1 - wipo060208.doc c) Öffentliche Güter und Trittbrettfahrer als PD (Weimann, Kap. 4.1+4.2) => Productive State bei Buchanan 5 Spieler, anonym, ohne Kommunikation Jeder hat 10 Marken und kann diese in zwei Richtungen investieren: • private Anlage (bringt dem Investor 0.50) • öffentliche Anlage (bringt JEDEM Spieler 0.25) bi = Betrag, den Spieler i in die öffentliche Anlage investiert; b = (b1, b2...b5) gesellschaftlich optimal: b = argmax 0.5Σ(10-bi) + 1.25Σbi => b* = (10,10,10,10,10) individuell rational: bi = argmax 0.5(10-bi) + 0.25Σbi => bi’ = 0 Zwar bringt jede Einheit bi einen gesellschaftlichen Vorteil 1.25>0.5, aber individuell nur 0.25<0.5 => Gefangenendilemma Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 2 - wipo060208.doc „Lösung“ des Anarchiedilemmas genauer: Wie ist es zu erklären, daß rationale Spieler in Dilemma-Situationen kooperieren? => also Besitz achten, Verträge einhalten, Beiträge zu öffentlichen Gütern geben. 1. Schatten der Zukunft („tit for tat“) => selbstdurchsetzende Verträge 2. Schatten der Vergangenheit (Moral) 3. Schatten der Gerichte („protective state“ bei Buchanan) Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 3 - wipo060208.doc Gerichte (die perfekt funktionieren) => Sanktionsmatrix (q=W’keit einer Verhängung) A, B liefern nicht + zahlen 3,3 1,4 nicht 4,1 2,2 A, B zahlen nicht liefern 0,0 -S,0 nicht 0,-S -T,-T = A, B zahlen nicht liefern 3,3 4-S,1 Mit S>1 wird „zahlen“ beste Antwort auf „liefern und umgekehrt; mit T>1 werden zahlen und liefern dominante Strategien bei q<1 müssen S und T entsprechend erhöht werden (Multiplikatorprinzip) Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de nicht 1,4-S 2-T,2-T 4 - wipo060208.doc Probleme des „protective state“: Produktion selektiver Anreize • Richter war nicht dabei, muß aber entscheiden, was tatsächlich passiert ist => kann er das besser als rein zufällig? (KöNNEN) • Hat er Anreize dazu? (WOLLEN) • Sanktionen müssen glaubwürdig verhängt werden (obwohl das zu sanktionierende Ereignis in Vergangenheit liegt). • Wenn Abschreckung bösen Verhaltens funktioniert, bleiben Gerichte abseits des GG-Pfades; Gerichte müssen existieren, nicht tätig werden; Parteien müssen daran glauben. • Parteien haben Anreiz zu „contracting around“ => außergerichtlicher Vergleich => selektive Anreize? Idee zu den Anreizen: Institution steht mit Gesellschaft in langfristigem (selbstdurchsetzenden) Verhältnis; deswegen hat sie Anreiz, auftragsgemäß kurzfristige Beziehungen zu regeln, die nicht selbstdurchsetzend sind. Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 5 - wipo060208.doc Buchanans Idee: Konstitutionelle und postkonstitutionelle Phase (Contractarians, Sozialvertrag) Auf der konstitutionellen Ebene wird über Grundkonsens entschieden => Schleier der Ungewißheit (Rawls) => langfristige Regeln/Institutionen (protective / productive state) => Einstimmigkeit (stellt Pareto-Optimalität sicher) => normatives Konzept („constitutional fitness“ einer Regel): Hätten sich rationale Individuen vor dem Schleier der Ungewißheit (über ihre spätere Position) EINSTIMMIG auf diese Regel geeinigt? Positive Konstitutionenökonomik: Beschreibung/Erklärung des Entstehens von Verfassungen (D. North: Regeländerungen sind durch Änderungen der Technologie, Relativpreise, Bevölkerungsgröße oder der Informationskosten erklärbar) Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 6 - wipo060208.doc Gegenstände der Entscheidungen in der konstitutionellen Phase: a. Grundlegende Rechte und Institutionen Garantierte Grundrechte (Eigentum, Leben...), Beteiligungsrechte, Staatsaufbau (Gewaltenteilung, Föderalismus) b. Gesellschaftliche Entscheidungsmechanismen Weil in der konstitutionellen Phase nicht jedes Detail geregelt werden kann, sind postkonstitutionell Detail-Entscheidungen und Verfassungsänderungen nötig => wer, wie? => Wahlen, Abstimmungen => Machtzuordnung (Exekutive, Rechtssprechung, Legislative) c. Grundregeln zur Allokation, Verteilung, Stabilisierung Staatsaufgaben, Umverteilung (Transfers, Steuern, aber auch Preissystem) => vor dem „Schleier“ erfüllt Umverteilung ein Versicherungsmotiv (aber anders als „Schutz“) Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 7 - wipo060208.doc Politische Ökonomie Frey in Issing: Bilaterale Interdependenz zwischen Politik und Ökonomie: Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 8 - wipo060208.doc Merkmale dieses (deskriptiven) Modells => Verhalten der Regierung ist endogen, nicht exogen (wie beim „benevolenten Diktator“) => Konsumenten- und Wählersouveränität (Präferenzen), methodologischer Individualismus => Anreiz- und Informationssignale („Preise“) im politischen System (Wiederwahl, Macht, Gruppeninteressen, Steuern) Folgerungen aus dieser Interdependenz: 1. Allokationsverfahren im politischen Bereich ist entscheidend (wird in normativer Wohlfahrtsanalyse ausgeblendet) 2. Keine Eingriffe „von außen“, die WiPol ist im System („außen“ sind allenfalls Entscheidungen auf der konstitutionellen Phase) Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 9 - wipo060208.doc Abgrenzung der Theorien: Wohlfahrtsökonomik: Staat ist benevolent, Ordnung wird ausgeblendet. Ordoliberalismus (Eucken): Staat ist benevolent, Ordnung regelt Interaktion der Bürger. Neue Politische Ökonomie: Politiker sind Eigennutzmaximierer, Ordnung regelt Interaktion von Bürgern und Politk. => Positive Theorie des Staatshandelns (Anreize, Fähigkeiten, Informationen) => Integration der Ökonomische Vertragstheorie und der Evolutorischen Ökonomik Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 10 - wipo060208.doc Vertragstheorie: P = uninformiert, hat positives Interesse an Aktivität des A A = besser informiert, hat negatives Interesse an Aktivität (Arbeitsleid) NPÖ identifiziert zwei Prinzipal-Agenten-Probleme: 1. Staat ist A, Bürger ist P: Tut der Staat, was er soll? • Die richtigen öff. Güter (Präferenzaggregation ohne Märkte) • Effiziente Beschaffung von Zwangsbeiträgen (optimale Besteuerung) • Durchsetzung von Besitz- und Tausch-Recht 2. Staat ist P, Bürger ist A: Tun die Bürger/Unternehmen, was der Staat regulieren will? Lösungsideen: Überwachung oder anreizkompatible Verträge (Entlohnungsstruktur weckt beim A Interesse an Tätigkeit) Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 11 - wipo060208.doc Aggregation individueller Präferenzen zu einer sozialen Entscheidung In der ökonomischen Theorie werden drei Aggregationsmechanismen diskutiert: • Markt (Problem: öffentliche Güter, nat. Monopol, Externalitäten) • Benevolenter Diktator maximiert SWF (Problem: Können, Wollen, Wissen?) • Wahlen, Abstimmungen Wahlen, Abstimmungen • Einstimmigkeit (in konstitutioneller Phase Garant für Pareto-Effizienz) • Mehrheitsregel (2/3, 50%, einfache Mehrheit; Problem: mehr als 2 Optionen) • Condorcet: bei paarweisen Abstimmungen sind zyklische Mehrheiten möglich. • Arrows Diktator-Theorem (Un-/Möglichkeitstheorem, Arrow-Paradox) • Wahlparadox („paradox of voting“) => warum gehen rationale Menschen wählen? Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 12 - wipo060208.doc Forschungsfragen zu Wahlen und Abstimmungen: • sind Wahlen und Abstimmungen (besser als der Markt?) geeignet, um individuelle Präferenzen zu sozialen zu aggregieren? • welche Quoren (Einstimmigkeit, Mehrheit) und Verfahren (etwa: kumulieren, panaschieren), sollten für welche Entscheidungsprobleme gelten? Wie oft sollte neugewählt werden? Einigungskosten und optimales Quorum (Weimann, 5.2) N = Größe der Wählerschaft n = Quorum C = soziale Kosten einer Entscheidung D = Einigungskosten => n* => wenn sich D oder C ändern, ergibt sich anderes n* Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 13 - wipo060208.doc Center for the Study of Law and Economics Universität des Saarlandes - Department of Economics http://rolandkirstein.de 14 - wipo060208.doc Warum ist die 50-Prozent-Regel (absolute Mehrheit) prominent? Während C in n stetig sein dürfte, gibt es bei n>0.5 einen qualitativen Sprung hinsichtlich der Einigungskosten D: für n<0.5 sind mehrere gültige Entscheidungen denkbar. Eine Sprungstelle in D bei 0.5 impliziert Sprungstelle bei C+D; ist diese Sprungstelle größer als das Minimum ohne Sprungstelle (Grafik), dann kann sie das Optimum werden (drei Fälle). 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