Einführung in die Topologie (SS 14) Bernhard Hanke Universität Augsburg 11.6.2014 Bernhard Hanke 1 / 11 Definition Es seien C und D Kategorien. Ein (kovarianter) Funktor F : C → D besteht aus zwei Abbildungen F : ob C → ob D, F : mor C → mor D, so dass dom F (f ) = F (dom f ) cod F (f ) = F (cod f ) für alle f ∈ mor C, für alle A ∈ ob C, F (1A ) = 1F (A) F (g ◦ f ) = F (g ) ◦ F (f ) Bernhard Hanke für alle g , f ∈ mor C mit cod f = dom g . Die Sprache der Kategorientheorie 2 / 11 Beispiel I Für die Kategorien Grp, AbGp, Rng , Top, ..., gibt es den Vergissfunktor U in die Kategorie Set. I Sind G und H Gruppen, so ist ein Funktor G → H nichts anderes als ein Gruppenhomomorphismus. I Der Potenzmengenfunktor P : Set → Set schickt eine Menge A zur Menge P(A) aller Teilmengen von A. Für f : A → B ist P(f )(X ) := f (X ) ⊂ B für alle X ⊂ A. I Sind P und Q partiell geordnete Mengen, so ist ein Funktor P → Q nichts anderes als eine ordnungserhaltende Abbildung P → Q. I π0 definiert Funktoren Top → Set und HTop → Set. π1 definiert Funktoren Top ∗ → Grp und HTop ∗ → Grp. Das Fundamentalgruppoid π(X ) definiert einen Funktor Top → Gpd. Bernhard Hanke Die Sprache der Kategorientheorie 3 / 11 Definition Es seien C und D Kategorien. Ein kontravarianter Funktor F : C → D besteht aus zwei Abbildungen F : ob C → ob D, F : mor C → mor D, so dass dom F (f ) = F (cod f ) cod F (f ) = F (dom f ) für alle f ∈ mor C, für alle A ∈ ob C, F (1A ) = 1F (A) F (g ◦ f ) = F (f ) ◦ F (g ) für alle g , f ∈ mor C mit cod f = dom g . F dreht also Pfeile um. Bernhard Hanke Die Sprache der Kategorientheorie 4 / 11 Beispiel Kontravariante Funktoren sind z.B.: I P ∗ : Set → Set mit P ∗ (A) = P(A) = für alle A ∈ ob Set, aber P ∗ (f )(Y ) := f −1 (Y ) für f : A → B und für alle Y ⊂ B. I ∗ : Vectk → Vectk (k ein Körper), k-Vektorraum V ∈ ob Vectk wird abgebildet auf den dualen Vektorraum V ∗ = homk (V , k), lineare Abbildung f : V → W wird abgebildet auf f ∗ : W ∗ → V ∗ , f ∗ (φ) := φ ◦ f für alle φ ∈ homk (V , k). I C von KompHaus in die Kategorie der kommutativen C ∗ -Algebren mit Eins und ∗-Homomorphismen ordnet einem Raum X die Algebra C (X ) der stetigen komplexwertigen Funktionen X → C zu und einer stetigen Abbildung f : X → Y den ∗-Homomorphismus C (f ) : C (Y ) → C (X ), ϕ 7→ ϕ ◦ f . Bernhard Hanke Die Sprache der Kategorientheorie 5 / 11 Definition Es seien F , G : C → D Funktoren. Eine natürliche Transformation α : F → G ist eine Abbildung ob C → mor D A 7→ αA so dass α I A F (A) −→ G (A) für alle A ∈ ob C I für jeden Morphismus A − → B in C das Diagramm f F (f ) F (A) −−−−→ F (B) αA y αB y G (f ) G (A) −−−−→ G (B) kommutiert. Bernhard Hanke Die Sprache der Kategorientheorie 6 / 11 Definition (Fortsetzung) Ist H : C → D ein weiterer Funktor und β : G → H eine natürliche Transformation, so ist auch die Komposition β ◦ α : F → H, (β ◦ α)A := βA ◦ αA eine natürliche Transformation. 1F : F → F , (1F )A = 1F (A) : F (A) → F (A) ist ebenfalls eine natürliche Transformation. Wir erhalten eine Kategorie [C, D] der Funktoren C → D und der natürlichen Transformationen zwischen ihnen. Die Isomorphismen in dieser Kategorie nennen wir natürliche Isomorphismen. Eine natürliche Transformation α ist genau dann ein natürlicher Isomorphismus, wenn alle αA Isomorphismen sind. Bernhard Hanke Die Sprache der Kategorientheorie 7 / 11 Beispiel I Der kovariante Funktor ∗∗ : Vectk → Vectk ist definiert durch V 7→ V ∗∗ , f 7→ f ∗∗ für f : V → W linear. Es gibt eine natürliche Transformation α : 1Vectk → ∗∗ gegeben durch α V V 7→ αV , V −−→ V ∗∗ , αV (v ) := Auswertung auf v . Für endlichdimensionales V ist αV ein Isomorphismus. α definiert einen Isomorphismus in [fdVectk , fdVectk ]. Bernhard Hanke Die Sprache der Kategorientheorie 8 / 11 Beispiel I Es sei LC die Kategorie der lokalkompakten Hausdorffräume, deren Morphismen von X nach Y eigentliche stetige Abbildungen von offenen Teilmengen von X nach Y sind. Einpunktkompaktifizierung ist ein Funktor F : LC → KompHaus ∗ , Entfernung des Basispunktes ein Funktor G : KompHaus ∗ → LC. Die Komposition G ◦ F ist natürlich isomorph zu 1LC und F ◦ G ist natürlich isomorph zu 1KompHaus ∗ . Bernhard Hanke Die Sprache der Kategorientheorie 9 / 11 Überlagerungen Definition Es sei p : X → Y stetig und U ⊂ Y . U wird durch p gleichmäßig überlagert, falls es einen diskreten Raum D und einen Homöomorphismus φ : p −1 (U) ≈ U × D gibt, so dass φ p −1 (U) −−−−→ U × D ≈ py πy U = −−−−→ U kommutiert. p ist eine Überlagerung, falls jeder Punkt in Y eine Umgebung besitzt, die durch p gleichmäßig überlagert wird. Beispiel R → S 1 , t 7→ e 2πit ist eine Überlagerung. Bernhard Hanke Überlagerungen 10 / 11 Es sei p : X → Y eine Überlagerung, Y zusammenhängend. Dann ist y 7→ ](p −1 (y )) konstant, da lokalkonstant. Falls d = ](p −1 (y )) endlich ist, heißt p eine d-blättrige Überlagerung. Ansonsten heißt p eine unendliche Überlagerung. Proposition Es sei p : X → Y eine Überlagerung, γ : [0, 1] → Y ein Weg und x ∈ X mit p(x) = γ(0). Dann gibt es einen eindeutig bestimmten Weg γ e : [0, 1] → X mit γ e(0) = x und p ◦ γ e = γ. Bernhard Hanke Überlagerungen 11 / 11