Brückenkurs Mathematik Geschichte Teil IV: Komplexe Zahlen ì 820 erstmals Problem der Wurzel aus negativen Zahlen belegt: x 2Ÿ4xŸ5 0 x 1, 2 2&Ɓ 45 x 1, 2 2&Ɓ 1 ì 1554 Cardano: „Wenn man mit Wurzeln aus negativen Zahlen rechnen könnte, so wären viele Probleme lösbar 17. Jahrhundert: A& Ɓ B ' imaginäre Zahl' Staatliche Studienakademie Leipzig Studienrichtung Informatik Prof. Dr. Ingolf Brunner 15. September 2011 ì Geschichte (2) Ganze Zahlen ^ x x x Rationale Zahlen Z x x x x Reelle Zahlen \ x x x x x Komplexe Zahlen Q x x x x x X¥^¥Z¥\¥Q Uneinge schränkt x Positiver Radikand x Division Natürliche Zahlen X Subtraktion Multiplika tion Radizieren Addition Grundrechenarten Körper x Ein Körper ist eine mathematische Struktur aus einer Menge M und zwei Verknüpfungen, die üblicherweise als Addition + und Multiplikation * bezeichnet werden, obwohl sie sich von den üblichen Grundrechenarten unterscheiden können Def.: (M,+,*) ist ein Körper, wenn gilt: ì (M,+) ist eine abelsche Gruppe, deren Neutralelement als 0 bezeichnet wird ì (M\{0},*) ist eine abelsche Gruppe, deren neutrales Element als 1 bezeichnet wird. Dabei ist M\{0} die Menge M ohne das Element 0. ì Es gilt das Distributivgesetz a*(b+c)=a*b+a*c ì Definition ì Komplexe Zahlen erweitern den Körper der reellen Zahlen derart, dass sämtliche (nicht konstanten) algebraischen Gleichungen auflösbar werden, z. B. nicht nur x 10 (Reelle Lösungen +1 und -1) sondern auch (Keine reelen Lösungen) x 2 Ÿ10 Eigenschaften ì ì Die erste Komponente des Paares (a,b), also a, nennt man den Realteil der komplexen Zahl (a, b), den zweiten, also b, den Imaginärteil. ì Komplexe Zahlen mit Imaginärteil 0 verhalten sich wie reelle Zahlen: 2 Definition: Eine komplexe Zahl ist ein Paar (a,b) zweier reeller Zahlen a und b. Für die Addition gilt: (a, b) + (c, d) = (a + c, b + d) (d.h. komponentenweise). Für die Multiplikation gilt (a, b)·(c, d) = (a·c - b·d, a·d + b·c). Die Menge Q der Paare reeller Zahlen mit den so definierten Verknüpfungen bildet einen Körper ( Q , +, * ) . ì Ǝa ,0ƏŸƎc , 0Ə ƎaŸc , 0Ə Ǝa ,0Ə·Ǝc ,0Ə Ǝa·c , 0Ə ì Imaginäre Einheit ì Die Zahl (0, 1) bekommt folgende Eigenschaft: 2 Ǝ0,1Ə Ǝ0,1Ə·Ǝ0,1ƏƎ1, 0Ə1 ì Damit sind x=(0, 1) und x=(0, -1) Lösungen der Gleichung x 2Ÿ10 ì Die komplexe Zahl (0, 1) nennt man die imaginäre Einheit, kurz i (oder auch j in der Elektrotechnik). Komplexe Zahlen lassen sich also in Realteil und Imaginärteil zerlegen: Ǝa , bƏƎa ,0ƏŸƎ0, bƏƎa ,0ƏŸƎb , 0Ə·Ǝ0,1ƏaŸb·i ì Konjugiert komplexe Zahl Z*: * Z Ǝa , bƏaŸb·i Z Ǝa ,bƏab·i Jede reele Zahl ist eine komplexe Zahl mit dem Imaginärteil Null “Klammerrechnung” ì Damit kann von der Paarschreibweise zu einer "gewohnten" Schreibweise übergegangen werden, wobei man neben den reellen Zahlen a, b jetzt aber eine weitere Zahl i benutzt, die die Eigenschaft i 2 = -1 besitzt, und die daher auch als "Wurzel aus -1" aufgefasst wird. ì Addition und Multiplikation lassen sich damit als übliche Klammerrechnung interpretieren: Ǝa ,bƏŸƎc , d ƏƎaŸbiƏŸƎcŸdiƏƎaŸcƏŸƎbŸd ƏiƎaŸc ,bŸd Ə Ǝa ,bƏ·Ǝc , d ƏƎaŸbiƏ·ƎcŸdiƏacŸadiŸbciŸbdi 2 acbd ŸƎad ŸbcƏiƎacbd , ad ŸbcƏ ì Komplexe Zahlen sind im Gegensatz zu reellen Zahlen nicht mehr geordnet, d.h. es gibt keine Relation “<” oder “>” zwischen ihnen. Komplexe Ebene Während sich die Menge \ der reellen Zahl an einer Zahlengeraden veranschaulichen lässt, kann man die Menge Q der komplexen Zahlen als Ebene (komplexe Ebene, Gauss'sche Ebene) interpretieren. Die Menge der reellen Zahlen bildet darin die waagerechte Achse, die Menge der rein imaginären Zahlen (d.h. mit Realteil 0) bildet die senkrechte Achse. ì Polardarstellung ì Anstatt durch seine Koordinaten a und b kann ein Punkt in der Ebene auch durch den Abstand vom Ursprung (0,0) und den Winkel zwischen der waagerechten Achse und der Verbindung zum Ursprung beschrieben werden (Polarkoordinaten). rƁ a 2 Ÿb 2 Ƹarctan ƎƏ b a sowie ar·cos Ƹ br·sin Ƹ Man nennt r den Betrag und Ƹ das Argument der Zahl z . Darstellung ì Eulersche Identität ei Ƹ cos ƸŸi sin Ƹ Daraus folgt die Darstellung: zƎa ,bƏaŸbir Ǝcos ƸŸi sin ƸƏr·E ƎƸƏ ì Hierbei ist E ƎƸƏeine komplexe Zahl vom Betrag 1 und vom Argument Ƹ . „Wenn man sich umdreht, schaut man in die andere Richtung.“ Zusammenhang von e, i und π: ei ƳŸ1 0 ì Herleitung der Eulerschen Identität: Sie kann auch wie folgt interpretiert werden: E ƎƸƏe f ƎƸƏ iƸ Damit ergibt sich: zƎa ,bƏaŸbir Ǝcos ƸŸi sin ƸƏr·E ƎƸƏr·ei Ƹ Nenner ist nie Null: 1. Ableitung: Untersuchen f(0): cos ƸŸi sin Ƹ ei Ƹ e ·e e 1 f ' ƎƸƏ 0 n cos 0Ÿi sin 0 f Ǝ0Ə 1 n ei 0 iƸ i Ƹ 0 f ƎƸƏ const. f ƎƸƏ 1 Interpretation der Multiplikation ì ì Dies ermöglicht auch eine geometrische Interpretation der Multiplikation. Mit: Interpretation der Division ì Dies ermöglicht auch eine geometrische Interpretation der Division. Mit: Ǝa ,bƏr·E ƎƸƏr·ei Ƹ Ǝc , d Əs·E ƎƺƏs·ei ƺ Ǝa ,bƏr·E ƎƸƏr·ei Ƹ Ǝc , d Əs·E ƎƺƏs·ei ƺ wird wird Ǝa ,bƏ·Ǝc , d Ər·ei Ƹ·s·ei ƺ r·s·e iƎƸŸƺƏr·s·E ƎƸŸƺƏ Ǝa , bƏ r·ei Ƹ r r ·ei ƎƸƺƏ ·E ƎƸƺƏ iƺ Ǝc , d Ə s s s·e D.h. die Beträge werden multipliziert und die Argumente (Winkel) addiert. ì D.h. die Beträge werden dividiert und die Argumente (Winkel) subtrahiert. Wurzel Logarithmus ln Z ln ƎaŸi bƏ ln Ǝr·ei ƸŸi k 2Ƴ Ə 1 ƁZ Z n n n{\ iƸ r e r Ǝcos ƸŸi sin ƸƏ i ƸŸi k 2 Ƴ r ƎcosƎƸŸk 2 ƳƏŸi sin ƎƸŸk 2 ƳƏƏ r e Rechenregeln für Logarithmen: ln Ǝ x·yƏ ln xŸln y ln Ǝr·e i ƸŸi k 2Ƴ Ə ln r Ÿ ln Ǝe i ƸŸi k 2 Ƴ Ə ln r Ÿ i ƎƸŸk 2ƳƏ Damit folgt: ƁZ Z n 1 n Ǝr e 1 iƸŸi k 2 Ƴ n Ə 1 rn e Kreis mit Radius Ɓ r n Lösungen: k 0,1, 2,... ,Ǝn1Ə (Prinzip Rechenschieber!) i ƸŸi k 2Ƴ n Lösungen: ln Z ln rŸi ƎƸŸk 2ƳƏ n Hauptwert: Ƴ Ź ƎƸŸk 2ƳƏ ¡ Ƴ (Einschränkung auf einen Streifen der komplexen Zahlenebene)