ∂j (fi gj ) − ∂j (fj gi ) = gj ∂j fi + fi ∂j gj − fj ∂j gi − gi ∂j fj = (g · ∇)fi + fi (∇ · g) − (f · ∇)gi − gi (∇ · f) Mathematischer Vorkurs 5.2 Vektoranalysis im dreidimensionalen Raum Divergenz & Rotation - Beispiele Divergenz & Rotation - Beispiele Beispiele: 1. ∇ · x = ∂j xj = mit r (x) = (x12 + x22 + x32 )1/2 , ∂xj j=1 ∂xj P3 = ∂x1 ∂x1 + ∂x2 ∂x2 2. (∇ × x)i = εijk ∂j xk = εijk δjk =! 0 + ∂x3 ∂x3 ⇒ ρ = (x12 + x22 )1/2 =3 ∇×x=0 3. ∇ · (r x) = (∇r ) · x + r (∇ · x) = 1r x · x + 3r = 4r 4. ∇ × (r x) = r (∇ × x) + (∇r ) × x = 0 + 1r x × x = 0 Ç 5. ∇× ñ 6. å −x2 x1 0 ∇ × ρν Ç = Ç −∂3 x1 ∂3 (−x2 ) ∂1 x1 − ∂2 (−x2 ) åô −x2 x1 0 Ç = ρν ∇ × å Ç å = 0 0 2 Ç å Ç å −x2 x1 0 = 2ê3 + νρν−2 x1 x2 0 × å −x2 x1 0 = (2 + ν)ρν ê3 Mathematischer Vorkurs 5.2 Vektoranalysis im dreidimensionalen Raum Kombinationen von Gradient, Divergenz, Rotation Kombinationen von Gradient, Divergenz, Rotation Wichtige Beispiele: 1. [∇ × (∇λ)]i = (εijk ∂j ∂k )λ =! 0 ⇒ ∇×∇=0 2. ∇ · (∇ × f) = εijk ∂i ∂j fk =! 0 3. ∇ · (∇λ) = ∂i ∂i λ = P 3 ∂2 i=1 ∂x 2 i λ = ∆λ , ∆≡ ∂2 i=1 ∂x 2 i P3 4. ”Doppelte Rotation“: [∇ × (∇ × f)]i = εijk ∂j εklm ∂l fm = (δil δjm − δim δjl )∂j ∂l fm = ∂j (∂i fj − ∂j fi ) Nomenklatur: ⇒ ∇ × (∇ × f) = ∇(∇ · f) − ∆f ∆ heißt Laplace-Operator Rechenregeln für Laplace-Operator: [∆(λ + µ)] (x) = (∆λ)(x) + (∆µ)(x) ∆(λµ) = ∇ · (λ∇µ + µ∇λ) = λ∆µ + µ∆λ + 2(∇λ) · (∇µ) ∆(f · g) = ∆(fi gi ) = ∇ · (fi ∇gi + gi ∇fi ) = fi ∆gi + gi ∆fi + 2(∇fi ) · (∇gi ) Mathematischer Vorkurs 5.2 Vektoranalysis im dreidimensionalen Raum Der Laplace-Operator Laplace-Operator - Beispiele Rechenregeln für Laplace-Operator: [∆(λ + µ)] (x) = (∆λ)(x) + (∆µ)(x) ∆(λµ) = ∇ · (λ∇µ + µ∇λ) = λ∆µ + µ∆λ + 2(∇λ) · (∇µ) ∆(f · g) = ∆(fi gi ) = ∇ · (fi ∇gi + gi ∇fi ) = fi ∆gi + gi ∆fi + 2(∇fi ) · (∇gi ) Beispiele: mit r (x) = (x12 + x22 + x32 )1/2 , ρ(x) = (x12 + x22 )1/2 ∆r ν = ∇ · (νr ν−2 x) = ν (∇r ν−2 ) · x + r ν−2 (∇ · x) = ν (ν − 2)r ν−4 x · x + 3r ν−2 = ν(ν + 1)r ν−2 ∆ 1 ! =0 r r 6= 0 für " ∆ρν = ∇ · νρν−2 x1 x2 0 ρν − 1 ∆ ln(ρ) = lim ∆ ν→0 ν !# = ν (ν − 2)ρν−4 ρ2 + 2ρν−2 = ν 2 ρν−2 = lim ν→0 1 ! ∆ρν = lim νρν−2 = 0 ν→0 ν für ρ 6= 0 Mathematischer Vorkurs Kapitel 6: Integration & Integrale Inhaltsverzeichnis I I I 6.1 Integration & Integrale 6.2 Zweidimensionale Integrale 6.3 Dreidimensionale Integrale 6.1 Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Unbestimmte und bestimmte Integrale 6.1 Integration & Integrale Unbestimmtes Integral F (x) : 0 F (x) = f (x) ⇒ ß F heißt Stammfunktion unbestimmtes Integral ™ von f Bemerkungen: I Stammfunktion nicht eindeutig: Fa (x) ≡ F (x) + a I Notation: (a ∈ R) Z {Fa | a ∈ R} = Bestimmtes Integral: Z d F dx a ⇒ = F0 = f Z dx f (x) bzw. dx f (x) = F + a x2 dx f (x) ≡ F (x2 ) − F (x1 ) Bemerkungen: I R x1 I R x12 x x1 x1 dx f (x) = F (x1 ) − F (x1 ) = 0 dx f (x) = F (x2 ) − F (x1 ) = − [F (x1 ) − F (x2 )] = − I Geometrische Interpretation: Fläche unter Kurve f (x) R x1 x2 dx f (x) Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Zur geometrischen Interpretation der Integration Zur geometrischen Interpretation der Integration Fundamentalsatz der Analysis: Z x2 dx f (x) ≡ F (x2 ) − F (x1 ) , x1 Beweis: 1 lim h↓0 h ñZ x2 +h Z x2 dx f (x) − x1 ô dx f (x) x1 Z d dx2 1 = lim h↓0 h Z x2 dx f (x) = f (x2 ) x1 x2 +h dx f (x) = lim h↓0 x2 h f (x2 ) = f (x2 ) h f (x) x0 x1 x2 x2 + h Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Beispiele unbestimmter Integrale Beispiele unbestimmter Integrale R dx f (x) 2 f (x) 2xe x 2 ex + a √ ln x + x 2 + 1 + a (x 2 + 1)− 2 ln[tan(x)] + a 2/ sin(2x) xx + a [1 + ln(x)] x x x ln(x) − x + a ln(x) arcsin(x 2 ) + a 2x/(1 − x 4 ) 2 arctan(e x ) + a e x /(1 + e 2x ) asin(x) + ā asin(x) ln(a) cos(x) 1 1 x Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Beispiele unbestimmter Integrale Beispiele unbestimmter Integrale Weitere Beispiele: Z dx 1 = ln(|x|) + a x Z 1 dx √ = arcsin(x) + a 1 − x2 Z p 1 2 = ln x + x − 1 + a dx √ x2 − 1 Z dx tan(x) = − ln |cos(x)| + a Z 1 = ln tan( 12 x) + a sin(x) dx Z dx e 3x = 13 e 3x + a Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Riemann-Summen & numerische Integration Riemann-Summen Riemann-Summe: Wähle {xk , xk∗ } mit a ≡ x0 < x1 < x2 < · · · < xN ≡ b SR ≡ N X (xk − xk−1 )f (xk∗ ) xk∗ ∈ [xk−1 , xk ] , k=1 Betrachte Limes: N → ∞ mit limN→∞ maxk (xk − xk−1 ) = 0 ⇒ lim N X N→∞ (xk − xk−1 )f (xk∗ ) Z dx f (x) = a k=1 b Riemann-Unter/Obersumme , falls Limes existiert Nomenklatur: Funktion f heißt Riemann-integrierbar falls Limes N → ∞ existiert f (x) Beispiel: Limes existiert für alle kontinuierlichen Funktionen f Spezialfall: (Mittelpunktsformel) b−a N ∗ 1 xk ≡ 2 (xk + xk−1 ) ≡ xk− 1 xk ≡ a + kε , ε ≡ a = x0 xk−1 xk xN = b x 2 Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Riemann-Summen & numerische Integration Die Mittelpunktsformel Wahl der {xk , xk∗ } in der Riemann-Summe: b−a N xk ≡ a + kε , ε ≡ xk∗ ≡ 12 (xk + xk−1 ) = a + (k − 12 )ε ≡ xk− 1 , 2 Mittelpunktsformel: b Z dx f (x) − N X 2 a f 0 (b) − f 0 (a) (N → ∞, ε ↓ 0) k=1 (mit x ≡ xk− 1 + y ) denn: N xk k=1 xk−1 X Z f (x) 1 2 ε 24 εf (xk− 1 ) ∼ dx î ó 2 N Z X f (x) − f (xk− 1 ) = 2 2 = 2 dy − 12 ε k=1 ∼ 1ε 2 N Z X 1 3 dy − 12 ε k=1 (xk− 1 , f (xk− 1 )) 1ε 2 N X 3 1 ε 2 î î ó f (xk− 1 + y ) − f (xk− 1 ) 2 2 0 f (xk− 1 )y + 2 00 1 00 f (xk− 1 )y 2 2 2 1 2 ε 24 f (xk− 1 ) = 2 k=1 xk−1 x xk εf 00 (xk− 1 ) 2 k=1 b Z ∼ N X + ... ó dx f 00 (x) = 1 2 ε 24 1 2 ε 24 f 0 (b) − f 0 (a) a Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Einfache Anwendung: die Stirling-Formel Einfache Anwendung: die Stirling-Formel √ n! ∼ nn e −n 2πn Stirling-Formel: Ç (n → ∞) I Abschätzung mit Hilfe der Mittelpunktsformel: ln(n!) = n X n+ Z ln(j) ∼ j=1 1 2 1 2 n+ 1 2 dj ln(j) = [ j ln(j) − j ] 1 Fehler ∼“ ” → Konstante für n → ∞ å 2 1 = (n + 12 ) ln(n + 12 ) − n + Konstante ⇒ n! ∝ nn+ 2 e −n I Vergleich mit exakten Ergebnissen: (n → ∞) √ [ definiere: S(n) ≡ nn e −n 2πn ] n!/[S(n)(1 + 1 )] 12n n n!/S(n) 1 1,08443755 1,00101928 5 1,01678399 1,0001154 10 1,00836536 1,00003176 50 1,00166803 1,00000136 100 1,00083368 1,00000035 Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Einfache Anwendung: die Stirling-Formel Die Trapezformel Die Trapezformel: b Z dx f (x) − a N X 1 2 ε 21 [f (xk−1 ) + f (xk )] ∼ − 12 ε f 0 (b) − f 0 (a) (ε ↓ 0) k=1 Herleitung: N XZ (mit x ≡ xk−1 + y ) xk dx f (x) − 1 2 ! [f (xk−1 ) + f (xk )] = N Z X − 12 xk−1 k=1 ∼ ε XZ = − 12 f (x) − 12 dy y (ε − y )f 00 (xk−1 + y ) k=1 N 0 X 00 Z = xk−1 0 N X Z 00 εf (xk−1 ) ∼ 1 2 − 12 ε b dx f 00 (x) a k=1 0 x xk ε dy y (ε − y ) f (xk−1 ) k=1 1 2 − 12 ε dx (x−xk−1 )(xk −x)f 00 (x) xk−1 k=1 N xk 1 = − 12 ε f (b) − f 0 (a) 2 Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Die Substitutionsregel Die Substitutionsregel Kettenregel der Differentiation: (G ◦f )0 (x) = G 0 (f (x)) f 0 (x) = g (f (x)) f 0 (x) Konsequenz für Integration: Z (Substitutionsregel) y Z dη g (η) = G (y ) = (G ◦f )(x) = f (x) = e x = y Beispiel 1: Z x eξ dξ = 1 + eξ Beispiel 2: Z dη 1− , Z η2 = = dξ g (f (ξ)) f 0 (ξ) x ξ ξ 0 Z dξ g (e )(e ) = , 1 1+y ex g (y ) = p p 1 − y2 Z 2 [ f (x) = y ] 1 = ln(1 + e x ) + a 1+η dη x dξ Z x g (y ) = f (x) = sin(x) = y y p Z [G 0 (y ) ≡ g (y )] 1 − sin (ξ) cos(ξ) = , Df ⊂ − π2 , π 2 x dξ cos2 (ξ) x dξ = 12 x + 1 2 1 2 [1 + cos(2ξ)] = 21 x + sin(x) cos(x) + a = 1 2 1 4 sin(2x) + a arcsin(y ) + 12 y p 1 − y2 + a Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Die Substitutionsregel Die Substitutionsregel ® Beispiel 3: Z x dξ p ξ 1− ξ2 f (x) = 1 − x 2 g (y ) = − 2√1 y = − 12 = x Z dξ Integral: (1 − ξ 2 )0 p 1− − 12 1 dη √ η √ y = − η +a p =− Alternativ: Z x dξ p dη p R dη p η = cos(ξ) R dη p η = sinh(ξ) 1 − x2 + a R 1 − η2 η2 + 1 dη √ 1 η = sin(ξ) dη √ 12 η = cosh(ξ) dη √ 12 η = sinh(ξ) 1−η 2 x Z =− 1 − ξ2 =− d p dξ 1 − ξ2 dξ R x 1 − ξ2 R p p =− −1 η2 (direkte Integration) ξ 1 = sec(ξ) η = cos(ξ) oder: η = cosh(ξ) R ξ2 y Z Substitution: η −1 η +1 Weitere Substitutionsbeispiele 1 − x2 + a Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Partielle Integration Partielle Integration Produktregel der Differentiation: (fg )0 = f 0 g + fg 0 Konsequenz: ⇒ fg 0 = (fg )0 − f 0 g (partielle Integration) Z Z 0 dx f (x)g (x) = f (x)g (x) − unbestimmtes Integral: Z bestimmtes Integral: b b dx f (x)g 0 (x) = f (x)g (x)a − a Beispiel 1: Z dx Z dx p p f (x) = 1− x2 √ Z b dx f 0 (x)g (x) a 1 − x2 , g (x) = x Z =x p 1− x2 =x p 1− x2 1 − x 2 = 12 x dx f 0 (x)g (x) p (−x 2 ) − dx √ 1 − x2 Z p − 1 − x2 + dx 1 2 1− x2 Z + arcsin(x) + a 1 dx √ 1 − x2 ⇒ Mathematischer Vorkurs 6.1 Integration & Integrale Partielle Integration Partielle Integration Beispiel 2: f (x) = arcsin(x) , g (x) = x Z Z x dx √ 1 − x2 dx arcsin(x) = x arcsin(x) − = x arcsin(x) + Beispiel 3: f (x) = ln(x) , Z dx ln(x) = x ln(x) − In ≡ Z R 1 x = x ln(x) − x + a x dx dx (x n /n!)e −x f (x) = x m /m! ; xn d xn dx (−e −x ) = − e −x + n! dx n! In = 1 − x2 + a g (x) = x Z Beispiel 4: p Z , g (x) = −e −x x n−1 −x e (n − 1)! dx n n m=1 m=0 X x m −x X x m −x x n −x = In−1 − e = . . . = I0 − e =− e +a n! m! m! Mathematischer Vorkurs 6.2 Zweidimensionale Integrale Riemann-Summen 6.2 Zweidimensionale Integrale x2 Berechnung zweidimensionaler Integrale: ß I Betrachte endliches abgeschlossenes ™ Gebiet G ⊂ R2 G I Betrachte Funktion f (x1 , x2 ) , stetig auf G x1 ß I Definiere: f (x1 , x2 ) falls (x1 , x2 ) ∈ G 0 sonst I Ausdehnung des Integrationsbereichs: fG (x1 , x2 ) = ZZ ZZ dx1 dx2 f (x1 , x2 ) = dx1 dx2 fG (x1 , x2 ) R2 G Zweidimensionale Integrale als Riemann-Summe“ ” Integrationsreihenfolge beliebig: Z ïZ ∞ dx1 −∞ ò ∞ dx2 fG (x1 , x2 ) −∞ [ falls f (x1 , x2 ) stetig im Gebiet G ] ! = Z ïZ ∞ dx2 −∞ Aber Vorsicht, falls f (x1 , x2 ) nicht stetig ist! ò ∞ dx1 fG (x1 , x2 ) −∞ Mathematischer Vorkurs 6.2 Zweidimensionale Integrale Zweidimensionale Integrale - Beispiele Zweidimensionale Integrale - Beispiele Beispiel 1: f (x1 , x2 ) = 1 G = (x1 , x2 ) 2 ≤ x1 ≤ 3 , (x1 )2 ≤ x2 ≤ (x1 )3 , Zweidimensionales Integral: ZZ 3 Z dx1 dx2 = dx1 G (x1 )2 2 2 p 1 − (x1 )2 x1 ≡ sin(ϕ) , cos2 (ϕ) = 1−(x1 )2 Z dx1 dx1 dx2 f (x1 , x2 ) = G √ Z1 ZZ 2 G = (x1 , x2 ) | (x1 )2 + (x2 )2 ≤ 1 , x2 ≥ 0 , Zweidimensionales Integral: dx2 x2 −1 1 2 dx1 (x1 )3 − (x1 )2 3 3 4 3 1 1 = 4 (x1 ) − 3 (x1 ) = 16 41 − 6 13 = 9 11 12 f (x1 , x2 ) = x2 = 3 Z dx2 = 2 Beispiel 2: p 1 − (x1 )2 = dϕ cos4 (ϕ) = 1 8 1 2 [1 + cos(2ϕ)] Z1 dx1 1 − (x1 )2 1 2 3/2 −1 0 π/2 Z (x1 )3 Z Z −π/2 π/2 dϕ [1 + cos(2ϕ)]2 = 18 (π + 0 + 21 π) = −π/2 3π 16 Mathematischer Vorkurs 6.2 Zweidimensionale Integrale Die Integrationsreihenfolge Zweidimensionale Integrale - die Integrationsreihenfolge Integrationsreihenfolge beliebig: Z ïZ ∞ dx1 Z −∞ ∞ ïZ ò 1 Z dx1 0 Z 0 0 1 0 dx2 x1−2 0 Z 1 Z ⇒ 0 1 Z f (x2 , x1 ) = −f (x1 , x2 ) å 1 + Z dx2 x2−2 1 dx1 (−1) = −1 = x1 1 0 Z dx1 f (x2 , x1 ) = − dx2 0 x1 Wähle Gebiet G = [0, 1]2 mit x1 dx1 − dx1 f (x1 , x2 ) = − dx2 0 Ç Z 1 Z dx2 f (x1 , x2 ) = Z −x1−2 (x2 )−2 (0 < x1 < x2 < 1) −2 − (x1 ) (0 < x2 < x1 < 1) 0 (sonst) 1 0 1 G −∞ Daher: Z x2−2 dx1 fG (x1 , x2 ) Vorsicht, falls f (x1 , x2 ) nicht stetig ist: f (x1 , x2 ) = x2 1 ∞ dx2 −∞ ( [ falls f (x1 , x2 ) stetig im Gebiet G ] dx2 fG (x1 , x2 ) −∞ ! = ò ∞ 1 Z dx1 0 1 dx2 f (x1 , x2 ) = +1 0 Mathematischer Vorkurs 6.2 Zweidimensionale Integrale Polarkoordinaten Zweidimensionale Integrale - Polarkoordinaten Polarkoordinaten: (x1 , x2 ) ≡ (ρ cos(ϕ), ρ sin(ϕ)) f¯G (ρ, ϕ) ≡ fG (ρ cos(ϕ), ρ sin(ϕ)) , Zweidimensionales Integral in Polarkoordinaten: ZZ ∞ Z dx1 dx2 f (x1 , x2 ) = 2π Z dϕ ρf¯G (ρ, ϕ) dρ G 0 0 x2 Beispiel 1: dϕ G = R2 ρdϕ Zweidimensionales Integral: dρ ∞ Z 2π Z dϕ ρf¯G (ρ, ϕ) = dρ ϕ 0 0 ÅZ x1 0 f¯G = e −ρ sin2 (ϕ) , ∞ = |x| = ρ + dρ dρ ρe −ρ ãïZ ò 2π 2 dϕ sin (ϕ) 0 =π 0 |x| = ρ Mathematischer Vorkurs 6.2 Zweidimensionale Integrale Polarkoordinaten - Beispiele Zweidimensionale Integrale - Polarkoordinaten Beispiel 2: G = R2 fG (x1 , x2 ) = e −[(x1 ) , Zweidimensionales Integral: ÅZ ∞ dx e −x 2 ã2 ÅZ ∞ = dx1 e −∞ −x12 2 +(x2 )2 ] ãÅZ ∞ dx2 e ∞ Z dx1 dx2 fG (x1 , x2 ) = ∞ = Fazit: √ π= Z ∞ dx e −∞ Allgemeine Definition: Z dρ 0 dρ 2π dx1 dx2 e −[(x1 ) 2 dϕ ρ e −ρ = π 2π dϕ ρf¯G (ρ, ϕ) 0 Z 0 −x 2 ZZ = Z 0 Z ã −x22 2 −∞ −∞ ZZ = f¯G (ρ, ϕ) = e −ρ , ∞ dy e −y = π 0 Z =2 0 Γ(z) ≡ ∞ e −y dy √ = 2 y R∞ 0 Z ∞ 0 dy y z−1 e −y 1 dy y − 2 e −y = Γ 1 2 2 +(x2 )2 ] Mathematischer Vorkurs 6.3 Dreidimensionale Integrale Riemann-Summen 6.3 Dreidimensionale Integrale Gebiet G ⊂ R3 I Betrachte: ß I Definiere: fG (x) = , Funktion f (x) , x ≡ (x1 , x2 , x3 ) falls x ∈ G sonst f (x) 0 I Ausdehnung des Integrationsbereichs: ZZZ ZZZ dx f (x) = dx fG (x) R3 G I Integrationsreihenfolge beliebig, falls f (x) stetig im Gebiet G Beispiel: f (x) = 1 , G = {x | x1 ≥ 0 , x2 ≥ 0 , x3 ≥ 0 , x1 + x2 + x3 ≤ 1} Z dx1 0 1−x1 −x2 1−x1 Z1 dx2 dx3 = 0 1−x1 Z1 Z = 0 Z 1 2 dx1 (1 − x1 )2 − 12 (1 − x1 )2 dx2 (1 − x1 − x2 ) = dx1 0 0 Z1 Z 0 1 dx1 (1 − x1 )2 = 0 1 2 1 Z 0 1 dx1 (x1 )2 = 16 (x1 )3 = 0 1 6 Mathematischer Vorkurs 6.3 Dreidimensionale Integrale Kugelkoordinaten Dreidimensionale Integrale - Kugelkoordinaten Kugelkoordinaten: x ≡ (r cos(ϕ) sin(ϑ), r sin(ϕ) sin(ϑ), r cos(ϑ)) f¯G (r , ϕ, ϑ) ≡ fG (r cos(ϕ) sin(ϑ), r sin(ϕ) sin(ϑ), r cos(ϑ)) Dreidimensionales Integral in Kugelkoordinaten: ZZZ Z dx f (x) = G ∞ Z dr 0 x3 π Z 2π dϑ 0 r ϑ dr Z dΩ r 2 f¯G (r , Ω) 0 dr dϑ Einfachere Notation: ( Raumwinkel“) ” (ϑ, ϕ) ≡ Ω x2 x1 ∞ dx → r 2 sin(ϑ)dr dϑ dϕ 0 ϕ Z Volumenelement: r dϑ r sin(ϑ) dϕ r sin(ϑ)f¯G (r , ϑ, ϕ) = 0 dϕ r sin(ϑ)dϕ r cos(ϑ) 2 sin(ϑ)dϑdϕ ≡ dΩ Mathematischer Vorkurs 6.3 Dreidimensionale Integrale Integrale mit sphärischer Symmetrie Dreidimensionale Integrale mit sphärischer Symmetrie Spezialfall: f¯G (r , ϕ, ϑ) = f¯G (r ) G = {x | r1 ≤ |x| ≤ r2 } , Dreidimensionales Integral: ZZZ ∞ Z dx f (x) = Z dr G dΩ 0 Å R Interpretation: dΩ = ∞ r 2 f¯G (r ) dr dΩ Z ∞ = 4π Fläche einer Kugel mit Radius Eins im dreidimensionalen Raum dr r 2 f¯G (r ) 0 ã ≡ S3 (1) [ mit S3 (r ) = r 2 S3 (1) = 4πr 2 ] Z π Z dΩ = 2π Z π dϕ sin(ϑ) = 2π [− cos(ϑ)] = 4π dϑ 0 Beispiel: f (x) = 1 = ãZ 0 Berechnung von S3 (1) : S3 (1) = ÅZ r 2 f¯G (r ) 0 0 G = x | (x1 )2 + (x2 )2 + (x3 )2 ≤ 1 , Dreidimensionales Integral: ZZZ 1 Z 2 dx f (x) = 4π G dr r = 4π 1 3 r 3 0 1 4π = 0 3 Mathematischer Vorkurs 6.3 Dreidimensionale Integrale Zylinderkoordinaten Dreidimensionale Integrale - Zylinderkoordinaten Analog: Zylinderkoordinaten x ≡ (ρ cos(ϕ), ρ sin(ϕ), x3 ) f¯G (ρ, ϕ, x3 ) ≡ fG (ρ cos(ϕ), ρ sin(ϕ), x3 ) Dreidimensionales Integral in Zylinderkoordinaten: Z Z dx fG (x) = ∞ x3 2π Z dϕ dρ 0 x2 Z 0 ∞ dx3 ρf¯G (ρ, ϕ, x3 ) −∞ x⊥ ≡ (x1 , x2 ) dϕ Definition: ρdϕ Volumenelement: dx → ρdρ dϕ dx3 dρ Beispiel: ϕ f (x) = µ (x1 )2 + (x2 )2 (0, 0, x30 ) x1 |x⊥ | = ρ + dρ |x⊥ | = ρ G = {x | 0 ≤ x3 ≤ H , 0 ≤ (x1 )2 + (x2 )2 ≤ R 2 Mathematischer Vorkurs 6.3 Dreidimensionale Integrale Zylinderkoordinaten Dreidimensionale Integrale - Zylinderkoordinaten Analog: Zylinderkoordinaten x ≡ (ρ cos(ϕ), ρ sin(ϕ), x3 ) f¯G (ρ, ϕ, x3 ) ≡ fG (ρ cos(ϕ), ρ sin(ϕ), x3 ) Dreidimensionales Integral in Zylinderkoordinaten: Z ∞ Z dx fG (x) = Z 2π Z dϕ dρ dx3 ρf¯G (ρ, ϕ, x3 ) −∞ 0 0 ∞ Beispiel: f (x) = µ (x1 )2 + (x2 )2 G = x | 0 ≤ x3 ≤ H , 0 ≤ (x1 )2 + (x2 )2 ≤ R 2 , Integral in Zylinderkoordinaten: Z Z dx fG (x) = µ H Z dx3 0 R Z dρ 0 2π 3 dϕ ρ = 2πµH 0 1 4 ρ 4 R 1 = 2 πµHR 4 0 Physikalische Interpretation von 12 πµHR 4 = 12 MR 2 mit M ≡ πµHR 2 : Trägheitsmoment bzgl. der ê3 -Achse eines homogenen Zylinders mit der Höhe H, dem Radius R, der Massendichte µ und der Masse M Mathematischer Vorkurs Kapitel 7: Differentialgleichungen Inhaltsverzeichnis I I I 7.1 Gewöhnliche Differentialgleichungen 7.2 Weitere Differentialgleichungen der Mechanik 7.3 Allgemeine Lösungsverfahren 7.1 Mathematischer Vorkurs 7.1 Gewöhnliche Differentialgleichungen Allgemeine Form & erste Beispiele 7.1 Gewöhnliche“ Differentialgleichungen ” Gewöhnliche Differentialgleichungen . . . I . . . der ersten Ordnung: I . . . der zweiten Ordnung: I . . . der n-ten Ordnung: f (x, y (x), y 0 (x)) = 0 f (x, y (x), y 0 (x), y 00 (x)) = 0 f (x, y (x), y 0 (x), . . . , y (n) (x)) = 0 Achtung: Z.B. y 0 (x) = y (y (x)) ist keine Differentialgleichung! Beispiele gewöhnlicher Differentialgleichungen: x= b t , ∆t → 0 , y (0) ≡ y0 > 0 , λ > 0 1. Wachstumsprozess: y (t + ∆t) − y (t) = λy (t)∆t , λy (t) = y (t + ∆t) − y (t) ∼ y 0 (t) ∆t Lösung: λ= 1 dy d = ln(y ) y dt dt ⇒ ln[y (t)] = λt + ln(y0 ) analog, mit λ < 0 2. Zerfallsprozess: , y (t) = y0 e λt , Lösung y (t) = y0 e −|λ|t Mathematischer Vorkurs 7.1 Gewöhnliche Differentialgleichungen Allgemeine Form & erste Beispiele Die logistische Differentialgleichung 3. Logistische Gleichung: (< frz. logis = Lebensraum) dN N = λN 1 − dt Nmax (0 ≤ N ≤ Nmax ) Notation: x= b t ; N/Nmax ≡ y , y (0) ≡ y0 ; λ > 0 Zu lösen: dy = λy (1 − y ) , y (0) = y0 dt (0 ≤ y ≤ 1) Pierre François Verhulst (1804 - 1849) Lösungsmethode für die logistischen Gleichung: 1 dy λ= = y (1 − y ) dt 1 1 + y 1−y Daher Lösung: y0 y ! e λt = e λ(t+t0 ) = 1 − y0 1−y dy d d y = [ln(y )−ln(1−y )] = ln dt dt dt 1−y ⇒ y (t) = 1+ 1 − 1)e −λt (y0−1 Mathematischer Vorkurs 7.1 Gewöhnliche Differentialgleichungen Allgemeine Form & erste Beispiele Die logistische Differentialgleichung 3. Logistische Gleichung: (Fortsetzung) dy = λy (1 − y ) , y (0) = y0 dt (0 ≤ y ≤ 1) Daher Lösung: y (t) = y (t) 1+ Nmax 1 , N(t) = −1 −λt 1 + (y0 − 1)e −λt − 1)e (y0−1 Pierre François Verhulst (1804 - 1849) (y0 = 0.01) 1.0 0.8 0.6 Nomenklatur: 0.4 Sigmoidfunktion“ ” 0.2 0.0 0.0 λt 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 Mathematischer Vorkurs 7.1 Gewöhnliche Differentialgleichungen Harmonische Schwingung Gewöhnliche Differentialgleichungen 4. Harmonische Schwingung: my 00 = −λy Lösungsmethode: , x= b t ; y (0) ≡ y0 ; y 0 (0) ≡ y00 , λ > 0 y 00 + ω 2 y = 0 0 = y 0 y 00 + ω 2 yy 0 = d dt ; 1 2 ω≡ p (y 0 )2 + 12 ω 2 y 2 λ/m Erste Integration: 1 (y 0 )2 2 p + 12 ω 2 y 2 = 0 ≡ 12 (y00 )2 + 12 ω 2 (y0 )2 , y 0 = ± 20 − ω 2 y 2 √ 2 Substitution y ≡ ω 0 z → dy /dt 1 dz/dt 1 d ±1= p = √ = arcsin(z) ω 1 − z2 ω dt 20 − ω 2 y 2 ± (ωt + ϕ0) = arcsin(z) ⇒ Lösung: Zweite Integration: √ √ √ 2 2 2 y (t) = ω 0 z(t) = ± ω 0 sin(ωt + ϕ0) ≡ ω 0 sin(ωt + ϕ̄0) √ 2 √ = ω 0 [sin(ωt) cos(ϕ̄0) + cos(ωt) sin(ϕ̄0)] ® 2 0 y0 = ω 0 sin(ϕ̄0) y0 = y0 cos(ωt) + sin(ωt) mit √ ω y00 = 20 cos(ϕ̄0) Mathematischer Vorkurs 7.1 Gewöhnliche Differentialgleichungen Bewegung in allgemeinen Potentialen Gewöhnliche Differentialgleichungen 5. Verallgemeinerung: x = b t ; y (0) ≡ y0 ; y 0 (0) ≡ y00 dv dv 0 d 1 0 2 (y ) + v (y ) y 00 = − (y ) ⇒ 0 = y 0 y 00 + y = 2 dy dy dt Erste Integration: 1 (y 0 )2 2 + v (y ) = 0 , dy /dt Daher: p y0 = ± 2 [0 − v (y )] Zy 1 d ±1= p = dt 2 [0 − v (y )] Zweite Integration: Z dx p 2 [0 − v (x)] y (t) 1 dx p 2 [0 − v (x)] ±t = y0 y (t) implizit bekannt! (z.B. V (x) = − GµM x Anwendung, Ausblick: v (x) = ⇒ 1 Vf (x) µ , Vf (x) = V (x) + im Kepler-Problem) L2 2µx 2 , x = |x| Mathematischer Vorkurs 7.2 Weitere Differentialgleichungen der Mechanik Der freie Fall 7.2 Weitere Differentialgleichungen der Mechanik Typische Differentialgleichung der Mechanik: mẍ(t) = F(t, x(t), ẋ(t)) (2. Newton’sches Gesetz) Nomenklatur: Differentialgleichung heißt ”autonom“, falls Ç Beispiele: 1. Gleichförmige, geradlinige Bewegung: 2 mẍ = m d dt 2 2. Der freie Fall: x1 x2 x3 ! =0 , Lösung: = 0 gilt 3 ungekoppelte autonome Dgln. 2. Ordnung x(t) = x(0) + ẋ(0)t (g = −g ê3 ) 0 0 1 ! mẍ = mg = −mg ê3 = −mg Lösung: x(t) = x(0) + ẋ(0)t − 12 gt 2 ê3 ∂F ∂t å Mathematischer Vorkurs 7.2 Weitere Differentialgleichungen der Mechanik Reibung in Flüssigkeiten Weitere Differentialgleichungen der Mechanik 3. Reibung (in Flüssigkeiten): FR ∝ −ẋ mẍ = −R ẋ (R = Reibungskonstante) Lösungsmethode: ẋ ≡ v Komponentenweise: v̇i = − R vi m ⇒ ⇒ v̇ = − R v m (= b Zerfallsprozess) vi (t) = vi (0)e −Rt/m ⇒ Daher Lösung: Z x(t) − x(0) = Å 4. Reibung t 0 Z 0 dt v(t ) = v(0) 0 t dt e 0 in Gasen, allgemein bei höheren Geschwindigkeiten mv̇ = mẍ = −Rv 2 v̂ 0 −Rt 0 /m v(t) = v(0)e −Rt/m Ä ä m −Rt/m = ẋ(0) 1 − e R ã FR ∝ −|v|2 v̂ : (v ≡ ẋ , v ≡ |v|) Mathematischer Vorkurs 7.2 Weitere Differentialgleichungen der Mechanik Reibung in Gasen Weitere Differentialgleichungen der Mechanik 4. Reibung (in Gasen): mv̇ = mẍ = −Rv 2 v̂ E (t) ≡ 12 mv 2 (t) erfüllt die Differentialgleichung 3/2 d 1 2E dE 2 2 3 = mv = mv · v̇ = −Rv v · v̂ = −Rv = −R ⇒ 2 dt dt m √ √ 2 2 d 1 1 2R −3/2 −1/2 R = −E Ė = (2E ) ⇒ p = p + 3/2 t 3/2 dt m m E (t) E (0) 2 1 Lösung für v (t): E = 2 mv → √ √ √ v (0) 2 2 2R √ = √ + 3/2 t ⇒ v (t) = 1 + Rv (0)t/m m m v (t) m v (0) Lösungsmethode: Wähle o.B.d.A.: v(0) = v (0)ê3 ⇒ v1 (0) = v2 (0) = 0 , v3 (0) = v (0) d R R v̇i = (v · êi ) = − v (v · êi ) = − vvi , vi (0) = v (0)δi3 dt m m Lösung: R v̇i d vi (t) = 0 ∨ − v = = ln |vi | m vi dt Integration: î Rt ó 0 0 R vi (t) = 0 ∨ |vi (t)| = |vi (0)| exp − m dt v (t ) 0 Mathematischer Vorkurs 7.2 Weitere Differentialgleichungen der Mechanik Fall mit Reibung Weitere Differentialgleichungen der Mechanik mv̇ = mẍ = −Rv 2 v̂ 4. Reibung (in Gasen): vi (t) = 0 ∨ î R R t |vi (t)| = |vi (0)| exp − m Lösung: v 1 (t) = 0 , v 2 (t) = 0 , 0 , dt 0 v (t 0 ) v 3 (t) = ó Integration: , v (t) = v (0) 1 + Rv (0)t/m v (0) ! = v (t) 1 + Rv (0)t/m 5. Fall mit Reibung: FR ∝ −v mẍ = mg − R ẋ , mv̇ = −mg ê3 − Rv x1,2 (t) wie in Beispiel 3 und Ä ä ˙v̄3 = v̇3 = − R v3 − g = − R v3 + mg ≡ − R v̄3 m m R m Daher: (wie in Beispiel 3) î mg mg ó −Rt/m v3 (t) + = v̄3 (t) = v̄3 (0) e −Rt/m = v3 (0) + e R R Fazit: mg î mg ó −Rt/m v3 (t) = − + v3 (0) + e R R Integration → mg mî mg ó x3 (t) = x3 (0) − t+ v3 (0) + (1 − e −Rt/m ) R R R Lösung: Mathematischer Vorkurs 7.2 Weitere Differentialgleichungen der Mechanik Der schwingende Aufzug“ ” Weitere Differentialgleichungen der Mechanik 6. Der schwingende Aufzug“: ” mẍ = −mg (t)ê3 − R ẋ Lösungsmethode für x1,2 (t) : Lösungsmethode für x3 (t): − g (t) = v̇3 + =e R v m 3 −Rt/m , 2πt T g (t) = g0 + A sin wie in Beispiel 3 v̇3 (t) = −g (t) − Ä = e −Rt/m e Rt/m v̇3 + d Ä Rt/m ä e v3 dt R m R v (t) m 3 e Rt/m v3 ⇒ ä (e Rt/m = integrierender Faktor“) ” Daher: d Ä Rt/m ä e v3 = −g (t) e Rt/m dt Lösung: î Z v3 (t) = v3 (0)− t 0 0 dt g (t ) e 0 ⇒ e Rt/m Z v3 = v3 (0) − t dt 0 g (t 0 ) e Rt 0 /m 0 Rt 0 /m ó e −Rt/m Z , x3 (t) = x3 (0)+ 0 t dt 0 v3 (t 0 ) Mathematischer Vorkurs 7.3 Allgemeine Lösungsverfahren Die allgemeine lineare Gleichung & integrierende Faktoren 7.3 Allgemeine Lösungsverfahren - die allgemeine lineare Gleichung Motivation: (der ”schwingende Aufzug“) mẍ = −mg (t)ê3 − R ẋ Lösung: , (e Rt/m = integrierender Faktor“) Z t” ó î 0 v3 (t) = v3 (0) − 0 dt g (t ) e 0 Rt /m e 2πt T g (t) = g0 + A sin −Rt/m Z , t x3 (t) = x3 (0) + 0 dt 0 v3 (t 0 ) 0 Allgemeines Muster: (allgemeine lineare Gleichung, wichtig!) Z t du dt 0 a(t 0 ) ⇒ Lösung: = −a(t)u + b(t) , A(t) ≡ dt 0 h i î ó du −A(t) A(t) du A(t) −A(t) d A(t) b(t) = e + a(t)u = e + a(t) e u = e e u dt dt ò dt Z ï t −A(t) 0 dt 0 e A(t ) b(t 0 ) (e A(t) = integrierender Faktor“) ” 0 Spezialfall: (homogene lineare Gleichung, auch wichtig!) du du d î A(t) ó = −a(t)u ⇒ 0 = + a(t)u = · · · = e −A(t) e u dt dt dt u(t) = e ⇒ u(0) + e A(t) u(t) = Konstant = u(0) u(t) = u(0)e −A(t) ⇒ Mathematischer Vorkurs 7.3 Allgemeine Lösungsverfahren Die allgemeine lineare Gleichung & integrierende Faktoren Die allgemeine lineare Gleichung - Beispiele , A(t) = ln(1 + t 2 ) ] î ó du du 2t −A(t) d A(t) u ⇒ 0 = =− + a(t)u = · · · = e e u dt 1 + t2 dt dt 2 u(0) ⇒ e A(t) u(t) = u(0) ⇒ u(t) = u(0)e −A(t) = u(0)e − ln(1+t ) = 1 + t2 2 Beispiel 2: [ lineare Gleichung: a(t) = b(t) = t , A(t) = 21 t ] î 12 ó du du − 12 t 2 d = −tu + t ⇒ t = b(t) = + a(t)u = · · · = e e 2t u dt dt Z ï òdt Beispiel 1: [ homogene lineare Gleichung: a(t) = u(t) = e − 12 t 2 t u(0) + 0 0 dt t e 1 t 02 2 =e − 12 t 2 î 2t 1+t 2 u(0) + (e 1 t2 2 − 1) ó 0 − 21 t 2 = 1 + [u(0) − 1] e Alternative methode? Definiere: ū ≡ u − 1 ⇒ 1 2 d ū du = = −tu + t = −t(u − 1) = −t ū ⇒ ū(t) = ū(0)e − 2 t dt dt Beispiel 3: [ lineare Gleichung: a(t) = 2 , b(t) = e −t , A(t) = 2t ] du d d = −2u + e −t ⇒ e −t = b(t) = · · · = e −2t e 2t u , e 2t u = e t dt dt dt 2t t −2t −t ⇒ e u(t) = u(0) + (e − 1) , u(t) = [u(0) − 1]e +e Mathematischer Vorkurs 7.3 Allgemeine Lösungsverfahren Lösung durch Variablentrennung Lösung durch Variablentrennung Allgemeine Form einer trennbaren“ Differentialgleichung: ” dy f (x) 0 dx Lösungsmethode: Lösung: =y =− dy ! d 0 = f (x) + g (y ) = dx dx Z ïZ g (y ) dx f (x) + dy g (y ) = k Beispiel 1: dy y x −1 = y 0 = − = − −1 , dx x y d d 0= (ln |x| + ln |y |) = (ln |xy |) ⇒ dx dx dy = y 0 = 2x(1 + y 2 ) dx d 2 [x − arctan(y )] = 0 dx dy g (y ) Z dx f (x) + Beispiel 2: ò Z ⇒ 1 1 dy + =0 x y dx ln |xy | = k 2x − , , ⇒ y= 1 dy =0 1 + y 2 dx x 2 − arctan(y ) = k ⇒ λ x ⇒ y = tan(x 2 − k) Beispiel 3: Das Lotka-Volterra-Modell! Lotka-Volterra-Modell Mathematischer Vorkurs 7.3 Allgemeine Lösungsverfahren Lösung einer homogenen Differentialgleichung Lösung einer homogenen Differentialgleichung Allgemeine Form: y 0 = −G yx Lösung: y 0 = (xz)0 = z + xz 0 ⇒ dz/dx 1 + =0 x z + G (z) ⇒ ⇒ definiere z ≡ y x 0 = y 0 + G = z + xz 0 + G (z) Z ln |x| + dz 1 =k z + G (z) , ⇒ y = xz Beispiel: y 0 = tan(α + ϕ) ⇒ [mit x = ρ cos(ϕ) und y = ρ sin(ϕ)] tan(ϕ) + tα tα + y /x y 0 = tan(α + ϕ) = = = −G yx , tα ≡ tan(α) 1 − tα tan(ϕ) 1 − tα y /x ⇒ G (z) = −(tα + z)/(1 − tα z) mit Definiere z = yx Z Z 1 1 − tα z 1 dz = − dz = − arctan(z) + 2 z + G (z) tα (1 + z ) tα ln |x| − Lösung für z(x): Polarkoordinaten: z= y x 1 tα arctan(z) + = tan(ϕ) , 1 2 ln(1 + z 2 ) + a ln(1 + z 2 ) = k x = ρ cos(ϕ) 1 ϕ = k , ρ = ρ0 e ϕ/tα tα Form der Integralkurven: logarithmische Spirale! ln(ρ) − 1 2 ⇒ (ρ0 ≡ e k ) Mathematischer Vorkurs Anhang Peano-Axiome der natürlichen Zahlen Die Peano-Axiome der natürlichen Zahlen (1889) 1. ∃ 1 ∈ N Es gibt eine natürliche Zahl 1 2. (∀m ∈ N)(∃! Nm ∈ N) Jede natürliche Zahl m hat genau einen Nachfolger Nm 3. (∀m ∈ N)(Nm 6= 1) Es gibt keine natürliche Zahl mit 1 als Nachfolger 4. (∀m, n ∈ N)(m 6= n ⇒ Nm 6= Nn ) Unterschiedliche natürliche Zahlen haben unterschiedliche Nachfolger U⊂N , 1∈U 5. m ∈ U ⇒ Nm ∈ U Induktionsaxiom“ ” ™ ⇔ U=N Giuseppe Peano (1858 - 1932) Mathematischer Vorkurs Anhang Distributivität des Vektorprodukts Distributivität des Vektorprodukts Vektorprodukt distributiv wegen: ! a × (b + c) = a × (b⊥ + c⊥ ) = a × b⊥ + a × c⊥ = a × b + a × c a b⊥ a × c⊥ c⊥ b⊥ + c⊥ a × b⊥ a × (b⊥ + c⊥ ) Parallelogramme geometrisch ähnlich! Mathematischer Vorkurs Anhang Details zu Logarithmen und Exponentialfunktionen Details zu Logarithmen und Exponentialfunktionen ß Herleitung von ab Z 1 dx = x ln(ab) = ln(aβ ) = ln(ab) = ln(a) + ln(b) ln(aβ ) = β ln(a) Z1 aβ 1 = x dx 1 ß Herleitung von Z a 1 dx + x a dy βy β−1 1 : ab Z Z1 a ™ 1 dx = x Z 1 =β yβ (mit x ≡ ay ) a Z 1 dx + x 1 a b Z 1 = ln(a) + ln(b) y dy 1 1 = β ln(a) y dy 1 ™ exp(a + b) = exp(a) exp(b) exp(ab) = [exp(a)]b = [exp(b)]a (mit x ≡ y β ) Å : ß mit a ≡ ln(α) b ≡ ln(β) ã exp(a + b) = exp [ln(α) + ln(β)] = exp [ln(αβ)] = αβ = exp(a) exp(b) ! exp(αβ) = exp [β ln(a)] = exp ln(aβ ) = aβ = [exp(α)]β = [exp(β)]α [mit α ≡ ln(a)] a Herleitung von e a+b = e a e b und e ab = (e a )b = e b : · · · folgt direkt aus exp(a) = exp(1·a) = [exp(1)]a = e a (∀a ∈ R) Mathematischer Vorkurs Anhang Beispiele asymptotischen Verhaltens Beispiele asymptotischen Verhaltens Einige Identitäten (∀a > 0): (1) lim x→∞ Zu (1): xa =0 ex (2) x→∞ ln(x) =0 xa f (x) ≡ e − x − 1 > f (0) = 0 ⇒ ex > x + 1 > x ⇒ (2a)2a ya < ey ya x↓0 wegen e 2ax > x 2a ⇒ ⇒ (∀x > 0) ⇒ [mit x ≡ ln(y ) und a ≡ lim y →∞ [ln(y )] y ey > f 0 (x) = e x − 1 > 0 y 2a 2a (∀x, y > 0) (2a)2a ya 0 ≤ lim y ≤ lim =0 y →∞ e y →∞ ya 1 b 1/b Zu (3): lim x a ln(x) = 0 (3) (mit x ≡ y /2a) x Zu (2): lim =0 ⇒ lim y →∞ in (1)] ln(y ) =0 yb [mit x ≡ y −1 in (2)] ln(y −1 ) 0 = lim = − lim y a ln(y ) −a y ↓0 y ↓0 y (∀b > 0) Mathematischer Vorkurs Anhang Herleitung der Kettenregel Herleitung der Kettenregel“ ” Standardkettenregel: f ∈R , x=x ∈R (g ◦f )0 (x) = lim = 1 h→0 h lim 1 h→0 h [(g ◦f )(x + h) − (g ◦f )(x)] = lim 1 h→0 h = lim 1 h→0 h g (f (x) + hf 0 (x)) − g (f (x)) [g (f (x + h)) − g (f (x))] g (f (x)) + hg 0 (f (x))f 0 (x) − g (f (x)) = g 0 (f (x))f 0 (x) [∂x1 (g ◦f )] (x) = g 0 (f (x))(∂x1 f )(x) Verallgemeinerung (x ∈ Rm ): x = (x1 , x2 , . . . xm ) = (x1 , x>1 ) mit x>1 ≡ (x2 , . . . xm ) f (x1 + h, x2 , . . . xm ) − f (x) f (x1 + h, x>1 ) − f (x) (∂x1 f )(x) = lim = lim h→0 h→0 h h [ f ∈ R , x = (x1 , x2 , . . . xm ) ∈ Rm ] Herleitung der Kettenregel: Partielle Ableitung: 1 h h→0 [∂x1 (g ◦f )] (x) = lim [(g ◦f )(x1 + h, x>1 ) − (g ◦f )(x)] 1 h h→0 [g (f (x1 + h, x>1 )) − g (f (x))] = lim 1 h→0 h = lim = lim 1 h h→0 [g (f (x) + h(∂x1 f )(x)) − g (f (x))] g (f (x)) + hg 0 (f (x))(∂x1 f )(x) − g (f (x)) = g 0 (f (x))(∂x1 f )(x) Mathematischer Vorkurs Anhang Das Lotka-Volterra-Modell Das Lotka-Volterra-Modell für den Kampf um das Leben“ ” Räuber-Beute-Modell: du1 = αu1 − au1 u2 dt [A. J. Lotka (1925), V. Volterra (1926)] du2 = −βu2 + bu1 u2 dt , (α, a, β, b > 0) Gleichgewichtsbedingungen: 0= du1 = u1 (α − au2 ) dt , 0= du2 = u2 (−β + bu1 ) dt M ögliche Gleichgewichtslösungen: ß u1 = 0 oder u2 = α/a ⇒ u2 = 0 oder u1 = β/b Å ã Resultat: ui = Notation: 0 0 u1 = 0 u2 = α/a Å und us = ⇒ u1 6= β/b ⇒ u2 = 0 ⇒ u2 = 6 0 ⇒ u1 = βb β/b α/a ã (Abweichung von der Gleichgewichtslösung) Å ã x1 x2 Å = u1 − β/b u2 − α/a ã Mathematischer Vorkurs Anhang Das Lotka-Volterra-Modell Das Lotka-Volterra-Modell Bewegungsgleichungen für x1 (t) und x2 (t): Å ã x1 x2 Å = u1 − β/b u2 − α/a ã ⇒ ẋ1 = u̇1 = u1 (α − au2 ) = −ax2 (β/b + x1 ) ẋ2 = u̇2 = u2 (−β + bu1 ) = bx1 (α/a + x2 ) Differentialgleichung für x2 (x1 ): dx2 /dt bx1 (α/a + x2 ) ! dx2 =− = dx1 /dt ax2 (β/b + x1 ) dx1 dx1 = −ax2 (x1 )(β/b + x1 ) dt ; Lösung durch Variablentrennung: [ mit f (y ) ≡ y − ln(1 + y ) ] ï ò β/b d î Ä a äó ! x2 dx2 x1 αf x2 =a = −b = −b 1 − dx1 α α/a + x2 dx1 β/b + x1 β/b + x1 ñ 1 = −b 1 − 1 + βb x1 d =− dx1 ô ß ï d =− dx1 ß ï Å β b b x1 − ln 1 + x1 b β Å b b β x1 − ln 1 + x1 β β ãò™ ï d =− βf dx1 Å ãò™ b x1 β ãò Mathematischer Vorkurs Anhang Das Lotka-Volterra-Modell Das Lotka-Volterra-Modell Fazit: [ mit f (y ) ≡ y − ln(1 + y ) ] ï Ä Å ãò a ä d b αf x2 + βf x1 =0 dx1 α β Beispiel: ï 1 2 ò ⇒ αf α x2 + βf [ kleine Abweichungen x von us : Ä a ä2 a2 2 b 2 2 1 x2 + x1 = 2 α x2 + 12 β α β α Å b x1 β ã2 Å Äa ä b x1 β ã = konstant f (y ) ∼ 21 y 2 (y → 0) ] = konstant Å Populationszyklen! ã